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5 Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission Das im Druckspeicher vom Common Rail Einspritzsystem eingestellte Druckni- veau erreicht bei aktuellen Serieneinsätzen einen Maximalwert von 2000 bar [16]. Das Höchstniveau ist über die Generationen von Common-Rail- Einspritzsystemen systematisch angestiegen. Nach Pauer [17] gilt das Steige- rungspotenzial des Raildruckniveaus zur Minderung der Russemission als nicht erschöpft, da keine asymptotische Annäherung an einen Grenzwert festgestellt werden konnte. In diesem Kapitel sollen die physikalischen Zusammenhänge zwischen dem Einspritzdruck und der Russkonzentration im Abgas experimen- tell untersucht und dargestellt werden. Da der Einspritzdruck auf grund der Unzugänglichkeit der Düsenspitze für die Messtechnik im heißen Brennraum nicht direkt gemessen werden kann, wird zunächst eine Methode zur Bestimmung des mittleren Einspritzdrucks für die Haupteinspritzung vorgestellt. Unter Verwendung dieser Methode wird an- schließend empirisch das systematische Verhalten der Reduktion von Russemis- sion bei Steigerung des Einspritzdrucks ermittelt. Das gefundene Verhalten wird dann mit dem Verhalten für den Motorbetrieb mit rückgeführtem Abgas vergli- chen. Die so gefundenen Haupteinflussfaktoren werden in einem Modell für die durch den Einspritzdruck bedingte Gemischbildung im Kraftstoffstrahl einge- bracht und diskutiert. Durch die gezielte Variation der Parameter, welche das Brennverfahren beeinflussen, und durch die Analyse der davon abhängigen Russkonzentration im Abgas soll abgeleitet werden, von welchen Eigenschaften des Kraftstoffstrahls die Gemischbildung abhängig ist. 5.1 Bestimmungdes mittleren Einspritzdrucks während der Haupteinspritzung Für die Untersuchungen zum Einfluss des Einspritzdrucks auf die Russemissio- nen sind an dem verwendeten Common Rail Einspritzsystem zwei Injektortypen

Einspritzdruck bei modernen PKW-Dieselmotoren || Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

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Page 1: Einspritzdruck bei modernen PKW-Dieselmotoren || Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

5 Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

Das im Druckspeicher vom Common Rail Einspritzsystem eingestellte Druckni­

veau erreicht bei aktuellen Serieneinsätzen einen Maximalwert von 2000 bar

[16]. Das Höchstniveau ist über die Generationen von Common-Rail­

Einspritzsystemen systematisch angestiegen. Nach Pauer [17] gilt das Steige­

rungspotenzial des Raildruckniveaus zur Minderung der Russemission als nicht

erschöpft, da keine asymptotische Annäherung an einen Grenzwert festgestellt

werden konnte . In diesem Kapitel sollen die physikalischen Zusammenhänge

zwischen dem Einspritzdruck und der Russkonzentration im Abgas experimen­

tell untersucht und dargestellt werden.

Da der Einspritzdruck aufgrund der Unzugänglichkeit der Düsenspitze für die

Messtechnik im heißen Brennraum nicht direkt gemessen werden kann, wird

zunächst eine Methode zur Bestimmung des mittleren Einspritzdrucks für die

Haupteinspritzung vorgestellt. Unter Verwendung dieser Methode wird an­

schließend empirisch das systematische Verhalten der Reduktion von Russemis­

sion bei Steigerung des Einspritzdrucks ermittelt. Das gefundene Verhalten wird

dann mit dem Verhalten für den Motorbetrieb mit rückgeführtem Abgas vergli­

chen. Die so gefundenen Haupteinflussfaktoren werden in einem Modell für die

durch den Einspritzdruck bedingte Gemischbildung im Kraftstoffstrahl einge­

bracht und diskutiert. Durch die gezielte Variation der Parameter , welche das

Brennverfahren beeinflussen, und durch die Analyse der davon abhängigen

Russkonzentration im Abgas soll abgeleitet werden, von welchen Eigenschaften

des Kraftstoffstrahls die Gemischbildung abhängig ist.

5.1 Bestimmung des mittleren Einspritzdrucks während derHaupteinspritzung

Für die Untersuchungen zum Einfluss des Einspritzdrucks auf die Russemissio­

nen sind an dem verwendeten Common Rail Einspritzsystem zwei Injektortypen

Page 2: Einspritzdruck bei modernen PKW-Dieselmotoren || Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

76 Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

eingesetzt worden. Der erste Injektortyp, CRl3 .01, ist für die Versuche zur Ge­

setzmäßigkeit des Russverhaltens bei Steigerung des Einspritzdruckes benutzt

worden. Der Vorteil dieses piezoelektrisch angesteuerten Injektors für die Unter­

suchungen besteht in dem direkten Zusammenhang zwischen den bekannten

Messgrößen Raildruck und Einspritzdruck. Da der Einspritzdruck nicht gemes­

sen werden kann, wird bei der Brennverfahrensentwicklung standardmäßig der

gemessene Raildruck als Größe für die Interpretation der Messergebnisse ver­

wendet. Da sich der mittlere Einspritzdruck nicht linear mit dem Raildruck ver­

ändert, wird eine Korrelation zwischen dem Raildruck und dem Einspritzdruck

erstellt.

Der zweite Injektortyp, HADI AO12, ist für die Versuche zum Kapitel der Auflö­

sung der durch den Einspritzdruck bedingten Gemischbildung benutzt worden.

Der Vorte il dieses Injektors für die Untersuchungen besteht in einem

eingebautem Druckverstärker mit einem Übersetzung von etwa 2:I, der einen

hohen Düsenraumdruck bis 2500 bar bei emer im untersuchten

Teillastbetriebspunkt relevanten Einspritzdauer ermöglicht. Da der mittlere

Einspritzdruck aufgrund des zwischengeschalteten Druckverstärkers bei diesem

Injektor während der Haupteinspritzung nicht mit dem Raildruck korreliert, wird

eine Messstelle nach dem Druckverstärker für die Best immung des mittleren

Einspritzdrucks verwendet. Zu diesem Zweck ist der Düsenraumdruck'

gemessen worden.

I CRI3.0: Der mit hubgesteuertem Düsenöffnungs- und Schließungsprinzip des .Common RailInjektors der dritten Generation" der Robert Boseh GmbH wird über die sich mit der Spannungveränderte Länge des eingebauten piezoelektrischen Aktors aktiviert. Im Anhang 3 sowie in [16] istdas hydraulische Funktionsbild dargestellt und erläutert.2 HADI AOI: Der mit hubgesteuertem Düsenöffnungssprinzip des "Hydraulieally Amplified DieselInjektors" im Musterstand AOI bei der Robert Boseh GmbH wird über die sich mit der Intensität desStroms an der Magnetspule verändernden Lorentzkraft aktiviert. Im Injektor ist ein Druckverstärker­kolben angebracht, der mit der Bestromung aktiviert wird. Im Anhang 3 sowie in [16] kann dieBeschreibung der Funktion entnommen werden.3 Düsenraumdruck: Druck im Bereich des Hochdruckzulaufs der Einspritzdüse. Die Messstelle unddas Messprinzip sind im Anhang 3 ersichtlich.

Page 3: Einspritzdruck bei modernen PKW-Dieselmotoren || Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

Bestimmung des mittleren Einspritzdrucks während der Haupteinspritzung 77

5.1.1 Methode mit gemessenem Raildruckfür CRl3.0

Aufgrund der Unzugänglichkeit des Sacklochraums für einen Sensor zur Druck­

messung ist im Rahmen dieser Arbeit der mittlere Einspritzdruck über einen

Zusammenhang zwischen dem gemessenen Raildruck und dem Düsensackloch­

druck ermittelt worden. Die Daten für die Erstellung des Zusammenhangs basie­

ren auf den Ergebnissen einer eindimensionalen Hydrauliksimulation mit dem

Tool AMESim l und dem entsprechenden Injektormodell der Motoruntersuchun­

gen [78]. Das Ergebnis der Simulation ist der Sacklochdruckverlauf über der

Einspritzdauer für folgende Einstellungen: Es wird mit dem CR13.0-Injektor eine

Raildruckvariation von 400 bis I600bar mit 200bar Schrittweite durchgeführt

und bei jedem Raildruck wird eine Variation der Ansteuerdauer von 300 bis

I500/ls mit IOO/ls Schrittweite realisiert.

Bei gleicher Ansteuerdauer und unterschiedlichen Raildruckniveaus werden

unterschiedliche Einspritzmengen abgesetzt. Da im Einzylindermotorversuch

folgender Bereich für die Einspritzmasse bei der Haupteinspritzung abgedeckt

ist: 10 mg/Einspritzung< ms < 40 mg/Einspritzung, ergibt sich die größte An­

steuerdauer von 1500 us für 40,5 mg mit dem Raildruck 400 bar und die kleinste

Ansteuerdauer von 300 us für 8,7 mg mit dem Raildruck 1600 bar. Der Zusam­

menhang zwischen dem Raildruck und dem mittleren Einspritzdruck wird über

zwei Beziehungen hergeleitet:

1. maximaler Sacklochdruck als Funktion des Raildrucks

2. mittlerer Einspritzdruck als Funktion des maximalen Sacklochdrucks

In Abbildung 5.1 sind die maximalen Werte des Sacklochdrucks für alle simu­

lierten Punkte über der abgesetzten Brennstoffmasse pro Einspritzung darge­

stellt.

1 AMESim ist ein Programm zur numerischen Simulation technischer Systeme auf der Basis nichtlinearer Differentialgleichungssysteme. Dem Anwender stehen dabei eine Vielzahl fertiger Modelleaus unterschiedlichen physikalischen Domänen (Mechanik, Hydrodynamik, Elektromechanik, ete.)zur Verfügung, die er durch eigene Modelle erweitern kann, siehe auch [73].

Page 4: Einspritzdruck bei modernen PKW-Dieselmotoren || Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

- Firfookb"" , max, p_ ~ O_9' 84 x P.....

: 1

,< < . < < . . , .. 11... >J65~

I /,

< . ,< . . . ... • . A ... ~29.9"'IJIE

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/< Ra<_ "_ m.' " 5~

. ><.><>< Ra<_ ' ,6OOt>or." ....,•.6~· 1..

1 1/ 1

~ 1200

r:

oo 20 <l(l 60 80 100 120 0

"" ImgiE inspmzu ngJ

ollOO 1200 1600 ZOOO

p..... lba'J

Abbildung 5.1: Darstellung des Sacklochdruckplatea us bei höheren Einspritz­

massen

Für alle eingestel lten Raild rücke ist be im maximalen Sacklochdruck im linken

Diagramm die Ausb ildung eines Plateaus in Richtung höherer abgesetz ter Ein­

spritzmassen erkennbar. Nach Auswertung der Plateauhöhe für jeden Raildruck,

im rechten Diagramm sichtbar , kann ein linearer Zusammenhang mit dem einge­

ste llten Raildruck festgestellt werden .

P.'kJ< -kfo<.h tMaximalwerts :0 0,9184 . PRai!(Afifle!werf ) GI. 5. 1

Die Beziehung ist für jeden Raildruck nur für Einspritzmassen gültig, bei denen

das Plateau ausgebildet ist. Die untere Grenze der abgesetzten Brenns toffmasse

unter Einhaltung des Plateaus ist für jeden simulie rten Raildruck im rechten

Diagramm ersichtlich. Der erre ichte Maximalwert des Sacklochdrucks während

der Einspritzung bleibt bei allen simulierten Punkten kleiner als der einges tellte

Raildruck. Dieser Sachverhalt ergibt sich durch die Abstimmung der Drossel­

quersehnirre aus den Spritzlöchern und aus dem Nadelsitzspalt. Eine Entdrosse­

lung der Düse ist erreic ht, wenn der Strömungsquerschmu im Sitzspalt gleich

groß wie der Strömungsquersc hnitt der Spritzlöcher ist. Da der Strömungsque r­

schn itt sehr empfindlich gegenüber der Feingeometrie der jeweiligen Drossel­

ste llen ist, z.B. der Verrundung des Locheinlaufes. ist eine Simulation notwen­

dig, um den Druck im Sacklochbereich zu bestimmen. Eine Beschreibung der

Page 5: Einspritzdruck bei modernen PKW-Dieselmotoren || Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

Bestimmung des mitt leren Einspritzdrucks während der Haupteinspritzung 79

verwendeten ModelIierung mit variablen Stoffwerten kann [14) entnommen

werden. Der mit tlere Wert des Sack lochdruc ks während der Einspritzung, bzw .

der mittlere Einspritzdruck. hängt über fo lgende Beziehung mit dem maximalen

Sacklochdruck zusammen:

PS<ICk!",:h ( Af i lt elwer / ) "" PSm-k!<H:h (Maximulwerf) . Formfaktor GI. 5.2

Der Formfaktor stellt das Verhä ltnis zwischen der Fonn des Druckverlaufs wäh­

rend der Einspr itzung und der Form eines idea len rechteckigen Verlaufs dar. Die

Berechnung des Formfaktors kann Abb ildung 5.2 entnommen werde n. Nach

Auswertung des Formfaktors für alle simulierten Punkte, im rechten Diagramm

von Abbildung 5.2, werde n zwei Zusammenhänge deutlich:

1. der Formfaktor ist unabhä ngig vom eingeste llten Raildruck

2. der Formfaktor kann als Funktion der Einspr itzmasse approx imiert werden

F fak "F'"äe,,"",,_=orm.....tor=Fläche .

0.00'0

ZOO 1.1

_ ","u,'"'''' ,Po''"'"'' 'Um Gro"' , « xi ••~ ••O· x •pO _ o .~"Sl.

pO _ o.OOIS69p~ _ -l .OOU~-O '

p3 • 3.',"02.-01

f--f---1---+e<-.-f""'-t--j o•

._ ·400....._.­.-....-,J'- +-- +-I -... .".'0....r; . _ . ,,,,,,,,,,",_.,­._ .,-f--±--±--±---±---±,--'+ o.

~ ~ ~ ~ ~ ,~E__ I"'II"E~~

Abbil dung 5.2: Approximation des Ver laufs des Formfaktors

Die Simulation des Sack lochdruckes ist mit den Standardeins tellungen der Ab­

teilung DS/ETI2 der Robert Bosch GmbH durchgeführt worden : ein konstantes

Page 6: Einspritzdruck bei modernen PKW-Dieselmotoren || Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

80 Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

Zylinderdruckniveau von 50 bar und ein Prüföl mit gleichen Eigenschaften wie

die des Sommerdiesels aus den Motoruntersuchungen.

Abbildung 5.2 können die Parameter der Approximation des Formfaktors über

ein Polynom dritten Grades als Funktion der eingespritzten Brennstoffmasse

entnommen werden.2 3

Formfaktor = pO + pI · mB + p2 · mB + p3· mBGI. 5.3

Der mittlere Einspritzdruck wird innerhalb des Einspritzmassenbereiches be­

rechnet , der in Abbildung 5.1 dargestellt ist. Das Einsetzen der zwei ermittelten

Approximationen aus Gleichung 5.1 und aus Gleichung 5.3 in Gleichung 5.2

ergibt folgende Beziehung:

p . (Mitt elwert) = (pO + pi · m + p2 · m 2 + p3 . m 3) . 0.9184 . P . GI. 5.4In) B B B Rall

Eine Gegenüberstellung der mit der Gleichung 5.4 berechneten Werte des mittle­

ren Einspritzdrucks und den mittleren Einspritzdruckwerten aus dem Verlauf des

simulierten Sacklochdrucks während der Einspritzung ist in Abbildung 5.4 zu

sehen. Für die Einspritzmassenwerte oberhalb des in Abbildung 5.1 definierten

Grenzbereiches (auch eingekreist in Abbildung 5.3), ist eine gute Übereinstim­

mung der berechneten Werte und der simulierten Werte zu finden. Für die Ein­

spritzmassenwerte unterhalb des Grenzbereiches liegen die berechneten Werte

deutlich über den Werten der Simulation. Eine Bestimmung des mittleren Ein­

spritzdrucks nach Gleichung 5.4 wird in dieser Arbeit nur für Einspritzmassen

oberhalb des in Abbildung 5.1 definierten Grenzbereiches durchgeführt.

Page 7: Einspritzdruck bei modernen PKW-Dieselmotoren || Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

Bestimmung des mittleren Binspritzdrucks während der Haupteinspritzung 8 \

I•Simulabonsergebllis Ix gerechne1 rni1 GI, 5.4 L

• • • • ••• • • ••

• • • •

• .-.•

••

•••

: 1/ '.. r.-.~. -----':;,'?'d..I ecc -~/---=------.-.-tI x. x· x ~/.•.•

i:~.:.:#:.;~ ' : . :~---,:---,:c-c.c·c~c_·:'--· -;:::;:::::::::::::::::::::=~Ix·x . ••••••

2OO X i<X .-

•• • "'" IPunkte. die die unle<eGrenze für die I• lGulligkeil von Gleictlung 54 darstellen

Eins pr itzmasse (mgiEinspri tzungJ

Abbildung 5.3: vergleich der mittels Gleichung 5.4 berechneten und der mittels

AMESim simulierten Werte

5.J.2 Methode mir gemessenem Düsenraumdruck f iir HADJ

Die Bestimmung des Sackluchdrucks für das Einspritzsystem HADI wird ähn­lich wie für CRI3.0 durchgeführt. Dies geschieht über einen während der Motor­

untersuchungen gemessenen Druckweft im Düsenraum und einen Zusammen­

hang zwischen dieser Messgröße und dem Sacklochdruck. der aus einer eindi­mensionalen AMESim Hydrauliksimulation ermittelt wurde. Die Ursache für die

Notwendigkeit einer anderen Methode als mit CRI3.0 ist die unterschiedliche

Anordnung der Druckmessstelle. Weil der HADI-Injektor einen Druckverstärkerbesitzt, ist eine funktionale Trennung des Druckniveaus im Common Rail und

des Druckniveaus im Sacklochraum realisiert worden. Eine einfache Korrelation

wie bei CR13.0 ist dadurch ausgeschlossen. Dies erfordert eine neue Messstelle

zwischen dem Druckverstärker und dem Nadelsitz. Um diese Anforderung zuerfüllen, ist eine neue Messstelle in der Zulaufbohrung der Düse angebracht

worden. Da bis zum Nadelsitz keine nennenswerte Drosselung erfolgt, ist der

Druck in der Zulaufbohrung der Düse und im Düsenraum gleich hoch. Der ge-

Page 8: Einspritzdruck bei modernen PKW-Dieselmotoren || Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

messene Druck wird somit als Düsenraumdruck bezeich net. Eine Darstellung des

Düsenraums kann Abbildung 5.4 entnommen werden.

~Dusenraum-y

- Sacklochra um

Abbildung 5.4: Schnittbild der Düsenkuppe

Die Druckmessung an der Zulau tbohrung der Düse erfolgt über Dehnungsmess­

streifen, die in einer Wheathstone-Widerstandsbrücke elektrisch angeordnet sind.

Zwei Dehnmessstreifen sind an eine geschliffene Fläche längs der Zulaufboh­

rung und zwei sind an der gegenüber liegenden Stelle appliziert. Proportional zur

Druckerhöhung werden die Bohrungswände im elastischen Bereich gedehnt, und

die Spannung innerhalb der Brücke verändert sich mit linearem Verhä ltnis zur

Dehnung. Eine Beschreibung des Messprinzips ist in Anhang 3 zu sehen. Die

Motormessungen mit !l AD! sind alle im stationärem Motorbetrieb bei

n = 2000 Ulmin, pmi = 8 bar und konstantem Verbrauch durchgeführt worden.

Die Höhe der abgesetzten Einspritzmasse bei der Haupteinspritzung liegt bei

diesem Betriebspunkt bei 23 mg. Dementsprechend ist bei dieser konstanten

Einspritzmasse eine eindimensionale Hydrauliksimulation mit Variation des

Raildrucks von 700 bar bis 1600 bar durchgefüh rt worden. Da im Motorversuch

unterschied liche Düsendurchfl üsse getestet worden sind, ist eine separate Simu­

lationsrechnung für jede n hydraulischen Durchfluss realisiert worden [79].

In Abb ildung 5.5 ist ein Beispielergebnis des Sacklochdruckverlaufs aus der

Simu lation mit dem Düsendurchlluss Qhyd = 280 cmvs üs bei 100bar geze igt.

Wie für den CRI3.0 ist für alle berechneten Druckverläufe der Formfaktor be­

stimmt worde n. Im rechten Diagramm liegen die Werte des Formfaktors inner­

halb des untersuchten Druckbereichs von 1000 bis 2500 bar auf nahezu gleichem

Niveau.

Page 9: Einspritzdruck bei modernen PKW-Dieselmotoren || Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

Bestimmu ng des mittl eren Einspritzdruck s während der Haupt einspritzung 83

Fläche _Formfaktor == '"""" '-""=­

Fläche _mB " 23 mg/Einspritzung

0.0010

"'""'male .,,;«1,-----,-------, r";;"":;;';;;;;;:OI - I - I""- ' 2326Co,m-

HfR_ 2aG crn ' /:lOzIl00N'

tSpr,t'begm" ZB~ [01 Sprrtrende

Abb ildung 5.5: Approximat ion des Verlauf"

Sacklochdruck

von Formfaktor über maximalem

Zus ätzlich kann in Abbildung 5.5 festgestellt werden , dass sich der Formfaktor

bei kon stantem maximalem Sacklochdruck zwischen den verschiedenen unter­

suchten Düsendurchflüssen nur marginal verändert. Da der mittlere Einspritz­

druck sich nach Gleichung 5.2 aus dem For mfaktor und dem maximalen Sack­

lochdruck zusammensetzt, muss sich der mittlere Einspritzdruck nahezu linear

mit dem maximalen Einspritzdruck verändern, wenn der Formfaktor konstant

ble iben soll. In der Abbildung 5.6 sind die Werte des mittleren Einspritzdrucks

aus allen simulierten Sackloc bdruckver läufen über den Werten des maximalen

Einspritzdrucks aufge tragen. Eine lineare Beziehung kann festgestellt werden,

und eine lineare Approximation mit gezwungenem Null-Durchgang ergibt fol­

gende Fitfunktion:

PSack/och ( Afill d wert ) 0, 6617 . PSf./cklo<h( Maximalwert ) GI. 5.5

Die Eigenschaft, einen nahezu konstanten Formfaktor trotz Veränderung des

Durchflusses zu bewahren, ist in der hydraulischen Dämpfung der Nadelbewe­

gung zu Beginn der Öffnung der Düsennadel begründet. Die langsame Entdros­

selung der Düse dominiert am Anfang des Nadelö lTnens das Durch fl ussverhalten

der Düse. Das Ergebnis eines vom Düsend urch fluss nahezu unabhängigen Fo rm-

Page 10: Einspritzdruck bei modernen PKW-Dieselmotoren || Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

faktors des Sacklochdruckver taufs ermöglicht es, den einfachen linearen Zu­

sammenhang zwischen dem mittleren und dem maximalen Sacklochdruck darzu­

stellen.

--- Fitfunktion : mittlere PSacldoch = 0,6617 x maximale PSackioch

3000

2500 mB =23 mg/Einspritzung :

x HFR =380 cm' /30sl100bar-c- x HFR = 320 cm' /30sl100 bar

2 2000 x HFR =280 cm' /30sl100ba rx HFR =240 cm' /30sl100bar /0 x HFR = 200 cm' /30sl100 bar

~ HFR =160 cm' /30sl100bar .,/0

,Jj 1500Vc,

/~~

E 1000

/*E

/'500

V/

00 SOO 1000 1500 2000 2500 3000

maxima le p <:: "~ ~lr [bar)

Abbildung 5.6; Approximation des Verlaufs von mittlerem Sacklochdruck

Als zwe ites Glied der Methode wird der Zusamme nhang zwischen dem maxima­len Düsenraumdruck und dem maximalen Sacklochdruck verwendet. In Abbil­

dung 5.7 sind die Werte des maximalen Düsenraumdrucks und Sacklochdrucks

für alle untersuchten Düsendurchflüsse und Raildruckniveaus der Simulation

dargestellt.

Page 11: Einspritzdruck bei modernen PKW-Dieselmotoren || Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

Bestimmung des mittleren Einspritzdrucks während der Haupteinspritzung 85

3000

~ - max . Düsendruck pRail[barI" 700

2700 . max. Sack lochdruc - pRail[barI" 9(X)

~~ t-~ - pRail [barI" 1100- - I~ - pRail [barI" 13002400

F'=' -"'"'"

--- pRail[barI" 1600

! 21oo~ --- -

~ ~ ~ - -. ---~ 1800 --- -- --- , -- --- -- - -- ~--"00 -

I - 1-- -- -- - -.1200 --- - .~- , -I--

I- - -- --

900160 180 200 220 240 260 260 300 '20 ' 40 300 sec

Qhyd [eenv'3O$1

Abbildung 5.7: vergleich der maximalen Druckwerte In der Düse

Alle Maximalwerte des Sacklochdrucks liegen unterhalb der Maximalwerte des

Düsenraumdrucks. Der Unterschied vergrößert sich bei zunehmendem Düsen­

durchfluss. Als Erklärung für diesen Sachve rhalt kann die längere Entdrosse­

lungszeit beim Nadelöffnen für höhere Düsendurchflüsse herangezogen werden.

Der Nadelsitzdurchmesser sowie das Dämpfermodul sind bei der Durchflussver ­

änderung nicht geändert worden. Durch die hydraulische Dämpfung bleibt die

Nade lgeschwind igkeit zu Beginn der Öffnung für alle Düsendurchflüsse nahezu

gleich hoch. Da ein zu den Spritzlöchern äquivalenter Strömungsquerschnitt am

Nadelsitzspa lt für größere Düsendurchflüsse erst bei höherem Nadelhub erreicht

wird, dauert die Erndrosse lung der Düse für höhere Düsendurchflüsse bei glei­

cher Nadelöffnungsgeschwindigkeit länger. Für die Bestimmung des maximalen

Sacklochdrucks muss dieser Sachverhalt berücksichtigt werden. Da bei den Mo­

toruntersuchungen die Werte des maximalen Düsenraumdrucks unterschiedlich

hoch wie in der Simulation ausfallen. können die Absol utwerte aus der Simulati­

on nicht für die Berechnu ng mit Werten aus den Motormessungen übernommen

werden. Unter der Annahme. dass das lnjektorverhalten bei der Simulation und

Page 12: Einspritzdruck bei modernen PKW-Dieselmotoren || Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

86 Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

bei den Motoruntersuchungen gleich ist. ist der aus der Simulation ermittelte

Druckverlust übertragbar.

Druck veriust =PIJ"-'t>lIrallm ( Mux imulll"en ) - PSw:kf()d ,rallm ( Maximalwen )

PIJüw:nr()lIm ( Mar:imulwerl )GI. 5.6

In der Abbildung 5.8 ist der Druckverlust zwischen dem Maximaldruckwe rt im

Düsenraum und im Sacklochraum über dem hydraulischen Düsendurchfluss

aufgetragen.

Druckverlust e <w_max l pDüsenraum_max

240 260 280 3000>)'<1 [cc:ml3h ]'"

pR",il [bar] " 700

__ pRail [barJ "900 /

- __ pRail [barJ " 1100 // ,

/ "'1/__ pRail [barJ " 1300

~ """ o?' ~ ""' .... "'"__ pRail [ba rJ " 1600. ~ t;i P' / /.... ..... 1 ......

~ ~ :::: ..... ,..... /

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o.cs

'.00

'"

,,i 0 ,10

i

''''

0, 15

Abbildung 5.8: Darstellung des Druckverlustes über dem hydraulischen Durch­

fluss

Nach Abz iehen des Druckverlus tbetrags von dem gemessenen maximalen Dü­

senraumdruckwert für jeden Messpunkt können die maximalen Sacklochdruck­

werte aus den Motoruntersuchungen gewonnen werden. Die Berechnung des

mittle ren Einspritzdrucks innerhalb der durchgeführten Versuche mit HADI

erfo lgt somit über folgende Beziehung:

Phlj( .\1itlelll'ert) = 0,6617· PDüsl'I1l"Ulim (Marimulll"f'I't ) · (I - Dl'llckverlu.I"l ) GI. 5.7

Page 13: Einspritzdruck bei modernen PKW-Dieselmotoren || Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

Gesetzmäßigkeit des Rußverhaltens bei Steigerung des Einspritzdrucks 87

5.2 Gesetzmäßigkeit des Rußverhaltens bei Steigerung des Einspritzdrucks

Für die Erstellung eines Modells zur Beschreibung des Einflusses des Einspritz­

drucks auf die Rußemission muss im ersten Schritt die Änderung der Rußemissi­

on in Abhängigkeit des Einspritzdrucks experimentell ermittelt werden. Die

möglichen physikalischen Vorgänge , die jeweils relevant sind und nach denen

gesucht wird, bestimmen der Grad der funktionalen Beziehung (z.B. linear,

quadratisch, exponentiell, usw.), die das Verhalten der Rußemissionsergebnisse

am besten annähert. Das Vorgehen ist zunächst für den Motorbetrieb ohne rück­

geführtes Abgas durchgeführt worden. Im Kapitel 4.2.1 ist ein Zusammenhang

zwischen dem AC,Rußgrenze für den Motorbetrieb mit Abgasrückführung und

ARIIj3grenze für den Motorbetrieb ohne Abgasrückführung in Gleichung 4.30 aufge­

stellt worden. Im zweiten Schritt ist demnach experimentell die Übertragung der

gefundenen funktionalen Beziehung für den Motorbetrieb ohne Abgasrückfüh­

rung über die Gleichung 4.30 auf den Motorbetrieb mit rückgeführtem Abgas zu

überprüfen.

5.2.J Empirisch e Formulierung des Rußverhaltens beim Motorbetrieb ohneAbgasrückführung

Da das Luftverhältnis einen großen Einfluss auf die Russemission beim Diesel­

motor hat, muss ein Experiment zur empirischen Formulierung des Verhaltens

der Russkonzentration im Abgas bei Veränderung des Einspritzdrucks das ver­

wendete Luftverhältnis berücksichtigen. Hierfür werden Luftverhältnisvariatio­

nen für jeden eingestellten Raildruck durchgeführt. Zusätzlich wird bei den ver­

schiedenen Einspritzdrücken die Gasdichte auf konstantem Niveau eingehalten.

Hierfür werden folgende Einstellungen konstant gehalten : Motordrehzahl

2000 U/min, Ladedruck 1450 mbar, Abgasgegendruck 1550 mbar, Temperatur

von Ladeluft 30°C und keine Abgasr ückführung. Schrittweise wird das Luftver­

hältnis durch Erhöhung der zugeführten Einspritzmasse abgesenkt , bis ein Ruß­

wert größer als 0,8 g/kg fuel gemessen wird. Die Zylinderdruckverläufe für die

eingestellten Raildrücke sind beispielhaft bei einem Luftverhältniswert von etwa

1,8 in Abbildung 5.9 dargestellt. Die Untersuchung ist am Aggregat Nr.l vorge­

nommen worden. Hierbei war das Aggregat mit dem "abgedrallten Zylinder-

Page 14: Einspritzdruck bei modernen PKW-Dieselmotoren || Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

kopf" und der .Bastskolbenmulde'' ausgerüstet. siehe Anhang I und 2. Im obe­

ren Diagramm wird das in der Hochdruckleitung zum Injektor gemesseneDrucksignal gezeigt und im unteren Diagramm sind die Verläufe vom gemesse­

nen Ansteuerstrom zu sehen. Der Ansteuerbegi nn liegt bei allen eingestellten

Raildrücken an der gleichen Position von 5,3 °KW vor OT. Im mittleren Dia­

gramm sind die gemessenen Signale des Zylinderdrueks sowie dessen Ableitung

dpz"lind<./ da dargestellt. Es kann bei der Erhöhung des Raildrucks festgestellt

werden, dass zum einen der Zündverzug kürzer wird [17] und dass zum anderen

der maximale Druckanstiegsgradient höher wird.

·20 0 20

a : Kurbelw inke l r KWj

~--+---+ .,

ososo -- '"

1<\1:-- - 4 - - - -+ 9) !

ladodruck " 1450 mbarAbgasgogondruck - 1550 mbarla<lel ufttemperalur ~ 30 ·eohnoAbgasrOd<fOhrung

Aggr egat Nr.labgodralll8f Zylindori<opf

BaslSfnutdetnjel<to<CRt30

7-Lochdüso mit d... ~ 132 ~m

_ * 3001:8" ;' * \.79_ _ _ _ bor ;"1 .81

- _ . 500 bor ;. . I .ML---H~- _ . eoo bo<;. . I.llO r_ _ '800I:8" ;' *lffl_ _ ' 1000 bor ;" I .l~

_ _ ' 1200 '" ;" 1.18

e zc

i 0,~e• ." .eo

Abbildung 5.9: Zylinderdruckverläufe der Raildruckvariation bei konstantem A

Der maximale Druckanstiegsgradien t dpü li"d../ da kurz nach der Selbstzündungist bei Raildrücken größer als 400 bar größer als 6 bar/oKW; bei Raildrüeken

größer als 1000 bar nimmt der Druckanstiegsgradient einen größeren Wert als

15 bar/oKW an. Ein hoher Druckanstiegsgradient bewirkt ein hohes Geräuschni-

Page 15: Einspritzdruck bei modernen PKW-Dieselmotoren || Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

Gesetzmäßigkei t des Rußverhaltens bei Steigerung des Einspritzdrucks 89

veau, das im Pkw aus Komfortgründen begrenzt wird. Druckanstiegsgradienten

oberhalb von 6 bar/oKW werden im Fahrzeug im Teillastbetrieb nicht zugelas­

sen. Da in der vorliegende Versuchsreihe mit e iner einz igen Einspritzung pro

Arbeitspiel kein weiterer Parameter a ls der Einspritzdruck geändert wird, der auf

die Rußemission Einlluss nimmt, eignet sie sich, um der Zusammenhang zwi­

schen dem Einspritzdruck und die Rußemission im Abgas herzuleiten. Um zu­

sätzlich den Bezug zur Anwendung im Fahrzeug zu behalten, wird anschl ießend

der gleiche Versuch mit einer Voreinspritzung wiederholt, um das maximale

dPLl'I'IU"./da auf 6 barF KW herabzusetze n. Die Übertragbarkeit des ohne Vorein­

spritzung gefundene n Zusammenhangs auf das Einspritzmuster mit Voreinsprit­

zung wird somit überprüft. In Abbildung 5.10 sind für die durchgefü hrten Luft­

verhältnisvariationen mit dem Einspri tzmuster mit einer einzigen Einspritzung

die Messergehnisse der Rußemission im Abgas und der pro Arbeitspiel abgesetz­

te Brennstoffmasse über dem Luftverhältnis dargestell t.

a.•a.e,.."lI'lr e, .e

.l

' .2 H

"" '"<

r as

•I

ao

as

• ao

ts

"I06

~ 0.6

~ ,."c.o

t u

Abbildung 5.10: Gemessene Werte von zugefuhrter BrennstotTrnasse und von

Rußemission Im Abgas aus den Luftverhältnisabsenkungen ohne Voreinsprit-

zung

Page 16: Einspritzdruck bei modernen PKW-Dieselmotoren || Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

90 Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

Die Verläufe der Rußemission über dem Luftverhältnis weisen für alle unter­

suchten Raildrücke einen Anstieg bei kleiner werdendem Luftverhältnis auf.

Zum Beispiel kann ein Anstieg der Rußemission bei der Kurve mit 1000 bar

Raildruck ab Luftverhältniswerte kleiner als A= 1,3 beobachtet werden. Dabei

ist das Luftverhältnis, bei dem der Anstieg anfangt, auf umso niedrigerem Ni­

veau, je höher der Raildruck liegt. Zusätzlich liegt das absolute Niveau vor dem

Anstieg höher je kleiner das Raildruckniveau ist. Zum Beispiel kann bei einem

Luftverhältniswert von A= 2,6 , der für Raildrücke größer als 350 bar im Bereich

vor dem Rußemissionsanstieg liegt, bei 400 bar Raildruck ein Rußwert von

0,15 g/kg fuel und bei 1600 bar Raildruck ein Rußwert von 0,01 g/kg fuel abge­

lesen werden . Beim Vergleich des Rußemissionsniveaus bei konstantem Luft­

verhältnis von A= 1,8 kann die größte Absenkung der Rußemission bei Steige­

rung des Raildrucks von 350 bar auf 600 bar festgestelIt werden. Wird das beo­

bachtete Luftverhältnis auf ein niedriges Niveau wie A= 1,4 eingeregelt, kann

festgestellt werden, dass die größte Absenkung bis 1000 bar stattfindet. Als Ur­

sache hierfür kann das unterschiedliche Luftverhältnisniveau zwischen 600 bar

und 1000 bar, an dem der Anstieg der Rußemission beginnt, herangezogen wer­

den: für 600 bar liegt dieses bei etwa A= 1,5 und für 1000 bar liegt dieses bei

etwa A = 1,3. Eine Funktion zur Beschreibung des Rußverhaltens bei Änderung

des Raildrucks kann demnach nur bei konstantem Luftverhältnis ermittelt wer­

den. Als Überprüfung der gefundenen Beziehung kann anschließend ein Ver­

gleich der Voraussage der Rußemissionswerte bei anderen Luftverhältniswerten

unter Verwendung der gleichen Parametrierung durchgeführt werden. Die über

die Funktion ermittelten Werte müssen dann die Veränderung des Raildruck­

werts wiedergeben, bis zu welchem die größte Absenkung stattfindet.

Als Faktor für die zu ermittelnde Funktion ist der mittlere Einspritzdruck wäh­

rend der Haupteinspritzung zu verwenden. Dieser setzt sich nach Gleichung 5.4

für den verwendeten CR13.0-lnjektor aus dem Formfaktor, dem Raildruck und

einer Konstanten (= 0,9184) zusammen. Da bei konstantem Luftverhältniswert in

dem Versuch die Einspritzmasse konstant bleibt, bleibt der Formfaktor nahezu

konstant. Für Einspritzmassen oberhalb von Werten , die in Abbildung 5.1 darge­

stellt sind (z.B . ms > 36,5 mg/Einspritzung für Raildruck = 1600 bar), verhält

Page 17: Einspritzdruck bei modernen PKW-Dieselmotoren || Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

Gesetzmäßigkeit des Rußverhaltens bei Steigerung des Einsprit zdrucks 9 1

sich dann die Änderung des rniuleren Einspritzdrucks linear zur Änderung des

Raildrucks. Da d ie Einspritzmass e bei einem Raildruck von 1600 bar für Luft­

verhältniswerte kleiner und gleich 1,25 größer als 36,5 mg/Ei nspritzung sind,

kann für Luftverhältnisse in diesem Bereich ein Wert für den mittleren Ein­

spritzdruck für alle untersuchten Raildrücke über Gleichung 5.4 berechnet wer­

den.

Für die Ermitt lung der Funktion sind zwe i Luftverhältnisni veaus aus d iesem

Wertebereich ausgewähl t worden: ..1. "" 1,20 und ..1. = 1,25. Diese zwei Luft ver­

hältniswerte decken mit den zugehörigen Rußwerten den weiten Raildruckbe­

reich von 600 bar bis 1600 bar ab. Die Messwerte P R"il, 1118, Ruß sow ie die be­

rechneten Werte des Formfaktors und des mitt leren p lnj sind für d iese zwei Luft­

verhätnisnlveaus tabellarisch in Abbildung 5.11 dargestel lt.

1 PR"il 1118 Formfaktor mittlere p lnJ Ruß gemessen

[.J [bar] [mg/Ei nspritzung} r-] [bar] [glkg fuel]

1,25 600 36,6 0,768 423 0,5301,25 800 36,6 0,768 564 0,25 0

1,25 1000 36,6 0,768 706 0, 100

1,25 1200 36,6 0,768 847 0,040

1,25 1600 36,6 0,768 1129 0,0 15

1,20 600 37,8 0,773 426 0,9901,20 800 37,8 0,773 568 0,4551,20 1000 37,8 0,773 710 0,200

1,20 1200 37,8 0,773 85 1 0,075

1,20 1600 37,8 0,773 1135 0,03 0

Abbi ldung 5.11: Dars tellung der berechneten Werte des mittleren p lnj

Da der Verlauf der Rußwerte bei Erhöhung von P inj in eine Sättigung zu laufen

scheint und sys tematisch eine Halbierung des Rußwerts für eine bestimmte äqui­

dis tante Erhöhung von P m) stattfindet wird für die empiri sche Besch reibung des

Verhaltens der Rußkonzentrat ion im Abgas bei Steigerung des Einspritzdrucks

eine Ha lbwertsfunktion in folgender Form gewählt:

Page 18: Einspritzdruck bei modernen PKW-Dieselmotoren || Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

92 Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

Bei konstantem Luftverhältnis gilt:ln2

- - _ .(p -p )

( )

p Inj Inj,MessungInj ,l! 2

Ruß = Ruß · + Ruß -Ruß . ePIn} nun Messung min

GI. 5.8

Rußplnj stellt den gesuchten Wert von Ruß bei dem mittleren Einspritzdruck P lnj

dar. RUßmin stellt den kleinsten erreichbaren Rußwert für den eingestellten Lade­

druck dar. RUßMessling stellt den gemessenen Rußwert bei dem eingestellten mittle­

ren Einspritzdruck bei der Messung P lnj ,Messling dar. Diese empirische Methodesetzt eine Messung bei gleichem Luftverhältnis voraus, in der eine Paarung der

Messwerte P lnj ,Messling und RUßMessling gewonnen wird. Dabei ist zu beachten , dass

der eingestellte P lnj ,Messung strikt kleiner als der gesuchte P lnj sein muss.P lnj ,112 stelltdie Steigerung des mittleren Einspritzdrucks dar, die notwendig ist um eine Hal­

bierung des Rußwerts herbeizuführen . Für die Anwendung der Halbwertsfunkti­

on sind die Kenntnis des Messwerts RUßMessling und eine Iteration von RUßmin und

von P lnj ,112 notwendig . Ziel der Iteration ist es, anhand der Halbwertsfunktion den

Verlauf aus den Messpunkten zu approximieren. Für die Messdaten aus dem

Versuch für die zwei Luftverhältniswerte A. = 1,2 und A. = 1,25 , in Abbildung

5.11 dargestellt, entspricht RUßMessling dem Rußwert beim kleinsteingestelltem

Raildruck von 600 bar. Die Iteration von RUßmin und von Plnj ,II2 ergibt folgende

Werte :

RUßmin = 0,01 g/kg fuel und P lnj ,I12 = 110 bar

Ein Vergleich zwischen den mit Gleichung 5.8 gerechneten Rußwerten und den

Messwerten aus beiden untersuchten Luftverhältniswerten kann Abbildung 5.12

entnommen werden. Die Kurve der gerechneten Rußwerte verläuft für die beiden

untersuchten Luftverhältniswerte nahezu auf der Höhe der Rußmesswerte. Da die

Parametrierung von RUßmin und von Plnj ,II2 für beide Luftverhältnisse gleichgeblieben ist, sowie für andere Luftverhältniswerte hier nicht dargestellt, kann

vermutet werden , dass die gefundene Halbwertsfunktion ihre Voraussage bezüg­

lich des Rußverhaltens bei Steigerung des Einspritzdrucks für andere Luftver­

hältniswerte behält .

Page 19: Einspritzdruck bei modernen PKW-Dieselmotoren || Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

Gesetzmäßigkeit des Rußverhaltens bei Steigerung des Einspritzdrucks 93

gere<:lYlet ITilGI. 5 .8

sec rooomittlere p__ [bar)

\\"--

~ 1.0

'S 0./1

~ 0.6~

1! 0.4 j- - - -\, - - - - - - -j:;e 0.2 t-- - - -',, - - - - - --j•~ 0.0l----~-""~~--~

o

ge_t ITiIGtS.8

• gemes_

\\<;

soo «ocmildere P.... ""'" [bar)

N 1,0

'S 0,8,D 0 ,6

".2 0 ,4 j-- - --\- - - - - --j:;..!2l 0 ,2t----~"'-------1~Cl: 0 ,0 L, ~---=::O~~-~

c

Abbildung 5.12: Vergleich zwischen der Mess- und der berechneten Werte von

Rußemission

GI. 5.9

Dieses Verhalten bedeutet übertragen auf die Größe Luflverhä ltn is, dass die

Halbwertsfunktion mit der gleichen Parametrierung für p lnj . /ll die Luftverhält­

niswerte bei konstantem Rußwert wiedergeben kann. Die Halbwertsfunktion

nimmt für die Beschreibung der Änderung des Luftverhältnisses bei Steigerungdes mittleren Einspritzdrucks folgende Form an:

Bei konstanter Rußemission im Abgas gilt:

'"2-"'-'-- -(I' - I' )

( JP IlIj lllj ,Me.I.\IIlIg

= ..I. . + ..I. - ..I. . e /"j ,1 / 2mm Me.uu"f.: mill

Aplnj stellt den gesuchten Wert des Luftverhältnisses bei dem mittleren Einspritz­

druck PM dar. Amin stellt den kleinsten erreichbaren Luftverhältniswert für den

eingestellten Ladedruck dar. A\le.mmg stellt den gemessenen Luftverhältniswert bei

dem eingestellten P lnj .Me.m mg dar. Eine Überprüfung dieser Halbwertsfunktion istfür einen Rußwert von 0,6 glkg fuel aus dem Versuch durchgeführt worden. In

Abbildung 5.13 können die gemessenen Werte des Luftverhältnisses bei demRußwert von 0,6 glkg fuel für alle untersuchten Raildrücke entnommen werden.

Die Einspritzmassen bei Ruß = 0,6 glkg fuel sind in dem Versuch größer als die

unteren Grenzwerte für die Anwendbarkeit dieser Berechnungsmethode des

mittleren Einspritzdrucks. so dass für alle untersuchten Raild rücke ein Wert

anhand der Methode gerechnet werden kann.

Page 20: Einspritzdruck bei modernen PKW-Dieselmotoren || Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

94 Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemissi on

PR"i/ 1118 Formfaktor mittl ere Pln; Agemessen

[ba r] [mg/Einspritzung} H [ba r] [-I350 28,0 0,73 235 1,650

400 31,0 0,75 274 lAH5500 34,5 0,76 349 1,325

600 37,0 0,77 424 1,240

' 00 38,2 0,77 569 1,180

1000 39.5 0,78 715 1,140

1200 41,0 0,78 864 1.1051600 42,7 0,79 1160 1,070

Abbildung 5. 13: Darstellung der be rechneten Werte von mi ttlerer P lnj

Da d ie Halbwertsfunktion d ie gleic he Parametrierung für p lnj. / I} mit 110 bar bC4

ha lten so ll. bleiben für die Anwendung ein Messwert und eine Iteration für Amin

no twendig . Der Messwert für den Versuc h ist der Luflverhältniswert von

A= 1,65 bei dem Raildruck von 350 bar, und die Iteration für Amin ergibt einenWert von 1,06 .

~ 2.0 ohne Voreinspritzung -;;

\.2 1 8 • gemessen l-m '

\~ - gerechnet mit GI. 5.9<D 1,6

'".;

" 1,4-a -,," 1,2~ ~ • •~ 1,0Z""<: 0.8

0 SOO 1000 1500

mittlere p _.""'. [barl

Abbildung 5. 14: A-Werte über dem mi ttleren Sacklochdruc k

Der Vergleich zwischen den berechneten und den gemessenen Luftverhältnis­

werten bei de r Einspritzdruckste igerung kann Abb ildung 5.14 entnommen wer-

Page 21: Einspritzdruck bei modernen PKW-Dieselmotoren || Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

Gese tzmäßigkei t des Rußverhaltens bei Steigerung des Einspritzdrucks 95

den. Ähnlich wie für die berech neten Rußwerte kann mit der Berechnung der

Luftverhältniswerte mittels des empirischen Ansatzes der Halbwertsfunktion

e ine gute Übereinstimmung mit den Messe rgebnissen beobac htet werden. Um

zusätzlich den Bezug zur Anwendung im Fahrzeug zu behalten, wird der gleiche

Versuch mit einer Vore inspritzung wiede rholt, um das maximale dPZyl;n,/,,/da auf

6 barf'KW herabzusetzen. Durch die Wärme fre isetzung bei der Verbrennung der

Vore inspri tzmenge steigt d ie Massenmittehemperatur vor der Absetzung der

Haupteinspritzung an. Durch die höhere Temperatur wird der Zündve rzug für die

Einspritzmenge der Haupteinspritzung zeitlich kürzer. Für höhere Raildrücke ist

ein kürzerer Zündverzug notwendig und demnach eine größere Voreinspritz­

menge eingesetzt worden . Abb ildung 5.15 können die Zyl inderdruc kverl äufe aus

dem neuen Versuch mit einer Vore inspri tzung an dem Luftverhä ltnis 1,85 ent­

nommen werden.

!~ · 15o-e

r~•

Aggrega 1Nr.1abgedra llter ZyllnderI<opl

BasismuldeInjektor CRIJ .O

1·Lochdüse mit d... - 132 ~m

l.a<le<IrucI< z 1450 mbarAbgasgegendnrl z 1550 mbarLadeluftt emperalUr z 30 ' eohne Abgasrückfti~rung

-·20 0 20

Kurbelwi nkel r KW]

Abbildung 5.15; Zylinderdruckverläufe der Raildruckvariation bei konstantem

Luftverhä ltnis

Page 22: Einspritzdruck bei modernen PKW-Dieselmotoren || Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

p2 ~ 1450mbar I p3 . 1550mb,a, I 12 ' 3O'C

Agg"'l)Bl Nr,laI>ge<1t8Ill'" Zl'1 ''''''' <I<Op!

eaSlsmu ldo1f"j""',,,CRI3-0

7~mitd". '132"",

'0",.

."".-.w""H 'KW"" 65_"" 6_",.­",.­", 4_"U_

"a.cAI-)

___ Pl. " "KW / {O"'l>'ASI_ .._. Pl. " "KW / "" {O"'l>'ASI...••.• Pl. " 'KW /'OO ,, 'O,51"'l>'ASI-,0-- Pl. " 'KW /,, . .. ,Oe9 "V'ASI_ ._ Pl. ' . 'KW /'20 .. ,on"V'ASI~_ Pl. '. 'KWI1V .. I1", "V'ASI_~_ Pl. '. 'KW /'35 .. I1.a1"'l>'ASI

• PU 1. "KWI1"" .. ,H "9'A S)

"t.e""

r.o

.,

J 0,8

~ 0.6

~ 0.4

Abbildung 5.16: gemessene Werte von zugeführter Brennstoffmasse und von

Rußemission im Abgas aus den Luftverhäitnisabsenkungen mit Vore inspritzung

Durch die Voreinspritzung. hier 15 °KW vor dem oberen Totpunkt eingedüst. ist

bei einem Raildruck von 1600 bar der maximale Druckanstiegsgradient kurz

nach der Selbstzündung der Menge der Haupteinspritzung von 18 auf

6 bar/oKW reduziert worden, Die Verbrennung der Voreinspritzung verursacht

bei 1600 bar Raildruck einen maximalen Druckanstieg von 5,5 bar/oKW. der

knapp unterhalb der 6 barJOKW aus der Verbrennung der Haupteinspritzmenge

liegt. Die Geräuschreduzierung bei dem hohen Raildruck von 1600 bar durch die

Voreinspritzung bei 15 °KW vor OT erreic ht demnach eine Grenze. Abbildung

5,16 ze igt für die durchgeführten Luftverhä ltnisvariationen mit einer Vorein­

spritzung die Messergebnisse der Rußemission im Abgas und der pro Arbeitspiel

abgesetzte BrennstofTmasse über dem Luftverhältnis.

Der Verlauf der Rußemission im Abgas über dem Luftverhältnis ist ähnlich wie

bei der Versuchsreihe ohne Vore inspritzung. Das Rußemissionsniveau bei glei­

chem Raildruck und gleichem Luftverhältnis liegt bei Raildrücken größer als

600bar auf einem höheren Niveau als bei dem Versuch ohne Voreinspritzung.

Page 23: Einspritzdruck bei modernen PKW-Dieselmotoren || Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

Gesetzmäßigkeit des Rußverhaltens bei Steigerung des Einspritzdrucks 97

Mit dem Einspritzmuster mit einer Voreinspritzung kann das Luflverhältnis über

dem Einspritzdruck an der Rußgrenze 0,6 g/kg fuel ebenfalls mit einer Halb­wertsfunktion wiedergegeben werden, siehe Abbildung 5.17. Der Parameter

P lnj, /Il bleibt mit 110 bar auf gleichem Niveau wie ohne Voreinspritzung. Mit

Voreinspritzung ist der Amin-Wert mit 1,09 höher als bei der Untersuchung ohne

Voreinspritzung (Amin= 1,06).

~ 2,0 mit Voreinspritzung -•.2 1,8 • gemessen~ \'" - gerechnet mit GI. 5.9~

1,6w\ci

" 1,4-a -,,'" 1,2 •'s •~- 1,0:z:~ 0,8

0 500 1000 1500mittlere p S~dloch [bar]

Abbildung 5.17: A-Werte über dem mittleren Sacklochdruck

Da innerhalb dieser Untersuchung der Ladedruck konstant auf 1450 mbar

geblieben ist, bleibt die Fragestellung offen. über welche Anpassung der Halb­wertsfunktion eine empir ische Beschreibung des Rußverhaltens bei Änderung

des Ladedruckniveaus realisiert werden kann. Zu diesem Zweck ist eine Luftver­hähnisabsenkung bei unterschiedlichem Ladedruckniveau durchgefü hrt worden.

Durch Änderung des Ladedrucks bei konstanter Ladelufttemperatur wird imoberen Totpunkt, nach der Verdichtung betrachtet, eine Änderung der Gasdichte

bei nahezu konstanter Kompressionsendtemperatur erre icht. Aufgrund der

Druckabhängigkeit des Wärmeiiberganges entstehen bei Steigerung des Lade­

drucks höhere Wandwärmeverluste während der Kompressionsphase. Nach [I]sind für den zu untersuchenden Ladedruckbereich Temperaturunterschiede bei

Kompressionsende kleiner als 5% zu erwarten. Demnach ist die Gasdichte bei

Page 24: Einspritzdruck bei modernen PKW-Dieselmotoren || Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

98 Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

konstanter Temperatur als Parameter für eine Anpassung der Halbwertsfunktion

bei Änderung des Ladedruckniveaus gewählt worden.

Der Wert der Gasdichte wird im stationären Motorbetrieb ohne Abgasrückfüh­

rung über folgenden Ansatz angenähert:

mL,ohneAGe

POT = Vc

GI. 5.10

P OT stellt die Gasdichte des angesaugten Gasgemisches im oberen Totpunkt dar

(ohne den Brennstoff), m Luft stellt die gemessene Luftmasse, und Vc das Kom­pressionsendvolumen dar. Die Leckagemasse von Luft über die Kolbenringewährend der Kompression , sowie die beim vorigen Ladungswechsel nicht ausge­

spülte Gasmasse, werden in dieser Betrachtung vernachlässigt. Der Fehler durch

diese Annahmen ist kleiner als 3 % der tatsächlichen Masse einzuschätzen [I] .Da das Kompressionsendvolumen nicht gemessen wurde, ist die Bestimmung

mittels folgender Relation durchgeführt worden:

VhV = - GI. 5.11

c &- ]

Vh stellt den Hubraum des Zylinders dar, s das Verdichtungsverhältnis. Beide

Größen sind durch volumetrische Messungen am Aggregat bekannt und könnendem Anhang 1 entnommen werden. Für das Kompressionsendvolumen konnteüber GI. 5.11 folgender Wert berechnet werden: Vc = 27,73 cm' . Die Zylinder­

druckverläufe zu dem Versuch der Ladedruckvariat ion sind beispielhaft für den

konstanten Luftverhältniswert von A= ] ,9 über Grad Kurbelwinkel aufgetragen

in Abbildung 5.18 ersichtlich . Die Variation der Gasdichte erstreckt sich von17,56 bis 28,49 kg/m" mit drei gleichverteilten Zwischenschritten. Die durchge­

zogenen Linien stellen die Druckverläufe im gefeuerten Betrieb aufgenommendar, die gestrichelten Linien stellen die Druckverläufe im geschleppten Motor

aufgenommen mit gleichen Lade- und Abgasgegendruckniveaus wie beim ge­

feuerten Betrieb dar. Ein konstanter Raildruck von 800 bar sowie ein konstanter

Page 25: Einspritzdruck bei modernen PKW-Dieselmotoren || Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

Gesetzmäßigkeit des Rußverhaltens bei Steigerung des Einspritzdrucks 99

Ansteuerbeginn der Haupteinspritzung ist für alle untersuchten Gasdichten ein­

gehalten worden.

Um den maximalen Druckanstiegsgradienten dPZyhn<k,lda auf ähnlichem Niveau

für alle Gasdichten zu halten, wurde die abgesetzte Masse der Voreinspritzung

angepasst. Dabei gilt folgende Regel: je kleiner die Gasdichte, desto höher die

abgesetzte Masse der Voreinspr itzung. um die Zündbedingungen zu verbessern.In Abbildung 5.18 kann ein vergleichbarer Zylinderdruckanstieg nach Entzün­

dung zwischen den Gasdichten beobachte! werden.

100

75

T2 "30 ·C

P OT" 17.56 kglm'POT" 20.63 kglm'por" 22.g3 kglm'POT" 25.24 kglm'pOT" 28 .4Qkglm'

~~ _ 1 ,91

~ _ 1.88_ 1\ - ' _ 1 M~ ~. \. ~ · 1 ,93

z-Locbcüse mit dSl " 132 ",m

Druckve nilule be i geschlepp1em Motor a ufgeoommen:· · · · ·· · ··ladedruck = 1100 mbar / Abgasgeg endruck = 1175 mbar..... ...• p2 = 1300 mbar I p3 = 1390 mbar.....•..• p2 = 1450 mbar lp3 = 1550 mbar........• p2 " 1600mbar lp3 = 1710 mbar..... ...• p2 "1800 mbar lp3 = 1Q25mbar

4 0 -20 oKurbelwinke l rKWI

20 40

Abbildung 5.18: Zylinderdruck verläufe der Gasdichtevariation bei konstantemLuftverhältnis

Page 26: Einspritzdruck bei modernen PKW-Dieselmotoren || Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

. . . ..

_ _ !IOOba,

md V0f8 inspnlzoogotme At>gasrüd<lütmmll

""

Agg"'9"I Nr.l8bgedrallter Zylmder1<opl

"enge" KOlbOOmukleInje>lo< CR13.0

7-loch<lO.. mi. d... . 132 ~m

,.,.,."»n"t.et.e,.."

100

00

00

• "l 00,ao

rc

,.!r.o

•~ 0.6

! ,.j c.••"00

"

Abbildung 5.19: Zugeflihrter Brennstoffmasse und Rußemis sion Im Abgas aus

den Luftverhältni sabsenkungen bei verschiedenen Ladedrücken

GI. 5.12

Für gleiches Luftverhältnis von Z > 1,9 ist eine längere Ansteuerdauer bei den

höheren Gasdichten eingestellt worden. Die längere Spritzdauer. über die längere

Ansteuerdauer erzielt . ermöglicht bei gleichem Raildruck die Absetzung einer

größeren Einspritzmasse der Haupteinspritzung. In Abbildung 5. 19 sind die

Einspritzmasse und der Rußemissionswerte aus den Luü verhältnisabsenkungen

für alle untersuchten Gasdichten gezeigt. Das erreichte Luftverh ältnisniveau bei

Ruß '= 0,6 gikg fuel mit der .xngen'< Kolbenmulde liegt höher als be i der für die

Ermittlung des Rußverhaltens bei Steigerung des Einspritzdrucks verwendeten

Basiskolbenmulde. Die Absenkung der Rußemission bei konstantem Luftver­

hältnis im Zuge der Erhöhung der Gasdichte sowie die Verbesserung des Luft­

verhältnisses bei konstantem Rußniveau ähneln dem Verlauf der gefundenen

Halbwertsfunktion. Eine Halbwertsfunktion für die Erhöhung der Gasdichte lässt

sich bei konstantem Einspritzdruckniveau. wie folgt darste llen.

lnZ.-""-.(1' - I' )

( JP 12 OT OT,M<-.I,\·lmg

A = A , + A - A . e OT,1Por mm MI!.l.\'unf.: min

Page 27: Einspritzdruck bei modernen PKW-Dieselmotoren || Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

Gese tzmäßigkei t des Rußverhaltens bei Steigerung des Einspritzdrucks 101

A{fIT stellt den gesuc hten Wert des Luftverhältni sses bei der Gasdichte P OT dar.

A,.,;~ steht für den kleinsten erreichbaren Luftverhältniswert für den eingestellten

Einspritzdruck. A,lk"""1I ste llt den gemessenen Luftverhä ltniswe rt bei eingestellter

Gasd ichte P OT.M"sSlmg dar. Eine Überprüfung dieser Halbwertsfunktion ist für

einen Rußwert von 0,6 glkg fuel aus dem Versuch durchgeführt worden. Um die

Übertragbarkeit der Parameter der Halbwertsfunktion für die Änderung der Gas­

dichte auf andere Einspritzdrucknivea us zu zeigen , ist zusätzlich die gleiche

Variation der Gasdichte für einen konstanten Raildruck von 1600 bar durchge­

führt worden. Die gemessenen Werte des Luftverhältnisses bei einem Rußwert

von 0,6 glkg fuel für alle untersuchten Gasdichten für beide untersuchten

Raild rücke können der Abbildung 5.20 entnommen werden .

RußLuft-

GasdichteForm- mittlere A

P Rml fIInmasse faktor PM gemessen

[g/kg[mg!

[mg/AS] [kg/m' ] [bar] Einsprit- [-] [bar] [-Ifuel]

zung]

0,60 487 17,56 800 19,0 0,68 50 1 1,89

0.60 572 20.63 800 26.0 0.72 530 1.52

0.60 636 22,93 800 30.5 0,74 546 1,39

0,60 700 25,24 800 37,0 0,77 566 1,31

0,60 790 28,49 800 42,0 0,79 578 1,28

0,60 476 17, 16 1600 25,0 0,72 1052 1,35

0.60 568 20,48 1600 32,0 0,75 1101 1,20

0.60 63 1 22,73 1600 37,5 0,77 1134 1, 13

0,60 696 25, 10 1600 44.0 0,79 1165 1.10

0.60 781 28,16 1600 49.0 0),;] 1186 1.08

Abbildung 5.20: Darstell ung der berechneten Werte der mittleren PM

Da die Einspritzmasse zwischen den Gasdichten bei gleichem Rußwert von

0,6 glkg fuel nicht auf gleichem Niveau liegt, spreizt der Formfaktor von 0,68

für die kleinste Gasdichte bis auf 0,79 für die höchste untersuchte Gasdichte.

Diese Veränderu ng des Formfaktors bewirkt bei 800 bar eine Abweichung von

Page 28: Einspritzdruck bei modernen PKW-Dieselmotoren || Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

102 Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußem ission

ca. 13% im mittleren Einspri tzdruck zwischen der kleinsten und der größte n

Gasdi chte, und bei 1600 bar Raildruck eine Abweichung von ca. I 1%. Trot z

die ser Abweichung ist ein Tes t der Halbwertfunktio n für diese n Versuch fortge­

führt worden. Für die Messdaten aus dem Versuch für die zwei Raildruckwerte

MOO bar und 1600 bar. in Abbildung 5.20 dargestellt , entspricht A.\f".,,,,nll dem

Luftve rhältniswe rt bei der jeweils kleinste ingeslell ten Gasdichte. Die zwei Ap­

proximat ionen zur Bestimmung von A min und von POT. I !] haben folgende Werte

ergeben:

A min == 1,23 und POT. //} == 2,5 kg/m'

Ein Vergleich zwischen den mit Gleichung 5.12 gerechneten Luftverhä ltn iswer­

ten und den Messwerten aus zwei untersuchten Raildrücken kann Abb ildung

5.2 1 entnommen werden.

p..,~800bar p.., =l600ba,

ac\ "'! .~~~ '! . gemessen",. ~tmitGl 5_ 12

... 1,8

~ 1:6-, L. g<trttC/roalmiIGI.5.12

~ 1.4"<, J1.4

-.<,! ~ 1 2:;:1.2 " .•< <

'" t.crs zc as ~ " zo as so

po, [I<gm~ p<,, (~m~

Abbildu ng 5.2 1: Luf t verhältniswerte be i Steigerung der Gasd ichte für zwet

Raildruckniveaus

Für die Änderung der Gasdichte bei konsta ntem Einspritzdruck verlä uft die

Halbwertsfunktion nach Gleichung 5. 12 bei beiden untersucht en Raildruckwer­

ten nahezu auf der Höhe der gemessenen Luftverhältniswerte. Da sich der iterie r­

te Wert POT.II:; == 2,5 kglm ' für d ie Messungen bei p Raii == 800 bar auf die Untersu­

chung bei 1600 bar übertragen läss t, kann die gleiche Halbwert sfunkt ion für die

Änderungen der Gasdichte be i verschiedene n Einsp ritzdruckniveaus verwende t

Page 29: Einspritzdruck bei modernen PKW-Dieselmotoren || Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

Gesetzmä ßigkei t des Rußverhal tens bei Steige rung des Einspritzdrucks 103

werden . Aufgru nd der Spreizung des mitt leren Einspritzdrucks in der Größen­

ordnung von 12 % vom Maximalwert bei kon stantem Raildruck ist ein Mittel ­

wert für die Darstellung über dem mittleren Einspritzdruck zu wählen . Die Mitte

zwischen dem kleinsten und dem höchsten Wert pro untersuchtem Raildruck ist

als Mittelwert des mittleren Einspritzdrucks bei konstantem Raildruck gewä hlt

worden. Hierdurch ergibt sich ein Wert von 539 ,5 bar für den Mittelwert des

mittleren Einspritzdrucks be i einem Raildruck von HOObar und einem Wert von

1119 bar bei e inem Raild ruck von 1600 bar.

Da für die Variation der Gasdichte nich t die gleiche Brennraummulde ("enge"­

Kolbenmulde) wie für die Variation des mittlere n Einspritzdrucks (" Basis"­

Kolbenmulde) verw endet wur de, wurde die Raild ruckvariation für d iese Konfi­

gurution wiederholt. Für einen konstanten Ladedruck von 1450 mbar (en tspricht

einer Gasdichte von 22,93 kg/m') ist eine Raildruckvariation von 400 auf

1600 bar mit 200 bar Schrittweite durchgeführt worden. Die gemessenen Luft­

verhä ltniswerte bei Ruß = 0,6 glkg fuel sow ie der Verlauf der approximierten

Halbwertsfunktion für diesen Versuch sind in Abbildung 5.22 dargestellt.

"enge"-Kolbenmulde -

\ • gemessen f-,gerechnet mit GI. 5.9 f-

\-,<,

------

2,6..LI 2.49' 2,2'&(p 2,0

ci 1,8"c=:l 1,66! 1,4

1,2

:::I: 1,0.-< 0,8

o 500 1000 1500

mittlere Psackloch [bar)

Abbi ldung 5.22: Luft verhä ltniswerte bei Steige rung des Einspritzdrucks

Page 30: Einspritzdruck bei modernen PKW-Dieselmotoren || Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

104 Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

Bei der approximierten Halbwertsfunktion nach Gleichung 5.9 sind die Werte

A",;~ = 1,11 und P I'!J.1I1= 160 bar ermittelt worden. Zusätzlich zur Halbwertsfunk­

tion fUTdie Steigeru ng des mittleren Einspritzd rucks in Gle ichung 5.9, ermög­

licht die Halbwertsfunktion für die Steigerung der Gasdichte, wie sie in Glei­

chung 5. 12 dargestellt ist, im Teillastbereich des Motorkennfeldes eine vollstän­

dige Beschreibung der Änderu ng des Luftve rhältnisses bei Ruß = 0,6 glkg fuel

aufzustellen. In Abbildung 5.23 sind die drei berechneten Kurven der Halbwerts­

funktion ruf die mit der .xngenv-Kolbenmulde gemes senen Rußemission darge­

stel lt. Die rote Kurve stellt die Werte des Luftverhältnisses bei

Ruß = 0,6 g/kg fuel für die Erhöhung des mitt leren Einspritzdrucks bei konstan­

ter Gasdichte dar. Die blauen Kurven ze igen die Luftverhältniswerte bei

Ruß = 0,6 glkg fuel für die Erhöhung der Gasdichte bei konstantem Einspritz­

dmck.

..

.... 2~:

( 22!lJ , ~ ,'J9>

( 22.93 ; 11300 ; 1.13>

.>

/

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:::;: 18

" "

' 0

Abb ildung 5.23: Luft verh ältniswerte im Teillastbetrieb bei Änderung

der Gasdichte und des Einspritzdrucks am Aggregat Nr.1 mit

Basiszylinderkopf und ..engev-Mulde

Page 31: Einspritzdruck bei modernen PKW-Dieselmotoren || Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

Gesetzmäßigkeit des Rußverhaltens bei Steigerung des Einspritzdrucks 105

Als Randbedingung für die dargestellten Luftverhältniswerte ist eine diffusive

Verbrennung eingehalten worden . Dabei bleibt die Spritzdauer strikt größer als

die Zündverzugsdauer, so dass eine diffusive Verbrennung stattfindet. Desweite­

ren bleibt die Verdichtungs-endtemperatur annähernd auf gleichem Niveau.

Letzteres wird durch die Einhaltung einer konstanten Ladelufttemperatur von

30 "C erreicht. Zuletzt ist ein annähernd konstanter indizierter Verbrauch von

210 g/kWh eingehalten worden .

Die rote Kurve und die zwei blauen Kurven schneiden sich an den zwei angege­

benen Punkten und gehören zu einer Oberfläche, die für Ruß = 0.6 g/kg fuel das

Niveau des Luftverhältnisses für jeden beliebigen Wert der Gasdichte bei nahezu

konstanter Verdichtungsendtemperatur im oberen Totpunkt und des mittleren

Einspritzdrucks wiedergibt.

5.2.2 Empirische Formulierung des Rußverhaltens beim Motorbetrieb mitAbgasrücliführung

1m Gegensatz zum Motorbetrieb mit reiner Luft wird beim Motorbetrieb mit

externer Abgasrückführung bei konstantem Ladedruck eine Luftverhältnisabsen­

kung weniger über eine Erhöhung der Einspritzmenge als über eine Absenkung

der zugeführten Frischluftmenge erreicht. Die Luftverhältnisabsenkung erfolgt

hauptsächlich über das Ersetzen der Luft durch rückgeführtes Abgas . Der

Verbrauch, der bei zunehmender Abgasrückftihrrate leicht zunimmt, beeinflusst

die Luftverhältnisabsenkung mit untergeordneter Rolle im Vergleich zur Luft­

massenreduzierung. Um das Rußverhalten bei einer Einspritzdrucksteigerung für

den Motorbetrieb mit Abgasrückführung empirisch zu ermitteln, ist der Versuch

bei 800 bar Raildruck aus dem Kapitel 4.2 .1 um Abgasrückführvariationen für

die Raildrücke 400, 600, 1200 und 1600 bar ergänzt worden . Eine schrittweise

Luftverhältnisabsenkung durch Erhöhung der Abgasrückführung bei konstantem

Ladedruck von 1450 mbar bis zum Erreichen eines Rußwerts von 0,6 g/kg fuel,

ist für unterschiedliche Anfangsluftverhältnisse bei jedem Raildruck durchge­

führt worden. Dieser Versuch ist wie die erste Ermittlung der Halbwertsfunktion

in Kapitel 5.2.1 mit dem Aggregat Nr.l realisiert worden . Jedoch war das Ag­

gregat mit dem Basiszylinderkopf ausgerüstet, der ein höheres Drallniveau als

Page 32: Einspritzdruck bei modernen PKW-Dieselmotoren || Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

106 Einfluss des Einsp ritzdrucks auf die Rußemission

der abgedrallte Zy linderkopf aufwe ist, siehe Anhang 2. Aufgrund dessen sind die

Luftve rhältnisvar iat ione n ohne Abgasrückführung mit der Basiskonfiguration

wiederh olt worden, um als Vergleichbasis zum Motorbetrieb mit Abgasrückfü h­

rung die Halbwertsfunktion des Rußverhaltens im Motorbetrieb ohne Abgas­

rückführung zu bekommen. Diese Ergebnisse können dem Anhang 7 entnommen

werden. Die Rußemissionswerte über dem Luftverhältni s der Luftverhällnisab­

senkungen bei Motorbet rieb mit Abgasrückführung für alle untersuchten

Ruildrücke sind in Abbildung 5.24 ersichtlich.

1.2

>'0

0.'.-.arn

0 6 s0.' •0"0.2

0.0

1.0~

0.' •2rn

0.6 ~0' •0"0.2

, ,....... '

Erhöhung derAbga sruckführra te:n " 2000 U/minp2 " 1450 mbarp3" 1550 mbar

1x Vore insprit<:ung

rL = 1200 ba r L--96315' · " "" ·,,,..." .., L"_'~4. ' 1.31....•....96JIM'" , . , ,51_. """'"'" , ,, t· ...._ ·} _ _ 1 , ,, 1 90__ llaJill4 , ,, , . 2.11

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0.2 .. ...L ···r ·~"~~~~~*f···· ·o.o ~==::;:~~::±::::=:::~.\~~~~t.';.:'i~i'27<~'f.o.o-i 2.2 2.4 2.6 2.8

1.0 P"",, " 800 bar -::==~::: : ::;= · ····· ··- 9OlY.l2 , ·l.6· , --, r ---,11 0.8 l .. : l .... -_·9Ol3I3< , · , .~2 Ir• : . _~ _ _ 1 , 2 OC

~ I ";; , . t~~ ~. __ """"' , · 2.20~ 0.6 I TI :'\ ..... i - - - lMW<7' " ", , ' 2A2

& 0.4'~·. \ ~3!;' . ' . ... '~ "" """ 2 .e,0 2 ~~ ::- " ' • • ",. « ~~~~-,. .0.0

1.0 1.2 l A 1.6 1 8 2.0 2.2 2 4 2.6 2.8

i..{-I

Abbildung 5.24. Ve rlauf der Rußwerte aus der Raildruckvariation über dem

Luftve rhältnis

Page 33: Einspritzdruck bei modernen PKW-Dieselmotoren || Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

Gesetzmäßigkei t des Rußverhaltens bei Steigerung des Einspritzdrucks 107

Ähnlich wie im Kapitel 4.2.1 für lWO bar gezeigt, kann ein Anstieg der Rußemis­

sion im Abgas bei der Absenkung des Luftverhältnisses beobachtet werden. Bei

allen Raild rücken kann für steigende Anfangslu ftverhä ltnisse ein steigender

Luftverhältniswert zur Überschreitung des Rußwertes 0,6 glkg fuel beobachtet

werden. Desweiteren kann eine Verringerung des kleinsten erreich ten Luftver­

hältniswerts bei einem Rußwert von 0,6 glkg fuel bei Steigerung des Raildrucks

festgestellt werden. Die größ te Verr ingerung findet zwische n 400 und 800 bar

statt.

Wie in Kapitel 4 gezei gt ist das Luftverhältnis bei Motorbetrieb mit Abgasrück­

führung aufgrund der Vernachlässigung von CO! und H!O im Ansauggem isch

nicht aussagekräftig. In Gleichung 4.20 ist deswegen AGals Luftverhäl tnis unter

Berücksichtigung des Einflusses des Abgasa nteils im Ansauggemisch eingeführt

worden. Abbildung 5.25 zeigt beispielhaft für 800 bar und 1600 bar die Rußwer­

te der Luflverhältnisabsenkungen aufgetragen über dem nach Gleichung 4.25

berechneten Gemischluftverhältnis.

Abbildung 5.25. Verlauf der Rußwerte bei Raild rücken von 800 und 1600 bar

über )0{.

" "1""", ~ IlOO ~' I__96(>106

~".". 1.26

\," " ~ ~' I!~~- ..,""~ 115•" - -.- ·96:lI75 ~"..... ' .-15 _ -._ ·96317ll "''''T· ' ·

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"~_9631lIa ..,...,. 2 09, ce _ _ 963147

~,,,,,. 2 42

l~ce s• ,.

• •• 963I3ll ..,,,,,. 2.61 •• iii' •e ..~'f'

.. ,• ...- ~ hl.. x..,. "0>\1' ~~ •0

"' ..""i;:i: ~~- -,-- , cz 0

" .. ' -" -' ._-..,~ ...-.-.., ".oc ''?-i'- ..,..

00ce r.o t a " " re ac " " ae oe t c t a " " re '" " " ae "J.,;H )",H

..

Bei einem Rußwert von 0,6 glkg fuel kann innerhalb eines Raildrucks ein Kon­

vergieren der Gemischluftverhältniswene aller Kurven auf einen Wert festge­

stellt werden. Bei 800 bar Raildruck liegt dieser Wert auf )'G = 1,08 , bei

1600 bar auf ,4,· = 0,95. Letzterer Wert kleiner als I kann durch den Luftauf­

wandunterschied zwischen dem Motorbetrieb mit und ohne Abgasrüc kführung

erklärt werden, siehe Abb ildung 4.19. Da in Gleichung 4.30 ein Zusammenhang

Page 34: Einspritzdruck bei modernen PKW-Dieselmotoren || Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

lOg Einfluss des Einsp ritzdrucks auf d ie Rußem ission

zwisc hen dem Luftverhä ltnis bei Motorbetrieb mit reiner Luft an der Rußgrenze

und dem Gemischluftverhältnis an der Rußgrenze be i Motorbetrieb mit externer

Abgasrückführung festgeste llt worden ist, ermöglicht A.c.RI1>g"'n:~ eine Übertra­

gung der Halbwertsfunktion ruf das Rußverhalten beim Motorbetrieb ohne Ab­

gasrückflihrung auf den Motorbetrieb mit Abgasrückführung. Abb ildung 5.26

zeig t für alle untersuc hten Raild rücke in blau d ie Werte von J.R"ßgrt''':~ aus den

Luftverhältnis absenkungen beim Motorbetrieb ohne Abgasrückführung (siehe

Anhang 7) und in rot die Werte von k.;,R"{JI(n,,,=~ aus den Luftverhä llnisabsenkun­

gen durch Abga srückführung über dem Raildruck aufge tragen .

ULadedruck = 1450 moor. Abgasgegeooruck = 1550 moor. Ladelufttemperatllr =3O·e

. ~;GemischverhanniS [-I. Molorbetneb mit Abgasrüc klührung,.e - I- A Lllllverhättnis [·1. Mototbe tr,eb ohne AbgasrOck!Ohrung

" ••.a"• Aggregat NT ,]

'" Basiszy linde rko p f~

,.Basiskolbenmulde

"~ 7- Loc h mit d ' l = 132 um• "!

"Schnittpunkte. die in

'" I Abb 5.25 links. auf• • i-}"-- Ruß = 0.6 g /kg liegen, ...~ . I, •'", 0••••• c aco '00 ecc ecc tooo "'00 ..00 tecc ,~

Raitdruck [barl

Abbildung 5.26: Luftverhältniswerte an der Rußgrenze mit und ohne Abgasrück­

führung

Der Verlau f der Werte von beiden Luftverhältnissen zeigt das gleiche Verhalten,

wobe i die Werte von ~;,R'4f!i(n~=~ bei allen untersuchten Raildtiicken tendenziell

unterha lb der Werte von ).RI<jig,....,:~ liegen. In G leichung 4.30 nimmt Ac-;,RI<jig"",:,••

wenn die engesaugte Gasg emisc hmasse bei Motorbetrieb mit Abgasrückführung

kleiner als die engesaugte Luftmasse bei Motorbetrieb ohne Abgasrückführu ng

Page 35: Einspritzdruck bei modernen PKW-Dieselmotoren || Einfluss des Einspritzdrucks auf die Rußemission

Gesetzmäßigkeit des Rußverhaltens bei Steigerung des Einspritzdrucks 109

ist, einen kleineren Wert als A RlIßgrenze an. In Abbildung 4.19 aus dem Kapitel 4

kann für den Raildruck 800 bar festgestellt werden, dass der Luftaufwand an der

Rußgrenze beim Motorbetrieb mit Abgasrückftihrung niedriger als der Luftauf­

wand bei Motorbetrieb ohne Abgasrückftihrung ist. Dieser Sachverhalt ist auf die

thermische Drosselung' im Saugrohr bei Rückführung des Abgases zurückzufüh­

ren.

Da die Werte von ARlIßgrenze über die empirische Halbwertsfunktion gewonnen

werden können und die Werte von A C,RlIßgrenze über die Gleichung 4.30 mit den

Werten von A RlIßgrenze korrelieren, können die Werte von A C,RlIßgrenze bei Steigerung

des Einspritzdrucks ebenfalls mit der empirischen Halbwertsfunktion aus dem

Motorbetrieb ohne Abgasrückftihrung bestimmt werden. Voraussetzung für ein

solches Vorgehen sind eine Messung beim Motorbetrieb ohne Abgasrückfüh­

rung , die Kenntnis von Pfnj ,1I2 und von Amin für die Halbwertsfunktion bei der

untersuchten Gasdichte und die Beziehung zwischen dem Luftaufwand und dem

rückgeftihrten Abgasanteil im Ansauggemisch. Nach der Bestimmung der

A C,RlIßgrenze-Werte können die Luftverhältniswerte an der Rußgrenze für den Mo­

torbetrieb mit Abgasrückftihrung mit der Berechnungsmethode aus Kapitel 4.2.2

ermittelt werden . 1mVergleich bei konstantem Ladedruck zwischen ARlIßgrenze und

A C,RlIßgrenze in Abbildung 5.26 ist der durch Absenkung des Luftaufwandes bei

Motorbetrieb mit Abgasrückftihrung entstehende Unterschied in der Gasdichte

im oberen Totpunkt im Vergleich zum Motorbetrieb ohne Abgasrückführung

nicht berücksichtigt worden. Durch Verwendung der Halbwertsfunktion aus

Gleichung 5.12 für die Änderung der Gasdichte bei konstantem Einspritzdruck

lässt sich dieser Sachverhalt berücksichtigen.

1 Thermische Drosselung : Da das rückgeführte Abgas am Abgasrüekführventil heißer ist als dieLadeluft, findet durch die abnehmende Dichte im Zuge der Mischung eine Reduktion des Massen­stroms vom Ansauggasgemiseh statt, siehe Anhang 5.