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Fischwanderhilfen in Niederösterreich Ein Gemeinschaftsprojekt von:

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Fischwanderhilfen in Niederösterreich

Ein Gemeinschaftsprojekt von:

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� 3�

Niederösterreichs Flüsse und Bäche sind einzigar-tige Lebensräume für eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten. Durch den systematischen Ausbau

der Abwasserentsorgung hat sich der Zustand der Gewässer in den letzten Jahrzehnten entscheidend verbessert. In Fluss-abschnitten, die in den 70er-Jahren noch überaus stark ver-schmutzt waren, fließt heute wieder klares, sauberes Wasser.

Reines Wasser alleine ist aber zu wenig, um in einem Gewässer einen guten ökologischen Zustand zu erreichen. Ebenso wichtig sind möglichst natürliche Strukturen. Erst ein Wechsel von langsam und schnell fließenden, tiefen und seichten Abschnitten, ein intakter Uferbewuchs und unge-störte Fischwanderungen vom Mündungsbereich bis in die Laichgründe lassen Flüsse und Bäche wieder zu funktionie-renden Ökosystemen werden.

Durch Regulierungen und Begradigungen, Wehranlagen und Kraftwerke sind unsere Flüsse heute vielfach in einem natur-fernen Zustand. Der Schwerpunkt des Gewässerschutzes wird sich daher in den nächsten Jahren von der Reinhaltung auf Verbesserungen der Gewässerstruktur verlagern. Ein wesent-licher Aspekt ist die Wanderungsmöglichkeit für Fische, damit sich in unseren Gewässern ein stabiler Fischbestand halten bzw. entwickeln kann. Um dieses Ziel zu erreichen, werden zahlreiche Wehranlagen und Kraftwerke, die derzeit für Fische unüberwindliche Hindernisse sind, mit Fischwanderhilfen aus-gestattet werden müssen.

Einige in Niederösterreich bereits erfolgreich umgesetzte Projekte wie zum Beispiel das EU-Life-Projekt „Lebensraum Huchen“ an Pielach, Melk und Mank oder Pilotanlagen an der Thaya zeigen, dass gut geplante und richtig betriebene Fischwanderhilfen hervorragend funktionieren und messbare ökologische Verbesserungen bringen.

Damit solche Investitionen auch den gewünschten Erfolg bringen, wollen wir in der vorliegenden Broschüre die Erfah-rungen mit Fischwanderhilfen in Niederösterreich darstellen.

LandesratDipl.Ing. Josef Plank

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Impressum: Herausgeber: Amt der NÖ Landesregierung, Gruppe Wasser, 3109 St. Pölten, Landhausplatz 1, Haus 2, www.wasseristleben.atFür den Inhalt verantwortlich: DI Dr. Thomas Kaufmann (Text), DI Bernd Winkler (Fachliche Koordination)Bildnachweis: DI Andreas Zitek (BOKU Wien), DI Dr. Thomas Kaufmann und DI Thomas Bauer (freiwasser), Ökologische Station WaldviertelLayout: www.waltergrafik.at, Druck: radinger.print

© Amt der NÖ Landesregierung, St. Pölten, April 2007

Inhalt Vorwort 3

1. Warum Fischwanderhilfen? 6

2. Fische in Niederösterreichs Flüssen und Bächen 8

3. Die Entwicklung von Fischwanderhilfen 10

4. Anforderungen an Fischwanderhilfen 11

5. Typen von Fischwanderhilfen 13

6. Rahmenbedingungen zum Bau von Fischwanderhilfen 16

7. Beispiele von Fischwanderhilfen in Niederösterreich 18

8. Bau einer Fischwanderhilfe 22

9. Funktionsüberprüfung und Überwachung 23

10. Kontakt, Adressen und Internet-Links 26

11. Literatur und Glossar 27

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1. Warum Fischwanderhilfen?

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„In vielen Gewässern existieren durch Menschen

errichtete Bauwerke, die Fischwanderungen behindern oder sogar gänzlich verhindern.“

Die Stöbermühle bei Loosdorf war eine vier Meter hohe, für Fische unpassierbare, Wehranlage. Sie ist heute mit einer Fischwanderhilfe ausgestattet.

Alle Fische „wandern“!

Mit „Wandern“ wird der aktive Ortswechsel von Fischen bezeichnet. Fische wandern aus unterschiedlichen Gründen, in erster Linie um die für ihre Lebenssituation geeigneten Bereiche der Gewässer (Habitate) aufzusuchen. Dass Lachse vom Meer zu ihren Laichplätzen in Flüsse zie-hen, ist weithin bekannt. Auch heimische Flussfische wandern regelmäßig, meist innerhalb einzelner Abschnitte unserer Gewässersysteme.

Fische wandern zum

• Aufsuchen von Nahrungsplätzen • Zug in das Winterlager oder in Ruhezonen • Erreichen der Laichplätze• Rückzug in geschützte Bereiche• Wiederbesiedeln der Flussabschnitte nach Abdriftung durch Hochwässer• Erschließen neuer Lebensräume

Wanderungen finden flussauf und flussab, über geringe oder große Distanzen, in Richtung des Flusslaufes oder zwischen Fluss und Augewässern statt. In vielen Gewässern existieren durch Menschen errichte-te Bauwerke, die Fischwanderungen behindern oder sogar gänzlich verhindern. Diese „Querbauwerke“ wurden aus unter-schiedlichen Gründen gebaut, als Wehranlage zur Nutzung der Wasserkraft oder als Schwelle zur Stabilisierung des Flusslaufes. Ein Wanderhindernis besteht, wenn einzelne Fischarten oder Gruppen einer Art (z.B. Jungfische) das Bauwerk nicht überwin-den können. Als Folge erreichen sie wesentliche Lebensräume nicht, was zum Verschwinden einzelner Fischarten oder ganzer Artengruppen führen kann. Wenn eine Fischwanderung aus ökologischen Gründen not-wendig ist und Hindernisse nicht entfernt werden können, sind Fischwanderhilfen zu errichten.

In Niederösterreich existieren noch viele fischunpassierbare Bauwerke, es gibt jedoch bereits über 100 Fischwanderhilfen.

Die EU-Wasserrahmenrichtlinie definiert als Zielzustand eines Gewässers den guten ökologischen Zustand. Eine intakte Fischpopulation ist eine wesentliche Voraussetzung um dieses Ziel zu erreichen. Die Gewässer müssen daher entsprechende Lebensbedingungen bieten. Dazu zählt für Fische auch die Möglichkeit ihren natürlichen Bedürfnissen entsprechend im Fluss wandern zu können.

Durch wasserbauliche Eingriffe vergangener Jahrzehnte kam es zu einer Verschlechterung der Lebensräume. Dies führte zur Gefährdung der Fische bis hin zur deutlichen Reduktion des Artenspektrums und der Individuenzahl. So gelten in Niederösterreich 4 Fischarten als ausgestorben und weitere 4 als „vom Aussterben bedroht“. Die Rote Liste stuft weitere 21 Arten in die Kategorien „stark gefährdet“ bis „gefährdet“ ein. Darunter finden sich Arten wie Nase und Barbe, die ehemals in Massen vorkamen und namensgebend für Flussregionen sind (Barbenregion).

In Niederösterreich gelten 4 Fischarten

als ausgestorben und weitere 4 als „vom

Aussterben bedroht“.

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Eine Nase mit typischem Aussehen wäh-rend der Laichwanderung

2. Fische in Niederösterreichs Flüssen und Bächen

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„Fast alle natürlich vor-kommenden Fischarten Österreichs sind auch

in Niederösterreich anzutreffen.“

Barbenzug am Laichplatz

Ein Hausen aus der unteren Donau

„In einem bäuer-lichen Kalender ist der Nasenfang wie die jahreszeitlichen Anbau- und Ernte-arbeiten erwähnt.“

Niederösterreich ist ein Bundesland mit äußerst vielfältigen Landschaften. Es gibt ca. 25.000 km Flüsse und Bäche aller Größen und Typen, vom kleinen Gebirgsbach bis zum Strom.Dementsprechend sind fast alle natürlich vorkommenden Fischarten Österreichs auch in Niederösterreich anzutreffen. Neben diesen existieren auch einige durch den Menschen ein-gebrachte Fischarten. Die ursprünglich insgesamt 60 heimischen Neunaugen- und Fischarten Niederösterreichs von Aal und Aitel bis Zingel und Zander gehören 15 Familien an und sind an ihre Lebensräume sehr gut angepasst. Heute kommen in Niederösterreich noch 53 Arten vor. Die heimischen Fische zählen zu den Mittel- bis Kurzstreckenwanderern und legen Strecken von ein paar bis einigen hundert Kilometern zurück.

Das Fischvorkommen wird heute vor allem durch Elektrobe-fischung festgestellt. Dabei werden Art, Anzahl und Größe der gefangenen Fische bestimmt und diese danach wieder freigelas-sen. Dem historischen Vorkommen wird anhand alter Chroniken und Aufzeichnungen nachgegangen.

Aus diesen historische Quellen stammt auch die Geschichte des Hausens. Einst wanderte er aus dem Schwarzen Meer stromauf bis Deutschland und legte auch im österreichischen Donauabschnitt Eier ab. Dabei überwand er enorme Wanderdistanzen von über 2.500 km und das bei der unvorstellbaren Größe des Fisches von maximal 8 m und bis zu 1.400 kg Gewicht. In Wien wurden die Störe, zu denen der Hausen gehört, noch im 19. Jhdt. am Fischmarkt verkauft. Heute gilt der Hausen, der bis zu 100 Jahre alt werden konnte, in Österreich als ausgestor-ben. Der letzte in der österreichischen Donau belegte Glattdick (ebenfalls aus der Familie der Störe) stammt aus 1936.

In Aufzeichnungen des Benediktinerstifts Melk aus dem 19. Jhdt. wird von alljährlichen Wanderungen der Nasen im Frühjahr berichtet. In einem bäuerlichen Kalender ist der Nasenfang wie die jahreszeitlichen Anbau- und Erntearbeiten erwähnt. Nachdem die Berufsfischerei in den Flüssen weitgehend aufgegeben wurde und das wirtschaftliche Interesse zurück-ging, sind Berichte über Fischwanderungen selten geworden.Gleichzeitig ging auch das spektakuläre Laichgeschehen zurück, da die Verbauung der Flüsse zunahm und die Abtrennung von Lebensräumen zum allgemeinen Rückgang der Fischzahlen führte.

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Es gibt schon seit mehr als 100 Jahren „fischöko-logische“ und bautechnische Beschreibungen von Fischwanderhilfen. Im Jahre 1891 gab das damalige

K.u.K Ackerbauministerium eine „Anleitung betreffend die Herstellung von Fischwegen“ heraus. In dieser Publikation werden nicht nur die ökologischen Zusammenhänge beschrie-ben, es wird auch dezidiert der negative Einfluss von Hinder-nissen auf den Fischreichtum der Gewässer genannt. In der Anleitung sind mehrere Bauweisen und besonders auch die Notwendigkeit zur Anpassung der Anlagen an Fischarten bzw. Gewässertypen herauszulesen. Fischwanderhilfen wurden im 20. Jhdt. vor allem im englischsprachigen Raum errichtet, wobei das Hauptinteresse den wirtschaftlich bedeutsamen Gewässern mit Lachsvorkommen galt. In Österreich erlangte das Thema nach dem forcierten Aus-bau der Wasserkraft größere Bedeutung und wissenschaftliche Aufmerksamkeit. Steigende kritische Haltung zum Ausbau der Wasserkraft und ihre ökologischen Einflüsse führten vermehrt zu fischökologischen Forschungsarbeiten. Einzelne Anlagen mit baulichen Defiziten führten in den Achtziger Jahren zu Zweifeln an der Funktion und verzöger-ten den Bau weiterer Fischwanderhilfen. Die Funktion von Fischwanderhilfen wurde jedoch durch wissenschaftliche Untersuchungen nachgewiesen und es kann heute davon ausgegangen werden, dass fachgerecht errichtete Anlagen auch den gewünschten Effekt der Fischpassage erreichen. Trotz allem können Fischwanderhilfen den Verlust der un-eingeschränkten Wandermöglichkeiten einer natürlichen Flussstrecke nie vollständig ausgleichen.

3. Die Entwicklung von Fischwanderhilfen

3

„Trotz allem können Fischwanderhilfen

den Verlust der uneingeschränkten

Wandermöglichkeiten einer natürlichen

Flussstrecke nie voll-ständig ausgleichen.“

4FunktionalitätOberstes Ziel einer Fischwanderhilfe ist selbstverständlich die Funktionsfähigkeit. Diese ist dann im vollen Umfang vorhanden, wenn alle Fischarten in jedem Lebensstadium das Bauwerk pas-sieren können.

DimensionierungDie Dimensionierung hängt von den Körperlängen der potentiell vorkommenden Fischarten ab. Danach richten sich Wassertiefen und Breiten bei konstruktiven Details (z.B. beim Vertical slot). Die Strömung soll turbulenzarm und heterogen sein. Die Möglichkeit von Ruhebereichen muss gegeben sein, da Fische eine Wander-hilfe nur im seltensten Fall in einem Zug durchschwimmen.

Lage, Einströmbereich, Ausströmbereich, LeitströmungIn kleineren Flüssen oder Bächen findet die Fischwanderung im gesamten Flussbett, bevorzugt im Bereich der Tiefenrinne statt. Die Wanderhilfe soll optimalerweise an jener Uferseite positio-niert werden, an der die Fische hauptsächlich wandern. Der Einströmbereich darf keine Stufe, zu starke Turbulenzen oder zu hohe Fließgeschwindigkeiten aufweisen. Befindet sich der Einströmbereich in Nähe des Triebwassereinzugs von Kraftwerken, dürfen keine zu hohen Strömungsgeschwindigkeiten herrschen, damit Fische nicht angezogen werden. Stark schwankende Stau-wasserspiegel müssen bei der Konstruktion unbedingt berücksich-tigt werden. Der Ausströmbereich der Fischwanderhilfe (=Mündung) muss jedenfalls auch bei niedrigem Wasserstand zu erreichen sein und auf dem Sohlniveau des Gewässers anschließen. Dadurch ist die Passierbarkeit bei allen Wasserständen möglich. Die Leitwirkung des ausströmenden Wassers der Fischwander-hilfe ist am effektivsten, wenn sie durch gerichtete Lenkung bis weit in das Gewässer hinausragt.

SohlgestaltungDie Sohle wird durch Auflagen von gewässertypischem Substrat (Kies) rau gestaltet und besitzt zahlreiche Lücken zwischen den Kieselsteinen.

4. Anforderungen an Fischwanderhilfen

„Die Möglichkeit von Ruhebereichen muss

gegeben sein, da Fische eine Wanderhilfe nur im seltensten Fall in einem Zug durchschwimmen.“

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HochwasserstandfestigkeitBei vielen Querbauwerken, liegt die Fischwanderhilfe im Überflutungsbereich und ist den Kräften der Hochwässer ausgesetzt. Daher muss die Konstruktion entsprechend massiv ausgeführt werden.

Geringer WartungsaufwandDurch regelmäßige Wartungsarbeiten muss die Funktion der Fischwanderhilfe ganzjährig gewährleistet werden. Dazu gehört die Entfernung von Treibgut oder die Ent-fernung von Anlandungen. Eisstoß kann auch zu Beschädi-gungen führen. Um einen möglichst geringen Aufwand im laufenden Betrieb zu erzielen soll daher schon bei der Konzeption durch Optimierung von Bauwerksdetails berück-sichtigt werden. Es empfiehlt sich beispielsweise die Anbrin-gung eines Schwimmbalkens oder Tauchschützes im Ein-strömbereich um Totholz und Blätter fernzuhalten.

AnpassungsmöglichkeitFischwanderhilfen müssen von Fachleuten feinjustiert wer-den, da nicht alle Details der Wasserströmung eindeutig vorausberechnet werden können. Daher muss die Konstruk-tion Möglichkeiten zur Einstellung der Dotation aufweisen. Dotationseinstellungen sind auch bei „gestaffelter“ Dotation notwendig, also wenn zu bestimmten Zeiten die Wassermenge reduziert wird. Einrichtungen zur Dotations-steuerung müssen vor Fremdeinwirkung geschützt werden.

55. Typen von

Fischwanderhilfen

Umgehungsbach bei der Spielberger Wehr am Pielachfluss

„Durch regelmäßige Wartungsarbeiten muss die Funktion der Fischwanderhilfe ganzjährig gewähr-leistet werden.“

„Umgehungsbäche stellen aufgrund

ihrer Strukturierung oftmals selbst einen

Lebensraum dar.“

Im Laufe der Zeit sind weltweit eine Reihe unterschiedlichster Konstruktionen von Fischwanderhilfen gebaut worden. Grob können sie in „naturnahe“ und „technische“ Fischaufstiegs-

anlagen eingeteilt werden. Es wurden auch Kombinationen ver-wirklicht. Fischwanderhilfen bestehen funktionell aus drei Abschnitten: Dotationsbauwerk, Mittelteil und Mündungsbereich. Der Mittelteil ist für den Typ meist namensgebend. Eine Typisierung ist internati-onal nicht immer einheitlich, in Niederösterreich haben sich bisher folgende Typen bewährt:

Naturnahe UmgehungsbächeUmgehungsbäche besitzen ein geringes Gefälle und keine Abtrep-pungen. Sie orientieren sich an natürlichen Bachläufen und stellen aufgrund ihrer Strukturierung oftmals selbst einen Lebensraum dar. Sie besitzen eine natürliche Sohle, Uferstrukturen sowie Uferbe-wuchs. Zur Anlage ist meist ein größerer Platzbedarf und die dementsprechende Grundverfügbarkeit notwendig.

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Sohlrampen, RaugerinneSind steilere, kürzere Konstruktionen und zumeist aus Blocksteinen aufgebaut. Haben geringeren Platzbedarf als Umgehungsbäche. Die Ausgestaltung kann sehr unter-schiedlich sein, jedenfalls ist das Bett sehr rau (mit großem Wasserwiderstand) und mit Kies belegt. Die Steine bremsen das Wasser und bieten vielfältige Strömungsmuster. Dieser Typ wird häufig zum Umbau von aufgelassenen Wehranlagen bzw. dem Umbau steiler Rampen und senkrechter Schwellen verwendet, bei denen keine Einschränkung der Dotation durch Wassernutzung vorhanden ist.

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Die ca. 4 m hohe Rampe bei der Melkmündung in die Donau. Ein Raugerinne ermöglicht nun den Donaufischen die Wanderung in den Melkfluss.

Vertical slot Fischpass, SchlitzpassDieser technische Typ besteht aus einer betonierten Rinne, die durch Querwände in Becken unterteilt ist. Bei jeder Querwand kann das Wasser durch einen, bis zum Boden reichenden, Schlitz (englisch „slot“) in das nächste Becken fließen. Der Boden der Rinne ist mit Steinen und natür-lichem Kies ausgelegt. Neueste Untersuchungen belegen die gute Funktiona-lität. Der Vorteil zu anderen technischen Lösungen besteht in der Möglichkeit zur Durchwanderung im sohlnahen Bereich. Zur Anwendung kommt dieser Typ zumeist bei extremen Platzproblemen, da auf kurzem Weg mehr Höhe überwunden werden kann als mit anderen Lösungen.

Detail eines naturnahen Umgehungsbaches am Pielachfluss

Detail eines Vertical slot Fischpasses in Rosenburg

am Kamp

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6.1 Fischökologische Rahmenbedingungen

Flüsse ändern von der Quelle bis zur Mündung ihren Charakter und damit die Rahmenbedingungen für die Lebensgemeinschaften im Wasser. In den Bächen der

Gebirgsregionen leben wenige Fischarten wie Forelle und Koppe, in den Gewässern im Tiefland mit ihren Augewässern gibt es eine Vielzahl von Fischarten: Raubfische wie Hecht und Zander, Friedfische aus der großen Familie der karpfenartigen Fische. Aufgrund der natürlichen Rahmenbedingungen werden „Fischregionen“ mit typischen Fischarten abgegrenzt.

Niederösterreichs Flüsse können in folgende „Fischregionen“ eingeteilt werden:• Obere Forellenregion• Untere Forellenregion• Äschenregion• Barbenregion• Brachsenregion

In Übergangsbereichen kommen Fischarten überschneidend vor.

Funktionelle und bauliche Anforderungen:Fischwanderhilfen müssen an den jeweiligen Flussabschnitt und dessen Fischartengemeinschaft angepasst sein. Als erster Schritt hat daher eine fischökologische Einstufung des Gewässerab-schnittes zu erfolgen. Eine Fischwanderhilfe muss zwei grund-sätzliche Anforderungen erfüllen:

• Qualitative Eignung: Alle Arten (derzeit vorkommende, aber auch von Natur aus typische, sogenannte potentielle) in all ihren Altersstadien (Jungfisch bis zum erwachsenen Fisch) müssen das Bauwerk passieren können.

• Quantitative Eignung: Es müssen genügend Tiere über die Fischwanderhilfe aufsteigen können, um die natürliche Population zu erhalten.

Zusammenfassend sind aus fischökologischer Sicht vor allem die Lage der Fischwanderhilfe im jeweiligen Flussabschnitt und die damit verbundene Artengemeinschaft ausschlaggebende Rahmenbedingungen.

6. Rahmenbedingungen zum Bau von

Fischwanderhilfen

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Aufgrund der natürlichen Rahmen-bedingungen werden „Fischregionen“ mit typischen Fischarten

abgegrenzt.

Fischwanderhilfen müssen für alle Arten in allen Alterstadien funktionieren. Das Schwimmverhalten einzelner Arten kann sehr unterschiedlich sein. Forellen können zwar ähnlich den Lachsen auf kurzen Distanzen springen, die etwa 10 cm langen Koppen (typische Begleitfische in der Forellenregion) schwimmen am Boden des Gewässers entlang und können nicht springen. Dass Fische überhaupt springen, zählt zur Ausnahme, Fischwander-hilfen dürfen deswegen keine Abstürze aufweisen. Generell neh-men die Anforderungen an Fischwanderhilfen mit zunehmender Fischartenzahl Richtung flussab zu.

6.2 Rechtliche RahmenbedingungenÖkologische Anforderungen an die Gewässer wurden im öster-reichischen Wasserrechtsgesetz 1959 (WRG 1959) erstmal 1990 verstärkt verankert. Die Einhaltung der „ökologischen Funktions-fähigkeit“ wurde als öffentliches Interesse definiert.

Die mit der EU-Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL, RL 2000/60/EG) erfolgte Neuregelung der Europäischen Wasserpolitik hat als Schwerpunkt die gesamtheitliche Betrachtung des Gewässers als Lebensraum. Als Ziel wurde ein guter Zustand festgelegt. Dies verlangt einerseits reines Wasser (guter chemischer Zustand) und eine ausreichende Wasserführung sowie naturnahe Gewäs-serstrukturen (guter ökologischer Zustand). Der Zustand wird anhand typischer Lebensgemeinschaften im Gewässer beurteilt. Für Gebirgsbäche gelten andere Anforderungen als für langsam fließende Flüsse im Flachland. Zur Zielerreichung sind Fischwan-derhilfen vielfach erforderlich.

Fischwanderhilfen sind grundsätzlich bei Neubau und Moder-nisierungen einer Wasserkraftanlage zu realisieren. Wo es zur Erreichung der Zielzustände erforderlich ist, müssen Fischwan-derhilfen auch nachträglich eingebaut werden.

Koppe

„Fischwanderhilfen müssen für alle Arten in allen Altersstadien

funktionieren.“

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Wissenschaftliche Untersuchungen während des LIFE Huchen- Projektes weisen Wanderungen von 38 verschiedenen Fischarten nach. Darunter sind 6 besonders geschützte Arten wie Huchen, Schied, Schrätzer und Steinbeißer. Die Wiederherstellung der Passierbarkeit hat in allen Flüssen zu einer Verbesserung der Fischartenvielfalt geführt. Die Biomasse stieg in Abschnitten der Mank durch den Zuzug von Fischen von ehemals geringen 39 kg/ha auf 900 kg/ha an. Der Index für die fischökologische Funktionsfähigkeit verbesserte sich in der Pielach von „mäßig“ auf „gut“. Auch in Melk und Mank wurden Verbesserungen von 3,2 auf 3 bzw. 4,6 auf 2,6 verzeichnet. Weitere Verbesserungen erfor-dern eine strukturelle Verbesserung der Gewässer. Die Fischökologen belegten, dass geschlechtsreife Fische nach dem Ablaichen in der Pielach wieder in die Donau zurückwan-dern und sich im Strom verteilen. Der jüngste Nachweis dieser Wanderbewegungen ist der Fang eines großen Huchens im Winter 2005/2006 bei Rossatz (Wachau), der im Zuge des Projekts zwei Jahre zuvor in der Pielach mit einer Markierung versehen wurde.

LIFE-Natur-Projekt „Lebensraum Huchen“Im Rahmen des EU-geförderten Projekts wurden insgesamt 11 Fischwanderhilfen an den Flüssen Pielach, Melk und Mank errichtet (www.life-huchen.at). Dabei wurden verschiedene Typen von Fischwanderhilfen gebaut. Hauptziel war es, die Flüsse fischpassierbar zu machen und mit der freien Fließstrecke der Donau in der Wachau zu vernetzen. Viele Donaufische wie Huchen, Nase und Barbe steigen alljährlich in die Zubringer zum Laichen auf. Insgesamt sind jetzt über 100 km Flussstrecke wie-der durchgehend fischpassierbar. Zur Zeit wird ein weiteres LIFE-Projekt durchgeführt, um die Donau bis zum Ybbsfluss durchgängig zu machen. Damit werden auch Ybbs und Erlauf für Fische der Wachau wieder erreichbar.

7. Beispiele von Fischwanderhilfen

in Niederösterreich

7

Drei EU- geförderte Großprojekte an der Donau zwischen Ybbs und Krems bilden eine zusammenhängende fischökologische Verbesserung

Huchen aus der Pielach

Flusslandschaft im Unterlauf der Pielach, durch Fischwanderhilfen

für Donaufische heute vernetzt

Ein laichendes Huchenpaar. Das Weibchen (Rogner) schlägt eine Grube in den Flussgrund und legt die Eier darin ab.

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Reuse – vor der Fischwanderhilfe im Stauraum montiert

Beim Umgehungsbach der Herrschaftswehr in Raabs an der Thaya wurden der ehemalige Mühlbach und Gebäudereste in die Gestaltung miteinbezogen.

Bei der Funktionsüberprüfung der Fischwanderhilfe herrschte reges Interesse der Bevölkerung.

Flussbarsch aus der Thaya

Verlauf der Fischwanderung an der Herrschaftswehr von April bis Juni.Die senkrechten Balken zeigen die Anzahl von Fischen pro Tag.Die blauen Balkenteile zeigen die Anzahl geschlechtsreifer Fische, die roten Teile die Anzahl an Jungfischen am Aufstiegsgeschehen.VieIe Fische wandern in Abhängigkeit von der Wassertemperatur, bei Temperaturanstiegen sind Spitzenzeiten der Wanderung zu erkennen.

Der 85 m lange Umgehungsbach war nach Inbetriebnahme Objekt umfangreicher Untersuchungen durch die Universität für Bodenkultur und die Ökologische Station Waldviertel. Die Thaya in Raabs ist der „Barbenregion mittel“ mit Barbe und Nase als Leitfischarten zuzuordnen. Im Frühjahr und Herbst 2005 wurden insgesamt 15.533 Fische in der Fischwanderhilfe dokumentiert. Die Fische wurden in einer Reuse gefangen. Der Wanderhilfe wurde das Zeugnis „voll funktionsfähig“ ausgestellt. An manchen Tagen passierten bis zu 1.400 Fische die Fischwanderhilfe. 18 Fischarten in verschiedenen Altersstadien nahmen den Weg über das Bauwerk. Im Zeitraum April bis Anfang Juni sind Laichwanderungen und die Suche nach Nahrungshabitaten der Hauptgrund für den Fischaufstieg. Im September wurde ebenfalls eine vermehrte Wanderung festgestellt, ein inte-ressanter Aspekt, da bislang noch wenige wissenschaftliche Untersuchungen über Herbstwanderungen existieren.

Die Ergebnisse zeigen, dass sich eine große Individuenzahl aller Fischarten ganzjährig im Fluss auf Wanderschaft befindet. Eine gut geplante und gut gebaute Fischwanderhilfe kann die Durchgängigkeit gewährleisten.Projekt „Fischwanderhilfen-

Prototypen- Thaya“In diesem Projekt wurden alle Hindernisse in der Thaya und Mährischen Thaya erfasst. Insgesamt wurden auf einer Fließstrecke von 140 km 78 Querbauwerke festgestellt. 46 davon sind Hindernisse, also nicht fischpassierbar. In der Studie sind Lösungsvorschläge und Planungsgrundlagen für die Errichtung von Fischwanderhilfen dargestellt. Als Beispiel wurde bei einer aufgelassenen Wehranlage in Raabs an der Thaya („Herrschaftswehr“) ein Bautyp errichtet.

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8. Bau einer Fischwanderhilfe

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Baustelle Umgehungsbach in Hafnerbach an der Pielach

99. Funktionsüberprüfung

und Überwachung

Fische werden vermessen und gewogen (Barbe)

Kontrolle einer Reuse

Für die Errichtung einer Fischwanderhilfe ist eine wasser-rechtliche Bewilligung einzuholen. Dazu sind Einreichun-terlagen von Fachleuten zu erstellen. Beim Bau und auch

für die folgende Feineinstellung ist ebenfalls eine fachliche Begleitung erforderlich. Wird eine Wehranlage neu errichtet oder baulich wesentlich verändert, ist die Errichtung einer Fischwanderhilfe jedenfalls zu berücksichtigen. Für bestehende Anlagen kann bei wesentlichen Beeinträchtigungen der Fischgemeinschaft eine Anpassung an den Stand der Technik und damit der Bau einer Fischwanderhilfe behördlich angeordnet werden (gem. §21a Wasserechtsgesetz). Zuständige Behörden sind in den meisten Fällen die Bezirks-hauptmannschaften. Die Zuständigkeit richtet sich nach der Leis-tung der Wasserkraftanlage. Im Verfahren werden von der Behör-de Sachverständige zur Beurteilung des Projektes beigezogen. Wird freiwillig (ohne behördliche Auflage) eine Fischwanderhilfe errichtet, bestehen Fördermöglichkeiten beim NÖ Landschafts-fonds. Bei Anpassungen von bestehenden Wasserkraftanlagen in Kombination mit einer Steigerung der Energieerzeugung können bei der Geschäftsstelle für Energiewirtschaft (Amt der Nieder-österreichischen Landesregierung) Förderungen in Anspruch genommen werden. Auch die Fischerei ist an der Verwirklichung von Fischwanderhilfen interessiert und kann gegebenenfalls bei der Umsetzung unterstützen (Niederösterreichischer Landesfi-schereiverband).

Die Funktionsfähigkeit von Fischwanderhilfen kann mit biologischen und technischen Indikatoren überprüft werden.

Fischökologische ÜberprüfungEs handelt sich hierbei um die Erfassung des Fischbestandes und der Fischwanderung mit standardisierten wissenschaftlichen Methoden. Mit einer fischökologischen Funktionsüberprüfung wird nachgewiesen, welche Fischarten die Fischwanderhilfe auffinden und zur Gänze passieren. Auch die Körpergrößen werden erfasst. Die Hauptlaichzeit der typischen Fischarten ist für Nachweise am besten geeignet, da in den Laichzeiten Wanderungen am deutlichsten und mit höheren Fischanzahlen ausgeprägt sind. Die ermittelten Arten und Altersgruppen müssen in Zusammen-hang mit dem Fischbestand unterhalb der Wehranlage oder des Hindernisses gebracht werden. Durch einen Vergleich zwischen den vorhandenen Fischen und dem tatsächlichen Aufstiegs-geschehen kann die Funktion der Anlage ermittelt werden.

Zur Funktionskontrolle ist eine Reuse am sinnvollsten und schonendstenSie wird am besten im Stauraum der Anlage eingebaut. Fische, die die Anlage durchschwimmen, gelangen in die Reuse und können nicht mehr zurück. Reusen werden täglich entleert, dabei werden die Fische gewogen und ihre Körpergröße ermit-telt. Üblicherweise wird eine Reuse zur Erfassung der Aufwärts-wanderung eingebaut. Es kann jedoch auch eine zweite Reuse zur Erfassung der Abwärtswanderung eingebaut werden. Die Reusenmethode bringt quantitative Aussagen und ist somit sehr gut zur Funktionsüberprüfung geeignet. Die Methode ist auf-wändig und wird über einen längeren Zeitraum (beispielsweise Hauptlaichzeit) betrieben.

Fischwanderhilfen können auch mittels Elektrobefischung unter-sucht werden. Diese Methode lässt allerdings nur Aussagen über den Aufnahmezeitpunkt zu und nicht über den zeitlichen Verlauf der Wanderung. Die Methode ist somit nur zur Erfassung der Lebensraumfunktion der Fischwanderhilfe und zur Darstellung der Einwanderung in die Fischwanderhilfe geeignet. Aussagen über das komplexe Wanderungsgeschehen und die tatsächliche Funktionalität lassen sich nicht treffen.

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Entfernung von Totholz

Totholz und anschließende Eisbildung verschließen den Einlaufbereich der Fischwanderhilfe

Strömungs- und AbflussmessungÖkologische und technische BauaufsichtTechnische Überprüfung:Die technische Überprüfung dokumentiert Zustand, Ausführung und charakteristische Parameter der Fischwanderhilfe und ver-gleicht diese mit der zugrundeliegenden Planung. Dadurch wird die technische Funktionalität festgestellt, unabhängig vom Wandergeschehen der Fische.

Technische Kriterien sind:• projektgemäße Errichtung• Funktion der Einström- und Ausströmbereiche nach Inbetriebnahme• Einschränkungen durch Ablagerungen von Totholz bzw. Kies und Sand• Ermittlung von Strömungsgeschwindigkeiten • barrierefreie Strukturen in der Fischwanderhilfe (z.B. Querriegel, Einengungen)• Überdeckung des Gewässergrundes mit Kies entsprechend oder bereits erodiert; besonders in vertical slot Becken muss eine raue Sohlbedeckung unbedingt durchgehend vorhanden sein• Sickerverluste bzw. Undichtheiten• Dotationseinstellung und –messungen an zumindest einem

Profil knapp nach dem Dotationsbauwerk an mehreren Terminen und unterschiedlichen Wasserführungen des Hauptflusses; Messung der Strömungsgeschwindigkeiten und Vergleich mit kritischen Geschwindigkeitswerten

• Messung der Wassertiefen in einzelnen Abschnitten bzw. Becken der FWH und Vergleich mit der Planung

• Überprüfung der plangemäßen Ufer-Bepflanzung zur Beschattung der FWH

Bei der technischen Überprüfung muss besonderes Augenmerk auf die Ausführung der typischen Schlüsselstellen in der Fisch-wanderhilfe gelegt werden. Zu diesen Schlüsselstellen gehören der Ein- und Ausmündungsbereich sowie die Übergangssitua-tionen an Schwellen oder Einengungen in der Fischwanderhilfe. Wenn es auch nur an einer dieser zahlreichen Stellen Probleme gibt, kann die Funktion der gesamten Anlage gefährdet sein.

Eigenüberprüfung:Zur Eigenüberprüfung zählt bei einer Neuanlage die ökologische Bauaufsicht mit der Endabnahme. Während des Betriebes hat der für die Instandhaltung Beauftragte zu sorgen, dass die oben genannten Kriterien eingehalten werden. Vor allem sind Betriebsauflagen und der Konsens einzuhalten. Weiters ist auf die bauliche Erhaltung zu achten. Messungen sind meist nicht erforderlich und können im Zweifelsfall behördlicherseits oder von einer fachlich geschulten Person durchgeführt werden

Eine technische Überprüfung wird also zu aller erst während des Baus und knapp nach Fertigstellung durch den Betreiber selbst erfolgen. Im Betrieb muss der Betreiber der Fischwanderhilfe ebenfalls auf technische Kriterien achten um eine einwandfreie Funktion zu gewährleisten.

Fremdüberprüfung:Nach Neuerrichtung erfolgt eine behördlichen Überprüfung der bewilligungsgemäßen Ausführung (Kollaudierung).Während des Betriebes kann die Behörde eine technische Überprüfung durch Sachverständige oder die Gewässeraufsicht stichprobenartig oder im Anlassfall durchführen.

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10. Ansprechpartner10

11. Literatur und Glossar11

LiteraturATV-DVWK, �004:Fischschutz- und Fischabstiegsanlagen, Bemessung, Gestaltung, Funktionskontrolle; Hrsg. Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V.; Hennef.

Bauer T., Kaufmann T., �003: Einreichprojekt Fischwanderhilfe Herrschaftswehr. Planung des Büro freiwasser, www.freiwasser.at. Im Rahmen des Projektes „Fischwanderhilfen- Prototypen- Thaya“. Studie im Auftrag des Amtes der NÖ Landesregierung, Abt Wasserwirtschaft.

DVWK, 1996:Merkblätter zur Wasserwirtschaft 232/1996; Fischaufstiegsanlagen – Bemessung, Gestaltung, Funktionskontrolle; Hrsg. Deutscher Verband für Wasserwirtschaft und Kulturbau e.V.; Bonn.

Kaufmann, T., Bauer, T., Tiss, M., �004: Fischwanderhilfen- Prototypen- Thaya. Bearbeitung Büro freiwasser (www.frei-wasser.at) und Büro aQuadrat. Studie im Auftrag des Amtes der NÖ Landesregie-rung, Abt. Wasserwirtschaft, St. Pölten.

Haunschmid R., Wolfram G., Spindler T., Honsig- Erlenburg W., Wimmer R., Jagsch A., Kainz E., Hehenwarter K., Wagner B., Konecny R., Riedmüller R., Ibel G., �004: Erstellung einer fischbasierenden Typologie Österreichischer Fließgewässer sowie einer Bewertungsmethode des fischökologischen Zustandes gemäß EU- Wasserrahmenrichtlinie. BAW Scharfling. Jäger P., 1999:Land Salzburg, Salzburger Fischpass- Fibel, Erfahrungen zu Bau und Betrieb von Fischaufstiegshilfen; In: Reihe Gewässerschutz, Band 1; Hrsg. Dr. Paul Jäger; 2. Auflage 2002, Salzburg.

Jungwirth M., Schmutz S., Weiss S., 1998: Fish Migration and Fish Bypasses; Fishing News Books- Blackwell Science Ltd.; Oxford.

Kaufmann T., Bauer T., Kraus E., Seehofer H., �004: Endbericht LIFE Natur Projekt „Lebensraum Huchen“, Amt der NÖ Landesregierung, Abt. Wasserbau, St. Pölten.

Mikschi E., Wolfram-Wais A., 1999: Fische und Neunaugen, Eine Rote Liste der in Niederösterreich gefährdeten Arten; In: Rote Listen ausgewählter Tiergruppen Niederösterreichs; Hrsg.: Amt der NÖ Landesregierung, Abt. Naturschutz und Abt. Agrarrecht; St. Pölten.

Spindler, T., 1997: Fischfauna Österreichs, Ökologie- Gefährdung- Bioindikation- Fischerei- Gesetz-gebung; In: Umweltbundesamt, Monografien Bd. 87, Wien.

Woschitz G., Eberstaller J., Schmutz S., �003: Richtlinie 1/2003 „Mindestanforderung bei der Überprüfung von Fischmigra-tionshilfen (FMH) und Bewertung der Funktionsfähigkeit. In: Richtlinien der Fachgruppe Fischereisachverständige beim Österreichischen Fischereiverband. Hrsg. Österreichischer Fischereiverband, Wien.

Zitek A., Schmutz S., Jungwirth M., �004: Fischökologisches Monitoring an den Flüssen Pielach, Melk und Mank im Rahmen des EU Life Projektes Lebensraum Huchen - Endbericht. Amt der NÖ Landesregie-rung, Abt. Wasserbau, St. Pölten.

Zitek A., Schreyer N., �005: Fischökologisches Monitoring an der Fischwanderhilfe an der Herrschaftswehr in Raabs a.d. Thaya. Universität für Bodenkultur, Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement, Wien. Im Auftrag des Amtes der NÖ Landesregierung, Abt. Wasserwirtschaft.

Zauner, G., 1997: Acipenseriden in Österreich; In: Österreichs Fischerei, Jahrgang 50/1997, S. 183-187.

GlossarAbsturz

Schwelle, bei der das Wasser senkrecht „abstürzt“

AltersstadiumGruppe von Fischen, die

das selbe Alter aufweisen

DotationAktiv abgegebene Wassermenge,

die in die Fischwanderhilfe abgegeben wird

ElektrobefischungFischfang mit elektrischem Strom.

Fische werden dadurch betäubt und können mit Netzen gefangen werden.

FischbestandGesamtheit aller vorkommenden Fische eines Gewässerabschnitts

FischwanderhilfeBauwerk, das zum Zwecke der

Fischpassage bei Querbauwerken errichtet wird. Abkürzung FWH.

Heute mehrfach als Fischmigrations-hilfe (FMH) bezeichnet.

HabitatLebensraum, Teilgebiet

eines Flusslebensraumes

LaichenDie Eiablage der Fische wird Laichen genannt

Lebensgemeinschaft im FlussGesamtheit aller im Fluss vorkommenden Tierarten

Migrationengl. bedeutet Wanderung

QuerbauwerkQuer im Fluss errichtetes Bauwerk

mit unterschiedlichen Verwendungszweck

ReuseFischfalle mit trichterförmiger Öffnung

SohleFlussgrund

StauwasserspiegelOberfläche des aufgestauten

Wassers flussauf des Querbauwerks

Tiefenrinnetiefster Teil des Flussbettes

TriebwasserWassermenge die zur Energieerzeugung

vom Fluss abgezweigt wird

Totholzim Flussbett vorhandenes,

abgestorbenes Holz (Stämme, Äste, Wurzelstöcke)

Technische und ökologische Fragen:

Abteilung WasserwirtschaftTel.: +43 / 2742 / 9005- 14271Fax: +43 / 2742 / 9005 - 14090E-Mail: [email protected]

Abteilung WasserbauTel.: +43 / 2742 / 9005 - 14410Fax: +43 / 2742 / 9005 - 14325E-Mail: [email protected]

Gebietsbauamt I – KorneuburgTel.: +43 / 2262 / 756 70 – 45109Fax: + 43 / 2262 / 756 70 – 45120E-mail: [email protected]

Gebietsbauamt II – Wr. NeustadtTel.: +43 / 2622 / 278 56 – 45209 Fax: +43 / 2622 / 278 56 – 45200E-mail: [email protected]

Gebietsbauamt III – St. PöltenTel.: +43 / 2742 / 311 900 - 45313Fax: +43 / 2742 / 311 900 - 45300E-mail: [email protected]

Gebietsbauamt IV – KremsTel.: +43 / 2732 / 824 58 - 45411Fax: +43 / 2732 / 842 58 - 45415e-mail: [email protected]

Gebietsbauamt V – MödlingTel.: +43 / 2236 / 9025 - 45501Fax: +43 / 2236 / 9025 - 45510E-mail: [email protected]

Rechtliche Fragen:

Abteilung Wasserrecht und SchifffahrtTel.: +43 / 2742 / 9005 – 14369Fax: +43 / 2742 / 9005 – 14040E-Mail: [email protected]

Bezirksverwaltungsbehördenjeweilige Bezirkshauptmannschaftbzw. Magistrat

Förderungen:

Abteilung LandentwicklungTel.: +43 / 2742 / 9005 – 16054Fax: +43 / 2742 / 9005 – 16580E-Mail: [email protected]

Abteilung Energie und StrahlenschutzTel.: +43 / 2742 / 9005 – 14501Fax: +43 / 2742 / 9005 – 14996E-Mail: [email protected]

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