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Ernst Toller – politischer Aktivist und Literat Rezension von: Ernst Toller. Sämtliche Werke. Kritische Ausgabe, im Auftrag der Ernst-Toller-Gesellschaft, hrsg. von D. Distl u. a., Wallstein Verlag, Göttingen 2014, 6 Bände im Schuber, zus. 4.304 Seiten, gebunden, A 289; ISBN 978-3-835-31335-4. Ernst Toller, in den 1920er-Jahren der bekannteste lebende deutsche Drama- tiker und im Exil eine der wichtigsten Persönlichkeiten des anderen, demo- kratischen Deutschland, ist heute weit- gehend vergessen – zu Unrecht, wie die vorliegende kritische und kommen- tierte Werkausgabe deutlich macht. Toller wurde 1893 als Sohn eines jü- dischen Getreidehändlers in Samot- schin in der preußischen Provinz Po- sen geboren. In seinen jungen Jahren litt er, wie er in seiner berühmten, 1933 im Exil erschienenen Autobiografie „Eine Jugend in Deutschland“ bekann- te, stark unter dem Gefühl, ein Außen- seiter zu sein. Er reagierte wie viele seiner jüdischen Altersgenossen mit Überanpassung: Im August 1914 mel- dete er sich freiwillig zum Kriegsein- satz. Von März 1915 bis Mai 1916 musste Toller die Grauen des Stellungskriegs an der Westfront, u. a. bei Verdun, erle- ben. Nach einem völligen physischen und psychischen Zusammenbruch wurde er 1917 als nicht mehr verwen- dungsfähig aus dem Heer entlassen und konnte ein Studium beginnen. Aus dem idealistischen Kriegsfreiwilligen war längst ein radikaler Kriegsgegner geworden. Im Herbst 1917 schloss sich Toller an der Universität Heidelberg, wo er Nationalökonomie studierte, einer be- reits bestehenden pazifistischen Stu- dentengruppe um die österreichische Sozialistin Käthe Pick (später Leichter) an. Toller scheint rasch zum Mittel- punkt des Kreises geworden zu sein, der deutschlandweit mit pazifistischen und kulturpolitischen Verlautbarungen von sich reden machte. Ein Aufruf ge- gen die ultranationalistische Deutsche Vaterlandspartei hatte eine reichsweit geführte Kampagne rechtsnationaler Studenten gegen Toller und seinen Kreis zur Folge, die letztlich zur Auflö- sung der Gruppe durch die hellhörig gewordene Exekutive führte. In dieser Phase war Toller stark von dem politischen Theoretiker und Philo- sophen Gustav Landauer beeinflusst, vor allem von dessen „Aufruf zum So- zialismus“: Wer die gesellschaftlichen Verhältnisse ändern will, muss zu- nächst sich selbst ändern, lautete eine dessen Hauptbotschaften. Genau die- se Botschaft lässt Toller den Protago- nisten Friedrich in seinem Stationen- drama „Die Wandlung“ (1917/18) ver- künden, in dem der Autor auch seine eigene Wandlung als Läuterungspro- zess darlegte. (Dieser Bühnenerstling, der heute als eines der Schlüsselwerke des deutschen Expressionismus gilt, wurde im September 1919 in Berlin mit großem Erfolg uraufgeführt.) Anfang 1918 ging Toller nach Mün- chen, wo er sich in der von Kurt Eisner und der USPD organisierten Protest- bewegung engagierte, die im Rahmen der reichsweiten Januarstreiks in der Rüstungsindustrie für ein rasches Ende des Kriegs demonstrierte. Am 7./8.11.1918 wurde in Bayern die Monarchie gestürzt. Kurt Eisner von der USPD rief den „Freien Volksstaat“ 316 Wirtschaft und Gesellschaft 41. Jahrgang (2015), Heft 2

Ernst Toller – politischer Aktivist und Literat · („Ernst Toller. Ein Leben in Deutsch-land“, Göttingen 1993, engl. Orig. 1990). Dieser zeigt zum einen Tollers literarische

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Ernst Toller –politischer Aktivist und LiteratRezension von: Ernst Toller. SämtlicheWerke. Kritische Ausgabe, im Auftrag

der Ernst-Toller-Gesellschaft,hrsg. von D. Distl u. a., Wallstein Verlag,

Göttingen 2014, 6 Bände im Schuber,zus. 4.304 Seiten, gebunden, A 289;

ISBN 978-3-835-31335-4.

Ernst Toller, in den 1920er-Jahren derbekannteste lebende deutsche Drama-tiker und im Exil eine der wichtigstenPersönlichkeiten des anderen, demo-kratischen Deutschland, ist heute weit-gehend vergessen – zu Unrecht, wiedie vorliegende kritische und kommen-tierte Werkausgabe deutlich macht.

Toller wurde 1893 als Sohn eines jü-dischen Getreidehändlers in Samot-schin in der preußischen Provinz Po-sen geboren. In seinen jungen Jahrenlitt er, wie er in seiner berühmten, 1933im Exil erschienenen Autobiografie„Eine Jugend in Deutschland“ bekann-te, stark unter dem Gefühl, ein Außen-seiter zu sein. Er reagierte wie vieleseiner jüdischen Altersgenossen mitÜberanpassung: Im August 1914 mel-dete er sich freiwillig zum Kriegsein-satz.

Von März 1915 bis Mai 1916 mussteToller die Grauen des Stellungskriegsan der Westfront, u. a. bei Verdun, erle-ben. Nach einem völligen physischenund psychischen Zusammenbruchwurde er 1917 als nicht mehr verwen-dungsfähig aus dem Heer entlassenund konnte ein Studium beginnen. Ausdem idealistischen Kriegsfreiwilligenwar längst ein radikaler Kriegsgegnergeworden.

Im Herbst 1917 schloss sich Tolleran der Universität Heidelberg, wo erNationalökonomie studierte, einer be-reits bestehenden pazifistischen Stu-dentengruppe um die österreichischeSozialistin Käthe Pick (später Leichter)an. Toller scheint rasch zum Mittel-punkt des Kreises geworden zu sein,der deutschlandweit mit pazifistischenund kulturpolitischen Verlautbarungenvon sich reden machte. Ein Aufruf ge-gen die ultranationalistische DeutscheVaterlandspartei hatte eine reichsweitgeführte Kampagne rechtsnationalerStudenten gegen Toller und seinenKreis zur Folge, die letztlich zur Auflö-sung der Gruppe durch die hellhöriggewordene Exekutive führte.

In dieser Phase war Toller stark vondem politischen Theoretiker und Philo-sophen Gustav Landauer beeinflusst,vor allem von dessen „Aufruf zum So-zialismus“: Wer die gesellschaftlichenVerhältnisse ändern will, muss zu-nächst sich selbst ändern, lautete einedessen Hauptbotschaften. Genau die-se Botschaft lässt Toller den Protago-nisten Friedrich in seinem Stationen-drama „Die Wandlung“ (1917/18) ver-künden, in dem der Autor auch seineeigene Wandlung als Läuterungspro-zess darlegte. (Dieser Bühnenerstling,der heute als eines der Schlüsselwerkedes deutschen Expressionismus gilt,wurde im September 1919 in Berlin mitgroßem Erfolg uraufgeführt.)

Anfang 1918 ging Toller nach Mün-chen, wo er sich in der von Kurt Eisnerund der USPD organisierten Protest-bewegung engagierte, die im Rahmender reichsweiten Januarstreiks in derRüstungsindustrie für ein raschesEnde des Kriegs demonstrierte.

Am 7./8.11.1918 wurde in Bayern dieMonarchie gestürzt. Kurt Eisner vonder USPD rief den „Freien Volksstaat“

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aus. In der ersten Phase der bayeri-schen Revolution, die bis zu EisnersErmordung am 21.2.1919 währte,stand dieser als provisorischer Minis-terpräsident einer Revolutionsregie-rung vor, die jedoch von Vertretern derMSPD dominiert wurde. Die beidenFlügel der Sozialdemokratie warenuneins über die Form der zu errichten-den Demokratie: Während die USPDeine Rätedemokratie bevorzugte, inder das Elektorat weisungsgebundeneVertreter – die Arbeiter-, Bauern- undSoldatenräte – wählt, die ihnen perma-nent Rechenschaft schuldig sind unddie sie jederzeit wieder abberufen kön-nen, beabsichtigte die MSPD die Ein-führung einer parlamentarischen De-mokratie.

Mit der Landtagswahl vom 12.1.1919schien die Frage der Staatsform zu-gunsten der parlamentarischen Demo-kratie entschieden zu sein. Doch nachder Ermordung Eisners war alles wie-der offen. In der zweiten Revolutions-phase lag die faktische Macht bei ei-nem neu gebildeten Zentralrat unterder Führung Ernst Niekischs und demin München tagenden Kongress derArbeiter-, Bauern- und Soldatenräte.Diese Phase endete am 17./18.3.1919mit dem Wiederzusammentreten desLandtags und dessen Wahl einer par-lamentarisch legitimierten Landesre-gierung unter dem MSPD-Ministerprä-sidenten Johannes Hoffmann.

Ernst Toller zählte von Beginn an zuden Befürwortern des Rätesystems.Zwischen Mitte November 1918 undEnde April 1919 bekleidete er in denunterschiedlichen Revolutions- undRätegremien zahlreiche Ämter undFunktionen, hatte zeitweise sogar füh-rende Positionen inne. Er gehörte zuder kleinen Gruppe der revolutionärenAvantgarde um Kurt Eisner, Erich Müh-

sam, Gustav Landauer und späterauch Max Levien.

Toller war u. a. Mitglied im MünchnerArbeiterrat, der sich Anfang Dezember1918 als lokale, basisdemokratisch le-gitimierte Räte-Vertretung der Arbei-terschaft Münchens bildete und sichals die eigentliche Vertretung derWerktätigen aus den örtlichen Betrie-ben verstand. Dem Aktionsausschuss,der als oberste Koordinierungsinstanzder drei berufsständisch definiertenRätegruppen fungieren sollte, gehörteToller als Repräsentant der Arbeiterrä-te an.

Die dritte Revolutionsphase begannmit der Proklamation der Räterepublikam 6./7.4.1919. Die nach Bambergausgewichene Landesregierung Hoff-mann leitete von dort aus die Nieder-schlagung der Räteherrschaft ein. In-nerhalb der isolierten Münchner Räte-republik verschärfte sich der Macht-kampf zwischen Linkssozialisten undAnarchisten einerseits und Kommunis-ten andererseits.

Der sog. Palmsonntagsputsch vom13.4.1919 schließlich führte zur Ablö-sung der ersten Räterepublik durcheine zweite unter kommunistischerFührung. Toller gehörte sowohl derRegierung der ersten als auch jenerder zweiten Räterepublik an. Er verfüg-te offensichtlich über großen Rückhaltbei den Arbeiter- und Soldatenräten.

Nach äußerst blutigen Kämpfenbeendeten die Truppen der Landesre-gierung und die mit ihnen kämpfendenFreikorpsverbände am 2.5.1919 dievierte und letzte Phase der bayeri-schen Revolution. Es folgte der „weißeTerror“ der Freikorps in München: Hun-derte von Arbeitern wurden erschos-sen, Landauer erschlagen. Tollerkonnte rechtzeitig untertauchen, wurdejedoch nach einigen Wochen aufge-

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spürt und im Juli 1919 zu fünf JahrenFestungshaft verurteilt.

Obwohl Toller sehr unter den Härtendes Strafvollzugs litt (die in markantemKontrast zu den Privilegien standen,die der Putschist des Jahres 1923,Adolf Hitler, auf Landsberg genoss),war er in dieser Zeit schriftstellerischhoch produktiv. In rascher Folge ent-standen die vier Dramen „MasseMensch“, „Die Maschinenstürmer“,„Hinkemann“ und „Der entfesselte Wo-tan“. Schon frühzeitig erkannte Tollerdie Gefahren, die von Hitler und denNationalsozialisten ausgingen. Die Ko-mödie „Der entfesselte Wotan“ aus1923 handelt vom Aufstieg und Falldes größenwahnsinnigen Barbiers Wil-helm Dietrich Wotan. Sie hat unver-kennbar Hitler im Visier, dessen steileKarriere in der rechtsextremen SzeneBayerns durch den gescheiterten„Marsch auf die Feldherrnhalle“ im No-vember 1923 zunächst ein jähes Endefand.

Angesichts der öffentlichen Aufmerk-samkeit für den Inhaftierten bot diebayerische Landesregierung Toller1920 die Begnadigung an, welche die-ser jedoch mit der Begründung ablehn-te, dass er gegenüber den anderenGefangenen nicht bevorzugt werdenwolle, nachdem seine Forderung nacheiner allgemeinen Amnestie für alleRevolutionäre der Räterepublik sichals unrealistisch herausgestellt hatte.

Im Juli 1924 wurde Toller aus derHaft entlassen. Seine revolutionären,expressionistischen Dichtungen erreg-ten nach wie vor großes Aufsehen.1927 eröffnete die Piscator-Bühne imBerliner Theater am Nollendorfplatz,die zum Inbegriff des deutschen Avant-gardetheaters der 1920er-Jahre wur-de, mit seiner Geschichtsrevue „Hopp-la, wir leben!“.

Die „Justiz-Erlebnisse“ (1927) sindnur mit großer Vorsicht als Teil einerAutobiografie zu lesen, weil „Toller sichselbst und andere zum Exempel dafürmacht, dass Politik und Justiz in derWeimarer Republik, insbesondere inBayern, einseitig gegen politisch linksstehende Bürger und Bürgerinnen vor-gehen, insbesondere gegen jene So-zialisten und Sozialdemokraten, die anden Versuchen beteiligt waren, eineRäterepublik zu gründen“ (S. 637f).

Tollers Rolle im geistigen und politi-schen Leben in der Spätphase derWeimarer Republik wurde gründlich er-forscht von seinem Biografen, dem bri-tischen Germanisten Richard Dove(„Ernst Toller. Ein Leben in Deutsch-land“, Göttingen 1993, engl. Orig.1990). Dieser zeigt zum einen Tollersliterarische Entwicklung vom Expres-sionismus zum „dokumentarischenRealismus“, zum anderen dessen poli-tisches Engagement für die wenig ge-liebte, aber doch für verteidigungswertgehaltene demokratische Republik.

Nach den Reichstagswahlen vomSeptember 1930, bei denen dieNSDAP 6,4 Mio. Stimmen erhielt undinfolgedessen mit einem Stimmenan-teil von 18,3% (nach nur 2,6% im Mai1928!) zur zweitstärksten Partei auf-stieg, veröffentlichte Toller in der vonCarl von Ossietzky herausgegebenenWochenzeitschrift „Weltbühne“ einenprophetischen Artikel unter dem Titel„Reichskanzler Hitler“. Darin wies erdie von vielen Linken geteilte Vorstel-lung, Hitler werde, einmal an derMacht, bald verspielen, als gefährlicheIllusion zurück.

Nach der Machtübernahme Hitlershatte Toller, der auf den Verhaftungs-listen der Nazis zweifellos sehr weitoben stand, Glück insofern, als er denSA-Häschern, die in der Nacht des

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Reichstagsbrands vom 27. auf den 28.Februar 1933 in seiner Wohnung ein-drangen, nicht in die Hände fiel: Zufäl-lig währte er in diesen Tagen zu Vor-tragszwecken in der Schweiz. SeineStücke wurden in der Folge verboten,seine Bücher verbrannt, sein Eigentumbeschlagnahmt.

Tollers berühmte Autobiografie „EineJugend in Deutschland“ musste bereitsim Ausland erscheinen, war eines derersten Bücher des Exilverlags Queridoin Amsterdam von Tollers BekanntemFritz H. Landshoff. Die Einleitung derErstausgabe schließt mit der Datums-angabe „Am Tag der Bücherverbren-nung meiner Bücher in Deutschland“(10.5.1933). In der fesselnden Lebens-darstellung schildert Toller seine Ju-gend, die durch die Kriegserlebnissebedingte Wandlung vom Kriegsbegeis-terten zum Pazifisten und seine Beteili-gung an den Jännerstreiks, an der Re-volution in München und an den Räte-republiken.

Der Autor erzählt im Präsens, wo-durch das erzählerische Ich ganz nahean das handelnde Ich heranrückt. Er-lebnis und eigene Beobachtungen ei-nerseits und die nachträglichen Refle-xionen andererseits gehen daher naht-los ineinander über. Auch diesem Buchwird man in seiner Vielschichtigkeitnicht gerecht, wenn man es allein alsautobiografische Rechtfertigung undals historische Quelle betrachtet.„Denn Tollers Erzähler-Ich begreift sichimmer als Erzählinstanz mit autonomerIntention.“ (S. 675) Mit dem Buch doku-mentierte Toller den Willen des linkenund demokratischen Exils, außerhalbDeutschlands wahrgenommen zu wer-den, und erzielte einen großen Ver-kaufserfolg.

Im Mai 1933 konnte Toller als Gast-mitglied der britischen Delegation am

Internationale PEN-Kongress in Du-brovnik teilnehmen. Er hielt dort eineaufsehenerregende Rede, in der erdas Naziregime als einen „Ausbruchdes Wahnsinns und der Barbarei“ an-prangerte. Als Konsequenz diesesAuftritts avancierte Toller weithin zu ei-ner Symbolfigur des „anderenDeutschland“, für das die Exiloppositi-on einstehen wollte.

Richard Dove ermittelte, dass Tollerin den Jahren seines Exils in derSchweiz, in Frankreich, in Großbritan-nien und schließlich in den USA über200 Ansprachen, Vorträge und Rund-funkreden hielt. Längst hatte er dem ri-gorosen Pazifismus abgeschworenund warnte vor nachgiebiger Haltunggegenüber dem nationalsozialisti-schen Deutschland: Der Krieg derBraunen gegen den inneren Feind seinur das Vorspiel des Krieges gegenäußere Feinde. Bei den Appeasement-Politikern der westlichen Mächte stie-ßen diese Worte allerdings auf taubeOhren.

Erbittert wetterte Toller insbesonderegegen die Nichteinmischung Frank-reichs und Großbritanniens in Bezugauf die Militärrevolte in Spanien undden folgenden Bürgerkrieg. 1938 hieltsich Toller rund sechs Wochen im re-publikanischen Spanien auf, in Barce-lona, im belagerten Madrid und an derEbro-Front. Diese unmittelbarenKriegserlebnisse veranlassten ihn zudem praktischen Versuch, eine inter-nationale Hilfsaktion für die hungerndespanische Zivilbevölkerung auf beidenSeiten der Frontlinie zu organisieren.

Im kalifornischen Exil wurde Tollernicht heimisch. Der Versuch, sich alsDrehbuchautor in Hollywood zu eta-blieren, scheiterte, und seine Ehe miteiner viel jüngeren Schauspielerin zer-brach. In zunehmendem Maße litt Tol-

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ler unter schweren Depressionen.1939 beging er in New York Selbst-mord.

Diese deutlich erweiterte und revi-dierte Werkausgabe schließt auchzahlreiche wieder oder neu entdeckteTexte und Fassungen ein, die in derWerkausgabe von 1978 nicht aufschie-nen. Die Bände 1 und 2 enthalten dieBühnenwerke, Band 3 die autobiografi-schen Werke, kleine Prosa sowie Ge-sprächs- und Verhörprotokolle, die

Bände 4.1 und 4.2 Aufrufe, Flugblätter,Aufsätze, Kommentare und Reisere-portagen, der Band 5 Gedichte, Erzäh-lungen und Hörspiele. Damit ist TollersGesamtwerk erstmals kritisch editiertund ausführlich kommentiert. DemWallstein Verlag sei für das Wagnis ge-dankt, die Werke eines in Vergessen-heit geratenen Autors neu und umfas-send zu präsentieren.

Martin Mailberg

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Der EU-Beitritt 1995 hatte tiefgehenden Einfluss auf wirtschaftliche und politische Pro-zesse in Österreich. Die Politische Ökonomie Österreichs bietet einen kritischen Überblicküber Veränderungen und Kontinuitäten derpolitischen und gesellschaftlichen Entwicklun-gen der letzten 20 Jahre.Das Buch geht folgenden Fragen nach: Wie hat sich die Struktur der Wirtschaftssektorenverändert? Ist das Osteuropa-Engagement der österreichischen Unternehmen eine Erfolgs-geschichte? Welche politischen Kräfteverhältnisse haben diese Entwicklungen vorangetrie-ben? In welche Richtung haben sich die Budget- und Geldpolitik entwickelt? Wie sieht dieSozialpartnerschaft heute aus? Welche Tendenzen lassen sich in der Gleichstellungs- undMigrationspolitik feststellen? Wie hat sich die Verteilung von Einkommen und Vermögengeändert?Die AutorInnen dieses Sammelbandes geben einen ebenso umfassenden wie anschaulichenÜberblick über zentrale Entwicklungslinien in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft und prä-sentieren auch detaillierte empirische Befunde.

Das Buch ist im Mandel-baum-Verlag erschienenund im Fachhandel oderim Internet viawww.beigewum.at bzw.www.besserewelt.at zubeziehen.