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Newsletter August 2012 FDP Baden-Württemberg - Rosensteinstr. 22 - 70191 Stuttgart - Tel. (0711) 666 18-0 - Fax (0711) 666 18-12 - www.fdp-bw.de - [email protected] - Twitter @fdpbw - facebook.com/fdpbw Serie: 60 Jahre Baden- Württemberg: Emmy Diemer-Nicolaus auf dem Landeshauptausschuss der FDP Baden-Württemberg am 14. Juli 2012 bei SAP in Walldorf haben wir uns sehr ausführlich mit dem Leben in der digitalen Gesellschaft befasst. Der gleichnamige Leitan- trag ist mit großer Mehrheit verab- schiedet worden, ebenso wurde ein klarer Beschluss zum Melderecht gefasst. Die Diskussion der ver- gangenen Wochen auf Bundes- wie auf Landesebene hat gezeigt, dass der Datenschutz zu Recht ein ganz sensibles Thema ist. Wir machen als Südwest-Liberale und als erster Landesverband der FDP, der dazu ei- nen Beschluss gefasst hat, deutlich, dass wir für eine weitere Verbesse- rung des Datenschutzes eintreten. Einen ausführlichen Bericht unseres Pressesprechers, Jörg Fleischer, über den Landeshauptausschuss fin- den Sie in diesem Newsletter. Bereits am 15. September 2012 wird unser nächster Landeshauptaus- schuss stattfinden, diesmal im Frau- enhofer Institut in Pfinztal. Thema dort wird unsere Innovationskam- pagne sein. Ein entsprechender Antrag wird zur Zeit von der zustän- digen Arbeitsgruppe unter Leitung der Generalsekretärin und unter Ein- bindung der Landesfachausschüsse erarbeitet. Wir hatten Sie darum ge- beten, im Zuge einer Mitgliederbe- fragung Ihr Votum zum Titel unserer Kampagne abzugeben. Sehr viele von Ihnen haben sich an der Befra- gung beteiligt. Dafür danken wir Ih- nen herzlich. Mit deutlicher Mehrheit haben Sie sich für den bisherigen Ar- beitstitel der Kampagne „Innovati- on braucht Freiheit“ entschieden, der damit nun der endgültige Kam- pagnentitel ist. Näheres zu den Er- gebnissen der Befragung finden Sie auf den nachfolgenden Seiten. Auf Bundesebene bestimmen mo- mentan zwei wichtige Themen das politische Geschehen: die europäi- sche Staatsschuldenkrise und die Energiewende. Über die unmittel- bar vor der Sommerpause zum Euro gefassten Beschlüsse hatten wir Sie in unserem Sondernewsletter im Juli bereits informiert. Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts über die eingereichten Eilanträge gegen die Beschlüsse wird für Mitte Sep- tember erwartet. Das Gericht nimmt sich zu Recht ausreichend Zeit, um die sich stellenden Fragen sorgfältig zu prüfen und zu beantworten. In ei- nem Rechtsstaat muss eine solche Prüfung trotz allen Zeitdrucks mög- lich sein. Zwischenzeitlich hat sich die Diskus- sion um die Hilfen an Griechenland zugespitzt. Für die FDP bleibt es da- bei: keine Leistung ohne Gegenleis- tung! Entweder Griechenland hält sich an die Vereinbarungen und setzt die zugesagten Reformen um oder die nächste Tranche kann nicht aus- gezahlt werden. Dabei streiten wir nicht um einige Wochen. Aber ein Aufschub um ein oder mehrere Jahre für die Erfüllung der Verpflichtungen oder gar der Verzicht auf bestimmte Reformen kommt nicht in Frage. In den vergangenen Tagen hat nun auch der neue Umweltminister, Peter Altmaier, deutlich gemacht, dass es großer Kraftanstrengungen bedarf, um die Energiewende zu meistern. Vor allen Dingen der dringend er- forderliche Ausbau der Netze wird uns vor große Herausforderungen stellen. Wenn wir die Energiewende schaffen wollen, werden wir nicht umhin kommen, die Netze auch ge- gen Widerstände schnell auszubau- en. Photovoltaikanlagen und Wind- räder nutzen nichts, wenn der von ihnen produzierte Strom mangels Netze nicht zum Verbraucher gelan- gen kann. Statt, wie die grün-rote Landesregierung, einseitig auf den Bau von Windrädern und Sonnen- kollektoren zu setzen sollte sie sich lieber Gedanken machen um einen Sehr geehrte Damen und Herren,

FDP-BW Newsletter August 2012

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Newsletter August 2012

FDP Baden-Württemberg - Rosensteinstr. 22 - 70191 Stuttgart - Tel. (0711) 666 18-0 - Fax (0711) 666 18-12 - www.fdp-bw.de - [email protected] - Twitter @fdpbw - facebook.com/fdpbw

Serie: 60 Jahre Baden-

Württemberg: Emmy Diemer-Nicolaus

auf dem Landeshauptausschuss der FDP Baden-Württemberg am 14. Juli 2012 bei SAP in Walldorf haben wir uns sehr ausführlich mit dem Leben in der digitalen Gesellschaft befasst. Der gleichnamige Leitan-trag ist mit großer Mehrheit verab-schiedet worden, ebenso wurde ein klarer Beschluss zum Melderecht gefasst. Die Diskussion der ver-gangenen Wochen auf Bundes- wie auf Landesebene hat gezeigt, dass der Datenschutz zu Recht ein ganz sensibles Thema ist. Wir machen als Südwest-Liberale und als erster Landesverband der FDP, der dazu ei-nen Beschluss gefasst hat, deutlich, dass wir für eine weitere Verbesse-rung des Datenschutzes eintreten. Einen ausführlichen Bericht unseres Pressesprechers, Jörg Fleischer, über den Landeshauptausschuss fin-den Sie in diesem Newsletter.

Bereits am 15. September 2012 wird unser nächster Landeshauptaus-schuss stattfinden, diesmal im Frau-

enhofer Institut in Pfinztal. Thema dort wird unsere Innovationskam-pagne sein. Ein entsprechender Antrag wird zur Zeit von der zustän-digen Arbeitsgruppe unter Leitung der Generalsekretärin und unter Ein-bindung der Landesfachausschüsse erarbeitet. Wir hatten Sie darum ge-beten, im Zuge einer Mitgliederbe-fragung Ihr Votum zum Titel unserer Kampagne abzugeben. Sehr viele von Ihnen haben sich an der Befra-gung beteiligt. Dafür danken wir Ih-nen herzlich. Mit deutlicher Mehrheit haben Sie sich für den bisherigen Ar-beitstitel der Kampagne „Innovati-on braucht Freiheit“ entschieden, der damit nun der endgültige Kam-pagnentitel ist. Näheres zu den Er-gebnissen der Befragung finden Sie auf den nachfolgenden Seiten.

Auf Bundesebene bestimmen mo-mentan zwei wichtige Themen das politische Geschehen: die europäi-sche Staatsschuldenkrise und die Energiewende. Über die unmittel-bar vor der Sommerpause zum Euro gefassten Beschlüsse hatten wir Sie in unserem Sondernewsletter im Juli bereits informiert. Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts über die eingereichten Eilanträge gegen die Beschlüsse wird für Mitte Sep-tember erwartet. Das Gericht nimmt sich zu Recht ausreichend Zeit, um die sich stellenden Fragen sorgfältig zu prüfen und zu beantworten. In ei-nem Rechtsstaat muss eine solche

Prüfung trotz allen Zeitdrucks mög-lich sein.

Zwischenzeitlich hat sich die Diskus-sion um die Hilfen an Griechenland zugespitzt. Für die FDP bleibt es da-bei: keine Leistung ohne Gegenleis-tung! Entweder Griechenland hält sich an die Vereinbarungen und setzt die zugesagten Reformen um oder die nächste Tranche kann nicht aus-gezahlt werden. Dabei streiten wir nicht um einige Wochen. Aber ein Aufschub um ein oder mehrere Jahre für die Erfüllung der Verpflichtungen oder gar der Verzicht auf bestimmte Reformen kommt nicht in Frage.

In den vergangenen Tagen hat nun auch der neue Umweltminister, Peter Altmaier, deutlich gemacht, dass es großer Kraftanstrengungen bedarf, um die Energiewende zu meistern. Vor allen Dingen der dringend er-forderliche Ausbau der Netze wird uns vor große Herausforderungen stellen. Wenn wir die Energiewende schaffen wollen, werden wir nicht umhin kommen, die Netze auch ge-gen Widerstände schnell auszubau-en. Photovoltaikanlagen und Wind-räder nutzen nichts, wenn der von ihnen produzierte Strom mangels Netze nicht zum Verbraucher gelan-gen kann. Statt, wie die grün-rote Landesregierung, einseitig auf den Bau von Windrädern und Sonnen-kollektoren zu setzen sollte sie sich lieber Gedanken machen um einen

Sehr geehrte Damen und Herren,

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Selbst, wenn die grün-rote Landesregierung ihr selbstgestecktes Ziel erreicht und bis 2020 tatsächlich rund 1200 neue Windräder in Baden-Württemberg aufgestellt werden, kann dadurch der Strombedarf bei weitem nicht gedeckt werden. Auch die Solarenergie vermag dies nicht zu leisten. Geht man davon aus, dass bis 2020 35 % Strom aus erneuerbaren Energien kommen, um die ab-geschalteten Kernkraftwerke zu ersetzen, fehlen immer noch 65 %, die ander-weitig gedeckt werden müs-sen. Deshalb ist es verfehlt, aus rein ideologi-schen Gründen allein auf den Ausbau erneu-erbarer Ener-gien zu setzen. Wir brauchen zur Sicherung der Stromver-sorgung auch neue, moderne Kohle-, Gas- und Wasserkraftwerke. Ihren Ausbau zu vernachlässigen hieße, sich von einer sicheren und bezahlbaren Energieversorgung zu verabschieden.

SoNNE uND WIND rEIcHEN NIcHt....Von Gabriele Heise, Generalsekretärin der FDP Baden-Württemberg

vernetzten Ansatz, der alle erneuer-baren Energien, aber auch Energie-einsparung und Energieeffizienz und den Netzausbau umfasst.

Dabei erweist sich die Landesregie-rung allerdings als scheinheilig. Ei-nerseits proklamiert sie die steuerli-che Absetzbarkeit der energetischen Gebäudesanierung, andererseits blockiert sie diese Maßnahme im Bundesrat seit einem Jahr. Auch dazu hat der Landeshauptausschuss einen Beschluss gefasst. Zum umfas-senden Thema Energiewende finden Sie zwei Artikel von Judith Skudelny, MdB und Andreas Glück, MdL in die-sem Newsletter.

Last, but not least: der Europaabge-ordnete Michael Theurer hatte den Landesvorstand zu einer Informati-onsfahrt nach Brüssel eingeladen, und viele sind dieser Einladung auch gefolgt. Lesen Sie dazu den kurzen Bericht aus Brüssel.

Bevor auch wir beide uns nun für ei-nige Tage eine kleine Auszeit gönnen, um uns danach wieder voller Taten-drang der Politik zu widmen, wün-schen wir Ihnen und Ihren Familien auf diesem Wege ein paar schöne, sonnige und erholsame Ferientage und eine gute Zeit.

Herzliche Grüße

Ihre

Birgit Homburger

Gaby Heise

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Aus dem Bundestag

SoLArSuBVENtIoNIEruNG – EIN KoMProMISS MIt rISIKEN uND NEBENWIrKuNGENVon Judith Skudelny MdB, energiepolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion

Die Energieversorgung soll si-cher, sauber und bezahlbar sein. Dieses Mantra trägt die FDP seit Jahr und Tag vor sich her. Gemeint ist damit insbesondere die Stromerzeu-gung in Deutschland. Auf diesem Teil der Energiewende liegt aktuell der Fokus der Politik.

So richtig die Ziele sind, so schwie-rig ist deren Erreichbarkeit. Im Be-schluss des Bundesparteitags der FDP vom 13.-14.05.2006 war beabsichtigt, den erneuerbaren Energien eine Nische in der Energieversorgung zu sichern. In dieser Nische sollten sich noch nicht marktfähige Ernergieerzeugungsan-lagen beweisen können und langsam ihren Weg zum Markt finden.

Einen besonderen Ausbauboom verzeichnet seit einigen Jahren die Solarenergie. Durch billige So-laranlagen aus China sind die Modul-preise seit 2006 um über 60 % ge-sunken. Dadurch waren die Anlagen trotz deutlicher Absenkung der auf 20 Jahre garantierten Einspeisevergü-tung rentabel – besonders angesichts der Wirtschaftskrise, die andere In-vestitionen unsicherer gemacht hat. Der Zubau liegt bis heute 300 % über den Planzahlen. Dadurch werden die Verteilnetze instabil. Der hohe Zubau der teuersten Form der erneuerbaren Energien belastet aber auch die EEG-Umlage für die Bürger. 50 % der Umla-ge geht in 16 % erneuerbaren Strom. Das sind gerade 3,1 % der Gesamt-stromerzeugung in Deutschland. Am

15. November 2012 wird die EEG-umlage für das Jahr 2013 festge-setzt, die auf die Stromrechnun-gen aufgeschlagen wird. Experten rechnen statt derzeit 3,5 ct/KWh mit 5ct/ KWh, eine Steigerung um 50 %. Diese Steigerung wird nicht zuletzt dem massiven Zubau der So-larenergie zugeschrieben. Vor diesem Hintergrund hat der Bundesrat hat am 29. Juni 2012 mit seiner Zustimmung zum Kompromiss über Höhe und Um-fang der zukünftigen Solarförderung einen Schlusspunkt unter den mona-telangen Streit um die Solarsubventi-onierung gesetzt. Ein Kompromiss mit risiken und Nebenwirkungen: Auf der einen Seite ist durch das be-schlossene Gesamtausbauziel von 52 000 Megawatt das Ende der Sub-ventionszahlungen über EEG-Umlagen absehbar. Damit wird erstmals das Ende der festen Einspeisevergütung für eine Technologie im EEG veran-kert. Auf der anderen Seite muss durch die geplante Obergrenze mit einem verstärkten Zubau gerechnet werden. Mit Panikkäufen, weil Un-ternehmen und Bürger noch von der für zwei Jahrzehnte garantierten För-derung profitieren wollen. Dadurch dürften die Kosten für alle Bürger weiter steigen, da sie die Solarför-derung über den Strompreis mitzah-len. Außerdem kann ein zu rascher Ausbau dazu führen, dass das Strom-netz an seine Grenzen kommt. Sub-ventionen einzuführen ist leicht, diese wieder zurückzunehmen jedoch schwer. Umso schwerer wird

die Rücknahme, je mehr Schichten der Bevölkerung von der Subvention profitieren. Das EEG privilegiert die erneuerbaren Energien doppelt: ein-mal durch festgesetzte Entgelte für die Stromerzeugung, zum anderen durch die garantierte Abnahme des Stroms - unabhängig davon, ob er gerade ge-braucht wird oder nicht.

Heraus aus der Dauersubventi-onierung – mit einer sicheren, sauberen und bezahlbaren Ener-gieversorgung. Dieser Herausforde-rung stellt sich gerade die FDP in der sogenannten Birkner-Kommission. Die Kommission wurde Mitte Juli 2012 ins Leben gerufen und bereitet einen ent-sprechenden Parteitagsbeschluss für den kommenden Bundesparteitag vor. Als Mitglied dieser Kommission werde ich mich besonders für eine europäi-sche Lösung einsetzen, die den Markt vorne anstellt. Konkurrenz belebt das Geschäft und senkt die Preise für die Verbraucher.

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Aus dem Landtag

LANDESrEGIEruNG SEtZt Zu EINSEItIG AuF WINDKrAFtVon Andreas Glück MdL, umwelt- und Energiepolitischer Sprecher der FDP/DVP-Landtagsfraktion

Erneuerbare-Energie-Gesetz braucht mehr marktwirtschaftli-che Strukturen

Die FDP-Landtagsfraktion bekennt sich zum Erneuerbare-Energie-Ge-setz. Die Energiewende wird aller-dings nur dann funktionieren, wenn der Energiemarkt mehr marktwirt-schaftliche Strukturen erhält. Es kann nicht sein, dass der Großteil der Förderung im regenerativen Bereich allein der Fotovoltaik zugutekommt.

Wir sehen die Chancen der Energie-wende, auch für die Unternehmen des Landes, nehmen aber auch ihre Sorgen ernst. Es darf keine Ener-giewende „um jeden Preis“ geben.

Es geht um den Erhalt von wettbe-werbsfähigen Energiepreisen, um die Versorgungssicherheit und um den Erhalt der Arbeitsplätze. Es geht aber auch darum, die Energiewende in Absprache mit den europäischen Nachbarn in die Wege zu leiten.

Der Vorsitzende der FDP-Landtags-fraktion, Dr. Hans-Ulrich Rülke, hat Ministerpräsident Kretschmann in seiner Erwiderung auf dessen Regie-rungserklärung zur Energiewende zu Recht vorgeworfen, den Bund aktiv in seiner Energiepolitik zu behindern.

Im Landtag redet Kretschmann scheinheilig von Energieeffizienz und stempelt den Bund zum Sündenbock

einer zu langsamen Energiewen-de. Im Bundesrat blockiere er aber gleichzeitig das Gesetz zur steuer-lichen Absetzbarkeit der energeti-schen Sanierung. Nicht besser ist Kretschmanns Industriepolitik. Wort-reich beklagt er fehlenden Markt und Wettbewerb im Energiebereich. Gleichzeitig zementiert er planwirt-schaftliche Strukturen der Solarwirt-schaft in Deutschland.

55 Prozent der Subventionen in Deutschland fließen in 3 Prozent der Stromerzeugung. Wegen der Bevorrechtigung für Solarstrom bei der Einspeisung werden keine Gas-kraftwerke gebaut, weil diese unwirt-schaftlich gemacht werden.

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Die Wirtschaft im Lande braucht aber nicht nur bezahlbare Energie, sondern vor allem auch eine verläss-liche Energieversorgung zum jeweils richtigen Zeitpunkt. Die notwendigen „back-up-Kapazitäten“ aus Gas und Kohle sind dringend erforderlich. Mit Sonne und Wind allein sei die Ener-gieversorgung des Landes nicht zu leisten.

Ähnlich traurig sieht es im Bereich der Speicherung und des Leitungs-ausbaus aus. Die Landesregierung sorgt mit ihrer Energiepolitik dafür, dass die Menschen und die Wirt-schaft im Lande immer entweder zu wenig oder zu viel Energie hätten, aber niemals Bedarfsgerechtigkeit hergestellt werde.

Zu einseitig setzt die grün-rote Lan-desregierung auf die Förderung der Windenergie. Ihr fällt aber nichts ein zur Wasserkraft und zur Geothermie. Die Biomasse führt ein stiefmüt-terliches Dasein. Statt Innovation gibt es ein Grünlandumbruchverbot. Kretschmann meldet Fehlanzeige auf dem Wärmemarkt und tut nichts im Bereich der Entwicklung von Wärme-pumpen. Nebenbei hat sein Umwelt-minister alle Klimaziele aufgegeben und erklärt die CO2-Reduzierung für weniger wichtig. Die Mahnungen des Nachhaltigkeitsbeirat des Lan-des werden ignoriert, der angesichts von Rotoren mit 180 Metern Höhe ein Moratorium fordert.

Aus Sicht der FDP-Fraktion sind bei der Energiewende fünf Handlungsfel-der anzugehen:

1. Der Netzausbau: wie beim Fern-straßenbau ist eine einheitliche Bun-deszuständigkeit notwendig.

2. Erneuerbare Energien: Wettbe-werb vor Planwirtschaft. Auch die bevorrechtigte Einspeisung muss auf den Prüfstand gestellt werden.

3. Kraftwerksbau: Der Bau von Koh-le- und Gaskraftwerken muss ermög-licht und nicht verhindert werden.

4. Energieeffizienz: Schluss mit der Blockade der steuerlichen Abzugsfä-higkeit der energetischen Sanierung im Bundesrat!

5. Energieforschung: Vom Plan zum Markt heißt die Devise. Weniger Sub-ventionen ermöglichen freie Mittel für die Forschung.

Freie Demokratische ParteiLandesverband Baden-Württemberg

V.i.S.d.P. Gabriele Heise, Generalsekretärin Rosensteinstr. 2270191 StuttgartTel. (0711) 666 18 - 0 Fax (0711) 666 18 - 12

Postanschrift: Postfach 10 15 52 70014 Stuttgart

E-Mail: [email protected], www.fdp-bw.deTwitter: @fdpbw www.facebook.com/fdpbw Fotos: FDP-BW, FDP/DVP-Fraktion, eigene, Fotolia_35454824_M (Titelmontage)

Impressum

Für unsere Kreis- und Ortsverbände gibt es neue Anzeigenmotive ([email protected])

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MIcHAEL tHEurEr BrINGt MItGLIEDEr DES LANDESVorStANDS uND HocHrANGIGE Eu-ENtScHEIDEr AN EINEN tIScHBrüssel-Fahrt des Landes-Vorstands 20. bis 22.06.2012

Brüssel, 23. Mai 2012 - „Baden-Würt-temberg profitiert von Europa und Europa von dem Erfolg Baden-Würt-tembergs,“ erklärt Michael Theurer und ergänzt: „Über 50% der baden-württembergischen Exporte gehen in den EU-Binnenmarkt.“ – Mitglieder des Landesvorstands der FDP Ba-den-Württemberg informierten sich vom 20. bis 22. Juni 2012 bei bedeu-tenden Entscheidungsträgern im Eu-ropäischen Parlament in Brüssel. Die Landesvorsitzende Birgit Homburger konnte leider kurzfristig aufgrund einer Erkrankung nicht teilnehmen. Neben den beiden stellvertretenden Landesvorsitzenden Hartfrid Wolff und Florian Toncar, dem Landes-schatzmeister und Staatsminister im Auswärtigen Amt, Michael Link, be-

grüßte Michael Theurer die Beisitzer Jörg Brehmer, Charlotta Eskilsson, Wildfried Huber, Ute Oettinger-Grie-se in Begleitung ihres Mannes Klaus Griese und Jochen Merkle sowie die Jungen Liberalen Sebastian Gratz und Sebastian Romainczyk und Ale-xander Schopf, Vorsitzender der Li-beralen Hochschulgruppe in Baden-Württemberg.

Das erstklassige Programm bot sei-nen Gästen einen vielschichtigen Einblick in die politische Arbeit auf Europa-Ebene. Als Vorsitzender des Ausschusses für Haushaltskontrolle und stellvertretender Vorsitzender der FDP im Europäischen Parlament, konnte Michael Theurer hochkarätige Gäste gewinnen: Günther Oettinger,

Energie-Kommissar, setzt auf innova-tive Energieerzeugung und eine Ver-änderung des Verbrauchsverhaltens. Stabile Finanzen und das Reizthema Acta standen im Mittelpunkt der Ge-spräche mit Karel de Gucht, Kommis-sar für Handel. Theurer bezog klar Position: „Der Euro kann nicht durch den Rückfall in nationalstaatliche Egoismen stabilisiert werden.“

Im Hinblick auf die Richtlinie zur Vor-ratsdatenspeicherung und die Frage, welche Spielräume. Deutschland nach den Vorgaben der EU bleiben, machte Theurer die Stärkung der Freiheit in Europa zum Gegenstand der Diskussion mit Innen-Kommis-sarin Cecilia Malmström. Auch im Gespräch mit Anthony Whelan, Ka-

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binettschef von Neelie Kroes, Kom-missarin für die Digitale Agenda und Vize-Präsidentin der Europäischen Kommission, diskutierte Theurer ge-meinsam mit den Mitgliedern des Landesvorstands liberale Themen wie den Schutz von geistigem Eigen-tum und Privatsphäre im Rahmen der digitalen Agenda. Der Journalist Michael Stabenow, Brüssel-Korres-pondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und Axel Heyer, Pressespre-cher der ALDE-Fraktion stellten ihre Arbeit vor. Der neue Leiter der Lan-desvertretung Baden-Württemberg, Johannes Jung, gab einen Einblick in die Arbeit der Landesvertretung.

Weitere Höhepunkte waren die Ver-anstaltungen des Brüsseler Büros der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit. Nach einer Einführung von Michael Theurer stellte Staats-minister Michael Link grundsätzliche Überlegungen zu Europa vor. Vizeprä-sident Alexander Alvaro führte in den EU-Haushalt ein. Als überzeugter Eu-ropäer ist und bleibt Theurers Ziel die Weiterentwicklung der Europäischen Union hin zu einem dezentralen Bun-desstaat und die Beseitigung der bisherigen Mängel in den Verträgen und Institutionen. Für die Festschrei-bung dieses Ziels im neuen Grund-satzprogramm der FDP hat er sich bereits in der Grundsatzkommission erfolgreich stark gemacht. Theurer ist überzeugt: „Wichtig ist nun die Zusammenarbeit aller politischen Ebenen innerhalb der FDP: Kommu-nen, Land, Bund und Europa.“

Allen Teilnehmern möchte Michael Theurer an dieser Stelle noch einmal mitteilen: „Danke, das war super! Eine wirklich gelungene Zeit in Brüs-sel.“

Mitgliederbefragung zur Innovationskampagne

Als Mitglied der baden-württembergischen FDP haben Sie in den letzten vier Wochen die Möglichkeit gehabt, die Auswahl des Titels der Innova-tionskampagne zu bestimmen.

Es wurden 1284 Stimmen abgegeben, darunter 353 online. Das Ergebnis fiel klar aus: Gewonnen hat mit weitem Vorsprung der Titel

„Innovation braucht Freiheit“(siehe Grafik) Wir wollen die online-Plattform der FDP-Baden-Württem-berg weiter zum interaktiven Politik-Tool entwickeln. Dazu brauchen wir Ihre Mitarbeit!

Sie können sich weiter unter https://www.fdp-bw.de/mitliederbe-fragung einmalig für die Nutzung des internen Bereiches registrieren. Hierfür benötigen Sie, zusätzlich zum Internet-Anschluss, eine gültige E-Mail-Adresse und Ihre Mitgliedsnummer.

Nach erfolgter Registrierung können Sie an den Online-Aktivitäten der FDP Baden-Württemberg teilnehmen. Schon heute finden Sie dort ein Wiki, ein internes Forum, das organisationsverzeichnis und in-terne Dokumente als Argumentationshilfen. Desweiteren prüft der Landesverband zurzeit das Tool „New Democracy“.

Bei Fragen rund um die Mitgliederbefragung sind wir Ihnen gerne behilflich: Organisation: [email protected], Technik: [email protected]

Neues aus der Landesgeschäftstelle

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Auf ihrem Landeshauptausschuss in Walldorf hat die FDP mit großer Mehrheit den Leitantrag „Leben in der digitalen Gesellschaft“, den der stellvertretende Landesvorsitzen-de, Hartfrid Wolff gemeinsam mit den Jungen Liberalen unter ihrem Vorsit-zenden Jens Brandenburg erarbeitet hatte, verabschiedet. Darin spricht sich die Partei u.a. für eine Stärkung direkt-demokratischer Elemente im Netz aus sowie für eine Verbesserung von Urheber- und Leistungsschutz-rechten. So sollen z.B. die Rechte von Verlagen und freien Journalisten im Internet gestärkt werden, etwa ge-genüber Verwertern wie Google und Facebook. Verpflichtende Gebühren

Bericht über den Landeshauptausschuss am 14.07.2012 in Walldorf

LEBEN IN DEr DIGItALEN WELtVon Jörg Fleischer, Pressesprecher der FDP Baden-Württemberg

für Verlinkung oder Textausschnitte soll es dagegen nicht geben und die Klagemöglichkeiten bei Verwendung kleinerer Textbausteine sollen einge-schränkt werden. Eine verschärfte Überwachung des Netzes wird abge-lehnt, an ihrem Nein zur Vorratsda-tenspeicherung hält die FDP weiter fest.

In ihrer Begrüßungsrede grenzte sich Landeschefin Birgit Homburger ganz entschieden von der Piratenpartei ab. Diese sei nichts anderes als „eine Linkspartei mit Internetanschluss“, sagte Homburger in Walldorf. Den Piraten, die völlig zu Unrecht eine herausragende Position in der Netz-

politik beanspruchten, fehle es an dem Willen, Verantwortung zu über-nehmen.

Sodann ging Birgit Homburger auf die aktuelle Lage bei der Euro-ret-tung ein. An die Adresse Griechen-lands stellte sie u.a. klar: Weitere Fi-nanzhilfen werde es nur geben, wenn die Griechen die Sparauflagen auch wirklich erfüllen. Eine Aufweichung der Stabilitätskriterien – wie sie SPD und Grüne an der Seite Frankreichs wollten - sei mit der FDP nicht zu machen. „Wir in Europa müssen für eine gemeinsame Zukunft kämpfen“, erklärte Homburger.

In der Bildungspolitik kritisierte sie die grün-rote Landesregierung scharf: „Der Leistungsgedanke kommt im grün-roten Denken zu kurz. Am bes-ten keine Noten, am besten kein Sit-zenbleiben! Am besten, das Abitur wird mit der Geburtsurkunde verlie-hen.“ An die Adresse der Landesre-gierung forderte sie: „Finger weg von den Gymnasien“, und fügte hinzu: „Wir Liberale werden es mit Zähnen und Klauen verteidigen.“

Schließlich fand die baden-württem-bergische Landeschefin deutliche Worte zum umstrittenen EnBW-Deal: „Dieses Geschäft war ein Fehler“, er-klärte Birgit Homburger. Sie mach-te klar, dass es nie der Wunsch der FDP war, diesen Deal abzuschließen. Homburger betonte, dass die Ergeb-nisse der laufenden Ermittlungen erst abgewartet werden müssten. Dies

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werde die FDP in der Öffentlichkeit als Rechtsstaatspartei auch immer wieder deutlich machen. „Ermittlun-gen sind keine Anklage und sie sind erst recht noch keine Verurteilung“, sagte Homburger.

Neben dem Beschluss „Leben in der digitalen Welt“ haben die Delegier-ten in Walldorf auch einen Beschluss zum Melderecht gefasst. Danach lehnen sie die Weitergabe persönli-cher, staatlich erhobener Daten an

Landeshauptausschuss am 15. September 2012 um 10.00 Uhr in 76327 Pfinztal-Berghausen, Joseph-von-Fraunhofer-Straße 7, Fraun-hofer Institut für chemische technologie „Kleiner Parteitag“ der FDP Baden-Württemberg: „Innovation braucht Freiheit.“

Landesvertreterversammlung 2012 am 17.November 2012 um 10.00 uhr in Neue tonhal-le, Bertholdstraße 7 - 78050 Villingen-Schwenningen: Auf-stellung der Landesliste der FDP Baden-Württemberg zur Bundes-tagswahl 2013

termine

Dritte ohne ausdrückliche vorherige Einwilligung der Bürger strikt ab. Die Liberalen heben hervor, dass sie die aktuell entbrannte, öffentliche De-batte zum Melderecht dazu nutzen wollen, längst überfällige Verbesse-rungen für den Datenschutz der Bür-ger zu erzielen. Da auch der aktuelle Melderechtsentwurf das grundlegen-de Problem einer Datenweitergabe des Staates nicht endgültig löst, setzt sich die baden-württembergische FDP für eine Überarbeitung der vor-

liegenden Fassung ein. Das bedeu-tet konkret: Die Südwest-FDP fordert eine Aufnahme der Einwilligungslö-sung. Über persönliche Daten sollen die Meldebehörden Dritten nur nach einer ausdrücklichen Zustimmung der Betroffenen Auskunft geben dürfen.

Schließlich wurden von den Delegier-ten des Landeshauptausschusses alle Anträge beraten und entschie-den, die vom Landesparteitag Dreikö-nig verwiesen worden waren, sodass nun alle Anträge behandelt sind.

Alle gefassten Beschlüsse sowie die Rede der Landesvorsitzenden finden Sie auf der Homepage des Landes-verbandes unter www.fdp-bw.de/landeshauptausschuss

Der erste “virtuelle Delegierte“ auf einem Parteitag der FDP Baden-Würt-temberg. JuLi-Landesvorsitzender Jens Brandenburg wurde in die Antrags-beratung live per Skype eingebunden. Es wurde vom Parteitag auch fleißig unter dem Hashtag #lha12 getwittert und gefacebookt.

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Heute wissen wir, dass das Land starke Frauen braucht. Aber wusste man es auch in den Zeiten der Grün-dung unseres Bundeslandes vor 60 Jahren? Damals dominierte vielerorts noch die Auffassung von der Rolle der Frau, die sich unterzuordnen hatte. Frauen hätten sich um den Haushalt zu kümmern, Bildung wäre für Frauen nicht wichtig und in der Politik hätten Frauen nach Auffassung Vieler erst recht nichts verloren. Umso stärker musste es Frauen geben, die es zu dieser Zeit auf sich nahmen, sich politisch durchzusetzen und für die Gleichberechtigung einzutreten.

Eine der großen „Gründermütter“ un-seres Bundeslandes war eine Libera-le durch und durch: Die langjährige Abgeordnete, anerkannte Juristin und selbstbewusste Kämpferin für die Anliegen der Frauen in einer of-

fenen Gesellschaft, Emmy Diemer-Nicolaus.

Auch ihr Leben war voller Herausfor-derungen. 1910 wurde sie in Gießen geboren. Bereits mit 16 Jahren brach sie die Schule ab und verließ ihr El-ternhaus, nachdem sie sich verlobt hatte. Nach dem frühen Unfalltod ihres Mannes war sie auf sich selbst gestellt. Sie nahm ihr Schicksal in die Hand und holte das Abitur nach.

Dadurch konnte sie Jura und Wirt-schaftswissenschaften studieren. 1937 legte sie ihr erstes Staatsexa-men ab und zog mit ihrem zweiten Ehemann und ihrer Familie nach Stuttgart, wo sie bis zum Kriegsen-de bei der Württembergischen Feu-erversicherung als Sachbearbeiterin beschäftigt war und neben Familie, Beruf und Kriegsleid 1944 auch noch

ihr zweites juristisches Staatsexa-men ablegte.

Eine Frau, die bereits so oft ihr Le-ben in die Hand nehmen musste, war bei den Liberalen gut aufgeho-ben. Wolfgang Haußmann brachte Emmy Diemer-Nicolaus 1946 zur neu gegründeten DVP und sie schaffte spontan den Einzug in den Stutt-garter Gemeinderat. Schließlich war sie ab 1950 Mitglied des Landtags von Nordwürttemberg-Nordbaden, wo der Liberale Reinhold Maier als Ministerpräsident wirkte. In diesem Gremium brachte sie ihr juristisches Wissen ein und beeindruckte durch Kompetenz und Entschlussfreudig-keit, was in der Männer-Domäne der Politik immer noch nicht selbstver-ständlich war.

Sie hatte bereits früh erkannt, dass die zwei Hälften, in die die Besat-zungsmächte Baden und Würt-temberg geschnitten hatten, keine Dauerlösung sein konnte: „Das war weder im Sinne von Baden noch von Württemberg“, sagte sie einmal mit Hinblick auf die Autobahn Karlsruhe-Ulm, die die Grenze darstellte.

Sie machte die Beobachtung, dass diese Grenzziehung nicht automa-tisch den Willen zu einem gemeinsa-men Bundesland bestärkte, sondern viele kleine Einzelsüppchen kochen ließ. Dies war in Südbaden der Fall, wo der dortige CDU-Präsident Leo Wohleb mit der französischen Besat-zungsmacht die Südweststaatsidee

Liberale und Demokraten der Ersten Stunde, Folge 7

EMMy DIEMEr-NIcoLAuSVon Jan Havlik

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hintertrieb, dies war in Südwürt-temberg der Fall, wo vor allem die katholische Kirche befürchtete, ihre konfessionell getrennten Schulen aufgeben zu müssen, aber auch in Nordbaden wuchsen die Sympathie für eine große Kurpfalz statt eines Südweststaates.

Sie erkannte gemeinsam mit ihren Mitstreitern um Reinhold Maier, dass ein zukunftsfähiger Südwest-staat nur mit energischen Schritten zu bewerkstelligen war. Die selbst zerrissene CDU fiel als Partner weg. Die Gründung Baden-Württembergs durch Reinhold Maier im April 1952 bezeichnete Emmy Diemer-Nicolaus selbst noch Jahrzehnte später als „Coup“. Sie ergriff diese Chance und gestaltet die Ausarbeitung der Ver-fassung Baden-Württembergs mit im Rahmen ihres Landtagsmandates, das sie bis zu ihrer Wahl in den Deut-schen Bundestag innehatte.

Hier war sie als Expertin für Haus-halts- und Verfassungsfragen eine gefragte Frau. Sie traf auf eine Si-tuation, in der Frauen ohne die Zu-stimmung ihres Ehemannes weder berufstätig sein durften und noch nicht einmal ein Bankkonto eröffnen konnten. Emmy Diemer-Nicolaus kämpfte erfolgreich für die Möglich-keit der Teilzeitarbeit für berufstätige Mütter, für die Humanisierung des §218 und die Reform des Ehe- und Scheidungsrechts, was für Frauen existenzielle Sicherheit bedeutete.

Ein weiteres Kernstück ihrer Tätig-keit im Deutschen Bundestag war die Große Strafrechtsreform, die Mitte der 60er Jahre durchgeführt wurde. Emmy Diemer-Nicolaus war Mitglied im diesbezüglichen Sonderausschuss und 1963 bis 1965 stv. Vorsitzende

des Rechtsausschusses des Deut-schen Bundestags.

Dabei ging es bei diesen Vorhaben nicht nur um juristische Fachschiebe-reien. Die Reformen im Bereich der Gleichberechtigung der Frauen oder des Strafrechts waren Zeichen und Auswirkungen eines tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandels. Die Ge-sellschaft sollte ihre Starre verlieren, offener, transparenter und humaner werden. Dafür gingen nicht nur Stu-denten auf die Straße, dies benötigte auch Politikerinnen von der Qualität ei-ner Emmy Diemer-Nicolaus, die über-zeugend und unerschrocken diese Re-formen mit Fachwissen begleitete.

Emmy Diemer-Nicolaus war als lang-jähriges Landesvorstandsmitglied der FDP/DVP und als unermüdliche Besucherin und Begleiterin der Lan-desparteitage und der Landespolitik bis in die hohen Lebensjahre eine Ideengeberin der FDP Baden-Würt-temberg. Mit der politischen Erfah-rung von Jahrzehnten konnte sie viele Dinge relativieren und sie konnte vor allem durch ihr eigenes couragiertes Beispiel Mut machen. Sie starb am 1. Januar 2008 in Stuttgart, im Alter von 97 Jahren.

In einem Interview vor zehn Jahren mit Hinblick auf die Lage von Gesellschaft und Politik stellte Emmy Diemer-Ni-colaus die Frage: „Wird denn über-haupt noch zum Denken erzogen?“ – eine Frage, die sich in der heutigen Politik immer häufiger stellen lässt. Sie machte den Liberalen als große Vorkämpferin zeit ihres Lebens Mut. Aber das Denken – nein, das Denken, wollte sie niemandem abnehmen. (Foto: Aus dem Film „50 Jahre Baden-Württem-

berg“ der Reinhold-Maier-Stiftung)

Im Jahr 2012 feiert unser Bundesland Baden-Württemberg seinen 60. Ge-burtstag. Anlässlich dieses Jubiläums veröffentlicht die FDP Baden-Würt-temberg eine Serie von Artikeln, in denen die herausragende Funktion der Südwest-Liberalen in der ersten Stunde des Staates nach 1945 erzählt wird. Geschrieben vom ehemaligen Sprecher des Landesverbandes und fachkundigen Landeshistoriker Jan Havlik bietet die Serie einen kurzweiligen Einblick in die Anfänge des erfolgreichsten Bundeslan-des der Republik.

Bislang in der Serie erschienen sind:

Januar 2012: Theodor Heuss • Februar 2012: Reinhold Maier• März 2012: Elly Heus-Knapp• April 2012: Wolfgang Haussmann• Mai 2012: Theodor Eschenburg• Juni 2012: Hermann Müller• August 2012: Emmy Diemer-Nicolaus•

Sie finden die Beiträge auch auf unserer Internetseite: http://www.fdp-bw.de/60jahrebw/

Quiz zur LandeskundeAuf unserer Website finden Sie weiterhin ein lustiges, kurzweiliges aber durch-aus auch kniffliges Quiz mit 60 Fragen zu 60 Jahren Baden-Württemberg. Testen Sie Ihre Kenntnisse in Sachen Baden-Württemberg - und Sie werden überrascht sein! http://www.fdp-bw.de/60jahrequiz.php

Tipp: Sie können das Quiz auch mit Ihrem Mobiltelefon unter www.fdp-bw.de/60jahrebw/quiz/mobil/ und auf unserer Facebookseite www.facebook.com/fdpbw spielen. (Markus Lochmann)

Serie: 60 Jahre Baden- Württemberg

Page 12: FDP-BW Newsletter August 2012

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FDP Baden-Württemberg Newsletter

Florian Bauer ergänzt das Team der Landesgeschäfts-stelle seit dem ersten August als Referent für Organisa-tion und Kampagnen. Der ehemalige Landesvorsitzen-de der Jungen Liberalen (1999-2001) lebte von 2001 bis 2008 in Berlin. Dort war er in der Bundestagsfrakti-on für Birgit Homburger, Ernst Burgbacher, Daniel Bahr und zuletzt als Büroleiter von Patrick Meinhardt tätig. Nach seiner Rückkehr in die schwäbische Heimat ar-beitete Florian Bauer ab November 2008 in einer Met-zinger Werbeagentur. Er lebt mit seinem Ehemann und mehreren Katzen in St. Johann auf der Schwäbischen Alb.

Für den gebürtigen Metzinger gibt es zur FDP keine politische Alternative. „Niemand setzt sich so konse-quent für die Freiheit des Einzelnen ein wie die Libera-len.“ An der FDP gefällt ihm, dass sie als einzige Partei seine innere Distanz zu staatlichem Handeln teilt. Ge-rade angesichts der Schuldenkrise ließe sich erken-nen, wie sich ein überbordender Staat auf das Leben seiner Bürger auswirken könne.

Neues aus der Landesgeschäftstelle