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30.11.2010 Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII 1

Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

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Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII. 30.11.2010. Semantik. Semantik. Die Semantik (aus gr . σημαίνειν ‘bezeichnen’, ‘anzeigen’) ist ein Teilbereich der Semiotik und befasst sich mit der Bedeutung sprachlicher Zeichen, die aus drei verschiedenen Relationen hervorgeht. - PowerPoint PPT Presentation

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Page 1: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

30.11.2010

Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

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Page 2: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Semantik

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Page 3: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

SemantikDie Semantik (aus gr. σημαίνειν ‘bezeichnen’,

‘anzeigen’) ist ein Teilbereich der Semiotik und befasst sich mit der Bedeutung sprachlicher Zeichen, die aus drei verschiedenen Relationen hervorgeht.

Diese sind abhängig von der Beziehung zur außersprachlichen Umwelt (=

Referenz des sprachlichen Zeichens), von der Beziehung zu anderen sprachlichen

Zeichen (= Regeln des Gebrauchs sprachlicher Zeichen

sowie von der Ausdrucksabsicht des Sprechers (= das Gemeinte).

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Page 4: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Semantik - SEMASIOLOGIE

Semasiologie (= geht von der Form aus und Fragt nach den Inhalten)

lat. HOMO, -INIS

„Mensch“„Mann“

„Ehemann“„…“

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Page 5: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Semantik - SEMASIOLOGIEWörterbucheintrag (der Inhalt des Ausdrucks

HOMO)

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Page 6: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Semantik - ONOMASIOLOGIEOnomasiologie (= Frage nach den

Ausdrucksmöglichkeiten für bestimmte Inhalte)

„Ehefrau“

klat. UXOR, -ORIS

klat. MULIER, -IERIS

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Page 7: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Semantik - ZEICHENMODELLEZeichenmodelle (1)

Ferdinand des Saussurearbiträres Verhältnis

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Page 8: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Semantik - ZEICHENMODELLEZeichenmodelle (2)

Ogden/Richards

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Page 9: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

SemantikArbitrarität (Willkürlichkeit des sprachlichen

Zeichens)Die Arbitrarität ist relativ

Motiviertheit des sprachlichen Zeichens

it. il fumo sp. el humo

it. fumare sp. fumar

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Page 10: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

SemantikPolysemie: eine Form – verschiedene

Bedeutungen

frz. figure

„Figur“„Gestalt“

„Aussehen“„Gesicht“

„Bild“ (bei Spielkarten)

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Page 11: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

SemantikDie Semantik lässt sich grob in die

folgenden vier Teilbereiche untergliedern(1) Wortsemantik (2) Satzsemantik (3) Textsemantik (4) Diskurssemantik

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Page 12: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

SemantikWORTSEMANTIK

Die Wortsemantik ist sowohl ein Teil der lexikalischen Semantik als auch ein Teil der semantischen Interpretation, welche die Relationen zwischen Wörtern und der realen Welt definiert.

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Page 13: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

SemantikWORTSEMANTIK

Die Satzsemantik untersucht, wie aus der Bedeutung einzelner Wörter durch ein festes Inventar an Verknüpfungsregeln die Bedeutung von größeren syntaktischen Einheiten Phrasen, Satzgliedern, Teilsätzen und ganzen Sätzen hervorgeht.

Die Interpretation eines Satzes muss dabei auf einer Analyse seiner syntaktischen Struktur aufgebaut werden.

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Page 14: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

SemantikTEXTSEMANTIK

Die Textsemantik konzentriert sich auf die Analyse der Kombination von Sätzen als reeller oder hypothetischer Sachverhalte zu Erzählungs-, Beschreibungs- oder Argumenta-tionszusammenhängen.

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Page 15: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

SemantikDISKURSSEMANTIK

Die Diskurssemantik arbeitet auf der Ebene von Texten verschiedener Personen, die miteinander in Beziehung stehen (Diskussion, Unterhaltung, Lehrveranstaltung…).

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Page 16: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Semantik - WissenschaftsgeschichteAls Begründer der modernen

Semantik gilt der französische Philologe Michel Jules Alfred Bréal (1832-1915) mit seinem Aufsatz Essai de Sémantique (1897).

In seinem Cours de linguistique générale (1916) geht auch Bréals Schüler Ferdinand de Saussure auf semantische Fragestellungen ein.

Er unterscheidet zwischen einem Lautbild (signifiant) und einer gedanklichen Vorstellung (signifié).

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Page 17: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Semantik - WissenschaftsgeschichteDer sprachhistorisch ausgerichtete

Germanist Jost Trier (1894-1970) entwickelte 1931 die lexikalische Feldtheorie. Wenn ein einzelnes Wort eine semantische

Veränderung erfährt, dann ändert sich schließlich die ganze Struktur des lexikalischen Feldes.

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Page 18: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Semantik - WissenschaftsgeschichteDie strukturelle Semantik

Eine selbständige strukturelle Semantik entwickelte sich seit den 50er und 60er Jahren in Europa.

Die strukturalistisch orientierten Linguisten übertrugen das im Rahmen der Phonologie übernommene Prinzip der distinktiven Merkmale auf die Semantik.

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Page 19: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Semantik - WissenschaftsgeschichteDie strukturelle Semantik

Der aus Ungarn stammende, aber vor allem in England lehrende Stephen Ullman (1914-1976) publizierte Werke wie The Principles of Semantics (1951), Précis de sémantique française (1952) sowie Semantics. An Introduction to the Science of Meaning (1962).

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Page 20: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Semantik - WissenschaftsgeschichteDie strukturelle Semantik

Der britische Linguist John Lyons brachte 1964 seine Structural Semantics heraus.

1966 erschien Bernard Pottiers (*1924) Sémantique e syntaxe.

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Page 21: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Strukturelle Semantik

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Page 22: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Semantik - WissenschaftsgeschichteDie generative Semantik

In Amerika machte sich in den 60er Jahren der Einfluss der Generativistik auch in der semantischen Betrachtung der Sprache bemerkbar.

Jarrold J. Katz und Jerry A. Fodor veröffentlichten 1963 in der Fachzeitschrift Language den Artikel „The Structure of a Semantik Theory“, in dem eine komponentielle Semantik vorgestellt wird.

Allerdings hat sich dieser Ansatz in der Generativistik nicht etablieren können.

Die lexikalische Semantik ging in der Generativistik schließlich in der Satzsemantik auf.

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Page 23: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Semantik - WissenschaftsgeschichteDie Prototypensemantik

Die Ende der 60er Jahre von der Psychologin Eleanor Rosch (*1938) entwickelte Prototypensemantik sorgte für einen kognitiven Paradigmenwechsel in der Linguistik.

Sie fand im Rahmen ihrer Untersuchungen heraus, dass die Menschen bei der Kategorisierung von Objekten des Alltags weniger nach abstrakten Kriterien vorgehen, sondern sich vielmehr an repräsentativen Vertretern (sogenannten Prototypen) in ihrer Umwelt orientieren.

So ist beispielsweise in Mitteleuropa der typische Vertreter für „Obst“ der Apfel oder für „Vogel“ der Spatz.

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Page 24: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Semantik - Wissenschaftsgeschichte

Prototypensemantik

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Page 25: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Semantik - Wissenschaftsgeschichte

Prototypensemantik

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Page 26: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Frames-Semantik („Rahmensemantik“)Die Verben

comprare / comprar / acheter und vendere / vender / vendre rufen beim Sprachbenutzer automatisch ein Handelsszenario hervor:Kunde, Käufer,

Geschäft, Ware, Geld etc.

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Page 27: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Lexikalische SemantikDie lexikalische Semantik unter

besonderer Berücksichtigung der WortsemantikDie lexikalische Semantik beschäftigt sich

sowohl mit der Bedeutung von Wörtern als auch mit der inneren Strukturierung des Wortschatzes insgesamt.

Die Wortsemantik ist sowohl ein Teil der lexikalischen Semantik als auch ein Teil der semantischen Interpretation, welche die Relationen zwischen Wörtern und der realen Welt definiert.

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Page 28: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Lexikalische Semantik

GRUNDBEGRIFFE

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Page 29: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Lexikalische Semantik - GrundbegriffeDenotation und Konnotation

Unter der Denotation versteht man die neutrale kontext- und situationsunabhängige Grundbedeutung eines sprachlichen Ausdrucks, während die Konnotation kontext- und situationsabhängig ist.

Aus denotativer Sicht bezieht sich it. volpe auf das Säugetier (Guarda, una volpe!).

Unter konnotativem Aspekt versteht man darunter hingegen eine schlaue Person (Sei proprio una volpe!).

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Page 30: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Lexikalische Semantik - Grundbegriffe

Denotat und Konnotat („Inhalt und Beigeschmack“)Konventionelle BedeutungAffektive Begleitvorstellungen

Frz. la lune – sp./it. la lunaDenotat Konnotat

„Erdtrabant“ „romanisch“

„unheimlich“

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Page 31: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Lexikalische Semantik - GrundbegriffeIntension und Extension

Der begriffliche Inhalt eines sprachlichen Ausdrucks (wie beispielsweise in einem Wörterbuch) wird als seine Intension bezeichnet.

So besteht der begriffliche Inhalt des Substantivs hombre, homme, homen, uomo aus den Inhalten [+Mann] und [+Mensch].

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Page 32: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

INTENSION

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Page 33: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Lexikalische Semantik - GrundbegriffeIntension und Extension

Unter der Extension eines sprachlichen Ausdrucks ist die Menge aller Menschen, Dinge, Sachverhalte etc. zu verstehen, auf die mit dem betreffenden Ausdruck Bezug genommen werden kann.

So verweist beispielsweise das Substantiv actor, acteur, attore prinzipiell auf sämtliche Schauspieler der Vergangenheit sowie der Gegenwart.

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Page 34: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

EXTENSION

actorattoreacteur

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Page 35: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Lexikalische Semantik - GrundbegriffeSem und Semem

Unter einem Sem versteht man das kleinste distinktive semantische Merkmal der Bedeutung eines Wortes.

Seme sind elementare Bedeutungselemente, die zum Aufbau der Bedeutung eines einfachen Wortes dienen.

Der Begriff wurde durch die französischen Linguisten Algirdas Julien Greimas (1917-1992) und Bernard Pottier (*1924) theoretisch ausgebaut.

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Page 36: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Lexikalische Semantik - GrundbegriffeSem und Semem

Der Begriff des Sems beruht auf der Annahme, dass man die Bedeutung von Wörtern (Lexemen) als eine Kombination solcher Seme beschreiben kann.

Jedes Wort sollte eine Kombination von Semen aufweisen, die es in mindestens einem dieser Seme von anderen Wörtern unterscheidet.

Die Bedeutung eines Wortes lässt sich im Rahmen einer Komponentenanalyse als eine bestimmte Konfiguration seiner Seme darstellen.

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Page 37: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Lexikalische Semantik – Grundbegriffe - KOMPONENTENANALYSE

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S = SEM

Page 38: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Lexikalische Semantik - GrundbegriffeSem und Semem

Unter einem Semem versteht man die Gesamtbedeutung von Wörtern, die als Kombination von Semen (d.h. von semantischen Merkmalen) auftritt.

Das Semem ist somit eine hierarchisch geordnete Struktur, bestehend aus den Semen des Wortes, das sich von dem Semem eines bedeutungsverwandten Wortes in wenigstens einem Sem unterscheiden sollte.

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Page 39: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Lexikalische Semantik - GrundbegriffeZum Semem des Substantivs it. ragazza /

sp. muchacha gehören u.a. die Seme [menschlich], [jung] und [weiblich], während zum Semem des Substantivs it. ragazzo / sp. muchacho die Seme [menschlich], [jung], [männlich], etc. gehören.

Die beiden Wörter unterscheiden sich durch die beiden Seme [männlich] und [weiblich].

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Page 40: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Lexikalische Semantik - GrundbegriffeSemantische Relationen

Zu den semantischen Relationen gehörenSynonymie Antonymie Homonymie PolysemieHyponymie Hyperonymie und Kohyperonymie Meronymie

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Page 41: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Lexikalische Semantik - Grundbegriffe

SYNONYMIE

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Page 42: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Semantik

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Page 43: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Erste Reflexionen über SynonymieFrankreich

Abbé de Pons (1683-1732), Dissertation sur les langues en général et sur la

langue françoise en particulier (1716)Der 3. Artikel „De la Richesse des Langues“

befasst sich mit der Problematik der Synonymeo Keine eigentlichen Synonyme im Frz. vorhandeno Der Reichtum einer Sprache besteht darin, dass

es in ihr keine vollkommenen Synonyme gibt.

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Page 44: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Erste Reflexionen über SynonymieFrankreich

Abbé GirardSynonymes francois, leurs

différentes significations…(1718) Die einzelnen Synonyme

enthalten alle dieselbe Grundvorstellung („idée principale“)

Jedes Synonym fügt der Grundvorstellung besondere Nebenvorstellungen hinzu („idées accessoires“)

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Page 45: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Erste Reflexionen über Synonymie

ItalienCarlo Costanzo Rabbi (1687-

1746)Sinonimi ed aggiunti italiani

raccolti da Carlo Costanzo Rabbi bolognese della Congregazione Agostiniana di Lombardia. Con un Trattato de’ sinonimi, degli aggiunti, e delle similitudini (11732)

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Page 46: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Erste Reflexionen über Synonymie

José López de la Huerta - 1789

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Page 47: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Erste Reflexionen über Synonymie

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Page 48: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Lexikalische Semantik – Grundbegriffe: SynonymieEchte und partielle Synonymie

Echte Synonymie ist eher selten. In den meisten Fällen handelt es sich

lediglich um eine partielle Synonymie.

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Page 49: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Lexikalische Semantik – Grundbegriffe: SynonymieZur Verdeutlichung der Problematik

verweist Dardano auf porzione, sezione und frazione, bei denen die Synonymie lediglich auf der gemeinsamen Bedeutung „Teil von etwas“ beruht (una porzione del tutto = una sezione del tutto = una frazione del tutto).

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Page 50: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Lexikalische Semantik – Grundbegriffe: SynonymieBei der konkreten Verwendung der Wörter

stößt die Synonymie jedoch schnell an ihre Grenzen: una porzione di torta

*una sezione di torta *una frazione di torta

una sezione di dell’ufficio *una porzione dell’ufficio *una frazione dell’ufficio

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Page 51: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Geosynonyme (it. geosinonimi)Eine charakteristische Erscheinung in der

italienischen Sprache sind vor allem die sogenannten Geosynonyme, d.h. ursprünglich dialektale Ausdrücke, die in die Standardsprache Eingang gefunden haben und jeweils die gleiche oder annähernd gleiche Bedeutung haben:

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Page 52: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Lexikalische Semantik – Grundbegriffe: AntonymieAntonymie

Unter Antonymie versteht man im Allgemeinen die Gegensätzlichkeit von Wortbedeutungen.

Auf lexikalischer Ebene können unterschiedliche Formen von Antonymie unterschieden werden (1) graduelle Antonymie (2) Komplementarität (3) Inkompatibilität (4) konverse und reverse Relation.

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Page 53: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Lexikalische Semantik – Grundbegriffe: graduelle AntonymieGraduelle Antonymie

Eine graduelle Antonymie liegt dann vor, wenn zwei Wörter einen Gegensatz zwischen zwei Polen bezeichnen, bei denen es aber noch diverse Abstufungen gibt.

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Page 54: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Lexikalische Semantik – Grundbegriffe: KomplementaritätKomplementarität

Von Komplementarität spricht man, wenn ein Bedeutungsgegensatz zwischen zwei Wörtern existiert und gleichzeitig aus der Negation des einen Wortes resultiert.

Man spricht in diesem Fall auch von kontradiktorischer Antonymie.homme – femmehombre – mujerhomem – mulheruomo - donna

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Page 55: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Lexikalische Semantik – Grundbegriffe: InkompatibilitätInkompatibilität

Inkompatibilität liegt bei zwei Wörtern vor, deren Relation auf dem Prinzip der Kohyponymie beruht.

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Page 56: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Lexikalische Semantik – Grundbegriffe:

Hyperonymmamifère

Ko-Hyponym

lion

Ko-Hyponym

tigre

Inkompatibilität

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Page 57: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Lexikalische Semantik – Grundbegriffe: konverse RelationKONVERSE RELATION

Bei einer konversen Relation bezeichnen zwei Wörter zwar denselben Vorgang, betrachten ihn aber aus zwei verschiedenen Blickwinkeln.

So beschreiben die Verben fr. acheter, it. comprare, sp. comprar (‘kaufen’) und frz. vendre, it. vendere, sp. vender (‘verkaufen’) gleichermaßen den Akt eines Handels, unterscheiden sich aber aufgrund ihrer Perspektive.

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Page 58: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Lexikalische Semantik – Grundbegriffe: reverse RelationEine reverse Relation liegt vor, wenn

zwei Lexeme inkompatibel sind. Dies ist z.B. dann der Fall, wenn beide Wörter

ein bestimmtes Geschehen bezeichnen, wobei das eine Wort den Anfang eines bestimmten Geschehens bezeichnet das andere hingegen das Ende, z.B. frz. commencer, it. cominciare, it. iniziare,

sp. empezar (‘beginnen’) und frz. finir, terminer, it. finire, it. terminare, sp. acabar, sp. terminar (‘beenden’).

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Page 59: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Lexikalische Semantik – Grundbegriffe: HomonymieHomonymie

Als Homonym wird ein Wort bezeichnet, das für verschiedene Begriffe stehen kann.

Im Falle von Homonymie handelt es sich um zwei oder mehr Wörter, die zwar den gleichen Signifikanten haben, nicht jedoch das gleiche Signifikat.

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Page 60: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Lexikalische Semantik – Grundbegriffe: PolysemiePolysemie

Unter Polysemie versteht man ein Wort, das infolge der Ausdifferenzierung eines gemeinsamen semantischen Kontextes für verschiedene Begriffe steht.

Ein Signifikant hat mehrere Signifikate, die aber miteinander in Verbindung stehen.

Ein gewisses Maß an Polysemie stellt in natürlichen Sprachen den Normalfall dar.

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Page 61: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Lexikalische Semantik – Grundbegriffe: Polysemie

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Page 62: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Lexikalische Semantik – Grundbegriffe: Polysemie

frz. voler

Polysemie

„stehlen“

„fliegen“

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Page 63: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Lexikalische Semantik – Grundbegriffe: Polysemie

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Page 64: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Lexikalische Semantik – Grundbegriffe: Hyponymie, Hyperonymie, KohyponymieHyponymie, Hyperonymie und

KohyponymieBei Hyponymie handelt es sich um den

Unterbegriff, bei Hyperonymie um den Oberbegriff.

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Page 65: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Lexikalische Semantik

Hyperonymmamifère

Hyponym

lion

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Page 66: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Lexikalische Semantik

Hyperonymmamifère

lion chien vache chat lièvre tigre

Kohyponyme

Hyponyme

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Page 67: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Lexikalische Semantik

Hyperonymmamifero

leone cane vacca gatto lepre tigre

Kohyponyme

Hyponyme

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Page 68: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Lexikalische Semantik – GrundbegriffeMeronymie

Unter Meronymie versteht man eine hierarchische Teil-Ganzes-Beziehung, etwa im Bereich der Körperteile.

Bei der Meronymie handelt es sich um eine lexikalische Unterordnungsbeziehung, die sich deutlich von der Hyponymie unterscheidet

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Page 69: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Lexikalische Semantik

corps

tête cou poitrine bras jambe

coude avant-bras main

poignet doitMeronymie

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Page 70: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Diachrone Semantik

Bedeutungswandel

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Page 71: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Diachrone SemantikPolysemie als Motivation für lexikalischen

WandelLat. ALTUS, -A, -UM

„hoch“ (von unten gemessen)

„hochragend“, „erhaben“

„tief“ (von oben gemessen)

„tief innerlich“

„laut“ (Stimme)

„fest“

„geheim“

„gründlich“

„breit“ (horizontal gemessen)

„weit zurückliegend“71

Page 72: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Diachrone Semantik

lat. ALTUS, -A, -UM

[von unten gemessen]

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Page 73: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Diachrone Semantik

lat. ALTUS, -A, -UM

[von oben gemessen]

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Page 74: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Diachrone Semantik

„hoch“

„tief“

vlat. ALTU, -A

Lückewird

gefülltvlat. *PROFUNDU

[Einschränkung der Polysemie/Spezialisierung]

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Page 75: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Diachrone Semantik

Das (neue) Antonym von ALTUS, -A, -UM

„tief“, „bodenlos“„hoch“ (Himmel) <poet.>

„weit“, „dicht“ (Wald, nacht)„bodenlos“, „unermesslich“

klat. PROFUNDUS, -A, -UM

[von oben gemessen]

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Page 76: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Diachrone Semantik

it. profondo, -a

(< lat. PROFUNDUS, -A, -UM)

[von oben gemessen]

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Page 77: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Diachrone Semantik

sp. hondo, -a

(< lat. (PRO)FUNDUS, -A, UM )

[von oben gemessen]

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Page 78: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Diachrone Semantik

frz. profond, -e

(< lat. PROFUNDUS, -A, -UM)

[von oben gemessen]

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Page 79: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Diachrone Semantik

it. bassofrz. bassp. bajo

vlat. *BASSUS

[von unten gemessen]

it./sp. altofrz. haut

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Page 80: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Diachrone Semantik

lat. ALTUS, -A, -UM

[horizontal gemessen]80

Page 81: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Diachrone Semantik

it. largo, -a (< lat. LARGUS, -A, -UM)

[horizontal gemessen]

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Page 82: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Diachrone Semantik

frz. large (< lat. LARGUS, -A, -UM)

[horizontal gemessen]

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Page 83: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Diachrone Semantik

sp. ancho (< lat. AMPLUS, -A, -UM)

[horizontal gemessen]

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Page 84: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Diachrone Semantik

[akustisch gemessen]

lat. ALTUS, -A, -UM

> it. alto, -a> sp. alto, -a „laut“> frz. haut, -e

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Page 85: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Diachrone Semantik

it. alto, -a

[von unten gemessen]

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Page 86: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Diachrone Semantik

sp. alto, -a

[von unten gemessen]

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Page 87: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Diachrone Semantik

frz. haut, -e

[von unten gemessen]

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Page 88: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Diachrone Semantik

Hyperonymie – Hyponymie (Oberbegriff - Unterbegriff)

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Page 89: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Diachrone Semantikklat. FRUMENTUM „Getreide“

„Weizen“ (= wichtigstes

Brotgetreide) = klat. TRITICUM> fr. froment (blé tendre)

„Weizen“> it. frumento „Weizen“> kat. forment (oder blat)

„Weizen“> asp. hormiento „Weizen“

(nsp. trigo < lat. triticum „Weizen“)

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Page 90: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Diachrone Semantik

FRUMENTUM

„Getreide“

TRITICUM

„Weizen“

SECALE

„Roggen“

HORDEUM

„Gerste“

Hyperonym

Hyponyme

[klass. Latein]

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Page 91: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Diachrone Semantik

FRUMENTUM

„Getreide“

TRITICUM

„Weizen“

SECALE

„Roggen“

HORDEUM

„Gerste“

Hyperonym

Hyponyme

[Vulgärlatein: Italien, Gallien]

[KommtaußerGebrauch]

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Page 92: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Diachrone Semantik

[Lücke]

FRUMENTUM„Weizen“

SECALE

„Roggen“

HORDEUM

„Gerste“

Hyperonym

Hyponyme

[Vulgärlatein: Italien, Gallien]

CĔRĔALIS

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Page 93: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Diachrone Semantik

CĔRĔALIS(Adj. „Getreide-“)

FRUMENTUM„Weizen“

SECALE

„Roggen“

HORDEUM

„Gerste“

CERES = Göttin des Ackerbaus

Hyperonym

Hyponyme 93

Page 94: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Diachrone Semantik

frz. céréales

„Getreide“

frz. frument

„Weizen“

frz. seigle

„Roggen“

frz. orge

„Gerste“

Hyperonym

Hyponyme 94

Page 95: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Diachrone Semantik

it. cereali

„Getreide“

it. frumento

„Weizen“

it. segale/-a

„Roggen“ „Gerste“

Hyperonym

Hyponyme

it. orzo

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Page 96: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Diachrone SemantikBedeutungsübertragung (Tropen)

MetapherTabuEuphemismus

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Page 97: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Diachrone SemantikMetapher:

Verblassen der ursprünglichen Affekthaftigkeit

Umwandlung von Metaphern in neue lexikalische Einheiten

Lexikalisierung von MetaphernEinsatz von Metaphern zur Vermeidung von

Tabuwörtern (Euphemismen)

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Page 98: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Diachrone Semantik

TESTA

in Gallien und Italien

Polysemie

[Metapher zur Bezeichnung des Kopfes]

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Page 99: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Diachrone Semantik

TESTA

in Gallien und Italien

Lexikalisierung

Neue Ausdrücke99

Page 100: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Diachrone Semantik

it. zuccafrz. citrouille

Polysemie

[Metapher zur Bezeichnung des Kopfes]

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Page 101: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Diachrone SemantikMetonymie

Lexem A steht in kausaler, räumlicher oder zeitlicher Beziehung zu Lexem B

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Page 102: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Diachrone Semantik

CAPITIA (< Pl. von CAPITIUM

„Kopföffnung einer Kutte“)

in Hispanien

Metonymie

sp. cabeza „Kopf“

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Page 103: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Diachrone Semantik

sp. coco

Polysemie

[Metapher zur Bezeichnung des Kopfes]

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Page 104: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Semantische Prozesse im ÜberblickBedeutungserweiterung

lat. VILLAM „Landhaus“ > frz. ville „Stadt“

Bedeutungsverringerung lat. CAPTIVUS, -A, -UM „gefangen“ > it. cattivo „vom Teufel

gefangen“ (< CAPTIVUS DIABOLI) > „böse“

BedeutungsspezialisierungALTUS, -A, -UM „hoch“, „tief“, „breit“ > frz. haut, -e, sp./it.

alto, -a „hoch“

Bedeutungsverbesserung lat. MANDUCARE „schmatzend/kauend essen“ > frz. manger,

it. mangiare

Bedeutungsverschlechterungarab. (AL-)WAZIR „Minister“ > sp. alguacil „Amtsdiener“

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Page 105: Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII

Diachrone SemantikVolksetymologie (Paraetymologie)

frz. jour ouvrable

„Tag, an dem gearbeitet wird“

„Tag, an dem die Geschäfte geöffnet haben“

afrz. ouvrer „arbeiten“

ouvrir „öffnen“ (< APERIRE)

lat. OPERARI operare105