Upload
ernust-schnick
View
109
Download
3
Embed Size (px)
Citation preview
Dr. J. Schulze-Bergmann WS 2006
1
19.12.06
1. Traditioneller RS-Test + Auswertung (1968)2. Einsatz eines Grundwortschatzes3. Rechtschreiben und Hausaufgaben
Literatur: Landesinstitut für Schule (2002). So lernen Kinder Rechtschreiben. S.47ff.S. Richter (2000). Interessebezogenes Rechtschreiben. Braunschweig.G. Süselbeck(1999). Aufbau eines Grundwortschatzes: Klasse 3 und 4. Berlin.C.L. Naumann(1999). Orientierungswortschatz. Die wichtigsten Wörter und Regeln für die Rechtschreibung Klassen 1-6. Weinheim, Basel. G. Augst, M. Dehn (1998). Rechtschreibung und Rechtschreibunterricht. Stuttgart. S. 221ff.Chr. Mann (1997). Selbstbestimmtes Rechtschreiblernen. Weinheim, Basel. S. Rückemann (1991). Tägliche Arbeit mit dem Grundwortschatz. Heinsberg.I. Niedersteberg(1983). Aufbau eines Grundwortschatzes: Klasse 1 und 2.Bielefeld..
Dr. J. Schulze-Bergmann WS 2006
2
Arbeiten mit einem Wortschatz
Die Frage nach der begründeten Auswahl von Wörtern
stellt sich nicht nur bei der Konzeption eines RS-Tests,
sondern auch für den rechtschreiblichen Unterricht der
Grundschule.
Das Arbeiten mit einem Wortschatz ist seit über 30
Jahren üblich (z. B. von H.H. Plickat, Hamburg), wurde
aber fortlaufend an die neueren Erkenntnisse des
Schriftspracherwerbs angepasst und hat heute folgende
Ausprägung erreicht: ->
Dr. J. Schulze-Bergmann WS 2006
3
Man geht davon aus, dass die Auswahl der Wörter für einen Grundwortschatz Nach zwei Merkmalen erfolgt:Häufigkeit im Gebrauch und rechtschreibliche Modellqualität . Dieser Wortschatz soll die Fülle der vorhandenen rechtschreiblichen Fälle (Komplexität) reduzieren und dadurch die Möglichkeit für einen Lehrgang eröffnen. Etwa 1000 Wörter umfasst ein solcher Wortschatz. Diese Wörter werden in den Jahrgängen 1 bis 4 erlernt. Problem: individuelle RS-Schwierigkeiten werden nicht beachtet, das Beherrschen dieses Wortschatzes wird zur Messlatte der RS-Zensur.
Klasse 1 Klasse 2 Klasse 3 Klasse 4
100 Wörter 200 Wörter
5 Lernwörter/
Woche
300 Wörter
8 Lernwörter/
Woche
400 Wörter
10 Lernwörter/
Woche
Dr. J. Schulze-Bergmann WS 2006
4
Der klasseninterne Wortschatz soll Wörter sammeln,
die folgende Merkmale tragen:• Das Wort hat Gegenwarts- und Zukunftsbedeutung. • Das Wort ist von hoher individueller Bedeutung
( hier erscheinen auch Wörter mit Genderbezug).• Das Wort wird im Fach- und Deutschunterricht
verwendet.
Dr. J. Schulze-Bergmann WS 2006
5
4.Klasse
3. Klasse
2.Klasse
1.Klasse
Wort-schatz
Themenfeld 1Ich, du, wir, Schule, Familie, Freunde
Themenfeld 2 Schule, StraßeSpielplatz, Läden,Verein
Themenfeld 3Tiere, Pflanzen, Jahreszeiten, Feste
Themenfeld 4Dorf, Stadt,Kirche, Polizei, Feuerwehr,Berufe, Gewerbe,Firmen
Konzentrische Themenfelder
Dr. J. Schulze-Bergmann WS 2006
6
Ein Grundwortschatz ist nach bestimmten Merkmalen untersucht,
geordnet und zusammengestellt worden. Die ausgewählten Wörter
• sind häufig in der Erwachsenensprache (mündl. und schftl.),• sind häufig in der Kindersprache ( mündl. und schrftl.),• verweisen auf häufige Fehler in schriftlichen Darstellungen von
Schüler/Innen.
Jedes Wort wird mit den rechtschreiblichen Problemen und Regelbezügen
beschrieben, die an ihm erkennbar sind.
Dr. J. Schulze-Bergmann WS 2006
7
Grundwortschatz +Klassenwortschatz
Wortbild einprägen,Wort durchgliedern,Lupenstellen finden
Üben überAuge, Ohr,Sprechen,Schreiben
Üben über Regelwissen,Wörterbuch
Erarbeiten eines GrundwortschatzesArbeitsschritteÜbungen
Dr. J. Schulze-Bergmann WS 2006
8
Lernstrategien und Grundwortschatz
1. Klasse
logographemisch
2. Klasse:
alphabetisch
3. Klasse:
orthographisch
4.Klasse:
morphematisch
Neu:
alphabetisch
Neu:
orthographisch
Neu:
morphematisch
Neu:
Satz übergreifende
Aspekte
Regelwörter:
100
Regelwörter:
200
Regelwörter: 300
Regelwörter:
400
Dr. J. Schulze-Bergmann WS 2006
9
AB 1: Stand 1990
AB 2: Stand 1999
Die Auswahl eines Wortes aus einem Grundwortschatz erfolgt in
Bezug auf die Häufigkeit mit folgender Notierung:
Bitte schauen Sie sich dazu die beiden Beispiele aus den Jahren 1990 und
1999. Sie stammen beide von C. L. Naumann.
Achten Sie auf Gemeinsamkeiten und Veränderungen !
Wenn ein Wort mit dem Zeichen # durchgängig auffällt, wird es
unbedingt in den Grundwortschatz aufgenommen.
Dr. J. Schulze-Bergmann WS 2006
10
Grundwortschatz+
Ordnungsaspekte
Vokale Konsonanten
Vokallänge:
-ie,-ieh, eh, oh, ah
Konsonanten-Häufungen:
3 und mehr
Vokalkürze: Häufiges spezielles Graphem:
-ch, -ng, sch, sp, st, z
Besondere Schreibungen:
Ihm, ihr, ihn, aa, oo, ee
v, ä, chs-x, -nk, pf
Auslautverhärtung:
p/b, g/k, d/t
-ig
Wortbausteine/Morpheme•selbstständig•unselbstständig
Nomen•Konkreta•Abstrakta
Wortfamilien
Starke Verben
Dr. J. Schulze-Bergmann WS 2006
11
Ein Laut -> ein Buchstabe
x - Laut in ausgewählten Wörtern
Lautfolgen, Buchstabenfolgen
Abweichungen !
-ch, - ng, - nk, pf,
-> v-f
-> ch-k
Kennzeichnung des lang gesprochenen Vokals
Abweichungen
-ie bei langem i
-h an der Silbenfuge
-ß nach langem Vokal
Doppelkonsonant nach kurzem Vokal
(auch -ck, -tz)
Kennzeichnung des kurz gesprochenen Vokals
Klasse ¾: Lautbezogene Rechtschreibung (Lehrplan NRW)
Dr. J. Schulze-Bergmann WS 2006
12
Wörter und Wortglieder Sprechsilben
Worttrennung am Zeilenende
Trennung bei -ng und –ck
Wortarten Nomen, Verben, Adjektive,
Großschreibung bei Konkreta und Namen
Nomen mit –ung, -heit, -keit
Ableitungen Umlaut a-ä, au-äu
b, d, g, am Wortende
Wortbildung Zusammensetzung von zwei Wörtern
Vorsilben
Klasse 3/4 : Wortbezogene Rechtschreibung
Dr. J. Schulze-Bergmann WS 2006
13
Satzzeichen Ausrufezeichen, Fragezeichen
Einfache wörtliche Rede
Komma bei Aufzählungen
Satz(teil) abhängige Groß-Kleinschreibung Anredepronomen „Sie“
Klasse ¾: Kontextbezogene Rechtschreibung
Dr. J. Schulze-Bergmann WS 2006
14
Arbeiten mit dem Grundwortschatz
Lehrer/in:
Auswahl ?: Fibel
Auswahl ?: Wortliste
Auswahl ?: Kinder
Wie viel ?: 1000-2000
Wo?:
eigene Liste im PC
Schüler/Innen:
Wo ?: Ringbuch
Wie viel ?: 1000 Übungswörter
Ordnung ?: nach dem ABC
Ordnung ?: Nach bestimmten
Merkmalen
z. B. starke Verben
Ordnung ?: Nach RS-Regeln
Dr. J. Schulze-Bergmann WS 2006
15
Stellenwert der RS-Regeln und des Grundwortschatzes:Manche Kinder kennen eine RS-Regel und können sie aufsagen. Sie
können sie aber nicht auf den konkreten Fall anwenden.
Andere Kinder lernen die Wörter des Grundwortschatzes, dabei kann es
aber dazu kommen, dass die Kinder sich ihre eigenen Regeln bilden,
die nicht dem offiziellen Regelwerk entsprechen und die zu falschen
Lösungen führen.
Deshalb ist es sinnvoll, die Vorteile beider Ansätze zu verbinden.
Das Prinzip heißt:
Bei allen nicht lautgetreuen Wörtern wird die rechtschreibliche
Schwierigkeit besprochen und der Lösungsweg eingeübt.
Dr. J. Schulze-Bergmann WS 2006
16
Der Lösungsweg wird in bestimmte Zwischenschritte gegliedert:
• Wort lesen• Silben mit Bögen markieren,• zu jedem Laut wird auf das/die ihm entsprechende/n Zeichen verwiesen,• die nicht lautgetreu geschriebenen Stellen werden benannt,• diese Stelle im Wort wird farblich markiert,• ein „kognitiver Zusatz“ wird zur Erklärung des rechtschreiblichen Falls
eingefügt, z. B.: Träger-rakete kommt von tragen. Aus a wird ä!
Trä-ger-ra-ke-te tragen
du schickst ck schicken
ä
Dr. J. Schulze-Bergmann WS 2006
17
ABC-Ringbuch
Rechtschreib-kartei
Aufgaben-Symbole:z. B.T,H,W
Das Ringbuch ist das persönliche Nachschlagewerk.Die Rechtschreibkartei stellt dasselbe Wortmaterial dar.Jede Karte steht für ein Wort, das man nach bestimmten Merkmalen ordnen kann.Diese neuen Ordnungen sind Grundlage für rechtschreibliche Einsichten und für Abschreibübungen.
T= TafelH= HeftW= WörterbuchStift= Schreibe!u.a.
Diese Symbolesind auch fürWochenplan-arbeit zuverwenden!
Dr. J. Schulze-Bergmann WS 2006
18
Übungen im Rechtschreiben
und das Problemfeld Hausaufgaben (HA)
Dr. J. Schulze-Bergmann WS 2006
19
Schulgesetz NRW 2006, § 42 „Allgemeine Rechte und Pflichten aus dem Schulverhältnis“, Abs. 3:Schülerinnen und Schüler haben die Pflicht daran mitzuarbeiten, das die Aufgabe der Schule erfüllt und das Bildungsziel erreicht werden kann.
Sie sind insbesondere verpflichtet, sich auf den Unterricht vorzubereiten, sich aktiv daran zu beteiligen, die erforderlichen Arbeiten anzufertigen
und die Hausaufgaben zu erledigen.
§ 65 „Aufgaben der Schulkonferenz“, Abs. 2 Punkt 11:
„Die Schulkonferenz entscheidet im Rahmen der Rechts- und Verwaltungsvorschriften in folgenden Angelegenheiten:
(11) Grundsätze für Umfang und Verteilung der Hausaufgaben und Klassenarbeiten.“
Dr. J. Schulze-Bergmann WS 2006
20
Allgemeine Ziele:
1. Vertiefung und Festigung von erarbeitetem Wissen (Übungsaufgaben), 2. Übertragung des gelernten Wissens auf neue Lernsituationen (Anwendungsaufgaben),
3. Vorbereitung der Unterrichtsarbeit,
4. Kontrolle des Lernerfolgs ,
5. Mittel, den Schüler zu selbstständiger Arbeit hinzuführen .
Hausaufgaben
Dr. J. Schulze-Bergmann WS 2006
21
Elternwunsch: 66 % wollen eine ‚„Verbesserung der Hausaufgaben“ im Grundschulbereich. Elternwunsch: 96% wünschen sich, dass die HA von der Betreuung übernommen wird. Praxis: In allen Schulformen der Sek. I führen die HA bei den Angeboten von 13plus. HA werden in 75% täglich angeboten.HA belegen die Zeit im Betreuungsangebot bis zu 50%. Zusammenfassend lässt sich also für diese Betreuungsangebote sagen:Die Bearbeitung von HA folgt flächendeckend einer traditionellen Erwartungshaltung, die von der Schule forciert und von der Elternschaft an die Betreuungsangebote abgegeben werden.
Betreuungsangebote in NRW8 bis 113plus P und 13plus S
Dr. J. Schulze-Bergmann WS 2006
22
An 98% der OGS werden HA betreut. Die Betreuung wird von unterschiedlichen Personengruppen und Professionen durchgeführt.
Die Betreuung der HA meint die Bereitstellung und Gewährleistung lernförderlicher Umgebung, nicht aber Kontrolle auf Fehler, Nachhilfe oder individuelle Förderung.
Die Eltern erwarten vom Ganztag eine möglichst weitgehende Bearbeitung der HA.Eltern wünschen sich eine HA-Betreuung durch Lehrer/innen.HA stellen die stärkste Verbindung zwischen schulischem Vormittag und dem offenen
Nachmittag her.
Um das Gelingen der HA zu ermöglichen, wird eine Reihe von Maßnahmen praktiziert: • Gruppen nach Jahrgängen ordnen,• Gruppen nach Geschlecht zusammensetzen,• Regelwerk für das Arbeitsverhalten der Kinder verabreden,• Verfahren für den Informationsaustausch über das Kind zwischen Lehrerin und Betreuerin verabreden.
Stand der OGS - Praxis 2004
Dr. J. Schulze-Bergmann WS 2006
23
HA werden gegen den biologischen Tagesleistungsrhythmus durchgeführt, HA führen zu Konflikten zwischen Eltern und Kindern,HA verlangen kompetente und anwesende Eltern, beides trifft nicht zu,HA sind nicht hinreichend individuell gestellt,HA überfordern den schwachen Lerner dauerhaft,HA stigmatisieren Schülergruppen nach den Merkmalen ‚erfolgreich- nicht erfolgreich’.HA unterstellen fälschlich hinreichende Arbeitsbedingungen im Zuhause der Kinder,
Tatsächlich finden sich diese Argumentationsfiguren in den einschlägigen Veröffentlichungen des europäischen Auslandes sowie in den USA.
Bis Anfang der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts sind diese Meinungen empirisch nicht unterfüttert und somit unbewiesene Vorurteilskonstrukte
Hausaufgaben-Gegenargumente
Dr. J. Schulze-Bergmann WS 2006
24
B. Wittmann (1964) ‚Vom Sinn und Unsinn der Hausaufgaben’ . Die Ergebnisse seiner Untersuchung lauten:
Es gibt keine leistungssteigernden Effekte der HA. Aber alle Beteiligten glauben an die leistungssteigernde Wirkung von HA.
Wittmann fordert vor diesem Hintergrund:weniger mechanische Übungen, mehr produktive Übungen,klare amtliche Hinweise auf die Art der Hausaufgaben,Begrenzung des Aufgabenumfangs,keine Hausaufgaben für Klasse 1 und 2,keine Hausaufgaben ohne Anleitung,keine Hausaufgaben zwischen 13.00 und 15:00 Uhr.
Hausaufgaben-empirische Daten
Dr. J. Schulze-Bergmann WS 2006
25
Didaktische Prinzipien für HA
• Sie müssen bei den Lernenden bedeutsame Lernprozesse hervorrufen
• Sie sollen weder unter- noch überfordern.
• Sie müssen Selbstständigkeit und Selbstverantwortung stärken.
• Sie müssen in einem planvollen Zusammenhang zum Unterricht stehen.
• Sie müssen verständlich gestellt sein und schriftlich fixiert werden.
• Sie müssen den Unterricht sinnvoll vorbereiten oder ergänzen.
• Sie müssen transparent sein d. h. ihr Sinn muss für Schüler/innen, Eltern und HA-Personal einsichtig sein.
• Sie müssen gewürdigt werden.
• Sie sollen nicht als Strafe missbraucht werden.