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Entwicklung und Implementierung einer Checkliste zur Steigerung der Patientensicherheit bei der i.v. Medikation Anästhesiologische Klinik Der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg zur Erlangung des Doktorgrades Dr. med. vorgelegt von Christian Schmidt aus Augsburg

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Entwicklung und Implementierung einer Checkliste zur

Steigerung der Patientensicherheit bei der i.v. Medikation

Anästhesiologische Klinik

Der Medizinischen Fakultät

der Friedrich-Alexander-Universität

Erlangen-Nürnberg

zur

Erlangung des Doktorgrades Dr. med.

vorgelegt von

Christian Schmidt

aus Augsburg

Als Dissertation genehmigt von der

Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität

Erlangen-Nürnberg

Vorsitzender des Promotionsorgans: Prof. Dr. Dr. h.c. J. Schüttler

Gutachter: Prof. Dr. H. Mang

Gutachter: Prof. Dr. Dr. h.c. J. Schüttler

Tag der mündlichen Prüfung: 10. Februar 2015

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung...............................................................................................................1

1.1 Medikationsfehler – Häufigkeit und Relevanz .................................................1

1.2 Medikamenteninkompatibilitäten ....................................................................2

1.3 Checklisten als Standardisierungsinstrument .................................................2

1.4 Ziele der Arbeit ...............................................................................................3

2 Material und Methoden ..........................................................................................4

2.1 Vorbereitungen zur Studie..............................................................................4

2.1.1 Erhebung des idealen Vorgangs einer i.v. Medikation ............................4

2.1.2 Aufstellung potentieller Medikamenteninkompatibilitäten für den Bereich

Aufwachraum..........................................................................................5

2.1.3 Einholen der Genehmigungen zur Durchführung der Studie und

Rekrutierung von Studienteilnehmern .....................................................6

2.1.4 Erstellung der Checkliste im Kitteltaschenformat ....................................7

2.2 Erhebung der Daten .......................................................................................8

2.2.1 Art der erhobenen Daten ........................................................................8

2.2.2 Ablauf der Beobachtungen im Aufwachraum ..........................................9

2.2.3 Befragung der Studienteilnehmer .........................................................10

2.3 Auswertung der Daten..................................................................................11

3 Ergebnisse...........................................................................................................12

3.1 Prozess der idealen i.v. Medikation ..............................................................12

3.2 Relevante Medikamenteninkompatibilitäten im Aufwachraum ......................13

3.3 Kitteltaschenkarte.........................................................................................16

3.4 Berufsbiografische Daten der Studienteilnehmer..........................................18

3.5 Beobachtete Fehlerarten..............................................................................18

3.6 Erste Beobachtungsphase ...........................................................................19

3.6.1 Analyse des i.v. Medikationsprozesses.................................................20

3.6.2 Analyse der Medikamentenkombinationen ...........................................21

3.7 Zweite Beobachtungsphase .........................................................................22

3.7.1 Analyse des i.v. Medikationsprozesses.................................................22

3.7.2 Analyse der Medikamentenkombinationen ...........................................22

3.8 Vergleich der beiden Beobachtungsphasen .................................................23

3.9 Detailbetrachtung Händedesinfektion ...........................................................28

3.10 Ergebnisse aus der Befragung .....................................................................29

4 Diskussion ...........................................................................................................31

4.1 Relevanz von Medikationsfehlern und deren Vermeidung mit Hilfe von

Standards.....................................................................................................31

4.2 Konzepte zur Vermeidung von Inkompatibilitäten durch Bereitstellung von

Information ...................................................................................................32

4.3 Händedesinfektion – der am häufigsten beobachtete Fehler ........................35

4.4 Grenzen und Einflussfaktoren der Studie .....................................................37

5 Zusammenfassung und Ausblick..........................................................................39

Literaturverzeichnis......................................................................................................41

Tabellenverzeichnis .....................................................................................................44

Abbildungsverzeichnis .................................................................................................45

Abkürzungsverzeichnis................................................................................................46

Anhang........................................................................................................................47

Danksagung ................................................................................................................54

Lebenslauf ...................................................................................................................55

1

1 Einleitung

1.1 Medikationsfehler – Häufigkeit und Relevanz

Fehler sind menschlich und kommen in allen Lebenssituationen vor. Im

Gesundheitswesen gibt es für den Begriff „Fehler“ verschiedene Definitionen (Leape,

2009). Die Institute of Medicine Studie definiert Fehler wie folgt: Eine geplante

Handlung kann nicht wie beabsichtigt durchgeführt werden (Durchführungsfehler) oder

es wurde ein falsches Vorgehen zur Zielerreichung verwendet (Planungsfehler) (Jordan,

2000).

Medikationsfehler zählen in der Medizin zu den am häufigsten auftretenden Fehlern.

Sie sind per definitionem vermeidbar, führen nicht selten zu Patientenschäden und sind

von unerwünschten Arzneimittelschäden und Nebenwirkungen abzugrenzen

(Westbrook et al., 2011). Die Kosten für Medikationsfehler eines Krankenhauses

werden mit $5,6 Millionen pro Jahr angegeben, von denen sich ca. die Hälfte als

vermeidbare Kosten zeigen (Glavin, 2010). Einer Studie aus dem Jahre 2004 zu Folge

verstarben in den USA im Zeitraum von 2000 bis 2002 knapp 200.000 Patienten

aufgrund eines potentiell vermeidbaren Medikationsfehlers (Keohane et al., 2005). Das

General Medical Council ermittelt die Inzidenz für Medikationsfehler bei 8,9 pro 100

Medikationen. Alarmierend ist ebenso die Erfahrung mit Medikationsfehlern innerhalb

der Bevölkerung. In einer Umfrage der National Patient Safety Foundation aus dem

Jahre 1997 gaben 42% der befragten Amerikaner an, von Medikationsfehlern selbst

oder ihrer Angehörigen betroffen gewesen zu sein (Keohane et al., 2005). Für den

Bereich Anästhesie wird eine Fehlerrate im Bereich von einem Medikationsfehler je

133-572 Narkosen beschrieben (Fasting und Gisvold, 2000, Llewellyn et al., 2009,

Webster et al., 2001, Yamamoto et al., 2008).

Zu den häufigen Medikationsfehlern zählen Fehler im Rahmen der intravenösen (i.v.)

Medikation. Aus einem Bericht des Emergency Care Research Institute (ECRI) vom

November 2013 geht hervor, dass Fehler mittels Infusionspumpen und Perfusoren an

zweiter Stelle der zehn größten Fehlerquellen stehen (ECRI, 2013).

2

1.2 Medikamenteninkompatibilitäten

Die Applikation von Medikamenten und Infusionslösungen stellt einen komplexen

Handlungsablauf dar, der bei der Verordnung durch den behandelnden Arzt beginnt

und mit der Dokumentation der Verabreichung, zumeist durch das Pflegepersonal,

endet. Faktoren, die die Fehlerhäufigkeit und -schwere beeinflussen können, sind die

Anzahl der venösen Zugänge, die Anzahl der zu verabreichenden Medikamente, sowie

die Erfahrung und das Wissen der verabreichenden Person (Dirks et al., 1991).

Auslöser für Inkompatibilitätsreaktionen können chemisch-physikalische Reaktionen

sein, die bei Kontakt zweier Substanzen ablaufen. Sichtbare Inkompatibilitäten fallen

meist durch Trübungen, Niederschläge und Ausfällungen auf. Allerdings können auch

unsichtbare Vorgänge bei der Kombination zweier nicht kompatibler Medikamente

ablaufen. So kann es zur Zersetzung einer Substanz oder zur Komplexbildung mit den

Folgen einer Wirkungsabschwächung oder -verstärkung kommen. Weitere Folgen

möglicher Inkompatibilitäten sind Verlegung der Katheter durch die ausgefallenen

Wirkstoffe und Embolisation kleiner Gefäße durch die entstehenden Präzipitate

(Boehne et al., 2013, Garvan und Gunner, 1964). Aufgrund der zunehmenden

Komplexität und Anzahl an i.v. Medikationen wird schon lange an Hilfsmitteln

gearbeitet, die bereits im Vorfeld auf Inkompatibilitäten hinweisen und helfen diese zu

vermeiden. Ein mögliches Hilfsmittel ist die Informationsbereitstellung in Form von

Checklisten.

1.3 Checklisten als Standardisierungsinstrument

Checklisten, Richtlinien und Standard Operating Procedures (SOPs) sollen die Medizin

nicht einschränken, sondern als Entscheidungshilfe für standardisierte Fälle dienen und

haftungsrechtlich Orientierungsfunktion haben (Ulsenheimer und Biermann, 2008). In

manchen Fällen kann ein Abweichen sogar zwingend nötig sein, beispielsweise wenn

der Patientenwille ausdrücklich dagegen spricht. Dennoch sind Checklisten

grundsätzlich ein leistungsstarkes Hilfsmittel, um medizinische Prozesse abzubilden

und sicherer zu machen (Educational Trust & Health, 2013, Gawande, 2010). Eine

Checkliste kann als Erinnerung, als Standardisierungsinstrument, für Evaluationen oder

als diagnostisches Werkzeug genutzt werden (Hales und Pronovost, 2006, Hart und

Owen, 2005). Prominentester Vertreter einer medizinischen Checkliste ist die World

Health Organization (WHO) Surgical Safety Checklist (Takala et al., 2011, Weiser et al.,

3

2010). Auch die „SURPASS“ Checkliste, die den gesamten Prozess von Patienten-

Aufnahme bis Entlassung umfasst, ist ein prominentes Beispiel (de Vries et al., 2010).

Die Erstellung und Implementierung von Checklisten ist ein aufwendiger Prozess,

besonders in Bereichen wie der Medizin mit zahlreichen interpersonellen Schnittstellen.

Ziel ist es dabei, die Komplexität von Prozessen zu reduzieren und die Abläufe somit

für den Anwender leichter verständlich und sicherer zu machen. Gerade in der Medizin,

wo akut auftretende Notfälle innerhalb kürzester Zeit die Komplexität von Prozessen

stark erhöhen, können Checklisten zur Patientensicherheit in besonderem Maße

beitragen.

1.4 Ziele der Arbeit

Im Rahmen der i.v. Medikation bedeuten Fehler ein hohes Risiko für die Gesundheit

der Patienten. Relevante Fehlerquellen gibt es vor allem bei der Hygiene, im Bereich

der Medikamentenverwechslung, bei personellen Interaktionen und unsachgemäßer

Anwendung von Medikamenten. Die Studie wird im Aufwachraum (AWR) der

Chirurgischen Klinik des Universitätsklinikums Erlangen (UKER) durchgeführt.

Folgende Ziele der Studie wurden formuliert:

• Entwicklung einer Medikamentendatenbank für die Medikamente des AWR zur

Erstellung der Checkliste. Diese Datenbank soll als generische Basis für weitere

Checklisten dienen können.

• Erstellung einer Checkliste im Kitteltaschenkartenformat für die korrekte i.v.

Medikation sowie Abbildung der Inkompatibilitäten der am häufigsten

verwendeten Medikamente im AWR.

• Aktuelle Analyse der Art und Häufigkeit von Medikationsfehlern bei

Pflegekräften im AWR vor und nach der Ausgabe der Checkliste.

• Erfassung der am häufigsten verabreichten Medikamente und deren

Kombinationen im AWR.

• Sensibilisierung des medizinischen Personals für die korrekte i.v. Medikation

und mögliche Medikamenteninkompatibilitäten.

4

2 Material und Methoden

Der gesamte Ablauf der Studie gliederte sich in drei Abschnitte: die

Vorbereitungsphase, die Beobachtungsphase (Datenerhebung) und die

Auswertungsphase (s. Abbildung 1).

Abbildung 1: Ablaufplan zur Studie.

2.1 Vorbereitungen zur Studie

2.1.1 Erhebung des idealen Vorgangs einer i.v. Medikation

Im Vorfeld wurde der ideale Ablauf einer i.v. Medikation definiert. Als Quellen dienten

sowohl Interviewgespräche mit Fachpersonal, als auch Fachliteratur.

Die Interviews waren als Gespräche ohne Interviewleitfaden konzipiert und wurden

jeweils in den Räumlichkeiten der befragten Personen durchgeführt. Die

unterschiedlichen Fragestellungen an die einzelnen Interviewpartner sind in Tabelle 1

zusammengefasst.

5

Befragtes Fachpersonal Thema

Stellvertretender Leiter der Staatlichen

Berufsfachschule für Krankenpflege am

UKER

• Ablauf der idealen i.v. Medikation

• Ausbildungssituation des Pflegepersonals

Hygienebeauftragter des UKER • Hygienemaßnahmen bei der i.v.

Medikation

Stellvertretende Apothekenleitung des

UKER

• Ablauf der idealen i.v. Medikation

• Medikamenteninkompatibilitäten

Schulleiter der Akademie für Gesundheits-

und Pflegeberufe

• Ablauf der idealen i.v. Medikation

• Ausbildungssituation des Pflegepersonals

in der Fachweiterbildung für Intensivpflege

und Anästhesie

Beauftragte Lehrkraft der

Anästhesiologischen Klinik für die

Fachweiterbildung für Intensivpflege und

Anästhesie

• Ablauf der idealen i.v. Medikation

• Ausbildungssituation des Pflegepersonals

in der Fachweiterbildung für Intensivpflege

und Anästhesie

Tabelle 1: Fragestellungen an die einzelnen Interviewpartner.

Eine parallele Literaturrecherche in PubMed vervollständigte die Befragungen. Im

Fokus standen dabei Studien, in denen bereits Checklisten zur i.v. Medikation zur

Anwendung kamen. Es wurde nach folgenden Stichworten gesucht: „i.v. medication“,

„medication errors“, „errors in health care“, „checklist i.v. medication“, „incompatibility“,

„medication error factors“, “medication error observity” und “medication safety”.

2.1.2 Aufstellung potentieller Medikamenteninkompatibilitäten für

den Bereich Aufwachraum

Auf der Kitteltaschenkarte sollten die regelmäßig genutzten Medikamente im Bereich

des Aufwachraums am UKER aufgelistet werden. Dazu wurde eine Medikamentenliste

mit Unterstützung der Apotheke des Universitätsklinikums anhand von Bestelldaten

angefertigt. Die Stationen des UKER bestellen Medikamente zentral bei der Apotheke

des Universitätsklinikums. Innerhalb der anästhesiologischen Klinik bestellt der Zentral-

OP die Medikamente. Darunter fallen Medikamente für die Intensivstation, den OP-

Bereich und den Aufwachraum der chirurgischen Klinik. Die Apotheke des

6

Universitätsklinikums stellte eine Liste mit den Top 139 Medikamenten für diese

Bereiche im Bestellzeitraum 01.01.2012 - 31.12.2012 zur Verfügung. Diese Liste

beinhaltete u. a. die Bestellmengen der Medikamente, so dass sich daraus eine

Reihenfolge bilden ließ. Es wurden alle Medikamente ausgeschlossen, die eindeutig

nicht im Aufwachraum benutzt werden. Dies wurde von einem Facharzt für

Anästhesiologie und der stellvertretenden Leiterin der Apotheke überprüft. Für eine

übersichtliche und sinnvolle Darstellung wurden für die Kitteltaschenkarte nur die 35 am

häufigsten bestellten Medikamente ausgewählt.

Der nächste Schritt in der Erstellung der Liste bestand darin, die Inkompatibilitäten

dieser 35 Medikamente untereinander zu untersuchen. Hierfür standen mehrere

Hilfsmittel zur Verfügung. Als Standardwerk wurde das „Handbook on injectable

drugs“ von Lawrence A. Trissel herangezogen (Trissel, 2006). Es fasst

Inkompatibilitäten von rund 300 parenteralen Medikamenten zusammen. Die möglichen

Inkompatibilitäten der 35 hier betrachteten Medikamente wurden damit abgeglichen.

Ein ergänzender Abgleich von Inkompatibilitäten wurde in der Datenbank Stabilis

vollzogen (Vigneron, 2013). Eine fachliche Prüfung der Ergebnisse dieser Literatur- und

Internet-basierten Recherchen erfolgte durch die stellvertretende Leiterin der Apotheke

des UKER. Inkompatibilitäten zu Medikamenten, die nicht in der Liste der Top 35

Medikamente des Aufwachraumes enthalten waren, wurden nicht untersucht.

2.1.3 Einholen der Genehmigungen zur Durchführung der Studie

und Rekrutierung von Studienteilnehmern

Ein Teil der Datenerhebung wurde als Beobachtungsstudie an Mitarbeitern der Pflege

der Anästhesiologischen Klinik des UKER konzipiert. Daher musste die Studie durch

den Datenschutzbeauftragten, den Direktor der Anästhesiologischen Klinik, der

Pflegedienstleitung und dem Personalrat des UKER genehmigt werden. Ein

Studienexposé (s. Anlage 1.) fasste die Informationen über die Studie für den

beteiligten Personenkreis und die entscheidungsbefugten Personen zusammen. Im

Exposé sind die Ausgangssituation, das Studienziel, die beteiligten Personen und ein

Zeitplan aufgeführt. Es wurde an den Direktor der Anästhesiologischen Klinik, die

Pflegedienstleitung und den Personalrat des UKER geschickt und im Anschluss

genehmigt. Der Datenschutzbeauftragte des UKER stellte hohe Anforderungen an die

Vertraulichkeit wie an die Speicherung der Daten. Da die Beobachtungsstudien

7

anonymisiert durchgeführt werden sollten, gab der Datenschutzbeauftragte seine

Zustimmung.

Nach Erhalt der Zustimmung der zuständigen Abteilungen, wurde das Studienexposé

an alle Pflegekräfte der anästhesiologischen Klinik per Hauspost verschickt, um diese

von der anstehenden Studie in Kenntnis zu setzen. Zusätzlich wurde mit der leitenden

Pflegekraft für den Zentral-OP, in dessen Bereich der Aufwachraum gehört, gesprochen.

Die Stationsleitung unterstützte die Studie durch Einsatzplanung der Pflegekräfte im

Aufwachraum, so dass diese möglichst über einen längeren Zeitraum dort eingesetzt

blieben. Interessierte Pflegekräfte konnten sich zudem weiter bei der Studienleitung

informieren.

Alle Mitarbeiter des Pflegepersonals nahmen freiwillig teil und bestätigten ihre

Teilnahme schriftlich in einem vorbereiteten Dokument (s. Anlage 2.).

2.1.4 Erstellung der Checkliste im Kitteltaschenformat

Es wurde eine Access 2010 Datenbank erstellt, um die untersuchten Medikamente zu

listen und Inkompatibilitäten zu verwalten. Die Datenbank wurde so angelegt, dass sie

zukünftig ohne Probleme um weitere Stationen und Medikamente erweitert werden

kann. Die graphische Gestaltung der Kitteltaschenkarte erfolgte in Microsoft PowerPoint

2010. Die Informationen wurden auf zwei Seiten verteilt: Auf der ersten Seite wurden

die Inkompatibilitäten dargestellt, auf der zweiten Seite ist der ideale i.v.

Medikationsprozess abgebildet samt Liste aller 35 untersuchten Medikamente. Für die

Inkompatibilitätsliste wurden die Daten aus der Access Datenbank zuerst als Excel

Tabelle exportiert und anschließend in die PowerPoint Datei einkopiert. Für die Studie

wurden DIN A6 Karten farbig und doppelseitig bedruckt und laminiert, um die

Kitteltaschenkarten wasserbeständig zu machen. Die Karten wurden zwischen der

ersten und zweiten Beobachtungsphase an die Teilnehmer verteilt.

8

2.2 Erhebung der Daten

2.2.1 Art der erhobenen Daten

In den Beobachtungsphasen wurden alle verabreichten Medikamente notiert, um diese

mit der Inkompatibilitätsliste abzugleichen. Des Weiteren wurde als Teil der

Beobachtung auch Abweichungen vom idealen Ablauf dokumentiert, die als Fehler

gezählt wurden. Die ideale i.v. Medikation wurde in 16 Prozessschritte unterteilt (s.

Tabelle 2), die sich wiederum zu drei Prozessphasen (Vorbereitungs-, Injektions-,

Nachbereitungsprozess) zusammenfassen lassen. Jeder Prozessschritt wurde während

der Beobachtung entweder als „richtig“ oder „falsch“ eingestuft. Dabei war es

unerheblich, ob ein oder mehrere Fehler pro Prozessschritt begangen wurden.

Vorbereitung

Patient identifiziert

Patient informiert

Indikation geprüft

Kompatibilität geprüft

Patientenzustand kontextabhängig geprüft (z.B. Vigilanz, Atmung, Befinden, Kreislauf)

Medikamentenzustand auf Unversehrtheit geprüft (Verfallsdatum, Konsistenz, Farbe)

Medikament steril vorbereitet

Injektion

Hände desinfiziert

i.v. Zugang auf Funktionsfähigkeit getestet

Menge, Spritzgeschwindigkeit korrekt

Nachbereitung

3-Wege-Hahn korrekt eingestellt und neuen sterilen Verschlussstopfen aufgesetzt

Infusionslaufrate wiederhergestellt

Patientenzustand kontrolliert

Material korrekt entsorgt

Händedesinfektion

Dokumentation der Medikamentengabe

Tabelle 2: Kriterienkatalog für die korrekte i.v. Medikation.

9

Fehler, die unmittelbar zur Gesundheitsgefährdung des Patienten geführt haben oder

hätten führen können, sollten als „schwerwiegende Fehler“ erfasst werden.

„Richtig“ wurde mit 1 in der SPSS-Datenbank codiert, „falsch“ mit 2. Weiterhin sind die

verabreichten Medikamente, deren Kombinationen, die Lösungen zum Zubereiten,

sowie die Infusionslösungen dokumentiert worden.

2.2.2 Ablauf der Beobachtungen im Aufwachraum

Die Beobachtungsstudie wurde in drei Phasen durchgeführt: 1. Beobachtungsphase,

Intervention und 2. Beobachtungsphase. Die Studie fand im Aufwachraum der

Chirurgischen Klinik (Zentral-OP) des UKER statt. Während der Studie kam es zu

baulichen Veränderungen am Klinikum, so dass der Aufwachraum der Chirurgischen

Klinik verlegt wurde. Die 1. Beobachtungsphase fand im „alten“ Aufwachraum statt

(aAWR), die 2. Beobachtungsphase wurde im „neuen“ Aufwachraum (nAWR)

durchgeführt. Die räumliche Situation ist in Abbildung 2 dargestellt.

Abbildung 2: Skizze des alten (aAWR) und neuen (nAWR) Aufwachraums. BGA: Blutgasanalysegerät, Stützp: Pflegestützpunkt, Medis: Medikamentenwagen, dicke Linie: Schiebetüren für Bettenein-/und ausfahrt, Kreise: Desinfektionsmittelspender

10

In der 1. Beobachtungsphase wurde die Ist-Situation im Aufwachraum erfasst und es

erfolgte die Beobachtung von 100 i.v. Medikationen im aAWR der Chirurgischen Klinik.

Dieser hatte von Montag bis Freitag täglich 24 Stunden geöffnet, die Datenerhebung

fand tagsüber zwischen 11:00 und 20:00 Uhr statt. Für diese Phase der Studie wurden

ungefähr 20 Beobachtungstage veranschlagt. An Beobachtungstagen wurde das

Pflegepersonal kurz informiert. Für jede Beobachtung einer i.v. Medikation wurde ein

Datenerfassungsblatt (s. Anlage 3.) zusammen mit Datum und Identifikationsnummer

(ID) der Pflegekraft ausgefüllt. Diese ID diente ausschließlich dazu, die jeweilige

Beobachtung einer Pflegekraft zuordnen zu können, allerdings bestand am Ende der

Beobachtungen keine Beziehung mehr zwischen Name des Teilnehmers und der ID.

Nach der 1. Beobachtungsphase erfolgte die Intervention, bei der die

Kitteltaschenkarten an die Studienteilnehmer verteilt wurden. Bei Aushändigung wurde

der Inhalt kurz erklärt, ohne jedoch Kommentare zu bisherigen Beobachtungen

abzugeben. In dieser Phase sollten die Teilnehmer möglichst nicht auf Erkenntnisse

aus den bisherigen Beobachtungen schließen können. Die 2. Beobachtungsphase fand

im nAWR statt. Hierbei erfolgten erneut 100 Beobachtungen einer i.v. Medikation

derselben Teilnehmergruppe aus Phase 1. Es wurde darauf geachtet, jede Pflegekraft

genauso häufig wie in der ersten Phase zu beobachten. Die Betriebszeit des nAWR

war reduziert und belief sich wochentags auf 7:00 bis 20:00 Uhr. Im nAWR fanden die

Beobachtungen zwischen 17:00 und 20:00 Uhr statt. Wegen der verkürzten

Öffnungszeiten und damit der geringeren Patientenauslastung in den Abendstunden,

wurden für die 2. Beobachtungsphase im nAWR rund 25 Tage veranschlagt. Jede

Beobachtung wurde erneut auf einem Datenblatt (s. Anlage 3.) dokumentiert.

2.2.3 Befragung der Studienteilnehmer

Die Kitteltaschenkarte soll nach Abschluss der Studie an das gesamte Personal der

Anästhesiologischen Klinik verteilt werden. Hierbei ist die Meinung der Pflegekräfte, die

in Zukunft mit dieser Karte arbeiten sollen, besonders bedeutsam. Es wurde ein

standardisierter Fragebogen erstellt, um die Meinung der an der Studie teilnehmenden

Pflegekräfte abzufragen (s. Anlage 4.). Besonderes Augenmerk lag dabei auf der

Gestaltung, Layout, Lesbarkeit und Nützlichkeit der Kitteltaschenkarte. Die

Antwortmöglichkeiten waren vorgegeben, ein Feld für ein offenes Feedback beinhaltete

der Fragebogen nicht. Die Befragung erfolgte anonymisiert. Die Fragebögen wurden

11

innerhalb von drei Wochen eingesammelt. Die Auswertung der Fragebögen erfolgte in

Microsoft Excel 2003.

2.3 Auswertung der Daten

Die Daten aus der 1. und 2. Beobachtungsphase wurden in einer Microsoft Excel 2003

Datei gesammelt, und anschließend für die statistische Datenauswertung in IBM SPSS

Statistics (Version 20) importiert. Die Beratung im Rahmen der methodischen

Projektplanung am Institut für Medizininformatik, Biometrie und Epidemiologie der

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, empfahl für alle Berechnungen der

statistischen Aussagekraft den Chi-Quadrat-Test (Χ2-Test) (Lowry, 2013). Als statistisch

signifikant wurden Unterschiede mit p-Werten <0,05 definiert.

12

3 Ergebnisse

3.1 Prozess der idealen i.v. Medikation

Es wurden Interviews mit dem stellvertretenden Schulleiter der Berufsfachschule für

Krankenpflege, dem Hygienebeauftragten, der stellvertretenden Apothekenleitung, dem

Leiter der Pflegeakademie und der beauftragten ärztlichen Lehrkraft für die

Fachweiterbildung für Intensivpflege und Anästhesie geführt, um den „idealen“ Ablauf

der i.v. Medikation zu bestimmen.

Die Befragung des stellvertretenden Schulleiters der Berufsfachschule zu den

Ausbildungsmodalitäten ergab, dass es dort bereits einen Ablaufplan zur i.v. Medikation

am UKER gibt. Die Berufsfachschule benutzt seit 2012 eine Checkliste, die den

konkreten Ablauf einer i.v. Medikation abbildet. Diese Checkliste kann in der

Berufsfachschule eingesehen werden. Der stellvertretende Schulleiter berichtete, dass

die praktische Prüfung zur Pflegekraft an diese Liste angelehnt wird. Sie enthält

folgende Aufgabenfelder: Vorbereitung, Durchführung (Injektion) und Nachbereitung

einer i.v. Medikation. Diese Prozessschritte dienten für die Erstellung der

Kitteltaschenkarte als Vorlage.

Neben der Berufsfachschule wurden ein mit der Pflegeweiterbildung beauftragter Arzt

der Anästhesie sowie der Schulleiter der Akademie für Gesundheits- und Pflegeberufe

interviewt. Beide gaben im Interview an, die i.v. Medikation im Rahmen der

Fachweiterbildung für Intensivpflege und Anästhesie nicht explizit zu schulen, jedoch

sei das Verabreichen von Medikamenten, inklusive der i.v. Injektion in der Schulung

des Gesamtablaufs einer Narkose integriert. Dieser Ablauf orientiere sich in der

Akademie an dem Ausbildungskonzept der Berufsfachschule für Krankenpflege.

Der Hygienebeauftragte des UKER befand den an der Berufsfachschule gelehrten

Ablauf einer i.v. Medikation als geeignet, um i.v. Medikationen ohne Infektionen oder

Verunreinigungen durchzuführen.

Schließlich spielt die Apotheke des Universitätsklinikums Erlangen eine entscheidende

Rolle beim Umgang mit Medikamenten. Im Interview wurde das Hauptaugenmerk auf

die Vermeidung von Medikamentenverwechslungen, Inkompatibilitäten zwischen

Medikamenten sowie auf deren korrekte Verabreichung gelegt. Die Apotheke achtet bei

der Medikamentenübergabe an die Stationen darauf, auf deren Besonderheiten bei der

Verabreichung hinzuweisen, sie hat allerdings keinen eigenen Ablaufplan zur

13

„idealen“ i.v. Medikation. Es wurde zudem deutlich, dass von Seiten der Apotheke eine

bereichsbezogene Inkompatibilitätsliste als sehr sinnvoll eingestuft wird.

Die Erkenntnisse aus den Interviews wurden mit der aktuellen Fachliteratur abgeglichen.

Allerdings wurde kein Artikel gefunden, der einen konkreten Ablauf einer i.v. Medikation

beschreibt bzw. evaluiert hat, so dass die Literaturrecherche für den idealen Ablauf

einer i.v. Medikation keine neuen Erkenntnisse erbrachte. Alle Interviews

zusammengefasst ergaben den Ablauf einer „idealen“ i.v. Medikation am UKER (s.

Abbildung 3).

Vorb

ere

itung Patient identifizieren

und informieren

Indikation, Kompatibilität und Patientenstatus prüfen

Zustand des Medikaments kontrollieren

Aseptisches Vorbereiten des Medikaments

Durc

hfü

hru

ng Hände desinfizieren

i.v. Zugang auf Funktionsfähigkeit testen

Menge und Spritzgeschwindigkeit prüfen

Nachbere

itung 3-Wege-Hahn korrekt

einstellen und neuen sterilen Verschlussstopfen aufsetzen

Infusionslaufrate und Patientenstatus kontrollieren

Material entsorgen

Hände desinfizieren

Dokumentieren

Abbildung 3: Idealer Ablauf einer i.v. Medikation. Auszug aus der Kitteltaschenkarte

3.2 Relevante Medikamenteninkompatibilitäten im

Aufwachraum

Ein Ziel dieser Studie bestand darin, die häufigsten Medikamenteninkompatibilitäten im

Aufwachraum zu analysieren. Dafür wurden zuerst die relevanten Medikamente für

diese Station identifiziert. Eine Liste der Medikamente wurde anhand der Bestelllisten

der Apotheke des UKER erzeugt und die 35 häufigsten Medikamente in die

Inkompatibilitätsanalyse einbezogen (s. Tabelle 3). Von den 35 Medikamenten ergaben

13 Medikamente keine Inkompatibilität untereinander (s. Tabelle 3, mit * markiert), die

restlichen 22 Medikamente reagieren mit mindestens einem Partner aus der Liste

inkompatibel (s. Tabelle 4). Dies kann aufgrund der Entstehung von Präzipitaten,

Ausflockung oder auch Wirkungsabschwächung sein. Die abschließende fachliche

Prüfung wurde durch die stellvertretende Leiterin der Apotheke des UKER durchgeführt.

14

Medikamente

Wirkstoff Handelsname Wirkstoff Handelsname

(K+, Mg2+, Zn2+, Cu2+,

Mn2+, Co2+, Na+)-Aspartat

Inzolen-HK* Hydrocortison Hydrocortison

Amiodaron Cordarex Magnesiumaspartat Magnesiocard i.v.

Butylscopolaminium-

bromid

Buscopan* Metamizol Novaminsulfon

Calciumgluconat Calciumgluconat Metoprololtartrat Beloc i.v.*

Clemastinfumarat Tavegil* Milrinon Corotrop

Clonidin Catapresan* Natriumbicarbonat 8,4%

Dexamethason Dexa Ondansetron Zofran

Dexketoprofen-

Trometamol

Sympal Injekt* Para-

(Acetylamino)phenol

Paracetamol*

Dimenhydrinat Vomex A i.v. Pethidin Dolantin*

Droperidol Xomolix Piritramid Dipidolor

Esmolol Brevibloc* Prednisolon-21-

hydrongensuccinat

Prednisolut

Flumazenil Flumazenil

Hexal*

Ranitidin Ranitic inject

Furosemid Lasix Reproterol Bronchospasmin*

Glucose 40% Glucosteril 40% Salbutamolsulfat Sultanol*

Insulin Insulin/Insuman

rapid

Theophyllin Euphylong i.v.

Kaliumchlorid Tramadol Tramal

Glyceroltrinitrat Nitrolingual Urapidil Ebrantil i.v.*

Heparin-Natrium Heparin-Natrium

Tabelle 3: Die Top 35 Medikamente des AWR. * = Medikamente ohne Inkompatibilität untereinander.

15

Relevante Medikamenteninkompatibilitäten für den Bereich Aufwachraum

Medikament Inkompatibel mit Medikament Inkompatibel mit

Amiodaron • Furosemid

• Heparin-Natrium

• Insulin

• Natriumbicarbonat 8,4%

Droperidol • Furosemid

• Heparin-Natrium

Dimenhydrinat • Dexamethason

• Furosemid

• Heparin-Natrium

• Kaliumchlorid

• Prednisolon-21-

hydrogensuccinat

Glyceroltrinitrat • Heparin-Natrium

Kaliumchlorid • Prednisolon-21-

hydrogensuccinat

Hydrocortison • Heparin-Natrium

• Urapidil

Metamizol • Piritramid a) Ranitidin • Insulin

Milrinon • Furosemid Reproterol • Furosemid

• Insulin

• Prednisolon-21-

hydrogensuccinat

Ondansetron • Dexamethason

• Furosemid

• Natriumbicarbonat 8,4%

• Prednisolon-21-

hydrogensuccinat

• Theophyllin

• Furosemid

Tabelle 4: Auflistung der Medikamenteninkompatibilitäten für den Bereich Aufwachraum. a) = Piritramid als i.v. Bolus ist kompatibel mit Metamizol-Infusion bzw. Perfusor.

Ein Spezialfall stellt die Kombination von Piritramid und Metamizol dar (s. Tabelle 4, mit a) markiert). Patienten im AWR werden oft über nur einen venösen Zugang versorgt.

Metamizol wird häufig mittels einer Spritzpumpe kontinuierlich verabreicht, Piritramid

muss dann zur laufenden Metamizolgabe gegeben werden. Aufgrund des stark

unterschiedlichen pH-Wertes sind diese zwei Medikamente theoretisch nicht

16

miteinander kompatibel. Stoppt man die Metamizolgabe, spült die Leitung mit

Kochsalzlösung und verabreicht dann Piritramid mit anschließender NaCl-Spülung der

Leitung, dann kann man diese beiden Medikamente trotzdem zusammen verabreichen,

da die Kontaktzeit beider Substanzen bei einer Bolusgabe sehr kurz ist und eine

Reaktion aufgrund der unterschiedlichen pH-Werte beider Substanzen von der

Apotheke des UKER als unbedenklich eingestuft wird. Allerdings stellt eine

kontinuierliche Verabreichung beider Medikamente über eine i.v.-Leitung wegen der

langen Kontaktzeit eine Inkompatibilität dar. Aus diesen Gründen ist diese Kombination

auf der Kitteltaschenkarte abgedruckt.

3.3 Kitteltaschenkarte

Die Kitteltaschenkarte wurde im handlichen DIN A6 Format gedruckt. Für das Design

wurden die Hauptfarben des UKER blau und weiß gewählt. Die Inkompatibilitäten

wurden in roter Schrift hervorgehoben, um sie als besonders wichtig zu kennzeichnen

(s. Abbildung 4). Die Auflistung der Medikamente erfolgte alphabetisch. Des Weiteren

wurde auf der Rückseite eine Liste aller in die Studie eingeschlossenen Medikamente

abgedruckt, so dass für die Benutzer der Karte klar ist, welche Medikamente für die

Aufstellung der Inkompatibilitätsliste herangezogen wurden (s. Abbildung 5). Auch

diese Auflistung erfolgte in alphabetischer Reihenfolge.

17

Medical Process Management

Inkompatibilitätsliste Aufwachraum Stand: November 2013

* Ein Piritramidi.v.-Bolus ist kompatibel mit einer Metamizol-Infusion bzw. -Perfusor.

IV-Medikament Lösbar in Inkompatibel mit

Amiodaron Glucose 5% •Furosemid

•Heparin-Natrium

•Insulin

•Natriumbicarbonat 8,4%

Dimenhydrinat NaCl 0,9% •Dexamethason

•Furosemid

•Heparin-Natrium

•Kaliumchlorid

•Prednisolon-21-hydrogensuccinat

Droperidol NaCl 0,9% •Furosemid

•Heparin-Natrium

Glyceroltrinitrat NaCl 0,9% •Heparin-Natrium

Hydrocortison NaCl 0,9%

oder

Glucose 5%

•Heparin-Natrium

•Urapidil

Kaliumchlorid NaCl 0,9% •Prednisolon-21-hydrogensuccinat

Metamizol NaCl 0,9% •Piritramid*

Milrinon NaCl 0,9% •Furosemid

Ondansetron NaCl 0,9%

oder

Glucose 5%

•Dexamethason

•Furosemid

•Natriumbicarbonat 8,4%

•Prednisolon-21-hydrogensuccinat

IV-Medikament Lösbar in Inkompatibel mit

Piritramid NaCl 0,9%

oder

Glucose 5%

•Furosemid

•Heparin-Natrium

•Hydrocortison

•Metamizol*

•Natriumbicarbonat 8,4%

•Theophyllin

Ranitidin NaCl 0,9% •Insulin

Reproterol NaCl 0,9%

oder

Glucose 5%

•Furosemid

•Insulin

•Prednisolon-21-hydrogensuccinat

Theophyllin NaCl 0,9% •Prednisolon-21-hydrogensuccinat

Tramadol NaCl 0,9% •Furosemid

•Heparin-Natrium

•Insulin

Urapidil NaCl 0,9%

oder

Glucose 5%

•Calciumgluconat

•Furosemid

•Hydrocortison

•Insulin

Abbildung 4: Vorderseite der Kitteltaschenkarte.

Kontakt:

Prof. Dr. Harald Mang,

Medical Process Management

Krankenhausstr. 12, 91054 Erlangen

[email protected]

Medical Process Management

Inkompatibilitätsliste Aufwachraum Stand: November 2013

(K+, Mg2+, Zn2+, Cu2+, Mn2+, Co2+, Na+)-Aspartat (Inzolen-HK)Amiodaron (Cordarex)

Butylscopolaminium-bromid (Buscopan)

CalciumgluconatClemastinfumarat (Tavegil)Clonidin (Catapresan)

Dexamethason (Dexa)Dexketoprofen-Trometamol(Sympal Injekt)Dimenhydrinat (Vomex A i.v.)

Droperidol (Xomolix)

Esmolol (Brevibloc)

Flumazenil (Flumazenil Hexal)Furosemid (Lasix)

Glucose (Glucosteril 40% und Glucose 20%)Glyceroltrinitrat (Nitrolingual)

Heparin-NatriumHydrocortison

Insulin (Insulin/Insuman rapid)

Kaliumchlorid

Magnesiumaspartat(Magnesiocard i.v.)Metamizol (Novaminsulfon)Metoprololtartrat (Beloc i.v.)Milrinon (Corotrop)

Natriumbicarbonat 8,4%

Ondansetron (Zofran)

Para-(Acetylamino)phenol(Paracetamol)Pethidin (Dolantin)

Piritramid (Dipidolor)Prednisolon-21-hydrongensuccinat (Prednisolut)

Ranitidin (Ranitic inject)Reproterol (Bronchospasmin)

Salbutamolsulfat (Sultanol)

Theophyllin (Euphylong i.v.)Tramadol (Tramal)

Urapidil (Ebrantil i.v.)

Berücksichtigte Medikamente: Wirkstoff (Handelsname)

Vorb

ere

itung Patient identifizieren

und informieren

Indikation, Kompatibilität und Patientenstatus prüfen

Zustand des Medikaments kontrollieren

Aseptisches Vorbereiten des Medikaments

Durc

hfü

hru

ng Hände desinfizieren

i.v. Zugang auf Funktionsfähigkeit testen

Menge und Spritzgeschwindigkeit prüfen

Nachbere

itung 3-Wege-Hahn korrekt

einstellen und neuen sterilen Verschlussstopfen aufsetzen

Infusionslaufrate und Patientenstatus kontrollieren

Material entsorgen

Hände desinfizieren

Dokumentieren

Abbildung 5: Rückseite der Kitteltaschenkarte.

18

3.4 Berufsbiografische Daten der Studienteilnehmer

Die Beobachtungsstudie im AWR war so konzipiert, dass freiwillige Teilnehmer aus der

Reihe des Pflegepersonals bei der i.v. Medikation beobachtet wurden. Insgesamt

haben sich sechs Pflegekräfte im Alter zwischen 32 und 48 Jahren gemeldet. Alle

Teilnehmer haben die Ausbildung zum/zur Gesundheits- und Krankenpfleger/-in

absolviert. Zwei Drittel besaßen zum Zeitpunkt der Beobachtungen zusätzlich die

Fachweiterbildung zur Fachpflegekraft für Anästhesie und Intensivmedizin. Der

Tätigkeitszeitraum am UKER lag zwischen ein und 17 Jahren, im Median bei 4 Jahren

(Mittelwert 5,8 Jahre).

3.5 Beobachtete Fehlerarten

Die drei Hauptprozesse der i.v. Medikation waren in 16 Einzelschritte unterteilt (s.

Tabelle 2).

Zunächst wurden im Verlauf der gesamten Studie keine als schwerwiegend

eingestuften Fehler beobachtet. In Tabelle 5 sind die Fehlerarten aufgelistet, die

während der beiden Beobachtungsphasen pro Prozessschritt festgestellt wurden.

Sechs der 16 Prozessschritte wurden immer fehlerfrei durchgeführt und sind daher

nicht in der Tabelle enthalten.

19

Prozess Einzelschritt Art des Fehlers

Patient informiert • Nicht durchgeführt

Indikation geprüft • Keine Indikation vorhanden

Patientenzustand

kontextabhängig geprüft

• Patient hat hypotone Blutdruckwerte

unmittelbar vor Medikamentengabe

Vorbereitung

Medikament steril

vorbereitet

• Aufziehkanüle mit den Händen berührt

Händedesinfektion • Nicht durchgeführt

Menge und

Spritzgeschwindigkeit

korrekt

• Medikament zu schnell gespritzt

Injektion

3-Wege-Hahn korrekt

eingestellt und neuen

sterilen Verschlussstopfen

aufgesetzt

• Keinen frischen Verschlussstopfen

aufgesetzt

• 3-Wege-Hahn nicht korrekt eingestellt

Material korrekt entsorgt • Material nach Injektion nicht

ordnungsgemäß entsorgt

Händedesinfektion • Nicht durchgeführt

Nachbereitung

Dokumentation der

Medikamentengabe

• Nicht durchgeführt

Tabelle 5: Beobachtete Fehlerarten in den jeweiligen Prozessphasen.

3.6 Erste Beobachtungsphase

In der ersten Beobachtungsphase wurden insgesamt 100 i.v. Medikationen

eingeschlossen. Dabei wurden zum einen die einzelnen Prozessschritte, zum anderen

die verabreichten Medikamente analysiert. Es war angestrebt, jeden Studienteilnehmer

gleich oft zu beobachten. Allerdings kam es aufgrund unterschiedlicher Dienstzeiten

dazu, dass an einer Pflegekraft fast die Hälfte aller Beobachtungen durchgeführt

wurden (47x, siehe Tabelle 6). Die anderen Pflegekräfte sind zwischen 5 und 18x

beobachtet worden.

20

Pflegekraft ID Beobachtungen je Phase

1 13

2 10

3 47

4 18

5 5

6 7

Tabelle 6: Verteilung der Beobachtungsanzahl auf die Teilnehmer.

3.6.1 Analyse des i.v. Medikationsprozesses

Bei 16 einzelnen Prozessschritten je Beobachtung und 100 Beobachtungen sind

maximal 1600 Fehlerzählungen möglich. In der ersten Phase wurden 87 Fehler

beobachtet. Diese verteilten sich auf die drei Prozessphasen wie folgt: Im

Vorbereitungsprozess wurden fünf Fehler verzeichnet, im Injektionsprozess 40 und im

Nachbereitungsprozess 42 Fehler.

Der Großteil der Fehler entstand durch die nicht stattgefundene Händedesinfektion, und

zwar 39 von 40 Fehlern im Injektionsprozess sowie 37 von 42 Fehlern im

Nachbereitungsprozess.

In einem Fall lag keine direkte Indikation für das Medikament vor, wobei ein

Schmerzmittel bei nicht vorhandenen Schmerzen verabreicht worden ist. Drei Fehler

entstanden beim falschen Einstellen des 3-Wege-Hahns und dessen fehlender

Verschluss mit neuen Verschluss-Stopfen. In drei Fällen wurde der Patient über die

bevorstehende Medikamentengabe nicht ausreichend informiert. Einmal war der

Patientenzustand nicht adäquat für das verabreichte Medikament, da einem Patient mit

hypotonen Blutdruckwerten ein blutdrucksenkendes Medikament (Clonidin) verabreicht

worden war.

Bei insgesamt 1600 (16 Testkriterien * 100 Beobachtungen) möglichen Fehlern in der

ersten Beobachtungsphase, entspricht das einer Fehlerquote von 5,4%.

Wird die Fehlerquote ohne die Händedesinfektion betrachtet, fällt die Quote auf 0,8%

(14 Prozessschritte * 100 Beobachtungen = 1400 mögliche Fehler; 11/1400*100=0,8%).

21

3.6.2 Analyse der Medikamentenkombinationen

Neben dem korrekten Ablauf der i.v. Medikation standen die verabreichten

Medikamente im Mittelpunkt. Insgesamt wurden bei 100 Beobachtungen 11

verschiedene Medikamente injiziert. Am häufigsten wurde Metamizol (51x) verabreicht,

gefolgt von Piritramid (44x) und Ondansetron (3x). Am häufigsten wurden Piritramid mit

Metamizol kombiniert (s. Tabelle 7).

Häufigkeit 1. Medikament 2. Medikament

26x Piritramid Metamizol

3x Ondansetron Metamizol

1x Piritramid Amiodaron

1x Dexketoprofen Metamizol

2x Propofol HAES-Produkt

2x Urapidil Metamizol

2x Kaliumchlorid Metamizol

2x Piritramid Metamizol + Kaliumchlorid-Perfusor

1x Piritramid Urapidil

1x Glucose 40% Metamizol

14x Piritramid

14x Metamizol

1x Dexketoprofen

1x Amiodaron

29x nur Jonosteril D5

Tabelle 7: Häufigkeiten der Medikamentenkombinationen bzw. Medikamentengaben in der ersten Beobachtungsphase.

92% der aufzulösenden Medikamente wurde in NaCl 0,9% gelöst. 3% in Glucose G5®

und 5% in Jonosteril® D5. Jonosteril D5 Infusionslösungen sind in 94% verwendet

worden. In weiteren 2% der Beobachtungen ist dem Jonosteril® D5 Kaliumchlorid

zugesetzt worden. In zwei Fällen war zum Zeitpunkt der Medikamentengabe keine

Infusion angehängt. Zusätzlich zur Jonosteril® D5 Infusionslösung ist in zwei Fällen ein

HAES-Produkt mit verabreicht worden.

22

3.7 Zweite Beobachtungsphase

Zwischen der ersten und der zweiten Beobachtungsphase wurden die

Kitteltaschenkarten an das teilnehmende Pflegepersonal verteilt, ohne eine Erläuterung

dabei abzugeben oder auf die Fehler des ersten Beobachtungszyklus hinzuweisen. Es

wurden wieder insgesamt 100 i.v. Medikationen mit denselben Pflegekräften der ersten

Beobachtungsrunde analysiert. Dabei wurden alle sechs Pflegekräfte mit der gleichen

Häufigkeit wie in der ersten Runde beobachtet (s. Tabelle 6).

3.7.1 Analyse des i.v. Medikationsprozesses

In der zweiten Beobachtungsphase wurden insgesamt nur 63 Fehler beobachtet. Dies

entspricht einer Fehlerquote von 3,9%. Diese Teilen sich wie folgt auf die

Prozessphasen auf: Im Vorbereitungsprozess zwei Fehler, im Injektionsprozess 43 und

im Nachbereitungsprozess 18 Fehler.

Hierbei entstanden wieder die meisten Fehler durch die nicht stattgefundene

Händedesinfektion, insgesamt 43x im Injektionsprozess und 15x im

Nachbereitungsprozess. Weiterhin wurde zweimal das Medikament nicht 100%ig steril

vorbereitet, nicht korrekt entsorgt sowie einmal der 3-Wege-Hahn im Anschluss an die

Injektion nicht in die korrekte Position gebracht. Zweimal ist das Material nicht korrekt

entsorgt worden. Ohne die Betrachtung der Fehler bei der Händedesinfektion,

entspricht dies einer Fehlerquote von 0,4% (5/1400*100=0,2%).

3.7.2 Analyse der Medikamentenkombinationen

Insgesamt wurden bei 100 Beobachtungen zehn verschiedene Medikamente

verabreicht. Am häufigsten wurde Metamizol (51x) verabreicht, gefolgt von Piritramid

(34x) und Ondansetron (6x). Die häufigste Kombination war erneut Piritramid mit

Metamizol (25x, s. Tabelle 8). Jedes aufzulösende Medikament wurde in NaCl 0,9%

gelöst. Jonosteril® D5 Infusionslösungen sind in 98% verwendet worden. In weiteren

2% der Beobachtungen wurde eine Jonosteril® 2/3 Lösung als Infusionslösung

verwendet.

23

Häufigkeit 1. Medikament 2. Medikament

25x Piritramid Metamizol

5x Ondansetron Metamizol

3x Clonidin Metamizol

2x Dexketoprofen Metamizol

2x Glucose 20% Metamizol

1x Urapidil Metamizol

1x Dimenhydrinat Metamizol

12x Metamizol

9x Piritramid

1x Ondansetron

1x Dimenhydrinat

1x Dexketoprofen

35x nur Jonosteril D5

2x nur Jonosteril 2/3 Lösung

Tabelle 8: Häufigkeiten der Medikamentenkombinationen bzw. Medikamentengaben in der zweiten Beobachtungsphase.

3.8 Vergleich der beiden Beobachtungsphasen

Im Vergleich von der ersten zur zweiten Beobachtungsphase wurden insgesamt 24

Fehler weniger während der i.v. Medikation gemessen. Dies entspricht einem

Rückgang von 28% (s. Tabelle 9 und Abbildung 6). Hierbei wurde die der Χ2-Test nur

bei zu erwartender Signifikanz angewendet. Innerhalb der einzelnen Prozessphasen

zeigt sich im Nachbereitungsprozess eine deutliche Fehlerreduktion von 42 auf 18

(p=0,0003, Tabelle 9 und Abbildung 6). Auch im Vorbereitungsprozess kam es zu einer

leichten Abnahme von fünf auf drei Fehler. Diese Reduktion ist aufgrund der geringen

Fallzahl jedoch nicht statistisch signifikant. Eine leichte, nicht-signifikante Zunahme der

Fehler von 40 auf 43 wurde dagegen im Injektionsprozess beobachtet (s. Tabelle 9 und

Abbildung 6).

24

87

63

0

20

40

60

80

100

An

zah

l b

eo

bach

tete

r F

eh

ler

*

5

4042

2

43

18

Vorbereitungsprozess

*

Injektionsprozess Nachbereitungsprozess

Gesamtbeobachtung Verteilung der Fehler auf die einzelnen Prozessphasen

Abbildung 6: Fehler in der Gesamtbeobachtung und Verteilung auf die drei Prozessphasen. *p<0,05 im Χ2-Test

Die beiden Händedesinfektionen sind in den zwei Beobachtungszyklen die

Prozessschritte mit der größten Fehleranzahl: insgesamt 134x wurde die

Händedesinfektion nicht durchgeführt (s. Tabelle 9, Abbildung 7). Es wurde überprüft,

ob dieser Fehler bei allen Studienteilnehmern mit der gleichen Häufigkeit auftrat. Dabei

stellte sich heraus, dass dieser Fehler gehäuft bei einem Teilnehmer alleine 58x (1.

Beobachtungsphase) auftrat bei insgesamt 47 Beobachtungen (Teilnehmer 3, siehe

Tabelle 10). Bei den restlichen Teilnehmern ließ sich der Fehler bei der

Händedesinfektion nur zwischen 0 und 9x beobachten.

Vor Intervention

Nach Intervention

25

Lfd. Nr.

Prozessschritt/-teil

Fehler vor Intervention

(erste Beobachtungs-

phase)

Fehler nach Intervention

(zweite Beobachtungs-

phase)

Veränderung

absolut p (Χ2-Test)

1. Vorbereitung 5 2 -3 0,444

1.1. Patient identifiziert 0 0 0 --

1.2. Patient informiert 3 0 -3 --

1.3. Indikation geprüft 1 0 -1 --

1.4. Kompatibilität geprüft 0 0 0 --

1.5.

Patientenzustand kontextabhängig geprüft (z.B. Vigilanz, Atmung, Befinden, Kreislauf)

1 0 -1 --

1.6.

Medikamentenzustand auf Unversehrtheit geprüft (Verfallsdatum, Konsistenz, Farbe)

0 0 0 --

1.7. Medikament steril vorbereitet

0 2 2 --

2. Injektion 40 43 3 0,774

2.1. Hände desinfiziert 39 43 4 0,666

2.2. i.v. Zugang auf Funktionsfähigkeit getestet

0 0 0 --

2.3. Menge, Spritz-geschwindigkeit korrekt

1 0 -1 --

3. Nachbereitung 42 18 -24 0,0003

3.1.

3-Wege-Hahn korrekt ein-gestellt und neuen sterilen Verschlussstopfen aufgesetzt

3 1 -2 --

3.2. Infusionslaufrate wiederhergestellt

0 0 0 --

3.3. Patientenzustand kontrolliert 0 0 0 --

3.4. Material korrekt entsorgt 0 2 2 --

3.5. Händedesinfektion 37 15 -22 0,0006

3.6. Dokumentation der Medikamentengabe

2 0 -2 --

Fehler Gesamt 87 63 -24 0,04

Tabelle 9: Aufsummierung der Fehler in beiden Beobachtungsphasen.

26

3

1

1

39

13

37

2

43

1

2

15

0

10

20

30

40

50

Pro

zes

sa

bla

uf

Anzahl beobachteter Fehler

*

3-Wege-Hanh korrekt eingestellt u.

neuen blauen Verschlussstopfen

aufgesetzt

Kompatibilität geprüft

Menge, Spritzge-

schwindigkeit korrekt

Dokumentation der

Medikamentengabe

Patient informiert

Indikation geprüft

Patientenzustand

kontextabhängig geprüft

Medikament auf Unversehrtheit

geprüft

Medikament steril vorbereitet

Hände desinfiziert

i.v. Zugang auf

Funktionsfähigkeit getestet

Infusionslaufrate wieder

hergestellt

Patientenzustand

kontrolliert

Material korrekt entsorgt

Händedesinfektion

Patient identifiziert

2

Abbildung 7: Beobachtete Fehler je Prozessschritt in beiden Beobachtungsphasen. *p<0,05 im Χ2-Test

Vor Intervention

Nach Intervention

Lfd. Nr. Prozessschritt/-teil

vor Interv. nach Interv. absolut p (x2-Test) vor Interv. nach Interv. absolut p (x

2-Test) vor Interv. nach Interv. absolut p (x

2-Test) vor Interv. nach Interv. absolut p (x

2-Test) vor Interv. nach Interv. absolut p (x

2-Test) vor Interv. nach Interv. absolut p (x

2-Test)

1. Vorbereitung 4 0 -4 0,09 0 1 1 -- 1 1 0 -- 0 0 0 -- 0 0 0 0 0 0 --

1.1. Patient identifiziert 0 0 0 -- 0 0 0 -- 0 0 0 -- 0 0 0 -- 0 0 0 -- 0 0 0 --

1.2. Patient informiert 3 0 -3 0,22 0 0 0 -- 0 0 0 -- 0 0 0 -- 0 0 0 -- 0 0 0 --

1.3. Indikation geprüft 0 0 0 -- 0 0 0 -- 1 0 -1 -- 0 0 0 -- 0 0 0 -- 0 0 0 --

1.4. Kompatibilität geprüft 0 0 0 -- 0 0 0 -- 0 0 0 -- 0 0 0 -- 0 0 0 -- 0 0 0 --

1.5.Patientenzustand kontextabhängig geprüft (z.B. Vigilanz, Atmung, Befinden, Kreislauf) 1 0 -1 -- 0 0 0 -- 0 0 0 -- 0 0 0 -- 0 0 0 -- 0 0 0 --

1.6.Medikamentenzustand auf Unversehrtheit geprüft (Verfallsdatum, Konsistenz, Farbe) 0 0 0 -- 0 1 1 -- 0 0 0 -- 0 0 0 -- 0 0 0 -- 0 0 0 --

1.7. Medikament steril vorbereitet 0 0 0 -- 0 0 0 -- 0 1 1 -- 0 0 0 -- 0 0 0 -- 0 0 0 --

2. Injektionsprozess 2 3 1 -- 6 0 -6 0,009 30 29 -1 0,999 1 8 7 0,017 0 0 0 -- 1 3 2 0,545

2.1. Hände desinfiziert 2 3 1 -- 6 0 -6 0,009 29 29 0 -- 1 8 7 0,017 0 0 0 -- 1 3 2 0,545

2.2. i.v. Zugang auf Funktionsfähigkeit getestet 0 0 0 -- 0 0 0 -- 0 0 0 -- 0 0 0 -- 0 0 0 -- 0 0 0 --

2.3. Menge, Spritzgeschwindigkeit korrekt 0 0 0 -- 0 0 0 -- 1 0 -1 -- 0 0 0 -- 0 0 0 -- 0 0 0 --

3. Nachbereitung 3 0 -3 -- 3 0 -3 0,205 33 15 -18 0,001 2 2 0 -- 0 1 1 -- 1 0 -1 --

3.1.3-Wege-Hahn korrekt eingestellt und neuen sterilen Verschlußstopfen aufgesetzt 1 0 -1 -- 0 0 0 -- 2 0 -2 -- 0 1 1 -- 0 0 0 -- 0 0 0 --

3.2. Infusionslaufrate wiederhergestellt 0 0 0 -- 0 0 0 -- 0 0 0 -- 0 0 0 -- 0 0 0 -- 0 0 0 --

3.3. Patientenzustand kontrolliert 0 0 0 -- 0 0 0 -- 0 0 0 -- 0 0 0 -- 0 0 0 -- 0 0 0 --

3.4. Material korrekt entsorgt 0 0 0 -- 0 0 0 -- 0 1 1 -- 0 1 1 -- 0 0 0 -- 0 0 0 --

3.5. Händedesinfektion 2 0 -2 -- 3 0 -3 0,205 29 14 -15 0,002 2 0 -2 0,485 0 1 1 -- 1 0 -1 --

3.6. Dokumentation der Medikamentengabe 0 0 0 -- 0 0 0 -- 2 0 -2 -- 0 0 0 -- 0 0 0 -- 0 0 0 --

Fehlerhäufigkeit Summe pro Teilnehmer 9 3 -6 0,08 9 1 -8 0,01 64 45 -19 0,0580 3 10 7 0,049* 0 1 1 0,9990 2 3 1 0,9990

Fehler Fehler Fehler

Pflegekraft Nr. 6 (7)

Veränderung VeränderungVeränderung Fehler

Pflegekraft Nr. 2 (10)Pflegekraft Nr. 1 (13)

Veränderung FehlerFehlerVeränderung

Pflegekraft Nr. 3 (47) Pflegekraft Nr. 4 (18) Pflegekraft Nr. 5 (5)

Veränderung

Tabelle 10: Fehler je Teilnehmer in beiden Beobachtungsphasen. --kein Χ2-Test angewendet, ( ) n= Anzahl der Beobachtung je Pflegefachkraft

3.9 Detailbetrachtung Händedesinfektion

Die meisten Fehler sind durch Nicht-Durchführung der Händedesinfektion entstanden,

daher wird die Händedesinfektion in diesem Kapitel detailliert betrachtet. Pro

Durchführung einer i.v. Medikation sind zwei Händedesinfektionen gefordert. Das erste

Mal im Injektionsprozess, bevor ein Patientenkontakt stattfindet, um eine eventuelle

Keimübertragung der Hände vorzubeugen. Das zweite Mal im Nachbereitungsprozess

direkt nach dem Patientenkontakt, um Patientenkeime nicht weiter zu verbreiten.

Wie Abbildung 6 zeigt, werden nach der Intervention weniger Fehler im

Nachbereitungsprozess beobachtet. Dies ist bedingt durch eine häufigere Durchführung

der Händedesinfektion. Wie Tabelle 10 zeigt, ist die hohe Fehleranzahl im Rahmen der

Händedesinfektion größtenteils auf eine bestimmte Pflegekraft (Nr. 3) zurückzuführen.

Wobei bei ihr im Nachbereitungsprozess eine deutliche Zunahme der Bereitschaft zur

Händedesinfektion und somit eine Fehlerreduktion von 33 auf 15 Fehler beobachtet

wurde.

Die Fehleranzahl bei der Händedesinfektion im Injektionsprozess, also unmittelbar

bevor am Patient gearbeitet wird, war vor und nach der Intervention hoch. Es wurde

sogar ein geringe Fehlerzunahme gemessen. Diese Zunahme ist nahezu ausschließlich

durch eine Pflegekraft (Nr. 4) bedingt (s. Tabelle 10). Bei Beobachtungen dieser

Pflegekraft wurde ein Anstieg von einem Fehler (vor Intervention) auf acht Fehler (nach

Intervention) beobachtet.

29

27

22

51

12

34

54

0

10

20

30

40

50

60

Hände nie desinfiziert Hände einmal desinfiziert Hände zweimal desinfiziert

Anzahl Händedesinfektion pro Durchführung einer i.v. Medikation

An

zah

l d

er

Beo

bach

tun

gen

*

Abbildung 8: Aufteilung der Händedesinfektion nach Häufigkeit der Durchführung. *p<0,05 im Χ2-Test

In Abbildung 8 sieht man deutlich, dass sich die Anzahl der i.v. Medikationen, bei denen

„nie die Hände desinfiziert“ wurden, signifikant verringert hat, und die Anzahl derer, bei

denen „einmal“ bzw. „zweimal“ die Hände desinfiziert wurden, gestiegen ist. Dies

bedeutet, dass die Hände nach der Intervention signifikant häufiger mindestens einmal

pro i.v Medikation desinfiziert wurden.

3.10 Ergebnisse aus der Befragung

Im Anschluss an die Beobachtungen wurde eine Befragung der Studienteilnehmer

mittels eines Fragebogens zur Kitteltaschenkarte durchgeführt. Fünf von sechs

(Rücklaufquote 83%) Fragebögen wurden ausgefüllt zurückgegeben. Nach Auswertung

dieser Evaluation zeigte sich eine positive Resonanz auf die Kitteltaschenkarte. Zuerst

sollte die Karte allgemein bewertet werden. Als positiv wurden die Aussagen „trifft voll

zu“ und „trifft teilweise zu“ gewertet, „teils/teils“ als neutral und „trifft kaum zu“ und „trifft

nicht zu“ wurde als negativ gewertet. Das Design und die Farbgestaltung wurden

ausschließlich positiv bewertet, die Schriftgröße und Kartengröße wurden vorwiegend

positiv mit einer neutralen Einschätzung gesehen. Zwei Teilnehmer haben nie mit der

Karte gearbeitet, drei mehrmals (2-5x). Einig waren sich die Befragten, dass die die

Karte hilfreich sei. Geteilter Meinung waren sie hingegen, ob die Karte neue Aspekte

Vor Intervention

Nach Intervention

30

liefere. Bei den Fragen zum Potential der Karte, sowie ob eine generelle Einführung

befürwortet werde, stimmten alle Befragten zu (s. Tabelle 11).

Frage Antwortmöglichkeiten

Wie bewerten Sie die Karte? trifft

nicht zu trifft

kaum zu teils teils

trifft teilweise

zu trifft

voll zu

Ich finde das Design ansprechend. 2 3

Die Schriftgröße ist ausreichend. 1 4

Die Farben sind gut gewählt. 1 4

Die Größe der Karte ist passend. 1 1 3

Wie nutzen Sie die Karte? nie 1x 2-5x 6-10x >10x

Wie oft haben Sie mit der Karte bisher gearbeitet?

2 3

Ich habe bisher die Karte… nein ja

…einmal und nie wieder benutzt. 3 2

...regelmäßig benutzt. 2 3

...mit Kollegen besprochen. 1 4

Finden Sie die Inkompatibilitätslisten hilfreich?

4a)

Finden Sie den Ablauf einer i.v. Medikation hilfreich?

4a)

Ergaben sich für Sie persönlich neue Aspekte aus dieser Karte?

2a) 2a)

Wie schätzen Sie das Potential dieser Karte ein?

nein ja

Werden Sie mit Hilfe dieser Karte in Zukunft dem Thema Medikamenteninkompatibilität mehr Beachtung schenken?

5

Werden Sie die Einführung einer Inkompatibilitätskarte für alle Mitarbeiter der Anästhesie befürworten?

5

Insgesamt finde ich das Projekt zur Einführung von Checklisten zur Verbesserung der Patientensicherheit bei der iv-Medikation sinnvoll…

5

...und den Aufwand dafür angemessen 5 Tabelle 11: Ergebnisse des Fragebogens zur Kitteltaschenkarte . a) Ein Teilnehmer hat sich enthalten.

31

4 Diskussion

4.1 Relevanz von Medikationsfehlern und deren Vermeidung

mit Hilfe von Standards

Fehler in der Patientenversorgung sind kein unvermeidbares Risiko. Hierzu hat auch

die WHO im Jahr 2006 schon ein Projekt zur Verbesserung des Umgangs mit den fünf

wichtigsten Herausforderungen in der Patientensicherheit ins Leben gerufen (WHO,

2006). Dieses Projekt wurde mittlerweile auf zwei Punkte reduziert: auf die Vermeidung

von Medikamenten-Verwechslungen und die Sicherstellung der richtigen Medikation

(Krüger-Brand und Richter-Kuhlmann, 2014). Damit nimmt die Vermeidung von

Medikationsfehlern eine große Rolle in der Medizin ein. Dennoch wird immer ein

Restrisiko bleiben, dass es zu minimieren gilt (Jordan, 2000). Die Einführung von

Standards in der Patientenversorgung hilft, dieses Restrisiko zu minimieren. Ein

Standard, mit dessen Hilfe eine gewisse Automatisierung einhergeht, hilft komplexe

Sachverhalte einfach zu strukturieren (Degani und Wiener, 1997). Hierzu stehen

verschiedene Formen der Abbildung eines Standards, wie Checklisten oder SOPs, zur

Verfügung (Dennis, 2005). In dieser Studie wurde eine Checkliste als Medium

verwendet, mit der eine Erhöhung der Sicherheit für den Patienten während einer i.v.

Medikation erreicht werden sollte. Dass dies grundsätzlich funktioniert, hat eine Studie

von de Vries gezeigt, in der sich Komplikationen im Allgemeinen von 27,3% auf 16,7%

und die Krankenhausmortalität von 1,5% auf 0,8% durch die Einführung einer

Checkliste für den OP-Bereich reduzieren ließ (de Vries et al., 2010). In der

Flugindustrie und im Militär sind Checklisten schon lange verbreitet und helfen bei der

Etablierung von Sicherheitsstandards (Hales et al., 2008). Ein Paradebeispiel für eine

Checkliste in der Medizin ist die WHO Surgical Safety Checklist. Hierzu gibt es Studien

mit konträren Ergebnissen. So zeigte beispielsweise eine Studie von Haugen eine

Verkürzung der Krankenhausverweildauer, eine geringe Mortalitätsreduktion sowie eine

Verringerung der Komplikationsrate (Haugen et al., 2014). Demgegenüber konnte mit

der Einführung der WHO Surgical Safety Checklist in orthopädischen Operationssälen

zwar die Teamkommunikation gestärkt, die Mortalität und Komplikationen hier aber

nicht signifikant gesenkt werden (Sewell et al., 2011). Eine Studie aus den 1990er

Jahren untersuchte die Verbesserungen durch eine von der Food and Drug

32

Administration (FDA) erstellte Anästhesie-Checkliste und dokumentierte keine

eindeutige Senkung der Fehleranzahl (Manley und Cuddeford, 1996).

Dennoch sind nur wenige Studien publiziert, die eine Verzögerung der

Patientenbehandlung, eine Fehlerhäufung oder einen enormen Mehraufwand für

Mitarbeiter durch Checklisten belegen. Im Gegenteil, Checklisten sind gut geeignet,

komplexe Informationen einfach darzustellen, Fehler zu reduzieren und einen qualitativ

hochwertigen Standard im Sinne eines “Best Practice“ zu etablieren (Hales et al.,

2008). Dies ist auch in dieser Studie gelungen, vor allem wurde aber das

Pflegepersonal wieder auf die Gefahren bei der i.v. Medikation hingewiesen. Schulz

beschreibt, wie das „Bewusstsein“ („Situation awareness“) für gewisse Abläufe oder

Gefahren im Rahmen der Patientensicherheit eine erhebliche Rolle spielt. Um dieses

„Bewusstsein“ zu fördern, wird hauptsächlich die Art der Präsentation von

Informationen betrachtet, also wie etwas zusammengefasst und graphisch präsentiert

wird und somit auch für längere Zeit im Gedächtnis des Mitarbeiters bleibt (Schulz et al.,

2013). Diese Ansätze wurden auch in dieser Studie berücksichtigt und mit Hilfe der

Checkliste alle relevanten Informationen zu diesem Thema übersichtlich auf einer Karte

zusammengefasst. Diese Informationen können somit immer „bedside“ präsent sein,

um sie bei Bedarf kurz und prägnant wiederholen zu können.

4.2 Konzepte zur Vermeidung von Inkompatibilitäten durch

Bereitstellung von Information

Inkompatibilitätsreaktionen sind nicht obligat, sondern der Anwender selbst kann das

Auftreten oder Ausbleiben derartiger Reaktionen wesentlich beeinflussen. Allein die

räumliche oder zeitliche Anordnung eines Medikaments in einem Infusionsregime kann

zu Kompatibilitätsproblemen führen. Ebenso entscheidet die Trägerlösung für ein

Medikament mitunter darüber, ob die zeitgleiche Applikation dieser Lösung mit einem

anderen Produkt über eine gemeinsame Leitung möglich ist oder zu Problemen führt.

Unzureichende Informationen bezüglich der Kompatibilität der eingesetzten Produkte

spielen zweifellos die wichtigste Rolle beim Verursachen von Kompatibilitätsproblemen.

Informationsdefizite führen zur unsachgemäßen Anordnung der Medikamente und

stellen das eigentliche Problem hinsichtlich der Kompatibilität eines Infusionsregimes

dar (WHO, 2006). Dennoch ist es zweifellos möglich, den Einsatz von i.v.

Medikamenten so zu gestalten, dass das Auftreten von Inkompatibilitätsreaktionen mit

33

hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden kann. In einer Vielzahl von Fällen ist

es sogar mit einem erstaunlich geringen Aufwand möglich, die Stabilität der

verschiedenen Lösungen zu garantieren. Vor allem auf den peripheren Stationen

reduzieren bereits so einfache Maßnahmen, wie der Verzicht auf Mischinfusionen

zugunsten der Applikation der Arzneimittel in Form von Kurzinfusionen bzw. als Bolus

die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Inkompatibilitäten in erheblichem Umfang.

Werden jetzt noch die einzelnen Applikationen konsequent nacheinander angeordnet

und auf die gleichzeitige Applikation mehrerer Lösungen über einen gemeinsamen

venösen Zugang verzichtet, können Inkompatibilitätsreaktionen vermieden werden. In

Bereichen wie der Intensivmedizin ist ein derartiges Vorgehen nur schwer bzw.

allenfalls teilweise möglich. Die Zahl der i.v. Medikationen innerhalb eines Tages bei

einem Intensivpatienten bewegt sich nicht selten in Größenordnungen von 50 und mehr

Einzelapplikationen, viele davon über einen längeren Zeitraum in Form von

Infusionslösungen. Innerhalb eines Therapieregimes die „separate“ Applikation

einzelner Medikamente zu ermöglichen, bedarf eines erheblichen Aufwands und ist

daher oft kaum realisierbar. Hier stellt zweifellos die Erweiterung der Anzahl der

venösen Zugänge, entweder als Mehrlumen-Katheter oder zusätzliche periphere

Zugänge, einen weiteren Schritt dar. Auch wichtig ist die optimale Anordnung der

einzelnen Komponenten in zeitlicher Abfolge (WHO, 2006). Solche Therapieregime

sind nicht neu. Schon länger sind krankheits-/ bzw. patientenbezogene Therapie- und

Infusionsschemata etabliert. Beispielsweise für die HIV Therapie sind verschiedene

Regime etabliert (Thompson et al., 2012, WHO, 2013). Diese werden patientenbezogen

modifiziert, so beispielsweise bei schwangeren Patientinnen oder bei Patienten mit

kardiovaskulären Vorerkrankungen.

Schon immer gab es unterschiedliche Ansichten über die Art der

Informationsbereitstellung. So lag mit Verfügbarkeit der ersten PCs der Gedanke nahe,

die benötigten Daten in Datenbanken und Büchern zu erfassen und somit leicht

verfügbar zu machen. Am bekanntesten ist sicherlich das Buch bzw. Programm

„Handbook of injectable drugs“ (Trissel, 2006). Eine Fülle von Daten zur Kompatibilität

und Stabilität von Arzneimitteln wird dem Anwender in übersichtlicher Form zur

Verfügung gestellt. Interessant ist auch das Programm Stabilis, das seinen

Schwerpunkt aber eher in der Bereitstellung von Stabilitätsdaten von Arzneimitteln in

Trägerlösungen besitzt, was seinem Wert als schnelle und zuverlässige

Informationsquelle im Internet allerdings nicht mindert (Vigneron, 2013).

34

Einen völlig anderen Ansatzpunkt besitzt das Programm KiK, kurz für Kompatibilität im

Katheter, das für die schnelle Kompatibilitätsprüfung von Infusionsregimen, besonders

in der Intensivmedizin konzipiert ist. Mit Hilfe dieses Programms können komplette

Infusionsregime über einen Zeitraum von 24 Stunden in ihrer zeitlichen und räumlichen

Anordnung geplant, bezügliche etwaiger Inkompatibilitätsreaktionen überprüft und

hinsichtlich ihrer Kompatibilität optimiert werden (Orth, 2013). Problematisch an diesen

Lösungen ist die Komplexität der Informationsdarstellung. Hier finden sich

Medikamente, die am UKER nicht verwendet werden, oder Inkompatibilitäten, die so im

Aufwachraum nicht möglich sind, da diese Medikamente nicht gleichzeitig appliziert

werden. Damit ist die „bedside“ Einsatzmöglichkeit solcher Systeme beschränkt, zumal

die Informationsquellen in Form von Büchern meist mehrere tausend Seiten stark sind.

Die Inkompatibilitätsliste auf der Kitteltaschenkarte aus dieser Studie verfolgt einen

anderen, „rollenbezogenen“ Ansatz. Zunächst eine Reduktion der Komplexität, deshalb

sind auf einen Blick die wichtigsten Inkompatibilitäten für die vor Ort verwendeten

Medikamente ablesbar. Weiterhin vorteilhaft ist die Kürze dieser Inkompatibilitätsliste,

da nur die für diesen Bereich bzw. Rolle (Pflegekraft/Arzt im Aufwachraum) am

häufigsten verwendeten Medikamente aufgelistet sind. Der „Bereich“ in diesem

Zusammenhang meint auch, dass nur die in dieser Klinik verwendeten Medikamente

betrachtet werden, so dass kein Umdenken mit Generika erforderlich ist. Die

Kitteltaschenkarte ist also ein Instrument, um dem oben genannten Informationsdefizit

„bedside“ begegnen zu können.

Weiterhin kann die Inkompatibilitätsliste auf der Kitteltaschenkarte für andere Bereiche

generisch erzeugt werden, dies bedeutet das neue Listen aus der Datenbank für

andere Bereiche und Stationen einfach herstellbar sind. Hierbei kann das für diese

Studie erstellte Layout verwendet und neue Inkompatibilitäten bzw. Medikamente mit

aufgenommen werden. Ebenso ist eine Aktualisierung der Inkompatibilitätslisten leicht

möglich. Somit ermöglichen diese Kitteltaschenkarten nahezu unüberschaubare und

komplexe Informationen über Inkompatibilitäten, rollen- und bereichsbezogen

(Klinikum/Station) zu konkretisieren.

35

4.3 Händedesinfektion – der am häufigsten beobachtete

Fehler

Die absolute Fehlerzahl ist innerhalb der gesamten Studie gering. Durch das Nicht-

Durchführen der Händedesinfektion entstanden die meisten Fehler. Dies ist sicherlich

multifaktoriell bedingt. Eine Ursache, die die Bereitschaft zur Händedesinfektion mindert,

sind die weiten Wege zu den Desinfektionsmittelspendern, vor allem im aAWR

(Allegranzi und Pittet, 2009). Des Weiteren nimmt sicherlich der Faktor Zeit eine große

Rolle ein. Treffen mehrere Patienten gleichzeitig im Aufwachraum ein, oder ist eine

Pflegekraft bei einem kritisch kranken Patienten länger gebunden, geraten die

Personalkapazitäten schnell an ihre Grenzen. Im Zuge von Stress und Zeitmangel wird

der Händedesinfektion möglicherweise weniger Beachtung geschenkt (Allegranzi und

Pittet, 2009).

Einige Pflegekräfte wendeten ein, dass bei etwa 100 Patientenkontakten pro Schicht,

eine 200malige Händedesinfektion die Haut nachhaltig schädigt. Eine potentielle

Lösung wäre, Handschuhe zu benutzen. Es gehe ja vor allem bei der

Händedesinfektion neben dem Eigenschutz gerade darum, Keime nicht von Patient zu

Patient zu übertragen. Rein wissenschaftlich ist anzumerken, dass das Tragen von

Handschuhen eine Händedesinfektion nicht ersetzen kann (Eldridge et al., 2006, Isfort

et al., 2012, Scheithauer et al., 2011). Des Weiteren geben Pflegekräfte selbst an, dass

nur jede Vierte eine ausreichende Händedesinfektion auf der Intensivstation

sicherstellen kann. Als Hauptursache wird Personalmangel angeführt (Isfort et al.,

2012).

Wie wichtig allerdings die Händehygiene ist, zeigt die Inzidenz von Infektionen im

Krankenhaus. So verursachen Krankenhausinfektionen in den USA bis zu 80.000

Todesfälle pro Jahr, bei geschätzten zwei Millionen nosokomialen Infektionen. Die

Inzidenz für Krankenhausinfektionen weltweit beträgt zwischen 1,7-23,6 pro 100

Patienten (Jarvis, 1996, Klevens et al., 2007, Roberts et al., 2003). Diese Zahlen zeigen

die Notwendigkeit von Hygienemaßnahmen, wobei die Compliance zur

Händedesinfektion bei Mitarbeitern im europäischen Gesundheitswesen

durchschnittlich etwa 55% beträgt (WHO, 2009). Zu beachten ist, dass eine

ausbleibende Händedesinfektion nicht automatisch eine höhere Infektionsrate für die

Patienten bedeutet, aber das Risiko dafür erhöht bzw. durch konsequente

Händehygiene das Risiko signifikant gesenkt werden kann (Garcia-Vazquez et al., 2011,

36

Kowitt et al., 2013, Schweon et al., 2013). Zusätzlich ist die Händehygiene auch ein

Instrument, um verlängerte Krankenhausaufenthalte, Wiederaufnahmen von Patienten

und Gesundheitskosten zu reduzieren (Savage und Anderson, 2013).

In dieser Studie konnte die Bereitschaft zur Händedesinfektion im Nachbereitungs-

prozess durch die Checkliste signifikant erhöht werden. Dies bedeutet zunächst, dass

eine einfache Sensibilisierung für oder Erinnerung an das Thema einen Effekt auf die

Compliance zur Händedesinfektion hat. Daraus lässt sich ableiten, dass es einer immer

wiederkehrenden Auffrischung bzw. Erinnerung an den Stellenwert der

Händedesinfektion bedarf.

Im Rahmen der i.v. Medikation muss eine zweimalige Händedesinfektion (vor und nach

Patientenkontakt) Ziel sein. Die Anzahl der i.v. Medikationen, bei denen keine

Händedesinfektion durchgeführt wurde, konnte allein durch die Checkliste zugunsten

derer bei denen mindestens „einmal“ bzw. „zweimal“ eine Händedesinfektion stattfand,

gesenkt werden. Somit stellte sich im Anschluss an die Intervention eine generelle

Zunahme der Bereitschaft zur Händedesinfektion ein. In der Literatur finden sich zum

Teil deutlich aufwendigere Studien zur Verbesserung der Compliance bei der

Händehygiene. Exemplarisch eine Studie von Scheitauer, der Interventionen mittels

Teaching und Feedback-Gesprächen im Rahmen einer Stunde pro Tag durchführte

(Scheithauer et al., 2013).

Trotzdem bleibt ein für Hygiene offenes Arbeitsumfeld die Basis aller Bemühungen.

Hierzu gehören die generelle Förderung der Händehygiene durch den Arbeitgeber, die

leichte Zugänglichkeit zu Desinfektionsmittelspendern und wiederkehrende

Fortbildungen (WHO, 2009). Eine weitere Rolle spielen individuelle Faktoren, z.B.

persönliche Hygieneansprüche, Hygienekontrollen sowie die Situation beobachtet zu

werden. Insgesamt bedarf die Verbesserung der Compliance zur Händedesinfektion

eines multimodalen Ansatzes, in denen lokale Gegebenheiten mit zu integrieren sind.

Eine Mischung aus Information, wiederkehrender Fortbildung, Kontrolle des Erfolges

von Maßnahmen und einer Klinikkultur, die die Hygienemaßnahmen fördert und fordert

helfen die Händehygiene zu verbessern. Leider ist die Evidence dieser Maßnahmen zur

langfristigen Verbesserung der Händehygiene nicht immer eindeutig (Shekelle et al.,

2013). Eine Chochrane-Analyse publizierte 2010, dass Interventionen zur

Verbesserung der Händehygiene nicht zwangsläufig auch zu einer anhaltenden

Verbesserung dieser führen (Gould et al., 2010). Dennoch konnte in dieser Studie die

Compliance zur Händedesinfektion mit Hilfe der Checkliste verbessert werden. Es

37

bedarf sicherlich einer regelmäßigen Wiederholung und Erinnerung an die Inhalte, um

diese Verbesserung nachhaltig zu gestalten.

4.4 Grenzen und Einflussfaktoren der Studie

Die Fehler bei der Händedesinfektion sind sehr inhomogen verteilt. Einzelne

Teilnehmer fallen statistisch überdurchschnittlich ins Gewicht. Dennoch gibt die Studie

einen guten Überblick über das individuelle Arbeitsverhalten von Mitarbeitern.

Anzumerken ist die geringe Teilnehmerzahl, die in den Gegebenheiten des Dienstplans

begründet liegt. Bei der häufigen örtlichen Rotation der Pflegekräfte, war es nur schwer

möglich, eine Pflegekraft über einen längeren Zeitraum im Aufwachraum beobachten

zu können. Vermutlich würden die Ergebnisse auch bei einer größeren Teilnehmerzahl

ähnlich aussehen, allerdings könnte sich die inhomogene Fehlerverteilung statistisch

herausmitteln.

Eine gleichmäßige Verteilung der durchgeführten 100 Beobachtungen auf die sechs

Teilnehmer war nicht möglich, deshalb ist eine Pflegekraft überdurchschnittlich häufig

beobachtet worden. Dies ist auch dem sehr variablen Dienstplanmodell geschuldet, bei

dem die Pflegekräfte häufig den Arbeitsort wechselten.

Wie sich aus dem Lageplan des Aufwachraums erschließen lässt, sind im nAWR

deutlich mehr Desinfektionsmittelspender hinzugekommen. Diese sind ergonomisch

direkt am Patientenbett angebracht. Das ergonomische Platzieren der

Desinfektionsmittelspender kann in einer höheren Compliance der Händedesinfektion

resultieren (Oh et al., 2012). In wie weit dies zu einer Minderung der Wirkung der

Checkliste im Rahmen der Händedesinfektion führte, lässt sich nicht genau feststellen.

Zudem sollte auch die Zahl an korrekten Händedesinfektionen im Injektionsprozess

steigen, bzw. sich die Fehleranzahl reduzieren (in dieser Studie steigende Fehleranzahl

nach Intervention von 39 auf 43), falls die Anordnung der Desinfektionsmittelspender in

dieser Studie zu einem deutlichen Anstieg der Händedesinfektionen geführt haben

sollte. Dies ist nicht der Fall, so dass anzunehmen ist, das die neue Anordnung in der

zweiten Beobachtungsphase keine bedeutende Rolle beim gesteigerten

Händedesinfektionsverhalten der Mitarbeiter haben dürfte.

Da unsere Wahrnehmung dem Prinzip der Subjektivität folgt, könnte es bei der

Beobachtung zu Fehlern gekommen sein. Verschiedene Bedingungen können Ursache

38

für ein falsches Wahrnehmen der Situation sein. Erwartungen, Vorurteile, zu schnelles

und undifferenziertes Interpretieren und Bewerten sind die häufigsten Ursachen für das

Auftreten von Beobachtungsfehlern. Da der Mensch stets subjektiv wahrnimmt und das

Wahrgenommene interpretiert, können Beobachtungsfehler nie ganz

ausgeschlossenen werden. Der Halo-Effekt, bei dem bestimmte Eigenschaften oder

besonders hervorstechende Merkmale auf die ganze Person hin verallgemeinert

werden, hat einen eher geringen Einfluss auf die Ergebnisse dieser Studie, da die

Beobachtungen keine persönlichen Merkmale betreffen, sondern nur das

Arbeitsverhalten. Relevant, da die Erwartungen des Beobachters unbewusst eine Rolle

spielen können, ist der Kontrastfehler. Hier wird besonders das beobachtet, was im

Gegensatz oder im Kontrast zu den Persönlichkeitsmerkmalen oder Werteeinstellungen

des Beobachters steht. Da die sachliche Bewertung von richtig/falsch von eigenen

Sichtweisen und Eigenschaften unberührt bleibt, sind Projektionsfehler kaum relevant.

Diese Beobachtungsfehler können trotzdem die Wahrnehmung verzerren und die

Aussagen oder Ergebnisse verfälschen (Bentele und Metzger, 1998). Deshalb ist es

wichtig, bestimmte Situationen mehrmals zu beobachten und die Ergebnisse immer

wieder neu zu überprüfen. Im Rahmen dieser Studie wurden insgesamt 200 i.v.

Medikationen beobachtet, so dass Beobachtungsfehler allein durch die Häufigkeit der

Beobachtung nicht übermäßig ins Gewicht fallen. Zudem wurde nach einem

standardisierten Protokoll beobachtet. Zur Vereinfachung wurde nur richtig, falsch bzw.

nicht gemacht bewertet. Auf eine feinere Abstufung ist explizit verzichtet worden, um

die Auswirkungen von möglichen Beobachtungsfehlern gering zu halten. Alle

Beobachtungen erfolgten durch dieselbe Person, so dass auch keine weiteren

Beobachtungsfehler anderer Untersucher mit einfließen konnten.

39

5 Zusammenfassung und Ausblick

Das Ziel dieses Projekts war der Nachweis, dass mit einer Checkliste die Sicherheit für

den Patienten während einer i.v. Medikation erhöht werden kann. Der Prototyp der

Checkliste wurde für den AWR der Chirurgischen Klinik erstellt. Sie wurde auf

Kitteltaschenkarten gedruckt und konzentrierte sich inhaltlich auf Medikamenten-

inkompatibilitäten und den Prozess der idealen i.v. Medikation. Das Fehlerniveau war

auf der Station ohnehin gering und konnte nach dem Verteilen der Checkliste im

Bereich der Händedesinfektion signifikant gesenkt werden. Zudem wurde das

Bewusstsein für die Gefahren bei der i.v. Medikation wieder geschärft. Dabei ist zu

beachten, dass die einzige Intervention im Austeilen der Kitteltaschenkarte bestand, die

Teilnehmer darüber hinaus jedoch nicht geschult oder auf bereits gemachte Fehler

hingewiesen wurden. Denkbar ist, solche Checklisten auch auf Notaufnahmen,

Intensiv- sowie periphere Stationen einzuführen. Bei der täglichen Arbeit auf peripheren

Stationen finden i.v. Medikationen zwar weitaus seltener statt, dadurch ist das

Fehlerrisiko aber noch höher. In naher Zukunft sollte die Karte in die Ausbildung

integriert werden, z.B. für Studenten im Praktischen Jahr, in der Fachweiterbildung zur

Fachpflegekraft sowie in der Krankenpflegeschule, damit möglichst früh mit der

Schulung der korrekten i.v. Medikation in der Ausbildung begonnen wird

Weitere Inkompatibilitätslisten in Form von Kitteltaschenkarten, mit den häufig

verwendeten Medikamenten der entsprechenden Fachabteilungen, können zukünftig

leicht aus der bestehenden Datenbank erzeugt werden. Dabei sollte das

rollenbezogenen Konzept weiter ausgebaut werden, das komplexe Information einfach

und komprimiert für den jeweiligen Anwender und den jeweiligen Ort darstellt. Dabei gilt

es zu beachten, dass das Medium an die Bedürfnisse der anderen Stationen angepasst

werden sollte, beispielsweise ist für die Intensivstation angesichts der Fülle an Daten

ein Posterformat sinnvoller. Neben diesen Konzepten zur Informationsdarstellung

werden in Zukunft auch technisch-basierte Lösungen zur Erhöhung der Sicherheit bei

der i.v. Medikation eine Rolle spielen. So gibt es bereits erste Smart Infusion Pumps,

die eine Medikamentendatenbank beinhalten und mögliche Inkompatibilitäten anzeigen

können. Alle diese Werkzeuge dienen aber nur als Hilfestellung, denn der Faktor

Mensch wird das wichtigste Glied in der Sicherheitskette bleiben. Denn letztlich

entscheidet der Mensch, welches Medikament er wann, wie und welchem Patienten

verabreicht.

40

Summary and prospect

The main aim of this project was to provide evidence that a check list can enhance the

safety of the patient in the case of intravenous medication. The prototype of the check

list was compiled for the anesthetic recovery room of the surgical ward. It was printed

on a lab coat pocket card and the content was focused on drug incompatibilities and the

process of the ideal intravenous medication. At the hospital ward, errors in treatment

occurred only in rare cases and having distributed the check list, the errors could be

significantly reduced in the field of sanitizing hands. The awareness of hazards

associated with the administration of intravenous drugs was also raised again. Attention

should be paid to the fact that the only intervention was the distribution of lab coat

pocket cards; beyond that, the participants were not trained nor referred to already

made mistakes.

One might also consider to use such a checklist in emergency rooms, intensive care

units as well as peripheric wards. The daily work flow at peripheric wards requires much

less frequently the administration of intravenous medication, but this implies an even

higher risk of mistakes. In the near future, the card should be incorporated in the

education of students during their practical year, in the advanced training of the nursing

staff as well as in the nursing school, in order to start the training of correct intravenous

medication as soon as possible.

Further incompatibility lists in the form of lab coat pocket cards containing frequently

used drugs of the respective hospital branches can now easily be generated by use of

the existing data base. In doing so, the role based concept, which provides a simple

and compact description of complex information for the respective user and place,

should be extended. One should bear in mind that the medium should be adjusted to

the situation of other wards; the intensive care units, for example, use intravenous

medication extensively so that the information should rather be presented on a poster

format. Besides these concepts of information presentation also technically-based

solutions to improve the safety of intravenous medication will be applied in the future.

For instance, first Smart Infusion Pumps are already available which comprise a

medication data base and allow to display possible incompatibilities. All these tools can

only serve as supporting measures, because the human factor will remain the most

important link in the security chain. In the end the decision will always be left to the

human being, which kind of medication, when and in which form shall be administered

to which patient.

41

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44

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Fragestellungen an die einzelnen Interviewpartner.................................................. 5

Tabelle 2: Kriterienkatalog für die korrekte i.v. Medikation. ...................................................... 8

Tabelle 3: Die Top 35 Medikamente des AWR.. .................................................................... 14

Tabelle 4: Auflistung der Medikamenteninkompatibilitäten für den Bereich Aufwachraum. ..... 15

Tabelle 5: Beobachtete Fehlerarten in den jeweiligen Prozessphasen. .................................. 19

Tabelle 6: Verteilung der Beobachtungsanzahl auf die Teilnehmer. ....................................... 20

Tabelle 7: Häufigkeiten der Medikamentenkombinationen bzw. Medikamentengaben in der

ersten Beobachtungsphase. ................................................................................. 21

Tabelle 8: Häufigkeiten der Medikamentenkombinationen bzw. Medikamentengaben in der

zweiten Beobachtungsphase. ............................................................................... 23

Tabelle 9: Aufsummierung der Fehler in beiden Beobachtungsphasen. ................................. 25

Tabelle 10: Fehler je Teilnehmer in beiden Beobachtungsphasen............................................ 27

Tabelle 11: Ergebnisse des Fragebogens zur Kitteltaschenkarte ............................................. 30

45

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Ablaufplan zur Studie. ........................................................................................... 4

Abbildung 2: Skizze des alten (aAWR) und neuen (nAWR) Aufwachraums................................ 9

Abbildung 3: Idealer Ablauf einer i.v. Medikation. Auszug aus der Kitteltaschenkarte. .............. 13

Abbildung 4: Vorderseite der Kitteltaschenkarte....................................................................... 17

Abbildung 5: Rückseite der Kitteltaschenkarte. ........................................................................ 17

Abbildung 6: Fehler in der Gesamtbeobachtung und Verteilung auf die drei Prozessphasen.... 24

Abbildung 7: Beobachtete Fehler je Prozessschritt in beiden Beobachtungsphasen................. 26

Abbildung 8: Aufteilung der Händedesinfektion nach Häufigkeit der Durchführung. ................. 29

46

Abkürzungsverzeichnis

aAWR alter Aufwachraum

AWR Aufwachraum

BGA Blutgasanalyse

ECRI Emergency Care Research Institute

FDA Food and Drug Administration

HAES Hydroxyethylstärke

i.v. intravenös

ID Identifikationsnummer

Medis Medikamentenschrank im Aufwachraum

NaCl Natriumchlorid

nAWR neuer Aufwachraum

p probability (deutsch: Wahrscheinlichkeit)

pH potentia oder pondus Hydrogenii

s. siehe

SOP Standard Operating Procedure

Stützp. Stützpunkt im Aufwachraum

u.a. unter anderem

UKER Universitätsklinikum Erlangen

WHO World Health Organization

Χ2 Chi-Quadrat-Test

47

Anhang

1. Informationsblatt zur Studie (Vorder- und Rückseite)

1. Hintergrund

Im Rahmen der i.v. Medikation bedeuten Fehler ein hohes Risiko für die Gesundheit des Patienten. Relevante Fehlerquellen gibt es v.a. bei der Hygiene, aber auch in den Bereichen Medikamentenverwechslung, Interaktionen und unsachgemäße Anwendung. Mit der Hilfe von Checklisten konnte die Patientensicherheit schon in einigen medizinischen Bereichen verbessert werden, so z.B. im OP mit der WHO Surgical Safety Checklist. Die geplante Untersuchung versucht die Frage zu beantworten, ob sich mit Training und dem Einsatz einer Checkliste für die sichere i.v. Medikation die Anzahl der Fehler bei der Medikamentenapplikation vermindern lassen. 2. Test-Setting

Beobachtung von ca. 100-200 i.v. Medikationen von 10-20 Pflegekräften im AWR des Zentral-OP. Anhand der Testitems auf der Rückseite erfolgt die Erfassung von Medikamentenapplikationsfehlern (IST-Analyse). Unter Einbeziehung der Beobachtungsergebnisse der o.g. IST-Analyse findet anschließend die Erstellung der „Checkliste i.v. Medikation“ statt. Die Teilnehmer der IST-Analyse werden dann anhand der neuen Checkliste trainiert. Im Anschluss erfolgen bei den Teilnehmern erneut 100-200 Beobachtungen von i.v. Medikationen (Erfolgskontrolle der Checkliste). 3. Studiendauer

Studienbeginn 01.04.2013 Erste Beobachtung von 100 i.v. Medikationen (Ist-Analyse) im April/Mai 2013 Verteilen der Kitteltaschenkarten im Juli 2013 Erneute Beobachtung von 100 i.v. Medikationen im August/September 2013 (Erfolgskontrolle der Checkliste)

4. Informierter Personenkreis

• Prof. Dr. Dr. h.c. J. Schüttler, Direktor der Anästhesiologischen Klinik • Hr. M. Edlefsen, Pflegedienstleitung • Dr. F. Dörje, Chefapotheker • Dr. W. Böswald, Oberarzt Anästhesiologische Klinik, Lehrer Fachakademie • Hr. H.-D. Werner, stellv. Leitung Pflegeschule • Dr. S. Goddon, 1. stellv. Vorsitzender des Personalrats • Hr. D. Dressel, Leitung Anästhesiepflege Bereich AWR • Fr. P. Mönius, Kursleitung Fachweiterbildung Intensivpflege u. Anästhesie • Hr. A. Leibig, Leitung Akademie für Gesundheits- und Pflegeberufe

48

49

2. Einverständniserklärung der Teilnehmer

Anästhesiologische Klinik Direktor: Prof. Dr. med. Dr. h.c. Jürgen Schüttler

Einverständniserklärung zur Teilnahme an der Wirksamkeitsstudie

„Checkliste i.v. Medikation“

Die geplante Untersuchung versucht die Frage zu beantworten, ob sich mit Training und dem Einsatz einer Checkliste für die sichere i.v. Medikation die Anzahl der Fehler bei der Medikamentenapplikation vermindern lassen. Studienablauf:

Studienbeginn 01.04.2013 Erste Beobachtung von 100 i.v. Medikationen (Ist-Analyse) im April/Mai 2013 Verteilen der Kitteltaschenkarten im Juli 2013 Erneute Beobachtung von 100 i.v. Medikationen im August/September 2013 (Erfolgskontrolle der Checkliste)

Die Wichtigsten Eckpunkte:

- Freiwillige Teilnahme (jederzeit ist eine Beendigung der Teilnahme ohne Angabe von Gründen möglich)

- Daten werden zunächst namentlich erhoben, nach zweiter Testphase sofort anonymisiert; Teilnehmerlisten werden dann unwiderruflich gelöscht

- Daten werden auf einem lokalen Rechner im Büro des Studienkoordinators des Studiengangs Medical Process Management (Prof. Dr. Mang) gespeichert, keine Intranet-/Internetanbindung

- Keine Leistungs- oder Verhaltenskontrolle des Studienteilnehmers durch den Arbeitgeber (keine Bereitstellung der Daten an den Arbeitgeber)

- Information und Zustimmung des Betriebsrates und des Datenschutzbeauftragten

Hiermit stimme ich einer Studienteilnahme sowie der temporären Speicherung meiner

namensbezogenen Daten zu.

Name:________________________________________________________________

Datum/Unterschrift:______________________________________________________

Checkliste

i.v. Medikation

50

3. Datenblatt für die Beobachtungen (2 Seiten)

Anästhesiologische Klinik Direktor: Prof. Dr. med. Dr. h.c. Jürgen Schüttler

Testitem (Checkliste Ist-Zustand) Korre

kt

Fehle

r-haft

Schwer-

wiegender

Fehler

(wenn

unmittelba

r eine

Gesundhei

ts-gefahr

ausgeht)

Bemerku

ng

Vorbereitung

Patient identifiziert1 □ □ □

Patient informiert2 □ □ □

Indikation geprüft 3 □ □ □

Kompatibilität geprüft4 □ □ □

Patientenzustand kontextabhängig geprüft (z.B. Vigilanz, Atmung,

Befinden, Kreislauf)

□ □ □

Medikamentenzustand auf Unversehrtheit geprüft (Verfallsdatum,

Konsistenz, Farbe)

□ □ □

Medikament steril vorbereitet5 □ □ □

Durchführung

Hände desinfiziert □ □ □

i.v. Zugang auf Funktionsfähigkeit getestet6 □ □ □

Menge, Spritzgeschwindigkeit korrekt7 □ □ □

Nachbereitung

3-Wege-Hahn korrekt eingestellt und neuen sterilen Verschlußstopfen

aufgesetzt8

□ □ □

Checkliste

i.v. Medikation

51

Infusionslaufrate wiederhergestellt □ □ □

Patientenzustand kontrolliert9 □ □ □

Material korrekt entsorgt □ □ □

Händedesinfektion □ □ □

Dokumentation der Medikamentengabe □ □ □

Erläuterungen: 1 sich von der Identität vergewissern 2 Pat. über das Spritzen eines Medikaments sowie über mögl. Nebenwirkungen informieren 3 Anordnung auf Plausibilität prüfen (Indikation und Patientenzustand) 4 Spricht etwas gegen die Applikation in einen Schenkel mit laufender Infusion (z.B. Applikation in laufendes NaBic) 5 jegliche Kontamination des Medikamentes sowie der Spritze, Nadel etc. muss vermieden werden 6 sicher laufender i.v. Zugang vorhanden, d.h. Infusion läuft schnell und kontinuierlich, Pat. gibt keinerlei Schmerzen am Zugang an, wenn möglich vorher Inspektion der Punktionsstelle 7 korrekte applizierte Menge sowie korrekte Spritzgeschwindigkeit 8 3-Wege-Hahn wieder in vorherige Position zurückgestellt sowie frischen Verschlußstopfen steril aufgesetzt 9 zu prüfen ist, ob keine unmittelbare negative Reaktion auf die Applikation eingetreten ist, z.B. Schwindel, RR-

Abfall, Urtikaria

52

4. Fragebogen für die Studienteilnehmer

Fragenbogen zu den Inkompatibilitätskarten im Zentralen Aufwachraum des Universitätsklinikums

Erlangen

Oktober 2013

Wie bewerten Sie die Karte?

trifft

nicht zu

trifft

kaum zu

teils

teils

trifft

teilweise zu

trifft

voll zu

Ich finde das Design ansprechend. � � � � �

Die Schriftgröße ist ausreichend. � � � � �

Die Farben sind gut gewählt. � � � � �

Die Größe der Karte ist passend. � � � � �

Wie nutzen Sie die Karte? nie 1x 2-5x 6-10x >10x

Wie oft haben Sie mit der Karte bisher gearbeitet? � � � � �

Ich habe bisher die Karte… nein ja

…einmal und nie wieder benutzt. � �

...regelmäßig benutzt. � �

...mit Kollegen besprochen. � �

Finden Sie die Inkompatibilitätslisten hilfreich? � �

Finden Sie den Ablauf einer i.v. Medikation hilfreich? � �

Ergaben sich für Sie persönlich neue Aspekte aus dieser Karte? � �

Wie schätzen Sie das Potenital dieser Karte ein? nein ja

Werden Sie mit Hilfe dieser Karte in Zukunft dem Thema Medikamenteninkompatibilität mehr Beachtung schenken? � �

Werden Sie die Einführung einer Inkompatibilitätskarte für alle Mitarbeiter der Anästhesie befürworten? � �

Insgesamt finde ich das Projekt zur Einführung von Kitteltaschenkarten zur Verbesserung der Patientensicherheit bei der iv-Medikation sinnvoll… � �

...und den Aufwand dafür angemessen � �

Vielen Dank für Ihre Mithilfe!

53

5. Kitteltaschenkarte (Vorder- und Rückseite)

Medical Process Management

Inkompatibilitätsliste Aufwachraum Stand: November 2013

* Ein Piritramidi.v.-Bolus ist kompatibel mit einer Metamizol-Infusion bzw. -Perfusor.

IV-Medikament Lösbar in Inkompatibel mit

Amiodaron Glucose 5% •Furosemid

•Heparin-Natrium

•Insulin

•Natriumbicarbonat 8,4%

Dimenhydrinat NaCl 0,9% •Dexamethason

•Furosemid

•Heparin-Natrium

•Kaliumchlorid

•Prednisolon-21-hydrogensuccinat

Droperidol NaCl 0,9% •Furosemid

•Heparin-Natrium

Glyceroltrinitrat NaCl 0,9% •Heparin-Natrium

Hydrocortison NaCl 0,9%

oder

Glucose 5%

•Heparin-Natrium

•Urapidil

Kaliumchlorid NaCl 0,9% •Prednisolon-21-hydrogensuccinat

Metamizol NaCl 0,9% •Piritramid*

Milrinon NaCl 0,9% •Furosemid

Ondansetron NaCl 0,9%

oder

Glucose 5%

•Dexamethason

•Furosemid

•Natriumbicarbonat 8,4%

•Prednisolon-21-hydrogensuccinat

IV-Medikament Lösbar in Inkompatibel mit

Piritramid NaCl 0,9%

oder

Glucose 5%

•Furosemid

•Heparin-Natrium

•Hydrocortison

•Metamizol*

•Natriumbicarbonat 8,4%

•Theophyllin

Ranitidin NaCl 0,9% •Insulin

Reproterol NaCl 0,9%

oder

Glucose 5%

•Furosemid

•Insulin

•Prednisolon-21-hydrogensuccinat

Theophyllin NaCl 0,9% •Prednisolon-21-hydrogensuccinat

Tramadol NaCl 0,9% •Furosemid

•Heparin-Natrium

•Insulin

Urapidil NaCl 0,9%

oder

Glucose 5%

•Calciumgluconat

•Furosemid

•Hydrocortison

•Insulin

Kontakt:

Prof. Dr. Harald Mang,

Medical Process Management

Krankenhausstr. 12, 91054 Erlangen

[email protected]

Medical Process Management

Inkompatibilitätsliste Aufwachraum Stand: November 2013

(K+, Mg2+, Zn2+, Cu2+, Mn2+, Co2+, Na+)-Aspartat (Inzolen-HK)Amiodaron (Cordarex)

Butylscopolaminium-bromid (Buscopan)

CalciumgluconatClemastinfumarat (Tavegil)Clonidin (Catapresan)

Dexamethason (Dexa)Dexketoprofen-Trometamol(Sympal Injekt)Dimenhydrinat (Vomex A i.v.)

Droperidol (Xomolix)

Esmolol (Brevibloc)

Flumazenil (Flumazenil Hexal)Furosemid (Lasix)

Glucose (Glucosteril 40% und Glucose 20%)Glyceroltrinitrat (Nitrolingual)

Heparin-NatriumHydrocortison

Insulin (Insulin/Insuman rapid)

Kaliumchlorid

Magnesiumaspartat(Magnesiocard i.v.)Metamizol (Novaminsulfon)Metoprololtartrat (Beloc i.v.)Milrinon (Corotrop)

Natriumbicarbonat 8,4%

Ondansetron (Zofran)

Para-(Acetylamino)phenol(Paracetamol)Pethidin (Dolantin)

Piritramid (Dipidolor)Prednisolon-21-hydrongensuccinat (Prednisolut)

Ranitidin (Ranitic inject)Reproterol (Bronchospasmin)

Salbutamolsulfat (Sultanol)

Theophyllin (Euphylong i.v.)Tramadol (Tramal)

Urapidil (Ebrantil i.v.)

Berücksichtigte Medikamente: Wirkstoff (Handelsname)

Vorb

ere

itung Patient identifizieren

und informieren

Indikation, Kompatibilität und Patientenstatus prüfen

Zustand des Medikaments kontrollieren

Aseptisches Vorbereiten des Medikaments

Durc

hfü

hru

ng Hände desinfizieren

i.v. Zugang auf Funktionsfähigkeit testen

Menge und Spritzgeschwindigkeit prüfen

Nachbere

itung 3-Wege-Hahn korrekt

einstellen und neuen sterilen Verschlussstopfen aufsetzen

Infusionslaufrate und Patientenstatus kontrollieren

Material entsorgen

Hände desinfizieren

Dokumentieren

54

Danksagung

In erster Linie danke ich Herrn Professor Mang für die Überlassung dieses Themas und

seine hervorragende Betreuung. Insbesondere für die prompte Erreichbarkeit bei

Problemen und Fragen. Weiterhin möchte ich mich ganz besonders bei Frau Dr.

Knöpfel für tatkräftige Unterstützung bedanken. Ferner möchte ich allen

Informationsgebern, insbesondere Frau Dr. Krebs, sowie den Teilnehmern der Studie

für Ihr Engagement danken.

Besonders bedanken möchte ich mich auch noch bei meiner Familie, die es mir

ermöglicht hat, mein Studium mit Erfolg zu beenden, und die mich moralisch in jeder

Hinsicht unterstützt hat sowie nie die Hoffnung auf einen erfolgreichen Abschluss dieser

Promotion aufgab. Zuletzt geht noch ein besonderer Dank an Konrad Vanja, Ansbach,

der mir mit Korrekturen und Ratschlägen jederzeit zur Seite stand.

55

Lebenslauf

Persönliche Daten: Name: Christian Schmidt E-Mail-Adresse: [email protected]

Geburtsdatum: 03. Oktober 1978 Geburtsort: Augsburg Nationalität: deutsch Familienstand: ledig Schule und Studium: seit 12/2011 Weiterbildungsassistent an der

Anästhesiologischen Klinik des Universitäts-klinikums Erlangen

10/2004 - 11/2011 Studium der Humanmedizin an der Johann

Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main und an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

09/2003 - 09/2005 Ausbildung (einschl. Praktikumszeit) zum

Rettungsassistenten an der Berufsfachschule Lauf a. d. Pegnitz

10/2001 - 01/2004 Fachhochschule Nürnberg Studiengang Betriebs-

wirtschaft 10/1997 - 10/2001 Fachhochschule Hof Studiengang

Wirtschaftsinformatik 09/1995 - 09/1997 Fachoberschule Erlangen Wirtschaftszweig 02/1992 - 08/1995 Realschule Gräfenberg neusprachlicher Zweig 09/1989 - 02/1992 Emil-von-Behring-Gymnasium in Spardorf

56

Dissertation: seit 06/2012 Dissertation mit dem Thema Entwicklung und

Implementierung einer Checkliste zur Steigerung der Patientensicherheit bei der i.v. Medikation

an der Anästhesiologischen Klinik/ Masterstudiengang Medical Process Management (MPM) Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Prof. Dr. med. Harald Mang

Berufsausbildung: 04/2014 Zusatzbezeichnung Notfallmedizin 11/2011 Approbation als Arzt 09/2005 Rettungsassistent 01/2004 Dipl.-Betriebswirt (FH) mit Schwerpunkten

Personalwirtschaft und Wirtschaftsrecht Zusatztätigkeiten: seit 01/2013 Lehrkraft an der Berufsfachschule für

Rettungsassistenten des Arbeiter-Samariter-Bundes in Lauf an der Pegnitz

08/2006 – 05/2014 Vorsitzender der Kontrollkommission des Arbeiter-

Samariter-Bundes Gräfenberg seit 04/2002 Ehrenamtliche Mitarbeit im Rettungsdienst beim

Arbeiter-Samariter-Bund in Gräfenberg Erlangen, Februar 2015