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Die Zeitung für Medizinstudenten und junge Ärzte ZEITUNG Digitaler Nachschlag der Ausgabe 04/07 ∙September/Oktober 2007 ∙ In Kooperation mit dem Georg Thieme Verlag ∙ www.medi-learn.de Schlangengift als Medikament? Eine Chemikerin der Technischen Universität Wien begibt sich auf die Suche nach ungewöhnlichen Strukturen in Schlangengiften und möchte deren medizi- nische Einsetzbarkeit nachweisen.. Digitaler Nachschlag Der Bingo-Club kommt zu Besuch Leben und Lernen in Andalusien? Dieser Gedanke gefiel Franziska Ruhland und so hat sie das Wintersemester 2006/07 in Spanien in der schönen Stadt Cádiz, an der Costa de la Luz verbracht. 11 Jenseits des Röschtigrabens In der „Suisse romande“, der französischspra- chigen Schweiz jenseits der Sprachgrenze, hat sich Alexander Rösch für seine Famulatur beworben. 04 06 Mehr als Rotwein und Baguettes Ein Semester in Nancy, Frankreich von Juliane Wilcke D a ich zu Schulzeiten die Chan- ce nicht genutzt hatte, ins Aus- land zu gehen, stand für mich früh fest, dass ich dieses im Rahmen meines Studiums nachholen wollte. Als ich dann vom Forschungsseme- ster im siebten Semester an meiner Uni Halle-Wittenberg erfuhr, in dem nur zwei Kurse stattfinden sollten, stand auch der ideale Zeitpunkt für mich fest. Da von unserer Fakultät aus keine Verbindungen zu Unis im englischsprachigen Ausland bestehen, entschied ich mich für Frankreich. Nach einer formlosen Bewerbung bei unserem Erasmus- Beauftragten, galt es ein kleines Bewerbungsgespräch zu überste- hen, das mehr als nur eine reine Formalität war, denn in diesem Jahr gab es erstmals mehr Bewerber als Plätze für die Stadt Nancy. Nach einigem Bangen und Zittern er- hielt ich einem positiven Bescheid und aus Nancy einen Bogen zuge- schickt, mit all den Dingen, die zur Einschreibung benötigt werden, wie z.B. Passbilder, Kopie des Abi-Zeugnisses, der Krankenversi- cherungskarte, des Impfausweises, Nachweis einer Berufshaftpflicht etc. Da erhält man also schon einen kleinen Eindruck der französischen Bürokratie, die erstaunlicherweise noch ausgeprägter ist als die so viel gerügte deutsche. Nicht mal Kochplatten vorhanden Sobald man in Frankreich ange- kommen ist, sollte man ein Konto eröffnen, um Wohngeld beantra- gen zu können. Das steht nämlich auch ausländischen Studenten zu und lohnt sich auf jeden Fall! Stichwort Wohnen: Am Unkompli- ziertesten ist es, sich für einen Platz in einem Wohnheim des CROUS (das französische Studentenwerk) zu bewerben. Für ein halbes Jahr ist das auch völlig okay. Der größ- te Pluspunkt ist natürlich der Preis, da man mit Wohngeld nur etwa 80 Euro pro Monat bezahlt. Luxus erwarten sollte man jedoch nicht. Die meisten Zimmer sind nicht renoviert, sehr klein und man teilt sich die Toiletten und Duschen mit dem Rest des Flurs. In den meisten Küchen gibt es auch noch nicht mal Kochplatten! Nachdem ich wirklich viele Wohnheime in Nancy gesehen habe, muss ich sagen, dass mein Zimmer noch zu den gemütlichsten gehörte. Ich bin schon 2 Wochen vor offiziellem Beginn der Praktika nach Nancy gereist, was ich auch wirklich empfehlen kann, weil man dann schon mal die ganzen Forma- litäten erledigen und die Stadt etwas entdecken kann. Außerdem bietet die 1. Universität in Nancy (das ist die geisteswissenschaftliche Uni) auch extra Sprachkurse für Eras- musler vor offiziellem Vorlesungs- beginn an. Der Kurs ist wegen der Sprache, aber auch zum Kennen lernen anderer Erasmus-Studenten Gold wert! Praktikumstausch möglich Auf sein Learning Agreement schreibt man schon vor Abreise, welche Praktika man vor Ort bele- gen will. Dabei kann man ab dem vierten Studienjahr jedes klinisch erdenkliche Fach wählen, nur muss man dabei bedenken, dass ein Prak- tikum für Erasmus-Studenten eine Dauer von zwei Monaten hat. Kür- zer geht es nur, wenn ihr nur fünf Monate bleibt. Dann ist euer letztes „stage“ (so heißen die Praktika) eben nur einen Monat lang. Ab dem vierten Jahr sind die fran- zösischen Studenten drei Monate lang jeden Vormittag auf Station. Von 14 bis 18 Uhr folgen dann die Vorlesungen, die in so genannte „modules“ aufgeteilt sind. So fol- gen z.B. im 4. Jahr auf drei Wochen Kardiologie zwei Wochen Neuro, gefolgt von zwei Wochen Ortho usw. Da während meines siebten Semesters in Halle wie bereits er- wähnt nur zwei Kurse stattfanden (Psychosomatik und Orthopädie), hatte ich ziemlich freie Wahl bei meinen Praktika, da ich in meiner Heimat nicht viel verpassen konnte. Deshalb habe ich mich für Neurolo- gie, Notfallmedizin und Orthopädie entschieden. Auch bei den anderen weiter auf Seite 2 Unesco-Weltkulturerbe: Der Place Stanislas, Bild: Juliane Wilcke

Digitaler Nachschlag 04/2007

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Zusätzlich zur eigentlichen Zeitung bieten wir euch zudem seit der Ausgabe 04/2005 den sogenannten Digitalen Nachschlag: nicht alle Artikel konnten immer komplett und in voller Länge in die Zeitung aufgenommen werden und finden ihren Platz in einem ergänzenden PDF, das ihr nachfolgend ebenfalls downloaden könnt.

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Page 1: Digitaler Nachschlag 04/2007

Die Zeitung für Medizinstudenten

und junge Ärzte ZEITUNGDigitaler Nachschlag der Ausgabe 04/07 ∙September/Oktober 2007 ∙ In Kooperation mit dem Georg Thieme Verlag ∙ www.medi-learn.de

Schlangengift als Medikament?Eine Chemikerin der Technischen Universität Wien begibt sich auf die Suche nach ungewöhnlichen Strukturen in Schlangengiften und möchte deren medizi- nische Einsetzbarkeit nachweisen..

DigitalerNachschlag

Der Bingo-Club kommt zu BesuchLeben und Lernen in Andalusien? Dieser Gedanke gefiel Franziska Ruhland und so hat sie das Wintersemester 2006/07 in Spanien in der schönen Stadt Cádiz, an der Costa de la Luz verbracht. 11

Jenseits des RöschtigrabensIn der „Suisse romande“, der französischspra-chigen Schweiz jenseits der Sprachgrenze, hat sich Alexander Rösch für seine Famulatur beworben.04 06

Mehr als Rotwein und Baguettes Ein Semester in Nancy, Frankreichvon Juliane Wilcke

Da ich zu Schulzeiten die Chan-ce nicht genutzt hatte, ins Aus-

land zu gehen, stand für mich früh fest, dass ich dieses im Rahmen meines Studiums nachholen wollte. Als ich dann vom Forschungsseme-ster im siebten Semester an meiner Uni Halle-Wittenberg erfuhr, in dem nur zwei Kurse stattfinden sollten, stand auch der ideale Zeitpunkt für mich fest. Da von unserer Fakultät aus keine Verbindungen zu Unis im englischsprachigen Ausland bestehen, entschied ich mich für Frankreich. Nach einer formlosen Bewerbung bei unserem Erasmus-Beauftragten, galt es ein kleines Bewerbungsgespräch zu überste-hen, das mehr als nur eine reine Formalität war, denn in diesem Jahr gab es erstmals mehr Bewerber als Plätze für die Stadt Nancy. Nach einigem Bangen und Zittern er-hielt ich einem positiven Bescheid und aus Nancy einen Bogen zuge-schickt, mit all den Dingen, die zur Einschreibung benötigt werden, wie z.B. Passbilder, Kopie des Abi-Zeugnisses, der Krankenversi-cherungskarte, des Impfausweises, Nachweis einer Berufshaftpflicht etc. Da erhält man also schon einen kleinen Eindruck der französischen Bürokratie, die erstaunlicherweise noch ausgeprägter ist als die so viel gerügte deutsche.

Nicht mal Kochplatten vorhandenSobald man in Frankreich ange-kommen ist, sollte man ein Konto eröffnen, um Wohngeld beantra-gen zu können. Das steht nämlich auch ausländischen Studenten zu und lohnt sich auf jeden Fall! Stichwort Wohnen: Am Unkompli-

ziertesten ist es, sich für einen Platz in einem Wohnheim des CROUS (das französische Studentenwerk) zu bewerben. Für ein halbes Jahr ist das auch völlig okay. Der größ-te Pluspunkt ist natürlich der Preis, da man mit Wohngeld nur etwa 80 Euro pro Monat bezahlt. Luxus erwarten sollte man jedoch nicht. Die meisten Zimmer sind nicht renoviert, sehr klein und man teilt sich die Toiletten und Duschen mit dem Rest des Flurs. In den meisten Küchen gibt es auch noch nicht mal Kochplatten! Nachdem ich wirklich viele Wohnheime in Nancy gesehen habe, muss ich sagen, dass mein Zimmer noch zu den gemütlichsten gehörte. Ich bin schon 2 Wochen vor offiziellem Beginn der Praktika nach Nancy gereist, was ich auch wirklich empfehlen kann, weil man dann schon mal die ganzen Forma-

litäten erledigen und die Stadt etwas entdecken kann. Außerdem bietet die 1. Universität in Nancy (das ist die geisteswissenschaftliche Uni) auch extra Sprachkurse für Eras-musler vor offiziellem Vorlesungs-beginn an. Der Kurs ist wegen der Sprache, aber auch zum Kennen lernen anderer Erasmus-Studenten Gold wert!

Praktikumstausch möglichAuf sein Learning Agreement schreibt man schon vor Abreise, welche Praktika man vor Ort bele-gen will. Dabei kann man ab dem vierten Studienjahr jedes klinisch erdenkliche Fach wählen, nur muss man dabei bedenken, dass ein Prak-tikum für Erasmus-Studenten eine Dauer von zwei Monaten hat. Kür-zer geht es nur, wenn ihr nur fünf

Monate bleibt. Dann ist euer letztes „stage“ (so heißen die Praktika) eben nur einen Monat lang. Ab dem vierten Jahr sind die fran-zösischen Studenten drei Monate lang jeden Vormittag auf Station. Von 14 bis 18 Uhr folgen dann die Vorlesungen, die in so genannte „modules“ aufgeteilt sind. So fol-gen z.B. im 4. Jahr auf drei Wochen Kardiologie zwei Wochen Neuro, gefolgt von zwei Wochen Ortho usw. Da während meines siebten Semesters in Halle wie bereits er-wähnt nur zwei Kurse stattfanden (Psychosomatik und Orthopädie), hatte ich ziemlich freie Wahl bei meinen Praktika, da ich in meiner Heimat nicht viel verpassen konnte. Deshalb habe ich mich für Neurolo-gie, Notfallmedizin und Orthopädie entschieden. Auch bei den anderen weiter auf Seite 2

Unesco-Weltkulturerbe: Der Place Stanislas, Bild: Juliane Wilcke

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September / Oktober 2007 2Seite MLZDigitaler Nachschlag

gab es keine Probleme bei der Aus-wahl ihrer Praktika, und selbst ein späteres Tauschen war möglich.

NeurologieDas Praktikum beginnt täglich um neun und geht bis Mittag. Es soll eines der besten in Nancy sein. Die Klinik für Neurologie bietet vier verschiedene Stationen an, unter denen man als Erasmus-Stu-dent frei wählen kann: Allgemeine Neuro, eine neuro-vaskuläre, eine neuro-onkologische Station sowie die Tagesklinik. In der Tagesklinik macht man zwar ständig neurolo-gische Untersuchungen, aber nur zusammen mit den anderen Stu-denten, ohne Feedback der Ärzte. Das ist leider nicht gerade die be-ste Art zu lernen. Auf den anderen beiden Stationen war das besser: Hier besteht die tägliche Arbeit im Begleiten der Visite, wobei viel er-klärt wird und gerne auch nachge-fragt werden kann. Zwischendurch kann man neurologische Untersu-chungen üben, bei verschiedenen Untersuchungen zuschauen und, wenn man mutig ist, auch eine Lumbalpunktion durchführen. Empfehlenswert ist es auch, die verschiedenen Professoren oder Oberärzte bei ihren Konsultationen zu begleiten. Dort bekommt man einen guten Einblick in die Arbeit eines niedergelassenen Neurologen. Die mündliche Prüfung macht man dann mit einem Arzt oder Professor der jeweiligen Station. Ich sollte dabei einen beliebigen Patienten befragen, untersuchen und bei der Visite vorstellen. Hier bekam ich dann ein paar Fragen zur neurolo-gischen Untersuchung und zu den Hirnnerven gestellt. Als Austausch-student bekommt man da definitiv einen Bonus: Ich habe bei weitem nicht alles gewusst, aber trotzdem 18 von 20 Punkten bekommen.

OrthopädieEs gibt gleich drei Möglichkeiten, Ortho in Nancy zu belegen. Ich ent-schied mich für die Klinik in mei-ner Nähe, dessen Chef sich auch immer über ausländische Studenten freut. Man sollte versuchen, mög-lichst viel Zeit des „stage“ im OP

zu verbringen. Ohne Probleme kann bei allen OPs zugeschaut und auch gerne assistiert werden, wobei man nicht nur zum Hakenhalten verdon-nert wird, sondern teilweise auch nähen oder z.B. Schrauben entfer-nen kann. Die Arbeit auf Station hingegen ist sehr eintönig und we-nig lernintensiv ist. Man untersucht nur die schon operierten Patienten nach, aber so gut wie nie sind Ärzte auf Station anzutreffen, die sind al-lesamt im OP. Eine Prüfung musste ich hier nicht ablegen, bekam aber dennoch meine Scheine unterschrie-ben, was man natürlich als Glücks-griff bezeichnen kann. Allerdings hätte ich auch ganz gerne gewusst, ob ich mein Wissen denn auch für eine Prüfung gereicht hätte.

NotfallmedizinDas wohl beste Praktikum in Nan-cy mit großem Lerneffekt! Man verbringt komplette Tage auf der Notaufnahme im zentral gelegenen Krankenhaus, dafür aber nur zwei- bis dreimal pro Woche. Erasmusler können praktisch kommen, wann sie wollen, das kontrolliert nie-mand. Für mich war das besonders praktisch, da ich dann auch mal ein längeres Wochenende frei machen konnte und dann eben an den rest-lichen Tagen ins Krankenhaus ging. Die Aufgabe der Studenten besteht darin, die (nicht so dringenden) Patienten aufzunehmen und zu un-tersuchen. Wenn die Assistenzärzte

genug Zeit haben, stellt man ihnen diese vor und bespricht das wei-tere Vorgehen. Nimmt man jedoch einen Patienten nach dem anderen auf, darf man den Überblick nicht verlieren und sollte immer mal wie-der bei den Ärzten nachfragen, was denn aus dem jeweiligen Patienten geworden ist. Außerdem können die Studenten praktisch tätig wer-den: Auch wenn Blutabnehmen, Flexülen- oder Katheterlegen ei-gentlich Schwesternarbeit ist, kann man das auf Nachfragen auch erler-nen. Schadet nicht! Dinge wie ar-terielle Blutabnahmen, Nähen und Gipsen sind ohnehin feste studen-tische Aufgaben, wobei man meist von anderen Studenten „angelernt“ wird. Für den Schein, muss man ein klinischen Fall im wöchentlichen Seminar vorstellen und eine kleine mündliche Prüfung beim wirklich netten Professor Bellou bestehen.

Praktische FranzosenInsgesamt lässt sich sagen, dass die französischen Studenten prak-tischer als wir ausgebildet werden. Da man auf den normalen Stationen nur wenige Stunden pro Tag an-wesend ist (anders als bei unseren Famulaturen), dort häufig nur der Visite folgt und nicht für eigene Pa-tienten zuständig ist und als Fran-zose auch nur selten die Praktika belegen kann, die man wirklich möchte (das Auswahl- und Losver-fahren ist unheimlich kompliziert),

bin ich nicht vom französischen Sy-stem überzeugt. Ich bin doch sehr froh, mir meine Famulaturen selbst aussuchen zu können und nicht an Feiertagen arbeiten zu müssen. Die französischen Studenten müssen sich nämlich – wie normale Ar-beitnehmer – Urlaub nehmen, denn während der Semesterferien finden zwar keine Vorlesungen statt, doch die „stages“ laufen über das ge-samte Jahr!

Viel Party gemachtDie Stadt hat mit ihren 250.000 Einwohnern wirklich einiges zu bieten für Studenten, auch extra für die ausländischen! So wurde noch im Oktober ein Treffen im Rathaus veranstaltet mit folgendem Disko-Besuch, Stadtführung und kosten-losem Kinobesuch. Das Angebot zum Weggehen ist groß, es gibt viele Diskos und Kneipen, sodass es nicht schwer sein sollte, bald sei-nen Favoriten zu finden. Behaltet es für euch: Ich habe in Nancy mehr Party gemacht als gelernt. Aber auch kulturell ist Nancy fan-tastisch, hat viele Museen, eine schöne Innenstadt (teilweise noch aus der Renaissance) mit vielen Jugendstil-Häusern und reizvollen Parks. Auch die Umgebung Nancys lohnt sich zu entdecken. Bis nach Strasbourg ist es nur ein Katzen-sprung, ebenso nach Luxemburg. Nach Paris sind es nach Einfüh-rung der neuen TGV-Linie auch nur noch gut zwei Stunden Fahrzeit – und Paris muss man natürlich vor der Rückkehr nach Deutschland be-sucht haben!

Unkompliziert ins AuslandIch kann einen Auslandsaufenthalt im Rahmen von Erasmus wirk-lich nur jedem empfehlen. Man sollte sich von der Bürokratie oder sprachlichen Hemmungen nicht abhalten lassen. Schließlich kann man nie wieder so unkompliziert ins Ausland gehen und dabei so einfach viele Leute unterschied-licher Länder und Kulturen kennen lernen! Nach meinem Auslandsauf-enthalt war ich auch wieder richtig motiviert, Medizin in Halle weiter-zustudieren. Ich wünsche allen, die auch während ihres Studiums ins Ausland gehen wollen, eine ebenso tolle Zeit dort!

Ein Semester in Nancy, Frankreich Fortsetzung von Seite 1

Erasmus: feiern mit ganz Europa, Bild: Juliane Wilcke

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September / Oktober 2007 3SeiteMLZDigitaler Nachschlag

Alle Pflanzen und Tiere besitzen innere Uhren, die ihren Tages-

ablauf steuern und bei Tieren unter anderem den Schlaf- und Wach-rhythmus bestimmen. Diese Uhren laufen biochemisch und werden durch ein komplexes Wechselspiel von Genen und Licht reguliert. Eine Gruppe von Wissenschaftlern aus der Abteilung von Prof. Gregor Eichele am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göt-tingen hat jetzt einen neuen Mech-nismus entdeckt, wie diese inneren Uhren auf Licht reagieren - ein Problem, dem wir bei Flugreisen ständig ausgesetzt sind. (Neuron, 7. Juni 2007)Ein inneres Uhrwerk sorgt in uns allen dafür, dass wir tagsüber wach sind und nachts schlafen, und das Tag für Tag im gleichen Rhythmus. Diese sog. „zirkadiane“ Uhr (vom Lateinischen „circa“ - ungefähr - und „dies“ - der Tag) hat zwei besonders wichtige Eigenschaften: Sie folgt einem exakten inneren Rhythmus und ist durch Zeitgeber von außen verstellbar. Bei den mei-sten Pflanzen und Tieren ist Licht das wirksamste Signal zur Anpas-sung der zirkadianen Uhr an die „externe“ Zeit. Das wird z.B. beim Jetlag offenkundig: Auf Flugreisen nach Osten oder Westen verschiebt sich der Tag-Nacht-Rhythmus der Umgebung. Am Zielort angekom-men, kann man an sich selbst beo-bachten, wie sich die eigene innere Uhr über ein paar Tage hin an den neuen Rhythmus anpasst. Dies ge-schieht primär durch den Einfluss von Licht. Um die direkte Wirkung von Licht auf die innere Uhr zu erforschen, setzt man den Organismus kurz einem Lichtpuls aus und studiert dann, wie sich der Schlaf-/ Wach-rhythmus am Tag darauf verschiebt, z.B. an Mäusen. Mäuse sind in der Nacht besonders aktiv und mögen es, wenn sie dann in einem Lauf-rad rennen können. Die Forschung macht sich das zunutze, indem sie die Umdrehungen des Laufrades über Tage und Wochen hin auf-zeichnet. So erkennt man, dass die Nager beim Einbruch der Dun-

kelheit zu laufen beginnen und in den frühen Morgenstunden ruhen. Wenn man nun nur ein einziges Mal zu Beginn der Nacht einen 20-minütigen Lichtpuls gibt, kann man beobachten, dass sich der Aktivi-tätsrhythmus abrupt verschiebt. Am nächsten Tag beginnt das Tier etwa eine Stunde später zu laufen: Die innere Uhr wurde zurückgestellt.Wie funktioniert das? Schon ei-nige Zeit ist bekannt, dass die zir-kadiane Uhr durch Uhrengene und deren Proteine gesteuert wird. Ein Schlüsselprotein ist dabei das „PE-RIOD2“-Protein (PER2). Die Menge von PER2 im Nucleus Suprachiasmaticus (SCN) - einem winzigen Kern im Gehirn und Sitz der zirkadianen Zentraluhr bei Säu-getieren - nimmt im Laufe des Ta-ges zunächst zu. Wie alle Proteine befindet sich das neu produzierte PER2 zunächst im Zellplasma. Wenn es allerdings in großen Men-gen vorliegt, dringt PER2 auch in den Zellkern ein und schaltet dann dort sein eigenes Gen ab. Dieser als negative Rückkopplung be-zeichnete Prozess bewirkt einen selbstregulierenden Rhythmus der PER2-Produktion im SCN, eine Art molekularer Oszillator im 24-Stun-den-Takt, ein zelluläres Uhrwerk. Darüber hinaus ist PER2 auch in die Lichtregulation der zirkadianen Uhr eingebunden. Es wurde z.B. beobachtet, dass Licht den Tran-

skriptionsfaktor „CREB“ aktiviert, der dann an die Kontrollregion des Per2-Gens bindet und dadurch des-sen Aktivierung bewirkt, d.h. neues PER2-Protein wird produziert. In der jetzt publizierten Arbeit konnten konnten Gregor Eichele und Mitarbeiter zeigen, dass es noch mindestens einen weiteren Mechanismus gibt, über den ein Lichtpuls die innere Uhr verstellen kann. Vladia Jakubcakova, Wis-senschaft-lerin in Prof. Eichele‘s Abteilung, konnte zeigen, dass Licht zu einer vorübergehen-den Bindung des PER2-Proteins an die Proteinkinase C alpha (PRKCA) im Zellplasma führt. Als Folge dieser Komplexbildung wird die negative Rückkopplung verstärkt, die Uhr dadurch vorü-bergehend verlangsamt und so der

Der Jetlag und unsere GeneSteuerung der inneren Uhr durch Licht von Dr. Christoph Nothdurft (idw)

Prof. Gregor Eichele und Dr. Vladia Jakubcakova untersuchen die Steuerung der inneren Uhr durch Licht und Gene an Mäusen, die während bestimmter Zeiten ihres Tagesablaufs besonders aktiv sind.

Rhythmus ebenfalls nach hinten verschoben. Wie kamen die Wissenschaftler zu dieser Schlussfolgerung? In Prote-inextrakt aus der SCN-Zentraluhr findet man normalerweise nur ge-ringe Mengen des PER2/PRKCA-Proteinkomplexes. Wenn man aber im SCN einer Maus nachschaut, die vor kurzem einem Lichtpuls ausge-setzt war, kann man eine deutliche Zunahme an PER2/PRKCA-Prote-inkomplexen feststellen. In Zusam-menarbeit mit Wissenschaftlern der Erasmus-Universität in Rotterdam, Niederlande, konnten Gregor Ei-chele und Mitarbeiter zeigen, dass die PRKCA das PER2-Protein im Zellplasma zurückhält und es zu-sätzlich stabilisiert. Dadurch bildet sich nach einem Lichtpuls vorüber-gehend ein erhöhter Vorrat an stabi-lisiertem PER2 im Zellplasma. Die negative Rückkopplung durch in den Zellkern fließendes PER2 wird dadurch verzögert - und hält danach dann länger an, da ja durch die vo-rübergehende Interaktion mit PRK-CA der Vorrat an PER2 im Zell-plasma vergrößert wurde. Dadurch wird das Uhrwerk velangsamt und der nächste „innere Tag“ beginnt etwas später. Dass es genaue und synchronisier-bare innere Uhren gibt, die von komplexen Regelwerken gesteuert werden, ist eine spannende Ange-legenheit, die zu erforschen sich lohnt. Aber man kann auch über mögliche Anwendungen aus diesen Befunden spekulieren. So könnten Substanzen, die die Proteinkinase C alpha blockieren, dabei helfen, die Lichtsteuerung des zirkadi-anen Uhrwerks abzuschwächen, die beim Jetlag die innere Uhr „aus dem Takt“ bringt.

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weRdeN uNd VoRteile siCheRN

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September / Oktober 2007 4Seite MLZDigitaler Nachschlag

Eine Chemikerin der Tech-nischen Universität (TU) Wien

begibt sich auf die Suche nach ungewöhnlichen Strukturen in Schlangengiften und möchte deren medizinische Einsetzbarkeit nach-weisen. Was in den fünfziger Jahren bereits in Form des blutdrucksen-kenden Mittels Captopril® gelang, erfährt in der Analyse der Gifte von südamerikanischen Grubenottern und tropischen Klapperschlangen eine interessante Fortsetzung mit-tels neuer proteomanalytischer Werkzeuge.Wien (TU). - „Das Schlangengift bekommen wir in Form eines gelb-lich kristallinen Pulvers in Ampul-len direkt aus Brasilien vom ‚Insti-tuto Butantan‘ www.butantan.gov.br/) in São Paulo. Letzteres ist eine nicht nur unter Touristen beliebte und bekannte wissenschaftliche Einrichtung, die sich mit der Erfor-schung der giftigsten Schlangen-arten dieser Erde auseinandersetzt“, erklärt Universitätsassistentin Mar-tina Marchetti vom Institut für Che-mische Technologien und Analytik der TU Wien. Im Zentrum ihrer Un-tersuchungen stehen die Gifte von vier verschiedenen Grubenottern (Bothrops) sowie einer tropischen Klapperschlange (Crotalus durissus terrificus). Alle fünf Spezies sind in Südamerika angesiedelt. Dort zäh-len sie zu den aggressivsten Schlan-genarten. Jährlich werden in Süda-merika 2,5 Millionen Menschen von Schlangen gebissen. Rund 100.000 sterben in Folge daran. Martina Marchetti analysiert die Schlangengifte mit verschiedenen Methoden. Über die Lab-on-a-chip-Technologie („Proteinchemisches Labor am Mikrochip“) stellen sie und ihre MitarbeiterInnen die Zu-sammensetzung der Toxine (Gift-stoffe) fest und analysieren Peptid-ketten (lineare Aneinanderreihung von Aminosäuren). Alle Glieder dieser Ketten werden anschließend mit Hilfe der laserbasierenden Tan-demmassenspektrometrie struktu-rell aufgeklärt. Die zweidimensio-nale Gelelektrophorese bietet eine weitere Möglichkeit Proben nach dem isoelektrischen Punkt und dem

Molekulargewicht aufzutrennen. Marchetti: „Nicht jedes Schlan-gengift ist gleich aufgebaut. Es gibt immer wieder neuartige ungewöhn-liche strukturelle Besonderheiten. Ziel unserer Forschung ist es he-rauszufinden, warum einzelne Be-standteile des Giftes in bestimmter Weise wirken und warum sie für die Pharmaindustrie interessant sein könnten.“ Eine bewusst herbeige-führte Toxinwirkung (giftige Wir-kung) im passenden Maßstab (Ho-möopathie) kann für den Menschen und seine Gesundheit förderlich sein. Die Schlangengifte weisen

ein sehr breites Anwendungsfeld auf, das von bakterientötend über zellwachstumshemmend, nerven-stimulierend, blutverdünnend und blutgerinnend reicht. Mittlerweile wird ihre Wirkung auch bei der Be-handlung von Alzheimer getestet.

Durch die in den vergangenen Jahren populär gewordene Pro-teomforschung entstanden in der Analytik eine Reihe von neuen Methoden. Die Kombination dieser erlaubt nun auch dem „Rätsel“ um die medizinische Wirksamkeit und Brauchbarkeit der Schlangengifte

auf die Spur zu kommen. Nicht zuletzt möchte man auch schnell wirksame Gegengifte entwickeln, die laut Marchetti „irgendwann ein-mal in Form von Tabletten einge-nommen werden könnten.“ Martina Marchetti führte die Unter-suchungen in Zusammenarbeit mit der Johannes Kepler Universität Linz (Walter Welz) durch. Auf die pharmakologische Wirksamkeit der Schlangengifte stießen Forscher erstmals im Zuge der Entwicklung von Antiseren. So entstand in den fünfziger Jahren auch das blutdruck-senkende Mittel Captopril, wofür ein isoliertes Peptid aus Schlan-gengift die Bauanleitung lieferte.

Schlangengift als Medikament?Medizinische Einsetzbarkeit von Werner Sommer (idw)

Grubenotter (Bothrops)

Proben von Schlangengift aus Brasilien

Martina Marchetti

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September / Oktober 2007 5SeiteMLZDigitaler Nachschlag

Medizinische Fachbegriffesucht man nicht im Grünen

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sprach, versammelten sich Leute um mich: „ Sag noch was, das klingt so süß, wie im Schiurlaub“, bekam ich mehrmals zu hören. Also auch meinem Dialekt verdanke ich viele neue Bekanntschaften!

Mittlerweile ist das erste Semester geschafft. Ich wusste zwar, dass das Medizinstudium anstrengend werden würde. Wie viel aber zu lernen ist, hatte ich allerdings vor-her wirklich nicht geahnt. Aber ich glaube, ich habe mich ganz gut geschlagen, auch wenn besonders Chemie mit dem geringen natur-wissenschaftlichen Vorwissen aus einem musisch orientierten Gym-nasium ein wirklich harter, fast unüberwindbarer Brocken ist. Toll fand ich auch den Präp-Kurs im er-sten Semester, da merkt man sofort zu Beginn, dass man wirklich und wahrhaftig Medizin studiert. Man kann sich anfangs kaum vorstellen, dass man sich alle Begriffe, die in den drei Bänden des Prometheus vorkommen, tatsächlich merken kann. Aber jetzt ist sogar der Situs-Block-Kurs in den Semesterferien geschafft und ich habe alles bewäl-tigt: die gesamte makroskopische Anatomie und jedes Testat auf An-hieb!

Eine gute EntscheidungIch bin froh über meine Entschei-dung, in Regensburg Medizin zu studieren. Auch wenn sich bisher nicht viele Österreicher dafür ent-schieden haben, den umgekehrten Weg zu gehen, so denke ich: Es war eine gute Entscheidung!

Die schriftliche Zusage war nämlich erst nach Ende der

Einschreibefrist bei mir ange-kommen! Aber ich hatte es bereits geahnt, EU hin oder her, für die ös-terreichische und deutsche Post sind Wege über die Grenze noch immer nicht so einfach zu überwinden. So bin ich einfach ohne schriftliche ZVS-Bestätigung nach Regensburg zum Einschreiben gefahren und habe mich darauf verlassen, dass es im Studiensekretariat doch hof-fentlich Listen mit den Namen al-ler zugewiesenen Studenten geben müsse. Das war auch der Fall. Die ZVS-Bestätigung habe ich dann einfach nachgeschickt. Einige Hürden waren dann noch bürokratischer Natur zu bewälti-gen, mit meiner österreichischen Krankenversicherung, mit dem An-legen eines deutschen Kontos, der Anschaffung eines deutschen Han-dys, der Wohnsitzmeldung etc. Ge-gen das Hoffen und Bangen zuvor war das aber geradezu mühelos.

Informative EinführungstageEtwas ganz Tolles für mich waren die Einführungstage an der Re-gensburger Uni. So etwas gibt es in Österreich nicht! Die einzelnen Un-terrichtsfächer wurden informativ vorgestellt, man konnte sich bei der Fachschaft Kittel und Präp-Besteck kaufen, lernte gleich andere Erstse-mestrige kennen – die ersten Kon-takte zu Mediziner-Erstis hatte ich übrigens über das MEDI-LEARN-Forum geknüpft und dadurch tolle Freundinnen gefunden.

Eine Wahnsinnsgeschichte war vor allem die Stadtrallye und Kneipen-tour am zweiten Einführungstag. Das muss man einfach einmal erlebt haben! An den ersten Tagen kam ich mir manchmal übrigens wie eine kleine Sensation an der Uni, in der Mensa oder im Wohnheim vor. So-bald ich den Mund aufmachte und in meinem österreichischen Dialekt

Den Studentenströmen entgegenAls österreichische Medizinstudentin in Regensburgvon Nicola SchöpplFortsetzung aus der MEDI-LEARN Zeitung

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September / Oktober 2007 6Seite MLZDigitaler Nachschlag

Leben und Lernen in Andalu-sien? Dieser Gedanke gefiel

mir und so habe ich das Winter-semester 2006/07 in Spanien ver-bracht. Die schöne Stadt Cádiz liegt an der Costa de la Luz und hat ca. 130.000 Einwohner. Sie wurde angeblich bereits 1100 v. Chr. ge-gründet und gilt laut Reiseführer als die älteste Stadt des Okzidents. Geographisch befindet sie sich auf einer Landzunge in der Bahia de Cádiz, wodurch die Altstadt an drei Seiten von Wasser umgeben ist. Viele enge Gassen prägen das Bild, in denen man sich leicht verlaufen kann. Es gibt einen kleinen Stadt-strand, exotische Parkanlagen und zwei Kastelle, die besichtigt wer-den können. Die Neustadt ist archi-tektonisch nicht so reizvoll, dafür besitzt sie aber einen wunderschö-nen, kilometerlangen Sandstrand, der bei Spaziergängern wie Surfern gleichermaßen beliebt ist. Neugier geweckt? Dann berichte ich jetzt über das Studium. Sprachprobleme trotz Vorbereitung Anderthalb Jah-re vor Beginn meines Auslandsse-mesters hatte ich mich erstmals mit dem Gedanken auseinander gesetzt, eine Zeit im Ausland zu studieren. Nachdem meine Bewerbung in Cádiz angenommen wurde habe ich mich vor allem auf das Erwer-ben weiterer Spanisch-Kenntnisse konzentriert und absolvierte vor Reisebeginn die Niveaustufen A1 und A2 an der Volkshochschule. Im August 2006 hieß es dann: Auf-bruch! Die erste Woche habe ich in Madrid verbracht, da ich unbedingt die Hauptstadt und ihr kulturelles Angebot kennen lernen wollte. Im September habe ich einen vierwö-chigen Spanisch-Sprachkurs für Fortgeschrittene in Salamanca be-legt. Hier konnte ich das Sprach-diplom B1 erwerben und meine Sprachkenntnisse in der spanischen Realität erproben.Trotz des sprachlichen Rüstzeugs hatte ich anfangs mitunter Pro-bleme, dem Unterricht zu folgen. Einige Dozenten sprechen sehr schnell und mit stark ausgeprägtem andalusischem Akzent. Das Vor-teilhafte an der medizinischen

Fachsprache ist, das die Wurzeln bekanntermaßen im Lateinischen und Altgriechischen liegen. Somit sind die meisten Fachtermini in al-len Sprachen ähnlich und bereiteten mir weit weniger Probleme als das Alltagsspanisch. Da aber gleichzei-tig mit dem Studienbeginn auch die Sprachkurse anfingen, konnte ich mich mit Hilfe der Sprachlehrer schnell besser im Andalusischen zurechtfinden. In den Uni-Sprach-kursen kann man viele Studenten aus unterschiedlichen Fachbe-reichen kennen lernen – gerade am Anfang sind diese Kontakte sehr wichtig. Nach Ende des Kurses finden Sprachprüfungen statt, bei Bestehen bekommt man eine Di-plom-Urkunde.

Neue Fächer kennen gelernt Ich habe mich schließlich in fol-gende Fächer eingeschrieben: Chirurgie, Orthopädie und Trau-matologie, Hals-Nasen-Ohren-Heil-

kunde, Präventivmedizin und Pu-blic Health, Tropenmedizin, Not-fallmedizin, klinische Pharmako-logie und Ernährung. In den ersten zwei Monaten fanden lediglich die Vorlesungen und Kurse statt, die Krankenhauspraktika begannen erst Ende November. Besonders in-teressant waren für mich die Vorle-sungsreihen „Ernährung“ und „Tro-penmedizin“, da beide Fächer an meiner deutschen Universität nicht angeboten werden und ich so etwas ganz Neues kennen lernen konnte.

Die KranKenschwestern unD -pfleger stuDieren

an Der uni

Längere Praktika fallen in Spani-en in das sechste Studienjahr. Sie ähneln im Aufbau ein wenig dem deutschen Praktischen Jahr. Unter-schiede zwischen deutschem und spanischem PJ liegen jedoch darin, dass spanische Studenten durch

zahlreiche Fachgebiete rotieren bei einem Aufenthalt von jeweils ma-ximal vier Wochen. Zudem erler-nen sie deutlich weniger praktische Dinge: Blutabnehmen, Infusionen anhängen oder Fäden ziehen gehö-ren nicht in das Aufgabenfeld eines spanischen PJ-Studenten. Auch im OP ist es sehr ungewöhnlich, wenn ein Student bei einer Operation assistieren darf. Ich denke, dass diese Unterschiede zum Teil darin begründet liegen, dass in Spanien Krankenschwestern und -pfleger drei Jahre lang an der Universität studieren und somit fachlich noch besser ausgebildet sind als das deutsche Pflegepersonal. Aufgrund dessen übernehmen sie viel größere Aufgabenbereiche: Nahezu die ganze Stations-Rou-tine wird hier vom Pflege-Team übernommen, nur bei größeren Schwierigkeiten oder Fragen wird ein Arzt hinzugezogen. Das Pa-tientenbett immer im Blick Über organisatorische Dinge hinaus gibt es große Unterschiede zwischen dem Uniklinikum Cádiz und deut-schen Kliniken. In Spanien gilt es anscheinend als abweisend, Zim-mertüren zu schließen. So stehen die Patientenzimmer stets offen und man hat vom Stationsflur aus stets Einsicht auf die Patientenbetten.

selbst Der bingo-club macht KranKenbesuch

Was mich jedoch am meisten in Er-staunen versetzte, waren die vielen Besucher, die tagtäglich den Pati-enten ihre Aufwartung machten. Generell scheinen die Angehörigen eine Art Schichtsystem entwickelt zu haben, da ich so gut wie nie ei-nen Patienten alleine im Zimmer gesehen habe. Es kamen auch nicht nur Angehörige zu Besuch, sondern auch Nachbarn, Nonnen, Gemein-de- und Chormitglieder oder gleich der ganze Bingo-Club! Ich bin mir nicht sicher, ob es über-haupt offizielle Besuchszeiten gab. Wenn ja, dann wurden sie nicht ein-gehalten. Bei meiner ersten Nacht-schicht habe ich gegen 22 Uhr 30, erstaunt über das rege und auch lau-te Besuchertreiben, den dienstha-benden Arzt gefragt, ob denn heute etwas Besonderes los sei.

Der Bingo-Club kommt zu Besuch Auslandssemester in Cádiz, Spanienvon Franziska Ruhland

Meerblick in Cadiz, Bild: Franziska Ruhland

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September / Oktober 2007 7SeiteMLZDigitaler Nachschlag

Auslandssemester in Cádiz Fortsetzung von Seite 6

Er konnte über meine Frage nur la-chen, denn Besuche bis spät in die Nacht sind im Krankenhaus völlig normal. In einem Dienst wurden wir um halb zwei morgens auf die Intensivstation gerufen und fanden an jedem der zehn Betten zwei Be-sucher vor.

Traumatologie und OrthopädieMein erstes Monatspraktikum habe ich in der Abteilung für Trauma-tologie und Orthopädie verbracht. Der Tagesablauf unterschied sich jedoch deutlich vom Alltag in einer deutschen Klinik: Gegen acht Uhr morgens traf sich das Ärzteteam zu einer Patientenbesprechung, bei der die Neuaufnahmen der letzten Nacht besprochen und Röntgenbilder ge-zeigt wurden. Anschließend gab es oft einen kurzen wissenschaftlichen Vortrag oder Berichte von zurück-liegenden Kongressen.

nach besprechungsenDe gehen alle erst einmal

in Die cafeteria

Nach Besprechungsende gingen sowohl Ärzte als auch Studenten in die Cafeteria, um den Kranken-haustag mit einem „Café con leche“ oder einem zweiten Frühstück be-ginnen zu lassen. Sehr entspannt.

Vor halb zehn Uhr morgens gab es so gut wie nie eine Operation oder eine Sprechstunde. Zwischen 14 und 16 Uhr – Siesta –fanden für ge-wöhnlich auch keine Operationen statt, dafür gab es aber zusätzlich zum normalen Dienst jeden Werk-tag ein Team aus zwei Ärzten, das am Nachmittag eine geplante Ope-ration durchführte. Wir Studenten wurden in Zweiergruppen in wö-chentlichem Rhythmus jeweils ei-ner Untereinheit (z.B. „Knie“ oder „Schulter“) zugewiesen und hatten Gelegenheit, Visiten, Sprechstun-den, den Stationsalltag und den Operationssaal kennen zu lernen. Die uns betreuenden Ärzte wa-ren sehr freundlich und haben bei gezeigtem Interesse viel erklärt. Zusätzlich gab es eine interes-sante Seminarreihe, die zweimal wöchentlich stattfand und von den Oberärzten persönlich geleitet wur-de. Am Ende des Praktikums stand eine 40-minütige mündliche Ein-zelprüfung beim Chefarzt und eine Facharbeit über das Thema „Lum-balgie“.

ChirurgieIm Januar habe ich einen Monat lang Praktika auf der Station für Allgemeinchirurgie absolviert. Wir Studenten wurden in Zweiergrup-pen eingeteilt und haben in einem wöchentlichen Rotationsrhythmus

einen guten Überblick über das Aufgabenfeld eines Allgemeinchi-rurgen bekommen. In Verlaufe des Praktikums haben wir den Opera-tionssaal, den Stationsalltag und die Sprechstunden („consultas“) kennen gelernt. Zum Praktikum gehörten ebenfalls wöchentliche Seminare, ein 45-minütiges Ein-zelreferat über ein bestimmtes Krankheitsbild und eine mündliche Prüfung. Vom Umgang mit den Pa-tienten war ich positiv überrascht, da in Spanien generell sehr viel mehr Nähe zugelassen wird. Pati-enten und Arzt (selbst Oberarzt) du-zen sich in der Regel, der Arzt setzt sich bei der Visite oft auf das Kran-kenbett und spricht so im wahrsten Sinne des Wortes auf Augenhöhe mit dem Patienten. Oft kommt es zu Berührungen, gerade bei älteren Damen werden häufig Hände und Wangen gestreichelt, worüber diese sich sichtlich freuen. Küsse auf die Wange gelten als selbstverständlich und werden von den (meist älteren) Patienten sogar von deutschen Erasmus-Studentinnen eingefordert

Freizeit:In meiner Freizeit bin ich sehr viel gereist: Neben zahlreichen Tages-ausflügen an kleinere Küstenorte wie Tarifa und Ronda standen auch größere Fahrten an. Besonders schön war eine fünftägige Andalu-

sienreise mit den Zielen Córdoba, Granada und Gibraltar, an die ich mich noch lange zurückerinnern werde. Absolute persönliche Höhe-punkte waren der Besuch der Mez-quita in Córdoba und der Alhambra in Granada.

Der höhepunKt: Über-nachtung in Der sahara

bei VollmonD

Silvester habe ich vier Tage lang mit meinem Freund in Sevilla ver-bracht, ebenfalls eine Stadt, in der die andalusische Lebensfreude selbst im Winter überall zu spüren ist. Direkt im Anschluss bin ich mit zwei Erasmus-Studenten nach Marokko aufgebrochen, wo wir in recht abenteuerlicher Weise eine Woche verbracht haben. Dies war meine erste Reise in ein Land mit für mich fremder, islamischer Kul-tur. Da wir uns zu großen Teilen abseits von touristischen Routen bewegten, hatten wir die Möglich-keit, das Land auf eine besondere Art und Weise kennen zu lernen. Der Höhepunkt dieser Marokko-Reise war eine Übernachtung in der Sahara – in Berberzelten bei sternenklarem Nachthimmel und Vollmond!

Europa hat eine neue Bedeutung für michInsgesamt habe ich dieses Semester als ungemein bereichernd empfun-den für meine persönliche, beruf-liche und sprachliche Entwicklung. Auch wenn es meist nicht möglich war, an den offiziellen Abschluss-prüfungen teilzunehmen (diese fin-den nur noch im Juli statt), habe ich vor allem in den diversen Praktika im Krankenhaus viele neue Fähig-keiten erwerben können. Hinzu kommen natürlich die Be-gegnungen mit Menschen aus Spa-nien, Europa, aber auch aus aller Welt. Ich denke, dass ich aufgrund der vielen internationalen Erfah-rungen toleranter und noch aufge-schlossener für andere Kulturen geworden bin. Die geschlossenen Freund- und Bekanntschaften wer-den hoffentlich noch lange halten und mich zu vielen weiteren Reisen inspirieren. Der Begriff „Europa“ hat für mich eine ganz neue Bedeu-tung bekommen!

Die Kathedrale von Cadiz Cadiz, Bild: Franziska Ruhland

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September / Oktober 2007 8Seite MLZDigitaler Nachschlag

Ebenfalls sehr wichtig bei einer akuten Pankreatitis ist die aus-

reichende Volumen-; Elektrolyt- und Glukosesubstitution. Aufgrund der Schocksymptomatik sollten in 24 Stunden mindestens drei bis vier Liter Volumen unter regelmäßiger Kontrolle des ZVD (Zielwert 6-8 cm H20) gegeben werden.Bei leichten Schmerzen kann man Tramadol oder Buprenorphin ge-ben, bei starken Schmerzen sollte z.B. 50 mg Dolantin (Pethidin) in-travenös gegeben werden. Kontra-indiziert sind Morphinderivate, da diese einen Papillenspasmus erzeu-gen könnten, welcher die Situation verschlimmern würde.Bei beginnender nekrotisierender Pankreatitis oder aber bei einer biliären Verlaufsform wäre sicher auch eine Antibiose zur Vermei-dung einer Sepsis sinnvoll. Dann ist am besten Carbapeneme oder Ciprofloxacin in Verbindung mit Metronidazol für die Anaerobier geeignet.

„heute wirD Das nichts mit Viel

schlaf“

Inzwischen sind wir schon beim Nahtverschluss angelangt. Dr. Shaik setzt die Fas-ziennähte. Ich führe die Schere. Seit dem Wechsel sind vier Stun-den vergangen. Bei Dr. Mehl und Dr. Shaik sehe ich dicke Augenränder.

„Mein Sohn hat heute Nachmittag Schulfest“, seufzt Dr. Shaik. Heute wird das nichts mit viel Schlaf – die Familie gibt es ja auch noch. In der Umkleide schaue ich auf mei-ne Uhr: Schon 14 Uhr. Der Pieper ist wie erwartet voll – acht Rück-rufe. Ich beende den Rest meiner Blutrunde. Gegen 16 Uhr bin ich endlich durch und kann mich in den Notfallbereich begeben. Der hat sich inzwischen gefüllt. Ich entdecke Matthias in Kabine 6. Er interpretiert gerade mehrere Rönt-genbilder. Der Patient, ein junger Herr in Radsportklamotten, hat überall Schürfwunden. Er sei zu schnell einen Berg hinab gefahren und hätte den Laternenpfahl zu spät gesehen. „Hatten Sie denn auch Be-wusstseinsverlust?“, will Matthias wissen. „Ja, kurzfristig“, antwortet der Patient, aber auf dem Boden sei er sofort wieder zu sich gekommen. Es seien auch sofort Passanten her-bei geeilt.„Also, nach den Röntgenbildern zu

urteilen haben Sie großes Glück

gehabt. Es ist nichts

gebro-chen,

Sie haben nur einige Prellungen davon getragen. Zur Sicherheit werden wir aber noch ein Schädel-CT anfertigen, um eine Blutung im Gehirn auszuschließen. Ich denke, Sie haben eine kräftige Gehirner-schütterung. Ich werde noch einmal Rücksprache mit dem Oberarzt hal-ten, aber zur Sicherheit werden wir Sie eine Nacht da behalten.“Während Matthias sich mit Dr. Rommel, dem ersten dienstha-benden Arzt kurzschließt, reinige ich die Schürfwunden des Patienten am Bein mit Bethaisodona. “Ganz schön fies das Zeug, das brennt wie Hölle“, jault der Patient. „Es reinigt aber auch gut“, antworte ich. „Na, da haben Sie sich aber ganz schön flach gelegt. Nächstes Mal trainie-ren Sie besser mit einem Radhelm.“ Der Patient grinst. Matthias kehrt mit Dr. Rommel zurück. Auch die-ser befürwortet die Nacht im Kran-kenhaus und der zunächst wenig begeisterte Patient ist einsichtig.

Die DMS-ÜberprüfungNebenan erwartet mich schon eine Frau mittleren Alters mit ihrem Ehemann. Die Frau ist in Arbeits-kleidung und hält sich mit einem Tuch ihren rechten Daumen. „Das

dauert ja ewig, bis man hier dran kommt“, schimpft der Mann zur Begrüßung. „Wir warten schon seit zwei Stunden. Zu Hause war-ten drei kleine Kinder!“ Ich ver-suche die Situation zu entschärfen und entschuldige mich, indem ich sage, dass wir nur drei Personen sind und unser Bestes geben wür-den. Auch hätten wir noch keine Pause gemacht. Doch die Miene des Mannes bleibt verärgert. Auch solche Situationen bestimmen häu-fig den Dienst. Die Frau wirft ih-rem Ehemann ermahnende Blicke zu und zeigt mir den Grund ihres Kommens. Beim Heckenschneiden habe sie ihren rechten Daumen er-wischt. Beim Betrachten des Fin-gers sehe ich eine tief klaffende Wunde. Während ich die ersten No-tizen mache, kommt schon Matthi-as hinzu. Auch er schaut sich den Daumen an und versucht diesen zu bewegen. „Wichtig ist, die DMS zu überprüfen“, sagt er zu mir. „Weißt Du, wofür DMS steht?“ Zum Glück hatte ich das zuvor noch gelesen: „Durchblutung, Motorik und Sensi-bilität“, antworte ich. „Ganz genau.“ Matthias ist zufrieden. Die Frau hat Glück. Sowohl die Durchblutung als auch Motorik und Sensibilität erscheinen intakt. Nach gründlicher Reinigung und einer kleinen Lokal-betäubung wird die Wunde mit drei

Einzelknopfnähten versorgt. Nachdem die Schwester

auch noch den Dau-men verbunden hat, können beide die Notfallambulanz mit einem Brief für den Hautarzt wieder verlassen.Im Koordinati-onszimmer treffen

wir auf Dr. Rom-

Einblicke in den Dienst eines PJlersvon Yvonne Bernsdorf Fortsetzung aus der MEDI-LEARN Zeitung

Wenn die Notaufnahme zum Wissenstest wird

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September / Oktober 2007 9SeiteMLZDigitaler Nachschlag

II und III und demnach eine insta-bile Fraktur. Eine modernere Ein-teilung ist die AO-Klassifikation nach Müller. Das würde einer 31B 2-Fraktur entsprechen: Die 3 steht für den Femur, die zweite Zahl 1 für das proximale Ende, B für die Region, nämlich Schenkelhalsfrak-tur und die 2 dahinter für die Art der Fraktur, nämlich transzervikal. Am besten liest Du das noch ein-mal in einem Lehrbuch nach. Und wenn Du noch eine Weile in der Unfallchirurgie bist, dann wirst Du bestimmt auch mal bei so einer OP assistieren. Schenkelhalsfrakturen sind häufig.“

Eigene Anamnese Ich bedanke mich bei dem Arzt für das gute Teaching. Gegen 22 Uhr bin ich wieder in die Notfallam-bulanz. Es ist ruhig geworden. Ich bewege mich in Richtung des Auf-enthaltsraums, um ein wenig Pause zu machen, als ich dem Assistenten der Allgemeinchirurgen begegne, Dr. Sven Bach. “Hast Du im Mo-ment nichts zu tun? Wir haben eben einen jungen Patienten bekommen mit unklaren Bauchschmerzen. Wie wäre es: Du schaust Dir den Patient zuerst an, erhebst alles und ich komme dazu?“Ich willige ein und begebe mich in Kabine 5. Und in der Tat liegt in dort auf der Liege ein junger Mann mit Dreadlocks, karierter Latzhose und einem Che Guevara T-Shirt, dem es offenbar nicht sehr gut geht. Seine Freundin, die ebenfalls Dreadlocks hat, sitzt neben ihm.

ich weiss nicht, ob es Die Kombination aus

bier unD chili con carne war“

Ich stelle mich vor und frage, wes-wegen er kommt. Wie sich heraus-stellt ist der junge Mann ein Polito-logiestudent. Er hätte gestern Abend noch eine wichtige Sitzung mit dem Asta gehabt und danach noch ein we-nig gefeiert. „Ich weiß nicht, ob es die Kombination aus dem Bier und dem Chili con Carne war, aber mir

IMPRESSUMHerausgeber: MEDI-LEARN Bahnhofstraße 26b 35037 Marburg/LahnTel: 04 31/780 25-0Fax: 04 31/780 25-29E-Mail: [email protected] Internet: www.medi-learn.de

ISSN: 1860-8590Redaktion: Jens Plasger (Redaktionsleitung), Christian Weier (V.i.S.d.P.), Trojan Urban, Marlies Lehmkuhl, Lilian Goharian, Angelika Lehle, Dr. med. Dipl.-Psych. Bringfried Müller, Thomas Brockfeld

Lektorat: Jan-Peter Wulf

Layout & Graphik: Angelika Lehle

Berichte: Juliane Wilcke, Dr. Christoph Nothdurft, Werner Sommer, Nicola Schöppl, Franziska Ruhland, Yvonne Bernsdorf, Dr. Michael Welling, Michael Alexander Rösch, Marita Voelker Albert

Anzeigenbetreuung: Christian Weier Olbrichtweg 11 24145 KielTel: 04 31/780 25-0Fax: 04 31/780 25-29E-Mail: [email protected] – Es gilt die Anzeigenpreisliste 02/2005.

Bildnachweis: istockphoto.com, photocase.com, stock.xchng, Böttcher MPIbpc Göttingen, Technische Universität Wien, Franziska Ruhland, Juliane Wilcke

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“Na, haben wir noch Zeit für ein kleines Teaching? Warum kann die OP nicht bis morgen warten? Warum ist sie ein unfallchirur-gischer Notfall?“ Ich muss passen. Dr. Rommel gibt mir einen Tipp. „Denk mal an die Durchblutungssi-tuation im Hüftkopfbereich.“ Jetzt habe ich eine Idee.„Wahrscheinlich würde dann eine Hüftkopfnekrose drohen.“„Genau. Deswegen muss eine frü-he Operation innerhalb von sechs Stunden angestrebt werden. Aber ist das bei allen Patienten so?“ Ich schaue ihn ratlos an. “Wenn ich so schon frage: Nein! Den Patient operieren wir, weil er noch jung ist. Hier ist das Therapieziel, kopferhal-tend zu operieren, um eine sofortige Belastbarkeit und Bewegung des Hüftgelenkes wieder herzustellen. Es soll einer Pseudoarthrose vor-gebeugt werden. Eine Altersgrenze zieht man ungefähr bei 65 Jahren. Wenn ein Patient älter ist, dann ist ein künstliches Hüftgelenk vorzu-ziehen, da das die Pflege erleichtert und die Patienten schneller mobi-lisiert werden können. Schenkel-halsfrakturen sind Verletzungen des älteren Menschen. Warum ist das so?“ Ich denke an die Osteoporose und liege richtig. Wie mir der Arzt erklärt, verdoppelt sich das Risiko bei Frauen nach der Menopause alle fünf Jahre.

Fraktur-KlassifikationDa wir noch etwas Zeit haben, weil sich der Patient noch in der Einleitung befindet, zeigt mir Dr. Rommel jetzt noch das Röntgen-bild des Patienten. Es ist im ante-rioren-posterioren Strahlengang aufgenommen worden. Ich erkenne eine Frakturlinie durch den Schen-kelhals. “Ja, und wenn Du jetzt den Winkel zwischen der Horizontalen und der Frakturlinie nimmst, dann hast Du die Pauwels-Einteilung. Bei einem kleinen Winkel, d.h. bis 30° könnte man gut konservativ be-handeln, weil nicht so große Scher-kräfte auf den Bruch wirken und diesen dislozieren könnten. Dieser Patient hat aber nach meiner Schät-zung einen Winkel um die 50°. Das wäre ein Pauwels-Grad zwischen

Einblicke in den Dienst eines PJlersFortsetzung von Seite 8

mel. „Matthias, ich gehe gleich mit Lea in den OP. Mediale Schenkel-halsfraktur bei einem 55-jährigen Mann. Er wollte Kirschen in sei-nem Garten pflücken und ist dabei von der Leiter auf seinen rechten Oberschenkel gefallen. Du wirst eine Zeit lang alleine in der Ambu-lanz sein. Solltest Du Fragen haben, dann kannst mich anpiepen.“Jetzt schaut Dr. Rommel mich an.

ist seit heute Morgen so übel. Ich habe mich schon mehrfach überge-ben. Und vor allem tut es mir hier so weh.“ Er zeigt auf das Epiga-strium. Noch bevor ich ihn weiter untersuche, nehme lege ich ihm erst einmal einen Zugang und nehme ein Labor mit Gerinnung, Blutbild und Elektrolyte ab.Ich frage den Studenten, was er gegessen hat, wann die Symptome aufgetreten seien und auch ob er Veränderungen des Stuhlgangs bemerkt hätte. Er verneint. Im Ge-sicht stelle ich fest, dass er Schweiß auf seiner Stirn hat und blass aus-sieht. Ich messe die Temperatur sowohl axillär als auch rektal aber sie scheint nicht besonders erhöht. Die restliche körperliche Untersu-chung ist wenig ergiebig. Erst, als ich mich dem Abdomen zuwende, kann ich seine Beschwerden ein bisschen mehr eingrenzen. Er ist im Epigastrium absolut schmerzemp-findlich, sodass eine weitere Un-tersuchung kaum möglich ist. Auch den konralateralen Loslassschmerz, indem ich auf der linken Seite den Bauch eindrücke, empfindet er als unangenehm.

Die Darmgeräusche sind nicht be-sonders auffällig. Schließlich führe ich noch das Psoaszeichen durch und hebe sein rechtes Bein hoch. Es ist positiv, denn der Patient krümmt sich vor Schmerzen. „Das ist ja die reinste Folter hier!“ Noch weniger begeistert ist er von meinen Vor-schlag, ihn rektal zu untersuchen. Ich erkläre ihm, dass ich seine Vor-behalte verstehen könne, aber dass man z.B. rektal noch genauere Aus-sagen über die Schmerzlokalisation machen kann. Ich frage ihn, ob er noch seinen Blinddarm habe. Er bejaht. Schließlich ist er einverstan-den mit der rektalen Untersuchung, die jedoch keine neuen Erkennt-nisse bringt.

Der KlassikerDr. Bach kommt hinzu. „Und, schon fertig? Stell mir doch einmal den Patienten vor. Wie lautet Deine Verdachtsdiagnose?“ „Da der Pati-ent mit 24 Jahren noch recht jung ist und da er tatsächlich einige posi-tive Zeichen gezeigt hat, denke ich an eine akute Appendizitis“, ant-worte ich ihm. weiter auf Seite 10

Page 10: Digitaler Nachschlag 04/2007

September / Oktober 2007 10Seite MLZDigitaler Nachschlag

In den Medien ist in den letzten Wochen viel über Zecken berich-

tet worden. Besteht das Interesse an den unliebsamen Mitbringseln aus Wald und Flur zu Recht? „Zweifel-los“, sagt Dr. Jochen Süss, Leiter des Nationalen Referenzlabors für durch Zecken übertragene Krank-heiten am Friedrich-Loeffler-Insti-tut (FLI). „Krankheiten durch Ze-cken nehmen in Deutschland und vielen europäischen Ländern zu“. In der aktuellen Ausgabe des Wis-senschaftsmagazins ForschungsRe-

port berichten er und seine Mitar-beiterin Dr. Christine Klaus über die Verbreitung und die Symptome von Lyme-Borreliose und FSME (Frühsommer-Meningoenzepha-litis), über Vorbeuge- und Impf-möglichkeiten und über noch of-fene Fragen. Warum zum Beispiel sind Zecken an manchen Stellen in Massen vorhanden, wenige Meter weiter jedoch nicht mehr? Wieso werden in Deutschland Zecken-arten heimisch, die zuvor nur aus Mittelmeerländern bekannt waren? Welche Rolle spielt das Klima? Im-merhin wurden bei uns im letzten Winter zwischen November und Februar wirtssuchende, aktive Ze-cken gefunden. Keine guten Nach-richten, erkranken doch 60-70.000 Personen pro Jahr in Deutschland

an Lyme-Borreliose. Auch die In-fektionsrate mit dem FSME-Virus - vorherrschend in Süddeutschland - ist bei uns steigend. Dass dies nicht zwingend so sein muss, zeigt das Beispiel Österreich: Dort stagniert die Häufigkeit der FSME-Fälle seit einigen Jahren aufgrund des hohen Durchimpfungsgrades der Bevöl-kerung. Trotz des Gefährdungspotenzials durch Zecken wollen Jochen Süss und Christine Klaus niemandem die Freude an Spaziergängen durch Wald und Wiese nehmen. In ihrem Beitrag geben sie praktische Tipps, wie man das Risiko von Infektionen durch Zeckenstiche verringern kann. So sollte man nach einem Aufenthalt an Zeckenstandorten Körper und Kleidung nach Zecken

absuchen, denn die Parasiten krab-beln zum Teil ziemlich lange herum, bis sie eine „passende“ Hautstelle zum Einstechen gefunden haben. Auch nach dem Einstich kommt es erst einige Stunden später zur Übertragung von Borrelien, sodass es in jedem Fall sinnvoll ist, ange-sogene Zecken möglichst rasch zu entfernen. Das FSME-Virus wird dagegen sofort nach dem Einstich übertragen.

Der reich bebilderte Artikel „Ze-cken auf dem Vormarsch“ findet sich neben Beiträgen zu funkti-onellen Lebensmitteln und zum Einsatz von Nützlingen bei der Zierpflanzenproduktion in der neu erschienenen Ausgabe 1/2007 des ForschungsReports. Das 56-seitige Magazin kann kostenlos bezogen werden über die Geschäftsstelle des Senats der Bundesforschungs-anstalten, Bundesallee 50, 38116 Braunschweig

Zecken auf dem VormarschVerbreitung und die Symptome von Lyme-Borreliose und FSME von Dr. Michael Welling (idw)

Einblicke in den Dienst eines PJlersFortsetzung von Seite 9

Dr. Bach ist einverstanden. „Ja, ich denke auch, dass es der Klassiker ist. Warten wir noch die Laborwerte ab.“ „Ich habe eine Blinddarment-zündung?“, fragt der Student un-gläubig. „Ich glaube mehr, dass es

das Essen war!“ „In Ihrem Falle denke ich, dass es nur ein unglück-licher Zufall war, aber das Essen ist nicht Auslöser für ihr Unwohlsein“, erklärt der Arzt. Endlich kommen auch die Laborwerte. „Na ja, der

CRP-Wert ist mäßig erhöht mit 20, aber dafür sieht man doch eine Leukozytose, also einen Anstieg der weißen Blutkörperchen. Der Wert ist bei Ihnen um die 11.000.Ich werde Rücksprache mit dem ersten diensthabenden Arzt halten, dann müssen wir möglichst schnell handeln und den Übeltäter Ihres Leidens entfernen.“ „Aber ich habe doch nichts für das Krankenhaus mit?“ äußert der Patient besorgt. „Kann ich nicht noch einmal nach Hause?“ „Darum wird sich be-stimmt Ihre Freundin kümmern“, sagt Dr. Bach. „So eine Appendi-zitis muss man ernst nehmen, wir wollen keine kostbare Zeit verlie-ren.“

schon Kommt uns gelber, Übel riechenDer

eiter entgegen

Wenig später ist die Aufklärung unterschrieben. Ich stehe mit Frau Dr. Kahler und Dr. Bach am OP-Tisch und halte die Haken. „Du musst noch ein wenig mehr ziehen, damit wir mehr Sicht haben“, höre ich und bin plötzlich wieder wach.

Nach dem Öffnen des Bauches kommt uns schon gelber, übel rie-chender Eiter entgegen und kurz danach ein ziemlich geröteter und verquollener Appendix. Der Ei-ter wird abgesaugt. „Da hat unser Freundchen aber bis auf die aller-letzte Minute gewartet. Eine per-forierende Appendizitis! Er wird auf jeden Fall noch eine Spülung und eine wirksame Antibiose be-kommen“, gibt Frau Dr. Kahler als Anweisung. Jetzt geht alles recht schnell. Bei der letzten Naht darf ich helfen. Dr. Bach entscheidet sich für eine All-göwer-Naht.

Endlich ins Bett!Gegen ein Uhr nachts verlassen wir den OP und ich darf mich endlich ins Bett begeben. Es war ein lehr-reicher, aber doch sehr anstren-gender Tag. Völlig erschöpft falle ich ins Bett, den Pieper neben am Nachttisch aufstellend, in der Hoff-nung, dass ich die paar Stunden bis Morgen durchschlafen kann. Ich schlafe felsenfest, als es piept. Den Schlaf aus den Augen reibend schaue ich auf meinen Pieper. Hof-fentlich kein Polytrauma! Doch es ist schon sieben Uhr morgens und es war nur mein Handy-Wecker. Glück gehabt!

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September / Oktober 2007 11SeiteMLZDigitaler Nachschlag

Ein Rösch jenseits des Röschtigrabens PJ in der französischsprachigen Schweiz

von Michael Alexander Rösch

Die Schweiz: Mein Ziel. Ich hatte zwei Jahre zuvor über

das Erasmusprogramm meiner Me-dizinischen Fakultät ein Auslands-semester in Frankreich studiert und wollte mein Französisch wieder etwas aufbessern. Zudem eilt der Schweiz generell ein exzellenter Ruf für die PJ-Ausbildung voraus. Ich hatte mich auch für die deutsch-sprachige Schweiz beworben. Um dort jedoch eine Stelle zu bekom-men war eine Bewerbung selbst ein Jahr im Voraus schon zu spät. In der deutschsprachigen Schweiz bewirbt man sich nämlich direkt in den Kli-niken bei den entsprechenden Chef-ärzten. In der „Suisse romande“, der französischsprachigen Schweiz jenseits der Sprachgrenze, die die Schweizer „Röschtigraben“ nennen (nach einem Nationalgericht, das fast nur im deutschsprachigen Teil gegessen wird), bewirbt man sich bei einer der beiden Medizinischen Fakultäten der Universität Genf oder der Universität in Lausanne. Diese vergeben dann die Plätze für die entsprechenden Krankenhäuser zentral. Hierbei muss man jedoch die Bewerbungsfristen beachten. Mein erstes Tertial hatte im Win-tersemester 2006 begonnen, die Bewerbung musste ich bis zum 31. Oktober des Vorjahres einreichen. Bewerbungsunterlagen hatte ich di-rekt an der Medizinischen Fakultät in Genf erfragt. Es hat übrigens auch keinen Sinn, sich in Lausanne und in

Genf gleichzeitig zu bewerben, da die Plätze zentral vergeben werden und so Doppelbewerbungen von vornherein herausgefiltert werden.

Persönlicher Brief des ChefarztesIch hatte mich für das Universitäts-krankenhaus in Genf beworben, doch diese Plätze sind sehr begehrt und daher primär den Schweizer Studenten vorbehalten. Eine Zu-sage bekam ich dennoch schon im Januar – allerdings nicht für Genf, sondern für Neuchâtel. Im April bekam ich dann einen bereits vom Chefarzt des Krankenhauses unter-zeichneten Vertrag zugesendet, den ich unterschrieben und zurückge-schickt habe. Dem Vertrag lag ein überaus freundlicher und persön-licher Brief des Chefarztes bei, in dem er mir mitteilte, wie sehr er sich auf die Zusammenarbeit freue. Das hat mich sehr gefreut. Gleichzeitig bat er an, mir ein Zimmer „Pavillon du Personnel“ des Krankenhauses zu besorgen. Im Mai waren bereits alle Vorbereitungen getroffen und das Zweite Staatsexamen konnte kommen! Als ich am 16. Oktober, einem Sonntagabend, in Neuchatel ankam, erwartete man mich be-reits und übergab mir das Zimmer. Anschluss findet man in einem Wohnheim relativ schnell. Es sollte sich herausstellen, dass hier auch die meisten meiner Assistenzärzte wohnten. Dies liegt daran, dass die

Schweizer in der Assistenzarztaus-bildung nicht länger als ein Jahr an einem Krankenhaus bleiben. Daher suchen sich viele von ihnen gar nicht erst Wohnungen, sondern nehmen mit der einfacheren Vari-ante des Wohnheims Vorlieb.

Ähnliche StrukturenIch sollte mich dann am nächsten Morgen um acht Uhr in der Perso-nalabteilung vorstellen, wo mich dann eine Dame empfing, die mit

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mir alle Formalitäten durchging und mich daraufhin durch das Krankenhaus führte. Schon dieser herzliche Empfang vermittelte mir die typische Schweizer Gemütlich-keit und Gelassenheit. Das Krankenhaus besorgte mir auch die Arbeitsgenehmigung beim Einwohnermeldeamt, so dass ich mich darum überhaupt nicht küm-mern musste. Eingeteilt war ich für die Viszeralchirurgie. weiter auf Seite 12

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September / Oktober 2007 12Seite MLZDigitaler Nachschlag

Da es sich in meinem Fall jedoch um ein sehr kleines Krankenhaus han-delte und ich nicht im Kantonsspi-tal war, war die Chirurgie insgesamt recht übersichtlich. Überwiegend operierte man dort viszeralchirur-gische und orthopädische Patienten. Die Hierarchie ist der deutschen ähnlich: Es gab einen „médecin chef“, den Chefarzt, einen „chef de clinique“, den Oberarzt, den mé-decin assistant (Assistenzarzt) und mich, den „stagiaire“. Üblich war es dort, das medizinische Personal bis zum Oberarzt zu duzen. In der Chirurgie war ich der einzige „sta-giaire“. In der Abteilung der Inne-ren gab es noch zwei weitere, eben-falls aus Deutschland stammende PJler. Generell arbeiteten in diesem Krankenhaus relativ viele Deutsche und Schweizerdeutsche. Nun zum Tagesablauf eines gleich vorweg: Wer sich in seinem PJ Tertiär eher etwas ausruhen möchte, der sollte sich nicht unbedingt die Schweiz aussuchen. Die Schweizer Ärzte haben eine reguläre Fünfzig-Stun-den-Woche, und häufig kommen auch noch Überstunden dazu, die jedoch vergütet werden. Da man gerade als deutscher „stagiaire“ als Arzt angesehen wird, gelten auch für einen PJler diese Arbeitszeiten.Als vollwertiger Assistenzarzt ein-geteilt Ein Arbeitstag begann um halb acht mit der Röntgenvisite, die jedoch nicht ein Radiologe machte, sondern der „chef de clinique“ ab-hielt. Dies ist jedoch nicht typisch, sondern lag an der geringen Grö-ße des Krankenhauses. Diese Vi-site dauerte dann meist fünfzehn bis zwanzig Minuten, sodass man pünktlich im OP sein konnte. Der Beginn der Operationen war für acht Uhr vorgesehen. Hierbei ent-sprach die zeitliche Genauigkeit je-doch nicht den berühmten Schwei-

zer Uhren. Häufig ging es gegen hab neun los. Eingeteilt wurde ich vom ersten Tag an als vollwertiger Assistenzarzt, und das nicht nur we-gen der Freundlichkeit der Schwei-zer, sondern auch weil der Bedarf dazu bestand. Operiert wurde je nach Operationsprogramm bis Mit-tag. Man konnte dann kurz in der Cafeteria etwas essen, wurde dann jedoch schnell wieder angepiept für die „Prehospitalisations“. Hierbei handelt es sich um Patienten, die sich circa eine Woche vor ihrer regulären Operation noch einmal vorstellen, um sicher zu gehen, dass es in der Zwischenzeit keine wich-tigen Veränderungen gegeben hat. Eine komplette Anamnese wur-de erhoben und eine vollständige körperliche Untersuchung unter besonderer Beachtung der Opera-tionsindikation durchgeführt. Im Anschluss wurde dann auch schon der Brief diktiert. Dies bereitete mir anfänglich doch etwas Schwierig-keiten, da ich vorher noch keinen Arztbrief geschrieben hatte und diesen auch noch auf Französisch verfassen musste. Zwischen ge-sprochenem und geschriebenem Französisch gibt es einen doch recht großen Unterschied. Da man jedoch relativ schnell Schwimmen lernt, wenn man einfach ins Wasser geworfen wird, hatte man nach ei-nigen Tagen Routine darin.

Viel Praktisches gelerntDie „Prehospitalisations“ ließ man sehr gern den stagiaire machen, da sich die Ärzte in der Zwischenzeit um den Stationsablauf kümmern konnten. Im Schnitt hatte ich vier bis fünf Patienten pro Tag. Gegen halb fünf war ich dann eigentlich fertig, musste jedoch noch in der Klinik bleiben, da halb sechs erst die „contre visite“ begann. Dort wurde der Tag in Anwesenheit des Chef- und des Oberarztes Revue passieren gelassen und die Ärzte für den Operationsplan am nächsten Tag eingeteilt. Dies dauerte meist eine halbe Stunde, sodass man ge-gen 18 Uhr Feierabend hatte.So verlief in etwa jeder Tag. Einmal in der Woche fand morgens zuerst eine Fortbildung im Kantonsspital

statt, das sich direkt nebenan befin-det. Dieser recht gefüllte Tagesab-lauf ermöglichte mir, viel zu lernen. Im Operationssaal konnte man alle Fragen stellen und bekam diese freundlich und geduldig beant-wortet. Auf rein praktischer Ebene lernte ich dort nähen und knoten, die vorstationären Sprechstunden am Nachmittag übten sowohl in der Sprache, als auch im Patienten-gespräch unter vier Augen. Wo-chenenddienste oder Nachtdienste musste ich nicht machen, wobei das von Krankenhaus zu Krankenhaus verschieden ist.

Jenseits des RöschtigrabensAm 24. eines jeden Monats konnte man sich sein Gehalt in der Perso-nalabteilung abholen, das im Land der Banken in bar ausgezahlt wur-de – zumindest an meinem Kran-kenhaus. Nach Abzug der Steuern und der 110 Franken Miete für das Zimmer, blieben mir im Monat 460 Franken. Ob man damit über die Runden kommt, hängt wohl von je-dem selbst ab. Persönlich halte ich die Schweiz mittlerweile für nicht mehr viel teurer als Deutschland.Freizeitmäßig hat die Schweiz gerade im Winter viel zu bieten. Angefangen vom Alpinski über Langlaufski bis zu Städtetouren nach Zürich, Lausanne, Genf oder Bern ist alles gerade auch aufgrund der relativ geringen Entfernungen möglich. Daher empfehle ich je-dem, ein Tertiär in der Schweiz zu absolvieren. Gerade für die, die ihr Französisch auf- oder verbessern möchten, empfiehlt sich die Suisse romande um Genf und Lausanne. Man braucht auch keinen sonder-baren Akzent wie den des Schwei-zerdeutsch zu befürchten, da man jenseits des Röschtigrabens ein sehr klares Französisch spricht. In diesem Sinne: Bonne chance!

Tipp: In der MEDI-LEARN Zeitung 3/2006 findet ihr einen umfang-reichen Bericht über das Studium und das Arbeiten als deutscher Me-diziner in der Schweiz. Online fin-det ihr die MLZ unter: www.medi-learn.de/files/mlz/mlz0306.pdf

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PJ in der französischsprachigen SchweizFortsetzung von Seite 11

Page 13: Digitaler Nachschlag 04/2007

September / Oktober 2007 13SeiteMLZDigitaler Nachschlag

Das SEIRIN®-Akupunktur-SpecialDieser Artikel ist Teil des Themen-specials rund um den Bereich Akupunktur, den wir euch in Koope-ration mit 3B Scientific und SEIRIN in den kommenden Ausgaben der MLZ ausführlich vorstellen. Weitere Infos auch online unter:www.medi-learn.de/akupunktur

Akupunktur ist für alle Altersgruppen geeignet Interview mit Sina Heidtmann zum Thema Akupunkturvon MEDI-LEARN

1. Wie sind Sie zur Akupunktur gekommen? Was interessiert Sie besonders an diesem Bereich der Medizin?Akupunktur hat mich schon immer interessiert. Als erstes habe ich ei-nen Akupunktur-Kurs für Studenten an der Uni besucht und später die Akupunktur-Ausbildung bei der Daegfa begonnen. Insgesamt habe ich mich stets für alternative Heilmethoden interessiert, die auf sanftem Wege Leiden lindern. Die Akupunktur finde ich besonders spannend im Bereich Schmerzbe-handlung, aber auch für die Be-handlung psychischer Leiden.

2. Welche Möglichkeiten birgt die Akupunktur, wo sind ihre Grenzen?Möglichkeiten der Akupunktur sind Beschwerden zu lindern ohne dass Medikamente zum Einsatz kommen oder eine psychische Komponente mitursächlich ist (z.B. Obstipation bei Reizdarm. Grenzen sind ganz klar zu sehen bei bösartigen Erkran-kungen z.B., die Schmerzen und Appetitlosigkeit sind unterstützend zu behandeln, aber das Grundleiden gehört in andere Hände. Genauso z.B. substantielle Herzerkrankungen und Bluthochdruck3. Bei welchen Beschwerden hilft Akupunktur? Gibt es Gegenanzei-gen und Nebenwirkungen?In der Schmerzbehandlung und

Problemen psychischer Natur, wie Schlafstörungen bei Stress und Ängsten lassen sich tolle Erfolge erzielen. Besonders auch akut, z.B. bei Lumboischialgie sind die Er-gebnisse beeindruckend. Migräne, Gelenkschmerzen, (aller-gisches) Asthma und Heuschnup-fen sind einige Beispiele bei denen Akupunktur gut wirksam ist.Gegenanzeigen und Nebenwir-kungen sind größtenteils relativ zu sehen, z.B: würde ich beim marcu-marisierten Patienten auf eine tiefe Nadelung verzichten und eher Ohr-akupunktur anwenden, ggf. auf die Behandlung verzichten.Horrorgeschichten wie Pneumotho-rax durch Akupunktur sind eher als Behandlungsfehler zu sehen.

4. Ist die Behandlung schmerzhaft?Die Behandlung ist nicht schmerz-haft. Bei einer gut durchgeführten Akupunktur spürt man einen klei-nen Stich der Nadel und anschlie-ßend ein ausstrahlendes dumpfes Gefühl, das sog. De-Qui.

5. In welchen Fällen übernimmt die Krankenkasse die Akupunktur Be-handlung?Die meisten Krankenkassen über-nehmen Kosten für chronische Rückenschmerzen und bei Knie-schmerzen. Andere Indikationen gehören nicht in den generellen

Leistungskatalog, manche Kassen erstatten Kosten auf Antrag.

6. Wie viele Sitzungen sind bei einer Behandlung notwendig?Wie viele Sitzungen notwendig sind hängt vom jeweiligen Krank-heitsbild ab. Wenn man generelle Empfehlungen abgeben möchte, die im Einzelfall nicht zutreffen, kann man von 10-15 Sitzungen in Abständen von 1-2x Pro Woche ausgehen.

7. Wie lange dauert eine Sitzung?Eine Sitzung dauert ungefähr 30 Minuten. Die erste Konsultation länger, da eine ausführliche Ana-mnese und Untersuchung Voraus-setzung für die Akupunktur ist. Die Akupunkturnadeln bleiben je nach Indikation für ca. 15-30 Minuten liegen.

8. Warum werden die Nadeln zum Teil erhitzt?Moxibustion ist ein Teil der Aku-punktur, wird besonders bei sog. „Schwäche-Störungen“ eingesetzt und führt dem Körper Energie zu.

9. Ist die Akupunktur für alle Al-tergruppen geeignet, also auch für Kinder und alte Menschen?Akupunktur ist für alle Altersgrup-pen geeignet, wobei natürlich je-weils auf die Besonderheiten der

Altersklassen eingegangen wer-den sollte. So haben besonders Kinder häufig Angst vor Nadeln und können nicht lange ruhig liegen bleiben. Bei Ihnen kann häufig Akupressur eingesetzt werden.

10. Wie reagieren die Patienten auf die Behandlung? Sind sie aufgeschlossen oder eher skep-tisch eingestellt?Meiner Erfahrung nach sind die meisten Menschen gegenüber Akupunktur aufgeschlossen. Ich denke auch die breite öffentliche Diskussion hat dazu beigetra-gen, dass mehr Menschen etwas über Akupunktur wissen und sich dieser Behandlungsmetho-de öffnen. Gelegentlich begegne ich auch skeptischen Patienten, häufigste Aussage ist: \“erstmal abwar-ten was geschieht\“, da ist das Vertrauen in die Schulmedizin größer. Aber nach den ersten Behandlungen sind auch die Skeptiker überzeugt!

11. Wie ist die Akzeptanz unter den Kollegen?Unter den Kollegen ist die Ak-zeptanz mittlerweile sehr groß. Viele interessieren sich für Akupunktur. Durch die wissen-schaftliche Untersuchung der Akupunkturwirkung können auch die größten Skeptiker der Akupunktur ihre Wirkung nicht absprechen.

12. Wie sehen Sie die Zukunft der Akupunktur in der west-lichen Medizin?Ich denke, dass die Akupunk-tur ihren Stellenwert auch in der westlichen Medizin weiter ausbauen wird. Durch sie lassen sich beeindruckende Behand-lungserfolge direkt erzielen und die Kosten der Behandlung sind überschaubar.

Page 14: Digitaler Nachschlag 04/2007

September / Oktober 2007 14Seite MLZDigitaler Nachschlag

die Ausstiegshilfe „Quit the Shit“ entwickelt. Jugendliche und junge Erwachsene, die ihren Cannabis-konsum beenden oder reduzieren wollen, finden mit „Quit the Shit“ ein speziell auf sie zugeschnittenes anonymes Beratungsangebot. Er-gebnisse zeigen, dass drei Monate nach Beendigung des Programms diejenigen, die diese Ausstiegshilfe im Internet durchlaufen haben, im Durchschnitt ihre Konsummenge auf ein Drittel reduzieren. Die Tage, an denen sie Cannabis konsumie-ren, gingen um 50 Prozent zurück. Dies ist als Erfolg zu bewerten, weil es sich um eine Gruppe hochgradig abhängiger junger Menschen mit intensivem Cannabiskonsum han-delt, die bislang von den herkömm-lichen Beratungsangeboten nicht erreicht wurden.

Aufgrund dieser positiven Ergeb-nisse und der starken Inanspruch-nahme des Angebotes besteht bei den Drogenberatungsstellen in Deutschland ein großes Interesse an „Quit the Shit“. Deshalb hat die BZgA in einem ersten Modellpro-jekt 12 Drogenberatungsstellen aus dem Bundesgebiet angeboten, das internetbasierte Ausstiegspro-

Quit the Shit - das Interne-tausstiegsprogramm der

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zeigt gute Erfolge in Deutschland.Gestern und heute findet im Rah-men der Deutschen EU-Ratsprä-sidentschaft in Berlin eine Ta-gung von Vertretern aus den 27 EU-Mitgliedsstaaten zur aktuellen Cannabisproblematik in Europa statt. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing, sowie die Deutsche (DBDD) und die Europäische Beobachtungs-stelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) haben dazu eingeladen. Die Bundeszentrale für gesundheit-liche Aufklärung (BZgA) ist einer der drei Knotenpunkte in Deutsch-land für die Europäische Beobach-tungsstelle.

Die der Beobachtungsstelle vor-liegenden Daten zeigen, dass in den vergangenen Jahrzehnten der Cannabiskonsum in vielen Län-dern Europas gerade unter Jugend-lichen und jungen Erwachsenen stetig gestiegen ist. Das trifft auch für Deutschland zu. Nach Angaben der repräsentativen Drogenaffini-tätsstudie der BZgA haben etwa ein Drittel (31 Prozent) der 12- bis 25-Jährigen schon einmal in ihrem Leben Cannabis konsumiert. 1979 lag diese Zahl noch bei 16 Prozent. Cannabis ist damit das Suchtmittel mit dem stärksten Anstieg in der Probierbereitschaft. Für die mei-sten Jugendlichen ist der Canna-biskonsum allerdings eine kurze Phase. 12 Prozent der Befragten geben an, Cannabis in den letzten 12 Monaten konsumiert zu haben, bei den verbleibenden 19 Prozent liegt der Drogenkonsum länger als ein Jahr zurück. Im europäischen Vergleich liegt Deutschland in der Altersgruppe der 15- bis 24-Jäh-rigen im oberen Drittel, was den Cannabiskonsum betrifft.

Angesichts der Ausbreitung des Cannabiskonsums unter jungen Menschen hat die Bundeszentra-le für gesundheitliche Aufklärung im Internet unter www.drugcom.de

Quit the ShitCannabis - Ein europaweites Problemvon Marita Voelker Albert (BZgA)

gramm zu nutzen. In dem noch bis Mai 2007 laufenden Projekt soll getestet werden, wie eine dezen-trale Nutzung von „Quit the Shit“ möglich ist und welche Maßnah-men der Qualitätssicherung erfor-derlich sind.

„Der Anstieg des Cannabiskon-sums in der jüngeren Bevölkerung gibt uns ernsten Anlass zur Sorge und ich hoffe, dass die BZgA mit ihrem sehr niedrigschwelligen Ent-wöhnungsangebot ‚Quit the Shit’ gerade solche Konsumentinnen und Konsumenten erreichen kann, die über das herkömmliche Suchthil-fesystem nur schwer angesprochen werden können“, betont Harald Lehmann, stellvertretender Direk-tor der Bundeszentrale für gesund-heitliche Aufklärung.

Auch die Schule bleibt vom Can-nabiskonsum nicht unberührt. Laut Daten zur Hamburger Schüler- und Lehrerbefragung zum Umgang mit Suchtmitteln (Schulbus) aus dem Jahr 2004 war jeder 6. Hamburger Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren (17,3 Prozent) als aktueller Cannabiskonsument einzustufen. Das kann nicht toleriert werden,

denn Cannabis ist eine illegale Droge mit einem erheblichen Ge-fährdungspotenzial für die Konsu-menten. Außerdem beeinträchtigt Cannabiskonsum die Konzentrati-onsfähigkeit, das Denkvermögen und die Lernleistungen der Schü-lerinnen und Schüler. Die körper-lichen Beschwerden reichen von Übelkeit, Schwindel bis hin zum Kreislaufkollaps.

Vor diesem Hintergrund hat die BZgA den Leitfaden „Schule und Cannabis“ entwickelt, der sich an Lehrpersonen der weiterführen-den Schulen richtet und Vorschlä-ge zum Umgang mit Cannabis im schulischen Rahmen enthält. Die Handreichung vermittelt Ideen zur Entwicklung eines schulinternen Regelsystems und gibt Lehrerinnen und Lehrern Hinweise, wie sie im konkreten Fall auf Problemsituati-onen adäquat reagieren können.

„Der begonnene Dialog zwischen Suchtprävention und Beratung muss fortgesetzt und vertieft werden“, ergänzt Harald Lehmann. „Kon-sumentinnen und Konsumenten, die bisher über das herkömmliche Suchthilfesystem nur schwer er-reichbar waren, müssen im Vorfeld einer Abhängigkeit angesprochen werden. Die Kooperation in dem internetgestützten Modellprojekt ‚Quit the Shit’ ist ein großer Schritt in diese Richtung. Das Internet ge-währt in diesem Zusammenhang flexible Einsatzmöglichkeiten mit geringem Personalaufwand.“Weitere Informationen zum Canna-bis-Ausstiegsprogramm „Quit the Shit“ unter www.drugcom.de.Der Leitfaden „Schule und Can-nabis“ richtet sich ausschließlich an Schulen und Lehrpersonen und kann aus diesem Grund nur an Schuladressen ausgeliefert werden.Die Basisinformationen „Cannabis“ beinhaltet ein breites Spektrum an Informationen wie Konsummuster, Wirkungen und Risiken, Abhängig-keit, Suchtvorbeugung und Tipps für Eltern, rechtliche Hintergründe etc.Die Materialien sind kosten-los und können unter folgender Adresse bestellt werden: Bundes-zentrale für gesundheitliche Auf-klärung, 51101 Köln, Internet: www.bzga.de.