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DGNB System – Kriterienkatalog Quartiere
VERSION 2020 Ökologische Qualität
ENV1.2 / SCHAD- UND RISIKOSTOFFE
© DGNB GmbH 71
ENV1.2
Schad- und Risikostoffe Ziel
Unser Ziel ist es, alle gefährdenden oder schädigenden Werkstoffe, (Bau-)Produkte sowie Zubereitungen, die Mensch, Flora und Fauna beeinträchtigen bzw. kurz-, mittel- und / oder langfristig schädigen können, zu reduzieren, zu vermeiden oder zu substituieren. Nutzen
Die Verwendung besonders umweltverträglicher Materialien ist nicht nur ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung der Innenraumluftqualität, sondern hilft auch das Sanierungsrisiko eines Gebäudes im Hinblick auf Schadstoffe zu begrenzen. Nur ein materialökologisch vollständiger Bauteilkatalog liefert dem Bauherrn die Information, an welcher Stelle des Bauwerkes welche Bauprodukte eingesetzt wurden. Dies ist eine wichtige Information zur Qualitätssicherung in der Bauausführung, zur Aufklärung von Mängeln und ihrer sachgerechten Beseitigung und zur kostenoptimierten Instandhaltung. Damit wird ein wichtiger Beitrag zur Wertstabilität eines Gebäudes/Standorts geleistet. Beitrag zu übergeordneten Nachhaltigkeitszielen
BEITRAG ZU DEN SUSTAINABLE DEVELOPMENT
GOALS (SDG) DER VEREINTEN NATIONEN (UN) BEITRAG ZUR DEUTSCHEN NACHHALTIGKEITSSTRATEGIE
3.9 Auswirkung von Chemikalien, Luft-,
Wasser-, und Bodenverunreinigungen
Moderat
11.6 Verringerung der Umweltbelastungen in
Städten 13.1.a Klimaschutz
Gering
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ENV1.2 / SCHAD- UND RISIKOSTOFFE
© DGNB GmbH 72
Ausblick
Umgang und Verwendung von umweltverträglichen Materialien unterliegen immer stärker ordnungspolitischen Vorgaben. Die Einstufungen werden sich daher perspektivisch ändern. Zudem ist eine weitere Qualitätsstufe (QS0) geplant, die ein Ausschlusskriterium darstellen wird. Anteil an der Gesamtbewertung
ANTEIL BEDEUTUNGSFAKTOR
Industrie 2,6 % 4
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ENV1.2 / SCHAD- UND RISIKOSTOFFE BEWERTUNG
© DGNB GmbH 73
BEWERTUNG
Die in der Kriterienmatrix benannten Qualitätsstufen (QS) bauen aufeinander auf. Die erreichte Qualitätsstufe ergibt sich aus dem Einzelaspekt, der am niedrigsten bewertet werden muss sowie der Form der Nachweisführung. Die Nachweisführung in Form eines materialökologisch ergänzten Bauteilkatalogs wird positiv bewertet. Die vereinfachte, gewerkeweise Dokumentation, kann in der Qualitätsstufe 1 oder 2 angewendet werden. Die Anforderungen einer jeweils höheren Qualitätsstufe beziehen die erfolgreiche Umsetzung aller genannten Anforderungen der darunterliegenden Stufen mit ein. Im Kriterium können maximal 100 Punkte erreicht werden.
NR. INDIKATOR PUNKTE
1 Umweltschadstoffe Neubau / Modernisierung Industrie max. 100 Zur dieser Gruppe zählen alle Gebäude und Infrastrukturen im Außenraum
welche nicht älter als 3 Jahre bezogen auf das Anmeldedatum des Zertifikats sind. Es werden die Risiken aus Bauprodukten, die im Zuge einer Neubaumaßnahme bzw. Modernisierung neu eingebracht werden, bewertet. Die Bewertung erfolgt in 4 Qualitätsstufen gemäß Anlage 1. Die Gesamtbewertung erfolgt flächengewichtet, als Bezugsgröße ist die BGFa anzuwenden.
1.1 Umweltverträgliche Materialien Neubau
Industrie max. 100 Erfüllung aller Anforderungen der Kriterienmatrix (Anlage 1) für
den Neubaustandort:
QS 1 10 QS 2 40 QS 3 80 QS 4 100 Erfüllung aller Anforderungen der Kriterienmatrix (Anlage 1) für
den gemischten Standort:
QS 1 5 QS 2 20 QS 3 40 QS 4 50 Wird bei Bestand nicht gewertet.
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ENV1.2 / SCHAD- UND RISIKOSTOFFE BEWERTUNG
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NR. INDIKATOR PUNKTE
2 Umweltschadstoffe Bestand / Altbausubstanz Industrie max. 100 Zu dieser Gruppe zählen alle Gebäude und Infrastrukturen im Außenraum,
welche älter als 3 Jahre, bezogen auf das Anmeldedatum des Zertifikats, sind. Als Mindestvoraussetzung gelten für Bestandsgebäude, der unter Anlage 2 beschriebenen Anforderungen. Die Bewertung erfolgt anhand von 4 Anforderungsstufen, welche in der Bewertungsmatrix in Anlage 2 definiert werden.
2.1 Umweltverträgliche Materialien Bestand
Industrie max. 100 Erfüllung aller Anforderungen gemäß Beschreibung (Methode,
Tabelle 1) für den Bestandstandort:
QS 1 10 QS 2 40 QS 3 80 QS 4 100 Erfüllung aller Anforderungen gemäß Beschreibung (Methode,
Tabelle 1) für den gemischten Standort:
QS 1 5 QS 2 20 QS 3 40 QS 4 50 Wird bei Neubau nicht gewertet.
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ENV1.2 / SCHAD- UND RISIKOSTOFFE REPORTING UND SYNERGIEN
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NACHHALTIGKEITS-REPORTING UND SYNERGIEN
Nachhaltigkeits-Reporting
Als Kennzahlen / KPI bietet es sich an, bei einer positiven Bewertung von Indikator 2 den Verzicht auf bestimmte Kältemittel für die Kommunikation zu nutzen oder ausgewählte Emissionskennwerte eingesetzter Bauprodukte von Relevanz zu kommunizieren.
NR KENNZAHLEN / KPI EINHEIT
KPI 1 Kein Einsatz von halogenierten und teilhalogenierten Kältemitteln, die
selbst persistent sind oder über persistente Abbauprodukte verfügen [ja]
KPI 2 Emissionsprofile eingesetzter Bauprodukten mit Angabe karzinogener VOCs, Formaldehyd und Substanzen mit LCI-Werten (getestet gemäß CEN/TS 16516); entspricht Level(s) Indikator 4.1.2
[μg/m³], [-]
Synergien mit DGNB-Systemanwendungen
DGNB NEUBAU GEBÄUDE: Hohe Synergien mit dem Kriterium ENV1.2 in der Systemanwendung.
DGNB BETRIEB: Die Anwendung der Kriterienmatrix kann in einer Beschaffungsrichtlinie für die laufende Instandhaltung im GIB Kriterium ENV9.2 „Beschaffung“ geltend gemacht werden.
DGNB SANIERUNG: Hohe Synergien mit dem Kriterium ENV1.2 in der Systemanwendung SAN.
DGNB INNENRÄUME: Hohe Synergien mit dem Kriterium ENV1.2 in der Systemanwendung IR
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ENV1.2 / SCHAD- UND RISIKOSTOFFE APPENDIX
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APPENDIX A – DETAILBESCHREIBUNG
I. Relevanz
Industrie
Um Risiken für Mensch und lokale Umwelt zu minimieren, müssen Werkstoffe, (Bau-)Produkte sowie Zubereitungen reduziert, vermieden oder substituiert werden, die aufgrund ihrer stofflichen Eigenschaften oder Rezepturbestandteile eine Gefahr für Boden, Luft, Grund- und Oberflächenwasser sowie Gesundheit von Mensch, Flora und Fauna darstellen. Dies betrifft deren gesamten Lebenszyklus von der Herstellung, der Verarbeitung auf der Baustelle, der Nutzung im (Gebäude-)Bestand sowie ihrer Beseitigung (Rückbau, Recycling, Deponierung). Die lokalen Risiken werden stoff- und produktbezogen bewertet. Denn Öko- und humantoxikologische Wirkungskategorien der Ökobilanzierung können mangels Erfassungs- und Bewertungsverfahren noch nicht angewendet werden. II. Zusätzliche Erläuterung
Industrie
Bereits in einer frühen Planungsphase sind bestimmte Materialien und Bauteile hinsichtlich kritischer Stoffe (s. Anlage 1; Kriterienmatrix) zu betrachten und gegebenenfalls konstruktive Alternativen zu prüfen. Durch eine bewusste Baustoffwahl kann, ohne Einschränkung der gestalterischen und funktionalen Planung, meist auf die in der Kriterienmatrix genannten Gefahrstoffe und Produkte verzichtet werden. Auf der Grundlage eines Bauteilkataloges (s. Ausführungsbeispiel Anlage 3) ist ein vollständiger Schichtenaufbau aller Bauteile anzugeben. Dabei sind Hilfsstoffe wie Kleber, Grundierungen etc. zu ergänzen. Für alle nachzuweisenden Anforderungen in der angestrebten Qualitätsstufe ist ein prüfbarer Nachweis entsprechend der Kriterienmatrix zu erbringen (s. Anlage 1, Spalte: Art der Dokumentation; Anforderung für die Nachweisführung der Einzelaspekte).
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III. Methode
Industrie
Die Bewertung der Schad- und Risikostoffe erfolgt getrennt nach neuen und bestehenden Gebäuden und Infrastrukturen im Freiraum. Indikator 1: Umweltschadstoffe Neubau / Modernisierung Zu dieser Gruppe zählen alle Gebäude, welche nicht älter als 3 Jahre bezogen auf das Anmeldedatum des Zertifikats sind. Die risikoreichen Material- und Stoffgruppen (Umweltschadstoffe) werden bei Neubauten im Zertifizierungssystem einzeln und produktbezogen abgefragt und bewertet. Berücksichtigt werden derzeit u.a. folgende Stoffgruppen (als Produkte oder als Bestandteil von Rezepturen):
Halogenierte und teilhalogenierte Kältemittel Halogenierte- und teilhalogenierte Treibmittel Schwermetalle Stoffe, die unter die Biozid-Richtlinie fallen Gefahrstoffe gemäß CLP-Verordnung (1272/2008/EG) Organische Lösungsmittel und Weichmacher
Die Konkretisierung und Erläuterung der zu betrachtenden Stoffe und Bauteile bei Neubauten erfolgt in der Kriterienmatrix (s. Anlage 1). Für die Anforderung an eine Begrenzung von Emissionen flüchtiger organischer Verbindungen aus Produkten oder deren Risikopotenziale während der Nutzung ergeben sich Überschneidungen hinsichtlich des VOC-Gehalts im Produkt und der daraus resultierenden Freisetzung von VOCs durch das Produkt. In diesem Kriterium wird lediglich der VOC-Gehalt im Produkt bewertet und nicht die Freisetzung. Die in der Kriterienmatrix (Anlage 1) dargelegten Anforderungen sind für alle in der Tabelle dezidiert aufgeführten Materialien und Bauteile zu betrachten. Innerhalb jeder einzelnen Anforderung müssen alle Materialien und Bauprodukte über einen Bauteilkatalog (s. Ausführungsbeispiel in Anlage 3) erfasst werden. Daraus resultierend sind folgende Flächen zu betrachten:
Bodenaufbauten incl. Gründungen Außenwandaufbauten Innenwandaufbauten Deckenaufbauten Dachaufbauten Tiefgaragen (werden gesondert betrachtet)
Für unten genannte Werkstoffe / Produkte / Materialien, die fertig auf die Baustelle geliefert werden, ist zu betrachten und nachzuweisen, dass folgende Anforderungen dieses Kriteriums eingehalten werden:
Werkseitig vorlackierte Bauteile (z. B. Stahlkonstruktionen, Türen, Zargen, Heizkörper, Systemtrennwände, Deckensysteme) in Hinblick auf VOC und Schwermetalle. Die VOC-Anforderungen gelten als erfüllt, wenn entweder Beschichtungsstoffe gemäß angestrebter Qualitätsstufe verwendet werden oder der Hersteller unter die Regelungen der 31. BImSchV fällt (Begrenzung der VOC-Emissionen im Betrieb).
Kunstschaum-Dämmstoffe hinsichtlich halogenierter Treibmittel Vorbehandelte Holzbauteile (z. B. chemischer Holzschutz nach DIN 68 800) hinsichtlich biozider
Wirkstoffe und VOC Aluminium und Edelstahlbauteile hinsichtlich der Behandlung mit Cr(VI)-Verbindungen Kältemittel in Kühlanlagen Fenster, Fußbodenbeläge und Wandbekleidungen aus Kunststoffen hinsichtlich Blei-, Cadmium- und
Zinnstabilisatoren
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Die qualitative Bewertung erfolgt anhand von Anforderungsstufen. Die orientieren sich einerseits am Aufwand und am Schwierigkeitsgrad der praktischen Umsetzung und andererseits an der ökologischen Bedeutung der Substitution eines Stoffes. Alle in der Kriterienmatrix betrachteten Stoffe bzw. Aspekte müssen im Hinblick auf die angestrebte Anforderungsstufe geprüft werden. Nur nachgewiesene Anforderungen können dabei in der Konformitätsprüfung berücksichtigt und bewertet werden. Die erreichte Anforderungsstufe in diesem Kriterium ergibt sich aus dem Einzelaspekt, der am niedrigsten bewertet werden muss. D. h., die in der Kriterienmatrix (s. Anlage 1) benannten Qualitätsstufen bauen aufeinander auf. Die Anforderungen einer jeweils höheren Qualitätsstufe beziehen die erfolgreiche Umsetzung aller genannten Anforderungen der darunterliegenden Stufen mit ein. Indikator 2: Umweltschadstoffe Bestand / Altbausubstanz Zu dieser Gruppe zählen alle Gebäude und Infrastrukturen im Außenraum, welche älter als 3 Jahre, bezogen auf das Anmeldedatum des Zertifikats, sind. Bestandsgebäude sind auf wesentliche wertmindernde Gebäudeschadstoffe, wie u. a. Asbest, PCB und krebserregende künstliche Mineralfasern hin zu untersuchen und zu bewerten. Für bauliche Maßnahmen gemäß dem Teilkriterium 1.2.2 (Bestand), kann unter Einhaltung der unten genannten Anforderung die Qualitätsstufe 4 angesetzt werden. Ein detailliertes Schadstoffgutachten ist nicht notwendig. Nachweis Asbest: Alle baulichen Maßnahmen wurden nach 1993 ausgeführt. Nachweis Polychlorite Biphenyle (PCB): Alle baulichen Maßnahmen wurden nach 1989 ausgeführt. Nachweis Künstliche Mineralfasern (KMF): Alle baul. Maßnahmen wurden nach 06/2000 ausgeführt. Nachweis Pentachlorphenol (PCP), Lindan, DDT: Alle baulichen Maßnahmen wurden nach 1989 ausgeführt, alternativ gilt der Nachweis, dass keine tragenden Holzbaukonstruktionen ausgeführt wurden. TABELLE 1 Qualitätsstufen für die Bewertung der Umweltschadstoffe im Bestand QUALITÄTSSTUFE BESCHREIBUNG
QS 1 Erstellung eines Gebäudekatasters mit Angaben zum Baujahr und ggf. Sanierungsjahr inkl. Sanierungsumfang
Rechtsgültige Erklärung des Eigentümers, dass keine weiteren Schadstoffbelastungen (z. B. Mineralölschäden) oder Schadensbilder (z. B. Schimmelschäden) in den Gebäuden vorkommen
QS 2 Qualitätsstufe 1 wird eingehalten sowie: Für 50 % der gesamten BGF-Bestandbauten
liegt eine gutachterliche Stellungnahme vor (siehe Anlage 2; Punkt I). QS 3 Qualitätsstufe 1 wird eingehalten sowie: Für 80 % der gesamten BGF-Bestandbauten
liegt eine gutachterliche Stellungnahme vor (siehe Anlage 2; Punkt I). QS 4 Qualitätsstufe 1 wird eingehalten sowie: Für 100 % der gesamten BGF-Bestandbauten
liegt eine gutachterliche Stellungnahme vor (siehe Anlage 2; Punkt I).
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APPENDIX B – NACHWEISE
I. Erforderliche Nachweise
Industrie
Die folgenden Nachweise stellen eine Auswahl an möglichen Nachweisformen dar. Anhand der eingereichten Nachweisdokumente muss die gewählte Bewertung der einzelnen Indikatoren umfänglich und plausibel dokumentiert bzw. die Absicht erläutert werden. Es sind Nachweise, die für alle Nutzungsprofile gelten. Je nach Nutzungsprofil können auch unterschiedliche Nachweise relevant sein, diese sind explizit erwähnt. TABELLE 2 Übersicht Nachweise mit Kurzzeichen NACHWEISDOKUMENTE KURZZEICHEN
Qualifizierte Absichtserklärung zur Durchführung spezifischer Gutachten A Nachweis über relevante Unterlagen / Dokumentation / Gutachten:
B1: Auflistung aller Gebäude und Infrastrukturen im Außenraum mit Angabe der Jahreszahl, BGF bzw. Fläche und Einschätzung potenzieller Risikostoffe/Zuordnung der jeweiligen Anforderungsstufe
B2: Vollständige Deklaration und Nachweisführung der zu betrachtenden (relevanten) Bauteile für Neubauten durch die in der Kriterienmatrix geforderte Dokumentation
B3: Erstellung eines materialökologischen Bauteilkatalogs (Neubau) Eine verpflichtende Vorgabe für einen materialökologisch ergänzten Bauteilkatalog gibt es nicht, jedoch müssen die in der Dokumentation des Kriteriums ENV1.2 aufgeführten Werkstoffe, Produkte und Elemente mindestens folgende Angaben enthalten: Bauprodukt Hersteller Flächenangaben Beschreibung der einzelnen Schichten
Ergänzung des konstruktiven Bauteilkatalogs um die verwendeten Hilfsstoffe wie Kleber, Grundierungen, Verbindungsschichten, u. a. B4: Gutachten zu aufgeführten Risikostoffe (Anlage 2) B5: bei Gebäude/Infrastruktur mit Ersterrichtung nach 06/2000: rechtsgültige
Erklärung des Eigentümers, dass die weiteren Schadstoffbelastungen/Schadensbilder im Gebäude nicht vorkommen
B
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TABELLE 3 Nachweise pro Indikator
INDIKATOREN Stadt Business Event
Gewerbe Industrie
PHASE 1 PHASE 2 PHASE 3 VZ Z
1. Umweltschadstoffe Neubau / Modernisierung - - - A B1-3, B5
2. Umweltschadstoffe Bestand / Altbausubstanz - - - A B1-2, B4-5
Ausnahmen bei der Nachweisführung (Neubau): Anforderungsstufe 3: In dieser Stufe kann eines der Kriterien vernachlässigt werden, ohne dass die
maximale Punktzahl beeinträchtigt wird. Das vernachlässigte Kriterium der Kriterienmatrix muss dabei jeweils die Anforderungen der nächst niedrigeren Qualitätsstufe erfüllen.
Anforderungsstufe 4: In dieser Stufe 4 können zwei der Kriterien vernachlässigt werden, ohne dass
die maximale Punktzahl beeinträchtigt wird. Die vernachlässigten Kriterien der Kriterienmatrix müssen dabei jeweils die Anforderungen der nächst niedrigeren Qualitätsstufe erfüllen.
Abschneidekriterien: Nur wenn in der Kriterienmatrix in der Spalte „Geltungsbereich und Nachweisführung“ explizit aufgeführt, darf die Nachweisführung für max. 5 % der BGFa nach DIN 277 vernachlässigt werden, unabhängig davon, an welchen Gebäudeflächen das Produkt / Material eingesetzt wird (s. Kriterienmatrix Anlage 1: „Geltungsbereich und Nachweisführung“).
Vorgehensweise (Beispiel): Gebäude mit 50 000 m² BGFa (incl. Flächen unterhalb EG, wie z. B. Tiefgaragen) Ergebnis Beispiel: 5 % BGFa = 2 500 m² Anwendung:
Auf 2 500 m² dürfen die Anforderungen der in der Kriterienmatrix mit dieser Ausnahmeregelung gekennzeichneten Kriterien vernachlässigt werden. Hierbei ist der Einbauort (Wände, Decken, Böden etc.) der Materialien/Produkte nicht maßgebend.
Technische und funktionale Ausnahmen: Ist aus technischen oder funktionalen Gründen (d. h. in
Ermangelung eines funktional gleichwertigen Produktes oder einer Konstruktionsalternative, welche die Anforderungen erfüllen) oder, weil die Datengrundlagen nicht mit vertretbarem Aufwand zu erstellen sind, eine der genannten Produktanforderungen nicht umsetzbar, werden Ausnahmen von den Anforderungen zugelassen. Die Abweichung von den Anforderungen muss unter Angabe des Produktes, der technischen Anwendung und der eingesetzten Menge dokumentiert und begründet werden. Produktausnahmen aus rein ästhetischen Gründen fallen nicht unter die Ausnahmeregelung. Möglichkeiten des Nachweises sind z. B. die aktuelle Bestätigung mindestens zwei marktrelevanter Hersteller, dass ein für die angestrebte Qualitätsstufe geeignetes Produkt nicht verfügbar ist (s. Anlage 3), oder der Nachweis, dass aus Gründen „höherer Gewalt“ (Witterung, natürliche Gegebenheiten wie z. B. drückendes Wasser im Baugrund) die Verwendung des geeigneten Produktes technisch nicht möglich war. Der Nachweis zu einer technischen Ausnahme kann sich nur auf eine einzelne Qualitätsstufe beziehen und befreit nicht von den u. U. vorhandenen Anforderungen in den darunterliegenden Qualitätsstufen.
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Datengrundlagen: Als Datengrundlage können grundsätzlich herangezogen werden:
Technische Informationen, Sicherheitsdatenblätter (SDB), Umweltproduktdeklarationen der Typen I und III und Herstellererklärungen zu Inhaltsstoffen und
Rezepturbestandteilen. Herstellererklärung
Für die im Rahmen des Kriteriums abzufragenden stofflichen Eigenschaften sind die geeignetsten Quellen im Normalfall folgende:
VOC-Gehalt bei Farben/Lacken: Technische Informationen, Sicherheitsdatenblätter, Etiketten (Deklaration des VOC-Gehaltes nach Richtlinie 2004/42/EG). Angabe in g/l
VOC-Gehalt bei anderen Produkten: Herstellererklärung GISCODE/Produktcode: Sicherheitsdatenblatt, Technische Information, www.wingis-online.de SVHC-Stoffe in Zubereitungen: Sicherheitsdatenblatt SVHC-Stoffe in Erzeugnissen: Technische Information, Herstellermerkblätter (Bringschuld des
Herstellers) Einzelstoffe (Schwermetalle etc.): Herstellerdeklaration
(Siehe Kriterienmatrix in Anlage 1; Spalte: „Art der Dokumentation / Anforderung für die Nachweisführung der Einzelaspekte)
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APPENDIX C – LITERATUR
I. Version
Änderungsprotokoll auf Basis Version 2020 SEITE ERLÄUTERUNG DATUM
II. Literatur
Grundlagen der verfügbaren Stofflisten und Materialinformationen: CLP-Verordnung 1272/2008/EG einschließlich Anpassungsverordnungen * Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) und Technische Regeln für Gefahrstoffe (TRGS) * REACH-Verordnung (EG 1907/2006) * Biozid-Verordnung 528/2012 * Stoffdatenbank GESTIS (Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung
(IFA)) Informationen der Berufsgenossenschaften GISCODE Unabhängig verifizierte Deklarationen, zum Beispiel Umwelt-Produktdeklarationen (Environmental
Product Declaration – EPD) Branchenbezogene Regelwerke, zum Beispiel RAL, VdL-Richtlinie Brancheneigene Zertifizierungen EC (2010): Konsolidierte Liste der Wirkstoffe, die nicht mehr vermarktet werden dürfen, veröffentlicht
und ständig aktualisiert durch die Europäische Kommission: UBA (2009): Leitfaden zur Anwendung der GHS-Verordnung – Das neue Einstufungs- und
Kennzeichnungssystem für Chemikalien nach GHS – kurz erklärt – Umweltbundesamt Dessau 2009 und Anwendungshilfen
*Für alle gesetzlichen Listen und Materialinformationen ist der Stand zum Zeitpunkt des Bauantrages in Bezug zu nehmen. Bei gesetzlichen Regelungen gelten die jeweiligen Übergangsfristen für Inverkehrbringen und Verwendung.
83
ANLAGE 1 – KRITERIENMATRIX
Nr.
RELEVANTE BAUTEILE/
BAU-MATERIALIEN/
FLÄCHEN
BEREICH BETRACHTE-TE STOFFE/
ASPEKTE BEZUGSNORM QUALITÄTS-
STUFE 1 QUALITÄTS-
STUFE 2 QUALITÄTS-
STUFE 3 QUALITÄTS-
STUFE 4 ART DER
DOKUMENTA-TION
GELTUNGS-BEREICH UND
NACHWEIS-FÜHRUNG
HINWEISE ZU DEFINITIO-
NEN/ERLÄUT-ERUNGEN/
FUSSNOTEN
WIRKUNGSFOKUS DER BETRACHTETEN STOFFE/ASPEKTE ÜBER DIE EINZELNEN LEBENSPHASEN EINES GEBÄUDES
(MODULE GEMÄSS DIN EN15978) ANWENDUNG
Wo gilt das dezidiert? Produkttyp Erläuterung Definition Grenzwert 10
Punkte
Referenz 50 Punkte
(Nachweisfüh-rung über
Bauteilkatalog; altern.
gewerkew. Nachweisfüh-rung möglich)
Teilziel 75 Punkte
(Nachweisfüh-rung über
Bauteilkatalog)
Zielwert 100 Punkte
(Nachweisfüh-rung über
Bauteilkatalog
Anforderung für die Nachweis-
führung der Einzelaspekte
Die Anforde-rung gilt
für folgende Bauteile
Rohstoffgewin-
nung (A1)
Herstellung Produkt
(A3)
Herstellung Gebäude
(A5)
Betrieb/Nutzung Gebäude
(B1)
Rückbau Gebäude (C1-
C4 und D)
Typische HOAI Phase der Umsetzung
Allgemeine Hinweise: 1) Für alle im Folgenden aufgeführten Normen, Bezüge, Prüfsiegel, etc. wird auch ein rechtsgültiger Nachweis der Gleichwertigkeit in Bezug auf den betrachteten Stoff oder Aspekt (s. 4. Spalte) anerkannt. Dieser rechtsgültige Nachweis kann durch den Hersteller oder die Vergabestelle des Prüfsiegels erstellt werden. 2) Die Anforderungen der genannten „Bezugsnormen“ (s. Spalte 5) gelten in der Regel für die gesetzlichen Anforderungen, die überwiegend in der Qualitätsstufe 1 abgebildet sind. Darüber hinausgehende Anforderungen beziehen sich nicht immer auf die Bezugsnorm. Die Anforderungen einer jeweils höheren Qualitätsstufe beziehen die erfolgreiche Umsetzung aller genannten Anforderungen der darunterliegenden Stufen mit ein; höhere Qualitätsstufen (QS) können zusätzliche Anforderungen und Qualitätsstandards erfordern.
rechtsgültiger Nachweis
Bezug zum DGNB-Kriterium
ENV 1.3
„Verantwor-tungsbewusste Ressourcenge-
winnung“
SOC 1.2
„ Innenraum-luftqualität“
TEC 1.6
„ Rückbau- und Recycling-
freundlichkeit“
1
Beschichtungen auf nicht
mineralischen Untergründen: Metalle, Holz, Kunststoffe (bau- und werkseitig)
Gemeint sind dekorative
flüssige Beschichtungs-
stoffe: Lacke/Lasuren mit Grundbe-schichtungen.
Ausgenommen sind Effektbe-schichtungen (z. B. Metallic-
lacke)
VOC VOC-Definition
nach RL 2004/42/EG
< 300 g/l - Kategorie D
nach RL 2004/42/EG
Gemäß der Anforderungen für wasserver-dünnbare (Wb) Produkte der
aktuellen Decopaint-RL
(Anhang II) (Kat. D nach RL
1004/42/EG) < 130 g/L
< 100 g/l oder
DE-UZ 12a DE-UZ 12a
TM und/oder SDB und/oder Herstellererklä-rung und/oder Prüfzertifikat
Alle relevanten Bauteile und Bauprodukte
Hinweis: werkseitige
Beschichtungen
Risikominimie-rung Lösemittel-herstellung
Raumlufthygie-ne LP 5-9
2
Beschichtungen auf überwie-
gend minerali-schen
Untergründen im Innenraum
sowie auf Tapeten, Vliesen,
Gipskartonplat-ten etc..
Nicht betrachtet werden
Bodenflächen mit speziellen
Beständigkeits-anforderungen
(wie OS-Systeme) und Verkehrswege wie Tiefgara-
gen, Zufahrten
Gemeint sind dekorative
Farben, Grundierungen,
dekorative Spachtelmas-sen (inkl. Q-
Spachtel) sowie Tiefengrund,
Bodenbeschich-tungen ohne
spezielle Beständigkeits-anforderungen, Betonlasuren
VOC/SVOC VOC-Definition
nach RL 2004/42/EG
Gemäß der Anforderungen für wasserver-dünnbare (Wb)
Produkte gemäß aktueller Decopaint-RL
(Anhang II)
< 30 g/l
- lösemittelfrei
und
- weichmacher-frei nach VdL-
RL01 oder
DE-UZ 102 (SVOC)
- lösemittelfrei
und
- weichmacher-frei
nach VdL-RL01 oder
DE-UZ 102 (SVOC)
TM und/oder SDB und/oder Herstellererklä-rung und/oder Prüfzertifikat
Alle relevanten Bauteile und Bauprodukte.
Für max. 5 % der BGF(R)
nach DIN 277 ist
keine Dokumentation
erforderlich.
Raumlufthygie-ne LP 5-9
84
Nr.
RELEVANTE BAUTEILE/
BAU-MATERIALIEN/
FLÄCHEN
BEREICH BETRACHTE-TE STOFFE/
ASPEKTE BEZUGSNORM QUALITÄTS-
STUFE 1 QUALITÄTS-
STUFE 2 QUALITÄTS-
STUFE 3 QUALITÄTS-
STUFE 4 ART DER
DOKUMENTA-TION
GELTUNGS-BEREICH UND
NACHWEIS-FÜHRUNG
HINWEISE ZU DEFINITIO-
NEN/ERLÄUT-ERUNGEN/
FUSSNOTEN
WIRKUNGSFOKUS DER BETRACHTETEN STOFFE/ASPEKTE ÜBER DIE EINZELNEN LEBENSPHASEN EINES GEBÄUDES
(MODULE GEMÄSS DIN EN15978) ANWENDUNG
3
Beschichtungen auf überwie-
gend minerali-schen
Untergründen im Innenraum
wie Beton, Mauerwerk, Mörtel und
Spachtel (z. B. Betonspachtel). Nicht betrachtet
werden Bodenflächen mit speziellen
Beständigkeits-anforderungen
(wie OS-Systeme) und Verkehrswege wie Tiefgara-
gen, Zufahrten sowie Sicht-
und Dekorestri-che.
Gemeint sind staubbindende Beschichtun-
gen, Grundbe-schichtungen
z. B. Betonkon-takt, Aufbrenn-
sperre
VOC VOC-Definition
nach RL 2004/42/EG
< 30 g/l < 30 g/l < 10 g/l
< 5 g/l
TM und/oder SDB und/oder Herstellererklä-rung und/oder Prüfzertifikat
Alle relevanten
Bauteile und
Bauprodukte.
Für max. 5 % der BGF(R)
nach DIN 277 ist
keine Dokumentation
erforderlich.
Raumlufthygie-ne LP 5-9
5
Beschichtungs-stoffe für
mineralische Oberflächen im Außenbereich
wie z. B. Beton, Mauerwerk, mineralische Mörtel und Spachtel,
Putze, WDVS, Tapeten
(Fassadentape-ten), Gipskar-tonplatten, etc.
Berücksichtigt werden zur Zeit
dekorative Farben und Dispersions-
dämmstoffkle-ber
VOC VOC-Definition
nach RL 2004/42/EG
< 40 g/l < 40 g/l < 40 g/l < 40 g/l
TM und/oder SDB und/oder Herstellererklä-rung und/oder Prüfzertifikat
Alle relevanten Bauteile
und Bauprodukte
LP 5-9
20
Reaktive PU-Produkte
zur Beschichtung
von mineralischen Oberflächen
von Boden, Decke
und Wand - auch in
Systemaufbau-ten ohne spezielle
Anforderungen
Versiegelun-gen,
2K-PU-Lacke, PU Boden-
beschichtungen -ausgenommen OS-Systeme für Parkhaus, etc.
VOC, Gefahrstoffe GISCODE GISCODE
PU40 GISCODE
PU40
- GISCODE PU40
und
- Emissions-
nachweis gemäß AgBB Verfahren als Einzelprodukt
oder im System
- GISCODE PU40
und
- Emissions-
nachweis gemäß AgBB Verfahren als Einzelprodukt
oder im System
TM und/oder SDB und/oder
GISBAU-Einstufung und/oder
Herstellererklä-rung und/oder Prüfzertifikat
Alle relevanten Bauteile und Bauprodukte. Für max. 5 % der BGF(R)
nach DIN 277 ist keine
Dokumentation erforderlich.
GISCODE PU10
Emissionsnach-
weis als Einzelprodukt
oder im System
AgBB
Prüfzeugnis
Risikominimie-rung Lösemittel-herstellung
Minimierung der Lösemittel-emissionen in die Umwelt
Raumlufthygie-ne LP 5-9
85
Nr.
RELEVANTE BAUTEILE/
BAU-MATERIALIEN/
FLÄCHEN
BEREICH BETRACHTE-TE STOFFE/
ASPEKTE BEZUGSNORM QUALITÄTS-
STUFE 1 QUALITÄTS-
STUFE 2 QUALITÄTS-
STUFE 3 QUALITÄTS-
STUFE 4 ART DER
DOKUMENTA-TION
GELTUNGS-BEREICH UND
NACHWEIS-FÜHRUNG
HINWEISE ZU DEFINITIO-
NEN/ERLÄUT-ERUNGEN/
FUSSNOTEN
WIRKUNGSFOKUS DER BETRACHTETEN STOFFE/ASPEKTE ÜBER DIE EINZELNEN LEBENSPHASEN EINES GEBÄUDES
(MODULE GEMÄSS DIN EN15978) ANWENDUNG
23
EP-Produkte zur
Beschichtung von
mineralischen Oberflächen an Boden, Decke
und Wand - auch in
Systemaufbau-ten ohne spezielle
Anforderungen
Versiegelun-gen,
2K-EP-Lacke, EP-
Bodenbeschich-tungen -
ausgenommen OS-Systeme für Parkhaus, etc.
VOC, Gefahrstoffe
GISCODE MVVTB
GISCODE RE05, RE10, RE20, RE30, RE40, RE50, oder RE55
- Emissions-nachweis
gemäß MVVTB als Einzelpro-dukt oder im
System
GISCODE RE05, RE10, RE20, RE30
oder RE55/„total
solid“
- Emissions-nachweis
gemäß MVVTB als Einzelpro-dukt oder im
System
- GISCODE RE05, RE10, RE20, RE30
oder RE55/„total
solid“
und
- Emissions-nachweis gemäß
MVVTB als Einzelprodukt
oder im System
GISCODE RE05, RE10, RE20 oder
RE30
und
- Emissions-nachweis gemäß
MVVTB als Einzelprodukt
oder im System
TM und/oder SDB und/oder
GISBAU- Einstufung und/oder
Herstellererklä-rung und/oder Prüfzertifikat
Alle relevanten Bauteile
und Bauprodukte
Für max. 5 % der BGF(R)
nach DIN 277 ist keine
Dokumentation erforderlich
Emissions-nach-weis als Einzelprodukt
oder im System
AgBB
Prüfzeugnis
Risikominimie-rung Lösemittel-herstellung
Minimierung der Lösemittel-emissionen in die Umwelt
Raumlufthygie-ne LP 5-9
24
EP-/PU-Grundierungen (auch Gussas-phaltestrich)
und Beschich-tungen für
Boden- und Wandflächen (z. B. Sockel)
mit speziellen
Anforderungen
Industrieböden, Parkflächen
und Tiefgara-gen
(Oberflächen-schutzsysteme wie OS 8, 10,
11 u.a.) mit Ausnahme von Markierun-
gen (nicht geregelt)
Polyurethan und
Epoxidharze GISCODE
GISCODE PU10, PU20, PU40,
PU60 RE05, RE10, RE20, RE30, RE40, RE50, oder
RE55
GISCODE PU10, PU20, PU40, PU60,
RE05, RE10, RE20, RE30, RE40, RE50, oder RE55
GISCODE
PU10, PU40, PU60,
RE05, RE10, RE20 oder
RE30
GISCODE
PU10, PU40, PU60,
RE05, RE10, RE20 oder
RE30
TM und/oder SDB und/oder
GISBAU- Einstufung und/oder
Herstellererklä-rung
Alle relevanten Bauteile
und Bauprodukte
GISCODE PU10
Risikominimie-rung Lösemittel-herstellung
Minimierung der Lösemittel-emissionen in die Umwelt
LP 5-9
25
Dachabdich-tung, Bau-
werksabdich-tung gegen
Erd-reich/Wasser/F
euchte, Bitumendickbe-schichtung und Dämmstoffmon-
tage
Kalt verarbeit-bare
Produkte zur Beschichtung (z. B. Vorstri-
che) und Hilfsstoffe zur
Belegung (z. B. Kleber, Versiegelun-
gen)
Bitumen Lösemittel: Siedepunkt 135-250 °C GISCODE
GISCODE BBP10
oder BBP20
GISCODE BBP10
oder BBP20
GISCODE BBP10
GISCODE BBP10
TM und/oder SDB und/oder
GISBAU- Einstufung und/oder
Herstellererklä-rung und/oder Prüfzertifikat
Alle relevanten Bauteile
und Bauprodukte
Risiko-minimierung Lösemittel-herstellung
Minimierung der Lösemittel-emissionen in die Umwelt
Raumlufthygie-ne LP 5-9
26 Bituminöse
Verbundabdich-tungen beim Umkehrdach
Bitumenvoran-strich Bitumen GISCODE
GISCODE BBP10, BBP20
oder BBP30
GISCODE BBP10, BBP20
oder BBP30
GISCODE BBP10, BBP20
oder BBP30
GISCODE BBP10, BBP20
oder BBP30
TM und/oder SDB und/oder
GISBAU- Einstufung und/oder
Herstellererklä-rung und/oder Prüfzertifikat
Alle relevanten Bauteile
und Bauprodukte
Vermeidung aromatischer Lösemittel
LP 5-9
34 Dacheinde-
ckung, Dachrinnen,
Fallrohre
Wasserführen-de Bauteile an
Dach und Regenwasser-
abführung
Blei, Kupfer und Zink
Schwermetall-filter, falls
Fläche > 10 % der projizierten Dachaufsicht
Schwermetall-filter, falls
Fläche > 10 % der projizierten Dachaufsicht
Planung und/oder
Herstellererklä-rung, und/oder
Nachweis nach UBA-
Leitfaden 17/05
Alle relevanten Bauteile
und Bauprodukte
Boden- & Grundwasser-schutz
LP 3-9
86
Nr.
RELEVANTE BAUTEILE/
BAU-MATERIALIEN/
FLÄCHEN
BEREICH BETRACHTE-TE STOFFE/
ASPEKTE BEZUGSNORM QUALITÄTS-
STUFE 1 QUALITÄTS-
STUFE 2 QUALITÄTS-
STUFE 3 QUALITÄTS-
STUFE 4 ART DER
DOKUMENTA-TION
GELTUNGS-BEREICH UND
NACHWEIS-FÜHRUNG
HINWEISE ZU DEFINITIO-
NEN/ERLÄUT-ERUNGEN/
FUSSNOTEN
WIRKUNGSFOKUS DER BETRACHTETEN STOFFE/ASPEKTE ÜBER DIE EINZELNEN LEBENSPHASEN EINES GEBÄUDES
(MODULE GEMÄSS DIN EN15978) ANWENDUNG
37 Kühlanlagen/
TGA/ Splitgeräte (werkseitig)
Kältemittel Halogenierte Kältemittel
Zusätzlicher Bewertungs-
punkt: Frei von
halogenierten/ teil-
halogenierten Kältemitteln
Zusätzlicher Bewertungs-
punkt: Frei von
halogenierten/ teilhalogenier-
ten Kältemitteln
Zusätzlicher Bewertungs-
punkt: Frei von
halogenierten/ teilhalogenier-
ten Kältemitteln
Frei von halogenierten/ teilhalogenier-
ten Kältemitteln
TGA-Planung und/oder
Herstellererklä-rung
Alle relevanten Bauteile
und Bauprodukte
Vermeidung von Kälte- oder Treibmitteln, die selbst oder deren Abbau-produkte persistent sind.*
Vermeidung von Kälte- oder Treibmitteln, die selbst oder deren Abbau-produkte persistent sind.*
LP 3-9
40 Kunstschaum-Dämmstoffe für Gebäude und Haustechnik
PS/XPS/PUR-Dämmprodukte,
flexible TGA-Dämmungen
(Kautschuk und PE)
Halogenierte Treibmittel REACH
Kein Einsatz von
halogenierten Treibmitteln
Kein Einsatz von
halogenierten Treibmitteln
Kein Einsatz von
halogenierten Treibmitteln
Kein Einsatz von
halogenierten Treibmitteln
TM und/oder Herstellererklä-
rung
Alle für die EnEV relevan-
ten Bauteile und Bauproduk-
te sowie die Hauptstränge
der TGA
Vermeidung potenter Treibhausgase
LP 5-9
Hinweis: Farbig markierte Zeilen (Spalte „Nr.“): Zusätzlich sind die Ausführungen im Kapitel III Methode zu berücksichtigen („Folgende Anforderungen dieses Kriteriums sind für unten
aufgeführte Werkstoffe / Produkte / Materialien, die fertig auf die Baustelle geliefert werden, zu betrachten, nachzuweisen und einzuhalten.“)
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VERSION 2020 Ökologische Qualität
ENV1.2 / SCHAD- UND RISIKOSTOFFE APPENDIX
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Erläuterungen und Hinweise zur ANLAGE 1 (Kriterienmatrix): Rechtsgültiger Nachweis (s. Allgemeine Hinweise: 1): Als rechtsgültiger Nachweis wird ein ppa. unterzeichnetes Dokument verstanden oder eine klare Aussage in der Herstellererklärung, dass diese von einer rezepturkundigen Person rechtsgültig erteilt wird. Chlorparaffine: Als Chlorparaffine werden Substanzgemische bezeichnet, die chlorierte Alkane mit Kettenlängen von 10-30 Kohlenstoffatomen und einem Chlorierungsgrad von 10 bis 70 Massen-% enthalten (= SCCP (kurzkettige CP), MCCP (mittelkettige CP) sowie LCCP (langkettige CP)). POP-VO und REACH- Kandidatenliste: Sowohl die POP VO als auch die REACH-Kandidatenliste regeln aktuell kurzkettige Chlorparaffine. Aus Vorsorgegründen sind jedoch zusätzlich ebenfalls mittel- und langkettige Chlorparaffine betrachtungsrelevant. AgBB Prüfzeugnis: Das AgBB Prüfzeugnis ist nur erreichbar mit Low-VOC-Formulierungen << 100g/l Emissionen GISCODE PU10 bzw. PU20: Aufgrund verschärfter Kennzeichnung sämtlicher Isocyanate als sensibilisierende Stoffe müssen Produkte, die bisher in die GISCODES PU10 bzw. PU20 eingestuft wurden, neu in die GISCODES PU40 und PU50 eingestuft werden. Bis zu einer Anpassung der GISCODES werden Stoffe mit GISCODES PU40 (an Stelle PU10) und PU50 (an Stelle PU20) akzeptiert. Holzschutz nach 68800-2 oder natürliche Dauerhaftigkeit nach DIN EN 350-2: Die Klassifikation erfolgte früher nach DIN 68364 (11-1979). Die neue DIN 68800 von 2011 spricht nicht mehr von artentypischer Resistenz, sondern bezieht sich in ihren Ausführungen auf die natürliche Dauerhaftigkeit im Sinne der DIN EN 350-2. Zulässiger Wirkstoff nach 528/2012/EG: Bei Produkten, die in der EU hergestellt wurden, kann aufgrund der gesetzlichen Regelungen von der Einhaltung dieser Anforderungen ausgegangen werden (hier ist kein zusätzlicher Nachweis zu erbringen). Biozid-Verordnung: Nähere Informationen zu im Rahmen der Biozid-Verordnung genehmigten Wirkstoffen unter: http://www.reach-clp-biozid-helpdesk.de/de/Biozide/Wirkstoffe/Genehmigte-Wirkstoffe/Genehmigte-Wirkstoffe.html Emissionsnachweis: Bestätigung (nicht älter als 5 Jahre) durch ein nach ISO 17025 akkreditiertes Labor, dass das Produkt oder System bei einer Emissionsprüfung nach ISO 16000-9, prEN 16516 oder EN 16402 die AgBB-Kriterien (außer sensorische Eigenschaften) einhält. Emissionsnachweis als Einzelprodukt oder im System: Anstelle des Emissionsnachweises wird ebenfalls ein Übereinstimmungszertifikat zur DIN V 18026: 2006-6 zusammen mit einem Nachweis der Erfüllung der Emissionsanforderungen nach AgBB durch eine vom DIBt hierfür anerkannte Prüfstelle anerkannt.
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Kohlenwasserstoff-Weichmacher (KWS): Kohlenwasserstoff-Weichmacher sind aliphatische Kohlenwasserstoffe im Siedepunktbereich zwischen 200- 400 Grad Celsius. Hinweis - werkseitige Beschichtungen: Die VOC-Anforderungen der Zeile 1 in der höchsten Qualitätsstufe (QS) können werkseitig mit Beschichtungsstoffen der QS3 (<100g VOC/l) erfüllt werden. Hinweis - Einsatz von Rezyklaten: Bei Produkten aus Kunststoffrezyklaten ist ein Nachweis über die Freiheit von blei-, cadmium- und zinnorganischen
Verbindungen über eine Herstellererklärung zu erbringen.
Hinweis - DIBt-Grundsätze: DIBt-Grundsätze zur gesundheitlichen Bewertung von Bauprodukten in Innenräumen: inkl. Hinweise zum
Arbeitsgebiet "Reaktive Brandschutzsysteme auf Stahlbauteilen (DIBt Referat II4 und III4 Stand: April 2014).
Prüfkammer- und Perforatorwerte: Die verschärften Anforderungen an die Prüfkammerkonzentrationen in Zeile 48 in der Qualitätsstufe 3 und 4 sind in
der höheren Raumbeladung im Holzhausbau begründet. Für die angegebenen Grenzwerte der Prüfkammer- und
Perforatorwerte besteht keine strenge Korrelation.
Messungen nach EN ISO 16000-9 oder EN 16516 (WKI Berechnungsmodell): Bei Messungen nach EN ISO 16000-9 oder EN 16516 müssen die Werte vom Prüflabor/Hersteller nach WKI
Berechnungsmodell umgerechnet werden.
Hinweise Erläuterungen und Fußnoten zu „Wirkungsfokus der betrachteten Stoffe/Aspekte über die einzelnen
Lebensphasen eines Gebäudes“:
* „Halogenierten Kälte- oder Treibmitteln“ in der Zeile 13, 37, 38 und 39: Vermeidung von halogenierten Kälte- oder Treibmitteln solange für diese oder ihre Abbauprodukte
nicht nachgewiesen ist, dass sie sich nicht in der Umwelt anreichern oder über persistente Abbauprodukte verfügen, die die natürlichen Senken belasten (= Anreicherung) oder dort schädigend wirken.
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ANLAGE 2
Prüfung der Schadstoffrisiken bzw. Schadstoffgutachten bei Bestandsgebäuden Für Gebäude deren Ersterrichtung nach 06/2000 erfolgte, kann die Verwendung verbotener Schadstoffe (s. o. Asbest etc.) ausgeschlossen werden. Daher ist hier ein vereinfachter Nachweis möglich (= Baujahransatz). Dieser erfolgt durch eine rechtsgültige Erklärung des Eigentümers, dass die weiteren Schadstoffbelastungen (z. B. Mineralölschäden) oder Schadensbilder (z. B. Schimmelschäden) im jeweils zu betrachtenden Gebäude nicht vorkommen. Für alle älteren Gebäude müssen die im Punkt „Gutachterliche Stellungnahme“ ausgeführten Risiken abgeprüft werden. Dabei können Risiken für zum Zeitpunkt der Ersterrichtung bereits verbotene Schadstoffe in gleicher Weise (= Baujahransatz) ausgeschlossen werden. I. Gutachterliche Stellungnahme Die erste Stufe der Bewertung eines Bestandsgebäudes im Rahmen der DGNB-Zertifizierung ist eine gutachterliche Stellungnahme zu den vorhandenen Risiken bezüglich der Gesundheit der Nutzer und eventueller Kosten für eine Sanierung bzw. den Rückbau. Die gutachterliche Stellungnahme ist gleichzusetzen mit einer Risikoabschätzung, welche eine Begehung und Einschätzung durch einen erfahrenen Gutachter voraussetzt (Eine Kernbohrung ist hierfür beispielsweise nicht notwendig). In der Stellungnahme müssen die nachfolgenden Risikothemen getrennt nach aktuellen gesundheitlichen und potenziellen, die Umbau- oder Rückbaukosten betreffenden Risiken bewertet sein:
1. Schadstoffe und Altlasten im Bestand (Vorkommen und Freisetzung von Schadstoffen) 2. Schwermetalle in Leitungen (z. B. Bleileitungen) 3. hohe Raumluftbelastungen (flüchte organische Verbindungen) 4. starke Geruchsbelastungen 5. sichtbare Feuchteschäden bzw. Schimmelpilzvorkommen
Ein genereller Ausschluss von Risiken für die Gesundheit oder die Rückbaukosten ist nicht möglich. Die Risiken sollten vom Gutachter qualitativ beschrieben und mit einer Abstufung wie z. B. „sehr gering, gering, mittel, hoch und sehr hoch“ qualitativ eingestuft werden. Bei sehr geringem bzw. geringem Risiko (untergeordneter Risiken) kann das Gebäude ohne weitere Begutachtung und ohne Schadstoffkataster zertifiziert werden. Alle Risiken, die nicht als sehr gering eingestuft werden, müssen in der Stellungnahme soweit ausgeführt werden, dass die jeweilige Bewertungsgrundlage (Maßstab) erkennbar wird. Bei Risiken, die höher als sehr gering einzustufen sind, kann das Gebäude ohne weitere Begutachtung und ohne Schadstoffkataster nur dann zertifiziert werden, wenn sie nicht als gesundheitliches Risiko für die aktuellen Nutzer zu werten sind. So könnte ein Verdacht auf PAK-haltige Abdichtungen in Sanitärräumen, u.U. nur als Risiko für spätere Umbau- bzw. Rückbaukosten gewertet werden.
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1. Schadstoffe und Altlasten im Bestand Zu den Schadstoffen und Altlasten im Bestand sind getrennte Aussagen zum Vorkommen (Rückbaurisiko) und gegebenenfalls zur Freisetzung (gesundheitliches Risiko) zu machen. Ein geringes, bzw. sehr geringes gesundheitliches Risiko besteht dann, wenn entweder aufgrund von Baualter usw. der Schadstoff nicht vorkommt oder der Nutzer gegenüber geringen Vorkommen des Schadstoffes und gemäß gesetzlicher Vorgaben ausreichend geschützt ist. Bei Altlasten (Boden) kann eine entsprechende Aussage im Altlastenkataster ausreichend sein.
Asbest (Unterscheidung nach schwach und fest gebunden, nach Art der Abdeckung); Grundlage zur Bewertung sind die Asbest-Richtlinie und die TRGS 519
HSM, Holzschutzmittel (Vorkommen und Verbund mit der Innenraumluft); Grundlage für die Bewertung ist die PCP-Richtlinie und Biozid-Richtlinie
KMF, künstliche Mineralfaser (Kanzerogenität, Verbund mit der Innenraumluft); Grundlage für die Bewertung sind die TRGS 521
MKW, Mineralölkohlenwasserstoffe (sichtbare oder olfaktorisch auffällige Hinweise) PAK, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (Lage im Bauteil, Geruch); Grundlage für die
Bewertung sind die PAK-Hinweise1 PCB, polychlorierte Biphenyle (primäre und sekundäre Quellen); Grundlage für die Bewertung ist die
PCB-Richtlinie Radon gemäß Radonkataster (baulicher Schutz)
2. Schwermetalle (Blei) in Leitungen Auf Basis der Begehung ist eine Aussage zum Vorkommen von Trinkwasser-Bleileitungen in größerem Umfang gefordert. Kurze vertikale Stücke aus nicht vollständig rückgebauten Bleileitungen können im Rahmen einer Erstbegehung nicht vollständig ermittelt werden. Je nach Baualter verbleibt deshalb immer ein geringes, bis sehr geringes Risiko, dass kleinteilig Bleileitungen im Gebäude vorhanden sind. Dieses Restrisiko ist zu benennen, weitergehende Aussagen zur Verkeimung von Leitungen usw. sind nicht gefordert. Darüber hinaus gibt es in Gebäuden das Risiko von schwermetallhaltigen Anstrichstoffen (Blei, Cadmium usw.), das im Rahmen einer Begehung nicht bewertet werden kann und deshalb in der Regel als mögliches Risiko verbleibt. 3. Hohe Raumluftbelastungen In der Stellungnahme ist auszuweisen, ob und für welche Räume mehr als ein sehr geringes Risiko besteht, dass die VOC Belastung über dem Wert von 3.000 µg/m³ liegt. Gebäude bzw. Räume mit VOC Belastungen über 3.000 µg/m³ sind entsprechend der Handreichung der Ad-hoc-Arbeitsgruppe2 als hygienisch bedenklich einzustufen, der jeweilige Raum darf nur bei verstärkter Lüftung und befristet genutzt werden. Soweit der Gutachter auf Basis der Begehungsergebnisse keine Aussagen zur Raumluftbelastung geben kann, sind Raumluftmessungen in einem statistisch ausreichenden Maß (abhängig von den unterschiedlichen Ausstattungen und deren Einbaualter) notwendig.
1 Hinweise für die Bewertung und Maßnahmen zur Verminderung der PAK-Belastung durch Parkettböden mit Teerklebstoffen in
Gebäuden; Projektgruppe Schadstoffe der Fachkommission Bautechnik der Bauministerkonferenz; 2000
2 Beurteilung von Innenraumluftkontaminationen mittels Referenz- und Richtwerten
Handreichung der Ad-hoc-Arbeitsgruppe der Innenraumlufthygiene-Kommission des Umweltbundesamtes und der Obersten
Landesgesundheitsbehörden; Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 2007 · 50:990–1005
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4. Starke Geruchbelastungen In der Stellungnahme ist auszuweisen, ob und für welche Räume mehr als ein geringes Risiko besteht, dass die Nutzer durch starke Gerüche beeinträchtigt werden. Maßstab für die Bewertung sind die Geruchsintensitätsstufen nach VDI 3882 bzw. dem AGÖF-Leitfaden3 zwischen 0 = geruchlos (Nicht wahrnehmbar), 1 = Sehr schwach, 2 = Schwach, 3 = Deutlich, 4 = Stark, 5 = Sehr stark, (6 = Extrem stark). Eine Probenahme gemäß VDI oder Leitfaden- AGÖF ist nicht gefordert. Die Aussage des Gutachters dient ausschließlich dazu, Gebäude mit erheblichen Geruchbelastungen nicht ohne weitere Bewertungsmaßnahmen und entsprechende Sanierungen zu zertifizieren. 5. Sichtbare Feuchteschäden und Schimmelpilzvorkommen In der Stellungnahme ist auszuweisen, ob und in welchen Räumen sichtbare Feuchtebelastungen oder Schimmelpilzvorkommen bestehen. Bei einer Begehung können in der Regel kleinteilige oder versteckte Schimmelpilzbelastungen nicht identifiziert werden. Es verbleibt deshalb immer ein Restrisiko versteckter Feuchte- und Schimmelschäden. Mit der Bewertung soll ausgeschlossen werden, dass Gebäude zertifiziert werden, die ersichtliche Schäden aufweisen. Prüfungsvorgaben zur Stellungnahme Für die Prüfung der Stellungnahme reicht es aus, die Vollständigkeit bezüglich der geforderten Themen, die Plausibilität von Schlussfolgerungen und die Eindeutigkeit der Bewertung bzw. Festlegung auf einen qualitativen Wert zu prüfen. Die Gliederung der Stellungnahme sollte in etwa so aussehen:
1. Schadstoffe im Bestand a. Asbest b. HSM, Holzschutzmittel c. KMF, künstliche Mineralfaser d. MKW, Mineralölkohlenwasserstoffe e. PAK, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe f. PCB, polychlorierte Biphenyle g. Radon
2. Bleileitungen 3. Raumluftqualität 4. Geruchbelastung 5. Feuchteschäden und Schimmelpilzvorkommen
Ergebnis der Stellungnahme Wenn in der Stellungnahme keine Beschränkung auf sehr geringe und in wenigen Fällen geringe Risiken für die Gesundheit möglich ist, müssen für die nicht begrenzten Risiken weitergehende Untersuchungen erfolgen. Bei reinen Rückbaurisiken kann auf eine weitere Begutachtung verzichtet werden, allerdings kann dann auch keine Aussage über die tatsächliche Rückbaubarkeit erfolgen. Eine positive Einstufung im Kriterium TEC1.6 Rückbau- und Demontagefreundlichkeit ist damit nicht möglich.
3 „Gerüche in Innenräumen – sensorische Bestimmung und Bewertung“ Entwurf der Arbeitsgemeinschaft ökologischer
Forschungsinstitute e. V. vom 12.09.2010: http://www.agoef.de/agoef/photoarchiv/pdfs/AGOEF-Geruchsleitfaden-Entwurf-2010-09-
12.pdf der Entwurf wird nach Ablauf der Einspruchsfrist im Frühjahr 2011 endgültig veröffentlicht.
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II: Schadstoffgutachten (nur Informativ) Im Schadstoffgutachten müssen zu den Altlasten und Schadstoffen, für die in der Stellungnahme keine Begrenzung des Risikos möglich war, Aussagen über deren Verteilung (bauteilbezogenen Schadstoffkataster) im Boden bzw. Gebäude getroffen werden. Zum Schadstoffgutachten gehören auch Aussagen zu Rückbau und Entsorgung. Bei umfänglichen Altlasten bzw. Schadstoffbelastungen im Gebäude ist ein eigenständiges Rückbau- und Entsorgungsgutachten zu empfehlen. Im Schadstoffgutachten sind, getrennt nach den Schadstoffarten, Aussagen zu Art und Maß des Vorkommens, deren räumlicher und konstruktiver Verteilung (Bauteilschichten), deren Freisetzungspotenzial, deren toxikologischer Bewertung, deren Einstufung bezüglich Arbeitssicherheit und Entsorgung zu treffen. Grundlagen für ein Schadstoffgutachten sind neben den gesetzlichen Vorgaben wie Stoffrichtlinie, Chemikalienverbotsverordnung, Technische Richtlinien zu Gefahrstoffen (TRGS), Kreislaufwirtschaft- und Abfallgesetz, Ländervorgaben zum Umgang mit Abfällen auch die Richtwerte zur Innenraumluft der Ad-Hoc-Arbeitsgruppe. Im Gutachten sind Aussagen zu den oben genannten Schadstoffen (Asbest, HSM, KMF, MKW, PAK, PCB, Radon) und mindestens folgenden Stoffgruppen zu treffen: Phenole, Formaldehyd, VOC und Schwermetalle. Weiterhin sind Aussagen über die geruchliche Belastung der Räume zu treffen. Das Schadstoffgutachten ist durch einen für die aufgeführten Schadstoffe und Stoffgruppen qualifizierten Sachverständigen auszuführen. Der Auftraggeber sollte sich ausreichend über die fachliche Qualifizierung des Gutachters versichern. Ein unbegründeter Schadstoffverdacht kann zu unbegründeter Wertminderung oder nicht entdeckte Schadstoffe zu massiven Regressansprüchen von Käufern führen. Bei der Prüfung der DGNB kann die fachliche Qualität nicht geprüft werden. Beispielhafte Gliederung eines Schadstoffgutachtens:
1. Ziel und Umfang des Gutachtens 2. Methoden der Begutachtung – Bewertungsmaßstäbe 3. Ergebnisse der Untersuchungen
Asbest HSM . . .
4. Bewertung der Ergebnisse Asbest HSM . . .
5. Hinweise zu Rückbau und Entsorgung Asbest HSM . . .
6. Anlagen Kartierung der Probenahmen Kartierung der Ergebnisse im Grundriss beispielhafte Schichtaufbauten Analyseberichte
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AN
LAG
E 3
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ANLAGE 4
Beispielanschreiben „Bestätigung Herstellerfirmen“ „Sehr geehrte Damen und Herren, für das Bauvorhaben: sollen folgende Beschichtungsstoffe/Beschichtungssysteme zum Einsatz kommen:
Nr. Produkt DFT µm
VOC g/l
VOC Masse-%
VOC g/m²
1
2
3
Summe
Bitte ergänzen Sie die VOC-Angaben in den Einheiten g/L, Masse-% und g/m² beschichteter Oberfläche bei der vorgegebenen Trockenschichtdicke (DFT) auf der Basis der theoretischen Ergiebigkeit.