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E-Commerce-Software: Die Zukunft von Magento 11.07.17 | Von Tim Hahn, dg Die E-Commerce-Plattform Magento hat sich eindrucksvoll entwickelt. Trotz großer Startschwie- rigkeiten haben Gartner-Analysten das System gerade erst als führende Lösung ausgezeichnet. iBusiness analysiert, welchen Weg Magento einschlägt. Nachdem es in der Vergangenheit ei- nige Unkenrufe über Magento gab (zunächst wegen dem späten Start von Magento 2, dann wegen den an- fänglichen Performance-Schwächen) will Magento wieder auf die Überhol- spur – und zumindest der Blinker ist schon einmal links gesetzt: Die welt- weit wachsende Bedeutung als E-Com- merce-Plattform spiegelt sich auch in der jüngsten Einschätzung der Gart- ner-Analysten wider. In seinem „Magic Quadrant for Digital Commerce“ vom April 2017 hat Gartner Magento Com- merce erstmals im „Leader“-Quadran- ten eingestuft. Damit spielt Magento gleichsam offiziell in der Champions League der Handelsplattformen – aus Sicht von Gartner in der Klasse von Global Playern wie IBM , Intershop und SAP Hybris . So wundert es auch nicht, dass Magento das meist installierte Shop- system der deutschen Top-1.000- Händler ist (siehe iBusiness: Ranking – Deutschlands wichtigste E-Com- merce-Systeme). Magento selbst spricht inzwischen gern davon, ein „Cloud Digital Commerce Leader“ zu sein. Dabei steht neben der Cloud besonders auch das Thema Busi- ness-to-Business auf der Agenda von Magento. Quelle: iBusiness, EHI; Grafik: HighText Verlag 1

E-Commerce-Software: Die Zukunft von Magentocs.netz98.de/ibusiness_zukunft-von-magento.pdf · Cloud, Business Intelligence, Data und B2B im Fokus Qualitäten in einer enormen Anwen

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E-Commerce-Software: Die Zukunft von Magento11.07.17 | Von Tim Hahn, dg

Die E-Commerce-Plattform Magento hat sich eindrucksvoll entwickelt. Trotz großer Startschwie-rigkeiten haben Gartner-Analysten das System gerade erst als führende Lösung ausgezeichnet. iBusiness analysiert, welchen Weg Magento einschlägt.

Nachdem es in der Vergangenheit ei-

nige Unkenrufe über Magento gab

(zunächst wegen dem späten Start

von Magento 2, dann wegen den an-

fänglichen Performance-Schwächen)

will Magento wieder auf die Überhol-

spur – und zumindest der Blinker ist

schon einmal links gesetzt: Die welt-

weit wachsende Bedeutung als E-Com-

merce-Plattform spiegelt sich auch in

der jüngsten Einschätzung der Gart-

ner-Analysten wider. In seinem „Magic

Quadrant for Digital Commerce“ vom

April 2017 hat Gartner Magento Com-

merce erstmals im „Leader“-Quadran-

ten eingestuft. Damit spielt Magento

gleichsam offiziell in der Champions

League der Handelsplattformen – aus

Sicht von Gartner in der Klasse von

Global Playern wie IBM , Intershop und

SAP Hybris .

So wundert es auch nicht, dass

Magento das meist installierte Shop-

system der deutschen Top-1.000-

Händler ist (siehe iBusiness: Ranking

– Deutschlands wichtigste E-Com-

merce-Systeme). Magento selbst

spricht inzwischen gern davon, ein

„Cloud Digital Commerce Leader“ zu

sein. Dabei steht neben der Cloud

besonders auch das Thema Busi-

ness-to-Business auf der Agenda von

Magento.

Quelle: iBusiness, EHI; Grafik: HighText Verlag

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Cloud, Business Intelligence, Data und B2B im Fokus Gartner lobt an Magento unter anderem

die wachsende und flexible E-Com-

merce-Plattform, die in unterschied-

lichsten Branchen und von Unterneh-

men in verschiedenen Größen und

Ländern verwendet wird, die Flexibilität

des Systems, das anpassungsfähige

Preismodell auf Basis des digitalen

Handelsumsatzes sowie die hohe Kun-

denzufriedenheit. Auch das leistungsfä-

hige Ökosystem aus Partnern und Lö-

sungen für verschiedenste Branchen ist

aus Sicht der Analysten ein deutlicher

Pluspunkt.

In der Praxis spiegeln sich diese

Qualitäten in einer enormen Anwen-

dungsbreite der Software wider: Im

bereits erwähnten iBusiness-Ran-

king wurden mit einem Crawler alle

in Deutschland registrierten Domains

(rund 18 Millionen) darauf geprüft, ob

und welches Shopsystem darauf läuft.

Die Ergebnisse wurden anschließend

danach gerankt, ob die Shops nach

Umsatz zu den Top-100- oder Top-

1.000-Shops oder zum gesamten Rest

gehören. Das Shopsystem Magento

gehörte bei dieser Untersuchung in je-

der Umsatzliga zu den Top Ten der am

häufigsten installierten Systeme. Neben

Magento bieten nur noch Oxid ESales

und Shopware eine so große Einsatz-

bandbreite.

Magento hat in den letzten Mona-

ten und Jahren viel getan, um das Ni-

veau der Global Player zu erreichen. Im

vergangenen Jahr hat das Unterneh-

men den Business Intelligence-Spezi-

alisten RJMetric übernommen und die

CMS-Technologie hinter BlueFoot CMS

and Page Builder gekauft. Um den

Anschluss an die Spitzengruppe zu si-

chern hat die Investment-Gesellschaft

Hillhouse Capital Anfang 2017 weitere

250 Millionen US-Dollar bereitgestellt.

Neues im Leistungsportfo-lio von Magento

Nun steht der weitere Ausbau von

Magento auf der Agenda. Die neu-

este Version, Magento 2.2, soll im

September 2017 vorgestellt werden.

Magento will damit nach eigener Aus-

sage zu einem führenden Anbieter von

Cloud-Commerce-Lösungen werden.

Entsprechend liegen die Entwicklungs-

schwerpunkte beider neuen Version in

den Bereichen Cloud, Business Intelli-

gence und Customer Experience.

1. Magento CommerceMagento steht seit rund einem Jahr

auch als Cloud Edition in der Amazon

Cloud-Infrastruktur (AWS) zur Verfü-

gung. Die Lösung für Cloud Hosting

und Managed Services soll einfache

Skalierbarkeit bieten und Shopbetrei-

bern die Arbeit abnehmen, selbst den

Serverbetrieb oder Traffic-Spitzen im

Blick zu behalten. Außerdem bietet die

Enterprise Cloud Edition Echtzeit-Per-

formance-Analysen sowie Werkzeu-

ge, die den Entwicklungsprozess be-

schleunigen.

Quelle: iBusiness, EHI; Grafik: HighText Verlag

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Quelle: Deutsche Post DHL

Quelle: Toolineo

2. Magento Business IntelligenceNachdem Magento im August 2016 RJ-

Metrics übernommen hat, ist nun auch

der alte Name Magento Analytics ver-

schwunden. Die neue BI-Komponente

in der Magento-Welt heißt Magento

Business Intelligence. Anwender kon-

solidieren, verknüpfen und ändern

jetzt sämtliche Informationen von un-

terschiedlichen Quellen in einem einzi-

gen cloud-basierten Data Warehouse.

Die E-Commerce-Fokussierung der

BI-Komponente gestattet einen um-

fangreichen und genauen Einblick in

die angefallenen Daten. Statt bloßer

Umsatz- und Warenkorbgrößen als

einzigen KPIs geht es jetzt um Data

Discovery und eine kundenzentrierte

Betrachtung der E-Commerce-Perfor-

mance.

3. Magento Shipping Bei Magento Shipping handelt es sich

um eine Multicarrier-Versandsoftware,

die die Versandabwicklung mit unter-

schiedlichen Transportdienstleistern

weiter automatisiert und vereinfacht.

Zusammen mit Magento 2.2 soll die

Komponente im Laufe des Jahres 2017

verfügbar werden. Magento Shipping

wird eine einfache und komfortable

Registrierung bei den weltweit wich-

tigsten Carriern gestatten und es Shop-

betreibern erlauben, ihren Kunden

dynamisch die bequemsten und güns-

tigsten Versandoptionen zu präsentie-

ren – egal ob die Ware dabei aus der

Filiale in Belgien oder aus dem Zen-

trallager in Frankreich kommen mag.

Der automatische Fulfillment-Prozess

eröffnet zudem eine neue, kunden-

zentrierte Omnichannel-Einkaufserfah-

rung.

4. Magento for B2BNeben dem Thema Cloud-Business

steht auch das Thema Business-to-Bu-

siness im Fokus. B2B-relevante Fea-

tures waren seit jeher Bestandteil der

Enterprise Edition, aber Magento hat

auf der Imagine 2017 angekündigt,

im Kontext des Releases 2.2 eine de-

dizierte „Magento Digital Commerce

Cloud for B2B“ anzubieten.

Damit sollen sich auch komplexere

Anforderungen aus dem B2B-Geschäft

kosteneffizient umsetzen lassen. Out-

of-the-box wird es beispielsweise hi-

erarchische Unternehmensaccounts,

Schnellbestellungen, Angebotsanfra-

gen oder individualisierbare Preislogi-

ken geben. So sollen B2B-Händler in

die Lage versetzt werden, B2C-ähnli-

che Einkaufserfahrungen umsetzen zu

können – um so die Kundenloyalität zu

stärken, den Umsatz zu erhöhen, Kos-

ten zu reduzieren und die Lieferkette zu

optimieren.

Zudem lässt sich die Magento-Platt-

form dank ihrer umfangreichen APIs mit

nahezu jedem ERP-, CRM- oder an-

derem Backend-System integrieren.

Diese Flexibilität soll es Unternehmen

erleichtern, ihre bereits bestehenden

Technologie-Investments zu schützen

und die Digitale Transformation im

B2B-Kontext voranzutreiben.

Erfahrung in der Umsetzung erforderlich

Spätestens seit dem Release 1.4/1.5

können die anfänglichen Kritikpunkte

die Performance betreffend als ausge-

räumt gelten. Projekte, die zu Spitzen-

lasten 20 Bestellungen pro Sekunde

(oder hochgerechnet 1,2 Millionen Be-

stellungen pro Tag) problemlos bewäl-

tigen, beweisen die zwischenzeitlich

erreichte Leistungsfähigkeit. Wenig ge-

ändert hat sich dagegen hinsichtlich der

komplexen Systemarchitektur. Bei aller

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Fokus auf den internationalen Markt11.07.17 | Von Dominik Grollmann

Man kann an Magento viel kritisieren, eines muss man dem System aber lassen: Es schlägt in-ternational Brücken. Nur wenige E-Commerce-Plattformen sind dies- und jenseits des Atlantiks gleichermaßen von Bedeutung.

Dominik GrollmanniBusiness-Analyst

Spätestens seit die Gartner-Analysten

das Shopsystem Magento in die elitä-

re Gruppe der „Leader“ aufgenommen

haben, ist dokumentiert, was in der

E-Commerce-Plattform steckt. Magento

wird damit in einem Atemzug mit SAP

Hybris, IBM, Oracle, Salesforce und Di-

gital River genannt. Noch vor wenigen

Monaten hätten wohl die wenigsten

der Open-Source-Software eine solche

Entwicklung zugetraut. Ein Blick auf die

Gartner-Analysen zeigt aber auch: Für

den deutschen Markt ist sie nur einge-

schränkt gültig. Viele der dort vergli-

chenen Systeme spielen hierzulande

kaum eine Rolle. Digital River, Oracle,

Episerver, Elestic Path ... alles Plattfor-

men, denen hierzulande nur wenig Be-

deutung zukommt. Dies schmälert die

Leistungsfähigkeit von Magento nicht.

Zeigt aber auch, wo die besondere

Stärke liegt: Für internationale Teams

und globale Strategien ist das System

besonders geeignet. Die in Deutsch-

land populären Mitbewerber – etwa

Shopware oder Oxid ESales – müssen

aufpassen, dass sie hier den Anschluss

nicht verlieren.

Tim HahnGeschäftsführernetz98 GmbH

Quelle: http://www.ibusiness.de/aktuell/db/416762grollmann.693252grollmann.htm-l?showkey=5b814248494c9a157a86e0040856d26b

Quelle: http://www.ibusiness.de/aktuell/db/416762grollmann.html?showkey=0e8e7f199711e-8ecee2e4821da02f2f1

Flexibilität, Sicherheit und Professiona-

lität, die die Open-Source-Anwendung

bietet, stellt die Architektur hohe Anfor-

derungen an die Umsetzungspartner.

Keineswegs sollten sich Shopbetrei-

ber davon täuschen lassen, dass mit

der Community-Variante der Software

eine kostenlose Version zur Verfügung

steht. Diese ermöglicht zwar einen kos-

tengünstigen Einstieg, solange sich der

Shop in Umsatzregionen von ein bis

zwei Millionen Euro bewegt. Trotzdem

bleibt der Dienstleister-Aufwand groß,

sodass sich ein Magento-Einstieg ei-

gentlich nur lohnt, wenn Wachstum

fest eingeplant ist. Ein Upgrade von

Community zur Enterprise-Edition ist

grundsätzlich möglich. Der Großteil der

Magento-Shops bewegt sich in Um-

satzregionen, die von mehreren Mil-

lionen Euro bis zu rund 100 Millionen

Euro reicht.

Seine Stärke kann Magento hingegen

ausspielen, wenn es um Anpassungs-

fähigkeit hinsichtlich des Einsatzgebie-

tes kommt, wenn eine internationale

Strategie verfolgt wird. Mit weltweit

rund 3.900 Unternehmen und 200.000

professionellen Entwicklern hat das

Magento-Ökosystem inzwischen eine

beachtliche Größe erreicht. Die beson-

dere Stärke liegt daher in der mehr-

schichtigen Architektur von Magento 2

und den erweiterbaren Service Layern,

die es den Enterprise-Partnern erlaubt,

individuelle Kundenwünsche in kürzes-

ter Time-to-Market umzusetzen.

Diese Anpassungsfähigkeit und Fle-

xibilität wird auch in Zukunft zu den

besonderen Stärken zählen und dem

System – auch in Zukunft – einen fes-

ten Platz in der Top-Gruppe der Global

Player sichern.

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