85
FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum Augsburg Berufsbegleitender Studiengang: Wirtschaftspsychologie Master Thesis zur Erlangung des Grades eines Master of Science (M.Sc.) über das Thema Industrie 4.0 – Wie wirklich ist die Wirklichkeit? Eine Einstellungsmessung zur Zukunft der Arbeit im Kontext von Industrie 4.0 bei Beschäftigten des produzierenden Gewerbes aus dem Wirtschaftsraum Augsburg Von Stefanie Zanker Erstgutachter: Dr. phil. Elisabeth Maria-Anna Böhnke Matrikelnr.: 369729

FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

FOM Hochschule für Oekonomie & Management

Studienzentrum Augsburg

Berufsbegleitender Studiengang: Wirtschaftspsychologie

Master Thesis zur Erlangung des Grades eines Master of Science (M.Sc.)

über das Thema

Industrie 4.0 – Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

Eine Einstellungsmessung zur Zukunft der Arbeit

im Kontext von Industrie 4.0 bei Beschäftigten des produzierenden Gewerbes

aus dem Wirtschaftsraum Augsburg

Von Stefanie Zanker

Erstgutachter: Dr. phil. Elisabeth Maria-Anna Böhnke Matrikelnr.: 369729

Page 2: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

Abgabetermin: 2016-12-13

Page 3: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

3

Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis .................................................................................... 6

Abbildungsverzeichnis ..................................................................................... 8

Tabellenverzeichnis .......................................................................................... 9

Zusammenfassung der Arbeit ....................................................................... 10 1 Hinführung zum Thema .......................................................................... 11

2 Zielsetzung der Arbeit ............................................................................ 12

TEIL I: THEORETISCHE FUNDIERUNG ......................................................... 13 1 Grundlagen der Arbeitspsychologie ................................................. 13 1.1 Bedeutung u. Funktion von Arbeit .......................................................... 13

1.2 Gestaltung von Arbeit ............................................................................. 15

1.2.1 Soziotechnischer System-Ansatz ................................................ 16

1.2.2 Handlungs- u. tätigkeitstheoretische Konzepte ........................... 17

1.2.3 Motivationstheoretische Ansätze ................................................. 18

1.3 Wirkung von Arbeit ................................................................................. 18

1.3.1 Stress durch Rollenkonflikte u. niedrigen Handlungsspielraum .. 18

1.3.2 Ermüdung durch Monotonie u. Vigilanz ...................................... 19

1.3.3 Auswirkungen auf Freizeit ........................................................... 20

1.4 Arbeiten in Teams .................................................................................. 21

1.4.1 Die Bedeutung von Teams in Organisationen ............................. 21

1.4.2 Teamrollen u. -normen ................................................................ 22

1.4.3 Virtuelle Teams ........................................................................... 22

2 Die Zukunft der Arbeit im Kontext von Industrie 4.0 ......................... 23 2.1 Industrie 4.0 – Begriffsherkunft u. -bestimmung ..................................... 24

2.1.1 Vertikale Integration u. vernetzte Produktionssysteme ............... 25

2.1.2 Horizontale Integration über Wertschöpfungsnetzwerke ............. 26

2.2 Hyper-Aspekte von Industrie 4.0 ............................................................ 27

2.2.1 Cyber-Physical Systems u. intelligent Maschinen ....................... 27

2.2.2 Internet of Things u. M2M-Interaktion ......................................... 28

2.2.3 Big Data u. Cloud Computing ...................................................... 28

Page 4: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

4

2.3 Dimensionen der Veränderung durch Industrie 4.0 ................................ 29

2.3.1 Arbeitsorganisation u. -gestaltung in der Smart Factory ............. 30

2.3.2 Arbeitsinhalte u. Anforderungen an Fort- und Weiterbildung ...... 32

2.3.3 Neue Interaktionsformen ............................................................. 33

3 Die Theorie der Einstellungen ............................................................. 35 3.1 Einstellungsdefinition .............................................................................. 35

3.2 Einstellungsänderung ............................................................................. 37

3.3 Das Drei-Komponenten-Modell der Einstellung ..................................... 38

3.4 Relation von Einstellung u. Verhalten .................................................... 39

3.4.1 Einfluss von Einstellung auf Verhalten ........................................ 40

3.4.2 Einfluss von Verhalten auf Einstellung ........................................ 41

4 Revolution gleich Veränderungen ...................................................... 42 4.1 Gründe für Widerstand bei Veränderungen ........................................... 42

4.2 Strategien für ein erfolgreiches Change Management ........................... 43

TEIL II: EMPIRISCHE UNTERSUCHUNG ....................................................... 45 5 Das Untersuchungsdesign .................................................................. 45 5.1 Unabhängige u. abhängige Variable ...................................................... 45

5.2 Der Meinungsgegenstand ...................................................................... 45

6 Hypothesen ........................................................................................... 45

7 Methodisches Vorgehen ...................................................................... 46 7.1 Zielgruppe .............................................................................................. 46

7.2 Vorstudie: Medienanalyse ...................................................................... 46

7.2.1 Suchkriterien u. Datenbasis ........................................................ 47

7.2.2 Auswertungsverfahren ................................................................ 47

7.2.3 Ergebnisse .................................................................................. 48

7.3 Hauptstudie: Einstellungsmessung ........................................................ 50

7.3.1 Fragebogenkonstruktion .............................................................. 51

7.3.2 Aufbau ......................................................................................... 51

7.3.3 Pretest ......................................................................................... 52

7.3.4 Erhebung der Daten .................................................................... 52

Page 5: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

5

7.3.5 Eingabe der Daten ...................................................................... 53

7.3.6 Bereinigung der Daten ................................................................ 53

7.3.7 Datenauswertung ........................................................................ 54

8 Darstellung der Ergebnisse ................................................................. 55 8.1 Erste Intention u. Mediennutzungsverhalten .......................................... 55

8.2 Begriffseinordnung u. -bewertung .......................................................... 57

8.3 Abgleich von Vorstellung und Realität .................................................... 58

8.4 Bewertung der bevorstehenden Veränderungen ................................... 60

8.5 Generelles Verhalten bei Veränderungen .............................................. 63

9 Interpretation in Bezug auf die Hypothesen ...................................... 64 9.1 Einstellungsbestimmung: Zwischen denken, fühlen und handeln .......... 64

9.1.1 Skepsis gegenüber (technischen) Neuerungen .......................... 65

9.1.2 Soziale Erwünschtheit als Gefahrenherd .................................... 66

9.2 Gruppenunterschiede entgegen der Erwartungen ................................. 67

9.2.1 Überholte Geschlechterstereotype .............................................. 67

9.2.2 Generation X u. Y: Weiter entfernt als nur einen Buchstaben ..... 68

9.3 Defizite der Unternehmen aus Sicht der Mitarbeiter .............................. 69

10 Praktische Relevanz der Ergebnisse .................................................. 70

11 Kritische Würdigung ............................................................................ 71

12 Ausblick und weitere Forschungsfragen ........................................... 72

Literaturverzeichnis ........................................................................................ 73

Anhang ............................................................................................................. 81

Page 6: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

6

Abkürzungsverzeichnis

AV ............................. abhängige Variable

AZ .............................. Augsburger Allgemeine Zeitung

BIBB .......................... Bundesinstitut für Berufsbildung

bzw. ........................... beziehungsweise

bzgl. ........................... bezüglich

CPS ........................... Cyber-Physical Systems

d. h. ........................... das heißt

et al. .......................... und weitere

ES ............................. Embedded Systems

ESF ........................... Europäischer Sozialfonds

evtl. ............................ eventuell

FuE ............................ Forschung und Entwicklung

ggf. ............................ gegebenenfalls

ID ............................... Identifikator

i. d. R. ........................ in der Regel

IKT ............................. Informations- und Kommunikationstechnologie

IoT ............................ Internet of Things

k. A. ........................... keine Angabe

M ............................... Mittelwert

MINT ......................... Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik

MMI ........................... Mensch-Maschine-Interaktion

MMT .......................... Mensch-Maschine Team

Mrd. ........................... Milliarden

M2M .......................... Machine-to-Machine

n ................................ Stichprobe

NE ............................. Nennung

rd. .............................. rund

SD ............................. Standartabweichung

sog. ........................... sogenannte

STMAS ...................... Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Soziales,

..................................... Familie und Integration

Page 7: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

7

SW ............................ Schlagwort

SZ .............................. Süddeutsche Zeitung

TN ............................. Teilnehmer

u. ............................... und

u. a. ........................... unter anderem

u. U. ........................... unter Umständen

UV ............................. unabhängige Variable

vbw ............................ Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V.

z. B. ........................... zum Beispiel

ZMG .......................... Zeitungs Marketing Gesellschaft

z. T. ........................... zum Teil

Page 8: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

8

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Vertikale Integration und vernetzte Produktionssysteme ........... 26  Abbildung 2 Horizontale Integration über Wertschöpfungsnetzwerke ........... 27  Abbildung 3 Dimensionen der Veränderung auf die Produktionsarbeit von

morgen durch Industrie 4.0 ........................................................ 30  Abbildung 4 TOP-SW im Kontext Industrie 4.0 in AZ und SZ im aus-

gewählten Untersuchungszeitraum. .......................................... 48  Abbildung 5 Bisherige Berührungspunkte mit dem Begriff "Industrie 4.0". .... 56  Abbildung 6 Relevante Medien bei der Meinungsbildung zum Begriff von

"Industrie 4.0". ............................................................................ 56  Abbildung 7 Multi-Item-Profil des Begriffs Industrie 4.0 ................................. 57  Abbildung 8 Multi-Item-Profil von Industrie 4.0 nach Altersklassen. .............. 59  Abbildung 9 Multi-Item-Profile von Vorstellung und Realität im Vergleich ..... 60  Abbildung 10 Bewertung negativer und positiver Aussagen zu Industrie 4.0

nach Altersklassen, gesamt. ...................................................... 62  

Page 9: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

9

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Negative SW und Anzahl der NE in AZ und SZ im ausgewählten Untersuchungszeitraum ................................................................. 49

Tabelle 2 Positive SW und Anzahl der NE in AZ und SZ im ausgewählten Untersuchungszeitraum ................................................................. 50

Tabelle 3 Erste Intention gegenüber dem Begriff Industrie 4.0 ...................... 55 Tabelle 4 Berührungsorte mit dem Begriff „Industrie 4.0“ .............................. 59 Tabelle 5 Relevante Medien bei der Berührung mit dem Begriff

Industrie 4.0 ................................................................................... 84

Page 10: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

10

Zusammenfassung der Arbeit

Der großen Präsenz des Begriffs Industrie 4.0 in der Medien-, Forschungs- und

Unternehmenslandschaft macht deutlich: Die Produktionswirtschaft von heute steht

vor einem revolutionären Umbruch. Dieser wirkt sich nicht nur auf Aspekte der

Arbeitsgestaltung, -organisation oder Unternehmensstruktur aus, sondern hat mit

veränderten Anforderungen, neuen Interaktionsformen oder technischen Lösungen

auch Einfluss auf die Mitarbeiter. Diese sind gleichzeitig wesentlicher Treiber des

Wandels und somit auch entscheidender Erfolgsfaktor auf dem Weg in eine

zukunftsfähige Industriearbeit. Doch gerade bei Veränderungsprozessen überwiegt

Widerstand auf Grund ablehnender Einstellung.

Wie ist also die Einstellung zur Zukunft der Arbeit im Kontext von Industrie 4.0 bei

Beschäftigten des produzierenden Gewerbes im Wirtschaftsraum Augsburg?

Grundsätzlich positiv, aber noch wenig stabil. Die Beschäftigten verbinden Industrie

4.0 mit technischen Aspekten und sind sich der Relevanz dieses Zukunftsthemas

bewusst. Gleichzeitig konnten folgende Aspekte als kritisch festgestellt werden:

eine Skepsis gegenüber den technischen Neuerungen (insbesondere hinsichtlich

autonomer Systeme), eine typisches Reaktanz-Reaktion auf die Veränderungen

und beeinträchtigtes Selbstwertgefühl, sowie eine Diskrepanz zwischen den

Empfindungen und dem gezeigten Verhalten der Befragten gegenüber Industrie

4.0. Weiter konnten keine Unterschiede hinsichtlich der Bewertungstendenz, dafür

aber bei der Qualität der Einstellung festgestellt werden – sowohl innerhalb der

Geschlechter- als auch der Altersgruppen. Als besonders kritisch hat sich die

Gruppe der > 20 ≤ 35 Jährigen herausgestellt, die stärksten Vorbehalte gegenüber

den Veränderungen finden sich wiederum in der Altersgruppe > 35 ≤ 50 Jahren.

Den Unternehmen im Wirtschaftsraum konnten erfolgreiche, aber auch zu

optimierende Kommunikationsstrategien im Kontext Industrie 4.0 nachgewiesen

werden. Weiter stimmen die Bewertungstendenzen der Mitarbeiter von Vorstellung

und Realität mit Ausnahmen beim Grad der Flexibilität sowie der

Innovationsfähigkeit überein. Anhand der gewonnenen Erkenntnisse konnten zum

einen Empfehlungen unterschiedlichster Ausrichtungen ausgesprochen werden,

wie z. B. die Prüfung der Veränderungsstrategie hinsichtlich soziokultureller

Elemente oder die Fokussierung auf den individuellen Nutzen zur Schaffung von

gesteigerter Akzeptanz und einer konstanten, positiven Einstellung, zum anderen

konnten Anregungen für weitere Forschungstätigkeiten gegeben werden.

Page 11: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

11

1 Hinführung zum Thema

Für die Bundesrepublik Deutschland ist eine Branche von wesentlicher Bedeutung:

die Produktion. Fast alle deutschen Exporte (97 Prozent) werden hier getätigt,

Neun von Zehn der FuE-Anwendungen der deutschen Wirtschaft entfallen auf die

produzierende Branche, zusammen mit produktionsnahen Dienstleistungen

beschäftigt das Gewerbe mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer der deutschen

Wirtschaft (60 Prozent) und nimmt rund 80 Prozent des Produktionswertes ein

(Kinkel et al., 2008).

Im 21. Jahrhundert wird die gesamte Arbeitswelt und damit auch das

produzierende Gewerbe von Megatrends wie dem demographischen Wandel,

steigender Innovationsfähigkeit oder größerer Ressourceneffizienz beeinflusst, zu

dem sich jüngst ein weiterer hinzugesellt hat: Industrie 4.0. Darunter wird die

Ausweitung des Internets der Dinge auf die Industrie bzw. die Digitalisierung der

Produktionswirtschaft verstanden. In dem Zuge halten Big Data, Vernetzung, neue

Geschäftsmodelle und Organisationsformen, Automation und kooperierende

Roboter Einzug in die Fabrikhallen. Diese Entwicklungen erzeugen für die

Produktionsarbeit fundamentale, nachhaltige Veränderungen auf allen Ebenen mit

unterschiedlichsten Herausforderungen und Chancen. „Vor dem Hintergrund der

zentralen Position produzierender Unternehmen für die deutsche Wirtschaft

insgesamt und ihre positiven Entwicklungen in den vergangenen Jahren“ (Kinkel et

al., 2008, S. 28) ist eine erfolgreiche und nachhaltige Implementierung von

Industrie 4.0 wesentlich, um die deutsche Zukunft als Produktionsstandort zu

sichern.

Die Thematik Arbeitswelt 4.0 – unter dieser Bezeichnung startete das Bundes-

ministerium für Arbeit und Soziales jüngst einen Dialog zur Arbeitswelt der Zukunft

unter Berücksichtigung des Digitalisierungstrends – begegnet einem daher auf

vielen Kanälen, von den Printmedien über die neuen sozialen Medien bis hin zur

Politik. So hat beispielsweise das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und

Soziales, Familie und Integration im Januar 2016 einen Aufruf zur Einreichung von

innovativen Projektvorschlägen gestartet, die auf die Qualifizierung der Erwerbs-

tätigen für die Arbeit 4.0 abzielen. Mittlerweile wurden acht innovative ESF-Projekte

für einen zukunftsfähigen Arbeitsmarkt ausgewählt – eines davon aus dem

Wirtschaftsraum Augsburg –, die auf eine Fördersumme von mehreren Millionen

Euro hoffen können (STMAS, 2016).

Page 12: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

12

Ein Blick auf die Industriegeschichte zeigt, dass man hier schon des Öfteren vor

Revolutionen stand. Alle diese Revolutionen hatten eines gemeinsam:

einschneidende und nachhaltige Veränderungen für ihre Akteure – von den

Unternehmern bis hin zu den Beschäftigten.

Auf Grund der großen Bedeutung mit Blick auf die Arbeitsorganisation und

-gestaltung von morgen und der anhaltenden crossmedialen Präsenz des Themas

habe ich mich während des Studienverlaufs bereits im Rahmen einer anderen

Seminararbeit mit dem Thema Digitalisierung der Arbeitswelt, im speziellen im

Kontext von Mitarbeiterführung, auseinandergesetzt. Anhand eines selbst

entwickelten Mitarbeiter-Fragebogens zu Themen und Trends im Zuge der

Arbeitswelt der Zukunft sollten grundlegende Handlungsempfehlungen für die

Führungskräfte von morgen abgeleitet werden. Neben einer sehr großen

Motivationsbereitschaft der Mitarbeiter und dem Bedürfnis nach Orientierung

konnte festgestellt werden, dass das Thema bzw. die Veränderungen und Folgen,

die damit einhergehen, bisher wenig im Bewusstsein der Mitarbeiter zu finden sind

(Zanker, 2016). Diese Tatsache lieferte den Anstoß, die Einstellung der Mitarbeiter

gegenüber den Veränderungen im Zuge der Digitalisierung intensiver zu

untersuchen bzw. zu messen.

Auf Grund des bereits erwähnten regionalen Engagements auf dem Themengebiet

Arbeitswelt 4.0 wurde als Untersuchungsraum die Region Augsburg gewählt, ein

traditioneller Produktionsstandort (Regio Augsburg Wirtschaft GmbH, 2016). Das

und die hohe Bedeutung der Industrie für die Bundesrepublik schränkte die

Untersuchungsgruppe auf Beschäftigte des produzierenden Gewerbes ein. Wie

schätzen diese die unterschiedlichen Veränderungen in Kontext der Digitalisierung

ein? Teilen sie die gleichen Ansichten, Hoffnungen oder auch Befürchtungen, die

von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche

Chancen und Herausforderungen sehen sie selbst für ihr alltägliches Tun.

2 Zielsetzung der Arbeit Ziel der Arbeit ist es, die Diskussionen über die Veränderungen,

Herausforderungen, etc. im Zuge von Industrie 4.0 dort zu führen, wo sie auch

tatsächlich stattfinden: in Unternehmen und bei deren Mitarbeitern. Dabei soll die

Einstellung gegenüber Industrie 4.0 als Grundlage eines erfolgreichen Wandels hin

zu einer zukunftsfähigen Produktion bestimmt werden sowie Handlungs-

empfehlungen für Unternehmen abgeleitet werden.

Page 13: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

13

TEIL I: THEORETISCHE FUNDIERUNG

Die folgende Untersuchung befasst sich mit der Einstellung (siehe Kapitel 3) von

Mitarbeitern gegenüber dem Begriff Industrie 4.0 und dessen Bedeutung für die

Arbeitswelt (siehe Kapitel 2) auch unter dem Aspekt der Wirkung von

Veränderungen (Kapitel 4). Daher sollen zunächst die Grundlagen der

Arbeitspsychologie dargestellt werden.

1 Grundlagen der Arbeitspsychologie

In der Psychologie, der Wissenschaft vom Erleben und Verhalten des Menschen

(Nerdinger et al., 2014), hat sich die Arbeitspsychologie zu einer

Querschnittsdisziplin (Hacker, 2005) mit einer solchen Forschungsrelevanz

entwickelt, wie sie kaum ein anderes Arbeitsfeld der Psychologie hat (Rosenstiel,

Nerdinger, 2011). „(Denn) Menschen in unserer Gesellschaft verbringen einen

Großteil ihrer wachen Zeit mit Arbeit“ (Rosenstiel, Nerdinger, 2011, S. 49). Dabei

ist „das Grundanliegen der Arbeitspsychologie (…) die Beteiligung an der

interdisziplinären Aufgabe der Steigerung von Effektivität und Arbeitsproduktivität

bei gleichzeitiger Förderung der Entwicklung der arbeitenden Persönlichkeit durch

psychologische Analyse“ (Hacker, 2005, S. 22).

Arbeit, Gegenstand der Arbeitspsychologie, ist, wie es Rosenstiel und Nerdinger

(2011) darstellen, ein weiter Begriff. Sie kann auf verschiedenen Ebenen wie z. B.

der Aufgabe, der Position oder dem Job analysiert werden. Im Wesentlichen

versteht man darunter aber eine bewusste und zielgerichtete menschliche Tätigkeit

zur Erfüllung von Aufgaben bzw. dem Verwirklichen von Ergebnissen bei

gleichzeitiger Entwicklung der Persönlichkeit (Hacker, 2005; Kauffeld, 2014).

Menschliche Arbeit wird von gesellschaftlichen und technologischen Bedingungen

bestimmt. Daher hat sich die Gestalt der Arbeit wie das Menschenbild der Arbeits-

und Organisationspsychologie auch im Laufe der Zeit durch technischen Fortschritt

und gesellschaftlichen Wandel entwickelt (Kauffeld, 2014) – und sie wird es auch

weiterhin tun (Bamberg et al., 2012).

1.1 Bedeutung u. Funktion von Arbeit

„Arbeit gehört in unserer Gesellschaft zu den kaum reflektierten

Selbstverständlichkeiten“ (Rosenstiel, 2014, S. 25). Bei intensiverer Betrachtung

kann man ihr jedoch eine Bedeutung zuschreiben. Diese ist gekennzeichnet durch

Ambivalenz und ständigen Wandel im Lauf der Historie (Aßländer, 2005).

Page 14: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

14

„Schon die Botschaft der Bibel ist zweideutig“ (Rosenstiel, Nerdinger, 2011, S. 50).

In der Antike dann, dem Zeitalter der großen Denker, wurde die körperliche und

kommerzielle Arbeit des freien Menschen als unwürdig angesehen (Aßländer,

2005). Zu dieser Zeit galt die Überzeugung, dass das überlegte Handeln und nicht

das Befriedigen von Grundbedürfnissen den Unterschied zwischen Mensch und

Tier ausmache (Kowalik, 2008). Der freie Bürger sollte daher durch Kopfarbeit dem

Staat dienen (Kauffeld, 2014), während handwerkliche Arbeit die Tätigkeit von

Sklaven war (Rosenstiel, Nerdinger, 2011). „Auch wenn zwischenzeitlich eine

positivere Bewertung des Lastcharakters (z. B. in der Landarbeit der römischen

Republik) erfolgte, was sich in Begriffen wie Fleiß und Liebe zur Arbeit

niederschlug, wurde die antike Verachtung der (körperlichen) Arbeit von der

römischen Elite fortgesetzt.“ (Steinmetz, 1997, S. 21). Der antike Mensch bleibt der

Arbeit gegenüber skeptisch (Aßländer, 2005).

Noch bis zum Mittelalter wurde Arbeit als negativ und belastend definiert (Kauffeld,

2014). Eine positivere Bewertung von Arbeit findet sich dann im Christentum, und

hier v.a. in der protestantischen Ethik und ihrer auf den Einzelnen bezogenen

Heilbotschaft (Weber, 1972; Steinmetz, 1997). „Askese und Handarbeit wird zur

vorbildlichen Form christlichen Lebens“ (Steinmetz, 1997, S. 24). Erfolgreiche

Arbeit wurde aufgewertet und zum erstrebenswerten Ideal (Kauffeld, 2014). „War

Arbeit zu Beginn des Mittelalters (…) vor allen Dingen menschliche Sühneleistung

(…), wurde Berufsarbeit und beruflicher Erfolg gegen Ende des Mittelalters

zunehmend zur gesellschaftlich anerkannten Möglichkeit, soziale Schranken zu

überwinden“ (Aßländer, 2005, S. 18).

Ab dem 17. und 18. Jahrhundert beginnt sich auch die Einstellung gegenüber

Eigentum und Reichtum zu ändern (Aßländer, 2005). Es ist nun nicht mehr

unschicklich, sich durch ehrliche und harte Arbeit ein Leben in finanziellem

Wohlstand zu sichern (Steinmetz, 1997; Kocka, 2001; Kauffeld, 2014). Damit

geschah also auch eine ökonomische Aufwertung von Arbeit, was den Grundstein

des Kapitalismus (Steinmetz, 1997; Kocka, 2001), der Industrialisierung (Weber,

1972) und dem Verständnis von Arbeit in der Neuzeit (Aßländer, 2005) legte. Den

zwiespältigen Charakter von Arbeit in ihrer Bedeutung und Funktion bringt Lewin

(1920) in seiner Untersuchung zur Arbeits- und Berufspsychologie auf den Punkt.

Darin schildert er:

Beruf sowohl wie Arbeit treten dem Einzelnen mit zwei Gesichtern entgegen.

Arbeit ist einmal Mühe, Last, Kraftaufwand. (…) Arbeit ist unentbehrliche

Voraussetzung zum Leben, (…). Sie ist eine Last ohne eigenen Wert, nichts

Page 15: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

15

als Mittel. Demgegenüber das andere Gesicht der Arbeit: Die Arbeit ist dem

Menschen unentbehrlich in ganz anderem Sinne. (…), jeder Mensch [sucht],

(…) irgendein Wirkungsfeld. (…) Diese Fähigkeit der Arbeit, dem

individuellen Leben Sinn und Gewicht zu geben, wohnt irgendwie jeder

Arbeit inne (…). (S. 11-12)

Dieses Wechselspiel und die damit verbundene Ambivalenz der Bedeutung und

Funktion von Arbeit findet man auch in der modernen Diskussion noch. „Einerseits

wird die Fremdbestimmung (…) des lohnabhängig Tätigen beklagt, andererseits

wird der positive Wert von Arbeit angesichts der Misere von Arbeitslosigkeit in

unserer Gesellschaft erkennbar“ (Rosenstiel, Nerdinger, 2011, S. 50).

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Bedeutung und Funktion, die Arbeit

zukommen, zum einen stark von der Gesellschaft und ihren Werten bestimmt ist

(Rosenstiel, Nerdinger, 2011). Zum anderen verleiht die Gesellschaft der Arbeit

auch einen Sinn, da sich diese oft auf die Bedürfnisse anderer Menschen bezieht

(Hacker, 2005). Darüber hinaus erfüllt Arbeit eine Vielzahl von Funktionen sowohl

für den Einzelnen, wie z. B. Selbstverwirklichung, das Erreichen eigener

Lebensziele, das Ausweiten von Kompetenzen oder auch die Entwicklung und

Aufrechterhaltung des psychischen Wohlbefindens, als auch innerhalb der

Gesellschaft, wie z. B. das Stiften von Identität und Zugehörigkeit, das Erleben von

Anerkennung oder das Schaffen sozialer Interaktion (Kauffeld, 2014).

1.2 Gestaltung von Arbeit

In Deutschland werden allein 327 Berufe nach dem Berufsbildungsgesetz bzw. der

Handwerksordnung unterschieden (BIBB, 2016), die alle individuell gestaltet sind.

Woran kann die Gestalt von Arbeit also generell festgemacht werden? Orientierung

findet man im arbeitspsychologischen Teilbereich der Arbeitsanalyse.

„Bedeutung haben vor allem Ansätze erlangt, die versuchen sog. Kriterien humaner

Arbeitsgestaltung zu definieren“ (Nerdinger et al., 2014, S. 370). Volpert (1990) hat

in diesem Zusammenhang neun, Neuberger (1980) gar 15 Kriterien formuliert.

Rohmert (1972) wie auch Hacker und Richter (1980) sprechen hingegen von vier

Kriterien der Humanisierung. Vor allem auf die Definition letzterer als einflussreiche

Vertreter der Arbeits- und Organisationspsychologie wird häufig zurückgegriffen.

Demnach sollte humane Arbeit anhand folgenden vier Kriterien gestaltet sein: der

Ausführbarkeit, der Schädigungslosigkeit, der Beeinträchtigungsfreiheit bzw.

Zumutbarkeit und der Persönlichkeitsförderlichkeit bzw. Lern- und

Gesundheitsförderlichkeit (Hacker, 2005; Nerdinger et al., 2014). Dabei ist eine

Page 16: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

16

humane Gestaltung von Arbeit, neben z. B. Kostenzeilen, nicht nur aus Sicht der

Effizienz- oder Qualitätssteigerung bzgl. der Arbeitstätigkeit (Oesterreich, Volpert,

1999) erstrebenswert für Unternehmen, sondern spielt in Zeiten des demo-

grafischen Wandels auch eine wesentliche Rolle bei der Fachkräftegewinnung

(Wilden et al., 2010; Holste, 2012).

Weiter werden in der Arbeits- und Organisationspsychologie im Wesentlichen drei

Theorieansätze zur Arbeitsgestaltung unterschieden. Deren zentrale Inhalte sollen

im Folgenden kurz skizziert werden.

1.2.1 Soziotechnischer System-Ansatz

Ursprung des Soziotechnischen System-Ansatzes ist eine von Trist und Bamforth

im Jahr 1951 durchgeführte Arbeitsanalyse im englischen Kohlebergbau (Sydow,

1984; Schuler, Moser, 2014). Diese war das erste von zahlreichen weiteren

soziotechnischen Projekten des Tavistock Institute for Human Relation, das heute

„als eine von zwei Geburtsstätten der britischen Industriesoziologie angesehen“

(Sydow, 1984, S. 14) wird. Dabei werden der Mensch und die Technik im

Arbeitsprozess nicht als verschiedene, voneinander isolierte Teilsysteme, sondern

ein einziges, integriertes Arbeitssystem angesehen (Schuler, Moser, 2014). Später

prägte Emery (1959) in dem Kontext den Begriff des soziotechnischen Systems

(Sydow, 1984).

Nach Cummings und Srivastva (1977) ist ein soziotechnisches System definiert als

„eine organisierte Menge von Menschen und Technologien, die in einer Weise

strukturiert sind, um ein spezifisches Ergebnis zu produzieren“ (S. 55). Demnach

betrachtet der Ansatz „zueinander stehende Teilkomponenten eines

soziotechnischen Systems – die Technik, die Organisation und der Mensch“

(Nerdinger et al., 2014, S. 382) in ihrem Zusammenspiel. Sie werden durch die

Arbeitsaufgabe miteinander verbunden (Bamberg et al., 2012). Grundgedanke

dabei ist, dass diese nur gemeinsam optimiert werden können und sollten

(Nerdinger et al., 2014), und dass sich Veränderungen bzw. Störungen im

technischen Teilsystem unweigerlich auf die Arbeit des Menschen auswirken

(Schuler, Moser, 2014). Bedeutsame Prinzipien für diese Mensch-Maschine-Teams

und deren Arbeitsgestaltung sind

– die Bildung relativ unabhängiger, eigenverantwortlicher Organisations-

einheiten, denen ganzheitliche Aufgaben übertragen werden,

– der inhaltliche Zusammenhang der verschiedenen Aufgaben in der

Organisation

Page 17: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

17

– sowie die Einheit von Produkt und Organisation zur Förderung der

Identifikation mit selbigem (Nerdinger et al., 2014).

1.2.2 Handlungs- u. tätigkeitstheoretische Konzepte

Bei der handlungs- bzw. tätigkeitstheoretisch orientierten Arbeitsgestaltung steht

die Arbeitsaufgabe, ihre Gestaltung und Bewältigung im Mittelpunkt der

Betrachtung (Rosenstiel, Nerdinger, 2011). Dabei betonen unterschiedliche

Konzepte je unterschiedliche Aspekte, wobei oftmals auf den Handlungs- bzw.

Tätigkeitsspielraum, die Gestaltung persönlichkeitsförderlicher Tätigkeiten oder die

Vollständigkeit von Aufgaben fokussiert wird (Nerdinger et al., 2014).

So gehen die Handlungs- bzw. Tätigkeitsspielraumkonzepte von der Annahme aus,

dass mehr Spielraum bei der Arbeit auch mehr Möglichkeit zur Persönlichkeits- und

Kompetenzentwicklung bewirkt. Demnach bieten „selbstgestaltete, vielseitig und

teamorientierte Arbeitsaufgaben (…) mehr Entwicklungsangebote und sind

motivierender als fremdbestimmte, monotone und sozial isolierte Tätigkeiten“

(Nerdinger, 2014, S. 383).

Mit Blick auf eine „persönlichkeitsförderliche Arbeitsgestaltung wird (auch) dem

Aufgabenmerkmal Ganzheitlichkeit bzw. Vollständigkeit eine zentrale Rolle

zugewiesen“ (Nerdinger et al., 2014, S. 383). Ulichs (2011) Merkmale vollständiger

Arbeitsaufgaben beschreiben, welche „Folgerungen für die Produktionsgestaltung

(…) aus dem Prinzip der vollständigen Aufgabe resultieren“ (S. 219) bzw. welche

Aspekte berücksichtigt werden müssen: die Zielsetzung, die Vorbereitung, die

Organisation und Entscheidung, die Ausführung und das entsprechende Feedback

sowie die Kontrolle mit dem jeweiligen Resultatfeedback.

Auch Hacker (2005) beschreibt in seinem Modell einer Arbeitshandlung, dass „die

auf den einzelnen Arbeitenden entfallenden Tätigkeiten (…) vollkommen sein

(können) in dem Sinne, dass eine eigene Handlungsvorbereitung erforderlich ist,

(…). Die projektierten Tätigkeiten können jedoch auch unvollständig sein, dass

lediglich ein weisungsgetreuer Vollzug von Tätigkeiten gefordert ist“ (S. 251).

Weiter geht er davon aus, dass „vollständige, fordernde Tätigkeiten (…) für die

Leistungsmotivierung, für das Wohlbefinden und die psychische Gesundheit (...)

unerlässlich (sind)“ (S. 252). Dabei ist es unerheblich, ob die Arbeitshandlung

hinsichtlich der Handlungsregulationsfunktionen (sequentielle) oder der

Handlungsregulationsebenen (hierarchische) vollständig ist (Nerdinger et al.,

2014).

Page 18: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

18

1.2.3 Motivationstheoretische Ansätze

Motivation, die Befriedigung individueller Motive in Zusammenhang mit einer

bestimmten Aktion, und Zufriedenheit spielen auch bei anderen Konzepten der

Arbeitsgestaltung eine große Rolle (Rosenstiel, Nerdinger, 2011). So beschreibt

z. B. das Job Characteristics Model nach Hackman und Oldham (1976), „welche

Merkmale der Tätigkeit (für die Zufriedenheit und Motivation von Mitarbeitern)

letztlich entscheidend sind“ (Nerdinger et al., 2014, S. 431): die

Anforderungsvielfalt, die Ganzheitlichkeit, die Bedeutsamkeit der Aufgabe, die

Autonomie und das Feedback (Bamberg et al., 2012).

Eindeutige Ergebnisse mit Blick auf die Motivationssteigerung bei der Arbeit

brachten auch die Untersuchungen von Locke und Latham (1990) zur Wirkung von

expliziten Zielen bei der Arbeit (Rosenstiel, Nerdinger, 2011). Demnach führen

herausfordernde, präzise und spezifisch formulierte Ziele zu bester

Arbeitsleistungen (Bamberg et al., 2012) und mit Blick auf realistisch formulierten

Zielvereinbarungen zu erhöhter Zufriedenheit (Nerdinger et al., 2014).

Arbeitszufriedenheit ist insofern von höchster Relevanz, da diese eng mit der

Einstellung von Mitarbeitern gegenüber der Arbeit bzw. der Organisation, und diese

wiederum mit dem Verhalten (siehe Kapitel 3.4) – also der „emotionalen Reaktion

auf die Arbeit, die Meinung über die Arbeit und die Bereitschaft, sich in der Arbeit in

bestimmter Weise zu verhalten“ (Nerdinger et al., 2014, S. 427; Six, Felfe, 2004) –

zusammenhängt (Neuberger, 1974; Rosenstiel, 1975).

1.3 Wirkung von Arbeit

Dass vor allem die Art der Gestaltung eine wesentliche Rolle bei der Wirkung von

Arbeit auf den Menschen einnimmt, wurde vorangehend dargelegt. Auch auf die

Aspekte Persönlichkeits- und Motivationswirkung wurde im Rahmen der

Theorieansätze zur Arbeitsgestaltung bereits eingegangen. Folgend wird die

Wirkung ausgesuchter, möglicherweise relevanter Gestaltungsszenarien im

Kontext der Zukunft von Arbeit aufgezeigt.

1.3.1 Stress durch Rollenkonflikte u. niedrigen Handlungsspielraum

Stress wird definiert als „subjektiver Zustand (…), der aus der Befürchtung entsteht,

dass eine stark aversive, zeitlich nach und subjektiv lang andauernde Situation

wahrscheinlich nicht vermieden werden kann“, von der die Person erwartet, dass

Page 19: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

19

„sie nicht in der Lage ist (…), [diese] zu beeinflussen oder durch Einsatz von

Ressourcen zu bewältigen“ (Greif, 1989, S. 453).

Gerade im Umgang mit modernen Technologien können Mitarbeiter vor eben

solchen Stresssituationen stehen, hervorgerufen beispielsweise durch

Rollenkonflikte. Das Modell des Rollenstress nach Kahn (1978) unterscheidet vier

Konflikte: den Inter-Sender-Konflikt, den Intra-Sender Konflikt, den Inter-Rollen-

Konflikt und den Personen-Rollen-Konflikt (Kauffeld, 2014). Letzterer wird

hervorgerufen durch die Diskrepanz zwischen Rollenanforderungen und den

eigenen Wertvorstellungen (Hacker, 2005) und ist auch im Kontext der individuellen

Einstellung relevant (siehe Kapitel 3.4). Begleitet werden diese Rollenkonflikte

wiederum von Konflikten in Folge von rollenbezogener Überforderung (quantitative

oder qualitative Rollenüberlastung, weil z. B. die individuellen Kompetenzen nicht

ausreichen) oder rollenbezogene Verantwortung (Ausmaß an Verantwortung für

andere Personen und Sachen, z. B. selbststeuernde, intelligente Systeme) (Kahn,

1978; Kahn, Byosiere, 1992; Ulich, 2011).

Eine weitere Ursache von berufsbedingtem Stress findet sich in der Kombination

von Entscheidungsspielraum und der Arbeitsanforderung. Das Job-Demand-

Control-Modell (Karasek, Theorell, 1990), das beide Dimensionen betrachtet, zeigt,

dass beruflicher Stress insbesondere dann entsteht, wenn die

Arbeitsanforderungen steigen und die Kontrollmöglichkeiten gleichzeitig abnehmen

(Bamberg et al., 2012). Mit Blick auf die zukünftigen Veränderungen in der

Arbeitswelt kann diese Form der Arbeitsgestaltung eine wesentliche Rolle spielen.

1.3.2 Ermüdung durch Monotonie u. Vigilanz

Auch Monotonie, die als Folge industrieller Arbeitsfähigkeit seit den Anfängen der

Arbeitswissenschaft betrachtet wird, kann in modernen Arbeitsprozessen bedingt

durch bestimmte Formen der Arbeitsteilung auftreten (Ulich, 2011). Dabei ist

Monotonie ein Zustand herabgesetzter psychischer Aktivität und ist wie der Stress

eine Reaktion auf spezifische Arbeitsbedingungen (Kauffeld, 2014) – in diesem Fall

„reizarme Situationen bei längerdauernder Ausführung sich häufig wiederholender

gleichartiger und einförmiger Tätigkeit“ (Ulich, 2011, S, 481).

Vergleichbar damit ist die sog. Vigilanz (Schweizer, 2006). Sie zählt nach Posner

und Boies (1971) neben Wachsamkeit, Selektivität und räumlicher Aufmerksamkeit

zu einer von vier Aufmerksamkeitskomponenten und spielt im Rahmen der

Modernisierung der Arbeitswelt z. B. bei der Überwachung spezieller Technologien

ebenfalls eine wesentliche Rolle. Dabei entsteht „die Problematik der Vigilanz (…)

Page 20: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

20

jedoch nicht durch die Einförmigkeit der Reize oder die Gleichförmigkeit der

erforderlichen Reaktionen, sondern durch das unregelmäßige und eher seltene

Erfordernis von Reaktionen“ (Ulich, 2011, S. 482). Posner und Rafal (1987)

schreiben dieser Aufmerksamkeits-komponente daher „eine bewusste, willentliche

Kontrolle“ (S. 24) und somit den Einsatz erheblicher mentaler Anstrengung zu

(Schweizer, 2006).

Somit haben beide Situationen psychische Ermüdung – eine reversible,

vorübergehende Minderung der Leistungsfähigkeit (Landau, Pressel, 2009; Ulich,

2011) – zur Folge, die nur durch Erholung beispielsweise in Form von Pausen

ausgeglichen werden kann (Ulich, 2011; Richter, Hacker, 2014).

1.3.3 Auswirkungen auf Freizeit

Der Zusammenhang zwischen Arbeitstätigkeit und Freizeitverhalten ist seit

längerer Zeit von Interesse für die arbeitspsychologische Forschung. Hier stehen

sich noch immer Hypothesen unterschiedlichster Valenzzuschreibungen

gegenüber, von der Generalisation/Spillover über die Kompensation bis hin zur

Segmentierung/Neutralität (Hoff, 1986; Kauffeld, 2011).

Während „gegen die Neutralitäts- bzw. Segmentationshypothese (…) vielfältige

Bedenken angemeldet [wurden]“ (Ulich, 2011, S. 517) und Bamberg (2012) diese

sogar als „unzulässig“ zurückweist (S. 154), lieferte eine Studie aus den frühen

Forschungen zu Arbeit und Freizeit interessante Ergebnisse. Meissner (1971)

konnte dabei nicht nur belegen, dass „die Arbeitswelt im Leben erwerbstätiger

Erwachsener nicht einfach hinter dem Fabriktor, im Büro, im Geschäft oder an

anderen Arbeitsplätzen zurückbleibt“ (Hoff, 1986, S. 95), sondern dass sie sich

auch „noch (auf) das Denken, Fühlen und Handeln in der freien Zeit“ (Hoff, 2006,

S. 3) auswirkt. Darüber hinaus brachte er die Beziehung von Arbeit und Freizeit

unter speziellen Voraussetzungen der Arbeitsgestaltung, nämlich dem Grad der

Einschränkung individueller Handlungsspielräume (sog. Arbeitszwänge) und

sozialer Isolation, in einen Kontext (Nerdinger et al., 2014). Demnach tendieren

„Arbeiter mit weniger ausgeprägten Arbeitszwängen und weniger eingeschränkten

Möglichkeiten sozialer Kommunikation am Arbeitsplatz auch außerhalb zu

erweiterter ‚Soziabilität‘ (…), während Arbeiter mit technologisch stark gebundenen

Tätigkeiten und eingeschränkten Möglichkeiten sozialer Kommunikation am

Arbeitsplatz auch außerhalb (…) zu eingeschränkter ‚Soziabilität‘ neigen“ (Ulich,

2011, S. 522).

Page 21: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

21

1.4 Arbeiten in Teams

Die zuletzt geschilderte Wirkungsmöglichkeit von Arbeit hat gezeigt, dass dem

sozialen Kontakt im Berufsleben eine wesentliche Bedeutung zukommt. Die

Begriffe Gruppe und Team werden dabei in der Forschung und dem Arbeitsalltag

sehr unterschiedlich in Zusammenhang gebracht: Wenige Autoren verwenden

beide Begriffe synonym, andere sprechen dem Team mehr positive Qualität zu als

der Gruppe und in der betrieblichen Praxis folgt die Bezeichnung keinem festen

Muster (Born, Eiselin, 1996; Kauffeld, 2001).

Für die nachfolgende Arbeit wird eine (Arbeits-) Gruppe bzw. Team definiert als

„Mehrzahl von Personen in direkter Interaktion über eine längere Zeitspanne bei

Rollendifferenzierung und gemeinsamen Normen, verbunden durch ein Wir-Gefühl“

(Rosenstiel, Nerdinger, 2011, S. 283). Auf eine differenziertere Betrachtung der

beiden Begriffe wird aufgrund der Zielsetzung der Arbeit verzichtet. Da die weiteren

Ausführungen mit Blick auf die Arbeitswelt der Zukunft im Kontext von Industrie 4.0

Arbeitsformen mit Teambezeichnung beinhalten, stehen diese nachfolgend im

Fokus.

1.4.1 Die Bedeutung von Teams in Organisationen

Nicht nur hinsichtlich der Wirkung von Arbeit auf die Freizeit ist der soziale Umgang

im Unternehmen wesentlich. Teams in Organisationen haben eine viel tiefer

reichende Bedeutung und Wirkung auf Mitarbeiter. Kauffeld (2001) fasst diese

passend zusammen: Das Team, in das ein Mitarbeiter eingebunden ist, kann als

„Verbindungsstück zwischen dem Individuum und der Organisation“ gesehen

werden. In diesem greifen „soziale Balance- und Kontrollmechanismen, die in der

Anonymität organisationaler Ordnungen nicht mehr greifen“. Weiter können Teams

„organisationale Ziele entweder mit ganzer Kraft verwirklichen oder unterminieren“

und es hat „Einfluss auf (…) die gegenwärtigen Annahmen über die Organisation

(…), den affektiven Status inklusive der Einstellung, Werte und Emotionen eines

Gruppenmitgliedes sowie das Verhalten von Mitarbeitern in der Organisation“ (S.

4). Felfe et al. (2012) zählen das Team darüber hinaus zu einer von vier

Bindungsebenen, d. h. als Teil des Commitments, an die Organisation.

Inzwischen wird Gruppenarbeit von vielen Unternehmen auch „als entscheidender

Erfolgsfaktor für die eigene wirtschaftliche Konkurrenzfähigkeit unter den heutigen

Produktions- und Marktbedingungen angesehen“ (Nerdinger et al., 2014, S. 400).

Dabei lässt sich ein Paradigmenwechsel von der bürokratisch, funktionalen zur

Page 22: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

22

flexiblen, teamorientierten Organisation feststellen, in deren Zentrum ein „breiterer

Zugriff auf das Leistungsvermögen, das Engagement und die Selbststeuerungs-

und Abstimmungsfähigkeit der Mitarbeiter“ (Kauffeld, 2001, S. 4) steht. Dies geht

einher mit der i. d. R. höheren Effektivität und den Synergien von Teams (Schuler,

Moser, 2014). Im Wesentlichen meint dies mehr Potenzial mit Blick auf die

Problemlösung, die Arbeitsorganisation sowie die Reduktion von Komplexität

(Born, Eiselin, 1996).

1.4.2 Teamrollen u. -normen

Grundvoraussetzung für ein Team und die ihm eben zugesprochenen Potenziale

ist natürlich eine Mehrzahl von Personen (Hacker, 2005). Jede dieser Personen

richten individuelle Erwartungen an jedes der Teammitglieder. Die Summe dieser

Erwartungen wird als Rolle bezeichnet (Preyer, 2012). „In einer funktionierenden

Gruppe sind diese Erwartungen so ausdifferenziert, dass sich die Rollen

wechselseitig ergänzen (Nerdinger et al., 2014, S. 206). Darüber hinaus entwickeln

Teams aus einem Interessenausgleich der einzelnen Mitglieder mit der Zeit

individuelle Verhaltensregeln, sog. Normen. Diese geben dem Team u. a.

Orientierung, Stabilität und Koordination (Kauffeld, 2001; Nerdinger et al., 2014).

Um den Erwartungen der eigenen Rolle entsprechen und die bestehenden Normen

einhalten zu können, müssen diese im Team kommuniziert werden. Dabei lassen

sich im Prinzip drei Formen der Kommunikation unterscheiden: die mündliche, die

schriftliche und die nonverbale Kommunikation (Nerdinger et al., 2014). Durch die

neuen Formen der Arbeitsgestaltung (z. B. Homeoffice) und die neuen Techniken

(z. B. Smartphones) hat sich auch die Art der Kommunikation in Teams verändert

– mit ein Grund, weshalb das Thema Gruppenarbeit jüngst wieder „zum aktuellen

Thema in Organisationen avanciert“ (Kauffeld, 2001, S. 8).

1.4.3 Virtuelle Teams

Als ein Beispiel von Teams mit veränderter Kommunikationsaktivität im Rahmen

moderner Arbeitswelten können die sog. virtuellen Teams genannt werden. Anders

als bei der konventionellen Teamarbeit arbeitet wenigstens ein Teil der Mitglieder

solcher Gruppen an anderen Orten, in anderen Zeitzonen oder gar in anderen

Strukturen (Sulzbacher, 2003; Schuler, Moser, 2014). Die Hintergründe solcher

Teamkonstellationen sind oftmals strategische Überlegungen, z. B. wenn

Teammitglieder nach ihrer Expertise und nicht nach ihrer räumlichen Verfügbarkeit

ausgewählt werden (Schuler, Moser, 2014).

Page 23: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

23

Die Kommunikation und der Austausch von Informationen in solchen Teams

geschieht i. d. R. durch ein breites Spektrum von Übertragungsmedien wie z. B.

Telefon, E-Mail, Videokonferenzen und andere Sharing-Tools (Herczeg et al.,

2000). Dabei hat „das größere Ausmaß an elektronisch vermittelter Kommunikation

Auswirkungen auf die psychologischen Prozesse im Team“ (Schuler, Moser, 2014,

S. 251). So berichten Mitarbeiter häufig von Zielkonflikten durch das Wirken in

mehreren solcher Teams, eingeschränktem Feedback über die Arbeit und dadurch

Unklarheiten über den eigenen Beitrag und die eigenen Fähigkeiten, oder aber

Missverständnisse durch eingeschränkte Informationen und daraus resultierend

eine Beeinträchtigung des Vertrauens im Team (Schuler, Moser, 2014). Denn „für

den kooperativen Arbeitsprozess ist die in verschiedenartiger Weise erfolgte

sprachliche Kommunikation“ – also die tatsächlich Sprechtätigkeit unabhängig von

der Sprache – „eine unerlässliche Voraussetzung“ (Hacker, 2005, S. 260).

Neben der veränderten Kommunikationskultur haben virtuelle Teams in der Regel

ein hohes Maß an Selbstorganisation, flache Hierarchien und sind von Beginn an

auf ein zeitlich begrenztes Bestehen und das Erreichen eines bestimmten

Projektziels ausgelegt (Scholz, 2001).

2 Die Zukunft der Arbeit im Kontext von Industrie 4.0

Wie eingangs dargestellt ist die Geschichte der Arbeit so alt wie die des Menschen.

Es ist also nicht verwunderlich, dass die Arbeitswelt schon des Öfteren vor einer

Revolution stand.

Nach Einführung der Dampf- und Wasserkraft (1. Industrielle Revolution) um das

Jahr 1750 folgte rund ein Jahrhundert später der nächste maßgebliche Umbruch.

„Die 2. Industrielle Revolution war geprägt durch arbeitsteilige Massenproduktion

mit Hilfe elektrischer Energie“ (Bauernhansl et al., 2014, S. 5). Die Erfindung des

Computers läutete Mitte des 20. Jahrhunderts die 3. Industrielle Revolution ein.

Getrieben von Informations- und Kommunikationstechnologien hielten bereits erste

Automatisierungsprozesse und komplexe Computersysteme Einzug in die

Arbeitswelt und die Produktion (Bauer et al., 2014).

Mit dem World Wide Web gelang daraufhin nicht nur ein herausragender

Meilenstein der Technik, sondern damit wurde der Grundstein der neuste, 4.

Industriellen Revolution, gelegt. Denn nicht nur Menschen sollen in Zukunft über

das Internet in Kontakt stehen können, sondern auch Maschinen und Anlagen.

Page 24: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

24

Diese „intelligente Vernetzung stellt (…) eine konsequente Weiterentwicklung

industrieller Wertschöpfungssysteme dar“ (Bauer et al., 2014, S. 10).

2.1 Industrie 4.0 – Begriffsherkunft u. -bestimmung

„Der Begriff Industrie 4.0 (…) ist ursprünglich zurückzuführen auf den ersten

nationalen IT-Gipfel der deutschen Bundesregierung im Jahr 2006 am Hasso-

Plattner-Institute (HPI) in Potsdam“ (Reinheimer, 2015, S. 681) und lehnt sich an

die vorhergehend beschriebenen Entwicklungen im Zuge der vierten Industriellen

Revolution an. Erstmals in die Öffentlichkeit getragen wurde der Begriff wiederum

auf der Hannover Messe 2011 (Drath, 2014).

Maßgeblich geprägt wurde der Begriff Industrie 4.0 von Prof. Dr. Kagermann,

Präsident der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften und Vorsitzender

des Arbeitskreises Industrie 4.0 (Botthof, Hartmann, 2015). Dieser arbeitete im

Auftrag der deutschen Bundesregierung gemeinsam mit über 50 Fachexperten am

gleichnamigen, im Aktionsplan Hightech-Strategie 2020 verabschiedeten

Zukunftsprojekt (Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, 2016). Ziel des

Projekts war es, Umsetzungsempfehlungen zur Zukunft der Arbeit zu formulieren

und die Auswirkungen des Internets der Dinge auf die Produktion herauszustellen

(Kagermann et al., 2013). Der Bericht dazu wurden im Oktober 2012 unter dem

Titel „Umsetzungsempfehlungen für das Zukunftsprojekt Industrie 4.0“

veröffentlicht.

Trotz der intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema innerhalb des

Zukunftsprojekts gestaltet sich die Suche nach einer allgemeingültigen Definition

von Industrie 4.0 als schwierig. Zwar wurde von der Forschungsunion in den

Umsetzungsempfehlungen für das Zukunftsprojekt Industrie 4.0 ein Vorschlag für

eine Arbeitsdefinition des Begriffs als „Nutzung des Internets der Dinge und

Dienste in der industriellen Produktion“ (Kagermann et al., 2013, S. 5) gegeben.

Eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation im

Auftrag des BITKOM, in der 104 Charakterisierungen, Beschreibungen und

Definitionen des Begriffs Industrie 4.0 untersucht wurden, zeigte jedoch, dass der

Begriff weiter in sehr unterschiedlichen Kontexten, Zielrichtungen und

Betrachtungsbereichen verwendet wird (Bauer et al., 2014). Eine „eindeutige,

allgemein akzeptierte Darstellung von Industrie 4.0 existiert derzeit noch nicht“

(Bauer et al., 2014, S.18).

Page 25: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

25

Da es dennoch zweckmäßig ist, eine allgemeingültige Begriffsbestimmung für die

vorliegende Arbeit einzuführen, wird auf eine Definition der Plattform Industrie 4.0

zurückgegriffen. Dabei handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt mehrerer

Wirtschaftsverbände, die „die Aufforderung zur Fortführung und Weiterentwicklung

des Projekts Industrie 4.0“ aufgriffen und „im April 2013 die

Kooperationsvereinbarung, in Form einer ideellen thematischen Zusammenarbeit

über Verbandsgrenzen hinweg die Plattform Industrie 4.0 zu betreiben“

beschlossen (Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, 2016). Demnach steht

„im Mittelpunkt von Industrie 4.0 (…) die echtzeitfähige, intelligente, horizontale und

vertikale Vernetzung von Menschen, Maschinen, Objekten und IKT-Systemen zum

dynamischen Management von komplexen Systemen“ (Bauer et al., 2014, S.18).

2.1.1 Vertikale Integration u. vernetzte Produktionssysteme

Im Rahmen von Industrie 4.0 werden Menschen, Maschinen, Objekte und

informations- und kommunikationstechnologische Systeme auf zwei Ebenen

miteinander vernetzt: vertikal und horizontal. Gestaltungsrahmen der vertikalen

Vernetzung bzw. Integration ist die Fabrik oder das Unternehmen (Kagermann et

al., 2013). Dabei werden alle Komponenten in einen lückenlosen, echtzeitfähigen

Kommunikationsfluss gebracht, bei dem die Informationsweitergabe durch sog.

Cyber-Physical Systems (CPS) erfolgt und automatisch ausgelöst wird (Kagermann

et al., 2013, Bauernhansl et al., 2014). Durch die ständige Aufnahme und

Weitergabe von Informationen und deren Weitergabe sind die Systeme innerhalb

des Unternehmens in der Lage, ihre Produktivität zu steigern oder den

Ressourcheneinsatz zu optimieren (vbw, 2014).

Wesentliche Voraussetzung für eine vertikale Integration ist „die durchgehende

Informationstechnik von der Produktentstehung, über Entwicklung und Fertigung

bis [hin] zum Kunden“ (Bauernhansl et al., 2014, S. 128) sowie eine gemeinsame

Datenbasis. Entscheidend ist auch, „dass die Akteure – egal ob Mensch oder

Maschine – zu jeder Zeit über eine Plattform auf die generierten Daten zugreifen

und diese verarbeiten können“ (vbw, 2014, S. 8).

Unter vertikaler Integration (siehe Abbildung 1) wird also „die Integration der

verschiedenen IT-Systeme auf den unterschiedlichen Hierarchieebenen

(beispielsweise die Aktor- und Sensorebene, Steuerungsebene,

Produktionsleitebene, Manufacturing and Execution-Ebene,

Unternehmensplanungs-ebene) zu einer durchgängigen Lösung“ (Kagermann et

al., 2013, S. 24) verstanden.

Page 26: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

26

Abbildung 1. Vertikale Integration und vernetzte Produktionssysteme Quelle: Kagermann et al., 2013, S. 36

2.1.2 Horizontale Integration über Wertschöpfungsnetzwerke

„Die horizontale Integration baut auf der vertikalen Integration auf“ (vbw, 2014,

S. 9). Und nicht nur das: Gestaltungsrahmen ist nun die gesamte Wertschöpfungs-

kette, die sich u. U. regional, national oder gar global erstreckt. Damit verlässt

diese Integration die Strukturen der jeweiligen Firma, denn technische Prozesse

können nun „in übergeordnete unternehmensübergreifende Geschäftsprozesse

integriert und mit anderen Teilnehmern des Wertschöpfungsnetzwerkes in Echtzeit

synchronisiert werden“ (vbw, 2014, S. 9).

Durch die Ausweitung der vertikalen auf die horizontale Ebene können Prozesse in

globalen Wertschöpfungsketten wie z. B. das Produktdesign nun in Abstimmung

mit den anderen Wertschöpfungspartnern wie beispielsweise dem Endkunden

zeitoptimiert, koordiniert gesteuert und durch deren direktes Feedback flexible

Individuallösungen angeboten werden (Bauernhansl et al., 2014). Da das eigene

Wissen jedoch von zentraler Bedeutung für ein Unternehmen ist, sind „adäquate,

zuverlässige und wirtschaftliche Lösungen für den Schutz von Wissen“

(Kagermann et al., 2013, S. 90) wichtigste Voraussetzung für eine horizontale

Vernetzung.

Unter horizontaler Integration (siehe Abbildung 2) in der Produktions- und

Automatisierungstechnik sowie der IT wird also „die Integration der verschiedenen

IT-Systeme für die unterschiedlichen Prozessschritte der Produktion und

Unternehmensplanung, zwischen denen ein Material-, Energie- und

Informationsfluss verläuft, sowohl innerhalb eines Unternehmens (beispielsweise

Eingangslogistik, Fertigung, Ausgangslogistik, Vermarktung), aber auch über

mehrere Unternehmen (Wertschöpfungsnetzwerke) hinweg zu einer durchgängigen

Lösung“ (Kagermann et al., 2013, S. 24) verstanden.

Page 27: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

27

Abbildung 2. Horizontale Integration über Wertschöpfungsnetzwerke Quelle: Kagermann et al., 2013, S. 36

2.2 Hyper-Aspekte von Industrie 4.0

Nachfolgend soll detaillierter auf die relevanten Komponenten bzw.

Schwerpunkttechnologien von Industrie 4.0 eingegangen werden.

2.2.1 Cyber-Physical Systems u. intelligent Maschinen

Grundlage für eine lückenlose, echtzeitfähige Kommunikation aller Akteure und

deren intelligente Vernetzung ist deren Befähigung zur Kommunikation

(Bauernhansl et al., 2014). Bisher passive Objekte müssen also zunächst einmal

mit Kommunikationskomponenten wie z. B. Mikrocontrollern, Sensoren oder

Aktoren – den sog. Embedded Systems (ES) – ausgestattet werden (Bauer et al.,

2014). Wie sich der Einsatz von ES entwickelt hat, lässt sich am Beispiel der

Automobilindustrie bzw. Automobiltechnik verdeutlichen. Während in den 70er- und

80er-Jahren kaum Elektronik im Fahrzeug enthalten war, funktioniert heute nahezu

sämtliche Ausstattung, von sicherheitsrelevanten Systemen, wie Airbags und

Fahrerassistenzsysteme, über Klimaanlagen, Navigationssysteme bis zu

Entertainment nur mit Hilfe von ES (Brühl, 2015). Denn durch die Verwendung von

ES „lässt sich der Funktionsumfang vieler Produkte erweitern, automatisieren und

vereinfachen“ (Brühl, 2015, S. 69).

Alle Objekte, Geräte, Gebäude, Verkehrsmittel oder auch Produktionsanlagen, die

über eingebettete Systeme kommunikationsfähig gemacht und über das Internet

verbunden wurden, werden Cyber-Physical Systems genannt (Bauernhansl et al.,

2014, Brühl, 2015). Diese „sind gekennzeichnet durch eine Verknüpfung von realen

(physischen) Objekten und Prozessen mit informationsverarbeitenden (virtuellen)

Objekten und Prozessen“ (Brühl, 2015, S. 70). Dabei sind die intelligenten Objekte

innerhalb des CPS in der Lage, sowohl mit dem Bediener als auch autonom mit

anderen Maschinen oder IKT-Systemen in Interaktion zu treten – beispielsweise

Page 28: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

28

zur Abstimmung von Auftrags- und Materialströmen, Wartung oder Instandhaltung

(Kagermann et al., 2013; Bauer et al., 2014). Damit stellen CPS also ein

Kernelement von Industrie 4.0 dar (Hirsch-Kreinsen, 2015), nicht zuletzt, weil sie

„aus technologischer Sicht (…) wesentlicher Bestandteil und Voraussetzung für ein

Internet der Dinge“ (Brühl, 2015, S. 68) sind.

2.2.2 Internet of Things u. M2M-Interaktion

„Beim ‚Internet der Dinge‘ geht es darum, dass Produkte, Maschinen und

Komponenten Informationen untereinander austauschen, auf unterschiedliche

Veränderungen der Umwelt bzw. Aktionen von Maschinen und Menschen

reagieren und sogar selbst Aktivitäten auslösen können“ (Brühl, 2015, S. 64). Das

alles geschieht über das Internet, in dem die Fabrik und ihr gesamtes

Produktionsumfeld (CPS) nun zu einer intelligenten, globalen Infrastruktur vernetzt

werden (Hartmann, 2009, Kagermann et al., 2013, Kaufmann, 2015). Das so

kreierte Netzwerk kann analog zu einem sozialen Netzwerke im Internet gesehen

werden, nur dass hier Maschinen kommunizieren und Informationen austauschen

(Bauer et al., 2014), die sog. M2M-Interaktion. „M2M steht für ,Machine-to-

Machine‘, den automatisierten Datenaustausch zwischen Maschinen“ (Glanz,

Büsgen, 2013).

Der Aufbau solcher intelligenter Netzwerke über das Internet of Things (IoT) bildet

die Basis von sog. Smart Factories (Bauer et al., 2014), die ein wesentliches

Element im IoT sind (Brühl, 2015). Über das IoT bietet sich nun die Möglichkeit,

Informationen aus der dinglichen Welt zu erfassen und digital weiterverarbeiten zu

können – und das automatisiert (Bauernhansl et al., 2014). Damit verschwimmen

die Grenzen der physikalischen und virtuellen Welt, da digital gewonnene

Informationen tatsächliche Auswirkungen auf die reale Welt haben, beispielsweise

bei der Anpassung von Produktionsprozessen (Brühl, 2015).

Das IoT hält mittlerweile nicht mehr nur Einzug in die Industrie, auch „in anderen

Wirtschaftszweigen, wie dem Gesundheitswesen, der Agrarwirtschaft oder dem

privaten Konsum“ (Huber, Kaiser, 2015, S. 683) bieten sich durch intelligente, mit

Sensorik ausgestatteten Fertigprodukten und deren Vernetzung neue

Möglichkeiten.

2.2.3 Big Data u. Cloud Computing

„Mit der Entwicklung zum Internet der Dinge in der Smart Factory steigt (…) (aber

gleichzeitig) die Menge (…) der erzeugten Unternehmensdaten“ (Kagermann et al.,

Page 29: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

29

2013, S. 62), der mit der herkömmlichen Datenablage und -architektur nur bedingt

begegnet werden kann (Reinheimer, 2015). Denn jedes Objekt, jeder Prozess und

jeder Produktionsschritt entlang der gesamten Wertschöpfungskette ist über die

CPS und das Internet der Dinge darauf ausgelegt, durchgängig digitale

Informationen zu erzeugen, zu sammeln, auszuwerten und Ergebnisse wiederum

weiterzugeben (Botthof, Hartmann, 2015, Bauernhansl et al., 2014). Bei der

Vielzahl von Akteuren, die bei der Herstellung eines Produkts beteiligt sind,

entstehen also riesige Datenmengen, die z. B. durch das Erkennen von Mustern

zur Optimierung von Ressourcennutzungen und Geschäftsprozessen in Realzeit

zusammengeführt und effizient analysiert werden, die sog. Big Data (Eckert,

2014).

Eine wesentliche Schwerpunkttechnologie von Industrie 4.0 ist auch das sog.

Cloud-Computing. Die Cloud als „abstrahierte virtualisierte IT-Ressource (wie zum

Beispiel Datenspeicher, Rechenkapazität, Anwendungen oder Dienste, wie etwa

Freemail-Dienste“ (Kagermann et al., 2013, S. 84) liefert erst die Plattform zur

Vernetzung der einzelnen Komponenten im Internet, zur Speicherung und

Weiterverarbeitung der großen Datenmengen und ermöglicht die Ausführung von

Aktionen und Anwendungen von extern (Bauer et al., 2014). Sie erlaubt die

zentrale Speicherung von Daten, deren Auswertung und den Zugriff auf die

verschiedenen Komponenten, gleichzeitig findet durch ihre Schnittstellen eine

Öffnung der Systeme statt (Bauernhansl et al., 2014).

Letzteres ist insofern entscheidend, da Arbeitnehmer in Industrie 4.0 mobil, global

organisiert und oft selbstverantwortlich handelnd sind. Denn neben Maschinen

bleibt auch der Mensch entscheidender Produktionsfaktor in der Fabrik von

morgen, wenn auch innerhalb neuer Gestaltungsrahmen und Anforderungen (siehe

Kapitel 2.3). „Arbeitszeiten und -orte sind flexibel“, da die Beteiligten „durch die

Bereitstellung von Services und Daten über das Internet (…) nicht mehr vor Ort

sein“ (Fallenbeck, Eckert, 2014, S. 398) müssen. Dies birgt Chancen, „stellen

(Unternehmen) aber andererseits auch vor erhebliche technologische,

organisatorische und strategische Herausforderungen“ (Brühl, 2015, S. 58).

2.3 Dimensionen der Veränderung durch Industrie 4.0

Die eben geschilderten Komponenten von Industrie 4.0 legen nahe, dass damit ein

weitrechender Wandel der Produktionsarbeit von morgen verbunden ist. „Die

Auswirkungen der vierten Industriellen Revolution werden für die (…)

Arbeitsorganisation ähnlich tiefgreifend sein wie im Falle der vorangegangen

Page 30: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

30

Industriellen Revolutionen“ (Kagermann, 2014, S. 603). Und auch die Rolle der

Beschäftigten erfährt in der Smart Factory einen erheblichen Wandel. „Die

zunehmende echtzeitorientierte Steuerung verändert Arbeitsinhalte, -prozesse und

-umgebungen“ (Kagermann et al., 2013, S. 6).

Abbildung 3 zeigt den Versuch, die Entwicklungen im Zuge von Industrie 4.0 und

deren Auswirkungen auf die Produktionsarbeit von morgen abzubilden. Auf letztere

wird im Folgenden kurz eingegangen.

Abbildung 3. Dimensionen der Veränderung auf die Produktionsarbeit von morgen durch Industrie 4.0 Quelle: eigene Darstellung, nach Kinkel et al., 2008, S. 38

2.3.1 Arbeitsorganisation u. -gestaltung in der Smart Factory

„Für die (Arbeitsorganisation in der) ‚Industrie 4.0‘ schlägt Hirsch-Kreinsen (2015)

unter Rückgriff auf Neef und Burmeister (2005) vor, zwischen einer ‚Schwarm-

Organisation‘ und einer ‚polarisierten Organisation‘ zu unterscheiden“ (Holtgrewe et

al., 2015, S. 26). Die Schwarm-Organisation ist durch eine lockere Vernetzung

Page 31: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

31

qualifizierter und gleichberechtigt agierender Beschäftigter gekennzeichnet, die

flexibel, selbstorganisiert und situationsabhängig im Rahmen der betrieblichen

Zielvorgaben agieren. Einfache Tätigkeiten werden weitgehend automatisiert

erledigt und es gibt keine festen, gleichbleibenden Aufgaben für die einzelnen

Mitarbeiter (Hirsch-Kreinsen et al., 2015). Dem gegenüber steht die Polarisierung

der Qualifikationen, „die aus der Ausdünnung der mittleren Facharbeiterebene

hervorgeht“ (Holtgrewe et al., 2015, S. 26). Es herrscht eine ausgeprägte

Arbeitsteilung zwischen dispositiver (hochqualifizierte technische Spezialisten) und

ausführender Ebene (Niedrigqualifizierte) (Hirsch-Kreinsen et al., 2015). Diese

divergierenden Muster der Arbeitsorganisation sind nach aktuellem Stand der

wirtschafts- und industriesoziologischen Forschung denkbar (Hirsch-Kreinsen,

2015).

Weiter ist generell „davon auszugehen, dass sich die Anforderungen an die

fachliche, räumliche und zeitliche Flexibilität der Beschäftigten anders gestalten“

(Botthof, Hartmann, 2015, S. 25). Im Zuge von Industrie 4.0 wird es möglich, einen

großen Teil von Aufgaben räumlich und zeitlich vom Ort der Produktion zu trennen.

Auch wenn sich aus diesen neuen Möglichkeiten der Mobilität nicht zwingen ein

Trend zur verstärkten Telearbeit – wie in vielen anderen wissensintensiven und

dienstleistungsbezogenen Arbeitsfeldern thematisiert (Kordey, Korte, 2001) –

ableiten lässt, eröffnen sich innerbetrieblich neue Formen der Arbeitsorganisation

(Kinkel et al., 2007). Grund hierfür sind u. a. die geöffneten Systeme, neue

Kommunikations- und Informationskanäle, weltweit verfügbare Daten und Dienste

über Cloud-Lösungen sowie das Arbeiten über unterschiedliche Zeitzonen hinweg

(Brühl, 2015).

Ein weiterer Aspekt, der mit Blick auf die Gestalt der Arbeit in der Produktion von

morgen genannt werden muss, sind veränderte Belastungen. Durch zunehmende

Automation werden die meisten körperlichen Tätigkeiten in der Industrie künftig

durch Roboter übernommen. Dadurch werden Ressourcen frei für mehr kreative,

geistige Arbeit (Zanker, 2016). Das wirft gleichzeitig die Frage auf, ob diese

veränderten Rahmenbedingungen der Industriearbeit „dazu führen werden, dass

zukünftig bestimmte Tätigkeiten ein breiteres oder tiefer gehendes, spezialisiertes

Wissensspektrum erfordern“ (Kinkel et al., 2008, S. 36).

Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass die räumliche Verortung des

Leistungserbringers an Bedeutung verliert (Zanker, 2016) und klassische

Arbeitszeitmodelle flexiblen Lösungen weichen – mit Ausstrahlungseffekten auf die

Lebenswelt (Kagermann et al., 2013). Was auf der einen Seite mehr Freiraum

Page 32: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

32

bedeutet, lässt gleichzeitig die Grenzen zwischen Berufs- und Arbeitswelt

verwischen, die sog. Entgrenzung der Arbeit (Kinkel et al., 2008). Arbeit kann nun

überall ausgeführt werden, also auch im Homeoffice oder schlimmstenfalls in der

Freizeit (Zanker, 2015). Auch muss eine „mögliche Tendenz zur

‚Verwissenschaftlichung‘ der Industriearbeit“ (Kinkel et al., 2008, S. 38)

berücksichtigt werden. Welche konkreten Veränderungen auf die

Arbeitsorganisation im Zuge von Industrie 4.0 zukommen, mit welchen

„Ausprägung(en) und mit welchen Erfordernissen in Bezug auf die Gestaltung der

Arbeitsbeziehungen dies geschehen wird, wird sich erst in den vielfältigen

praktischen Anwendungsfällen zeigen“. Dennoch kann zumindest festgehalten

werden, dass „die Mitarbeiter in ihrer Gesamtheit die Träger der planenden,

steuernden, dispositiven, ausführenden usw. Tätigkeiten“ (Becker, 2015, S. 25)

bleiben.

2.3.2 Arbeitsinhalte u. Anforderungen an Fort- und Weiterbildung

Trotz des Beibehaltens dieser Kernkompetenzen ändern sich neben den eben

geschilderten Rahmenbedingungen auch die Arbeitsinhalte und Anforderungen an

den einzelnen Mitarbeiter (Becker, 2015). Hier muss zunächst einmal die generelle

Anreicherung von Arbeitsinhalten (Kinke et al., 2008) und die damit veränderten, z.

T. komplett neuen Anforderungen an Können, Fähigkeiten, Fertigkeiten und

Kompetenzen der Beschäftigten (Becker, 2015) genannt werden, darunter z. B.

deutlich erhöhte Komplexitäts-, Abstraktions- und Problemlösungs-anforderungen

(Kagermann et a., 2013).

Der Aspekt der eben beschriebenen inhaltlichen Flexibilität umfasst neben der

Anreicherung von Tätigkeitsinhalten auch „Veränderungen in Richtung einer

zunehmenden Selbstorganisation (…) der Industriearbeit“ (Kinkel et al., 2008, S.

35). Die Arbeit im Zuge von Industrie 4.0 wird den Beschäftigten u. a. durch

flachere Hierarchien, neue Teamkonstellationen oder Kommunikationsformen „ein

sehr hohes Maß an selbstgesteuertem Handeln, kommunikativen Kompetenzen

und Fähigkeiten zur Selbstorganisation abverlangen“ (Kagermann et a., 2013, S.

57).

Ständige Innovationen machen jedoch nicht nur den Lebenszyklus von Produkten

kürzer (Spath et al., 2013), sondern auch den von Wissen (Brühl, 2015). Und so

liegt nach Kagermann et al. (2013) der Fokus der Arbeitsorganisation und

Arbeitsgestaltung im digitalen Industriezeitalter auch auf der ständigen Erweiterung

der Fähigkeiten der Beschäftigten. Denn „der Wettbewerbsvorteil wird in Zukunft

Page 33: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

33

die Beherrschung von Komplexität und komplexen Technologien mitsamt des

nötigen Know-hows sein“ (Spath et al., 2013, S. 19). Das bedeutet zum einen den

Ausbau von arbeitsplatznaher Weiterbildung und die Förderung von individuellen

Stärken innerhalb der Personalentwicklung, zum anderen jedoch auch, dass sich

Mitarbeiter regelmäßig Kompetenzbewertungen gegenüber sehen (Kagermann et

a., 2013).

Industrie 4.0 wird aber nicht nur die Tätigkeiten verändern und die

Anforderungsprofile an bestehende Berufsbilder in der Produktion beeinflussen,

durch die neuen Disziplinen entstehen gar neue Berufsgruppen (Brühl, 2015) –

gerade in den Bereichen Biotechnologie, Nanotechnologie und Ambient

Intelligence, die „vielfach als zentrale Zukunftstechnologien“ (Kinkel et al., 2008, S.

29) genannt werden.

Laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation

(IAO), an der sich 661 Unternehmen und 21 namhafte Industrie-4.0-Experten

beteiligt hatten, bewerten 97 Prozent der Befragten die menschliche Arbeit auch

zukünftig als wichtig oder gar sehr wichtig für die Produktion (Spath et al., 2013).

Es kann also festgehalten werden, dass „der Mensch (…) auch in der künftigen

Smart Factory der entscheidende Produktionsfaktor (bleibt)“ (Becker, 2015, S. 25),

dennoch interagiert er nicht mehr nur mit seines gleichen.

2.3.3 Neue Interaktionsformen

Wie bereits in Kapitel 2.2 ausgeführt, erzeugen kommunikationsfähige Objekte

(CPS) nun durchgehend Daten (Big Data), die sie mittels des Internets (IoT) auf

einer externen Plattform (Cloud) für andere Anwender zur Verfügung stellen

(Kaufmann, 2015). Dieser Anwender kann der Mensch, aber auch eine Maschine

sein. Dadurch ergeben sich in Zukunft neue Formen der Teamarbeit.

Mensch-Mensch

Trotz zunehmender Automation bedarf es weiterhin menschlicher Arbeit und

Umsicht, um die technischen Systeme zu betreiben (Holtgrewe et al., 2015). Die

Tatsache, dass die Verortung der agierenden Personen innerhalb des

Produktionsprozesses irrelevant wird und Mobiltelefon mit umfangreicher

Computerfunktionalität und -konnektivität heute zum Alltag gehören, erweitert

jedoch die Möglichkeiten der Zusammenarbeit von Menschen. Varianten wie sog.

virtuelle Teams, „flexible Gruppen standortverteilter und ortsunabhängiger

Mitarbeiter“ (Nerdinger et al., 2014, S. 555) oder die Möglichkeit zur Telearbeit,

Page 34: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

34

„Arbeitstätigkeiten (…), die räumlich entfernt vom Auftraggeber bzw. der

Betriebsstätte unter Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnik

verrichtet werden“ (Nerdinger et al., 2014, S. 558) und hierbei im speziellen das

sog. Homeoffice, können nun noch einfacher realisiert werden.

Wie sich die Arbeit im Kollektiv zukünftig genau organisiert, kann, wie in 2.3.1

bereits geschildert, nicht definitiv festgemacht werden. Die Kommunikation und der

Austausch von Informationen zwischen Menschen wird allerdings auch im Zuge

von Industrie 4.0 ein wesentlicher Aspekt innerhalb der Produktion bleiben (Becker,

2015, Holtgrewe et al., 2015), bei dem auch nicht auf persönliches

Zusammenkommen verzichtet werden kann. Dennoch geben die technischen

Entwicklungen im Rahmen von Industrie 4.0 dem Menschen Werkzeuge an die

Hand, durch die das Arbeiten im Team noch zielorientierter und leistungsfähiger

wird (Zanker, 2015).

Mensch-Maschine-Teams (MMT)

Eine weitere Interaktionsform innerhalb von Industrie 4.0 ist die zwischen Mensch

und Maschine (MMI). Das Zusammenspiel zwischen Mensch und Technik ist hier

zwar keineswegs neu (Bauernhansl et al., 2014), erfährt durch die vierte industrielle

Revolution jedoch ebenfalls einen Wandel (Brühl, 2015). Was heute im privaten

Gebrauch bereits auf Mikroebene tagtäglich praktiziert wird (Stichwort Smartphone-

Nutzung, Tablets, etc.), hält Einzug in die Fertigungshallen. „Eine sinnvolle

Perspektive (…) ist (dabei) die Betrachtung von Mensch und Maschine als Team

(MMT) (…).“ (Lüdtke, 2015, S. 130). Beide Akteure werden also „zu einer flexibel

reagierenden Aktionseinheit, bei der die Maschinen keineswegs nur den Takt

vorgeben“ (Brühl, 2015, S. 206).

Das effektive Arbeiten in Teams ist im Wesentlichen abhängig von der

Kommunikation zwischen den einzelnen Mitgliedern. Diese müssen sich

beispielsweise über Fähigkeiten, Aktivitäten, Rollen und Pläne austauschen. Dies

muss stattfinden, um gegenseitiges Verstehen herzustellen (Lüdtke, 2015). Um das

zu erreichen müssen u. a. Roboteranlage mit kognitiven Fähigkeiten, der Mensch

wiederum mit technischem Know-how ausgestattet werden. Und das ist nur eine

von vielen Herausforderungen. Es müssen „Fragen der Anlagensicherheit bei

direkter physischer Interaktion von Mensch und Roboter beantwortet werden“

(Naumann et al., 2014, S. 506), Datenschutzrichtlinien für alle Akteure (Zanker,

2015) aufgestellt, „Strategien zur dynamischen Aufgabenallokation auf die

einzelnen Akteure des Gesamtsystems (…) definiert“ (Botthof, Hartmann, 2015)

Page 35: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

35

werden. Weiter gilt es Fragen hinsichtlich der Möglichkeiten zur Teamdynamik wie

z. B. der Rollendifferenzierung oder des Wir-Gefühls (Rosenstiel, 1992), wie auch

sozio-technologische Fragen bezüglich der Autonomie und Entscheidungsbefugnis

(Gorecky et al., 2014) zu beantworten.

Maschine-Maschine (M2M)

Auf die M2M-Interaktion wurde bereits in Kapitel 2.2.2 näher eingegangen. Diese

Team-Konstellation ist wohl die außergewöhnlichste Form der Zusammenarbeit im

Zuge von Industrie 4.0. Die intelligente Vernetzung von Maschinen und deren

autonomes Agieren lässt ein erhebliches Innovationspotenzial erkennen (Bauer et

al., 2014), schürt aber gleichzeitig Ängste wie beispielsweise den Verlust von

Arbeitsplätzen (Zanker, 2015). Trotz der weitreichenden Veränderungen für die

Produktion im Zuge von Industrie 4.0 kann jedoch festgehalten werden, dass eine

Vollautomation vielen Märkten nicht gerecht wird (Bauer et al., 2014). Das Szenario

einer weitgehend menschenleerer Fabrik kann und wird sich daher nicht realisieren

(Kinkel et al., 2008).

3 Die Theorie der Einstellungen

Im Kontext der Organisations- und Arbeitspsychologie spielen vor allem Einstellung

und Werteorientierung eine große Rolle. „Beispiele hierfür sind: Der Arbeit eine

große Rolle im Leben beimessen; den Leistungsgedanken hoch bewerten; eine

positive Einstellung zu der Organisation zu haben, der man angehört; (…)“ (Metz-

Göckel, 1996, S. 11), – oder eben die Einstellung gegenüber weitreichenden

Veränderungen im Berufskontext, wie es Industrie 4.0 darstellt. Nach Roth (1967)

ist im deutschsprachigen Raum „schon vor der Jahrhundertwende ein erstaunlich

hoher Stand der begrifflichen Fassung des Einstellungsphänomens erreicht

worden“ (S. 14). Was genau unter diesem Phänomen verstanden wird, schildert

nachfolgendes Kapitel.

3.1 Einstellungsdefinition Auf Grund der schon langen Präsenz des Einstellungsphänomens in der

Forschungslandschaft existiert in der Literatur bereits eine Vielzahl an Definitionen.

Dabei kommen mehrere Autoren voneinander unabhängig zu deckungsgleichen

Ergebnissen hinsichtlich der Definition von Einstellung, in welchen diese „als

Erwartung, Richtung der Aufmerksamkeit, Steuerung der Wahrnehmung und des

Denkens sowie als Disposition zu einem bestimmten Verhalten“ verstanden wird

Page 36: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

36

(Roth, 1967, S.14). Durch eine Klassifikation dieser zahlreichen

Einstellungsdefinitionen liegt heute eine praktikable Matrix (Dohmen, 1983) von

relativ einheitlichen Definitionsmerkmalen vor: Demnach ist die Einstellung eine,

durch Erfahrungen gelernte bzw. erworbene und zeitlich relativ stabile, innere

Bereitschaft, auf ein bestimmtes Objekt (oder eine Objektklasse)

konsistent/konstant in verschiedenen Reaktionsklassen positiv oder negativ zu

reagieren (Trommsdorff, 1975 und 1989; Geise, 1984; Neumann, 2013). Es

herrscht also eine Neigung, „auf (...) Gegenstände oder Sachverhalte, Personen

oder Personengruppen in bestimmter Weise sowohl affektiv-emotional, wie auch

kognitiv, wie auch im Verhalten zu reagieren“ (Metz-Göckel, 1996, S. 13).

Einstellungen können demnach nicht direkt beobachtet werden, sondern müssen

aus dem zu beobachtenden Verhalten deduziert werden (Merkmal der inneren

Bereitschaft). Daher werden Einstellungen auch als hypothetische Konstrukte bzw.

als zwischen Reiz und Reaktion liegende intervenierende Variable bezeichnet

(Geise, 1984). Einstellungen haben also einen Konstrukt-Charakter.

Auch sind Einstellungen individuelle Phänomene, die sich ausschließlich durch

Erfahrung bilden (Neumann, 2013) – konkrete, direkte oder auch indirekte

Erfahrungen. Dabei haben sie, erworben durch Erfahrungen, gleichzeitig Einfluss

auf den Erwerb jeder neuen Erfahrung (Geise, 1984).

Weiter besteht bei Einstellungen immer ein Objekt- bzw. Gegenstandsbezug. Es

existiert also eine Subjekt-Objektbeziehung, die mit charakteristischen Erlebens-

und Verhaltensweisen verbunden ist, d. h. es wird immer ein subjektives Urteil über

einen Einstellungsgegenstand gefällt. Dabei können auch Einstellungen selbst ein

solches Objekt darstellen, denn auch sie sind wiederum Gegenstand der sozialen

Umwelt (Triandis, 1975; Kroeber-Riel, 1990; Schiefele, 1990).

Kritischer zu betrachten, weil u. U. in Widerspruch mit der These des Erwerbs von

Einstellungen zu sehen, ist das Merkmal der zeitlichen Stabilität von Einstellungen.

Um diese beiden Merkmale logisch zusammenzubringen, müssen verschiedene

Arten von Einstellungen bezüglich ihres Erwerbs differenziert werden. Dabei sind

u. a. die Intensität, der Zeitpunkt des Erwerbs und die Bedeutung der damit

verbundenen Erfahrung relevant. Es kann aber durchaus angenommen werden,

dass Einstellungen heute noch so und morgen schon ganz anders sind (Neumann,

2013).

Ein weiteres Einstellungsmerkmal ist ihr Systemcharakter. Darunter wird das

Bestreben jedes Einzelnen nach widerspruchsfreien Verknüpfungen innerer

Einstellungen, also nach psychischer Konsistenz (Kroeber-Riel, 1990), verstanden.

Page 37: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

37

Änderungen einer Einstellung finden während der gesamten Lebensgeschichte

eines Individuums durch Lernprozesse statt. Diese wirken sich wegen der

wechselseitigen Beziehung der Elemente im Einstellungssystem wiederum auf

andere, bereits vorhandene Einstellung aus (Roth, 1967; v. Rosenstiel, Neumann,

2002; Geise, 1984; Trommsdorff, 1989).

Einstellungen können zusammenfassend als Hilfsmittel zur individuellen

Bedürfnisbefriedigung bezeichnet werden. Gegenüber Objekten, die subjektiv für

diese Befriedigung als geeignet empfunden werden, hat man eine positive

Einstellung. Im Umkehrschluss hat man gegenüber solchen

Meinungsgegenständen, die als ungeeignet oder hinderlichen empfunden werden,

eine eher negative Einstellung (v. Rosenstiel, Neumann, 2002; Neumann, 2013).

Diese Meinungsgegenstände bzw. Objekte können daher auch als Mittel

bezeichnet werden, die den Zielen der eigenen Bedürfnisbefriedigung dienen. „Je

stärker bestimmte Objekte zur Zielerreichung beitragen können, desto größer ist

die Wahrscheinlichkeit, dass eine positive Einstellung ihnen gegenüber ausgebildet

wird“ (Geise, 1984, S. 43).

Seitens des Individuums wird angestrebt, solche Einstellungen zu erwerben und

aufrechtzuerhalten, die persönliche Vorteile maximieren und Nachteile minimieren.

Nutzenmaximierung ist also eine wesentliche Funktion von Einstellungen. Weitere

sind die Anpassungsfunktion, die Ich-Verteidigungs-Funktion, die Wertanpassungs-

Funktion, die Wissens-Funktion sowie die soziale Anpassungsfunktion (Metz-

Göckel, 1996).

3.2 Einstellungsänderung

Gerade bei Veränderungen können negative Einstellungen und Widerstände (siehe

Kapitel 4) das erfolgreiche und nachhaltige Gelingen eines Wandels verhindern.

Durch Industrie 4.0 gibt es fundamentale Auswirkungen auf die Arbeitswelt,

insbesondere die Interaktion mit Maschinen ist in dieser Art neu. Daher müssen

geeignete Maßnahmen identifiziert werden, um negative Einstellungen der

Beschäftigten zu verhindern.

Eine Zielsetzung der Arbeit besteht darin besteht, Empfehlungen bei negativ

vorherrschenden Einstellungen bzw. Hinweise für eine Einstellungsänderung im

Kontext Industrie 4.0 zu geben, soll näher ausgeführt werden, wie Einstellungen

erworben bzw. geändert werden. Auch muss eingangs erwähnt werden, dass eine

Veränderung von Einstellungen oft minimal ist und sehr langsam abläuft (Six,

Schäfer, 1985).

Page 38: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

38

Wie bereits ausgeführt ist ein Merkmal von Einstellungen das der inneren

Konsistenz, also das Bestreben nach widerspruchsfreien Verknüpfungen. Nun

kann es passieren, dass bei dem Erhalt neuer Informationen eine Inkonsistenz

innerhalb des Einstellungssystems entsteht. D. h. es werden kognitive Konflikte

zwischen altem und neuem Wissen innerhalb des Individuums ausgelöst.

Überschreiten diese Dissonanzen auf Grund ihrer Intensität eine gewisse

Aktivierungsschwelle, wird das Individuum die Auflösung dieser Wiedersprüche im

Einstellungssystem anstreben: Die Einstellung wird i. d. R. geändert.

Das muss jedoch nicht immer passieren. Denn „Einstellungsänderungen hängen

von Eigenschaften der Quelle, des Arguments und des Empfängers ab“

(Greitemeyer, 2012, S. 70). Dabei ist die Quelle umso erfolgreicher bei der

Beeinflussung, umso glaubwürdiger sie vom Individuum wahrgenommen wird (z. B.

Empfehlung von Zahncreme durch einen Zahnarzt). Die Eigenschaften des

Arguments sind schwieriger zu fassen. So kann das Erzeugen von Angst (z. B.

durch Warnhinweisen auf Zigarettenschachteln) bei fehlendem Lösungsweg

möglicherweise zu Reaktanz und gegenteiligen Ergebnissen führen, während bei

der subliminalen Überzeugung (z. B. Musik in Supermärkten zur Förderung der

Kaufentscheidung) Argumente präsentiert werden, denen man sich selber gar nicht

bewusst ist (Greitemeyer, 2012). Bleiben die Merkmale des Empfängers.

Hinsichtlich des Grades der Beeinflussbarkeit spielen persönliche Eigenschaften

wie Intelligenz, Alter und Selbstwertgefühl eine maßgebliche Rolle (Greitemeyer,

2012).

Der innere Wiederspruch kann jedoch auch durch negative Informationsselektion,

also das Ignorieren der neuen Information, gelöst werden (Trommsdorff, 1980).

3.3 Das Drei-Komponenten-Modell der Einstellung

Im Rahmen der Einstellungstheorie gehört das Drei-Komponenten-Modell, im

Wesentlichen geprägt von Rosenberg und Hovlans sowie Katz und Scotland in den

Fünfzigerjahren, zu den Grundlagen (Six, 1980). Bei der Erklärung des

Einstellungsbegriffs wurde bereits ersichtlich, dass typischerweise drei

Komponenten zusammenwirken: die kognitive Komponente („Denken“), die

affektive Komponente („Bewerten“) sowie die konative Komponente („Handeln“)

(Frey, v. Rosenstiel, 2007). Diese sollen im Folgenden kurz näher ausgeführt

werden.

Die Gegenstandsbeurteilung, auch kognitive Einstellungskomponente, meint das

subjektiv geprägte Wissen um einen Meinungsgegenstand (Andritzky, 1976). Die

Page 39: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

39

kognitive Komponente umfasst zudem die mit der Wahrnehmung des

Meinungsgegenstandes verknüpfte Verarbeitung von Informationen sowie

Denkprozesse, also das individuelle Regelwerk, nach dem Objekte eingeordnet

werden (Geise, 1984). Unter der entsprechenden subjektiven Beurteilung, auch

affektiven Einstellungskomponente, versteht man das gefühlsmäßige

Auseinandersetzen – positiv und negativ – mit dem Meinungsgegenstand. Dieser

bewertende Charakter unterscheidet Einstellungen von sonstigen erlernten

Antwortbereitschaften (Schiefele, 1990). Dieser Komponente wird besondere

Bedeutung beigemessen: Sie bildet die Grundlage der Einstellungsentstehung

(Andritzky, 1976), beeinflusst somit die Entscheidungen des Individuums am

stärksten und ist besonders zeitstabil (Neumann, 2013). Die entsprechende

Verhaltenstendenz, auch konative Einstellungskomponente, umfasst das dem

Meinungsgegenstand gegenüber beabsichtigte Verhalten (Schiefele, 1990).

Dieser „Dreikomponentenansatz hat sich zwar heuristisch in Forschung und

Diskussion bewährt, jedoch sind methodisch saubere empirische Untersuchungen

selten, die die Wirkung und Interaktion der drei Komponenten belegen“ (Metz-

Göckel, 1996, S. 13). Auch hat sich in der neueren Einstellungsforschung eine

gesonderte Betrachtung der Verhaltensdimension implementiert, da die

Verhaltensabsicht als eigene, zwischen Einstellung und Verhalten intervenierende

Variable betrachtet werden kann (Trommsdorff, 1989). In aktuelleren Arbeiten wird

demnach häufig noch zwischen Bewertung und Affekt unterschieden. So basiert

beispielsweise das Konzept der affektiv-kognitiven Konsistenz auf Rosenbergs

(1956, 1960) Einstellungstheorie, „nach der eine Einstellung aus einer affektive und

einer kognitive Komponente besteht“ (Witte, 1992, S. 63). Dabei lenkt Affekt das

Verhalten mehr als Bewertung (Abelson, Kinder, Peters & Fiske, 1982), worauf im

darauffolgenden Absatz näher eingegangen werden soll.

3.4 Relation von Einstellung u. Verhalten

Das Thema Einstellung ist in der Psychologie von besonderem Interesse, da sich

diese als Wissenschaft vom Erleben und Verhalten des Menschen definiert und

lange Zeit die Annahme vorherrschte, Einstellungen seien „einer der besten

Prädiktoren menschlichen Verhaltens“ (Greitemeyer, 2012, S. 74). Allein

Alltagsbeobachtungen (z. B.in der Politik) belehren uns hierzu immer wieder eines

besseren (Metz-Göckel, 1996). Und auch psychologisch-empirische Studien

bestätigen, dass diese Annahme nicht zwangsläufig stimmt. Eine Studie von

LaPiere in den 1930er Jahren lieferte erstmals Erkenntnisse, dass die Einstellung

Page 40: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

40

und das Verhalten wenig in Relation stehen. Dies wurde erneut bestätigt durch eine

Metaanalyse von Wicker (1969), in der Einstellung und Verhalten mit r = .15 kaum

miteinander korrespondieren (Greitemeyer, 2012). Was die fundamentale Frage

aufwirft, ob Einstellungen tatsächlich unbrauchbar sind bei der Vorhersage von

Verhalten, ist doch die Intention einer jeder Messung von Einstellungen noch

immer, das Verhalten eines Individuums hinsichtlich eines bestimmten

Meinungsgegenstandes vorherzusagen, auf dieses rückzuschließen oder es zu

erklären (Garzmann, 1981).

3.4.1 Einfluss von Einstellung auf Verhalten

Nach den ernüchternden Ergebnissen aus den geschilderten Studien konzertierte

man sich in der Forschung weniger auf die Frage, inwieweit Einstellungen das

Verhalten vorhersagen, als vielmehr darauf, unter welchen Umständen sie es tun

(Greitemeyer, 2012). Aus unterschiedlichster Literatur lassen sich hierzu folgende

Hypothesen zusammenfassen:

– „Je spezifischer die Einstellung erfasst [wird], desto besser [kann] das

Verhalten vorhergesagt werden“ (Greitemeyer, 2012, S. 76). Dabei kann nach

Ajzen und Fishbein (1977) in vier Dimensionen (Art des Verhaltens,

Verhaltensobjekt, Verhaltenskontext, Zeitpunkt) hinsichtlich der Spezifizierung

angesetzt werden (Greitemeyer, 2012).

– „Je mehr zusätzliche Variablen erfasst werden, umso mehr entfernt man sich

(…) von der die Einstellungsforschung (…) interessierenden Frage“ (Metz-

Göckel, 1996, S. 28). Zu nennen ist hier die Theorie der überlegten

Handlungen von Fishbein und Ajzen (1975) und Ajzen und Fishbein (1980),

bei der nicht das Verhalten, sondern die Verhaltensintention berücksichtigt

wird. Dabei spielen Variablen wie die Einstellung gegenüber dem Verhalten

(die Überzeugung des Individuums, wie positiv/negativ das Ausführen des

Verhaltens ist und die Erwartung, dass das Verhalten zur gewünschten

Konsequenz führt), die subjektive Norm (der Glaube, wie andere Personen

das Verhalten beurteilen und der Wunsch, diesem Urteil zu entsprechen)

oder auch die wahrgenommene Verhaltenskontrolle (die Überzeugung, wie

leicht oder schwer das Verhalten auszuführen ist) eine Rolle (Greitemeyer,

2012).

– „Je zentraler die Einstellung ist“ (Metz-Göckel, 1996, S.31), umso enger ist

auch der Zusammenhang zwischen Einstellung und Verhalten. Unter

Zentralität wird dabei die Bedeutung des Meinungsgegenstandes für das

Page 41: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

41

Individuum verstanden. Diese hat wiederum Auswirkungen auf die Stärke der

Einstellung und die Verfügbarkeit, also die bewusste Wahrnehmung der

Einstellung (Metz-Göckel, 1996).

– „Ist die Beziehung zwischen affektiver und kognitiver Komponente konsistent,

so ist mit höherer Einstellungs-Verhaltensübereinstimmung zu rechnen als

bei niedriger affektiv-kognitiven Konsistenz“ (Metz-Göckel, 1996, S. 32).

Experimente von Norman (1975) stützen diese Annahme (Metz-Göckel,

1996).

– „Je stärker eine Person intern orientiert ist, umso größer ist die

Wahrscheinlichkeit, dass sie gemäß ihrer Einstellung handelt, und umso

besser ist die Verhaltensvorhersage aus der Einstellung“ (Metz-Göckel, 1996,

S. 33).

– „Je größer die Abhängigkeiten von externen Einflüssen sind, desto geringer

ist (…) die Vorhersage eines Verhaltensmaßes aufgrund der Einstellung als

individuelle Disposition“ (Witte, 1992, S. 49).

– Im Umkehrschluss bedeutet das, „je größer die individuelle Wahlfreiheit (…),

desto besser (…) die Prognose des Verhaltens aus den

Einstellungskomponenten, [da man so handeln kann], wie man es selber

schätzt“ (Witte, 1992, S. 50).

Unter bestimmten Umständen kann die Einstellung also relativ gut das Verhalten

vorhersagen. Doch ist dieser Einfluss nicht ein- sondern wechselseitig

(Greitemeyer, 2012).

3.4.2 Einfluss von Verhalten auf Einstellung

Wie bereits mehrfach beschrieben ist ein Merkmal von Einstellungen das der

inneren Konsistenz. Diese wird relevant, wenn neue Erkenntnisse über einen

Meinungsgegenstand in das Einstellungssystem eingespeist werden, die nicht mit

den bisher vorhandenen Erkenntnissen übereinstimmen. Nun kann der Ursprung

dieser neuen Informationen, die im Einstellungssystem zu Dissonanzen führen, das

Bewusstsein über das eigene Verhalten sein, z. B. das Spielen gewalttätiger

Computerspiele trotz Kritik seitens der Gesellschaft. Um diese Situation

aufzulösen, kann nun entweder die Einstellung gegenüber dem

Meinungsgegenstand, oder aber das Verhalten geändert werden (Greitemeyer,

2012). Letzteres unter Berücksichtigung des Suchtpotenzials solcher Spiele u. U.

die unwahrscheinlichere Variante. „Daher erschient es einfacher, die Einstellung

Page 42: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

42

gegenüber dem Spielen von gewalttätigen Computerspielen zu ändern“

(Greitemeyer, 2012, S. 81), indem man einräumt, dass sich andere nach dem

Spielen aggressiv verhalten, man selber aber unbeeinflusst sei. Somit hat

wiederum das Verhalten auch Einfluss auf die Einstellung und kann zu einer

Änderung dieser führen.

Einstellung und Verhalten sind folglich eng miteinander gekoppelt. Dass

Veränderungen häufig negative Einstellungen hervorrufen und damit das

erfolgreiche und nachhaltige Gelingen eines Wandels gefährden, wurde zu Beginn

des Kapitels bereits angedeutet. Welche Gründe es für Widerstände bei

Veränderungen gibt und wie man dem entgegen wirken kann, wird im Folgenden

ausgeführt.

4 Revolution gleich Veränderungen

Zu Beginn der Arbeit wurde die Bedeutung des produzierenden Gewerbes für die

deutsche Wirtschaft aufgezeigt. Dass dieses erfolgreich durch den

Veränderungsprozess im Zuge von Industrie 4.0 geführt wird, ist entscheidend für

die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Doch nicht nur das: Die vierte

Industrielle Revolution stellt laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts für

Arbeitswirtschaft und Organisation im Auftrag des BITKOM auch große Profite in

Aussicht. Allein in sechs volkswirtschaftlichen Branchen werden bis zum Jahr 2025

Produktivitätssteigerungen in Höhe von insgesamt rd. 78 Mrd. € möglich

(Thylmann, 2014). „Viel wird [jedoch] davon abhängen, ob und wie es in

Deutschland gelingt, neue Geschäftsmodelle in den traditionellen

Industriebranchen einzuführen (Thylmann, 2014, S. 90). Denn Revolution heißt vor

allen Dingen eines: Veränderungen (Duden, 2016).

4.1 Gründe für Widerstand bei Veränderungen

Gerade aus wirtschaftspsychologischer Sicht ist diese Frage von Interesse, denn

der Produktionsarbeit steht mit den Möglichkeiten von Digitalisierung, Vernetzung

und Automation ein großer Veränderungsprozess bevor. Nach Nerdinger et al.

(2014) werden unter dem Begriff Change Management „alle Ansätze eines

umfassenden organisationalen Wandels gefasst, die letztlich als Teil des

strategischen Managements zu verstehen sind“ (S. 160). Um einem

Veränderungsprozess erfolgreich zu begegnen, braucht es also Strategien. Doch

nicht nur das. Allen voran braucht es auch motivierte Mitarbeiter, die dem Neuen

Page 43: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

43

und mitunter Unbekannten offen gegenüberstehen. Dazu ist es essentiell, die

individuellen Motive, wirksame Situation und Anreize zu erfassen und zu aktivieren

(Nerdinger, 2014).

Meist regt sich bei Veränderungen jedoch zunächst einmal eines: Widerstand –

„ein ganz alltägliches Phänomen und eine normale Begleiterscheinung jedes

Entwicklungsprozesses. Es gibt in der Praxis kein Lernen und keine Veränderung

ohne Widerstand.“ (Doppler, Lauterburg, 2008, S. 336). Ursachen dafür gibt es

viele: Eventuell akzeptieren die Betroffenen die Notwendigkeit, Ziele oder Motive

nicht, weil sie sich nichts Positives aus den vorgesehenen Maßnahmen

versprechen, weil sie aus ihrer Sicht nicht über ausreichende Fähigkeiten für die

geänderten Aufgaben verfügen oder aber einfach deshalb, weil sie gar nicht erst

verstanden haben, was überhaupt auf sie zukommt (Doppler, Lauterburg, 2008).

Die Veränderungen, die im Zuge von Industrie 4.0 auf die Arbeitnehmer

zukommen, sind u. a. geprägt von Komplexität – nicht nur aus technischen

Gesichtspunkten. „Die Zukunft der Produktion wird komplexer“ (Spath et al, 2013,

S. 19). Nach Grote (2009) sind komplexe Systeme gekennzeichnet durch eine

Vielzahl von Elementen, die wiederum vielfältig miteinander verbunden sind. Die

dadurch entstehenden zahlreichen Interaktionsformen lassen sich „in ihrer

Auftretungswahrscheinlichkeit und in ihren Effekten nur begrenzt vorhersagen“

(Grote, 2009, S. 149). Diese Grenzen der Kontrollierbarkeit rufen Unsicherheiten

hervor, welche bei Mitarbeitern wiederum Angst, „eine Reaktion auf eine (eben

solche) unbestimmte Bedrohung“ (Duden, 2016), hervorrufen und

motivationshemmend wirken kann.

4.2 Strategien für ein erfolgreiches Change Management

Da aber gerade Motivation ein wichtiger Faktor für das Gelingen von

Veränderungsprozessen ist, gilt es, dem entgegenzuwirken. In der Literatur finden

sich mehrere strategische Ansätze für das Gelingen von Veränderungen und

Vorbeugen von Angst. Die drei von Rosenstiel und Comelli (2003) unterschiedenen

Ansätze fassen diese adäquat zusammen. Demnach differenziert er

folgendermaßen:

– Empirisch-rationale Strategien: Hierbei werden die Mitarbeiter durch rationale

Argumente überzeugt. Durch das Kommunizieren von Fakten wird eine

Informationsbasis für alle geschaffen, durch Unterstützungsmaßnahmen wie

z. B. Weiterbildungen wird fehlendem Wissen entgegengewirkt. Ziel ist es,

Page 44: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

44

einen Perspektivenwechsel durch Neukonstruktion der Wirklichkeit

herbeizuführen.

– Normativ-reedukative Strategien: Diese Strategie „setzt bei soziokulturellen,

geteilten Werten der Mitarbeiter an“ (Siebert, 2006). Während zum einen die

Solidarität der Mitarbeiter eingefordert wird, werden diese auch aktiv in den

Veränderungsprozess eingebunden. Ziel ist es u. a., Vorbilder zu kreieren.

– Macht- und Zwangsstrategien: Widerstände können auch durch Nutzung der

vorhandenen organisatorischen Machtstrukturen und Verfügungsgewalten

aufgeweicht werden (Kotter et al., 1979, Rosenstiel, 2003, Sibert, 2006).

Auch Grote (2009) gibt Empfehlungen, wie man mit Unsicherheiten in komplexen

Arbeitssystemen umgehen kann: mit Minimierung oder Bewältigung. Die beiden

Strategien unterscheiden sich im Wesentlichen „in Bezug auf die Art der

Planungsprozesse, die gewählten Koordinationsmechanismen für die Kopplung

von Planung und Umsetzung und die operative Zusammenarbeit sowie dem

Umgang mit Störungen“ (S. 150).

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die 4. Industrielle Revolution

nachhaltige Auswirkungen auf die Arbeitswelt – ihre Struktur und Organisation, ihre

Gestaltung und ihre Anforderungen – und somit auch auf die Menschen in ihr mit

sich bringt. Um dem erfolgreich zu begegnen, braucht es vor allem eines:

Akzeptanz und die ihr zugrundeliegende positive Einstellung der Mitarbeiter. Denn

nur so kann der Wandel hin zu Industrie 4.0 in Unternehmen erfolgreich umgesetzt

werden.

Welche Einstellung also bei Mitarbeitern der produzierenden Branchen im

Wirtschaftsraum Augsburg gegenüber dem Begriff Industrie 4.0 vorherrscht, wurde

nachfolgend untersucht. Ebenfalls wurden daraus Handlungsempfehlungen für die

Praxis abgeleitet.

Page 45: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

45

TEIL II: EMPIRISCHE UNTERSUCHUNG  

Nach Betrachtung des der Empirie zugrunde liegenden theoretischen Hintergrunds

wird im zweiten Teil auf die Forschungsaktivitäten im Zuge dieser Master-Arbeit

eingegangen.

5 Das Untersuchungsdesign

Folgende Aspekte wurden im Rahmen des vorliegenden Untersuchungsdesigns

berücksichtigt.

5.1 Unabhängige u. abhängige Variable

Folgende Variablen waren Inhalte der durchgeführten empirischen Untersuchung:

– das Konstrukt Industrie 4.0, das durch eine Medienanalyse mit Schlagworten

operationalisiert wurde, als unabhängige Variable (UV) und

– die Einstellung gegenüber Industrie 4.0, die anhand einer

Mitarbeiterbefragung ermittelt wurde, als abhängige Variable (AV).

5.2 Der Meinungsgegenstand

Der Meinungsgegenstand mit Blick auf die Einstellung war der Begriff Industrie 4.0

und die Veränderungen, die im Zuge dessen auf die Beschäftigten im

produzierenden Gewerbe zukommen bzw. erwartet werden (siehe Kapitel 2).

6 Hypothesen

Die Hypothesen, die der Untersuchung zugrunde lagen, waren folgende:

h1. Das in den Medien verbreitete Meinungsbild gegenüber Industrie 4.0 ist

eindeutig gerichtet.

h2. Die bei den Befragten herrschende Einstellung gegenüber Industrie 4.0

ist veränderungshemmend.

h3. In der Einstellung gegenüber Industrie 4.0 gibt es einen Unterschied

zwischen Männern und Frauen.

h4. In der Einstellung gegenüber Industrie 4.0 gibt es einen Unterschied

zwischen den Altersgruppen.

h5. Die Bewertung von Industrie 4.0 und die Bewertung der aktuellen

Arbeitssituation stimmen nicht überein.

Page 46: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

46

7 Methodisches Vorgehen

Um zu ermitteln, welche Veränderungen in naher Zukunft auf die Beschäftigten von

heute und morgen im Zuge von Industrie 4.0 zukommen und welche Einstellung

diese den Veränderungen gegenüber haben, wurde ein Forschungsdesign mit zwei

aufeinander aufbauenden, methodischen Komponenten gewählt. Als Vorstudie

wurde eine Medienanalyse durchgeführt. Hintergrund war u. a. der Zusammenhang

zwischen Einstellung und Medienwirkung. Nach Salm (1979) wird „den Medien (…)

zugeschrieben, dass sie (...) Einstellungen in vielfältiger Weise berühren, z. T.

prägen und unter besonderen Voraussetzungen und Umständen auch verändern

können“ (S. 207). Zudem bezeichnet Metz-Göckel (1996) die Inhaltsanalyse, was

die Medienanalyse im Grunde darstellt, als wichtiges non-reaktives Verfahren zur

Messung von Einstellungen.

Die Hauptstudie, die Einstellungsmessung der Mitarbeiter, wurde in Form eines

Online-Fragebogens durchgeführt. Ausschlaggebend hierfür war u. a. die leichtere

Erreichbarkeit der Zielgruppe. Und auch diese Methode wird von Metz-Göckel

(1996) als vorherrschend in der Einstellungsmessung bewertet.

7.1 Zielgruppe Die Zielgruppe der Befragung waren Beschäftigte des produzierenden Gewerbes

im Wirtschaftsraum Augsburg. Der Wirtschaftsraum Augsburg setzt sich zusammen

aus der Stadt Augsburg, dem Landkreis Augsburg und dem Landkreis Aichach-

Friedberg (86er-PLZ). Die Beschränkung auf das produzierende Gewerbe erfolgte

auf Grund des Betrachtungsgegenstandes – Industrie 4.0.

7.2 Vorstudie: Medienanalyse

Einstellungen sind, wie in Kapitel 4 dargestellt, theoretische Konstrukte. Daher

müssen zunächst passende Indikatoren gefunden werden, die auf die Existenz

gewisser Einstellungen von Menschen schließen lassen. Zu diesem Zweck wurde

im ersten Schritt der Untersuchung eine Medienanalyse durchgeführt. „Der Begriff

Medienanalyse steht für die Erforschung des komplexen Zusammenhangs von

Kultur und der auf Massen- und Individualmedien gestützten Kommunikation, die in

den gegenwärtigen modernen Gesellschaften europäischen Zuschnitts zu einem

integralen Bestandteil des Lebens geworden ist“ (Bohnsack, Marotzki, Meuser,

2003, S. 115). Der Begriff Medium wiederum beschreibt verschiedenartige Mittler

von Aussagen. „Je nach ‚Gestalt‘ des Mediums lassen sich personale (z. B.

Page 47: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

47

Sprache, Gestik, Mimik), apersonale (z. B. Schrift, Zeichen, Bilder) und technische

Medien (z. B. Funk, Fernsehen) unterscheiden“ (Salm, 1979, S. 212).

Das zu betrachtende Medium in dieser Vorstufe war die Tageszeitung.

Ausschlaggebend für diese Auswahl war das Konsumverhalten der für die

Mitarbeiterbefragung relevanten Zielgruppe der Arbeitnehmer. Demnach wird die

Tageszeitung von 87 Prozent der 30 bis 49 Jährigen und 74 Prozent der 50 bis 69

Jährigen – also einem Großteil der Menschen im erwerbsfähigen Alter – nach dem

öffentlich-rechtlichen Fernsehen am häufigsten genutzt (Statista, 2016). Zudem

ergab eine Bevölkerungsumfrage (ab 14 Jahren) durch die ZMG, dass die Zeitung

mit 34 Prozent als glaubwürdigstes Medium eingeschätzt wird. Das Internet

rangierte mit 6 Prozent lediglich auf Platz 4 (ZMG-Bevölkerungsumfrage 2014).

Für den Untersuchungsraum Augsburg werden vor dem Hintergrund Textbeiträge

in der Augsburger Allgemeinen und der Süddeutschen Zeitung analysiert.

7.2.1 Suchkriterien u. Datenbasis

Der Zeitraum für die Suche nach relevanten Artikeln wurde festgelegt vom

01.01.2016 bis zum 10.05.2016 (Stichtag des tatsächlichen Datenabrufs). Dabei

wurde in allen Artikel nach dem Schlüsselwort „Industrie 4.0“ gesucht. Bei der

Süddeutschen Zeitung erfolgte die Datenbeschaffung direkt über deren Online-

Archiv. Bei der Augsburger Allgemeinen wurden die relevanten Artikel nach

telefonischer Anfrage per pdf-Dokument von dieser zur Verfügung gestellt. In

Summer ergab sich eine Datenbasis von insgesamt 43 Artikeln (N=40,

Süddeutsche Zeitung; N=3, Augsburger Allgemeine).

7.2.2 Auswertungsverfahren

Die 43 Artikel wurden von zwei unabhängigen Personen getrennt voneinander

inhaltlich untersucht und nach der Technik des Codierens, der wohl am häufigsten

verwendeten qualitativen Methode, ausgewertet (Hussy, Schreier, Echterhoff,

2013). Ziel war es, „die Texte unter einer ganz bestimmten Perspektive zu

analysieren, die sich aus der Forschungsfrage ergibt“ (Hussy, Schreier, Echterhoff,

2013, S. 253): Welche konkreten Veränderungen kommen im Zuge von Industrie

4.0 auf die Mitarbeiter zu, und wie werden diese seitens der Medien bewertet?

Dabei wurde festgehalten, in wie weit die Textpassagen eine Bewertung durch den

Autor beinhalten. Es wurde zwischen einer negativen, positiven sowie neutralen

Bewertung unterschieden. Die Kennzeichnung von positiven und negativen

Bewertungen erfolgte nur, wenn diese eindeutig zu identifizieren war. So können

Page 48: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

48

beispielsweise den Aussagen „gehen also auf jeden Fall Arbeitsplätze verloren“

(sz01, ID-1=3) oder „für Niedrigqualifizierte wird es höherwertige Aufgaben geben“

(sz01, ID-1=12) eindeutig einer negativen bzw. positiven Tendenz zugeordnet

werden, während die Bewertungstendenz der Aussage „Maschinen und

Softwareprogramme werden vor allem Routinetätigkeiten übernehmen“ (sz01, ID-

1=4) nicht eindeutig einer Kategorie zugeordnet werden. Differenzen in der

Zuordnung bzw. unterschiedliche Einschätzungen wurden mit Hilfe eines

unabhängigen Moderators ausdiskutiert, bis ein Konsens gefunden wurde. Nach

Betrachtung der 43 Zeitungsartikel fanden sich 211 Textpassagen, die mit

Stichworten versehen wurden. Diese wurden weiter zusammengefasst. Die

Schnittmenge ergab schließlich 71 Schlagworte (SW) unterschiedlicher

Nennungsfrequenz (NE) und Bewertung.

7.2.3 Ergebnisse

Die meisten Nennungen fanden sich bei den SW „Automation“ (n=17) und

„intelligente Maschinen“ (n=17). Weitere häufige SW (n=14) waren „Digitalisierung“

„neue Teamkonstellationen“ und „Vernetzung“ (siehe Abbildung 4).

Abbildung 4. TOP-SW im Kontext Industrie 4.0 in AZ und SZ im ausgewählten Untersuchungszeitraum, nSW = 212, absolute Zahlen.

Sch

lagw

ort

Anzahl der Nennungen

Page 49: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

49

Es fällt auf, dass vor allem die technischen Komponenten im Kontext Industrie 4.0

Inhalte der Berichterstattung in Augsburger Allgemeine und Süddeutsche Zeitung

waren.

Im nächsten Schritt wurden die 71 SW mit Blick auf die Beurteilung betrachtet.

Dabei wurden zum einen all jene SW zusammengefasst, die eine eindeutig positive

oder negative Bewertung seitens der Medien erhielten. Demnach sind 23 Prozent

der SW (nSW-=16) in Verbindung mit einer negativen Aussage genannt worden.

Demgegenüber stehen 17 Prozent der SW (nSW+=12) mit einer positiven

Beurteilung. Nach dieser Betrachtung zeigt sich auf den ersten Blick eine leichte

negative Tendenz der Berichterstattung. Anders stellt sich das Bild dar, wenn man

die Anzahl der Nennungen dieser SW mit berücksichtigt. Hier fielen jeweils 12

Prozent der Nennungen (nNE-/+=26) auf die positive und negative Seite. Demnach

ist zwar die Anzahl der unterschiedlichen SW auf der negativen Seite höher, aber

nicht die Anzahl der Nennungen (siehe Tabelle 1). Die Erwähnungen im positiven

Kontext umfassen weniger SW (siehe Tabelle 2).

Tabelle 1 Negative SW und Anzahl der NE in AZ und SZ im ausgewählten Untersuchungszeitraum

Schlagwort (SW)

Nennungen (NE)

Wegfall von Arbeitsplätzen 6 Datenschutz 2 IT-Sicherheit 2 Digitalisierung von Produktionsprozessen 2 Entscheidungsfreiheit 2 Kulturwandel 2 Zukunftskompetenz Offenheit für Neues 1 Datenmissbrauch 1 Cloud 1 Gravierendere Auswirkungen von Fehlern 1 Kognitive Dissonanzen 1 Unbekanntes 1 Überwachung 1 Wegfall von Arbeitsplätzen in der Mittel- und Unterschicht 1

Wegfall von niedrigqualifizierten Tätigkeiten 1 Lebenslanges Lernen 1

Anmerkung. nSW- = 16, nNE- = 26, absolute Zahlen.

Page 50: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

50

Tabelle 2 Positive SW und Anzahl der NE in AZ und SZ im ausgewählten Untersuchungszeitraum

Schlagwort (SW)

Nennungen (NE)

Effizienzsteigerung 5 Neue Arbeitsplätze 4 Intelligente Maschinen 3 Neue Berufsfelder 3 Aufwertung der Arbeit 2 Sicherung von Arbeitsplätzen 2 Wegfall von körperlich schweren Tätigkeiten 2 Vernetzung 1 Flexibilität 1 Künstliche Intelligenz 1 Mehr Freiheit 1 Mehr spannendere Aufgaben 1 Anmerkung. nSW

+ = 12, NNE

+ = 26, absolute Zahlen.

56 Prozent der in den Medien genannten SW waren nicht wertend (nSW0=40). Drei

SW (Automation, Digitalisierung sowie Big Data) fielen sowohl in negativem, als

auch positivem Kontext.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Meinungsbild, welches durch

die Medien im Hinblick auf die Folgen von Industrie 4.0 für Mitarbeiter transportiert

wird, auf der negativen Seite heterogener ist, als auf der positiven Seite. Jedoch

kann keine gerichtete Bewertungstendenz seitens der Medien festgestellt werden.

Hypothese h1 konnte somit wiederlegt werden.

7.3 Hauptstudie: Einstellungsmessung

In der Hauptstudie der Arbeit sollte die Einstellung von Beschäftigten der

produzierenden Branche gegenüber dem Begriff Industrie 4.0 untersucht werden.

Die Datenerhebung geschah anhand eines Fragebogens.

Page 51: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

51

7.3.1 Fragebogenkonstruktion

Die Konstruktion des Fragebogens geschah auf Grundlage zweier Komponenten:

zum einen die theoretische Fundierung mit Blick auf die Einstellungsthematik, zum

anderen die Medienanalyse bzw. der hier gewonnenen SW mit Blick auf das

Thema Industrie 4.0.

Zur Konstruktion des Fragebogens im Onlineformat wurde die Plattform

SosciSurvey verwendet. Diese steht unter bestimmten Voraussetzungen kostenfrei

zur Verfügung und erfüllt alle technisch notwendigen Anforderungen.

7.3.2 Aufbau

Zu Beginn des Fragebogens fand sich ein Begrüßungstext, in dem die

Hintergründe, der Zweck und die Dauer der Befragung sowie das Phänomen

„Industrie 4.0“ als allgemeines Szenario beschrieben wurden. Der dann folgende

Fragbogen (siehe Anhang 1) umfasste 12 Items, die sich in fünf thematischen

Blöcken wiederfanden:

a. die Kenntnis gegenüber dem Begriff Industrie 4.0,

b. die Relevanz der Medien bei der Begegnung mit dem Begriff Industrie 4.0,

c. die Bewertung von Attributen u. Szenarien im Kontext von Industrie 4.0,

d. die Haltung gegenüber Veränderungen und zuletzt

e. die soziodemographischen Daten.

Die Verfügbarkeit des Begriffes Industrie 4.0 (Frage 1) war zum einen

Voraussetzung für die weitere Bearbeitung des Fragebogens, zum anderen besteht

durch die Feststellung der Zentralität des Begriffs (Frage 2) ein engerer

Zusammenhang zwischen Einstellung und dem gezeigten Verhalten. Durch die

Abfrage des Wissensursprungs (Frage 3) sowie die Relevanz der Medien (Frage 4)

kann zum einen auf das tatsächlich gezeigte Verhalten im Sinne der Einstellung,

zum anderen auf die Rolle der Medien bei der Einstellungsbildung gefolgert

werden.

Weiter sollten dem Begriff Industrie 4.0 bestimmte Attribute zugeordnet werden.

Nach Schema des semantischen Differenzials, der bekanntesten Methode

mehrdimensionaler Einstellungsmessung, wurden zunächst insgesamt 18

Tendenzen in den drei Dimensionen von Einstellung – affektiv, konativ und kognitiv

– vor dem Hintergrund des Begriffs Industrie 4.0 abgefragt. Dabei war jeweils ein

Extrem veränderungsförderlich, also positiv mit Blick auf die erfolgreiche

Implementierung einer Industrie-4.0-Strategie. Grundlage dieser formulierten

Page 52: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

52

Eigenschaften waren die in der Medienanalyse genannten, neutralen SW. Diese

wurden in unsortierter und polwechselnder Reihenfolge abgefragt (Frage 5). Das

gleiche semantische Differenzial wurde bei Frage 7 angewandt. Hier sollten die

Befragten die Eigenschaftstendenzen mit Blick auf ihre derzeitige Anstellung

vergeben.

Als inhaltlicher Bruch wurden die Befragten zunächst jedoch gebeten, zu mehreren

Aussagen im Kontext von Industrie 4.0 in einer 4-stufigen Likert-Skala (1=trifft gar

nicht zu, 4=trifft voll zu) Stellung zu nehmen. Die dort abgefragten fünf positiven

und fünf negativen Aussagen gründeten sich auf die in der Medienanalyse

eindeutig negativ und positiv genannten SW. Auch hier war die Aufzählung

unsortiert (Frage 6).

Die Frage nach der Haltung gegenüber Veränderungen wurde anschließend als

Kontrollvariable formuliert (Frage 8). Die Frage nach eventuellen wesentlichen

Ergänzungen stellte sicher, dass der Proband das Thema betreffende ergänzende

Aussagen treffen konnte (Frage 9).

Am Ende des Fragebogens wurden schließlich die wesentlichen

soziodemographischen Daten – Alter (≤ 20 Jahre, > 20 ≤ 35 Jahre, > 35 ≤ 50

Jahre, > 50 ≤ 65 Jahre, > 65 Jahre), Geschlecht und PLZ des Arbeitsortes –

abgefragt (Frage 10-12). Letzteres war auf Grund des Betrachtungsraumes

Augsburg entscheidend.

Abschließend wurde den Befragten für die Teilnahme gedankt. Weiter wurde

versichert, dass die Datenerhebung anonym und vertraulich geschah. Auch wurden

die Kontaktdaten für Rückfragen genannt.

7.3.3 Pretest

Vor der Veröffentlichung des Fragebogens wurde ein Pretest durchgeführt. Dabei

wurde an fünf Personen aus dem Bekanntenkreis ein Test-Link geschickt, mit der

Bitte um Durchführung der Befragung und Notieren von Anmerkungen und Fehlern.

Diese wurden geprüft und umgesetzt.

7.3.4 Erhebung der Daten

Der Zeitraum für die Datenerhebung belief sich auf drei Wochen (03. Juli - 24. Juli

2016). Die Verbreitung des Fragebogens geschah auf drei Arten:

– Der Link zum Online-Fragebogen wurde zum einen in Form einer Serien-E-

Mail an rd. 1.250 personifizierte Firmen-E-Mail-Adressen aus dem

Adressdatenbestand der Regio Augsburg Wirtschaft GmbH, der regionalen

Page 53: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

53

Wirtschaftsförderungsgesellschaft von Stadt Augsburg, Landkreis Augsburg

und Landkreis Aichach-Friedberg, versendet. Die Filterkriterien waren dabei

der Postleitzahlenbereich des Wirtschaftsraumes Augsburg, auf den sich die

Untersuchung beschränken soll, sowie die relevante Branchen, also das

produzierende Gewerbe. Die Erlaubnis zur Verwendung der Adressdaten

wurde im Voraus vom Geschäftsführer der Gesellschaft, Andreas Thiel,

erteilt. Die E-Mail selbst enthielt eine kurze Schilderung des Vorhabens, die

Zielsetzung, die Bitte zur weiteren Streuung im Unternehmen oder ggf. dem

eigenen Netzwerk sowie den Link zum Fragebogen.

– Zum anderen wurde der Link über das eigene, private Netzwerk verbreitet.

Hier wurde der Fragebogen-Link – passend zum Thema Digitalisierung –

über den Instant-Messaging-Dienst Whatsapp an relevante Testpersonen

weitergeleitet. Dieser Weg war möglich, da der über SosciSurvey angelegte

Fragebogen auch auf Smartphone-Endgeräten optimal abbildbar war (sog.

Responsive Webdesign). Auch hier erfolgten eine kurze Schilderung des

Vorhabens und der Zielsetzung sowie die Bitte zur weiteren Streuung im

Unternehmen oder eben dem eigenen Netzwerk.

– Zuletzt erfolgte die Verbreitung des Fragebogens über den Aushang an

Informationsbrettern in Produktionshallen. Auch hier wurden private Kontakte

für das Anbringen genutzt. Auf dem Aushang fanden sich, neben der

Schilderung des Vorhabens und der Zielsetzung, ein QR-Code, also die

kodierte Abbildung der Fragebogen-Webseite. Diese konnte dann durch das

Scannen über das Smartphone (sog. Mobile-Tagging) aufgerufen werden.

7.3.5 Eingabe der Daten

Nach Ablauf der Testphase und Offlineschalten des Fragebogens wurden die im

Erhebungszeitraum eingegebenen Daten vom Onlineportal SosciSurvey

abgerufen. Der Export geschah im CSV-Format (Character Separated Values),

einem universellen Dateiformat, das von nahezu jedem Programm importiert

werden kann. Die Standard-Einstellungen waren für Excel optimiert.

7.3.6 Bereinigung der Daten

Neben den einzelfragenspezifischen Variablen enthielt der heruntergeladene

Datensatz (nach dreiwöchiger Laufzeit wurden insgesamt 199 Fragebögen online

beantwortet) für die weitere Auswertung irrelevante Variablen wie z. B. das Datum

der jeweiligen Eingabe oder die Verweildauer der Probanden, die nicht weiter

Page 54: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

54

berücksichtigt wurden. Darüber hinaus wurden lediglich abgeschlossene

Datensätze weiter berücksichtigt (n=155). Auch wurde der Datensatz hinsichtlich

zweier Kriterien betrachtet: der Variable A001 (Begriff Industrie 4.0 bekannt: ja=1,

nein=2, k. A.= -9) sowie der Postleitzahl.

Dabei handelte es sich um Ausschlusskriterien. Demnach wurden weiter nur die

Datensätze berücksichtigt, bei denen zum einen der Begriff Industrie 4.0 als

bekannt gekennzeichnet war (n=134) und zum anderen die angegebene

Postleitzahl in dem relevanten Untersuchungsgebiet lag (n=126).

7.3.7 Datenauswertung

Die Auswertung der Daten erfolgte mit dem Tabellenkalkulationsprogramm Excel.

Weiter wurden bei Frage 2 wiederum zwei voneinander unabhängige Personen für

die Auswertung und Zuordnung der genannten Stichworte hinsichtlich einer

Bewertungstendenz hinzugezogen. Differenzen wurden erneut unter externer

Moderation ausgeglichen.

Page 55: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

55

8 Darstellung der Ergebnisse

Wie bereits dargestellt umfasste die untersuchte Stichprobe 126 Datensätze

(männlich: n=96, weiblich: n=30). Am häufigsten vertreten waren die Altersgruppen

> 35 ≤ 50 Jahre und > 50 ≤ 65 Jahre mit n=47 und n=46 (≤ 20 Jahre, n=0; > 20 ≤

35 Jahre, n=29; > 65 Jahre, n=4). Die Altersstruktur der weiblichen Befragten war

dabei insgesamt jünger als die der männlichen Befragten.

Folgende Ergebnisse konnten im Rahmen der weiteren statistischen Auswertung

festgehalten werden.

8.1 Erste Intention u. Mediennutzungsverhalten

Tabelle 3 zeigt die Ergebnisse hinsichtlich der ersten Assoziation mit dem Begriff

„Industrie 4.0“. Insgesamt wurden dazu 166 Angaben getätigt (nmännlich=129,

nweiblich=37), wobei 24 der genannten SW ein eindeutig positiver, 19 ein eindeutig

negativer Charakter zugesprochen werden konnte. Damit liegt die Tendenz der

spontanen Assoziationen deutlich im positiven Bereich. Selbiges gilt auch bei

geschlechtsspezifischer Betrachtung. Die Verteilung der Nennungen nach

Geschlechtern zeigt jedoch, dass die weiblichen Befragten mit insgesamt 14 von

37 Nennungen (npositiv=9, nnegativ=5) eher zu einer eindeutigen positiven oder

negativen Wertung kamen als die männlichen Befragten mit 29 von 129

Nennungen (npositiv=15, nnegativ=14).

Tabelle 3 Erste Assoziation mit dem Begriff "Industrie 4.0"

Insgesamt von männlichen TN

von weiblichen TN

n in Prozent n in

Prozent n in Prozent

Nennungen 166 100 129 100 37 100 davon neutral 123 74 100 78 23 62 davon eindeutig positiv 24 14 15 12 9 24

davon eindeutig negativ 19 11 14 11 5 14

Anmerkung. Werte mathematisch gerundet; geschlechterspezifische Unterscheidung, n=absolut.

Hinsichtlich des Begegnungsortes (siehe Abbildung 5) finden sich die Medien an

erster Stelle (n=101). Der Berufsalltag (n=91) liegt an zweiter Stelle, wobei dieser

einzig innerhalb der > 20 ≤ 35 Jährigen mit n=24 knapp vor den Medien steht

(n=22). Gleichzeitig verzeichnet das Internet in dieser Altersgruppe den insgesamt

Page 56: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

56

höchsten Anteil (22 von 29). Veranstaltungen als Begegnungsort finden wiederum

in der Gruppe der > 50 ≤ 65 Jährigen ihren höchsten Anteil (31 von 46).

Unter den meistgenannten Medien werden wiederum (Fach-)Zeitschriften (n=91),

Tageszeitung (n=68) und Webportale (n=59) vor dem Fernsehen (n=46), den

sozialen Medien (n=28) und dem Radio (n=22) aufgeführt (siehe Abbildung 6).

Diese Rangfolge bleibt über alle Altersgruppen hinweg identisch.

Abbildung 5. Bisherige Berührungspunkte mit dem Begriff "Industrie 4.0", n=126. Anmerkung. vgl. Tabelle 4 (siehe Anhang 2)

Abbildung 6. Relevante Medien bei der Meinungsbildung zum Begriff von "Industrie 4.0", n=101. Anmerkung. vgl. Tabelle 5 (siehe Anhang 3)

Page 57: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

57

8.2 Begriffseinordnung u. -bewertung

Das Polaritätenprofil zur Bewertung des Begriffs Industrie 4.0 enthielt insgesamt 18

bipolare Assoziationsbegriffe, je sechs Begriff-Paare aus den verschiedenen

Einstellungsdimensionen. Dabei wiesen die beiden Pole entweder einen

veränderungshemmenden (y-Achse links) oder veränderungsfördernden (y-Achse

rechts) Aspekt mit Blick auf Industrie 4.0 aus.

Abbildung 7 zeigt das Vorstellungsprofil (Multi-Item-Profil) bezüglich des Begriffs

Industrie 4.0 im Kontext Hypothese h2 für alle Befragten (n=126).

Abbildung 7. Multi-Item-Profil des Begriffs Industrie 4.0

Innerhalb der kognitiven Einstellungsdimension liegen fünf von sechs Bewertungen

innerhalb des rechten Y-Achsen-Abschnitts (M≥4,13≤5,58, SD≥0,77≤1,62). Nur

beim Begriff-Paar „individualisiert/standardisiert“ liegt die Bewertung im linken Y-

Achsen-Abschnitt (M=3,29, SD=1,21).

Page 58: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

58

Auch bei den konativen Einstellungsaspekten liegen fünf der sechs Beurteilungen

innerhalb der veränderungsfördernden Achse, wenn auch nicht mehr so eindeutig

(M≥3,90≤4,89, SD≥1,07≤1,49). Hier weicht das Begriff-Paar „fehlerintolerant/

fehlertolerant“ vom Trend ab (M=3,25, SD=1,02).

Bei den Aspekten aus der affektiven Einstellungsdimension geht der Trend noch

deutlicher in Richtung des linken Y-Achsen-Abschnitts. Nur noch vier von sechs der

bipolaren Begriff-Paare liegen hier mit M>3,5 im veränderungsfördernden Bereich,

anders die Aspekte „gestresst/entspannt“ (M=3,48, SD=0,76) und „anregend/ruhig“

(M=2,75, SD=1,17). Letzterer weist damit den größten Ausschlag in Richtung des

veränderungshemmenden Bereichs auf.

Insgesamt kann also bei der Betrachtung der gesamten Stichprobe ein

Bewertungsunterschied über die einzelnen Einstellungsdimensionen hinweg

festgestellt werden: Diese verschieben sich zunehmend in negative Richtung

(siehe Trendlinie).

Weiter wurde die Bewertung der Assoziationsbegriffe gemäß Hypothese h3

geschlechtsspezifisch betrachtet. Hier konnten keine nennenswerten Unterschiede

festgestellt werden.

Zur Prüfung der Hypothese h4 wurde auch nach Altersgruppen unterschieden

(Abbildung 8). Dabei konnte zunächst der eben benannte Trend innerhalb der

Einstellungsdimensionen bestätigt werden. Weiter zeigte sich, dass die Gruppe der

> 20 ≤ 35 Jährigen in 15 von 18 Bewertungspaaren die extremsten Werte

aufwiesen. Ausgenommen sind die Aspekte „lethargisch/aufgeregt“,

„müde/wach“ und „angeregt/ruhig“. Alle drei Bewertungspaare liegen im Bereich

der affektiven Einstellungsdimension.

8.3 Abgleich von Vorstellung u. Realität

Mit Blick auf Hypothese h5 wurde die Bewertung der Befragten gegenüber dem

Begriff Industrie 4.0 mit der Bewertung ihrer aktuellen Arbeitssituation verglichen.

Aufgrund der zuvor festgestellten Auffälligkeiten in der Altersgruppe > 20 ≤ 35

Jahre wurde diese für die Betrachtung herausgegriffen. Abbildung 9 zeigt eben

diesen Vorstellung-Realitätsabgleich.

Die größten Unterschiede finden sich bei den Begriff-Paaren

„persönlich/unpersönlich“ (M1=2,24, SD1=1,43; M2=3,97, SD2=1,11),

„altmodisch/innovativ“(M1=4,48, SD1=1,30; M2=5,41, SD2=1,46),

„homogen/heterogen“ (M1=4,79, SD1=1,13; M2=3,93, SD2=1,36) und

„fehlerintolerant/fehlertolerant“ (M1=3,76, SD1=1,30; M2=3,07, SD2=0,60).

Page 59: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

59

Abbildung 8. Multi-Item-Profil von Industrie 4.0 nach Altersklassen, > 20 ≤ 35 Jahre, n=29; > 35 ≤ 50 Jahre, n=47; > 50 ≤ 65 Jahre, n=46.

Page 60: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

60

Abbildung 9. Multi-Item-Profile von Vorstellung und Realität im Vergleich, > 20 ≤ 35 Jahre, n=29.

Page 61: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

61

8.4 Bewertung der bevorstehenden Veränderungen

Beziehend auf die Hypothesen h2, h3 und h4 wurden im Fragebogen abschließend

verschiedene Aussagen über die bevorstehenden Veränderungen im Zuge von

Industrie 4.0 getroffen, deren Zutreffen (Wert=4) bzw. Nicht-Zutreffen (Wert=0) von

den Befragten beurteilt werden sollte. Die Ergebnisse hinsichtlich der gesamten

Stichprobe sowie den repräsentativen Altersklassen (> 20 ≤ 35 Jahre, > 35 ≤ 50

Jahre, > 50 ≤ 65 Jahre) zeigt Abbildung 10.

Grundsätzlich kann festgestellt werden, dass allen Aussagen zugestimmt wurde

(M>2), ausgenommen der Bewertung von These e („Im Zuge von ‚Industrie 4.0‘ ist

Datenschutz die größte Herausforderung.“; M=1,81, SD=0,86). Weiter wurde den

positiven Aussagen im Mittel eher zugestimmt als den negativen Aussagen

(M∑positiv=2,93, SD∑postiv=0,85; M∑negtiv=2,44, SD∑positiv=0,89). Geschlechter-

spezifische Unterschiede konnten nicht bestätigt werden.

Unterschiede gab es jedoch zwischen den verschiedenen Altersgruppen: bei vier

von fünf negativen Aussagen wies die Gruppe der > 35 ≤ 50 Jährigen die höchsten

Werte auf (Ma=3,40, SDa=0,71; Mb=2,60, SDb=0,95; Mc=2,38, SDc=0,87; Md=2,43,

SDd=0,99). Oder anders ausgedrückt: Nahezu allen negativen Thesen wurde von

dieser Altersgruppe am meisten zugestimmt. Lediglich bei der These e („Im Zuge

von ‚Industrie 4.0‘ ist Datenschutz die größte Herausforderung.“) liegt die

Altersgruppe der > 20 ≤ 35 Jährigen an der Spitze (M=2,07, SD=0,88).

Bei den positiven Aussagen liegt die Bewertung der > 35 ≤ 50 Jährigen nur noch in

zwei von fünf Fällen vor der der anderen Altersgruppen. Bei These f („Im Zuge von

‚Industrie 4.0‘ steht Effizienzsteigerung im Vordergrund.“) findet sich mit M=3,53

der insgesamt höchste Zustimmungswert bei gleichzeitig niedrigster

Standardabweichung (SD=0,62).

Page 62: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

62

h

Abbildung 10. Bewertung negativer und positiver Aussagen zu Industrie 4.0 nach Altersklassen, gesamt, n=126; > 20 ≤ 35 Jahre, n=29; > 35 ≤ 50 Jahre, n=47; > 50 ≤ 65 Jahre, n=46. Anmerkung: ∑negtiv=[a;e], ∑positiv=[f;j]

gesamt > 20 ≤ 35 Jahre > 35 ≤ 50 Jahre > 50 ≤ 65 Jahre

M SD M SD M SD M SD

a. 3,34 0,83 3,24 0,87 3,40 0,71 3,30 0,94

b. 2,47 0,93 2,48 0,91 2,60 0,95 2,30 0,87

c. 2,33 0,92 2,17 0,89 2,38 0,87 2,37 0,97

d. 2,25 0,95 2,14 0,95 2,43 0,99 2,20 0,88

e. 1,81 0,86 2,07 0,88 1,83 0,84 1,70 0,87

f. 3,37 0,73 3,07 0,80 3,53 0,62 3,33 0,76

g. 3,18 0,75 3,07 0,80 3,21 0,72 3,24 0,77

h. 3,08 0,93 3,17 0,89 3,02 0,99 3,15 0,82

i. 2,59 0,85 2,76 0,79 2,55 0,80 2,54 0,94

j. 2,42 1,00 2,48 1,15 2,60 0,88 2,22 1,03

Page 63: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

63

8.5 Generelles Verhalten bei Veränderungen

Zuletzt wurde das generelle Verhalten der Befragten gegenüber Veränderungen

erfragt. Ziel dabei war u. a., die gewonnenen Erkenntnisse zur Einstellung zu

bekräftigen.

Dabei zeigte sich zunächst, dass keiner der Befragten Veränderungen schockiert

gegenübersteht. Eine generell ablehnende Haltung gaben lediglich drei der

Befragten an, die alle zu der Altersgruppe > 35 ≤ 50 Jahre zählen.

Am ehesten schätzen die Befragten ihr generelles Verhalten bei Veränderungen

als „hoffnungsvoll“ (n=40) ein, wobei hier die Gruppe der > 50 ≤ 65 Jährigen

anteilig den größten Wert ausmacht. „Begeistert“ gegenüber Veränderungen ist ca.

jeder Dritte. Hier findet sich in der Gruppe der > 20 ≤ 35 Jährigen der größte Anteil.

Tabelle 4 Generelles Verhalten bei Veränderungen

Anmerkung. Werte gerundet; altersspezifische Unterscheidung; n=absolut; gesamt, n=112; > 20 ≤ 35 Jahre, n=25; > 35 ≤ 50 Jahre, n=41; > 50 ≤ 65 Jahre, n=42; Mehrfachnennung möglich.

gesamt > 20 ≤ 35 Jahre > 35 ≤ 50 Jahre > 50 ≤ 65 Jahre

n in Prozent

n in Prozent

n in Prozent

n in Prozent

begeistert 31 28 9 36 13 32 9 21 zweifelnd 22 20 5 20 6 15 11 26 schockiert 0 0 0 0 0 0 0 0 hoffnungsvoll 40 36 7 28 15 37 16 38 ablehnend 4 4 0 0 3 7 0 0 zufrieden 15 13 4 16 4 10 6 14

Page 64: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

64

9 Interpretation in Bezug auf die Hypothesen

Hypothese 1, die Verbreitung eines eindeutig gerichteten Meinungsbildes

gegenüber Industrie 4.0 seitens der der Medien, konnte im Rahmen der

Ergebnisauswertung der Medienanalyse bereits widerlegt werden. Das in den

Medien verbreitete Meinungsbild ist weder negativ noch positiv gerichtet. Von einer

Interpretation dieser Erkenntnis wird abgesehen, da sich diese nicht unmittelbar mit

dem Schwerpunkt dieser Arbeit, der Einstellung der Mitarbeiter, befasst. Das

Prüfen der Hypothese war jedoch insoweit relevant, als dass ein Zusammenhang

mit der Einstellung der Befragten hätte festgestellt werden können.

9.1 Einstellungsbestimmung: Zwischen denken, fühlen und handeln

Hypothese 2 stellte die Vermutung auf, dass die bei den Befragten herrschende

Einstellung gegenüber Industrie 4.0 hemmend für einen solchen

Veränderungsprozess sei. Die eindeutige Tendenz in Richtung der

veränderungsförderlichen Eigenschaftspaare im Bereich der kognitiven

Einstellungsdimension zeigt zunächst, dass die befragten Mitarbeiter ein großes

Maß an subjektiv geprägtem Wissen um den Meinungsgegenstand Industrie 4.0

besitzen. Nachdem 3 von 4 Befragten den Berufsalltag als Berührungspunkt mit

dem Begriff angaben, können wiederum Rückschlüsse auf die Anwendung

entsprechender Unternehmensstrategien gezogen werden. Diese Tatsache wird für

das Gelingen eines Veränderungsprozesses grundsätzlich als positiv gesehen,

denn das Kommunizieren von Fakten zur Schaffung einer Informationsbasis gilt als

Voraussetzung für Akzeptanz und Grundlageninstrument bei der Implementierung

von Veränderungen. Auch ist der konkrete Bezug zum Meinungsgegenstand – und

dies ist bei dem Berufsalltag als Berührungspunkt der Fall – förderlich im Sinn ein

stabilen Einstellung sowie einer zuverlässigen Einstellungs-Verhaltens-Relation.

Die Ergebnisse bei der Betrachtung der gefühlsmäßigen Auseinandersetzung mit

dem Meinungsgegenstand zeigen hingegen eine eindeutige Verschiebung der

Bewertungstendenzen in veränderungshemmender Richtung. Der Begriff Industrie

4.0 beschäftigt die befragten Mitarbeiter. Die Gefühle sind hierbei als negativ zu

bewerten: Die Mitarbeiter fühlen sich vermehrt angeregt und gestresst – ein

veränderungshinderlicher emotionaler Zustand. Diese Erkenntnis ist insofern

hervorzuheben, als dass die affektive Komponente als Grundlage der

Einstellungsentstehung gilt. Sie beeinflusst die Entscheidungen des Individuums

Page 65: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

65

am stärksten und lässt am ehesten auf dessen gezeigtes Verhalten in Bezug auf

den Meinungsgegenstand schließen.

Die Verhaltenstendenz wiederum, also das tatsächlich beabsichtigte Verhalten

gegenüber den Veränderungen, ist trotz z. T. negativ behafteter Gefühlswelt der

Mitarbeiter pro Industrie 4.0. Somit kann der Hypothese 2 nach Betrachtung der

konativen Einstellungsdimension nicht zugestimmt werden.

Dennoch konnten im Rahmen der Einstellungsbestimmung zwei Beobachtungen

gemacht werden, die gesondert zu interpretieren sind und sich u. U. weiter auf das

gezeigte Verhalten bei entsprechender Ausprägung auswirken können.

9.1.1 Skepsis gegenüber (technischen) Neuerungen

In der konativen wie auch der kognitiven Einstellungsdimension gab es je eine

Abweichung in veränderungshemmende Richtung. Diese werden auf Grund ihrer

inhaltlichen Aussage bezüglich der technologischen Entwicklungen von Industrie

4.0 interpretiert. Hier stellen sich wohl die umfänglichsten Veränderungen für die

Mitarbeiter ein: intelligente, selbstlernende und autonome Systeme sowie

umfangreiche Datenspeicherung. Die Abweichungen in der Bewertung deuten auf

eine entsprechende Skepsis gegenüber den neuen Technologien hin.

Diese kann zum einen auf deren Komplexität und die damit zusammenhängende

Undurchsichtigkeit zurückgeführt werden. Für die meisten Mitarbeiter – Loew

(1992) bezeichnet diese in dem Kontext als die „passiv Ertragenden, um nicht zu

sagen, der Erleidenden (S. 9) – sind die hier geschehenden Prozesse schlichtweg

unverständlich, intransparent, gar beängstigend und bedrohlich. Zum anderen folgt

die Skepsis möglicherweise auch einer Angst vor zunehmender Fremdkontrolle

und steigender Fehlerintoleranz, dem sog. „gläsernen Mitarbeiter“.

Das dadurch erzeugte Gefühl von Kontrollverlust und Hilflosigkeit bewirkt eine

Haltung „mit allen Konsequenzen der Passivität, der Aussteigermentalität, bis hin

zur nicht Ziel-artikulierbaren Aggressivität gegenüber allem Neuen“ (Loew, 1992, S.

9) und schlussendlich Reaktanz (Herkner, 1991; Bierhoff, 2006). Dabei ist gerade

das Gefühl von Kontrolle, neben der wahrgenommenen Gerechtigkeit und der

Möglichkeit der Identifikation, ein entscheidender psychologischer Prozess bei der

erfolgreichen Implementierung von Veränderungen (Nerdinger et al., 2014).

Neben Reaktanz kann die Skepsis gegenüber den neuen Technologien aber auch

durch ein Trotzverhalten der Mitarbeiter erklärt werden. So sind die bei den

Mitarbeitern ankommenden Botschaften durch den Einsatz effizienterer Systeme

möglicherweise die von Unzulänglichkeit und Unterlegenheit. Die eigene Leistung

Page 66: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

66

wird nur noch als mittelmäßig bewertet – von der Organisation und sich selbst –,

das Selbstwertgefühl ist bedroht (Bierhoff, 2006).

Die Tatsache der Austauschbarkeit durch einen geeigneteren Bewerber gemäß

des Prinzips des betrieblichen Darwinismus ist keineswegs neu und birgt für sich

schon ein enormes Stresspotenzial für die Beschäftigten (Scholz, 2003). Dieses

wird nun insofern verstärkt, als dass man in Zukunft nicht mehr nur mit der eigenen

Spezies in den Wettstreit geht, sondern mit quasi unfehlbaren Maschinen. Statt

Kooperation herrscht Konkurrenzdenken zwischen Mensch und Maschine. Von

Teamgedanken also (noch) keine Spur. Dass ein solcher für die alltägliche Arbeit

und ihre Wirkung unerlässlich ist, haben die anfänglichen theoretischen

Ausführungen gezeigt. Bleib die Frage offen, wie sich ein solcher in Zukunft

entwickeln kann, wenn – oder falls – Empathie nur in eine Richtung besteht.

9.1.2 Soziale Erwünschtheit als Gefahrenherd

Weiter ist die Diskrepanz zwischen Affekt und Konation hervorzuheben. Die

Tatsache, dass sich die Mitarbeiter in ihrem Verhalten nicht von ihren z. T.

negativen Gefühlen beeinflussen lassen, kann auf vermehrt rational gelenktes

Verhalten zurückgeführt werden. Schließlich zeigte sich, dass ein ausreichendes

Wissen über den Meinungsgegenstand vorhanden ist.

Das Wissen um die Rolle der affektiven Einstellungskomponente lässt jedoch

darauf schließen, dass ein anderer Effekt das Verhalten der Befragten beeinflusst:

die sog. soziale Erwünschtheit. Dieses Phänomen ist gerade im Kontext von

Einstellungen typisch. Dabei wird danach getrachtet, sich situationsangemessen zu

verhalten. Das gezeigte Verhalten orientiert sich also nicht an der eigenen

Gedanken- und Gefühlswelt, sondern an den Erwartungen und Wünschen der

sozialen Umwelt. Die Wahl dieser Handlungsalternative lässt jedoch wenige

Rückschlüsse auf die eigentliche, individuelle Handlungsabsicht der Person zu

(Bierhoff, 2006). Im Kontext von Industrie 4.0 stellt sich für die Mitarbeiter

womöglich die Frage, wieso sie – trotz widersprüchlicher Empfindungen –

entgegen der Veränderungen handeln sollten, die ohnehin Einzug in den

Berufsalltag halten werden.

Die festgestellte Einstellung ist damit zwar positiv, aber auch sehr unstabil. Aus der

Reaktanz-Theorie kann ein motivationaler Drang zur Wiederherstellung der

ursprünglichen Freiheit abgeleitet werden. Und das Prinzip der kognitiven

Dissonanz, die durch die aufgezeigte Diskrepanz von Denken, Fühlen und Handeln

Page 67: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

67

entsteht, drängt nach Auflösung. Eine mittelfristige Verhaltens- bzw.

Einstellungsänderung ist somit wahrscheinlich.

9.2 Gruppenunterschiede entgegen der Erwartungen

Hypothesen 3 und 4 hatten die Existenz von Gruppenunterschieden zum Inhalt.

Dabei standen zum einen das Geschlecht, zum anderen das Alter im Zentrum der

Betrachtung.

9.2.1 Überholte Geschlechterstereotype

Die Annahme, dass es Einstellungsunterschiede gegenüber Industrie 4.0 zwischen

Männern und Frauen gäbe, gründete sich auf die Vermutung, dass die meisten

Entwicklungen im Zuge von Industrie 4.0 auf technologische Aspekte

zurückzuführen sind und Männer diesen gegenüber mehr Affinität aufweisen. Es

konnte jedoch gezeigt werden, dass es keine Einstellungsunterschiede zwischen

Männern und Frauen gegenüber Industrie 4.0 gibt – zumindest was die generelle

Bewertungstendenz angeht. Eher konnte gezeigt werden, dass die weiblichen

Befragten bestimmter in ihrer Einstellung gegenüber Industrie 4.0 sind. Hypothese

3 wird also dennoch zugestimmt.

Nun kann dieses Ergebnis u. a. mit dem Umfragerahmen in Zusammenhang

gebracht werden: Zum einen wurde die Umfrage ausschließlich in produzierenden

Unternehmen durchgeführt, was die Vermutung zulässt, dass die Befragten

ohnehin in einem gewissen Maß technikaffin sind – männlich wie auch weiblich.

Zum anderen wird in der Region Augsburg mit Blick auf den demographischen

Wandel und dem damit einhergehenden drohenden Fachkräftemangel schon seit

Jahren ein spezieller Fokus auf das Thema Frauen in MINT-Berufe gelegt.

Aktionen wie der Girl‘s Day, explizite Firmenbesuche für Frauen bei Firmen wie

beispielsweise KUKA oder ein im Oktober 2016 gestartetes Förderprojekt im

Rahmen der MINT-Allianz Bayern zielen darauf ab, Technologieakzeptanz bzw.

-affinität zu schaffen (Regio Augsburg Wirtschaft GmbH, 2016).

Gerne möchte man diese Erkenntnis auf die regionalen Aktivitäten zurückführen

und diesen somit einen Wirkungserfolg zuschreiben. Wahrscheinlicher ist aber

wohl die Interpretation in die Richtung, dass die Geschlechterstereotype, also das

sozial geteilte Wissen über die charakteristischen Merkmale von Frauen und

Männern (Eckes,   2008), allmählich überholt sind. Oben genannte regionale

Aktivitäten zur Beschäftigung von Frauen in MINT-Berufen, Diskussionen über

Frauenquoten oder erhöhte Bewusstseinsbildung in Fragen der Vereinbarkeit von

Page 68: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

68

Beruf und Familie z. B. durch Väter in Elternzeit machen das nur zu deutlich.

Dennoch ist das kulturell geteilte Verständnis von Geschlechterstereotype noch

immer präsent und wohl auch Ursache zur Formulierung der Hypothese.

Weiter kann die Annahme getroffen werden, dass Geschlechtsunterschiede in

Bezug auf Industrie 4.0 keine Rolle mehr zu spielen scheinen. Das mag damit

zusammenhängen, dass es zukünftig weniger auf körperliche Arbeit und mehr um

individuelle Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie vernetztes Denken ankommt.

9.2.2 Generation X und Y: Weiter entfernt als nur einen Buchstaben

Auch bei der Betrachtung der Altersgruppen hinsichtlich der Einstellung konnten

keine größeren Unterschiede festgestellt werden: Die Richtungsausprägung der

Tendenzen innerhalb der einzelnen Einstellungsdimensionen stimmten in allen

Punkten überein. Nichts desto trotz konnten interessante Aspekte mit Blick auf die

Einstellung sowie hinsichtlich der generellen Haltung gegenüber Veränderungen

ausgemacht werden. Auch h4 konnte somit bestätigt werden.

Zum einen stach die Altersgruppe der > 20 ≤ 35 Jahre durch die extremsten Werte

bei der Bewertung der Einstellung gegenüber Industrie 4.0 heraus, was eine

Interpretation hinsichtlich ihrer Bedürfnisse und Erwartungen zulässt. Dies bestätigt

die Aussage von Scholz (2003): „Die Vertreter der Generation Y haben (…)

markante Ideen zur eigenen, ganz individuell-persönlichen Zukunft. Reichtum,

Selbstentfaltung und Eigenbestimmung rücken als Werte in den Vordergrund“ (S.

63). Diese Altersgruppe hat den Eindruck, dass ihnen die Entwicklungen im Zuge

von Industrie 4.0 entgegen kommen und sie sehen ihnen daher begeistert

entgegen. Gleichzeitig haben sie aber auch eine genaue Vorstellung über ihre

eigene Rolle und den Nutzen, den ihnen der Wandel bringen soll. Durch klare,

kritische Positionierung fordern sie daher den Einbezug ein.

Zum anderen fiel die Gruppe der > 35 ≤ 50 Jährigen sowohl bei der Bewertung der

einzelnen Veränderungsszenarien als auch bei der generellen Haltung gegenüber

Veränderungen als extremste bzw. negativste Gruppe auf. Hier können u. U.

Rückschlüsse auf deren aktuelle Lebenssituation gezogen werden. Diese befinden

sich in der Mitte des Lebens, haben bereits Verpflichtungen in Form von Familie,

Wohneigentum, etc., so dass sie stärker auf Sicherheit bedacht sind als die jüngere

Generation. Das erklärt die generell zurückhaltende, ja sogar ablehnende Haltung

dieser Generation gegenüber nachhaltigen und unvorhersehbaren Veränderungen.

Dazu kommt, dass dieser Generation ohnehin eine größere Skepsis auf Grund

empfundener beruflicher Chancenlosigkeit nachgesagt wird (Scholz, 2003). Diese

Page 69: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

69

Aspekte machen die Altersgruppe der > 35 ≤ 50 Jährigen trotz ähnlicher

Einstellungsausprägung gegenüber den anderen Generationen besonders

beachtungswürdig im Kontext von Industrie 4.0.

Zuletzt muss bemerkt werden, dass die Gruppe der > 50 ≤ 65 Jährigen in keiner

der Betrachtungen in besonderer Weise auffiel. Das ist insofern überraschend, als

dass die technischen Neuerungen, die damit steigenden Anforderungen an

persönliche Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie der Bedarf an entsprechender

Qualifikation im Zuge von Industrie 4.0 gerade die älteren Generationen als

kritische Gruppe vermuten ließen. Womöglich empfindet diese Altersgruppe das

Thema Industrie 4.0 als wenig bedrohlich, weil es sie ihrer Meinung nach als

Zukunftsthema nicht mehr entscheidend tangieren wird. Vielleicht bereiten sich

Teile dieser Altersgruppe aber auch schon auf das Pensionierung vor, was sie

gelassener auf die Veränderungen blicken lässt.

9.3 Defizite der Unternehmen aus Sicht der Mitarbeiter

Zuletzt wurde die Behauptung aufgestellt, dass die Vorstellung von Industrie 4.0

und die Beurteilung des derzeitigen Arbeitsplatzes nicht übereinstimmen. Oder mit

anderen Worten: die subjektiv wahrgenommene, aktuelle Arbeitssituation und das

Bild von Industrie-4.0 der Mitarbeiter unterscheiden sich markant voneinander.

Dieser Hypothese kann nach Abgleich beider Polaritäten-Profile jedoch nicht

zugestimmt werden.

Bemerkenswert ist die Abweichung bei den Punkten „altmodisch/innovativ“. Die

Mitarbeiter bewerten ihren derzeitigen Arbeitsplatz demnach als wenig innovativ,

dabei ist doch gerade die Innovationsfähigkeit der Schlüssel für eine erfolgreiche

Implementierung von Industrie 4.0. In dem Zusammenhang lässt die von den

Mitarbeitern positiv bewertete Flexibilität die Schlussfolgerung zu, dass die

Aufweichung der Arbeitsorganisation und ihrer -strukturen in den Unternehmen

zwar auf zeitlicher und räumlicher Ebene, nicht aber disziplinärer Ebene stattfindet.

Dabei fußt eine zukunftsfähige Arbeitswelt nicht nur auf Homeoffice und flexiblen

Arbeitszeitmodellen, sondern auch auf kreativem Freiraum, einem “out of the box“-

Denken sowie agilen Projektstrukturen (Brill, 2016).

Abschließend müssen sich die Unternehmen, die von ihren Mitarbeitern als wenig

innovativ bewertet werden, die Frage gefallen lassen, wie sie wiederum

Anforderungen in deren Innovativität und Offenheit für Neues stellen können?

Page 70: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

70

10 Praktische Relevanz der Ergebnisse

Welche Handlungsempfehlungen können nun aus den gewonnenen Erkenntnissen

gegeben werden? Ausreichende Informationsweitergabe über die anstehenden

Veränderungen im Zuge von Industrie 4.0 ist zwar weiter wesentlich, aber nur ein

Teil der Wahrheit. Auch die Empfindungen der Mitarbeiter müssen in die

Veränderungsstrategien von Unternehmen mit einbezogen werden. Im Kontext von

Industrie 4.0 gilt, wie bei allen anderen Umstrukturierungsmaßnahmen in

Organisationen, die Mitarbeiter als Basis von Allem in den Prozess mit

einzubinden, eine subjektive Kontrollwahrnehmung zu schaffen und Vorbilder zu

kreieren. Hier eignet sich möglicherweise die Generation der Babyboomer, deren

Motivation aus Neugierde und Überzeugung, weniger aus Eigeninteressen,

besteht, als Botschafter – gerade die mittlere Altersgruppe adressierend. Weiter ist

eine konsequente Erweiterung der Kommunikationsstrategien um rationale wie

auch emotionale Aspekte sinnvoll, um spezifisch – je nach Mitarbeiter –den

individuellen Nutzen darzustellen.

Im Kontext der Akzeptanzsteigerung finden sich Ansätze für die Personal-

entwicklung und -führung: Nicht alle Mitarbeiter können in gleicher Weise in die

verschiedenen technischen Anwendungsgebiete wie Robotik oder künstliche

Intelligenz – in welche z. B. Erkenntnisse der Kerninformatik, Psychologie,

Neurologie, Mathematik, Kommunikationswissenschaft, Philosophie und Linguistik

einfließen – eingearbeitet werden. Basis der Qualifikationsmaßnahmen bleiben die

individuellen Fähigkeiten, Fertigkeiten und Tätigkeitsbereiche. Dennoch empfiehlt

sich eben auch eine Orientierung entlang der persönlichen Bedürfnisse zur

Steigerung der Akzeptanz in allen Hierarchiestufen. Denkbar sind in dem

Zusammenhang innerbetriebliche Maßnahmen wie z. B. Hospitationen, Web-

Tutorials oder agile Projektarbeit zur kontinuierlichen Qualifizierung und

Wertschätzung der Mitarbeiter. So können die positive Einstellung gegenüber

Industrie 4.0 verstetigt und Arbeitsstrukturen geschaffen werden, die ihrem Namen

dann auch gerecht werden: Mensch-Maschine-Teams.

Zuletzt liefern die gewonnen Erkenntnisse hinsichtlich der einzelnen

Einstellungsausprägungen auch Implikationen für eine situative Personalführung: in

Bezug auf die Ängste der Mitarbeiter im Kontext von Industrie 4.0, die Gefahr des

Handelns auf Grund sozialen Gefallens und die damit inkonsistente Relation

zwischen Fühlen und Handeln sowie die speziellen Bedürfnisse der Generationen

im Zuge des Wandels.

Page 71: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

71

11 Kritische Würdigung

Die Ergebnisse dieser Studie müssen auch unter Berücksichtigung der

Einschränkungen selbiger betrachtet werden.

Die als Vorstudie gewählte Medienanalyse ist mit Blick auf den

Untersuchungsgegenstand – die Einstellung – zwar schlüssig. Dennoch hat die

Befragung gezeigt, dass bevorzugt Fachzeitschriften, nicht wie angenommen die

Tageszeitung, bei der Meinungsbildung an erster Stelle stehen.

Mit Blick auf die Onlinebefragung muss bemerkt werden, dass es hierbei keine

Gewährleistung bezüglich der erreichten Branche gibt. Zwar wurde der Link zur

Befragung ausschließlich an Akteure der Produktionsbranche verteilt, was eine

Weiterleitung des Empfängers an etwaige Dritte jedoch nicht ausschließt.

Weiter war die Stichprobe aus der Onlinebefragung zwar ausreichend für die

Feststellung erster Tendenzen, lieferte aber keine Datengrundlage zur

Formulierung allgemeingültiger Aussagen. Gerade auch mit Blick auf die

Stichprobe innerhalb der verschiedenen Gruppen (Geschlecht, Altersgruppen)

kann nachgearbeitet werden. Doch nicht nur hinsichtlich der Quantität der

Stichprobe finden sich Ansatzpunkte, sondern auch mit Blick auf die Verwendung

ihrer qualitativen Informationen. So wurden Aspekte wie beispielsweise die Art der

Anstellung, der Verantwortungsumfang, Führungserfahrung oder der Umfang der

Vorkenntnisse nicht berücksichtigt. Zwar lässt die primäre Verbreitung des

Fragebogens per E-Mail darauf schließen, dass die erreichten Probanden vermehrt

in der Verwaltung tätig sind, was die Teilnahme von Mitarbeitern aus der

Produktion jedoch nicht ausschließt.

Mit Blick auf die Gütekriterien empirischer Forschung kann festgehalten werden,

dass die Auswertung der Medien sowie der assoziativen Aussagen der Befragten

durch zwei unabhängige Bearbeiter dem Anspruch von Objektivität entsprach.

Dennoch kann ein Einfluss von Subjektivität beispielsweise durch

Interessensteuerung (die auswertenden Personen waren Mitarbeiter des eigenen

Unternehmens) nicht gänzlich ausgeschlossen werden. So hätte eine Auswertung

durch zwei andere Bearbeiter möglicherweise zu anderen Ergebnissen führen

können. Obwohl der Fragebogen in Ansätzen auf dieser vorhergehenden Analyse

fußt, so sind die dort geschehenen Auswertungen, insbesondere hinsichtlich der

Messung der Einstellung in Form des semantischen Differentials, davon

unabhängig. Es kann hier also von gültigen (validen), zuverlässigen (reliablen) und

unabhängigen (objektiven) Ergebnissen ausgegangen werden.

Page 72: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

72

12 Ausblick und weitere Forschungsfragen

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die gewonnenen Erkenntnisse

neben Ansatzpunkten für die Praxis auch Anstöße für weitere Forschung geliefert

haben.

So stellt sich beispielsweise die Frage, ob jüngeren Mitarbeiter tatsächlich kritischer

gegenüber den aktuellen Veränderungen im Zuge von Industrie 4.0 sind, obwohl

sie in einer digitalen Welt aufgewachsen sind – und wenn ja, weshalb?

Interessant ist auch, ob sich die Einstellungen zu Industrie 4.0 innerhalb der

verschiedenen Organisationseinheiten (Verwaltung, Produktion, Vertrieb, etc.)

eines Unternehmens unterscheiden? Oder ob Unterschiede zwischen den

einzelnen Hierarchielevels bzw. entsprechend des Verantwortungsumfangs (z. B.

Personalverantwortung, Teamverantwortung, etc.) existieren?

Wirkt sich die Einstellung von Führungskräften im Kontext von Industrie 4.0 in ihrer

Vorbildfunktion eher auf das tatsächlich gezeigte Verhalten aus und mit welchen

Argumenten können diese Mitarbeiter motivieren? Und welche Rolle spielt die

ablehnende emotionale Haltung?

Weitergreifende Wirkungsweisen wie beispielsweise auf das soziale Umfeld (z. B.

durch vermehrte digitale Kommunikation, Interaktion in Mensch-Maschinen-Teams,

Stress oder Ermüdung durch entsprechende Arbeitsgestaltung), auf das eigene

Selbstbewusstsein (z. B. im Kontext der Möglichkeiten von künstlicher Intelligenz

und Robotern) oder auf die Bereitschaft der Verantwortungsübernahme bei

automatisierten Prozessen (Wer muss zur Rechenschaft gezogen werden, wenn

das System versagt?) können zudem erst dann untersucht werden, wenn das

Phänomen Industrie 4.0 auch tatsächlich gänzlich in den Unternehmen gelebt wird.

Somit bleibt das Thema Industrie 4.0 auch in den kommenden Jahren im höchsten

Maß relevant für die Wirtschaftspsychologie.

Page 73: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

73

Literaturverzeichnis

Abelson, R.P., Kinder, D.R., Peters, M.D., & Fiske, S.T. (1982). Affective and semantic components in political person perception. In Journal of Personality and Social Psychology 42, 619-630.

Andritzky, K. (1976). Die Operationalisierbarkeit von Theorien des Konsumentenverhaltens. Berlin: Duncker & Humblot.

Ajzen, I. & Fishbein, M. (1977). Attitude-behavior relations: A theoretical analysis and review of empirical research. In Psychological Bulletin, 84, 888-918.

Ajzen, I. & Fishbein, M. (1980). Understanding attitudes and predicting behavior. Englewood Cliffs, NJ: Prentice-Hall.

Aßländer, M. S. (2005). Bedeutungswandel der Arbeit, In Aktuelle Analysen, Akademie für Politik und Zeitgeschehen, 40, München: Hanns-Seidel-Stiftung.

Augsburger Allgemeine Zeitung (2016). Preis- und Mediadaten 2016 - Augsburger Allgemeine und Allgäuer Zeitung. Verfügbar unter http://mediadaten.augsburger-allgemeine.de/downloads/ [13.05.2016].

Bamberg, E., Mohr, G., & Busch, C. (2012). Arbeitspsychologie, Göttingen: Hogrefe.

Bauer, W., Schlund, S., Marrenbach, D., Ganschar, O. (2014). Industrie 4.0 –Volkswirtschaftliches Potenzial für Deutschland. Stuttgart: BITKOM.

Bauernhansl, T., ten Hompel, M., & Vogel-Heuser, B. (Hrsg.). (2014). Industrie 4.0 in Produktion, Automatisierung und Logistik. Wiesbaden: Springer Vieweg.

Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2016). Bevölkerungsstatistik. Verfügbar unter https://www.statistikdaten.bayern.de/genesis/ [12.05.2016].

Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration (2016). Zweiter Aufruf zur Sozialen Innovation. Verfügbar unter http://www.sozialministerium.bayern.de/esf/ [03.05.2016].

Becker, K.-D. (2015). Arbeit in der Industrie 4.0 – Erwartungen des Instituts für angewandte Arbeitswissenschaft e.V., In A. Botthof, & E.A. Hartmann (Hrsg.), Zukunft der Arbeit in Industrie 4.0. Berlin-Heidelberg: Springer.

Benninghaus, H. (1976). Ergebnisse und Perspektiven der Einstellungs-Verhaltens-Forschung. Meisenheim: Verlag Anton Hain.

Bierhoff, H.-W. (2006). Sozialpsychologie, Stuttgart: Kohlhammer.

Bohnsack, R., Marotzki, W., & Meuser, M. (Hrsg.). (2003). Hauptbegriffe Qualitativer Sozialforschung. Opladen: Leske + Budrich.

Born, M., & Eiselin, S. (1996). Teams – Chancen und Gefahren, Bern: Huber.

Bosch, A. (1987). Attitüden und Pseudoattitüden. Frankfurt a. M.: Verlag Peter Lang.

Botthof, A., & Hartmann, E. A. (Hrsg.). (2015). Zukunft der Arbeit in Industrie 4.0. Berlin-Heidelberg: Springer.

Page 74: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

74

Brill, A. (2016). Die Dynamik der Digitalisierung, Vortrag im Rahmen des Forums deutscher Wirtschaftsförderer 2016, Berlin.

Brühl, V. (2015). Wirtschaft des 21. Jahrhunderts. Herausforderungen in der Hightech-Ökonomie. Wiesbaden: Springer Fachmedien.

Bundesinstitut für Berufsbildung. (2016). Berufe nach Berufsbildungsgesetz/ Handwerksordnung auf einen Blick. Verfügbar unter https://www.bibb.de/de/berufeinfo. php/apprenticeships/ [26.10.2016].

Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. (2016). Die Geschichte der Plattform Industrie 4.0. Verfügbar unter http://www.plattform-i40.de/ [24.09.2016].

Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger e.V. (2015). Infografiken 2015: Zahlen - Daten – Fakten. Glaubwürdigkeit der Medien. Verfügbar unter http://www.bdzv.de/maerkte-und-daten/schaubilder/ [09.05.2016].

Cumming, Th. G., & Srivastva, S. (1977). Management of work. A sociotechnical system approach. Ohio: Kent University Press.

Dohmen, P. (1983). Einstellungsstruktur, Präferenz und Einstellungsänderung: eine experimentelle Prüfung des Komponentenmodells. Frankfurt a. M.: Peter Lang.

Doppler, K., & Lauterburg, C. (2008). Change Management: Den Unternehmenswandel gestalten. Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag.

Drath, R. (2014). Industrie 4.0 – eine Eiführung. Verfügbar unter http://www.openautomation.de/detailseite/industrie-40-eine-einfuehrung.html [03.09.2016].

Dudenredaktion, Wissenschaftlicher Rat (2016). Angst, Verfügbar unter http://www.duden.de/rechtschreibung/Angst [03.10.2016]

Dudenredaktion, Wissenschaftlicher Rat (2016). Revolution, Verfügbar unter http://www.duden.de/rechtschreibung/Revolution [03.10.2016]

Dudenredaktion, Wissenschaftlicher Rat (2006). Duden: Die deutsche Rechtschreibung. Mannheim: Dudenverlag, Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus.

Eckert, C. (2014). IT-Sicherheit und Industrie 4.0., In Mio Magazin für Innovation, Organisation und Management, Special 01/2014, 40-45.

Eckes, T. (2008). Geschlechterstereotype: Von Rollen, Identitäten und Vorurteilen, In R. Becker, & B. Kortendiek, Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Emery, F. E. (1959). Characteristics of socio-technical systems. In L. E. Davis, & J. C. Taylor (1972) (Hrsg.), Design of Jobs. Harmondsworth: Penguin.

Fallenbeck, N., Eckert, C. (2014). IT-Sicherheit und Cloud Computing, In T. Bauernhansl, M. ten Hompel, & B. Vogel-Heuser (Hrsg.), Industrie 4.0 in Produktion, Automatisierung und Logistik. Wiesbaden: Springer Vieweg.

Felfe, J., & Franke, F. (2012). Commit. Verfahren zur Erfassung von Commitment gegenüber der Organisation, dem Beruf und der Beschäftigungsform. Bern: Huber. Fishbein, M. & Ajzen, I. (1975). Belief, attitude, intention and behavior. Reading, MA: Addison-Wesley.

Page 75: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

75

Frey, D. & Rosestiel, L.v. (Hrsg.). (2007). Wirtschaftspsychologie, In N. Birbaumer, D. Frey, J. Kuhl, W. Schneider & R. Schwarzer (Hrsg.), Enzyklopädie der Psychologie. Göttingen: Hogrefe.

Garzmann, R. (1981). Einstellungen. In H. Werbik, & H.J. Kaiser (Hrsg.), Kritische Stichwörter zur Sozialppsychologie. München: Wilhelm Fink Verlag.

Geise, W. (1984). Einstellung und Marktverhalten. Frankfurt a. M.: Verlag Harri Deutsch.

Glanz, A., Büsgen, M. (2013). Machine-to-Machine Kommunikation. Frankfurt a. M.: Campus.

Gorecky, D., Schmitt, M., & Loskyll, M. (2014). Mensch-Maschine-Interaktion im Industrie 4.0-Zeitalter. In. T. Bauernhansl, M. ten Hompel, & B. Vogel-Heuser (Hrsg.), Industrie 4.0 in Produktion, Automatisierung und Logistik. Wiesbaden: Springer.

Greif, S. (1989). Stress. In S. Greif, H. Holling, & N. Nicholson (Hrsg.), Arbeits- und Organisationspsychologie. München: Psychologie Verlags Union.

Greitemeyer, T. (2012). Sozialpsychologie. In B. Leplow, & M. v. Salisch (Hrsg.), Grundriss der Psychologie, Band 18, Stuttgart: W. Kohlhammer.

Grote, G. (2009). Die Grenzen der Kontrollierbarkeit komplexer Systeme. In J. Weyer & I. Schulz-Schaeffer (Hrsg.), Management komplexer Systeme. München: Oldenbourg Wissenschaftsverlag.

Hacker, W. (2005). Allgemeine Arbeitspsychologie. Bern: Huber.

Hacker, W., & Richter, P. (1980). Psychologische Bewertung von Arbeitsgestaltungsmaßnahmen – Ziele und Bewertungsmaßstäbe. In W. Hacker (Hrsg.), Spezielle Arbeits- und Ingenieurspsychologie in Einzeldarstellungen. Berlin: Verlag der Wissenschaften.

Hackman, J.R., & Oldham, G.R (1976). Motivation through the design of work: Test of a theory. In Organizational Behavior and Human Performance, 16(2), 250-279.

Hackman, J.R., & Oldham, G.R (1980). Work redesign. Reading: Addison-Wesley.

Hartmann, E.A. (2009): Internet der Dinge-Technologien im Anwendungsfeld „Produktions-Fertigungsplanung“, In A. Botthof, & M. Bovenschulte (Hrsg.) (2009), Das „Internet der Dinge“. Die Informatisierung der Arbeitswelt und des Alltags. Düsseldorf: Hans Böckler Stiftung.

Hartwig, H. (1970). Methodologische Bemerkungen zum vorliegenden Konstruktionsvorschlag für ein Curriculum. In Ästhetik und Kommunikation, 1, 29-39.

Heinze, T. (1990). Medienanalyse - Ansätze zur Kultur- und Gesellschaftskritik. Opladen: Westdeutscher Verlag.

Herczeg, M., Janfeld, B., Kleinen, B., Kritzenberger, H., Paul, H., & Wittstock, M. (2000). Virtuelle Teams: Erkenntnisse über die Nutzung von Video Conferencing und Application Sharing bei der Unterstützung virtueller Teams. Gelsenkirchen: Graue Reihe des Instituts für Arbeit und Technik.

Herkner, W. (1991). Sozialpsychologie, Bern: Huber.

Page 76: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

76

Hirsch-Kreinsen, H. (2015). Entwicklungsperspektiven von Produktionsarbeit, In A. Botthof, & E.A. Hartmann (Hrsg.), Zukunft der Arbeit in Industrie 4.0. Berlin-Heidelberg: Springer.

Hirsch-Kreinsen, H., Ittermann, P., & Niehaus, J. (Hrsg.) (2015). Digitalisierung industrieller Arbeit. Die Vision Industrie 4.0 und ihre sozialen Herausforderungen. Baden-Baden: Nomos.

Hoff, E.-H. (1986). Arbeit, Freizeit und Persönlichkeit, In E. Ulich, Schriften zur Arbeitspsychologie, 42, Bern: Huber.

Hoff, E.-H. (2006). Alte und neue Formen der Lebensgestaltung. Segmentation, Integration und Entgrenzung von Berufs- und Privatleben, In K. Jurczyk, & M. Oechsle (Hrsg.), Das Private neu denken, Band zu einer Tagung im Zentrum für interdisziplinäre Forschung, Bielefeld, Verfügbar unter https://www.ewi-psy.fu-berlin.de/einrichtungen/.../alte_neue_formen_lebensgestaltung.pdf [09.11.2016].

Holste, J. H. (2012). Arbeitgeberattraktivität im demographischen Wandel. Wiesbaden: Springer Fachmedien.

Holtgrewe, U., Riesenecker-Caba, T., & Flecker, J. (2015). „Industrie 4.0“ – eine arbeitssoziologische Einschätzung. Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt, Wien.

Huber, D., & Kaiser, T. (2015). Wie das Internet der Dinge neue Geschäftsmodelle ermöglicht. In S. Reinheimer (Hrsg.), Industrie 4.0. Wiesbaden: Springer Fachmedien.

Hussy, W., Schreier, M., & Echterhoff, G. (2013). Forschungsmethoden in Psychologie und Sozialwissenschaften für Bachelor. Berlin Heidelberg: Springer.

Jahoda, M., Lazarsfeld, P., & Zeisel, H. (1975). Die Arbeitslosen von Marienthal. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.

Kagermann, H. (2014). Chancen von Industrie 4.0 nutzen, In T. Bauernhansl, M. ten Hompel, & B. Vogel-Heuser (Hrsg.), Industrie 4.0 in Produktion, Automatisierung und Logistik. Wiesbaden: Springer Vieweg.

Kagermann, H., Wahlster, W., Helbig, J. (2013). Umsetzungsempfehlungen für das Zukunftsprojekt Industrie 4.0. Abschlussbericht des Arbeitskreises Industrie 4.0: Frankfurt a. M.

Kahn, R. (1978). Konflikt, Ambiguität und Überforderung: drei Elemente des Stress am Arbeitsplatz, In M. Frese, S. Greif, N. Semmer, & E. Ulich (Hrsg.), Industrielle Psychopathologie, Stuttgart: Huber.

Kahn, R., & Byosiere, P. (1992). Stress in organizations. In M. Dunnette, & L. Hough, (Hrsg.), Handbook of industrial and organizational psychology, Palo Alto: Consulting Psychologists Press.

Karasek, R. A., & Theorell, T. (1990). Healthy Work: stress, productivity and the reconstruc-tion of working life. New York: Basic Books.

Kauffeld, S. (2001). Teamdiagnose, Göttingen: Hogrefe.

Kauffeld, S. (2014). Arbeits-, Organisations-und Personalpsychologie für Bachelor, Heidelberg: Springer.

Page 77: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

77

Kaufmann, T. (2015). Geschäftsmodelle in Industrie 4.0 und dem Internet der Dinge. Wiesbaden: Springer.

Kinkel, S., Friedewald, M., Hüsing, B., Lay, G., & Lindner, R. (2007). Arbeiten in der Zukunft. Strukturen und Trends der Industriearbeit. Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag, Arbeitsbericht Nr. 113.

Kinkel, S., Friedewald, M., Hüsing, B., Lay, G., & Lindner, R. (2008). Arbeiten in der Zukunft. Strukturen und Trends der Industriearbeit. Studien des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag, 27, Berlin: edition sigma.

Kocka, J. (2001). Thesen zur Geschichte und Zukunft der Arbeit, In Neue Arbeitswelt, Aus Politik und Zeitgeschichte, B 21, Bundeszentrale für politische Bildung (bpb).

Kordey, N., & Korte, W.B. (2001). Telearbeit – ein Vorgeschmack auf die Zukunft der Arbeit. Status Quo und Potenzial in Deutschland und Europa. In W. Gora, & H. Bauer (Hrsg.), Virtuelle Organisationen im Zeitalter von E-Business und E-Government. Einblicke und Ausblicke. Berlin: Springer.

Kotter, J. P., Schlesinger L. A., & Sathe, V. (1979). Organisation. Homewood: Irwin.

Kowalik, A. (2008). Arbeit im Wandel der Zeit, Norderstedt: GRIN.

Kroeber-Riel, W. (1990). Konsumentenverhalten. München: Vahlen.

Laberenz, H. (1988). Die prognostische Relevanz multiattributiver Einstellungsmodelle für das Konsumverhalten. Hamburg: Verlag Dr. Kovac.

Landau, K., & Pressel,G. (Hrsg.). (2009). Medizinischen Lexikon der beruflichen Belastungen und Gefährdungen, Stuttgart: Gentner.

Landy, F.J., & Conte, J.M (2010). Work in the 21st Century, New York: Wiley.

Lewin, K. (1920). Die Sozialisierung des Taylorsystems, Berlin-Fichtenau: Gesellschaft und Erziehung.

Lindenlaub, S. (1984). Einstellungen und Handeln. Göttingen: Verlag der Psychologie.

Locke, E.A., & Latham, G.P. (1990). A theory of goal setting and task performance. Englewood: Prentice-Hall.

Loew, A. (1992). Mikrosystemtechnik und die Voraussetzung für deren Einsatz in der Industrie. In C. Scholz, E. Staudt, & U. Steger (Hrsg.), Die Zukunft der Arbeitsgesellschaft. Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag.

Lüdtke, A. (2015). Wege aus der Ironie in Richtung ernsthafter Automatisierung, In A. Botthof, & E. A. Hartmann (Hrsg.), Zukunft der Arbeit in Industrie 4.0. Berlin-Heidelberg: Springer.

Meissner, M. (1971). The long arm of the job: A study of work and leisure, Industrial Relations, 10, 239-260.

Metz-Göckel, H. (1996). Einstellung und Wertehaltung in Organisationen. In B. Gasch (Hrsg.), Psychologie zwischen Theorie und Anwendung, Band 6, Essen: Die Blaue Eule.

Page 78: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

78

Naumann, M., Dietz, T., & Kuss, A. (2014). Mensch-Maschine-Interaktion, In T. Bauernhansl, M. ten Hompel, & B. Vogel-Heuser (Hrsg.), Industrie 4.0 in Produktion, Automatisierung und Logistik. Wiesbaden: Springer Vieweg.

Neef, A., & Burmeister, K. (2005). Die Schwarm-Organisation - ein neues Paradigma für das e-Unternehmen der Zukunft. In B. Kuhlin, & H. Thielmann (Hrsg.), Real-Time Enterprise in der Praxis. Fakten und Ausblick. Berlin: Springer.

Nerdinger, F. W., Blickle, G., & Schaper, N. (2014). Arbeits- und Organisationspsychologie. Berlin Heidelberg: Springer.

Neuberger, O. (1974). Theorien der Arbeitszufriedenheit. Stuttgart: Kohl-hammer.

Neuberger, O. (1980). Woran wird Humanisierung gemessen – Wann gilt sie als eingelöst? In L. v. Rosenstiel & M. Weinkamm (Hrsg.), Humanisierung der Arbeitswelt – Vergessene Verpflichtung? Stuttgart: Schäffer-Poeschel.

Neumann, P. (2013). Handbuch der Markt- und Werbepsychologie. Bern: Huber.

Norman, R. (1975). Affective-cognitive consistency, attitudes, conformity, and behavior. In Journal of abnormal and Social Psychology 32, 83-91.

Oesterreich, R., & Volpert, W. (Hrsg.) (1999). Psychologie gesundheitsgerechter Arbeitsbedingungen. In Schriften zur Arbeitspsychologie, 59, Bern: Huber.

Ostrom, T. M. (1980). Wechselseitige Beeinflussung von Einstellungstheorie und Einstellungsmessung. In F. Petermann (Hrsg.), Einstellungsmessung und Einstellungsforschung. Göttingen: Hogrefe.

Posner, M., & Boies, S.J. (1971). Components of attention. In Psychological Review, 78, 391-408.

Posner, M., & Rafal, R.D. (1987). Cognitive theories of attention and the rehabilitation of attentional deficits. In R.J. Meier, A.C. Brenton, & L. Dillner (Hrsg.), Neurophsyical rehabilitätion, Edinburgh: Churchill Livingstone.

Preyer, G. (2012). Rollen, Status, Erwartungen und soziale Gruppe. Wiesbaden: Springer.

Regio Augsburg Wirtschaft GmbH (2016). Wirtschaftsraum Augsburg A³ - Innovationsmotor in Süddeutschland. Verfügbar unter http://www.region-a3.com/standortinfos/standort/ [07.05.2016].

Regio Augsburg Wirtschaft GmbH (2016). Regionale Fachkräftesicherung. Verfügbar unter http://www.regio-augsburg-wirtschaft.de/geschaeftsfelder-und-projekte/regionalmanagement/hf-2-regionale-fachkraeftesicherung/ [30.11.2016].

Reichertz, J. (2010). Die Macht der Worte und der Medien. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Reinheimer, S. (2015). Industrie 4.0. Wiesbaden: Springer Fachmedien.

Richter, P, & Hacker, W. (2014). Belastung und Beanspruchung: Stress, Ermüdung und Burnout im Arbeitsleben, Kröning: Asanger Verlag.

Rohmert, W. (1972). Aufgaben und Inhalt der Arbeitswissenschaft. In Die berufsbildende Schule, 24, 3-14.

Page 79: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

79

Rosenberg, M.J. (1956). Cognitive structure and attitudinal affect. In Journal of abnormal and Social Psychology, 53, 367-372.

Rosenberg, M.J. (1960). A structural theory of attitude dynamics. In Public Opinion Quarterly, 24, 319-340.

Rosenstiel, L.v. (2014). Die motivationalen Grundlagen des Verhaltens in Organisationen – Leistung und Zufriedenheit. Berlin: Duncker & Humblot.

Rosenstiel, L.v. (2014). Die Bedeutung von Arbeit. In U. Schuler, & U. P. Kanning (Hrsg), Lehrbuch der Personalpsychologie, Göttingen: Hogrefe.

Rosenstiel, L.v., & Comelli, G. (2003). Führung zwischen Stabilität und Wandel. München: Vahlen.

Rosenstiel, L.v., & Nerdinger, F. W. (2011). Grundlagen der Organisationspsychologie. Stuttgart: Schäffer-Poeschel.

Rosenstiel, L.v., & Neumann, P. (2002). Marktpsychologie. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.

Roth, E. (1967). Einstellungen als Determination individuellen Verhaltens. Göttingen: Hogrefe.

Salm, R. (1979). Glossar wichtiger medienpädagogischer Begriffe. In G. Albrecht (Hrsg.), Handbuch Medienanalyse: Analyse, Einordnung, Wirkung. Leverkusen: Leske und Budrich.

Scholz, C. (2001). Virtuelle Teams mit darwiportunistischer Tendenz: Der Dorothy-Effekt. In Organisationsentwicklung, 20 (4), 20-29.

Scholz, C. (2003). Spieler ohne Stammplatzgarantie, Weinheim: WILEY-VCH.

Schuler, H., & Moser, K. (2014). Lehrbuch Organisationspsychologie, Bern: Huber.

Schiefele, U. (1990). Einstellung, Selbstkonsistenz und Verhalten, Göttingen: Verlag für Psychologie.

Siebert, J. (2006). Führungssysteme zwischen Stabilität und Wandel. Wiesbaden: Deutscher Universitäts-Verlag.

Silberer, G. (1983). Einstellungen und Werthaltungen, In M. Irle (Hrsg.), Handbuch der Psychologie, Bd. 12, 1. Halbband: Marktpsychologie als Sozialwissenschaft, Göttingen: Hogrefe, 533-625.

Six, B. (1980). Das Konzept der Einstellung und seine Relevanz für die Vorhersage des Verhaltens. In F. Petermann (Hrsg.), Einstellungsmessung und Einstellungsforschung. Göttingen: Hogrefe.

Six, B., & Felfe, J. (2004). Einstellungen und Werthaltungen im organisationalen Kontext. In H. Schuler (Hrsg.), Organisationspsychologie 1 – Grundlagen und Personalpsychologie. Göttingen: Hogrefe.

Six, B., & Schäfer, B. (1985). Einstellungsänderung. Stuttgart: Kohlhammer.

Spath, D. (Hrsg.), Gangschar, O., Gerlach, S., Hämmerle, M., Krause, T., & Schlund, S. (2013). Produktionsarbeit der Zukunft – Industrie 4.0. Stuttgart: Fraunhofer Verlag.

Page 80: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

80

Statista. Das Statistik-Portal (2016). Nutzung der Medien nach Altersgruppen. Verfügbar unter http://de.statista.com/statistik/daten/studie/75008/umfrage/ mediennutzung-nach-altersgruppen/ [09.05.2016].

Steinmetz, B. (1997). Über den Wandel der Arbeit und das Problem der Arbeitslosigkeit, Münster: LIT Verlag.

Sulzbacher, M. (2003). Virtuelle Teams, Marburg: Tectum Verlag.

Süddeutsche Zeitung (2016). Mediadaten. Verfügbar unter http://sz-media.sueddeutsche.de/de/service/mediadaten.html [13.05.2016].

Sydow, H. (1984). Der soziotechnische Ansatz der Arbeits- und Organisationsgestaltung, Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag.

Thylmann, M. (2014). Kräftige Wachstumschancen durch Industrie 4.0. In Fachzeitschrift für Innovation, Organisation und Management, 02, 90-91.

Triandis, H.C. (1975). Einstellungen und Einstellungsänderung. Weinheim/Basel: Beltz Verlag.

Trommsdorff, V. (1975). Die Messung von Produktimages für das Marketing. Grundlagen und Operationalisierung. Köln: Carl Heymanns.

Trommsdorff, V. (1980). Image als Einstellung zum Angebot. In C. Hoyos (Hrsg.), Wirtschaftspsychologie in Grundbegriffen. München: Psychologie Verlag Union.

Trommsdorff, V. (1989). Konsumentenverhalten. Stuttgart: Kohlhammer.

Ulich, E. (2011). Arbeitspsychologie. Stuttgart: Schäffer-Poeschel.

Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. (Hrsg.). (2014). Dienstleistungspotenziale im Rahmen von Industrie 4.0. München.

Weber, M. (1972). Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus. In M. Weber (Hrsg.), Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie, Tübingen: Severus.

Wilden, R., Gudergan, S., & Lings, I. (2010). Employer branding: strategic implications for staff recruitment, In Journal of Marketing Management, 26, 56-73.

Witte, E. H. (1992). Das Einstellungskonzept: Alte Themen, neue Erklärungsversuche und ein theoretisches Modell, In E.H. Witte (Hrsg.), Einstellung und Verhalten. Braunschweiger Studien zur Erziehungs- und Sozialarbeitswissenschaft 32, Braunschweig: Technische Universität Braunschweig.

Zanker, S. (2016). Mitarbeiterführung 4.0 - Handlungsempfehlungen für Führungskräfte. Unveröffentlichte Seminararbeit, Augsburg: FOM Hochschule für Oekonomie & Management.

Page 81: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

81

Anhang

Anhang 1: Konzeptpapier Fragebogen

Page 82: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

82

Page 83: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

83

Page 84: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

84

Anhang 2: Tabelle 5 Berührungsorte mit dem Begriff „Industrie 4.0“

Anmerkung. n=126; Prozent-Werte gerundet; altersspezifische Unterscheidung ohne ≥ 20 Jahre (da nTN=0); > 20 ≤ 35 Jahre, n=29; > 35 ≤ 50 Jahre, n=47; > 50 ≤ 65 Jahre, n=46; > 65 Jahre, n=4.

Anhang 3: Tabelle 6 Relevante Medien bei der Berührung mit dem Begriff "Industrie 4.0"

Insgesamt > 20 ≤ 35 Jahre > 35 ≤ 50 Jahre > 50 ≤ 65 Jahre > 65 Jahre n in

Prozent n in Prozent n in

Prozent n in Prozent n in

Prozent (Fach-) Zeitschrift 91 90 21 95 32 86 35 90 3 100 Tageszeitung 68 67 14 64 28 76 25 64 1 33 Webportale 59 58 14 64 21 57 24 62 0 0 Fernsehen 46 46 11 50 20 54 16 41 0 0 Soziale Medien 28 28 7 32 12 32 9 23 0 0 Radio 22 22 4 18 9 24 9 23 0 0 Weitere 7 7 0 0 1 3 6 15 0 0

Insgesamt > 20 ≤ 35 Jahre > 35 ≤ 50 Jahre > 50 ≤ 65 Jahre > 65 Jahre n in

Prozent n in Prozent n in

Prozent n in Prozent n in

Prozent Medien 101 80 22 76 37 79 39 85 3 75 Berufsalltag 91 72 24 83 34 72 33 72 0 0 Internet 76 60 22 76 26 55 27 59 1 25 Veranstaltungen 74 59 19 66 22 47 31 67 2 50 Gespräche mit Freunden/ Bekannten 37 29 10 34 12 26 15 33 0 0

sonstiges 4 3 0 0 2 4 2 4 0 0

Anmerkung. n=101; Prozent-Werte gerundet; altersspezifische Unterscheidung ohne ≥ 20 Jahre (da nTN=0); > 20 ≤ 35 Jahre, n=22; > 35 ≤ 50 Jahre, n=37; > 50 ≤ 65 Jahre, n=39; > 65 Jahre, n=3.

Page 85: FOM Hochschule für Oekonomie & Management Studienzentrum ... › fileadmin › ... · von den Medien im Zuge von Industrie 4.0 thematisiert werden? Und welche Chancen und Herausforderungen

85

Ehrenwörtliche Erklärung Hiermit versichere ich, dass die vorliegende Arbeit von mir selbstständig und ohne

unerlaubte Hilfe angefertigt worden ist, insbesondere dass ich alle Stellen, die

wörtlich oder annähernd wörtlich aus Veröffentlichungen entnommen sind, durch

Zitate als solche gekennzeichnet habe. Ich versichere auch, dass die von mir

eingereichte schriftliche Version mit der digitalen Version übereinstimmt. Weiterhin

erkläre ich, dass die Arbeit in gleicher oder ähnlicher Form noch keiner

Prüfungsbehörde/Prüfungsstelle vorgelegen hat. Ich erkläre mich damit

einverstanden, dass die Arbeit der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Ich

erkläre mich damit einverstanden, dass die Digitalversion dieser Arbeit zwecks

Plagiatsprüfung auf die Server externer Anbieter hoch geladen werden darf. Die

Plagiatsprüfung stellt keine Zurverfügungstellung für die Öffentlichkeit dar.

Königsbrunn, den 09.12.2016 Stefanie Zanker