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Miniaturhersteller Spidernavy, 1:1250 scale metal ship models, Ottmann Modellbau Miniaturnummer SN 0-05 SMS HANSA Panzerkorvette (Kasemattschiff), Deutsche Kaiserliche Marine, Zustand 1875 Foto © Manfred Grimm Kurzinformation Die HANSA war das erste in Deutschland entworfene und gebaute Panzerschiff. Auf der Königlichen / Kaiserlichen Werft Danzig lief

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Miniaturhersteller Spidernavy, 1:1250 scale metal ship models, Ottmann Modellbau Miniaturnummer SN 0-05

SMS HANSAPanzerkorvette (Kasemattschiff), Deutsche Kaiserliche Marine, Zustand 1875

Foto © Manfred Grimm

KurzinformationDie HANSA war das erste in Deutschland entworfene und gebaute Panzerschiff. Auf der Königlichen / Kaiserlichen Werft Danzig lief am 26.10.1872 der zunächst nur hölzerne Rumpf vom Stapel. Vollendet wurde ihr Bau dann in der Stettiner Vulcan Werft ausgerüstet. Letzte Restarbeiten wurden auf der Kaiserlichen Wert, Kiel erledigt. Ihre Indienststellung erfolgte am 19.05.1875. Sie war kein großer Erfolg, denn das für den Bau verwendete Eisen fing rasch an zu rosten, schon bevor die relativ lange

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Bauzeit abgeschlossen war. Unter Segel soll sie sich als luvgierig [1] erwiesen haben, aber ansonsten, sowohl unter Segeln als auch unter Dampf, recht gut zu steuern und manövrieren [3] gewesen sein. Insgesamt erschien sie als erster Versuch eines Eigenbaus recht beachtenswert. Die Kasematte nahm alle Geschütze in sich auf: Vier schossen zur Breitseite und standen in der Zwischendeckebene, vier hatten winklige Pforten und somit einen guten Bestreichungswinkel nach vorne und achtern. Letztere standen in der Ebene des Oberdecks. Nach einer kurzen Verwendung in Übersee (Südamerika), 1878 bis 1880, wurde sie am 6. September 1888 aus der Liste der Kriegsschiffe gestrichen. Anschließend wurde sie als Hulk für die Heizer Ausbildung bei der I. Torpedoabteilung verwendet. 1906 erfolgte ihr Verkauf und anschließend die Abwrackung in Swinemünde. __________________________________________________________________________________

ÜbersichtBauwerft / Stapellauf / Schiffsart / Schiffsklasse / BesatzungKöniglich-/Kaiserliche Werft Danzig; Stettiner Vulcan Werft / 26.10.1872 / Panzerkorvette (Kasemattschiff) / Einzelschiff / 399 MannTechnische DatenGewicht voll ausgerüstet 4.404 t; Länge 73,50 m; Breite 14,1 m; Tiefgang 6,80 m; Antrieb: 1 x Drei Zylinder-Einfach-Expansionsmaschine von der A. G. Vulcan; 1 x Dreiflügel-Schiffsschraube (Ø 6,0 m); Geschwindigkeit 12 kn; anfangs Vollschiffs-Segeltakelage mit 1.760 qm Segelfläche; Schornstein versenkbar; keine elektrische AnlageBewaffnung8 x gezogene Stahl-Ringkanonen, Kaliber 21 cm L/19 (mitgeführte Munition: 880 Schuß); Schußweite untere Kasematten-Kanonen: 32 hm; obere Kasematten-Kanonen: 57 hmErste Indienststellung19. Mai 1875EndschicksalAus der Liste der Kriegsschiffe am 6.9.1888 gestrichen. Anschließend Verwendung als Hulk für Heizer Ausbildung bei der I. Torpedoabteilung. 1906 verkauft und in Swinemünde abgewracktNamensherkunftDie „Hanse“ (latinisiert Hansa) war vom 12. bis 17. Jahrhundert ein Städtebund von See- und Binnenstädten mit größter wirtschaftlicher, politischer und militärischer Ausstrahlung im gesamten nordeuropäischen Raum__________________________________________________________________________________

GeschichteDie HANSA in der FlottenplanungDie Kaiserliche Marine ist aus der „Königlich Preußischen Marine“ hervorgegangen. In der Zeit von 1867 bis 1871 galt sie als die Marine des „Norddeutschen Bundes“. Der „Norddeutsche Bund“ bestand aus dem Königreich Preußen und den drei Hansestädten Hamburg, Bremen und Lübeck. Die Namensgebung HANSA erfolgte 1868 zu Ehren dieser drei Hansestädte als Mitglieder des Norddeutschen Bundes.

Die HANSA war zwar ein Panzerschiff der Kaiserlichen Marine. Ursprünglich war sie, gemäß Flottenplan vom 15.10.1867 (vom norddeutschen Reichstag am 24.10.1867 genehmigt), für die ab 2.7.1867 offiziell bestehende „Marine des Norddeutschen Bundes“ vorgesehen. Ihre Fertigstellung jedoch fiel im Jahre 1875 in eine Zeit, in der die „Marine des Norddeutschen Bundes“ bereits Geschichte war. Vorbildgerecht führt daher auch die Spidernavy-Miniatur der HANSA die Flagge der Deutschen Kaiserlichen Marine, die allerdings anfänglich identisch mit der Flagge der Marine des Norddeutschen Bundes war.

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Preußische Kriegsflagge 1850-1867 Kriegsflagge des Norddeutschen Bundesmarine 1867– 1871/Kaiserliche Kriegsflagge 1871–1892 1892-1921 (mehrfach geringfügig verändert) Reichskriegsflagge

In der oben genannten Flottenplanung waren außer schweren Kampfschiffen (Panzerfregatten, wie beispielsweise KÖNIG WILHELM – siehe mein Beitrag vom 14.4.2020 in diesem Thema) auch Panzerkorvetten vorgesehen. Die Forderung nach derartigen kleineren Panzerschiffen basierte auf der Überlegung, sie vor allem bei Konflikten mit überseeischen Staaten zur Niederkämpfung von Landbefestigungen einzusetzen. Bereits um 1865 entschloß sich daher die Marineverwaltung zunächst zum Bau einer Panzerkorvette, der späteren HANSA, wozu die Mittel durch Königlichen Erlaß zur Verfügung gestellt, 1867 durch den Norddeutschen Landtag nachträglich bewilligt wurden. Die Kasematt-SchiffsartillerieSMS KÖNIG WILHELM war als Panzerfregatte hinsichtlich der Geschützanordnung ein Batterie-/Breitseitschiffschiff. Die HANSA hatte als Panzerkorvette die Kasemattschiff-Artillerieanordnung. Mit gepanzerten Batterie-/Breitseitenschiffen wie die KÖNIG WILHELM war man in offensiver Hinsicht nicht viel weiter gekommen, denn eigentlich stellten diese Schiffe lediglich gepanzerte Ausgaben der alten hölzernen Segel-Linienschiffe mit ihrer Breitseitenbewaffnung dar, wenn man von der Einführung des maschinellen Antriebs absieht. Nicht zuletzt wegen neuer Seekrigstaktiken, weg von der bisher dominierenden Linienschiffstaktik mit ihrer ausschließlichen Breitseiten-Geschützanordnung, drängte die Zeit nach weiterem Fortschritt insbesondere in der Anordnung der Artillerie, mit dem Ziel wesentlich weiterer Bestreichungswinkel. Neben ersten Versuchen die Artillerie in Geschütztürmen (erste Turmschiffe) unterzubringen, die jedoch zunächst in den sprichwörtlichen „Kinderschuhen“ steckenblieben, kam es zur Entwicklung des Zentralbatterieschiffes und aus diesem ging schließlich das Kasemattschiff hervor. Waren beim Zentralbatterieschiff technische Gründe ausschlaggebend (Gewichtsersparnis durch weniger Geschütze und Reduzierung der Panzerung, für immer schwerer werdende Geschütze und Geschützmunition), entwickelte sich das Kasemattschiff primär aus taktischen Gründen. Mit der beim Zentralbatterieschiff begonnenen Verminderung der Geschützzahl versuchte man zunächst die verbliebenen Geschütze durch größere Bestreichungswinkel besser auszunutzen. Außerdem hatte sich die Seekriegstaktik wie folgt verändert:

Durch Einführung der maschinellen Antriebskraft waren Geschwindigkeit, Dreh- und Manövriereigenschaften der neuen Panzerschiffe gegenüber den alten Segel-Linienschiffen erheblich angewachsen.

Gegenüber den im Gebrauch stehenden Waffen war die Standkraft der Panzerschiffe derart überlegen, daß Entscheidungen auf artilleristischer Ebene kaum zu erhoffen waren. Der Rammangriff schien der einzige, erfolgversprechende Ausweg zu sein, zumal die Gefechtsentfernungen noch nicht nennenswert groß waren. Das der Gedanke des Rammangriffs weitgehend die damalige Taktik beherrschte beweist die Tatsache, daß fast alle damaligen Panzerschiffe – auch die HANSA – mit einem Rammsporn versehen waren.

Mehrere Marinen gaben teilweise ihre bisherige Gefechtsformation der Kiellinie auf und gingen zu Formationen über, die den Rammstoß begünstigen sollten, wie z. B. Dwarslinie und Keilformation. Aus diesem Grund bekam das sogenannte „Überendfeuer“ eine größere Bedeutung.

Hauptmerkmale des Kasemattschiffes waren ein dicker, aber nur sehr schmaler Wasserlinienpanzer und darüber eine in den Schiffskörper „hineingebaute“ Kasematte, die als Panzerkasten einen häufig rechteckigen, später bis achteckigen Grundriß hatte und meist seitlich über die Bordwand hinausragte. In Ihr wurden die Geschütze untergebracht.

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Foto: © M.GrimmDetailfoto der vorbildgerecht achteckigen Kasematte der Spidernavy-Miniatur, zwischen Fock- und Großmast

mit vier der insgesamt acht 21-cm-Geschützen. Ferner das stark eingezogene Oberdeck-Schanzkleid zur Erweiterung der Bestreichungswinkel beider Geschütze auf Oberdeckshöhe

Die HANSA hatte zusätzlich, vor den je zwei Kanonen (Backbord- und Steuerbordseite) in Oberdeckhöhe der Kasematte, ein stark eingezogenes Oberdeckschanzkleid vor den Kanonen, was diesen vier einen größeren Bestreichungswinkel beim Feuern ermöglichte.

BaugeschichteErfahrungen hinsichtlich Konstruktion und Bau von Panzerschiffen bestanden in Preußen damals noch nicht. Deshalb legte man beim Bau der HANSA Pläne des seinerzeitigen britischen Chefkonstrukteurs Reed zu Grunde.

Abb.: WikipediaSir Edward Reed

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Größere eiserne Schiffe hatte bis dahin keine deutsche Werft an der Nord- und Ostseeküste gebaut. Man konstruierte daher einen hölzernen Rumpf mit aufgeschraubten, 114 mm starken schmiedeeisernen Platten. Vorgesehen war ferner, den Schiffsboden außen zum Schutz gegen Bewuchs mit Kupferplatten zu belegen. An den Kupfer-Eisen-Stoßstellen sollte durch eine Isolierwulst die Bildung galvanischer Ströme und Materialzerstörung verhindert werden. Um den Bauauftrag für das vollständige Schiff bewarb sich die Vulcan-Werft, Stettin. Die Marine-Verwaltung vergab jedoch den Bau des hölzernen Rumpfes der Königlich-/Kaiserlichen Werft Danzig. Fertigung und Einbau der Antriebsanlage sowie der eisernen Aufbauten, ferner das Befestigen der aus England bezogenen Panzerplatten und der Einbau der Geschütze, wurde an die Vulcan-Werft Stettin vergeben.

Nachdem bereits am 25. Februar 1868 durch Allerhöchste Kabinettsorder (ACO) der Schiffsname HANSA [2] festgelegt worden war, wurde am 16.11.1868 der Kiel des Schiffes gestreckt. Der Trocknungsprozeß des Holzes und der Deutsch-Französische Krieg 1870/71 verzögerten den Bau, weshalb der Stapellauf des Rumpfes erst – fast vier Jahre später – am 26.10.1882 erfolgen konnte.Bei der Taufe der HANSA wurde das erste Mal in der preußisch/deutschen Marinegeschichte ein Taufzeremoniell angewendet, das auch heute noch praktiziert wird. Die Taufrede hielt der stellvertretende Kommandierende General des IX Armeekorps in Altona, General Leutnant Hermann v. Tresckow, den Taufakt jedoch nahm seine Tochter vor.

Abb.: WikipediaDer Taufredner der HANSA, General Leutnant Hermann v. Tresckow

Am 19.8.1873 schleppte man den Rumpf nach Stettin. Die dort zu erledigenden Arbeiten erstreckten sich bis Anfang Dezember 1874. Danach wurde das Schiff nach Swinemünde überführt und trat von dort, ohne offiziell in Dienst zu stellen die Überfahrt nach Kiel zur Kaiserlichen Werft an. Während dieser fuhr sich das Schiff am 16.12. auf der Oderbank fest und kehrte daher noch einmal nach Swinemünde zurück. Da keine Schäden am Rumpf erkennbar waren, lief HANSA erneut, diesmal jedoch in Begleitung des Transportdampfers EIDER, aus und traf am 3.1.1875 in Kiel ein. Zur Erledigung der Restarbeiten wurde sie dort am 24.2. in das Schwimmdock eingebracht.

Einsatzgeschichte187519. Mai: Erste Indienststellung der HANSA. 3. Juni bis 4. November: HANSA ist mit KAISER, KRONPRINZ und dem Aviso FALKE, unter Flaggschiff KÖNIG WILHELM, Schiff des Übungsgeschwaders in der Danziger Bucht. Es folgen auf der Reede vor Warnemünde am 22. U. 23. September eine Flottenparade in Gegenwart Kaiser Wilhelm I., die Auflösung des Verbandes am 24. September und die Außerdienststellung am 4. November.

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187822. Juli: Zweite Indienststellung, Vorbereitung für die Überseereise zur mittelamerikanischen Station der Kaiserlichen Marine, deren Stationsgebiet HANSA am 3. Januar 1879 in Charlotte Amalie (St. Thomas [Hauptstadt der amerikanischen Jungferninseln, ehemals Dänisch-Westindien]) erreicht.

Abb.: Google MapsDie mittelamerikanische Station der Deutschen Kaiserlichen Marine, Charlotte Amalie, amerikanische

Jungferninseln

Seinerzeit war das Leben der in Venezuela ansässig gewordenen Europäer durch innere Unruhen im Lande gefährlich geworden, weshalb Korvettenkapitän (KK) Heusner den Befehl erhielt sofort mit HANSA nach Venezuela in See zu gehen. Östlich der Von Caracas, der Hauptstadt Venezuelas, in La Guaira kam es zum Treffen der HANSA mit dem Schiffsjungen-Schulschiff NYMPHE. Dieses Schiff übernahm während der inneren Unruhen Venezuelas den Schutz der deutschen Bevölkerung in Puerto Cabello, westlich von La Guaira. HANSA schützte die deutschen und zugleich die US-amerikanischen Staatsbürger in La Guaira. 1879 Ende Februar verließ HANSA die Gewässer vor La Guaira, da sich die dortigen Unruhen inzwischen gelegt hatten. Bis etwa Ende März 1879 zeigte sie Flagge in Curacao, in verschiedenen Häfen der Antillen, in Greytown (Nicaragua), dem damals noch zu Kolumbien gehörenden Colón, Sabanilla und St. Thomas. Von dort ging es planmäßig an die südamerikanische Ostküste. Während des Ankerns im brasilianischen Bahia (heute Salvador) erreichte KK Heusner der Befehl, unverzüglich nach der südamerikanischen Westküste zu gehen. Was war geschehen?

In der Atacama-Wüste zwischen 23° und 26° südlicher Br. waren Salpeter- und Guano-Lager entdeckt worden, begehrter Dünger für die Landwirtschaft. Kunstdünger gab es seinerzeit noch nicht, wodurch diese Vorkommen ökonomisch relevante Bodenschätze darstellte. Wenn man bedenkt, zu wieviel Reichtum es Hamburger Kaufleute später durch die Salpeter Fahrt (Stichwort „Flying P Liner, Hamburger Reederei Ferdinand Laeisz“) brachten, ist dies nachvollziehbar. Zwar gehörte dieses Gebiet zu Bolivien, wurde formell aber auch von Chile beansprucht, denn Bolivien hatte Chile durch 1866 und 1874 geschlossene Verträge die Ausbeutung dieser Vorkommen durch chilenische Firmen vertraglich zugesichert. Offenbar hatte Bolivien den zu erwirtschaftenden Gewinn durch eigene Ausbeutung der Vorkommen unterschätzt, denn plötzlich erhob es gegen Chile vertragswidrig hohe Ausfuhrzölle auf Salpeter und Guano. Chile reagierte am 14. Februar 1879 mit der Besetzung bolivianischer Häfen, was eine Kriegserklärung bedeutete. Nachdem sich der Nachbarstaat Peru auf Seiten Boliviens gegen Chile einmischte, erklärte Chile am 5. Mai 1879 auch Peru den Krieg. Dieser Krieg ging als „Salpeterkrieg“ (1879-1884) in die Geschichte ein. Inzwischen hatten peruanische Behörden in Callao das Dampfschiff LUXOR der Hamburger Kosmos-Reederei durchsucht und dabei dem Kapitän nicht bekannte Schmuggelware gefunden, das Schiff deshalb beschlagnahmt und prisengerecht (Berechtigung kriegführender Staaten außerhalb neutraler Hoheitsgewässer privates Eigentum zu erbeuten) eingezogen.

Bisher hatte ein britisches Kanonenboot die zahlreichen in diesem Gebiet ansässigen Deutschen und deren Wirtschaftsinteressen vor Übergriffen der Kriegführenden geschützt. Mit dem Eintreffen der

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HANSA wurden diese Aufgaben, und zusätzlich die Betreuung der österreichisch-ungarischen Staatsangehörigen, von ihr übernommen.

Abb.: WikipediaGebietsverteilung vor dem Salpeterkrieg 1879-1884

Nachdem HANSA am 8. September 1879 Callao [3] in Peru angelaufen hatte, versuchte KK Heusner vergeblich den beschlagnahmten Dampfer LUXOR freizubekommen. Der Befehl zur strikten Neutralität und die realistische Einschätzung der militärischen Stärke Perus, veranlaßten Heusner, sich vernünftigerweise auf einen formellen Protest zu beschränken. Mit der Begründung „die deutsche Kolonie hätte durch ihre Rechtschaffenheit und ihren Fleiß besondere Rücksicht verdient“, ordnete die Regierung in Lima im Januar 1880 schließlich die Freigabe der LUXOR an.

Nach dem für sie siegreichen Seegefecht bei Mejillones, beabsichtigten chilenische Kriegsschiffe am 8. Oktober 1879 die offene peruanische Hafenstadt Callao zu beschießen. Der Intervention des deutschen Korvettenkapitäns und späteren ersten Staatssekretärs des Reichsmarineamtes Carl Eduard Heusner ist es zu verdanken, daß dies nicht geschah. Allerdings erforderte die örtliche Kriegslage wiederholt die Landung von Matrosendetachements in Callao, Arica und Lima zum Schutz der dort ansässigen Deutschen.1880Durch den Verlauf des Krieges war inzwischen die erhebliche militärisch Übermacht Chiles unter Beweis gestellt worden. Nach der verlorenen Schlacht bei Tacna beendete Bolivien am 26.5. 1880 die Kampfhandlungen.

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Am 11. August 1880 fand in Coronel (Chile) die Übergabe der Stationsgeschäfte von der HANSA auf die inzwischen zur Ablösung eingetroffene Glattdeckskorvette ARIADNE statt. HANSA trat am gleichen Tag den Rückmarsch in die Heimat an. Nach Anlaufen einiger Zwischenhäfen traf sie am 22. Oktober 1880 in Kiel ein, stellte dort am 8. November außer Dienst und wurde auf der Kaiserlichen Werft Kiel überholt.Im bisherigen Tätigkeitsgebiet der HANSA trat aber erst 1884 endgültig Ruhe ein. Peru war militärisch am Ende seiner Kräfte, schloß am 4.4.1884 einen Friedensvertrag mit Chile und trat die umkämpfte Küstenprovinz endgültig ab. Ebenfalls im April 1884 tritt Bolivien Antofagasta an Chile ab und unterzeichnet einen Waffenstillstandsvertrag, zum Abschluß eines Friedens- und definitiven Grenzvertrags mit Chile kam es erst am 20. Oktober 1904. Am 3. Juni 1929 schließlich unterzeichnen Chile und Peru einen Freundschafts- und Grenzvertrag in Lima. Tacna wird an Peru zurückgegeben und Arica wird von Peru an Chile abgetreten. Bolivien indessen verlor nicht nur den Salpeterkrieg, sondern auch den Zugang zum Meer. 1882Juni: Für einen eventuellen Einsatz während des britisch-ägyptischen Krieges (Zerschlagung der Urabi-Bewegung) wurde HANSA in erhöhte Bereitschaft gesetzt. Da am 13. September 1882 Ahmed Urabi Pascha in der Schlacht von Tel-el-Kebir von den britischen Truppen geschlagen wurde und in Folge Großbritannien die Kontrolle über das Land übernahm, unterblieb dieser Einsatz. Erst 1884 kam es zur erneuten Indienststellung.1884HANSA diente in Kiel als Wacht- sowie Maschinisten- und Heizer Schulschiff.Nach kurzen Übungsfahrten trat sie am 28./29. Juni dem Panzerschiff-Übungsgeschwader unter dem Flaggschiff SMS BADEN bei. Dabei befanden sich zu Beginn der derzeitige Chef der Admiralität v. Caprivi und die Prinzen Wilhelm und Heinrich an Bord der HANSA.10.8. Es folgten die Rückkehr nach Kiel und einige kurze Ausbildungsfahrten, bevor sie am 14.10. beim Freikommen der vor Seeland (Dänemark) aufgelaufenen Kreuzerfregatte GNEISENAU half.1885/86Beteiligung an Manövern in Nord- und Ostsee im Verband des Übungsgeschwaders unter dem Flaggschiff Kreuzerfregatte STEIN.Hauptsächliche Manöverteile waren Angriff und Verteidigung der Kriegshäfen Kiel und Wilhelmshaven, wobei man von einem plötzlichen Kriegsausbruch und Überraschungsangriffen eines weit überlegenen Gegners ausging.1887Erneut im Verband des Manövergeschwaders unter Panzerkorvette BADEN als Flaggschiff, beteiligt sich HANSA an den Feierlichkeiten zur Grundsteinlegung des Kaiser Wilhelm-Kanals und führte anschließend Schießübungen und allgemeine Übungsfahrten durch.1888Im Frühjahr dieses Jahres führten starke Schäden am Rumpf zur Außerdienststellung, und bereits am 6. September 1888 wurde HANSA nach fast 13jähriger aktiver Dienstzeit aus der Liste der Kriegsschiffe der Deutschen Kaiserlichen Marine gestrichen. Anschließend fand sie Verwendung als Hulk für die Heizer Ausbildung bei der I. Torpedoabteilung. 1906 wurde sie verkauft und in Swinemünde abgewrackt

Quellen u. weiterführende LiteraturErich Gröner, Die Deutschen Kriegsschiffe 1815 bis 1945, Band 1Hildebrand/Röhr/Steinmetz, Die Deutschen Kriegsschiffe Biographien – ein Spiegel der Marinegeschichte von 1815 bis zur Gegenwart, Band 4Roger Chesneau u. Eugene M. Kolesnik, Kriegsschiffe der Welt 1860- bis 1905, Band 1 - Großbritannien/Deutschland

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Anmerkungen[1] Als Luvgierigkeit bezeichnet man das Bestreben eines Schiffs, insbesondere eines Segelschiffs, bei mittschiffs feststehendem Ruder nach Luv, also in Richtung des Windes, zu drehen. Das gegenteilige Verhalten, nach Lee zu streben, bezeichnet man als Leegierigkeit.

Abb.: Wikipedia

[2] Die HANSA hatte bereits in der deutschen Reichsmarine von 1848 eine Fregatte mit Seitenradantrieb als Namensvorgänger. Die Regierung des Deutschen Bundes kaufte 1849 von der US-Reederei Black Bell den 1847 in New York erbauten Dampfer UNITED STAATES (1.875 BRT). Er traf am 18. August 1849 in Geestemünde ein, erhielt den Namen HANSA und wurde mit drei Bombenkanonen 84 Pfd. (ca. 25 cm) und 8 Bombenkanonen 68 Pfd. (ca. 20,3 cm) aus der britischen Geschützfabrik Wollwich armiert. Am 18.3. 1850 wurde die Fregatte als Flaggschiff in Dienst gestellt. Im Zuge der Auflösung der Reichsflotte kaufte sie die Bremer Reederei W. A. Fritz u. Karl Lehmkuhl im März 1853, setzte sie im Atlantik-Dienst und im Charter ein, verkaufte sie aber schon 1858 an die Atlantic Steam Navigation Co in Galway. Für diese fuhr der Dampfer unter dem Namen INDIAN EMPIRE im Indien-Dienst. Nach einem Brand am 24.7.1861 in Deptford bei London aufgelegt, ist sie am 4.5.1866 Leck gesprungen und gesunken.

[3] Im peruanischen Hafen Callao hatte Kommandant KK Heusner Gelegenheit sein enormes seemännisches Können zu zeigen. Auf engem Raum mußte er zwischen zwei Kriegsschiffen über Stag gehen (veralteter Ausdruck für das Wenden eines Segelschiffes mit dem Bug Richtung Luv, also durch den Wind). Die Durchführung dieses schwierigen Manövers begeisterte die Seeleute auf den anderen Schiffen so sehr, daß sogar (mein Kommentar: „trotz deutsch-französischer Erzfeindschaft seit 1871“) ein französisches Kriegsschiff zu Ehren der HANSA die deutsche Nationalhymne spielte. (Quelle: Hildebrand/Röhr/Steinmetz, Die Deutschen Kriegsschiffe Biographien – ein Spiegel der Marinegeschichte von 1815 bis zur Gegenwart, Band 4)