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Die Zeitung für Medizinstudenten und junge Ärzte ZEITUNG Digitaler Nachschlag der Ausgabe 03/07 ∙Juni/Juli 2007 ∙ In Kooperation mit dem Georg Thieme Verlag ∙ www.medi-learn.de Seheindrücke für Blinde Blinde können mit dem Netzhaut-Chip wieder erste Seheindrücke wahrnehmen. Das ist das Ergebnis einer Entwicklung der Retina Implant GmbH und der Uni-Augenklinik Tübingen. Digitaler Nachschlag Einsatz auf der „KAR 02“ Für einen kurzen Moment hat Michaela Butryn überlegt, ob und wie sie sich um das „Pflege- praktikum“ herumdrücken könnte. Aber ohne Nachweis gibt es keine Zulassung zum Physikum. 09 Chirurgie in Lippstadt Die Entscheidung seine Famulatur im Heimatort Lippstadt zu machen, stand für Peter Vomhof schon früh fest und hat sich als vorteilhaft erwiesen. 03 06 Public Health in Indonesien Clerkship im Puskesmas Lawang von Annika Hanning L and: Indonesien, Stadt: Ma- lang, Ost Java, Amtssprache: Bahasa Indonesisch, Empfohlene Impfungen: Diphtherie, Hepatitis A&B, Polio, Tetanus, Typhus Kultur Indonesien ist sehr vielfältig. Spra- che, Religion und Kultur sind von Insel zu Insel verschieden. Java ist zum größten Teil muslimisch. Die meisten Frauen tragen Kopftuch. Dennoch ist es ein recht liberaler Islam. Man sieht eine sehr große Bandbreite z.B. in der Auslegung der Kopftuchpflicht. Es gibt Frauen, die sind komplett verschleiert incl. Tuch vor dem Gesicht und manche wiederum tragen es erst nach der Hochzeit oder wirklich nur, wenn sie aus dem Haus gehen, auch wenn im Haus ein anderer Mann ist. Die Menschen sprechen fast alle Bahasa Indonesisch. Viele – insbesondere alte – Menschen sprechen aber im Alltag Javanisch. Das Schulsystem ist von der Zeitspanne recht ähnlich zum deutschen. Allerdings mit dem großen Unterschied, dass man von Anfang an auch für die staatlichen Schulen Gebühren zahlen muß. Das hat zur Folge, dass man gerade bei den Armen viele Analphabeten findet. Die Hochschulreife erlangt man mit 18 Jahren. Die medizi- nische Ausbildung dauert insge- samt 6 Jahre. Die Studenten arbei- ten sehr früh voll in der Klinik mit und sind ganz selbstverständlich im Nachtdienst vollkommen allein verantwortlich. Nach dem Studium müssen sie als junge Ärzte in einer entlegenen Region irgendwo in In- donesien (z.B. ländliches Irian) für zwei Jahre unentgeltlich arbeiten. Anschließend kann man noch den Facharzt erwerben, aber auch diese Ausbildung erfolgt praktisch ohne Vergütung. Gesundheitsprofil In Indonesien gibt es im Vergleich zu Österreich und Deutschland sehr viele übertragbare Krank- heiten. Auf Java gibt es allerdings nur sehr selten Malaria. Typisch sind Durchfallerkrankungen und Typhus abdominalis. Auch ande- re tropische Krankheiten sind auf Java endemisch. Außerdem gibt es relativ viele Tuberkulose-Patienten und auch ´klassische´ Krankheiten, die wir auch in Europa viel sehen (Hypertonus, COPD, Diabetes…). Die arme Bevölkerung ist häufig mangelernährt. Besonders Vita- mine und tierische Proteine fehlen auf der täglichen Speisekarte. Über- gewichtige Patienten sieht man da- gegen höchst selten und v.a. in den reicheren Schichten. Für die eigene Reisesicherheit ist es wichtig sich vor Mückenstichen (u.a. wegen Dengue-Fieber) zu schützen. Mos- kitonetz und Repellent mitzubrin- gen ist ratsam. Außerdem ist es sehr wichtig auf Nahrungsmittel- und Trinkwasserhygiene zu achten. Also keine ungeschälten Früchte essen, nur Gekochtes, immer Hän- de vorm Essen waschen und nur abgepacktes Wasser (mit unge- brochenem Siegel!!) trinken. Das Gesundheitssystem ist ähnlich zu unserem aufgebaut. Für die Primär- versorgung gibt es die Puskesmas (öffentliche Gesundheitsstationen). Sie stellen die erste Stufe der Ge- sundheitsversorgung dar und sind eine Mischung aus Poliklinik und kleinem Dorfkrankenhaus. Dort wird gegen einen sehr kleinen Preis jeder behandelt–teilweise auch sta- tionär. Die nächste Stufe sind die öf- fentlichen Krankenhäuser. Dorthin werden schwerere Fälle verwiesen. Allerdings ist die Ausrüstung nur in manchen Punkten besser. Außer- dem gibt es noch private Kliniken, die mehr oder weniger westliches Niveau erreichen. Wenn man selbst schwerer erkrankt, ist es ratsam entweder eine gewisse eigene Me- dikation mit sich zu führen oder in eine private Klinik zu gehen. In sehr schweren Fällen ist in Erwägung zu ziehen den Rücktransport, den die Auslandskrankenversicherung an- bietet, in Anspruch zu nehmen. Krankenhaus Ich habe mein Clerkship im Pus- kesmas Lawang absolviert. Das ist eine etwas größere Gesund- heitsstation ca. 18km nördlich von Malang. Es ist einerseits noch recht städtisch gewesen, da es an der Strecke nach Surabaya gele- gen ist, andererseits kommt man, sobald man die Straße verläßt, sehr schnell in sehr ländliche und arme Gegenden. Es gibt im Puskesmas Lawang insgesamt 35 stationäre Betten und eine Geburtsstation, die beide selten voll belegt sind. Neben der Poliklinik gehören noch eine Zahnarztpoliklinik, ein Emergen- cy Room (UGD), eine geriatrische und pädiatrische Poliklinik und Posyandu dazu. Posyandu besteht aus der Unterhaltung einiger Com- munity Health Centers, also Mini- Polikliniken weiter vom Puskesmas weg, und Reihenuntersuchungen in Schulen und Kindergärten ähnlich zu unseren U-Untersuchungen. weiter auf Seite 2 Beliebtes Transportmittel in Indonesien: Die Rikscha

Digitaler Nachschlag 03/2007

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Zusätzlich zur eigentlichen Zeitung bieten wir euch zudem seit der Ausgabe 04/2005 den sogenannten Digitalen Nachschlag: nicht alle Artikel konnten immer komplett und in voller Länge in die Zeitung aufgenommen werden und finden ihren Platz in einem ergänzenden PDF, das ihr nachfolgend ebenfalls downloaden könnt.

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Page 1: Digitaler Nachschlag 03/2007

Die Zeitung für Medizinstudenten

und junge Ärzte ZEITUNGDigitaler Nachschlag der Ausgabe 03/07 ∙Juni/Juli 2007 ∙ In Kooperation mit dem Georg Thieme Verlag ∙ www.medi-learn.de

Seheindrücke für Blinde Blinde können mit dem Netzhaut-Chip wieder erste Seheindrücke wahrnehmen. Das ist das Ergebnis einer Entwicklung der Retina Implant GmbH und der Uni-Augenklinik Tübingen.

DigitalerNachschlag

Einsatz auf der „KAR 02“ Für einen kurzen Moment hat Michaela Butryn überlegt, ob und wie sie sich um das „Pflege- praktikum“ herumdrücken könnte. Aber ohne Nachweis gibt es keine Zulassung zum Physikum.09

Chirurgie in Lippstadt Die Entscheidung seine Famulatur im Heimatort Lippstadt zu machen, stand für Peter Vomhof schon früh fest und hat sich als vorteilhaft erwiesen.03 06

Public Health in IndonesienClerkship im Puskesmas Lawangvon Annika Hanning

Land: Indonesien, Stadt: Ma-lang, Ost Java, Amtssprache:

Bahasa Indonesisch, Empfohlene Impfungen: Diphtherie, Hepatitis A&B, Polio, Tetanus, Typhus

KulturIndonesien ist sehr vielfältig. Spra-che, Religion und Kultur sind von Insel zu Insel verschieden. Java ist zum größten Teil muslimisch. Die meisten Frauen tragen Kopftuch. Dennoch ist es ein recht liberaler Islam. Man sieht eine sehr große Bandbreite z.B. in der Auslegung der Kopftuchpflicht. Es gibt Frauen, die sind komplett verschleiert incl. Tuch vor dem Gesicht und manche wiederum tragen es erst nach der Hochzeit oder wirklich nur, wenn sie aus dem Haus gehen, auch wenn im Haus ein anderer Mann ist. Die Menschen sprechen fast alle Bahasa Indonesisch. Viele – insbesondere alte – Menschen sprechen aber im Alltag Javanisch. Das Schulsystem ist von der Zeitspanne recht ähnlich zum deutschen. Allerdings mit dem großen Unterschied, dass man von Anfang an auch für die staatlichen Schulen Gebühren zahlen muß. Das hat zur Folge, dass man gerade bei den Armen viele Analphabeten findet. Die Hochschulreife erlangt man mit 18 Jahren. Die medizi-nische Ausbildung dauert insge-samt 6 Jahre. Die Studenten arbei-ten sehr früh voll in der Klinik mit und sind ganz selbstverständlich im Nachtdienst vollkommen allein verantwortlich. Nach dem Studium müssen sie als junge Ärzte in einer entlegenen Region irgendwo in In-donesien (z.B. ländliches Irian) für zwei Jahre unentgeltlich arbeiten. Anschließend kann man noch den

Facharzt erwerben, aber auch diese Ausbildung erfolgt praktisch ohne Vergütung.

GesundheitsprofilIn Indonesien gibt es im Vergleich zu Österreich und Deutschland sehr viele übertragbare Krank-heiten. Auf Java gibt es allerdings nur sehr selten Malaria. Typisch sind Durchfallerkrankungen und Typhus abdominalis. Auch ande-re tropische Krankheiten sind auf Java endemisch. Außerdem gibt es relativ viele Tuberkulose-Patienten und auch ´klassische´ Krankheiten, die wir auch in Europa viel sehen (Hypertonus, COPD, Diabetes…).Die arme Bevölkerung ist häufig mangelernährt. Besonders Vita-

mine und tierische Proteine fehlen auf der täglichen Speisekarte. Über-gewichtige Patienten sieht man da-gegen höchst selten und v.a. in den reicheren Schichten. Für die eigene Reisesicherheit ist es wichtig sich vor Mückenstichen (u.a. wegen Dengue-Fieber) zu schützen. Mos-kitonetz und Repellent mitzubrin-gen ist ratsam. Außerdem ist es sehr wichtig auf Nahrungsmittel- und Trinkwasserhygiene zu achten. Also keine ungeschälten Früchte essen, nur Gekochtes, immer Hän-de vorm Essen waschen und nur abgepacktes Wasser (mit unge-brochenem Siegel!!) trinken. Das Gesundheitssystem ist ähnlich zu unserem aufgebaut. Für die Primär-versorgung gibt es die Puskesmas

(öffentliche Gesundheitsstationen). Sie stellen die erste Stufe der Ge-sundheitsversorgung dar und sind eine Mischung aus Poliklinik und kleinem Dorfkrankenhaus. Dort wird gegen einen sehr kleinen Preis jeder behandelt–teilweise auch sta-tionär. Die nächste Stufe sind die öf-fentlichen Krankenhäuser. Dorthin werden schwerere Fälle verwiesen. Allerdings ist die Ausrüstung nur in manchen Punkten besser. Außer-dem gibt es noch private Kliniken, die mehr oder weniger westliches Niveau erreichen. Wenn man selbst schwerer erkrankt, ist es ratsam entweder eine gewisse eigene Me-dikation mit sich zu führen oder in eine private Klinik zu gehen. In sehr schweren Fällen ist in Erwägung zu ziehen den Rücktransport, den die Auslandskrankenversicherung an-bietet, in Anspruch zu nehmen.

KrankenhausIch habe mein Clerkship im Pus-kesmas Lawang absolviert. Das ist eine etwas größere Gesund-heitsstation ca. 18km nördlich von Malang. Es ist einerseits noch recht städtisch gewesen, da es an der Strecke nach Surabaya gele-gen ist, andererseits kommt man, sobald man die Straße verläßt, sehr schnell in sehr ländliche und arme Gegenden. Es gibt im Puskesmas Lawang insgesamt 35 stationäre Betten und eine Geburtsstation, die beide selten voll belegt sind. Neben der Poliklinik gehören noch eine Zahnarztpoliklinik, ein Emergen-cy Room (UGD), eine geriatrische und pädiatrische Poliklinik und Posyandu dazu. Posyandu besteht aus der Unterhaltung einiger Com-munity Health Centers, also Mini-Polikliniken weiter vom Puskesmas weg, und Reihenuntersuchungen in Schulen und Kindergärten ähnlich zu unseren U-Untersuchungen. weiter auf Seite 2

Beliebtes Transportmittel in Indonesien: Die Rikscha

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Juni/ Juli 2007 2Seite MLZDigitaler Nachschlag

Häufige Krankheiten: Top 3: “Com-mon Cold“, Durchfallerkrankungen mit Dehydratation & Typhus abdo-minalis Weitere: Tbc, Wundversor-gung nach Unfällen u.a.Ich habe zwischen den einzelnen Sprechstunden rotiert. Die erste Woche habe ich im Posyandu ver-bracht, die zweite und dritte wech-selnd in der Poli, pädiatrischen Poli und im UGD.

Arbeit und AusbildungIn der ersten Woche wurde für mei-nen Studienkollegen aus Deutsch-land und mich eine Vorlesung vom Institut für Public Health auf Eng-lisch abgehalten. Es ging alles recht locker zu und wir haben etwas über das indonesische Gesundheitssy-stem, dessen Probleme und über den ´plan of action´ um diese Pro-bleme auszumerzen, gehört.In den verbleibenden drei Wochen habe ich dann von Montag bis Samstag im Puskesmas zusammen mit sieben anderen indonesischen Studenten gearbeitet.Sie haben mich morgens um sechs geholt. Um sieben ging es in La-wang los. Zuerst gab es eine Visite zusammen mit der Chefin bei den stationären Patienten. Die hat mir jedoch ziemlich wenig gebracht, da die Chefin kein Wort Englisch sprach und alles auf Indonesisch lief. Dann gab es – bis zum Beginn des Ramadan – immer ein gemein-sames Frühstück in einem kleinen Restaurant (ca. 0,20€ für eine gute Mahlzeit). Anschließend haben wir uns aufgeteilt auf die einzelnen ´Abteilungen´ (Posyandu, UGD, Poli…) Bis um ca. 11:30 war im-mer recht viel los, dann war es sehr ruhig. Um 13h sind wir dann nach Hause gefahren.

FinanziellesFlug bei Emirates mit Studenten-tarif: ca. 800€ Impfungen hatte ich alle schon von früher. Visum für Arbeitsaufenthalt in Indonesien: 35€ Auslandskrankenversicherung: 8€ Haftpflichtversicherung für die Famulatur: 5€ Projektkosten: 250€ für die vier Wochen (Gastfamilie, Essen, Fahrtkosten, Ausflüge am Wochenende) Dieser Betrag ist sehr

hoch im Vergleich zu Unterhalts- & Essenskosten für einen Monat in In-donesien. Für den Monat rumreisen mit allem drum und dran habe ich noch mal ca. 300€ ausgegeben.

Welche Internet- adressen empfiehlst Du www.bvmd.de/ausland/scoph (Pu-blic Health Projekte für Medizinstu-denten)www.auswaertigesamt.de (Einrei-sebestimmungen, politische Lage)www.indonesian-embassy.de (Vi-sumanträge)www.fit-for-travel.de (Reiseimp-fungen, medizinische Hinweise)Welche Bücher kannst Du empfeh-len: Lonely Planet: Indonesia

Für mich war der Aufenthalt in In-donesien eine sehr bereichernde Erfahrung. Ich habe vieles gesehen und noch mehr gelernt. Was mein medizinisches Handwerkszeug an-geht, habe ich natürlich nicht allzu viel dazu lernen können. Ich konnte mich fast überhaupt nicht selbstän-dig mit den Patienten unterhalten. Ich war grundsätzlich auf meine Mitstudenten angewiesen, die über-setzt haben. Selbstständig durchge-führt habe ich lediglich Wundver-sorgung, Blasenkatheder legen und Blutdruck messen. Außerdem habe ich viele Kinder in den Schulen grob körperlich untersucht d.h. aufs Herz gehört, die Zähne angeschaut & in Ohren und Augen geleuchtet. Trotz alledem habe ich sehr viel gelernt. Zum einen habe ich tropische Krank-

heitsbilder wie Typhus, Durchfall-erkrankungen und einen Leprafall kennengelernt, zum anderen habe ich erfahren wie schwierig es sein kann Diagnosen zu stellen. Sich nicht mit dem Patienten unterhalten zu können ist fast unüberwindliches Problem, aber selbst Blickdiagno-sen sind ziemlich schwierig. Alles, was irgendwie mit einer Farbver-änderung der Haut einhergeht wie z.B. Ikterus und Anämie, ist bei den ´Bule´ – den Weißen – sehr leicht zu erkennen. Meine Kollegen ha-ben mit Hilfe ihrer eigenen Han-dinnenfläche im Vergleich klinisch eine Anämie abgeschätzt, was mit meiner Handfläche natürlich nicht funktionierte. Einen Ikterus kann man allenfalls in den Skleren se-hen. Auch die Einschätzung, ob jemand ´schlecht aussieht´ ist sehr schwierig. Ein weiteres großes Problem ist die Einschätzung der Pupillenweite/(An)Isokorie/kon-sensuelle Lichtreaktion. Die Iris bei Indonesiern ist so dunkel, dass man die Pupille praktisch erst dann sieht, wenn man mit der Lampe be-reits direkt hineinleuchtet. So kann man eine Veränderung praktisch

gar nicht beurteilen. Eine weitere ganz wichtige Erfahrung, war zu spüren wie viel praktischer die Ausbildung in Indonesien abläuft. Die Studenten haben viel früher sehr viel mehr Verantwortung und lernen sehr schnell das praktische Handwerkszeug. In puncto Ge-rätediagnostik war sich ihnen aber wiederum ein großes Stück voraus. Auch war die Art und Weise wie sie gearbeitet haben teilweise nicht so gründlich und es geschehen sicher-lich auch sehr viele Fehler. Durch Zuschauen habe ich das meiste gelernt. Mir ist deutlich geworden, was es heißt Medizin unter Mangel-bedingungen zu machen. Wie gut es uns mit unseren wach-senden Problemen auf hohem Ni-veau in Deutschland geht. Was es bedeutet, wenn man so knappe Ressourcen hat, dass man abwägen muß, ob eine recht teure Diagnostik bzw. Therapie bei einem Patienten mit infauster Prognose wirklich Sinn macht, oder ob man nicht lie-ber die Patienten mit diesem Geld behandelt, bei denen man auch eine Chance auf Erfolg hat. Es gibt na-türlich auch Unterschiede in Thera-pieschemata, bei denen ich mir aus westlicher Sicht teilweise nur an den Kopf fassen konnte, aber ler-nen mußte, dass es auch anders geht – v.a. wenn die Mittel beschränkt sind. Z.B. wird bei einer Thrombo-cytopenie Guavesaft verordnet, da er angeblich die Thrombocytenzahl steigert oder einer Schwangeren, die überträgt, Sex angeraten wird, da im Sperma Prostaglandine ent-halten sind, die die Wehentätigkeit ebenso fördern. Wohltuend war für mich zu erleben, dass man Medizin auch streßfreier machen kann. Wenn alle ein wenig geduldig blei-ben, alle ihren Teil erfüllen und man manches etwas lockerer sieht, dann hat man ein ruhiges Miteinander und es gibt sogar Zeit, in der man Mittagsschlaf halten kann oder ge-meinsam ißt. Die Freundlichkeit der Menschen ist sehr beeindruckend gewesen. Es gab eigentlich niemanden, der nicht gelächelt hat. Es war ein regelrechter Kultur-schock nach sieben Wochen des Lächelns im Flugzeug dann plötz-lich wegen einer Nichtigkeit von einem Mann auf deutsch angemotzt zu werden…

Clerkship im Puskesmas Lawang Fortsetzung von Seite 1

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Juni/ Juli 2007 3SeiteMLZDigitaler Nachschlag

Blinde können mit dem Netz-haut-Chip wieder erste

Seheindrücke wahrnehmen. Das ist das Ergebnis einer Entwicklung der Retina Implant GmbH und der Universitäts-Augenklinik Tübin-gen und weiterer Projektpartner. Ein winziger mikroelektronischer Chip, der seit Herbst 2005 erstmals sieben blinden Patienten direkt unter die Netzhaut (Retina) einge-pflanzt wurde, ersetzt dort die ab-gestorbenen Sehzellen und soll den Patienten wieder einen Teil ihres Sehvermögens vermitteln. Die Stu-dienergebnisse der Patienten liefern jetzt Aussagen zur Funktion aktiver mikroelektronischer Implantate im menschlichen Auge.

EinführungBei dem neu entwickelten Netz-haut-Chip übernehmen winzige lichtempfindliche Photodioden die Aufgaben abgestorbener Sehzel-len (Zapfen und Stäbchen), indem sie Licht in elektronische Signale umwandeln und diese auf die Ner-venzellen der Netzhaut lenken. Entwickelt wurde der elektronische Chip vom Medizintechnik Unter-nehmen Retina Implant GmbH aus Reutlingen. Die Implantation unter die Netzhaut des Auges sowie die Funktionstests wurden an der Uni-versitäts-Augenklinik Tübingen durchgeführt.

Die Forschungen zu unter die Netz-haut eingesetzten Implantaten wer-den seit 1995 in Deutschland von einem großen Forschungsverbund durchgeführt, an dem Augenärzte aus Tübingen und Regensburg so-wie Biologen, Physiker und Inge-nieure aus Tübingen, Reutlingen und Stuttgart beteiligt sind. Das Projekt wird von Prof. Eberhart Zrenner, Ärztlicher Direktor am Forschungsinstitut für Augenheil-kunde in Tübingen, wissenschaft-lich geleitet und wurde seither vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF, Förderkennzei-chen: 01 KP 0401) unterstützt. Die im Forschungsstadium befind-liche Behandlungsmethode ist für Blinde geeignet, deren Sehnerven

und die dazugehörigen Hirnregi-onen noch intakt sind, wie es z.B. bei der erblichen Netzhauterkran-kung Retinitis Pigmentosa der Fall ist. Bei an Retinitis Pigmentosa erkrankten Patienten kommt die Erblindung schleichend: Zunächst kaum bemerkt, sterben die Seh-zellen (Zapfen und Stäbchen), die in der Netzhaut des Auges Licht in elektrische Impulse umwandeln allmählich ab. Das Gesichtsfeld engt sich zunehmend ein und viele Betroffene verlieren langsam ihr Augenlicht. Rund elf Prozent aller Blinden sind von dieser Erkran-kung betroffen, eine Behandlung ist bislang nicht möglich.

Der eingesetzte Netzhaut-Chip übernimmt die Funktion der abge-storbenen Sehzellen. Anschließend leistet die Netzhaut die für die Bilderkennung wichtige Überset-zungsarbeit. Die elektrischen Im-pulse werden über die Sehnerven-fasern an die Sehrinde des Gehirns weitergeleitet und ermöglichen dort die Seh-Wahrnehmung.

Die Forscherteams waren bei der Entwicklung der Chips vor vielfäl-tige Fragen gestellt, die in den letz-ten Jahren erfolgreich gelöst wur-den, u.a. ob sich ein Fremdkörper dauerhaft unter die Netzhaut in die Nähe der Stelle des schärfsten Se-hens platzieren lässt, wie haltbar die Chip-Materialien in den Augenflüs-sigkeiten sind oder inwieweit die Signalstärke aus den winzigen Pho-

todioden ausreicht, um die Nach-richtenkette ins Gehirn anzustoßen. Erforscht werden mussten auch die Schwellen für die elektrische Rei-zung von Sehnervenzellen.

Ziel des Projekts ist es, durch das Einsetzen des Implantates ein ge-wisses Sehvermögen wiederherzu-stellen, das im praktischen Leben nutzbar ist und zumindest eine Orientierung, z.B. die Lokalisa-tion von Gegenständen, erlaubt. In zahlreichen Versuchen (tw. im Tiermodell) wurden vorab Schwel-len für die elektrische Reizung von Sehnerven und die Grenzwerte für einen sicheren Einsatz bestimmt. Die Pilotstudie sollte die Sicher-heit und Verträglichkeit sowie die Funktionsergebnisse im Rahmen einer auf vier Wochen begrenzten Implantation prüfen. Sie diente dem Erkenntnisgewinn bezüglich einer Vielzahl von technischen und medizinischen Daten, die für die weitere Optimierung des Netzhaut-chips unerlässlich sind.

Studien-ErgebnisseSieben Patienten wurden erfolg-reich und mit gutem Heilungsver-lauf operiert. Alle Patienten haben das von Privatdozent Dr. Sachs oder von Prof. Bartz-Schmidt operativ unter die Netzhaut einge-brachte Implantat gut vertragen. Es gab keine Netzhautablösungen, Entzündungen, Abstoßungsreak-tionen, schweren Blutungen oder ähnliches. Auch das von Dr. Doro-

thea Besch und Dr. Florian Gekeler verlegte Energie-Zuführungskabel unter der Gesichts- und Kopfhaut machte keinerlei Probleme. Netz-hautschwellungen konnten gut be-handelt werden; kleine Blutungen wurden rasch resorbiert. Das neuar-tige, durch die Aderhaut des Auges hindurch ausgeführte Operations-verfahren kann als sicher gelten. Die elektrische Stimulation er-brachte eine Fülle wichtiger und wertvoller Erkenntnisse über das Antwortverhalten der Netzhaut und damit für die günstigste elektro-nische Einstellung des Chips. Be-reits während der Studie konnten einige technische Verbesserungs-schritte vorgenommen werden. Durch die elektrischen Reize konn-ten Patienten Licht in bestimmten Formen und Mustern wahrneh-men. Sehwahrnehmungen über den Chip selbst machten das Erkennen und Lokalisieren von Lichtquellen (Fenster, Lampe) möglich, was für die selbstständige Orientierung von großer Bedeutung ist. Teilweise be-merkten und orteten die Patienten helle Gegenstände (z.B. Geschirr) auf dunklem Hintergrund.

Die Pilotstudie (Leiter: Prof. Dr. Zrenner, Koordination: PD Dr. Bar-bara Wilhelm) erbrachte äußerst wertvolle Daten zur Stärke der Reizströme, ihrer optimalen Dauer und Polarität, zur zeitlichen Folge von Lichtreizen, zur räumlichen Auflösung, zur Homogenität und Stabilität der Wahrnehmungen so-wie zur Verträglichkeit und Reakti-vität der Netzhaut.

Alle Patienten erlebten die Studi-enteilnahme, trotz der Belastungen durch die Operation und der oft langwierigen Testverläufe, als rund-um positives, spannendes Erlebnis. Am Ende der Studie erklärten sie, dass sie ihre Entscheidung zur Teil-nahme wieder so treffen würden.

Das ImplantatBei dem verwendeten Implantat handelt es sich um ein bisher nach dem Medizinproduktegesetz noch nicht zugelassenes und nur für For-schungszwecke hergestelltes Mu-ster.

Chip ermöglicht Seheindrücke für BlindeErste Ergebnisse der Pilotstudie von Dr. Ellen Katz (idw)

Universitätsaugenklinik: Implantat-Operation

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Juni/ Juli 2007 �Seite MLZDigitaler Nachschlag

Forscher haben ein Gen identi-fiziert, dessen Mutationen zu

verschiedenen Krebserkrankungen führen. Sind seine beiden Kopien defekt, besteht bereits ab dem frü-hen Kindesalter ein stark erhöhtes Risiko für Hirn- und Nierentu-moren sowie für Leukämien. Das haben Wissenschaftler vom Bio-zentrum der Uni Würzburg unter der Leitung des Humangenetikers Detlev Schindler herausgefunden, und zwar gemeinsam mit Arbeits-gruppen aus Düsseldorf, Berlin, England und den USA.Fündig wurden die Forscher bei sieben Kindern, zwischen sieben Monate und vier Jahre alt, die an bösartigen Tumoren litten. Im Erb-gut der kleinen Patienten suchte die Würzburger Diplom-Biologin Kornelia Neveling gemeinsam mit ihrem Doktoranden-Kollegen Reinhard Kalb nach einer mög-lichen genetischen Ursache für die Krebserkrankungen. Dabei stießen die Forscher auf das PALB2-Gen, das mit dem bereits bekannten Brustkrebsgen BRCA2 sehr eng bei der Korrektur von DNA-Schäden zusammenarbeitet. Solche Schäden (Mutationen) können dazu führen, dass Krebs entsteht.Gene liegen im Organismus des Menschen in der Regel doppelt vor. Das Team wies nach, dass bei manchen der krebskranken Kinder beide Kopien des PALB2-Gens durch Mutationen verändert waren. Außerdem fand es heraus, dass es sich bei PALB2 um eines der zwölf Fanconi-Anämie-Gene handelt, deren Defekte auch für Knochen-markversagen und angeborene Fehlbildungen verantwortlich sind. Darum erhielt das Gen inzwischen

die neue Bezeichnung „FANCN“.Sind beide Kopien beschädigt, kann dieses Gen seine Aufgaben bei der Reparatur von Fehlern im Erbgut nicht mehr ausreichend wahrneh-men. Bei den Betroffenen kommt es daher sehr rasch zur Anhäufung

unreparierter Genfehler, die ent-scheidend zur Umwandlung von normalen Zellen in Krebszellen beitragen. Englische Arbeitsgrup-pen haben inzwischen gezeigt, dass FANCN nicht nur zur Entstehung von Krebserkrankungen bei Kin-

dern, sondern auch zur Entstehung von Brustkrebs bei Erwachsenen beiträgt. „Anders als bei den Kin-dern ist das Brustkrebsrisiko aber schon dann erhöht, wenn nur eine Kopie des FANCN-Gens defekt ist“, erklärt Professor Schindler. Die betroffenen Frauen zeigen an-sonsten keine weiteren genetischen Auffälligkeiten. Es gibt zudem Hinweise darauf, dass Männer mit einer defekten Kopie des FANCN-Gens ein höheres Risiko für Prosta-takrebs haben.Das Brustkrebsrisiko ist allerdings viel weniger stark erhöht als bei den bekannten Brustkrebsgenen BRCA1 und BRCA2. „Dennoch wird man vor allem in Familien, in denen sowohl Krebserkrankungen bei kleinen Kindern als auch Brust-krebs vor dem 50. Lebensjahr auf-getreten sind, die Untersuchung des FANCN-Gens in Betracht ziehen müssen, sofern sich keine Erbgut-veränderungen in den häufigeren BRCA1- und BRCA2-Brustkrebs-genen nachweisen lassen“, meint Professor Holger Höhn, Leiter des Instituts für Humangenetik. An-gehörige solcher Familien können sich an das Zentrum für familiären Brustkrebs an der Uni Würzburg wenden, eine gemeinsame Ein-richtung der Abteilung für Medizi-nische Genetik im Biozentrum und der Würzburger Universitätsfrauen-klinik. Für ihre Beteiligung an der Entdeckung des neuen Krebsgens wurde Kornelia Neveling auf der Jahrestagung der Deutschen Gesell-schaft für Humangenetik, die vom 7. bis 10. März in Bonn stattfand, mit dem Vortragspreis für die beste wissenschaftliche Präsentation aus-gezeichnet. Sie ist zusammen mit Reinhard Kalb und Detlev Schind-ler Mit-Autorin der entsprechenden Veröffentlichung in der Zeitschrift „Nature Genetics“ (Vol. 39, Seiten 162 bis 164, Februar 2007).

Neues Krebsgen entdecktBiozentrum der Uni Würzburg von Robert Emmerichs (idw)

Chromosomen von Kindern, bei denen beide Kopien des FANCN-Gens Mutationen tragen. Durch die Schäden kommt es zu unzähligen Chromosomenbrüchen. Das Ergebnis, eine Chromosomenfragmentierung, ist im unteren Teil des Bildes deutlich zu sehen. Abbildung aus Nature Genetics 2007; Vol. 39, Seiten 162-164.

Die erfolgreichen Würzburger Humangenetiker Kornelia Neveling, Detlev Schindler und Reinhard Kalb (von links). Foto: Institut für Humangenetik

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Juni/ Juli 2007 �SeiteMLZDigitaler Nachschlag

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Entspannt durchs ExamenMEDI-LEARN Kurse für Physikum und Hammerexamen

hoben. Die meiste Zeit war ich al-leine dort mit dem Oberarzt tätig – zwei Kollegen waren erkrankt – und habe quasi alles gemacht, was ein Assistenzarzt so macht, abgesehen von Sonos und spezi-elleren Eingriffen: Begleitende Erstversorgung im Kreißsaal, OP von Kindern mit anfänglich sehr schlechten Apgar-Werten, massen-haft Vorsorge-Untersuchungen auf der Wochenstation, Berechnung von parenteraler Ernährung und Blutabnahmen sowie Testungen. Unglaublich lehrreich!

Ich durfte beI zweI KaI-serschnItten assIstIeren

Es gab etliche sehr spannende Fäl-le, wie Zwillinge mit nahezu iden-tischem Echobefund (PDA, MI II°, und PFO), Spontanpneumothrorax bei einem makrosomen Kind nach normaler Geburt und natürlich Be-atmung und Entwöhnung bei Fehl-geburten. Sogar ein Ausflug in die Gynäkologie war dabei. Ich durfte bei zwei Kaiserschnitten assistie-ren, wovon der zweite gar nicht geplant war: Plötzlich hieß es Not-sectio und es gab einen fliegenden Wechsel, bei denen aber alles gut verlief. Es ist schon ein tolles Ge-fühl, so ein winziges Wesen als er-ster auf den Arm zu bekommen!

Gute Integration in Stendal Für das PJ kann ich Stendal nur weiterempfehlen. Es gibt PJ-Se-minare, gute Arbeitsbedingungen und vor allem ein übersichtliches Haus, wo man sich gut integrie-ren kann. Personalknappheit und die üblichen Rangeleien gibt es in Stendal auch, aber wo gibt es die nicht? Zum Abschluss möchte ich den vielen Kollegen danken, die mir eine sehr schöne PJ-Zeit be-schert haben. Es sind eine Menge neuer Freundschaften entstanden. Jetzt heißt es erst einmal Lernen fürs Hammerexamen!

Auf der Kinderstation ange-kommen, erwartet einen erst

einmal ein ganz anderer Geräusch-pegel als gewohnt! Auch hier gab es morgendliche Blutentnahmen, allerdings sind die Nadeln kleiner, manchmal nimmt man nur Kanülen (und selbst die sind manchmal noch zu groß), man braucht fast immer eine weitere Person zum Festhal-ten und häufig wurde Blut aus dem Kopf abgenommen. Hört sich bru-tal an, aber es gibt ja Zauberpfla-ster, Urkunden und Belohnungen. Und ganz wichtig, man darf sich nicht durch die Unruhe der Um-gebung beeinflussen lassen! In der ersten Woche lief ich viel mit (Visi-te, Sono, Aufnahmen). Mit Kindern habe ich auch früher schon viel zu tun gehabt, daher betrat ich kein völliges Neuland. Allerdings muss-te ich erst einmal die ausführliche Anamnesekunst und Untersuchung der ganz Kleinen lernen, ebenso Kindermedikation und Dosierung.

nach und nach Konnte Ich meIne eIgenen KIds

betreuen und aufpäppeln

Zudem gab es hier unheimlich viel an PC-Arbeit, vom Briefeschrei-ben bis zum Verschlüsseln. Der Professor war zudem spezialisiert auf Kinderneurologie, so habe ich auch noch etwas zu neurologischer Untersuchungstechnik lernen kön-nen. Natürlich gab es auch traurige Momente, wie Battered-child-Syn-drome, oder ein Kind, bei dem wir einen fortgeschrittenen Hirntumor diagnostizierten. Insgesamt war es aber eine schöne Zeit, ich würde der Kinderstation nur etwas mehr Ordnung in ihrem Tagesablauf wünschen!

Arbeiten wie ein AssistenzarztDen letzten Monat habe ich dann auf der Neugeborenenstation ver-bracht. Wenn man so will, habe ich mir das Beste zum Schluss aufge-

Zauberpflaster für die KidsEin Jahr in Stendalvon Miriam SchützFortsetzung aus der MEDI-LEARN Zeitung

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Juni/ Juli 2007 6Seite MLZDigitaler Nachschlag

Zugegeben: Für einen ganz kurzen Moment habe auch ich

überlegt, ob und wie ich mich um das „Pflegepraktikum“ herumdrü-cken könnte. Aber ohne Nachweis dieses dreimonatigen, unbezahlten Krankenpflegedienstes gibt‘s nun mal später keine Zulassung zum Physikum, einer wichtigen Prüfung im Medizinstudium, für das ich mich zum Wintersemester 2006/07 am Universitätsklinikum bewerbe.So wie ich interessiert sich jedoch jährlich eine Vielzahl von Abi-turienten für einen von nur etwa 190 Studienplätzen an der Medi-zinischen Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Dabei sind viele von uns bereit, sogar vier und mehr Jahre auf ihr Wunschstudium zu warten, um sich anschließend mindestens weitere sechs Jahre einem der sicherlich an-spruchvollsten Studienfächer über-haupt zu widmen. Trotz sorgfältiger Auswahl beenden leider nicht alle Studenten das Studium erfolgreich. Viele arbeiten später berufsfremd, manche verlassen Deutschland ganz. Dies ist gerade in Zeiten im-mer weiter steigender Nachfrage nach qualifizierter ärztlicher Ver-sorgung problematisch. Ich wäre stolz, in Magdeburg studieren und später als Arzt in Sachsen-Anhalt arbeiten zu dürfen.Jedoch ist die Vorstellung, zuvor ein Vierteljahr völlig unentgeltlich arbeiten zu müssen nicht gerade motivierend, besonders da ich nicht weiß, wann und ob ich überhaupt einen Studienplatz bekomme. Dennoch entschied ich mich, mein Praktikum sofort nach der letzten Abiturprüfung zu absolvieren; in Kauf nehmend, dass ich schlimm-stenfalls die Ferien umsonst geop-fert habe, falls ich keine Zulassung erhalte.Doch auch ohne die Gewissheit über eine Studienplatzzusage war das Pflegepraktikum sehr sinnvoll; mehr noch: Mir hat es sogar so gut gefallen, dass ich meine Erfah-rungen kurz schildern möchte. Der positive Eindruck aus einem Schülerpraktikum als damals 16-jährige auf der gerontopsychi-

atrischen Station der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin im Jahr 2004 veranlasste mich auch dies-mal, mein Praktikum am Universi-tätsklinikum abzuleisten.Ein sehr wichtiger Teil ärztlicher Tätigkeit ist der Bereich der Inne-ren Medizin. Um ein wenig mehr über dieses Fachgebiet zu erfahren, war es mein Wunsch, auf einer in-neren Station eingesetzt zu werden. Freundlicherweise wurde mein In-teresse von der Pflegedienstleitung berücksichtigt und so strandete ich im Sommer diesen Jahres auf der Pulmologischen Station der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie die für 15 Patienten mit Erkrankungen der Lunge Betten zur Verfügung stellt. Nach einer er-sten Führung über die Station wur-de ich gleich in den Stationsablauf integriert und mit den Tätigkeiten vertraut gemacht, die ich in den nächsten Wochen täglich erledigen durfte.Die Frühschicht (5:45 bis 14:30 Uhr), in der ich hauptsächlich ein-gesetzt wurde, beginnt regelmäßig mit der Patientenübergabe, in der die Diensthabenden über Neuzu-gänge und Entlassungen von Pati-enten und sonstige Besonderheiten

informiert werden. Ab etwa 6:30 Uhr werden die Patienten geweckt und gebettet; Patienten, die hierbei Hilfe benötigen werden gewaschen bzw. geduscht.Hinzu kommt die Verabreichung von Medikamenten, das Wechseln von Verbänden und das Befüllen der Inhaliergeräte für Patienten mit Erkrankungen der Atemwege. Des Weitern zählte zu meinen Aufgaben natürlich das Messen von Körper-temperatur, Blutdruck, Puls und bei Diabetikern den Blutzucker ermit-teln. Es folgten das Austeilen von Essen und Trinken, Medikamente bereitstellen, Patienten wiegen, aufnehmen, entlassen und Reini-gungsarbeiten. Begleitete ich Pati-enten zu Untersuchungen, z.B. zur Bronchoskopie, durfte ich meistens auch zusehen.Alle diese Tätigkeiten entsprechen vielmehr dem Berufsbild der/s Krankenschwester bzw. -pflegers als meinem Berufswunsch. Den-noch denke ich heute, dass es nie-mandem, der eine medizinische Laufbahn einschlagen möchte, schadet, uneigennützig für einen kurzen Zeitraum im Krankenhaus zu helfen. Hierbei liegt die Beto-nung auf „HELFEN“. Einen As-pekt, den ich als sehr angenehm

em-pfand, war das Gefühl, wirklich etwas für die Patienten tun zu kön-nen und nicht wie der klassische Praktikant überall im Weg herum-zustehen. Darüber hinaus bietet das Pflegepraktikum noch ganz andere Vorteile, über die ich mir vorher nicht im klaren war. Die Konfron-tation mit den schweren, z.T. le-bensbedrohlichen Krankheiten der Patienten lässt einen das eigene Leben reflektieren. Oft bewunderte ich den Mut und die Zuversicht, mit denen z.B. Krebskranke gegen ihr Schicksal kämpften. Auch die Auseinandersetzung mit dem Tod war ich in dieser Form noch nicht gewohnt, für den Beruf des Arztes jedoch ist sie unerlässlich. Bleibt noch zu sagen: Das medizinische Wissen, das z.B. in der Visite und bei Untersuchungen vermittelt wird, kann für`s Studium nur hilf-reich sein. Ich wusste vorher nicht, was eine Thorax-Saug-Drainage ist, wie Blut abgenommen oder Flexü-len gelegt werden.Deshalb kann ich allen (ange-henden) Medizinstudenten nur sagen: Seht das Pflegepraktikum nicht als lästige Pflicht, sondern als echte Chance! Ich habe diese Chan-ce genutzt und kann nach meiner Zeit auf der Pneumologie/Pulmo-logie ein absolut positives Resu-mee ziehen. Hierzu trug sicherlich auch das freundliche Klima auf der „KAR 02“ bei. Im Team aus Ärzten, Schwestern, MTA`s, Kranken-pflegehelfern, Medizinstudenten sowie diversen Schwesternschüle-rinnen und Praktikanten herrschte überwiegend eine sehr angenehme Atmosphäre. Diese ist, glaube ich, leider nicht selbstverständlich und gerade deshalb vorbildlich, weil sie sich meiner Meinung nach auch positiv auf die Patienten und deren Genesung auswirkt.Daher möchte ich mich bei allen Mitarbeitern der Pulmologie, die dazu beigetragen haben, dass ich mein Praktikum als interessante Erfahrung und große persönliche Bereicherung empfunden habe, nochmals ganz herzlich bedanken. Ich wünsche Euch und euren Pati-enten für die Zukunft alles erdenk-lich Gute!

Abdruck mit freundlicher Geneh-migung der Redaktion des Unijour-nals Magdeburg

Einsatz auf der „KAR 02“ Pflegepraktikum vor Studienplatzzusagevon Michaela Butryn

Page 7: Digitaler Nachschlag 03/2007

Juni/ Juli 2007 7SeiteMLZDigitaler Nachschlag

Beim Schlafen gibt es verschie-dene Phasen der Synchronisa-

tion von Herzschlag und Atmung. Diese Phasen spiegeln die Schlaf-stadien wider – an ihnen lässt sich also erkennen, ob jemand sich im Tief- oder im Traumschlaf befindet. Das haben Forscher der Martin-Lu-ther-Universität Halle-Wittenberg, der Philipps-Universität Marburg und der Bar-Ilan-Universität in Ramat Gan (Israel) herausgefun-den. Ein stationärer Aufenthalt in einem Schlaflabor könnte damit in vielen Fällen überflüssig werden. Die Resultate des Forschungspro-jekts werden Anfang Februar in der renommierten Zeitschrift „Physical Review Letters“ veröffentlicht.

Jedermann weiß, dass sich beim Joggen die Atmung mit den Bein-bewegungen synchronisiert. Aber wie sieht das für das Herz aus? Gibt es verschiedene Phasen der Syn-chronisation zwischen Herzschlag und Atmung in Abhängigkeit von physiologisch unterschiedlichen Zuständen des Körpers? Mit dieser

Frage beschäftigten sich theore-tische Physiker der Martin-Luther-Universität in einem internationalen Kooperationsprojekt. Sie nahmen sich die Schlafphase vor, die durch verschiedene Stadien gekenn-zeichnet ist. Tief- und Traumschlaf wechseln sich ab, der menschliche Körper durchläuft mehrere Zyklen. „Diese Schlafstadien werden durch das Gehirn generiert und stehen ei-gentlich nicht direkt mit autonomen Körperfunktionen wie Herzschlag

Herz und Atmung im Takt des SchlafsStationärer Aufenthalt in einem Schlaflabor könnte in vielen Fällen überflüssig werdenvon Carsten Heckmann

oder Atmung in Verbindung“, weiß Jan Kantelhardt, Juniorprofessor am Institut für Physik der Martin-Luther-Universität. „Wir konnten nun aber zeigen, dass die Muster der sogenannten Phasen-Synchro-nisation zwischen Herzschlag und Atmung die Schlafstadien wider-spiegeln.“Die Forscher zeichneten die Daten von 112 gesunden Probanden im Alter von 20 bis über 70 Jahren während der Schlafphase auf. Ihre Ergebnisse sind eindeutig und un-abhängig von Geschlecht, Alter und Körper-Massen-Index. Die Wissenschaftler nutzten einen auf Methoden der Theoretischen Physik beruhenden automatischen Algorithmus, der die Synchroni-sationsphasen objektiv erkennen kann. Bei dem Projekt handelt es sich also um eine erfolgreiche in-terdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Physik und Medizin. Me-dizinischer Partner war die Univer-sitätsklinik Marburg. „Mit unseren Messmethoden ist nun erstmals ein Nachweis von Übergängen in der

Phasen-Synchronisation in einem Experiment gelungen“, sagt an Kantelhardt. „Damit bekommen die vielen theoretischen Arbei-ten der Physiker eine praktische Bedeutung.“ Mögliche Anwen-dungen der Resultate sehen die Forscher in der automatischen Er-kennung von Schlafstadien allein auf der Basis von Herzschlag- und Atmungsaufzeichnungen, die – anders als konventionelle Analy-sen – keine stationäre Aufnahme in einem Schlaflabor erfordern. Außerdem untersuchen sie gerade gemeinsam mit Kardiologen der TU München für Herzinfarktpati-enten, wie die Art und der Grad der Phasensynchronisation mit der Lei-stungsfähigkeit des Herz-Kreislauf-Systems zusammenhängen und ob sich daraus diagnostisch relevante Parameter gewinnen lassen.

Jan Kantelhardt ist seit drei Jahren Juniorprofessor an der Martin-Lu-ther-Universität Halle-Wittenberg. Die Stelle des 36-Jährigen wurde vor kurzem nach einer positiven Zwischenevaluierung verlängert. Die Veröffentlichung der aktuellen Forschungsergebnisse in der Zeit-schrift „Physical Review Letters“ ist für den 2. Februar vorgesehen.

Flip Flops statt BirkisInnere-Famulatur in Ghanavon Janine Hübl Fortsetzung aus der MEDI-LEARN Zeitung

Das wirtschaftliche Denken wird aber bleiben: Hier ist ein

CT nicht etwa Geld, was nur das Gesundheitssystem belastet, son-dern hier kann es sich ein Patient einfach nicht leisten! Dafür spielt die Anamnese und die körperliche Untersuchung eine viel größere Rolle als bei uns. An Patienten hätte ich gerne mehr gesehen, aber die Hälfte der Zeit meines Praktikums waren die Ärzte im Streik. Und das bedeutet in Gha-na, dass Patienten, wenn sie nur ir-gendwie gehen können, nach Hause geschickt werden. So waren die er-sten zwei Wochen kaum Patienten und Ärzte auf Station. Alle Do-zenten und Ärzte waren aber sehr nett und bemüht. In der Vorlesung habe ich viel über Tropenkrank-

heiten gehört. So manche Krank-heit hat dabei ihren Schrecken für mich etwas verloren. Malaria bei-spielsweise: Afrikaner sind meist ein wenig amüsiert, wenn sie sehen, wie panisch Europäer bereits bei kleinsten Anzeichen werden. Denn von ihnen hat jeder meist schon einen oder mehrere Malariaanfälle hinter sich.

Heiratsantrag inklusiveIch habe mich in Ghana von Anfang an sehr wohl gefühlt, was zu einem großen Teil an der unglaublichen Freundlichkeit der Menschen liegt. Ich bin im Anschluss an meine Fa-mulatur noch zwei Wochen herum-gereist, einmal quer durchs Land und habe bis auf wenige Ausnahmen durchweg positive Erfahrungen ge-

macht. Es gab nie Situationen, in denen ich mich unwohl oder etwa bedroht gefühlt hätte. Ghana ist ein wirklich sicheres Reiseland – auch für alleinreisende Frauen. Ghana ist wenig touristisch, was das Rei-sen bisweilen etwas anstrengend macht, es zum anderen aber auch nicht die unschönen Seiten des Tourismus gibt. In der Stadt rufen dir viele „obruni“ (Weißer) hin-terher und winkt, man wird auch angefasst, Männer machen einem eventuell Heiratsanträge, aber nie wurde jemand aufdringlich. Auch nicht nach einem gemein-samen Tanz – und man tanzt sehr eng in Ghana! Wenn man die Zeit hat, sollte man unbedingt in den Norden des Landes fahren. hier ist es noch am ursprünglichsten.

Der Mole Nationalpark (Elefanten, Antilopen, Affen, Warzenschweine), eine zweitägige Bootstour auf dem Voltasee mit Übernachtung unter Deck, eine Übernachtung im Borbi-ri Wildlife Sanctuary (sehr roman-tisch), der heilige Lake Bosumtwi, Cape Coast, das Stelzendorf Nzue-lo, traumhafte Strände im Westen des Landes... das sind nur einige Dinge, die lohnend sind.

Meinen Kontinent gefunden Ich möchte diese Erfahrung nicht missen und mir ist der Abschied mehr als schwer gefallen, da Gha-na ein wunderbares Land ist und ich viele neue Freunde gefunden habe. Afrika mag für manchen ein Kulturschock sein, aber da Ghana so sicher und freundlich ist, fällt es nicht schwer, sich schnell wohl zu fühlen. Ich persönlich habe wohl meinen Kontinent für mich gefun-den. Ich bin mir sicher, dass ich nach Afrika zurückkehren werde.

Page 8: Digitaler Nachschlag 03/2007

Juni/ Juli 2007 8Seite MLZDigitaler Nachschlag

Neue Informationen verbes-sern die Gedächtnisleistung –

Psychologen und Neurologen der Universitätsklinik für Neurologie II Magdeburg und der Universität London (UCL – University Col-lege London) zufolge könnte dieser Befund wichtige Implikationen für die Behandlung von Gedächtnis-störungen darstellen. Die Studie, die in der August-Ausgabe der re-nommierten Zeitschrift „Neuron“ publiziert wurde, kommt zu dem Schluss, dass neue Informationen während des Lernens die Gedächt-nisleistung verbessern. Wissen-schaftler vermuten seit längerem, dass das menschliche Gehirn und neue Informationen in einer be-sonderen Beziehung stehen und Neuheit ein entscheidender Faktor für Lernen und Gedächtnisbildung ist. Eine Region im Mittelhirn (Substantia nigra/ Area ventralis tegmentalis), die vor allem mit der Regulation von Motivation und der Verarbeitung von Belohnung in Zusammenhang gebracht wur-de, bevorzugte in der Studie von Dr. Nico Bunzeck und Prof. Dr. Emrah Düzel neue Information gegenüber bekannter Information. Dieses System ist ebenfalls dafür bekannt, den Dopaminspiegel – ein für Lernen und Gedächtnisbildung entscheidender Neurotransmitter – zu regulieren. Das Verständnis der Beziehung zwischen Gedächtnis-bildung, Neuheit, Motivation und Belohnung könnte somit eine wich-tige Grundlage für die Behandlung von Gedächtnisproblemen darstel-len. Professor Emrah Düzel von der Universität Magdeburg, der gegen-wärtig auch eine Arbeitsgruppe an der UCL leitet: „Wir hoffen, dass diese Ergebnisse einen Einfluss auf die Behandlung von Patienten mit Gedächtnisproblemen haben. Der-zeit versuchen Neuropsychologen und Ärzte die Gedächtnisleistung therapeutisch durch Wiederholung von Informationen zu verbessern – ähnlich lernen die meisten Men-schen für Prüfungen. Unsere Stu-die zeigt, dass sich wiederholtes Lernen effektiver gestaltet, wenn

man neue Informationen oder Fak-ten mit den wiederholten bzw. be-kannten Informationen mischt. Es scheint, dass man in diesem Fall besser lernt, obwohl das Gehirn mit neuer Information beschäftigt ist.“„Unter Wissenschaftlern ist be-kannt, dass das Mittelhirn Motiva-tion reguliert und an der Vorher-sage von Belohnung beteiligt ist, indem es Dopamin in frontale und temporale Regionen des Gehirns freisetzt. Wir konnten zeigen, dass Neuheit ebenfalls das Mittelhirn aktiviert. Wir glauben, dass die Wahrnehmung von Neuheit per se den Dopaminspiegel beeinflusst. In zukünftigen Projekten werden wir untersuchen, in welchem Zu-sammenhang Dopamin und Lernen stehen. Die Ergebnisse dieser Stu-dien könnten die zukünftige Ent-

wicklung von Medikamenten zur Behandlung von Gedächtnisproble-men beeinflussen.“ Die Probanden nahmen in einer Reihe von Experimenten teil. In einer ersten Untersuchung wurde getestet, ob das Gehirn neue Infor-mation gegenüber bekannter Infor-mation bevorzugt, selbst wenn die bekannte Information selten oder emotional negativ ist. Den Teilneh-mern dieser Studie wurden Bilder von Außenaufnahmen und Bilder von männlichen Gesichtern darge-boten, während ihre Gehirnaktivität mittels funktioneller Magnetreso-nanztomographie (fMRT) gemes-sen wurde. Dabei wurden einige der Bilder, auf denen zum Beispiel ein erzürntes Gesicht oder ein Autoun-fall zu sehen war, selten wiederholt dargeboten und andere Bilder stell-

ten jeweils neue neutrale Gesichter oder Szenen dar. Die Substantia ni-gra/ Area tegmantalis ventralis des Mittelhirns reagierte ausschließlich auf neue Bilder, jedoch nicht auf wiederholte seltene oder emotio-nale Bilder. Im zweiten Experiment wurden be-kannte Bilder entweder im Kontext mit neuen Bildern oder im Kontext mit sehr bekannten Bildern darge-boten. Ebenfalls mittels fMRT wur-de dabei untersucht, wie relative Neuheit die Gehirnaktivität in der Substantia nigra/ Area tegmenta-lis ventralis beeinflusst. Es konnte gezeigt werden, dass die Aktivie-rungsstärke in dieser Region ab-nimmt, je bekannter die gezeigten Bilder sind, unabhängig davon, in welchem Kontext sie gezeigt wur-den. Prof. Düzel: „Wir vermuteten, dass bekannte Information zwi-schen sehr bekannter, d.h. sehr gut gelernter Information, hervorsticht und genauso zu einer Aktivierung in der Substantia nigra/Area ven-tralis tegmentalis des Mittelhirns führt wie neue Information. Das war nicht der Fall. Nur absolut neue Information führt zu einer starken Aktivierung in diesem Areal.“In drei Verhaltensexperimenten wurde die Gedächtnisleistung der Probanden für die dargebo-tenen neuen, bekannten und sehr bekannten Bilder entweder nach 20min oder nach einem Tag unter-sucht. Bekannte Bilder wurden bes-ser erinnert, wenn sie im Kontext mit neuen Bildern gezeigt wurden. In der Testung nach 20min ergab sich eine erhöhte Gedächtnislei-stung um ca. 20 Prozent. Dieser Effekt war nach 24 Stunden ver-ringert. Prof. Düzel: „Wenn wir et-was Neues sehen, könnte es für uns potentiell belohnend sein. Dieses Potential motiviert uns, neue Um-welten zu explorieren. Ist ein Sti-mulus bekannt und nicht mit einer Belohnung assoziiert, verliert es dieses Potential. Daher aktivieren nur absolut, jedoch nicht bekannte oder relativ neue Stimuli die Sub-stantia nigra/ Area ventralis teg-mentalis des Mittelhirns und erhö-hen den Dopaminspiegel.“

Abdruck mit freundlicher Geneh-migung der Redaktion des Unijour-nals Magdeburg

Neuheit begünstigt LernenVeröffentlichung in Neuron von der Redaktion des Unijournals Magdeburg

FMRT-Aktivierung: Darge-stellt ist die Aktivierung der Substantia nigra/ Area tegmentalis ventralis des Mittelhirns. Diese Region ist beteiligt an der Regulation von Motivation und Verar-beitung von Belohnungs-erwartung. Die Substantia nigra/ Area tegmentalis ventralis ist blau markiert und die mittels funktioneller Magnetresonanztomogra-phie (fMRT) gemessene Aktivierung ist in rot dargestellt. Foto: Düzel/Bunzeck

Dargestellt ist ein Reihe an Bildern, die während des Experiments verwendet wurden. In der Analyse der Aktivierungen spielte es keine Rolle, ob Gesichter oder Szenen präsentiert wurden.

Page 9: Digitaler Nachschlag 03/2007

Juni/ Juli 2007 9SeiteMLZDigitaler Nachschlag

wenig Anatomie-Kenntnis schon viel verstehen könne, da war meine Entscheidung gefallen.

Der erste TagMein erster Tag begann noch um 7:45 Uhr mit der Morgenbespre-chung beim Chef. Dann wurde ich zwei jungen Assistenzärzten zugewiesen, die mich mit auf ihre Station nahmen. Hier angekommen und umgezogen ging es direkt da-ran, Blut abzunehmen. „Learning by doing“ sagte der Assistenzarzt grinsend und „wenn’s Probleme gibt, dann melde dich!“ Solch ei-nen Wurf in’s kalte Wasser hatte ich befürchtet, aber anders lernt man es wahrscheinlich nicht. 13 erfolgreiche Blutabnahmen später startete dann auch schon die (wö-chentliche) Chefvisite. Da meine Station eigentlich den „Namen“ Unfallchirurgie trug, staunte ich nicht schlecht, als ich während der Visite ein sehr „buntes“ Pati-entenkollektiv kennen lernte: Un-fall-, Visceral- und Gefäßchirurgie waren gleichermaßen vertreten. Diese Abwechslung hat mir in der folgenden Zeit sehr gefallen.Später kamen dann die ersten Neuaufnah-men auf die Station. Deren Blut war bereits in der chirurgischen

IMPRESSUMHerausgeber: MEDI-LEARN Bahnhofstraße 26b 3�037 Marburg/LahnTel: 04 31/780 25-0Fax: 04 31/780 25-29E-Mail: [email protected] Internet: www.medi-learn.de

ISSN: 1860-8590Redaktion: Jens Plasger (Redaktionsleitung), Christian Weier (V.i.S.d.P.), Trojan Urban, Marlies Lehmkuhl, Lilian Goharian, Angelika Lehle, Dr. med. Dipl.-Psych. Bringfried Müller, Thomas Brockfeld

Lektorat: Jan-Peter Wulf

Layout & Graphik: Angelika Lehle

Berichte: Annika Hanning, Dr. Ellen Katz, Robert Emmerichs, Miriam Schütz, Michaela Butryn, Carsten Heckmann, Janine Hübl, Peter Vomhof, Jan-Peter Wulf, Dr. Annette Tuffs, Unijournal Magdeburg

Anzeigenbetreuung: Christian Weier Olbrichtweg 11 24145 KielTel: 04 31/780 25-0Fax: 04 31/780 25-29E-Mail: [email protected] – Es gilt die Anzeigenpreisliste 02/2005.

Bildnachweis: istockphoto.com, photocase.com, stock.xchng, Institut für Human- genetik Würzburg , Uniklinik Tübingen, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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machen könne und auch wenn möglich in ein Haus zu gehen, das einem schon beispielsweise durch ein Pflegepraktikum bekannt ist. Beides traf für mich zu und hat sich im Endeffekt als sehr vorteilhaft er-wiesen!

Warum Chirurgie?Als zum Ende des 1. klinischen Se-mesters immer mehr Leute damit begannen, ihre erste Famulatur für die anstehenden Semesterferien zu organisieren, stand ich dieser Akti-on noch sehr skeptisch gegenüber. Ich fragte mich, ob ich denn mit dem bisschen klinischen Wissen aus dem 1. Semester einen Gewinn aus der Famulatur ziehen könnte!?

mIt eIn wenIg anato-mIe-KenntnIs Kann man

schon vIel verstehen

Dann aber dachte ich mir, dass es ja auf keinen Fall schaden könne, mal wieder einen Praxiseinblick zu bekommen, und dass man ja immer irgendetwas Neues erfahren kann. Als dann auch noch ein Chirurg zu uns sagte, die erste Famulatur in der Chirurgie abzuleisten, könne nie falsch sein, und dass man mit ein

Famulatur in LippstadtChirurgie im Heimatort von Peter Vomhof

Meine erste Famulatur 2005Die Entscheidung, meine erste Famulatur in meinem Heimatort Lippstadt zu machen, stand schon sehr früh fest. In anderen Famula-turberichten hatte ich häufiger die Empfehlungen gelesen, zunächst ein kleineres Haus zu wählen, so-dass man auch wirklich viel selbst

Ambulanz abgenommen und die Anamnese dort erhoben worden. Die körperliche Untersuchung er-folgte auf der Station. Hier ging ich zunächst mit den Assistenzärzten mit, da ich leider noch nie eine sol-che Untersuchung selbst gemacht hatte (der Untersuchungskurs ent-fiel für uns wegen der Umstellung auf die neue AO). Kurze Zeit später war es dann auch schon Zeit für die Mittagsbesprechung mit anschlie-ßender Röntgenbesprechung. Und dann war der erste Tag auch schon zu Ende. Es war Mittwoch – in die-sem Krankenhaus für die Chirurgen ein „kurzer Tag“.

Schon am 2. Tag im OPAb jetzt hieß es: 6 Uhr aufstehen und um 7 Uhr mit auf Visite ge-hen. Nach der Morgenbesprechung des 2. Tages staunte ich dann nicht schlecht, als ich meinen Namen bereits auf dem OP-Plan vermerkt sah. Noch immer etwas verdutzt folgte ich einem der Oberärzte in die Schleuse und fragte zur Si-cherheit noch mal, ob ich denn nur zugucken, oder wirklich „steril mit am Tisch“ stehen solle. „Ne ne, schon steril“ war die ganz selbst-verständliche Antwort. Das ließ ich mir natürlich nicht zweimal sagen!

das op-team war sehr zuvorKommend

Im OP wies mich der OA dann noch mal darauf hin, dass es sinnvoll sei, sich beim OP-Personal kurz vorzu-stellen. Das tat ich dann auch so-gleich – die Warnhinweise vor den „oft schwierigen“ OP-Schwestern noch im Hinterkopf. Doch ich hat-te Glück: Das OP-Team war sehr zuvorkommend und unterstützte mich, wo es nur konnte! Insgesamt habe ich sehr viele interessante Eingriffe im OP gesehen. Auch be-wahrheitete es sich, dass man mit guten Anatomie-Kenntnissen schon sehr viel nachvollziehen kann.

Zwischen Station und Chirurgischer AmbulanzWenn ich morgens nicht im OP eingeteilt war, dann verbrachte ich meine Zeit auf der Station damit, Patienten aufzunehmen. weiter auf Seite 10

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Juni/ Juli 2007 10Seite MLZDigitaler Nachschlag

Unser Chef verlangte eine ausführ-liche körperliche Untersuchung. Dies gab mir aber die Gelegen-heit, die verschiedenen Methoden einzuüben, so dass ich den leider ausgefallenen Untersuchungskurs (s.o.) in der Praxis nachholen konn-te. Bei unklaren Befunden stellte ich die Patienten im Nachhinein den Assistenzärzten vor und ggf. begab man sich dann noch mal gemeinsam zum Patienten. Diese hatten nichts dagegen – im Gegen-teil: viele Patienten waren positiv überrascht, wie viel Zeit ihnen ent-gegengebracht wurde.

zwIschendurch gab es gelegenheIten eInen

blIcK auf notfälle zu werfen

In der letzten Woche verbrachte ich morgens dann viel Zeit in der chirurgischen Ambulanz, wo es darum ging, die Anamnesen der Neuaufnahmen zu erfassen. Auch dies wollte gelernt sein, und ich merkte schnell, dass man wirklich ruhig 3mal nach dem Blinddarm fragen kann! Zwischendurch gab es natürlich immer Gelegenheiten, auch mal einen Blick auf Notfälle oder Arbeits- und Sportunfälle zu werfen. Nachmittags fielen teil-weise Untersuchungen auf Station an. So auch Sonographien, die ich zum Schluss auch selbst machen durfte, da ich einige Erfahrung aus einem Extra-Kurs unserer Anato-mie mitbrachte. Andernfalls war ich in der Ambulanz und half bei der Gefäßsprechstunde. Hier wur-den Patienten mit verschiedenen Gefäßerkrankungen einbestellt, die voruntersucht und dann dem Chef vorgestellt wurden. Man konnte da-bei häufig Zeuge von erstaunlichen Diagnosen werden, die anhand von sehr viel Erfahrung und genauer Untersuchung und Befragung des Patienten gestellt wurden.

Sehr gute BetreuungNach der Röntgenbesprechung um 16 Uhr waren dann vielleicht noch einige Kleinigkeiten auf der Stati-on zu erledigen, sodass ich meist

zwischen 16:30 Uhr und 17:15 Uhr nach Hause gehen konnte. Meinen Kollegen bin ich sehr dankbar für die Unterstützung, die ich erfahren habe und die Zeit, die sie trotz der vielen Arbeit für mich geopfert ha-ben! Während die Assistenzärzte mich v.a. in die praktischen Arbeits-abläufe auf der Station einführten, forderten mich die Oberärzte mehr mit theoretischen Aufgaben. So bekam ich ab und an auch mal die Aufgabe, mich bis zum näch-sten Tag über ein abgeschlossenes kleines Thema zu informieren, so dass man darüber reden konnte. Dankbar bin ich auch für einen sehr intensiven „Nähkurs“, den ich von einem OA erhalten habe. So eine Erfahrung macht man an der Uni gewiss nicht. Die gewonnenen Fer-tigkeiten durfte ich dann auch kurze Zeit später im OP bei einer Haut-naht anwenden. Auch der Chef war immer dazu be-reit, meine Fragen ausführlich zu beantworten!

FazitWenn man überhaupt etwas hätte verbessern können, dann vielleicht den zeitlichen Ablauf: erst Ambu-lanz, dann Station, dann OP. So würde man den Weg der Patienten praktisch nachvollziehen – ist aber in der Praxis nicht so einfach mög-lich. Um auf meine Wahl dieses Krankenhauses zurückzukommen: Ich war der einzige Famulus in der chirurgischen Abteilung! Dement-sprechend viel Zeit konnte man mir entgegenbringen und ich hatte sehr viele Freiheiten. So konnte ich zeitweise auch auf anderen Stati-onen aushelfen! Dies ist in größe-ren (Lehr-) Krankenhäusern mit Sicherheit anders. Zugleich hat das Haus ein recht großes Einzugsge-biet, so dass ich einige sehr seltene Krankheitsbilder sehen konnte, die selbst erfahrene Oberärzte erst 2-3 Mal zuvor gesehen hatten!Alles in allem bin ich also sehr froh, trotz meiner anfänglichen Zweifel, diese Famulatur gemacht zu haben! Allein die Praxiserfahrung, die so ganz anders war als im Pflegeprak-tikum, hat mich sehr in meinem Berufswunsch bestätigt! Absolut empfehlenswert!!

Adresse des HausesDreifaltigkeits-Hospi-tal gem.GmbHKlosterstr. 3159555 Lippstadt www.dreifaltigkeits-hospital.de

Chirurgie im HeimatortFortsetzung von Seite 9

Page 11: Digitaler Nachschlag 03/2007

Juni/ Juli 2007 11SeiteMLZDigitaler Nachschlag

Was bringt Michel zum Lachen?Eva Ullmann, Humorinstitut Leipzig, über deutschen Humor

von Jan-Peter Wulf

Ein Blick in die Medien beweist: In den letzten Jahren boomt der Come-dymarkt im deutschen TV. Es gibt eine populäre Riege deutschspra-chiger Stand-Up Comedians von Dieter Nuhr über Mario Barth bis Bully Herbig. Spaß in Deutschland floriert. Wie erklären Sie sich das, Frau Ullmann?

Die Menschen trennen sehr stark zwischen Arbeit und Freizeit. Ar-beit muss ernsthaft, logisch und folgerichtig sein. Freizeit soll ver-gnügen, Ablenkung und aufregend sein. Dabei empfinden wir keine größere oder länger anhaltende Freude, wenn wir ins Kino oder Es-sen gehen oder vor dem Fernseher Comedy nach Comedy schauen. Der Psychologe Martin Seligman (USA) hat in vielen Studien nachge-wiesen, dass Menschen glücklicher und fröhlicher sind, wenn sie etwas tun, was sie genau nach ihren Stär-ken fordert und fördert. Der meiste Flow (Zufriedenheit, Glück und Selbstvergessenheit) wird erzeugt bei Arbeiten, an denen wir selbst beteiligt sind. Ich nehme an, Men-schen suchen diese Zufriedenheit, diesen Flow, diese Fröhlichkeit. Da man sie kategorisch aus den Ar-beitsbereichen ausschließt, werden Kabarettisten und Comedy Shows so verehrt und angeschaut. Und das, obwohl das Lachen, was eine abendliche Runde mit humorvollen Freunden auslöst, mehr Zufrieden-heit und Fröhlichkeit bringt, als eine Sendung!

Stichwort Lachen: Der Schriftsteller Sigismund von Radecki sagte einst: „Deutscher Humor ist, wenn man trotzdem nicht lacht.“ Im Sprach-gebrauch ist üblich: „Spaß beisei-te.“ Man geht zum Lachen in den Keller. Umschreiben Ihrer Meinung nach diese Dinge den Status Quo des deutschen Humors – oder ist die Spaßresistenz nur ein deutsches Klischee?

Der deutsche Humor ist ein äußerst vielfältiger! Leider können Heine, Tucholsky, Gernhardt und Loriot nicht in andere Sprachen übersetzt

werden, die Deutschen hätten dann nicht den Ruf, unkomisch zu sein. Wir haben die meisten Kleinkünst-ler und Varietéshows, großartige Humorkunst bzw. -musik. Wir sind ein sehr humorvolles Volk – aber leider oft erst nach der Ar-beit. Wenige Arbeitgeber erlauben bewusst Humor in Tagesbespre-chungen, Verhandlungen und Dis-kussionen. Und das, obwohl er höchst effektiv ist und auch noch Spaß macht. Was wir also nur brau-chen, ist die Erlaubnis, auch in Ar-beitskontexten humorvoll zu sein. Wir haben den Humor, erlauben ihn uns nur in bestimmten Situationen nicht.

Zum Schluss: Wie forsch muss Hu-mor sein, damit eine Humorfor-scherin über ihn lacht? Was finden Sie lustig?

Er muss nicht sehr forsch sein. Ich habe eine sehr niedrige Schwelle und lache über vieles. Mag aber auch gut durchdachten und intel-ligent musikalischen Humor. Von Blondinenwitz über intelligente Comedy zu Tucholskys Anleitung für einen schlechten Redner oder Jerry Lewis´ Pantomime, in dessen Fußstapfen Mittermeier tritt. Aber natürlich habe ich, wie jeder andere auch, einen bestimmten Ge-schmack. Ich schätze Olli Dittrich sehr, aber ich hasse seine Dittsche-Show. Ein Format, mit dem ich null anfangen kann! Spannend fände ich, wenn sich die Deutschen endlich eine eigene Meinung dazu bilden würden, je-der über seinen eigenen Humorge-schmack. Und wir nicht mehr über schlechten oder guten Humor de-battieren, sondern einfach Humor gucken und produzieren würden – und mit der Art von Humor Spaß haben, die uns gefällt.

Frau Ullmann, vielen Dank für das Interview!

Das Interview ist im PDF-Magazin node erschienen, das hier down-geloadet werden kann: www.node-land.org/2007/02/28/node-13/

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Juni/ Juli 2007 12Seite MLZDigitaler Nachschlag

Das SEIRIN®-Akupunktur-SpecialDieser Artikel ist Teil des Themen-specials rund um den Bereich Akupunktur, den wir euch in Koope-ration mit 3B Scientific und SEIRIN in den kommenden Ausgaben der MLZ ausführlich vorstellen. Weitere Infos auch online unter:www.medi-learn.de/akupunktur

Akupunktur bei Kniearthrose besser als Standardtherapiegerac-Gonarthrosestudievon Dr Annette Tuffs

In der soeben publizierten gerac-Gonarthrosestudie - eine von vier kontrollierten Studien des gerac-Modellprojekts - linderte eine Aku-punkturbehandlung Schmerzen und Funktionseinschränkung bei Knie-arthrose signifikant besser als die Standardtherapie mit Medikamen-ten und Krankengymnastik. Da-bei war allerdings eine „Schein“-Akupunktur mit oberflächlicher Nadelung an Punkten, die nicht als Akupunkturpunkte definiert sind, ebenso wirksam wie die Aku-punktur nach den Regeln der Tra-ditionellen Chinesischen Medizin (TCM), betont Prof. Norbert Victor vom Institut für Medizinische Bio-metrie und Informatik (IMBI) der Universität Heidelberg.Die dreiarmige Studie an über 1000 Patienten wurde von Wis-senschaftlern der Universität Hei-delberg geplant, durchgeführt und ausgewertet. Alle Patienten erhielten die Standardversorgung mit Medikamenten nach Bedarf und Krankengymnastik. In allen drei Behandlungsgruppen gab es zehn Arztbesuche. In den beiden Akupunkturgruppen erhielten die Patienten zusätzlich entweder 10 Behandlungen mit einer TCM-Akupunktur nach Lehrmeinungen der Deutschen Akupunkturgesell-schaften bei Knieschmerzen, oder eine „Schein“-Akupunktur. Hier-bei wurden insgesamt zehn Nadeln oberflächlich und ohne Stimulation an ausgewählten Punkten gesto-chen, die nicht definierten Aku-punkturpunkten entsprachen und nicht unmittelbar am Knie, sondern im Bereich des Knöchels, der Ober-schenkel und am Arm lagen. Als Erfolg definierte man eine min-destens 36%ige Verbesserung auf einer international anerkannten Be-wertungsskala (WOMAC-Score), die sowohl Schmerz, Funktionalität als auch Gelenksteifigkeit erfasst. Die Messung erfolgte nach 26 Wo-chen. Die Erfolgsraten betrugen 29% für die Standardtherapie, 53% für die TCM-Akupunktur und 51% für die Sham-Akupunktur. Beide

Akupunkturtechniken waren deut-lich wirksamer als die Standardthe-rapie, ein merklicher Unterschied zwischen den beiden Akupunktur-behandlungen zeigte sich nicht. Neben der langfristigen Verbesse-rung des Befindens der Patienten war auch der wesentlich geringere Verbrauch an Schmerzmedikamen-ten in den beiden Akupunkturgrup-pen gegenüber der Standardthera-piegruppe bemerkenswert. Die beobachtete gleiche Wirksam-keit beider Akupunkturschemata zeigt, dass für eine erfolgreiche Be-handlung die Punktauswahl nicht zwingend nach den Kriterien der TCM erfolgen muss und außer-dem ein oberflächliches Stechen ausreicht. Da diese Aussage streng genommen nur für die in der Stu-die gewählten Therapieschemata zutrifft, kann daraus nicht gefol-gert werden, dass es gleich ist, wie und wohin man sticht, betont Prof. Victor. Somit kann die gerac-Stu-die keinen Beweis für oder gegen eine spezifische Wirksamkeit einer TCM-basierten Akupunktur bieten. Vermutlich tragen drei Komponen-ten zur Wirkung bei: - Das Stechen „an sich“, - die intensivere Zuwendung der behandelnden Ärzte, und - die Erwartungshaltung der (von etablierten Therapien enttäuschten) Patienten.Auf der Basis der Ergeb-nisse dieser Studie hat der Gemein-same Bundesausschuss (G-BA) am 18.04.2006 empfohlen, dass (neben Rückenschmerzen) Akupunktur - als Teil einer multimodalen Be-handlung - bei chronischen Knie-schmerzen zukünftig Regelleistung der gesetzlichen Krankenkassen wird. Grundlage des Beschlusses der GBA war die in den gerac-Stu-dien festgestellte Überlegenheit der Akupunktur über die Stan-dardtherapie in den Indikationen Knieschmerz und Rückenschmerz. Dies war bei Migräne und Span-nungskopfschmerz nicht der Fall, weshalb die Akupunktur für diese beiden Indikationen nicht als Kas-senleistung anerkannt wurde.

* Die derzeitige Standardversor-gung von Patienten mit chronischen gonarthrosebedingten Schmerzen ist unzureichend, daher ist weitere Forschung im Bereich Patienten-versorgung dringend notwendig. * Durch Einbeziehung einer Aku-punkturbehandlung in ein multi-modales Behandlungskonzept kann das Befinden der Patienten und die Wirksamkeit deutlich verbessert werden.* Gleichzeitig kann der Bedarf an Schmerzmitteln (und das damit ver-bundene Risiko unerwünschter Ne-benwirkungen) reduziert werden.* Wesentliche Unterschiede in der Wirkung einer TCM-Akupunktur und einer „Schein“-Akupunktur mit oberflächlichem Stechen an Nicht-TCM-Punkten existieren nicht; die Notwendigkeit eines Stechens tiefer als 0.5 cm ist daher zu hin-terfragen. Offenbar wurde auch die Bedeutung der Punktspezifität der Akupunktur bislang überschätzt. * Bei dem für die Studie definierten „Schein“-Akupunkturschema han-delt es sich wahrscheinlich um eine „echte“ Akupunktur im Sinne einer Minimalakupunktur und nicht um eine Placebo-Akupunktur, bei der - für die Patienten nicht ersichtlich - gar nicht gestochen wird. * Die Kritiker der Akupunktur werden durch die Ergebnisse auf-gefordert, ihre ablehnende Haltung zu dieser Therapieform kritisch zu überdenken.* Die Vertreter der Akupunktur nach Regeln der TCM sind durch die Ergebnisse aufgefordert, ihre Akupunkturschemata zur Behand-lung chronischer Knieschmerzen im Sinne eines wirksamen minimal-invasiven Vorgehens zu optimieren.

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