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NEURUPPIN EINST UND JETZT medien

Einst & Jetzt: Neuruppin

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ISBN 978-3-941092-91-4

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Page 1: Einst & Jetzt: Neuruppin

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EINST uNd JETZT

medien

„Am Mute hängt der Erfolg“ – zu seiner Geburtsstadt Neuruppin passt das Zitat des Schriftstellers Theodor Fontane. Denn was sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten zwischen Ruppiner See und ehemaligem Flug-platz, zwischen Klosterkirche und Bahnhof Rheinsberger Tor getan hat, ist beachtlich. Die Stadt, einst am Reiß-

brett entworfen, ist zu einem kleinen Juwel geworden. Sie zeichnet sich durch eine seltene Weite, breite Straßen und große Plätze aus. Viele der alten Häuser wurden mittler-weile liebevoll restauriert oder wichen Neubauten. Eine Stadt im Wandel, die sich auch auf ihre Vergangenheit besinnt: Das ist Neuruppin.

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ISBN 978-3-941092-91-4

Page 2: Einst & Jetzt: Neuruppin

EINST uND JETZTNEuRuPPIN

Texte: Judith Melzer-VoigtFotos: Eckhard Handke

Titelbild: Hochschule Wismar, 2007Historische Aufnahmen: Peter Pusch, Museum Neuruppin, Eckhard Handke, Stadtwerke Neuruppin

Vielen Dank an den Kreiskalender-Verleger Peter Pusch, Ulrich Wollenberg vom Museum Neuruppin, Michael Bake vom Sanierungsträger DSK, Susanne Löschner von den Stadtwerken und die Stadt Neuruppin.

 

Frank Mangelsdorf (Hg.)

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EINST uND JETZTNEuRuPPIN

Texte: Judith Melzer-VoigtFotos: Eckhard Handke

Titelbild: Hochschule Wismar, 2007Historische Aufnahmen: Peter Pusch, Museum Neuruppin, Eckhard Handke, Stadtwerke Neuruppin

Vielen Dank an den Kreiskalender-Verleger Peter Pusch, Ulrich Wollenberg vom Museum Neuruppin, Michael Bake vom Sanierungsträger DSK, Susanne Löschner von den Stadtwerken und die Stadt Neuruppin.

 

Frank Mangelsdorf (Hg.)

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Zwei große Söhne hat die Stadt Neuruppin – und genau genommen sogar zweieinhalb, wenn man den späteren Preußenkönig Friedrich den Großen dazurechnet, der von 1732 bis 1736 als Kronprinz das Neuruppiner Regiment führte und eine unbe-schwerte Zeit hier verbracht hat. Geboren in der Stadt am schönen Ruppiner See sind der geniale klassizistische Baumeister Friedrich Schinkel (1781) und der große Schriftsteller und Journalist des 19. Jahrhunderts Theodor Fontane (1819). Beiden haben die Neuruppiner zu Recht Denkmäler ge-setzt, ohne sie wäre Neuruppin nicht Neuruppin.

Neuruppin ist nicht nur flächenmäßig die fünft-größte Stadt Deutschlands, sie ist vor allem eins: eine aufgeräumte Stadt. Nach einem verheerenden Brand im 18. Jahrhundert wurde sie zu einer bran-denburgischen Musterstadt wieder aufgebaut, die Strenge der Architektur mit der Heiterkeit der sie umgebenden Seen- und Hügellandschaft versöhnt. Fontane freilich hat der rechteckige Grundriss nicht gefallen, er sprach der raumgreifenden Anlage die

Behaglichkeit ab. In diesem „Staatsrock“, wie er einst schrieb, fühle sich der Einzelne klein und könne nie in ihn hineinwachsen. Heutige Neurup-piner erfreuen sich an den großzügigen Anlagen, den Spielplätzen und den Grünanlagen. Für sie ist Neuruppin vor allem eines: eine Stadt zum Leben.

Ich möchte Sie auf einen Spaziergang durch dieses brandenburgische Kleinod einladen, auf eine Zeit-reise zwischen Gestern und Heute. Manchmal wird es schwer zu entscheiden sein, wann Neuruppin schöner war. In jedem Fall hat es Neuruppin vor-bildlich geschafft, historische Bausubstanz aus drei Jahrhunderten Garnison einer überzeugenden nichtmilitärischen Nutzung zuzuführen und Natur und Urbanität in Deckung zu bringen. Insofern ist die Fontanestadt auch heute wieder auf ganz neue Weise das, was sie schon Ende des 18. Jahrhunderts war: eine brandenburgische Musterstadt.

Frank MangelsdorfChefredakteur der Märkischen Oderzeitung

ISBN 978-3-941092-91-4

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

CULTURCON medien Bernd Oeljeschläger Choriner Straße 1, 10119 Berlin Telefon 030 / 34398440, Telefax 030 / 34398442 Ottostraße 5, 27793 Wildeshausen Telefon 04431 / 9559878, Telefax 04431 / 9559879 www.culturcon.de

Redaktion: MOZ-Redaktion GmbHProjekt-Betreuung: Gitta DietrichGestaltung: Katja Gusovius und Kathrin Strahl, BerlinDruck: Silber Druck oHG, NiestetalBerlin / Wildeshausen 2012Alle Rechte vorbehalten.

EINFÜHRUNG

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Zwei große Söhne hat die Stadt Neuruppin – und genau genommen sogar zweieinhalb, wenn man den späteren Preußenkönig Friedrich den Großen dazurechnet, der von 1732 bis 1736 als Kronprinz das Neuruppiner Regiment führte und eine unbe-schwerte Zeit hier verbracht hat. Geboren in der Stadt am schönen Ruppiner See sind der geniale klassizistische Baumeister Friedrich Schinkel (1781) und der große Schriftsteller und Journalist des 19. Jahrhunderts Theodor Fontane (1819). Beiden haben die Neuruppiner zu Recht Denkmäler ge-setzt, ohne sie wäre Neuruppin nicht Neuruppin.

Neuruppin ist nicht nur flächenmäßig die fünft-größte Stadt Deutschlands, sie ist vor allem eins: eine aufgeräumte Stadt. Nach einem verheerenden Brand im 18. Jahrhundert wurde sie zu einer bran-denburgischen Musterstadt wieder aufgebaut, die Strenge der Architektur mit der Heiterkeit der sie umgebenden Seen- und Hügellandschaft versöhnt. Fontane freilich hat der rechteckige Grundriss nicht gefallen, er sprach der raumgreifenden Anlage die

Behaglichkeit ab. In diesem „Staatsrock“, wie er einst schrieb, fühle sich der Einzelne klein und könne nie in ihn hineinwachsen. Heutige Neurup-piner erfreuen sich an den großzügigen Anlagen, den Spielplätzen und den Grünanlagen. Für sie ist Neuruppin vor allem eines: eine Stadt zum Leben.

Ich möchte Sie auf einen Spaziergang durch dieses brandenburgische Kleinod einladen, auf eine Zeit-reise zwischen Gestern und Heute. Manchmal wird es schwer zu entscheiden sein, wann Neuruppin schöner war. In jedem Fall hat es Neuruppin vor-bildlich geschafft, historische Bausubstanz aus drei Jahrhunderten Garnison einer überzeugenden nichtmilitärischen Nutzung zuzuführen und Natur und Urbanität in Deckung zu bringen. Insofern ist die Fontanestadt auch heute wieder auf ganz neue Weise das, was sie schon Ende des 18. Jahrhunderts war: eine brandenburgische Musterstadt.

Frank MangelsdorfChefredakteur der Märkischen Oderzeitung

ISBN 978-3-941092-91-4

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

CULTURCON medien Bernd Oeljeschläger Choriner Straße 1, 10119 Berlin Telefon 030 / 34398440, Telefax 030 / 34398442 Ottostraße 5, 27793 Wildeshausen Telefon 04431 / 9559878, Telefax 04431 / 9559879 www.culturcon.de

Redaktion: MOZ-Redaktion GmbHProjekt-Betreuung: Gitta DietrichGestaltung: Katja Gusovius und Kathrin Strahl, BerlinDruck: Silber Druck oHG, NiestetalBerlin / Wildeshausen 2012Alle Rechte vorbehalten.

EINFÜHRUNG

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INHALTGRUsswoRT

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

Neuruppin – heute einer von 15 Regionalen Wachs-tumskernen im Land Brandenburg, Kreisstadt seit 60 Jahren und seit 1. Mai 1998 auch Fontane- stadt – besticht Einwohner wie Gäste schon seit Jahrhunderten mit seinem ganz besonderen Flair.

Die Kulturstadt hat seit ihrer Gründung zu Beginn des 13. Jahrhunderts viele berühmte Persönlichkei-ten hervorgebracht. Sie verfügt heute über einen umfangreichen Bestand an Denkmalen und denk-malgeschützten Gebäuden, die trotz des verhee-renden Stadtbrandes vom 26. August 1787 erhalten sind oder wieder aufgebaut wurden sowie über eine einzigartig klassizistische Stadtanlage mit langen breiten Straßen und stattlichen Plätzen nach den Plänen von Bernhard Matthias Brasch.

So richten die folgenden Seiten ihren Blick auf eine Vielzahl bedeutsamer Orte unserer Stadt im

Wandel der Zeit und sind auf diese Weise sowohl für Neuruppiner als auch für (potentielle) Besu-cher unserer Stadt ein interessanter Begleiter. Vom Apollotempel im Almatheagarten oder dem Alten Gymnasium, heute ein modernes Haus der Kunst und Kultur, über die Klosterkirche Sankt Trini- tatis – mit ihren zwei markanten Türmen das Wahrzeichen der Stadt – bis hin zum Uphus hin-ter der Siechenhauskapelle oder dem Wasserturm, der heute als Kletterturm genutzt wird, begegnen Ihnen viele kürzlich sanierte Bauwerke, aber auch solche, die noch immer eine Herausforderung dar-stellen. Dieser werden wir uns, private wie öffent-liche Träger, auch in Zukunft stellen, um unsere Stadt noch attraktiver zu gestalten.

Bei Ihrer „kleinen Zeit- und Entdeckungsreise“ wünsche ich viel Freude!

Jens-Peter GoldeBürgermeister der Fontanestadt Neuruppin

6 _ Um 1925 Klosterkirche St. Trinitatis

8 _ Um 1925 Pfarrkirche St. Marien

10 _ 1935 Schulplatz

12 _ 1918 Altes Gymnasium

14 _ 1983 Denkmal auf dem Schulplatz

16 _ 1914 Rathaus

18 _ 1905 Amtsgericht 20 _ 1921 Königstorkaserne 22 _ 1900 Paulinenauer Bahnhof 24 _ 1930 Rheinsberger Tor 26 _ 1930 Hauptbahnhof 28 _ 1984 Löwen-Apotheke 30 _ 1950 Klappgraben 32 _ 1990 Neuer Markt 34 _ 1979 Fischbänkenstraße 36 _ 1983 Siechenstraße 38 _ 1988 Uphus 40 _ 1990 Bollwerk 42 _ 1918 Gasthaus Strandgarten 44_ 1914 Restaurant Seegarten 46 _ Um 1930 Dampferanlegestelle

48 _ 1980 Altes Kassenhäuschen

50 _ 1910 Wichmannlinde 52 _ Nach 1945 Seedamm 54_ 1987 Schuhfabrik 56 _ 1990 Feuerlöschgerätewerk 58 _ 1989 Keksfabrik 60 _ Um 1995 Elektro-Physikalische Werke 62_ 1979 Blick zum Gaswerk 64 _ 1935 Direktorenvilla

66 _ Um 1985 Wasserturm 68 _ 1965 Poliklinik 70 _ 1920 Ruppiner Kliniken 72_ Um 1985 Einkaufszentrum Reiz 74 _ 1991 HO-Kaufhaus

76 _ 1990 Radio-Geschäfte 78_ 1990 Molliussche Haus 80 _ 1912 Tempelgarten

82 _ 1912 Schlossgarten

84 _ Um 1920 St. Georg Kapelle

86 _ Um 1900 Friedhof

88 _ 1978 Jahnbad

90 _ 1990 Flugplatz

92 _ 1936 Panzerkaserne

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INHALTGRUsswoRT

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

Neuruppin – heute einer von 15 Regionalen Wachs-tumskernen im Land Brandenburg, Kreisstadt seit 60 Jahren und seit 1. Mai 1998 auch Fontane- stadt – besticht Einwohner wie Gäste schon seit Jahrhunderten mit seinem ganz besonderen Flair.

Die Kulturstadt hat seit ihrer Gründung zu Beginn des 13. Jahrhunderts viele berühmte Persönlichkei-ten hervorgebracht. Sie verfügt heute über einen umfangreichen Bestand an Denkmalen und denk-malgeschützten Gebäuden, die trotz des verhee-renden Stadtbrandes vom 26. August 1787 erhalten sind oder wieder aufgebaut wurden sowie über eine einzigartig klassizistische Stadtanlage mit langen breiten Straßen und stattlichen Plätzen nach den Plänen von Bernhard Matthias Brasch.

So richten die folgenden Seiten ihren Blick auf eine Vielzahl bedeutsamer Orte unserer Stadt im

Wandel der Zeit und sind auf diese Weise sowohl für Neuruppiner als auch für (potentielle) Besu-cher unserer Stadt ein interessanter Begleiter. Vom Apollotempel im Almatheagarten oder dem Alten Gymnasium, heute ein modernes Haus der Kunst und Kultur, über die Klosterkirche Sankt Trini- tatis – mit ihren zwei markanten Türmen das Wahrzeichen der Stadt – bis hin zum Uphus hin-ter der Siechenhauskapelle oder dem Wasserturm, der heute als Kletterturm genutzt wird, begegnen Ihnen viele kürzlich sanierte Bauwerke, aber auch solche, die noch immer eine Herausforderung dar-stellen. Dieser werden wir uns, private wie öffent-liche Träger, auch in Zukunft stellen, um unsere Stadt noch attraktiver zu gestalten.

Bei Ihrer „kleinen Zeit- und Entdeckungsreise“ wünsche ich viel Freude!

Jens-Peter GoldeBürgermeister der Fontanestadt Neuruppin

6 _ Um 1925 Klosterkirche St. Trinitatis

8 _ Um 1925 Pfarrkirche St. Marien

10 _ 1935 Schulplatz

12 _ 1918 Altes Gymnasium

14 _ 1983 Denkmal auf dem Schulplatz

16 _ 1914 Rathaus

18 _ 1905 Amtsgericht 20 _ 1921 Königstorkaserne 22 _ 1900 Paulinenauer Bahnhof 24 _ 1930 Rheinsberger Tor 26 _ 1930 Hauptbahnhof 28 _ 1984 Löwen-Apotheke 30 _ 1950 Klappgraben 32 _ 1990 Neuer Markt 34 _ 1979 Fischbänkenstraße 36 _ 1983 Siechenstraße 38 _ 1988 Uphus 40 _ 1990 Bollwerk 42 _ 1918 Gasthaus Strandgarten 44_ 1914 Restaurant Seegarten 46 _ Um 1930 Dampferanlegestelle

48 _ 1980 Altes Kassenhäuschen

50 _ 1910 Wichmannlinde 52 _ Nach 1945 Seedamm 54_ 1987 Schuhfabrik 56 _ 1990 Feuerlöschgerätewerk 58 _ 1989 Keksfabrik 60 _ Um 1995 Elektro-Physikalische Werke 62_ 1979 Blick zum Gaswerk 64 _ 1935 Direktorenvilla

66 _ Um 1985 Wasserturm 68 _ 1965 Poliklinik 70 _ 1920 Ruppiner Kliniken 72_ Um 1985 Einkaufszentrum Reiz 74 _ 1991 HO-Kaufhaus

76 _ 1990 Radio-Geschäfte 78_ 1990 Molliussche Haus 80 _ 1912 Tempelgarten

82 _ 1912 Schlossgarten

84 _ Um 1920 St. Georg Kapelle

86 _ Um 1900 Friedhof

88 _ 1978 Jahnbad

90 _ 1990 Flugplatz

92 _ 1936 Panzerkaserne

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Ihre zwei Türme sind das Wahrzeichen der Stadt Neuruppin – die Klosterkirche St. Trinitatis am Rup-piner See stammt aus dem Jahr 1246. Sie ist das, was von dem einstigen Dominikaner-Kloster in Neu-ruppin noch übrig blieb. Nach der Reformation löste man es auf. Die Anlage samt Klausurgebäude verfiel im 18. Jahrhundert und wurde schließlich abgerissen. 1830 ist die Kirche nach Plänen Karl Friedrich Schin-

kels saniert worden. Die beiden hoch aufragenden Türme hat sie übrigens noch nicht lange, sondern erst seit 1908. Nachdem die Neuruppiner Pfarrkir-che 1970 baupolizeilich gesperrt werden musste, wurde die Klosterkirche zum Zentrum der evangeli-schen Gemeinde in der Stadt – und ist es bis heute. 2011/2012 sind die Dächer der Türme und Risse in der Außenwand des Gotteshauses saniert worden.

Um 1925 KLosTERKIRcHE sT. TRINITATIs

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Ihre zwei Türme sind das Wahrzeichen der Stadt Neuruppin – die Klosterkirche St. Trinitatis am Rup-piner See stammt aus dem Jahr 1246. Sie ist das, was von dem einstigen Dominikaner-Kloster in Neu-ruppin noch übrig blieb. Nach der Reformation löste man es auf. Die Anlage samt Klausurgebäude verfiel im 18. Jahrhundert und wurde schließlich abgerissen. 1830 ist die Kirche nach Plänen Karl Friedrich Schin-

kels saniert worden. Die beiden hoch aufragenden Türme hat sie übrigens noch nicht lange, sondern erst seit 1908. Nachdem die Neuruppiner Pfarrkir-che 1970 baupolizeilich gesperrt werden musste, wurde die Klosterkirche zum Zentrum der evangeli-schen Gemeinde in der Stadt – und ist es bis heute. 2011/2012 sind die Dächer der Türme und Risse in der Außenwand des Gotteshauses saniert worden.

Um 1925 KLosTERKIRcHE sT. TRINITATIs

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Heute wird sie vor allem für kulturelle Veranstal-tungen genutzt, doch einst war die Neuruppiner Pfarrkirche St. Marien das Zentrum der Gemein-de in der Stadt. Der Vorgängerbau, der durch den Stadtbrand 1787 zerstört wurde, war in der Mitte des 13. Jahrhunderts als imposantes Gebäude mit zwei Türmen und einem fünfschiffigen Aufbau errichtet worden. Durch das verheerende Feuer zu stark in Mitleidenschaft gezogen, musste man die Pfarrkirche abtragen. Die heutige Quersaalkirche wurde zwischen 1801 und 1806 gebaut. Gedacht war sie für die lutherische und die reformierte Gemeinde in der Stadt. Schon 1887 stand die erste umfassen-de Sanierung des Gebäudes an: Unter anderem die Fassade und die Fenster sind erneuert worden. 1970 wurde es still um die Pfarrkirche. Sie war in so ei-nem desolaten Zustand, dass sie gesperrt werden musste. Nach der Wende begannen aber die Res-taurierungsarbeiten, die neues Leben in die Kirche brachten. Neuruppiner und Unterstützer hatten diese Investitionen durch Spendensammlungen und Aktionen zum Erhalt möglich gemacht. Zum ersten Mal wurde die Pfarrkirche 1998 wieder genutzt, als der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog dort das Fontanejahr eröffnete. 2002 endeten die Sanie-rungsarbeiten. Heute ist die Pfarrkirche zwar kein Gemeindetreffpunkt mehr, aber ein Kongress- und Kulturzentrum im Herzen der Stadt.

Um 1925 PFARRKIRcHE sT. mARIEN

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Heute wird sie vor allem für kulturelle Veranstal-tungen genutzt, doch einst war die Neuruppiner Pfarrkirche St. Marien das Zentrum der Gemein-de in der Stadt. Der Vorgängerbau, der durch den Stadtbrand 1787 zerstört wurde, war in der Mitte des 13. Jahrhunderts als imposantes Gebäude mit zwei Türmen und einem fünfschiffigen Aufbau errichtet worden. Durch das verheerende Feuer zu stark in Mitleidenschaft gezogen, musste man die Pfarrkirche abtragen. Die heutige Quersaalkirche wurde zwischen 1801 und 1806 gebaut. Gedacht war sie für die lutherische und die reformierte Gemeinde in der Stadt. Schon 1887 stand die erste umfassen-de Sanierung des Gebäudes an: Unter anderem die Fassade und die Fenster sind erneuert worden. 1970 wurde es still um die Pfarrkirche. Sie war in so ei-nem desolaten Zustand, dass sie gesperrt werden musste. Nach der Wende begannen aber die Res-taurierungsarbeiten, die neues Leben in die Kirche brachten. Neuruppiner und Unterstützer hatten diese Investitionen durch Spendensammlungen und Aktionen zum Erhalt möglich gemacht. Zum ersten Mal wurde die Pfarrkirche 1998 wieder genutzt, als der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog dort das Fontanejahr eröffnete. 2002 endeten die Sanie-rungsarbeiten. Heute ist die Pfarrkirche zwar kein Gemeindetreffpunkt mehr, aber ein Kongress- und Kulturzentrum im Herzen der Stadt.

Um 1925 PFARRKIRcHE sT. mARIEN

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Der Schulplatz ist einer von drei großen Plätzen, die beim Wiederaufbau Neuruppins nach dem Stadtbrand 1787 entstanden. Er liegt in einer Achse mit dem Bernhard-Brasch-Platz, der früher Königs-platz hieß, und dem Kirchplatz. Der Schulplatz, der in der Zeit des Nationalsozialismus Adolf-Hitler-Platz hieß, wird flankiert von zwei weiteren Plät-zen: dem mit alten Bäumen bestandenen Karl-Kurzbach-Platz, auf dem bis Ende der 1990er Jahre der Wochenmarkt stattfand, und an der anderen Seite vom üppig begrünten Rosengarten, der bis zur Wende als Platz der Opfer des Faschismus be-kannt war. Ab 1789 wurden auf dem Schulplatz das Alte Gymnasium und zweigeschossige Wohnhäuser

gebaut. Die Fläche vor dem Gymnasium blieb aber bis 1929 unbefestigt. Noch Anfang des 20. Jahr-hunderts gab es auf dem Platz direkt gegenüber dem Alten Gymnasium große Beete und weit mehr Bäume, als heute auf dem nach strengen Vorga-ben des Denkmalschutzes rekonstruierten Platz stehen. Vor dem Gymnasium waren Rasenflächen angelegt. Springbrunnen luden zum Verweilen ein. Heute toben vor allem die Kinder an dem einen Brunnen direkt vor dem Alten Gymnasium. Dreimal in der Woche findet der Markt dort statt – eine lieb gewordene Tradition, die es schon seit 1790 gibt. Außerdem laden Geschäfte und Cafés am Rand des Schulplatzes zum Bummeln ein.

1935 scHULPLATz

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Der Schulplatz ist einer von drei großen Plätzen, die beim Wiederaufbau Neuruppins nach dem Stadtbrand 1787 entstanden. Er liegt in einer Achse mit dem Bernhard-Brasch-Platz, der früher Königs-platz hieß, und dem Kirchplatz. Der Schulplatz, der in der Zeit des Nationalsozialismus Adolf-Hitler-Platz hieß, wird flankiert von zwei weiteren Plät-zen: dem mit alten Bäumen bestandenen Karl-Kurzbach-Platz, auf dem bis Ende der 1990er Jahre der Wochenmarkt stattfand, und an der anderen Seite vom üppig begrünten Rosengarten, der bis zur Wende als Platz der Opfer des Faschismus be-kannt war. Ab 1789 wurden auf dem Schulplatz das Alte Gymnasium und zweigeschossige Wohnhäuser

gebaut. Die Fläche vor dem Gymnasium blieb aber bis 1929 unbefestigt. Noch Anfang des 20. Jahr-hunderts gab es auf dem Platz direkt gegenüber dem Alten Gymnasium große Beete und weit mehr Bäume, als heute auf dem nach strengen Vorga-ben des Denkmalschutzes rekonstruierten Platz stehen. Vor dem Gymnasium waren Rasenflächen angelegt. Springbrunnen luden zum Verweilen ein. Heute toben vor allem die Kinder an dem einen Brunnen direkt vor dem Alten Gymnasium. Dreimal in der Woche findet der Markt dort statt – eine lieb gewordene Tradition, die es schon seit 1790 gibt. Außerdem laden Geschäfte und Cafés am Rand des Schulplatzes zum Bummeln ein.

1935 scHULPLATz

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„Civibus Aevi Futuri“ – den Bürgern der kommen-den Zeit ist das Alte Gymnasium auf dem Schul-platz laut Inschrift gewidmet. Bis jetzt hat das prächtige Gebäude dieses Versprechen eingehal-ten. Seit der Eröffnung 1791 steht es an Ort und Stelle und dank diverser Sanierungsarbeiten wird das auch noch einige Zeit so sein. Im Inneren wa-ren Schulräume, aber auch ein Bibliotheks- und ein Examenssaal untergebracht. 1865 wurde das Zieten-Museum im Haus gegründet. Namhaf-te Schüler kann das Gymnasium vorweisen: Karl Friedrich Schinkel, Georg Heym, Theodor Fontane und Wilhelm Gentz drückten dort die Schulbank. Das Alte Gymnasium war die Ruppiner Eliteschu-

le. Kinder von Beamten, Offizieren, Gutsbesitzern und Industriellen wurden dort unterrichtet. Ab 1812 hieß die Schule Friedrich-Wilhelms-Gymnasium. 1950/51 wurde sie zur Fontane-Oberschule. Später kam der Zusatz Erweiterte Oberschule (EOS) dazu. 1970 wurde das Gebäude, das damals in einem sehr schlechten Zustand war, geräumt und zwei Jahre später saniert. 1982 zog das Kultur- und Bildungs-zentrum mit Musikschule, Trauungsräumen und Bi-bliothek ein. 2010 begannen umfassende Arbeiten am Alten Gymnasium. Heute ist es wieder Treff-punkt für Generationen. Vor Ort befinden sich die Musikschule, die Jugendkunstschule, die Bibliothek und die Fachhochschule.

1918 ALTEs GymNAsIUm

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„Civibus Aevi Futuri“ – den Bürgern der kommen-den Zeit ist das Alte Gymnasium auf dem Schul-platz laut Inschrift gewidmet. Bis jetzt hat das prächtige Gebäude dieses Versprechen eingehal-ten. Seit der Eröffnung 1791 steht es an Ort und Stelle und dank diverser Sanierungsarbeiten wird das auch noch einige Zeit so sein. Im Inneren wa-ren Schulräume, aber auch ein Bibliotheks- und ein Examenssaal untergebracht. 1865 wurde das Zieten-Museum im Haus gegründet. Namhaf-te Schüler kann das Gymnasium vorweisen: Karl Friedrich Schinkel, Georg Heym, Theodor Fontane und Wilhelm Gentz drückten dort die Schulbank. Das Alte Gymnasium war die Ruppiner Eliteschu-

le. Kinder von Beamten, Offizieren, Gutsbesitzern und Industriellen wurden dort unterrichtet. Ab 1812 hieß die Schule Friedrich-Wilhelms-Gymnasium. 1950/51 wurde sie zur Fontane-Oberschule. Später kam der Zusatz Erweiterte Oberschule (EOS) dazu. 1970 wurde das Gebäude, das damals in einem sehr schlechten Zustand war, geräumt und zwei Jahre später saniert. 1982 zog das Kultur- und Bildungs-zentrum mit Musikschule, Trauungsräumen und Bi-bliothek ein. 2010 begannen umfassende Arbeiten am Alten Gymnasium. Heute ist es wieder Treff-punkt für Generationen. Vor Ort befinden sich die Musikschule, die Jugendkunstschule, die Bibliothek und die Fachhochschule.

1918 ALTEs GymNAsIUm