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Unfallverhütungsvorschrift Fachkräfte für Arbeitssicherheit vom März 1997, in der Fassung vom August 2002 1) mit Durchführungsanweisungen vom August 2002 Gültig ab 1. April 2004 Bekannt gemacht im EUK-Dialog 01/2004 vom Februar 2004. Gesetzliche Unfallversicherung GUV-V A 6 (bisher GUV 0.51) Eisenbahn-Unfallkasse Rödelheimer Straße 49 60487 Frankfurt/Main 1) In die Fassung vom August 2002 ist der 1. Nachtrag zu dieser Unfallverhütungsvorschrift eingearbeitet worden.

Fachkräfte für Arbeitssicherheitpc03-lsw.ee.hm.edu/~thies/Arbeitsschutz/Gefährdungsbeurteilung... · GUV-V A6 2 Unfallverhütungsvorschrift „Fachkräfte für Arbeitssicherheit“

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Unfallverhütungsvorschrift

Fachkräfte für Arbeitssicherheitvom März 1997, in der Fassung vom August 20021)

mit Durchführungsanweisungen

vom August 2002

Gültig ab 1. April 2004Bekannt gemacht im EUK-Dialog 01/2004 vom Februar 2004.

GesetzlicheUnfallversicherung

GUV-V A 6(bisher GUV 0.51)

Eisenbahn-UnfallkasseRödelheimer Straße 4960487 Frankfurt/Main

1) In die Fassung vom August 2002 ist der 1. Nachtrag zu dieser Unfallverhütungsvorschrift eingearbeitet

worden.

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Unfallverhütungsvorschrift „Fachkräfte für Arbeitssicherheit“vom März 1997

geändert durch folgende Nachträge:1. Nachtrag – Fassung August 2002

Hinweis zu den Durchführungsanweisungen:

Die Durchführungsanweisungen zu den einzelnen Bestimmungen sind im Anschluss an diejeweilige Bestimmung in Kursivschrift abgedruckt.

Durchführungsanweisungen geben vornehmlich an, wie die in den Unfallverhütungsvor-schriften normierten Schutzziele erreicht werden können. Sie schließen andere, mindestensebenso sichere Lösungen nicht aus, die auch in technischen Regeln anderer Mitgliedstaa-ten der Europäischen Union oder anderer Vertragsstaaten des Abkommens über den Euro-päischen Wirtschaftsraum ihren Niederschlag gefunden haben können. Durchführungsan-weisungen enthalten darüber hinaus weitere Erläuterungen zu Unfallverhütungsvorschriften.

Prüfberichte von Prüflaboratorien, die in anderen Mitgliedstaaten der Europäischen Unionoder in anderen Vertragsstaaten des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraumzugelassen sind, werden in gleicher Weise wie deutsche Prüfberichte berücksichtigt, wenndie den Prüfberichten dieser Stellen zu Grunde liegenden Prüfungen, Prüfverfahren undkonstruktiven Anforderungen denen der deutschen Stelle gleichwertig sind. Um derartigeStellen handelt es sich vor allem dann, wenn diese die in der Normenreihe EN 45 000 nie-dergelegten Anforderungen erfüllen.

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Inhaltsverzeichnis

Seite

§ 1 Geltungsbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

§ 2 Bestellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

§ 3 Fachkunde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

§ 4 Fortbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

§ 5 Bericht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

§ 6 Übergangs- und Ausführungsbestimmungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

§ 7 In-Kraft-Treten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

AnlageGrundsätze zur Durchführung der Bestimmungen in § 2 Abs. 4 . . . . . . . . . . 14

Anhang 1Übersicht über die Informations- und Motivationsmaßnahmen gemäß Abschnitt II der Anlage zu § 2 Abs. 4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

Anhang 2Durchführung von Gefährdungsanalysen gemäß Abschnitt I der Anlage zu § 2 Abs. 4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

Anhang 3Gesetz über Betriebsärzte, Sicherheitsingenieure und andere Fachkräfte für Arbeitssicherheit (Arbeitssicherheitsgesetz) . . . . . . . . . . . . . . 22

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Geltungsbereich

§ 1. Diese Unfallverhütungsvorschrift gilt für Unternehmer, die nach § 2Fachkräfte für Arbeitssicherheit zu bestellen haben.

Zu § 1:Nach § 15 Abs. 1 Nr. 6 Siebtes Buch Sozialgesetzbuch (SGB VII) erlassendie Unfallversicherungsträger Vorschriften über die Maßnahmen, die derUnternehmer zur Erfüllung der sich aus dem Gesetz über Betriebsärzte,Sicherheitsingenieure und andere Fachkräfte für Arbeitssicherheit erge-benden Pflichten zu treffen hat. Diese Unfallverhütungsvorschrift regeltMaßnahmen, die der Unternehmer zur Erfüllung der sich aus § 5 Abs. 1 inVerbindung mit § 7 und aus § 5 Abs. 3 Arbeitssicherheitsgesetz ergeben-den Pflichten zu treffen hat.

Der Text des Arbeitssicherheitsgesetzes ist dieser Unfallverhütungsvor-schrift als Anhang 3 beigefügt.

Fachkräfte für Arbeitssicherheit sind Sicherheitsingenieure, -techniker und-meister.

Bestellung

§ 2. (1) Der Unternehmer hat Fachkräfte für Arbeitssicherheit zur Wahr-nehmung der in § 6 des Gesetzes über Betriebsärzte, Sicherheitsingenieureund andere Fachkräfte für Arbeitssicherheit (Arbeitssicherheitsgesetz) be-zeichneten Aufgaben für die sich aus den Merkmalen der nachstehendenTabelle ergebenden Mindesteinsatzzeiten, jedoch betriebsbezogen nichtweniger als 20 Stunden, schriftlich zu bestellen oder zu verpflichten:

Gruppe Betriebsart / Tätigkeit erforderliche Einsatzzeitder Fachkräfte für Arbeits-

sicherheit (Std./Jahr je Beschäftigten)

1 Bau und Instandhaltung 2,0im Gefahrenbereich

der Gleise, Rangieren

2 Bau und Instandhaltung 1,5außerhalb des Gefahren-

bereichs der Gleise

3 Fahrdienst 1,0

4 Verwaltung 0,3

Bei Mischtätigkeiten ist der Beschäftigte der höheren Betriebsartengruppezuzuordnen.

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Zu § 2 Abs. 1:Fachkräfte für Arbeitssicherheit können als ständig oder zeitweise tätigeKräfte bestellt werden. Sie können vom Unternehmer eingestellt oder frei-beruflich tätig sein oder einem überbetrieblichen Dienst angehören, dender Unternehmer nach § 19 Arbeitssicherheitsgesetz verpflichtet hat. Einequalitativ hochwertige sicherheitstechnische Betreuung ist unabhängigvon der Betreuungsform zu gewährleisten.

Mit einer Übertragung der Aufgaben nach § 6 Arbeitssicherheitsgesetz inVerbindung mit dieser Unfallverhütungsvorschrift an einen überbetriebli-chen sicherheitstechnischen Dienst erfüllt der Unternehmer seine gesetz-liche Verpflichtung, wenn dieser überbetriebliche Dienst mindestens dieForderung erfüllt, die eine Fachkraft für Arbeitssicherheit auf Grund desArbeitssicherheitsgesetzes zu erfüllen hätte.

Die Einsatzzeit ist die Arbeitszeit, die den Fachkräften für Arbeitssicherheitzur Erfüllung ihrer Aufgaben im Betrieb je Jahr und Arbeitnehmer minde-stens zur Verfügung stehen muss. So können z. B. Wegezeiten einer Fach-kraft für Arbeitssicherheit zwischen räumlich entfernten Betrieben und rä-umlich entfernten Betriebsteilen nicht als Einsatzzeit angerechnet werden.

Den festgelegten Einsatzzeiten liegen die Gefährdungspotenziale sowiedie Organisations- und Arbeitnehmerstruktur typischer Unternehmens-zweige bei Beachtung der Arbeitsschutz- und Unfallverhütungsvorschrif-ten zu Grunde. Diese Einsatzzeiten werden benötigt, wenn an den Ar-beitsplätzen die Unfallverhütungsvorschriften und sonstigen Vorschriftenzum Arbeitsschutz eingehalten sind. Der Unternehmer ist verpflichtet, derFachkraft für Arbeitssicherheit darüber hinausgehende Einsatzzeiten zurVerfügung zu stellen, wenn besondere Umstände dies erfordern.

Unter „Betrieb“ ist eine räumlich und technisch abgegrenzte, nach Aufga-benbereich und Organisation eigenständige, wenn auch nicht vollständigselbstständige Unternehmenseinheit zu verstehen.

Entsprechend der Regelung des § 4 Betriebsverfassungsgesetz geltenBetriebsteile als selbstständige Betriebe bei Anwendung der Tabelle,wenn sie

1. räumlich weit entfernt vom Hauptbetrieb

oder

2. durch Aufgabenbereich und Organisation eigenständig

sind.

Die folgende Übersicht zeigt beispielhaft, wie die Beschäftigten in die vierGruppen gemäß der Tabelle nach § 2 (1) einzuteilen sind:

Gruppe 1Bau und Instandhaltung im Gefahrenbereich der Gleise, Rangieren

– Beschäftigte in allen Bau- und Instandhaltungstätigkeiten (auch im Be-reich der elektrischen Oberleitung),

– Beschäftigte in allen Rangiertätigkeiten.

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Gruppe 2Bau und Instandhaltung außerhalb des Gefahrenbereichs der Gleise

– Beschäftigte in Werkstätten aller Art,

– Beschäftigte in allen Tätigkeiten der Instandhaltung, Pflege und Ver-sorgung von Anlagen und von Fahrzeugen,

– Beschäftigte, die weder zu den Gruppen 1, 3 oder 4 zu rechnen sind.

Gruppe 3Fahrdienst

– Beschäftigte, die als Zugbegleiter, Lokführer, Omnibusfahrer oderLkw-Fahrer tätig sind,

– Beschäftigte im Schiffsdienst,

– Beschäftigte, die als Fahrdienstleiter, deren Hilfskräfte oder als Stell-werkswärter tätig sind.

Gruppe 4Verwaltung

– Beschäftigte in Büros, in Reisezentren, in Fahrkartenausgaben, an Ver-kaufsstellen, in Güterverkehrszentren, an Kassen, Zahlstellen oderBahnschulen, Auskunfts- und Beratungsstellen.

Beispiele für die Berechnung der EinsatzzeitEs ist von einer Gesamteinsatzzeit je Fachkraft/Jahr von 1 570 Stundenauszugehen (Absprache zwischen HVBG und BUK).

Musterbetrieb 1Durchschnittliche Anzahl der Beschäftigten = 1 540davon tätig in den Bereichen– Kaufmännische Angelegenheiten (Büro) = 120 x 0,3 = 36,0 Stunden– Bau/lnstandhaltung im Gefahren-

bereich der Gleise = 415 x 2,0 = 830,0 Stunden– Signaltechnik (außerhalb des

Gefahrenbereichs der Gleise) = 20 x 1,5 = 30,0 Stunden– Kommunikationstechnik (außerhalb

des Gefahrenbereichs der Gleise) = 140 x 1,5 = 210,0 Stunden– Elektrotechnik (außerhalb des

Gefahrenbereichs der Gleise) = 250 x 1,5 = 375,0 Stunden– Stellwerke, Bahnhofsservice = 595 x 1,0 = 595,0 Stunden

Zusammen 1 540 2 076,0 Stunden

Jährliche Einsatzzeit der Fachkraft für Arbeitssicherheit 2 076,0 Stunden(2076,0 :1 570) gleich 1,32 P. Zuzüglich Wegezeiten zu räumlich entferntenBetrieben/Betriebsteilen.

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Musterbetrieb 2Durchschnittliche Anzahl der Beschäftigten = 450davon tätig in den Bereichen– Rangieren = 300 x 2,0 = 600,0 Stunden– Wagenuntersuchung = 30 x 1,5 = 45,0 Stunden– Behandlung von Gütern (Ladetätigkeiten) = 95 x 1,5 = 142,5 Stunden– Kaufmännische Angelegenheiten (Büro) = 25 x 0,3 = 7,5 Stunden

Zusammen 450 795,0 Stunden

Jährliche Einsatzzeit der Fachkraft für Arbeitssicherheit 795,0 Stunden(795,0 :1 570) gleich 0,51 P. Zuzüglich Wegezeiten zu räumlich entferntenBetrieben/Betriebsteilen.

Musterbetrieb 3Durchschnittliche Anzahl der Beschäftigten = 826davon tätig in den Bereichen– Arbeiten in der Fertigung (in der Werkst.) = 560 x 1,5 = 840,0 Stunden– Schlosser, Betriebselektriker (Maschinen-

technische und elektrotechn. Arbeiten) = 70 x 1,5 = 105,0 Stunden– Gabelstaplerfahrer (Ladearbeiten) = 28 x 1,5 = 42,0 Stunden– Arbeitsprüfer, Lagervorhaltung = 35 x 1,5 = 52,5 Stunden– Ausbildungswerkstatt (Azubi) = 50 x 1,5 = 75,0 Stunden– Kaufmännische Angelegenheiten

(Büro), Pförtner = 83 x 0,3 = 24,9 Stunden

Zusammen 826 1 139,4 Stunden

Jährliche Einsatzzeit der Fachkraft für Arbeitssicherheit 1 139,4 Stunden(1 139,4 :1 570) gleich 0,73 P. Zuzüglich Wegezeiten zu räumlich entfern-ten Betrieben/Betriebsteilen.

Musterbetrieb 4Durchschnittliche Anzahl der Beschäftigten = 480davon tätig in den Bereichen– Verwaltung, Bürotätigkeiten = 48 x 0,3 = 14,4 Stunden– Telekommunikationsarbeiten in

Gebäuden und Hallen = 186 x 1,5 = 279 Stunden– Telekommunikationsarbeiten auf

Bahnsteigdächern und im Gleisbereich = 120 x 2,0 = 240 Stunden– Transportarbeiten, Zuarbeiten = 100 x 1,5 = 150 Stunden– Fahrer von Nebenfahrzeugen und Kfz = 26 x 1,0 = 26 Stunden

Zusammen 480 709,4 Stunden

Jährliche Einsatzzeit der Fachkraft für Arbeitssicherheit 709,4 Stunden(709,4 : 1 570) gleich 0,45 P. Zuzüglich Wegezeiten zu räumlich entferntenBetrieben/Betriebsteilen

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(2) Ergibt sich aus den Merkmalen der Tabelle in Absatz 1 bei Saison-Unternehmen eine Mindesteinsatzzeit von weniger als eine Stunde, ist eineFachkraft für Arbeitssicherheit mit einer betriebsbezogenen Mindest-einsatzzeit von einer Stunde zu bestellen oder zu verpflichten.

(3) Der Unfallversicherungsträger kann im Einzelfall im Einverneh-men mit der nach § 12 Arbeitssicherheitsgesetz zuständigen Behörde eineAusnahme von Absatz 1 und Absatz 2 bewilligen und geringere Einsatzzei-ten festsetzen, soweit im Betrieb, verglichen mit Betrieben der gleichen Art,die Unfall- und Gesundheitsgefahren unterdurchschnittlich gering sind. DerUnfallversicherungsträger kann ferner im Einzelfall im Einvernehmen mit dernach § 12 Arbeitssicherheitsgesetz zuständigen Behörde abweichend vonAbsatz 1 und Absatz 2 höhere Einsatzzeiten festsetzen, soweit im Betrieb,verglichen mit Betrieben der gleichen Art, überdurchschnittliche Unfall- undGesundheitsgefahren bestehen, und die Bestellung eines Sicherheitsinge-nieurs verlangen, soweit die Tätigkeit der Fachkraft im Betrieb eine ingeni-eurmäßige Ausbildung erfordert.

Die betriebsbezogene Mindesteinsatzzeit kann für höchstens 3 Jahre zu-sammen erbracht werden, wenn dies der Effektivität der sicherheitstechni-schen Betreuung dient und im Betrieb im Jahresdurchschnitt nicht mehr als5 Arbeitnehmer beschäftigt sind.

(4) Der Unternehmer kann nach Maßgabe der Anlage davon abse-hen, eine Fachkraft für Arbeitssicherheit zu bestellen oder zu verpflichten,wenn

– die Zahl der durchschnittlich beschäftigten Arbeitnehmer weniger als 21beträgt,

– der Unternehmer an vom Unfallversicherungsträger festgelegten Infor-mations- und Motivationsmaßnahmen teilgenommen hat und in regel-mäßigen Zeitabständen Fortbildungsveranstaltungen des Unfallversi-cherungsträgers besucht

und

– er eine bedarfsgerechte und qualifizierte Beratung in Fragen derArbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes nachweist.

Zu § 2 Abs. 4:Die hier festgelegten Maßnahmen werden auch als „Unternehmermodell“bezeichnet.

(5) Der Unfallversicherungsträger kann im Einzelfall auf Antrag auchdie Teilnahme eines Vertreters eines Saison-Unternehmers an den Informa-tions- und Motivationsmaßnahmen sowie den Fortbildungsveranstaltungenzulassen, wenn dem Vertreter die dem Unternehmer hinsichtlich desArbeitsschutzes obliegenden Pflichten übertragen worden sind.

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Fachkunde

§ 3. (1) Der Unternehmer darf als Fachkräfte für Arbeitssicherheit nurPersonen bestellen, die im Jahr regelmäßig mindestens 160 Arbeitsstundenals solche tätig sind.

(2) Bestellt der Unternehmer Fachkräfte für Arbeitssicherheit, dieden Anforderungen der Absätze 3 bis 5 nicht genügen, muss er auf Verlan-gen des Unfallversicherungsträgers den Nachweis der Fachkunde auf ande-re Art und Weise erbringen.

(3) Sicherheitsingenieure erfüllen die Anforderungen, wenn sie

1. berechtigt sind, die Berufsbezeichnung Ingenieur zu führen,

2. danach eine praktische Tätigkeit als Ingenieur mindestens zwei Jahrelang ausgeübt haben

und

3. einen staatlichen oder von Unfallversicherungsträgern veranstaltetenAusbildungslehrgangodereinen staatlich oder von Unfallversicherungsträgern anerkannten Ausbil-dungslehrgang eines anderen Veranstaltungsträgers mit Erfolg abge-schlossen haben.Ingenieure der Fachrichtung Sicherheitstechnik, die eine einjährigepraktische Tätigkeit als Ingenieur ausgeübt haben, erfüllen die Fachkun-devoraussetzungen.

(4) Sicherheitstechniker erfüllen die Anforderungen, wenn sie

1. eine Prüfung als staatlich anerkannter Techniker erfolgreich abgelegthaben,

2. danach eine praktische Tätigkeit als Techniker mindestens zwei Jahrelang ausgeübt habenund

3. einen staatlichen oder von Unfallversicherungsträgern veranstaltetenAusbildungslehrgangodereinen staatlich oder von Unfallversicherungsträgern anerkannten Ausbil-dungslehrgang eines anderen Veranstaltungsträgers mit Erfolg abge-schlossen haben.

Die Anforderungen erfüllt auch, wer ohne Prüfung als staatlich anerkannterTechniker mindestens vier Jahre als Techniker tätig war und einen staatli-chen oder von Unfallversicherungsträgern veranstalteten Ausbildungslehr-gang oder einen staatlich oder von Unfallversicherungsträgern anerkanntenAusbildungslehrgang eines anderen Veranstaltungsträgers mit Erfolg abge-schlossen hat.

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(5) Sicherheitsmeister erfüllen die Anforderungen, wenn sie

1. die Meisterprüfung erfolgreich abgelegt haben,

2. danach eine praktische Tätigkeit als Meister mindestens zwei Jahre langausgeübt haben

und

3. einen staatlichen oder von Unfallversicherungsträgern veranstaltetenAusbildungslehrgangodereinen staatlich oder von Unfallversicherungsträgern anerkannten Ausbil-dungslehrgang eines anderen Veranstaltungsträgers mit Erfolg abge-schlossen haben.

Die Anforderungen erfüllt auch, wer ohne Meisterprüfung mindestens vierJahre lang als Meister oder in gleichwertiger Funktion tätig war und einenstaatlichen oder von Unfallversicherungsträgern veranstalteten Ausbil-dungslehrgang oder einen staatlich oder von Unfallversicherungsträgernanerkannten Ausbildungslehrgang eines anderen Veranstaltungsträgers mitErfolg abgeschlossen hat.

Zu § 3 Absätze 3 bis 5:Die Ausbildungslehrgänge werden nach den Grundsätzen gestaltet, diedas Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung mit Schreiben vom29. Dezember 1997 – Az: IIIb7-36042-5 – an die Träger der gesetzlichenUnfallversicherung im Rahmen der Fachaufsicht festgelegt hat.

(6) Der Ausbildungslehrgang nach den Absätzen 3 bis 5 umfasst dieAusbildungsstufe I (Grundausbildung), Ausbildungsstufe II (Vertiefende Aus-bildung), Ausbildungsstufe III (Bereichsbezogene Ausbildung) und das be-gleitende Praktikum. Bestandteile der Ausbildungsstufe III sind die nachfol-genden Rahmenthemen:

– Schutz vor Sturz aus der Höhe/in die Tiefe,

– Arbeiten mit/in der Nähe von Energieträgern und Strahlungsquellen,

– Organisation der Instandhaltung/Störungsbeseitigung,

– Erstellung, Instandhaltung und Beseitigung von baulichen Einrichtungenund Anlagen,

– komplexe Verkehrssituationen.

Zu § 3 Absatz 6:Entsprechend Ziffer 7 des Fachaufsichtsschreibens des BMA vom 29. De-zember 1997 – Az: IIIb7-36042-5 – zur Ausbildung zur Fachkraft für Ar-beitssicherheit werden in der Ausbildungsstufe III (BereichsbezogeneAusbildung) die erforderlichen bereichsbezogenen Kenntnisse vermittelt,wobei in der Regel auf das in den Ausbildungsstufen I und II erworbeneWissen aufgebaut wird. Dabei werden die Rahmenanforderungen gemäßder Ausbildungskonzeption berücksichtigt, wonach die Rahmenthemen

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der Ausbildungsstufe III den nachfolgenden 5 Themenfeldern zugeordnetwerden:

1. Spezifische Gefährdungsfaktoren,

2. Spezifische Maschinen/Geräte/Anlagen,

3. Spezifische Arbeitsverfahren,

4. Spezifische Arbeitsstätten,

5. Spezifische personalbezogene Themen.

Die Rahmenthemen werden wie folgt untergliedert:

• Rahmenthema „Schutz vor Sturz aus der Höhe/in die Tiefe“(3 Lehreinheiten aus dem Themenfeld 1)

Angesprochen werden insbesondere die Themen

– Arbeiten auf Fahrzeugdächern und in angehobenen Fahrzeugen

– Arbeitsgruben und Unterfluranlagen

– Hochgelegene Arbeitsplätze an Oberleitungs- und Antennenanlagen

• Rahmenthema „Arbeiten mit/in der Nähe von Energieträgern undStrahlungsquellen“ (3 Lehreinheiten aus dem Themenfeld 1)

Angesprochen werden insbesondere die Themen

– Arbeiten an Fahrleitungsanlagen und Stromschienen

– Arbeiten an und in der Nähe elektrischer Anlagen von Fahrzeugen

– Arbeiten an und in Unterwerken

– Arbeiten an der Stromversorgung von Gebäuden, Anlagen und Werk-stätten

• Rahmenthema „Organisation der Instandhaltung/Störungsbeseitigung“(4 Lehreinheiten aus dem Themenfeld 3)

Angesprochen werden insbesondere die Themen

– Strategien und Maßnahmen der Fahrzeuginstandhaltung

– Instandhaltung von Anlagen und Arbeitsmitteln

– Maßnahmen der Störungsbeseitigung

– Koordination bei Beteiligung mehrerer Unternehmen

• Rahmenthema „Erstellung, Instandhaltung und Beseitigung von bauli-chen Einrichtungen und Anlagen“(6 Lehreinheiten aus dem Themenfeld 3)

Angesprochen werden insbesondere die Themen

– Planung und Instandhaltung von Gebäuden, Anlagen und Werkstätten

– Planung und Instandhaltung der Infrastruktur von Eisenbahnen

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• Rahmenthema „Komplexe Verkehrssituationen“(16 Lehreinheiten aus dem Themenfeld 4)

Angesprochen werden insbesondere die Themen

– Sicherungsmaßnahmen bei Arbeiten im Bereich von Gleisen

– Rangieren von Eisenbahnfahrzeugen

– Fahren von Zügen

Ausbildungsmaßnahmen der Stufe III können bereits parallel zu den Aus-bildungsstufen I (Grundausbildung) und II (Vertiefende Ausbildung) durch-geführt werden, soweit die erforderlichen fachlichen Kenntnisse vorhan-den sind.

Für spezielle Einsatzgebiete können die Inhalte der Ausbildungsstufe IIIdurch den Unfallversicherungsträger individuell festgelegt werden.

Fortbildung

§ 4. (1) Der Unternehmer hat den Fachkräften für Arbeitssicherheit dieTeilnahme an Fortbildungsmaßnahmen zu ermöglichen, soweit die Fortbil-dungsmaßnahmen den betrieblichen Belangen entsprechen.

Zu § 4 Abs. 1:Dies trifft zu auf Fachkräfte für Arbeitssicherheit, die gleichzeitig Mitarbei-ter des Unternehmers sind. Der Unternehmer darf nur solche Fachkräftefür Arbeitssicherheit externer Dienste bestellen, die den Nachweis überdie Fortbildungsmaßnahmen erbracht haben.

(2) Bei einem Wechsel einer Fachkraft für Arbeitssicherheit, die dieAusbildungsstufe III (Bereichsbezogene Ausbildung) entsprechend denFestlegungen eines anderen Unfallversicherungsträgers absolviert hat, ineine andere Branche, hat der Unternehmer dafür zu sorgen, dass die Fach-kraft für Arbeitssicherheit die erforderlichen bereichsbezogenen Kenntnissedurch Fortbildung erwirbt. Der Unfallversicherungsträger entscheidet überden erforderlichen Umfang an Fortbildung unter Berücksichtigung der In-halte seiner Ausbildungsstufe III.

Bericht

§ 5. Der Unternehmer hat Fachkräfte für Arbeitssicherheit zu verpflich-ten, über die Erfüllung der übertragenen Aufgaben regelmäßig einen Berichtzu erstatten.

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Übergangs- und Ausführungsbestimmungen

§ 6. (1) In den Fällen des § 2 Abs. 4 hat der Unternehmer mit den dort ge-forderten Informations- und Motivationsmaßnahmen sowie der qualifizier-ten Beratung spätestens ein Jahr nach Inkrafttreten dieser Unfallverhü-tungsvorschrift zu beginnen.

Zu § 6 Abs. 1:Der Unternehmer muss, wenn er die Forderungen des § 6 nicht erfüllt,eine Fachkraft für Arbeitssicherheit schriftlich bestellt oder verpflichtet ha-ben.

(2) Der Nachweis der Fachkunde nach § 3 gilt als erbracht, wenn eineFachkraft für Arbeitssicherheit zum Zeitpunkt des Inkrafttretens dieser UVVals solche tätig ist und die Fachkundevoraussetzungen der UVV „Fachkräf-te für Arbeitssicherheit“ (GUV-V A 6, bisher GUV 0.51) in der Fassung vomMärz 1997, vorliegen.

(3) Begonnene Ausbildungslehrgänge, die noch auf der Konzeptiondes Fachaufsichtsschreibens des Bundesministeriums für Arbeit und So-zialordnung vom 2. Juli 1979 beruhen, müssen bis zum 31. Dezember 2003abgeschlossen sein.

In-Kraft-Treten

§ 7. Diese Unfallverhütungsvorschrift tritt am ersten Tage des MonatsApril oder des Monats Oktober in Kraft, der als Erster der Bekanntmachungfolgt.

Gleichzeitig treten

Abschnitt 5,

Abschnitt 6 und

Abschnitt 7

der Unfallverhütungsvorschrift DS 132 01 „Arbeitsschutz und Unfallverhü-tung organisieren und durchführen“ – (UVV 1) – in der ab dem 1. Oktober1993 geltenden Fassung, zuletzt geändert mit Bekanntgabe Nr. 2, gültig ab1. Januar 1994,

außer Kraft.

Anlage

Grundsätze zur Durchführung der Bestimmungen in § 2 Abs. 4

I. Ziele der Informations- und Motivationsmaßnahmen

Der Unternehmer soll– Arbeitsschutz als unverzichtbares Element in das Unternehmensgeschehen

integrieren. Ziel des Arbeitsschutzes ist es, die Sicherheit und Gesundheit derArbeitnehmer bei der Arbeit auf höchstmöglichem Niveau zu gewährleisten,

– Probleme des betrieblichen Arbeitsschutzes erkennen und entsprechend rea-gieren können,

– nach Teilnahme an den Informations- und Motivationsmaßnahmen bereit sein,extern angebotene, qualifizierte Beratung bezüglich Arbeitsschutz bedarfsge-recht in Anspruch zu nehmen und die Ergebnisse systematisch in die be-triebliche Entscheidungsstruktur einzubeziehen,

– Erkenntnisse hinsichtlich der Verfahren und Maßnahmen der Gefährdungs-analyse sowie zur Feststellung des Beratungsbedarfs erwerben,

– nicht zur Fachkraft für Arbeitssicherheit ausgebildet werden.

II. Informations- und Motivationsmaßnahmen

Art, Umfang und Inhalte der Informations- und Motivationsmaßnahmen werdenvom Unfallversicherungsträger auf der Basis der Rahmenbedingungen des Bun-desministeriums für Arbeit und Sozialordnung vom 23. 6. 1992 festgelegt. DieMaßnahmen umfassen ein zweitägiges branchenübergreifendes Grundseminarund zunächst maximal 5 eintägige branchenspezifische Aufbauseminare. Bei denAufbauseminaren werden Unternehmensstrukturen und betriebliche Gefährdun-gen berücksichtigt.

Welche Aufbauseminare der Unternehmer besuchen soll, wird in Abstimmung mitdem Unternehmer von der zuständigen Aufsichtsperson anhand der Gefährdun-gen im Betrieb festgelegt. Es ist vorgesehen, die Anzahl der Aufbauseminare beiBedarf zu erhöhen.

Grundseminar und Aufbauseminare sind im Regelfall innerhalb einer Frist voneinem Jahr zu besuchen. In Ausnahmefällen kann in Abstimmung mit dem Un-fallversicherungsträger die Frist maximal 3 Jahre betragen.

III. Fortbildungsveranstaltungen

Der Unternehmer ist verpflichtet, sich regelmäßig mindestens alle 3 Jahre oderbei festgestelltem Bedarf fortzubilden. Dies kann in Form von halbwöchigen Se-minaren oder mehrmaligen halbtägigen Veranstaltungen geschehen.

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IV. Externe sicherheitstechnische Beratung

Zum Nachweis einer qualifizierten Beratung hat der Unternehmer– regelmäßig den Bedarf für die Beratung zu ermitteln,– im Bedarfsfall einen Berater zu beauftragen

und– Aufzeichnungen über die in Anspruch genommene Beratung sowie ggf. er-

forderlichen betrieblichen Maßnahmen zu führen.

Basis für die bedarfsgerechte Beratung ist eine im Betrieb durchgeführte Gefähr-dungsanalyse anhand eines vom Unfallversicherungsträger vorgegebenen Kon-zeptes. Auf Grund betriebsspezifischer Gegebenheiten kann weiterer Beratungs-bedarf durch den Unfallversicherungsträger festgelegt werden.

Als Berater kommen grundsätzlich Fachkräfte für Arbeitssicherheit in Betracht.Für bestimmte Problemstellungen, z. B. Aufstellen von Lärmminderungsprogram-men, von Hautschutzplänen, Festlegen von Maßnahmen zur Gesundheitsvorsor-ge, können auch dafür qualifizierte Fachleute als Berater herangezogen werden.

Für sicherheitstechnische Beratungsdienste gelten dieselben Anforderungen wiefür überbetriebliche Dienste nach § 19 Arbeitssicherheitsgesetz. Auf die gemein-same Empfehlung von Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung, Bun-desländern, Sozialpartnern, Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossen-schaften und Verein Deutscher Sicherheitsingenieure zu Qualitätsmerkmalen undAnforderungen an Fachkräfte für Arbeitssicherheit für deren Aufgabenwahrneh-mung wird verwiesen (Bundesarbeitsblatt 2/1994 S. 70f.).

Der Unfallversicherungsträger überprüft die sicherheitstechnische Beratung imRahmen von Betriebsbesichtigungen.

V. Dokumentation

Im Betrieb sind die nachfolgend aufgeführten Dokumentationen vorzuhalten:– Nachweis der gewählten sicherheitstechnischen Betreuung,– Teilnahmenachweis an Informations- und Motivationsmaßnahmen,– betriebliche Gefährdungsanalyse sowie auf dieser Grundlage durchgeführte

Maßnahmen,– Nachweis der Verpflichtung, Inanspruchnahme und Ergebnisse externer Be-

ratung.

VI. Entscheidung des Unfallversicherungsträgers

Erfüllt ein Unternehmer, der sich für das Unternehmermodell entschieden hat, diesich aus § 2 Abs. 4 dieser Unfallverhütungsvorschrift und aus dieser Anlage erge-benden Pflichten nicht, kann der Unfallversicherungsträger für seinen Betrieb ei-ne Betreuung nach § 2 Abs. 1 dieser Unfallverhütungsvorschrift anordnen.

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Anhang 1

Übersicht über die Informations- und Motivationsmaßnahmengemäß Abschnitt II der Anlage zu § 2 Abs. 4

1. Grundseminar (16 LE)

2. Aufbauseminare (je 8 LE)2.1 Unterweisung, Betriebsanweisungen2.2 Ergonomie, Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren2.3 Umgang mit Gefahrstoffen2.4 Betreiben von Anlagen und Maschinen2.5 Branchenspezifisches Seminar

Zu 1. Grundseminar

Lernziel: Der Unternehmer soll das unternehmerische Handeln im Arbeits-schutz und dessen Grundlagen kennen lernen, das Unternehmer-modell akzeptieren und auf seinen Betrieb übertragen können.

Lehrinhalte: Einführung (1 LE)– Ablauf des Grundseminars– Erläuterung des Unternehmermodells

Verantwortung des Unternehmers im Arbeitsschutz (3 LE) – Rechtsgrundlagen– Unternehmerverantwortung– Unternehmerhaftung– Ordnungswidrigkeiten

Wirtschaftliche Aspekte im Arbeitsschutz (2 LE)– Interessenlage– Betriebliche Kosten durch Arbeits- und Wegeunfälle sowie Be-

rufskrankheiten

Institutionen im Arbeitsschutz (2 LE)– Rechtliche Grundlagen– Aufbau und Aufgaben der Unfallversicherungsträger– Aufbau und Aufgaben der staatlichen Gewerbeaufsicht– Aufbau und Aufgaben der staatlichen Bahnaufsicht– Private Institutionen

Arbeits- und Wegeunfälle, Berufskrankheiten (3 LE)– Branchen- und betriebsbezogene Unfallstatistiken– Ursachen von Arbeitsunfällen– Gefährdungsanalyse– Ursachen von Wegeunfällen– Ursachen von Berufskrankheiten– Branchenbezogene Fallbeispiele

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Betrieblicher Arbeitsschutz (5 LE)– Grundlagen der Sicherheitstechnik– Sicherheitstechnische Beurteilung von Maschinen und Anlagen– Grundlagen des Gesundheitsschutzes– Integration des Arbeitsschutzes in den Arbeitsprozess– Grundlagen der Psychologie im Arbeitsschutz– Ansätze für die Realisierung des Arbeitsschutzes in der Praxis– Organisation der Ersten Hilfe– Branchenbezogene Fallbeispiele

Zu 2. Aufbauseminare

2.1 Aufbauseminar „Unterweisung, Betriebsanweisungen“

Lernziel: Der Unternehmer soll die Pflicht zur Unterweisung, die Mittel undMöglichkeiten der Unterweisung und die Bedeutung von Betriebs-anweisungen kennenlemen.

Lerninhalte: Einführung (1 LE)– Rückblick auf das Grundseminar– Ablauf des Aufbauseminars

Pflicht und Ziel der Unterweisung (1 LE)– Pflichten des Unternehmers– Information und Motivation der Mitarbeiter

Umfang der Unterweisung (2 LE)– Erstmalige Unterweisung– Regelmäßige Unterweisungen– Unterweisung besonderer Personengruppen,

z. B. Auszubildende, Ausländer

Mittel zur Unterweisung (2 LE)– Unterweisungstechniken– Hilfsmittel zur Unterweisung– Auswahl und Einsatz der Mittel– Branchenbezogene Fallbeispiele

Betriebsanweisungen (2 LE)– Bedeutung von Betriebsanweisungen im Arbeitsschutz– Rechtsgrundlagen für Betriebsanweisungen– Erstellen von Betriebsanweisungen– Branchenbezogene Fallbeispiele

2.2 Aufbauseminar „Ergonomie, arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren“

Lernziel: Der Unternehmer soll Grundlagen der menschengerechten Arbeits-platzgestaltung, die Bedeutung von Umgebungsbeeinflussungenfür den Arbeitsschutz und Maßnahmen zum Gesundheitsschutz, diesich aus der Unfallverhütungsvorschrift „Arbeitsmedizinische Vor-sorge“ (GUV-V A 4, bisher GUV 0.6) ergeben, kennen lernen.

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Lehrinhalte: Einführung (1 LE)– Rückblick auf das Grundseminar– Ablauf des Aufbauseminars

Einführung in die Ergonomie (2 LE)– Körperliche Merkmale, z. B. Maße, Gewicht– Körperliche, geistige Fähigkeiten– Individuelle Fähigkeiten, z. B. Ausbildung, Erfahrung

Menschengerechte Arbeitsplatzgestaltung (3 LE)– Aufgabe des Menschen, z. B. Handlung, Kommunikation– Körpereinsatz, z. B. Stellung, Haltung, Bewegung– Umgebungseinflüsse, z. B. Licht, Lärm, Klima– Mechanische, elektrische, physikalische Gefährdungen– Branchenbezogene Fallbeispiele

Arbeitsmedizinische Vorsorge (2 LE)– Aufgaben und Ziele der arbeitsmedizinischen Vorsorge– Rechtsgrundlagen– Auswahlkriterien, Auslöseschwelle– Berufsgenossenschaftliche Grundsätze– Ermächtigung der Ärzte– Verfahrensvorschriften– Auswirkungen für Mitarbeiter

2.3 Aufbauseminar „Umgang mit Gefahrstoffen“

Lernziel: Der Untemehmer soll mit den Gesundheitsgefahren durch Gefahr-stoffe vertraut gemacht werden und die anzuwendenden Arbeits-schutzvorschriften sowie die sicherheitstechnischen und arbeits-medizinischen Maßnahmen kennen lernen.

Lehrinhalte: Einführung (1 LE)– Rückblick auf das Grundseminar– Ablauf des Aufbauseminars– Zusammenstellung von in Betrieben der Teilnehmer

verwendeten Gefahrstoffe

Vorschriften und Regeln (1 LE)– Staatliche Vorschriften und Regeln– Unfallverhütungsvorschriften– Sicherheitstechnische und arbeitsmedizinische Regeln

der Unfallversicherungsträger

Gesundheitsgefahren durch Gefahrstoffe (2 LE)– Gasförmige, flüssige, feste Gefahrstoffe*)

– Arbeitsmedizinische Vorsorgemaßnahmen

Ermittlung der Gefährdungen am Arbeitsplatz (1 LE)– Erfassung der Gefahrstoffe im Betrieb

*) Die zu behandelnden Gefahrstoffe richten sich nach dem Gewerbezweig

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– Sicherheitsdatenblätter, Betriebsanweisungen– Messung von Gefahrstoffen

Schutzmaßnahmen beim Umgang mit Gefahrstoffen (2 LE)– Technische Schutzmaßnahmen– Auswahl und Benutzung persönlicher Schutzausrüstungen– Branchenbezogene Fallbeispiele

Lagerung, Transport und Entsorgung von Gefahrstoffen (1 LE)– Bauliche, betriebliche Anforderungen– Bescheinigungsverfahren– Branchenbezogene Fallbeispiele

2.4 Aufbauseminar „Betreiben von Anlagen und Maschinen“

Lernziel: Der Unternehmer soll den arbeitssicheren Zustand von Anlagen undMaschinen beurteilen können und erkennen, welche betrieblichen,baulichen und technischen Maßnahmen zur Vermeidung von Ge-fährdungen beim Betreiben zu treffen sind.

Lehrinhalte: Einführung (1 LE)– Rückblick auf das Grundseminar– Ablauf des Aufbauseminars

Anlagen, Fahrzeuge und Maschinen (2 LE)– Bauliche Anlagen– Sicherheitsräume und Sicherheitsabstände– Verkehrswege– Anforderungen an Fahrzeuge– Anforderungen an Schienenfahrzeuge

Arbeitsschutz bei der Instandhaltung (5 LE)– Arbeiten an Fahrzeugen– Umgang mit Maschinen und Geräten– Arbeiten an elektrischen Anlagen und Betriebsmitteln– Auswahl und Benutzung persönlicher Schutzausrüstungen– Arbeiten im Gleisbereich– Fallbeispiele

2.5 Aufbauseminar „Branchenspezifisches Seminar“

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Anhang 2

Durchführung von Gefährdungsanalysengemäß Abschnitt I der Anlage zu § 2 Abs. 4

Basis für die bedarfsgerechte Beratung nach § 2 Abs. 4 ist eine im Betrieb durch-geführte Gefährdungsanalyse anhand des folgenden Konzeptes.

Verantwortlich für das Erkennen und Beurteilen von Gefährdungen, für das Tref-fen von Schutzmaßnahmen, für die Dokumentation und für die Information derBeschäftigten ist der Unternehmer.

Für eine betriebliche Gefährdungsanalyse einschließlich Beurteilung des Risikosist methodisch folgendermaßen vorzugehen:

1. Festlegung und Abgrenzung der GefährdungsbereicheDie Strukturierung der Gefährdungsbereiche sollte bei stationären Arbeits-plätzen vorzugsweise nach räumlichen Gesichtspunkten, bei nicht sta-tionären Arbeitsplätzen nach organisatorischen Aspekten erfolgen, beispiels-weise eine Gliederung nach Arbeitsraum – Arbeitsbereich – Arbeitsplatz bzw.Aufgabe – Maßnahme – Teilaufgabe – Einzeltätigkeit.

2. Ermittlung der GefährdungenIn den Gefährdungsbereichen sind die einzelnen relevanten Gefährdungen zuermitteln. Als Hilfsmittel können branchenspezifische Checklisten der Eisen-bahn-Unfallkasse benutzt werden. Die Analyse sollte unter Mitwirkung derBeschäftigten erfolgen. Die Ermittlungen müssen neben dem Regelbetriebauch den Störungsfall umfassen.

Bei Gefährdungsermittlung sind insbesondere folgende Bereiche zu berück-sichtigen:– Planung, Errichtung, Änderung und Instandhaltung von maschinellen,

elektrischen und baulichen Anlagen und Einrichtungen,– Beschaffung und Instandhaltung von Fahrzeugen,– Betrieb von Anlagen und Fahrzeugen,– ergonomische Gestaltung von Arbeitsplätzen,– Brand- und Explosionsschutz,– Umgang mit Gefahrstoffen,– Physikalische Einwirkungen (Lärm, Vibration, Strahlung, elektromagneti-

sche Felder, Hitze/Kälte),– innerbetrieblicher Transport und Verkehr,– Auswahl und Benutzung persönlicher Schutzausrüstung,– Arbeitsorganisation einschließlich Unterweisung und Betriebsanweisun-

gen.

3. Festlegung von SchwerpunktenBei der Durchführung der Gefährdungsanalyse ist nach Schwerpunkten vor-zugehen. Dabei sind Kriterien wie Höhe des Risikos, Unfallgeschehen und

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arbeitsbedingte Erkrankungen, komplexe Arbeitsabläufe, neu eingerichteteArbeitsplätze, neue Maschinen und Anlagen wesentlich für die Festlegung derReihenfolge.

4. Berücksichtigung von SchutzzielenBei der Festlegung von Maßnahmen zur Beseitigung oder Verminderung er-mittelter Gefährdungen sind vorgegebene Schutzziele zu berücksichtigen.Diese sind in der Regel in Rechtsvorschriften und Normen verankert. Sind fürermittelte Gefährdungen keine Schutzziele vorgegeben, müssen diese unterBerücksichtigung des akzeptierbaren Restrisikos bestimmt werden. Ggf. isthierbei die Beratung durch eine Fachkraft für Arbeitssicherheit erforderlich.

5. Durchführung von MaßnahmenUm die festgelegten Schutzziele zu erreichen, sind ausgehend von den er-mittelten Gefährdungen konkrete Maßnahmen zu ergreifen. Um eine große Ef-fizienz zu erreichen, sollten die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ge-prüft und die optimale Lösung ausgewählt werden. Ggf. ist hierzu dieBeratung durch eine Fachkraft für Arbeitssicherheit erforderlich.

6. DokumentationDas Ergebnis der Beurteilung der Arbeitsbedingungen, die festgelegten Maß-nahmen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes und die Überprüfung derWirksamkeit der Maßnahmen sind zu dokumentieren.

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Anhang 3

Gesetz über Betriebsärzte, Sicherheitsingenieure und andere Fachkräfte für Arbeitssicherheitvom 12. Dezember 1973 (BGBl. I S. 1885), zuletzt geändert durch Artikel 5a desDritten Gesetzes zur Änderung der Gewerbeordnung und sonstiger gewerbe-rechtlicher Vorschriften vom 24. August 2002 (BGBl. Nr. 62 vom 30. August 2002S. 3412).

Der Bundestag hat mit Zustimmung des Bundesrates das folgende Gesetz be-schlossen:

ERSTER ABSCHNITT

§ 1Grundsatz

Der Arbeitgeber hat nach Maßgabe dieses Gesetzes Betriebsärzte und Fachkräf-te für Arbeitssicherheit zu bestellen. Diese sollen ihn beim Arbeitsschutz und beider Unfallverhütung unterstützen. Damit soll erreicht werden, dass1. die dem Arbeitsschutz und der Unfallverhütung dienenden Vorschriften den

besonderen Betriebsverhältnissen entsprechend angewandt werden,2. gesicherte arbeitsmedizinische und sicherheitstechnische Erkenntnisse zur

Verbesserung des Arbeitsschutzes und der Unfallverhütung verwirklicht wer-den können,

3. die dem Arbeitsschutz und der Unfallverhütung dienenden Maßnahmen einenmöglichst hohen Wirkungsgrad erreichen.

ZWEITER ABSCHNITT

Betriebsärzte

§ 2Bestellung von Betriebsärzten

(1) Der Arbeitgeber hat Betriebsärzte schriftlich zu bestellen und ihnen die in§ 3 genannten Aufgaben zu übertragen, soweit dies erforderlich ist im Hinblickauf1. die Betriebsart und die damit für die Arbeitnehmer verbundenen Unfall- und

Gesundheitsgefahren,2. die Zahl der beschäftigten Arbeitnehmer und die Zusammensetzung der

Arbeitnehmerschaft und3. die Betriebsorganisation, insbesondere im Hinblick auf die Zahl und die Art

der für den Arbeitsschutz und die Unfallverhütung verantwortlichen Personen.

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(2) Der Arbeitgeber hat dafür zu sorgen, dass die von ihm bestellten Betriebs-ärzte ihre Aufgaben erfüllen. Er hat sie bei der Erfüllung ihrer Aufgaben zu unter-stützen; insbesondere ist er verpflichtet, ihnen, soweit dies zur Erfüllung ihrer Auf-gaben erforderlich ist, Hilfspersonal sowie Räume, Einrichtungen, Geräte undMittel zur Verfügung zu stellen. Er hat sie über den Einsatz von Personen zuunterrichten, die mit einem befristeten Arbeitsvertrag beschäftigt oder ihm zur Ar-beitsleistung überlassen sind.

(3) Der Arbeitgeber hat den Betriebsärzten die zur Erfüllung ihrer Aufgabenerforderliche Fortbildung unter Berücksichtigung der betrieblichen Belange zu er-möglichen. Ist der Betriebsarzt als Arbeitnehmer eingestellt, so ist er für die Zeitder Fortbildung unter Fortentrichtung der Arbeitsvergütung von der Arbeit freizu-stellen. Die Kosten der Fortbildung trägt der Arbeitgeber. Ist der Betriebsarzt nichtals Arbeitnehmer eingestellt, so ist er für die Zeit der Fortbildung von der Erfül-lung der ihm übertragenen Aufgaben freizustellen.

§ 3Aufgaben der Betriebsärzte

(1) Die Betriebsärzte haben die Aufgabe, den Arbeitgeber beim Arbeitsschutzund bei der Unfallverhütung in allen Fragen des Gesundheitsschutzes zu unter-stützen. Sie haben insbesondere

1. den Arbeitgeber und die sonst für den Arbeitsschutz und die Unfallverhütungverantwortlichen Personen zu beraten, insbesondere beia) der Planung, Ausführung und Unterhaltung von Betriebsanlagen und von

sozialen und sanitären Einrichtungen,b) der Beschaffung von technischen Arbeitsmitteln und der Einführung von

Arbeitsverfahren und Arbeitsstoffen,c) der Auswahl und Erprobung von Körperschutzmitteln,d) arbeitsphysiologischen, arbeitspsychologischen und sonstigen ergonomi-

schen sowie arbeitshygienischen Fragen, insbesondere des Arbeitsrhyth-mus, der Arbeitszeit und der Pausenregelung, der Gestaltung der Arbeits-plätze, des Arbeitsablaufs und der Arbeitsumgebung,

e) der Organisation der „Ersten Hilfe“ im Betrieb,f) Fragen des Arbeitsplatzwechsels sowie der Eingliederung und Wiederein-

gliederung Behinderter in den Arbeitsprozess,g) der Beurteilung der Arbeitsbedingungen,

2. die Arbeitnehmer zu untersuchen, arbeitsmedizinisch zu beurteilen und zuberaten sowie die Untersuchungsergebnisse zu erfassen und auszuwerten,

3. die Durchführung des Arbeitsschutzes und der Unfallverhütung zu beobach-ten und im Zusammenhang damita) die Arbeitsstätten in regelmäßigen Abständen zu begehen und festge-

stellte Mängel dem Arbeitgeber oder der sonst für den Arbeitsschutz ver-antwortlichen Person mitzuteilen, Maßnahmen zur Beseitigung dieserMängel vorzuschlagen und auf deren Durchführung hinzuwirken,

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b) auf die Benutzung der Körperschutzmittel zu achten,c) Ursachen von arbeitsbedingten Erkrankungen zu untersuchen, die Unter-

suchungsergebnisse zu erfassen und auszuwerten und dem ArbeitgeberMaßnahmen zur Verhütung dieser Erkrankungen vorzuschlagen,

4. darauf hinzuwirken, dass sich alle im Betrieb Beschäftigten den Anforderun-gen des Arbeitsschutzes und der Unfallverhütung entsprechend verhalten,insbesondere sie über die Unfall- und Gesundheitsgefahren, denen sie bei derArbeit ausgesetzt sind, sowie über die Einrichtungen und Maßnahmen zurAbwendung dieser Gefahren zu belehren und bei der Einsatzplanung undSchulung der Helfer in „Erster Hilfe“ und des medizinischen Hilfspersonalsmitzuwirken.

(2) Die Betriebsärzte haben auf Wunsch des Arbeitnehmers diesem das Er-gebnis arbeitsmedizinischer Untersuchungen mitzuteilen; § 8 Abs. 1 Satz 3 bleibtunberührt.

(3) Zu den Aufgaben der Betriebsärzte gehört es nicht, Krankmeldungen derArbeitnehmer auf ihre Berechtigung zu überprüfen.

§ 4Anforderungen an Betriebsärzte

Der Arbeitgeber darf als Betriebsärzte nur Personen bestellen, die berechtigtsind, den ärztlichen Beruf auszuüben, und die über die zur Erfüllung der ihnenübertragenen Aufgaben erforderliche arbeitsmedizinische Fachkunde verfügen.

DRITTER ABSCHNITT

Fachkräfte für Arbeitssicherheit

§ 5Bestellung von Fachkräften für Arbeitssicherheit

(1) Der Arbeitgeber hat Fachkräfte für Arbeitssicherheit (Sicherheitsingenieu-re, -techniker, -meister) schriftlich zu bestellen und ihnen die im § 6 genanntenAufgaben zu übertragen, soweit dies erforderlich ist im Hinblick auf1. die Betriebsart und die damit für die Arbeitnehmer verbundenen Unfall- und

Gesundheitsgefahren,2. die Zahl der beschäftigten Arbeitnehmer und die Zusammensetzung der

Arbeitnehmerschaft,3. die Betriebsorganisation, insbesondere im Hinblick auf die Zahl und Art der

für den Arbeitsschutz und die Unfallverhütung verantwortlichen Personen,4. die Kenntnisse und die Schulung des Arbeitgebers oder der nach § 13 Abs. 1

Nr. 1, 2 oder 3 des Arbeitsschutzgesetzes verantwortlichen Personen in Fra-gen des Arbeitsschutzes.

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(2) Der Arbeitgeber hat dafür zu sorgen, dass die von ihm bestellten Fach-kräfte für Arbeitssicherheit ihre Aufgaben erfüllen. Er hat sie bei der Erfüllung ihrerAufgaben zu unterstützen; insbesondere ist er verpflichtet, ihnen, soweit dies zurErfüllung ihrer Aufgaben erforderlich ist, Hilfspersonal sowie Räume, Einrichtun-gen, Geräte und Mittel zur Verfügung zu stellen. Er hat sie über den Einsatz vonPersonen zu unterrichten, die mit einem befristeten Arbeitsvertrag beschäftigtoder ihm zur Arbeitsleistung überlassen sind.

(3) Der Arbeitgeber hat den Fachkräften für Arbeitssicherheit die zur Erfüllungihrer Aufgaben erforderliche Fortbildung unter Berücksichtigung der betrieblichenBelange zu ermöglichen. Ist die Fachkraft für Arbeitssicherheit als Arbeitnehmereingestellt, so ist sie für die Zeit der Fortbildung unter Fortentrichtung der Ar-beitsvergütung von der Arbeit freizustellen. Die Kosten der Fortbildung trägt derArbeitgeber. Ist die Fachkraft für Arbeitssicherheit nicht als Arbeitnehmer einge-stellt, so ist sie für die Zeit der Fortbildung von der Erfüllung der ihr übertragenenAufgaben freizustellen.

§ 6Aufgaben der Fachkräfte für Arbeitssicherheit

Die Fachkräfte für Arbeitssicherheit haben die Aufgabe, den Arbeitgeber beimArbeitsschutz und bei der Unfallverhütung in allen Fragen der Arbeitssicherheiteinschließlich der menschengerechten Gestaltung der Arbeit zu unterstützen. Siehaben insbesondere

1. den Arbeitgeber und die sonst für den Arbeitsschutz und die Unfallverhütungverantwortlichen Personen zu beraten, insbesondere beia) der Planung, Ausführung und Unterhaltung von Betriebsanlagen und von

sozialen und sanitären Einrichtungen,b) der Beschaffung von technischen Arbeitsmitteln und der Einführung von

Arbeitsverfahren und Arbeitsstoffen,c) der Auswahl und Erprobung von Körperschutzmitteln,d) der Gestaltung der Arbeitsplätze, des Arbeitsablaufs, der Arbeitsumge-

bung und in sonstigen Fragen der Ergonomie,e) der Beurteilung der Arbeitsbedingungen,

2. die Betriebsanlagen und die technischen Arbeitsmittel insbesondere vor derInbetriebnahme und Arbeitsverfahren insbesondere vor ihrer Einführungsicherheitstechnisch zu überprüfen,

3. die Durchführung des Arbeitsschutzes und der Unfallverhütung zu beobach-ten und im Zusammenhang damita) die Arbeitsstätten in regelmäßigen Abständen zu begehen und festge-

stellte Mängel dem Arbeitgeber oder der sonst für den Arbeitsschutz unddie Unfallverhütung verantwortlichen Person mitzuteilen, Maßnahmen zurBeseitigung dieser Mängel vorzuschlagen und auf deren Durchführunghinzuwirken,

b) auf die Benutzung der Körperschutzmittel zu achten,

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c) Ursachen von Arbeitsunfällen zu untersuchen, die Untersuchungsergeb-nisse zu erfassen und auszuwerten und dem Arbeitgeber Maßnahmen zurVerhütung dieser Arbeitsunfälle vorzuschlagen.

4. darauf hinzuwirken, dass sich alle im Betrieb Beschäftigten den Anforderun-gen des Arbeitsschutzes und der Unfallverhütung entsprechend verhalten,insbesondere sie über die Unfall- und Gesundheitsgefahren, denen sie bei derArbeit ausgesetzt sind, sowie über die Einrichtungen und Maßnahmen zurAbwendung dieser Gefahren zu belehren und bei der Schulung der Sicher-heitsbeauftragten mitzuwirken.

§ 7 Anforderungen an Fachkräfte für Arbeitssicherheit

(1) Der Arbeitgeber darf als Fachkräfte für Arbeitssicherheit nur Personen be-stellen, die den nachstehenden Anforderungen genügen: Der Sicherheitsinge-nieur muss berechtigt sein, die Berufsbezeichnung Ingenieur zu führen und überdie zur Erfüllung der ihm übertragenen Aufgaben erforderliche sicherheitstechni-sche Fachkunde verfügen. Der Sicherheitstechniker oder -meister muss über diezur Erfüllung der ihm übertragenen Aufgaben erforderliche sicherheitstechnischeFachkunde verfügen.

(2) Die zuständige Behörde kann es im Einzelfall zulassen, dass an Stelleeines Sicherheitsingenieurs, der berechtigt ist, die Berufsbezeichnung Ingenieurzu führen, jemand bestellt werden darf, der zur Erfüllung der sich aus § 6 erge-benden Aufgaben über entsprechende Fachkenntnisse verfügt.

VIERTER ABSCHNITT

Gemeinsame Vorschriften

§ 8Unabhängigkeit bei der Anwendung der Fachkunde

(1) Betriebsärzte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit sind bei der Anwen-dung ihrer arbeitsmedizinischen und sicherheitstechnischen Fachkunde wei-sungsfrei. Sie dürfen wegen der Erfüllung der ihnen übertragenen Aufgaben nichtbenachteiligt werden. Betriebsärzte sind nur ihrem ärztlichen Gewissen unter-worfen und haben die Regeln der ärztlichen Schweigepflicht zu beachten.

(2) Betriebsärzte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit oder, wenn für einenBetrieb mehrere Betriebsärzte oder Fachkräfte für Arbeitssicherheit bestellt sind,der leitende Betriebsarzt und die leitende Fachkraft für Arbeitssicherheit unter-stehen unmittelbar dem Leiter des Betriebs.

(3) Können sich Betriebsärzte oder Fachkräfte für Arbeitssicherheit über einevon ihnen vorgeschlagene arbeitsmedizinische oder sicherheitstechnische Maß-

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nahme mit dem Leiter des Betriebes nicht verständigen, so können sie ihren Vor-schlag unmittelbar dem Arbeitgeber und, wenn dieser eine juristische Person ist,dem zuständigen Mitglied des zur gesetzlichen Vertretung berufenen Organs un-terbreiten. Ist für einen Betrieb oder ein Unternehmen ein leitender Betriebsarztoder eine leitende Fachkraft für Arbeitssicherheit bestellt, steht diesen das Vor-schlagsrecht nach Satz 1 zu. Lehnt der Arbeitgeber oder das zuständige Mitglieddes zur gesetzlichen Vertretung berufenen Organs den Vorschlag ab, so ist diesden Vorschlagenden schriftlich mitzuteilen und zu begründen; der Betriebsraterhält eine Abschrift.

§ 9 Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat

(1) Die Betriebsärzte und die Fachkräfte für Arbeitssicherheit haben bei derErfüllung ihrer Aufgaben mit dem Betriebsrat zusammenzuarbeiten.

(2) Die Betriebsärzte und die Fachkräfte für Arbeitssicherheit haben den Be-triebsrat über wichtige Angelegenheiten des Arbeitsschutzes und der Unfallver-hütung zu unterrichten; sie haben ihm den Inhalt eines Vorschlages mitzuteilen,den sie nach § 8 Abs. 3 dem Arbeitgeber machen. Sie haben den Betriebsrat aufsein Verlangen in Angelegenheiten des Arbeitsschutzes und der Unfallverhütungzu beraten.

(3) Die Betriebsärzte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit sind mit Zustim-mung des Betriebsrats zu bestellen und abzuberufen. Das Gleiche gilt, wennderen Aufgaben erweitert oder eingeschränkt werden sollen; im Übrigen gilt § 87in Verbindung mit § 76 des Betriebsverfassungsgesetzes. Vor der Verpflichtungoder Entpflichtung eines freiberuflich tätigen Arztes, einer freiberuflich tätigenFachkraft für Arbeitssicherheit oder eines überbetrieblichen Dienstes ist der Be-triebsrat zu hören.

§ 10Zusammenarbeit der Betriebsärzte und der Fachkräfte für Arbeitssicherheit

Die Betriebsärzte und die Fachkräfte für Arbeitssicherheit haben bei der Erfüllungihrer Aufgaben zusammenzuarbeiten. Dazu gehört es insbesondere, gemeinsameBetriebsbegehungen vorzunehmen. Die Betriebsärzte und die Fachkräfte für Ar-beitssicherheit arbeiten bei der Erfüllung ihrer Aufgaben mit den anderen im Be-trieb für Angelegenheiten der technischen Sicherheit, des Gesundheits- und Um-weltschutzes beauftragten Personen zusammen.

§ 11Arbeitsschutzausschuss

Soweit in einer sonstigen Rechtsvorschrift nichts anderes bestimmt ist, hat derArbeitgeber in Betrieben mit mehr als zwanzig Beschäftigten einen Arbeits-

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schutzausschuss zu bilden; bei der Feststellung der Zahl der Beschäftigten sindTeilzeitbeschäftigte mit einer regelmäßigen wöchentlichen Arbeitszeit von nichtmehr als 20 Stunden mit 0,5 und nicht mehr als 30 Stunden mit 0,75 zu berück-sichtigen. Dieser Ausschuss setzt sich zusammen aus:

dem Arbeitgeber oder einem von ihm Beauftragten,zwei vom Betriebsrat bestimmten Betriebsratsmitgliedern,Betriebsärzten,Fachkräften für Arbeitssicherheit undSicherheitsbeauftragten nach § 22 des Siebten Buches Sozialgesetzbuch.

Der Arbeitsschutzausschuss hat die Aufgabe, Anliegen des Arbeitsschutzes undder Unfallverhütung zu beraten. Der Arbeitsschutzausschuss tritt mindestens ein-mal vierteljährlich zusammen.

§ 12Behördliche Anordnungen

(1) Die zuständige Behörde kann im Einzelfall anordnen, welche Maßnahmender Arbeitgeber zur Erfüllung der sich aus diesem Gesetz und den die gesetzli-chen Pflichten näher bestimmenden Rechtsverordnungen und Unfallverhütungs-vorschriften ergebenden Pflichten, insbesondere hinsichtlich der Bestellung vonBetriebsärzten und Fachkräften für Arbeitssicherheit, zu treffen hat.

(2) Die zuständige Behörde hat, bevor sie eine Anordnung trifft,1. den Arbeitgeber und den Betriebsrat zu hören und mit ihnen zu erörtern, wel-

che Maßnahmen angebracht erscheinen und2. dem zuständigen Träger der gesetzlichen Unfallversicherung Gelegenheit zu

geben, an der Erörterung mit dem Arbeitgeber teilzunehmen und zu der vonder Behörde in Aussicht genommenen Anordnung Stellung zu nehmen.

(3) Die zuständige Behörde hat dem Arbeitgeber zur Ausführung der Anord-nung eine angemessene Frist zu setzen.

(4) Die zuständige Behörde hat den Betriebsrat über eine gegenüber dem Ar-beitgeber getroffene Anordnung schriftlich in Kenntnis zu setzen.

§ 13Auskunfts- und Besichtigungsrechte

(1) Der Arbeitgeber hat der zuständigen Behörde auf deren Verlangen die zurDurchführung des Gesetzes erforderlichen Auskünfte zu erteilen. Er kann die Aus-kunft auf solche Fragen verweigern, deren Beantwortung ihn selbst oder einender in § 383 Abs. 1 Nr. 1 bis 3 der Zivilprozessordnung bezeichneten Angehörigender Gefahr strafgerichtlicher Verfolgung oder eines Verfahrens nach dem Gesetzüber Ordnungswidrigkeiten aussetzen würde.

(2) Die Beauftragten der zuständigen Behörde sind berechtigt, die Arbeits-stätten während der üblichen Betriebs- und Arbeitszeit zu betreten und zu be-

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sichtigen; außerhalb dieser Zeit oder wenn sich die Arbeitsstätten in einer Woh-nung befinden, dürfen sie nur zur Verhütung von dringenden Gefahren für die öf-fentliche Sicherheit und Ordnung betreten und besichtigt werden. Das Grund-recht der Unverletzlichkeit der Wohnung (Artikel 13 des Grundgesetzes) wirdinsoweit eingeschränkt.

§ 14Ermächtigung zum Erlass von Rechtsverordnungen

(1) Der Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung kann mit Zustimmungdes Bundesrates durch Rechtsverordnung bestimmen, welche Maßnahmen derArbeitgeber zur Erfüllung der sich aus diesem Gesetz ergebenden Pflichten zutreffen hat. Soweit die Träger der gesetzlichen Unfallversicherung ermächtigtsind, die gesetzlichen Pflichten durch Unfallverhütungsvorschriften näher zubestimmen, macht der Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung von derErmächtigung erst Gebrauch, nachdem innerhalb einer von ihm gesetzten ange-messenen Frist der Träger der gesetzlichen Unfallversicherung eine entsprechen-de Unfallverhütungsvorschrift nicht erlassen hat oder eine unzureichend gewor-dene Unfallverhütungsvorschrift nicht ändert.

(2) 1)

§ 15Ermächtigung zum Erlass von allgemeinen Verwaltungsvorschriften

Der Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung erlässt mit Zustimmung desBundesrates allgemeine Verwaltungsvorschriften zu diesem Gesetz und den aufGrund des Gesetzes erlassenen Rechtsverordnungen.

§ 16Öffentliche Verwaltung

In Verwaltungen und Betrieben des Bundes, der Länder, der Gemeinden und dersonstigen Körperschaften, Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts istein den Grundsätzen dieses Gesetzes gleichwertiger arbeitsmedizinischer und si-cherheitstechnischer Arbeitsschutz zu gewährleisten.

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§ 17Nichtanwendung des Gesetzes

(1) Dieses Gesetz ist nicht anzuwenden, soweit Arbeitnehmer im Haushaltbeschäftigt werden.

(2) Soweit im Bereich der Seeschifffahrt die Vorschriften der Verordnung überdie Seediensttauglichkeit und der Verordnung über die Krankenfürsorge auf Kauf-fahrteischiffen gleichwertige Regelungen enthalten, gelten diese Regelungen fürdie beschäftigen Kapitäne, Besatzungsmitglieder und sonstige an Bord tätigenPersonen deutscher Seeschiffe. Soweit dieses Gesetz auf die Seeschifffahrt nichtanwendbar ist, wird das Nähere durch Rechtsverordnung geregelt.

(3) Soweit das Bergrecht diesem Gesetz gleichwertige Regelungen enthält,gelten diese Regelungen. Im Übrigen gilt dieses Gesetz.

§ 18Ausnahmen

Die zuständige Behörde kann dem Arbeitgeber gestatten, auch solche Betriebs-ärzte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit zu bestellen, die noch nicht über die er-forderliche Fachkunde im Sinne des § 4 oder § 7 verfügen, wenn der Arbeitgebersich verpflichtet, in einer festzulegenden Frist den Betriebsarzt oder die Fachkraftfür Arbeitssicherheit entsprechend fortbilden zu lassen.

§ 19Überbetriebliche Dienste

Die Verpflichtung des Arbeitgebers, Betriebsärzte und Fachkräfte für Arbeits-sicherheit zu bestellen, kann auch dadurch erfüllt werden, dass der Arbeitgebereinen überbetrieblichen Dienst von Betriebsärzten oder Fachkräften für Arbeitssi-cherheit zur Wahrnehmung der Aufgaben nach § 3 oder § 6 verpflichtet.

§ 20Ordnungswidrigkeiten

(1) Ordnungswidrig handelt, wer vorsätzlich oder fahrlässig1. einer vollziehbaren Anordnung nach § 12 Abs. 1 zuwiderhandelt,2. entgegen § 13 Abs. 1 Satz 1 eine Auskunft nicht, nicht richtig oder nicht voll-

ständig erteilt oder3. entgegen § 13 Abs. 2 Satz 1 eine Besichtigung nicht duldet.

(2) Eine Ordnungswidrigkeit nach Absatz 1 Nr. 1 kann mit einer Geldbuße biszu 25 000 Euro, eine Ordnungswidrigkeit nach Absatz 1 Nr. 2 und 3 mit einerGeldbuße bis zu 500 Euro geahndet werden.

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§ 21Änderung der Reichsversicherungsordnung

(gegenstandslos)

§ 22Berlin-Klausel

(gegenstandslos)

§ 23In-Kraft-Treten

(1) Dieses Gesetz, ausgenommen § 14 und § 21, tritt am ersten Tage des aufdie Verkündung folgenden zwölften Kalendermonats in Kraft. § 14 und § 21 tretenam Tage nach der Verkündung des Gesetzes in Kraft.

(2) § 6 Abs. 3 Satz 2 und § 7 des Berliner Gesetzes über die Durchführungdes Arbeitsschutzes vom 9. August 1949 (VOBl. I S. 265), zuletzt geändert durchArtikel LVIII des Gesetzes vom 6. März 1970 (GVBl. S. 474), treten außer Kraft. ImÜbrigen bleibt das Gesetz unberührt.

Hinweis:

Seit Oktober 2002 ist das BUK-Regelwerk „Sicherheit und Gesundheitsschutz“ neustrukturiert und mit neuen Bezeichnungen und Bestellnummern versehen. In Abstim-mung mit dem Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften wurdensämtliche Veröffentlichungen den Kategorien „Unfallverhütungsvorschriften“, „Regelnfür Sicherheit und Gesundheitsschutz“, „Informationen“ und „Grundsätze“ zugeordnet.

Bei anstehenden Überarbeitungen oder Nachdrucken werden die Veröffentlichungenauf die neuen Bezeichnungen und Bestellnummern umgestellt. Dabei wird zur Erleich-terung für einen Übergangszeitraum von ca. 3 bis 5 Jahren den neuen Bestellnummerndie bisherige Bestellnummer angefügt.

Des Weiteren kann die Umstellung auf die neue Bezeichnung und Benummerung einerso genannten Transferliste entnommen werden, die u.a. im Druckschriftenverzeichnisund auf der Homepage des Bundesverbandes der Unfallkassen (www.unfallkassen.de)veröffentlicht ist.

Bestell-Nr. GUV-V A 6