27
1 Das begabte Gehirn Prof. Dr. Lutz Jäncke Universität Zürich Lehrstuhl für Neuropsychologie 2 Das Gehirn als Lernmaschine Das Gehirn ist ein Anpassungsorgan

Download Artikel (PDF-Datei)

  • Upload
    hadieu

  • View
    235

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Download Artikel (PDF-Datei)

1

1

Das begabte Gehirn

Prof. Dr. Lutz JänckeUniversität Zürich

Lehrstuhl für Neuropsychologie

2

Das Gehirn als Lernmaschine

Das Gehirn ist einAnpassungsorgan

Page 2: Download Artikel (PDF-Datei)

2

3

Die Welt der Bewegungen

4

Gliederung• Begabung – klassische Definition• Begabung – klassische Psychologie• Begabung – Genetik• Begabung – Milieu • Das plastische Gehirn – Evolution• Das plastische Gehirn – Anatomie• Das plastische Gehirn – Funktion• Das plastische Gehirn – Reifung• Konklusion

Page 3: Download Artikel (PDF-Datei)

3

5

Gliederung• Begabung – klassische Definition• Begabung – klassische Psychologie• Begabung – Genetik• Begabung – Milieu • Das plastische Gehirn – Evolution• Das plastische Gehirn – Anatomie• Das plastische Gehirn – Funktion• Das plastische Gehirn – Reifung• Konklusion

6

Begabung

• Begabung oder Talent– eine Person verfügt über eine besondere

Leistungsvoraussetzung

– Meist eine oder mehrereüberdurchschnittliche Fähigkeit/en.

– Hochbegabung oder Spitzentalent, um dasAußerordentliche noch zu betonen.

Page 4: Download Artikel (PDF-Datei)

4

7

Definition

• Begabung angeboren

• allerdings– Lernen und Training unumgänglich, ehe eine

Begabung in entsprechende Fertigkeitenumgesetzt werden kann.

8

Wissens- und Könnensbereiche

• Sport • Kunst• Handwerk• Gedächtnis: Photographisches Gedächtnis• Mathematik:

– Berechnung sehr großer Zahlen im Kopf; – Verständnis logischer Zusammenhänge, – logisches Denken, – Logik

• Intelligenz: Hochbegabung• Sprachgefühl• Organisation:

– militärische Führung, – Unternehmensleitung, Politik– Reaktionsvermögen

Page 5: Download Artikel (PDF-Datei)

5

9

Gliederung• Begabung – klassische Definition• Begabung – klassische Psychologie• Begabung – Genetik• Begabung – Milieu • Das plastische Gehirn – Evolution• Das plastische Gehirn – Anatomie• Das plastische Gehirn – Funktion• Das plastische Gehirn – Reifung• Konklusion

10geistig behindertunter 70

lernbehindert70-85

48,0%normal begabt90-10918,0%intelligent110-11910,4%talentiert120-1291,1%hochbegabt130-1391,0%genialab 140

AnteilIntelligenzgradIQ

Intelligenzverteilung

Page 6: Download Artikel (PDF-Datei)

6

11

12

Gliederung• Begabung – klassische Definition• Begabung – klassische Psychologie• Begabung – Genetik• Begabung – Milieu • Das plastische Gehirn – Evolution• Das plastische Gehirn – Anatomie• Das plastische Gehirn – Funktion• Das plastische Gehirn – Reifung• Konklusion

Page 7: Download Artikel (PDF-Datei)

7

13

64% 36 %

40% 60 %42% 58%10% 90 %25% 75 %16% 84 %

4%10%4%

10%

10%

4%4%

9%

9%

4%

14

Gliederung• Begabung – klassische Definition• Begabung – klassische Psychologie• Begabung – Genetik• Begabung – Milieu • Das plastische Gehirn – Evolution• Das plastische Gehirn – Anatomie• Das plastische Gehirn – Funktion• Das plastische Gehirn – Reifung• Konklusion

Page 8: Download Artikel (PDF-Datei)

8

15

IQ Geburtenreihenfolge

IQ hoch

IQ niedrig

16

IQ und Ernährung

Page 9: Download Artikel (PDF-Datei)

9

17

Gliederung• Begabung – klassische Definition• Begabung – klassische Psychologie• Begabung – Genetik• Begabung – Milieu • Das plastische Gehirn – Evolution• Das plastische Gehirn – Anatomie• Das plastische Gehirn – Funktion• Das plastische Gehirn – Reifung• Konklusion

18

Wie alles anfing

Vermutete Wanderung der Mensch-Vorfahren

Page 10: Download Artikel (PDF-Datei)

10

19

Ursprung der MenschenGehirngewicht

Australopithecus

20

Enzephalisations-Quotient

EQ = Hirngewicht / Körpergewicht0.66EQ = Hirngewicht / Körpergewicht0.66

Page 11: Download Artikel (PDF-Datei)

11

21

Leistungen des Menschen• 6000 Sprachen

– 20.000 Dialekte

• Verschiedene ökologische Nischen– Grönland, Urwald, Wüste, Grossstadt, Weltraum

• Ausgewöhnliche Leistungen– fliegen, schwimmen, fahren etc.

• Selbstvernichtung, Verdoppeln etc.

22

Gliederung• Begabung – klassische Definition• Begabung – klassische Psychologie• Begabung – Genetik• Begabung – Milieu • Das plastische Gehirn – Evolution• Das plastische Gehirn – Anatomie• Das plastische Gehirn – Funktion• Das plastische Gehirn – Reifung• Konklusion

Page 12: Download Artikel (PDF-Datei)

12

23

Pränatale Gehirnentwicklung

Postnatale Gehirnentwicklung

Gehirnentwicklung

RumänischeWaisenkinder

24

Page 13: Download Artikel (PDF-Datei)

13

25

Pränatale Gehirnentwicklung

Postnatale Gehirnentwicklung

Gehirnentwicklung

RumänischeWaisenkinder

26

Entwicklung der HirnanatomieVeränderung der Dichte der grauen SubstanzZunahme der weissen Substanz

Sowell et al. 2003

Page 14: Download Artikel (PDF-Datei)

14

27

Genetischer Einfluss auf die Dichte der grauen Substanz

Dichte grauer Substanz

Kortikale Komplexität - Gyrifizierung

28

Gliederung• Begabung – klassische Definition• Begabung – klassische Psychologie• Begabung – Genetik• Begabung – Milieu • Das plastische Gehirn – Evolution• Das plastische Gehirn – Anatomie• Das plastische Gehirn – Funktion• Das plastische Gehirn – Reifung• Konklusion

Page 15: Download Artikel (PDF-Datei)

15

29

Phantomschmerzen

30

When does human brain development end ? Evidence of Corpus callosum growth up to adulthood

Pujol et al., Ann Neurol 1993, 34, 71-75

Corpus callosum

Page 16: Download Artikel (PDF-Datei)

16

31

Musicians as a model for brain plasticity

• Professional musicians start very early in life with musical training

• They continue to practise throughout their entire life many hours a day

Increased grey matter density correlates with musicianship !

Volumenveränderungen

32

• Londoner Taxifahrer mit Lizenz wurden morphometrischuntersucht

Page 17: Download Artikel (PDF-Datei)

17

33

Korrelation zw. Volumen und Zeit als Taxifahrer

Zeit als Taxifahrer (Monate)

Zeit als Taxifahrer (Monate)

hint

erer

Hip

poca

mpu

svo

rder

er H

ippo

cam

pus

n = 16; mean age 44 years; range 32-62 years

MaGuire et al. 2000

34

Schnelle morphologische Veränderungendurch Training

Draganski et al., 2004

Nach 3monatigem Training Bälle zu jonglieren.Zunahme der Dichte der grauen Substanz.

IPS

MT

Page 18: Download Artikel (PDF-Datei)

18

35

IQ und Kortikale Aktivität

Hohe Aktivität

Niedrige Aktivität

Langzeiterfahrungkompensiert niedrigen IQ !!

36

Konklusion• Training verändert unser Gehirn

• Training verändert unsere Leistungsfähigkeit

• Selbst aussergewöhnliche Leistungen sindüberwiegend von Trainingsintensität und -qualität abhängig– kein Geschenk Gottes

• Hauptproblem Motivation

Page 19: Download Artikel (PDF-Datei)

19

37

Prinzip des Sprachenlernens

• In der Kindheit prozedural – automatisch

• Häufigkeit des Hörens eines Wortes wichtig Repetition

• Bilinguales Lernen führt in der Regel zu langsamerem Lernen von beiden Sprachen leichte Verzögerung später sehr gute Performanz

38

Kulturabhängige Sprachsysteme

Gemeinsames Lesesystem

Lesen von non-words

Englisch

Italienisch

Page 20: Download Artikel (PDF-Datei)

20

39

Kann man Muttersprache verlernen?

Koreanische Auswanderer, die nach mehrjährigem Aufenthalt in Kanada ihre Muttersprache nicht mehr beherrschten. Für diese Personen ist ihre Muttersprache so fremd wie andere

Fremdsprachen. Offenbar ist das gesamte Sprachsystem verändert worden.

40

Bilinguale können besser zwischen beiden Sprachsystemen hin- und herschalten

Versuchspersonen sollten auf spanische Worte achten und eine Taste betätigen, wenn sie erscheinen.

Bilinguale (BL) können über Frontalkortex das jeweils andere Sprachsystem gut hemmen.

Monolinguale (ML) können das nicht.

Es gibt offenbar auch eine Buchstaben-Klang-Route bei BL.

ML haben offenbar nur eine Buchstaben-Lexikon-Route.

Page 21: Download Artikel (PDF-Datei)

21

41

Konklusion• Sprachenlernen

– prozedural – automatisch– bilinguales Lernen führt zu langsamerem Lerntempo

• fällt allerdings meist nicht auf• später aber vorteilhaft

– viele Verbindungen zwischen verschiedenen Modulen• können individuell ausgestaltet werden

– evtl. kulturabhängig– mehr Sprachen = mehr Kontrollaufwand– aktive Hemmung der jeweils anderen Sprache– Bilinguale können effizienter andere Sprache hemmen– Sprachen können verlernt werden (auch Muttersprache)

42

Gliederung• Begabung – klassische Definition• Begabung – klassische Psychologie• Begabung – Genetik• Begabung – Milieu • Das plastische Gehirn – Evolution• Das plastische Gehirn – Anatomie• Das plastische Gehirn – Funktion• Das plastische Gehirn – Reifung• Konklusion

Page 22: Download Artikel (PDF-Datei)

22

43

Entwicklung-Reifung• In der Kindheit bis in die erste

Lebensdekade reift derFrontalkortex

• Er ist erst im Alter von ca. 20 Jahren im erwachsenen Zustand

• Wahrscheinlich verfügen Kinder und Jugendliche deshalb überweniger exekutiveKontrolleistungen als Erwachsene

• In der Kindheit bis in die ersteLebensdekade reift derFrontalkortex

• Er ist erst im Alter von ca. 20 Jahren im erwachsenen Zustand

• Wahrscheinlich verfügen Kinder und Jugendliche deshalb überweniger exekutiveKontrolleistungen als Erwachsene

5 Jahre

20Jahre

Graue Substanz

In der Jugend nimmt die Dichte der grauen Substanz abwährend die Dichte der weissen Substanz zunimmt.Zunahme der Verkabelung !

In der Jugend nimmt die Dichte der grauen Substanz abwährend die Dichte der weissen Substanz zunimmt.Zunahme der Verkabelung !

44

Konklusion

• Lernen von expliziten Informationen ist an die Integrität des Frontalkortex und die dort lokalisierten Exekutivfunktionen gebunden.

• Hier wird– sortiert– modifiziert– geordnet– ausgewählt– bewertet– vernetzt

Das benötigt :

AufmerksamkeitKontrollresourcen

Mühe

Page 23: Download Artikel (PDF-Datei)

23

45

Gliederung• Begabung – klassische Definition• Begabung – klassische Psychologie• Begabung – Genetik• Begabung – Milieu • Das plastische Gehirn – Evolution• Das plastische Gehirn – Anatomie• Das plastische Gehirn – Funktion• Das plastische Gehirn – Reifung• Konklusion

46

LängsschnittstudieDauer 1 Jahr

Ho et al, 2003

Musiktraining -Musiktraining - Musiktraining +Musiktraining +Anfänger

Musiktraining +Musiktraining + Musiktraining +Musiktraining +Fortsetzer

Musiktraining +Musiktraining + Musiktraining -Musiktraining -Abbrecher

Page 24: Download Artikel (PDF-Datei)

24

47

LängsschnittstudieDemographische Zusammensetzung

Ho et al. 2003

48

Gedächtnisleistungen im Längsschnitt

Page 25: Download Artikel (PDF-Datei)

25

49

Musiktraining verändert IQ bei Kindern

Schellenberg 2002

50

IQ-Verbesserungen durch Musiktraining

Page 26: Download Artikel (PDF-Datei)

26

51

Unterschied zw. ErwachsenenMusikern und Nichtmusikern

30 Mus (IQ=120) und 30 NMus (IQ=120)

00.20.40.60.8

11.21.41.6

AG

Rkonstr

.

Aufm.

MR

Tappin

g

Senso

Mot

Effe

ktst

ärke

Jäncke 2005

52

Leistungsmotivation beimusikausübenden Kindern

2025303540455055606570

HE FM

norm

iert

e Le

istu

ng

MusNmus

HE: Hoffnung auf ErfolgFM: Furcht vor Misserfolg

HE: Hoffnung auf ErfolgFM: Furcht vor Misserfolg

Page 27: Download Artikel (PDF-Datei)

27

53

Take Home Messages• Gehirn maximal plastisch• Lernen Eigenschaft des Menschen• Hirnreifung Lernerfahrung• Lernerfahrung ↑ Lernleistung ↑• Lernleistungen positive Transfereffekte• Frontalkortex reift bis 20 Jahre Erziehung• Fordern Fördern• Je früher je besser !• Je intensiver je besser !• Je länger je besser !• Use it or lose it

• Problem Motivation Gesellschaft

• Gehirn maximal plastisch• Lernen Eigenschaft des Menschen• Hirnreifung Lernerfahrung• Lernerfahrung ↑ Lernleistung ↑• Lernleistungen positive Transfereffekte• Frontalkortex reift bis 20 Jahre Erziehung• Fordern Fördern• Je früher je besser !• Je intensiver je besser !• Je länger je besser !• Use it or lose it

• Problem Motivation Gesellschaft

54

Use it or lose it !Herzlichen Dank für Ihre

Aufmerksamkeit