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Die Schweiz verfügt nur über einen begrenzten Binnenmarkt. Um Wachstum und somit Wohlstand garantieren zu können, ist Zugang zu anderen Märk- ten für unsere Unternehmen und damit für Schweizer Arbeitsplätze überle- benswichtig. Die Schweiz strebt dafür Lösungen in der Welthandelsorganisation (WTO) an. Weil dort aber bei den Marktzugangsverhandlungen seit einigen Jahren kaum Fortschritte erzielt werden konnten, werden Frei- handelsabkommen mit einzelnen Ländern oder Wirt- schaftsräumen immer wichtiger. Diese tragen im We- sentlichen zur Verbesserung des Marktzugangs, zur Erhöhung der Rechtssicherheit für Schweizer Unterneh- men im Ausland bei und vermeiden Diskriminierungen gegenüber Konkurrenten. Handel und internationaler Wettbewerb fördern Pro- duktivität und Innovation. Dies wirkt sich positiv auf die Wettbewerbsfähigkeit aus und stärkt so den Wirt- schaftsstandort Schweiz. Handel und namentlich auch präferentieller Handel tra- gen viel zum Wohlstand in der Schweiz bei. Sie sind Grundlage für Wachstum und wirtschaftliche Entwicklung und letztlich auch Grundlage für Bildung, Forschung, Infrastruktur oder Sozialwesen. Wieso ist der Freihandel von zentraler Bedeutung für die Schweiz? Freihandelsabkommen (FHA) in Zahlen Anzahl FHA (ausser EU/EFTA): 28 Partner mit FHA (ausser EU/EFTA): 38 FHA erlauben Zugang zu 2,2 Milliar- den Konsumenten mit einem BIP von 25 000 Milliarden US-Dollar. 23% der CH-Gesamtexporte werden in diesen FHA-Partnern abgesetzt. Die Zukunft des Schweizer Aussenhandels und die Landwirtschaft Freihandelsabkommen (FHA) spielen für die Schweizer Wirtschaft eine zentrale Rolle. Dabei ist der steigende Druck auf den Grenzschutz für Agrarprodukte eine Herausforderung für unser Land.

Die Zukunft des Schweizer Aussenhandels und die …...Die Zukunft des Schweizer Aussenhandels und die Landwirtschaft Freihandelsabkommen (FHA) spielen für die Schweizer Wirtschaft

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Page 1: Die Zukunft des Schweizer Aussenhandels und die …...Die Zukunft des Schweizer Aussenhandels und die Landwirtschaft Freihandelsabkommen (FHA) spielen für die Schweizer Wirtschaft

Die Schweiz verfügt nur über einen begrenzten Binnenmarkt. Um Wachstum und somit Wohlstand garantieren zu können, ist Zugang zu anderen Märk-ten für unsere Unternehmen und damit für Schweizer Arbeitsplätze überle-benswichtig.

Die Schweiz strebt dafür Lösungen in der Welthandelsorganisation (WTO) an. Weil dort aber bei den Marktzugangsverhandlungen seit einigen Jahren kaum Fortschritte erzielt werden konnten, werden Frei-handelsabkommen mit einzelnen Ländern oder Wirt-schaftsräumen immer wichtiger. Diese tragen im We-sentlichen zur Verbesserung des Marktzugangs, zur Erhöhung der Rechtssicherheit für Schweizer Unterneh-men im Ausland bei und vermeiden Diskriminierungen gegenüber Konkurrenten.

Handel und internationaler Wettbewerb fördern Pro-duktivität und Innovation. Dies wirkt sich positiv auf die Wettbewerbsfähigkeit aus und stärkt so den Wirt-schaftsstandort Schweiz.

Handel und namentlich auch präferentieller Handel tra-gen viel zum Wohlstand in der Schweiz bei. Sie sind Grundlage für Wachstum und wirtschaftliche Entwicklung und letztlich auch Grundlage für Bildung, Forschung, Infrastruktur oder Sozialwesen.

Wieso ist der Freihandel von zentraler Bedeutung für die Schweiz?

Freihandelsabkommen (FHA) in Zahlen

Anzahl FHA (ausser EU/EFTA): 28 Partner mit FHA (ausser EU/EFTA): 38

FHA erlauben Zugang zu 2,2 Milliar- den Konsumenten mit einem BIP von 25 000 Milliarden US-Dollar.

23% der CH-Gesamtexporte werden in diesen FHA-Partnern abgesetzt.

Die Zukunft des Schweizer Aussenhandels und die LandwirtschaftFreihandelsabkommen (FHA) spielen für die Schweizer Wirtschaft eine zentrale Rolle. Dabei ist der steigende Druck auf den Grenzschutz für Agrarprodukte eine Herausforderung für unser Land.

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In der Vergangenheit schloss die Schweiz vorwiegend FHA mit Partnern ab, deren wichtigste Exportinteressen im Bereich der Industrieprodukte lagen. Es gelang, die Agrarprodukte, die auch in der Schweiz produziert wurden, weitgehend von diesen Abkommen auszuklammern und den hohen Grenz-schutz aufrechtzuerhalten.

Der Umfang der bestehenden Kontingente im Rahmen der WTO blieb unan-getastet und der Zollschutz ausserhalb dieser Kontingente wurde auch für FHA-Partner aufrechterhalten.

Heute zählen potente Agrarexporteure zu den Verhandlungspartnern der Schweiz. Die Schweiz hat – im Gegensatz zu vielen andern Ländern – ihren Handlungsspielraum im Agrarbereich aber nicht erweitert. Deshalb ist es zu-nehmend schwierig, FHAs mit Partnern wie Mercosur abzuschliessen, wel-che grosse Offensivinteressen im Agrarbereich haben.

Diese offensiven Interessen im Agrarbereich werden von den Verhandlungs-partnern mit Konzessionen in anderen für die Schweiz wichtigen Bereichen verknüpft. Die Schweiz erhält nur gute Konditionen für den Export ihrer In-dustrieprodukte, wenn im Gegenzug eine präferenzielle Behandlung der Ag-rarprodukte der Partner gewährt wird.

Unser Land riskiert eine Benachteiligung gegenüber wichtigen Konkurren-ten, die zu mehr Konzessionen im Agrarbereich bereit sind.

Moderne Freihandelsabkommen gehen über die Liberalisierung des Güter-verkehrs hinaus. Sie decken weitere wichtige Bereiche wie Dienstleistungs-handel und Schutz des geistigen Eigentums ab. Auch Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Bestandteil der Schweizer FHA.

Der Schutz des geistigen Eigentums stützt den Innovationsstandort Schweiz und spielt für die innovationsintensive Schweizer Exportwirtschaft eine wich-tige Rolle. In FHA werden transparente und durchsetzbare Regeln geschaffen.

Freihandelsabkommen bedeuten keine komplette Öffnung der Grenzen für den wirtschaftlichen Austausch. Ein Abkommen ist immer eine auf gegen-seitige Konzessionen basierte verhandelte Lösung, die beiden Seiten einen gesamtwirtschaftlichen Vorteil bringt.

Welche Probleme haben wir heute?

Marktöffnung bietet auch der Landwirtschaft Chancen

Käsewirtschaft: Schweiz ist unter ZugzwangFast 40% der Schweizer Käseproduktion wird exportiert, davon ein Grossteil (rund 80%) in die EU. Ohne dieses Absatzpotenzial würde die Schweizer Milchwirtschaft mit ihren Exporten von 300–400 Mio. kg sowie ihrem Exportüberschuss von rund 100 Mio. kg mittelfristig aus dem Gleichgewicht geraten. Seit der Unterzeichnung des

FHA mit China ist es kaum gelungen, präferentiellen Marktzugang für Käse zu erhalten. Hingegen konnte die EU in ihren Freihandelsabkommen mit Südkorea und Kanada bessere Konzessionen als die Schweiz verhandeln, auch in ihren laufenden Verhandlungen u.a. mit Indonesien, den Philippinen und Mercosur drückt die EU auf weitreichende Zugeständnisse für Käse.

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Staatliche Stützung der Landwirtschaft im Vergleich

Hoher Schweizer Grenzschutz

Das FHA-Netz der Schweiz

Norweg

en

(58%

) Sch

weiz

Island

Korea

Japan

Türke

i

(20%

) EU-2

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(in %

)1995–1997

80

70

60

50

40

30

20

10

0

2014–2015M

illio

nen

Fran

ken

16‘000

14‘000

12‘000

10‘000

8‘000

6‘000

4‘000

2‘000

0

Produktionswert und budgetäre Schätzung

Budgetäre Stützung 2014/16: 3,4 Mrd. Fr.

Grenzschutz 2014/16: 3,5 Mrd. Fr.

Produktionswert zu Importpreisen

2014/16: 5,1 Mrd. Fr.

Produktionswert zu Schweizer Preisen

Produktionswert zu Importpreisen

1986

1988

1990

1992

1994

1996

1998

2000

2002

2004

2006

2008

2010

2012

2014

2016

Quelle: OECD, PSE, 2017

Bestehende FHA

Laufende Verhandlungen

Zusammenarbeitserklärung

Landwirtschaft als Herausforderung bei Neuverhandlungen

Landwirtschaft als Herausforderung bei Anpassung von FHA

Geistiges Eigentum und Marktzugang als Herausforderung bei Neuverhandlungen

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Mercosur (Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay) ist mit seinen 260 Mio. Einwohnern ein wichtiger Zielmarkt für die Schweizer Exportwirt-schaft mit grossem Wachstumspotential. 2016 betrugen Schweizer Waren-exporte in die Mercosur-Staaten 2,8 Milliarden Franken, importiert wurden Waren im Wert von 720 Millionen Franken (jeweils ohne Gold). Zum Ver-gleich: die Exporte in die Türkei betrugen im gleichen Jahr 1,7 Milliarden Franken, nach Indien 1,6 Milliarden Franken.

Beispiel Mercosur: Bedeutung für die Schweiz

1. Grosses Wachstumspotential: Mercosur mit seiner rasch wachsenden Mittelschicht ist ein grosser und wichtiger Zielmarkt für Schweizer Expor-teure.

2. Verbesserter Marktzugang: Ein FHA würde den grossen, aber stark geschützten Mercosur-Markt für Schweizer Exporteure öffnen. Die durchschnittlichen Zölle auf Schweizer Exporte betragen 7% mit Zollspit-zen von bis zu 35%. Durch ein FHA könnte die Schweizer Wirtschaft jährlich bis zu 206 Millionen Franken an Zollabgaben sparen. Neben Zoll-einsparungen würde ein FHA aber insbesondere auch den Marktzugang für Schweizer Dienstleistungsanbieter vereinfachen, den Schutz des geis-tigen Eigentums ausbauen und neue Möglichkeiten im öffentlichen Be-schaffungswesen eröffnen. Zudem erhöht ein FHA die Planbarkeit für wirtschaftliche Akteure und verbessert die Rechtssicherheit.

3. Verhinderung von Diskriminierung: Die EU und Mercosur befinden sich in der Endphase ihrer Freihandelsverhandlungen. Ein Abschluss wür-de für die Konkurrenten aus der EU einen grossen Wettbewerbsvorteil bedeuten. Dieses Diskriminierungspotential kann durch ein FHA verhin-dert werden.

Bedeutung Mercosur für die Schweiz

Perspektiven für die Land- und ErnährungswirtschaftDie nachhaltige Entwicklung der Land- und Ernährungswirtschaft soll mit der Agrarpolitik nach 2021 weiter gestärkt werden. Ziel ist, die Landwirte bei ihren Anstrengungen für eine noch bessere Marktleistung zu unterstützen, den ökologi-schen Fussabdruck weiter zu senken und die unternehmerische Verantwortung der Betriebsleitenden mit administrativ einfachen Instrumenten zu stärken. Gleichzei-tig ist die exportorientierte Volkswirtschaft ebenso wie unsere Versorgungssicher-heit auf offenere Märkte angewiesen.