16
medianet.at Ethische Investments I Man kann Geld auch mit Moral verdienen 36 Emissionen Börsengänge sind stark rückläufig, das Volumen sinkt 38 ETF Securities Wende- punkt bei Rohstoffpreisen scheint erreicht 39 Ethische Investments II Schelhammer & Schattera baut aus, nicht ab 39 Enervierend Chinas Firmen zahlen zu lang- sam, meldet Coface 39 financenet Freitag, 1. April 2016 COVER 33 © Coface © Panthermedia.net/lzf Durch Fitness fette Prozente in der Krankenversicherung Immer mehr Assekuranzen belohnen ihre gesundheitsbewussten Kunden mit Goodies wie Urlauben oder saftigen Prämienrabatten. 34 Boom CMS-Experte Alexander Rakosi: gute Entwicklung bei M&A. © CMS ATX (Schluss 30.3.) 2.275,08 0,33% DAX (Schluss 30.3.) 10.046,61 0,24% Top 5 ATX Prime Flop 5 ATX Prime conwert 3,92% Verbund 3,80% CA Immo 3,37% Zumtobel 3,05% Schoeller-Bleckmann 3,00% Agrana -4,24% FACC -4,18% Raiffeisen Bank Int. -3,91% Cross Industries -3,37% AMAG -3,12% 3,92% conwert -4,24% Agrana Top 5 DAX Flop 5 DAX RWE 5,66% ThyssenKrupp 5,63% E.On 5,05% Infineon 1,77% Fresenius 1,72% Deutsche Bank -6,59% Commerzbank -3,16% Volkswagen -3,11% Merck -1,92% Deutsche Lufthansa -1,75% 5,66% RWE -6,59% Dt. Bank ATX 23.–30. März 2016 DAX 23.–30. März 2016 38 Düster Barbara Aigner, emotion banking, ortet Banken-Tsunami. © Ricardo Herrgott 39

finance 0104

Embed Size (px)

DESCRIPTION

 

Citation preview

Page 1: finance 0104

medianet.at

Ethische Investments I Man kann Geld auch mit Moral verdienen 36

Emissionen Börsengänge sind stark rückläufig, das Volumen sinkt 38

ETF Securities Wende-punkt bei Rohstoffpreisen scheint erreicht 39

Ethische Investments II Schelhammer & Schattera baut aus, nicht ab 39

Enervierend Chinas Firmen zahlen zu lang-sam, meldet Coface 39

financenet

Freitag, 1. April 2016 COVER 33

© Coface

© P

anth

erm

edia

.net

/lzf

Durch Fitness fette Prozente in der KrankenversicherungImmer mehr Assekuranzen belohnen ihre gesundheitsbewussten Kunden mit Goodies wie Urlauben oder saftigen Prämienrabatten. 34

Boom CMS-Experte Alexander Rakosi: gute Entwicklung bei M&A.

© C

MS

ATX (Schluss 30.3.) 2.275,08 0,33%

DAX (Schluss 30.3.) 10.046,61 0,24%

Top 5 ATX Prime

Flop 5 ATX Prime

▲ conwert 3,92%

▲ Verbund 3,80%

▲ CA Immo 3,37%

▲ Zumtobel 3,05%

▲ Schoeller-Bleckmann 3,00%

▼ Agrana -4,24%

▼ FACC -4,18%

▼ Raiffeisen Bank Int. -3,91%

▼ Cross Industries -3,37%

▼ AMAG -3,12%

3,92%conwert

-4,24%Agrana

Top 5 DAX

Flop 5 DAX

▲ RWE 5,66%

▲ ThyssenKrupp 5,63%

▲ E.On 5,05%

▲ Infineon 1,77%

▲ Fresenius 1,72%

▼ Deutsche Bank -6,59%

▼ Commerzbank -3,16%

▼ Volkswagen -3,11%

▼ Merck -1,92%

▼ Deutsche Lufthansa -1,75%

5,66%RWE

-6,59%Dt. Bank

ATX 23.–30. März 2016

DAX 23.–30. März 2016

38

Düster Barbara Aigner, emotion banking, ortet Banken-Tsunami.

© R

icar

do H

errg

ott

39

Page 2: finance 0104

medianet.at

••• Von Gerald Stefan

WIEN. Es wäre so einfach, mei-nen viele Versicherungsmanager: Was bei der Autoversicherung oder Haushaltsversicherung längst gang und gäbe ist, sollte doch eigentlich auch bei der Krankenversicherung nur recht und billig sein: Wer ag-gressiv in einem PS-Boliden un-terwegs ist, der zahlt eine höhere Versicherungsprämie als jemand, der auf Übermotorisierung & Co verzichtet.

Verbraucherschützer: Status quoAuch wer in sein Haus eine Alarm-anlage einbaut oder bauliche Maß-nahmen zum Überschwemmungs-schutz trifft, kann häufig mit Prämiennachlässen rechnen.

In der Krankenversicherung ist es dagegen in Österreich nur inner-halb sehr enger Grenzen möglich, bei der Prämienhöhe für Versicher-te auf deren „Zustand“ (Gesundheit) oder ihren „Fahrstil“ (Lebensfüh-rung) abzustellen. Gerade Verbrau-cherschützer gehören oft zu den engagiertesten Befürwortern des Status quo: Schließlich soll die Ver-sicherungspolizze auch dann hel-fen, wenn die Gesundheit schlech-ter geworden ist und nicht genau dann unleistbar teuer werden – so jedenfalls ihre Befürchtung.

Viele zahlen für wenige?Die Versicherer dagegen verspre-chen mehr Fairness: Wer z.B. re-gelmäßig Sport treibt, soll weniger Prämie bezahlen müssen als die übrigen Mitglieder der Versicher-tengemeinschaft.

Denn immerhin belastet er oder sie das System vermutlich weniger

mit Kosten für künftige Heilbe-handlungen als jene Zeitgenossen, die weder auf Gewicht noch Niko-tinkonsum achten. Das sei gleich-zeitig auch eine erzieherische Maß-nahme, denn viele Studien zeigen, dass Menschen bereitwilliger et-was für ihre Gesundheit tun, wenn sie dafür finanziell belohnt wer-den – obwohl doch eigentlich die Gesundheit selbst mehr als genug Belohnung sein sollte.

Der Stein kommt ins RollenIn Deutschland will ein großer Player, die Generali, nun jeden-falls Fakten schaffen: Man schließt Verträge mit Supermärkten und Fitnessstudios ab, die die Weiter-leitung von deren Kundendaten zum Inhalt haben.

Ab Juli 2016 will die Generali in Deutschland dann einen Tarif an-bieten, bei dem die Kunden für ihre gesundheitsbewusste Lebensweise – untermauert mit den Kunden-daten – Rabatte oder eine andere Form der Belohnung erhalten: Kon-kret soll belohnt werden, wer im Supermarkt gesunde Lebensmittel einkauft, körperliche Aktivität per Fitness-Armband nachweist oder regelmäßig ins Fitnessstudio geht.

Auf den Score kommts anDas Ergebnis dieser Lebensfüh-rung ist ein automatisch berechne-ter „Score“, der dann entsprechende

Vergünstigungen nach sich zieht. Die Bandbreite könne von einem Nachlass auf die Versicherungsprä-mie bis zu einem Rabatt auf den Mitgliedsbeitrag im Fitnessstudio reichen. Dabei werde niemand be-straft, wird betont: Auch behinder-te oder kranke Menschen könnten profitieren, wenn sie sich entspre-chend verhielten. Und der Preis könne nicht steigen – bloß durch gesunde Lebensführung sinken.

Zunächst soll das unter dem Titel „Vitality“ laufende Programm jenen Kunden angeboten werden, die eine Risiko-Lebensversicherung oder ei-ne Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen wollen, so Generali-Deutschland-Chef Giovanni Liver-ani in der Süddeutschen Zeitung. Danach soll es auf die private Krankenversicherung ausgeweitet werden.

Die Varianten in ÖsterreichIn Österreich sind solche Rabat-te derzeit nicht erlaubt, aber die Versicherer suchen andere Wege. Einige haben sogar schon konkrete Schritte gesetzt, die meist das Ziel haben, die Gesundheit ihrer Versi-cherungsnehmer zu bewahren, die Fitness zu steigern und damit die Leistungsfälle für den Versicherer zu reduzieren.

Bis zum Jahr 2017 will auch der neue Generali Österreich-Chef Alfred Leu ausgelotet haben, wel-che Möglichkeiten sich ergeben; die Kunden müssten in Österreich eben andere Benefits erhalten.

Ausgefeilte ExtrasEine beliebte Variante sind in Österreich Fitnessprogramme mit immer ausgefeilteren medizini-schen Extras.

Ein Vorreiter ist die Uniqa, die derzeit die Vorsorge- und Fitness-pakete „VitalPlan“ und „VitalPlan Plus“ anbietet. Dabei kommen rund 100 sogenannte VitalCoaches in Österreich zum Einsatz, die bei der Erstellung eines persönlichen Trainingsprogramms helfen. Wei-ters nehmen 180 Hotels am „Vital-Plan“ teil, es gibt Vorsorgeunter-suchungen, Fitnesstests und eine Gratis-24h-Ärztehotline.

In der Kombination wird ein um-fangreiches Fitnessprogramm plus Hotelurlaub und medizinischer

Neue Belohnungen für die FittenSport & Fitness statt Kalorien & Nikotin? Immer mehr Krankenversicherer belohnen gesundheitsbewusste Kunden – die Bandbreite reicht von Urlauben bis Prämienrabatten. Doch es gibt auch Gegner.

GesundheitPositives Feed-back auf gesunde Lebensführung ist gerecht und funktioniert in der Praxis, meinen die Versicherer. Kranke Menschen dürfen nicht finan-ziell benachteiligt werden, so Ver-braucherschützer.

WachstumMit einem Prämienplus von 4,2 Prozent war die Krankenver-sicherung der Branchen-Licht-blick des Jahres 2015.

4,2%

© P

anth

erm

edia

.net

/Wav

ebre

akm

edia

ltd.

34 FiNaNce:cover Freitag, 1. April 2016

Der Preis soll nicht steigen – er soll bloß durch gesunde Lebens-führung sinken können.

Giovanni Liverani Generali

Starke Zuwäch-se erzieltWährend das Prämienvolumen der österreichi-schen Asseku-ranzen insgesamt 2015 nur um 1,55 Prozent auf 17,34 Mrd. € stieg, legte die Krankenversi-cherung um 4,20 Prozent auf 1,96 Mrd. € zu und ist damit der Wachs-tumsbringer.

Noch Luft nach obenBei den Gesamt-prämien liegt die Krankenversiche-rung aber vorerst noch deutlich hin-ter den anderen großen Sparten Schaden-/Unfall-versicherung (8,69 Mrd. €) und Le-bensversicherung (6,7 Mrd. €).

Hoffnungsträger

Krankenversicherung

Unternehmen 2014 2013

Uniqa 47,20 47,57

Wiener Städtische 19,16 19,28

Merkur Versicherung 15,67 15,28

Generali 13,30 13,36

Allianz 3,19 3,11

MuKi VersVerein 0,78 0,77

Donau Versicherung 0,42 0,35

Wüstenrot 0,28 0,29Quelle: VVO; Marktanteil 2013–2014 in Prozent; Gesamtmarkt: 1,88 Mrd. €

Page 3: finance 0104

medianet.at

Generali Neuer Österreich-Chef Alfred Leu setzt auf neue Varianten der Krankenver-sicherung.

© A

PA/H

erbe

rt P

farr

hofe

r

Checks geboten; abschließbar ist es in Kombination mit einer Kranken-versicherungspolizze. Besonders spannend ist „VitalPlan Plus“, das es nur für Krankenhaus-Sonder-klasse-Versicherte gibt.

Hier werden zusätzlich zur staatlichen Vorsorgeuntersuchung spezielle Gesundheitsdaten erho-ben (z.B. Oberbauch- und Nieren-Ultraschall). Danach kommt ein normiertes weiteres Prüfverfahren (u.a. EKG-Untersuchungen), zwei Wochen Gratis-Training und bis zu 50% Rabatt bei Partner-Fitnesscen-tern der Uniqa hinzu.

Wer zwei Jahre in Folge dieses Vorsorgeprogramm absolviert und beim FitnessProfil (das ist das Prüfverfahren) zweimal hinterein-ander den Normwert erreicht, wird laut aktueller Uniqa-Leistungs-beschreibung mit „1 Gratisauf-enthalt in einem VitalPlan Hotel“ und „1 Prämiengutschrift für eine Uniqa-Krankenhauskosten-Versi-cherung“ belohnt.

Übrigens bietet die Uniqa, wie viele andere Versicherer auch, einen Prämienrabatt im Nach-hinein, wenn während des Jahres kein Leistungsfall eingetreten ist.

„Unser Beitrag zur Gesundheit“Auch die Vienna Insurance Group (VIG)-Tochter Wiener Städtische hat neuerdings das „Besser-Leben“-Programm im Angebot: „Unser aktiver Beitrag zu einer gesünde-ren Lebensweise“ (Eigenbeschrei-bung). Dabei haben Versicherte die Möglichkeit, alle zwei Jahre eine der Leistungen aus dem Besser-Leben-Programm in Anspruch zu nehmen.

Der Kunde hat die Wahl zwischen einem Wellnessaufenthalt in einem Partnerhotel, einer Mitgliedschaft in einem Partner-Fitness-Club und einer umfassenden Vorsorgeunter-suchung in einer medizinischen Einrichtung wie z.B. dem Wiener mediclass-Zentrum.

Eine dieser Leistungen kann auf Wunsch sofort nach dem Abschluss des Programms in Anspruch ge-nommen werden (danach alle zwei Jahre). Seit 2016 ist die Buchung auch online möglich und mit „Bes-ser-Leben Junior“ gibt es jetzt auch eine Variante für unter 14-Jährige.

Die neue VIG-Chefin Elisabeth Stadler will heuer übrigens einen besonderen Fokus auf die Kranken-versicherung legen: Sie werde im-mer wichtiger, da in vielen Ländern die Finanzierbarkeit des Gesund-heitssystems diskutiert werde.

Von Schulmedizin bis Feng ShuiEin Spezialist in der Krankenspar-te ist die Merkur Versicherung, die unter anderem die Gesundheits-vorsorge-Programme ego4you und time4me im Angebot hat.

Mit ego4you können Versiche-rungsnehmer alle zwei Jahre ihr Programm auswählen: ob klassi-

Freitag, 1. April 2016 FiNaNce:cover 35

Die private Krankenversi-cherung wird in der Zukunft stär-ker im Rampen-licht stehen.

elisabeth Stadler Vienna Insurance Group

sche Schulmedizin, fernöstliche Medizin oder spezielle Program-me für mehr Lebensenergie und Lebensfreude, wie es heißt.

Wellness-Wochen bietet dagegen time4me. Auch die Merkur Versi-cherung hat spezielle „Gesund-heitspartner“ unter den Fitness-studios und Hotels.

Ansparen fürs AlterVon einer ganz anderen Richtung geht der Versicherungsriese Allianz das Thema in Österreich an: Man bietet neuerdings mit „Prämien-Bonus 65“ ein Produkt an, das die Prämie für den Sonderklassetarif im Krankenhaus ab dem Alter von 65 Jahren halbiert.

Dafür muss bis dahin freilich mehr Prämie bezahlt werden. Die-se Variante kann auch nachträglich abgeschlossen werden. Die Idee ist also, die Fixkostenbelastung im Al-ter zu senken, in dem man in jun-gen und gesünderen Jahren (mit Aktiveinkommen) dafür anspart.

viG Der Versiche-rungsriese erhofft sich viel von der Krankensparte, sagt CEO Elisa-beth Stadler.

© A

PA/G

eorg

Hoc

hmut

h

Uniqa CEO An-dreas Brandstetter hat in der Gruppe spezielle Gesund-heitsprogramme für Österreich.

© A

PA/H

erbe

rt N

euba

uer

Page 4: finance 0104

medianet.at36 INVEST:PORTEFEUILLE Freitag, 1. April 2016

Wo Moral mehr wert ist als GeldGeld nach ethischen Grundsätzen anzulegen, sorgt für ein ruhiges Gewissen – aber auch für ein Plus im Anlagedepot.

••• Von Reinhard Krémer

© p

anth

erm

edia

.net

/tzid

o

Page 5: finance 0104

medianet.at

Volkswagen hat derzeit viele Baustellen – eine davon läuft auf einer Front, die man nicht auf den ersten Blick erkennen kann. Der deutsche Autobauer bekam, wie hinlänglich be-kannt, wegen der Affäre um

die Manipulation von Abgasen bei Dieselmo-toren nicht nur den Furor der US-Behörden zu spüren, sondern auch die Verärgerung der Anleger. Dies nicht nur, weil der Aktienkurs nach unten rasselte – Anleger, die ihr Geld nach ethischen Ansätzen veranlagen, fühlten sich nämlich gleich doppelt betrogen.

Die VW-Aktie flog daher wegen der Abgas- Malversationen hochkant aus dem Deutsch-land Ethik 30 Aktienindex, der aus Aktien nachhaltiger Unternehmen zusammenge-setzt ist. Wer in nachhaltige Aktien inves-tiert, macht eben dies gerade, um absolut sicherzugehen, auch mit reinem Gewissen in „Gutes“ zu investieren. Da war man bei Volks-wagen am Ende nicht mehr so sicher.

Die Idee ist nicht neuDie Idee, Geld nach ethischen Grundsätzen anzulegen, wurde in den angelsächsischen Freikirchen geboren: John Wesley, Vater der evangelisch-methodistischen Kirche, setzte schon im 18. Jahrhundert auf den Zusam-menhang zwischen der Moral im theolo-gischen Sinne und die entsprechende Ver-wendung von Geldmitteln. Anleger sollen mit ihrem Geld also direkt Einfluss auf eine positive und nachhaltige Tätigkeit von Fir-men nehmen, so die hehre Idee.

Die ersten Fonds mit dieser Ausrichtung kamen in den 1920er-Jahren in den USA auf den Markt; ihr Markenzeichen: Sie beruh-ten auf „religiösen“ Überzeugungen oder „Grundwerten“, sagt Gerold Permoser, Ver-anlagungschef des Erste Asset Management, das rund 3,8 Mrd. € veranlagt und damit der größte Anbieter in Österreich ist. „Sie ver-langen zum Beispiel den Ausschluss von Ab-treibung, Alkohol, Tabak oder Prostitution.“ Eine für Anleger wichtige Frage: Kann man mit solch „guten“ Investments auch etwas verdienen? Meist sind ethische Investments zumindest nicht schlechter als traditionel-le Veranlagungen. „Objektive, universitäre Langzeitstudien stellen klar: Ethisch-nach-haltige Anlagen bieten mindestens die glei-chen Renditechancen wie nicht nachhaltige Produkte, tendenziell sogar Vorteile“, heißt es beim Bankhaus Schelhammer & Schattera, wo man auf Ethik-Fonds spezialisiert ist.

„In manchen Kategorien bringt es sehr viel, SRI-Kriterien (für Socially Responsible Investment; Anm.) zu berücksichtigen; vor allem Emerging Markets haben bemerkens-wert gute Ergebnisse gezeigt, sowohl auf der Return- als auf der Risikoseite“, sagt Ali Masarwah vom Analysehaus Morningstar.

„Nachhaltige“ wirtschaften besserDer Lackmustest für die Qualität von Anlage-produkten ist ihr Verhalten in Krisenzeiten: Im Wesentlichen verhalten sich ‚Ethische‘ nämlich parallel zur Gesamtmarktentwick-lung. Allerdings zeigen verschiedenste Studi-en, wie jene der Universität Oxford ‚From the Stockholder to the Stakeholder’, dass Unter-nehmen mit hohen Nachhaltigkeitsstandards tendenziell besser wirtschaften.

Unternehmen, die ins ethisch-nachhaltige Anlageuniversum passen, haben außerdem häufig eine gesündere und somit stabilere Bilanzstruktur und sind auch eine Spur kri-senresistenter als andere Unternehmen.

Dieses Ergebnis zeigt auch der Global Chal-lenges Index (GCX) der Börse Hannover, der aus 50 internationalen Aktien von besonders nachhaltig orientierten Unternehmen zusam-mengesetzt ist und letzten September seinen achten „Geburtstag“ feierte: Der „gute“ Index legte seit 2007 rund 60% seines Werts zu und lag damit langfristig deutlich besser als zum Beispiel der Deutsche Aktienindex (DAX), der im Vergleichszeitraum um rund 30% anstieg. Im Jahresabstand verlor der DAX knapp 18%, der GCX nur rund neun Prozent. Ausschlie-ßungskriterien für ethisches Investieren gibt es nach wie vor viele: Das kann Wertpapiere von Unternehmen, Ländern und Organisati-

onen treffen, die zum Beispiel Waffen her-stellen, Atomkraftwerke bauen oder die unter menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen produzieren. Ein klassisches Ausschlusskri-terium für Länder ist etwa die Todesstrafe. Den Überblick zu behalten, ist nicht einfach: „Was als ‚ethisch’ oder ‚nachhaltig’ gesehen wird, ist kulturell oder auch regional unter-schiedlich“, sagt Permoser und bringt ein Bei-spiel: „Atomenergie ist bei uns nicht zulässig, in Frankreich oder USA jedoch sehr wohl.“

Weil es für die Auswahlkriterien also keine einheitlichen Standards, weder in Österreich noch international, gibt, ist auch die Philoso-phie des jeweiligen Fondsmanagements sehr unterschiedlich. Die Sache wird zusätzlich erschwert durch Indices, die sich laufend in ihrer Zusammensetzung verändern. So wur-den im Dow Jones Sustainability Index die Unternehmen Bank of America Corp, Tele-fonica und BHP Billiton neu aufgenommen; dafür flogen Cisco Systems, PepsiCo und Royal Bank of Canada wieder raus.

„Für den Anleger ist wichtig, dass er selbst weiß, was für ihn die maßgebenden Kriteri-en sind und jene Produkte ins Visier nimmt, die die meiste Übereinstimmung mit sei-nen Erwartungen aufweisen“, rät Permoser. „Zusätzlich kann er sich an diversen Labels wie dem Österreichischen Umweltzeichen orientieren.“ Maßgeblich ist für Permoser vor allem die Transparenz des Anbieters, das heißt, wie genau dieser seine Ausschluss-, Positiv- und Negativkriterien angibt, woher die Daten stammen, wie oft das Anlageuni-versum upgedatet wird. Es ist also schon aus Übersichtsgründen kein Fehler – wer hat schon die Zeit und Nerven, sein Portfo-lio ständig neu auszurichten –, bei ethischen Investments gleich auf Fonds zu setzen, rät Morningstar-Experte Masarwah.

Recherchieren kann nicht schaden„Es empfiehlt sich, bei Investmentfonds auf den Homepages der Anbieter zu recherchie-ren und nachzuforschen, ob bei diesen bei Eurosif ein Transparenzkodex hinterlegt

wurde – der enthält nämlich Informationen über den Auswahlprozess, die angewandten Kriterien und Ähnliches“, rät Erste-Mann Gerold Permoser.

Die Idee ethischer Investments lässt sich jedenfalls auch positiv formulieren: Das Geld fließt dorthin, wo zum Beispiel nachhaltig, sozial oder ökologisch gehandelt wird.

Hier zeigt sich eine weitere Crux des ethi-schen Investierens: Wenn eine schnöde Bur-gerbraterei beschließt, ihre Laberl mit Solar-energie zu rösten, heißt das nicht, dass das schon für die Aufnahme in einen begehrten Ethik-Index wie den ÖkoDax oder den Dow Jones Sustainability Index schon reichen kann. Denn da könnte zum Beispiel die schlechte CO2-Bilanz von Rindfleisch noch ein Haxel stellen.

Druck auf Unternehmen oder StaatenEine Spielart der ethischen Investments ist übrigens die „politische“ nachhaltige/ethi-sche Investmentstrategie, die in den letzten Jahren immer deutlicher sichtbar wurde. Dabei nehmen Investoren mit betroffenen Unternehmen – meist deren Verwaltungsrat oder das Management – oder ganzen Staaten direkt Kontakt auf, um auf die unternehme-rischen oder politischen Aktivitäten hin-sichtlich ökologischer, sozialer und ethischer Gesichtspunkte Einfluss zu nehmen.

Als Druckmittel fungieren dabei das zu veranlagende bzw. bereits investierte Kapi-tal, als auch die Aufmerksamkeit der Öffent-lichkeit. Die Formen des Engagements kön-nen dabei sehr unterschiedlich ausgeprägt sein und reichen von Lobbyingarbeit oder dem Managementdialog, der aktiven Aus-übung der Stimmrechte bei Aktionärsver-sammlungen bis zum Einbringen von Aktio-närsrechten. Auf diese Weise werden die Un-ternehmen mit den ethischen, ökologischen und sozialen Aspekten ihres Wirtschaftens konfrontiert mit dem Ziel, sie zu verant-wortungsbewusstem Verhalten zu bewegen. Besonders Investmentfonds nutzen hier ihre Macht, um Einfluss zu nehmen.

Wie immer man es dreht und wendet: Der Zug zu „Ethischen“ ist jedenfalls nicht auf-zuhalten: „Die zunehmende Bedeutung nach-haltiger Investments drückt sich in steigen-den Anlagevolumina aus. Das zunehmende Interesse betrifft in erster Linie Großinvesto-ren wie Pensionskassen oder Versicherungen, die angehalten sind, die ihnen anvertrauten Pensionsgelder auch unter nachhaltigen Ge-sichtspunkten sorgsam zu verwalten“, sagt Permoser.

Die Richtlinie 2014/24/EU der EU fördert den CSR-Trend: In Zukunft dürfen öffentliche Aufträge nur noch an Unternehmen vergeben werden, die ethische Grundsätze erfüllen. Die muss in allen EU-Staaten – und damit auch in Österreich – bis zum 18. April 2016 umge-setzt werden.

Sie steht für faire und soziale Beschaffung bei öffentlichen Aufträgen. Es ist geplant, die Richtlinie „eins zu eins“ umzusetzen, damit soziale, ökologische und innovative Aspekte im Einklang mit dem Wirtschaftlichkeits-grundsatz gestärkt werden. Bei öffentlichen Ausschreibungen können dann ökologische und soziale Kriterien in den Ausschreibun-gen gefordert werden.

Nachhaltige Investments in ÖsterreichFür Deutschland ergibt sich ein Anteil der nachhaltigen Investments am Gesamtmarkt von knapp 0,8%; in Österreich ist man deut-lich besser, hier beläuft sich die entsprechen-de Quote auf 1,5%. Die Schweiz verzeichnet einen Anteil nachhaltiger Fonds am Gesamt-volumen der dortigen Fonds von 3,8%.

„Mit über 70% ist in Österreich der Groß-teil der nachhaltigen Investments in fest-verzinslichen Wertpapieren angelegt. In den beiden Vergleichsländern liegen diese Werte wesentlich niedriger.

In der Schweiz machen Aktieninvestitio-nen mit einem Anteil von über 60% sogar die wichtigste nachhaltige Anlageklasse aus; in Österreich sind nur 26% der nachhaltigen In-vestments in Aktien angelegt“, berichtet die Geschäftsführerin des Forums Nachhaltige Geldanlagen (FNG), Claudia Tober.

Freitag, 1. April 2016 INVEST:PORTEFEUILLE 37

Österreich vornSo hoch ist der Anteil der nachhaltigen Invest-ments am Gesamtmarkt in Österreich. Für Deutschland liegt der Anteil bei knapp 0,8%. Die Schweiz verzeichnet einen Anteil nachhalti-ger Fonds am Gesamt-volumen der dortigen Fonds von 3,8%.

1,5%

© E

rste

Ass

et M

anag

emen

t/Ste

phan

Hug

er

Gerold Permoser Erste Asset Management

Was als ‚ethisch‘ gesehen wird, ist kulturell oder auch regional unterschied-lich – Atomenergie ist bei uns nicht zulässig, in Frank-reich sehr wohl.

Page 6: finance 0104

medianet.at38 Markets/banking Freitag, 1. April 2016

WIEN. In Europa erlebte der M&A-Markt (steht für Mergers an Acqui-sitions, also Fusionen und Über-nahmen; Anm.) im Vorjahr einen Boom; das zeigt die mittlerweile achte M&A-Studie der Rechts- und Steuerberatersozietät CMS.

Earn-out-Klauseln legen zu„Bei einer leicht rückläufigen An-zahl an Transaktionen zeigt sich, dass Käufer hohe Preise zahlen mussten, um sich Deals zu si-chern“, so Transaktionsexperte Alexander Rakosi, Partner bei CMS in Wien . „Angesichts der hohen Be-wertung von Unternehmen haben Vertragsklauseln, die dem Käufer eine genaue Abgrenzung und Über-prüfung des zu zahlenden Kauf-preises ermöglichen, wieder an Bedeutung gewonnen. Insbesonde-

re Kaufpreisanpassungsklauseln zum Vollzug einer Transaktion und Earn-out-Regelungen, bei denen der endgültige Kaufpreis von der Entwicklung des Zielunternehmens abhängig ist, haben in der Verbrei-tung zugenommen“, so Rakosi. In deutschsprachigen Ländern wur-den Earn-out-Klauseln bei 25% der Deals vereinbart – häufiger als in allen anderen Regionen Europas.

Verkäufer deutlich im VorteilDafür spricht die Zunahme ver-schiedener Regelungen, die für Ver-käufer günstig sind. Unter anderem ist der Anteil von Transaktionen, bei denen Locked-Box-Klauseln, wo der Kaufpreis meist basierend auf den letzten verfügbaren geprüf-ten Jahresabschlüssen festgelegt wird, zur Anwendung kamen, von

durchschnittlich 41% in den fünf Vorjahren auf 56% in 2015 gestie-gen. Darüber hinaus lag der Anteil der Deals mit Kaufpreisanpassun-gen in 2015 bei 49% und steigerte sich damit im Vergleich zu den Vor-jahren (43%) um sechs Prozent. In Frankreich gibt es die niedrigsten Haftungshöchstgrenzen, aber lange Verjährungsfristen für Garantie-ansprüche. In Mittel- und Ost-europa werden Schiedsverfahren häufiger als in jeder anderen Re-gion als Mittel zur Streitbeilegung gewählt.

Und im Vereinigten Königreich sind höhere Schwellenwerte für Garantieverletzungen (sog. De mi-nimis- und Basket-Regelungen) am beliebtesten, die Haftungshöchst-grenzen der Verkäufer aber höher als in anderen Ländern.

In Österreich geht das Warten auf den ersten Börsengang seit 2014 hingegen weiter. „Der Kurs-rutsch an den Börsen im Jänner und Februar, der Absturz des Öl-preises, anhaltende geopolitische Unsicherheiten und aufkommen-

•••Von Reinhard Krémer

WIEN. Die hohe Volatilität an den weltweiten Aktienmärkten hat im traditionell schwachen ers-ten Quartal zu einem deutlichen Einbruch auf dem IPO-Markt ge-führt, zeigt das aktuelle weltweite IPO-Barometer der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY für das erste Quartal 2016: Die Zahl der Börsengänge sank gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 39% von 274 auf 167 Transaktionen. Das Emis-sionsvolumen ging noch deutlich stärker – um 70% – von 39,9 auf 12,1 Mrd. USD zurück. Damit sank das weltweite Emissionsvolumen auf den niedrigsten Stand seit dem zweiten Quartal 2009.

USA leiden starkAm stärksten betroffen war der US-amerikanische Markt, wo nur noch zehn Börsengänge gezählt wurden – nach 35 im Vorjahreszeitraum und 71 im ersten Quartal 2014. Da-bei erlösten die Neulinge an den US-Börsen gerade einmal 750 Mio. USD (Q1/2015: 6,15 Mrd. USD).

Aber auch in den beiden anderen wichtigen Märkten Europa und China waren die IPO-Aktivitäten stark rückläufig: In Europa hat sich die Zahl der Börsengänge von 67 auf 34 etwa halbiert, in China (einschließlich Hongkong) ging sie sogar um 61% zurück – und zwar von 97 auf 38.

Das Reich der Queen bleibt stabilInnerhalb Europas erwies sich vor allem der IPO-Standort Großbri-tannien als einigermaßen stabil: Nach 20 IPOs im Vorjahreszeitraum gingen in den ersten drei Monaten dieses Jahres immerhin 16 Unter-nehmen in Großbritannien an die Börse.

de Konjunktursorgen haben den Markt für Börsengänge nach einem starken Abschlussquartal 2015 im ersten Quartal deutlich gebremst“, erläutert Gerhard Schwartz, Part-ner und Leiter des Assurance-Be-reichs bei EY Österreich.

„Es gab zahlreiche Absagen und Verschiebungen – die Pipeline ist aber dennoch gut gefüllt und viele Börsenaspiranten warten auf ein besseres Umfeld.“

Schwartz rechnet aber für die kommenden Monate mit einer posi-tiven Trendwende: „Gestützt wird der weltweite IPO-Markt weiterhin von der Niedrigzinspolitik der No-tenbanken, relativ hohen Bewer-tungsniveaus und der hohen Liqui-dität im Markt – Investoren suchen nach wie vor intensiv nach Anlage-möglichkeiten in einem Umfeld mit negativen Realzinsen. Wenn sich die Aktienmärkte nun weiter beru-higen, stehen die Chancen gut, dass sich auch wieder mehr IPO-Kandi-daten aus der Deckung wagen – zu-mal die konjunkturellen Rahmen-bedingungen etwa in Europa und den USA keineswegs schlecht sind.“

Besserung in SichtMit dem Rückgang der Volatilität und auf Basis der Ergebnisse und Ausblicke aus der laufenden Be-richtssaison dürften die Aktivitä-ten im zweiten Quartal daher wie-der zunehmen, erwartet Schwartz – zumal die jüngsten Kursgewinne an den Aktienmärkten und der ak-tuelle Aufwärtstrend beim Ölpreis die Rahmenbedingungen wieder spürbar verbessert hätten.

Der größte Börsengang im ers-ten Quartal war der IPO der China Zheshang Bank, die in Hongkong an die Börse ging und dabei zwei Mrd. USD erlöste. Von den zehn größten Börsengängen weltweit fanden immerhin sechs in Europa statt.

Da ist ordentlich sand im getriebeDie Zahl der Börsengänge ist im ersten Quartal rückläufig – das Emissionsvolumen sinkt sogar auf den niedrigsten Stand seit 2009.

rekordjahr für M&a-Markt CMS-Studie zeigt: 2015 war ein Boomjahr, die Ausformungen der Vereinbarungen variieren in Europa stark.

expert ViewGerhard Schwartz, Partner und Leiter des Assurance-Bereichs bei EY Österreich.

Transaktionsexperte Alexander Rakosi, Partner bei CMS in Wien.

krisenniveauDie Zahl der Bör-sengänge sank weltweit im ersten Quartal um 39%, das Emissionsvo-lumen ging sogar um 70% auf den niedrigsten Stand seit 2009 zurück.

70%©

EY

Öst

erre

ich

© C

MS

Page 7: finance 0104

medianet.at Freitag, 1. April 2016 INsuraNce:watch/BaNkINg/FINaNce:PeoPle 39

••• Von Reinhard Krémer

WIEN. Dass die Wirtschaft im „Reich der Mitte“ nicht rund läuft, ist kein Geheimnis. Der internatio­nale Kreditversicherer Coface hat jetzt einen genaueren Blick auf die chinesische Ökonomie geworfen. Fazit: Ungelöste Probleme an allen Fronten. So haben sich 2015 die Zahlungsziele, die chinesische Fir­men ihren Abnehmern eingeräumt haben, weiter verkürzt, so Coface. Grund dafür ist im Wesentlichen eine Mischung aus den schlechten Zahlungserfahrungen aus den Vor­jahren, die schwindende Zuversicht und geringere Wachstumserwar­tungen.

Dennoch ist das Risiko gestie­gen. 80,6% der von Coface befrag­ten Unternehmen gaben an, 2015 Zahlungsverzögerungen erlitten zu haben; im Vorjahr waren es 79,8%.

Zahlungsverzögerungen58,1% der Unternehmen mit Zah­lungsverzögerungen berichteten von höheren Summen. Zehn Pro­zent beklagten zudem Überziehun­gen von mehr als 150 Tagen, das sind vier Prozentpunkte mehr als 2014. 17,9% aller Unternehmen hat­ten sich mit extrem langen Über­ziehungen von mehr als 180 Tagen auseinanderzusetzen, die zudem mehr als fünf Prozent ihres Jah­resumsatzes ausmachten. Solche langen Verzögerungen erzeugen ei­nen enormen Druck auf die Finanz­stabilität von Unternehmen.

Die Zahl der nicht bedienten Kre­dite (non­performing loans/NPL) steigt: Sie betrug Ende vergange­nen Jahres 1,59 % und erreichte da­mit den höchsten Stand seit 2009; 2003 betrug die Quote ein Prozent. Dabei stieg der Wert in den ersten drei Quartalen 2015 um mehr als

chinesen zahlen viel zu langsamCoface-Studie: 80% der chinesischen Unternehmen haben 2015 Zahlungsverzögerungen erlitten; Probleme stauen sich.

© C

ofac

e

China-Problemberg: Charlie Carré von Coface ortet hohe Verschuldung und enorme Finanzierungskosten.

WIEN. Seit über zehn Jahren misst man bei emotion banking den Puls der heimischen Bankenbranche. Die aktuellen Ergebnisse sind nicht beruhigend: Erst einmal ge­hen die Banker für 2016 von einer Verschlechterung der heimischen Wirtschaftslage aus.

Verglichen mit der Einschätzung der vergangenen zwölf Monate, wo kein einziger Banker eine Verbes­serung zum Vorjahr sah, wirkt die Zukunft jedoch etwas rosiger. Im­merhin 6,7% betrachten das abge­laufene allgemeine Wirtschaftsjahr positiver als jenes zuvor. Für die kommenden zwölf Monate vergrö­ßert sich diese Einschätzung sogar auf 23,8%, während die Zahl der Pessimisten von 40,9% auf 30,5% sinkt. Damit dominieren aber noch immer die Pessimisten.

Die Ertragssituation der Banken selbst wird weiterhin sehr kritisch beurteilt; hier stehen bei der Pro­gnose für das laufende Jahr 6,7% Optimisten 67,4% Pessimisten ge­genüber. Optimistischer wird es, wenn es um das eigene Institut geht – da erwarten sich immerhin 49% eine Steigerung des Geschäfts­volumens, 38,6% ein besseres Pro­visionsergebnis und 33,3% eine Steigerung der Bilanzsumme. 90% der befragten Banker erwarten sich im heurigen Jahr von den di­gitalen FinTech­Angreifern spür­bare Marktgewinne auf dem heimi­schen Finanzplatz. Dies entspricht einer Steigerung von 52% gegen­über dem Vorjahr. 57,4% erwarten spürbar weniger Frequenz in den Filialen, 87,2% eine Zunahme bei Mobile Banking und App Nutzung,

54,9% eine Zunahme der Kommuni­kation über digitale Kanäle.

„Wir stehen vor einem Banken­tsunami, denn es scheint, als wären

der EU genau jene Bankstrukturen ein Dorn im Auge, die die Finanz­krise 2008 am besten gemeistert haben. Der regulatorische Auf­wand folgt nicht dem Prinzip der Proportionalität und bestraft somit die kleinen Strukturen der heimi­schen Finanzwirtschaft. Dass aber auch eine Unicredit kein Garant für Ertrag ist, wird geflissentlich übersehen“, kommentiert emotion banking­Geschäftsführerin und Studien herausgeberin Barbara Aigner.

Düsteres BankbarometerDie Aussichten sind nicht rosig, meint man bei emotion banking: „Wir stehen vor einem Banken-Tsunami“.

emotion banking-Geschäftsführerin und Studienherausgeberin Barbara Aigner.

© R

icar

do H

errg

ott

rohstoFFe

„Der Wendepunkt ist jetzt erreicht“WIEN. Der Emittent ETF Secu­rities konnte seit Beginn des Jahres Mittelzuflüsse in Höhe von 1,74 Mrd. USD (1,56 Mrd. €) – und somit die höchsten Zuflüsse in ganz Europa – in seinen ETPs verbuchen. „Die aktuelle Performance von ETF Securities legt nahe, dass wir den Wendepunkt bei Rohstof­fen tatsächlich erreicht haben“, meint Townsend Lansing, Head of ETCs bei ETF Securities. Die schlechte Stimmung an den Rohstoffmärkten dürfte ihren Höhepunkt bereits überschrit­ten haben. „Da sich Investoren aktuell vermehrt Sorgen um eine möglicherweise bevor­stehende Rezession machen, erkennen sie, dass Rohstoffe eine interessante Investment­Alternative darstellen.“

ZahluNgsDIeNstleIster

Kaus geht zu Klarna AustriaWIEN. Christian Renk, Ge­schäftsführer der Klarna Austria GmbH, holt mit Pascal Kaus einen kompetenten Key Accounter in sein Team. Kaus war zuletzt bei einem interna­tionalen Zahlungsdienstleister in München als Key Account Manager Payments tätig. Bei Klarna wird Kaus umsatzstar­ke eCommerce­Händler in ganz Österreich betreuen und für die Akquise zuständig sein.

FoNDsgeschäFt

Bündeln, nicht einstellenWIEN. Die APA berichtete kürzlich „Ex­Kirchenbank Schelhammer & Schattera gibt Fondsgeschäft auf“. Gemeint ist in diesem Zusammenhang, das Fondsgeschäft innerhalb der Grawe­Bankengruppe in der Security KAG zu bündeln, stellt das Unternehmen klar. Am Status und der inhaltli­chen Ausrichtung der Superior Fonds, die zu den strengen, ethisch­nachhaltigen Para­defonds in Österreich zählen, wird dies nichts ändern. Im Gegenteil wird deren Be­deutung im Rahmen der Ge­schäftspolitik des Bankhauses Schelhammer & Schattera sogar weiter ansteigen, so das Unternehmen.

umgetauFt

Jetzt kommt Amundi AustriaWIEN. Die Bawag PSK Invest GmbH wurde jetzt in Amundi Austria GmbH umfirmiert. Seit Februar 2015 steht das Unter­nehmen zu 100% im Eigentum der Amundi Gruppe. Amundi ist Europas führender Asset Manager und unter den Top Ten­Vermögensverwaltern weltweit. Um auch am öster­reichischen Markt diese starke Marke kommunizieren zu kön­nen, wurde die Entscheidung zur Umfirmierung getroffen, meldet das Unternehmen.

50%. In diesem Kontext darf das Risiko für eine weitere Zunahme von Ausfällen nicht unterschätzt

werden. Auch wenn sich die Kre­ditvergabe abschwächt, wächst die private Verschuldung weiterhin

schneller als das Bruttoinlands­produkt.

Die Schulden der privaten Unter­nehmen – ohne Finanzsektor – ha­ben im Juni 2015 201 Prozent des BIP erreicht, im Juni 2008 waren es noch 114%, im Juni 2013 176%.

Wachstum weiter rückläufigDie 6,9% Wirtschaftswachstum 2015 waren die niedrigste Rate in 25 Jahren. Die von Coface prognos­tizierten 6,5% wären ein weiterer „Rekord“. Der Trend zeigt vor dem Hintergrund der Ausbalancierung des chinesischen Wachstums­modells und niedrigerer globaler Nachfrage abwärts.

Zeitgleich schwächelt die Wäh­rung – der Yuan hat einen beispiel­losen Fall erlebt. In der ersten Jän­nerwoche landete die Währung auf einem Fünfjahrestief gegenüber dem US­Dollar. Die geldpolitischen Maßnahmen der People´s Bank of China blieben bislang ohne großen Erfolg.

Kommen weitere Stimuli?„Die Strategie der Regierung ist nicht eindeutig, die Behörden müs­sen zwischen zwei Zielen balan­cieren: Auf der einen Seite geht es darum, weiter das Wachstum zu stützen, um eine harte Landung zu verhindern und Arbeitsplätze zu sichern.

Auf der anderen Seite muss ei­ne Kreditblase verhindert werden. Zugleich stehen die Unternehmen in China vor großen Problemen. Nachdem die Politik des billigen Geldes 2015 noch nicht gewirkt hat, erwartet Coface für 2016 wei­tere Stimulusmaßnahmen.

Die Regierung will mit allen Mit­teln eine harte Landung verhin­dern“, erklärt Charlie Carré, Eco­nomist bei Coface.

Page 8: finance 0104

Tel.: +43 1 919 20 - 2247Mail: [email protected] | www.xpert.network

Hier geht s zuxpert.network:

x p e r t . n e t w o r k

Sie suchen

EINEPR-Agentur?

Wir haben

501und wissen (fast)alles über sie.

Stand: 18.02.2016

Page 9: finance 0104

medianet.at

real:estate

Wiener Büromarkt Erst­mals seit Jahren steigen die Durchschnittspreise 42

Pariser Konsequenzen Die zentrale Rolle der Sanierung & optimierte Gebäudetechnik 43

Innsbrucker Visionen Der neue Campus des Management Centers wird bald Realität 47

Ilzer Stress Auf der A2 Süd­autobahn bei Sinabelkirchen hat die Sanierung begonnen 47

Freitag, 1. April 2016 coVer 41

© H

erth

a H

urna

us

Wie die Sanierung möglichst rasch saniert werden sollteDie Branche protestiert über die zu geringe Dotierung des Sanierungs-schecks (43,5 statt 100 Mio. €) und zeigt Best Practice-Beispiele. 44

Nachhaltig Was der Klimawandel für die Immobilienwirtschaft bedeutet.

© F

. Buk

ajlo

/Imag

e &

Co

46

ZIELORIENTIERTsuchen und finden.Ihr Spezialist für Immobilien.

www.ehl.at

IATX (Schluss 30.3.) 228,99 2,15%

cerX 23.–30. März 2016

Immo-Aktien-Fonds1-Monat-Performance (per 30.3.2016)

conwert 3,92%

cA Immo 3,37%

Atrium 1,52%

Immofinanz 1,13%

Buwog 0,87%

S Immo 0,67%

Warimpex 0,00%

▲ cS(Lux)Gl.em.M.Pr.eq.Fd.DB 10,38%

▲ NB US real est. Sec. USD I Dis 9,55%

▲ AXA WF Framl.Gl.re Sec.F cap 9,43%

▲ Fidelity Fd.Asia Pac.Prop.Y Acc 8,64%

▲ MSMM Glob.re.est.Sec.Fund A 8,43%

▼ DWS Immoflex Vermögensm. -0,74%

▼ rP Immobilienanl.&Infrastrukur 0,97%

▼ Fidelity Fd.As.Pac.Pr.A Dis eUr 1,61%

▼ First State As.Prop. Sec.A eUr 1,68%

▼ Private Bank.Man.Prog.-re.est. 2,03%

3,92%conwert

0,00%Warimpex

cerX (Schluss 30.3.) 405,00 1,92%

IATX 23.–30. März 2016

Ihr Traum vom Haus im Grünen kann Wirklichkeit werden.

IMMO-CONTRACT hilft nicht nur Suchen,

sondern auch Finden!

www.IMMO-CONTRACT.com050 450-0

Page 10: finance 0104

medianet.at42 MÄRKTE – TOPAKTUELL Freitag, 1. April 2016

••• Von Paul Christian Jezek

WIEN. 2015 war ein schwieriges Jahr für die Hersteller bauchemi-scher Produkte. Die Baukonjunk-tur lahmte, nicht zuletzt aufgrund der sinkenden Renovierungsbe-reitschaft der privaten Haushal-te. Demnach war mit rückläufigen Märkten zu rechnen – in der Tat schrumpften die Herstellererlöse in den meisten Warengruppen weit-gehend gleichförmig um rund zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Umsatz- und ErlösrückgängeSo sank 2015 etwa der Hersteller-umsatz mit Fliesenkleber, Fugen-mörtel & Spachtelmassen um 2,3% gegenüber dem Vorjahr auf 91,0 Mio. €, wobei sich Wandspachtel-massen mit -4,7% geg. VJ am ne-

gativsten entwickelten. Für Fugen-dichtmassen & PU-Schaum erhob der „Branchenradar“ einen Erlös-rückgang um 2,5% geg. VJ auf nun-mehr 59,7 Mio. €.

Der Umsatz mit Acrylen (-6,3% geg. VJ) und PU-Schaum (-4,1% geg. VJ) schrumpfte dabei überdurch-schnittlich rasch. Und schlussend-lich rutschten auch Bodenbelags-

und Parkettkleber (20,6 Mio. €) mit 2,1% geg. VJ in Minus; hier ging speziell das Geschäft mit Klebern für elastische (-4,3% geg. VJ) und textile (-4,0% geg. VJ) Beläge beson-ders schlecht.

In allen Märkten wurde die Nachfrage zwar vom Neubau ge-stützt, allerdings war die Kontrak-tion des Sanierungsgeschäfts zu

groß, um die Einnahmen zumin-dest stabil zu halten.

Ausnahme BodenbeschichtungenEiner der wenigen Märkte der Bau-chemie, der sich dem Abschwung 2015 widersetzte, war jener für Bo-denbeschichtungen. Mit 24,2 Mio. € wurde exakt genau so viel umge-setzt wie im Jahr davor, obgleich im wichtigsten Gebäudesegment, dem Nicht-Wohnbau (Umsatzanteil 71%), die Bauproduktion besonders rasch sank (-4,4% geg. VJ).

Doch Bodenbeschichtungen lie-gen im Trend und kannibalisieren mehr und mehr klassische Boden-bekleidungsmaterialien und das nicht allein im Nicht-Wohnbau –immer öfter werden auch im Wohn-bau z.B. Fliesen oder elastische Be-läge durch Industrieböden ersetzt.

Zum anderen endet der Boden-aufbau heute immer seltener beim Estrich. Selbst in Lager- oder Kel-lerbereichen wird „veredelt“ – folg-lich wuchs auch der Umsatz mit Versiegelungen (+2,7% geg. VJ) und Dünnbeschichtungen (+3,3% geg. VJ), während mit Dickbelägen (-3,0% geg. VJ) ein Minus eingefah-ren wurde.

Heuer: knappe Flächen2016 ist der Büromarkt wegen der außergewöhnlich niedrigen Neu-bauleistung von nur 60.000 m² noch von einer Verknappung bei verfügbaren, neuen Großflächen geprägt; erst 2017 werden insge-samt wieder ca. 150.000 m2 Büro-flächen fertiggestellt werden.

„Daher eröffnen sich heuer be-sonders gute Vermarktungschan-cen für hochwertige, renovierte Zweitbezüge“, erklärt Alexandra Ehrenberger, Leiterin Market Re-search bei EHL. „Große, zusam-menhängende Flächen in neuen Objekten gibt es derzeit kaum, aber es gibt mehrere, wenige Jahre alte

••• Von Paul Christian Jezek

WIEN. Der Büromarkt präsentierte sich im ersten Quartal 2016 sehr aktiv, und bereits zu Jahresbeginn konnten mehrere namhafte Anmie-tungen mit mehr als 1.000 m2 Büro-fäche abgeschlossen werden.

Auch für das Gesamtjahr sind die Perspektiven positiv: Im so-eben veröffentlichten „Wiener Bü-romarktbericht Frühjahr 2016“ von EHL Immobilien wird eine Steige-rung der Vermietungsleistung auf 230.000 m2 prognostiziert, was einem Anstieg von 15% gegenüber dem Vorjahreswert von 200.000 m2 entsprechen würde.

Höhere DurchschnittsmietenZu den größten Vermietungen in den letzten Monaten zählen u.a. die von EHL vermittelten Vermietun-gen von 8.500 m2 Bürofläche an die Österreichische Akademie der Wis-senschaften in einem Bestands-objekt in der Hollandstraße sowie 1.200 m2 an die Rechtsanwalts-kanzlei Knötzl, Haugeneder, Netal im Palais Herberstein.

„Neben der starken Vermietungs-leistung verdeutlicht auch der An-stieg der Durchschnittsmieten die gute Entwicklung am Wiener Bü-romarkt“, sagt Michael Ehlmaier, Geschäftsführender Gesellschafter von EHL Immobilien. Diese steigen 2016 erstmals seit Jahren wieder an und zwar von 13 auf 14 €/m2.

Mittelfristig werden die Durch-schnittsmieten noch weiter zu-legen, da ab 2017 hochwertige Objekte wie Denk 3, messecarree wien, QBC – Quartier Belvede-re Central, The Icon Vienna oder Square Plus auf den Markt kom-men. Flächen in diesen Objekten werden zwischen 15 und 20 €/m2 angeboten.

Objekte wie das Green Worx in der Lassallestraße, das space2move in der Muthgasse oder das Euro Plaza am Wienerberg, in denen entspre-chende Flächen in bester Qualität vorhanden sind.“

Diese Objekte werden hochwertig nach mieterspezifischen Wünschen renoviert und profitieren von ihrer zentralen Lage in den Büroclustern Wiens, moderner Flächengestal-tung und oftmals auch niedrigen Betriebskosten durch ökologische und energieeffiziente Bauweise.

Impulse für InvestmentmarktAuch am Investmentmarkt sind Büroimmobilien nach wie vor

sehr stark gefragt. Insbesondere im Core-Segment sind aktuell nur ganz wenige Objekte verfügbar, sodass Investoren auch wegen der niedrigen Fertigstellungsleistung zusehends auf Bestandsobjekte und Forwards ausweichen.

Diese Produktenge sowie das historisch niedrige Zinsniveau ha-ben die Spitzenrenditen gegenüber dem Vorjahr um weitere 0,5% auf 4,25% sinken lassen.

Neue Objekte im nächsten JahrDie zahlreichen, ab 2017 auf den Markt kommenden Objekte werden jedenfalls auch dem Investment-markt wichtige Impulse geben.

Ein Blick auf den Wiener Büromarkt Die Durchschnittsmieten steigen erstmals seit Jahren, und es wurden heuer bereits mehrere namhafte Vermietungen realisiert.

Die Chemie stimmt nichtDer Markt für wichtige Produkte der Bauchemie sank 2015 in Österreich durchwegs um rund 2% gegenüber dem Vorjahr.

Palais Herberstein Im großen gründerzeitlichen Zinshaus in der Inneren Stadt (1010 Wien, Ecke Michaelerplatz/Herrengasse) gab es eine der größten Vermie-tungen der letzten Wochen.

EHL-Chef Michael Ehlmaier prophezeit weiteres Wachstum auf 15 bis 20 €/m2.

Alexandra Ehrenberger: „Ein starkes erstes Quartal am Wiener Büromarkt.“

Büromieten Erstmals seit Jahren sind die Durchschnitts-mieten auf dem Wiener Büromarkt wieder gestiegen, und zwar von 13 auf 14 €/m2.

14 €/m2

© E

HL

(3)

© P

anth

erm

edia

.net

/Can

dyB

ox Im

ages Bauchemie in Österreich

Die vier Top-Warengruppen 2015 2014 2013 2012

Fliesenkleber, Fugen- Spachtelmassen 91,0 93,1 93,1 94,4

Fugendichtmassen & PU-Schaum 59,7 61,3 62,9 63,6

Bodenbelags- & Parkettkleber 20,6 21,0 20,8 20,9

Bodenbeschichtung 24,2 24,2 23,2 23,4

Bauchemie total 195,5 199,6 200,0 202,2Herstellerumsätze in Mio. €, Quelle: Branchenradar (Kreutzer Fischer & Partner Consulting)

Insgesamt sanken die Herstellererlöse in den vier Warengruppen um 2,1% ggü. VJ.

Page 11: finance 0104

medianet.at Freitag, 1. April 2016 IMMOBILIENENTWICKLUNG & KLIMAABKOMMEN 43

Gastkommentar ••• Von Ingmar Höbarth

WIEN. Das Klimaabkommen von Paris ist eine Aufforderung an uns alle, den Weg der Energiewende noch konsequenter zu beschreiten.

Der Klima- und Energiefonds hat seit seiner Gründung vor neun Jah-ren eine ganze Reihe von Initiati-ven gesetzt und durch Pilot projekte gezeigt, wie ein nachhaltiges und zukunftsfähiges Energie- und Mo-bilitätssystem aussehen kann.

Auf die Qualität kommt es anParis gibt uns nun den Rücken-wind, um all die vielfach bewähr-ten Programme und Projekte ver-stärkt umzusetzen.

Eine zentrale Rolle bei der Um-gestaltung des Energiesystems und der Erreichung der Klimaziele – der Reduktion der Treibhausgasemissi-onen um 80 bis 95% bis 2050 – wird Gebäuden und deren Sanierung zukommen; sie sind ein großer Ver-ursacher von Treibhausgasemissi-onen und bieten daher ein enormes Einsparungspotenzial.

Dabei kommt es nicht nur auf die Anhebung der Sanierungsrate generell, sondern vor allem auf die Qualität der Sanierung an. Die heu-tigen Sanierungen von Bestandsge-bäuden haben maßgeblichen Ein-fluss auf die Treibhausgasemissio-nen der nächsten Jahrzehnte. Denn Gebäude, die jetzt mustergültig sa-niert werden, sind zukunftsträchti-ge Wegbereiter, die als intelligentes System zumindest die nächsten 40 Jahre wirksam sind.

Das Gebäude als KraftwerkGenau an dieser Stelle setzt der Klima- und Energiefonds mit dem Programm „Mustersanierungen“ an. Das Ziel haben wir uns dabei hoch gesteckt: Der Gebäudesektor kann und muss langfristig gänzlich frei von CO

2-Emissionen werden.

Dabei setzen wir auf eine revo-lutionäre Denkart und Herange-hensweise: Gebäude sind nicht nur Gebäude, sondern Gesamtsysteme, die eine Vielzahl an Möglichkeiten bieten, nachhaltige Innovationen für unsere Zukunft zu schaffen.

Unsere erklärte Vision ist: Das Gebäude als Kraftwerk soll in Österreich Realität werden. Mitt-lerweile konnten wir 66 Muster-sanierungen, reichend von der klei-nen Volksschule über Hotels bis zu großen Bürogebäuden, als Vorzei-geprojekte realisieren.

Optimierte GebäudetechnikJedes einzelne Projekt inspiriert und motiviert dazu, gemeinsam neue Wege zu gehen und die Qua-lität der Gebäudesanierungen grundlegend zu steigern.

Der Einsatz erneuerbarer Ener-giequellen und umweltfreundli-cher Baustoffe, gepaart mit der Steigerung der Energieeffizienz, etwa durch innovativen Wärme-schutz, verringerten Kühlbedarf und optimierte Gebäudetechnik, zeigt die Pionierleistung unserer Mustersanie rungen.

Zehn unserer 66 Vorzeigeprojek-te haben die Klasse der Plusener-giehäuser erreicht: Diese Objekte, die über das Jahr gesehen mehr Energie erzeugen als verbrau-chen, fungieren als eigenständiges Kraftwerk – ein Schritt in Richtung Energieunabhängigkeit, der uns

die vielseitigen Chancen, die im Gebäudebereich liegen, erneut vor Augen führt. Unsere Vorzeigepro-jekte sollen auch in Zukunft inno-vativen Architekten, Ingenieuren und Bauherren motivierende und zukunftsweisende Anstöße liefern. https://www.klimafonds.gv.at

Die zentrale Rolle der SanierungDas Klimaabkommen in Paris war und ist eine Bestätigung für alle, die sich für aktiven Klimaschutz engagieren. Das gilt auch und gerade für den Gebäudesektor.

© K

lima-

und

Ene

rgie

fond

s/H

ans

Rin

ghof

er

Ingmar Höbarth, Geschäftsführer der Klima- und Energiefonds.

Page 12: finance 0104

medianet.at44 SANIERUNG/DÄMMUNG Freitag, 1. April 2016

••• Von Paul Christian Jezek

Am 3. März starte-te für heuer der Sanierungsscheck des Bundes. Damit stehen 43,5 Mio. € für alle bereit, die ihr Heim energe-

tisch modernisieren und damit ei-nen wichtigen Beitrag zum Klima-schutz leisten möchten.

Die Nachhaltigkeitsinitiative Um-welt + Bauen hat den Start der För-derung mit einem lachenden und einem weinenden Auge begrüßt: Die Förderschiene startet zwar früher als im Vorjahr, allerdings wurden die Fördermittel um etwa die Hälf-te gekürzt. Dabei würde Österreich dringend eine Verstärkung der Kli-maschutzmaßnahmen brauchen, um die Klimaziele bis 2020 bzw. 2030 zu erreichen: Derzeit liegt die thermische Sanierungsrate bei et-was unter einem Prozent pro Jahr und damit deutlich unter dem er-klärten Ziel, die Sanierungsrate auf drei Prozent anzuheben.

„Ich begrüße die Fortführung der Förderaktion zur thermischen Sanierung im heurigen Jahr, wenn-gleich die drastische Verringerung der Fördermittel ein falsches Sig-nal ist“, sagt Robert Schmid vom Fachverband Stein- und kerami-sche Industrie. „Zur Erreichung der Klimaziele ist ein deutlicheres Bekenntnis seitens der zuständi-gen Ministerien zu erwarten; im Vorjahr stand fast das doppelte Fördervolumen zur Verfügung und war vorzeitig ausgeschöpft.“

Was die Zahlen sagen100 Mio. € staatliche Förderung pro Jahr lösen erfahrungsgemäß Inves-titionen von mindestens 650 Mio. € aus, rechnet Abg. Josef Muchitsch als Sprecher der Initiative Umwelt + Bauen (und Bundesvorsitzender der Gewerkschaft Bau-Holz) vor. „Damit würden rund 7.000 Arbeits-plätze in der Bauausführung sowie in vor- bzw. nachgelagerten Bran-chen gesichert und dadurch 95 Mio. Euro Arbeitslosengeld gespart. Die-ses wiederum bringt dem Finanz-minister 70 Mio. Euro an Lohnsteu-er und der Sozialversicherung 104 Mio. an Beitragszahlungen. Zudem lukriert der Finanzminister 91 Mio. Euro Umsatzsteuer bei Privatge-bäuden.“

Es sei völlig unverständlich, dass die Sanierungsoffensive des Bun-des derart ausgebremst und die Förderung praktisch halbiert wird, moniert auch Johannes Wahlmül-ler, Klima- und Energiesprecher von Global 2000. „Letzten Dezem-ber haben alle gejubelt, als ein weltweites Klimaschutzabkommen zustandegekommen ist. Wir brau-chen mehr Anstrengungen für Kli-maschutz und nicht weniger.“

Die Bundesregierung solle da-her die Kürzung des Sanierungs-schecks dringend zurücknehmen

Ich appelliere an die Regierung, den Scheck zu-mindest wieder mit den ur-sprünglichen 100 Mio. € zu dotieren.“

„Richtig sanieren“ lautet das erste GebotDie Baubranche kritisiert heftig die Kürzung der Mittel für den Sanierungsscheck von 100 auf 43,5 Mio. € und präsentiert gleichzeitig energieeffiziente Sanierungs-Musterbeispiele.

© B

irgit

Köl

Sch

rotte

r

Hans-Werner Frömmel Bundesinnungsmeister Bau

und mittelfristig eine Anhebung der Fördermittel auf 300 Mio. € vornehmen.

„Die Kürzung ist für uns auch deshalb nicht nachvollziehbar, weil der Sanierungscheck eine

Win-Win-Win-Situation für alle ist“, kritisiert Muchitsch. „Sanie-rungsaktivitäten bringen eine ho-he inländische Wertschöpfung und damit zusätzliche Beschäftigung – und auch die Wohnqualität und der Wert des Gebäudes steigen.“

So wird‘s gemachtAbsolute Musterbeispiele für ener-gieeffizientes Sanieren wurden vor Kurzem im Rahmen der Preisver-leihung zum Ethouse Award vorge-stellt. Diese Auszeichnung würdigt architektonisch anspruchsvolle, energieeffiziente Sanierungen.

Die ARGE Qualitätsgruppe Wär-medämmsysteme (QG WDS) wür-digte damit neben den Planern, Ar-chitekten und Bauträgern auch die verarbeitenden Betriebe. Dadurch wird die Bedeutung der Verarbei-tung hervorgehoben, die Qualität der Planung entsprechend umzu-setzen. „Die ausgezeichneten Pro-jekte beweisen, dass thermische Sanierung gut aussehen kann, mit historischer Bausubstanz verein-bar und mit jedem Budget möglich ist – und dass sie einen wesentli-chen Beitrag zum Klimaschutz leis-

tet“, kommentiert Clemens Hecht, Sprecher der QG WDS.

Ausgezeichneter WohnbauIn der Kategorie „Wohnbau“ wur-den zwei Preise vergeben – nach Wien und nach Tirol. Das Gewerbe- und Geschäftsobjekt in der Amra-serstraße 118 in Innsbruck aus dem Jahr 1960 wurde teilweise entkernt und für studentisches Wohnen mit neuem Inhalt versehen.

Das Sanierungsprojekt von U1ar-chitektur mit dem verarbeitenden Betrieb SP-Bau GmbH ist ein Bei-spiel für innerstädtische Nachver-dichtung sowie für kostengünsti-ges Bauen; von der Jury besonders hervorgehoben wurde dabei die Vorfertigung der für die Gestaltung genutzten Fassadenelemente und deren technische Ausführung.

Das gesamte Gebäude wurde auf technischen und energetischen Neustand gebracht und der Heiz-wärmebedarf konnte von 354 auf 21kWh/m²a verbessert werden − das entspricht einer Reduktion gleich um 94%.

Im Bereich „Wohnbau und Denk-malschutz“ siegte ein Wohnhaus

Page 13: finance 0104

medianet.at Freitag, 1. April 2016 SANIERUNG/DÄMMUNG 45

Innsbruck Kostengünstige Verdichtung mit Neubaustandard: Ein Gewerbe- und Geschäftsobjekt aus dem Jahr 1960 wurde teilweise entkernt und für studen-tisches Wohnen mit neuem Inhalt versehen; das gesamte Gebäu-de wurde dabei auf technischen und energeti-schen Neustand gebracht.

Wien Denkmalschutz und Lage an einer stark frequentier-ten Straße: Mit ca. 90% Ener-gieeinsparung wurde das erste Niedrigstener-giehaus bei einer Sanierung von Wiener Wohnen verwirklicht.

Salzburg Behutsame Sanie-rung historischer Häuser im Welt-kulturerbe: Das äußere Erschei-nungsbild blieb bis auf die auf-tragenden Maß-nahmen für die Wärmedämmung sowie minimale Modernisierungen unverändert.

Sanierungsscheck 2016Josef Muchitsch Umwelt + Bauen

Gefördert werden thermische Sanierungen von Gebäuden wie Ein- und Zweifamilienhäuser, Reihenhäuser und Wohnungen im Zuge der Sanierung des Gesamtobjekts, die älter als 20 Jahre sind. Förderungsfähig sind die Dämmung von Außen-wänden und Geschoßdecken, Dächern, unter bestimmten Voraussetzungen die Erneu-erung bzw. Austausch von Fenstern und Außentüren sowie bei der Mustersanierung auch die Umstellung des Heizsystems auf Holzzentralheizung, Wärme-pumpe, Nah-/Fernwärme und thermische Solaranlagen.Die Förderung beträgt bis zu 30% der förderungsfähigen Kos-ten bzw. je nach Sanierungsart zwischen 3.000 und 8.000 €. Bei Verwendung von Dämmstoffen aus nachwachsenden Rohstof-fen kann (ausgen. Mustersa-nierung) jeweils ein Zuschlag von bis zu 1.000 € in Anspruch genommen werden, jedoch gilt auch hier der max. Förderungs-satz von 30% der förderungs-fähigen Investitionskosten. Die Kosten des Energieausweises werden heuer nur im Rahmen der Nebenkosten gefördert. Maximal kann so eine Förderung von 8.000 € erlangt werden.Die Antragstellung erfolgt ausschließlich über die Bau-sparkassenzentralen. Die Förderungsaktion startete am 3.3. – Einreichungen sind bis 31.12.2016 möglich, allerdings können Anträge nur so lang gestellt werden, wie Budgetmittel vorhanden sind.

Wohnbau 1 6020 Innsbruck, Amraserstr. 118;Architektur:U1architektur, InnsbruckProjektverant-wortlicher: Arch. Norbert Buchauer;Verarbeitung:SP-Bau GmbH

Lobende Erwäh-nung: Erzabtei St. Peter, Salzburg

Wohnbau 2 1230 Wien, Breitenfurterstraße 242;Architektur: Tre-berspurg & Part-ner Architekten ZT GmbH, Wien;Projektverant-wortlicher: Arch. Christian Wolfert;Verarbeitung: G. und M. Maier Bauunternehmung Ges.m.b.H., Wien

Öffentliche Bauten Schul- und Kultur-zentrum Feldkir-chen/Donau;Architektur: Fasch+Fuchs ZT GmbH, Wien;Projektverant-wortliche: Martina Ziesel;Verarbeitung: Leit-ner Gebäudedäm-mung, Haslach an der Mühl

Ethouse Award Preisträger

der Stadt Wien im 23. Wiener Ge-meindebezirk, das 1928 vom Ar-chitekten Leopold Schumm im Schnittpunkt zweier stark frequen-tierter Straßen und vis-à-vis eines kleinen Parks errichtet wurde.

Um die Jahrtausendwende war das Gebäude dringend sanierungs-bedürftig und stand mit Ausnahme der Geschäfte in der Erdgeschoß-zone leer. 2008 entschied sich Wie-ner Wohnen, mit diesem Haus zum ersten Mal ein Gebäude auf Nied-rigstenergiestandard zu sanieren. Die schlechte Bausubstanz sowie die Einhaltung der vom Denkmal-amt vorgeschriebenen Auflagen machten diese Sanierung beson-ders schwierig.

Das Haus wurde von Treber-spurg & Partner Architekten ZT zu einem Gebäude mit hoher Wohn-qualität und hohem ökologischen Standard erneuert, wobei eine ein-fache, zeitlose Gestaltung gewählt wurde. Der verarbeitende Betrieb war G. und M. Maier Bauunter-nehmung Ges.m.b.H. Im Zuge der Sanierung konnte der Heizwärme-bedarf von 204 auf 22 kWh/m²a verbessert werden − das entspricht

einer Reduktion um neun Prozent. Eine lobende Erwähnung in der Ka-tegorie „Wohnbau“ fiel einem unter Denkmalschutz stehenden Projekt zu: sps-architektur zt sanierten drei Häuser der Erzabtei St. Peter in der Salzburger Altstadt, die seit 1996 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. „Das äußere Erscheinungs-bild blieb bis auf die auftragenden Maßnahmen für die Wärmedäm-mung sowie minimale Modernisie-rungen unverändert“, begründete

die Jury. „Das Projekt ist ein sehr gutes Beispiel für die behutsame Sanierung historischer Häuser im Weltkulturerbe.“

Nach der thermischen Sanierung beläuft sich der Heizwärmebedarf nun zwischen 57 und 74 kWh/m²a.

Öffentliche BautenSieger in dieser Kategorie wur-de das Schul- und Kulturzentrum Feldkirchen an der Donau von Fasch-Fuchs ZT gemeinsam mit Leitner Gebäudedämmung.

„Die Sanierung des bestehen-den Schulgebäudes und die Er-weiterung mittels Neubau zeigt, wie durch diese Kombination ein spannendes Gesamtwerk entsteht“, stand für die Beurteilung der Jury die Sanierung des Bestandsgebäu-des im Mittelpunkt.

„Durch den Neu- und Umbau so-wie der Sanierung wurde aus dem bestehenden Schulgebäude aus den 1970er-Jahren ein modernes Schulgebäude mit qualitätvoller architektonischer Gestaltung.“ Der Heizwärmebedarf wurde von 102 auf 43 kWh/m²a und damit um fast 58% reduziert.

© P

arla

men

tsdi

rekt

ion/

Pho

to S

imon

is

© s

ps:a

rchi

tekt

en z

t gm

bH©

Tre

bers

purg

& P

artn

er A

rchi

tekt

en Z

T G

mbH

Page 14: finance 0104

medianet.at46 INTERNATIONAL Freitag, 1. April 2016

MEHR ALS 200 MILLIARDEN

Immobilienboom beim NachbarnBERLIN. Die niedrigen Zin-sen kurbeln das Geschäft mit Grundstücken, Häusern und Wohnungen in Deutschland immer stärker an. „Wir knacken erstmals die 200 Mrd.-Euro-Marke“, sagt Peter Ache, Geschäftsstellenleiter des Arbeitskreises der Gut-achterausschüsse, wo seit 2007 deutschlandweite Zahlen er hoben werden. Angesichts weiter gesunkener Zinsen sei damit zu rechnen, dass die Summe 2016 weiter steigt.

„Seit 2010 geht es linear nach oben, 2015 ist es sogar noch ein bisschen stärker gestie-gen.“ Nicht für jeden rechne sich jetzt noch der Kauf, meint Ache. „Im Hochpreissegment würde ich jetzt nichts kaufen, sondern abwarten.“ Die Gefahr einer Immobilienblase sehen die Ausschüsse noch nicht, einen weiteren Anstieg der Preise beurteilen sie jedoch skeptisch. „Wir beobachten mit Interesse und gespannt, was passiert, wenn die Zinsen ansteigen. Behalten dann die Immobilien ihren Wert?“ (red)

KONJUNKTURINDIKATOR

US-Eigenheime im AufwindWASHINGTON. In den USA zieht der Absatz von Ein-familienhäusern leicht an: Die Zahl der verkauften Neubauten stieg zuletzt im Vergleich zum Vormonat um 2,0%, wie das Handelsminis-terium mitteilte. Die Daten fielen damit höher aus, als von Finanzmarkt experten erwartet.

Einfamilienhäuser machen derzeit etwas mehr als 9% des Wohnungsmarkts in den Verei-nigten Staaten aus. (APA/red)

INVESTITIONEN

Benko kauft in MariahilfWIEN. Die Signa des Tiroler Immobilieninvestors Rene Benko hat zwei Objekte im sechsten Bezirk gekauft. Die Investition in die beiden Häu-ser Mariahilfer Straße 32 und 34 soll sich auf rund 46 Mio. € belaufen. Laut Firmencom-pass gehört der Signa auch das Haus in der Mariahilfer Straße 38–40. (APA/red)

ARCHITEKTURPREIS

feld72 reüssiert in SüdtirolEPPAN. Das Wiener Archi-tekturbüro feld72 wurde für einen Bau mit 23 Genossen-schaftswohnungen in der ita-lienischen Gemeinde mit dem renommierten Architekturpreis Südtirol ausgezeichnet.

Ein Novum bei diesem Bau-projekt stellte die Zusammen-arbeit mit der Südtiroler Be-tonfirma Progress dar: Für den Bau in Eppan entwickelte man eigens erdwarm gefärbte Sicht-beton-Sandwichelemente, die der Anlage einen skulpturalen Charakter verleihen. (pj)

••• Von Paul Christian Jezek

CANNES. In den vergangenen Jah-ren wurde das Wort „Nachhaltig-keit“ an die vorderste Front der Diskussionen zwischen Projektent-wicklern, Architekten, politischen Vertretern, Bürgermeistern und Investoren katapultiert.

Der Fokus auf nachhaltige Stadt-entwicklung hat zu zahlreichen neuen Ausstellern und neuen Pro-jekten im Rahmen der Mipim ge-führt – hier einige Highlights:

Das „coolste“ DatenzentrumDigiPlex Fetsund in Oslo ist ein Null-Kohlendioxidausstoß-Daten-zentrum, das natürlich kalte Luft und erneuerbare saubere Energie nutzt und damit eine der effizien-testen und nachhaltigsten Einrich-tungen weltweit repräsentiert.

Das Projekt hat 16 einzelne inef-fiziente Datenzentren zusammen-geführt, in eine moderne 12-MW-Anlage umgewandelt und damit den gesamten Stromverbrauch um mehr als die Hälfte gesenkt – womit Umweltvorteile für einen Vertragszeitraum von zwei Jahr-zehnten gesichert werden, die eine geschätzte Energieeinsparung von 125 Mio. € über diesen Zeitraum generieren.

Ein 50 m hohes Gebäude aus HolzEPA Bordeaux-Euratlantique (EPA: öffentliche Entwicklungsorganisa-tion) kümmert sich um die Konst-ruktion eines 50 m hohen hölzer-nen Wohngebäudes, das eines der allerersten Türme dieser Art auf der Welt sein wird.

Architekten wurden angewiesen, dass die Struktur aus Holz beste-hen sollte, wobei eine Holzfassade nicht obligatorisch ist.

Dieses Projekt formt einen Teil der ambitionierten Strategie von EPA Bordeaux-Euratlantique, jedes Jahr 25.000 m2 an hölzernen Struk-turen zu konstruieren, um zum Kampf gegen den Klimawandel beizutragen und die lokale Holz-industrie zu unterstützen.

Auf den Dächern bauenDas Schweizer Unternehmen UrbanFarmers AG präsentierte sich auf der Mipim als Entwickler und Betreiber von Rooftop Farms als Ergänzung zur Immobilien(weiter)entwicklung, um langfristige Wert-steigerung, nachhaltigen Betrieb und eine Diversifizierung von neu-en Umsatzfeldern zu erreichen.

Die Zukunft ist elektrischUlf Gustafsson, Director of Public Affairs von AB Volvo, referierte da-rüber, wie elektrischer Transport die Immobilienwirtschaft in der nahen Zukunft formen wird. Wäh-rend die Elektrizität dabei ist, Erd-öl als Kraftstoff sowohl für den öf-fentlichen Nahverkehr als auch für Kraftfahrzeuge zu ersetzen, wird dieser Wandel einen großen Ein-

fluss auf die städtische Entwick-lung und Stadtplanung wie auch auf die künftige Konstruktion von Gebäuden und auf die Wohnimmo-bilienentwicklung haben.

Green Planet ArchitectsIm „Nach-COP21-Kontext“ wird um-weltverantwortliche Architektur es-senziell dafür verantwortlich sein, Ressourcen und Materialien zu optimieren, den Energieverbrauch in Gebäuden um bis zu 70% durch Erneuerbare Energien zu ersetzen, Wartungs- und Managementkosten einzugrenzen und die Lebensquali-tät ihrer Nutzer zu verbessern.

Mit Green Planet Architects hat sich ein internationales Netzwerk aus 800 Architekten aus 80 Län-dern formiert, die sich nachhalti-ger und ökologischer Architektur widmen. Auf der Mipim wurden von Green Planet Architects mehr als 600 (!) nachhaltige Projekte aus allen Weltgegenden präsentiert.

Der „Treibhaus-Effekt“2011 entwickelte Riksbyggen de-veloper das „Positive Footprint Housing“, einen innovativen schwe-dischen Ansatz an Wohn- und Stadtentwicklung in Partnerschaft mit der Stadt Göteborg, Chalmers University of Technology u.a.

Der erste PlusEnergie-Wohn-block „Viva“ in Gulheden, Göte-borg, ist nun baufertig. Er umfasst 133 neue Wohnungen und produ-ziert einen Energieüberschuss: Die Gebäudehülle ist kompakter, die Isolation dicker, und Energie wird direkt vor Ort mit Solarzellen gene-riert. Es gibt verschiedene Formen der Energiespeicherung, geother-male Heizung und Bezirksheizung sowie ein Lüftungssystem mit Wär-merückgewinnung.

Echt nachhaltige TrendsDer Einfluss des Klimawandels auf die Immobilienwirtschaft war ein Kernthema auf der Mipim – ein Überblick über Green Planet Architects, Positive Footprint Housing & Co.

UrbanFarmers „Weil immer mehr Investitionen ins städtische Umfeld fließen, wird ein stärkerer Fokus auf nachhalti­ge Werte und Technologien gelegt und damit werden lang­fristige Erträge gesichert“, sagte Fabian Weinlän­der, Director of Development der UrbanFarmers AG.

Chicago Der Pullman Factory District – gegründet in den 1880ern als Fertigungs­zentrum und Firmenstadt – be­herbergt nun „The Method South Side Soapbox Factory“. Diese erste LEED­Platin­zertifizierte Ferti­gungsanlage im Konsumgüterin­dustrie­Sektor be­eindruckt u.a. mit der weltgrößten „Rooftop Farm“ und außerordentli­cher Energie­ und Wassereffizienz.

1880

© V

. Des

jadi

ns/Im

age

& C

o

© S

. d’ H

allo

y/Im

age

& C

o

Page 15: finance 0104

medianet.at Freitag, 1. April 2016 MÄRKTE 47

sechs Prozent die Bank Austria Immobilien (vier Prozent) über-holt. Jeweils zwei Prozentpunkte erreichten spontan Oberbank Im-mobilien, AREV und Kubicek und einen Prozentpunkt die ÖRAG so-wie Engel&Völkers.

„Natürlich freuen sich die 700 Mitglieder des Re/Max-Netzwerks in Österreich über diese Bekannt-

••• Von Paul Christian Jezek

LINZ/AMSTETTEN. Insgesamt 52 Marken- und Unternehmens namen fallen den Österreichern auf die Frage nach Immobilienmaklern und Realitätenbüros ein.

Nur elf davon werden von min-destens einem Prozent der Bevöl-kerung spontan und ungestützt genannt, nur fünf der Marken- und Unternehmensnamen von mehr als zwei Prozent – so das Ergebnis ei-ner aktuellen, repräsentativen, ös-terreichweiten Studie des Linzer Markt- und Meinungsforschungs-instituts market. „Die einzige Aus-nahme stellt die Marke Re/Max mit 39 Prozent spontaner Bekanntheit dar, die somit beinahe gleich vie-le Nennungen wie Sparkasse und Raiffeisen zusammen auf sich ver-einigen kann“, sagt Marktforscher Werner Beutelmeyer. „Vier von zehn Österreichern nennen Re/Max auf die Frage nach einem Immobilien-vermittler, drei von zehn Österrei-cher nennen Re/Max sogar als ers-tes, noch vor allen anderen.“

Raiffeisen oder Sparkasse wer-den dagegen von jedem Zehnten als erstes genannt. Beutelmeyer ist erstaunt darüber, dass eine Bran-che, die Jahr für Jahr Milliarden bewegt, so wenig in den Köpfen der Menschen verankert sei. „Dazu kommt, dass unter den Top-6 Im-mobilienvermittlern fünf Banken-töchter sind und die Bekanntheit der Bankentöchter oft vor allem die Bekanntheit der Bank ist.“

Raiffeisen vor SparkasseMit 23% spontaner Nennung hat die Raiffeisen-Gruppe (Raiffeisen-Immobilien, Realtreuhand, RIV), die Sparkassen-Gruppe (s-real, Real service, Sparkasse Immobilien) um drei Prozentpunkte abgehängt.

Die Volksbank-Immobilien in-klusive ImmoContract haben mit

heits-Werte“, kommentiert Re/Max Austria-Chef Bernhard Reikersdor-fer. „Offensichtlich wirken unser Markenaufbau und die kontinuier-liche, professionelle Arbeit unserer Büros im ganzen Land ziemlich nachhaltig – ein klares Zeichen an Verkäufer, wie und vor allem wo Interessenten Immobilien suchen und wer demzufolge als Immobi-lienmakler die größten Vermark-tungs-Chancen bietet.“

Starkes GiebelkreuzBei der gestützten Bekanntheit – also bei der Frage nach der Wieder-erkennung von vorgelegten Logos und Markenzeichen – sind Raiff-eisen und Re/Max der Sparkassen-Gruppe davongezogen.

Die Sparkassen-Gruppe hat da-bei in drei Jahren bei der gestütz-ten Bekanntheit um drei Prozent-punkte verloren, die Raiffeisen-Gruppe dagegen von 64 auf 72 um acht Prozent zugelegt. Re/Max konnte dagegen im selben Zeitraum um zehn Prozent zulegen und den minimalen Rückstand auf Raiffei-sen in einen minimalen Vorsprung (73%) umwandeln.

„Der neue kooperative Schwung in der Raiffeisen-Gruppe ist zu begrüßen“, lobt Reikersdorfer den Mitbewerb. „Jede Form der Koope-ration unter Maklern ist positiv für die Kunden und damit positiv für den Markt.“ (Über die Vereinigung aller Raiffeisen Immobilienmak-lergesellschaften unter der Marke „Raiffeisen Immobilien“ berichtete medianet drei Tage nach dem ent-sprechenden Stichtag am 26.2.)

In der Reihe der wieder erkann-ten Immobilienmakler und Realitä-tenbüros folgen nach den „Großen Drei“ die Bank Austria Immobilien mit 40% gestützter Bekanntheit, die Volksbank-ImmoContract mit 23, die Oberbank-Immobilien mit 20 und die BIG mit 10%.

Unbekannte Makler Unter den Top 6 der österreichischen Immobilienvermittler finden sich gleich fünf Bankentöchter und dazu das Re/Max-Netzwerk.

© R

e/M

ax

© M

CI

© A

sfin

ag

© m

arke

t

80 MIO. EURO INVESTITION

MCI-Campus wird Realität

INNSBRUCK. Die Realisierung des neuen Campus des Management Centers Innsbruck (MCI) nimmt Gestalt an: Nach umfangreichen Vorarbeiten wur-de der Architekturwettbewerb im Amtsblatt der EU veröffentlicht. Dadurch wurden Architektur-büros aus der gesamten Europäischen Union zur Einreichung von Projekten eingeladen. Bereits im Herbst 2016 soll das Siegerprojekt der Öffentlich-keit präsentiert werden.

Das partnerschaftlich vom Land Tirol, der Lan-deshauptstadt Innsbruck und dem MCI betriebe-ne Projekt führt die verschiedenen Standorte der Unternehmerischen Hochschule in einem neuen Campus zusammen und schafft Platz für weiteres Wachstum. Das Land Tirol fungiert als Bauherr und investiert 80 Mio. €, die Landeshauptstadt bringt den Bauplatz im Herzen von Innsbruck ein und errichtet Sportplatz, Bus- und Pkw-Garage.

„Damit wurde ein Riesenschritt auf dem Weg zur Realisierung des strategisch so wichtigen MCI Campusprojekts in unmittelbarer Nähe zum Hofgarten gesetzt“, kommentiert MCI-Rektor Andreas Altmann. Damit würden „neue Potenziale für lösungsorientierte Forschung, qualitätsvolle Lehre, kontinuierliche Innovation, internationale Begegnung und interaktive Zusammenarbeit mit der Wirtschaft geschaffen“. (red)

AUTOBAHN-SANIERUNG

10 Mio. für „frische“ A2

SINABELKIRCHEN. Anfang der Woche haben auf der A2 Südautobahn zwischen Ilz und Sinabel-kirchen Sanierungsarbeiten begonnen. Im ersten Schritt wird die Verkehrsführung auf der Rich-tungsfahrbahn Wien für die kommenden Monate eingerichtet, wobei für beide Fahrtrichtungen immer zwei Spuren vorhanden sein werden. Die Richtungsfahrbahn Wien ist also breit genug, um vier – allerdings natürlich verengte Spuren – zu ermöglichen.

Erneuert werden dann bis Mitte November auf der Richtungsfahrbahn Graz die Fahrbahn sowie neun Brücken. Ausgetauscht werden ebenfalls Leitschienen, Betonleitwände und die gesamte Beschilderung. Nach Abschluss der Arbeiten stehen neue und damit leisere Fahrbahnbeläge sowie neue Fahrbahnübergangskonstruktionen zwischen Freiland und Brücke zur Verfügung.

„Aus Rücksicht auf die Anrainer werden die lärm intensiveren Arbeiten am Wochenende so gering wie möglich gehalten“, sagt Asfinag-Pro-jektleiter Manfred Pech. Dass die Sanierung dieses Teiles der A2 unbedingt erforderlich ist, zeigt ein Blick auf die Entstehung: Der Abschnitt wurde 1983 eröffnet, ist also mittlerweile stolze 33 Jah-re alt. Die Asfinag investiert in diese Sanierung knapp zehn Mio. €. (pj)

Es ist immer wieder ver-wunderlich, dass eine Branche, die jedes Jahr Milliarden bewegt, der-maßen unbekannt und so wenig in den Köpfen der Menschen verankert ist.

Immobilien dealen – aber wo? Die Bekanntheit der österreichischen Maklerbüros ist mit Ausnahme der „Großen Drei“ ziemlich schwach.

Gestützt Wenn Logos vorgelegt werden, führt Re/Max bei der Bekanntheit der Immobilien-makler-Marken mit 73% hauchdünn vor Raiffeisen (72%), Sparkasse (58%) und Bank Austria (40%).

73%

Werner Beutelmeyer market, Linz

Page 16: finance 0104

Das Hotel Beau Rivage PinetaJesolo. In der ruhigsten und grünsten Gegend von Lido di Jesolo, im Herzen der veträumten Pineta, in einer Pinienoase mit 13.000 m² Grundfläche direkt am Meer, liegt das Hotel Beau Rivage Pineta. Die Gäste des Hauses fühlen sich in diesem familiengeführten Hotel so wohl, dass sie sich gleich zuhause fühlen.Die meisten sind seit vielen Jahren Stammgäste. Mit einer Bewertung von 5,4 von 6 Punkten und einer Weiterempfehlungsrate von 92% liegt das Beau Rivage im Spitzenfeld in der Gäste zufriedenheit bei Holidaycheck. Auch Tripadvisor hat dem Haus das Zertifkat für Exzellenz verliehen.

buchungen

Hotel Beau Rivage Pineta ****Piazza Europa 6 – 30016 – Jesolo – Italiawww.beaurivagepineta.com [email protected] www.facebook.com/hotelbeaurivagejesoloTel. 0039 0421 961074