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Erlebnisbericht von Markus Fuchs
Inferno 2016 – Hart und schön
Eigentlich ist es nicht anders zu erwarten – so unbeständig wie der Sommer war – so unbeständig soll
auch das Wetter für den Inferno 2016 sein. Wie immer interessieren mich Tage vorher (fast) nur noch
das Wetter und die Gesundheit. Die Gesundheit scheint in diesem Jahr gut mitzumachen – oder es
stresst mich einfach weniger als in den Vorjahren. Aber das Wetter, das liebe Wetter will irgendwie
nicht so recht. Für den Renntag ist eine Kaltfront mit viel Regen vorausgesagt. So wird auch die
Kleiderwahl etwas schwieriger als in den letzten Jahren. Für mich sind die schlimmsten Bedingungen,
wenn es regnet und ich für längere Zeit auf dem Velo z.B. Bergab fahren muss. Vor dem „auskühlen“
und dem damit verbundenen Kräfteverlust habe ich grossen Respekt. Und darum packe ich ganz
sorgfältig die farbigen Inferno-Säcke mit allerlei Optionen – insbesondere gegen den Regen bin ich
gut vorbereitet.
Am Renntag klingelt mein Wecker um 04.00 Uhr. Ich habe erstaunlich gut geschlafen. Ich schätze, es
dürften so 5-6 Stunden gewesen sein. Nach einem Frühstück mit Milchkaffee und mässigem Hunger
kommt Supporter Bruder Chrigel um 04.30 Uhr in Meiringen an. Kurze Verabschiedung von Silvia und
ab geht’s in Richtung Thun. Diese Fahrt ist jedesmal ganz speziell. Im Wissen dass ich in einigen
Stunden mit dem Rennvelo wieder in Richtung Meiringen fahre und dann nicht mehr so entspannt
bin wie jetzt im Auto und sicher schon einiges erlebt habe.
Um ca. 05:30 Uhr erreichen wir das Strandbad Thun. Der obligate Gang zum See – o Schreck! Der
Wind scheint gerade etwas aufzufrischen. Es herrscht mittelhoher Wellengang – und der Wunsch von
Rückenwind beim Schwimmen scheint sich nicht zu erfüllen. Zumindest ist das Wasser mit 19 Grad
sehr angenehm warm! Der Rückenwind würde mir helfen, mich nicht allzu lange im Wasser aufhalten
zu müssen – denn so wenig wie in diesem Jahr habe ich noch nie Schwimmen trainiert. Das letzte Mal
während gut einer Stunde bin ich am Inferno 2015 geschwommen. Danach haben sich die Trainings
meistens zwischen 30 – 45 Minuten bewegt. Und im See schwimme ich ja eh nur noch im Wettkampf
. Kurz kommt „Angst“ auf, dass das Schwimmen abgesagt werden könnte.
Um kurz nach 6 Uhr treffe ich Fuhrer Chrigel. Ein kurzer Schwatz mit ihm muss natürlich sein. Er
scheint auch froh zu sein, dass es endlich los geht. Schön für mich zu sehen, dass auch andere
Athleten im Vorfeld etwas mit den Nerven zu kämpfen haben…
Dann kurz nach 6 Uhr begrüsst der Speaker die Teilnehmer – und so wie es aussieht, wird
geschwommen.
Während ich meine obligaten Pre-Start-Vorbereitungen (gang zum WC) elegant wie immer auf der
Damentoilette erledigen kann (da ist halt immer Platz) tut sich Supporter Chrigel etwas schwer mit
seiner „Erleichterung“. Aber er wird im Verlaufe des Tages ja sicher genügend Zeit finden.
Um 06.15 verabschiede ich mich von Chrigel. Er
macht sich auf den Weg nach Oberhofen. Ich
packe meine Sachen und gehe zum Start.
Diesmal mit im Anzug dabei ist ein zweiter
Nasenclip. Das gleiche Malheur wie in
Rapperswil, wo ich fast die ganze Strecke ohne
Nasenclip schwimmen musste, will ich heute
nicht erleben. Ich warte bis 06.28 mit dem Gang
ins Wasser. Das Wetter ist noch ganz gut. Der
Himmel ist nur von Schäfchenwolken leicht
überzogen. Leichter Gegenwind.
Schwimmen, 3,1 Km Thun – Oberhofen
Und dann ertönt auch schon der Startschuss! Wie immer stehe ich weit rechts. Ich laufe einige Meter
und beginne dann zu schwimmen. Die ersten 500 Meter sind kein Genuss. Es gibt viele
Slalomschwimmer und ich versuche allen Kollisionen aus dem Weg zu gehen – was mir auch gelingt.
Ich versuche das Schwimmen so locker wie nur möglich zu bestreiten, da ich sonst zu viel Kraft im
See vergraben würde. Ich schwimme und schwimme – o wie bin ich froh wenn diese Disziplin dann zu
Ende ist. Aber dieses Schloss Oberhofen will und will nicht näherkommen. Meine Füsse werden
regelmässig von einem Windschattenschwimmer gestreichelt. Der ist sicher während rund einem
Kilometer hinter mir. Aus Anstand verzichte ich in dieser Phase auf das „Wasser lassen“. Dies
geschieht erst, als er nicht mehr an meinen Füssen klebt. Nach gut 38 Minuten konsultiere ich das
erste Mal die Uhr, in der Hoffnung dass eine Zahl von ca. 2‘500 Metern erscheint. Aber ich habe erst
gut 1‘900 Meter absolviert. Der Wellengang und der Wind haben also nicht zu meinen Gunsten
gedreht. Und dieses Schloss ist zwar schon näher, aber dieses Jahr will und will es einfach nicht
vorwärtsgehen. Ich merken nun auch, dass ich über eine Stunde brauchen werde. Das Blitzlicht des
Schwimm-Ausstieg-Fotografen ist schon von ganz weitem zu sehen. Bald wird er auch mich ablichten
können.
Dann endlich, nach 1:03 habe ich das Schwimmziel erreicht. Chrigel ist auch da. Er hat wohl das erste
Mal „plangen“ müssen auf mich. Wie immer checke ich anhand der noch vorhandenen Velos meine
Position. Es sind schon erstaunlich viele Velos weg. War ich soo schlecht? In meinem „Wechselgang“
sind nicht mehr viele Velos. Dafür im unteren Bereich sind die Reihen noch etwas dichter.
Schwimmzeit: 1:03.25 | Rang 111 Overall / 55 AK1
In der Wechselzone fühle ich mich gar nicht gut. Mein Kreislauf tut sich mit der plötzlichen
aufrechten Haltung wohl etwas schwer. Auch den Wellengang scheine ich noch zu spüren. Ich lasse
mir darum genug Zeit in der Wechselzone. Es sind schlussendlich über 5 Minuten…
Was habe ich alles dabei?
Ich trage: Socken, Velohose, Unterleibchen kurzarm, Pulsgut, Pulsuhr, Velotrikot kurzarm,
Velohandschuhe, Helm, Sonnenbrille, Veloschuhe. In den Taschen habe ich: Knielinge, Halswärmer,
Armlinge, Gillet, Leichte Regenjacke. 3 Gel, 1 Biberli, 1 Pack Sponser Gummibärli. Auf/am Velo: Bidon
mit Sponser Competition, Bidon mit Wasser, 2 Tuben Gel. In der Satteltasche: 1 Ersatzschlauch,
Luftbombe, Reparaturkit, Taschentuch. So, das wärs. Los geht die Reise mit dem Rennvelo.
Rennvelo, 97 Km Oberhofen – Grindelwald (2‘145 Hm)
Der erste Anstieg in Richtung Aeschlen brauche ich um den Tritt zu finden. Ich fahre mein Tempo und
versuche den Puls im Bereich von +/- 150 zu halten. Es geht ordentlich voran. Runter nach Sigriswil
und ab geht’s in Richtung Beatenberg. Die Beine wollen mir noch nicht so recht ein gutes Gefühl
vermitteln. In Beatenberg angekommen sehe ich Fuhrer Chrigel. Er überholt mich auf dem Rennvelo.
Und in der darauffolgenden Abfahrt nach Interlaken verliere ich ihn aus den Augen.
Mit dem nötigen Respekt fahre ich nach Interlaken und weiter nach Goldswil. Hier wartet Chrigel –
aber ich benötige zum Glück keinen Support. Im Aufstieg nach Ringgenberg wartet auch z’Mueti. Ich
glaube, wenn ich ihm nicht winken würde, es hätte mich nicht gesehen .
Ich schliesse auf eine rund 20 Mann/Frau starke „Gruppe“ auf. Da ich nicht überzocken will, bleibe
ich ganz ruhig und zuhinterst in dieser Gruppe. Ich kann so mit jeweils gut 10 Metern Abstand sicher
etwas vom Windschatten profitieren. Aber Überholen würde keinen Sinn machen, dann würden
gleich alle an meinem Hinterrad kleben und dann würde das ewige Überholen und überholt werden
einsetzten. So schaffe ich es im Schongang bis nach Meiringen. Aber dafür bleibt sicher auch die eine
oder andere Minute auf der Strecke liegen…
Aber nun geht’s endlich hoch zur Grossen Scheidegg. Im
Lammi dann ein erstes Highligt. Meine Familie erwartet
mich!!! Silvia, Anja, Sara, Xander und Ätti feuern mich an.
Anja und Sara mit den extra angefertigten Fan-Shirts –
woooow! Zeit zum geniessen bleibt nicht – aber Kraft gibt
das trotzdem. Die Plakätli fürs 168 hängen auch wieder –
danke Silvia!!!
Und nun sollten eigentlich die Beine etwas Power hergeben. Aber der recht steile Anstieg zum Zwirgi
ist strenger als erwartet. Und ein Zeichen dafür, dass meine Beine halt wirklich nicht ganz das
machen was ich mir erhofft habe. Aber einfach ruhig bleiben – da kommt schon noch. Vorbei geht’s
am Rosenlaui, Schwarzwaldalp und dann folgt
die „Rampe“. Ich würde gerne einen bis 25
Gänge runter schalten – aber das geht nicht.
Ich bin bereits im kleinsten Gang. Ich muss
mich wirklich hochwürgen und kann den einen
oder anderen verstehen, der hier absteigt
(zumindest wenn die Beine einfach nicht mehr
wollen). Und ich denke wirklich auch ans
absteigen – was mir zeigt, dass die Botschaft
der etwas gumigen Beine auch im Hirn
angekommen ist… aber ich würge mich hoch.
Etwa 2 km
vor dem Ziel
holt mich
Jens ein. Er blutet am Arm. Während rund einem Kilometer fahren
wir gemeinsam und er kann mir von seinem Sturz in Interlaken
erzählen – und ich ihm etwas über die Strecke. Oben angekommen
ziehe ich die Armlinge und das Gilet an. Es ist zwar nicht soo kalt,
aber es hat leicht zu nieseln begonnen. Und ich will ja nicht
auskühlen.
Die Fahrt nach Grindelwald verläuft dann ohne Probleme. Kurz vor
der Wechselzone überholt mich ein Teamathlet und ist begeistert,
dass er mich, die Nr. 168 trifft. Denn ich habe ja die kuulsten Fans
unterwegs! Ich rufe ihm nach „und auch die besten!!!“.
Rennvelozeit: 4:03.33 | Rang 68 Overall / 28. AK1
Gesamtzeit: 5:06.59 | Rang 75 Overall (-36) / 37. AK1 (-18)
Bike, 30 Km Grindelwald – Stechelberg (1‘180 Hm)
Grindelwald ist erreicht. Der Wechsel aufs Bike geht langsamer als sonst. Ich muss mich in meinem
Kleidersack erst zurechtfinden . Und auch die Tasche mit der Verpflegung muss geleert und gefüllt
werden. Und ich entscheide mich, die leichte Regenjacke gegen die etwas schwerere Gore-Tex-Jacke
zu tauschen. Dann geht’s weiter. Und auch hier ist mein Fan-Tross wieder an der Strecke. Silvia
versucht mich zu motivieren indem sie mir mitteilt, dass nur wenig vor mir Jakob Chrischi fährt (4er
Team). Aber den kann ich doch nicht einholen – meine Beinchen sind nicht mehr gaaaanz so frisch .
Ich sehe ihn zwar noch recht lange vor mir, aber einholen tue ich ihn nicht. Dann beginnt es zu
regnen – wie vorausgesagt. Es ist ein recht angenehmer Regen. Nicht so stark. Kurz vor der
Verpflegung hole ich Jens wieder ein. Und ich kann nun recht gut Druck in die Pedale geben. Jens
kann mir nicht folgen. Dann ist die Schiebepassage erreicht. Ich versuche gar nicht erst so hoch wie
möglich zu fahren. Der Körper und Geist springen förmlich ab dem Bike. Die „Wanderung“ ist streng
und geht nicht so locker wie erhofft.
Etwas gezeichnet erreiche ich die Kleine Scheidegg. Aber ich konnte meinen Plan recht gut
umsetzten. Ich habe sicher nicht überzockt. Puls war nie über 155.
Ich ziehe die Gore-Tex-Regenjacke an und mache mich auf die lange Abfahrt. Da das Terrain leicht
nass ist fahre ich doch etwas vorsichtiger. Regnen tut es aber nicht mehr. Kurz vor Wengen wieder
die einzige technische Passage – und Fux schiebt wie immer das Bike. Kurz vor dem Zielstadion in
Wengen fahren wir zu dritt hintereinander – ich in der Mitte. Der vorderste Fahrer macht auf dem
kurzen und nassen Teerstück einen kleinen Fahrfehler und liegt auch schon platt auf der Fahrbahn.
Ich kann gerade noch ausweichen und muss direkt folgend einen Athleten überholen, der sein Bike
schiebt und unmittelbar in die Haarnadelkuve einbiegen. Alles gut gegangen. An meinem Hinterrad
klebt nun noch ein Teamfahrer. Im schmalen Wanderweg versucht er mich einige Male zu überholen.
Das ist aber saugefährlich für beide. Ich fahre nicht langsam, aber auch kein Harakiri. Schliesslich
lasse ich ihn kurz nach der Brücke im Wald überholen und rufe ihm noch zu dass er mich ja nicht
abzuschiessen brauche. Etwa einen Kilometer später im Beginn des Zick-Zack-Weglis sehe ich wie ein
Fahrer wieder aufs Bike zurücksteigt und weiterzufahren versucht. Nur, der Lenker zeigt in eine
etwas andere Richtung… es ist der Harakiripilot von vorhin. Er lässt sich von Streckenposten seinen
Lenker richten. Erst ganz unten in Lauterbrunnen klebt er mir wieder am Hinterrad. Auf dem flachen
Stück nach Stechelberg lasse ich ihn aber stehen.
Ach ja, meine Gore-Tex-Jacke ist definitiv zu viel und zu warm. Aber lieber zu warm als zu kalt. Und
so erreiche ich nach gut 2 Stunden Bikezeit die Wechselzone in Stechelberg. Und auch hier erwartet
mich ein gut gefüllter Sack. Und auch hier verweile ich länger als gewohnt und geplant. Aber
schliesslich habe ich doch meine 7 Sachen gepackt und kann losjoggen.
Bikezeit: 2:01.04 | Rang 45 Overall / 18. AK1
Gesamtzeit: 7:08.03 | Rang 57 Overall (-18) / 27. AK1 (-10)
Berglauf, 25 Km Stechelberg – Schitlhorn (2‘175 Hm)
Gleich nach dem Wechselzelt wartet Ätti, Chrigel und Joshua auf mich und rüsten mit dem nötigen
Getränk aus. Nur Wasser habe ich vergessen bereit zu stellen. Da die erste Verpflegung aber schon
nach 3 Km folgt verzichte ich darauf, noch Wasser zu mir zu nehmen. Laut Chrigel soll das Wetter
auch noch halten. Jens treffe ich auch wieder an. Er hat mich in der Wechselzone wieder überholt
(…). Schon nach wenigen Laufmetern kommt aber der Wunsch auf einen Gel zu nehmen. Aber ohne
Wasser eine nicht allzugute Idee. Dass ich diese Lücke problemlos mit Gummibärli hätte füllen
können, kommt mir in diesem Moment nicht in den Sinn. Ich mache dafür erstmal eine längere
Pinkelpause. Die Verpflegung nach 3 Km geniesse ich so richtig. Endlich kann ich meinen Gel zu mir
nehmen. Bis nach Lauterbrunnen geht’s dann recht ordentlich. Und hier wartet wie immer meine
Familie. Ich nehme mir wirklich viel Zeit für sie und tanke mich mental voll! Silvia berichte ich von
meinem nicht soo guten Gefühl für diesen Wettkampf, dass ich noch gar nicht so richtig
hineingefunden habe. Und weiter geht’s. Auf dem Weg nach Grütschalp muss ich öfters mal schnelle
Wanderpassagen einstreuen. Und im
Spissenkehr hätte ich gerne eine Bouillon
zu mir genommen, da die
Magenblähungen eingesetzt haben.
Wenig später erhalte ich von einem
anderen Single eine Salztablette. Dies
sollte sich später noch auszahlen. Auf der
Grütschalp warten erneut meine
Liebsten. Anja joggt wie schon in
Lauterbrunnen mit – ja was heisst mit –
sie ist viel schneller als ich. Ist aber auch
kein Wunder. Mein Tempo ist nicht soooo
gewaltig.
Bis Mürren kann ich dann aber ein ganz zufriedenstellendes Tempo halten und auch die
Magenblähungen langsam aber sicher „abbauen“. In
Mürren sind auch dieses Jahr die meisten Zuschauer.
Eingangs vom Dorf werde ich mit viel Applaus
empfangen. Das tut sowas von gut! Die Schlaufe durch
Mürren, hoch zum Ziel der Teams und dann sind die
Singles „endlich“ unter sich und der wahre Inferno
beginnt.
Hier warten nochmals meine Fans. Ich wechsle das
nasse und kalte Unterleibchen und rüste mich nochmals
mit Verpflegung aus. Und auf die dicke Regenjacke
verzichte ich auf Rat meines persönlichen
Meteorologen Chrigel. Und dann geht’s ab. Chrigel
kommt noch einige Meter mit. Dann kann ich mein
Wandertempo einschlagen. Ab hier hatte ich bisher
immer Krisen. Aber in diesem Jahr nicht. Ich jogge wenn
immer es einigermassen flach ist. Und das
Kanonnenrohr ist zwar auch dieses Jahr kein
Vergnügen, aber ich komme echt gut voran. Auch in
diesem Jahr sind die Gedanken auf diesem vorletzten
Stück bis zur Schilthornhütte eigenartig. 8 x sind genug.
Das reicht jetzt. Das sind die Hauptgedanken in dieser Phase. Ab der Schilthornhütte kommen dann
langsam aber sicher die Finisher-Gedanken auf. Ich werde es wohl nicht mehr unter 11 Stunden
schaffen – aber das ist mir nun doch recht egal. Im Stile eines Basketballers entsorge ich zwei kleine
Gel-Sachets mit einer Art Dunkin‘ im Abfallkübel. Den Gel mit Koffein kann ich Heute irgendwie nicht
sehen. Ich habe nur ein Sachet kurz nach Mürren zu mir genommen. In Birg erwartet mich Chrigel
nochmals. Ich brauche zum Glück aber keinen Support – denn der angekündigte Starkregen hat nicht
eingesetzt! Und man kann jetzt sogar das Schilthorn ganz klar und deutlich sehen! Die letzten 2
Kilometer sind ein Genuss – und doch auch irgendwie komisch. Denn ich weiss ganz genau dass in
Kürze das von mir gesetzte Jahreshighlight zu Ende sein wird.
Der Speaker begrüsst die Athleten im Ziel. Aber wie viele es bereits geschafft haben höre ich nicht.
Den einzigen Stand den ich im Kopf hatte ist der Speaker in Grindelwald. Der sprach etwas von Top
100. Und in der Zwischenzeit habe ich ja doch einige überholt. Dann kann ich doch hören dass er den
50. Sieger empfängt. Ich schaue hoch und rechne mir aus, dass es wohl knapp unter die 60 reichen
würde. Weit unterhalb vom Ziel höre ich Anja ganz laut PAPI rufen. Das ist sooo schön. Die letzten
Meter stehen an. Das Ziel ist wohl wegen dem Wind direkt am Ende der Treppe. Also kein
„Einlaufen“ mit den Kindern. Dafür empfangen sie mich ganz herzlich am Ende dieser Treppe.
Jawoll!!! Geschaft!!! 8 x Finishen!!!
Laufzeit: 4:02.51 | Rang 74 Overall / 33. AK1
Gesamtzeit: 11:10.54 | Rang 58 Overall (+1) / 23. AK1 (-4)
Und nun sehe ich auch Silvia – wie immer mit Tränen der Freude, wohl aber eher der Erleichterung
in den Augen! Es „schriist“ auf dem Schilthorn. So dass ich sofort den Weg an die Wärme suche.
Kurze Verpflegung, trockene Keider anziehen und auf geht’s. Nachhause.
Ein herzliches Dankeschön an Supporter Chrigel. Seine Premiere. Er hat das sehr gut gemeistert und
war mir ein ganz sicherer Rückhalt während des Rennens. An Tagen mit so schlechten
Wetterprognosen eine unbezahlbare Stütze.
Ein Merci an alle meine Fans entlang der Strecke.
Ein riesiges Merci an meine lieben Familien-Fans entlang der Strecke!!!
Und das grösste Merci geht an meine Familie. Silvia musste nun schon zum 8. Mal einen Inferno-
Athleten im Vorfeld und am Rennen unterstützen. Silvia – Du bist einmalig!!! Und Anja und Sara
haben mich so toll angefeuert – mit ihren härzigen T-Shirts und zurufen!
Danke auch an Bennie – es ist auch nach 8 Jahren cool ein Ad Extremumler zu sein!
Fazit:
Es war ein solides Rennen. Leider machten die Beine nicht ganz so mit wie ich mir das erhofft habe.
Das Ziel zu finishen stand über einer schnellen Zeit. Ich habe recht viel Zeit in die Wechselzonen und
die Kleiderwahl investiert und bin das Rennen bewusst „langsam“ angegangen um dann gegen Ende
zuzulegen. Dies ist mir gelungen. Ich konnte erstmals die Strecke ab Mürren ordentlich geniessen,
aber die bis da „verlorene“ Zeit nicht wieder gut machen. Aber „verlorenen“ Zeit traure ich nicht
nach. Ich bin einfach stolz, zum 8. Mal das Schilthorn erreicht zu haben.