40
EUREGIO 2020 Grenzüberschreitende Zusammenarbeit Unsere Strategie für morgen | Onze strategie voor morgen Grensoverschrijdende samenwerking

EUR120109 Strategie2020-DE RZgroße Projekte viele kleine Schritte voraus setzen, die z.B. im Rahmen sozialkultureller Begegnungen entstehen können. Zusätzlich sollen verstärkt

  • Upload
    others

  • View
    1

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

1

EUREGIO 2020

Grenzüberschreitende

Zusammenarbeit

Unsere Strategie für morgen | Onze strategie voor morgen

Grensoverschrijdende

samenwerking

EUR120109 Strategie2020-DE_RZ.indd 1 09.01.12 16:32

2

_ EInlEItUnG1

EUR120109 Strategie2020-DE_RZ.indd 2 09.01.12 16:32

3

traumziel? Zusammenleben ohne Barrieren!

Der Anlass

Um zukunftsfähig zu bleiben, überprüfen wir regel-

mäßig unsere Entwicklungsstrategie. Die Entschei-

dung, die Strategie zum jetzigen Zeitpunkt zu be-

stimmen und auf den Horizont 2020 auszurichten,

hängt eng zusammen mit den Vorbereitungen auf

die neue Förderperiode der EU sowie mit der Dring-

lichkeit verschiedener globaler Herausforderungen

wie z.B. Klimawandel, Globalisierung, digitale und

Wissensökonomie sowie demografischer Wandel.

Mit „EUREGIO 2020“ haben wir ein strategisches

Konzept entwickelt, das aufzeigt, wie wir, eingebet-

tet in diesen Rahmen, die grenzüberschreitende

Zusammenarbeit nutzen können, um unserer Vision

„eines“ Versorgungsgebietes näher zu kommen.

Als grenzüberschreitender Zusammenschluss von 130 deutschen und niederländischen Gemeinden, Städten und Kreisen fördert die EUREGIO seit über 50 Jahren die grenz-überschreitende Zusammenarbeit. „EUREGIO 2020“ be-schreibt die Strategie sowie die Prioritäten unserer Arbeit in den nächsten zehn Jahren.

Der Prozess

Das vorliegende Papier „EUREGIO 2020“ ist in

einem euregionalen Beteiligungs- und Abstim-

mungsprozess entstanden und unter Beachtung

der strategischen Dokumente unserer Mitglieder

(u.a. Achterhoek Agenda 2020, Kompass 2025 Kreis

Borken, strategische Ziele des Kreises Coesfeld,

Zukunftsforen Wirtschaft 2020 Landkreis Grafschaft

Bentheim, ISM Münster, Entwurf des Regionalplans

Münsterland, Stadtentwicklungskonzept Osnabrück,

Strategiepapier 2011 Landkreis Osnabrück, Kreis-

entwicklungsprogramm 2020 Kreis Steinfurt, De

agenda van Twente, Auf dem Weg ins Zukunftsland

der Regionale 2016). Dabei lag der Fokus insbeson-

dere auf gemeinsamen Themen und Entwicklungs-

zielen, sowie auf besonderen Chancen, die durch

eine grenzüberschreitende Perspektive entstehen.

Wenn möglich erfolgte auch ein Abgleich bzw. eine

Orientierung an den strategischen Vorstellungen

der EU, und insbesondere mit „Europa 2020“, das

auf ein intelligentes, nachhaltiges und integratives

Wachstum abzielt.

1. Einleitung

EUR120109 Strategie2020-DE_RZ.indd 3 09.01.12 16:32

4

Im Herbst 2010 hat die Geschäftsstelle unter Beteili-

gung der Mitarbeiter den Entwurf eines Strategiepa-

piers vorgelegt, der die Grundlage für die Diskussi-

on in den EUREGIO-Gremien war. Zum einen hat

der erweiterte Vorstand in drei Sitzungen (Novem-

ber 2010, Mai 2011 und Oktober 2011) intensiv

über zukünftige Strategien und prioritäre Themen

diskutiert, zum anderen haben die EUREGIO-Fach-

arbeitskreise (Winter 2010/2011) das Strategiepapier

beraten. Am 11.11.11. hat der EUREGIO-Rat dieses

strategische Konzept beraten und beschlossen.

Das strategische Konzept

Das Strategiepapier ist bewusst in der „Wir-Form“

geschrieben, um deutlich zu machen, dass die EU-

REGIO aus vielen Mitgliedern und Gremien besteht,

die ein gemeinsames Ziel verfolgen und um so die

Identifikation mit der euregionalen Zusammenarbeit

zu stärken.

Nach einem einleitenden Kapitel zur Strategie

folgen drei Kapitel zu den Schwerpunktthemen

„Nachhaltige Raumentwicklung“, „Wirtschaft“ und

„Gesellschaftliche Entwicklung“, die wiederum

in mehrere Themenfelder aufgeteilt sind. Darin

werden die heutige Situation („Wo stehen wir?“),

die gewünschte zukünftige Situation („Wo wollen

wir hin?“) und mögliche Handlungsoptionen („Was

werden wir dafür tun?“) beschrieben.

Die weiteren Schritte

Um die Akzeptanz der Strategie und das Engage-

ment potenzieller Akteure zu erhöhen, wäre eine

weitere Ausgestaltung der Strategie durch die

Erarbeitung eines ausführlicheren grenzüberschrei-

tenden Entwicklungskonzeptes für die EUREGIO

erforderlich. Hierzu wird die Geschäftsstelle eine

weitere Vertiefung der Analyse (u.a. statistische

Daten1, Stärken-Schwächen-Chancen-Risiken und

Entwicklungstrends) und die Konkretisierung der

Handlungsvorschläge unter Beteiligung der Mitglie-

der und der regionalen Partner voran treiben.

1 Im Rahmen des von der AGEG koordinier-ten ESPON-Projektes “ULYSSES” erhalten wir Anfang/Mitte 2012 ein aktuelles Data Fact Sheet mit Indikatoren, die für die regionale Entwicklung von Bedeutung sind.

1. Einleitung

EUR120109 Strategie2020-DE_RZ.indd 4 09.01.12 16:32

5

Inhalt

1. Einleitung 02

2. Die Strategie 06

3. nachhaltige Raumentwicklung 12

3.1. Raumentwicklung 14

3.2. Infrastruktur und Verkehr 16

3.3. Energie 18

4. Wirtschaft 20

4.1. Innovation und Wissenstransfer in KMU 22

4.2. Arbeitsmarkt und Qualifizierung 24

4.3. Tourismus 26

5. Gesellschaftliche Entwicklung 28

5.1. Schulische Bildung 30

5.2. Sozialkulturelle Begegnungen 32

5.3. Gesundheitsversorgung 34

5.4. Öffentliche Sicherheit 36

6. Schlusswort 38

EUR120109 Strategie2020-DE_RZ.indd 5 09.01.12 16:32

6

_ DIE StRAtEGIE2

EUR120109 Strategie2020-DE_RZ.indd 6 09.01.12 16:32

7

Warum überhaupt grenzüberschreitende Zusammenarbeit?

Auch trotz Fortschritten und Erfolgen in fünf

Jahrzehnten grenzüberschreitender Zusammenar-

beit und 20 Jahren INTERREG-Programm gibt es

immer noch grenzbedingte Standortnachteile und

Hindernisse für die Entwicklung der Region, der

Wirtschaft und der Menschen, die sich durch eine

verstärkte Integration des Raumes abbauen lassen.

Es sind noch lange nicht alle grenzüberschreitenden

Potenziale genutzt und alle grenzüberschreitenden

Probleme beseitigt.

In den ersten Jahrzehnten waren die Völkerverstän-

digung und das friedliche Zusammenleben mit den

Nachbarn sowie die Bekämpfung der typischen

Strukturschwäche von Grenzregionen wichtige

Motoren für gemeinsame Aktivitäten. Heute ist

das Instrument der (regionalen) Kooperation weit

verbreitet und die Teilregionen und Akteure in der

EUREGIO nutzen es in vielfältiger Weise, nicht nur

grenzüberschreitend. Ursache sind die veränderten

gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, politischen und

technologischen Rahmenbedingungen. Die Globa-

lisierung und der demografische Wandel führen zu

Durch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit und die sozialkulturelle, wirtschaftliche und regionale Integration leis-ten wir als EUREGIO schon immer einen Beitrag zur positiven Standortentwicklung unserer Region sowie zur europäischen Integration. Allerdings hat es im Laufe der Zeit Veränderungen in der Notwendigkeit zur Zusammenarbeit gegeben.

einem stärkeren Wettbewerb der Kommunen und

Regionen um Einwohner, Arbeitskräfte und Unter-

nehmen. Auch das Raumempfinden der Menschen

hat sich verändert: es ist normal geworden, dass

man nicht alle seine Grundbedürfnisse am Wohnort

stillt, sondern z.T. weite Wege in Kauf nimmt, um an

die Ausbildungsstätte und den Arbeitsplatz zu kom-

men oder um ein attraktives Freizeit- und Kulturan-

gebot zu nutzen. Dadurch wird die Attraktivität von

Regionen immer wichtiger. Frühzeitiges Handeln ist

hierbei elementar; Regionen, die zu spät reagie-

ren, werden zu den Verlierern gehören. Und für

Grenzregionen gilt: sie müssen auch das Potenzial

der Nachbarn auf der anderen Seite der Grenze

einbeziehen und die daraus entstehenden Chancen

aufzeigen. Wenn sie das nicht machen, lassen sie

einen wichtigen Standortfaktor ungenutzt liegen

und sowohl die Wirtschaft als auch die Menschen

werden dies als Mangel an Attraktivität erfahren.

2. Die Strategie

EUR120109 Strategie2020-DE_RZ.indd 7 09.01.12 16:32

8

Weshalb die Vision „eines“ Versorgungsgebietes?

Diese Zusammenhänge haben wir erkannt und

setzen daher genau dort an: gemeinsam wollen wir

uns als starke Region behaupten und unsere Vision

verwirklichen: die starken Teilregionen wachsen zu

„einem“ Versorgungsgebiet zusammen, zu einem

integrierten und starken Lebens- und Wirtschafts-

raum, in dem die Grenze keine trennende und

hemmende Wirkung mehr entfaltet.

Wir sind davon überzeugt, dass die grenzüber-

schreitende Zusammenarbeit und die Entwicklung

der starken grenzüberschreitenden Region zu

„einem“ Versorgungsgebiet positive Effekte auf die

Entwicklung aller Teilregionen und deren Positio-

nierung im regionalen Wettbewerb haben werden.

Dieses wird verstärkt, wenn die Positionierung wo

möglich und politisch gewollt im Rahmen der EU-

REGIO abgestimmt wird

Die Vision „eines“ Versorgungsgebietes folgt auch

der Überzeugung, dass die EUREGIO Europa im

Kleinen ist. Bei uns vor Ort wird Europa spürbar

und erfahrbar. Wir setzen europäische Ziele und

Politiken um und bringen das oftmals abstrakte

Europa in konkretem Handeln zu den Bürgern. Der

Mehrwert der europäischen Integration wird auch

durch unsere Arbeit deutlich und hat unmittelba-

re Auswirkungen auf das Leben der Menschen in

unserer Region. Nach dem Motto „Grenzregionen

gestalten Europa“ leisten wir so einen Beitrag zur

europäischen Einigung und zum sozialen, wirt-

schaftlichen und territorialen Zusammenhalt.

Wie sieht die Strategie „EUREGIO 2020“

konkret aus?

Um die trennende Wirkung der Staatsgrenze zu

überwinden und als starke Teilregionen zu „einem“

Versorgungsgebiet zusammen zu wachsen, verfol-

gen wir ein gemeinsames integriertes Entwicklungs-

konzept, das alle Bereiche des Lebens einbezieht

und auf zwei Pfeilern basiert:

_ die Wirtschaftskraft und die lebensqualität

steigern sowie

_ die Integration des Gebietes vorantreiben.

Wir wissen, dass wir für Umsetzung dieses Konzep-

tes die Unterstützung insbesondere der Bundeslän-

der Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen und

der Provinzen Gelderland und Overijssel brauchen.

Unser Konzept unterteilt sich in drei inhaltliche

Schwerpunktbereiche, die wiederum in Themen-

felder aufgeteilt sind

_ nachhaltige Raumentwicklung (Raumentwicklung,

Infrastruktur und Verkehr sowie Energie)

_ Wirtschaft (Innovation in KMU, Arbeitsmarkt und

Qualifizierung, tourismus)

_ Gesellschaftliche Entwicklung (Schulische Bil-

dung, sozialkulturelle Begegnungen, Gesundheit,

Öffentliche Sicherheit)

Überall steht dabei im Vordergrund, die gemein-

samen Stärken des Gebietes zu bündeln und die

Synergieeffekte zu nutzen, die Nachteile der Grenze

und die Schwächen des Gebietes abzubauen, sich

auszutauschen und voneinander zu lernen. Dies

folgt der Überzeugung, gemeinsam stärker zu sein

und sich als gemeinsame Region im Wettbewerb

mit anderen Regionen besser positionieren zu kön-

nen. Wir wollen die Chancen nutzen, die in unserer

Region vorhanden sind und die uns die langjährigen

grenzüberschreitenden Kooperationsstrukturen

in der EUREGIO bieten. Wir wollen die gute und

erprobte Zusammenarbeit fortsetzen und in einigen

Aspekten verbessern. So streben wir statt vieler

Einzelmaßnahmen strukturelle und nachhaltige

Lösungen an (z.B. in der grenzüberschreitenden Ge-

sundheitsversorgung) und wollen es schaffen, auch

die gesellschaftliche und wirtschaftliche Basis in

2. Die Strategie

EUR120109 Strategie2020-DE_RZ.indd 8 09.01.12 16:32

9

unsere Aktivitäten einzubeziehen, um so ein echtes

„Bottom-up“ zu realisieren.

Wichtige Voraussetzung für diese Strategie und de-

ren Verwirklichung ist das gegenseitige Verständnis

beider Kulturen. Dieses setzt einen interkulturellen

Dialog voraus. Er beginnt bei sozial-kulturellen Be-

gegnungen und bildet die Basis für Großprojekte.

Wie setzen wir die Strategie um?

Die Vision „eines“ Versorgungsgebietes in einer

starken Region wird Realität, wenn die instituti-

onellen und rechtlichen Rahmenbedingungen es

zulassen und die Menschen in der EUREGIO ihre

Möglichkeiten rechtlich und tatsächlich über die

bisherige Grenze grenzenlos nutzen und verwirkli-

chen können.

Es ist unsere Aufgabe, dieses zu befördern und an-

dere (Kommunen, staatliche Behörden, Wirtschafts-

und Sozialpartner) bei deren Anstrengungen zu

unterstützen.

Dabei identifiziert die EUREGIO entsprechende

Themen. Sie trägt Informationen zusammen. Sie

verbreitet diese an potentiell Betroffene und Zu-

ständige und ermuntert diese, die Themen grenz-

überschreitend aufzugreifen. Sie fungiert für diese

Themen als Drehscheibe.

Die so gewonnenen Kontakte werden intensiviert

und zu Netzwerken weiterentwickelt. Hieraus

entstehen gemeinsame Projekte, wo grundsätzlich

mindestens ein niederländischer und ein deutscher

Partner inhaltlich, personell, organisatorisch und

finanziell zusammen arbeiten.

Diese Zusammenarbeit soll dann zu einer struktu-

rellen und nachhaltigen Zusammenarbeit weiterent-

wickelt werden.

Dazu nutzen und unterstützen wir vorrangig vor-

handene grenzüberschreitende Strukturen. Wenn

diese nicht ausreichend vorhanden sind, können

die Ressourcen (Personal, Sachmittel, Wissen) der

EUREGIO-Geschäftsstelle eingebracht werden,

wobei immer Synergien mit den Aktivitäten der Mit-

gliedskommunen und regionalen Partnern gesucht

werden.

Schließlich werden eigene Aktivitäten realisiert bis

hin zu Projekten, die über das eigene Gebiet hinaus

gehen, insbesondere im Zusammenwirken mit den

anderen deutsch-niederländischen Euregios.

Für die Projekte benötigen und nutzen wir Finan-

zierungsmöglichkeiten vor allem im Rahmen des

INTERREG-Programms, also Finanzbeiträge der EU,

der Bundesländer, des niederländischen Reiches

und der Provinzen. Hierzu sind Eigenbeiträge aus

der Region notwendig. Für kleinere soziokulturelle

Aktivitäten steht das EUREGIO-Mozer-Programm

zur Verfügung. Dieses nutzen wir sehr breit, weil

große Projekte viele kleine Schritte voraus setzen,

die z.B. im Rahmen sozialkultureller Begegnungen

entstehen können.

Zusätzlich sollen verstärkt andere Fördermöglichkei-

ten auf europäischer und nationaler Ebene erschlos-

sen werden, um die hier beschriebenen Ziele zu

erreichen.

Um die Fördermöglichkeiten gut nutzen zu können,

soll sich unsere Strategie in die strategischen Ent-

wicklungsziele der EU, der nationalen Regierungen,

der Bundesländer Niedersachsens und Nordrhein-

Westfalens und der Provinzen Gelderland und

Overijssel einfügen.

2. Die Strategie

EUR120109 Strategie2020-DE_RZ.indd 9 09.01.12 16:32

10

Wie sehen Aufgaben und Rolle der

EUREGIO konkret aus?

Wir, die EUREGIO, das sind die die Mitgliedskom-

munen, der EUREGIO-Rat und der Vorstand, die

Arbeitskreise und die Geschäftsstelle. Um unsere

Vision zu verwirklichen erfüllt jeder seine eigene

Rolle. Die EUREGIO soll weiterhin als Drehscheibe,

Plattform und Sprachrohr fungieren und ihre Rolle

in einigen Aspekten verstärken. Folgende Aktivitä-

ten sind leitend und werden je nach Erfordernis im

jeweiligen Themenfeld unterschiedlich gewichtet

und kombiniert:

_ netzwerkarbeit und Vernetzung der Akteure

im Raum

_ Förderung von grenzüberschreitenden Aktivitäten

und Projekten

_ Interessenvertretung der grenzüberschreitenden

Region

_ Beratungs- und Informationsdienstleistungen

_ Projektentwicklung und Projektmanagement

_ Erschließung von Fördermitteln für grenzüber-

schreitende Aktivitäten und Projekte

Da die EUREGIO ein Kommunalverband ist, neh-

men die interkommunale Zusammenarbeit und die

Interessen der kommunalen Mitglieder bei allen

Aktivitäten einen besonderen Stellenwert ein. Sie

setzen einen intensiven Kommunikationsprozess

der Gemeinden untereinander sowie der Gemein-

den mit der Geschäftsstelle voraus. Das Herausar-

beiten von gemeinsamen oder sich ergänzenden

Interessen ist dabei wesentlich.

Austausch und Zusammenarbeit mit anderen Part-

nern und Regionen sind Teil unserer Arbeitsweise.

Eine besondere Rolle spielen hierbei das Städtedrei-

eck MONT und unser Dachverband, die Arbeitsge-

meinschaft europäischer Grenzregionen (AGEG).

In diesem Zusammenhang hat das gegenseitige

Lernen und die Verbreitung von Erfahrungen in ganz

Europa eine zentrale Bedeutung.

Bei vielen o.g. Aktivitäten ist in erster Linie die

Geschäftsstelle als ausführendes Organ gefordert,

das die anderen Gremien und die regionalen Ak-

teure einbindet. Die kommunalen Repräsentanten

übernehmen im Rahmen der Mitgliedschaft die Ver-

antwortung, diese Arbeit in ihrem Wirkungsbereich

zu unterstützen. Dabei ist es von großer Bedeutung,

dass alle Mitglieder und Gremien unserer Orga-

nisation den Mehrwert und den Nutzen unserer

Existenz und Arbeit erkennen. Eine Verstärkung des

Binnenmarketings und der Mitgliederbindung sind

daher notwendig.

2. Die Strategie

EUR120109 Strategie2020-DE_RZ.indd 10 09.01.12 16:32

11

Was beinhaltet das Konzept genau?

Die folgenden Kapitel entsprechen dem inhaltli-

chen Aufbau des Konzeptes, der hier schematisch

dargestellt ist:

2. Die Strategie

Vision Strategie Schwerpunkte Themenfelder

„Ein”

Versorgungsgebiet

in einer starken

Region

Wirtschaftskraft

und lebensqualität

steigern

Integration

des Gebietes

vorantreiben

nachhaltige

Raumentwicklung

Wirtschaft

Gesellschaftliche

Entwicklung

Raumentwicklung

Infrastruktur und Verkehr

Energie

Innovation in KMU

Arbeitsmarkt und Qualifizierung

tourismus

Schulische Bildung

Sozialkulturelle Begegnungen

Gesundheitsversorgung

Öffentliche Sicherheit

EUR120109 Strategie2020-DE_RZ.indd 11 09.01.12 16:32

12

_ nAchhAltIGE RAUMEntWIcKlUnG

3

EUR120109 Strategie2020-DE_RZ.indd 12 09.01.12 16:32

133. Nachhaltige Raumentwicklung

Mehrere Regionen – ein Raum

Der demographische Wandel – also die Alterung,

Schrumpfung, Diversifizierung und die Mobilität

der Bevölkerung (Umzüge und Pendlerbeziehun-

gen) – betrifft auch die EUREGIO. Er hat erhebliche

Auswirkungen auf die verschiedensten kommunalen

und regionalen Handlungsfelder, die Wirtschaft, den

Arbeitsmarkt, das Gesundheitssystem und das Zu-

sammenleben. Entwicklungen wie Brain Drain und

Fachkräftemangel hängen eng damit zusammen.

Er ist damit einer der wichtigsten Einflussfaktoren

regionaler Entwicklung und erhöht den Konkurrenz-

druck unter den Gemeinden. Trotzdem oder gerade

deswegen ist Kooperation notwendig: voneinander

lernen, sich gegenseitig inspirieren, als Region ge-

meinsam attraktiv bleiben und sich gemeinsam im

europäischen Standortwettbewerb positionieren.

Das Ziel, ein gemeinsames, grenzüberschreitendes Versor-gungsgebiet zu schaffen, in der die Grenze keine trennende Wirkung mehr hat, macht konsequenterweise auch eine grenzüberschreitende Betrachtung des Gesamtraumes unter Berücksichtigung der grenzüberschreitenden Verflech-tungen unabdingbar. Nur so können die vorhandenen räumlichen Potenziale und Synergieeffekte identifiziert und genutzt werden.

Weitere Herausforderung für die Regionalent-

wicklung ist der Klimawandel und damit zusam-

menhängend die Klimaschutzpolitik. Sie erfordert

umfassende, regional abgestimmte Konzepte, die

verschiedene Handlungsfelder und Akteure einbe-

ziehen. Als wichtige grenzüberschreitende Hand-

lungsfelder für eine nachhaltige Raumentwicklung

erachten wir:

3.1 Raumentwicklung3.2 Infrastruktur

und Verkehr 3.3 Energie

EUR120109 Strategie2020-DE_RZ.indd 13 09.01.12 16:32

14

Wo stehen wir?

Die meisten Zentren haben beispielsweise ihre

Funktion jeweils nur auf der eigenen Seite der

Grenze, obwohl sie diese Funktion auch für das an-

grenzende Gebiet im Nachbarland haben könnten,

bzw. teilweise durch das Verhalten der Bevölkerung

auch schon haben. Dies gilt für das Oberzentrum

Netwerkstad Twente aber auch für Mittelzentren wie

Bocholt, Winterswijk, Nordhorn und Coevorden.

Obwohl es im Bereich der raumbedeutsamen Fach-

planungen gute Beispiele für grenzüberschreitende

Abstimmung und sogar Konzeptentwicklung gibt

(z.B. Vechtetalstrategie2) ist die grenzüberschreiten-

de Betrachtungsweise noch nicht überall ange-

kommen. So wären beispielsweise eine grenzüber-

greifende Krankenhausbedarfsplanung und eine

gemeinsame Verkehrsplanung sinnvoll.

Viele Kommunen, Kreise, regio’s und Provinzen in

der EUREGIO haben den demografischen Wandel

als wichtigen Einflussfaktor erkannt und bereiten

sich mit unterschiedlichen Aktivitäten und in Zu-

sammenarbeit mit vielen Akteuren auf die Zukunft

vor. Die EUREGIO unterstützt die grenzüberschrei-

tende interkommunale Zusammenarbeit und den

Erfahrungsaustausch seit 2006 insbesondere mit

einer Veranstaltungsreihe, dem forum demografie

und einem Projekt zu den Wanderungsbewegun-

gen3. Hauptsächlich ging es bislang um die Vernet-

zung wichtiger Akteure, die Sensibilisierung für das

3. Nachhaltige Raumentwicklung

3.1 Raumentwicklung

Für die Teilräume der EUREGIO liegen jeweils räumliche Ent-wicklungsdokumente vor, die sich in der Regel nur auf ihren Geltungsbereich beziehen. Teilraum-übergreifende oder gar grenzüberschreitende Abstimmung findet nur teilweise, u.a. in den D-NL ROK UK Nord und Süd, statt. Auch auf kommunaler Ebene gibt es grenzüberschreitenden Austausch und Entwicklungsprojekte, wie z.B. der Europark Coevorden/Emlichheim. Insgesamt fehlt aber eine umfassen-de grenzüberschreitende Betrachtung des Gesamtraums.

2 Das Projekt wurde gefördert im Rahmen des INTERREG IV A-Programms

3 Die Veranstaltungsreihe wurde gefördert im Rahmen des INTERREG IIIA-Programms; das Projekt zu den Wanderungsbewegungen „EUREGIO bewe(e)gt“ wird im Rahmen des INTERREG IV A- Programms realisiert.

EUR120109 Strategie2020-DE_RZ.indd 14 09.01.12 16:32

15

Thema und die Schaffung von grenzübergreifenden

Informationsgrundlagen.

Neben den querschnittsbezogenen Aktivitäten der

Kommunen gibt es in verschiedenen Themenfeldern

sektorale Aktivitäten, die sich der Herausforderung

bzw. Chance des Bevölkerungsstrukturwandels

annehmen. So wurden insbesondere im wirtschaft-

lichen und gesellschaftlichen Bereich grenzüber-

schreitende Projekte realisiert4.

Wo wollen wir hin?

Es ist deutlich, dass wir eine grenzüberschreitende

Betrachtungsweise des EUREGIO-Gebietes bei

allen räumlich relevanten Überlegungen, Planungen

und Aktivitäten brauchen, um konkret sichtbar zu

machen, wie die vorhandenen Potenziale effizi-

enter in Wert gesetzt und Synergieeffekte genutzt

werden können. Dieses dient der nachhaltigen

Regionalentwicklung, wobei wir unsere Position als

Raum mit geringen Umweltproblemen und hoher

Lebensqualität halten wollen. Der demografische

Wandel muss als bedeutender Einflussfaktor in

alle Entwicklungsszenarien einbezogen werden.

Hierbei sind die Abstimmung lokaler und regiona-

ler Handlungskonzepte, deren Einbettung in eine

großräumige euregionale Strategie, eine interdis-

ziplinäre Herangehensweise, interkommunale und

interregionale Kooperationen auf der Basis eines

guten Erfahrungsaustausches sowie eine gemeinsa-

me Positionierung notwendig.

Was sollten wir dafür tun?

Die Vorschläge leiten sich ab aus den besonderen

grenzüberschreitenden Potenzialen, die die Entwick-

lungsstrategien der Mitglieder ergänzen können. Im

Rahmen einer umfassenden euregionalen Diskussi-

on müssen sie kontinuierlich evaluiert und aktuali-

siert werden.

_ Erarbeitung eines grenzüberschreitenden Entwick-

lungskonzeptes5 für das EUREGIO-Gebiet, abge-

leitet aus den teilräumlichen Planungen und unter

Einbeziehung aller relevanten Akteure;

_ Grenzüberschreitende Betrachtung des Raumes

(z.B. zentralörtliche Funktionen und Infrastruktur)

und zumindest informelle Abstimmung der Raum-

planung; die EUREGIO unterstützt den frühzeitigen

proaktiven Informationsaustausch der Akteure und

bringt sich in die D-nl ROK UK nord und Süd ein;

_ Grenzüberschreitende Abstimmung raumbedeutsa-

mer Fachplanungen (z.B. Krankenhausbedarfspla-

nung); die EUREGIO sensibilisiert für das thema,

unterstützt die Vernetzung der zuständigen Akteure

und bietet eine Austauschplattform an;

_ Förderung des interkommunalen Informations-

und Erfahrungsaustausches sowie der interkom-

munalen Zusammenarbeit, auch mit dem Ziel der

grenzüberschreitenden Abstimmung der teilregio-

nalen Strategien, der Entwicklung euregionaler

Szenarien und von Aktivitäten und Projekten

insbesondere im Bereich des demografischen

Wandels; die EUREGIO übernimmt eine koordinie-

rende und unterstützende Rolle insbesondere im

Rahmen des forum demografie, des EUREGIO-

Mozer-Programms und verschiedener Projekte;

_ Realisierung grenzüberschreitender kommunaler

Planungs- und Baumaßnahmen, wie z.B. Gewerbe-

gebiete; die EUREGIO unterstützt die Vernetzung

der Akteure und bietet eine Austauschplattform an;

_ Vertretung der Interessen des Gesamtraumes

gegenüber unterschiedlichen Stellen und Akteuren;

die EUREGIO nimmt hier eine proaktive Rolle ein;

_ hinwirken auf die Generierung und Bereitstellung

von Daten auf nUtS-3-Ebene6, die bislang nur

national / überregional verfügbar sind;

3. Nachhaltige Raumentwicklung

4 In INTERREG IIIA ist insbesondere das Projekt „Grenzüberbrückendes Leben im Alter“ zu nennen, in INTERREG IV A sind dies die Projekte „Wohnen im Wandel“, „MIAS“ und „Migrations-leitbild“

5 Mit dem grenzüberschrei-tenden räumlichen Ent- wicklungskonzept werden bestehende Programme und Pläne (auf europäi-scher, nationaler und regionaler Ebene) ausgewertet, um eine euregionale, grenzüber-greifende Meinung über die mittel- und längerfris-tige Entwicklung des EUREGIO-Gebietes zu bilden und aus kommunal-regionaler Sicht räumliche Leitvorstellungen sowie ein konkretes Handlungs-konzept zu erarbeiten. Dieses Entwicklungs-konzept entfaltet keine rechtliche Bindungswir-kung sondern dient als freiwilliger Rahmen für die Akteure im Raum. Deshalb kann das Konzept nur mit Unterstützung der für die Raumordnung zuständi-gen Stellen erstellt werden.

6 Im Rahmen der Europäi-schen Systematik der statistischen Gebietsein-heiten bezeichnet NUTS-3 in Deutschland die Kreisebene.

EUR120109 Strategie2020-DE_RZ.indd 15 09.01.12 16:32

16 3. Nachhaltige Raumentwicklung

Wo stehen wir?

Einige Verkehrsprojekte konnten durch grenzüber-

schreitende Lobby- und Zusammenarbeit realisiert

werden. Keine gemeinsame Position gibt es hinge-

gen in der Frage der Reaktivierung des Flughafens

Twente7.

Im ÖPNV konnten zwar wichtige grenzüberschrei-

tende Lücken geschlossen werden8, es fehlen

aber grenzüberschreitende Zugverbindungen im

nördlichen (Nordhorn-Coevorden) und im südlichen

Teil der EUREGIO (Arnheim-Winterswijk-Münster).

Außerdem gibt es an vielen Stellen im EUREGIO-

Gebiet keine grenzüberschreitenden Busverbin-

dungen. Hinderlich sind zudem nicht bestehende

Übergangstarife oder auch, dass die OV-Chipkaart

nur in Verbindung mit einem niederländischem

Bankkonto genutzt werden kann.

Im Güterverkehr wird eine starke Zunahme prog-

nostiziert. Es haben sich mehrere Güterverkehrszen-

tren etabliert, u.a. auch der grenzüberschreitende

Europark Coevorden-Emlichheim. Während auf

niederländischer Seite ein weiterer Ausbau der Au-

tobahn A1 bis 2020 erfolgen soll, sind auf deutscher

3.2 Infrastruktur und Verkehr

Die Verkehrsverbindungen im EUREGIO-Gebiet wurden in den vergangenen Jahren ausgebaut und verbessert, sowohl hinsichtlich der regionalen Vernetzung als auch hinsichtlich der Anbindung an überregionale und europäische Transpor-tachsen. Allerdings hat die Verkehrsintensität auf Straße, Schiene und Wasserwegen (Personen und Güter) noch stär-ker zugenommen, wodurch sich infrastrukturelle Engpässe ergeben. Die fehlende Anbindung an das Hochgeschwindig-keitsnetz der Bahn stellt ebenfalls einen Mangel dar. Herausforderung ist die nachhaltige Entwicklung der Infrastruktur und des Verkehrs.

7 Die bestehenden kontro-versen Positionen sind bekannt und führen dazu, dass es bislang keine euregionale Position gibt. Bei einer Wiederinbetrieb-nahme des Flughafens Twente wird zu analysie-ren sein, welche Auswir-kungen dies auf die Regi-on hat und wie damit im Sinne einer nachhaltigen Raum- und Wirtschafts-entwicklung umgegangen werden kann.

8 Die EUREGIO-Bahn wurde im Rahmen des INTERREG IIIA-Pro-gramms gefördert, der Grenslandexpress im INTERREG IV A-Pro-gramm

EUR120109 Strategie2020-DE_RZ.indd 16 09.01.12 16:32

173. Nachhaltige Raumentwicklung

Seite keine nennenswerten Investitionen geplant.

Neben der fehlenden Verbindung des Twentekanals

zum Mittellandkanal über den Dortmund-Ems-

Kanal fehlt es an niederländischer Seite an adäqua-

ten Eisenbahntrassen und auf deutscher Seite an

Kapazität auf der Eisenbahnstrecke Minden-Haste.

Im Bereich der Informations- und Kommunikations-

infrastruktur konnten insbesondere durch grenz-

überschreitende Projekte auch Teile des ländlich

geprägten EUREGIO-Gebietes mit schnellen Inter-

netverbindungen (Glasfaser / Breitband) versorgt

werden9.

Wo wollen wir hin?

Wir wollen einen bedarfsgerechten Ausbau der Breit-

band- und Verkehrsinfrastruktur und der ÖPNV-

Angebote sowie der Entwicklung von logistischen

Knotenpunkten. Immer ist das Ziel eine nachhaltige

Verkehrsentwicklung, die den Standort stärkt und

die grenzüberschreitende Mobilität und Zusammen-

arbeit fördert. Dazu muss ein erheblicher Teil der

Zuwächse im Güterverkehr über die Verkehrsträger

Wasser und Schiene abgewickelt werden. Für die

Schienenverbindung aus dem Hafen Rotterdam wol-

len wir eine leistungsfähige Anbindung der Betuwe-

lijn an das Bahnnetz im Rheinland. Wir wollen eine

Anerkennung des Korridors Warschau-Berlin-EURE-

GIO-Amsterdam auf EU-Ebene (TEN) und dass die

fehlenden Verbindung des Twentekanals über den

Dortmund-Ems-Kanal an den Mittellandkanal als

Bedarf anerkannt wird. In enger Zusammenarbeit

mit den regionalen und nationalen Behörden muss

die EUREGIO an der Behebung heutiger und der

Vermeidung zukünftiger Engpässe arbeiten.

Was sollten wir dafür tun?

Die Vorschläge leiten sich ab aus den besonderen

grenzüberschreitenden Potenzialen, die die Entwick-

lungsstrategien der Mitglieder ergänzen können. Im

Rahmen einer umfassenden euregionalen Diskussi-

on müssen sie kontinuierlich überdacht, angepasst,

konkretisiert und weiter ausgearbeitet werden.

_ Entwicklung und Umsetzung eines umfassenden

grenzüberschreitenden Verkehrskonzeptes, das

in die allgemeine Raumentwicklung eingebettet

ist und besonders die Belange des Umwelt- und

Klimaschutzes, der berechtigten Interessen der

Anwohner stark frequentierter Verkehrswege sowie

der logistikbranche berücksichtigt; die EUREGIO

bietet eine Austauschplattform und koordinierende

Unterstützung an;

_ Unterstützung des Ausbaus der Verkehrsinfra-

struktur bzw. -angebote (z.B. 6-streifiger Ausbau

deutschen A1, der niederländischen A1 und der A30

zumindest im Raum Osnabrück, der Bau der n18/

A18, der B67n bei Dülmen sowie der weitere Aus-

bau dieser an die B51-B64 (Münster – Rheda-Wie-

denbrück), die dauerhafte Sicherung der regionalen

Zugverbindung hengelo-Rheine, der Anschluss

der Stadt nordhorn an den SPnV, der Ausbau des

Dortmund-Ems-Kanals und die Planung einer Ver-

bindung zwischen Mittelland- und twentekanal);

die EUREGIO betreibt hierfür entsprechende lob-

byarbeit und unterstützt die handelnden Akteure,

insbesondere bei der Vorbereitung der Projekte;

_ Grenzüberschreitende Abstimmung der tarife im

ÖPnV bzw. Einführung eines grenzüberschreiten-

den tarifes; die EUREGIO betreibt hierfür entspre-

chende lobbyarbeit und unterstützt die handeln-

den Akteure, insbesondere bei der Vorbereitung der

Projekte;

_ Versorgung des EUREGIO-Gebietes mit Breitband-

infrastruktur;

9 Dies insbesondere durch die INTERREG IIIA-Projek-te „NDIX“ und „Master-plan Breitband“ sowie durch das INTERREG IV A-Projekt „NGS“;

EUR120109 Strategie2020-DE_RZ.indd 17 09.01.12 16:32

18 3. Nachhaltige Raumentwicklung

Wo stehen wir?

Grenzüberschreitend wurden bislang nur einzel-

ne, isolierte Projekte realisiert. Unterschiedliche

Rahmenbedingungen in Deutschland und den

Niederlanden (z.B. unterschiedlich weit fortgeschrit-

tene Öffnung der Energiemärkte, unterschiedlicher

Stellenwert und unterschiedlicher Subventionsgrad

regenerativer Energieerzeugung) sowie das Fehlen

verbraucherseitiger Daten erschweren einen ge-

meinsamen Politikansatz.

Eine erste Energiekonferenz der EUREGIO, die

Anfang 2011 unter Einbeziehung der Provinzen,

Kreise und Regio’s sowie der Wissenschaft durch-

geführt wurde, hat gezeigt, dass der Bedarf an

grenzüberschreitendem Informations- und Erfah-

rungsaustausch sehr groß ist. Einige Teilregionen

der EUREGIO haben bereits regionale Konzepte

entwickelt. Um keine Potenziale zu verschenken

oder Chancen ungenutzt zu lassen, bedarf es einer

grenzüberschreitenden Abstimmung, die aber nicht

zu einem Stillstand bei den bereits aktiven Regionen

führen darf.

3.3 Energie

Durch die globale Herausforderung des Klimawandels und die Verknappung fossiler Brennstoffe hat das Thema Energie in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen. Ein wichtiges Ziel ist die Reduktion von CO2-Emissionen und des Energieverbrauchs. Entsprechende Maßnahmen erfordern ein abgestimmtes Vorgehen unter Einbeziehung verschiedener Akteure aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft. Die große Bedeutung der Thematik für Regionen wird auch durch die Strategie Europa 2020 unterstrichen.

EUR120109 Strategie2020-DE_RZ.indd 18 09.01.12 16:32

193. Nachhaltige Raumentwicklung

Wo wollen wir hin?

Auf Grundlage einer Bestandsaufnahme aller

Potenziale und unter Einbeziehung aller Akteure

soll ein euregionales Energiekonzept entwickelt

werden. Dies soll zu einer integrierten Herange-

hensweise und abgestimmten Umsetzung von

Maßnahmen führen. Neben Energieerzeugung und

Energieversorgungssicherheit müssen Transport,

Lagerung, effiziente Netze (mitsamt Verringerung

des Netzverlustes bzw. effizienter Einspeisung rege-

nerativer, dezentraler Energie) sowie Verminderung

des Verbrauches in Wirtschaft und Privathaushalten

nebst Effizienzsteigerung auf der Nutzerseite (z.B.

Abwärmelieferung durch Industriebetriebe) bearbei-

tet werden. Das EUREGIO-Gebiet soll auf EU-Ebene

eine Vorreiterrolle im Klimaschutz anstreben, auch

durch Vernetzung bisher nicht kooperierender Insti-

tutionen. Die grenzüberschreitende Kooperation im

Bereich Energie bietet auch Wachstumspotenzial für

die Wirtschaft. Dies wollen wir ausschöpfen.

Was sollten wir dafür tun?

Die Vorschläge leiten sich ab aus den besonderen

grenzüberschreitenden Potenzialen, die die Entwick-

lungsstrategien der Mitglieder ergänzen können. Im

Rahmen einer umfassenden euregionalen Diskussi-

on müssen sie kontinuierlich überdacht, angepasst,

konkretisiert und weiter ausgearbeitet werden.

_ Förderung des Informations- und Erfahrungsaus-

tausches; die EUREGIO bietet eine Austauschplatt-

form und Unterstützung bei der grenzüberschrei-

tenden Vernetzung der regionalen Akteure;

_ Im ersten Schritt Ermittlung der in der Grenzregi-

on vorhandenen Kompetenzen in den Bereichen

Klimaschutz, Energiekonzepte und Energieeffizi-

enzsteigerung; die EUREGIO vernetzt potentielle

Akteure zur Vorbereitung der Projekte;

_ In einem zweiten Schritt eventuell Entwicklung

eines Energiekonzeptes für das EUREGIO-Gebiet

unter Einbeziehung aller regional wichtigen Akteu-

re; die EUREGIO wird koordinierend tätig;

_ Erschließung von Fördermitteln für grenzüber-

schreitende Aktivitäten; die EUREGIO wird hierzu

entsprechende Informationen bereit stellen und

mit potentiellen Akteuren kommunizieren;

_ Realisierung von Projekten zur Steigerung der

Energieeffizienz bei Kommunen, Unternehmen

und haushalten in der Region; die EUREGIO wird

mit den Wirtschaftsförderungsgesellschaften,

Kammern und IhKs die Vernetzung der Akteure

unterstützen, eine Austauschplattform anbieten

und ihr professionelles Projektmanagement zur

Unterstützung der regionalen Partner anbieten;

EUR120109 Strategie2020-DE_RZ.indd 19 09.01.12 16:32

20

_ WIRtSchAFt4

EUR120109 Strategie2020-DE_RZ.indd 20 09.01.12 16:32

214. Wirtschaft

Grenzenlose Entwicklungsmöglichkeiten

Der Tourismus ist nicht nur Wirtschaftsfaktor, son-

dern trägt auch zur Attraktivität der Region bei. Er

kann auch einen Beitrag zur Pflege des kulturellen

Erbes und zur gesellschaftlichen Integration leisten.

Die Wirtschaft im EUREGIO-Gebiet kann nur

gestärkt werden, wenn es einen grenzüberschrei-

tenden Arbeitsmarkt gibt und auch die Arbeitskräfte

grenzüberschreitend mobil sind. Deshalb ist die För-

derung der grenzüberschreitenden Mobilität – und

als Voraussetzung – die Förderung des interkul-

turellen Dialoges und der grenzüberschreitenden

Ausbildung von großer Bedeutung.

Als Motor der Regionalentwicklung kommt der Wirtschaft eine besondere Rolle zu. Die Grenzlage stellt zunächst ein Entwicklungshindernis dar, da die Märkte im Nachbarland nicht so leicht zugänglich sind. Der Blick über die Grenze eröffnet daher besondere Chancen, auch für die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen.

Als wichtige grenzüberschreitende Handlungsfelder

für den Bereich Wirtschaft erachten wir:

4.1. Innovation und Wissenstransfer in KMU

4.2. Arbeitsmarkt und Qualifizierung

4.3. tourismus

EUR120109 Strategie2020-DE_RZ.indd 21 09.01.12 16:32

22 4. Wirtschaft

Wo stehen wir?

Die grenzüberschreitende Region hat mit den

drei Universitäten, mehreren (Fach-)Hoch-

schulen, Technologietransfereinrichtungen und

Kompetenzzentren/-netzwerken eine gute Tech-

nologie- und Wissensinfrastruktur zu bieten. Die

Zusammenarbeit mit diesen Einrichtungen hat sich

in den letzten Jahren gut entwickelt, allerdings findet

grenzüberschreitender Wissens- und Technologie-

transfer noch zu wenig statt.

Die Stärken und wirtschaftlichen Entwicklungsstra-

tegien der Teilregionen in der EUREGIO ergänzen

sich und bieten Potenziale für eine grenzüber-

schreitende Vernetzung. So wurden in den letzten

Jahrzehnten in einigen Branchen grenzüberschrei-

tende Kooperationen zwischen KMU und zwischen

KMU und Forschungseinrichtungen aufgebaut.

Beispielhaft soll die Zusammenarbeit10 im Bereich

des Maschinen- und Anlagenbaus (grenzüberschrei-

tendes Zuliefernetzwerk, Netzwerk GMA), in der

Medizintechnik (TIMP, MIAS, Telemedicine) sowie

in der Informatik und Mechatronik (KiiB, Mechat-

ronik in KMU) genannt werden. Die Vernetzung der

Unternehmerverbände in der Grenzregion hat 2007

mit der Gründung des VNDU, dem Verbund nieder-

ländischer und deutscher Unternehmer, eine feste

Struktur bekommen. Obwohl mit den bisherigen Ak-

tivitäten, insbesondere im Rahmen der INTERREG-

Programme seit 1990, die Innovation und damit

die Wettbewerbsfähigkeit in den Unternehmen

verbessert werden konnte, sind die Möglichkeiten

der grenzüberschreitenden Kooperation noch nicht

ausgeschöpft.

4.1 Innovation und Wissenstransfer in KMU

Die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) sind in der EUREGIO ein wichtiger Motor für die wirtschaftliche Entwick-lung, sowohl was Innovationen als auch Arbeitsplätze angeht. Die Grenze entfaltet noch stets eine hemmende Wirkung und zahlreiche KMU sind hinsichtlich Zusammenarbeit, Wissens-transfer und Arbeitskräften noch national orientiert.

10 Alle Kooperationen wurden im Rahmen von INTERREG IIIA- und INTERREG IV A- Projekten gefördert;

EUR120109 Strategie2020-DE_RZ.indd 22 09.01.12 16:32

234. Wirtschaft

Wo wollen wir hin?

Wir wollen durch grenzüberschreitende Vernetzung

und Zusammenarbeit die wirtschaftlichen Poten-

ziale der Region stärker nutzen, den Übergang

zur Wissensgesellschaft meistern und damit die

besonderen grenzbedingten Wachstumschancen

nutzen. Dazu wollen wir die Unternehmen durch

grenzüberschreitende Vernetzung, Clusterbildung,

Erfahrungsaustausch und Technologietransfer dabei

unterstützen, KnowHow aus dem Nachbarland zu

nutzen und ihre Innovationskraft zu stärken. Auch

eine Vernetzung der vorhandenen F&E-Kompeten-

zen über die Grenze hinweg ist sinnvoll. Ziel ist,

dass Betriebe und Forschungseinrichtungen vorhan-

denes Wissen grenzüberschreitend in Wert setzen

um letztendlich auf nachhaltige Weise zu einem

integrierten Wirtschaftsraum zu kommen.

Der demografische Wandel birgt gleichermaßen

Risiken (z.B. Fachkräftemangel) wie Chancen (z.B.

Silver Economy), denen adäquat und auch in grenz-

überschreitendem Kontext begegnet werden muss.

Die Steigerung der Energieeffizienz ihrer Produkte

und Produktionsweisen bietet den KMU einen

weiteren Ansatzpunkt für Innovationen und für die

Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit. Diese grenz-

überschreitend zu erhalten bzw. auszubauen, ist

unser Ziel. Es geht darum, durch grenzüberschrei-

tende Zusammenarbeit die Strukturpolitik und Wirt-

schaftsförderung der Teilregionen zu unterstützen.

Was sollten wir dafür tun?

Die Vorschläge leiten sich ab aus den besonderen

grenzüberschreitenden Potenzialen, die die Entwick-

lungsstrategien der Mitglieder ergänzen können. Im

Rahmen einer umfassenden euregionalen Diskussi-

on müssen sie kontinuierlich überdacht, angepasst,

konkretisiert und weiter ausgearbeitet werden.

_ Grenzüberschreitende netzwerkbildung in

grenzüberschreitend relevanten Feldern unter

Einbeziehung von KMU, F&E- und intermediären

Einrichtungen und bestehenden Initiativen und

Strukturen; die EUREGIO unterstützt über die Wirt-

schaftsförderungsgesellschaften, Kammern und

IhKs die Vernetzung der Akteure und bietet eine

Austauschplattform an;

_ Förderung von Innovationen in KMU durch Wis-

sens- und technologietransfer aus dem nachbar-

land; die EUREGIO bietet weiterhin professionelles

Projektmanagement an und unterstützt dadurch

die regionalen Partner;

_ Erschließung von Fördermitteln für die Förderung

der euregionalen Wirtschaft und insbesondere der

KMU; die EUREGIO spielt hierbei eine proaktive

Rolle, insbesondere beim IntERREG-Programm;

EUR120109 Strategie2020-DE_RZ.indd 23 09.01.12 16:32

24 4. Wirtschaft

Wo stehen wir?

Die Arbeitslosenquoten liegen im EUREGIO-Gebiet

(außer in Twente) überall unter dem nationalen

Durchschnitt. In manchen Regionen liegt die Zahl

sogar unter 3%, was als potenzielles Risiko für die

Besetzung von freien Stellen gilt und Anzeichen für

einen Fachkräftemangel ist, der sich aufgrund der Be-

völkerungsentwicklung künftig noch verschärfen wird.

Zwischen den nationalen Arbeitsmärkten bestehen

eher geringe formalisierte grenzüberschreitende

Verflechtungen. Gründe sind u.a. die die geringen

Unterschiede in den teilregionalen Arbeitsmärkten

und die Schwierigkeit, auftretende Disparitäten

wegen spezieller Qualifikationsanforderungen meist

nicht ausgleichen zu können.

Um die grenzüberschreitende Mobilität von Arbeit-

nehmern zu unterstützen, setzt sich die EUREGIO

seit Jahrzehnten für die Identifizierung und Behebung

von Mobilitätshindernissen, insbesondere auf dem

Gebiet der Rechts- und Sozialsysteme, ein und berät

Grenzpendler in Fragen zum Arbeiten und Wohnen

im Nachbarland. Die EUREGIO-Bürgerberatung ar-

beitet hierzu mit zahlreichen Partnern innerhalb und

außerhalb der Region zusammen und bietet umfas-

sende Beratungsdienstleistungen mit Sprechstunden,

Internetangebot und schriftlichen Informationen. Die

identifizierten Mobilitätshemmnisse werden – wo

möglich – juristisch aufgearbeitet und den betreffen-

den Instanzen mit konkreten Lösungsvorschlägen

vorgelegt.

Optimale Voraussetzung für einen grenzüberschrei-

tenden Arbeitsmarkt ist eine gute grenzüberschrei-

tende Verzahnung der Ausbildung.

4.2 Arbeitsmarkt und Qualifizierung

Gegenüber nationalen Arbeitsmärkten weist der Arbeitsmarkt in der EUREGIO spezielle Anforderungen auf. Hemmnisse liegen insbesondere in der Sprachbarriere, der Unterschied-lichkeit der Sozialversicherungssysteme und des Steuer-rechts, überhaupt in der sehr unterschiedlichen Rechtslage und Rechtspraxis und der Vergleichbarkeit von Abschlüssen. Auch die Unkenntnis des Arbeitsmarktes jenseits der Grenze und möglicherweise auch das mangelnde Interesse der Arbeitnehmer und Arbeitgeber spielen eine Rolle.

EUR120109 Strategie2020-DE_RZ.indd 24 09.01.12 16:32

254. Wirtschaft

In einigen Berufssparten, so u.a. in der Mechatronik

und im medizinisch-pflegerischen Bereich, konnten

Bidiplomierungen oder grenzüberschreitende Quali-

fizierungen realisiert werden11. Im Bereich der Hoch-

schulen scheiterte zwar die Einführung von binational

akkreditierten Studiengängen, dennoch gibt es in

wenigen Studiengängen vermehrt grenzüberschrei-

tende Angebote von Universitäten im benachbarten

Grenzraum. Immer mehr Deutsche absolvieren ihr

Studium in Enschede an der Universität Twente oder

der Saxion Hogeschool.

Wo wollen wir hin?

Ein funktionierender Arbeitsmarkt setzt ein optimales

Zusammenspiel der drei Akteursgruppen Arbeitge-

ber, Arbeitnehmer und Bildungseinrichtungen voraus.

Ziel der EUREGIO ist die Entwicklung eines integrier-

ten Wirtschaftsraums, in dem sich ein einheitlicher,

binationaler regionaler Bildungs- und Arbeitsmarkt

etablieren kann. Alle Beteiligten sollen die Chancen

dieses Arbeitsmarktes nutzen und dabei nicht von

Unterschieden in der nationalen Gesetz- und

Rechtsetzung oder anderen Hemmnissen gehindert

werden. Neben Arbeitsmarktprojekten im Kooperati-

onsfeld von Arbeitgebern, Arbeitnehmern und

Bildungseinrichtungen geht es um flankierende

Maßnahmen, wie die Behebung von Grenzpendler-

problemen und die Beratung von Bürgern in

grenzüberschreitenden Fragen. Außerdem ist die

Kompetenzentwicklung von Arbeitnehmern im

Zusammenhang mit Innovationen in KMU eine

wichtige Aufgabe.

Was sollten wir dafür tun?

Die Vorschläge leiten sich ab aus den besonderen

grenzüberschreitenden Potenzialen, die die Entwick-

lungsstrategien der Mitglieder ergänzen können. Im

Rahmen einer umfassenden euregionalen Diskussi-

on müssen sie kontinuierlich überdacht, angepasst,

konkretisiert und weiter ausgearbeitet werden.

_ Fortführung der Beratung von Grenzpendlern und

Bürgern in Fragen zum Wohnen und Arbeiten im

nachbarland durch die EUREGIO-Bürgerberatung,

wie bisher in engem Zusammenwirken mit ande-

ren Partnern;

_ Etablierung der EUREGIO als „clearingstelle“ für

das Identifizieren und Beheben von Mobilitätshin-

dernissen; die EUREGIO setzt sich hier insbeson-

dere für strukturelle lösungen ein und betreibt

intensive lobbyarbeit, auch unter Einbeziehung

ihrer Mitglieder und in Zusammenarbeit mit ähnli-

chen Aufgabenträgern in anderen Grenzregionen;

_ Grenzüberschreitende Vernetzung der Akteure

(Unternehmer, Arbeitnehmer, Ausbildungsinstitu-

te/hochschulen); die EUREGIO bietet hierfür eine

Plattform und Unterstützung an;

_ Unterstützung der strukturellen hochschulko-

operation bis hin zur Schaffung gemeinsamer,

grenzüberschreitender Studiengänge;

_ Gemeinsame Konzepte und grenzüberschreitende

Zusammenarbeit bei der Bekämpfung des Fach-

kräftemangels; die EUREGIO bietet hierfür eine

Plattform und Unterstützung an;

_ Förderung der gemeinsamen Berufsorientie-

rung und sich ergänzender Berufsausbildungen

inklusive sprachlichen lernens sowie Förderung

grenzüberschreitender Austausche und Praktika;

_ Wecken des Interesses bei (künftigen) Arbeitneh-

mern für eine Arbeitsaufnahme im nachbarland

und bei Arbeitgebern für eine Beschäftigung von

Arbeitnehmern aus dem nachbarland, u.a. durch

Maßnahmen im Bereich Interkultureller Dialog für

spezielle Zielgruppen; die EUREGIO fördert dies

durch das EUREGIO-Mozer-Programm und unter-

stützt die Akteure bei ihren Aktivitäten;

11 So z.B. in den INTERREG-IIIA-Projekten „Grenzüberschreitende Pflegeausbildung“, „Grenzüberschreitende Berufsausbildung Mechatronica“, „Kraamzorg „ und „Euregional qualifiziertes IT-Personal“.

EUR120109 Strategie2020-DE_RZ.indd 25 09.01.12 16:32

26 4. Wirtschaft

Wo stehen wir?

Die Teilregionen in der EUREGIO haben sich

touristisch gut entwickelt. Dabei haben die grenz-

überschreitenden Tourismusströme kontinuierlich

zugenommen. So stiegen beispielsweise die Über-

nachtungszahlen von Touristen aus den Niederlan-

den im deutschen Teil der EUREGIO von 2002 bis

2010 um 416 Prozent auf 970.284 Übernachtun-

gen. Hinzu kommen beispielsweise 4,2 Millionen

Tagesausflügler aus NRW und Niedersachsen, die

von Juni-November 2010 Ausflüge in Gelderland

und Overijssel unternommen und dabei rund 300

Millionen Euro ausgegeben haben.

Seit Jahren besteht eine strukturelle Zusammenar-

beit der regionalen Tourismusverbände auf beiden

Seiten der Grenze: im Rahmen des Projektes Tou-

rismusmarketing Grenzregion12 haben diese bei der

EUREGIO ein grenzüberschreitendes Tourismusbü-

ro eingerichtet. Es bewirbt zum Einen das deutsche

und das niederländische Teilgebiet im jeweiligen

Nachbarland unter je einer gemeinsamen Marke

und betreibt zum Anderen grenzüberschreitende

Produktentwicklung, Angebotsvernetzung und

-vermarktung. Die Grenze wird dabei als Alleinstel-

lungsmerkmal genutzt. Bei allen Aktivitäten werden

auch die touristischen KMU einbezogen.

4.3 Tourismus

Tourismus ist konjunkturabhängig. Die Einbindung der touristischen Betriebe bleibt eine Herausforderung. In der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit kommt hinzu, dass zum Teil sehr unterschiedliche Partner einzubeziehen und wechselnde Strukturen in eine langfristige, strukturelle Zusammenarbeit einzubetten sind.

12 Das Projekt wird gefördert im Rahmen des INTERREG IV A- Programms; die Vorläuferprojekte „Tourismusoffensive I und II“ wurden im Rahmen des INTERREG IIIA-Programms realisiert;

EUR120109 Strategie2020-DE_RZ.indd 26 09.01.12 16:32

274. Wirtschaft

Wo wollen wir hin?

Demografische Entwicklung, neue Kommunika-

tions- und Vertriebsformen und die steigenden

Anforderungen an Qualität und nachhaltiges

Wirtschaften haben auch Auswirkungen auf den

Tourismus. Diesen wollen wir gemeinsam begeg-

nen. Auf einem hart umkämpften Tourismusmarkt

muss die EUREGIO den Vorsprung ausnutzen, den

sie durch die dauerhafte grenzüberschreitende Ver-

netzung von Angeboten und Akteuren, der gemein-

samen Vermarktung und der daraus resultierenden

Erfolge erreicht hat. Die geschaffene Struktur eines

gemeinsamen Tourismusbüros soll dabei die koor-

dinierende Rolle zwischen den einzelnen Partnern

übernehmen. Wir wollen gemeinsam mit den touris-

tischen Verbänden und Betrieben Marketingkonzep-

te entwickeln, die Qualität der Angebote steigern,

Serviceketten nutzen, marktfähiger bzw. innovativer

touristischer Produkte mit regionaler Authentizität

entwickeln und effiziente Absatz- und Kommuni-

kationswege nutzen. Damit wollen wir eine noch

bessere Positionierung im Markt erreichen.

Was sollten wir dafür tun?

Die Vorschläge leiten sich ab aus den besonderen

grenzüberschreitenden Potenzialen, die die Entwick-

lungsstrategien der Mitglieder ergänzen können. Im

Rahmen einer umfassenden euregionalen Diskussi-

on müssen sie kontinuierlich überdacht, angepasst,

konkretisiert und weiter ausgearbeitet werden. Auf

Grund der vorhandenen strukturellen Zusammenar-

beit im Rahmen des Projektes Tourismusmarketing

Grenzregion bietet es sich an, die folgenden Aktivi-

täten in Fortsetzung der erfolgreichen Projektarbeit

mit den regionalen Partnern anzugehen:

_ Entwicklung einer euregionalen touristischen Stra-

tegie, die auf aktuelle trends einspielt und innova-

tive Angebotsformen und Produkte einbezieht;

_ Bessere Abstimmung zwischen den einzelnen

Ebenen der deutschen bzw. niederländischen

Akteure im tourismus und stärkere Einbeziehung

des Mesoniveaus (z.B. regionale Büros für touris-

mus und touristische Arbeitsgemeinschaften etc.)

in die Aktivitäten des tourismusbüros;

_ Fortführung des gemeinsamen tourismusmarke-

tings der teilregionen im jeweiligen nachbarland

unter Beibehaltung der Marken „Geheim over de

grens“ und „Das Andere holland“;

_ Weitere Entwicklung und Vermarktung grenzüber-

schreitender touristischer Produkte und Angebote;

_ Intensivere Einbeziehung und Vermarktung

städtischer Ziele;

EUR120109 Strategie2020-DE_RZ.indd 27 09.01.12 16:32

28

_ GESEllSchAFtlIchE EntWIcKlUnG

5

EUR120109 Strategie2020-DE_RZ.indd 28 09.01.12 16:32

295. Gesellschaftliche Entwicklung

Auf gute nachbarschaft

Hierfür müssen sich zum Einen öffentliche Ein-

richtungen bzw. Leistungen grenzüberschreitend

ausrichten, wie z.B. im Bereich Gesundheit, Bildung

und Öffentlichen Sicherheit. Zum Anderen liegt es

an jedem Menschen selbst, ob es ihm gelingt, sich

grenzüberschreitend zu orientieren und die Angebo-

te im Gesundheitswesen, in der Bildungslandschaft

und im Arbeitsmarkt sowie im Freizeit- und Kultur-

bereich grenzüberschreitend zu nutzen.

Voraussetzung ist, dass Kompetenzen für den

interkulturellen Dialog vorhanden sind, wozu neben

der Beherrschung der lingua franca Englisch die

Kenntnis der Nachbarsprache, das Wissen über

das Nachbarland und interkulturelle Kompetenzen

gehören. Am wirksamsten ist der Erwerb, wenn be-

reits im Vorschulalter damit begonnen und im Sinne

des lebenslangen Lernens bis ins Erwachsenenalter

fortgeführt wird. Die persönliche Begegnung zwi-

schen Niederländern und Deutschen, wie sie seit 40

Jahren insbesondere durch das EUREGIO-Mozer-

Programm gefördert wird, spielt hierbei ebenfalls

eine wichtige Rolle.

Die Lebensqualität in einer Grenzregion steigt, wenn die Grenze im täglichen Leben der Bevölkerung keine Rolle mehr spielt und ihnen dadurch ein größeres oder besseres Angebot zur Verfügung steht.

Als wichtige grenzüberschreitende Handlungsfelder

für die gesellschaftliche Entwicklung erachten wir:

5.1. Schulische Bildung

5.2. Sozialkulturelle Begegnungen

5.3. Gesundheit5.4. Öffentliche

Sicherheit

EUR120109 Strategie2020-DE_RZ.indd 29 09.01.12 16:32

30

Wo stehen wir?

Die Schulsysteme im EUREGIO-Gebiet sind sehr

unterschiedlich, weshalb die Grenze in diesem

Bereich noch sehr stark zu spüren ist. Die gemein-

same Erklärung zur gegenseitigen Anerkennung von

schulischen Abschlüssen zwischen den Nieder-

landen und Nordrhein-Westfalen aus 2010 ist ein

wesentlicher Schritt beim Abbau von Hindernissen

für einen grenzübergreifenden Bildungsraum.

Die Kenntnis der Nachbarsprache und die inter-

kulturelle Kompetenz nehmen eine Schlüsselrolle

ein. Für ein gegenseitiges Verständnis ist eine

gemeinsame Sprachbasis unabdingbar. Während

das Interesse der Deutschen, Niederländisch zu

lernen, in den letzten Jahren stark anstieg, hat in

den Niederlanden das Interesse an Deutschland

und an der deutschen Sprache stetig abgenommen.

In beiden Ländern gibt es deshalb einen Mangel an

Lehrern, die die Nachbarsprache unterrichten kön-

nen. In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche

grenzüberschreitende Projekte zur Förderung der

Zweisprachigkeit, der interkulturellen Kompetenz

und der Landeskunde durchgeführt. Sie reichen

von der Konzeptentwicklung über die Erarbeitung

von Unterrichtsmaterial und Lehrerfortbildungen

bis hin zu Schulkooperationen sowie Austauschen

und Begegnungen von Schülern und Lehrern13. Trotz

guter Erfolge und europäischem Vorbildcharakter

waren nicht alle Projekte hinreichend nachhaltig, um

den schulischen Alltag bereits dauerhaft so zu ver-

ändern, dass die Mobilität über die Grenze hinweg

zum Alltag in der Grenzregion gehört und alle von

diesem Mehrwert profitieren.

5.1 Schulische Bildung

Schulische Bildung ist grundlegend für die Sozialisation und Orientierung der Menschen. Junge Menschen können bereits im Rahmen des Unterrichts durch den Erwerb von Wissen und Qualifikationen wichtige Voraussetzungen für ein grenz-überschreitendes Leben und grenzüberschreitende Zusam-menarbeit schaffen.

5. Gesellschaftliche Entwicklung

13 Im Rahmen der INTERREG-Programme wurden u.a. die Projekte “Bilingualer Kindergar-ten”, “Netzwerk und Informationsportal Nachbarsprache”, “Grenzüberschreitende Schulpartnerschaften”, “Internetbasiertes Schulprojekt” und “Lehrbuch Niederlän-disch” durchgeführt.

EUR120109 Strategie2020-DE_RZ.indd 30 09.01.12 16:32

31

Wo wollen wir hin?

Wir wollen einen grenzübergreifenden Bildungs-

markt, in dem sich die jungen Menschen auf ein

Leben in „einem“ Versorgungsgebiet vorbereiten

und die Chancen eines grenzüberschreitenden

Arbeitsmarktes nutzen können. Dadurch wollen

wir verhindern, dass die durch den demografischen

Wandel ohnehin weniger werdenden Einwohner

des EUREGIO-Gebiets zur (Aus-)Bildung in andere

Regionen abwandern und dort verbleiben. Deshalb

fördern wir das Lernen der Nachbarsprache und den

Erwerb interkultureller und europäische Kompe-

tenz sowie einen einfachen Übergang zwischen

den Schul- und Ausbildungssystemen. Auch eher

arbeitsmarktferne Jugendliche sollen dabei einbezo-

gen werden. Wir wollen das Wissen über Geschichte

und Kultur des Nachbarlandes verbessern, auch

durch die Entwicklung schulischer Unterrichtsinhal-

te, die das Leben an der Grenze und die Nachbar-

sprache bewusst macht. Dazu gehört auch, dass

anstelle des traditionellen Blickes aus nationaler

Sicht die europäische und nachbarschaftliche ge-

meinsame Geschichte gelehrt wird. Da das Erlernen

der Nachbarsprache, interkultureller, euregionaler

und europäischer Kompetenz gut durch grenzüber-

schreitende Begegnungen unterstützt werden kann,

sei diesbezüglich ergänzend auf das Themenfeld

sozialkulturelle Begegnungen verwiesen.

Was sollten wir dafür tun?

Die Vorschläge leiten sich ab aus den besonderen

grenzüberschreitenden Potenzialen, die die Entwick-

lungsstrategien der Mitglieder ergänzen können.

Im Rahmen einer umfassenden euregionalen

Diskussion müssen sie kontinuierlich überdacht,

angepasst, konkretisiert und weiter ausgearbeitet

werden.

_ Förderung der Zweisprachigkeit, der interkulturel-

len, europäischen und euregionalen Kompetenz

durch die Bereitstellung von entsprechendem

Unterrichtsmaterial und der Förderung von

geeigneten Unterrichtsmethoden;

_ nutzung von außerschulischen lernorten im

nachbarland und Förderung persönlicher grenz-

überschreitender Kontakte der Schüler im Rahmen

von Schulpartnerschaften, Austauschen und

Praktika mit dem Ziel, gemeinsam im tandem

zu lernen;

_ Ausbau der bilingualen Kindertageseinrichtungen

und des bilingualen Unterrichts, der abzielt auf ein

gemeinsames lernen in Europa- oder EUREGIO-

Schulen;

_ Förderung der gemeinsamen lehrerausbildung,

der Integration von Modulen wie Europa- und

EUREGIO-Kompetenz sowie der gegenseitigen

Anerkennung der Qualifikationen von lehrern;

_ Förderung des lebenslangen lernens, u.a. durch

die grenzüberschreitende Kooperation von

Volkshochschulen und anderer Bildungsträger

wie Museen und Bibliotheken;

5. Gesellschaftliche Entwicklung

EUR120109 Strategie2020-DE_RZ.indd 31 09.01.12 16:32

32

Wo stehen wir?

Seit 40 Jahren fördert die EUREGIO, insbesondere

über das EUREGIO-Mozer-Programm grenzüber-

schreitende Begegnungen. Leider ist eine ambiva-

lente Entwicklung festzustellen: einerseits gibt es

eine verstärkte grenzüberschreitende Orientierung

von Einrichtungen und Aktivitäten im Kultur- und

Sportbereich sowie ein steigendes Interesse der

Deutschen an den Niederlanden. Andererseits sieht

man in den Niederlanden ein wachsendes Desinter-

esse an Sprache und Kultur der Deutschen.

Obwohl es auch im Bereich der Medien grenz-

überschreitende Kooperationen gibt14, könnten die

Berichterstattung zu euregionalen Themen und

Nachrichten aus dem Nachbarland intensiver sein.

Wo wollen wir hin?

Wir wollen, dass die Menschen in unserer Region

in guter Nachbarschaft zusammenleben und keine

Vorurteile, sondern gegenseitiges Verständnis

haben. Zweisprachigkeit, grenzüberschreitende

Mobilität und grenzüberschreitende Zusammenar-

beit sind Normalität geworden. Das Leben in der

Grenzregion, das eine kulturelle Vielfalt bietet, wie

sie in rein nationalen Regionen kaum zu finden ist,

wird als Bereicherung und als konkrete europäische

Wirklichkeit empfunden und geschätzt. Die Men-

schen sind über die grenzüberschreitenden Aktivitä-

ten und Erfolge informiert und tragen aktiv dazu bei,

ein gutes Beispiel für die europäische Integration

zu sein und das Prinzip Europas „Einheit in Vielfalt“

bereits zu leben.

5.2 Sozialkulturelle Begegnungen

Der interkulturelle Dialog bildet die Grundlage für nahezu alle grenzüberschreitenden Aktivitäten und Projekte sowie für die Schaffung „eines“ Versorgungsgebietes. Die menschliche Begegnung – ob am Arbeitsplatz, in der Ausbildung, im Sport, in der Kultur oder bei der Freizeit – ist der Schlüssel zum Interesse am und der Fähigkeit zum interkulturellen Dialog.

5. Gesellschaftliche Entwicklung

14 So sind beispielhaft die Zusammenarbeit der drei großen Tageszeitungen im EUREGIO-Gebiet, die Aktivitäten von radio-wmw und optimaalfm, euregiotv (internet-tv) und zweisprachige Magazine wie Grenzenlos und Time2Lounge zu nennen;

EUR120109 Strategie2020-DE_RZ.indd 32 09.01.12 16:32

33

Daher geht es nicht nur darum, Trennendes zu

entfernen, sondern auch darum, Verbindendes zu

schaffen. Das Wissen über die gemeinsame Ge-

schichte und deren Einbettung in die Geschichte Eu-

ropas ist dabei ein wichtiger Aspekt. Noch bedeut-

samer ist, dass Jugendliche im EUREGIO-Gebiet ein

gemeinsames Verständnis von guter Nachbarschaft

in Europa entwickeln.

Da die Nachbarsprache, interkulturelle, euregiona-

le und europäische Kompetenz gut in der Schule

gelernt werden können, sei diesbezüglich ergänzend

auf das Themenfeld schulische Bildung verwiesen.

Was sollten wir dafür tun?

Die Vorschläge leiten sich ab aus den besonderen

grenzüberschreitenden Potenzialen, die die Entwick-

lungsstrategien der Mitglieder ergänzen können.

Im Rahmen einer umfassenden euregionalen

Diskussion müssen sie kontinuierlich überdacht,

angepasst, konkretisiert und weiter ausgearbeitet

werden.

_ Förderung der grenzüberschreitenden Begeg-

nungen und Weiterverfolgung der Ziele des

strategischen Rahmens „Spiegelungen“ für die

sozial-kulturelle Entwicklung und Integration; die

EUREGIO spielt hier insbesondere im EUREGIO-

Mozer-Programm eine proaktive Rolle und bietet

den Akteuren Unterstützung an;

_ Entwicklung neuer Formate für Begegnungen, u.a.

Realisierung größerer, öffentlichkeitswirksamerer

Aktivitäten im EUREGIO-Mozer-Programm; die

EUREGIO ist hierbei proaktiv und federführend;

_ Verstärkung der Information und Kommunikation

über das nachbarland, die EUREGIO und Europa

sowohl von Seiten der EUREGIO und ihrer Mit-

glieder, als auch durch die Medien; die EUREGIO

setzt dies in ihrer Öffentlichkeitsarbeit um und

unterstützt die Akteure bei Ihren Aktivitäten;

_ Förderung des grenzüberschreitenden Kulturaus-

tausches und Fortsetzung der grenzüberschrei-

tenden Vernetzung und überregionalen Zusam-

menarbeit im Kulturbereich; die bestehende

Zusammenarbeit der überregionalen Institutionen

mit der EUREGIO sollte fortgesetzt werden;

_ Förderung der Zweisprachigkeit, der interkulturel-

len, europäischen und euregionalen Kompetenz

nicht nur bei Schülern und Studenten, sondern

auch im Wirtschafts- und im öffentlichen leben

und insbesondere bei den EUREGIO-Mitgliedern

selbst;

_ Förderung grenzüberschreitender Sportaktivitäten

und grenzüberschreitender Kooperationen im

Sportbereich;

5. Gesellschaftliche Entwicklung

EUR120109 Strategie2020-DE_RZ.indd 33 09.01.12 16:32

34

Wo stehen wir?

Es gibt vereinzelte grenzüberschreitende Koopera-

tionen von Krankenhäusern, Ärzten und Kranken-

versicherungen, die es Patienten ermöglichen, Leis-

tungen im Nachbarland in Anspruch zu nehmen.

Im Bereich der Notfallversorgung und im Katastro-

phenschutz besteht die notwenige grenzüberschrei-

tende Abstimmung und Zusammenarbeit. Wichtiger

Akteur bei all diesen Aktivitäten und der Schaffung

eines grenzüberschreitenden Gesundheitsraumes

ist das EuroHealthConnect, ein deutsch-niederländi-

sches Kompetenzzentrum mit Expertennetzwerk mit

Vertretern von Krankenhäusern, Ärzten, Patienten-

organisationen, Krankenversicherungen, Politik und

Verwaltung, Universitäten und Hochschulen und

weiterer Gesundheitsorganisationen15.

Zwar wurde der grenzüberschreitenden Patienten-

mobilität durch die neue Europäische Richtlinie zur

grenzüberschreitenden Gesundheitsversorgung

eine juristische Hürde aus dem Weg geräumt,

allerdings scheint der Weg zu einem integrierten

Gesundheitsraum noch sehr weit. Eine Zusam-

menarbeit der Krankenhäuser, u.a. auch durch eine

grenzüberschreitende Krankenhausbedarfsplanung,

hat große Bedeutung. Dabei spielt die Schaffung

gemeinsamer Rahmenbedingungen, wie beispiels-

weise Hygiene-Standards (u.a. zur Bekämpfung von

MRSA-Erkrankungen16) eine wichtige Rolle.

Probleme für ein grenzübergreifendes Gesundheits-

wesen bestehen nicht nur in der Unterschiedlichkeit

der Systeme sondern auch in der mangelnden

Verfügbarkeit von Informationen über Möglichkeiten

im Nachbarland und in der Sprachbarriere.

5.3 Gesundheitsversorgung

Das regionale Angebot an medizinischer Versorgung im EUREGIO-Gebiet ist gut, aber grenzüberschreitende Abstimmung und Zusammenarbeit finden nur teilweise und vorübergehend statt.

5. Gesellschaftliche Entwicklung

15 Das EuroHealthConnect ist aus dem INTERREG-IIIA-Projekt „Euregionales Servicecentrum für Gesundheit (ESG)“ hervorgegangen;

16 Die Aktivitäten finden statt im Rahmen sehr erfolgreicher und in Europa einzigartiger grenzüberschreitender Projekte: MRSA-net in INTERREG IIIA und EURHealthnet in INTERREG IV A;

EUR120109 Strategie2020-DE_RZ.indd 34 09.01.12 16:32

35

Wo wollen wir hin?

In „einem“ Versorgungsgebiet soll auch „ein“ Raum

für die Gesundheitswirtschaft entstehen, in dem

die grenzüberschreitende Mobilität von Patienten

und Gesundheitsleistungen selbstverständlich

ist. Um ein gut zugängliches, bedarfsgerechtes

und qualitativ hochwertiges Gesundheitswesen zu

realisieren, ist eine nachhaltige grenzüberschreiten-

de Abstimmung und Zusammenarbeit unbedingt

notwendig. Auch der Austausch von Erfahrungen

und medizinischem Fachwissen ist ein wichtiger

Aspekt um das Gesundheitswesen angesichts des

steigenden Marktdrucks und des demografischen

Wandels durch innovative Maßnahmen weiterzuent-

wickeln. Der Trend geht dahin, die hochspezialisier-

te Versorgung auf immer weniger Krankenhäuser zu

konzentrieren. Grenzüberschreitende Zusammen-

arbeit, auch bereits in der Krankenhausbedarfspla-

nung, kann dazu beitragen, lange Reisezeiten zu

verkürzen und ein gutes, flächendeckendes Angebot

in der Region zu erhalten/schaffen. Auch die

Zusammenarbeit mit Wissenschaft und Wirtschaft

zur Einführung neuer Medizintechnik o.ä. hilft, ein

besseres und kostengünstigeres Leistungsangebot

vorhalten zu können.

Was sollten wir dafür tun?

Die Vorschläge leiten sich ab aus den besonderen

grenzüberschreitenden Potenzialen, die die Entwick-

lungsstrategien der Mitglieder ergänzen können.

Im Rahmen einer umfassenden euregionalen

Diskussion müssen sie kontinuierlich überdacht,

angepasst, konkretisiert und weiter ausgearbeitet

werden.

_ Steigerung der Patientenmobilität durch den

Abbau von hindernissen für die grenzüberschrei-

tende Gesundheitsversorgung; die EUREGIO wird

die Probleme analysieren, eine diesbezügliche

politische lobbyarbeit ihrer Mitglieder anregen

und unterstützen und hierzu eigene lobbyarbeit

auch mit anderen Grenzregionen und der AGEG

betreiben,

_ Information der Patienten; die EUREGIO ist hier-

bei initiierend und unterstützend tätig und vertritt

die Interessen der Patienten und der Grenzregion

gegenüber anderen Instanzen ;

_ grenzüberschreitende Zusammenarbeit im

Gesundheitswesen auch bei Planung von me-

dizinischen Infrastrukturen und leistungen mit

dem Ziel der flächendeckenden und effizienten

Bereitstellung; die EUREGIO ist hierbei initiierend

und unterstützend tätig;

5. Gesellschaftliche Entwicklung

EUR120109 Strategie2020-DE_RZ.indd 35 09.01.12 16:32

36

Wo stehen wir?

Zur Förderung der grenzüberschreitenden öffentli-

chen Ordnung und Sicherheit wurden im vergange-

nen Jahrzehnt zahlreiche Aktivitäten/Projekte durch-

geführt, die Ausgangspunkte für mehr strukturelle

Zusammenarbeit waren. Dabei ist einerseits an die

grenzüberschreitenden Gefahrenabwehrpläne und

die Bekämpfung von Tierseuchen zu denken und

andererseits an verschiedene Projekte in der grenz-

überschreitenden Zusammenarbeit der Polizei, wie

das grenzüberschreitende Polizeiteam GPT, das

Projekt „Crossborder GDI“ sowie den Einsatz des

Rettungshubschraubers und die Abstimmung im

Bereich Hochwasser. Die weitere Verankerung der

grenzüberschreitenden Dimension in der regionalen

Organisation von Polizei, Feuerwehr und Rettungs-

dienst ist ein notwendiger Schritt, um zu einer

nachhaltigen grenzüberschreitenden Zusammenar-

beit zu kommen.

Wo wollen wir hin?

Großschadensereignisse, ihre Ursachen und

Auswirkungen machen nicht vor Grenzen halt.

Deshalb muss die Analyse der Risiken und der

ihnen vorbeugenden Maßnahmen gemeinsam

grenzüberschreitend erfolgen. Das EUREGIO-Gebiet

(und im Bereich des Hochwassers die Flüsse) muss

auch im Bereich der öffentlichen Sicherheit und des

Katastrophenschutzes als Ganzes gesehen werden.

Dieses verlangt

_ eine vollständige Erfassung aller Risiken/Szena-

rien,

_ grenzüberschreitende Kenntnis der jeweiligen

Strukturen und Zuständigkeiten,

_ die strukturelle, nachhaltige Abstimmung der ge-

botenen (präventiven und repressiven) Planungen

und Maßnahmen,

_ eine jederzeit aktivierbare und bei Großscha-

densereignissen belastbare grenzüberschreitende

Kommunikation zwischen allen zuständigen

Behörden und gegenüber der Öffentlichkeit.

5.4. Öffentliche Sicherheit

Katastrophen sind nicht vorhersehbar, nationale und regionale Organisationen und Prozesse in diesem Bereich sind regel-mäßig Veränderungen unterworfen und die grenzüberschrei-tende Kommunikation bleibt eine wichtige Aufgabe.

5. Gesellschaftliche Entwicklung

EUR120109 Strategie2020-DE_RZ.indd 36 09.01.12 16:32

37

Was sollten wir dafür tun?

Die Vorschläge leiten sich ab aus den besonderen

grenzüberschreitenden Potenzialen, die die Entwick-

lungsstrategien der Mitglieder ergänzen können.

Im Rahmen einer umfassenden euregionalen

Diskussion müssen sie kontinuierlich überdacht,

angepasst, konkretisiert und weiter ausgearbeitet

werden.

_ Förderung des Informations- und Erfahrungsaus-

tausches zwischen den Akteuren, auch im Rah-

men von grenzüberschreitenden Schulungen und

Praktika; die EUREGIO treibt die Vernetzung der

Akteure voran, bietet eine Plattform und koordinie-

rende Unterstützung an;

_ Unterstützung bei der Erarbeitung von grenzüber-

schreitenden Kooperationsabkommen, Regelun-

gen für Amtshilfe und fester grenzüberschreiten-

der Strukturen; die EUREGIO treibt die Vernetzung

der Akteure voran, bietet eine Plattform und

koordinierende Unterstützung an;

_ Förderung grenzüberschreitender (regelmäßiger)

Übungen der Akteure

5. Gesellschaftliche Entwicklung

EUR120109 Strategie2020-DE_RZ.indd 37 09.01.12 16:32

38

_ SchlUSSWORt6

EUR120109 Strategie2020-DE_RZ.indd 38 09.01.12 16:32

396. Schlusswort

Wir hoffen, dass wir mit unserem Strategiepapier „EUREGIO 2020“ aufzeigen konnten, welche Potenziale in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit liegen und dass uns damit ein Aufschlag für die Gestaltung der nächs-ten Phase der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit gelungen ist, in der sich die starken Teilregionen zu einer integrierten und starken grenzüberschreitenden Region weiterentwickeln; zu „einem“ Versorgungsgebiet“.

Gemeinsam sind wir stärker

Günter Alsmeier,

Präsident der EUREGIO

EUR120109 Strategie2020-DE_RZ.indd 39 09.01.12 16:32

40

herausgeber

EUREGIO

Enscheder Straße 362

D-48599 Gronau

Postfach 1164

D-48572 Gronau

tel.: 02562 / 702-0

Fax: 02562 / 702-59

[email protected]

www.euregio.de

Januar 2012

Uitgever

EUREGIO

Enscheder Straße 362

D-48599 Gronau

Postbus 6008

nl-7503 GA Enschede

telefoon: 053 / 460 51 51

telefax: 053 / 460 51 59

[email protected]

www.euregio.nl

Januar 2012

EUR120109 Strategie2020-DE_RZ.indd 40 09.01.12 16:32