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Enzyme Prof. Dr. Albert Duschl

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Enzyme

Prof. Dr. Albert Duschl

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Katalyse Reaktionen laufen normalerweise nicht spontan

ab, auch wenn insgesamt dabei Energie gewonnen werden sollte. Es muß zunächst eine Aktivierungsenergie aufgebracht werden.

Katalysatoren verringern die benötigte Aktivierungsenergie, erhöhen also die Wahrscheinlichkeit daß die Reaktion abläuft.

Aktivierungsenergie wird normalerweise durch energiereiche Zusammenstösse mit anderen Molekülen zugeführt.

Im Verlauf der Reaktion entstehen Zwischen-zustände, die energetisch ungünstiger sind als der Ausgangszustand. Aktivierungsenergie wird benötigt um diese energieungünstigen Zwischenzustände herzustellen.

Aktivierungsenergie kann durch Erhitzen zugeführt werden (energiereiche Zusammenstösse!).

Alternativen sind technische Katalysatoren oder, im biologischen Bereich, Enzyme.

© Alberts et al.: Molecular Biology of the Cell

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Enzyme Fast alle Enzyme sind Proteine (Ausnahme: Einige katalytisch wirkende RNAs).

Sie sind spezifisch für bestimmte Substrate und katalysieren definierte Reaktionen.

Die Aktivität von Enzymen wird normalerweise reguliert.

Wie alle Katalysatoren nehmen auch Enzyme an einer Reaktion teil, gehen am Ende

aber wieder im Ausgangszustand daraus hervor. Ein Enzym wird also nicht

verbraucht wie ein Substrat.

Enzyme können verschiedene Formen von Energie nutzbar machen, beim

Sehvorgang z.B. Licht. Meistens wird jedoch chemische Energie in Form

energiereicher Bindungen verwendet. Das Enzym beschleunigt die Spaltung der

Bindungen, deren Energie dadurch frei wird. Ein häufig dafür verwendetes Molekül ist

Adenosintriphosphat (ATP).

© Stryer: Biochemistry

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Reaktionsgleichgewicht Enzyme verschieben das Reaktionsgleichgewicht nicht. Sie

senken die Aktivierungsenergie für Hin- und Rückreaktion,

treiben also keineswegs die Reaktion in eine bestimmte

Richtung. Sie verändern nur die Geschwindigkeit, mit der sich

das Gleichgewicht einstellt.

Die Schnelligkeit der Gleichgewichtseinstellung hängt von der

Wechselzahl eines Enzyms ab. Die Wechselzahl gibt die Zahl

der Reaktionen an, die pro Sekunde katalysiert werden. Sie

kann sehr unterschiedlich sein - Lysozym hat 0.5, DNA-

Polymerase hat 15, Carboanhydrase hat 600.000, und Katalase

hat 40.000.000.

In biologischen Systemen werden in der Regel die

entstehenden Produkte sofort wieder als Substrate weiterer

Reaktionen genützt. Es stellt sich also nicht wie im Reagenzglas

ein einfaches Gleichgewicht ein, sondern viele Substanzen sind

über vernetzte Reaktionen miteinander verbunden. Sie stehen

in einem Fließgleichgewicht.

Für die Bestimmung der Eigenschaften einzelner Enzyme

verwendet man am besten Reaktionen in vitro.

in vitro "im Reagenzglas" – in vivo "im Leben"

© Löffler/Petrides:

Biochemie und Pathobiochemie

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Definitionen

Coenzyme sind kleine organische Moleküle die für die

Funktion der Enzyme notwendig sind.

Cofaktoren ist eine allgemeine Bezeichnung für

solche assistierende Elemente in Enzymen, die auch

die häufig vorkommenden Metallionen umfasst.

Metalle wie Fe3+ oder Zn2+ sind z.B. oft für

Redoxreaktionen erforderlich.

Prosthetische Gruppen sind Cofaktoren die

dauerhaft an das Enzym gebunden sind und für die

Funktion wichtig sind.

Cosubstrat wäre dagegen angemessen wenn ein

Coenzym nur vorübergehend an das Enzym bindet.

Holoenzym ist ein katalytisch aktiver Komplex aus

Proteinanteil und Cofaktor.

Apoenzym ist nur der Proteinanteil dem der Cofaktor

fehlt, und der deswegen auch nicht funktionsfähig ist.

Aktives Zentrum der Carboanhydrase

© Voet/Voet/Pratt: Biochemie

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[A] + [B] → [AB]

Eine Reaktion [A] + [B] → [AB] hängt von den Konzentrationen von A und B ab:

Je höher die Konzentrationen, umso häufiger finden sich die Partner.

Die Wahrscheinlichkeit eines Zerfalls [AB] → [A] + [B] ist für ein einzelnes Molekül

zwar von der Konzentration von AB unabhängig, aber da in einer Molekülpopulation

Hin- und Rückreaktion im Gleichgewicht stehen, gehen die Konzentrationen doch

wieder ein. Für die Analyse von Einzelmolekülen gelten andere Formeln.

Die Geschwindigkeit v einer Reaktion hängt ab von der Konzentration der Moleküle

(oder des Moleküls) und einer Proportionalitätskonstanten k, die von den

Eigenschaften der spezifischen Reaktion bestimmt wird.

Für die Hinreaktion gilt also v+1 = k+1 ∙ [A] ∙ [B]

Und für die Rückreaktion v-1 = k-1 ∙ [AB]

Stehen beide Reaktionen im Gleichgewicht, ist v der Hinreaktion (v+1) genau so gross

wie v der Rückreaktion (v-1). Die beiden Konstanten (k+1, k-1) ändern sich dabei nicht.

Es ist dann k+1 ∙ [A] ∙ [B] = k-1 ∙ [AB]

Oder anders ausgedrückt K = k+1 ∕ k-1 = [AB] ∕ [A] ∙ [B]

K bezeichnet man als Gleichgewichtskonstante der Reaktion.

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Enzymkatalysierte Reaktionen

Denken wir an eine enzymkatalysierte Reaktion, dann muß im einfachsten Fall

zunächst das Substrat S an das Enzym E binden. Im so gebildeten Enzym-Substrat-

Komplex laufen dann die Umformungen ab, aus denen am Ende das Produkt P und

das (unveränderte!) Enzym E hervorgehen. Die Rückreaktion von E + P zurück in

den Komplex ist so unwahrscheinlich, daß wir sie vernachlässigen können.

In einer solchen Reaktion gilt die Michaelis-Menten-Gleichung. Sie beschreibt die

Beziehung zwischen der Geschwindigkeit einer Reaktion und der Substratkonzentration.

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Michaelis-Menten-Gleichung

Leonor Michaelis und Maud Menten postulierten diese

berühmte Gleichung 1913.

V ist die Reaktionsgeschwindigkeit.

Vmax ist die Maximalgeschwindigkeit. Sie wird dann

erreicht, wenn alle vorhandenen Enzymmoleküle in

einem Enzym-Substrat-Komplex vorliegen.

Km ist die Michaelis-Konstante, ein Maß für die

Bindungsstärke (oder Affinität) zwischen Enzym und

Substrat. Km ist abhängig on Ionenstärke, pH-Wert,

Temperatur und anderen Umweltbedingungen.

[S] ist die Substratkonzentration.

Bei graphischer Auftragung von V gegen [S] ergibt sich

eine Hyperbel, deren Anfangssteigung Vo ist (die

Anfangsgeschwindigkeit der Reaktion). Die

Michaeliskonstate Km ist die Substratkonzentration bei

der halben Maximalgeschwindigkeit, ½ Vmax.

© Nelson/Cox: Lehninger Principles of Biochemistry

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Lineweaver-Burk-Diagramm

Man möchte zur Charakterisierung eines

Enzyms gern Vmax und Km kennen. Bei der

Hyperbel aus dem Michaelis-Menten-

Diagramm lässt sich jedoch Vmax kaum

exakt ablesen; dadurch ist dann auch Km

nicht genau zu bestimmen.

Wenn man die selben Daten nach

Lineweaver und Burk aufträgt, erhält man

eine Gerade

Der X-Achsenabschnitt ist in dieser

Auftragung -1/Km,

der Y-Achsenabschnitt ist 1/Vmax

und die Steigung ist Km/Vmax.

© Nelson/Cox: Lehninger Principles of Biochemistry

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Reaktionsablauf

Während einer Reaktion ändern sich die

Konzentrationen von Substrat, Produkt, freiem

Enzym und Enzym-Substrat-Komplex. Die

Abbildung rechts stellt eine in vitro Reaktion dar

in der ein Substrat komplett umgesetzt wird.

In vivo werden die Verhältnisse anders sein, z.B.

kann Substrat nachgeliefert und Produkt

verbraucht oder in ein anderes Kompartiment

verschoben werden (Fließgleichgewicht!). Es

können Inhibitoren oder Aktivatoren auftauchen,

Parameter mit Einfluss auf Proteineigenschaften

können sich ändern, ein Substrat kann

gleichzeitig in mehrere unterschiedliche

Reaktionen eintreten so dass verschiedene

Enzyme kompetieren, und durch Enzymsynthese

und -abbau kann sich sogar [E] ändern.

© Wikipedia

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Enzymhemmung

Enyzme können durch kompetitive Inhibitoren gehemmt werden. Diese binden

ebenso wie das Substrat an das aktive Zentrum des Enzyms und haben eine

ähnliche Struktur wie das echte Substrat. Malonat ist zum Beispiel ein kompetitiver

Inhibitor der Succinatdehydrogenase. Kompetitive Hemmung lässt sich duch Zugabe

von mehr Substrat aufheben.

Nicht-kompetitive Hemmstoffe binden an anderen Stellen des Enzyms und ändern

dadurch dessen Struktur und damit auch die Funktion. Zugabe von mehr Substrat

hilft in diesem Fall nichts. Allosterische Enzyme, die bei Bindung von Hemmstoffen

oder Substraten ihre Strukutur ändern, unterliegen nicht der Michaelis-Menten-

Kinetik, sondern anderen, komplizierteren Beziehungen.

© both figures

Stryer: Biochemistry

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Beispiel: Chymotrypsin

Chymotrypsin ist eine Protease.

Proteasen spalten Peptidbindungen.

Chymotrypsin ist ein

Verdauungsenzym das im Pankreas

produziert wird.

Es besteht im aktiven Zustand aus

zwei Ketten (Quartärstruktur!).

Es gehört zur grossen Gruppe der

Serinproteasen.

Die Serinproteasen tragen diesen

Namen, weil für ihren

Reaktionsmechanismus ein Serinrest

der Protease eine entscheidende Rolle

spielt. © Anthony J. Frisby, Thomas Jefferson University

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Aktivierung von Chymotrypsin

Chymotrypsin entsteht durch

enzymatische Spaltung von

Chymotrypsinogen, einem Proenzym

(Zymogen). Die Synthese eines

inaktiven Vorläufermoleküls schützt

den Pankreas vor Selbstverdauung.

Chymotrypsinogen wird von Trypsin

gespalten, einer weiteren

Serinprotease.

Trypsin selber entsteht durch Spaltung

des Proenzyms Trypsinogen.

Trypsinogen wird durch

Enteropeptidase gespalten, einer

dritten Serinprotease, die so

sequenzspezifisch spaltet, daß

Trypsinogen praktisch ihr einziges

Substrat ist.

© Physiologische Chemie, Universität Würzburg

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Substratspezifität

Proteasen spalten nicht beliebige Peptidbindungen. Bei Serinproteasen richtet sich die

Spezifität nach der Aminosäure des Substrats, die N-terminal von der Spaltstelle liegt.

Chymotrypsin: Aromatische oder grosse unpolare Seitenkette.

Trypsin: Lysin oder Arginin.

Elastase: Kleine, ungeladene Seitenkette.

Diese Selektivität wird durch eine Tasche in der Proteasestruktur festgelegt, in der die

Seitenkette der N-terminalen Aminosäure während der Spaltung fixiert wird. Die

Struktur des aktiven Zentrums bestimmt damit, welche Substrate verwendet werden.

© Stryer: Biochemistry

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Mechanismus der Serinproteasen

Durch die Wasserstoffbrückenkette die

von Asp 102 über His 57 nach Ser 195

verläuft, wird das Proton der OH-

Gruppe von Ser 195 zum His 57

verschoben. Die resultierende -CH2O-

Gruppe kann die Carbonylgruppe einer

Peptidkette nukleophil angreifen. Es

entsteht ein H2N-Produkt und ein Acyl-

Enzym-Intermediat. Danach wird die

Carboxylgruppe auf Wasser als

Akzeptor übertragen.

Dieser Reaktionsmechanismus findet

sich in ähnlicher Form z.B. bei der

nicht verwandten bakteriellen Protease

Subtilisin, manchen Esterasen (etwa

Acetylcholin-Esterase) und manchen

Lipasen.

© Stryer: Biochemistry

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Katalytische Triade

Die drei Aminosäuren der katalytischen

Triade liegen in der Struktur von

Chymotrypsin sehr eng beisammen, obwohl

sie in der Sequenz weit voneinander entfernt

sind.

Es gibt nur vier bekannte Mechanismen für

Proteasen:

Serinproteasen (Trypsin, Chymotrypsin,

Elastase, Thrombin)

Saure Proteasen (Pepsin,

HIV-1 Protease)

Zinkproteasen (Carboxypeptidase A und B)

(Achtung: Zinkproteasen sind nicht das

gleiche wie Zinkfingerproteine)

Thiol-Proteasen (Papain, Cathepsin B)

© both pictures Anthony J. Frisby,

Thomas Jefferson University

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Enzyme ...

Enzyme sind eine Grundlage des Lebens, weil

ohne Enzyme biologische Reaktionen wegen

der fehlenden hohen Aktivierungsenergie nicht

ablaufen könnten

und Energiezufuhr durch Erhitzen komplexe

Strukturen zerstört, da die Wärmebewegung

(Brown'sche Molekularbewegung) zu gross

wird.

Enzyme waren daher von Anfang an Teil des

Lebens.

Enzyme sind nützlich beim Kochen.

© Waverley Root: Food. An authoritative and visual

history and dictionary of the foods of the world