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Aus dem Institut für Medizinische Physik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Direktor: Univ. Prof. Dr. habil. Dr. med. h.c. Willi A. Kalender, Ph.D. Automatisiertes Messsystem zur Quantifizierung und Charakterisierung des menschlichen Tränenfilms in-vivo Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (Dr. rer. biol. hum.) vorgelegt von Stefan Arnold aus Weiden i.d.Opf.

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Aus dem

Institut für Medizinische Physik

an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Direktor: Univ. Prof. Dr. habil. Dr. med. h.c. Willi A. Kalender, Ph.D.

Automatisiertes Messsystem

zur Quantifizierung und Charakterisierung

des menschlichen Tränenfilms in-vivo

Inaugural-Dissertation

zur Erlangung der Doktorwürde

der Medizinischen Fakultät

der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

(Dr. rer. biol. hum.)

vorgelegt von

Stefan Arnold

aus Weiden i.d.Opf.

Gedruckt mit Erlaubnis der

Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität

Erlangen-Nürnberg

Dekan: Prof. Dr. med. Dr. h.c. J. Schüttler Klinik für Anästhesiologie

Referent: Prof. Dr. A. Langenbucher Institut für Medizinische Physik Friedrich–Alexander–Universität Erlangen–Nürnberg

Koreferenten: Prof. Dr. med. M. Eichhorn Institut für Anatomie (Lehrstuhl II) Friedrich–Alexander–Universität Erlangen–Nürnberg

Prof. Dr.-Ing. P. Steffen Lehrstuhl für Multimediakommunikation und Signalverarbeitung Friedrich–Alexander–Universität Erlangen–Nürnberg

Tag der mündlichen Prüfung: 06. September 2010

i

Inhalt

Abbildungsverzeichnis ............................................................................................... ii

Zusammenfassung ..................................................................................................... iii

Abstract ....................................................................................................................... v

1 Einführung ............................................................................................................... 1

2 Grundlagen – Anatomie, Tränenfilm und Trockenes Auge .................................. 5

2.1 Vorderer Augenabschnitt und Lider ............................................................... 6

2.2 Tränenfilm ........................................................................................................ 8

2.2.1 Beschreibung und Bestandteile .......................................................... 10

2.2.2 Dynamisches Verhalten ....................................................................... 12

2.3 Trockenes Auge - Definition .......................................................................... 14

2.3.1 Klassifikation und Ursachen ............................................................... 14

2.3.2 Symptome und Veränderungen des Tränenfilms .............................. 16

2.3.3 Derzeitige Diagnosemöglichkeiten im klinischen Alltag ................... 18

2.4 Motivation ....................................................................................................... 20

3 Veröffentlichungen ................................................................................................ 23

3.1 Publikation 1 - Tränenfilmsensor .................................................................. 24

3.2 Publikation 2 - Modellauge ............................................................................ 32

4 Ausblick ................................................................................................................. 37

4.1 Modellauge ..................................................................................................... 37

4.2 Sensorkonzept ............................................................................................... 38

4.3 Schlussfolgerung ........................................................................................... 40

Literaturverzeichnis ................................................................................................. 41

Eigene Veröffentlichungen, Vorträge & Poster ...................................................... 47

Danksagung .............................................................................................................. 49

Lebenslauf ................................................................................................................ 51

ii

Abbildungsverzeichnis

1 Anteil der Patienten bei denen TA diagnostiziert wurde ................................................ 6

2 Querschnitt des vorderen Augensegmentes ................................................................. 7

3 Tränenfilm auf Kornea aufgenommen mittels OCT ....................................................... 9

4 Dreischichtiger Aufbau des Tränenfilms ..................................................................... 10

5 Querschnitt durch das obere Augenlid ........................................................................ 12

6 Einteilung des Trockenen Auges nach dessen Ursache ............................................. 15

7 Modell des Sensors und Konzeptumsetzung. ............................................................. 40

iii

Zusammenfassung

Hintergrund und Ziele:

Der menschliche Tränenfilm stellt ein komplexes, dreischichtiges biochemisches System

dar. Die Hauptaufgaben der Lipid-, wässrigen und Muzinschicht bestehen in der

Versorgung der Kornea mit Nährstoffen und Sauerstoff, sowie der Glättung der kornealen

Epithelschicht. Dadurch wird eine optisch glatte Fläche gewährleistet. Bei geöffnetem Lid

verändert sich der Tränenfilm dynamisch, bis es zum Lidschlag kommt und sich der

Tränenfilm erneut als geschlossener Film ausbildet. Wird dieses System gestört und aus

dem Gleichgewicht gebracht kommt es zu Symptomen wie verschwommenem Sehen

oder Reizung des Auges. Tritt eine Störung dauerhaft auf und bleibt unbehandelt, kann

dies bis zur Schädigung der Kornea führen. Allgemein wird dieser pathologische Zustand

als „Trockenes Auge“ oder „Dry Eye Syndrom“ bezeichnet. Die Feststellung der exakten

Ursache bedarf in der klinischen Routine einer Differenzialdiagnose. Bei den teilweise

invasiven Untersuchungen kommt es zu systematischen Messfehlern und einer von der

subjektiven Einschätzung des Arztes abhängigen Bewertung des tatsächlichen Zustands.

Weiterhin ist die Funktionsweise des Tränenfilms – insbesondere die simultane

Untersuchung des Zusammenwirkens der verschiedenen Schichten während einer

Lidöffnungsphase – noch nicht wissenschaftlich untersucht worden.

Ziel dieser Arbeit war es, einen Sensor zu entwickeln, mit dem eine umfassende, nicht-

invasive Untersuchung des Tränenfilms möglich sein sollte, um eine objektive Diagnose

zu unterstützen. In diesem Zusammenhang wurde auch ein Modellauge zum Nachweis

der Funktion entwickelt und realisiert. Mit dem Modell sollte eine realistische

Tränenfilmsimulation erfolgen.

Methoden:

Der entwickelte Sensor besteht aus zwei Kameras mit unterschiedlicher Fokusebene und

einem Projektionskopf zur Erzeugung eines Placidomusters. Das Muster wird an der

quasi-sphärischen Grenzfläche Luft - Tränenfilm reflektiert. Verändert sich der Tränenfilm

im Zeitverlauf, ist dies in den Bildern der ersten Kamera, welche das projizierte Muster

aufnimmt, sichtbar. Die zweite Kamera fokussiert auf den Tränenfilm selbst und nimmt

dabei zeitgleich die Bewegung der Lipidschicht auf.

Die Funktionsweise des Musterprojektors sowie der Auslegung der

Beleuchtungsansteuerung wird detailliert beschrieben. Die exakte Berechnung der

iv

Position des reflektierten Musterbilds im Bezug auf den Tränenfilm wird durchgeführt, um

das benötigte Linsensystem für die Kameras auszulegen zu können.

Das Modellauge bildet die optisch-relevanten Eigenschaften der drei Tränenfilmschichten

nach. Die Basis bildet eine beschichtete Metallkugel innerhalb eines Beckens, welches

mit einer wässrigen Lösung gefüllt werden kann. Mit Hilfe eines integrierten Heizers und

über das Mischungsverhältnis der Lösung kann gezielt das zeitliche Verhalten des

künstlichen Tränenfilms beeinflusst werden. Die Auslegung des Modellauges wird

detailliert beschrieben.

Ergebnisse und Beobachtungen:

Mit dem Sensor werden Messungen an einem Probanden durchgeführt. Es werden

exemplarisch Bilder beider Kameras gezeigt. Der zeitliche Verlauf von Lidöffnung bis hin

zu einem Tränenfilmaufriss ist in den Bildern der ersten Kamera zu sehen. Aufrisse sind

deutlich anhand der Veränderung des Placidomusters zu erkennen. In den Bildern der

zweiten Kamera zeigt sich die Lipidschicht in Form von wellenförmigen Schwaden, die

sich direkt nach Lidöffnung bis zum endgültigen Stillstand in Richtung Oberlid bewegen.

Die Aufrisszeit der künstlichen Tränenflüssigkeit am Modellauge in Abhängigkeit der

Lösungszusammensetzung wird dargestellt. Exemplarische Bildsequenzen des Sensors

zeigen bei Einsatz des Heizers zeitlich forciertes Aufrissverhalten und sich bewegende

Lipidpartikel.

Schlussfolgerung:

Aus den Bildern der Kameras können verschiedene Parameter ermittelt werden, die

Aufschluss über den Zustand des Tränenfilms geben. Der Sensor unterstützt dadurch den

Augenarzt bei der Diagnose des Trockenen Auges. Nach Implementierung einer

Analysesoftware kann eine automatische, objektive Auswertung und Klassifizierung

erfolgen.

Mit dem Modellauge lassen sich der Tränenfilm und dessen Verhalten, sowohl eines

gesunden als auch pathologischen Tränenfilms, simulieren. Das Modell kann z.B. auch

zur Erforschung des Benetzungsverhaltens von Kontaktlinsen Verwendung finden.

v

Abstract

Background and purpose:

The human tear-film is a complex biochemical system of three layers: the lipid layer,

aqueous layer and mucin layer. Their major function is supply of nutrition and oxygen to

the cornea as well as to reduce roughness of the corneal epithelium. This provides an

optically smooth surface. In the time span between two blinks – when the lids are kept

open - irregularities occur in the structure of the tear-film until it is recreated with the next

blink. Problems with this cycle or tear-film stability may cause blurred vision, strained eyes

and inflammation. A permanent unstable, pathologic tear-film can lead to serious

impairment, e.g. irreparable damage of the cornea if left without medication. Normally a

pathologic tear-film condition is called “dry eye syndrome” irrespective of the trigger factor.

In clinical practice the diagnosis of the exact cause for dry-eye-syndrome requires various

examination methods and differential diagnosis. Many measurement techniques are

invasive which cause systematic measurement errors and the results are depending on

the examiner’s subjective rating. The functionality of the human corneal tear-film -

particularly the interaction of the three different layers between two blinks – has not been

a subject to scientific investigations up to the present.

The purpose of this work was to develop a sensor for comprehensive, non-invasive

examination of the corneal tear-film. This sensor should assist the ophthalmologist in

objective diagnosis of dry eye syndrome. For proof of concept a model eye replicating the

physiologic tear-film behavior was designed and built.

Methods:

The novel sensor for tear-film analysis consists of two cameras each focusing on a

different plane of the anterior human eye. The first camera images the projection of a

Placido disc which is reflected off the virtually spherical air / tear-film interface. Temporal

changes in the tear-film structure lead to distortions in the reflected Placido images and

are detected by the first camera. The second camera simultaneously provides an image of

the lipid layer movement and therefore directly targets the thin tear film. The principle of

the pattern projection and the illumination controller design are described in detail. The

exact calculation method for determining the Placido image position is introduced. The

image position is calculated with reference to the tear-film position for designing the

optical paths for the cameras.

vi

The model eye replicates all the relevant optical properties of the three tear-film layers. A

coated metal sphere provides the basic geometry for the model eye and an aqueous

solution can be injected into a reservoir that surrounds the metal sphere. An integrated

heater and the mixture ratio of the aqueous solution allowed predictable manipulation of

the artificial tear-film’s temporal behavior. The model eye design is presented in detail.

Results:

Measurements were performed on a human subject and exemplary images of both

cameras are presented. Starting after blinking an image sequence of the first camera

shows the temporal tear-film behavior. At the end of the image sequence distortions in the

Placido grid clearly indicate tear-film break-ups. The lipid layer is visible as bright,

wavelike hazes in the images of the second camera. Directly after blinking the hazes

move into the direction of the upper lid until they completely stop moving.

The tear-film break-up time of the model eye is plotted against the mixture ratio of the

aqueous solution. Exemplary image sequences show the artificial lipid particles’

movement and the temperature dependence. The use of the heater leads to a decrease in

the break-up time and an increase in the break-up area growth rate.

Conclusions:

Several parameters can be extracted from the images of both cameras indicating the tear-

film condition. After implementation of automated image analysis, this measurement setup

can be considered to be an objective diagnosis tool. Therefore, the analysis sensor may

be suitable for clinical practice and may support the ophthalmologist in diagnosing dry eye

syndrome.

Using the model eye, the physiologic properties and time course behavior of pathologic

and healthy tear films can be replicated. Furthermore, this model eye is considered to be

suitable for investigations of wettability characteristics e.g. of contact lenses.

1

1 1 Einführung

Unbestritten ist die Fähigkeit zu Sehen samt Interpretation der gewonnenen Bilder durch

eine Extraktion diverser Merkmale der wichtigste Sinneseindruck, den wir Menschen von

unserer Umgebung gewinnen können. Das komplexe Gesamtsystem dieser

Informationsgewinnung, angefangen von der Brechung des Lichts an der

Korneavorderfläche über die wellenlängenabhängige Umwandlung des Lichts in

physiologisch verwertbare Signale an der Retina - beschrieben durch die

Hellempfindlichkeitskurven V(λ) - bis hin zum Verarbeiten und bewussten Erfassen im

visuellen Kortex, setzt eine lückenlose Funktionsfähigkeit des kompletten Sehapparates

voraus. Bereits kleinste Veränderungen, wie Vorhanden bei Mouches volantes oder

ungefährliche Pathologien wie bei einer Myopie oder auch einer leichten Blepharitis,

können den Gesamtseheindruck deutlich mindern und zu einer für viele Betroffene nicht

akzeptablen Beeinträchtigung führen. In der Medizin wird Diagnose als auch Behandlung

derartiger Erkrankungen dem Fachgebiet der Ophthalmologie zugeordnet. Bereits bei

Hippokrates finden sich im „Corpus Hippocraticum“ Hinweise auf eine wissenschaftliche

Untersuchung des menschlichen Sehsinnes: „Farben sehen nicht zu allen Zeiten gleich

aus, … noch scheinen sie für jedes Alter gleich zu sein.“ [1]. Die Beobachtung der

unterschiedlichen Farbwahrnehmung abhängig vom Alter deutet dabei auf eine

fortgeschrittene Katarakt hin. Bei dieser meist altersbedingten Pathologie kommt es durch

die Trübung der Augenlinse neben Schleiersehen auch zu einer Veränderung des

subjektiven Farbempfindens. Bereits im Mittelalter wurde die Katarakt durch die

Starstecher behandelt, oftmals mit katastrophalen Folgen wie Georg Friedrich Händel

erfahren sollte. Dass es bei seiner Arbeit vornehmlich auf das Gehör ankommt dürfte für

ihn nur ein schwacher Trost gewesen sein.

Glücklicherweise haben sich seitdem Diagnose- wie auch Behandlungsmethoden deutlich

verbessert. Beginnend mit der Industriellen Revolution im 19. Jahrhundert hielt die

Technisierung auch in der Augenheilkunde Einzug. So ist die Linsenextraktion mittels

2

Phakoemulsifikation samt anschließender Intraokularlinsenimplantation bei Katarakt-

patienten heutzutage ein komplikationsarmer Routineeingriff in Industrieländern.

Die Entwicklung handhabbarer Laser Mitte des 20. Jahrhunderts [2] sorgte nicht nur in der

industriellen Anwendung, sondern auch in der Ophthalmologie für einen Innovationschub.

Neben den verschiedenen Verfahren der Laserablation zur Korrektur von

Fehlsichtigkeiten bildet der Laser, implementiert in ein Michelson-Interferometer, das

Grundkonzept für sämtliche moderne optische Kohärenztomografen. Nach wie vor finden

sich jedoch Messprinzipien in modernen Geräten wieder, die bereits vor mehr als 125

Jahren entwickelt wurden. Beispielsweise kommt das von Placido im Jahr 1880

beschriebene Muster [3] noch heute in Form der Placido-Scheibe zur rechnergestützten

Bestimmung der Hornhauttopographie zum Einsatz. Dabei wird aus Größe und

Entfernung des an der konvexen Korneavorderfläche gespiegelten Musters die

Krümmung in vielen Einzelpunkten im Bereich des Korneavertex gemessen.

Anschließend wird aus den lokalen Krümmungsradien das korrespondierende Höhenprofil

zusammengesetzt [4]. Tatsächlich erfolgen die gerichtete Reflexion und damit die

Bildentstehung des Musters nicht an der Kornea, sondern an dem davor befindlichen

Tränenfilm. Durch das dynamische Verhalten dieser Flüssigkeit, bedingt durch z.B. die

Gravitation, verändert sich die spiegelnde Fläche beim Messvorgang abhängig vom

Zeitpunkt der Mustererfassung relativ zum Lidaufschlag [5]. Um aussagekräftige

Messwerte zu erhalten, sollte deswegen die relativ stabile Phase des Tränenfilms in der

Zeit von 2 s bis 10 s nach Lidschlag [6] genutzt werden.

Dieser metastabile Zustand und dessen Veränderungen können jedoch auch dazu

verwendet werden, den Tränenfilm an sich zu charakterisieren. Letzterer steht deswegen

im Mittelpunkt der Forschung bezüglich der Volkskrankheit „Trockenes Auge“ (TA). Dabei

kommt es zu einer pathologischen Veränderung des Tränenfilms, was eine

Verschlechterung der Benetzungseigenschaften zur Folge hat. Die Krankheitsauslöser

reichen von hormonellen Veränderungen nach der Menopause, immunologischen

Phänomenen bis hin zum Aufenthalt in klimatisierten Räumen [7]. Durch die Vielzahl der

Ursachen kann das TA nicht auf eine bestimmte Risikogruppe eingegrenzt werden. Hinzu

kommt, dass durch die zahlreichen auftretenden Krankheitsbilder eine umfassende

Diagnostik für eine adäquate Therapie notwendig ist [8]. Bezüglich der mehrschichtigen

Struktur und Zusammensetzung des Tränenfilms wurde gerade in den letzten beiden

Jahrzehnten enorme klinische Forschungsarbeit geleistet [9-11]. Nach wie vor gibt es

aber derzeit keine Möglichkeit, das Zusammenspiel der verschiedenen Schichten des

Tränenfilms zeitgleich zu untersuchen und so die Interaktion zu beurteilen.

Ziel der vorliegenden Arbeit war die Entwicklung eines Sensors zur umfassenden

Messung des Tränenfilms, der es erlauben soll, sowohl dessen Stabilitätseigenschaften

als auch dessen Lipidschicht simultan zu erfassen. Grundvoraussetzung bildete ein

3

nicht-invasives Messprinzip, um die Stimulation von Drüsen, welche Bestandteile des

Tränenfilms produzieren, zu vermeiden und damit einer unbeabsichtigten Veränderung

des Tränenfilmverhaltens vorzubeugen. Mit dem Sensor sollte am mehrschichtigen

Tränenfilm zum Einen das Zusammenwirken zwischen Lipidfilm und der darunter

liegenden wässrigen Phase untersucht werden. Zum Anderen galt es ein für den

klinischen Alltag robustes Messmittel zu entwerfen, mit dem eine gezielte Diagnose

(Differentialdiagnose) bezüglich TA gestellt werden kann. Dieser Sensor wird ausführlich

in der ersten Veröffentlichung „Simultaneous examination of tear film break-up and the

lipid layer of the human eye: A novel sensor design (Part 1)“ in Kapitel 3.2 beschrieben

und diskutiert. Im Verlauf der Arbeit wurde zudem ein Modellauge zur dynamischen

Simulation des mehrschichtigen Tränenfilms entworfen, mit dessen Hilfe auch gezielt das

Tränenfilmverhalten manipuliert werden kann. Funktionsweise und Möglichkeiten werden

in der zweiten Veröffentlichung mit dem Titel „Simultaneous examination of tear film

break-up and the lipid layer of the human eye: A novel model eye for time course

simulation of physiologic tear film behavior (Part 2)” in Kapitel 3.3 publiziert. Als Einstieg in

Thematik werden in den folgenden Kapiteln die physiologischen als auch medizinischen

Grundlagen bezüglich Tränenfilm und TA geschaffen.

4

5

2

2 Grundlagen – Anatomie, Tränenfilm und

Trockenes Auge

Der Tränenfilm benetzt bei geöffnetem Lid den freiliegenden Teil des Bulbus und bildet

somit die Übergangszone zwischen menschlichen Auge und der Umwelt. In aller Regel

findet er jedoch wenig Beachtung, da selbst bei der Visusbestimmung die Kornea als

refraktive Fläche betrachtet wird. Erst bei Symptomen wie brennenden oder kratzenden

Augen, aber auch bei Visusminderung nach exzessiv andauernder Computerarbeit, rückt

der Tränenfilm in den Fokus. Er ist verantwortlich für die mit Trockenem Auge (TA) in

Verbindung gebrachten Symptome, wobei die Krankheit für den Betroffenen eine

deutliche Minderung der Lebensqualität darstellen kann. Die Prävalenz weltweit wurde zu

100 Mio. geschätzt [12]. In einer in den USA durchgeführten Studie, basierend auf Daten

aus dem Jahr 1998, wurde die Krankheitshäufigkeit hinsichtlich Alter und Geschlecht

untersucht und mehrere Abhängigkeiten ermittelt. So sind Frauen einem mindestens zwei

Mal größeren Risiko ausgesetzt, an TA zu erkranken, als gleichaltrige Männer. Besonders

deutlich ist der Unterschied in der Altersgruppe der 45-59-Jährigen. Hier liegt das Risiko

dreimal höher [13]. Dies wird auf die hormonelle Umstellung während der Menopause

zurückgeführt, wenn eine Veränderung des Östrogen- bzw. Androgenspiegels auch

direkten Einfluss auf die Tränenfilmproduktion und –regulation hat [14].

6

Abbildung 1: Anteil der Patienten bei denen TA diagnostiziert oder behandelt wurde aus

Gesamtheit aller Erkrankungen im Jahr 1998 in den USA, dargestellt in Abhängigkeit von

Alter und Geschlecht (aus [13]).

In den folgenden Ausführungen sollen ausgehend von einem kurzen Abriss über die

Anatomie des vorderen Augensegmentes die Grundlagen für das komplexe

Zusammenspiel zwischen Tränenfilm und TA erläutert werden. Diese sind besonders zum

Verständnis der Funktionsweise des Sensors (Kapitel 3.2) und für die Beschreibung des

Modellauges zur Nachbildung des dynamischen Tränenfilmverhaltens (Kapitel 3.3)

hilfreich.

2.1 Vorderer Augenabschnitt und Lider

Im Zusammenhang mit einem Sensor zur Tränenfilmanalyse sind aus dem

Gesamtsystem des menschlichen Sehapparates nur die Teile des vorderen

Augensegments sowie die Lider samt Wimpern von Interesse.

Am Limbus corneae geht die Sklera in die Kornea über. Letztere ist transparent und bildet

den für den Tränenfilmsensor zu analysierenden Bereich mit einem Durchmesser von ca.

10 mm um die optische Achse (Abbildung 2). Die Korneavorderfläche besitzt in dieser

„Region of interest“ (ROI) nahezu sphärische Gestalt. Neben der auf dem

Hornhautscheitel senkrecht stehenden optischen Achse, wird die visuelle Achse als

Verbindungslinie zwischen dem Mittelpunkt der Fovea und einem Knotenpunkt definiert.

7

Die Position des Knotenpunkts ergibt sich durch Ersatz des abbildenden Systems

„menschliches Auge“ mit einem einfachen optischen System und entspricht dem

Krümmungsmittelpunkt dieses Ersatzsystems [15]. Diese visuelle Achse ist ca. 5° zur

optischen Achse verkippt, fällt jedoch nahezu mit der tatsächlichen Sehachse zusammen

[16]. Visuelle Achse und Sehachse können daher bezüglich der Ausrichtung als identisch

angesehen werden. Letztere eignet sich nur eingeschränkt zur Definition von

Blickrichtungen, da sie abhängig vom Zentrum der Pupille ist. Durch Veränderung der

Umgebungshelligkeit ändert sich nicht nur der Pupillendurchmesser (Blende), sondern

auch das Pupillenzentrums [15].

Abbildung 2: Querschnitt des vorderen Augensegmentes mit „Region of Interest“ (ROI).

Tränenflüssigkeit befindet sich in den Tränensäcken und benetzt Kornea bzw. Sklera (aus

[17], modifiziert).

Hinter den beiden Lidern (oberes und unteres Lid) befindet sich der jeweilige Tränensack

in dem ein Teil der Tränenflüssigkeit vorrätig ist. Der Abfluss überschüssiger

Tränenflüssigkeit erfolgt durch jeweils einen nasalen Tränenkanal hinter dem Ober- bzw.

Unterlid in die untere Nasenmuschel [18]. Jedes Lid besteht aus zwei Blättern (inneres

und äußeres). Zum Verteilen und der Erneuerung des Tränenfilms auf der Kornea, erfolgt

fünf bis zehnmal pro Minute scheibenwischerartig der Lidschluss [19]. Ein Wert von 5 s für

die Öffnung des Lides wird als normal angesehen, kann sich allerdings bis zu ca. 12 s bei

z.B. hoher Konzentration der Person steigern [20]. In den Lidern sind zudem diverse

Drüsen enthalten, die der Produktion verschiedener Bestandteile des Tränenfilms dienen.

Die Lider fungieren außerdem als Schutz des gesamten Auges. Beispielsweise werden

8

diese bei Gefahr in Folge des reflektorischen Lidschlussreflexes geschlossen und

verdecken die dahinter liegenden Bulbi. Mit Hilfe des Müllerschen Lidhebers im oberen

Lid bleibt der Lidspalt geöffnet und wird gleichzeitig reguliert.

Während die Lider geschlossen sind, kann eine Untersuchung des Tränenfilms unter

Anwendung von optischen Untersuchungsverfahren nicht vorgenommen werden. Über

den Verbleib und das Verhalten während dieser Phase ist nichts bekannt.

2.2 Tränenfilm

Zur wichtigsten Aufgabe und Funktion des Tränenfilms zählt das Befeuchten und

Benetzten des darunter liegenden Hornhaut- bzw. des Bindehautepithels. Durch

gleichmäßiges Verteilen des Sekrets (periodisches Zwinkern) werden mikrostrukturelle

Unregelmäßigkeiten ausgeglichen, womit eine adäquate Refraktionsfläche (präkornealer

Tränenfilm) ermöglicht und das Austrocknen verhindert wird [21]. Gleichzeitig wird die

Kornea über den Tränenfilm von anterior mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt.

Zusätzlich in der Flüssigkeit gelöste Botenstoffe können zu verschiedenen Rezeptoren im

vorderen Teil des Auges gelangen. Der Tränenfilm ist somit auch Übertragungsmedium

für den physiologischen Informationsaustausch. Antibakteriell wirkende Stoffe wie

Lysosome oder Beta-Lysin reduzieren die Gefahr von Entzündungen [22]. Störende

Fremdpartikel im Bereich des Tränenfilms werden mit Hilfe des Lidschlags durch die

Tränenflüssigkeit weggespült.

Bei geöffneten Lidern bildet der gesunde Tränenfilm eine geschlossene Schicht von

mehreren Mikrometern Dicke auf dem Hornhautepithel aus. In der Literatur werden für

dessen Gesamtdicke dT im Bereich der optischen Achse stark unterschiedliche Werte

angeben, obwohl diese teilweise mit identischen Messverfahren bestimmt wurden. So

ermittelten Prydall et al. einen Wert von ca. dT = 40 µm [23], während King-Smith et al. zu

einem Ergebnis von dT = 3 µm kamen [24]. Beide benutzten ein nicht-invasives,

interferometrisches Verfahren. In ophthalmologischen Lehrbüchern wiederum findet man

einen Wert von dT = 6,5 – 7,5 µm [18].

Im Bereich der Übergangszone Tränenfilm – oberes / unteres Lid kommt es zur

Ausbildung eines Fluidmeniskus (Abbildung 3). Dessen durchschnittlicher Meniskusradius

RM aus rechtem und linken Auge wurde mit Hilfe der optischen Kohärenztomografie

(OCT) zu RMU = 246 ± 48 µm (unteres Lid) bzw. RMO = 210 ± 42 µm (oberes Lid) bestimmt

[25]. Die Frage, ob aufgrund einer möglichen gegenseitigen Abhängigkeit von den

Meniskusradien auf die Tränenfilmdicke geschlossen werden kann, wird in der

Fachliteratur kontrovers diskutiert [26,27]. Aufgrund der technischen Möglichkeit,

9

insbesondere der OCT-Technik, sind die Tränenfilmmenisken derzeit Gegenstand vieler

klinischer Untersuchungen [28-31].

Abbildung 3: (A) Tränenfilm auf Kornea, aufgenommen mittels optischer

Kohärenztomografie. (B) Vergrößerung des Bildausschnitts (aus [25], modifiziert).

RMO = Radius des oberen Tränenmeniskus; dT = Dicke der Tränenfilmschicht;

UTM = Upper Tear Meniscus; LTM = Lower Tear Meniscus; LL = Lower Lid; CO = Cornea

Insgesamt wird das Tränenfilmvolumen mit 7 ± 2 µl angegeben, wovon nur ca. 1 µl zur

Bildung des präkornealen Tränenfilms verwendet wird [9]. Die restliche Flüssigkeit

befindet sich in den Menisken und in den Tränensäcken. Die Produktionsmenge wird mit

1-4 µg/min angegeben [18], wobei Tränenfilmvolumen als auch –produktionsmenge mit

zunehmenden Alter stark abnehmen [32]. Die Produktion ist integriert in eine

Regelschleife, bestehend aus Nerven im Bereich der Oberfläche des Auges und der

Nasenschleimhaut, dem Gehirn und einer Reihe verschiedener Drüsen. Anregung der

Tränenfilmproduktion kann auch durch emotionale Stimulation erfolgen [33].

Eine wichtige Eigenschaft des Tränenfilms ist die Benetzung der Kornea, die aufgrund der

Oberflächenspannung der Flüssigkeit ermöglicht wird. Die daraus resultierende Spannung

beträgt bei einer Messtemperatur von 25 °C ca. 43,0 mN/m-1 bzw. beim durch Stimulation

erzeugten Tränenfilm 46,0 mN/m-1 [34]. Im Vergleich zu Wasser mit 70,4 mN/m-1 liegt

dieser Wert also deutlich geringer [33] und erklärt die geringe, mögliche Benetzungsdicke

dT im Bereich der Kornea. Die Stabilität des physiologischen Tränenfilms wird durch

Kräfte zwischen verschiedenen Schichten gewährleistet (vgl. Kapitel 2.2.1)

RMO

dT

A

B

10

2.2.1 Beschreibung und Bestandteile

Klassisch wird der Tränenfilm als extrazelluläre Matrix beschrieben, bestehend aus drei

unterschiedlichen Schichten. Muzinschicht, wässrige Schicht und Lipidschicht bilden sich

in dieser Reihenfolge geschlossen und übereinanderliegend auf dem Hornhautepithel aus

(Abbildung 4) und haben dabei jeweils unterschiedliche Funktion. Über die Dicke der

einzelnen Schichten gibt es in der Literatur keine konsistenten Angaben. Auch ist bis dato

nicht eindeutig geklärt, welche der drei Schichten die größte Dicke des Tränenfilms

verursacht. In der Regel wird die wässrige Schicht als anteilsmäßig am dicksten

angenommen und die Lipidschicht mit einer Dicke von 100 nm [35] oder weniger [36,37]

am dünnsten angegeben. Der detaillierte Aufbau und Funktion wird im Folgenden

beschrieben.

Abbildung 4: Der Tränenfilm besteht aus den drei Schichten Lipid, wässrige Schicht und

Muzin. Diese bilden sich geschlossen über dem Hornhautepithel aus (aus [38],

modifiziert).

Muzinschicht:

Aus den superfizialen Epithelzellen der Hornhaut ragen so genannte Mikrovilli. Diese

fadenförmigen Zellfortsätze dienen dem verbesserten Stoffaustausch an der Kornea

(Nährstoffe und Sauerstoff) durch eine Vergrößerung der Oberfläche. An ihnen haftet

durch chemische Bindung das Glykokalyx (Schleimhülle) und weiterer, dazwischen

ungebunden eingelagerter Mucus. Letzterer besteht aus einer Mischung von löslichen und

gel-formenden Muzinen [39]. Die Gesamtheit, bestehend aus Glykokalyx und Mucus, wird

daher als Muzinschicht bezeichnet. Die verschiedenen Bestandteile dieser Schicht

11

werden von Binde- und Hornhautepithelzellen, den Becherzellen der Bindehaut

(Goblet-Zellen), den Manz-Drüsen sowie den Henle-Krypten produziert (Abbildung 5). Die

hydrophile Muzinschicht verhindert ein Anhaften von Fremdkörpern an der

Augenoberfläche und sorgt dafür, dass sich die darüberliegende wässrige Phase

gleichmäßig verteilen kann [40]. Fehlt das Muzin auch nur lokal, so ist an dieser Stelle der

Aufbau des mehrschichtigen Tränenfilms nur eingeschränkt möglich.

Wässrige Schicht:

Teile des Muzins können sich auch lösen und in die wässrige Phase diffundieren. Letztere

Phase bildet eine relativ dicke Schicht, in der sich verschiedenste Stoffe über die

Augenoberfläche bewegen können. Dazu zählen, neben Nährstoffen und Sauerstoff für

die Versorgung der Kornea, auch Epithelzellen, Wachstumsfaktoren und

antiinflammatorische Stoffe. Die biochemische Zusammensetzung in der wässrigen

Schicht passt sich den benötigten Bedingungen der Kornea an und reagiert dadurch auf

äußere Einflüsse. Im Zusammenwirken mit den Lidern können zudem Fremdkörper aus

dem Bereich der Kornea und Sklera gespült werden [40]. Gebildet wird diese mittlere

Schicht und deren Bestandteile hauptsächlich von der lateral und superior am Bulbus

befindlichen Glandula lacrimalis (Tränendrüse). Sie stellt den Grundumsatz bei der

Tränenfilmproduktion. Die akzessorischen Drüsen (Krause- und Wolfring-Drüsen) tragen

ebenso zur Produktion bei.

Lipidschicht:

Die Lipidschicht bildet die Grenzfläche des Tränenfilms zur Umgebung. Sie besteht aus

hydrophilen, polaren Lipiden, welche sich direkt auf der wässrigen Phase verteilen. Hinzu

kommt eine darüberliegende Schicht aus hydrophoben, apolaren Lipiden [41]. Folglich

besteht die klassisch definierte Lipidschicht aus zwei durch hydrophobe Bindungen

zusammengehaltenen Schichten diverser Lipide. Die hydrophile Schicht vermittelt

wiederum die Haftung an der wässrigen Phase, was durch die hydrophobe Schicht allein

nicht möglich wäre. Aufgabe der Lipidschicht ist es, die Verdunstungsrate, besonders der

darunter liegenden wässrigen Phase, zu mindern. Gebildet wird das Lipid hauptsächlich

von den länglich ausgebildeten Meibomschen Drüsen, die ihr feines, öliges Fluid direkt an

den Tränenfilm absondern. Diese Drüsen sind als gelbliche Punkte an der Lidkante zu

erkennen. Außerdem sind Absonderungen aus den Zeis- und den Moll-Drüsen in der

Lipidphase zu finden [19]. Während die Zeis-Drüsen einen Hauttalg zur Verhinderung des

frühzeitigen Abfließens des Tränenfilms am Lidrand erzeugen, sind die Moll-Drüsen

modifizierte Schweißdrüsen.

12

Abbildung 5: Querschnitt durch das obere Augenlid. Gekennzeichnet sind die Drüsen,

deren Sekret im Tränenfilm wieder zu finden ist sowie in welcher der drei Schichten des

Tränenfilms ihre Absonderung nachgewiesen werden kann(aus [18], modifiziert).

(W) = wässrige Schicht; (M) = Muzinschicht; (L) = Lipidschicht

2.2.2 Dynamisches Verhalten

Bei geschlossenem Auge befindet sich die Tränenflüssigkeit in den Tränensäcken.

Vornehmlich durch den Lidschlag des oberen Lids wird das Auge geöffnet und es erfolgt

der Aufbau der wässrigen Phase. Die Zeit bis zum vollständigen Öffnen beträgt ungefähr

0,1 s [42]. Außerdem wird das Lipid durch den Lidschlag verteilt. Durch die im geöffneten

Zustand stattfindende Evaporation wird der gesamte Tränenfilm schließlich dünner und

reißt auf [5]. Die dafür benötigte Zeit wird als „Tränenfilmaufrisszeit“ (TAZ) oder

gleichbedeutend als „Break-Up Time“ bezeichnet. Sie beträgt bei gesunden Patienten, je

nach Messmethode, mindestens 7,1 s bzw. 8,5 s [43,44]. Spätestens beim Aufriss kommt

es zu einer Stimulation von Nerven im Bereich der Augenoberfläche mit nachfolgendem

Lidschlag.

13

Für die Benetzung der Kornea durch den Tränenfilm werden bei Owens et al. [42] zwei

verschiedene Modelle vorgeschlagen:

• Bei Lidaufschlag erfolgt eine dünnwandige Benetzung der Kornea mit

Tränenflüssigkeit durch das sich aufwärts bewegende obere Lid, jedoch ohne eine

Lipidschicht zu hinterlassen. Die oberflächliche Lipidbenetzung erfolgt

anschließend, getrieben durch die Kräfte der Oberflächenspannung. Dabei wird

weitere Tränenflüssigkeit durch die Lipidpartikel aus dem Meniskus des unteren

Lids mitgeführt und verteilt, bis die endgültige Dicke erreicht ist.

• Durch den Meniskus des oberen Lids wird beim Lidaufschlag die Kornea nahezu

in endgültiger Dicke mit dem Tränenfilm benetzt. Das Lipid wird durch den

vertikalen Restfluss der Tränen mitgeschleppt und verteilt.

Unabhängig von der Ursache der Lipidbewegung beträgt die Zeit vom Lidaufschlag bis

zum Stillstand des Lipids ca. 1,1 s. Die Bewegungsgeschwindigkeit des Lipids nimmt

logarithmisch ab und beträgt 40 ms nach Lidaufschlag ca. 7,3 mm/s. Die beiden

ermittelten Parameter lassen sich durch z.B. Expression der Meibomschen Drüsen

(Erhöhung des Lipidanteils) oder Einatmen eines Reizmittels (Erhöhung des Anteils der

wässrigen Phase) verändern [42]. Bei Aufnahme der Hornhauttopographie über den

Zeitraum zwischen zwei Lidschlägen erreichen jedoch der „Surface Assymmetry Index“

(SAI) erst nach ca. 5,4 s bzw. der „Surface Regularity Index“ (SRI) erst nach ca. 7,1 s ihr

Minimum [5]. Dies bedeutet, dass mikroskopische Veränderungen zum Aufbau des

glatten Tränenfilms länger dauern als die makroskopisch beobachtbare Lipidbewegung.

Über den Aufbau und das Verhalten der Muzinschicht bei und nach dem Lidschlag

wurden in der Literatur keine durch Untersuchungen gestützten Modellannahmen

gefunden. Durch die Lage unterhalb der wässrigen und der Lipidphase ist das Muzin zur

nicht-invasiven Beobachtung unzugänglich. Auch dazu, ob die lösbaren Muzine oder gar

das Glykokalyx beim Tränenfilmaufriss betroffen sind, ist kein gesichertes Wissen

vorhanden. Vermutet wird beispielsweise ein Abtragen der nicht gebundenen Muzine

durch Scherkräfte, verursacht durch die sich schnell ausbreitenden Aufrisskanten der

Tränenflüssigkeit. Beim darauffolgenden Lidschluss sollen die freigelegten Mikrovilli

wieder mit Muzin versorgt werden [45]. Die Scherkräfte könnten bei einer direkten

Übertragung auf die Epithelschicht der Kornea sonst sogar zu einer Schädigung dieser

Strukturen führen. Die direkte Krafteinwirkung wird jedoch durch die viskoelastische

Eigenschaft des intakten, gelförmigen Muzins verhindert bzw. verringert [9].

14

2.3 Trockenes Auge - Definition

Das TA stellt eine Krankheit dar, welche direkt den Tränenfilm betrifft. Die in Kapitel 2.2.1

beschriebenen drei Tränenfilmphasen bilden miteinander ein sich gegenseitig

bedingendes Gleichgewicht. Wird dieses verletzt, so kommt es zu keinem gesunden

Tränenfilmaufbau und / oder normalen zeitlichen Verhalten des Tränenfilms. Dieser

pathologische Zustand (auch einer einzelnen Schicht) bzw. das pathologische Verhalten

führt zu typischen Symptomen des TA.

In einem dreijährigen Rhythmus findet der „Dry Eye Work Shop“ mit den weltweit

führenden Spezialisten zu Themen des TA statt. Bei diesem vorerst letzten Treffen im

Jahr 2007 wurde sich auf eine in Fachkreisen weit verbreitete und wie folgt lautende

Definition geeinigt, bei der allerdings weniger Wert auf die Beschreibung der Ursache(n)

als vielmehr dessen mögliche Folgen gelegt wurde:

„ Dry eye is a multifactorial disease of the tears and ocular surface that

results in symptoms of discomfort, visual disturbance and tear film

instability with potential damage to the ocular surface. It is accompanied

by increased osmolarity of the tear film and inflammation of the ocular

surface. “ [46]

Die beschriebenen Folgen können für die Betroffenen eine deutliche Beeinträchtigung der

Lebensqualität darstellen [12]. Gemessen mit der Time-Trade-Off Methode ergaben sich

angefangen vom asyptomatischen bis hin zu schwerwiegenden TA Werte von 0,68 bzw.

0,60. Vergleichbare Werte ergaben sich bei Dialysepatienten, Hüftbrüchen als auch bei

schwerer Angina [47,48].

In den folgenden Abschnitten werden die wichtigsten Ursachen, Symptome und klinischen

Diagnosemöglichkeiten kurz beschrieben.

2.3.1 Klassifikation und Ursachen

Wird das Gleichgewicht des Tränenfilms dauerhaft verletzt, führt dies zwangsläufig zu

einem TA. Durch die Vielzahl der beteiligten Drüsen, Tränenfilmschichten und auch

ableitenden Tränenwege gibt es mindestens ebenso viele möglichen Ursachen, die einen

pathologischen Tränenfilm bedingen können (vgl. Abbildung 6). Diese Ursachen haben

vereinfacht zur Folge, dass entweder eine Fehlproduktion an entsprechender wässriger

Phase vorliegt („Aqueous-deficient Dry Eye“ = ADDE) oder dies zu einer erhöhten

Verdunstungsrate („Evaporative Dry Eye“ = EDE) führt [46].

15

Abbildung 6: Einteilung des Trockenen Auges nach dessen Ursache (aus [46], modifiziert)

ADDE wird nochmals untergliedert in vorhandenes bzw. nicht vorhandenes

Sjögren-Syndrom. Bei dieser Autoimmunerkrankung greifen körpereigene Immunzellen

unter anderem die Haupttränendrüse an und es kommt zu einer Minderproduktion an

wässriger Phase. Die unzureichende Menge an Flüssigkeit ohne Sjögren-Syndrom kann

z.B. auch durch eine Blockade des Tränenreflexes oder durch Gabe von Medikamenten

verursacht werden.

EDE kann durch innere bzw. äußere Einflüsse hervorgerufen werden und basiert auf einer

nicht optimal ausgebildeten Lipidschicht, welche folglich keinen ausreichend

Verdunstungsschutz für die wässrige Phase bietet. Unter extrinsischen Ursachen versteht

man beispielsweise Kontaktlinsen, Allergien oder auch wieder die Verabreichung

entsprechender Medikamente. Unter intrinsischen Ursachen werden z.B. zu geringe

Lidschlaghäufigkeit, Fehlfunktion des Lids oder eine Störung der Lipidproduktion durch die

Meibom-Drüsen zusammengefasst. Allgemein werden auch Krankheiten wie Arthritis,

Diabetes, Schilddrüsenerkrankungen, Gicht, Osteoporose aber auch Rauchen als TA

auslösend bzw. fördernd angesehen [14].

Das TA kann auch durch eine Kombination mehrerer, gleichzeitig auftretender Ursachen

ausgelöst werden und die Symptome der Krankheit verschlimmern. Beispielsweise wäre

eine rauchende Frau im postmenopausalen Alter ohne eine Hormonersatzbehandlung,

16

welche in einem klimatisierten Büro ganztags Computerarbeit verrichtet und zusätzlich an

Arthritis leidet einem besonders hohen Risiko ausgesetzt (vgl. Tabelle 1).

Tabelle 1: Beispiel einer besonders gefährdeten Person an Trockenem Auge zu

erkranken

Ursache Folge Klassifizierung nach

Abbildung 6

Postmenopausale Frau,

keine Hormonersatz-

behandlung

Veränderung Östrogen- und

Androgenspiegel, verminderte

Produktion an wässriger Phase

ADDE, ohne Sjögren-

Syndrom, Mangel an

Tränen-flüssigkeit

(wässrige Phase)

Klimatisiertes Büro Geringe Luftfeuchtigkeit &

Luftzug, erhöhte

Verdunstungsrate

EDE, extrinsisch,

zusätzliche Ursachen

Ganztägige

Computerarbeit

Hohe geistige Konzentration mit

verringerter Lidschlaghäufigkeit,

Tränenfilmaufriss

EDE, intrinsisch, geringe

Blinzelrate

Arthritis Medikamentöse Behandlung ADDE, ohne Sjögren-

Syndrom, systemische

Medi-kamentengabe

2.3.2 Symptome und Veränderungen des Tränenfilms

Typische Symptome die auf ein TA hindeuten sind: rote, tränende, müde oder

schmerzenden Augen, Sandkorn-, Druck- oder Fremdkörpergefühl, erhöhte

Lichtempfindlichkeit und Schwierigkeiten beim Lesen oder Autofahren [10,49]. Bei

unbehandeltem TA kommt es im Verlauf der Krankheit zu Entzündungen im Bereich der

Bindehaut und Kornea, die Osmolarität ist erhöht. Im schlimmsten Fall für den Betroffenen

tritt eine Narbenbildung oder Abrasion an der Kornea auf und führt zu einer deutlichen

Visusminderung. Letztere erfolgt auch bereits bei leichten TA, wenn der Tränenfilm die

glatte Refraktionsfläche im zeitlichen Verlauf zwischen zwei Lidschlägen nicht zur

Verfügung stellen kann [10]. In der Regel kommt es bei TA zu einer Verringerung der

Stabilität des Tränenfilms und damit zu vermehrten und verfrühten Aufrissen. Auch eine

Hypästhesie mit verminderter Stimulation der Haupttränendrüse ist möglich und verringert

die Tränenfilmstabilität durch unzureichende Versorgung mit wässriger Phase [7].

17

Die Änderungen des Tränenfilmverhaltens lassen sich - analog zu Kapitel 2.3.1 - einteilen

in Störungen des wässrig-muzinösen Anteils (hypovolämisches TA = ADDE) und

Störungen der Lipidphase (hyperevaporatives TA = EDE) [7,8]. In der Regel liegt dabei

das vorhandene Volumen der jeweiligen Schicht unter dem tatsächlichen Bedarf.

Nachweisliche Veränderungen bei ADDE:

Während üblicherweise wellenartige, horizontal ausgerichtete Lipidschleier in einer

Aufwärtsbewegung erkennbar sind, wird bei ADDE eine verlangsamte Lipidbewegung mit

vertikal ausgerichteten Wellen festgestellt. Die Zeit bis zum Stillstand erhöht sich von

0,4 ± 0,2 s bei gesundem Tränenfilm [50] auf 2,2 ± 1,1 s [51], Mischformen der

Ausrichtung können auftreten. Zudem nimmt die Lipidschichtdicke lokal abhängig von

Oberlid in Richtung Unterlid von 74,2 ± 50,0 nm auf 150± 83,6 nm zu [46]. Bei gesunden

Probanden wurde mit der gleichen Messmethode die Dicke positionsunabhängig zu

74,5 ± 6,9 nm [50] bestimmt. Wird durch „Punctum Plugs“ (Stöpsel) der Abfluss von

Tränenflüssigkeiten durch den Tränenkanal vermindert, erfolgt wieder eine

Gleichverteilung des Lipids mit Normalisierung der Schichtdicke zu 80,0 ± 17,3 nm bzw.

87,8 ± 35,3 nm [51]. Die ermittelte TAZ bei ADDE beträgt 3,3 ± 1,6 s und liegt deutlich

unter der von Normalprobanden [51].

Nachweisliche Veränderungen bei EDE:

Bei EDE erfolgt, falls überhaupt vorhanden und sichtbar, analog zu ADDE eine

verlangsamte Aufwärtsbewegung der Lipidschleier in gleichfalls vertikal orientierten

Wellen. Die Stillstandzeit dieser Bewegung beträgt 3,5 ± 1,9 s [50] und ist damit sogar

noch länger als bei ADDE. Die Schichtdicke des Lipids selbst wurde zu

unterdurchschnittlichen 43,8 ± 10,6 nm [50] bestimmt. Auch hier verringert sich die TAZ

deutlich auf 3,0 ± 0,8 s [50].

Eine Veränderung der Radien RM kann im Bereich der Tränenfilmmenisken festgestellt

werden. So verkleinern sich bei vorliegendem TA die Radien auf RMU = 152 ± 33 µm und

auf RMO = 156 ± 25 µm [25] (vgl. Kapitel 2.2). Die Unterscheidung in EDE und ADDE

wurde bei beiden letzteren Parametern allerdings nicht explizit getroffen.

18

2.3.3 Derzeitige Diagnosemöglichkeiten im klinischen Alltag

Bei auf TA hindeutenden Symptomen werden in der klinischen Routine verschiedene

Untersuchungen durchgeführt, um die genaue Störungsursache festzustellen. Eine

Untersuchungsmethode reicht in der Regel nicht aus, es müssen verschiedene Methoden

angewandt werden. Meist wird im Rahmen der Anamnese mittels eines Fragebogens das

Risiko ermittelt, dem der Patient ausgesetzt ist an TA zu leiden [52-54]. Neben den

typischen Fragen nach physischer Beeinträchtigung wie z.B. Juckreiz,

Blendempfindlichkeit oder Sehverschlechterung und nach Krankheiten wie z.B. Arthritis,

Autoimmun- und Schilddrüsenerkrankungen wird auch gezielt in Richtung

Umgebungseinflüssen des Betroffenen wie z.B. Reizung der Augen in

klimatisierten / stark beheizten Räumen und langes Arbeiten an einem PC ermittelt. Auch

den Hormonspiegel verändernde Medikamente gelten als Risikofaktoren und sollen als

potentielle Auslöser des TA eingegrenzt werden.

Auf der Basis des Fragebogens wird ein individueller Untersuchungsplan für den

Patienten erstellt. Teilweise sind die Diagnosemethoden invasiv und verursachen eine

Veränderung des Tränenfilms wie z.B. vorhanden bei Messung der TAZ mittels

Fluoreszein [49]. Sollen die Ergebnisse der Untersuchung objektiv, reproduzierbar und

damit aussagekräftig bleiben, so ist die Einhaltung der geplanten Reihenfolge wichtig,

damit eine Veränderung des Diagnoseergebnisses aufgrund einer vorherigen invasiven

Untersuchungsmethode ausgeschlossen werden kann [8]. In Tabelle 2 sind die

derzeitigen klinischen Diagnosemöglichkeiten aufgeführt.

19

Tabelle 2: Verschiedene Methoden zur Diagnose des TA in der klinischen Routine

[7,8,49,55]

Methode /

Bestimmung von Funktions- bzw. Vorgehensweise

Untersuchungs-

gegenstand /

Erfasster

Parameter des

Tränenfilms

Tränenmeniskushöhe a) Bestimmung aus reflektierten Muster

Gesamtvolumen b) Optische Kohärenztomografie

Phenolrot-Test Befeuchtungslänge eines Wattebausches

durch Farbveränderung Gesamtvolumen

Interferometrie a) Dickenmessung der wässrigen Phase

Volumen der

wässrige Schicht

b) Dickenmessung der Lipidschicht Lipidvolumen

Meibometrie Dichtemessung auf Streifen des an

Meibomschen Drüsen entnommenen Öls Lipidproduktion

Impressionszytologie

Zellentnahme mittels Filterpapierstreifen an

der Bindehaut, Analyse auf

Zellveränderungen

Muzinschicht /

Korneaepithel

Pachymetrie

Quellung der Kornea bei nicht intakter

Muzinschicht durch Dickenmessung

feststellbar

Muzinschicht

Videokeratoskopie

a) Direkte Bestimmung von Aufrissen aus

zeitaufgelöster Horhauttopographie Stabilität und

Aufrisse b) Zeitliche Änderung des Oberflächen- /

Asymmetrie- / Regularitäts-Index

Farbstoff-

verdünnungstest

Dauer bis injizierter Farbstoff nicht mehr

nachweisbar ist (z.B. mit Filterpapier) Gesamtsekretion

Jones-Test Schirmer-Test unter Lokalanästhesie Basissekretionstest

Schirmer Test Befeuchtungslänge eines

Filterpapierstreifens Reflexionssekretion

Abflusstests

Einbringen von Fluoreszein / Zuckerlösung

in Bindehautsack, Nachweis in Nase /

Mund

Tränenkanal

(Stenose)

20

Fluoreszeinfärbung Färbung der Augenoberfläche,

Untersuchung mit Spaltlampe und Filter Kornea und

Konjunktiva

(Schädigungen) Bengalrosa- /

Lisamingrün-Färbung

Färbung von degenerierten und toten

Zellen, Untersuchung mit Spaltlampe und

Filter

Liduntersuchung

(z. T. mit Spaltlampe)

Bestimmung der Lidschlagfrequenz Erneuerung

Schlussspalt Evaporation

Allg. Auffälligkeiten (z.B. Entzündung) Verschiedenes

Osmolarität Anzahl der osmotische Teilchen aus Probe

(bei TA erhöht) Allg. Zustand

Farnkrauttest

Analyse der Benetzungsstruktur der auf

Objektträger getrockneten Probe (ähnlich

Osmolarität)

Allg. Zustand

Lidkantenparallele

konjunktivale Falten

Mit Spaltlampe auf Vorhandensein geprüft,

sicheres Indiz für TA Allg. Zustand

2.4 Motivation

Wie in Kapitel 2.3 gezeigt, kann das TA für den Betroffenen eine deutliche

Beeinträchtigung der Lebensqualität darstellen. In der Praxis ist oftmals nur eine

Linderung der vorhandenen Beschwerden, allerdings keine Heilung möglich. Aus diesem

Grund erscheint eine frühzeitige Differenzialdiagnose sinnvoll. Viele der derzeitig

gängigen Untersuchungsmethoden können erst in Kombination die genaue Ursache des

TA bestimmen, ein Goldstandard existiert noch nicht. Hinzu kommt der technische

Aufwand der z.B. bei einer Pachymetrie, Interferometrie oder Bestimmung der

Tränenmeniskushöhe betrieben werden muss. Niedergelassene Augenärzte können in

ihrer Praxis einen derartigen Aufwand (technische Betreuung / finanzielle Belastung) nicht

leisten, so dass diese Diagnosemöglichkeiten den Universitätskliniken vorbehalten

bleiben. Zudem belasten die vielen notwendigen Untersuchungen und der daraus

resultierende Zeitaufwand die Kassen des öffentlichen Gesundheitssystems.

Während die Interferometrie und Tränenmeniskusbestimmung nicht-invasiv erfolgen, sind

die invasiven Methoden wie der Farnkrauttest, die Meibometrie oder die

Impressionszytologie für den Patienten als unangenehm einzuschätzen. Teilweise wird,

wie beim Jones-Test, sogar ein Lokalanästhetikum verabreicht was zu einer Veränderung

des Tränenfilmverhaltens führt und Schwierigkeiten bei nachfolgenden Untersuchungen

21

verursacht. Besonders bei der Gabe von Farbstoffen - mit oder ohne fluoreszierender

Wirkung - kommt es nachweislich zu einer Reduktion der TAZ [56], also insgesamt zu

einem methodisch-induzierten, atypischen Verhalten und damit zu einem systematischen

Diagnosefehler. Zudem bleibt die Einschätzung der Messergebnisse, z.B. bei

Bestimmung der TAZ oder der Untersuchung auf Schädigungen von Kornea und

Konjuktiva, dem Untersucher überlassen. Die Analyse wird dadurch subjektiv und hängt

stark vom jeweiligen Untersucher ab, worunter auch die Vergleichbarkeit der Ergebnisse

leidet. Standardisierte, objektive Analyseverfahren existieren nicht.

Moderne Ansätze zur Untersuchung des Tränenfilms mittels Retroillumination [57],

optischer Kohärenztomografie (OCT) [25,26] oder die verschiedenen Ansätze der

Interferometrie [24,58] wurden in diversen Publikationen vorgeschlagen, haben sich aber

bis heute nicht als Goldstandard, sondern nur als zusätzliches Diagnosetool auf

wissenschaftlicher Basis etablieren können. Ebenso führten mathematische

Analyseansätze von zeitlich aufgelösten Topographien [59,60] bis dato zu keinem

durchschlagenden Erfolg.

Die Motivation des dieser Arbeit zugrunde liegenden Forschungsvorhabens bestand in

der Entwicklung eines in der Praxis anwendbaren, robusten Diagnosetools (siehe dazu

Kapitel 3.2). Das zu entwickelnde Verfahren sollte dabei nicht-invasiv und einfach zu

implementieren sein, sowie keine besonderen Vorkenntnisse bzw. einer langen

Lernphase bedürfen, um im Klinikbetrieb unproblematisch zur Untersuchung

herangezogen werden zu können. Die Auswertung der gewonnenen Daten sollte

computergestützt erfolgen, damit verlässliche und vergleichbare Analysen durchgeführt

werden können. Das Prinzip sollte eine umfassende Analyse des Tränenfilms und dessen

Verhalten ermöglichen und somit die Grundlage für eine wissenschaftliche Untersuchung

des Zusammenspiels der verschiedenen Schichten bieten. Nach Entwicklung und Aufbau

der Hardware eines derartigen Systems sollte der Funktionsnachweis anhand eines

Modellauges erbracht werden. Hierzu sollte eine Vorrichtung entwickelt werden, mit der

der vielschichtige Tränenfilm simuliert werden konnte. Zugleich sollte das zeitliche

Verhalten realistisch nachgebildet werden, wobei dieses gezielt veränderbar sein sollte.

Die Umsetzung ist in Kapitel 3.3 dargestellt.

22

23

3

3 Veröffentlichungen

24

3.1 Publikation 1 - Tränenfilmsensor

Simultaneous examination of tear film break-up and the lipid layer of the

human eye: A novel sensor design (Part 1)

Simultane Untersuchung des Tränenfilmaufrisses und der Lipidschicht am

menschlichen Auge: Eine neuartige Sensoranordnung (Teil 1)

Z. Med. Phys. xxx (2010) xxx–xxx

doi:10.1016/j.zemedi.2010.06.008

25

26

27

28

29

30

31

32

3.2 Publikation 2 - Modellauge

Simultaneous examination of tear film break-up and the lipid layer of the

human eye: A novel model eye for time course simulation of physiologic tear

film behavior (Part 2)

Simultane Untersuchung des Tränenfilmaufrisses und der Lipidschicht am

menschlichen Auge: Ein neuartiges Modellauge zur Simulation des

physiologischen Tränenfilmverhaltens (Teil 2)

Z. Med. Phys. xxx (2010) xxx–xxx

doi:10.1016/j.zemedi.2010.06.009

33

34

35

36

37

4

4 Ausblick

4.1 Modellauge

Mit dem in Veröffentlichung 2 dargestellten Modellauge konnte das Tränenfilmverhalten

nachgebildet werden und der Sensor auf seine Funktionsfähigkeit hin überprüft werden.

Sind die Bilder am Modellauge von ausreichender Qualität, so ist dies ebenso bei

Messungen am Probanden zu erwarten. Durch Augenbewegungen (bewusste Blick-Ziel-

Bewegungen / unbewusste Sakkaden) und die Eigenbewegung des Probanden (z.B.

Atmung, Herzschlag) wird bei physiologischen Messungen die Bildqualität reduziert.

Zudem wird der Messbereich teilweise durch Wimpern verdeckt und dadurch der

Untersuchungsbereich eingeschränkt. Auf eine Nachbildung dieser physiologischen

Gegebenheiten wurde verzichtet. Bei der Verifikation der zu entwickelnden

Analysesoftware sollen Aufnahmen des Modellauges herangezogen und die

Einsatzgrenzen systematisch bestimmt werden.

Die Verbesserungsvorschläge für das Modellauge beschränken sich auf eine exakte

Nachbildung der Lipidschleier und eine automatische Befüll- bzw. Absaugvorrichtung für

die Tränenersatzlösung.

38

4.2 Sensorkonzept

Das Hauptziel der Dissertation bestand in der Entwicklung eines Verfahrens zur

Untersuchung des menschlichen Tränenfilms hinsichtlich des „Trockenen Auges“. Dazu

wurde das zeitliche Verhalten des gesamten Tränenfilms indirekt anhand der Reflektion

eines Placidomusters aufgenommen und mit der simultanen Aufnahme der Lipidschicht

kombiniert. Für die Umsetzung des Sensors wurden folgende Arbeiten durchgeführt:

• Entwurf eines Konzepts zur nicht-invasiven Untersuchung

• Design eines Beleuchtungskonzeptes inklusive Musterprojektion

• Entwicklung der elektrischen Ansteuerung für die Beleuchtung

• Bestimmung der Bildposition des am Tränenfilm reflektierten Placidomusters

• Auslegung des Linsensystems für die Kameras mit gemeinsamer Aufnahmeachse

• Konstruktion eines geeigneten mechanischen Aufbaus

• Überprüfung und Nachweis der Patientensicherheit (Expositionsgrenzwerte)

Wie in Abb. 4 und 5 der Veröffentlichung in Kapitel 3.1 zu sehen wurde der Funktions-

nachweis anhand einer Messung an einem Probanden erbracht. Für den Einsatz im

klinischen Betrieb oder der Datenerfassung an einem Probandenkollektiv sind weitere

Modifikationen an der in der Publikation beschriebenen Anordnung durchgeführt worden

(vgl. Abbildung 7):

• Implementierung eines Fixierlichts (blickender Laserlichtpunkt) zur Reduktion der

unbewussten lateralen Augenbewegungen. Der Lichtpunkt wird zentral in den

Strahlengang eingespiegelt. Es erfolgten:

o Anpassungskonstruktion zur Einspiegelung des Laserstrahls

o Auslegung der Ansteuerelektronik

o Optiksimulation

• Integration des Sensors in eine Positioniereinheit zur Ausrichtung des Sensors

durch den Untersucher am Patientenauge

• Integration einer Kinnstütze zur weiteren Reduktion von Bewegungsartefakten

• Softwareseitige Implementierung eines automatischen Kalibrierungstools für die

automatische Verstärkungsregelung der Kameras

• Design je eines Schutzgehäuses für den Sensor und die Ansteuerelektronik

Außerdem erfolgte zwischenzeitlich eine Datenerfassung an gesunden Probanden unter

Verwendung von verschiedenen Beleuchtungswellenlängen (blau – 470 nm, grün –

535 nm, rot – 630 nm, NIR – 850 nm, NIR – 880 nm). Aufnahmen an beiden Augen

39

wurden jeweils morgens und am Nachmittag durchgeführt. Pro Messtag wurde nur eine

Wellenlänge verwendet.

Weitere Aufgaben die zeitnah umgesetzt werden sollen und den Fortschritt der Arbeit

sicher stellen sollen:

• Erstellung einer automatischen Analysesoftware für die Extraktion von

spezifischen Parametern (z.B. TAZ, Wachstumsrate des Aufrissgebiets,

Bewegungsrichtung des Lipids, Dauer bis zum Stillstand des Lipids) im Rahmen

einer weiteren Dissertation

• Systematische Datenerfassung an pathologischen Tränenfilmen mit bekannter

Ursache zur Verifikation der Analysesoftware anhand physiologischer Daten

• Prüfung, in wie weit eine Klassifizierung des TA mittels der Analysesoftware

stattfinden kann (ADDE / EDE) und Nachweis der Verlässlichkeit der Diagnose

• Systematische Überprüfung der Daten auf Abhängigkeit des Aufrissorts im Bezug

auf die Position der erkannten Lipidschleier

• Probandenspezifische, automatische, axiale Positionierung einer der beiden

Kameras (Autofokus) zur Verbesserung der Bildqualität, da die Position der

benötigten Fokusebenen zueinander abhängig ist von der Krümmung der Kornea

(momentan haben die Fokusebenen einen fixen Abstand zueinander)

• Festlegung von Kriterien für die Bildqualität beider Kameras. Anschließend

Vergleich der verschiedenen Beleuchtungswellenlängen hinsichtlich dieser

Kriterien

• Untersuchung der verschiedenen Tränenfilmschichten hinsichtlich der optischen

Eigenschaften wie Reflektion, Absorption und Eigenfluoreszenz (in-vitro) im

Rahmen einer Diplom- / Bachelor- / Masterarbeit als Basis für die Entwicklung

eines neuen Beleuchtungskonzepts des bestehenden Sensors bzw. eines neuen

Diagnosekonzepts

Besonders wichtig ist die Programmierung einer robusten Analysesoftware. Dadurch kann

eine objektive Beurteilung des Tränenfilms erreicht werden und die Vergleichbarkeit der

Ergebnisse trotz verschiedener Untersucher sichergestellt werden.

Als langfristiges Ziel sollte eine zusätzliche Untersuchung der Muzinschicht angestrebt

werden. Die Integration in das bestehende Sensorkonzept kann eine umfassende

Differenzialdiagnose durch nur eine Messung ermöglichen und die Ursache für das TA auf

die jeweilige pathologische Schicht des Tränenfilms begrenzen. In der Literatur wird das

zeitliche Verhalten der Muzinschicht nicht beschrieben. Fortschritte auf diesem Gebiet, die

40

das Verständnis für das Zusammenspiel der verschiedenen Schichten voran treiben,

würden nicht nur die Diagnose sondern auch die Therapiechancen verbessern.

Auch die Implementierung eines Verfahrens zur Bestimmung der

Tränenfilmzusammensetzung, Konzentration oder Veränderung eines bestimmten Stoffes

in das derzeitige Sensorkonzept erscheint sinnvoll. Möglich wäre dies z.B. über das

Prinzip der dynamischen Lichtstreuung wie es bei der Bestimmung der Veränderung von

Proteinen in der Augenlinse [61] oder der von Blutplättchen in Blutkonserven [62]

angewandt wird. Für welche im Tränenfilm vorhandenen Stoffe dies in Frage kommt ist

Thema weiterer Untersuchungen.

Abbildung 7: (A) Modell des Sensors aus 3D-CAD-Modell. (B) Umsetzung des Konzepts.

Zur Messung legt der Proband den Kopf in die Kinnstütze. Über Joystick der

Positioniereinheit erfolgt dreidimensionale Ausrichtung des Sensors auf der Sehachse des

Probanden.

4.3 Schlussfolgerung

Das momentane Sensorprinzip kann zu der gewünschten, umfassenden Differenzial-

diagnose bei Trockenem Auge führen und die aktuellen Untersuchungsmethoden

ersetzen. Die Umsetzung in ein frei verkäufliches Medizinprodukt soll angestrebt werden.

Bedarf für ein derartiges Diagnosetool besteht bei weltweit 100 Millionen Betroffenen

allemal [12]!

A B

41

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47

Eigene Veröffentlichungen, Vorträge & Poster

Originalarbeiten

S. Arnold, A. Walter, T. Eppig, H. Bruenner and A. Langenbucher, “Simultaneous

examination of human eye tear film break-up and lipid layer: A novel sensor design (Part

1),” Zeitschrift für Medizinische Physik, 2010 DOI: 10.1016/j.zemedi.2010.06.008

S. Arnold, H. Bruenner and A. Langenbucher, “Simultaneous examination of tear film

break-up and the lipid layer of the human eye: A novel model eye for time course

simulation of physiologic tear film behavior (Part 2),” Zeitschrift für Medizinische Physik,

2010, DOI: 10.1016/j.zemedi.2010.06.009

Vorträge

Arnold S, “Analysis of human tear film behaviour – A sensor setup for analysis of Dry Eye

Syndrome,” Weekly lectures of the School of Life Sciences – University of Bradford,

February 1st 2010, Bradford, UK (Invited Talk)

Arnold S, “Hornhauttopographie - Keratoskopie,” 2. Herbstakademie, 10.-12. November

2008, Augenklinik Barmherzige Brüder, Linz, Austria

Poster

S. Arnold, A. Walter, T. M. Eppig, H. Bruenner and A. Langenbucher, “Diagnosis of Dry

Eye - Basic Study With Simulated Tear Film Behavior on a Model Eye,” Investigative

Ophthalmology & Visual Science 2009; 50: E-Abstract 530

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Danksagung

Gewiss ist die Danksagung das wohl schönste Kapitel an einer Dissertation - und zugleich

das Schwierigste. So kündet es einerseits das baldige Ende eines

Charakterbildungsabschnittes an, andererseits möchte ich niemanden vergessen. Ich

bedanke mich deswegen vorab bei allen die in den folgenden Zeilen nicht namentlich

erwähnt werden - z.B. allen europäischen Steuerzahlern-, aber dennoch ihren Teil zum

Gelingen der Dissertation beigetragen haben.

Besonders bedanken möchte ich mich bei meinem Doktorvater Prof. Dr. Achim

Langenbucher, der trotz seiner Berufung an die Universität des Saarlandes die Betreuung

der Dissertation unter großem Zeit- und Reiseaufwand hervorragend weitergeführt hat.

Von ihm konnte ich eine Menge lernen und mich unter seinem antiautoritären Führungsstil

entfalten.

Dank gilt natürlich auch allen Kollegen des ehemaligen Fachbereichs der Medizinischen

Optik für ihre Unterstützung. Hervorheben möchte ich an dieser Stelle Dr. Annette Walter,

Dr. Holger Brünner, Dr. Timo Eppig, Dr. Edgar Janunts, meinen verrückten chinesischen

Zimmerkollege Zhongxia Zhu und Sebastian Dittmar.

Auch Prof. Dr. Willi Kalender sei Dank für die Gewährung des Asyls in den Hallen des

IMPs. Extra aufführen möchte ich an dieser Stelle Walter Müller der mit Ruhe und Geduld

meine Ideen in Metall „geschnitzt“ hat. Bei Robert und Fabian bedanke ich mich für alle

außeruniversitären Aktivitäten, die dazu bei trugen den Kopf wieder frei zu bekommen.

Ein herzlicher Dank gilt auch den Projektbeteiligten Norbert Weiss, Gerd van der Heyd,

Wolfgang Knopp und den Mitarbeitern der Tomey Deutschland GmbH für die tolle

Zusammenarbeit. Danke auch an die Graduiertenschule SAOT Erlangen für

Weiterbildungen und die finanzielle Unterstützung.

Ein von Herzen kommendes „Vergelt´s Gott“ gebührt auch meinen Eltern und meinem

Bruder Sebastian, die mich auf meinem Weg ausnahmslos unterstützt haben.

Zu guter Letzt bedanke „ick mir“ bei dir, Bianka, für vielmehr als es mit ein paar Worten in

einer Danksagung überhaupt möglich ist!

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Lebenslauf

Name Stefan Arnold

Anschrift Am Falkenhorst 24

91161 Hilpoltstein

Geburtsdatum 13.01.1980

Familienstand ledig

Schulbildung

09/1986 – 07/1990 Grundschule Eschenbach i. d. Opf.

09/1990 – 07/1999 Gymnasium Eschenbach i. d. Opf.

Allgemeine Hochschulreife

Studium

10/2000 – 06/2005 Feinwerk- und Mikrotechnik, Schwerpunkt: Produktions- und

Automatisierungstechnik

Georg-Simon-Ohm Fachhochschule Nürnberg

Abschluss der Diplomprüfung: 15.06.2005

Thema der Diplomarbeit:

Konzeptionierung einer Messstrecke mit Charakterisierung

des Eye-Trackers

10/2008 – 08/2010

School in Advanced Optical Technologies

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

07/2007 – 08/2010

Promotion am Institut für Medizinische Physik

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Tag der mündliche Prüfung: 06.09.2010

Thema der Dissertation:

Automatisiertes Messsystem zur Quantifizierung und

Charakterisierung des menschlichen Tränenfilms in-vivo

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Beschäftigungen

09/1999 – 06/2000 Wehrdienst

4./Raketenartilleriebataillon 42, Hemau

07/2000 – 08/2000 Praktikum

Grundlagen der Metallverarbeitung

Siemens AG, Medical Solutions, Kemnath

08/2001 – 01/2002 Pflichtpraktikum

Entwicklung von Patientenliegen

Siemens AG, Medical Solutions, Kemnath

02/2003 – 07/2003 Pflichtpraktikum

Automatenbestückung (SMD)

Diehl AKO Stiftung und Co. KG, Nürnberg

03/2004 – 06/2004 Werkstudent

Vorentwicklung - Steckverbindungssysteme

FCI Automotive GmbH, Nürnberg

08/2004 – 02/2005 Diplomarbeit

Entwicklung - Refraktive Lasersysteme

Wavelight Laser Technologie AG, Erlangen

05/2005 – 06/2007 Entwicklungsingenieur

Motorenelemente - Ventiltrieb

Schaeffler Technologies GmbH & Co. KG, Herzogenaurach

07/2007 – 08/2010 Doktorand

Medizinische Optik am Institut für Medizinische Physik

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

09/2010 – heute Postdoc-Stelle am Institut für Medizinische Physik

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Auszeichnungen

07/2005 Preis des Fachbereichs als einer der beiden besten

Absolventen

11/2006 Sparkassen-Förderpreis für hervorragende Diplomarbeit

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Patente

Arnold S, „Elektromagnetventil und Herstellungsverfahren

für ein Elektromagnetventil,“ Veröffentlichungsnummer:

DE102007040691A1, Anmeldung: 29.08.2007,

Veröffentlichung: 05.03.2009, IPC: F16K 31/06

Arnold S, Nendel A, “Brennkraftmaschine mit variablem

Gaswechselventiltrieb,“ Veröffentlichungsnummer:

DE102007040677A1, Anmeldung: 29.08.2007,

Veröffentlichung: 05.03.2009, IPC: F01L 1/053

Arnold S, Kufner A, “Vorrichtung zur Ansteuerung von

mindestens einem Motorventil,“ Veröffentlichungsnummer:

DE102007045276A1, Anmeldung: 21.09.2007,

Veröffentlichung: 02.04.2009, IPC: F01L 9/02