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Die Waffen der Wikinger und Normannen Die Bewaffnung und Rüstung zur Zeit der Wikinger und Normannen vom 9. - 11. Jh. Die Wikinger kannten eine ganze Reihe von Waffen, die für ihr wenig friedfertiges Tätigkeitsfeld sicher auch notwendig waren. Neben Schwert und Schild waren vor allem Speere und Äxte in Gebrauch, aber auch Bogen und Sax. Kettenhemd und Helm rundeten die Kampfausstattung ab. Allerdings konnte sich ein solches Waffenarsenal kaum jeder leisten, die meisten Wikinger mussten sich mit weit weniger begnügen. Das Schwert In der frühen Wikinger-Zeit waren Schwerter oft von minderwertiger Qualität und häufig nur aus einem einzigen Stück Eisen geschmiedet, das zuweilen so weich war, dass man das Schwert während des Kampfes wieder gerade biegen musste. Trotz dieser Mängel – Schwerter waren für den einfachen Mann praktisch unerschwinglich. Qualitativ besser waren Schwerter, die man aus mehreren Lagen von unterschiedlich hartem Eisen zusammengeschweißt hatte. Hierbei wurden entweder zwei Schneiden aus hartem Stahl auf beiden Seiten an einen Schwert-Torso geschweißt oder es wurde ein durchgehend hartes Schwertblatt verwendet und auf der Ober- und Unterseite mit einer Lage weicheren Eisens verschweißt.

Die Waffen Der Wikinger Und Normannen

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Die Waffen der Wikinger und Normannen Die Bewaffnung und Rüstung zur Zeit der Wikinger und Normannen vom 9. - 11. Jh.

Die Wikinger kannten eine ganze Reihe von Waffen, die für ihr wenig friedfertiges Tätigkeitsfeld sicher auch notwendig waren. Neben Schwert und Schild waren vor allem Speere und Äxte in Gebrauch, aber auch Bogen und Sax. Kettenhemd und Helm rundeten die Kampfausstattung ab. Allerdings konnte sich ein solches Waffenarsenal kaum jeder leisten, die meisten Wikinger mussten sich mit weit weniger begnügen.

Das Schwert

In der frühen Wikinger-Zeit waren Schwerter oft von minderwertiger Qualität und häufig nur aus einem einzigen Stück Eisen geschmiedet, das zuweilen so weich war, dass man das Schwert während des Kampfes wieder gerade biegen musste. Trotz dieser Mängel – Schwerter waren für den einfachen Mann praktisch unerschwinglich.

Qualitativ besser waren Schwerter, die man aus mehreren Lagen von unterschiedlich hartem Eisen zusammengeschweißt hatte.Hierbei wurden entweder zwei Schneiden aus hartem Stahl auf beiden Seiten an einen Schwert-Torso geschweißt oder es wurde ein durchgehend hartes Schwertblatt verwendet und auf der Ober- und Unterseite mit einer Lage weicheren Eisens verschweißt.

Doch diese hochwertigen Schwerter wurden anfangs nur im Reich der Franken gefertigt. Interessant ist, dass die Schwerter der rheinischen Manufakturen einen so guten Ruf hatten, dass manche Schmiede ihre Namen als Markenzeichen und damit Qualitätsmerkmal in die Schwertrücken gravierten. Besonders ULFBERTH und INGELRI waren seinerzeit bekannte Marken.

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Von Besonders hoher Güte waren Schwerter, bei denen harter Stahl und weiches Eisen solange miteinander verschmiedet wurde, bis ein sogenannter Damaststahl entstand, der die Eigenschaften beider Metalle auf das Beste miteinander verband. Solche Klingen wurden aufgrund ihrer charakteristischen Musterung auch als “Wurmbunt” bezeichnet.

Der fränkische König Karl der Kahle verbot den Export rheinischer Schwerter in den Norden zwar bei Todesstrafe, doch tat dies dem Gewinnstreben fränkischer Kaufleute keinen Abbruch. Allerdings wurden nur die Klingen exportiert, denn die Nordleute hatten einen anderen Geschmack als die Franken und ließen sich lieber Griffe nach eigenen Vorstellungen an die Schwerter setzen.

Als Material für den Griff kam häufig Kiefernholz zur Anwendung, Pommel und Parierstange konnten aus Bronze oder Eisen sein und waren zuweilen mit filigranen Tauschierungen versehen, versilbert und zuweilen sogar vergoldet, denn das Schwert galt in der Wikinger-Zeit als Statussymbol schlechthin. So trugen manche Schwerter sogar eigene Namen.

Die Schwertscheide bestand in der Wikinger-Zeit in der Regel aus zwei mit Leder bezogenen, flachen Holzleisten, die im Inneren mit Fell gefüttert sein konnte. An der Spitze der Scheide befand sich in der Regel ein dekoratives Ortband und an der Oberseite zuweilen auch ein Mundblech. Auf der Vorderseite konnte ein Schwertriemenbügel befestigt sein, durch den der Lederriemen des Wehrgehänges gezogen wurde, der in einen Leibriemen oder einen Schulterriemen mündete.

Bei den karolingischen Franken war es zwar üblich, kunstvoll gearbeitete kleeblattförmige Riemenverteiler am Wehrgehänge zu tragen. Bei den Wikingern fanden diese jedoch nur als schmückende Fibel für die Gewandung ihrer Frauen Verwendung. Für Waffen waren stattdessen eher schlichte, durchbrochene Riemenverteiler in runder Form üblich.

Das Sax

Wikinger trugen häufig auf der rechten Seite ein einschneidiges Hiebmesser, das sogenannte Sax, oft auch zusätzlich zum Schwert. Saxe waren bei den Wikingern weit verbreitet und fanden sicher auch bei der täglichen Arbeit rund um Haus als eine Art Machete ihre Verwendung. Während der Schlacht diente das Sax im engen Gedränge des Schildwalls dazu,

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zwischen oder unter den Schilden hindurchzustechen und den Gegner so außer Gefecht zu setzen.

Üblicherweise waren die Saxe der Wikinger relativ kurz, sie konnten allerdings auch bis zu Schwertlänge erreichen. Die Form des Saxes war entweder lanzettenförmig oder die Schneide hatte einen abgeknickten Hals und lief spitz zu. Ein schlichter Griff aus Holz oder Horn war zwar die Regel, es gab aber auch Saxe, die mit einem regelrechten Schwertgriff versehen waren.

In der Regel trug man das Sax in einer Lederscheide an zwei Schlaufen parallel zum Gürtel. Aus York sind auch aufwändig geprägte Scheiden mit Messingbeschlägen bekannt, üblicherweise dürften die Lederscheiden jedoch schlicht gehalten gewesen sein, und sie bestanden fast immer aus Leder. Die Schneide zeigte dabei generell nach oben.

Eine Besonderheit stellen die schmalen, lang gezogene Hiebmesser dar, die auf Gotland verbreitet waren und mit aufwändig beschlagenen Scheiden versehen waren.Dolche treten im Fundmaterial der Wikinger-Zeit hingegen überhaupt nicht auf.

Die Axt

Die Axt wird in der Wikinger-Zeit wohl eine der vorherrschenden Waffen gewesen sein, denn sie stand jedem Mann als Werkzeug im Haushalt zu Verfügung, war erschwinglich und bedurfte wenig technischer Raffinesse, weder bei der Herstellung noch beim Kampf.

In den Grabfunden der Wikingerzeit treten Äxte daher auch ebenso häufig auf wie Schwerter und Speere. Meist war auf das eiserne Axtblatt eine Schneide aus hartem Stahl angeschweißt.

Es gab unterschiedliche Formen von Äxten in verschiedenen Abmessungen. Zum einen verwendeten die Wikinger die Handaxt, die etwas größer als die gewöhnliche Arbeitsaxt war und auf einem etwa hüfthohen Stiel saß.Dann gab es noch die für die Wikinger-Zeit so typische Bartaxt, bei der sich Klingenlänge

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und Gewichtsreduktion optimal miteinander verbanden und die sich bestens eignete, dem Gegner die Waffe zu entwinden oder das feindliche Boot zu entern.Und schließlich führten die Wikinger-Krieger meisterhaft die gefürchtete Breit-Axt mit einem großen, dünnen Blatt auf einem bis zu zwei Meter langen Stiel, die ordentlich Platz in den gegnerischen Reihen zu schaffen vermochte. Später übernahmen die sogenannten Huscarls der angelsächsischen Leibgarde die Breitaxt als Hauptwaffe.

        

Wurfäxte kamen bei den Wikingern übrigens nicht vor, obgleich sie zur selben Zeit bei den Franken und Angelsachsen weit verbreitet waren.

Die Keule

Keulen waren zwar bei den Germanen durchaus noch bekannt und wurden in dänischen Moorfunden in unterschiedlichen Formen gefunden, galten allerdings eigentlich nur als Waffen von Sklaven oder Kleinbauern, die sich mit nichts Besserem ausstatten konnten.

Die Keulen waren zumeist aus dickem Eichenholz gefertigt und zuweilen mit Eisen beschlagen, oder sie hatten am Ende einen Kopf mit Eisennägeln. Sie war allerdings keine typische Waffe der Wikinger. Interessanterweise trug allerdings Wilhelm der Eroberer eine Keule aus Rosenholz bei sich, als er sein Normannenheer in die Schlacht von Hastings führte.

Der Speer

Sehr häufig wurden bei den Wikingern auch Speere verwendet, von denen es drei verschiedene Arten gab. Da war zum einen der Handspeer, der als Kurzspeer zusammen mit einem Schild getragen wurde, und der eine lange, schwertartig zulaufende Speerspitze hatte.

Dann gab es die große Lanze, die im Schiffskampf und im Schildwall Bedeutung hatte, um die Distanzen zwischen den kämpfenden Parteien zu überwinden. Und schließlich gab es den Wurfspeer, der zur Eröffnung der Schlacht in die feindlichen Reihen geschleudert, oder von berittenen Einheiten gebraucht wurde. Die Wurfspeere waren dabei in der Regel mit einem

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Schwungriemen versehen, der eine größere Reichweite und Durchschlagskraft des Speers möglich machte.

Hervorzuheben ist noch der Flügelspeer, ein schwer Speer mit angeschmiedetem Quereisen, der später noch als Saufeder zur Hatz auf Wildschweine verwendet wurde. Der „Flügel“ sollte verhindern, dass der aufgespießte Gegner zu weit auf den Schaft rutschen und den Speerträger so im Kampf behindern konnte, oder das der Gegner evtl. sogar noch so viel Elan hatte, um dem Werfer selbst noch im aufgepflocktem Zustand gefährlich nahe zu kommen.

Der Ango, ein kurzer Wurfspeer mit langer Tülle und Widerhaken, war zu Beginn der Wikinger-Zeit zwar noch im Gebrauch, verschwand aber im Laufe der Zeit aus dem Waffenarsenal der Wikinger.

Der Speer wurde scheinbar generell nicht nur als Stich- sondern auch als Hiebwaffe gebraucht, wie Untersuchungen der Kerben an Speerspitzen aus dem Fund von Nydam nahe legen.

Speere waren zumeist schlichte Waffen, die einfach herzustellen waren und wenig kosteten. Die Tülle des Speers war zuweilen einfach nur überlappt geschmiedet, häufig aber auch als geschlossenes Stück feuerverschweißt. Selbst kunstvoll mit Niello tauschierte Speerspitzen waren üblich und sogar solche, bei denen der Schmuck aus Gold eingelegt war.

Der Bogen

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Auch der Gebrauch von Pfeil und Bogen zur Wikinger-Zeit ist gut belegt, und es sind sogenannte Langbögen mit D-förmigen Querschnitt aus Eiben- und Ulmenholz bekannt, die mit Enden aus Horn oder Knochen versehen sein konnten. Die Bogensehne bestand in der Regel aus gedrehten Flachsfasern, seltener aus Tierdarm oder Tiersehnen. Die Pfeile waren am Ende mit drei Federn versehen, die man mit Harz anklebte und mit Garn umwickelte. Sie konnten bis zu Fingerstärke erreichen. Jagdpfeile waren zuweilen auch mit Nocken aus Bronze versehen.

Pfeilspitzen aus der Wikinger-Zeit wurden in großer Zahl gefunden, was für die Bedeutung dieser Waffe spricht. Die Pfeilspitzen waren bei den Wikingern zumeist mit einer Angel versehen, die in den Pfeilschaft eingesetzt und dieser dann mit Garn umwickelt wurde, seltener mit einer Tülle. Sehr häufig waren schlichte, lanzettenförmige Spitzen. Sie waren einfach herzustellen waren und taten dennoch ihren Dienst. Daneben gab es blattförmige oder rautenartige Pfeilspitzen, bösartige Dreikantspitzen oder Querschneider und natürlich auch Spitzen mit Widerhaken, die das Herausziehen erschwerten. Eine besondere Form stellen die Brandspitzen dar, die aus einer Art Käfig bestanden, in den brennbares Material gegeben wurde. Die Brandspitzen dienten dazu, Segel oder Strohdächer in Brand zu schießen.

Nicht unüblich soll es auch gewesen sein, die Pfeilspitzen vor der Schlacht in Exkremente zu tauchen, was eine sichere Garantie für Wundbrand beim Gegner gewesen sein dürfte.

Köcher sind für die Wikinger-Zeit ebenfalls belegt. So gibt es unter anderem den Fund eines Lederköchers aus dem Hafen von Haithabu und Abbildungen von Köchern auf dem Teppich von Bayeux.

Der Helm

Helme treten im Fundmaterial der Wikinger-Zeit nur sehr selten auf und finden sich fast nie in Grabbeigaben. Dennoch gibt es einige wenige Funde von Wikinger-Helmen, und auch aus der vorangegangenen Vendelzeit sind bereits Helme bekannt. Zudem gibt es aus der Wikinger-Zeit eine ganze Reihe von Abbildungen mit helmartigen Kopfbedeckungen und auf dem Teppich von Bayeux trägt fast jeder Kämpe einen Helm.

Auch Textquellen bezeugen den Gebrauch von Helmen. Die Egils Saga erzählt: „Als Kveldulf zum Hinterdeck zurückkam, hob er die Streitaxt und schlug sie Halvard durch Helm und Haupt, dass sie bis zum Schaft eindrang.“ Und in der Gunnlaugr Ormstungas Saga erfährt

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man von einem Zweikampf, bei dem in einer Kampfpause einer der Kämpen Wasser in seinem Helm herbeibringt.

Waren die Helme der Vendelzeit noch halbkugelig geformt und mit zahlreichem Zierwerk aus Bronze versehen, so waren die Helme der Wikinger-Zeit schlicht und spitzkegelig und oft mit einem Nasal versehen, das das Gesichtsfeld und besonders die Nase schütze.

Bei den späteren Normannen war es üblich, ein schützendes Kettengeflecht vor das Gesicht zu ziehen und an einem Haken am Nasal zu befestigen, so dass nur noch die Augen frei blieben.

Ergänzend konnte ein Wangen- und Nackenschutz aus Metallplatten oder Kettengeflecht angebracht sein. Unter dem Helm wurde üblicherweise noch eine wattierte Haube oder Mütze getragen.

Eine besondere Helmform stellt der Brillenhelm dar, bei dem das Gesicht mit einem brillenförmigen Metallteil geschützt wurde und der sogenannte Spangenhelm, der schon bei den Germanen in Gebrauch war und aus einzelnen Metallplatten zusammengesetzt war.

Auf jedem Fall aber hatten die Helme der Wikinger keine Hörner! Es gibt zwar Darstellungen gehörnter Figuren auf goldenen Pressblechen, diese stellen aber mit Sicherheit einen kultischen Gebrauch dar und keine Kampf-Ausstattung.

Die Brünne

Kettenhemden sind aus der Wikinger-Zeit ebenfalls belegt und wurden als Ringbrünne bezeichnet. Je vier Ringe wurden mit einem Ring verbunden und miteinander vernietet. Zumeist reichte das Kettenhemd nur bis über den Unterleib, es konnte aber auch bis zum Oberschenkel reichen. Kettenhemden waren allerdings ungemein kostspielig und daher nicht sehr weit verbreitet. Erst bei den Normannen gegen Ende der Wikinger-Zeit scheinen

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Kettenhemden in größerem Maße getragen worden zu sein, wie der Teppich von Bayeux zeigt.

Das Kettenhemd schützte vor allem vor ungezielten Schlägen im Kampfgetümmel – ein gut platzierter Treffer mit Schwert oder Axt konnte eine Ringbrünne allerdings leicht durchschlagen und auch Pfeile hielt das Ringgeflecht nicht ab. Und vor Quetschungen und Knochenbrüchen schützte ein Kettenhemd schon gar nicht. So trug Wilhelm der Eroberer in der Schlacht von Hastings eine Rosenholzkeule in seinem Gürtel gesteckt, mit der er sicher auch ordentlich zulangte. Unter dem Kettenhemd wurde daher in der Regel zusätzlich noch ein gepolstertes Wams getragen.

Da Kettenhemden naturgemäß sehr leicht rosteten, trug man häufig ein Kleidungsstück darüber, um das teure Stück vor der Witterung zu schützen. Hatte das Kettengeflecht dennoch Rost angesetzt, so wurde es wieder aufpoliert, in dem man es in eine mit Sand gefüllten Tonne gab und diese kräftig herum rollte – so wurde es fast wieder wie neu.

Doch nicht immer erwiesen sich Kettenhemden als Vorteil! So wird von einer Schlacht berichtet, bei der es so heiß war, dass die Wikinger sich ihrer Ringbrünnen entledigen mussten, und auch bei Seegefechten konnte sich der vermeintliche Vorteil auf dem Land über Wasser schnell zu einen gewaltigen Nachteil verwandeln…

Auf dem Teppich von Bayeux tragen die Normannen zudem Kettenhosen, die vermutlich nur die Vorderseite der Beine bedeckten und auf der Rückseite durch Riemen verschnürt waren. Von einem vendelzeitlichen Fund aus Valsgärde sind eiserne Beinschienen bekannt, wie sie auch noch bei den nordischen Kriegern der Waräger-Garde in Byzanz getragen wurden.Aus etwas späterer Zeit wird von den sogenannten Birkebeinern aus Norwegen berichtet, die Beinschützer aus Holz getragen haben sollen. Denn der Rundschild vermochte sicher gut den Körper zu schützen, die Beine waren im Kampf aber stets gefährdet.

Der Schild

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Der typische Wikinger-Schild hatte die Form eines Kreises und war aus einzelnen Holzbrettern zusammengesetzt, die in der Mitte dicker waren und zu den Enden dünn ausliefen. In der Mitte des Schildes saß ein runder Schildbuckel aus Eisen und auf der Rückseite befand sich eine durchgehende Schildfessel aus Eisen oder Holz, die den Schild stabilisierte und als Griff diente. Auch auf der Vorderseite des Schildes konnten sich Metallbänder befinden, die den Schild stabiler machten Der Rand des Schildes war entweder mit Eisen- oder Messingblech beschlagen, oder wurde mit fester Rohhaut umsäumt.

Häufig waren Wikinger-Schilde rot bemalt, denn rot galt als die Farbe des Kampfes. Aufwändige Malereien waren eher unüblich und allenfalls Rangabzeichen von Jarlen und Königen. Im Schildwall wurden die Ränder der Schilde übereinander gelegt und so eine feste Mauer gebildet, die den Ansturm der Gegner aufzuhalten vermochte und ein Kippen des Schildes verhinderte. Auf See wurden die Schilde entlang der Ruder auf der Reeling befestigt, so waren sie nicht im Weg und gaben zusätzliche Deckung.

War ein Pfeilhagel zu erwarten, so hielt man den Schild am ausgestreckten Arm einfach weit über sich; so schlugen die Pfeile zwar in den Schild, blieben aber nach einigen Zentimetern stecken. Die Hand war dabei vom eisernen Schildbuckel geschützt.

Gegen Ende der Wikinger-Zeit traten die tropfenförmigen Schilde auf, die später so typisch für die normannische Reiterei waren und im Kampf im Gegensatz zum Rundschild auch die Beine zu schützen vermochten. Zudem war es möglich, den Tropfenschild auf dem Boden abzusetzen und so die Arme zwischenzeitlich zu entlasten. Zum Tragen hatte der Tropfenschild auf der Rückseite ein Geviert aus Lederriemen, durch die man den Arm führte und zusätzlich einen langen Schulterriemen, um ihn beim Reiten leichter handhaben zu können.

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Die Normannische Rüstung Über die Rüstung der Normannen zur Zeit der Eroberung Englands im 11. Jh.

Aus normannischer Zeit sind eine Vielzahl von Bildzeugnissen und Funden erhalten, die uns heute ein gutes Bild über die Rüstung der normannischen Soldaten im 11. und frühen 12. Jh. zu geben vermögen. Typisch für das Erscheinungsbild der Normannen war vor allem Kettenhemd, Nasalhelm und Tropfenschild. Diese wollen wir uns ein wenig näher ansehen.

Der Helm der Normannen

Typisch für die Normannen war der sogenannte Nasalhelm, ein konisch geformter Helm mit ausgezogenem oder angesetztem Nasenschutz wie er nicht nur auf dem Teppich von Bajeux und zahlreichen anderen Bildwerken sondern auch im archäologischen Fundmaterial jener Zeit gut belegt ist.

Der normannische Nasalhelm unterscheidet sich deutlich von den früheren Helmen der Wikinger, bei denen der aus mehreren Teilen zusammengesetzte Spangenhelm, sowie der sogenannte Brillenhelm mit Gesichtsschutz und der Spitzovale Helm ohne Nasal verbreitet waren, wobei aus der Wikingerzeit generell aber nur sehr wenig Informationen über den Gebrauch von Helmen zu Verfügung stehen.

Neben aus einem Stück getriebenen Helmen gab es auch bei den Normannen aus mehreren Teilen zusammengesetzte Helme und auch noch den Spangenhelm.Hiervon ist aus normannischer Zeit zwar kein Originalfund erhalten, doch es existieren eine ganze Reihe von Abbildungen welche die Häufigkeit dieses Helmtyps im 11. und 12. Jh. dokumentieren.

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Daneben gab es auch halbrund geformte Helme sowie Helme die nicht spitzoval, sondern mit etwas nach vorne ausgezogener Spitze versehen waren, wie es von antiken Bildzeugnissen bekannt ist, und die als phrygischen Form bezeichnet werden.

Am Ende des Nasals konnte sich auch ein Haken befinden in welchen der Gesichtsschutz eingehängt werden konnte sowie umlaufende Löcher für ein Kettengeflecht das den Nacken schützte. Wangenklappen traten in normannischer Zeit hingegen nicht mehr auf.

Der Schild der Normannen

War bei den Wikingern noch ausschließlich der Rundschild in Gebrauch, so wurden bei den Normannen im 11. Jh. neben diesem noch zwei weitere Schildtypen verwende, der ovale Schild und der Tropfenschild.

Die Rundschilde waren entweder flach oder gewölbt, wobei der flache Schild in der Mitte einen Schildbuckel, der die Hand an der rückseitigen Schildfessel schützte. Gewölbte Rundschilde trugen hingegen häufig keinen Schildbuckel.

Der Rundschild war bereits seit germanischer Zeit über mehrere Jahrhunderte bekannt und wurde noch bis in das 12. Jh. und darüber hinaus verwendet. Der Schild konnte mit Leder, Leinen oder Rohhaut bezogen und bemalt sein und war zwischen 40 und 100 cm groß bei einer Stärke von 5 bis 10 mm, wobei die Dicke des Schildes zum Rand hin abnahm.Der Rand der Rundschilde war zuweilen mit Metall verstärkt doch auch eine zusätzliche Verstärkung mit Leder oder Rohhaut ist denkbar, wie es zum Beispiel beim ovalen Schild von Trondheim belegt ist, der gewissermaßen einen Zwischschenschritt zwischen Rundschild und Tropfenschild darstellte.

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  Der Tropfenschild hingegen war ein länglicher, sich nach unten verjüngender Schild mit runder Oberkante und trat etwa Mitte des 11. Jh. in Nordwesteuropa erstmals in Erscheinung bis er gegen Ende des 11. und im 12. Jh. seine größte Verbreitung erreichte. Der Tropfenschild setzte sich vor allem als Schild der normannischen Reiterei durch, da er die Flanke und Beine besser als der Rundschild zu schützen vermochte, leistete aber auch im Schildwall bei der Infanterie gute Dienste.

Der Normannenschild konnte eine länglich schlanke bis bauchige oder eiförmige Gestalt haben, wie zahlreiche Bildquellen belegen. Im Gegensatz zu den beiden anderen Schildtypen ist jedoch kein einziges Original eines Normannenschildes erhalten geblieben. Die Schilde waren bei einer Stärke von 1,3 bis 1,5 cm gemeinhin so um die 100 x 50 bis 120 x 60 cm groß, hatten also in Bezug auf Höhe zu Seite in etwa ein Verhältnis von 2:1.

Zu Beginn war der Tropfenschild vermutlich noch weitgehend flach und war mit einem Schildbuckel aus Eisen oder Bronze versehen, der Schild wurde über die Zeit jedoch immer mehr nach innen gebogen und verlor den als Handschutz sinnlos gewordenen Buckel zum Teil ganz.

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Es wurden sowohl große wie auch deutlich kleinere Buckel als auf den Rundschilden aufgebracht wobei die Ränder der Buckel entweder schlicht oder mit Durchbrüchen und Aussparungen verziert sein konnten und halbkugelig oder spitz zulaufend gestaltet waren.

Auf der Rückseite des Tropfenschildes befand sich kreuzweise oder im Geviert angebrachte Lederriemen mit einer Schulterschlaufen, die entweder direkt auf denSchildkörper aufgenietet oder in auf dem Schild befindlichen Ringen befestigt waren. So konnte der Schild an Arm und Hals getragen und sein Gewicht optimal auf den Körper verteilt werden. Häufig sind die Nietköpfe der Befestigung auf der Vorderseite des Schildes deutlich zu erkennen.

Der normannische Schild war vermutlich aus in Richtung der Längsachse aneinandergefügten Holzbrettern gefertigt und bestand wohl zumeist aus dem leichten Holz der Linde oder Pappel Lindenholz. Aber auch Erle und Eiche wären denkbar.

Manche Schilde waren mit Leder, Rohhaut oder Leinen bespannt und zum Teil bemalt. Byzantinische Quellen lassen zwar auch eine Fertigung aus dünnen, miteinander verleimten Holzschichten möglich erscheinen, was allerdings nicht so recht zur Fertigungstradition europäischer Schilde passt.

Die Mehrheit der in den Bildquellen abgebildeten Schilde hat einen deutlich abgesetzten Rand was auf eine entsprechende Randverstärkung hinweist. Da zwar Buckel, Nieten und Metallverzierungen erhalten geblieben sind, jedoch keine Funde von Randverstärkungen aus Metall, dürften diese vermutlich aus Leder oder Rohhaut gewesen sein. Diese Verstärkung wurde vermutlich entweder aufgenagelt oder eher aufgenäht, wie es am Trondheimschild und früheren Rundschilden nachgewiesen ist,

Der Großteil der Schilde auf zeitgenössischen Abbildungen ist einfarbig und allenfalls mit einem farblich abgesetzten Rand versehen. Zudem gibt es aber auch eine ganze Reihe von Bildzeugnissen die eine Bemalung in Form von Kreuzen, Balken, Streifen, Linien, gezackte Rändern, Fabeltieren, Blumen, umlaufenden Reihen aus Punkten oder rankenförmigen Mustern aufweisen. Schriftzüge oder Symbole sind als Verzierung nicht bekannt denn Wappen gab es zu dieser Zeit noch nicht.

Das Kettenhemd der Normannen

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War das Kettenhemd zur Zeit der Wikinger ein nur einigen wenigen Wohlhabenden vorbehalten, so änderte sich dieses in normannischer Zeit sehr und Kettenhemden wurden von einem Großteil der Reiter und Fußtruppen getragen.

So gibt es auch kaum Funde von Kettenhemden vor dem 11. Jh. Für das Kettenhemd waren verschiedene begriffe üblich wie Kettenpanzer, Ringbrünne, Ringelhemd oder Hauberg.

Bekannt sind zum Beispiel das sogenannten Gjermundbuhemd und das Kettenhemd des heiligen Wenzels aus Prag, beide aus dem 10. Jh. wobei das erstere extrem kurz, das zweite eher lang ausfällt.

Das Gjermundbuhemd war dabei aus gestanzten Ringen, das Wenzelshemd aus genieteten Ringen gefertigt, die einen rundlichen bis quadratischen Querschnitt und einen Durchmesser von 7 bis 8 mm hatten. In der Regel waren Ringgrößen von 6 bis 10 mm verbreitet bei einer Ringstärke von 1,5 bis 2,5 mm, wobei die Ringe immer verschweißt oder vernietet waren.

Neben dem berühmten Teppich von Bajeux, auf dem eine Vielzahl von Kettenhemden abgebildet ist, gibt es auch einige weitere Bildzeugnisse über das Kettenhemd im 11. Jh. Übereinstimmend scheinen die normannischen Kettenhemden in etwa Knie- und Ellebogen lang gewesen zu sein, konnten aber auch bis zum Handgelenk reichen.Mann muss dabei allerdings berücksichtigen, dass der Teppich von Bajeux erst rund 80 Jahre nach der Schlacht von Hastings angefertigt wurde und somit eher ein Bild für etwas spätere Rüstungen abgibt.

Auch wenn Funde und Bildquellen nur wenig Auskunft dazu geben ist dennoch stark anzunehmen, dass zumindest die Längeren Kettenhemden mit Schlitzen versehen waren wobei sich diese bei der Reiterei mit Sicherheit vorne und hinten befanden um den Reiter nicht zu behindern und die Flanke zu schützen.

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Ein Kettenschutz an Händen, Beinen und Füßen tritt in den Bildquellen zur Zeit der Eroberung Englands kaum auf und dürfte nur wenig verbreitet gewesen sein. Erst spätere Quellen zeigen solchen Schutz in größerer Häufigkeit. Auf dem Teppich von Bayeux trägt jedenfalls nur William der Eroberer und Bischof Odo Kettenbeinlinge.

Ungewöhnlich wirkt auch der seitliche Schlitz für das Schwert, der in der zweiten Hälfte des 11. Jh. und im 12. Jh. verbreitet zu sein scheint und bei dem nur der Schwertgriff aus dem Kettenhemd hervorschaut, wie es auf dem Teppich von Bayeux, der Figur am Hildesheimer Dom und der Kathedrale von Angouleme zu sehen ist. Mann würde eigentlich annehmen, dass ein solcher Gebrauch eher unbequem wäre, und zudem ein Gürtel das Gewicht des Kettenhemdes abnähme, aber es scheint tatsächlich eine verbreitete Trageweise gewesen zu sein.

Was die oft zu sehenden quadratischen Gebilde auf der Brust der Kettenhemden darstellen ist bis heute umstritten. Denkbar wäre ein Einschlupf für den Kopf, eine Verstärkung der Brust oder eher eine Art Latz aus Kettengeflecht, den sich der Träger als Schutz vor das Gesicht hängen konnte. Dafür sprechen z.B. die an den Nasalen der Helme gefundenen Haken. Es gibt jedoch auch viele zeitgenössische Abbildung ohne diese Quadrate.

Zudem gab es Kettenhemden mit direkt angesetzter Haube für den Kopf, die man „Coif“ nannte, quasi eine Art Kapuzenpulli aus Kettengeflecht. Obgleich kein solches Hemd gefunden wurde, spricht der Umfang der Bildquellen eine deutliche Sprache. Daneben gab es

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auch Kettengeflecht, das am Helm angebracht war und als Aventail oder Helmbrünne bezeichnet wird, wobei der Begriff Aventail generell auch für den Latz gebraucht wird, den sich der Krieger vor das Gesicht zog.

Zudem waren auch separate Hauben möglich, die über das Kettenhemd und unter den Helm gezogen wurden, auch wenn es dafür nur wenige archäologische Belege und diese erst aus dem 12. Jh. gibt. Die Bildquellen machen in jedem Fall verschieden Interpretationen möglich.

Generell schein bei den Normannen zum Kettenhemd immer ein Kettenschutz des Kopfes integraler Bestandteil der Rüstung gewesen zu sein, entweder als direkt angesetzte oder separate Kettenhaube oder als Kettengeflecht des Helmes. Der Gebrauch des Kettenhemdes ohne einen solchen Kopfschutz tritt im Bildmaterial so gut wie nie auf.

Das Steppwams der Normannen

Neben dem Kettenhemd war ebenfalls das Steppwams in Gebrauch, auch als Gambeson oder Aketon bezeichnet. Das Wams bestand aus mehreren Lagen gefütterten Stoff oder Leder und war bereits im frühen Mittelalter verbreitet, denn im Gegensatz zu einem Kettenhemd war ein solches Wams erheblich preiswerter und leichter herzustellen. Selbst unter einem Kettenhemd war ein Steppwams sinnvoll da es die Wucht der Schläge absorbierte, wohingegen ein Kettenhemd nur gegen Schnitte schützte.

So lautet zum Beispiel der Bericht über den Abt Engilbert im Jahre 926 n. Chr. dass sich seine Brüder gegen einen feindlichen Überfall der Ungarn auf das Kloster St. Gallen Panzer aus Filzstoffen anfertigten. Und aus der Olaf´s Saga ist bekannt, daß sich einige Huscarls während der Schlacht von Stiklestad im Jahre 1030 Brünnen aus Rentierfell trugen die ebenso gut waren wir die eisernen Ringbrünnen.

Aus byzantinischen Quellen jener Zeit heißt es, dass es Panzerwämse mit kurzen, breite Ärmeln aus Baumwolle gab, die bis zu 4 cm dick sein konnten und aus mehreren Lagen Filz oder wattiertem, gestepptem Stoff bestanden.

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Auf dem Teppich von Bajeux ist scheinbar auch ein solches Steppwams als Bekleidung Bischof Odos abgebildet, obgleich die meisten Krieger Kettenhemden tragen, die durch kleine Kringel erkenntlich sind. Daneben gibt es aber auch karoförmig schraffierte Rüstungen, die eher an Gambesons denken lassen.

Nach den vorliegenden Bildzeugnissen konnte die Steppung unterschiedliche Ausprägungen haben und in Form von Rauten, Quadraten oder Querlinien auftreten.

Literaturhinweise

- Byzantinische Waffen, Taxiarchis G. Kolias, Verlag der östereichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1988, ISBN 3-7001-1471-0

- Catalogue of Scandinavian Mail, Sonia A. O’Connor, The Archaeology of York, Volume 17: The Small Finds, York Archaeological Trust for Excavations and Research 1992.

- Europas Mitte um 1000, Ausstellungskatalog, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2000, ISBN 3-8062-1545-6

- Das Reich der Salier 1024-1125, Katalog zur Ausstellung des Landes Rheinland-Pfalz, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1992, ISBN 3-7995-4140-3

- Armour from the Battle of Wisby 1361, von Bengt Thordeman, ISBN 1-8914-4805-6

- Ring weave, A metallographical analysis of ring mail material at the Oldsaksamlingen in Oslo, Vegard Vike, Oslo 2000

- Der Mittelalterliche Reiterschild, Jan Kohlmorgen 2002, ISBN 3-935616-10-4

- Ring Mail, Breaking the Chain, Russell Scott, The Vikings 1997

 - Schutzausrüstung des 11. Jahrhunderts in Mitteleuropa, Henry Skodell

Verfasst von Peer Carstens, Dippoldiswalde 2013