Die Schadenminderungs­ pflicht- eine metal110rphe · PDF fileDIE SCHADENMINDERUNGSPFLICHT - EINE METAMORPHE RECHTSFIGUR Die Schadenminderungspflicht­ eine metamorphe Rechtsfigur

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  • Stephan Weber

    Die Schadenminderungs-pflicht - eine metal110rpheRechtsfigur

    Sonderdruck aus:Alfred Koller (Hrsg.)Haftpflicht- und Versicherungsrechtstagung 1999

    Verlag Institut fr Versicherungswirtschaftder Universitt St.Gallen

  • Alfred KollerHerausgeber

    Haftpflicht- undVersicherungsrechtstagung 1999

    Regress und Subrogation: Allgemeine Grundstze .Walter Fellmann

    Der Regress des Krankenversicherers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 29Rudolf Luginbhl

    Der Beweis des natrlichen Kausalzusammenhanges . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 79Helmut Koziol

    Regulierung von Kindersehden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 105Rohert Geisseler

    Die Sehadenminderungspflieht - eine metamorphe Reehtsfigur. . . . . . . . . .. 133Stephan Weber

    Neue Kapitalisierungsinstrumente:Barwerttafeln und Kalkulationsprogramm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 179Mare Schaetzle

  • DIE SCHADENMINDERUNGSPFLICHT - EINE METAMORPHE RECHTSFIGUR

    Die Schadenminderungspflicht -eine metamorphe Rechtsfigur

    STEPHAN WEBER

    INHALTSVERZEICHNIS

    Literaturverzeichnis 134

    I. Begrimiches und eine erste Standortbestimmung 137

    11. Treu und Glauben und die Zumutbarkeitsschranke 139

    111. Haftungsausfllung - die Domne der Schadenminderungspfficht imHaftpichtrecht 1411. Dogmatische Einordnungsversuche 1412. Wenig wirksamer Kausalfilter 1433. Schadenminderung als massgebender Faktor der Schadensberechnung 1474. Die verbleibenden Flle fr die Schadenersatzbemessung 1585. Anrechnung berpflichtmssiger Leistungen 1676. Ersatzfhige Schadenminderungskosten 168

    IV. Die Rettungspfficht - das Pendant im Privatversicherungsrecht 170V. Eingliederung vor Rente - das Credo im Sozialversicherungsrecht 173

    VI. Thesenrormiger Ausklang 176

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  • WEBER

    LITERATURVERZEICHNIS

    Die gngigen schweizerischen Kommentarwerke (Zrcher Kommentar, BernerKommentar, Basler Kurzkommentar) werden im folgenden nicht aufgefhrt. - Zitierweise: Die Autoren werden nur mit dem Verfassernamen, ntigenfalls mit einemprzisierenden Zusatz zitiert. Schweizerische Kommentarwerke werden mit dem Na-men des Bearbeiters und einem Krzel fr den Kommentar (ZrK, BerK, BasK) zi-tiert (z.B. KRAMER, BerK, N ... zu Art.... OR).

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  • WEBER

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    Das Verschulden bei gefahrsprventiven Obliegenheiten, verhaltensbezogenenDeckungsausschlssen und bei der Schadenminderung, in: SCHAERlDudKEu..ER, Das Verschulden im Wandel des Privatversicherungs-, Sozialversi-cherungs- und Haftpflichtrechts, BasellFrankfurt a.M. 1992, S. 159 ff. (zit.SCHAER, Verschulden).

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    STAUFFERISCHAETZLE, Barwerttafeln, 4. A. Zrich 1989.

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    WussOWIKPPERSBUSCH, Ersatzansprche bei Personenschden, 6. A. Mnchen1996.

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  • DIE SCHADENMINDERUNGSPFLICHT - EINE METAMORPHE RECHTSFIGUR

    I. Begriffliches und eine erste StandortbestimmungDer Schadenminderungspflicht kommt nicht nur im Haftpflicht- und Versiche-rungsrecht eine herausragende Bedeutung zu, sie beherrscht auch, was ihreGrundsatzqualittl unterstreicht, gleichermassen das private wie das ffentlicheRecht. Die geschdigte Person hat, dies ein erster Definitionsversuch, alles Zu-mutbare vorzukehren, um den Schaden mglichst gering zu halten.

    Die Bezeichnung Schadenminderungspflicht ist allerdings insofern ungenau; alses weder um die Minderung des Schadens geht, noch um das Auferlegen einerPflicht. Ein bereits eingetretener Schaden kann nicht mehr aus der Welt geschafftwerden, dies jedenfalls, wenn man unter Schaden die konomischen Auswirkun-gen des Haftungsereignisses versteht2 Beeinflussen lassen sich nur die weiterenFolgen und nicht ein bereits eingetretener Vermgensverlust. Im Verletzungs-zeitpunkt stehen Art und Umfang des Schadens meist noch nicht definitiv fest.Eine Krperverletzung kann komplikationslos ausheilen oder aber bleibendeFolgen nach sich ziehen, die sich in Gestalt von Heilungskosten, Erwerbsausfalloder im Todesfall als Versorgungsschaden manifestieren. Die Hhe eines Scha-dens hngt nicht nur von der Intensitt des schdigenden Eingriffs und der Ver-letzungsanfalligkeit des betroffenen Gutes ab, sondern auch vom nachfolgendenVerhalten der geschdigten Person. Sie kann zwar nicht den eingetretenen Scha-den mindern, mglicherweise aber die Verletzungsfolgen beseitigen oder weitereverhindern und einen vernnftigen Aufwand bei der Schadensbeseitigung betrei-ben. Im Grunde geht es also auch bei der Schadenminderung um Schadensver-htung, nmlich um die Verhinderung der vermeidbaren monetren Auswirkun-gen eines Haft