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SIC TRANSIT GLORIA MUNDI – so vergeht der Ruhm der Welt* *Diese berührenden Zeilen schrieb ein führender Angestellter 1934 beim Abtransport der Gerätschaf- ten und Autos aus Wiener Neustadt in seine Unterlagen (nachzulesen im Stadtarchiv Wiener Neustadt). 100 Jahre ist es her, dass Ferdinand Porsche in einem Fahrzeug der Marke Austro Daimler Gesamtsieger der 3 Prinz-Heinrich-Fahrten (1908, 1909 und 1910) wurde und dadurch Geschichte schrieb - Geschichte für Wiener Neustadt, denn besagtes Auto wurde in der „Allzeit Getreuen“ produziert, genauso wie zirka 12.300 weitere Kraftfahrzeuge in den 35 Jahren, in denen die Produktion in Wiener Neustadt stationiert war. Von Mona Strobl Am 11. August 1899 wurde die „Österreichische Daimler Moto- ren Commanditgesellschaft Bierenz Fischer & Co“ – kurz Austro Daimler – als Tochtergesellschaft der deutschen Daimler-Motoren- Gesellschaft gegründet. Dies geschah durch diverse Beteiligungen und die Nutzung erprobter Patente der deutschen Mutterfirma. Eduard Bierenz - ein Freund Gottlieb Daimlers - sowie Eduard Fischer – Besitzer einer Eisengießerei – waren ebenso beteiligt. Zwischen dem Stammwerk in Cannstatt und dem neuen Werk in Wiener Neustadt wurden Facharbeiter ausgetauscht. Damals zählte der österreichische Standort rund 70 bis 80 Mitarbeiter und eine Autoproduktion von zirka 100 Stück pro Jahr wurde angestrebt. Im Jahr 1900 wurde in Wiener Neustadt das erste Automobil her- gestellt, ein Viersitzer mit Zwei-Zylinder-Motor. Die Produktion umfasste darüber hinaus auch Lastwagen, Omnibusse, Schiffs- motoren und Schienenfahrzeuge. Zwei Jahre später erfolgte eine Firmenumstrukturierung in „Österreichische Daimler Motoren 30 | Motor & Technik

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SIC TRANSITGLORIA MUNDI

– so vergeht der Ruhm der Welt*

*Diese berührenden Zeilen schrieb ein führender Angestellter 1934 beim Abtransport der Gerätschaf-ten und Autos aus Wiener Neustadt in seine Unterlagen (nachzulesen im Stadtarchiv Wiener Neustadt).

100 Jahre ist es her, dass Ferdinand Porsche in einem Fahrzeug der Marke Austro Daimler Gesamtsieger der 3 Prinz-Heinrich-Fahrten (1908, 1909 und 1910) wurde und dadurch Geschichte schrieb - Geschichte für Wiener Neustadt, denn besagtes Auto wurde in der „Allzeit Getreuen“ produziert, genauso wie zirka 12.300 weitere Kraftfahrzeuge in den 35 Jahren, in denen die Produktion in Wiener Neustadt stationiert war.

Von Mona Strobl

Am 11. August 1899 wurde die „Österreichische Daimler Moto-ren Commanditgesellschaft Bierenz Fischer & Co“ – kurz Austro Daimler – als Tochtergesellschaft der deutschen Daimler-Motoren-Gesellschaft gegründet. Dies geschah durch diverse Beteiligungen

und die Nutzung erprobter Patente der deutschen Mutterfirma. Eduard Bierenz - ein Freund Gottlieb Daimlers - sowie Eduard Fischer – Besitzer einer Eisengießerei – waren ebenso beteiligt. Zwischen dem Stammwerk in Cannstatt und dem neuen Werk in Wiener Neustadt wurden Facharbeiter ausgetauscht. Damals zählte der österreichische Standort rund 70 bis 80 Mitarbeiter und eine Autoproduktion von zirka 100 Stück pro Jahr wurde angestrebt.

Im Jahr 1900 wurde in Wiener Neustadt das erste Automobil her-gestellt, ein Viersitzer mit Zwei-Zylinder-Motor. Die Produktion umfasste darüber hinaus auch Lastwagen, Omnibusse, Schiffs-motoren und Schienenfahrzeuge. Zwei Jahre später erfolgte eine Firmenumstrukturierung in „Österreichische Daimler Motoren

30 | Motor & Technik

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Die in Richtung Süd-West geschossene Luftaufnahme des Austro Daimler-Werkes zeigt etwa die Hälfte des ehemals 150.000 m² großen Austro Daimler-Are-als. Zur besseren Vorstellung, wo sich die Werke heute befinden würden, ist ein Raster des aktuellen Straßen- und Flußnetzes schematisch darübergelegt.

Die Route der Prinz-Heinrich-Fahrt. Be-ginnend bei Berlin bis zum Ziel in Homburg.

Das Gelände heute

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Commanditgesellschaft“. Dies brachte das Verlassen von Eduard Bierenz der Neustädter Daimler-Werke und den Eintritt Paul Daim-lers als persönlich haftenden Gesellschafter mit sich. Die Direkto-ren waren zu dieser Zeit Eduard Fischer und Ernst Berge.

1904 kam es mit einem in Wiener Neustadt erbauten Automobils, das man den „Wiener Neustädter Mercedes“ nannte, zur erstma-ligen Rennteilnahme am Gordon-Bennet-Rennen am Semmering. Bereits ein Jahr darauf begann man mit der Konstruktion des ers-ten 4-Rad-getriebenen Wagens und Panzer-Fahrzeugen.

Paul Daimler verließ in jenem Jahr Wiener Neustadt und kehrte nach Untertürkheim zurück, um den Posten von Wilhelm Maybach einzunehmen. Ferdinand Porsche wurde mit Juli 1906 technischer Direktor. Unter seiner Leitung erlangte die Firma großartige Erfolge – Krankenwagen, Feuerwehrwagen und Militärfahrzeuge wurden hergestellt. Unter der Führung von Eduard Fischer, Wilhelm Strauß und Ferdinand Porsche entstand der neue Firmenname, „Österrei-chische Daimler Motoren Gesellschaft“.

Nach der Absatzkrise in der Autobranche floppte der 1907 er-baute Maya. Nach der Trennung der deutschen und österreichi-schen Daimler-Werke wurde 1910 die „Österreichischen Daimler-Motoren-Aktiengesellschaft“ gegründet. Der Betrieb expandierte, verfügte über ein Stammkapital von 4,4 Millionen Kronen, 780 Mitarbeitern und einer Grundstücksgröße von 150.000 m2.

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Wie auch schon 1908 und 1909 kam es auch 1910 zu einem gran-diosen Erfolg bei der Prinz-Heinrich-Fahrt – Porsche, Fischer und Schönfeld erzielten mit einem speziell konstruieren Rennwagen mit einem 4-Zylinder-Motor, OHC-Doppelzündung und 5.700 ccm die ersten 3 Plätze.

Während des Krieges 1914 - 1918 wurden gewaltige Konstrukte erschaffen – allradgetriebene Zugmaschinen und Flugmotoren bis zu 12 Zylinder und 400 PS. Das Werk erlangte mit diesem Auf-schwung seinen höchsten Angestelltenstand von 5.500 Men-schen. Doch als der Erste Weltkrieg vorüber war, hatte der Betrieb mit starker Verschuldung, Inflation und hohen Rohstoffpreisen zu kämpfen. Das Unternehmen verlor zirka 1.000 Beschäftigte. 1920 wurde eine Interessengemeinschaft mit Austro Fiat und den PuchWerken Graz eingegangen und diese produzierte 1921 den 6- Zylinder Luxuswagens AD617.

Im Großen und Ganzen waren es jedoch die Erfolge, die mit den von Austro Daimler produzierten Rennwagen auf das heimische Unternehmen auch international aufmerksam machten. 1922 waren es vor allem die „Sascha“-Rennwägen ADS (R) und der AD II R, mit denen 43 Siege und 8 zweite Plätze eingefahren wurden. Infolgedessen wurden 10 ADS-Prototypen als Serienkleinwagen gebaut.

Doch dann kam es zum Zerwürfnis von Eduard Porsche mit dem Aufsichtsrat der „Allgemeinen Depositenbank“ und Camillo Castig-lione. Man entschied gegen die Kleinwagenproduktion worauf hin Eduard Porsche das Unternehmen verließ. Es kam zur Werksstill-legung, woraufhin 2.000 Arbeiter entlassen werden mussten.

Dennoch setzte man weiterhin auf neue Konstrukte und schuf das Automobil ADV, eine Weiterentwicklung des AD 617. Doch wieder kam es zu einer dramatischen Verringerung der Angestellten auf 200.

1926 wurde der Rennwagen ADM 3 Liter Sport geschaffen, mit dem der Werksfahrer Hans Stuck als „Bergmeister“ Geschichte schrieb. Ein Jahr darauf kam der ADR 6 zur Auslieferung, eine Neuentwicklung und die gleichzeitig erfolgreichste PKW-Schöp-fung von Austro Daimler. Mit der Firmenfusion zwischen Austro Daimler, Puch Werke Graz und ÖFFAG 1928 zur „Austro Daimler Puchwerke Aktiengesellschaft“ konnte der Betrieb auch wieder um 500 Mitarbeitern erweitern und produzierte die Modelle ADR Bergmeister Luxussportwagen und ADR 8, ebenfalls ein Luxusautomobil. Diese an den Mann zu bringen, war nach dem Börsencrash 1929 jedoch kein einfaches Unterfangen. Daher baute man in den folgenden Jahren wieder auf die Produkti-on von Nutzfahrzeugen, wie dem Geländewagen ADG mit 7 Vor- und 3 Retourgängen, verschiedenen Schienentriebwagen, dem Panzerwagen ADGZ sowie der ADMK Motorkarette.

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Graf Karl Schönborn-Buchheim, ehemals Präsident des Österreichischen Automobil-Clubs, auf seinem Austro Daimler 3-Liter-Zweisitzer A. D. M., neben dem Grafen, Herrn Direktor Andrieu von der Österreichischen Flugzeugfabrik A.G.

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Doch das Unternehmen schien sich nicht mehr zu erholen. Be-reits 1933 musste das Werk teilweise stillgelegt werden, ein Jahr später kam es am 30. Juni 1934 zum endgültigen Produktionstopp. Infolge eines Bankbeschlusses wurde am 12. Oktober zu „Steyr Daimler Puch AG“ fusioniert. Am 10. Mai 1935 wurde die „Austro Daimler Puchwerke Aktiengesellschaft“ aus dem Handelsregister gelöscht. 100 Personen konnten ihre Tätigkeit in Steyr weiter-führen, wo auch die Produktionen ADG, ADGZ, ADMK sowie von Maschinenfahrzeugen für militärische Zwecke fortgesetzt wurden. Restbestände der Austro Daimler Automobile in Wiener Neustadt, wie der ADR 8 und der Bergmeister, wurden abverkauft.

Von 1899 bis 1934 erreichte Austro Daimler die betrachtliche Pro-duktion von in etwa 12.300 Kraftfahrzeugen, von denen heute noch 100 Exemplare in Umlauf sind.

Trotz diverser wirtschaftlicher Niederlagen stand Austro Daimler immer für Qualiät und Innovation. Und darauf kann Wiener Neu-stadt stolz sein!

Mit freundlicher Unterstützung der

Sektion Austro Daimler

Wiener Neustadt

Kontakt: [email protected] | www.austrodaimler.at

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Prinz-Heinrich-Rennen im Jahr 1910: Am Steuer sitzt Ferdinand Porsche, daneben sein Fahrer Hentschel (mit gebrochenem Arm), dahinter der unpartei ische Leutnant Graf Bopp und Luise Porsche. Die Plätze 1 bis 3 belegten Porsche, Fischer und Schönfeld.