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Cloez: Einwirkung des Chlors auf d. Oxaliither etc. 343 die Assimilirung des Stickstoffes der Luft durch den Klee, dass dem Grase diese Eigenschaft fehlt , SO wie auch dass der Heideboden, mit Asche versehen, den fiir das Gras nothigen Stickstoff erst nach einem Jahr aufgenommen hat. LVI. Einwirkung des Chlors auf den Oxalather und auf das essigsaure Methploxyd. Von S. Ccoes. (Journal de Plrarm. ct de Chirnie, Ill. Shie, Janu. 1846.) Eine vorlaufige Prufung des Chloressigathers , welclien ich bei der Darstellung des Chloracetamids erhielt, zeigte mir, dass diese Fliissigkeit andere und von denen, welche L e bl a n c dafiir angegeben hat , abweichende Eigenschaften habe. Ich kann die Ursache dieser Verschiedenheit nicht mit Sicherheit angeben, sie liegt vielleicht in der Verschiedenheit der Behaiidlungsweisen. Die Bemerkung, welche ich machte, als ich die Fliissigkeit in einkm trocknen Strome yon Kohlensiiure destillirte, um sie von iiberschiissigem Chlor und von Salzsaure zu befreien, dass der Siedepunct allrnahlig von 105" bis auf 280" slieg, fuhrte mich auf die Annahme, dass die Flussigkeit noch ein Gemenge sei. Um dieses auszumitteln , wurde die Flussigkeit von Neuem destillirt und der Zutritt der Feuchtigkeit dabei sehr sorghltig abgehalten. Die Halfte der Fliissigkeit, welche zwischen 105" und 190" iiber- destillirte , wurde hinweggenommen und die Destillation fortge- setzt , bis die Temperatur auf 180" gestiegen war, worauf auch diese Quantitiit entfernt wurde; der Rest, welcher bei einer Tem- peratur von 180" bis 270" destillirte, wurde gleichfalls fur sich gesammelt. Alle diese Destillate worden nur fur sich analysirt, und es ergab sich, dass in dem Maasse, als die Destillate bei hohe- rer Temperatur erhalten waren, der Gehalt an Kohlenstoff und Wasserstoff zunahm , wahrend die Quantittit des Chlors sich ver- minderte. Aus meinen Versuchen geht ferner hervor, dass das

Einwirkung des Chlors auf den Oxaläther und auf das essigsaure Methloxyd

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Page 1: Einwirkung des Chlors auf den Oxaläther und auf das essigsaure Methloxyd

C l o e z : E i n w i r k u n g d e s C h l o r s a u f d. O x a l i i t h e r etc. 343

die Assimilirung des Stickstoffes der Luft durch den Klee, dass dem Grase diese Eigenschaft fehlt , SO wie auch dass der Heideboden, mit Asche versehen, den fiir das Gras nothigen Stickstoff erst nach einem Jahr aufgenommen hat.

LVI. Einwirkung des Chlors auf den Oxalather und auf

das essigsaure Methploxyd. Von

S. Ccoes. (Journal de Plrarm. ct de Chirnie, I l l . Shie, Janu. 1846.)

Eine vorlaufige Prufung des Chloressigathers , welclien ich bei der Darstellung des Chloracetamids erhielt, zeigte mir, dass diese Fliissigkeit andere und von denen, welche L e b l a n c dafiir angegeben hat , abweichende Eigenschaften habe. Ich kann die Ursache dieser Verschiedenheit nicht mit Sicherheit angeben, sie liegt vielleicht in der Verschiedenheit der Behaiidlungsweisen.

Die Bemerkung, welche ich machte, als ich die Fliissigkeit in einkm trocknen Strome yon Kohlensiiure destillirte, um sie von iiberschiissigem Chlor und von Salzsaure zu befreien, dass der Siedepunct allrnahlig von 105" bis auf 280" slieg, fuhrte mich auf die Annahme, dass die Flussigkeit noch ein Gemenge sei. Um dieses auszumitteln , wurde die Flussigkeit von Neuem destillirt und der Zutritt der Feuchtigkeit dabei sehr sorghl t ig abgehalten. Die Halfte der Fliissigkeit, welche zwischen 105" und 190" iiber- destillirte , wurde hinweggenommen und die Destillation fortge- setzt , bis die Temperatur auf 180" gestiegen war , worauf auch diese Quantitiit entfernt wurde; der Rest , welcher bei einer Tem- peratur von 180" bis 270" destillirte, wurde gleichfalls fur sich gesammelt. Alle diese Destillate worden nur fur sich analysirt, und es ergab sich, dass in dem Maasse, als die Destillate bei hohe- re r Temperatur erhalten waren, der Gehalt an Kohlenstoff und Wasserstoff zunahm , wahrend die Quantittit des Chlors sich ver- minderte. Aus meinen Versuchen geht ferner hervor, dass das

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344 C l o e z : E i n w i r k u n g d e s C h l o r s a u f d e n

am meisten gechlorte Product nicht mehr die Condensation des Essiqathers beibehalt, es findet bei demselben eine Spaltung statt und es bildet sich Chloraldehyd. Dieses Resultat hat ubrigens nichts Ungewohnliches, es ist ganz und gar demjenigen gleich, welches Hr. C 11 e n a u l t beim Chlormethyloxyd erhielt.

Diejenigen Flussigkeiten , welche bei einer hoheren Tempe- ratur als 120° destillirt waren, kdnnen als Gemenge von Chlor- aldehyd mit einer geringen Quantitat Chloressigdther zu 7 Aeq. Chlor betrachtet werden.

Um allen Zweifel uher die Natur des fluchtigsten dieser Pro- ducte zu entfernen, wurde die Dichtigkeit des Dampfes bestimmt. Die Zahl, welche ich erhielt, ist nicht genau dieselbe, welche die Rechnung erfordert, aber sie njihert sich derselben sehr. Diese Abweichung ist durch die Schwierigkeit , diese Flussigkeiten vor theilweiser Veranderung zu schdtzen , bedingt.

Folgendes sind die erhaltenen Resultate : Temperatur der Luft 17,5"

- Ueberschuss des Gewichtes des Darnpfes 0,900 Temperatur des Dampfes ' 210,O"

' Inhalt des Ballons 197 Cb. C. Barometerstand 0,761 Mm. Luftriickstand 2 Ch. C. Ilieraus erhl l t man die Dichtigkeit des

Dampfes = 7,52. Die Rechsung erfordert :

Vol. Kohlenstoff 4 3,368 Chlor 8 19,522

25,100, Sauerstoff 2 2,210

wordus sich die Dichtigkeit = 6,28 ergiebt.

Ausserdem hatte die untersuchte Flussigkeit alle Eigenechaf- ten des Chloraldehyds ; der Luft ausgesetzt, verbreitet sie weisse Dampfe von einem erstickenden Geruche. Feuchtigkeit zersetzte sie und es bildeten sich schone Krysralle yon Chloressigsaure; mit Ammoniak in Beruhrung gebracht , bildete sie sogleich Chlor- acetamld.

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O x a l s ' t h e r etc. 315

Chloressigsaures Chlomnethyloxyd. Die Einwirkung des Chlors auf das essigsaure Methyloxyd

war in melir als eiuer Hinsicht interessant. Dieser Korper hat mit dem ameisensauren Aether gleiche Zusammensetzung und sehr ahnliche physische Eigenschaften, wahrend beide in ihrem chemi- schen Verhalten von einander abweichen.

Ihre Zersetzung durch Alkali unterscheidet beide zur Geniige; ich wollte priifen, ob diese verschiedenen chemischen Eigenschaf- ten sich auch in den abgeleiteten Korpern wiederfanden.

Das chlorarneisensaure Chlorathyloxyd hat eine constante Zu- sammensetzung und ausgezeichnete Reactionen. Ich suchte das analoge Product aus essigsaurem Methyloxyd abzuleiten. Ich erhielt eine Chlorverbindung , welche genau dieselhe Zusammen- setzung als das chlorarneisensaure Chlorathyloxyd und sogar auch dessen physische und chemische Eigenschaften besass. So hatte es seinen Siedepunct bei 200". Lasst man den Dampf desselben durch ein rothgliihendes Rohr streichen, so wie es I a I a g u t i bei verschiedenen Chloratherarten that, so erhalt man Chloraldehyd und Chloroxycarbonsaure ; das spec. Gewicht des erhaltenen Ae- thers ist ferner bei 18" = 1,691, er zersetzt sich durch hinzutre- tende Feuchtigkeit in Chloressigsaure, Salzsaure und Kohlensaure. Mit Alkalien behandelt, giebt er Chlormetall, chloressigsaures SaIz und kohlensaures Salz ; mit Ammoniak unmittelbar Chloracetamid, wobei Kohlensaure und Salzsiiure aus der Verbindung an das Ammoniak treten. Mit Weingeist in Beriihrung gebracht, zer- setzt er sich ehen so wie das chlorameisensaure Chlorathyloxyd, es bildet sich dabei Salzsaure, Chloressigather and chlorarneisen- saurer Aether , den man unpassender Weise Chloroxycarbonather genannt hat.

Chloramei- sensaures

Chlorathyl- Chloressig- Chlorameisen- oxyd. Alkohol. ather. ather.

C6 CI, 0, + 2 (C,H,O,) = C,C1,03+C,C10,C,H,0+2(HC1). Eben so verhiilt sich dieser Aether zu Holzgeist.

Obige Bemerkung uber jene Zersetzungsweise macht es wahr- scheinlich , dass die Anwendung des chlorameisensauren Chlor- athyloxyds ein leichteres Mittel zur Darstellung der Aetherver-

Dicse Reaction fhdet auf folgende Weise statt:

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346 C l o e z : E i n w i r k u n g d e s C h l o r s a u f d. O x a l a t h e r etc.

bindungen des Methyls und des Aethyls mit der Chlorameisen- saure darbietet als die mit Hiilfe der Chloroxycarbonsaure. Es wiirde zum Zwecke fiihren, wenn man jene mit Weingeist oder mit Holzgeist behandelte. Bei Anwendung von Weingeist wurde folgende Reaction s ta t thden :

Chloramei- sensaures

Chlorathyl- Chlorameisensaures

C4 CI, O4 + 2 (C, H, OJ = 2 (C, C1 0, C, H, 0) + 2 (H Cl).

Die auf obige Weise dargestellten Aetherverbindungen des Methyloxyds oder Aethyloxyds 'mit der Chloressigsaure und der Chlorameisensaure erhalt man mit einander gemengt.

Es wiirde grosse Schwierigkeiten haben, sie zu trennen ; al- Iein man kann sie Ieicht aus ihren Zersetzungsproducten mit Am- moniak erkennen. Man erhalt damit niimlich Urethan, Urethy- Ian und Chloracetamid. Diese Darstellungsweise der beiden ersteren verdient bemerkt zu werden.

Ohne zu Hypothesen seine Zuflucht zu nehmen und indem man sich nur auf Thatsachen zu stutzen braucht, findet man, dass das Endresultat der Einwirkung des Chlors auf essigsaures l e t h y l - oxyd und auf ameisensaures Aethyloxyd identisch ist.

Wenn dieses aber, wie ich annehme, in der That der Fall ist, so sind die Folgerungen, welche sich theoretisch daran kniipfen, von Interesse, in Bezug namlich auf die fragliche Existenz der chemischen Typen und deren Wiederkehr in den durch Substitu- tion daraus abgeleiteten Korpern.

Welche Ansicht man auch von den Aethern haben mag, bei Voraussetzung der Typen miissen die durch Chlor abgeleiteten Verbindungen dieselbe Moleciilarconstitution haben als der ur- spriingliche Aether. Das chlorameisensaure Clilorhthyloxyd miisste mithin stets eine yon dem chloressigsauren Chlormethyl- oxyd verschiedene Moleciiliirconstitution haben, und, wenn der Typus sich erhielt, so miissten beide Flussigkeiten verschiedene Reactionen zeigen, wovon wir aber das Gegentheil fdnden.

Die Natur des endlichen Resultates der Einwirkung des Chlors anf den essigsauren Aether ist gleichfalls , nach nieinen Beobach- tvngen , der Annahme des fortbestehenden Typus zuwider.

oxyd. Weingeist. Aethyloxyd.

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E b e l m e n : V e r b i n d u n g e n d e r B o r e i i u r e etc. 347

Es ist klar, dass das Chloraldehyd C4 C14 O , , anf obige Weise er- halten, nicht die Moleciilarconstitution der essigsauren Verbindun- gen haben kann.

Andrerseits ist die Bildung des Chloracetamids mit Hiilfe des chlorameisensanren Aethyloxyds allerdings kein giinstiges Verhal- ten dieser Verbiudung fur ohen erwahnte Ansicht. Diese That- sache, welche an und fur sich keine Bedeutung haben wiirde, hat mit den iibrigen verbunden immerhin ein nicht unbedeutendes Gewicht.

Die Identitat der Producte zweier isomerer Korper, welche eine verschiedene Constitution haben, hat weiter nichts Auffallen- des, es sind FalIe der Art genug bekannt ; die Arbeit R e g n a u 1 t 's iiber didfuhlorather lieferte sehr merkwiirdige Beispiele dafiir.

Das Oel des olbildenden Gases C, H, CI H C1 ist mit dem Ae- ther folgender Zusammensetzung: C, H, CI, isomer, gegen Kali aber zeigen beide ein verschiedenes Verhalten , und dessenunge- achtet ist das endliche Product der Einwirkung des Chlors auf beide Korper dasselbe, der Chlorkohlenstoff C, CI,.

Aus allen diesen Thatsachen muss man schliessen , dass die Annahme der chemischen Typen nur als Hypothese anzunehmen sei , und dass sie nicht im Sinne einiger jiingerer Chemiker als eine allgemein begriindete Theorie betrachtet werden darf.

LVII. Untersuchung der Verbindungen der Borsiure und

der Kieselsiure mit den Aethern. Von

Ebdmen. (Ann. de fliimie et de P l i y s ipe , I l l . Sc'rie, Tom. X V I . )

In der nachfolgenden Abhandlung sind die Resultate meiner Untersuchtingen iiber die Verbindungen der Borsaure und der Kieselsaure mit den der Classe der Aether angehorigen Kiirpern vereinigt. Sie folgen in der Reihe, wie die Untersuchungen aus- gefiihrt wurden.