Upload
yvan
View
282
Download
2
Embed Size (px)
Citation preview
3 Modelle der einspr itzst rahlgeführtenGemischbildung
Das motorische Verhalten wird in hohem Maß von den Aufbereitungsmechanis
men im Einspritzstrahl und von der beg leitenden Interaktion mit der Gasphase
bee influsst [34]. Beim Pkw-Dieselmotor mit Direkteinspritzung steht nur ein
sehr begrenzter Zeitraum von wenigen Millisekunden zur Verfügung, in dem aus
flüssigem Kraftstoff e in brennbares gasförmiges Luft-Kraftstoff-Gemisch entste
hen kann.
Die Kraftstoffaufbereitung beginnt bereits bei Austritt des Strahls aus dem
Spritzloch, wo e in Zerfall des flüssigen Kerns in Tropfen erfolgt. Im Anschluss
an die Zerstäubung kommt es zur Kraftstoffverdampfung und zu chemischen
Prozessen, die zu zündfähigen Gemischen führen. Der Selbs tzündungs prozeß
starte t im Dieselmotor die Verbrennungsphase, während die Dampfphase des
Kraftstoffstrahls weiter in den Brennraum eindringt, um zuletzt an der äußeren
Muldenwand aufzup latzen. Durch Reflexion in der Omega-Muldenfonn wird
dabei ein Teil des auf die Muldenwand auftretenden Dampfes wieder in Rich
tung Brennraummitte bewegt [35] (siehe Abbildung 3. 1).
A
Abknkun, der Slrahhpillen hei Wandkontakt(durc h SprayimflUls indUljert)
Auf.... erfen eine r rinll fllfmillCll()ampf" ·olke um Iin:nnraum/ cnlrum
A - A '
Abbi ldung 3.1: Ablenkung der Einspritzst rahlen in der Mulde [35]
18 Modelle der einspritzstrahlgeführten Gemischbildung
GI. 3.1
Zwei Hauptprozesse der Strahlausbreitung im Brennraum, die mit dem Ein
spritzdruck zusammenhängen, lassen sich aus Beobachtungen am Transparent
motor hervorheben [35]. Zum einen die Freistrahlausbreitung, welche den Strahl
abschnitt vom Düsenaustritt bis vor die Muldenwand kennzeichnet. Und zum
anderen das Auftreffen des Strahls an der Muldenwand [35,36]. In den folgenden
zwei Abschnitten (3.1; 3.2) werden beide Schemata separat diskutiert.
3.1 Freistrahlausbreitung
Beim Austritt des Kraftstoffes aus der Spritzlochöffnung ist der Flüssigstrahl
konkurrierenden Kräften ausgesetzt. Aerodynamische Effekte (Wechselwirkung
mit der umgebende Luft) sowie zerreißende Kräfte (Wechselwirkung innerhalb
der Flüssigphase), die durch Turbulenz und Kavitation in der Düsen innenströ
mung verursacht werden [38], stehen den kohäsiven Kräften der Flüssigkeit
gegenüber, die eine stoffspez ifische Eigenschaft sind. Es bilden sich Störungen
auf der Strahloberfläche , die in ihrer Amplitude anwachsen und schließlich zum
Ablösen von einzelnen Tropfen und Ligamenten! führen. Dieser Mechanismus
wird als Primärzerfall bezeichnet. Die Austrittsgeschwindigkeit des Flüssig
strahIs beeinflusst den Zerfallsprozeß maßgeblich. Diese Größe wird in den
meisten empirischen Zerfallsmodellen nach der Gleichung von Bemoulli ermit
telt [40] :
U = C . ~2'~Paus v p
Fl
Das Glied unter der Wurzel stellt die nach Bemoulli maximale potenzielle Ge
schwindigkeit der Flüssigkeit dar. Dabei stellt PFI die Dichte des flüssigen Die
selkraftstoffes am Spritzlochaustritt dar und L1p den Druckunterschied zwischen
dem Druck des Kraftstoffes und der Druck des düsenumgebenden Gases dar . Cvstellt den Geschwindigkeitskoeffizienten dar und nimmt nach Merker [48] Werte
von etwa 0,9 an.
I Ligamente im flüssigen Kraftstoffstrahl sind längliche Flüssigkeitsäulc, die als Vorstufe zu denTropfen am Strahlrand beobachtet werden.
Freistrahlausbrei tung 19
Der primäre Strahlzerfall lässt sich nach Rei tz [39] in vier Bereiche klassifizie
ren, die mit der Strömungsgeschwindigke it abgetrennt werden. Bei geringer
Strömungsgeschwindigkeit und damit niedrigen Reynoldszahlen strömt d ie Flüs
sigkeitssä ule weit aus dem Spritzloch aus und zertropft im Anschluss in Tropfen,
die größer sind als der Aus trittsdurchmesser. Dies wurde schon uns von Lord
Rayleigh beschrieben und wurde demnach als .Rayleigh Regime" bezeichn et.
Bei steigender Aust rittsgeschwindigkei t vers tärkt sich die Wechselwirkung mit
der umgebenden Gasphase. Im " First Wind lnduced Regime" reduziert sich d ie
Strahlkernlänge. und es komm t zur Ablösung von Trop fen in der Größe des
Strahldurchmessers . Im .Second Wind Induced Regime" findet das Abspalten
der Tropfen bereit s am Strahlrand statt, und diese sind klein er als de r Strahl
durchmesser. Durch eine weitere Steigerung der Strömungsgeschwindigkeit
findet der Zerfallsprozess auf dem Strahlrand immer näher am Düsenaustritt
stau. In diesem Bereich, als .Atomizatio n Regime" bezeichnet, nimmt die Länge
des intakten Strahlkems ab. Der .Atorniza tion Regime" gilt als der für die Die
seleinspritzung bedeutend ste Zerfallsbereich. In Abbildung 3.2 sind die vier
Zerfa llsbereiche gezeigt.
~L dL ~L ~L
Zertropfen Zerwellen Zerwellen/Zerslauben ZerslaubenAbbildung 3.2. VIer Zerfallsbereiche von Flüssigkeitsstrahlen [38]
Der weitere Zerfall der abgelösten Tröpfchen bzw. Flüssigke itsbereiche in noch
feinere Tröpfchen wird a ls Sekundärzerfall bezeichnet. Mit steigendem Abstand
vom Spritzlochaustritt gewinnen die aerodynamischen Effekte bei der Strahlaus
breitung imme r mehr an Bedeutung. Die Einzeltropfen erfahren die aerodynami-
20 Modelle der einspritzstrahlgeführten Gemischbildung
GI. 3.2
sehe Widerstandskraft Fw, in Gleichung 3.2 beschrieben, die zum Zerfall der
Einzeltröpfchen in feinere Tröpfchen führt.
1 J[ 2 2
Fw =2 ' CW ·4 · dT 'Pa ,UT
Die aerodynamische Widerstandskraft steht der Kohäsionskraft FK der Flüssig
keitströpfchen entgegen, wie in Gleichung 3.3 ersichtlich.
GI. 3.3
Das Verhältnis aus diesen beiden Kräften wird als Weberzahl bezeichnet.
P -d .U 2
We = a T T GI. 3.4aFI
Diese Zahl wird entscheidend von der Tröpfchengröße dr im Einspritzstrahl und
der Tröpfchengeschwindigkeit Ur beeinflusst. Abhängig von der Weberzahl
werden unterschiedliche Tropfenzerfallmechanismen zitiert . Eine Übersicht kann
bei Pi1ch und Erdmann [40] gefunden werden . Bei der Betrachtung eines Diesel
sprays im Motor sind noch weitere Effekte für den Strahlzerfall zu beachten.
Zunächst muss von einer sehr hohen Tropfendichte in Düsennähe ausgegangen
werden , so dass Tropfenkollisionen sowie Koagulation berücksichtigt werden
müssen. Ferner findet die Bewegung der Tröpfchen in einer turbulenten Gaspha
se statt, die aufgrund der hohen Temperaturen die Tropfen verdampfen lässt.
Hohmann hat gezeigt, dass auch der Wärme- und Stofftransport innerhalb des
Tropfens für den Zerfall nicht vernachlässigt werden dürfen [42].
Bei kleineren Dieselmotoren kann es zu einem weiteren Zerfallsmechanismus
kommen. Ist der Abstand zur Brennraummuldenwand mit etwa 18 bis 25 mm
kleiner als die Eindringtiefe der Flüssigphase des Einspritzstrahls, so werden die
Tröpfchen auf diese treffen und aufgrund Impulswechselwirkung an der Wand
weiter zerstäubt [41]. Diese sogenannte sekundäre Zerstäubung wird in Ab
schnitt 3.2 diskutiert.
Freistrahlausbreitung 21
Obwohl seit über 50 Jahren die Atomisierung von Flüssigkeitsstrahlen untersucht
wird, beruhen die bestehenden Modelle für die Berechnung der Tropfendurch
messer fast ausschließlich auf experimentellen Beobachtungen und liefern keine
Voraussagen mit befriedigender Qualität. Da der Strahlkern zu dicht ist für eine
optische Erfassung, wird nur in Strahlrandzonen und weit von der Düse entfernt
gemessen, also in einem für dieselmotorische Anwendung nicht maßgebenden
Bereich.
GI. 3.6
GI. 3.5
1b = 3" ' d32mit
d 3
n(d ) = _ T_. eT 3-b4
Die Charakterisierung der Tropfengrößenverteilung im Strahl erfolgt in der Re
gel über den mittleren Sauterdurchmesser. Ein Tropfen dieser Größe hat das
gleiche OberflächeniVolumenverhältnis wie die gesamte Tropfenmenge im Ein
spritzstrahl, siehe Gleichung 3.5. Zur anschließenden Berechnung der Tropfen
häufigkeit wird auf eine Chi-Quadrat-Verteilung zurückgegriffen, die abhängig
vom Sauterdurchmesser d32 ist, siehe Gleichung 3.6.
fd /n(dT) ·ddTd32 = SMD = fd /-n(dT) .dd
T
_dT
b
Für die Berechnung der Gleichung 3.6 muss eine obere und untere Schranke
angegeben werden: dT,m in < dT< dT,max. Abbildung 3.3 zeigt den Einfluss des
Sauterdurchmessers auf die Häufigkeitsverteilung. Der minimale Tropfendurch
messer beträgt 3 um, der maximale Tropfendurchmesser beträgt 60 um. Dieses
Intervall stimmt mit den in der Literatur gefundenen Werten überein [54].
Man erkennt, wie das Kurvenmaximum mit kleiner werdenden mittleren Sauter
durchmessern (SMD) zu kleineren Durchmessern hin verschoben wird . Die Mo
delle zur Berechnung der Tropfendurchmesser sind empirisch aus Messungen
mit Randbedingungen, die außerhalb des für den Dieselmotor relevanten Be
reichs gewonnen wurden. Dennoch gestatten sie eine Abschätzung der Einflüsse
der Faktoren wie Gasdichte und Einspritzdruck auf die Tropfengrößenverteilung.
22 Modelle der einspritzstrahlgeführten Gemischbildung
1000
900 MD " "':;: 800
I -,..'e 700 ; "" ' \ '" I,O;;! 600
/ -,• I 2 )U1'l.. •..~~ r2' '00 1/.. " 30 I! '\- ' ' -,
~-, ". ,...
~ 400~ . 3!.4>....
_. ,-.• .- . ' ~.. 300 - ,- -.- " '-c, I ,.' . '. .- ..~~2
~~-, .
200 .... .<, ,
<, ..100/ ~ I -
0 , 10 " 20 " 30 ss 40 45 eo " 60 "Tropfendur ch messer, ej" p lJ.lm]
Abbildung 3.3: Verteilung In Abhängigkeit vom mittleren Sauterdurchmesse r
Zum Beispiel gibt die von Schmalzing überarbei tete Korrelat ion von Hiroyasu
[55, 56], in Gleichung 3.7 aufgezeigt, für eine Steigerung des Einspritzdrucksden Verlauf der mittleren Saulerdurchmesser vor, siehe Abbildung 3.4.
[ ] ~" [ ]~".n " "d32
= 7 . dSL
. U",,-,dsL "Pn . U....,2.dsLPn . [ 'lH ] .[p,, ] G1. 3.7'ln " n I}" Pu
Es ist erkennbar, dass der rniülere Saurerdu rchmesser nach Hiroyasu bei zuneh
mendem Einspritzdruck abnimmt. Dies bedeutet eine Zunahme der gesamten
Oberfläche der Tropfen im Einspritzs trahl. die bei Kontakt mit dem heißen Um
gebungsgas im Brennraum zu einer schnelleren Verdampfung führt.
Freistrahlausbreitung 23
,.;:-M
12enc0s:
10.0
'"o 8s:c•.s 6E2, •N0-o
dSL '" 130 IJm.
pa '" 22 kglm' , PFI '" 820 kglm'.
l'J. a '" 4,15xlO·5 Pa.s, I'J. FI " 3,3xlO·3 Pa.s.
OFI" 0,0204 Nfm
•• •
2500 1000 1500
Einspritzdruck [bar]
2000
Abbildung 3.4: Sauterdurchmesser in Abhängigkeit vom Einspritzdruck [56)
Wie die Weberzahl in Gleichung 3.4 aufzeigt, hängt der Zerfall in hohem Maß
von der Ausbreitungsgeschwindigkeit des Strahls ab. Die Messung der Ausbrei
tungsgeschwindigkeit am Strahlrand im verdampfenden Spray gestaltet sichjedoch als schwierig, weshalb in der Praxis das Eindringen der Strahlspitze ge
messen wird. Die Ausbreitung von Dieseleinspritzstrahlen wird in der Literatur
durch charakteristische Parameter beschrieben. Im Allgemeinen werden hierzu
die Strahleindringtiefe, die Aulbruchlänge und der Spraykegelwinkel herangezogen. Differenziert man die Eindringtiefe der Strahlspitze nach der Zeit, so lässt
sich daraus die Geschwindigkeit der Strahlspitze ermitteln. In der Literatur lie
gen viele empirische Beziehungen über die Ausbreitung der Strahlspitze vor,
diese wurden allerdings in kalter Atmosphäre gemessen, wie Z.B. die oft zitierteKorrelation von Hiroyasu und Arai [43]. Unter diesen Randbedingungen ver
dampft der Strahl nicht, und das ermittelte Verhalten ist demnach nur bedingt mit
dem Geschehen im heißen Brennraum eines Motors (T '" 900 K bis 1000 K im
oberen Totpunkt) vergleichbar. Eine Korrelation aus Messungen an verdampfen
den Sprays geben Naber und Siebcrs [44]. In dieser Korrelation werden zwi
schen zwei aufeinanderfolgenden Eindringverhalten unterschieden. Die Tren
nung der beiden Abschnitte findet beim Erreichen der Strahlspitze an der soge-
24 Modelle der einspritzstrahlgeführten Gemischbildung
GI. 3.8für 0 < t < tbreakup
nannten Aufbruchlänge statt. In den folgenden zwei Gleichungen ist die Korrela
tion nach [44] gezeigt.
Ss. = Cv . ~2'L1p . t.pttze P
Fl
[ )
0.25
S = Cv'~ L1p ~Spitze tan(a/2) ' Pa . VUSL ·
t für i e tbreakupGI. 3.9
GI. 3.10tbreakup
Nach dieser Korrelation dringt in der ersten Phase die Strahlspitze im linearenZusammenhang mit der Zeit ein. Nach dem Erreichen der Aufbruchlänge dringt
dann die Strahlspitze langsamer ein im Wurzelabhängigkeit mit der Zeit. Naberund Siebers beschreiben die Aufbruchszeit als Übergangszeitpunkt zwischendem Eindringen der Strahlspitze dominiert durch die Flüssigphase und dem Ein
dringen der Strahlspitze dominiert durch die Dampfphase des Strahls. Dieser
Zeitpunkt wird wie folgt berechnet.
d ·ftFISL Pa
CSL stellt der Flächenkontraktionsbeiwert und Co der Geschwindigkeitsbeiwert
dar. In Gleichung 3.9 ist lediglich nur der Spritzlochaustrittsdurchmesser als
geometrischer Einflussparameter für das Eindringen der Strahlspitze relevant.Zusätzlich haben der Einspritzdruck und die Gasdichte einen geringeren Einflussals der Spritzlochaustritts-durchmesser, der mit Quadratwurzel in die Beziehung
3.9 eingeht, während der Druck und die Gasdichte in der vierten Wurzel Einfluss
nehmen. Beim Eindringen erfährt die Strahlspitze die größte Abbremsung durchdas umgebende Gas, und die Verdrängungswirkung der Strahlspitze verursacht
Druckgradienten. Eine Simulation der Gasströmung in direkter Umgebung derFlüssigphase zeigt die Ausbildung einer Sekundärströmung [50], wie in Abbil
dung 3.5 ersichtlich.
Freistrahlausbreitung 25
Luflgeschwindighilinms-'
""' 00
c
Abbildung 3.5: Die von einem Hochdruckspray induzierte Luftströmung [50]
Sekundärströmungen entstehen durch Wechselwirkung zwischen Grenzschicht
strömungen und den aus der Hauptströmung aufgeprägten Druckgradienten. DerHauptstrahl saugt radial Luft aus der Umgebung an, wodurch die Gasströmung
zunächst senkrecht zur Strahlachse gerichtet wird. Dieser Vorgang bildet zu
sammen mit der Verdrängung der Luft an der Strahlspitze eine geschlosseneRezirkulationszone. Die Ausbildung dieser Frontwirbel ist der indirekte Beweis
für die Existenz einer Grenzschichtströmung an dem flüssigen Strahlrand, die
aufgrund ihre geringen Dicke und der Lichtstreuung vom Kraftstoffdampfschwer messbar ist. In diese Grenzschicht wird die Luft aus der Umgebung strah
laufwärts beschleunigt. Zwischen der Umgebung und der Grenzschicht entsteht
ein Druckunterschied, der eine zum Strahl gerichtete Strömung des umgebenden
Gases bewirkt [51]. Dieser Prozess wird auch Gasentrainment genannt.
Unter heißen Bedingungen (T '"' 1000 K) in Brennkammeruntersuchungen ist
festgestellt worden, dass die Flüssigphase des Strahls eine maximale Länge aufweist. Anfänglich dringt die Strahlspitze annähernd linear über der Zeit ein, dann
wird die Ausbreitungsgeschwindigkeit der flüssigen Sprayanteile langsamer undstabilisiert sich an einem konstanten Punkt maximaler Eindringtiefe. Nachdem
sich die maximale Länge eingestellt hat, dringt nur noch die Gasphase weiter in
den Brennraum ein [17]. Ebenfalls unter heißen Bedingungen zeigte Brown [46],dass die Strahlspitze zu Anfang der Einspritzung durch die Spitze der Flüssig
phase definiert wird, aber dann stoppt das Eindringen der Flüssigphase und oszil
liert mit wenigen Millimetern Amplitude um eine fixe axiale Position. Espey undDec [45] zeigten in Untersuchungen am Nkw-Transparentmotor, dass die Tern-
26 Mode lle der einspritzstra hlgeführten Gemischbildung
peratur und die Gasdichte einen sehr starken Einfluss auf die max imale Eindring
tiefe der Flüssigphase in den verdampfenden Spray bes itzen. Zusä tzlich stell ten
sie fest. dass die Energie zum Verdampfen des flüssigen Kraftstoffes nicht primär aus der Verbrennung stammen kann, da sich eine maximale Länge der Flüs
sigphase bereits vor der Entzündung einstellte . Nach der Entzündung beobachte
ten sie eine minimale Verkürzung der maximalen Eindringtie fe der Flüssigphase.
Basierend auf diesen Untersuchungen zeigten Canaan und Dec, dass die maxi
male Eindringtiefe der Flüssigphase in erster Linie vom Verdampfungsprozess
abhängt. Dabei dringt die flüssige Strahlspitze solange ein, bis die Menge ver
dampfenden Kraftstoffs der Einspritzrate entspricht.
Zur maximalen Eindringtiefe der Flüssigphase führte Siebers eine umfangreiche
Untersuchung in der heißen Brennkammer durch [47]. Variiert wurden der Ein
spritzdruck. der Düsenlochaustrittsdurchmesser, das Längen/DurchmesserVerhältnis des Spritzloches. die Gasdichte, die Gastemperatur, die Kraftstoff
temperatur und das Siedeverhalten des Kraftstoffes. Arthand einer Variation des
Spritzlochdurchmessers von 100 um bis 500 um wird die Existenz eines linearen
Zusammenhangs zwischen der maximalen Eindringtiefe der Flüssigphase undder Düsenlochaustrittsdurchmesser gezeig t. Für eine Tempera tur von 1000 K
und eine Gasdichte von 30 kg/m' wurden bei dSL = 246 um maximalen Eindring
tiefen von 7 mm bis 35 mm gemessen (siehe Abbildung 3.6).
100 200 300 sec sce 60Orlfk:<l l).metm [11m)
•
r<i~I'!';!""
100 : ,=: 'g ::=. '_ '47 'v _'Th ., , '30 _g • U 'S1 _0 ' 0(1(1 ' ... ..§, • '_ "2 '.'.! ~ ,.... ,... ,"'"
!~; .\ ....... ~, ..
!. p. • f ..",--c 100 U 100e-.... ,.... 30.' _ e-..0 1>00 ..... '00 """. ,O(I(I " ' _ ~• '0(1(1 ' ... _ DI'2
50 l~ , W 1~ 1:.0 I n. <0
Oritk:<l f>Jo........ 0fQp [MP.)
;; ; ..'l' we
lr-<~.
~-"'tJ=.
. ' 0(1(1 U:<6_
. '0(1(1 ,... .... ,_· ' 0(1(1 ..2 _ _
. 100 " ' ~ _. ",.." .._-
Abbildung 3.6: Maximale Eindringtiefe der Flüssigphase bei Variation des Einspritzdrucks und des Lochdurchmessers für verschiedene Ersatzkraftstoffe [47]
Freistrahlausbreitung 27
GI. 3.11
Die Theorie der Tropfenverdampfung liefert jedoch andere Resultate als den von
Siebers experimentell ermittelten linearen Zusammenhang . In Messungen derTröpfchendurchmesser zeigten Arai und Hiroyasu [43], dass sich mit einer fünffachen Vergrößerung des Düsenlochdurchmessers eine Verdoppelung der mittle
ren Tropfendurchmesser ergibt. Bei gleichem Einspritzdruck und somit gleicher
Austrittsgeschwindigkeit bedeutet dies nach der Tropfenverdampfungsthoerievon Lefebvre [49] eine Verdoppelung der Lebensdauer der Tropfen. Dadurch
würde sich eine Verdoppelung der Eindringtiefe der Flüssigphase des Strahlsergeben, die aber in der Messung von Siebers sich in etwa verfünffacht hat (sieheAbbildung 3.6). Diese Diskrepanz um mehrere Größenordnungen zeigt, dass die
maximale Eindringtiefe der Flüssigphase durch einen zusätzlichen Prozess be
grenzt wird.
Naber und Siebers [44] machten bei einer Variation des Einspritzdrucks eineweitere Beobachtung zur Eindringtiefe der Flüssigphase , die zu einem neuen
Erklärungsansatz führte. Die Ergebnisse im linken Diagramm aus Abbildung 3.6zeigen, dass der Druckunterschied am Spritzloch einen minimalen Einfluss aufdie Eindringtiefe der Flüssigphase besitzt. Da bei konstant bleibendem Ge
schwindigkeitsbeiwert Cv sowie einem konstanten Flächenkontraktionsbeiwert
CSL und Düsenlochaustrittsdurchmesser dSL der Kraftstoffmassenstrom mit derWurzel der Einspritzdruckerhöhung zunimmt, wie in der Gleichung 3.11 gezeigt,muss für eine gleichbleibende maximale Eindringtiefe der Flüssigphase die Ver
dampfungsrate um den gleichen Betrag zunehmen.
dSL ' ~2.APmFI = CSL . J[ • - 4- . PF1 . Cv ' PFI
Naber und Siebers [44] stellten sich vor, dass eine Begrenzung der Sprayver
dampfung durch das Gasentrainment stattfindet. Unter der Annahme, dass der
Tropfenaufbruch und die Tropfenverdampfung im Vergleich zur turbulentenMischung des Strahls mit der umgebenden Luft schneller sind, existieren imStrahl zwischen den Phasen keine lokalen Geschwindigkeits- oder Temperatur
unterschiede. Die Phasen sind demnach im lokalen Gleichgewicht. Wenn dieturbulente Mischungsrate die Verdampfung kontrolliert , dann ist sie begrenzt
GI. 3.12
Mode lle der einspritzstrahlgeführten Gemischbildung
aufgrund des Energieflusses durch das Luftentrainmeru. Dieser Energiefl uss ist
direkt proportional mit der Masse des heißen Umgebu ngsgases, welches in das
Spray transport iert wird. Nach diesem Ansatz wurde ein Strahlmode ll veröffent
licht, welches keine Berücksicht igung der Zerst äubungsprozesse aufweis t, son
dem den Einspritzs trahl idea lisiert als lokalen homogenen Fluss, ähnlic h der
Gasstrah ltheorie. betrachtet, siehe Abb ildung 3.7 .
Entrained gas (Pa' Ta' Pa)
================Vaporizationcomoete (x=L)
Abb ildung 3.7; Spray-Modell nach Naber und Siebers [44]
In diesem Modell wird von einem konstanten Strah lkegelwinkel a über der Ein
dringtiefe der Flüssigphase und von einem Entrainment des umgebenden Gases
mit den thermodynamischen Zustandsgrößen p", T" ausgegangen . Abge leitet aus
der Gasstrahltheorie. wird folgende Proportionalität für jede axiale Position des
im Spray im Abstand x eingesaugten Gasmassenstroms lil j X) eingeführt.
. ,JP:P;; ~.f..p ( " )l1/a( r) '" pp · d ·x · - - · tan -- <lF/ SL ,,2n
Dabei sind p" und PFI jeweils die Gasd ichte der Umgebungsa tmosp häre und die
Kraftstoffdichte, dSL der Spritzlochaustrittsdurchmesser, Ap der Druckunter
schied am Spritz loch und a der Strahlkegelwinkel.
Freistrahlausbreitung 29
Mit einer zusätzlichen Annahme, dass die Masse- und Impulserhaltung über denAbstand x sich wie ein nicht verdampfender Strahl verhält, fuhren Naber und
Siebers folgenden Zusammenhang ein:
GI. 3.13
Diese Gleichung zeigt, dass der Kraftstoffmassenstrom inK (x) in jeder axialen
Position x der Einspritzrate inFi am Spritzlochaustritt entspricht. Der Einfluss desEinspritzdrucks zeigt für beide Gleichungen 3.11 und 3.12 dieselbe Abhängig
keit. Die Austrittsgeschwindigkeit des eingespritzten Kraftstoffes ist proportionalzur Quadratwurzel des Einspritzdrucks. Damit nimmt der Betrag Austrittsge
schwindigkeit Va lls in diesen zwei Beziehungen gleichmäßig zu. Ferner kommt eszu keiner Verlängerung der Eindringtiefe der flüssigen Phase aufgrund des höhe
ren Einspritzdrucks. Desweiteren ergibt sich nach Gleichung 3.11 mit einemfünffach größeren Spritzlochdurchmesser ein Faktor 25 für die Zunahme des
Kraftstoffmassenstroms. Jedoch fuhrt dieselbe Zunahme des Durchmessers nachGleichung 3.12 zu einer fünffach höheren Gasentrainmentrate. Damit wird dasFünffache der Weglänge benötigt , um den Kraftstoff zu verdampfen. In dem
Gasentrainmentmodell hängt die maximale Eindringtiefe der Flüssigphase von
dem Mischungsverhältnis t: = 1t1{( / in" ab. Mit diesem Modell hat Siebers in einerspäteren Veröffentlichung die Länge IF1 als maximale Eindringtiefe der Flüssig
phase, sowie das Mischungsverhältnis t: an dieser Länge IFI zwischen dem Kraft
stoffund dem mitbeschleunigten Gas berechnet [47].
mK(lF/)T =-_....:....:.-
ma (l FI)
IPI = b ~~ . ta:C~2) ~(H' - 1
GI. 3.14
GI. 3.15
Wärme wird dem Brennraumgas entzogen und dem Kraftstoff zur Aufheizungund Verdampfung zugeftihrt. Siebers nimmt an, dass bei IFI der verdampfteKraftstoff sich im thermodynamischen Gleichgewicht mit dem Gas der umge
benden Atmosphäre befindet. Er benutzt für die Berechnung von t: die Zustands-
30 Modelle der einspritzstrahlgeführten Gemischbildung
G1.3.16
gleichung für Realgase, die zusätzlich die Kompressibilität des Kraftstoffdamp
fes als bekannt voraussetzt. Die unbekannte Dampftemperatur TD wird iterativ
ermittelt . Die Kraftstofftemperatur am Spritzlochaustritt und der Gasdruck und
temperatur des umgebenden Mediums werden dabei als Startwerte verwendet.
Die detaillierte Vorgehensweise der Berechnung von TD kann in [49] entnommen
werden. In Gleichung 3.15 stellt beine Modellkonstante dar, für die Siebers aus
einer Approximation seiner Messergebnisse einen Wert von 0.25 empfiehlt. Der
effektive Spritzlochdurchmesser dejJ wird über einen einfachen Ansatz berech
net, wie in folgender Gleichung ersichtlich [47].
dejJ = ~CSL . dSL
Für den Strahlkegelwinkel a in Gleichung 3.15 verwendet Siebers eine Appro
ximation seiner Messergebnisse.
G1.3.17
Dabei stellt Ca einen Koeffizienten dar, welcher mit der Feingeometrie des
Spritzloches zusammenhängt, wie z.B. mit dem Verrundungsgrad des Spritz
locheinlaufs. Ohne eine dreidimensionale Simulation der Strömung innerhalb des
Spritzloches ist dieser Faktor nur empirisch bestimmbar. Siebers bestimmte ex
perimentell einen Wert von 0.26 anhand eines Lochdurchmessers von 246 um.
Die vorausberechneten Werte der maximalen Eindringtiefe der Flüssigphase mit
diesem Modell korrelieren für die gesamte Untersuchungsbreite von Siebers gut
mit den Ergebnissen. Die Standardabweichung beträgt dabei 4 %. Zusätzlich zu
dieser Übereinstimmung zeigte Siebers, dass sich bei Motorbetrieb mit externer
Abgasrückführung eine minimale Verkleinerung der Eindringtiefe im Vergleich
zur reinen Luft von ca. 5 %, aufgrund der höheren Wärmekapazität ergibt [47].
Als Schlussfolgerung äußert Siebers die Vermutung, dass für aktuelle Diesel
Injektoren die turbulente Mischung mit dem Gasentrainment eine Begrenzung
der Verdampfung darstellt und nicht die Zerstäubung und die lokalen Wärme-
Freistrahlausbreitung 31
übergangsprozesse am Tropfenrand (wie die gute Übereinstimmung der Mes
sungen und des Modells von Siebers es vermuten lassen) . Demnach würde eine
bessere Zerstäubung die Verdampfung nur unwesentlich erhöhen [49]. Der hohe
Einspritzdruck beeinflusst in dieser Vorstellung die Verdampfung eher über die
damit einhergehende Erhöhung des Gasentrainments als über die bekannte Re
duktion des mittleren Tröpfchendurchmessers.
Während die Kraftstofftropfen nur bis zu einem Maximalwert in den Brennraum
eindringen, breitet sich das Gemisch ungehindert aus [17]. In Abbildung 3.8 ist
aus einer Brennkammermessung von Pauer (gleichzeitige Schlieren- und Streu
lichtaufnahmen) für einen Strahl eine Gegenüberstellung von 500 bar und
1350 bar Raildruck zu gleicher Zeitpunkt bei 600 us nach Ansteuerbeginn darge
stellt [17]. In weiß ist die Flüssigphase des Strahls ersichtlich, und der dunklere
Bereich um die Flüssigphase ist die Dampfphase des Strahls.
Bei der Ausbreitung der Dampfphase können zwei Haupteffekte zitiert werden .
Zum einen wird der Impuls der Flüssigphase an die sich vor dem Spray befindli
che Gassäule übertragen . Dies ist der Grund für die schnellere Ausbreitung der
Gemischwolke in axialer Richtung vor dem Spray bei höherem Raildruck, wie
die Abbildung 3.8 zeigt. Zum anderen tritt infolge des Druckgefälles in Richtung
Flüssigphase an diesem Bereich kein bereits verdampfter Kraftstoff aus dem
Strahl an den Seitenrändern aus. Eine intensive Gemischbildung kann aufgrund
dessen nur in Richtung Strahlspitze erfolgen .
Dieser Effekt wird bei Steigerung des Einspritzdrucks verstärkt. Mit steigendem
Einspritzdruck erhöht sich der Impuls des Sprays, und somit verstärkt sich die
Wechselwirkung mit der umgebenden Gasphase . Dieses Verhalten hat nach
Pauer auch direkte Auswirkung auf dem Zündort [17].
32 Modelle der einspritzstrahlgeführten Gemischbildung
Anhand der Auswertung von den erstauftretenden Rußleuchten ste llte er bei
500 bar fest, dass diese am Strahlrand deu tlich vor der maximalen Eindringtiefe
der Flüssigphase zu finden sind. während bei 1350 bar diese ebenfalls am Strahl
rand, jedoch nach der maxi
male n Eindringtiefe der Plus
sigphase ansetzten. Diese
Beobachtung lässt sich nach[52] über ein Zusammensp iel
zwischen St rahlimpuls und
Gasent rainment erklären . Die
Simulationsergebnisse zergen, dass das zu Beginn des
Eindringens gebildete Ge
misch mit der größ ten Ver
wei ldauer Im Brennraum
zuerst zündet. Dieses Ge
misch wird an der Strahlspit
ze bereits wenige MillimeterAbb.3.8: Brennkammeraufnahme von Pauer (17) nach Düsenaustr itt gebi ldet
und aufgrund der Verdrängungswirkung der Strahlspitze zur Seite der Strahlspi t
ze geschoben. Ansch ließend wird das Gemisch durch die Strah lspi tze überho lt
und durch den Druckabfall aufgrund des Gasentrainmen ts wieder zum flüssigen
St rah lrand geb racht. Sch ließlich wird es innerhalb der Gasgrenzsc hicht strah
laufwärts besc hleunigt. Ist d ie Ausbreitungsgeschwind igkeit niedrig, dann ist der
Druckgradient zum Spray ger inger , und zusä tzlic h ist die zurüc kgelegte Strecke
am Strahlrand in gleicher Zündverzugszei t kleiner. In diesem Fall bildet sich
eine tütenfö rmige Abbildung aus Dampf um den Strahl bere its vor der maxima
len Eindr ingtiefe der Flüssigphase . und die ersten Rußleuchten werden do rt beo-
bachtet [17]. Uhl fand anhand von Transparenrmotoruntersuchungen, dass die
dieseltypische drallförmige Bewegung der Luft im Brennraum die flüssige Phase
nur wenig verweht. Das Eindringen des Freist rahIs bleib t seiner Beobachtung
nach bis zur maximalen Eindringt iefe der Flüssigphase ungestört [35]. Dagegen
wird das Eindringen der Dampfphase beeinfl uss t. Uhl besc hreibt eine Konkur
renz zwischen dem Gase ntrain ment, das aufgrund der verursachten Druckgra-
Spray/Wand-Wechselwirkung 33
dienten in Richtung des flüssigen Sprays die Dampfphase einsaugt, und der
Drallströmung, die die Dampfphase zu verwehen neigt. Eine geringe Umlenkung
von der Drallbewegungsrichtung weg ist dadurch im Bereich des Freistrahls
beobachtet worden. Am Ende der Einspritzung wird die Nachforderung des
Kraftstoffes gestoppt. Die flüssige Strahlwurzel am Spritzlochaustritt wird abge
trennt und verlässt die Düse mit der zuletzt aufgeprägten Geschwindigkeit in
Richtung Muldenrand. Die Geschwindigkeit, mit der die Strahlwurzel in den
Brennraum eindringt, beeinflusst maßgeblich das Einströmen der Luft aus dem
Düsennahbereich in diesen freigewordenen Raum. Diese Luft strömt ebenfalls in
Richtung Muldenrand nach . Der Einspritzdruck gegen Ende der Einspritzung
wirkt sich somit auch auf die Intensität des Nachströmens der Luft aus dem Dü
sennahbereich zum verbrennenden Gemisch am Muldenrand aus [53].
3.2 Spray/Wand-Wechselwirkung
Bei seinen Messungen am Transparentmotor stellte Uhl in einem Vergleich der
Gemischbildung in der Omega-Mulde und im Scheibenbrennraum fest, dass eine
Hauptaufgabe bei der Auslegung der Omega-Geometrie der Kolbenmulde eines
Pkw-Motors darin besteht, den Kraftstoffdampf in die Brennraummitte zu trans
portieren [35]. Im Scheibenbrennraum bildet sich nahe der Zylinderachse ein
Bereich , der keinen Kraftstoffdampf enthält. In der Omega-Mulde ist nach Sprit
zende das gesamte Volumen bis hin zum Zentrum des Brennraums mit Dampf
ausgefüllt. Die Brennraumgeometrie sorgt dafür, dass der Impuls des Strahls in
eine gleichmäßige Verteilung des Dampfes im Brennraum umgesetzt wird, wie
Abbildung 3.1 zeigt. Bei hohem Einspritzdruck treffen die Einspritzstrahlen
früher auf die Muldenwand, und die Interaktion mit dieser ist aufgrund hoher
Strahlgeschwindigkeit intensiver. In einer Vergleichsuntersuchung an drei Mul
den stellte Mattes fest, dass, wenn die Flüssigphase nicht mehr auf die Mulden
wand auftrifft, sich eine andere Konturanforderung für eine rußarme Verbren
nung ergibt. Wenn die Flüssigphase des Strahls auftrifft, bringt eine Muldenkon
tur mit kleinem Hinterschnittswinkel bessere Rußemissionsergebnisse, während,
wenn nur ein Dampfjet auftrifft, eine Muldenkontur mit großem Hinterschnitts
winkel die niedrigsten Rußwerte mit sich bringt. Als Erklärungsansatz für diese
Beobachtung führt Mattes die konträren Anforderungen der zwei Prozesse .Vo-
34 Modelle der einspritzstrahlgeführten Gemischbildung
lumenbildung des Dampfes nach dem Auftreffen' und ,Sekundärzerstäubung derTropfen beim Aufprall' ein. Die Sekundärzerstäubung findet statt, wenn die
Tropfen im flüssigen Strahl mit hoher Geschwindigkeit auf die Muldenwandtreffen und die dadurch entstehende teilelastische Schwingungsenergie zur weite
ren Zerstäubung ausreicht. Durch die Vergrößerung des Auftreffwinkels, wie esbei einer Verkleinerung des Hinterschnittswinkels der Fall ist, wird die Umset
zung des Sprayimpulses von ungestörter Ausbreitung des Freistrahls in Richtung
Zerstäubung verändert. Eine maximale Sekundärzerstäubung wird demnach beieinem Auftreffwinkel von 90° erzielt. Jedoch nimmt dabei die intensive Sekundärzerstäubung des Strahls viel Energie auf, so dass nach dem Aufprall der Rest
impuls für eine weitere Ausbreitung der Tropfen, sowie des Kraftstoffdampfes ,
kleiner ist als mit einem geringeren Auftreffwinkel [41]. Die Volumenbildungdurch die Verwirbelung des Dampfes in der Omega-Muldenform ist geringer ,und das Gemisch fettet nah dem Aufprallpunkt an. Dadurch steigt die Rußbil
dung. Die Tatsache , dass je nach Betriebszustand die Flüssigphase des Strahlsden Muldenrand erreicht oder nicht erreicht, zeigt, dass eine günstige Auslegung
der Geometrie der Muldenkontur einen Kompromiss zwischen Sekundärzerstäu
bung und Volumennutzung berücksichtigen muss. Im Leerlaufbetrieb herrschenniedrige Gasdichten von etwa 10 kg/rrr' im Bereich der Einspritzung bzw. imoberen Totpunkt des Kolbenweges , so dass mit großer Wahrscheinlichkeit die
Flüssigphase bis zum Muldenrand hin eindringt. Nach Gleichung 3.15 ergibt sich
für eine Düse mit 7 Löchern mit einem Düsendurchfluss von 390 cm3/30s bei100 bar Druckunterschied eine maximale Eindringtiefe von etwa 26 mm, diedann größer als die 22,2 mm Muldenradius der in dieser Arbeit untersuchten
Mulde ist. Bei Volllast liegt die Gasdichte bei annähernd dem dreifachen Wert,
so dass nach Gleichung 3.15 sich eine etwa 15 mm lange maximale Eindringtiefeder Flüssigphase ergibt, die dann kürzer ist als der Weg vom Düsenlochaustritt
bis zum Muldenrand . Aus diesen zwei Abschätzungen ergibt sich, dass eineAuslegung der Muldenkontur einen Kompromiss zwischen einer guten Sekun
därzerstäubung und einer hohen Volumenbildung darstellen muss. Am kombinierten Transparent- und Emissionsmotor ist bei einer Absenkung der maximalen
Eindringtiefe des flüssigen Dieselkraftstoffs knapp unterhalb des verwendeten
Muldenradius eine starke Verminderung der Rußemission festgestellt worden[59]. Die Begrenzung der Leistung durch die Rauchzahl bei Volllast bringt ein
Spray/Wand-Wechselwirkung 35
weiteres Indiz für eine rußfreiere Verbrennung, wenn die Flüssigphase die Mul
denwand nicht benetzt. Wie bereits abgeschätzt, erreicht im Volllastbetrieb auf
grund der hohen Gasdichte die Flüssigphase den Muldenrand nicht. Zusätzlich
wird für kleine Brennräume, wie bei kleinen Pkw-Dieselmotoren, der Mulden
durchmesser nach etwa doppelter Eindringtiefe der Flüssigphase für Teillast
ausgelegt, damit keine intensive Wandbenetzung stattfindet [60]. Da die maxi
male Eindringtiefe der Flüssigphase eher im unteren Teillastbetrieb die Brenn
raumwände erreicht , ist aufgrund des langen Zündverzugs und der kurzen
Spritzdauer bzw. der vergleichsweise kurzen Überlappung der Einspritzung und
der Verbrennung eine geringere Rußbildung als bei Volllast zu erwarten . Die
knappe Auslegung der maximalen Eindringtiefe zeigt zusätzlich, dass die Spitze
der Flüssigphase sich nicht zu weit vom Muldenrand stabilisieren soll. Eine
mögliche Ursache für diese Auslegung ist die durch die drallförmige Luftbewe
gung stärkere Verwehung der Dampfphase als der Flüssigphase des Strahls , die,
wenn große Entfernungen zwischen dem Ende der Flüssigphase und dem Mul
denrand zurückgelegt werden müssen, den Impuls des Dampfstrahls bis zum
Wandaufprall abmindert [35].
Mattes stellte desweiteren die niedrigsten Schwarzrauchwerte fest, wenn der
Strahl auf den zylindrischen Muldenkragen auftrifft [41]. Analog dazu beobach
tete Pauer in seinem Brennkammerexperiment mit einem Metallring von 45mm
Durchmesser seitliche aufgeworfene Kraftstoffdampfwirbel nach dem Wandkon
takt [17]. Dazu zeigte er, dass die Entfernung des Wirbelzentrums zur Wand bei
Erhöhung des Einspritzdrucks zunimmt , so dass der Dampf mehr Volumen ein
nimmt. Diese Gemischbildungseffekte am Kragen der Kolbenmulde addieren
sich zu der Wirbelbildung des Kraftstoffdampfes entlang der Omega-Kontur in
Richtung Muldenzentrum nach dem Aufprall im Hinterschnittbereich der Mulde
[41]. Für eine gute Umsetzung des Impulses ist eine Abstimmung des Auftreff
winkels des Strahls relativ zum Muldenkragen und des Hinterschnittwinkels der
Omega-Form notwendig. Mattes fügt hinzu, dass darauf zu achten ist, dass das
durch die Muldenwandinteraktion aufgefächerte Spray einen ausreichend großen
Restimpuls besitzt, um sich in der Mulde auszubreiten [41].
36 Modelle der einspritzstrahlgeführten Gemischbi ldung
Am Transparentmotor stellte Uhl fest, dass der seitliche Wandwirbel. der auf der
drallabgewandtcn Seile des Einspritzstrahis au fgeworfen wird, größer ist als die
drallz ugewandten Wirbel [35], siehe Abbildung 3.9.
A-A
Zylindert>ohn.Jngswarld
DrallslrömJngsrid11ung :--...... \
B,,,,,nraurrmuld,,,,wand .. """"
l egeooe:
f lilssigph.se
Oampfpllaoe
-+ ...oIIiohe Oamptwirt>el
MlusiwltV"rtlrer1nung
Abbildung 3.9: Skizze e ines ausgebildeten Einspritzs trahls in e iner Pkw
Kolbenmulde mit Omega-Form positioniert im Oberen Totpunkt, angelehnt an
Uhl [35]
Diese Auswirkung der drallbedingten Verwehung des Dampfes nach de r Wech
selwirkung mit der Brennraumwand hat er für a lle untersuchten Ruildrtlcke fest
gestellt. So kann eine Verwehung des Kraftstoffd ampfes in Richtung der La
dungsbewegung beobachtet werden. Bei den hohen Drehzahlen und der langen
Spritzdauer bei Motorbetrieb nahe der Nennleistung ist diese Verwehung so
stark, dass durch das Ineinanderwehen der Dampfphase von Nachbarstrahlen
fettere Bereiche entstehen. Dadurch entsteht mehr Ruß bei gleichen Luftverhält
niswerten. so dass aus dem Motor eine geringe re Leistung für die gleiche defi
nierte Rußgrenze als bei geringerer Intensität der drallfönni gen Luftbewegung
abgeru fen werden kann. Dies kann zum einen erklärt werden durch die hohen
Kolbengeschwindigkeiten. die bei der Drallentstehung während dem Artsaug pro
zess hohe Umfangsgeschwindigkeiten der Luft verursac hen, und zum anderen
Spray/Wand-Wechselwirkung 37
durch die längere Spritzdauer im Vergleich zur Teillast. Ähnliche Beobachtun
gen werden im Teillastbetrieb bei Applikation einer Voreinspritzung berichtet
[76].
Neben der räumlichen Verteilung erzeugt ein intensiver Impulsaustausch zwi
schen dem Dampfjet und der Wand kleinskalige Turbulenz, die den Abbau der
Kraftstoffkonzentration beschleunigt [41]. Der Einspritzdruck führt über seinen
hohen Strahlimpuls neben seinem Einfluss auf das Tropfengrößenspektrum und
das Gasentrainment im Zusammenspiel mit der Brennraumgeometrie auch zu
hoher Turbulenz und zu einer besseren Volumennutzung im Brennraum.