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EGFR-Inhibitor-vermittelte Hautreaktionen
EGFR= Epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor
Anwendungsgebiet (EU)
Vectibix® Fachinformation
Panitumumab ist indiziert zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit metastasiertem kolorektalem Karzinom (mCRC, metastatic colorectal cancer) mit RAS-Wildtyp
– in der Erstlinientherapie in Kombination mit FOLFOX oder FOLFIRI– in der Zweitlinientherapie in Kombination mit FOLFIRI bei Patienten, die in der
Erstlinientherapie eine Fluoropyrimidin-haltige Chemotherapie erhalten haben (ausgenommen Irinotecan)
– als Monotherapie nach Versagen von Fluoropyrimidin-, Oxaliplatin- und Irinotecan-haltigen Chemotherapieregimen
Die Kombination von Panitumumab mit Oxaliplatin-haltiger Chemotherapie ist bei Patienten mit RAS-mutiertem mCRC oder bei unbekanntem RAS-mCRC-Status kontraindiziert
Die empfohlene Dosis von Panitumumab beträgt 6 mg/kg Körpergewicht einmal alle zwei Wochen
Inhalt
EGFR Inhibitor-vermittelte Hautreaktionen:• Pathogenese• Übersicht• Management• Prophylaktische Behandlung• Therapie und Prophylaxe: A German Expert Opinion
Einführung
Hautreaktionen sind die häufigsten Nebenwirkungen bei EGFR-basierten Therapien
Suboptimales Management dieser Nebenwirkungen kann zu unnötigen Dosisreduktionen oder Behandlungsunterbrechungen führen
In einigen Studien konnte ein Zusammenhang der Hautreaktionen mit einem verbesserten Therapieergebnis beobachtet werden
Zur Zeit existieren keine evidenzbasierten Leitlinien für das Management der EGFR Inhibitor-vermittelten Hautreaktionen
Segaert S & Van Cutsem E. Ann Oncol. 2005;16:1425-33Giusti RM et al. Clin Cancer Res. 2008;14:1296-302
Hazard Ratio =0.59(95%KI: 0.42, 0.85)
Übe
rlebe
nsw
ahrs
chei
nlic
hkei
t
0.1
0.2
0.3
0.4
0.5
0.6
0.7
0.8
0.9
1.0
Zeit (Monate)0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26
Risikopatienten:Grad 2-4Grad 1
149 138 118 96 69 47 34 21 8 3 3 2 050 44 30 21 13 7 3 2 1 1 1 0 0
Grad 2-4Grad 1
Explorative Analyse: Gesamtüberleben nach Schwere der Hautreaktionen bei Patienten unter Panitumumab
Van Cutsem E et al. J Clin Oncol. 2007;25:1658-64
Dosismodifikationen von Panitumumab
im Falle von Hautreaktionen
Vectibix® Fachinformation
Auftreten von Haut-symptom(en): ≥Grad 3*
Anwendung von Vectibix Ergebnis Dosisanpassung
Erstmaliges Auftreten 1 oder 2 Dosen aussetzen
verbessert (< Grad 3) Fortsetzen der Infusion mit 100% der Anfangsdosis
nicht beendet Absetzen
Beim zweiten Auftreten 1 oder 2 Dosen aussetzen
verbessert (< Grad 3) Fortsetzen der Infusion mit 80% der Anfangsdosis
nicht beendet Absetzen
Beim dritten Auftreten 1 oder 2 Dosen aussetzen
verbessert (< Grad 3) Fortsetzen der Infusion mit 60% der Anfangsdosis
nicht beendet Absetzen
Beim vierten Auftreten Absetzen ---- ----
* Größer als oder gleich Grad 3 wird als schwer oder lebensbedrohlich definiert
Patienten, die schwere Hautreaktionen oder eine Weichteiltoxizität entwickeln oder deren Hautreaktion sich während der Behandlung mit Vectibix verschlechtert, müssen hinsichtlich entzündlicher oder infektiöser Folgeerscheinungen (einschließlich bakterieller Entzündung des Unterhautgewebes und nekrotisierender Fasziitis) überwacht werden; eine adäquate Behandlung ist ggf. unverzüglich einzuleiten.
Pathogenese der EGFR-Inhibitor-vermittelten Hautreaktionen
EGFR-Expression und Funktion in der Haut
EGFR wird exprimiert auf:– Gesunden epidermalen und
follikulären Keratinozyten– Talgdrüsen Epithel– Schweißdrüsen Epithel– Dendritischen Antigen-
präsentierenden Zellen– Verschiedenen verbindenden
Gewebszellen
EGFR spielt eine Rolle in der Entwicklung und der Physiologie der Epidermis und der äußeren Schicht der Haarfollikel
Lacouture ME. Nat Rev Cancer. 2006;6:803-12Pérez-Soler R et al. Oncologist. 2005;10:345-56Pérez-Soler R et al. Clin Oncol. 2005;23:5235-46
Übernommen aus Lacouture ME. Nat Rev Cancer. 2006;6:803-812.
Wirkung der EGFR-Inhibition in der Haut
Übernommen aus: Lacouture ME. Nat Rev Cancer. 2006;6:803-812.
EGFR Inhibierung kann führen zu : Wachstumsstillstand und verfrühter
Differenzierung bei basalen Keratinozyten
– Leukozyteninfiltration, Apoptose und Gewebeschäden
– Abnahme der epidermalen Dicke
...einer Erhöhung von:
Apopotose, Entzündung, Atrophie, Teleangiektasien
...einer Verringerung von:
Photoprotektion
Lacouture ME. Nat Rev Cancer. 2006;6:803-12
Belege für Mechanismus-basierten Wirkstoffklassen-Effekt
Ähnliche dosisabhänigige Nebenwirkungen zeigen sich bei allen EGFR (HER1/ ErbB1) Inhibitoren
Antikörper:– Cetuximab (ErbB1-spezifisch - Erbitux®)– Panitumumab (ErbB1-spezifisch - Vectibix®)Tyrosinkinase Inhibitoren:– Gefitinib (ErbB1-spezifisch - Iressa®)– Erlotinib (ErbB1-spezifisch - Tarceva®)– Lapatinib (dualer ErbB1/ErbB2 Inhibitor - Tykerb®)– Vandetanib (dualer ErbB1/ErbB2 + VEGFR Inhibitor - Zactima®)
Keine dieser Nebenwirkungen wurde unter Therapie mit dem ErbB2 Inhibitor Trastuzumab (Herceptin®) beobachtet
Ähnliche phänotypische Auswirkungen bei EGFR-inhibierten transgenen Mäusen
Segaert S & Van Cutsem E. Ann Oncol 2005;16:1425-33Perez-Soler R et al. J Clin Oncol 2005;23:5235-46Murillas R et al. EMBO J 1995;14:5216-23
EGFR-Inhibitor-vermittelte Hautreaktionen
EGFR-Inhibitor-vermittelte ReaktionenHautveränderungen
Akneiformer Hautausschlag
Xerose, Fissuren, Ekzeme
Pruritus
Hyperpigmentierung
Nekrotisierende Fasziitis
Schleimhautveränderungen
Schleimhauttrockenheit und Mukositis/Stomatitis
Nagel-/Nagelbettveränderungen
Nagelbettentzündung
Paronychie
Weichteiltoxizität
Haarveränderungen
Trichomegalie
Hypertrichose
Alopezie
Pérez-Soler R et al. J Clin Oncol. 2005;23:5235-46; Mitchell EP et al. Oncology. 2007;21(11suppl 5):4-9; Segaert S & Van Cutsem E. Ann Oncol. 2005;16:1425-33; Vectibix® Fachinformation
Zeit bis zum Auftreten spezifischer Hautreaktionen
Modifiziert nach Van Cutsem E. Oncologist. 2006;11:1010-7
Akneiformer Hautausschlag Pruritus Trockene Haut Fissuren Paronychie
1 2 3 4 5 6 7 8
Zeit (Wochen)
NCI-CTCAE Klassifikation (Version 4.0, 2009)
ADL: Activities of daily life (Aktivitäten des täglichen Lebens)BSA: Body surface area (Körperoberfläche)NCI-CTCAE V.4.0. Available at: http://ctep.cancer.gov
Grad 1 Grad 2 Grad 3 Grad 4
Haut-trockenheit
Bedeckt <10% BSA ; kein assoziiertes Erythem oder Pruritus vorhanden
Bedeckt 10-30% BSA und assoziiert mit Erythem oder Pruritus; eingeschränkte instrumentelle ADL
Bedeckt >30% BSA und assoziiert mit Pruritus; eingeschränkte selbstversorgende ADL
---
Paronychie Nagelfalzödem oder Erythem; Risse in der Nagelhaut
Lokalisierte Intervention indiziert; orale Intervention indiziert (z.B., antibiotisch, antimykotisch, antiviral; Nagelfalzödem oder Erythem mit Schmerzen; verbunden mit Ausfluss oder Nagelablösung; eingeschränkte instrumentelle ADL
Chirurgische Intervention oder IV Antibiotika indiziert; eingeschränkte selbstversorgende ADL
---
Pruritus Leicht oder lokal begrenzt; topische Intervention angezeigt
Stark oder ausgedehnt; intermittierend; Hautveränderungen durch Kratzen (z.B. Ödem, Papelbildung, Hautabschälung, Lichenifikation, nässend/verkrustend); orale Intervention indiziert; eingeschränkte instrumentelle ADL
Stark oder ausgedehnt; konstant; eingeschränkte selbstversorgende ADL oder Schlafstörungen; orale Corticosteroide oder immunosuppressive Therapie indiziert
---
Akneiformer Ausschlag
Papeln und/oder Pusteln bedecken <10% BSA, mit oder ohne Pruritus und gespannter Haut
Papeln und/oder Pusteln bedecken 10-30% BSA, mit oder ohne Pruritus oder gespannter Haut; psychosoziale Auswirkungen; eingeschränkte instrumentelle ADL
Papeln und/oder Pusteln bedecken >30% BSA, mit oder ohne Pruritus und gespannter Haut; eingeschränkte selbstversorgende ADL; assoziiert mit lokalen Superinfektionen; lokale Antibotika indiziert
Papeln und/oder Pusteln bedecken beliebig % BSA, mit oder ohne Pruritus und gespannter Haut assoziiert mit schwerer Superinfektion; IV Antibiotica indiziert; lebensbedrohliche Konsequenzen
Management der EGFR-Inhibitor-vermittelten Hautreaktionen
Die hier beschriebenen Behandlungsempfehlungen basieren auf einer Literaturübersicht oder aus persönlichen Erfahrungen sowie Einzel- oder Kleingruppen-Fallberichten; es existieren nur wenige evidenzbasierte Empfehlungen aus kontrollierten Studien
Akneiformer Hautausschlag
Tritt bei ca. 90% der Patienten auf
Entsteht gewöhnlich während der ersten 2-4 Therapiewochen
Eruptionen sind follikulär, papulopustulös und auf seborrhoische Hautareale beschränkt
Häufig im Gesicht und oberen Brustkorb lokalisiert
Kann sich bei Fortsetzen der Therapie spontan verbessern oder ausheilen
Heilt nach Behandlungsabbruch für gewöhnlich innerhalb weniger Wochen aus
Segaert S & Van Cutsem E. Ann Oncol 2005;16:1425-33
Akneiformer Hautausschlag
Verwendung mit Einverständnis von S. Segaert, Leuven, Belgium
Grad 3 akneiformer Hautausschlag (Panitumumab)
Akneiformer Hautausschlag: Behandlung
Behandlung sollte schellst möglich begonnen werden
Antibiotische Creme (Metronidazol) kann bereits bei milden Reaktionen eingesetzt werden
Bei moderat bis schweren Reaktionen können orale Tetracycline aufgrund ihrer entzündungshemmenden Eigenschaften eingesetzt werden
Saline Kompressen (15 Minuten, 2 bis 3 mal/Tag) können äußerst hilfreich für eine rasche Besserung der Entzündung sein
Juckreiz kann symptomatisch mit Mentholcreme oder einem oralen Antihistaminikum behandelt werden
Wenn eine S. aureus Superinfektion belegt ist, sollte eine unverzügliche Behandlung mit Cefuroxim axetil oder Flucloxacillin erfolgen
Segaert S & Van Cutsem E. Oncology. 2007;21(11suppl5):22-6
Orale Tetracycline können wegen ihrer entzündungshemmenden Effekte angewandt werden
Milder lokaler Juckreiz kann durch eine Menthol-haltige Creme abgemildert werden
Orale Antihistaminika können moderaten/schweren Juckreiz lindern
Orale Antibiotika - Tetracycline (basierend auf klinischer Indikation für insuffizientes Ansprechen auf topisches Metronidazol oder ausgedehnte Erkrankung)
Produkte z.B.: Minocyclin 100 mg einmal täglich Doxycycline 100 mg einmal tägl. Lymecycline 300 mg einmal tägl.
In einigen Fällen mag es hilfreich sein, Papeln oder Pusteln mit einem topischen Antibiotikum zu behandeln, um die Schwere der Hautläsionen zu mildern
Topisches Antibiotikum wie Metronidazol – zweimal täglich oder nach Bedarf
Produkte, z.B.: 2.0% Metronidazol in
Cetomacrogol Creme 0.75% Rozex® Creme
Wenn Haustausschlag nicht auf orale Antibiose reagiert, kann die Tetracyclindosis verdoppelt werden und die EGFR Inhibitor-Behandlung sollte möglicherweise vorübergehend ausgesetzt werden
Bei Hautausschlag sollte nach S. aureus Superinfektion untersucht werden; falls positiv, unverzügliche antibiotische Behandlung
Produkte, z.B.: Cefuroxim axetil Flucloxacillin
Moderate SchwerMild
Management des EGFR-Inhibitor-vermittelten akneiformen Hautausschlag
Segaert S & Van Cutsem E. Oncology. 2007;21(11suppl5):22-6
Schw
ereg
rad
Inte
rven
tion
Xerose, Ekzem, Fissuren Treten gewöhnlich 1 bis 2 Monate nach Therapiebeginn auf Xerose und Ekzem betreffen die Extremitäten und Areale, an denen auch der akneiforme Hautausschlag
auftritt Fissuren enstehen durch Trockenheit der Haut in Bereichen, an denen die Epidermis äußerst dick ist und
daher einreisst
Verwendung mit Einverständnis von Mitchell EP, et al. Oncology. 2007;21(suppl 5):4-9.
Prävention: - lauwarmes Wasser, Bade-/Dusch-Öl zur Körperhygiene; aufweichendes Mittel
Behandlung: - Xerose: aufweichendes Mittel- Ekzem: schwache topische Steroide- Fissuren: Salicylsäure, 50% Propylenglycol
Segaert S & Van Cutsem E. Oncology. 2007;21(11suppl5):22-6
Nagelveränderungen
Paronychie tritt bei 12% bis 40% der Patienten auf Entwickelt sich 4 bis 8 Wochen nach Therapiebeginn
Verwendung mit Einverständnis von Mitchell EP, et al. Oncology. 2007;21(suppl 5):4-9.
Nägel zu Therapiebeginn gründlich untersuchen (Hände und Füße) Rechtzeitig tägliche topische Behandlung mit antiseptischen Seifen oder Cremes
Grad 1 Grad 2 Grad 3
Nagelveränderungen: Behandlung
Trockenpaste aus Antiseptikum (z.B. Chlorhexidin), Antimykotikum (z.B. Nystatin) und/oder topischem Corticosteroid
Silbernitrat für Pyogenes Granulom Orale Tetracycline können die Schwere der Paronychie
mildern NSAID* können symptomatisch eingesetzt werden Anti S. aureus Antibiotica (z.B. Flucloxacillin oder
Cefuroxim axetil) im Falle einer Superinfektion
Lacouture ME et al. Oncology. 2007;21(11suppl5):17-21Segaert S & Van Cutsem E. Oncology. 2007;21(11suppl5):22-6
*NSAID: non steroidal anti inflammatory drugs = nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR)
Haarveränderungen
Trichomegalie: Gesteigertes Wimpernwachstum– Kürzen
Hypertrichose: Gesteigertes Haarwachstum im Gesicht
– Eflornithin Creme– Laser-Epilation
Verwendung mit Einverständnis von Roe E et al. J Am Acad Dermatol. 2006;55:429-37Verwendung mit Einverständnis von Mitchell EP et al. Oncology. 2007;21(11suppl 5):4-9
EGFR-Inhibitor-vermittelte Hautreaktionen: Präventive Maßnahmen - Tipps für den Patienten
Lauwarmes Wasser, Bade-/Dusch-Öl zur Körperhygiene Milde Seifen und Shampoos für den täglichen Gebrauch Makeup darf benutzt werden außer in floriden Phasen Feuchtigkeitscremes für Hände, Füße und Extremitäten Exzessive Sonnenexposition sollte vermieden werden; ein
Sonnenschutz LSF ≥20 sowie eine Kopfbedeckung werden empfohlen
Vermeidung rezeptfreier Akne-Präparate (zu hautreizend)
Lacouture ME et al. Commun Oncol. 2008;5:413-14Pérez-Soler R et al. Oncologist. 2005;10:345-56Lacouture ME. Cancer Nurs. 2007;30(suppl1):S17-S26Segaert S & Van Cutsem E. Oncology. 2007;21(11suppl5):22-6
Prophylaktische Behandlung der EGFR-Inhibitor-vermittelten Hautreaktionen
Mitchell E et al. J Clin Oncol 28:1351-1357
Stratifikation mittels CT (im Ermessen des Forschers)
Q8W or Q9W
n = 48
n = 47
Tumoransprechen
ProphylaktischeHautbehandlung
ReaktiveHautbehandlung
Wöchentliche Kontrolle der Haut in Woche 1-7
6 Wochen
Primäres Studienziel : Unterschied der Inzidenzraten von ≥ Grad 2 Hauttoxizitäten Sekundäre Studienziele: Sicherheit und Wirksamkeit
vorbehandelte mCRC
Patienten n=95
1:1
RANDOMISIERUNG
STEPP: Panitumumab + FOLFIRI oder Irinotecan in der Zweitlinientherapie des mCRC (Phase 2)
Regime zurprophylaktischenHautbehandlung
Frequenz
Feuchtigkeitscreme täglich
Topisches Steroid (1% hydrocortisone) täglich
Doxycycline (100 mg) 2 x täglich
Sonnenschutz (SPF ≥15)
Vor Licht- Exposition
Prophylaktische Hautbehandlung
n = 48
Reaktive Hautbehandlung
n = 47
Patienten mit Grad 2 oder schwererer Hauttoxizität1 – n (%)
14 (29) 29 (62)
Odds Ratio (95% KI) 0.3 (0.1, 0.6)
Grad 2 – n (%) 11 (23) 19 (40)Grad 3 – n (%) 3 (6) 10 (21)
1 Spezielle Hautreaktionen laut Protokoll
Inzidenz von Hautreaktionen (≥ Grad 2) im prophylaktischen vs reaktiven Behandlungsarm
Die Inzidenz von spezifischen ≥ Grad 2 Hautreaktionen während der 6-wöchigen Hautbehandlung konnte im prophylaktischen Arm im Vergleich zum reaktiven Arm um mehr als 50% reduziert werden
Mitchell E et al. J Clin Oncol 28:1351-1357
Ereignisse Median (95% KI) n (%) Wochen
Prophylaktisch 14 (29) NR Reaktiv 29 (62) 2.1 (2.1, 6.3)
Wochen
Prophylaktisch n 48 44 36 27 0Reaktiv n 47 36 18 16 0
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90%100%
0 2 4 6 8
Kaplan-Meier Kurve der Zeit bis zum ersten Auftreten von ≥ Grad 2 Hautreaktionen
Time to event
Mitchell E et al. J Clin Oncol 28:1351-1357
EGFR-Inhibitor-vermittelte Hautreaktionen: Zusammenfassung
Wirkstoffklassen-Effekt von EGFR-Inhibitoren Akneiformer Hautausschlag ist die häufigste Reaktion Korrelation der Hautausschlagsinzidenz/-schwere und des
Therapieergebnisses wurde beobachtet Andere häufige Nebenwirkungen sind Xerose, Ekzeme, Fissuren,
Pruritus, Weichteiltoxizität und Veränderungen der Haare, der Nägel und der Schleimhäute
EGFR-Inhibitor-vermittelte Hautreaktionen sind in den meisten Fällen erfolgreich behandelbar
Verfügbare Leitlinien basieren eher auf Expertenmeinungen und klinischer Erfahrung als auf klinischer Evidenz
Die Rolle der prophylaktischen Hautbehandlung ist weiter zu untersuchen
Potthoff K et al. Arzneimitteltherapie 2010;28:191-8Potthoff K et al. Annals of Oncology 2011; 22: 524–535
Therapie und Prophylaxe EGFR-Inhibitor induzierter Hautreaktionen: A german expert opinion
Interdisciplinary management of EGFR-inhibitor-induced skin reactions: a German expert opinion
K. Potthoff, R. Hofheinz, JC Hassel, M. Volkenandt,F. Lordick, JT Hartmann, M. Karthaus, H. Riess,
HP Lipp, A. Hauschild, T. Trarbach, A. Wollenberg
Therapie und Prophylaxe EGFR-Inhibitor-induzierter Hautreaktionen
K. Potthoff, JC Hassel, A. Wollenberg und R. Hofheinz Arzneimitteltherapie 2010;28:191-8
Potthoff K et al. Annals of Oncology 22: 524–535, 2011
Hautreaktionen sind reversibel und meist in jedem Stadium behandelbar
Besserung durch Behandlung schon nach 3-5 Tagen, nach 1 Woche klinisch relevanter Benefit Komplette Abheilung nach Absetzen der Therapie i.d.R. nach 4 Wochen
Beeinflussbar durch präventive Maßnahmen Adäquates Hautmanagement unterstützt den Therapieerfolg und kann die Lebensqualität verbessern
Therapieempfehlungen basieren auf Expertenmeinungen und klinischer Erfahrung, nicht auf kontrollierten, randomisierten klinischen Prüfungen
Therapie und Prophylaxe von Hautreaktionen
Potthoff K et al. Arzneimitteltherapie 2010;28:191-8
Modifiziert nach Potthoff K et al. Annals of Oncology 2011; 22: 524–535
Typischer Zeitverlauf der EGFR-Inhibitor- induzierten Hautreaktionen
• Art der EGFR-Inhibitor induzierten Hautreaktionen variiert in Abhängigkeit von der Therapiedauer • Hautreaktionen in früher Phase und später Phase unterscheidbar
Wochen Monate Zeit
Sym
ptom
inte
nsitä
t
Paronychie
Akneiformer Hautausschlag
Hauttrockenheit/Juckreiz
Frühe Phase: Allgemeine Empfehlungen
• Ab Beginn der EGFR-Inhibitor Therapie empfohlen• Prävention: Basispflege und ausreichend Sonnenschutz
Waschen mit lauwarmem Wasser Verwendung von pH5-neutralen Bade-/Duschölen oder Syndets, z.B. Dermowas Seife®
Regelmäßige und konsequente Hautpflege (morgens und abends, insbesondere nach dem Waschen/Duschen Frühe Phase: Gesicht: Tagescreme (parfümfrei, schnell einziehend, nicht fettend), z.B. Hydroderm® Gesichtsfluid
Körper: z.B. Bepanthol® KörperlotionSpäte Phase: Gesicht: Tagescreme rückfettend, bei ausgeprägter Trockenheit ggf.
Bepanthen® Wund- und HeilsalbeKörper: Körperlotion rückfettend mit 5-10% Urea, z.B. Excipal U Lipolotio®, pH5- Eucerin
Lotion®, Allergika Lipolotio®
Konsequenter Lichtschutz: Tagescreme mit LSF ≥ 30, UVA/UVB-Schutz (z.B. Daylong®), entsprechende Kleidung, ggf. Sonnenhut
Was wird empfohlen?
Was sollte gemieden werden ? Heißes Föhnen der Haare Starkes Rubbeln mit dem Handtuch Direkte Sonneneinstrahlung, Hitze und Feuchtigkeit Manipulationen (Steigerng der Infektgefahr, Narbenbildung) Rasieren (Mikrotraumatisierung) Okklusionseffekte Zu enges Schuhwerk
Modifiziert nach Potthoff K et al. Arzneimitteltherapie 2010;28:191-8
Basispflege (hydratisierend, schnell einziehend, nicht fettend)
Topische Behandlung: Antibiotika-haltige Creme 2 x täglich, z.B. Metronidazol (z.B. Metrocreme®) oder Nadifloxacin (Nadixa®) morgens und abends, oder Erythromycin topisch (z.B Aknemycin®, Aknefug® EL) morgens und abends
Zusätzlich orale systemische Antibiotikatherapie: Tetracyclin per os, z.B. Doxycyclin 100 mg 1-0-1 oder Minocyclin 50 mg 1-0-1 (z.B. Minakne®), oder Nadifloxacin-Creme plus Prednicarbat-Creme (z.B. Dermatop®)
Tripel-Therapie mit Isotretinoin* (z.B. Aknefug® Iso) plus Nadifloxacin-Creme plus Prednicarbat-Creme oder systemische Glucocorticoide oder Antibiotika nach Antibiogramm
Bei Impetiginisation gezielte Antibiotikatherapie nach Antibiogramm
Grad 1
Grad 2
Grad 3
Grad 4
* CAVE: Isotretinoin darf aufgrund der Gefahr eines gefährlichen Anstiegs des Hirndrucks nicht mit oralen Tetracyclinen kombiniert werden!
Stufenschema* zur Behandlung des akneiformen Exanthems
Modifiziert nach Potthoff K et al. Arzneimitteltherapie 2010;28:191-8
Mild
Moderat
Schwer
• Phasen – und gradspezifische symptomatische Therapie
* Therapieempfehlung basierend auf Expertenmeinungen und klinischer Erfahrung, nicht auf kontrollierten, randomisierten klinischen Prüfungen
Basispflege (Polidocanol-haltige Creme und Lotion, z.B. Optiderm® Lotion)
Ggf. zusätzliche orale Antihistaminika, z.B. Diphenhydramin, Dimetinden, Cetrizin, Levocetrizin, Desloratadin, Fexofenadin, Clemastin
Orale Antihistaminika (Auswahl siehe Grad 1), ggf. zusätzlich topische Glucocorticoide, z.B. Prednicarbat-Salbe 0,25% (z.B. Dermatop®)
Zusätzlich topische Glucocorticoide, z.B. Prednicarbat-Creme 0,25% (z.B. Dermatop®)
Grad 1
Grad 2
Grad 3
Therapieempfehlung* bei Pruritus
Modifiziert nach Potthoff K et al. Arzneimitteltherapie 2010;28:191-8
Mild
Moderat
Schwer
• Frühzeitige und konsequente Behandlung kann Juckreiz deutlich lindern und damit die Lebensqualität verbessern
* Therapieempfehlung basierend auf Expertenmeinungen und klinischer Erfahrung, nicht auf kontrollierten, randomisierten klinischen Prüfungen
Späte Phase: Basispflege zur Prävention der Xerosis cutis und ihrer Folgeerscheinungen
• Die für Spätphase charakteristischen Hautreaktionen bedürfen anderer Basispflege als die der Frühphase
Lauwarmes Wasser Körperhygiene mit Bade-/Duschöl, z.B. Eucerin® pH5 Duschöl, Balmandon® Ölbad Feuchtigkeitsspendende, rückfettende Hautpflege Urea 5-10%), z.B. Optiderm® Creme,
Bepanthol® Körperlotion, Allergika Lipolotio® Urea 5%, Excipal U Lipolotio®
Prävention von Xerose, Exzem und Fissuren
Prävention von Paronchychien: Nägel zu Therapiebeginn gründlich untersuchen (Hände, Füße) Weite Schuhe, Druck vermeiden! Auf Hygiene achten, z.B. täglich desinfizierende Maßnahmen, z.B. mit Dermowas®
Seife, antiseptischen Bädern (Betaisadona® /Octenisept® Lösung)
Modifiziert nach Potthoff K et al. Arzneimitteltherapie 2010;28:191-8
Mundhygiene: Zähneputzen mit weicher Zahnbürste, Mundspülung 3-mal täglich, z.B. mit Glandomed® Mundspüllösung
Vermeidung schlecht sitzender Zahnprothesen
Prävention von Mukositis/Stomatitis:
Therapieempfehlung* für Hautreaktionen der späten Phase Xerose und Ekzem (1)
Grad 1 (mild)
HautreaktionXerosis cutis
Grad 2 (moderat)
Grad 3 (schwer)
Gesicht: rückfettende feuchtigkeitsspendende Tagespflege Körper: Feuchtigkeitslotion mit 5-10% Urea, z.B. Eucerin® 10% Urea, Allergika Lipolotio® Urea 5%, Excipal U Lipolotio
Bei xerotischer –entzündlichen Veränderungen ggf. zusätzlich topische Glucocorticoide, z.B. Prednicarbat-Salbe 0,25%
Bei xerotischer Dermatitis zusätzlich topische Glucocorticoide mit höherem Wirkungspotenzial, z.B. Mometason-Furoat (z.B. Ecural Salbe® bzw. Fettcreme
Empfohlene Therapie
Grad 1 (mild)
Trockenheit der Mundschleimhaut
Grad 2 (moderat)
Antiphlogistika, z.B. Kamille, Salbeitee Mundspülung mit Glandomed® Spüllösung Lokalanäthetsika: z.B. Lidocain (z.B. Xylocain® Gel 2 , Dynexan® Mundgel bzw. Salbe® ), Benzocain (z.B. Anaesthesin Lutschtabletten Bei Soor ggf. zusätzlich Antimykotika: z.B. Ampho Moronal® 3-mal täglichoder Fluconazol per os Bei Schmerzen ggf. systemische Analgetika: z.B. transdermales Fentanyl-Pflaster (z.B. Durogesic® Pflaster, Beginn mit Wirkstärke
12 µg/h)
Ekzem Topische Glucocorticoide, z.B. Prednicarbat-Salbe 0,25%
Modifiziert nach Potthoff K et al. Arzneimitteltherapie 2010;28:191-8
* Therapieempfehlung basierend auf Expertenmeinungen und klinischer Erfahrung, nicht auf kontrollierten, randomisierten klinischen Prüfungen
Therapieempfehlung* für Hautreaktionen der späten Phase: Fissuren und Paronchien (2)
Hautreaktion Empfohlene Therapie
Modifiziert nach Potthoff K et al. Arzneimitteltherapie 2010;28:191-8
Grad 1 (mild)
Paronychien
Grad 2 (moderat)
Grad 3 (schwer)
Antiseptische Lokaltherapie (z.B. Octenisept®, Kaliumpermanganat, Braunovidon®) Bei n.a. mykotische Superinfektion: z.B. Batrafen® -Creme oder –Lösung Bei v.a. gramnegative Erreger: topische Aminoglykosid-Antibiotika Ggf. orale Tetracycline (können die Schwere der Paronychie durch immunmodulierende und antientzündliche Effekte mildern) Bei starken Schmerzen: ggf. symptomatisch nichtsteroidale Antiphlogistika (z.B. Ibuprofen, Diclofenac) ggf. Ruhigstellung durch
vorsichtiges „Tapen“
Orale Antibiotikatherapie nach Antibiogramm, kalkuliert orale Cephalosporine oder orale Chinolone Schienung des Nagels in Röhrchentechnik Ultima ratio: chirurgische Nagelextraktion in Leitungsanästhesie
Grad 4 (lebens-bedrohlich)
i.v. Antibiotika nach Antibiogramm, individuelle Therapie
Grad 1 (mild)
Fissuren
Grad 2 (moderat)
Grad 3 (schwer)
Antiseptische Bäder, z.B. mit Kaliumpermanganat (Verdünnung 1:100000), Octenisept-Lösung Feuchtes Okklusivmilieu, z.B. Hydrokolloid-Verbände zur Nacht (z.B. mit Varihesive® extradünn), Baumwollhandschuhe Touchieren mit Silbernitratlösung Noch experimentell; Cyanoacrylatkleber (z.B. Dermabond®, Truglue®)
Ggf. zusätzlich orale Antibiotikatherapie, z.B. Doxycyclin 100 mg 1-0-1
Zusätzlich orale Antibiotikatherapie, z.B. Doxycyclin 100 mg 1-0-1
* Therapieempfehlung basierend auf Expertenmeinungen und klinischer Erfahrung, nicht auf kontrollierten, randomisierten klinischen Prüfungen
EGFR-Inhibitor-induzierte Hautreaktionen • Wirkstoffklassen-Effekt von EGFR-Inhibitoren• Häufigste Nebenwirkung: Akneiformes Exanthem (ca. 90 %)• z.T. Korrelation von schweren Hautreaktionen mit besserem Therapieergebnis1
Hautreaktionen sind reversibel und meist in jedem Stadium behandelbar
Hautreaktionen bilden sich i.d.R. nach Absetzen der Therapie vollständig zurück
Adäquates Hautmanagement unterstützt den Therapieerfolg und kann die Lebensqualität verbessern
Zusammenfassung
1 Price T et al. J Clin Oncol 2010;28(suppl.15) abstract 3529Douillard JY et al. J Clin Oncol 2010;28(suppl.15) abstract 3528
Zusammenfassung (Fortsetzung)Folgerungen für die Praxis
Potthoff K et al. Arzneimitteltherapie 2010;28:191-8
Frühzeitige Invervention unbeding indiziert Prophylaxe
• Sonnenschutz; Basispflege mit pH-neutraler Feuchtigkeitslotion
Symptomatische Therapie: phasen – und schweregradspezifisch• Basispflege, v.a. gute Hygiene & Feuchtigkeitslotion• Phasenspezifische Therapie:
Frühe Phase: Feuchtigkeitslotion (v.a. hydratisierend) Späte Phase: Rückfettende Feuchtigkeitslotion 5-10 % Urea, ggf. Fettsalbe
• Antihistaminika (lokal, oral)
Spezifische Therapie der akneiformen Hautreaktion• Topische Antibiotika frühzeitig, d.h. möglichst ab Grad 1.• Systemische Antibiotika per oral spätestens ab Grad 2 !
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PMO-DEU-AMG-1125-2010