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AusgAbe 2011 | PersPektiven für ihr berufsleben Familie und Beruf WIEDEREINSTIEG Mit Mut und unterstützung zurück in den beruf ARBEITS(ZEIT)MODELLE kind, betreuung und Arbeit im einklang NETZWERKE strategisch denken und handeln Mit praktischen Checklisten

Familie und Beruf€¦ · name, logo und Inhalt der BiZ-reihe „Perspektiven für Ihr Berufsleben“ sind urheberrechtlich geschützt und unterliegen dem urheberrecht der Bundesagentur

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A u s g A b e 2 0 1 1 | P e r s P e k t i v e n f ü r i h r b e r u f s l e b e n

Familie und BerufWIEDEREINSTIEGMit Mut und unter stützung zurück in den beruf

ARBEITS(ZEIT)MODELLEkind, betreuung und Arbeit im einklang

NETZWERKEstrategisch denken und handeln

Mit

praktischen

Checklisten

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Inhalt FamIlIe und BeruF

InhaltFamIlIe und BeruF

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Wiedereinstieg Beratungs- und Hilfsangebote erleichtern die

rückkehr in den Beruf.

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FaQantworten auf Fragen

zu elternzeit, elterngeld und

Pflegezeit

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PorträtZwei Frauen

und ein mann berichten vom erfolgreichen

Wiedereinstieg.

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arbeitsmodelledie Betreuung muss zu den arbeitszeiten und zum Kind

passen.

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PersonalpolitikPlanen Sie

die rückkehr in den Beruf rechtzeitig gemeinsam

mit dem arbeitgeber.

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Interview Bestimmen Sie die regeln für

eine gelungene Work-life-Balance.

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netzwerkeKnüpfen Sie

vielfältige Kontakte. Sie

erleichtern den Wiedereinstieg.

Kind und Karriere

Wenn Sie sich eine Zeit lang zu Hause um Ihre Familie gekümmert haben und danach wieder in den Beruf einsteigen möchten, stehen Ihnen öffentliche und private Initiativen, staatliche einrichtungen und nicht zuletzt das unternehmen, in das Sie wieder einsteigen wollen, mit rat und Tat zur Seite. mithilfe des passenden arbeitszeitmodells, einer zuverlässi-gen Betreuung und eines stabilen netzwerks haben Sie gute Chancen für einen gelingenden Wiederein-stieg. das Heft unterstützt Sie dabei mit reportagen, Checklisten und Hintergrundberichten und beantwor-tet häufig gestellte Fragen.

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Impressum HerausgeberBundesagentur für arbeit, nürnbergFachredaktion: Team SP III 21, Berufskundliche medien, Bundesagentur für arbeit, nürnberg

VerlagWillmy Consult & Content GmbH, Gutenstetter Straße 8d, 90449 nürnbergTel. 0911 937739-0 Fax 0911 937739-99e-mail: [email protected]

Redaktion BiZ-MedienGesamtleitung: rainer möllerChefredaktion: Theresia ritterredaktion: Samuel Heller, leonore Straßnerart direktor: nero a. KaiserGestaltung: Claudia Costanza, Judith Hußmann, monika Orend, Viviane Schadde Titelfoto: martina StrieglWir fotografierten beim Fraunhofer IIS in erlangen-Tennenlohe und bedanken uns für die freundliche unterstützung.

AutorinnenGabriele müller, Yvonne Strankmüller, andrea Stuckmann, Veronika Wiggert

DruckBonifatius GmbH, Paderborn

Redaktionsschlussapril 2011

HaftungsausschlussFür die richtigkeit der eintragungen kann – auch wegen der schnellen entwicklung in Gesellschaft, Wirtschaft und Technik und der großen regionalen unterschiede – keine Haftung übernommen werden. Bitte informieren Sie sich bei Ihrer agentur für arbeit, ob in der Zwischenzeit in einzelnen Punkten Ände-rungen eingetreten sind.

Wichtige Nutzungshinweisename, logo und Inhalt der BiZ-reihe „Perspektiven für Ihr Berufsleben“ sind urheberrechtlich geschützt und unterliegen dem urheberrecht der Bundesagentur für arbeit. die Verwertung und Vervielfältigung von Inhalten bedarf der vorherigen Zustimmung. anfragen zur nutzung der Inhalte sind an den Verlag zu richten.

Bestellungendas Heft kann über den Bestellservice der Bundesagentur für arbeit im Internet bezogen werden: www.ba-bestellservice.de

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WiedereinstiegFamilie und BeruF

Kind und Karriere, wie geht das?Vereinbarkeit von Familie und Beruf – das ist ein Thema, mit dem sich viele Eltern auseinandersetzen müssen. „Wie kann ich beides unter einen Hut bringen?“ Diese alte Frage stellt sich individuell und immer wieder neu.

Im Jahr 2007 zeigte eine Studie der Bertelsmann Stif-tung, dass deutschland mit Spanien, Griechenland

und italien etwas gemeinsam hatte: allen länder fiel es besonders schwer, die Konflikte zwischen Berufstätig-keit und elternschaft zu lösen. Zusammen bildeten sie das Schlusslicht sowohl bei der Geburtenrate als auch beim Beschäftigtenanteil von müttern mit Kindern unter fünf Jahren. und heute? die große mehrheit der jungen mütter und Väter will sich laut Familienreport 2010 des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BmFSFJ) „um ihre Kinder kümmern und weiter im Beruf bleiben“.

dass dieser Wunsch sich besser als je realisieren lässt, dazu tragen maßnahmen wie das elterngeld und die elternzeit offensichtlich einiges bei: „Jeder fünfte Vater nimmt mittlerweile Partnermonate in anspruch, darunter überproportional viele Väter in Führungspo-sitionen. 60 Prozent der männer geben an, elternzeit nehmen zu wollen, wenn sie Kinder haben“, wie der Familienreport darlegt. die Statistiken zeigen auch: Während im ersten Quartal 2010 insgesamt 189.270 menschen elterngeld bezogen, waren es im dritten Quartal schon 216.913. Zeitgleich kamen laut Statis-tischem Bundesamt hierzulande rund 20.000 Kinder mehr auf die Welt als im vergleichbaren Vorjahreszeit-raum.

Öffentliches Bewusstseininsgesamt ist das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf gerade so präsent wie wahrscheinlich nie zuvor. der zunehmende Fachkräftemangel macht klar, dass die deutsche Wirtschaft auf berufstätige mütter und Väter gar nicht verzichten kann. „eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist vor dem Hintergrund des demogra-fischen Wandels und des Fachkräftemangels eine wich-tige Voraussetzung für einen zukunftsfähigen Standort deutschland“, stellte Bundeskanzlerin angela merkel fest. nicht von ungefähr hat Bundesfamilienministerin Kristina Schröder gemeinsam mit den arbeitgeberver-bänden vor Kurzem die „Charta für familienbewusste arbeitszeiten“ unterzeichnet. damit verpflichten sich Politik und Wirtschaft zum gemeinsamen engagement für familienbewusste arbeitszeiten und eine bessere Vereinbarkeit.

doch es bleibt nicht nur bei der Theorie, denn es gibt kon-krete Hilfen für alle Beteiligten. Portale wie „erfolgsfaktor Familie“ des BmFSFJ oder das „audit berufundfamilie“ der Hertie-Stiftung zeigen anhand vorbildlicher Beispiele, wie Firmen dazu beitragen, dass sich Beruf und Familie vereinen lassen. das audit hat sich zum Qualitätssiegel familienbewusster Personalpolitik entwickelt und richtet beispielsweise Gruppen zum erfahrungsaustausch ein. Hilfreich ist auch das aktionsprogramm „Perspektive Wiedereinstieg“, das das BmFSFJ gemeinsam mit der Bundesagentur für arbeit verantwortet. es gibt einen Überblick über wichtige aspekte des Wiedereinstiegs und thematisiert unter anderem Kinderbetreuung, För-dermöglichkeiten, Weiterbildung und netzwerke.

Ausstieg sorgfältig organisierendass trotz aller Beratungs- und Hilfsangebote viele Familien und insbesondere mütter dennoch tagtäglich einen Spagat zwisc hen den eigenen ansprüchen und der beruflichen Wirklichkeit vollführen, erfährt dip-lom-Psychologin Kathrin Dewender häufig. Sie steht eltern insbeson-dere beim Thema Wiedereinstieg nach der elternzeit zur Seite und weiß: „das ist für die Betroffenen ein sehr emotionsgeladenes Gebiet. Vor allem die mütter werden immer noch zerrissen von der angst, weder dem Beruf noch dem Kind gerecht werden zu können.“

Ob der Wiedereinstieg gelingt, hängt viel von ei-nem gut organisierten ausstieg ab, ist sich Kathrin dewender sicher. und davon, „dass jemand während

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der elternzeit auch deutlich signalisiert, dass er oder sie weiterhin interesse am unternehmen hat. leider verliert aber fast die Hälfte aller Frauen während der erziehungszeit den Kontakt zum arbeitgeber“, stellt die Psychologin fest. neben der Kontaktpflege ist es auch wichtig, sich fachlich fit zu halten. Wurden neue Computerprogramme im unternehmen eingeführt? Haben sich Prozesse oder betriebsinterne Verfahren verändert? Hierfür empfiehlt es sich beispielsweise auch, Fachzeitschriften zu lesen oder Seminare zu besuchen.

dass sich Väter mit dem Thema Wiedereinstieg leichter tun, ist eine weitere erfahrung der Psycho-login. Sie meint, männer gingen häufig unaufgereg-ter und strukturierter mit ausstieg und rückkehr in den Beruf um. Vermutlich liegt das daran, dass Vä-ter meist sehr viel kürzer aus dem Beruf aussteigen. die elternzeit zu teilen, hält sie für eine gute Vorge-hensweise. „die kommt nicht nur dem Kind und dem Beruf, sondern auch der Partnerschaft zugute, denn es verändert die Wertschätzung für die arbeit des anderen.“

Was bleibt ihrer einschätzung nach zu tun, damit sich die Vereinbarkeit von Familie und Beruf besser realisieren lässt? „Beim Thema Kinderbetreuungsan-gebot muss wirklich noch viel getan werden, etwa bei den angebotenen Betreuungszeiten von einrich-tungen.“ und was sagt die vierfache mutter anderen Frauen zum Thema Vereinbarkeit? „es braucht viel Schwung, ein gutes soziales netzwerk, das hin und wieder unterstützt, ein gutes Team zu Hause und am arbeitsplatz, manchmal ein dickes Fell und ab und an die Fähigkeit, über sich selbst zu lachen.“ n

Info

Perspektive Wiedereinstiegnicht wenige mütter sind verunsichert, ob sie der doppelten Belastung von Familie und Beruf gerecht werden können und wie sie das am besten meistern sollen. Schritt für Schritt begleitet das Portal „Perspektive Wieder-einstieg“ mütter und Väter bei der informa-tionssuche und der entscheidungsfindung. Zum Beispiel mit bundesweiten adressen von Beratungs- und anlaufstellen.www.perspektive-wiedereinstieg.de

Quelle: RWI Elterngeldbericht 2009 aus Familien­report 2010 des Bundesfamilienministeriums

Mittlerweile bekommen Eltern von vielen Seiten Hilfe, sodass sie die Kinderbetreuung meistern.

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Familienbewusste Personalpolitik ermöglicht den Spagat zwischen Beruf und Familie.

WiedereinstiegFamilie und BeruF

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WiedereinstiegFamilie und BeruF

Oft gestellte Fragen und verständliche antwortenDie Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist eine komplexe Angele-genheit, die viele Fragen aufwirft. Hier erfahren Sie Wissenswertes rund um Elternzeit, Elterngeld, Beschäftigung und Pflegezeit.

Seit wann gibt es eigentlich Elternzeit und Elterngeld?das Bundeselterngeld- und elternzeitgesetz (BeeG) trat am 1.1.2007 in Kraft und wurde seitdem mehr-mals geändert.

Was genau bedeutet es, Elternzeit zu nehmen?Jede mutter und jeder Vater eines Kindes kann elternzeit beanspruchen, um das Kind zu betreuen und zu erziehen – und das bis zum dritten lebens-jahr. in dieser Zeit ruht das arbeitsverhältnis. Beide elternteile können, wenn sie es wünschen, gleich-zeitig bis zu drei Jahren elternzeit nehmen.

Besteht nach der Elternzeit ein Anspruch auf Rückkehr an den alten Arbeitsplatz?Ja, es besteht ein anspruch auf rückkehr auf den vorigen arbeitsplatz. ist das aus betrieblichen Gründen nicht möglich, muss der arbeitgeber eine gleichwertige Beschäftigung anbieten.

Was ist eigentlich Elterngeld und wozu dient es?elterngeld ist eine gesetzliche leistung, die müttern und Vätern helfen soll. eltern können es in der Zeit vom

Tag der Geburt bis zur Vollendung des 14. lebensmo-nats des Kindes beziehen. das elterngeld ersetzt bis zu 14 monate – wenigstens anteilig – das bisherige nettoeinkommen des elternteils, gleich ob Vater oder mutter, der wegen der Kinderbetreuung nun nicht mehr berufstätig sein kann. noch mehr informationen gibt es unter www.familien-wegweiser.de.

Welche Voraussetzungen gelten für den Bezug von Elterngeld?laut Gesetzestext hat anspruch auf elterngeld, „wer einen Wohnsitz oder seinen gewöhnlichen aufenthalt in deutschland hat, mit seinem Kind in einem Haushalt lebt, dieses Kind selbst betreut und erzieht und keine oder keine volle erwerbstätigkeit ausübt“. Berechtigt ist aber auch, wer im rahmen seines in deutschland bestehenden öffentlich-rechtlichen dienst- oder amts-verhältnisses vorübergehend ins ausland abgeordnet, versetzt oder kommandiert ist.

Was genau bedeutet: „keine oder keine volle Erwerbstätigkeit“?Jemand, der elterngeld bezieht, darf nicht mehr als 30 Stunden in der Woche erwerbstätig sein.

Wann und wo lässt sich Elterngeld beantragen?Frühestens mit dem Tag der Geburt können Sie elterngeld schriftlich beantragen. rückwirkend wird es „nur für die letzten drei monate vor Beginn des monats geleistet, in dem der antrag auf elterngeld eingegangen ist“. Jedes Bundesland hat dazu eigene Stellen eingerichtet. eine Übersicht findet sich auf der internetseite des Bundes-ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend unter www.bmfsfj.de > Familie > elternzeit / elterngeld > elterngeldstellen.

Wie lange wird Elterngeld gezahlt?Grundsätzlich gilt, dass das elterngeld nur in den ersten 14 lebensmonaten eines Kindes in anspruch genommen werden kann, danach nicht mehr. die Verteilung der längstens 14 Bezugsmonate kann frei festgelegt werden. Jedoch gilt: ein elternteil allein, ob Vater oder mutter, kann nur für einen Zeitraum elterngeld beziehen, der mindestens acht Wochen und höchstens zwölf monate dauert. der anspruch auf zwei zusätzliche, sogenannte Partnermonate besteht, wenn beide eltern diese leistung in anspruch nehmen wollen und für mindestens zwei monate das erwerbseinkommen ganz oder teilweise wegfällt. das ist eine regelung, die oft in anspruch

genommen wird, wenn auch Väter für zwei monate pausieren, um sich um das Kind zu kümmern. Bei ande-ren Varianten steigen beide elternteile gleichzeitig aus dem Beruf aus. dann könnte etwa jeder für längstens sieben monate elterngeld beziehen.

Gilt für Alleinerziehende eine besondere Regel?Für alleinerziehende gelten grundsätzlich dieselben Vor-aussetzungen wie für elternpaare. ein elternteil kann für maximal zwölf lebensmonate des Kindes elterngeld erhal-ten. Wird das elterngeld zum ausgleich für wegfallendes erwerbseinkommen bezogen, können alleinerziehende auch die zusätzlichen zwei Partnermonate nutzen und somit allein für die vollen 14 monate elterngeld erhalten – vorausgesetzt, das Kind lebt nur in der Wohnung des elternteils, dem die elterliche Sorge oder zumindest das aufenthaltsbestimmungsrecht allein zusteht.

In welcher Höhe wird Elterngeld gezahlt?die Höhe des elterngeldes hängt von dem durchschnitt-lichen nettoeinkommen ab, das der betreuende eltern-teil in den zwölf Kalendermonaten vor dem monat der Geburt des Kindes erzielt hat. unabhängig davon, ob sich Vater oder mutter entscheiden, die Betreuung zu

Während der Elternzeit haben Sie ausreichend Gele-genheit, die Kreativität Ihres Kindes zu fördern.

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übernehmen: das elterngeld wird nach ihrem letzten durchschnittlichen nettoeinkommen berechnet. dabei gibt es eine Staffelung:

� Grundsätzlich gilt: das elterngeld beträgt immer mindestens 300 und höchstens 1.800 euro.

� Für nettoeinkommen von weniger als 1.000 euro kann die ersatzrate bis zu 100 Prozent betragen.

� Für nettoeinkommen zwischen 1.000 und 1.200 euro beträgt die ersatzrate 67 Prozent.

� Überschreitet das monatliche einkommen 1.200 euro, sinkt laut Gesetzestext „der Prozentsatz von 67 Prozent um 0,1 Prozent-punkte für je 2 euro, um die das maßgeb-liche einkommen den Betrag von 1.200 euro überschreitet, auf bis zu 65 Prozent“.

� und für nettoeinkommen von 1.240 euro und mehr gibt es eine ersatzrate von 65 Prozent.

einen elterngeldrechner, mit dem Sie selbst kalkulieren können, finden Sie unter www.bmfsfj.de > Familie > elternzeit / elterngeld > elterngeldrechner.

Wie berechnet sich das Elterngeld bei der Geburt von Mehrlingen?Bei der Geburt von Zwillingen und drillingen erhöht sich das elterngeld monatlich um je 300 euro für jedes weitere Kind.

Haben auch Eltern Anspruch auf Elterngeld, die vor der Geburt nicht erwerbstätig waren? Ja, auch Studierende, Hausfrauen oder -männer kön-nen elterngeld in der Höhe von 300 euro monatlich beziehen.

Welche Fristen sind bei der Elternzeit zu beachten? Betriebe brauchen Planungssicherheit, deshalb müssen eltern den Termin mindestens sieben Wochen vorab bekannt geben. Bei dieser Gelegenheit müssen sie auch ihre Planungen für die kommenden zwei Jahre anmelden.

Darf das Unternehmen während der Elternzeit kündigen?nein, ab dem angemeldeten Zeitpunkt der elternzeit besteht ein besonderer Kündigungsschutz. die Firma darf das arbeitsverhältnis nicht auflösen. in berechtig-ten ausnahmefällen kann eine Kündigung durch eine arbeitsschutzbehörde des jeweiligen Bundeslandes jedoch für zulässig erklärt werden.

Bekommt Elterngeld auch, wer Teilzeit arbeitet?Wer das Kind betreut, bezieht elterngeld als ersatz für das entfallende Teileinkommen. Was heißt das? Zugrunde gelegt wird hier die differenz zwischen dem durchschnittlichen einkommen vor der Geburt und während des elterngeldbezuges. Für die elterngeldbe-rechnung wird die ersatzrate angewendet, die auch für das einkommen vor der Geburt gilt. Siehe auch Seite 7, Frage „in welcher Höhe wird elterngeld gezahlt?“. Wichtig: die elterngeldstelle kann dann das elterngeld neu berechnen, wenn jemand während des Bezugs von elterngeld eine Teilzeitstelle annimmt. das elterngeld wird dann für die monate ohne Teilzeitarbeit und für die monate mit Teilzeitarbeit berechnet.

Jemand hat Vollzeit gearbeitet, bevorzugt nach der Elternzeit aber Teilzeit. Hat er Anspruch auf einen Teilzeitarbeitsplatz?Ganz grundsätzlich lebt nach der elternzeit das vorige arbeitsverhältnis wieder auf. ein anspruch auf einen Teilzeitarbeitsplatz kann laut Teilzeit- und Befristungs-gesetz (TzBfG) bestehen, wenn „das arbeitsverhältnis bereits länger als sechs monate bestanden hat (§ 8 abs. 1 TzBfG) und der arbeitgeber in der regel mehr als 15 arbeitnehmer beschäftigt“. aber arbeitnehmerinnen und arbeitnehmer müssen den Wunsch und die geplante Stundenzahl dem arbeitgeber mindestens ein Vierteljahr vor aufnahme der Tätigkeit mitteilen – ebenso wie die gewünschte Verteilung der Stunden.

Heißt das nun, dass jemand diesen anspruch einseitig anmelden und umsetzen kann? nein, die gesetzlichen Teilzeitregelungen verlangen, dass solche Teilzeitregelun-gen gemeinschaftlich getroffen werden, wobei sowohl die ansprüche der arbeitnehmerin beziehungsweise des arbeitnehmers als auch die Belange des Betriebes berücksichtigt werden müssen.

Kann ein Arbeitgeber den Wunsch nach einer Teilzeitstelle ablehnen?Ja, die Firma kann aus betrieblichen Gründen ablehnen (§ 8 abs. 4 Satz 1 TzBfG). und wenn sich keine einigung erzielen lässt, muss im Zweifel ein arbeitsgericht eine entscheidung treffen.

Darf, wer einen pflegebedürftigen Angehörigen hat, seine Tätigkeit vorübergehend ruhen lassen? Ja, das Gesetz über die Pflegezeit (PfegeZG) sieht diese möglichkeit vor. Seit 2008 kann sich eine arbeitneh-merin oder ein arbeitnehmer in einem akuten Fall bis zu zehn Tage von der arbeit freistellen lassen. darüber hinaus besteht die möglichkeit, bis zu sechs monaten die sogenannte Pflegezeit in anspruch zu nehmen. in dieser Zeit gibt es allerdings keine lohn- oder Ge-haltsfortzahlung oder andere lohnersatzleistungen. dem Gesetz nach gilt der anspruch „nicht gegenüber arbeitgebern mit in der regel 15 oder weniger Be-schäftigten“. �

Auf den Internetseiten des Bundesfamilienministeri-ums gibt es einen Elterngeldrechner.

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Frühestens mit dem Tag der Geburt können Sie Elterngeld schriftlich beantragen. Foto

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P o r t r ä t E l t e r n t e i l z e i t

Bei den ersten Schritten dabeiFür Andreas Biberger war auch schon vor der Einführung des Elterngelds klar: Sollte er einmal Kinder haben, bleibt er auf jeden Fall zu Hause – egal wie groß die finanziellen Einbußen sein sollten. Bereut hat er den Schritt nie: Nach vier Monaten Elternzeit hatte er nicht nur eine noch intensivere Beziehung zu seiner Tochter, sondern war auch als „Vater“ gewachsen.

Etwa jeder fünfte Vater nimmt heutzutage Elternzeit. Immer mehr Männer möchten genauso für ihre Kinder

da sein wie ihre Partnerinnen und Ehefrauen. Auch für den Jugendsozialarbeiter Andreas Biberger stand von Anfang an fest, dass er Elternzeit nehmen wird. Nach dem ersten Geburtstag seiner Tochter Pauline ging er für vier Monate in Elternteilzeit. Umgerechnet entsprach dies den zwei Monaten Vollelternzeit, die viele Väter einreichen. „Ich habe bewusst die Elternteilzeit gewählt,

weil ich zum einen die wöchentliche Arbeitszeit meiner Partnerin überbrücken und zum anderen über einen längeren Zeitraum die Zeit mit meiner Tochter genießen wollte“, erklärt der 35-Jährige. Eine beinahe ideale Kon-stellation: An den Arbeitstagen der Mutter konnte der Vater zu Hause bleiben und umgekehrt.

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Rücksichtsvoller ArbeitgeberAls Andreas Biberger bei seinem Arbeitgeber, einem Kreisjugendring, den Antrag für die Elternzeit einreichte, war die Resonanz durchweg positiv. „Mir wurden keine Steine in den Weg gelegt und somit konnte ich den Spagat zwischen Arbeit und Elternzeit wunderbar bewältigen.“ Ein Kollege, der bereits Elternzeit genommen hatte, gab ihm Tipps, bei wem und bis wann er die erforderlichen Anträge abgeben sollte. In Andreas Bibergers Fall war die Elternteilzeit sehr gut organisierbar, da er beim Kreisju-gendring bereits in zwei Bereichen tätig war. Je zur Hälfte arbeitet der Jugendsozialarbeiter in einer Hauptschule und in einer Freizeitstätte. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten gehören in der Hauptschule zum Beispiel die Beratung von Schülerinnen und Schülern, Lehrenden oder Eltern. Bei bestimmten Problemen vermittelt er auch zwischen den einzelnen Parteien; darüber hinaus hilft er Schülerinnen und Schülern bei der Berufsorientierung oder organisiert mit ihnen ein Theaterprojekt. Seine Arbeit in der Frei-zeitstätte umfasst unter anderem die Organisation von offenen Jugendtreffs oder Ferienfahrten.

Während der viermonatigen Elternzeit setzte er seine Arbeit in der Hauptschule aus. Um seine Kollegin zu unterstützen, wurde eine Vertretung gesucht. Circa drei Tage in der Woche arbeitete Andreas Biberger jedoch in der Freizeitstätte weiter. Wenn er bei seiner Tochter war, konnte er gut von der Arbeit abschalten: „Ich hatte sehr rücksichtsvolle Kollegen und konnte mir meine Arbeit glück-licherweise frei einteilen. Das hat vieles erleichtert.“

Den Zeitpunkt für seine Rückkehr an die Hauptschule reichte Andreas Biberger gleich bei seiner Antragsstel-lung für die Elternzeit ein. Der Wiedereinstieg fiel ihm nach vier Monaten leicht: Zum einen, da er in seinen zwei Arbeitsbereichen ein- und derselben Teamleitung unterstellt ist und somit ständigen Kontakt zu seinen Vorgesetzten hatte; zum anderen konnte er sich circa alle sieben Wochen bei einem großen Mitarbeitertref-fen des Kreisjugendrings mit seiner Kollegin an der Schule und seiner Vertretung austauschen. Somit blieb er über alle Projekte auf dem Laufenden.

Neue Herausforderungen als VaterVor der ersten Woche in Elternteilzeit war Andreas Biberger schon etwas aufgeregt. Zum ersten Mal war er einen ganzen Tag lang für seine Tochter alleine zuständig. Seine Partnerin fing damals wieder an, 20 Stunden pro

Woche im Schichtdienst in einer sozialen Einrichtung zu arbeiten. „Ich hatte schon Respekt davor und war gespannt, wie ich es durchhalten werde.“ Denn vieles ist anders, wenn man alleine für ein Kind verantwortlich ist – das merkte der junge Vater recht schnell. „Das fängt schon bei der Organisation von ganz einfachen Dingen an wie zum Beispiel das Packen der Wickeltasche“, berichtet er schmunzelnd. Eine weitere Herausforderung war der Schlafmangel. „Besonders dann, wenn meine Partnerin Frühdienst hatte. Da sie bereits um 6 Uhr aus dem Haus musste, wollte sie natürlich in der Nacht durchschlafen, und dann war ich dran mit dem Aufstehen.“ Es waren die schönen Momente mit seiner Tochter, die ihn trotz unausgeschlafener Nächte motivierten: die langen und ausgedehnten Spaziergänge, das gemeinsame Frühstück und die vielen lustigen Spielstunden. „Rückblickend kann ich sagen, dass alles sehr gut gelaufen ist. Das macht mich schon sehr stolz.“

Persönlicher GewinnDie persönlichen und intensiven Momente mit seiner Tochter lassen noch heute Andreas Bibergers Herz höher-schlagen. „Ich war tatsächlich dabei, als sie ihre ersten Schritte gemacht hat“, erklärt er stolz. „Die gemeinsame Zeit hat uns einander viel näher gebracht. Pauline hat

durch die Elternzeit gelernt, dass es nicht schlimm ist, wenn Mama nicht da ist und ich sie genauso trösten und mit ihr kuscheln kann.“ Seitdem er selbst rund um die Uhr für seine Tochter zuständig war, kann Andreas Biberger nun nachvollziehen, wenn man abends „fix und fertig ist. Und ich kann verstehen, wie wichtig es ist, wieder arbeiten zu gehen. Obwohl ich schon etwas traurig war, als die Elternzeit zu Ende war.“ Dank seines flexiblen Arbeitgebers ist der Wiedereinstieg in die Hauptschule schnell und sehr gut gelungen: „In manche Projekte musste ich mich zwar erst einmal einarbeiten, andere wiederum finden jedes Jahr statt und da fiel es mir natürlich leichter. Positiv überrascht hat mich das Feedback der Schüler, ich glaube, sie freuten sich sehr, mich wiederzusehen. Auch vom Lehrerkollegium, mit dem wir ja sehr eng zusammenarbeiten, und der Schul-leitung wurde ich wieder sehr freundlich empfangen.“ Seine erlebte Elternzeit empfindet Andreas Biberger als großes Geschenk, das er jedem Vater nur empfehlen kann: „Es klingt vielleicht abgedroschen, aber diese Zeit kann man nicht mehr aufholen. Die Zeit, die man verpasst, ist für immer weg. Deshalb bin ich sehr froh, dass ich es gemacht habe!“ Mittlerweile geht Pauline in den Kindergarten und wird zeitweilig von ihrer Oma betreut. n

Die gemeinsame Zeit hat Vater und Tochter einander viel näher gebracht als vor der Elternzeit.

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Wenn die Mutter tagsüber arbeitet, kümmert sich der Vater um die Tochter.

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WiedereinstiegFAMILIE UND BERUF

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10 FAMILIE UND BERUF | 2011 FAMILIE UND BERUF | 2011 11

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Die Leidenschaft zum Beruf gemachtUrsprünglich sah Sabine Köttings Lebensplanung ganz anders aus: Nach dem Studium begann sie eine internationale Karriere als Managerin. Doch mit der Geburt ihres ersten Kindes sollte ihr Leben eine völlig neue Wendung nehmen: Heute lebt und arbeitet die dreifache Mutter Sabine Kötting (40) als Yogalehrerin.

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Die Babypause war der ideale Zeitpunkt, um meinen Traum –

als Yogalehrerin zu arbeiten – zu ver-wirklichen. Endlich hatte ich den Kopf frei und auch wieder mehr Gelegen-heit, regelmäßig Yoga zu praktizie-ren.“ Bis vor der Geburt ihrer ältesten Tochter arbeitete Sabine Kötting

an ihrer internationalen Karriere. „Ich hatte tolle Jobs mit viel Verantwortung, viel Arbeit, vielen und langen Auslandsreisen – damals genau das Richtige für mich“,

erzählt sie. Doch mit der Geburt ihrer ältesten Tochter Amanda spürte sie plötzlich, dass sich dieses Leben nicht mehr richtig für sie anfühlte. Und so nahm sie noch in der Elternzeit ein Abfindungsangebot ihres damaligen Arbeitgebers an, der so Arbeitsplätze abbauen wollte. Ihren beruflichen Traum hatte sie eigentlich schon lange davor entdeckt: „Ein Freund hatte mir vor vielen Jahren aus einem Management-Buch zitiert, wie man heraus-finden kann, was man wirklich möchte: Man solle sich die Frage stellen, was man machen würde, wenn man wüsste, dass man damit erfolgreich ist. Sofort schoss das Bild von mir als Yogalehrerin mit eigenem Raum durch meinen Kopf – ganz klar und deutlich!“

Der Sprung ins kalte WasserDen eigentlichen Anstoß aber gab eine Freundin, die sie 2003 dazu ermutigte, Yogalehrerin zu werden. „Sie mein-te, ich sei gut, motiviert und voller Leidenschaft dafür. Das brachte mich wieder zurück zu meiner damaligen Vision.“ Am selben Abend noch recherchierte Sabine Kötting nach fundierten Ausbildungen. Die einzige, die für sie infrage kam, startete zwei Tage später. „Ich habe mich angemeldet – und bin einfach hineingesprungen in eine unglaublich zeit- und kraftintensive Ausbildung.“ Unterstützung erhielt sie vor allem von ihrem Mann, der mit ihr zusammen die Tochter versorgte, und ihrer damals 80-jährigen Großmutter.

Der Weg in die SelbstständigkeitAnfang 2004 kehrte die bald vierköpfige Familie – Sabine Kötting war gerade mit ihrer zweiten Tochter Janina schwanger – nach München zurück, wo es mit dem Yogaunterricht losgehen sollte. Zunächst einmal recherchierte sie im Inter-net, welche Förderungen es für Ar-beitslose gab, die sich selbstständig machen wollen. Eine ihrer ersten Anlaufstellen war damals das Büro für Existenzgründungen (BfE), eine Gründungsberatung, die auch eng mit der Arbeitsagentur München zusammenarbeitet. Dort wurde sie auf den Existenz-gründungszuschuss aufmerksam gemacht und über die Bedeutung eines Businessplans aufgeklärt. Es folgten ein persönliches Beratungsgespräch in der Münchener Arbeitsagentur und das Einreichen aller Unterlagen wie Businessplan, Antrag auf Gewährung des Existenzgründungszuschusses, Finanzierungsplan, Umsatz- und Rentabilitätsvorschau sowie die Anmel-dung als Selbstständige beim Finanzamt. Schließlich erhielt sie im ersten Förderjahr einen Zuschuss von 600 Euro pro Monat, im zweiten und dritten Jahr monatlich 360 und 240 Euro. „Ohne die Förderung hätte ich den Schritt in die Selbstständigkeit wahrscheinlich nicht gewagt. Die monatliche Unterstützung hat geholfen, Anschaffungen und Investitionen mitzufinanzieren sowie die unsichere Einnahmesituation der ersten Jahre aufzufangen.“

Die Arbeit kann beginnenNachdem ein Yogaraum organisiert und Arbeits-materialien wie Yogamatten oder Blöcke beschafft

beziehungsweise eine eigene Website und Flyer erstellt waren, konnte die Arbeit beginnen. „Für die Betreuung meiner Kinder engagierten wir ein Au-pair-Mädchen. Zusätzlich fanden wir noch freie Plätze im Kindergarten und in einer Spielegruppe. Und

im Notfall sprangen immer unsere Eltern ein.“ Anfangs fanden viele Yogaschüler über Mundpropaganda zu Sabine Kötting. Doch bald wurde ihr Unterricht zu einem Selbstläufer. „Heute sind es immer noch viele, die auf Empfehlung zu mir kommen, aber immer mehr finden auch über

meine Homepage, die Internetpräsenz auf anderen Webseiten oder Artikel in den Medien zu mir“, erzählt die 40-Jährige.

Seit 2004 hat sich ihr Arbeitsspektrum stark er-weitert. Mittlerweile bietet Sabine Kötting mehr Un-terrichtsstunden sowie auch Workshops an und un-terrichtet regelmäßig bei einer Yogalehrerausbildung. Auch innerhalb der Familie gab es noch einmal Zu-wachs: Vor knapp drei Jahren wurde die vierköpfige Familie um Sohn Constantin bereichert. Die Frage, ob sie alles wieder so machen würde, beantwortet Sabi-ne Kötting mit einem klaren „Ja!“ und fügt dann noch hinzu: „Um sich mit Kindern selbstständig zu machen, sind auf der einen Seite gute Planung und Organisation die halbe Miete. Es ist wichtig, auf alle Szenarien und Eventualitäten wie kranke Kinder, Ausfall der Kinder-betreuung oder finanzielle Durststrecken gefasst zu sein. Zum anderen – und da spricht der Yogi in mir – ist Vertrauen wichtig! Vertrauen in sich selbst und in die Geschäftsidee. Vertrauen hilft durch Durststrecken und eventuelle Rückschläge.“ n

UM SICH MIT KINDERN SELBSTSTäNDIG ZU MACHEN,

SIND GUTE PLANUNG UND ORGANISATION DIE

HALBE MIETE.

Während der Babypause blieb Zeit, um wieder regelmäßig Yoga zu praktizieren.

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Sabine Kötting ist stolz auf ihre Kinder Amanda, Constantin und Janina - und auf ihre Selbstständigkeit.

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WiedereinstiegFAMILIE UND BERUF

WiedereinstiegFAMILIE UND BERUF

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P o r t r ä t P f l e g e z e i t

Aus Liebe und DankbarkeitAls ihre Schwiegermutter vor knapp zwölf Jahren an Demenz erkrankte, zögerte Erika Maier* (58) nicht lange und beschloss, sich fortan um sie zu kümmern. Dass sie dafür ihren Beruf als Verkäu-ferin aufgeben musste, nahm sie gerne in Kauf. Den beruflichen Wiedereinstieg hat sie, nach über zehn Pflegejahren, trotzdem geschafft: Seit Mai 2010 arbeitet sie in einer Metzgerei und ist, wie früher, voller Tatendrang. * (Name von der Redaktion geändert)

Für mich war sofort klar, dass ich meine Schwie-germutter pflegen werde. Wir lebten über 30 Jahre

im gleichen Haus und in all den Jahren hatte sie mir schon so oft geholfen, zum Beispiel als meine zwei Töchter noch klein waren. Das wollte ich ihr zurück-geben“, erzählt Erika Maier. Ende der Neunzigerjahre stellten die Maiers fest, dass die Schwiegermutter zunehmend vergesslich wurde und ein sonderbares Verhalten an den Tag legte. „Zum Beispiel hat sie allerhand Lebensmittel zusammengemischt, die gar nicht zueinanderpassten.“ Alzheimer-Demenz lautete bald die Diagnose der ärzte. Als die damals 78-Jäh-rige mental und körperlich immer stärker abbaute, beschloss Erika Maier, zu Hause zu bleiben und die kranke Schwiegermutter zu pflegen. „Es wurde im-mer gefährlicher. Zum Beispiel hatte sie manchmal den Herd eingeschaltet und ganz vergessen, dass er noch an war. Sie ist aufgrund von Kreislaufschwächen auch immer öfter hingefallen. Man konnte sie nicht mehr alleine lassen.“ Also redete sie mit ihrem Chef, bei dem sie 13 Jahre als Verkäuferin gearbeitet hatte, und kündigte. „An-fangs war es schon eine Umstellung. Ich musste mich erst einmal in das ganze Thema einfinden“, erzählt die 58-Jährige. Auch habe sie lernen müssen, Verständnis für die Demenzkranke aufzubringen. „Ihr Verhalten war ja nicht böswillig.“

Bei der Caritas Unterstützung gefundenEine wichtige Anlaufstelle während der Pflegezeit war für Erika Maier der Caritasverband, der pflegenden Angehörigen aus dem ganzen Landkreis mit Rat und Tat zu Seite steht. Direkt in ihrem Wohnort gab es glücklicherweise einen Tagespflegedienst der Cari-tas, wo sie ihre Schwiegermutter anfangs einmal die Woche hinbrachte. „Die Leiterin dort war sehr nett

und hat mir viele wertvolle Tipps gegeben. Zum Bei-spiel, dass ich bei meiner Krankenkasse beantragen konnte, dass diese einen Minimalbetrag für mich in die Rentenkasse einzahlt, denn durch die Aufgabe meines Berufs verringerte sich natürlich mein Ren-tenanspruch.“ Auch in Sachen Antrag auf Pflegehilfe erhielt sie hier nützliches Wissen. „Zum Beispiel er-klärte man mir, wie ich das Pflegetagebuch auszufüllen

habe. Denn damit die Krankenkasse meine Schwiegermutter als Pflege-fall einstufen konnte, wollte sie von mir ganz genau dokumentiert haben, wie lange ich für die einzelnen Pfle-gehandlungen brauchte.“ Etwa ein Jahr nach der Diagnose erhielt die Kranke schließlich die Pflegestufe 1.

Davor bezahlten die Maiers alles von der Rente und vom Ersparten der Erkrankten. Den Verdienstausfall von Erika Maier konnte ihr Ehemann mit auffangen. „Es ging alles schon irgendwie. Und: Wir hatten ja auch keine andere Wahl.“

Wichtig: auch an sich denken„Die Pflege eines Menschen ist nicht so einfach, wie man vielleicht denkt. Man braucht starke Nerven“, warnt Erika Maier. Sie weiß, wovon sie spricht. In einem schleichenden Prozess, der über zehn Jahre stattfand, wurde ihre Schwiegermutter, die ihr früher

DIE PFLEGE EINES MENSCHEN IST NICHT SO

EINFACH, WIE MANCHE VIELLEICHT DENKEN.

MAN BRAUCHT STARKE NERVEN.

in so vielem wichtige Hilfe und Stütze war, immer mehr zu einem Kleinkind, das alles verlernte. „Ich musste meine Schwiegermutter wickeln, füttern und nachts mehrmals aufstehen, wenn sie aufwachte und schrie. Wie früher bei meinen zwei Kindern. Auch legte sie bald immer mehr eine kleinkindliche Sturheit an den Tag. Wenn es nicht nach ihrem Kopf ging, konnte sie sich fürchter-lich aufregen.“ Die Schwiegermutter war immer stärker auf Erika Maier angewiesen, zumal sie ab 2001, nach zwei Oberschenkelhalsbrüchen, im Rollstuhl saß und nicht mehr selbst aufstehen konnte. Die aufopfernde Pflege rund um die Uhr zehrte natürlich physisch und psychisch. Um etwas mehr Ruhe für sich zu finden, brachte Erika Maier ihre Schwiegermutter schließlich zweimal die Woche und in den letzten zwei Jahren der Pflegephase von Montag bis Freitag in die Tages-pflege. Auch der Austausch mit anderen Betroffenen war für Erika Maier wichtig. Einmal im Monat bietet die Caritas in ihrer Gegend einen Gesprächskreis für pflegende Angehörige an. „Hier konnte ich mit Menschen reden, die das Gleiche durchmachten wie ich. Außerdem hat man von den anderen auch gute Tipps erhalten.“

Zurück in den BerufAn Weihnachten 2009 starb Erika Maiers Schwieger-mutter: Sie schlief friedlich im Kreise ihrer Familie ein. Ein paar Monate später beschloss Erika Maier, sich wieder eine Arbeit zu suchen. „Wenn man so lange zu Hause war, will man wieder unter andere

Leute. Ich wollte wieder etwas an-deres sehen und hören.“ Ihr alter Arbeitgeber hatte keine freie Stelle und so versuchte sie es über Stel-lenanzeigen aus der Zeitung. „Doch erst hatte ich nicht viel Erfolg. Den einen war ich mit 57 Jahren zu alt, die anderen hatten Angst, dass ich

wieder wegen eines Pflegefalls ausfallen könnte.“ Schließlich hatte sie Glück und fand einen aufge-schlossenen Arbeitgeber, der sie nach einem Probetag ab Mai 2010 fest in seiner Metzgerei als Verkäuferin einstellte. „Eigentlich wollte ich mit 20 oder 25 Wochenstunden anfangen, um langsam wieder in den Berufsalltag zu finden. Doch mein neuer Arbeitgeber brauchte jemanden für 33 Stunden pro Woche. Heute kann ich sagen, auch das war kein Problem. Ich hatte mich schnell wieder an das Arbeiten gewöhnt.“ Und das will und wird sie bis zur Rente mit 65 auch fortsetzen. n

TROTZ MEHRJäHRIGER AUSZEIT GELANG

DAS EINGEWöHNEN AUF DER NEUEN

ARBEITSSTELLE BALD.

Um ihre Schwiegermutter zu pflegen, gab Erika Maier ihre Arbeitsstelle auf.

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Seit dem Wiedereinstieg ist sie als Verkäuferin in einer Metzgerei tätig.

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WiedereinstiegFAMILIE UND BERUF

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ArbeitszeitmodelleFAmilie und BeruF

die gelungene Work-life-BalanceDem Wunsch vieler Eltern, sich um den Nachwuchs zu kümmern und gleichzeitig beruflich erfolgreich zu sein, können und wollen sich viele Unternehmen nicht entziehen und bieten Berufsrückkehrerinnen und Berufsrückkehrern nach der Elternzeit verschiedene Arbeits- und Arbeitszeitmodelle an. Auch die optimale Kinderbetreuung muss gesichert sein.

D ie Wahl des passenden Arbeits- und Arbeitszeit-modells entscheidet maßgeblich darüber, ob

die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gelingt. Sie wird durch ein großes Angebot anpassungsfähiger familienfreundlicher regelungen ermöglicht. das am häufigsten gewählte modell ist die Teilzeit, bei der die Arbeitszeit verkürzt wird. Sie lässt sich individuell vereinbaren. es wird entweder eine wöchentliche mindeststundenzahl festgelegt oder die Anzahl der Arbeitstage reduziert, wobei dann an den Anwe-senheitstagen in Vollzeit gearbeitet wird. nachteil der Teilzeit: Weniger Arbeitszeit bedeutet auch ein geringeres einkommen und damit weniger Geld für die zukünftige soziale Absicherung.

die Gleitzeit ermöglicht es mitarbeiterinnen und mitarbeitern, den Beginn und das ende ihrer tägli-chen Arbeitszeit frei zu wählen. Oft rankt sich die Gleitzeit um eine Kernarbeitszeit, in der Anwesen-heit vorgeschrieben ist. Trotzdem bietet sie große zeitliche Flexibilität.

Räumlich und zeitlich ungebundenein immer beliebter werdendes Arbeitsmodell, das allerdings nicht in allen Berufen umgesetzt werden kann, ist das Home-Office oder die Telearbeit. in Zeiten modernster informationstechnologie kann die Arbeitnehmerin oder der Arbeitnehmer teilweise oder ganz zu Hause arbeiten und ist damit zeitlich und räumlich ungebunden. Arbeitszeitkonten zeigen die von den mitarbeitern geleisteten Arbeitsstunden. Wie und wie viele Stunden sich sammeln und abbauen lassen, legt das entsprechende Arbeitszeitmodell fest. es gibt Jahresarbeitszeitkonten oder langzeit-arbeitskonten, für die gilt: Je länger die laufzeit, umso größer die Flexibilität. Auf Absprache mit der jeweiligen Kollegin oder dem jeweiligen Kollegen, mit der oder dem man sich die Arbeitsstelle teilt, baut das Jobsharing als besondere Form der Teilzeitar-beit. die Arbeitszeit jedes einzelnen reduziert sich entsprechend.

Betreuung muss zu Kind und Arbeit passenmit der rückkehr ins Berufsleben stehen viele eltern vor der entscheidung, ob und wie ihr Kind außerhalb

der Familie ergänzend betreut werden soll. es bieten sich viele Betreuungsmöglichkeiten und -konzepte, unter denen mütter und Väter das für sie und ihr Kind optimale finden müssen, wenn der Wiedereinstieg in den Job gelingen soll. erste informationen bieten die Träger der öffentlichen Jugendhilfe, als örtliche Träger also beispielsweise die Kreise und kreisfreien Städte. Jeder örtliche Träger errichtet ein Jugendamt. Oft gestaltet sich die Betreuung der unter dreijährigen schwierig, weil für sie nicht genügend Betreuungsplätze existieren. Hier will die Politik aktiv entgegenwirken: mit Beginn des Kindergartenjahres 2013/2014 besteht ein rechtsanspruch auf Kindertagesbetreuung ab dem vollendeten ersten lebensjahr. Ab dann soll es für etwa ein drittel aller Kinder unter drei Jahren Plätze in der öffentlich geförderten Kindertagesbetreuung geben.

Vor dem eigentlichen Start in den Berufsalltag sollten eltern genug Zeit einplanen, damit sich das Kind an die neue Betreuung gewöhnen kann. Ob-hut in familiärer Atmosphäre bietet die Kinderta-gespflege beziehungsweise Tagesmutter, die bis zu fünf Kinder versorgt – meist bei sich zu Hau-se. dieses modell ist ideal für eltern, die auf eine Kinderbetreuung zu randzeiten angewiesen sind. die Zeiten werden individuell abgesprochen, die Kosten sind je nach benötigter Betreuungszeit und gebuchter Verpflegung des Kindes unterschiedlich. in der regel liegen die Stundensätze zwischen drei und sieben euro.

eine meist nur stundenweise Kinderbetreuung zu Hause übernimmt auch ein Babysitter. Betreu-ungszeit, lohn und Beschäftigungsdauer werden mündlich abgesprochen, schriftliche Verträge gibt es oft nicht. Kinder unter drei Jahren, die eine ein-richtung besuchen, gehen in die Kinderkrippe. eine frühzeitige Anmeldung dort ist unerlässlich, denn Krippenplätze sind rar und begehrt. Häufig sind Kinderkrippen in Kindertagesstätten integ-riert, in denen pädagogisches Fachpersonal Kin-der von drei bis sechs Jahren in altersgemischten Gruppen betreut. manchmal ist in den einrich-tungen auch ein Hort für die Schulkindbetreuung untergebracht, in dem die Schulkinder nach dem unterricht Hausaufgaben machen, basteln oder

spielen. ein solcher Hort kann ebenso in Schulen eingegliedert sein.

unabhängig davon, für welche Variante man sich letztlich entscheidet: es ist wichtig, sich unbedingt rechtzeitig nach den Betreuungszeiten zu erkundigen.

ideal für berufstätige eltern ist die betriebliche Kinderbetreuung, die immer mehr unternehmen anbie-ten. die Öffnungszeiten der einrichtungen passen sich genau den Arbeitszeiten an. unternehmen profitieren so von geringeren Fehlzeiten und kürzerer elternzeit ihrer mitarbeiterinnen und mitarbeiter. Genaue Auskünfte geben die Personalabteilungen der Firmen.

Dank guter Obhut zurück auf die VollzeitstelleWas die Kosten der verschiedenen Kinderbetreu-ungsmodelle betrifft, so gilt die Faustregel: Öffent-liche einrichtungen sind preisgünstiger als private.

entscheidend ist außerdem die Betreuungszeit: Je mehr Zeit gebucht wird, umso teurer wird es.

Hinsichtlich der Kinderbetreuung sind die Arbeitge-berinnen und Arbeitgeber in Ost-und Westdeutschland unterschiedlich engagiert. Während im Osten etwa 25 Prozent der unternehmen ihren Beschäftigten ent-sprechende unterstützung anbieten, sind es im Wes-ten nur 12 Prozent, wie einer Pressemitteilung des Programms „erfolgsfaktor Familie“ vom 19.01.2011 zu entnehmen ist. in Ostdeutschland profitieren Ar-beitnehmerinnen beziehungsweise Arbeitnehmer wie Arbeitgeber gleichermaßen von einer gut ausgebauten Kleinkinderbetreuung: in vielen ostdeutschen Kommu-nen beträgt die Betreuungsquote bei unter dreijähri-gen mehr als 50 Prozent. Hier entscheiden sich we-sentlich mehr mütter bei der Berufsrückkehr für eine Vollzeitstelle als im Westen. n

Ob sich Familie und Beruf vereinbaren lassen, hängt auch vom Arbeitszeitmodell ab.

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Familienbewusste Personalpolitik: für alle ein GewinnUnternehmen, die auf eine familienbewusste Per-sonalpolitik setzen, zeigen Weitblick, denn familien-freundliche Angebote liegen im Trend. Das belegt die Personalmarketingstudie 2010 des Marktforschungs-instituts GfK im Auftrag des Bundes ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Demnach würden viele Beschäftigte für mehr Familien freundlichkeit sogar die Firma wechseln.

Für über 90 Prozent der Berufstätigen zwischen 25 und 39 Jahren mit Kindern sind laut der Studie

entsprechende Angebote für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei der Arbeitgeberwahl ebenso wichtig wie das Gehalt oder sogar wichtiger. eltern, die wieder zurück in den Beruf wollen – etwa nach der elternzeit – ist es neben dem passenden Arbeits- und Arbeitszeitmodell wesentlich, ihren nachwuchs während der Arbeitszeit gut betreut zu wissen. nur so können sie engagiert und motiviert leistung bringen. Werden sie dabei auch von ihrem Arbeitgeber unterstützt, ist der Weg für die erfolgreiche rückkehr in den Job frei. immer mehr unternehmen erkennen, dass sie ihre mitarbeiterinnen und mitarbeiter auch in puncto Kinderbetreuung nachhaltig und flexibel unterstützen müssen. Auf diese Weise entsteht eine echte Win-win-Situation für beide Seiten: mütter und Väter kehren voller energie und Tatendrang an ihren Arbeitsplatz zurück, das unternehmen bindet die Beschäftigten langfristig an sich und wird auch für neue mitarbeiterinnen und mitarbeiter attraktiv.

Bei der Wahl eines Kinderbetreuungsmodells ist es ganz entscheidend, dass das modell zur Arbeitszeit passt. Betriebe, die ihre Beschäftigten bei der Kinder-betreuung unterstützen, stimmen ihre Angebote opti-mal auf die Arbeitszeiten ihrer mitarbeiterinnen und mitarbeiter ab, sodass sich berufstätige eltern auch bei vorübergehenden Arbeitsspitzen keine Sorgen um die Betreuung des nachwuchses zu machen brauchen. entscheidend ist, dass Sie möglichst frühzeitig mit ih-rer Arbeitgeberin oder ihrem Arbeitgeber über die ge-plante Berufsrückkehr sprechen. ihre Firma stellt sich darauf ein und Sie können die Betreuung des Kindes optimal organisieren.

Ob Klein-, mittel- oder Großbetrieb: Für flexible, familienfreundliche Arbeitszeiten und aktive unterstüt-zung der Angestellten bei der Kinderbetreuung gibt es viele gute Praxisbeispiele, die (angehende) eltern mo-tivieren.

Teilzeit und Ferienbetreuungeines dieser Beispiele ist die dATeV eG mit etwa 6.000 Beschäftigten. das unternehmen engagiert sich vorbildlich beim Thema Beruf und Familie, trägt das renommierte Zertifikat zum „audit berufundfamilie“ der gemeinnützigen Hertie-Stiftung, einem managementins-trument zur Förderung familienbewusster Personalpolitik in unternehmen, und unterstützt die initiative „Familienbewusste Perso-nalpolitik“. Für die Beschäftigten des Softwarehauses und iT-dienstleisters zahlt sich das engagement aus: rund ein Fünftel der mitarbeiterinnen und mitarbeiter arbeiten in Teilzeit. es werden unterschiedliche Arbeits-zeitmodelle geboten, die sich den individuellen Bedürfnissen anpassen lassen. Abgesehen von der Teilzeit bietet das unternehmen die möglichkeit, im Home-Office zu arbeiten. es gibt Zeitkonten sowie variable Arbeits- und Pausenzeiten.

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Außer den verschiedenen Arbeitsmodellen bietet die Firma auch unterstützung bei der Kinderbetreu-ung, weiß Claudia Lazai, expertin für Familie und

Beruf im unternehmen. dieses „setzt bei der regel-mäßigen Kinderbetreuung am Standort nürnberg auf Kooperationen mit einigen standortnahen Kinderta-gesstätten“. So lassen sich die Betreuungszeiten des mitarbeiternachwuchses optimal auf die Arbeitszeiten abstimmen. Außerdem engagiert sich der Arbeitgeber „bei der Ferienbetreuung während der schulfreien Wo-chen im Sommer und offeriert zusammen mit anderen Betrieben ein Bündel von Veranstaltungen für mitar-beiterkinder im Alter von Kleinkindern bis hin zu Teens in der metropolregion nürnberg. in den kleinen Ferien werden je nach Bedarf der Belegschaft auch dATeV-Camps mit sportlichem Charakter angeboten.“ So können die Angestell-ten auch ihren Jahresurlaub flexibel planen. Für notsituationen stehen kurzfristige Betreuungs plätze zur Verfügung oder Tagesmütter, die schnell über einen dienstleister vermittelt werden.

Auch die Väter rücken immer mehr in den Fo-kus. „das unternehmen spricht Väter gezielt an und unterbreitet mit einem ‚Väterbrief’ ein spezielles

Beratungsangebot. dabei werden den mitarbeitern die möglichkeiten der elternzeit sowie die verschiedenen möglichkeiten, Beruf und Familie zu vereinbaren, auf-gezeigt“, berichtet Claudia lazai.

eine sinnvolle ergänzung für unternehmen, ihre mitarbeiterinnen und mitarbeiter bei der Kinderbe-treuung zu unterstützen, bietet das Programm „Be-trieblich unterstützte Kinderbetreuung“ des BmFSFJ. Bundesweit wird die einrichtung von neuen, betrieblich unterstützten Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren gefördert. die maßnahme, die Teil des netz-werks „erfolgsfaktor Familie“ ist, richtet sich an un-ternehmen mit bis zu 1.000 Beschäftigten, die in be-stehenden Kindertageseinrichtungen neue, zusätzliche Gruppen für Kinder von mitarbeiterinnen und mitarbei-tern schaffen. So soll die Kooperation zwischen den Betrieben und Trägern von Betreuungseinrichtungen unterstützt werden. eltern können dadurch viel schnel-ler in ihren Job zurückkehren, weil auch die Betreuung ihrer Kinder unter drei Jahren während der Arbeitszeit gewährleistet ist.

Betriebseigener Montessori-KindergartenAuf eigene lösungen bei der Kinderbetreuung von Angestellten setzt die Wohnungsbau und Siedlungs-werk Werkvolk eG mit Firmensitzen in Amberg und regensburg. Schon 1997 hat das unternehmen in Am-berg einen betriebseigenen montessori-Kindergarten gegründet, die „Zwergerlschule“. er ist auch für die Allgemeinheit geöffnet, betreut aber vorrangig Kinder von mitarbeiterinnen und mitarbeitern. die Öffnungszei-ten der einrichtung sind an die Arbeitszeiten der eltern angepasst, sodass der nachwuchs ganzjährig – auch in den Sommer- und Winterferien – betreut werden kann. die Zusammenarbeit zwischen einrichtung und unternehmen kommt also allen Sei-ten zugute. „die Vereinbarkeit von Familie und Arbeit – das Angebot familienbewusster Arbeitszeiten – ist Aufgabe jedes unternehmens, um seinen Fortbestand und den erfolg zu sichern“, stellt Andrea Hüttl fest, Vorstandsmitglied der Vermietungsgenossenschaft. Fast

die Hälfte der 52 mitarbeiterinnen und mitarbeiter der Firma, die im Bereich Wohnungsbau, -vermietung und dienstleistung ihr Arbeitsgebiet hat, ist in Teilzeit tätig. „Wir brauchen Familien, besonders Frauen mit fun-dierter Ausbildung, die noch mut zum Kind haben“, erklärt Andrea Hüttl.

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BeTreuunGSPlÄTZe Zur VerFÜGunG GeSTellT.

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„Wer Familie und Beruf gut und entspannt miteinander organisieren kann, arbeitet mit mehr Freude, besser, erfolgreicher und steht treuer zum unternehmen. es gibt viele Vorteile, denn mitarbeiter, die Angebote der familienbewussten Arbeitszeiten nutzen, um Beruf

Ist die Kinderbetreuung gesichert, kehren Eltern gern an den Arbeitsplatz zurück.

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und Familie besser zu vereinen, sind belastbarer und kompetent in Zeitmanagement, Organisation, diplo-matie und sozialer empathie.“

neben den unternehmenszielen müssen auch die Bedürfnisse der mitarbeiterinnen und mitarbei-ter Beachtung finden. darauf setzt auch der in der Oberpfalz ansässige Arbeitgeber. „im notfall kön-nen die Kinder mal mit ins Büro gebracht werden“, sagt Andrea Hüttl. Auch eine Home-Office-regelung ist denkbar, sodass eltern ihre Kinder zu Hause be-aufsichtigen können. Ansonsten ist der Firma die zeitliche Selbstbestimmung und Selbstverwaltung ihrer Angestellten wichtig: die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer können ihre Arbeitszeit im rah-men der Gleitzeitregelung unter Beachtung einer ge-meinsam festgelegten Kernzeit selbst bestimmen. in Ausnahmefällen sind sogar kurzfristig erteilter, bezahlter beziehungsweise unbezahlter urlaub oder Befreiungen möglich. Für den Fall, dass ihre Firma nicht ganz so flexibel ist, organisieren Sie sich also am besten eine notbetreuung, damit Sie ihr Kind auch bei unvorhersehbaren ereignissen in sichere Obhut geben können.

Auf den Arbeitgeber zugehenBesonders während der elternzeit sind Beschäftigte aufgerufen, den Kontakt zum unternehmen zu halten und sich möglichst bald Gedanken über die Berufsrück-kehr zu machen. dazu gehört, sich rechtzeitig über Kinderbetreuungsmöglichkeiten oder die unterstützung der Firma bei der Betreuung des nachwuchses zu in-formieren. idealerweise stellen Sie einen detaillierten Betreuungsplan auf, damit Sie für alle eventualitä-ten gewappnet sind. denn nicht jedes unternehmen kommt hier auf die Beschäftigten in elternzeit oder mutterschutz zu. Zeigen Sie von sich aus initiative. Schreiben Sie beispielsweise eine Weihnachtskarte oder gratulieren befreundeten Kolleginnen und Kollegen und dem Vorgesetzten zum Geburtstag.

dagegen geht manche Arbeitgeberin oder man-cher Arbeitgeber mit Weitblick vor, denn Andrea Hüttl betont, wie wichtig ihrer Firma der umgang mit Angestellten in elternzeit ist. „Gerade sie sollen den Anschluss an das unternehmen nicht verlieren und werden daher im jährlichen Schulungsplan und den Jahresbesprechungen mitberücksichtigt.“ die Teilnah-me an solchen Veranstaltungen sollte also genauso

wie der telefonische oder persönliche Kontakt mit dem unternehmen nicht vernachlässigt werden, wenn der berufliche Wiedereinstieg nach der Fami-lienpause reibungslos gelingen soll.

Auf Familienfreundlichkeit setzt auch die weinor GmbH. das mittelständische unternehmen, das an den Standorten in Köln und möckern insgesamt 250

Beschäftigte hat und markisen-, Terrassendach- und Wintergarten-systeme herstellt, unterstützt seine Angestellten vor allem durch flexi-ble und familienfreundliche Arbeits-zeitmodelle. Auch bei spontanen familiären notfällen zeigt sich das unternehmen offen für individuel-le lösungen: neben dem Home-

Office als notfalllösung ist die Heimarbeit auch gene-rell als modell möglich. „eine weitere Option besteht darin, die Kinder einfach mal mit ins Büro zu nehmen, wo sie dann betreut werden“, weiß die Personalleiterin Angelika Freericks-Jäkel. „uns ist bewusst, dass wir nur dann ein attraktiver Arbeitgeber sind und qualifi-zierte mitarbeiter dauerhaft an uns binden, wenn wir

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ihnen einen echten mehrwert bieten.“ der einsatz für Kinderbetreuung und Familienfreundlichkeit lohnt sich. „die erfahrung zeigt, dass eine familienfreundliche un-ternehmenskultur großen einfluss auf das engagement und auf die motivation von mitarbeitern hat. So lässt sich der unternehmenserfolg stetig ausbauen“, stellt die Personalverantwortliche fest. es ist also ein gegen-seitiges Geben und nehmen, wenn Sie sich als eltern frühzeitig um die Kinderbetreuung kümmern und dabei ihren Arbeitgeber um Hilfe bitten. n

Info

Vereinbarkeit von Familie und BerufWeitere informationen und linktipps gibt es im internet unter www.arbeitsagentur.de > Veröffentlichungen >Themenhefte durchstar-ten > Familie und Beruf. Hier erfahren Sie mehr über Arbeitszeitmodelle und erhalten Antworten auf häufig gestellte Fragen zu finanziellen unterstützungsmöglichkeiten.

Eine Notbetreuung ist wichtig, damit Kinder auch in unvorhergesehenen Situationen in sicherer Obhut sind.

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Nach der Arbeit bietet sich die Gelegenheit, mit dem Kind gemeinsam Zeit zu verbringen.

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Checkliste

Wiedereinstieg

Das Wichtigste zuerst: Was können Sie, was wollen Sie, was schaffen Sie? Wo sind Ihre Stärken und wie können Sie diese einbringen?

� Formulieren Sie Ihre Wünsche und Vor-stellungen erst einmal für sich selbst und gewinnen Sie Klarheit.

� Wer kommt für die Betreuung des Kindes in-frage? Familie, Freunde, Nachbarn, kommu-nale oder kirchliche Betreuungsangebote? Kindergarten oder Kindertagesstätte?

� Können Sie sich vorstellen, Ihr Kind von einer Tagesmutter betreuen zu lassen?

� Können Sie sich mit anderen Eltern bei der Betreuung abwechseln? Können Sie sich bei Schwierigkeiten austauschen?

� Kann die Partnerin oder der Partner einen Teil der Kinderbetreuung übernehmen?

� Müssen es wirklich jeden Vormittag vier Stunden sein oder wären anders einge-teilte Arbeitszeiten auch vorstellbar – zum Beispiel drei volle Tage die Woche?

� Wie stehen Sie und Ihr Arbeitgeber zum Thema Telearbeit? Sind die technischen und räumlichen Voraussetzungen dafür gegeben?

� Haben Sie bedacht, dass sich die Be-treuungssituation Ihrer Kinder verändert, beispielsweise beim Übergang vom Kinder-garten in die Schule?

Nutzen Sie Elternzeit oder Erziehungs­pause, um den Kontakt zum Betrieb zu halten, indem Sie …

� regelmäßig stundenweise arbeiten

� eine Fortbildung besuchen, um fachlich den Anschluss zu halten

� bei anfallenden Arbeitsspitzen Ihre Unter-stützung anbieten

� sich bei Firmenveranstaltungen und Festen als zugehörig in Erinnerung bringen

� frühzeitig das Gespräch mit Ihrem Arbeit-geber suchen, um den Wiedereinstieg vorzubereiten und konkrete Vereinbarun-gen zu treffen

Wenn die Rückkehr in die Firma möglich ist, aber nicht an den alten Arbeitsplatz, weil etwa bestimmte Positionen nicht in Teilzeit vergeben werden, sollten Sie ...

� Ihre Vorstellungen von einer Alternative konkret formulieren und mit Ihrem Unter-nehmen absprechen

� einen Zeitplan erarbeiten, bis wann Sie wieder die alte oder eine ähnlich qualifi-zierte Tätigkeit aufnehmen können

� ausloten, ob es die Möglichkeit einer Fort-bildung oder Spezialisierung gibt, um sich neue Berufsfelder zu erschließen

I N T E R V I E W

„Die Rückkehr beginnt schon mit dem Ausstieg“

Das Forschungszentrum Familienbewusste Personalpolitik, eine Einrichtung der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und der Steinbeis-Hochschule Berlin, hat sich zum Ziel gesetzt, „wis-senschaftlich tragfähige Aussagen über Kosten und Erträge famili-enfreundlicher Maßnahmen in Unternehmen zu gewinnen“. Prof. Dr. Dr. Helmut Schneider, einer der Leiter des Forschungszentrums, gibt Tipps für den Wiedereinstieg.

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: Was müssen Eltern, die sich aktuell noch in der Elternzeit befinden, bedenken, wenn sie ins Berufsleben zurückkehren wollen?

Helmut Schneider: Es ist wichtig, sich schon frühzei-tig mit den Bedingungen einer erfolgreichen Rückkehr ins Berufsleben zu beschäftigen; in diesem Sinne beginnt die Rückkehr schon mit dem Ausstieg. Da-rüber hinaus ist es bedeutsam, sowohl im Hinblick auf die Arbeitsinhalte – also die Qualifikation – als auch das Arbeitsumfeld – also die persönlichen Kon-takte – den Kontakt in der Abwesenheit möglichst

stabil zu halten. Schließlich erscheint es wichtig, die Rückkehr mit allen Beteiligten, etwa der Partnerin oder dem Partner, der Familie und dem Arbeitgeber, gemeinsam zu planen.

: Wie finden Mütter oder Väter heraus, welches das richtige Arbeits­ beziehungsweise Arbeits­zeitmodell für sie persönlich ist?

Helmut Schneider: Das richtige Arbeitszeitmodell gibt es sicher nicht, es kommt sehr auf den Einzelfall an. Dabei ist es zunächst wichtig, den eigenen Zeitbedarf vor dem Hintergrund der zeitlichen Belastung sowie möglicher Entlaster – also Kinderbetreuungseinrich-tung, Großeltern, dem familiären Umfeld – sorgfältig zu analysieren. Anschließend sollten die Belange des Arbeitgebers im Hinblick auf die Arbeitszeiten reflektiert werden, um Vorschläge für ein beidseitig tragfähiges Konzept zu entwickeln und mögliche Konfliktfelder frühzeitig zu entschärfen.

: Was ist entscheidend für eine gelungene Work­Life­Balance der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer?

Helmut Schneider: Am Anfang steht die Frage nach den eigenen Prioritäten: Wie wichtig sind der Beruf und andere Belange des Lebens? Das ist eine sehr individuelle Entscheidung. Danach braucht es vor al-lem Konsequenz, das heißt, die persönlich definierten Prioritäten gilt es im Alltag umzusetzen, auch wenn das möglicherweise nicht jeden Tag gelingt. �Fo

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NetworkingFamilie uNd BeruF

Basisarbeit für berufstätige elternDie Rückkehr ins Arbeitsleben nach der Eltern-zeit bedeutet für viele Frauen und Männer eine enorme Umstellung ihres früheren beruflichen Alltags. Den Nachwuchs betreuen oftmals Kin-dertagesstätten oder Tagesmütter. Der eigene Arbeitgeber oder sogenannte Oma-Opa-Dienste können berufstätigen Müttern und Vätern helfen, ein sicheres Netzwerk aufzubauen – für einen gelungen Wiedereinstieg.

Der duden hat das Wort Networking vor einiger Zeit in sein repertoire aufgenommen und definiert es

als „Kontakte knüpfen“. im deutschen Sprachgebrauch verwendet, bedeutet „netzwerken“ weitaus mehr, als nur Kontakte zu knüpfen. mit einem Netzwerk ist ein mehr oder weniger großes Beziehungsgeflecht von Personen gemeint, die sich gegenseitig informieren und fördern. Beim Netzwerken sind menschen damit beschäftigt, ein solches Geflecht aufzubauen und zu pflegen. das kann auf vielfältige Weise geschehen, auf privater oder auf beruflicher ebene.

Junge eltern „netzwerken“ heute – abgesehen von den sozialen Netzwerken im internet – meist über Freunde und die Familie. Hier spielen die Großeltern des Kindes eine wichtige rolle, sofern sie in der Nähe wohnen. Viele holen ihre enkelkinder mindestens ein-mal pro Woche aus einer betreuenden einrichtung ab und überbrücken damit die Zeit, bis ein elternteil nach Hause kommt. auch eltern-Kind-Gruppen oder der Besuch von speziellen Kursen für mütter bezie-hungsweise Väter und ihre Babys, zum Beispiel ent-wicklungsbegleitungskurse oder Babyschwimmen, bieten Gelegenheit, Gleichgesinnte kennenzulernen. in den entsprechenden Gruppen finden junge eltern Kontakt zu anderen müttern und Vätern. Sie tauschen sich über kinderspezifische Themen oder Probleme aus: zum Beispiel die richtige ernährung von Babys und Kleinkindern oder erziehungsfragen. Über diese persönlichen Gespräche entwickeln sich oftmals langjährige Beziehungen, die vor allem durch den ge-genseitigen austausch und unterstützende Hilfen ge-prägt sind. So hilft eine mutter zum Beispiel, wenn sie ein fremdes Kind regelmäßig mit zum Schwimmkurs nimmt. dafür übernachtet ihr eigenes Kind einmal pro

Woche in der anderen Familie, weil sie an diesem Tag länger als sonst arbeiten muss.

Sicher betreut durch fremde HilfeSobald die Frauen oder männer in den Beruf zurück-kehren, müssen sie ihr leben mit Kind neu organisieren und feste Strukturen schaffen, damit der arbeitsalltag

gelingt. laut Familienreport 2010 des Bundesministeri-ums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend möchten sich junge eltern mehrheitlich um ihre Kinder kümmern und zugleich im Beruf bleiben. Zunächst sollten also mütter und Väter klären, wie die Betreuung der Kinder aussehen soll, ob eine Kindertagesstätte in der Nähe ist beziehungsweise eine Tagesmutter oder eine private Kinderfrau engagiert wird.

doch können Kindertagesstätten und später Schu-len die notwendigen Betreuungszeiten nicht immer al-lein abdecken. Sogenannte Oma-Opa-dienste helfen zum Beispiel, kritische Zeiten – am späten Nachmittag oder am Wochenende – abzusichern. Sie haben sich bundesweit seit vielen Jahren etabliert. einer der ers-

ten dienstleistungsanbieter dieser art ist der Oma-Opa-Hilfsdienst aus Bremen. er vermittelt gegen eine geringe Gebühr leihomas und -opas direkt in die Familie. die da-men und Herren haben meist eige-ne Kinder großgezogen oder beruf-lich sowie privat erfahrungen im umgang mit Kindern gesammelt.

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Jutta Smidt, seit 2006 leiterin des Hilfsdienstes, sieht sich mit ihrem angebot als „flexibles Glied zwischen festen Betreuungssituationen“. Sie möchte den Fami-lien mit ihrem Service hundertprozentige Sicherheit

vermitteln. momentan betreuen circa 200 leihgroßel-tern etwa 150 Familien in und um Bremen. die Kinder werden dabei immer zu Hause in ihrem persönlichen umfeld und oft über viele Jahre hinweg von dersel-ben Oma oder demselben Opa betreut. Ob im Krank-heitsfall, in den Ferien oder in den abendstunden als Babysitter – leihoma oder -opa tragen dazu bei, die rückkehr ins Berufsleben zu ermöglichen und können so einen wichtigen Teil des Netzwerkes für junge eltern ausmachen.

Konkrete Hilfe in der Region suchenals zentrale anlaufstelle für Familien beziehungsweise kommunale Koordinationsstelle für Familienpolitik schufen in den vergangenen Jahren viele Städte und Gemeinden hierzulande sogenannte Familienbüros. Beispielsweise gaben in einer Studie des Zentrums für interdisziplinäre regionalforschung 26 Prozent der Städte und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen an, eine zentrale anlaufstelle für Familien in der Verwaltung beziehungsweise ein Familienbüro zu unterhalten. in weiteren 17 Prozent der befragten Kommunen ist ein solches geplant.

Familienbüros verstehen sich vorrangig als anlauf-stellen für Familien und sehen ihre aufgabe darin, Väter und mütter zu allen Fragen der erziehung, För-derung, Betreuung und Freizeitgestaltung zu beraten. das Familienbüro „FamoS“ in Wiehl nahe Köln zum Beispiel gibt eltern nach der Geburt ihres Kindes Hinweise zu kinder-, jugend- und familienorientierten angeboten und hilft, nach einer passenden Kinder-betreuung zu suchen. das FamoS führt auch infor-mationsveranstaltungen durch, vermittelt passende ansprechpersonen und initiiert familienunterstützen-den Service. Konkret gehören dazu der Familienpass, ein elternhandbuch, eine internetplattform sowie ein Baby-Begrüßungs-Service: die Stadt Wiehl übergibt allen eltern von Neugeborenen nützliche Geschenke wie eine Krabbeldecke, das erste essbesteck und ei-nen Babyschlafsack.

Der Arbeitgeber als wichtiger Teil des Geflechtesimmer mehr mütter wollen arbeiten und immer mehr Väter Zeit mit ihren Kindern verbringen. die leipziger S&P Planungsgesellschaft für Bauwesen mbH hat sich darauf eingestellt und ermöglicht ihren mitarbeiterinnen und mitarbeitern den Wiedereinstieg nach maß. „die Bedürfnisse eines jeden werden miteinander abgestimmt und in einklang gebracht“, beschreibt die angestellte

Nach der Elternzeit wieder in den Beruf zurückzukehren, bedeutet eine enorme Umstellung.

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Ein Leben mit Kindern erfordert feste Strukturen. Eltern müssen ihr Leben neu organisieren.

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Bauingenieurin Antje Proft die Vorgehensweise des unternehmens. die mutter zweier Kinder merkt

außerdem an, dass „der Wunsch der arbeitnehmerin beziehungsweise des arbeitnehmers im zentralen interesse der Geschäftsführung steht“. Für jede Seite soll eine opti-male lösung gefunden werden.

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Sie selbst hat sich nach dem ers-ten Jahr ihres erziehungsurlaubes entschieden, sich ein weiteres Jahr

um ihren Sohn zu kümmern und gleichzeitig in Teilzeit zu arbeiten – beides von zu Hause aus. um die Belange aller in einklang zu bringen, schlug sie ihrem arbeitge-ber vor, einen Tag pro Woche ins Büro zu kommen, um an wichtigen meetings teilzunehmen, Kundenkontakte zu pflegen und als ansprechpartnerin vor Ort zu sein. Für ihren Sohn organisierte sie eine Kinderfrau. Heute arbeitet sie wieder Vollzeit, ihr Sohn ist mittlerweile zehn Jahre alt. „eine große Hilfe in den vergangenen Jahren, als beide Kinder noch klein waren und von der Schule oder der KiTa abgeholt werden mussten, war für mich das Kindertaxi“, blickt antje Proft zurück. derartige un-ternehmen, die sich darauf spezialisiert haben, Kinder von a nach B zu befördern, gibt es heute in zahlreichen Städten der Bundesrepublik. n

Info

Weitere informationen zur Kinderbetreuung, elternzeit oder zu flexiblen arbeitszeiten finden Sie im Online-modul unter www.arbeitsagentur.de > Bürgerinnen und Bürger > Chancengleichheit > Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Checkliste

Tipps für Ihren Wiedereinstieg

n Bauen Sie Netzwerke auf. das erleichtert auch die Kinderbetreuung. Kommunizie-ren Sie ihr Vorhaben. Beraten Sie sich mit Gleichgesinnten.

n Nehmen Sie sich Zeit, sich zu motivieren und (wieder) Selbstvertrauen aufzubauen.

n Werden Sie sich über eigene Stärken und Schwächen klar. Zahlreiche Tests können dabei hilfreich sein.

n Suchen Sie nach alternativen, wenn es darum geht, die arbeitszeit optimal zu ge-stalten: Telearbeit, Jobsharing oder Teilzeit. Vielleicht kommt auch der Weg in die Selbst-ständigkeit für Sie infrage.

n Nehmen Sie Weiterbildungsmöglichkeiten in anspruch, entweder bei örtlichen anbietern oder Sie nutzen e-learning bzw. Fernlehr-gänge. Verwenden Sie dazu die lerNBÖrSe exklusiv mit lernprogrammen rund um Be-werbung und arbeitsalltag. Sie ist zu finden unter www.arbeitsagentur.de/lernboerse.

n lassen Sie sich beraten, zum Beispiel bei der Bundesagentur für arbeit, die Wieder-einsteiger/innen mit passenden angeboten unterstützt, bei regionalen Beratungsstellen oder von einem professionellen Coach.

n informieren Sie sich, ob es auch in ihrer Nähe ein Familienbüro gibt.

Vielerorts helfen Familienbüros, nach passenden Betreuungsangeboten zu suchen.

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links und adressenFamilie uNd BeruF

links und adressenFür Menschen, die nach einer Familienpause in ihren Beruf zurückkehren möchten, gibt es viele Informationen rund um Wiedereinstieg, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Kinderbetreuung oder Fördermöglichkeiten. Um Ihnen angesichts der großen Auswahl im Internet den Überblick zu erleichtern, empfehlen wir besonders folgende Seiten:

unter www.arbeitsagentur.de > Bürgerinnen & Bürger > Familie und Kinder finden Sie Wissenswertes bei-spielsweise über Berufsrückkehr, Kinderbetreuung und finanzielle Hilfen.

www.bmfsfj.dedas Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BmFSFJ) bietet umfassende informationen zu Vereinbarkeit, elternzeit und finanziellen Förder-möglichkeiten.

www.familien-wegweiser.dedas angebot wird herausgegeben von der internet-redaktion des BmFSFJ und bietet ein umfassendes informationsangebot rund um die Themen Familie, Kinder, elternzeit, erziehung, Betreuung etc.

www.erfolgsfaktor-familie.deHier wird das unternehmensprogramm „erfolgsfaktor Familie“ des BmFSFJ vorgestellt. das Programm will Familienfreundlichkeit fest in der deutschen Wirtschaft verankern. unter der rubrik „erfolgsbeispiele“ können Sie nach familienfreundlichen unternehmen in ihrer Nähe suchen.

www.perspektive-wiedereinstieg.dedas gemeinsame Online-Portal des BmFSFJ und der Bundesagentur für arbeit unterstützt Frauen, die zu-rück in den Beruf wollen. Hier finden sich Tipps, die den Wiedereinstieg und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtern. Über die Postleitzahlensuche finden Sie Beratungsstellen in ihrer Nähe.

www.lokale-buendnisse-fuer-familie.dedie lokalen Bündnisse für Familie setzen sich in ganz deutschland für mehr Familienfreundlichkeit vor Ort ein. Sie tragen dazu bei, Familie und Beruf besser in einklang zu bringen. auf der internetseite können Sie nach Bündnissen in ihrer Stadt suchen. an 640 Stand-orten beteiligen sich bereits 643 Bündnisse aktiv als Partner der initiative lokale Bündnisse für Familie. im einzugsbereich der Bündnisse leben fast 56 millionen menschen (Stand: Februar 2011).

www.vamv.de im Bundesverband alleinerziehender mütter und Väter organisieren sich menschen, die ihre Kinder alleine erzie-hen. der Familien- und Frauenverband bietet auf seiner internetpräsenz vor allem informationen zu rechtlichen Fragen und finanziellen unterstützungsangeboten.

www.vorteil-kinderbetreuung.deHier erhalten mütter und Väter einen Überblick über Betreuungsangebote, finden antworten auf finanzielle und rechtliche Fragen oder können nach ansprechpart-nern in ihrer region suchen.

www.vaeter.deder Verein Väter e.V., der beispielsweise von beru-fundfamilie und dem Hamburger Senat unterstützt wird, macht angehenden Vätern mut und hilft mit aktivitäten, Workshops oder Vorträgen. Über die Seite können Sie unter dem menüpunkt aktiv werden > Väterprojekte auch nach Väterprojekten in ihrer region suchen.

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Weitere Angebote im BiZ

Zu folgenden Themen gibt es Hefte zum Mitnehmen. Diese Hefte (PDF) und dazugehörige Online-Module finden Sie im Internetportal der Bundesagentur für Arbeit.

� Familie und Beruf� Existenzgründung� Soldaten auf Zeit� 45plus – Ihre Erfahrung zählt� Jobchancen ohne Ausbildung� Weiter durch Bildung � Berufliche Reha � Zeitarbeit

www.arbeitsagentur.de > Veröffentlichungen > durchstarten

Außerdem im BiZ:

Die durchstarten Infomappen bieten Informationen zu Berufs- und Quereinstieg, beruflichen Alternativen und Weiterbildungsmöglichkeiten (28 Mappen).

Einstieg & Weiterbildung

Zum Mitnehmen!