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www.dhbw.de
Erfolgsmodell Erziehungsstelle –historischer Kontext, Qualitätsentwicklung und Forschungsaspekte
Duale Hochschule Baden-WürttembergFakultät Soziale Arbeit
Matthias Moch
Duale HochschuleBaden-Württemberg
Prof. Dr. Matthias Moch
Themenübersicht
• Familiale und öffentliche Erziehung – ein Widerspruch?
• Arbeitskontext und Verbreitung von Erziehungsstellen
• Zur Geschichte von Erziehungsstellen
• Was wissen wir über Maßnahmenverläufe?
• Gestaltung von Beratungsbeziehungen
• Chancen des Gelingens – mögliche Enttäuschungen
• Erziehungsstelle als „Normalfamilie“
• Schlussfolgerungen
23.11.2017
Duale HochschuleBaden-Württemberg
Prof. Dr. Matthias Moch 23.11.20173
Familiale und öffentliche
Erziehung – ein Widerspruch?
Duale HochschuleBaden-Württemberg
Prof. Dr. Matthias Moch 23.11.20174
Erziehung in einer Familie und im öffentlichen Auftrag
Alltäglichkeit
Ganzheitlichkeit
Intimität
Unersetzbarkeit
Dauerhaftigkeit
Implizitheit
Kontinuität
Maßnahmenbezug
Fachlichkeit
Amtlichkeit
Fallbezogenheit
Lebens-Phasen
Explizitheit
Zeitliche Begrenztheit
Duale HochschuleBaden-Württemberg
Prof. Dr. Matthias Moch 23.11.20175
"Wenn vom 'genuin Pädagogischen' die Rede ist, dann bedeutet das zumeist die Erfahrung einer besonders geschickten individuellen
Handlungspraxis, die natürlich nicht theoretischvorgegeben oder 'angeleitet' werden kann."(Oelkers 1976, 121)
Duale HochschuleBaden-Württemberg
Prof. Dr. Matthias Moch 23.11.20176
Arbeitskontext und Verbreitung
von Erziehungsstellen
Duale HochschuleBaden-Württemberg
Prof. Dr. Matthias Moch 7
Erziehungs-stelle
Träger und Fachdienst
Herkunfts-familie
Der junge Mensch in seiner Lebenswelt
Akzeptanz, Distanzierung, AnnäherungIndividuelle Passung (Familienstruktur, Kultur, Wohnentfernung, aktuelle Beziehungen)
Beratung, Unterstützung(Hilfeplan, Fortbildungen, Kriseninterventionen...)
Vermittlung, Begleitung(Vorbedingungen, Veränderungen, Phasen, aktuelle Beziehung)
P r o z e s s
Jugendamt
Der Arbeits- und Reflexionskontext von Erziehungsstellen
Duale HochschuleBaden-Württemberg
Prof. Dr. Matthias Moch 23.11.20178
Plätze in Erziehungsstellen (nur § 34)
2,94 3,09 % aller stat. Maßnahmen§34
+24,3%
Duale HochschuleBaden-Württemberg
Prof. Dr. Matthias Moch 23.11.20179
§ 34 SGB VIII
Duale HochschuleBaden-Württemberg
Prof. Dr. Matthias Moch 23.11.201710
§ 34 SGB VIII
Duale HochschuleBaden-Württemberg
Prof. Dr. Matthias Moch 23.11.201711
§ 34 SGB VIII
Duale HochschuleBaden-Württemberg
Prof. Dr. Matthias Moch 23.11.201712
Blick auf Geschichte und
Entwicklung von
Erziehungsstellen
Duale HochschuleBaden-Württemberg
Prof. Dr. Matthias Moch 23.11.201713
Ab 1966: „heilpäd. /sonderpäd. Pflegestellen“ (Bremen, Berlin, Hamburg)
1972: erste „Erziehungsstellen“, LWV Hessen (ab 1991:§33 Satz 2 SGB VIII)
1974: Westfälische Erziehungsstellen
1975: Kongress: „Kinder in Ersatzfamilien“ in Berlin
(1981: Großbritannien: „Kent family placement project”)
ab 1988: großer Zuwachs an neuen Trägern
1990: Hamburger Pflegekinderkongress
Ab 1990: 34 SGB VIII (z.B. Evangelische Gesellschaft Stuttgart)
1993: IGfH: Erste bundesweite Umfrage (N = 64 Träger, 10 Bundesländer)
1998: 1. Bundestagung Erziehungsstellen in Kassel
Seit 2005 verstärkte regionale und verbandliche Zusammenarbeit verschiedener
Träger
Schlaglichter auf die Entwicklung
Duale HochschuleBaden-Württemberg
Prof. Dr. Matthias Moch 14
14
9,5
7,5
0
2
4
6
8
10
12
14
Westfalen 1992 (ISA) Hessen 1995 (PG Petra) Württemberg 2001
Durchschnittliches Aufnahmealter (Jahre) in verschiedenen Studien 1992 - 2001
Duale HochschuleBaden-Württemberg
Prof. Dr. Matthias Moch 15
2933
45
85
47
3430
23
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
Mädchenanteil (%) vorher in Heimerziehung (%) vorher in einer Pflegefamilie(%)
Merkmale der jungen Menschen in Erziehungsstellen in verschiedenen Studien 1992 - 2001
Westfalen 1992 (ISA) Hessen 1995 (PG Petra) Württemberg 2001
Duale HochschuleBaden-Württemberg
Prof. Dr. Matthias Moch 23.11.201716
Was wissen wir über
Verläufe von Maßnahmen?
Duale HochschuleBaden-Württemberg
Prof. Dr. Matthias Moch 17
Häufigste Indikationen für die Aufnahme(Baden-Württemberg; n = 151; vor 2006) (Unterbringungsdauer: Median = 4,8 Jahre)
� Entwicklungsrückstände 67 %
� Versorgungsmängel 62 %
� Opfer familialen Zerfalls 51 %
� Misshandlung 30 %
� Sexueller Missbrauch 25 %
Duale HochschuleBaden-Württemberg
Prof. Dr. Matthias Moch 18
A l te r d e r j u n g e n M e n s c h e n b e i A u fn a h m e i n d i e E r z i e h u n g s s te l l e
1 71 61 51 41 31 21 11 0987654321< 1
A n -z a h l
2 5
2 0
1 5
1 0
5
02
3
9
5
9
5
1 2
1 01 0
1 2
2 2
1 2
1 4
1 3
2
6
4
Aufnahmealter junger Menschen in Erziehungsstellen (n=151)
Duale HochschuleBaden-Württemberg
Prof. Dr. Matthias Moch 23.11.201719
Anteile der Häufigkeiten von
Fremdunterbringungen vor der Erziehungsstelle (N = 154; in %) (Baden-Württemberg vor 2006)
Duale HochschuleBaden-Württemberg
Prof. Dr. Matthias Moch 23.11.2017 20
Dauer verschiedener Formen von
Fremdunterbringung (in Jahren) (Baden-Württemberg 2013)
Duale HochschuleBaden-Württemberg
Prof. Dr. Matthias Moch 23.11.2017 21
26
17
34
3
20
48
1618
9 9
0
10
20
30
40
50
60
1998
2012
Aufenthalt unmittelbar vor der Aufnahme in die
Erziehungsstelle (in %) (Baden-Württemberg)
Duale HochschuleBaden-Württemberg
Prof. Dr. Matthias Moch 23.11.201722
Orte nach der Entlassung aus der Erziehungsstelle (in %) (Baden-Württemberg)
Duale HochschuleBaden-Württemberg
Prof. Dr. Matthias Moch
Planung von Beendigungen nach Entlassalter
0
5
10
15
20
25
30
35
4-6 Jahre 6-8 Jahre 8-10 Jahre 10-12Jahre
12-14Jahre
14-16Jahre
16-18Jahre
Pro
zent
je K
ateg
orie
geplant (n=36)ungeplant (n=33)
E n t l a s s a l t e r
Beendigungen von Maßnahmen nach Entlassalter (Baden-Württemberg; N = 66) (vor 2006)
Beendigung:
entsprechend Hilfeplan
abweichend vom Hilfeplan
Duale HochschuleBaden-Württemberg
Prof. Dr. Matthias Moch 23.11.201724
Gestaltung von
Beratungsbeziehungen
Duale HochschuleBaden-Württemberg
Prof. Dr. Matthias Moch Prof. Dr. M. Moch
Professionelle Kommunikation im Kontext familialer
Fremderziehung
Transparenz / Vertrauen: „Kann ich mich so zeigen, wie ich wirklich bin? Kann ich auch über schwierige Dinge sprechen?“
Takt / Autonomie: „Werde ich in meiner eigenen Handlungsfähigkeit respektiert, akzeptiert, unterstützt und gefördert?“
Unabhängigkeit / Loyalität: „Ist meine Beraterin soweit unabhängig, dass sie keine anderen Interessen verfolgt als die Förderung der pädagogischen Ziele?“
Explikation / Konfrontation: „Warum handle ich so und nicht anders? Kann ich meine eigenen Sichtweisen fachlich begründen und hinterfragen?“
Duale HochschuleBaden-Württemberg
Prof. Dr. Matthias Moch 23.11.201726
Chancen des Gelingens –
Vermeidbare Enttäuschungen
Duale HochschuleBaden-Württemberg
Prof. Dr. Matthias Moch 23.11.201727
Chancen Enttäuschungen
junger Mensch Normalität – Anerkennung Abhängigkeit - Protest
Chancen des Gelingens – Mögliche Enttäuschungen
Duale HochschuleBaden-Württemberg
Prof. Dr. Matthias Moch 23.11.201728
Chancen Enttäuschungen
junger Mensch Normalität – Anerkennung Abhängigkeit - Protest
Erziehungsstellestabile Basis für
Weiterentwicklung schaffenFamilienerweiterung
Chancen des Gelingens – Mögliche Enttäuschungen
Duale HochschuleBaden-Württemberg
Prof. Dr. Matthias Moch 23.11.201729
Chancen Enttäuschungen
junger Mensch Normalität – Anerkennung Abhängigkeit - Protest
Erziehungsstellestabile Basis für
Weiterentwicklung schaffenFamilienerweiterung
Träger Koproduktion familiale Alleinzuständigkeit
Chancen des Gelingens – Mögliche Enttäuschungen
Duale HochschuleBaden-Württemberg
Prof. Dr. Matthias Moch 23.11.201730
Chancen Enttäuschungen
junger Mensch Normalität – Anerkennung Abhängigkeit - Protest
Erziehungsstellestabile Basis für
Weiterentwicklung schaffenFamilienerweiterung
Träger Koproduktion familiale Alleinzuständigkeit
Jugendamt Ent-Institutionalisierung totale Organisierbarkeit
Chancen des Gelingens – Mögliche Enttäuschungen
Duale HochschuleBaden-Württemberg
Prof. Dr. Matthias Moch 23.11.201731
Chancen Enttäuschungen
junger Mensch Normalität – Anerkennung Abhängigkeit - Protest
Erziehungsstellestabile Basis für
Weiterentwicklung schaffenFamilienerweiterung
Träger Koproduktion familiale Alleinzuständigkeit
Jugendamt Ent-Institutionalisierung totale Organisierbarkeit
Herkunftsfamilie Beziehungskontinuität Bindungstoleranz
Chancen des Gelingens – Mögliche Enttäuschungen
Duale HochschuleBaden-Württemberg
Prof. Dr. Matthias Moch 23.11.201732
Der fachliche Anspruch an Erziehungsstellen ist dann
einzulösen,
„wenn Familie in ihrer in der derzeitigen Gesellschaft
gegebenen Ambivalenz, zugleich also in ihrer Notwendigkeit
und ihrer Krise reflektiert ist, wenn die in Struktur und
Funktion der Familie liegenden spezifischen Gefährdungen
erkannt werden und überlegt ist, wie sie, durch strukturelle
Erweiterung oder Alternative, durch Institutionalisierung von
gegenseitiger Hilfe und Kommunikation, durch Beratung
aufgefangen und unterlaufen werden können.“
(Thiersch 1976, in: FICE: Kongreß – Kinder in Ersatzfamilien, 152/153)
Erziehungsstelle als „Normalfamilie“
Duale HochschuleBaden-Württemberg
Prof. Dr. Matthias Moch 23.11.201733
Strukturbedingungen des Gelingens
Erziehungsstelle als Teil eines Verbundsystems mit
institutionalisierten Kommunikationsprozessen in Bezug auf:
• Auswahl der geeigneten Hilfe
• Vermittlung
• Kooperation zwischen
• Fachdienst und Erziehungsstelle
• mehreren Erziehungsstellen
• Erziehungsstelle und Herkunftsfamilie
• Träger und Jugendamt
• Erziehungsstelle und Bildungseinrichtungen
• Rechtliche, vertragliche und finanzielle Absicherung
• Arbeit an individualisierten Lösungen / Psychotherapie
• Vernetzung mit Ressourcen des Gemein- und Bildungswesens
Duale HochschuleBaden-Württemberg
Prof. Dr. Matthias Moch
Kontakt:
Prof. Dr. Matthias MochDuale Hochschule Baden-Württemberg – Stuttgart
Fakultät SozialwesenRotebühlstr. 131; 70197 Stuttgart
Homepage: http://wwwlehre.dhbw-stuttgart.de/~moch/e-mail: [email protected]
Tel.: 0711 1849 737
Vielen Dank!