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34_results_Deutsche Bank
Ein Ort für junge TalenteIm April eröffnet die Deutsche Bank Unter den Linden in Berlin die Deutsche Bank KunstHalle. Das Ziel: aktueller internationaler Kunst eine Plattform bieten
Ab April mit neuem Namen und neuem Konzept: die KunstHalle in Berlin
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Blut, überall Blut. Das ist jedoch nur der erste Ein-
druck. Denn es ist rote Farbe, die Imran Qureshi
kübelweise auf Böden, Plätze und Wände schüt-
tet. Auf dem fl eckigen Grund zeichnet er winzig kleine
Blüten und Blätter, die wie zarte Hoffnungsschimmer
emporwachsen. „Ich suche den Dialog zwischen Leben
und der Zerstörung von Leben“, sagt der pakistanische
Maler, der zu den wichtigsten Kulturbotschaftern der
islamischen Welt zählt.
Die Deutsche Bank hat Imran Qureshi zum „Künstler
des Jahres“ 2013 gewählt. Nach Wangechi Mutu 2010,
Yto Barrada 2011 und Roman Ondák 2012 ist er der Vier-
te, der diese Auszeichnung erhält. Seine Ausstellung
Blut oder Blumen? Imran Qureshi verbindet in seiner Kunst Gewalt und Friedenshoffnung
schlägt jedoch ein neues Kapitel auf: Sie eröffnet die
Deutsche Bank KunstHalle, eine global ausgerichtete
Plattform für zeitgenössische Kunst.
Neuer Name, neues Konzept, nur der Ort ist der alte
geblieben. Die Deutsche Bank KunstHalle hat die Räu-
me bezogen, in denen bislang das Deutsche Guggen-
heim zu fi nden war – im historischen Stammsitz der
Deutschen Bank Unter den Linden.
Es schien zunächst wie ein Verlust für die Kunst-
metropole Berlin, als die Deutsche Bank und die US-
amerikanische Solomon R. Guggenheim Foundation
bekanntgaben, die Zusammenarbeit zum Jahresende
2012 auslaufen zu lassen. Mit mehr als 60 Aus-
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PERSPEKTIVEN_Deutsche Bank KunstHalle
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stellungen und rund zwei Millionen Besuchern
hatte sich die Institution fest in der Kunstmetropole
Berlin positioniert. Doch mit ihrer eigenen KunstHalle
knüpft die Deutsche Bank nun nahtlos an die 15-jährige
Erfolgs geschichte an. „Wir setzen die Zusammenarbeit
mit renommierten Museen, Institutionen und Samm-
lungen fort – aber mit einem noch internationaleren,
jüngeren und facettenreichen Programm“, so Stefan
Krause, im Vorstand der Deutschen Bank auch für das
Kunst engagement zuständig. „Die KunstHalle soll der
Ort sein, wo junge, vielversprechende Talente zuerst zu
sehen sein werden.“
„Stand bislang die Achse New York–Berlin im
Fokus, so setzen wir nun auch auf den Austausch mit
Museen in Rio de Janeiro, London, Warschau oder
Johannesburg“, sagt Friedhelm Hütte, der als Leiter der
Kunstabteilung der Bank das Programm der Kunsthalle
prägt. Das entspricht auch dem Profi l der hauseigenen
Sammlung, die künftig stärker ins Rampenlicht rücken
soll: „In den vergangenen 15 Jahren hat sich die Samm-
lung Deutsche Bank erheblich weiterentwickelt. Wir
haben tolle neue Werke dazubekommen, die wir den
Menschen nahebringen wollen. Berlin bietet dafür ein
perfektes Schaufenster.“
Vier Ausstellungen pro Jahr will die Deutsche Bank
KunstHalle Unter den Linden künftig zeigen. Zwei kom-
men jeweils aus dem eigenen Haus, zwei entstehen in
Zusammenarbeit mit anderen Museen. Als externe
Berater steht der Bank nach wie vor das bewährte
Kuratoren team, bestehend aus Okwui Enwezor, Hou
Hanru und Udo Kittelmann, zur Seite. Neu in den Kreis
stößt Victoria Noorthoorn, die 2011 die Biennale von
Lyon kuratierte und im Herbst die Schau „Internationa-
le Zeichnungen nach 1945 – Sammlung Deutsche Bank“
betreuen wird.
Auf der Karte internationaler Gegenwartskunst war
Pakistan bis vor wenigen Jahren ein weißer Fleck. In-
zwischen rückt das Land – auch dank des „Künstlers
der Jahres“ Imran Qureshi – zunehmend in den Fokus.
Qureshi wurde 1972 in Hyderabad geboren und stu-
dierte Miniaturmalerei am National College of Arts in
Lahore – an der Hochschule, an der er heute selbst un-
„Berlin bietet ein perfektes Schaufenster“
Blutiges Gefängnis vor Ikonengold: Das Bild von 2011 trägt den Titel „Segenswünsche für das Land meiner Liebe“
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Weitere Informationen
Kontakt
p Deutsche Bank KunstHalle,
Unter den Linden 13/15, 10117 Berlin
www.deutsche-bank-kunsthalle.de
Ausstellung
p „Künstler des Jahres“: 19. April bis 4. August 2013,
geöffnet täglich 10 bis 20 Uhr
Junge Kunst aus 40 LändernSeit mehr als 30 Jahren setzt die
Deutsche Bank auf die kreative
Kraft der Kunst am Arbeitsplatz.
Begründet von Herbert Zapp
(Vorstandsmitglied 1977–94),
entwickelte sich die hauseigene
Sammlung rasch zu der größ-
ten Unternehmenskollek tion
weltweit. Mit der immer stärke-
ren Globalität der Bank verän-
derte sich Anfang der 90er Jahre
auch das Sammlungskonzept.
In der Frankfurter Zentrale doku-
mentieren heute Arbeiten
auf Papier und Fotografi en von
mehr als 100 jungen Künstlern
aus 40 Ländern das inter-
nationale Kunst engagement
der Deutschen Bank.
terrichtet. Anfang der 90er Jahre gehörte er zur ersten
Generation pakistanischer Künstler, die das Vokabular
(westlicher) Gegenwartskunst mit Motiven, Symbolik
und Ornamenten der 400 Jahre alten Moghul-Schule
verbanden, um die Möglichkeiten einer zeitgenössi-
schen Miniaturmalerei auszuloten.
Qureshi ist ausgesprochen vielseitig: Er malt en
miniature, experimentiert mit Körperabdrücken auf
Papier (die er dann wieder übermalt) und schafft be-
eindruckende, raumgreifende Wand-und-Boden-Instal-
lationen. In allen drei Bereichen greift der 40-jährige
Künstler die virulenten Themen der globalisierten Ge-
sellschaft auf: Identität, Religiosität, der Zusammen-
stoß von Kulturen.
Immer wieder sind die Probleme Pakistans ein
Thema, doch dem Künstler geht es nicht allein um
die Zustände im eigenen Land. Seine Kunst richtet
sich generell gegen Zensur und Unterdrückung. Sie
wirkt sanft, melancholisch und poetisch – und birgt
dabei doch eine erstaunlich subversive Kraft. Bestes
Beispiel ist „Moderate Enlightenment“, eine Serie von
idyllisch anmutenden Miniaturporträts, deren Titel die
Forderung des ehemaligen pakistanischen Präsidenten
Pervez Musharraf zitiert. Vordergründig wirken die vir-
tuos gezeichneten Figuren – Männer und Frauen vor
Ideallandschaften und/oder Blattgold – ganz in ihrer
Tradition und Spiritualität verhaftet, dabei machen
modische Accessoires wie Kuriertaschen, Jeans und
Laufschuhe deutlich, dass die Fetische globaler Frei-
zeitkultur längt auch den Islam erobert haben.
Unter dem Eindruck von Bombenattentaten in sei-
ner unmittelbaren Nachbarschaft schuf Qureshi für
die Biennalen in Shariqah (Vereinte Arabische Emira-
te, 2011) und Sydney (2012) die bislang wohl schönsten
und erschreckendsten Installationen. In der Manier des
Action-Painting verwandelte er zwei ganz unterschied-
liche Schauplätze – einen arabischen Innenhof und die
Trockendocks auf Cockatoo Island – mit roter Farbe in
Schlachtfelder. Erst bei genauerem Hinsehen bemerkt
man die fi ligrane Binnenstruktur mit den wunderschö-
nen Blütenornamenten, die als Symbol des Lebens
über den Tod triumphieren.
Westliche Medien zeigen Pakistan fast ausschließ-
lich als ein von Auseinandersetzungen zerrissenes
Land. Imran Qureshi jedoch steht für ein anderes Pa-
kistan. Seine Kunst zeigt, dass die Menschen am Indus
die Hoffnung auf Frieden nicht aufgegeben haben.
ISABELLE HOFMANN
RUBRIK_Thema Blindtext
Künstler des Jahres 2013: Der Pakistaner Imran Qureshi schuf die blauen Blüten am Lüftungsschacht für die Kunstbiennale in Singapur
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