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Ausgabe 35 | 2010 Aromatherapie und Phytotherapie – populär oder wissenschaftlich anerkannt? Eisenkraut, Verbene oder Zitronenkraut – ein perfektes Verwirrspiel! Fenchelvarietäten für Phyto- und Aromatherapie Rhinotopische Aromatherapie Identifizierung von fetten und ätherischen Ölen mit Hilfe der DNA Ätherische Öle richtig dosieren – Tropfen oder Gewichtseinheit? Ätherische Öle aus Usbekistan Gemeinsam sind sie stark – Mazerate Aromatherapie und Phytotherapie Aromatherapie und Phytotherapie

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Aromatherapie und Phytotherapie – populär oder wissenschaftlich anerkannt?

Eisenkraut, Verbene oder Zitronenkraut – ein perfektes Verwirrspiel!

Fenchelvarietäten für Phyto- und Aromatherapie

Rhinotopische Aromatherapie

Identifizierung von fetten und ätherischen Ölen mit Hilfe der DNA

Ätherische Öle richtig dosieren – Tropfen oder Gewichtseinheit?

Ätherische Öle aus Usbekistan

Gemeinsam sind sie stark – Mazerate

Aromatherapie und Phytotherapie

Aromatherapie und Phytotherapie

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F·O·R·U·M 35·2010Editorial und Inhalt

Inhalt Seite

Titelthema: Dr. Kurt Schnaubelt, Aromatherapie und Phytotherapie – populär oder wissenschaftlich

„Aromatherapie anerkannt?__________________________________________________________________________ 3

und Phytotherapie” Ingeborg Stadelmann, Eisenkraut, Verbene oder Zitronenkraut – ein perfektes Verwirrspiel!_______ 5

Gerlinde Engelhardt, Fenchelvarietäten für Phyto- und Aromatherapie________________________________ 11

Aromatherapie Dr. Wolfgang Steflitsch, Rhinotopische Aromatherapie____________________________________ 18

Nathalie Wechs, Apotheke und Galenik________________________________________________ 21

Aromawissenschaft Dr. Johannes Novak, Identifizierung von ätherischen und fetten Ölen mit Hilfe der DNA______ 27

Ingeborg Stadelmann, Ätherische Öle richtig dosieren – Tropfen oder Gewichtseinheit?________ 30

Anbau &Herstellung Danil Isakov und Jürg Müller (Übersetzung), Ätherische Öle aus Usbekistan__________________ 31

fette Öle Sabine Pohl, Gemeinsam sind sie stark – Mazerate_______________________________________ 34

Aromakultur Axel Meyer und Daniela Brixel, Lernen ist dufte – Aromatherapie in der Schule______________ 37

Cäcilia Frings-Ruland, Aromapflanzen in unseren heimischen Gärten_______________________ 41

Duft-Splitter aufgelesen von Johanna Bauer__________________________________________________________ 43

Bücher Buchbesprechung____________________________________________________________________ 45

Kongressbericht Dr. Renate Seitz, Weltkongress für Medizinal- und Aromapflanzen in Kapstadt________________ 46

Leserbrief zum Artikel „Ätherische Öle und Allergien“, F·O·R·U·M 34________________________________ 49

Information Neues von FORUM ESSENZIA e.V.__________________________________________________________ 50

Impressum ________________________________________________________________________________________________ 51

Liebe Leserin, lieber Leser,

wie ist das Verhältnis zwischen Aromatherapie undPhytotherapie? Dieser Frage wollen wir in diesemFrühjahrsheft nachgehen. Was sind die Unterschiede, welche Gemeinsamkeiten gibt es? Ist die Aromatherapiemit ihrer langen Tradition die ältere Schwester derPhytotherapie? Oder ist sie als Unterdisziplin derPhytotherapie zu sehen, also als ihre Tochter? All dieseFragen führen zu unserem zentralen Thema: Wo steht die Aromatherapie heute? Was müssen wir tun für ihreAnerkennung im Gesundheitssystem? Diese Fragen möchte der neue Vorstand von FORUM ESSENZIA e.V. (s. S. 50) in Zukunft angehen. Die Diskussion ist eröffnet:Schreiben Sie uns Ihre Meinung, wir freuen uns auf IhreRückmeldungen – natürlich auch zu anderen Themen oder Artikeln!

Außerdem möchten wir eine Lanze brechen für denFenchel, die Arzneipflanze des Jahres 2009. Er wird besonders ausführlich vorgestellt, denn wir meinen, diesewertvolle und traditionsreiche Pflanze ist unverzichtbar,sowohl in der Phyto- als auch in der Aromatherapie.

Aber natürlich gibt es in diesem Heft noch viele wei-tere spannende Themen rund um die ätherischen Öle – über einen Ausflug in die Apotheke, eine Reise ins zentralasiatische Usbekistan bis zu einer Rast im duf-tenden Aromagarten.

Viel Spaß und viele neue Erkenntnisse beim Lesenwünscht Ihnen

Ihre F·O·R·U·M-Redaktion

Ingeborg Stadelmann und Danielle Flemming

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Dr. Kurt Schnaubelt

Aromatherapie und Phytotherapie – populär oder wissenschaftlich anerkannt?

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Vergleicht man die Aromatherapie mit der Phytotherapie,fällt zunächst auf, wie viele wissenschaftliche Publikatio-nen sich mit den wässrigen Extrakten der Phytotherapiebeschäftigen und wie wenige mit ätherischen Ölen. Gehtes jedoch um die Vermarktung von Aromatherapie,scheint dem Einfallsreichtum der Werber keine Grenzegesetzt. Für viele Anwender, die sich nicht unbedingt inphysikalischer Chemie auskennen, sind die Unterschiedezwischen ätherischen Ölen und polaren Extrakten oftnicht ganz klar.

Aromatherapie ist ganz offensichtlich ein Teil der Phyto-therapie. Beide Therapieformen nutzen die Heilwirkungvon Pflanzen. Dennoch haben sich beide Felder mehr oderweniger getrennt entwickelt. Während die Phytotherapieauf eine lange Geschichte zurückblicken kann und sowohlakademisch als auch kommerziell Anerkennung gefundenhat, ist eine eigenständige Aromatherapie ein vergleichs-weise junges Feld. Ganz offensichtlich angeregt durch dieBücher von Gattefossé, Valnet und Tisserand, entwickeltesich Aromatherapie zu einer populären Methode, die nichtnur von Experten ausgeübt werden kann, sondern auchdem interessierten Laien relativ breiten Raum zur erfolgrei-chen Selbstmedikation einräumt.

Die Gründe für die rasche Ausbreitung der Aromathera-pie sind vielfältig. Die vielschichtigen Wechselwirkungender Duftstoffe mit dem Hypothalamus und anderen Zen-tren im Gehirn und im Nervensystem, die mit Stimmungund Emotion verknüpft sind, scheinen letztlich ebenso zurPopularität unter Laien beizutragen, wie sie, wegen ihrerschweren Messbarkeit, zur Abneigung unter Wissenschaft-lern führen. Es lohnt daher, einige vergleichende Betrach-tungen zu Aromatherapie und Phytotherapie anzustellen.

Fettlöslich und flüchtigDer offensichtliche Unterschied zwischen Phytotherapieund Aromatherapie liegt in der physikalischen Natur derSubstanzen, mit denen sich beide Metiers beschäftigen.Ätherische Öle sind wasserunlöslich – wohl aber fettlöslich– und flüchtig. Sie haben einen Duft. Die Substanzen derPhytotherapie sind, in der Regel, löslich in Wasser oder zu-mindest in Alkohol und weisen oft nur einen schwachenoder gar keinen Geruch auf. Die bevorzugte Hinwendung

akademischer und industrieller Forschung zu den Substan-zen der Phytotherapie lässt sich zum Großteil durch daswirtschaftliche Umfeld erklären. Durch Analyse wässrigeroder alkoholischer pflanzlicher Extrakte lassen sich oftmalsEinzelstoffe als aktive Prinzipien erkennen. Inwieweit dieseEinzelstoffe tatsächlich für die gesamte Wirkung des Ex-traktes verantwortlich sind, ist jedoch durchaus nicht sicherund variiert wohl auch von Pflanze zu Pflanze. Sicher ist,dass die Forderung nach einer (im konventionellen Sinne)rationalen Phytotherapie sowie die Aussicht auf patentier-bare neue Substanzen einen großen Anreiz liefern, dieWirksamkeit pflanzlicher Extrakte an den sogenannten ak-tiven Prinzipien festzumachen – auch wenn dies in vielenFällen nur eine unzulängliche Beschreibung der Realität ist.Zwei Fälle, in denen dieses Konzept erfolgreich ist, sindbeispielsweise Taxol aus der Eibe und Vinblastin aus derZimmerimmergrün-Pflanze. Die Wirksamkeit von Laven-delöl bei Verbrennungen zeigt dagegen die Grenzen diesesModells.

Wie das Beispiel vom Lavendel zeigt, ist eine mechani-stische Deutung der physiologischen Wirksamkeit vonätherischen Ölen oft schwierig. Die Heilwirkung der ätheri-schen Öle beruht in den meisten Fällen auf der simultanenWirkung vieler verschiedener Substanzen komplexer Ge-mische. Diese Moleküle sind dann oftmals noch Feld-Wald-und-Wiesen-Substanzen, wie Limonen, Pinen oderLinalool, sodass ein potenzielles Patentieren schwer odergar unmöglich wird. Damit wird der Forschungseifer desprofitorientierten privaten Sektors also noch weiter einge-schränkt. Um dem verbreiteten Fehlschluss vorzubeugen,dass die Abwesenheit industrieller Forschung mit der Ab-wesenheit therapeutischer Wirkung gleichzusetzen ist, sol-len im Folgenden einige wesentliche Gemeinsamkeitenvon ätherischen Ölen mit den wässrigen oder alkoholi-schen Extrakten der Phytotherapie betrachtet werden.

Biologie erkennt die Gemeinsamkeitenvon Aroma- und PhytotherapieSowohl Komponenten ätherischer Öle als auch fast alleKomponenten alkoholischer und wässriger Extrakte sindals pflanzliche Sekundärstoffe zu betrachten. Dies bedeu-tet, dass alle diese Substanzen, ob Terpen oder Alkaloid,

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Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Wirkungs-weise der Komponenten ätherischer Öle durch die glei-chen Bedingungen natürlicher Selektion modelliert wurdenwie die bekannten Substanzen der Phytotherapie. Durchdie simultane Wirkung vieler, für sich genommen bekann-ter Substanzen, ist die Wirkweise der ätherischen Öle denMethoden der Pharmakologie weniger zugänglich. Diesführt dazu, dass die unspezifischen Wirkungen ätherischerÖle zwar von vielen Laien genutzt werden, sich aber nachwie vor einer reduktionistisch pharmakologischen Be-schreibung entziehen. Durch Hinzuziehen einer evoluti-onsbiologischen Perspektive kann in vielen Fällen eine rationale Beschreibung von bislang schwer erklärbarenPhänomenen ereicht werden.

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den evolutionären Prozessen unterworfen waren. In diesenProzesse haben Pflanzen die Wirksamkeit ihrer Sekundär-stoffe zum Schutz des Überlebens und zur erfolgreichenFortpflanzung optimiert. Sowohl ätherische Öle als auchwasserlösliche Sekundärstoffe dienen der Pflanze zur Ab-wehr von Fraßfeinden und pathogenen Mikroorganismenund ermöglichen eine enorme Vielfalt weiterer Wechsel-wirkungen der Pflanze mit anderen Organismen. Die Wir-kungen pflanzlicher Sekundärstoffe sind äußerst vielfältig.Gemeinsam ist allen Sekundärstoffen, ob bei Aromathera-pie oder Phytotherapie, dass sie Ihre Wirkung entfalten,indem sie physiologische Prozesse im (sogenannten) Zielor-ganismus auslösen. Die molekularen Mechanismen hiervonsind generell gut bekannt. Sind diese Wechselwirkungenvergleichsweise spezifisch und können sie einer Leitsub-stanz zugeschlagen werden, sind sie mit dem Instrumenta-rium konventioneller Pharmakologie gut zu messen undgelten daher als „wissenschaftlich bestätigt“. Finden je-doch, wie im Falle der ätherischen Öle, viele Wechselwir-kungen (vulgo Heilprozesse) an multiplen molekularen Zie-len oder mehreren Organen gleichzeitig statt, wird dieseWirkung mit den Methoden konventioneller Pharmakolo-gie als unspezifisch erfahren, obwohl es sich um eine Auf-summierung an sich bekannter Einzelprozesse handelt. Inder gängigen Wahrnehmung übersetzt sich unspezifischals unwirksam. Ein folgenschwerer Fehlschluss.

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Dr. Kurt SchnaubeltWissenschaftlicher Direktor des Pacific Institute of Aromatherapy

in Kalifornien, Autor zahlreicher Fachartikel und Bücher.

Kontakt: www.pacificinstituteofaromatherapy.de

der Autor

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Der Autor wird das Thema Evolutionsbiologie und Aromatherapie unterdem Titel die „Sprache der Pflanzen“ am 12. und 13. Juni in einem Semi-nar in Wien präsentieren.

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Ingeborg Stadelmann

Eisenkraut,Verbene oder Zitronenkraut –ein perfektes Verwirrspiel!

Lippia citriodora (Aloysia triphylla), Frankreich Aloysia herrerae, Peru Verbena officinalis, Deutschland

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Immer wieder gibt es bei altbekannten Heilkräutern Un-klarheiten innerhalb der Benennungen. Dabei sorgennicht nur die umgangssprachlichen Namen für Verwir-rung, auch bei den botanischen Bezeichnungen gibt es ofteine unübersichtliche Fülle. Ein gutes Beispiel für ein sol-ches Verwirrspiel ist Eisenkraut. Hier zeigt sich wiederdeutlich, dass nicht nur beim Umgang mit den Heilkräu-tern und ätherischen Ölen Achtsamkeit notwendig ist,sondern auch bei der richtigen Bezeichnung.

Die Namen Eisenkraut, echtes Eisenkraut, duftendes Eisen-kraut, echte Verbenenblätter, Vervain, Verveine, Verbe-nenkraut, Zitronenverbene, Zitronenkraut, Zitronenstrauch,Lippia citriodora, Aloysie, Aloysia triphylla kommeneinem Kräuterknäuel gleich, den es zu entwirren gilt.

Es handelt es sich dabei um zwei unterschiedliche Pflan-zenarten, die derselben Pflanzenfamilie (Verbenaceae) an-gehören. Die deutschen Namen lauten: Duftendes Eisen-kraut und Echtes Eisenkraut. Die botanischen Namen sind:Lippia citriodora oder Aloysia triphylla für das Duftendeund Verbena officinalis für das Echte Eisenkraut. Die Zu-ordnung der anderen umgangssprachlichen Namen ist inder Tabelle S. 8 zu sehen.

Es ist eine deutliche Unterscheidung zwischen den bei-den Pflanzen notwendig, da sie sehr unterschiedliche Wir-kungen aufweisen!

Duftendes EisenkrautDas duftende Eisenkraut mit den zwei botanischen NamenLippia citriodora und Aloysia triphylla ist eine Pflanze mit herrlich duftenden, hellgrünen Blättern. Ursprünglichstammt sie aus Südamerika, ihr europäisches Heimatlandist Frankreich. Mittlerweile gilt sie nicht mehr nur dort alsbeliebte Duftpflanze, deren frische oder getrocknete Blät-ter einem Kräutertee ein angenehmes, frisches, zitronigesAroma geben. Daher kommen auch ihre Namen Zitronen-kraut oder -strauch und Zitronenverbene. Weitere Bezeich-nungen sind Aloysie, echte Verbenenblätter, Vervain oderVerveine und Verbenenkraut. Die Wasserdampfdestillationbringt ein wertvolles ätherisches Öl hervor mit einem herr-lich feinen, zitronenartigen, krautigen Duft.

Und um die Verwirrung perfekt zu machen bietet derMarkt für ätherische Öle auch ein Eisenkrautöl aus Perumit der botanischen Bezeichnung Aloysia triphylla an. DiePflanze stammt ursprünglich aus den Anden, wächst auf2 500–3 000 m, und wird dort heute noch gesammelt unddestilliert. Sie wurde aber auch nach Europa eingeführtund dort heimisch gemacht und hat sich dann morpholo-gisch und mit ihren Inhaltsstoffen den Bedingungen ange-passt. In Peru heißt sie in der Landessprache „Huama-nesco“ und wurde von Moldenke 1941 beschrieben alsAloysia herrerae. Das Herausfinden der wirklich „richtigen“

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Nomenklatur ist eine große Herausforderung: Es sind ver-schiedenste (neue) Zuordnungen innerhalb der GattungenLippia, Aloysia oder auch Phyla (sog. Teppichverbene) zufinden – zur genauen Einordnung der Arten sei daher aufdie Fachleute aus der Botanik verwiesen. Aloysia herreraeoder eben doch Aloysia triphylla oder besser „EisenkrautAnden“ gehört ebenfalls zur Pflanzenfamilie Verbenaceae,

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Abb. 1: GC-MS-Chromatogramme von Eisen-kraut Anden und französischem Eisenkraut. Die Peaknummern stehenfür folgende Komponenten: 1: a-Pinen, 2: Sabinen, 3: Limonen, 4: 1,8-Cineol, 5: trans-b-Ocimen, 6: Methylheptenon, 7: Citronellal, 8: Photocitral, 9: b-Caryophyllen, 10: Neral, 11: Geranial, 12: Citronellol,13: ar-Curcumen, 14: Caryophyllen-oxid, 15: Nerolidol, 16: Spathulenol.

hat etwas kleinere Blätter mit stärkeren Ästen und duftetähnlich – aber eben nur ähnlich – wie die Lippia citriodora.Die Lippia aus Frankreich riecht etwas feiner und zarter alsdie Aloysia aus Peru, deren Duft kräftiger und voller ist.Die Analyse über Gaschromatographie mit Massenspek-trometrie (GC-MS) der ätherischen Öle zeigt deren unter-schiedliche Zusammensetzung (s. Abb.1).

Tab. 1 und 2: Statistische Auswertung der GC-MS-Analysen von Mustern und Lieferungen von Eisenkrautölen (Anden und französisch), gemessen von 2004–2009. Angegeben sind die gemessenen Minimal- und Maximalwerte der einzelnen Inhaltsstoffe in Flächenprozent, so wird die natürliche Schwankung der Inhaltsstoffe widergespiegelt. Fett formatiert sind Summen von Inhaltsstoffklassen oder wenn eine Klasse nur aus einem einzigen Vertreter besteht (z.B. 1,8-Cineol als Oxid) oder aber wichtige einzelne Inhaltsstoffe (z. B. Photocitral).

Eisenkrautöl Anden % min. % max.

Summe Monoterpene 62,6 77,6

Sabinen 26,4 33,2

Limonen 34,0 42,5

Summe Monoterpenalkohole 4,4 13,1

Linalool 1,7 7,5

Citronellol 1,5 2,2

Summe Monoterpenaldehyde 6,1 15,2

Citronellal 6,6 13,4

Geranial 0,5 1,0

Neral 0,2 0,5

Citral 0,7 1,5

1,8 Cineol 2,9 4,9

Summe Sesquiterpene 1,3 4,3

b-Caryophyllen 0,4 0,7

Caryophyllenoxid 0,1 0,3

Summe Sesquiterpenalkohole 0,2 0,5

Spathulenol 0,1 0,4

Eisenkrautöl französisch % min. % max.

Summe Monoterpene 22,5 48,1

Limonen 17,6 46,3

Summe Monoterpenalkohole 0,8 3,8

Citral 17,0 34,1

Geranial 11,2 21,0

Neral 5,8 13,2

Photocitral 0,3 1,1

Summe Monoterpenaldehyde 17,3 35,2

Methylheptenon 1,4 4,8

1,8 Cineol 5,4 13,8

Summe Sesquiterpene 7,8 21,1

b-Caryophyllen 1,4 7,1

ar-Crucumen 3,7 6,8

Caryophyllenoxid 0,8 5,9

Summe Sesquiterpenalkohole 2,6 5,6

Spathulenol 0,9 2,6

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Echtes EisenkrautDas echte Eisenkraut mit der botanischen BezeichnungVerbena officinalis ist eine eher unscheinbare und fastvergessene Pflanze, die am Wegesrand oder in den GärtenNordeuropas wächst. Oft wird sie gar als Un- oder moder-ner als Beikraut bezeichnet und von so manchen Gärtner-händen vernichtet.

Gleiche Pflanzennamen stehen also nicht immer fürGleichheit und hier nicht einmal für Ähnlichkeit. Bei denEisenkräutern muss sogar sehr genau aufgepasst werden,wie und wofür sie verwendet werden, da die beiden Kräu-ter unterschiedliche Inhaltsstoffe und Wirkungen haben.

Zur besseren Übersicht sind die beiden Kräuter und dasätherische Öl aus dem duftenden Eisenkraut in der Tabelle(Seite 8) gegenübergestellt.

Wissenschaftliche AnerkennungWie so häufig liegen auch zu den Eisenkraut-Drogen keineklinischen Studien vor. Die Kommission E befürwortet dieAnwendung von Verbena officinalis nicht, da die Wirk-samkeit nicht belegt ist. Zu Lippia citriodora existiert keineMonographie in den Arzneibüchern. Beide Kräuter werdenjedoch in der traditionellen Medizin und Volksheilkundemit Erfolg angewendet.

Anwendungen in Phytotherapieund Aromatherapie Im Folgenden sind Einsatzgebiete der beiden Eisenkräuteraufgelistet, als Kräuteraufguss, ätherisches Einzelöl oderals Kosmetikprodukt zur Aromatherapie und Aromapflege.Als Hebamme möchte ich hier insbesondere auf die An-wendung in der Geburtshilfe eingehen.

GeburtshilfeIn der Vergangenheit stand bei den beiden Eisenkräuternleider die verwirrende Nomenklatur im Mittelpunkt derUntersuchungen. Dabei wurden die Heilpflanzen selbst

und ihre Wirkstoffe sträflich vernachlässigt, sodass zurWirksamkeit beider Pflanzen bisher viel zu wenige wissen-schaftliche Erkenntnisse vorliegen.

So müssen die Worte von Prof. Schilcher unterstütztwerden, der eine Überprüfung der Wirksamkeiten fordert.Entsprechende Untersuchungen würden voraussichtlichaufzeigen, dass das echte Eisenkraut den menschlichenSteroidhormonhaushalt beeinflusst, denn in der Geburts-hilfe gibt es langjährige Erfahrungen mit der Anwendungals wehenförderndes Mittel.

Auch das duftende Eisenkraut wird in der Geburtshilfeauf der Basis von empirischen Beobachtungen und Erfah-rungen seit vielen Jahren eingesetzt.

Verbena officinalisHebammen sammeln seit über 2 Jahrzehnten gute Erfah-rungen mit der wehenfördernden Wirkung des echten Ei-senkrauts (Verbena officinalis). Die Wirkung beruht aufdem Inhaltsstoff Verbenalin. Ein warmer Teeaufguss, zu-sammen mit Ingwerwurzel, Zimtrinde und Nelkenknospen,wirkt wehenverstärkend, wenn diese in ihrer Wirksamkeitnoch zu gering sind. Das Kraut kann natürlich auch alsAufguss für feuchtwarme Wickel oder als Zusatz für einFußbad eingesetzt werden.

Bei geburtseinleitenden Maßnahmen sind ebenfalls po-sitive Erfahrungen vorhanden. Zur Wehenauslösung darfdas Kraut jedoch nicht ohne Absprache mit Arzt oder Heb-amme angewendet werden. Die Anwendung darf erst beigeburtsreifem Befund am Geburtstermin, oder wenn dieserbereits überschritten ist, erfolgen und nur mit medizini-scher Indikation.

Lippia citriodoraIn der Geburtshilfe hat sich von dieser Pflanze ausschließ-lich das ätherische Öl etabliert. Der wohlschmeckende Teemit seinen krampflösenden Wirkstoffen kann zwar in derSchwangerschaft in einer Mischung getrunken werden,unter der Geburt sollte er m.E. aber nur bei sehr schmerz-haften und heftigen Wehen zur Anwendung kommen.

Hebammen verwenden das ätherische Öl des duftendenEisenkrauts, eingemischt in ein natives Pflanzenöl, fürMassagen zur Anregung der Gebärmuttermuskulatur. Eswerden dabei nur geringe Dosierungen verwendet von ca.0,5 %– 0,7 %. Hier scheint insbesondere das Zusammen-spiel von Ingwer-, Nelkenknopsen-, Zimtrinden- und Ei-senkrautöl ein so positives Ergebnis zu liefern. Auch hierscheint zu gelten: Erfahrungen aus über zwanzig Jahrensind zwar wissenschaftlich (noch) nicht bestätigt, die Er-folge sind aber auch nicht wegzudiskutieren.

Wie jede wehenanregende und geburtsunterstützendeTherapie darf auch die Aromatherapie, ob in Form einesMassageöls, einer Ölkompresse oder eines Badezusatzesemulgiert in Honig, nur unter Aufsicht von Hebamme oderArzt stattfinden. Zur Geburtseinleitung können entweder1–3 Tropfen des 100%igen Öls oder 15–20 Tropfen einer

Grundsätzlich muss darauf geachtet werden, dass das teure Eisenkrautöl gerne mit Lemongrass (Cymbopogon flexuosus) gestreckt wird. Die Mischung ist meist im Verhältnis 10 : 90 und nennt sich dann „Eisenkraut Grasse“. Für die Therapie sollte deshalb die Deklaration auf den Flaschen genau gelesen werden und nur das reine Öl benutzt werden! Es gibtauch Mischungen mit Litsea cubeba, leider werdendiese Beimischungen zumeist nicht explizit deklariert.

AAcchhttuunngg!!

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F·O·R·U·M 35·2010Titelthema

Eisenkraut, duftendes ätherisches Öl Eisenkraut, echtesdes duftenden Eisenkrauts

botanische Namen Lippia citriodora, Aloysia triphylla Verbena officinalis

Volksnamen duftendes Eisenkraut, Zitronenkraut, echte Verbenenblätter

Zitronenverbene, Zitronenstrauch, Katzenblutkraut

Aloysie, duftende Verbena,

lemon verbena, vervain (engl.)

verveine odorante (franz.)

Familie Verbenaceae Verbenaceae

botanische Merkmale ca. 1 m hoher Strauch mit fast unbe- ca. 1 m hohe Pflanze, 4-kantige

haarten, länglichen, festen, spitzen, Stängel; ungleichmäßige, kleine,

stark zitronig riechenden Blättern; gekerbte Blätter; zarte lila Blüten in

winzige weiß-lila Blüten in Ährenrispen; schlanken Ähren; Blüte im Spätsommer

Blüte im Hochsommer

Herkunft Südamerika, gemäßigtes Klima Mittelmeergebiet; heute auf der

Nordhalbkugel weit verbreitet

Anbau/Sammlung Frankreich, Peru Europa

verwendete Pflanzenteile Blätter oberirdische Teile in der Blütezeit

ätherisches Öl Wasserdampfdestillation,

ca. 100 kg Pflanzenteile für 1 l

Zubereitung/Dosierung 1–2 g Droge mit 150 ml kochendem sparsam dosieren (vgl.Text), als 1,5 g Droge mit 150 ml

Wasser übergießen, schwere Kopfnote in Duftmischungen kochendem Wasser übergießen,

dreimal täglich trinken dreimal täglich trinken

Wirkstoffe ätherisches Öl (s. Tab. 1 und 2), vgl. Tab. 1 und 2 Iridoidglykoside wie Verbenalin,

außerdem Flavonoide, Isovaleriansäure Verbenin und Hastatosid; außerdem

Verbascosid, Flavonoide, Alkaloide,

ganz wenig ätherisches Öl

nachgewiesene Wirkungen Nachweis noch nicht erfolgt Nachweis noch nicht erfolgt

traditionelle Anwendung

Wirkungen

Indikationen

Besonderheiten

krampflösend, fiebersenkend,

beruhigend

• Nervosität

• Erkältung, Fieber, Asthma

• Magenmittel, leichte

Verdauungsbeschwerden,

Blähungen, Durchfall

gibt Kräutertees einen feinen

zitrusartigen Geschmack

beruhigend, konzentrationsfördernd,

entzündungshemmend, schmerz-

stillend, bei Überdosierung photo-

sensibilisierend/hautreizend durch

Citral

• zur Stimulation des zentralen

Nervensystems

• Angst, krankhafter Stress,

Konzentrationsstörungen

• zur Senkung von Bluthochdruck

• Darmerkrankungen

• Fieberbehandlung bei Malaria

• stärkend und wehenanregend in

der letzten Geburtsphase

wird oft mit preiswertem

Lemongrass gestreckt

antimikrobiell, antiviral, entzündungs-

hemmend, leicht antidepressiv, beruhi-

gend, immunstimulierend, zytotoxisch,

hustenreizstillend, schleimlösend,

harntreibend, milchflussfördernd

• Nieren- und Blasenbeschwerden

• Fieber, Husten, Halsschmerzen,

Asthma

• Rheuma

• Schmerzen

• Herzbeschwerden

• Hyperthyreose

(Schilddrüsenüberfunktion)

• nervöse Übererregung, Prüfungsangst

• leber- und stoffwechselanregend

• Schwächezustände, Rekonvaleszenz

• Geburtshilfe: wehenanregend,

die Milchbildung anregend

• Tiermedizin: schwach östrogen-

steigernd bei weiblichen Tieren,

deutlich testosteronsteigernd bei

männlichen Tieren

bitterer Geschmack (Amarum)

Duftendes Eisenkraut und echtes Eisenkraut: eine Gegenüberstellung

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10 %igen Verdünnung in Jojobawachs, emulgiert mit Honig,als Badezusatz benutzt werden. Dieses Naturparfüm istideal zur Unterstützung einer weheneinleitenden Akupunk-turbehandlung oder Fußreflexzonenmassage.

Als Raumduft in einer zarten Nuance gibt Eisenkraut-duft der Frau unter der Geburt Zuversicht. Eingemischt insüßliche Duftnoten wie Jasmin, Ylang-Ylang und Sandel-holz, die entspannend wirken, ist Eisenkraut mit seinerkonzentrationsfördernden Wirkung, unterstützt von Lina-loeholz und Grapefruit, ein wichtiger Gegenspieler. Einesolche „Duftorgel“ spiegelt den Wechsel zwischen Weheund Wehenpause und unterstützt die Frau so in ihrer Ge-burtsarbeit.

Wichtig ist aber, dass die Frau die gewählten Düfte alsangenehm empfindet, egal ob diese als Raumduft, für eineMassage oder ein Bad angewendet werden. Denn nur sowerden diese zum Ziel führen – nämlich zu einer leistbarenGeburt in einem angemessenen Zeitrahmen. Unter der Ge-burt, und nicht nur da, stellt also nur eine positive Duft-wahrnehmung eine wirkliche Unterstützung dar. NegativeEindrücke beeinflussen das zentrale Nervensystem undhemmen die Steroidhormonproduktion, was unter der Ge-burt eine wehenhemmende Wirkung auslösen kann. ImGegenzug wirken aber Wohlgerüche entspannend undsomit wehenfördernd.

Allgemeine Heilkunde und Wellness

Verbena officinalisDie Blätter des frischen Eisenkrauts können bei Quet-schungen und Blutergüssen, sowie bei Rheumaschmerzenals Auflage benutzt werden.

Als Kräutertee konnte sich das echte Eisenkraut aufGrund seines bitteren Geschmacks nicht etablieren. Fürden Wohlgeschmack fehlen ihm die duftenden ätherischenÖle. Zwar wird es als Teeaufguss von vielen Autoren (s. Li-teraturliste) in verschiedenen Teemischungen empfohlen,jedoch eher selten verwendet und dann immer mit ande-ren Heil- oder wohlschmeckenden Kräutern gemischt. DieEinsatzgebiete reichen von Asthma über Halsbeschwerdenbis zur Förderung des Milchflusses (s. Tabelle S. 8).

Am häufigsten wird es wohl eingesetzt bei akuter Sinu-sitis. Hier steht es auch als Fertigarznei in einer Mischungmit anderen Heilpflanzen (Sinupret®) zur Verfügung. Auchin Kräuteraufgüssen wird es zusammen mit Holunder,Schlüsselblume, Sauerampfer und Enzian empfohlen (Büh-ring 2009). Zu beachten gilt hierbei, dass solche Teemi-schungen oder Fertigpräparate nicht an schwangere Frauenabgegeben werden sollen, da diese mit einer vorzeitigenWehentätigkeit reagieren können.

Der Einsatz beim Stillen zur Förderung der Milchmengehat sich allerdings bislang nicht durchsetzen können, sicherauch hier wegen des bitteren Geschmackes. Grundsätzlichkann das Kraut aber in geringen Mengen zu anderen be-währten Teemischungen (nicht nur Stilltees) im Verhältnisvon etwa 1 : 5 hinzugefügt werden.

F·O·R·U·M 35·2010 Titelthema

EExxkkuurrss:: WWiiee wwiirrkkeenn äätthheerriisscchhee ÖÖllee??Die Nase mit ihrem direkten Zugang zum limbischenSystem, dem Tor zum zentralen Nervensystem, kanneinen Duft binnen hundertstel von Sekunden identifi-zieren und orten. Damit ist sie deutlich schneller als diebeste analytische Technik. Im Gegensatz zu dieser lie-fert das menschliche Gehirn allerdings keine Papieraus-drucke als Ergebnis, es hat seine eigenen Methoden,um die Geruchseindrücke abzuspeichern. Dabei unter-stützen andere Sinneseindrücke, wie Worte und Ge-schichten, aber auch Farben, die Erinnerung an Düfte.Worte helfen, die Duftnote eines Öls in unserem Erin-nerungszentrum abzuspeichern. Beim Eisenkrautöl lau-tet mein Duftspruch: „kraftvoll und zuversichtlich insLeben“.

Durch Riechen sowie Wort- und Bilderklärungen, zusammen mit spürbaren Veränderungen von Schleim-haut oder Muskeltonus, lässt sich die Wirkung vonätherischen Ölen verständlich machen. So kann die Beobachtung von körperlichen Veränderungen hoffent-lich nicht nur Laien sondern auch Fachleuten zeigen,dass in der Aromatherapie Biochemie und Psyche zusammenspielen. Duft beeinflusst unsere Gedächtnis-zentren Amygdala (emotionales Hirn) und Hippocam-pus (Erinnerungshirn). Diese aktivieren das Hormon-system und üben somit eine Wirkung aus, die vermut-lich für jede Person individuell ist und daher nie einenAnspruch auf Allgemeingültigkeit haben kann. Beieinem angenehm empfundenen Duft wird Serotoninaktiv und bei der Ablehnung des Geruchs Adrenalin.Dieses Zusammenspiel von Duft, zentralem Nerven-system, Botenstoffen und Erinnerungen macht uns zuIndividuen mit ganz persönlichen Aktionen, Reaktio-nen, Äußerungen und Erfahrungen. Die eine Personfindet Eisenkrautöl aus Frankreich wunderbar frisch, zitronig und angenehm, die andere bestätigt zwar denDuft, empfindet ihn aber als unangenehm. Beide habeneben eine andere Vergangenheit, anders gefüllte Hirn-speicher die ihr Verhalten beeinflussen. Somit hat der-selbe Duft zwei völlig unterschiedliche Wirkungen beizwei verschiedenen Individuen – eine Tatsache, die inder Parfümindustrie schon lange bekannt ist – undgenau dies gilt es in der Therapie zu akzeptieren. Dennin der Aromatherapie geht es eben nicht nur um nach-weisbare Wirkstoffe, sondern um das Zusammenspielvon Biochemie und Psyche, von Duft-Erinnerungenund persönlichen Erlebnissen.

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Literatur:Die Chromatogramme und die dazugehörigen Daten stammen aus dem Analytik-Labor der Bahnhof-Apotheke Kempten (2008).

– Bühring, Ursel: Praxis-Lehrbuch der modernen Heilpflanzenkunde. 2. Auflage. Sonntag Verlag, Stuttgart 2009.

– Hatt, Hanns / Dee, Regine: Das Maiglöckchenphänomen. Piper Verlag,München 2008.

– Rauland, Marco: Chemie der Gefühle. Hirzel, Stuttgart 2001.– Schilcher, Heinz: Kleines Heilkräuterlexikon. 5. Auflage, Hädecke,

Weil der Stadt 2008.– Stadelmann, Ingeborg: Bewährte Aromamischungen. 6. Auflage,

Stadelmann Verlag, Wiggensbach 2009.– Stadelmann, Ingeborg: Die Hebammen-Sprechstunde. 8. Auflage der

Neuausgabe, Stadelmann Verlag, Wiggensbach 2005.– Van Wyk, Ben-Erik / Wink, Coralie / Wink, Michael: Handbuch der

Arzneipflanzen. 2. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2004.

– Wabner, Dietrich / Beier, Christiane: Aromatherapie. Urban & Fischer, München 2009.

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F·O·R·U·M 35·2010Titelthema

Ingeborg StadelmannHebamme und Aromatherapeutin; Heilpraktikerausbildung,

langjährige Homöopathie-Erfahrung, 1. Vorsitzende von

FORUM ESSENZIA e.V. In der Fortbildung von Hebammen

und Pflegefachkräften sowie in der Erwachsenenbildung tätig.

Autorin verschiedener Bücher zu den Themen natürliche Geburts-

hilfe, Aromatherapie, Homöopathie. Bietet Ausbildungen in

Aromatherapie sowie Homöopathie an.

Kontakt: [email protected] die Autorin

Lippia citriodoraAuf die nach Zitrone und Melisse duftende Verbene möch-ten viele Teetrinker mittlerweile nicht mehr verzichten. Sieverleiht Heilkräuter- und Wohlfühl-Teemischungen einherrliches Aroma. Ein paar Blätter davon, gemischt mitGrüntee, ergeben zum Beispiel eine wunderbare Morgen-tee-Mischung. In einer Glas- oder weißen Porzellankannelässt sich dann erkennen wie der Name Eisenkraut abgelei-tet wurde: Schon nach kurzer Zeit lagert sich ein rötlicherSatz am Rand der Kanne ab, der aussieht wie Rost.

In der Naturheilkunde wird das duftende Eisenkrauthauptsächlich bei Magenbeschwerden und als mildes Be-ruhigungsmittel eingesetzt.

Das ätherische Öl, das in den festen, lanzettenartigenBlättern enthalten ist (0,2–0,7 %), mit seinem herrlichenzitronenartigen, krautigen Geruch, hat sich in der Duftweltlängst etabliert. Es ist zwar teuer, aber durch den inten-siven Duft der tiefgehenden Kopfnote werden für die Anwendungen nur geringe Mengen benötigt. In Kosme-tikprodukten ist auf Grund der phototoxischen bzw. haut-reizenden Wirkung des Inhaltsstoffs Citral sowieso nur eingeringer Anteil erlaubt. Beim aromatherapeutischen Ein-satz bewahren sowohl der intensive Geruch als auch derPreis vor einer Überdosierung. Hier zeigt sich, dass die ge-übte menschliche Nase zu den gleichen Ergebnissenkommt wie die moderne Analytik und schon riecht, wasdie Aufsichtsbehörden vorschreiben: sparsam dosieren!

In der Umgebung von Kleinkindern ist die Duftnote vonEisenkraut sicher zu streng und zu intensiv. Dagegenschätzen Jugendliche und Männer, aber auch Frauen,einen Hauch des Öls als Konzentrationsduft, z. B. bei derBüroarbeit. Eingemischt in ein fettes Pflanzenöl, z. B. Son-nenblumen- oder Aprikosenkernöl, zusammen mit ande-ren frischen und herben Düften wie Grapefruit, Limetteund Myrte ergibt sich ein wunderbares Körperöl.

Das duftende Eisenkrautöl kann in Rosmarinhydrolat zueinem herrlichen Rasierwasser verschüttelt werden. InOrangenblütenhydrolat gemischt, erfreuen sich Männeran einem Aftershave und Frauen an einem Erfrischungs-wasser für sommerliche Tage. Müde Geister werden amMorgen schneller wach mit einem Tropfen Eisenkrautöl, inneutrales Duschgel gemischt. Durch einen anstrengendenTag begleitet ein Naturparfüm von Eisenkraut 10 % in Jo-jobawachs: Es spendet frischen Duft, Ausgeglichenheitund Durchhaltevermögen.

Mischen Sie die beiden Eisenkräuter, das duftende und das echte, im Verhältnis 2 :1 zu einem wohl-schmeckenden, stärkenden Tee bei nervöser Unruhemit einem Stimmungstief vor einem Prüfungstag.

TTiipppp::

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Beide sind aus dem wild vorkommenden Pfefferfenchel(ssp. piperitum) gezüchtete Kulturvarietäten. Die dritte Varietät ist der Knollenfenchel, Foeniculum vulgare MILLERssp. vulgare var. azoricum MILLER. Er wurde aus den bei-den anderen gezüchtet und ist uns als Gemüse vertraut,von dem die verdickten Blattscheiden verzehrt werden.

Sensorische EigenschaftenGanze Früchte lassen sich farblich gut unterscheiden: Bit-terfenchelfrüchte sind grün bis braun, Süßfenchelfrüchteblassgelb bis -grün, also deutlich heller (vgl. Foto unten).Eine morphologische und mikroskopische Unterscheidungist nicht möglich!

Geruch und Geschmack werden im Wesentlichen durchdas Verhältnis von den zwei Komponenten des ätherischenÖls zueinander bestimmt: Anethol und Fenchon. Alle Fen-chelfrüchte schmecken „bittersüß“, wobei die Süße vomAnethol, das Bittere vom Fenchon kommt. Der Geschmackvariiert also von mild anisartig-süß beim Süßfenchel bis in-tensiv campherartig und bitterscharf beim Bitterfenchel.Der Geruchseindruck reicht von angenehm aromatisch süßbeim Süßfenchel bis stark würzig beim Bitterfenchel.

Jeder kennt die zart gefiederte, gelb-blühende, aroma-tisch duftende Fenchelpflanze, die als Arzneipflanze desJahres 2009 in den Medien mit sehr viel Aufmerksamkeitbedacht wurde. Unzählige „Steckbriefe“ wurden veröf-fentlicht, aber dabei wurde nur selten differenziert auf diebeiden botanischen Varietäten „bitter“ und „süß“ des Gar-tenfenchels mit all ihren Unterschieden eingegangen.Hier möchte ich diese Unterschiede aufzeigen und dabeibesonders auf die Analytik der ätherischen Öle der Fen-chelfrüchte eingehen – aber auch die beliebten Tees wer-den in der Betrachtung nicht vergessen.

Der Gartenfenchel (Foeniculum vulgare ssp. vulgare) ge-hört wie Anis und Kümmel zur Familie der Doldenge-wächse (Apiaceae, früher Umbelliferae). Wie diese ist derFenchel eine Ätherisch-Öl-Droge, das heißt das ätherischeÖl wird als das Wirkungsprinzip der Pflanze angesehen.Andere sekundäre Pflanzenstoffe werde ich also bei derAnalyse des Fenchels „vernachlässigen“.

Im Laufe dieser Arbeit möchte ich folgende Fragen beantworten:• Wie unterscheiden sich die bitteren von den süßen

Fenchelfrüchten?• Welche Unterschiede weisen die entsprechenden

ätherischen Öle auf? • Was macht ein qualitativ hochwertiges Fenchelöl aus?• Bestimmt die Varietät auch die Anwendung?• Wie viel ätherisches Öl enthält ein Teeaufguss und wie

ist es zusammengesetzt?

Fenchelfrüchte – bitter oder süß?StammpflanzenAngebaut werden die beiden Wärme liebenden offizinellenStammpflanzen:• Foeniculum vulgare MILLER ssp. vulgare var. vulgareMILLER = Bitterfenchel, 3–4-jährig, bis 1 m hoch, harte,fast ganz mit Mark gefüllte Stängel; Synonyme: Wilder,Deutscher oder Dunkler Fenchel• Foeniculum vulgare MILLER ssp. vulgare var. dulceMILLER = Süßfenchel, 1–2-jährig, bis 2,5 m hoch, weicheund röhrige Stängel; Synonym: Römischer Fenchel

F·O·R·U·M 35·2010 Titelthema

Gerlinde Engelhardt

Fenchelvarietätenfür Phyto- und Aromatherapie

Die Früchte des Süßfenchels (oben) und des Bitterfenchels (unten).

Die blühende Fenchelpflanze.

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Inhaltsstoffe in natürlicher Zusammensetzung• ätherisches Öl (s. u.): bitterer Fenchel: 3–8,5 %,

süßer Fenchel 0,8–3 %• fettes Öl und Proteine je ca. 20 %; Zucker 4–5 %• verschiedene phenolische Substanzen wie Benzoe-

und Zimtsäurederivate• aliphatische Carbonsäuren• Triterpene• Flavonoide• Cumarine und Furanocumarine

Abgrenzung Arzneimittel – LebensmittelHaupteinsatzgebiete des Bitterfenchels sind Pharmazieund Medizin, dieser wird also im eigentlichen Sinne alsArzneipflanze genutzt. Wird in der Apotheke die Droge„Fenchel“verlangt, müssen immer Fructus Foeniculi amari,also bittere Fenchelfrüchte, abgegeben werden, denn nurfür sie gibt es eine Standardzulassung der Kommission Edes BfArM. Solch eine positive Monografie bestätigt „amt-licherseits“ die Wirksamkeit und die geringen Nebenwir-kungen dieser Droge. Das bedeutet nicht, dass der süßeFenchel keine Wirkung hat: Sie wurde lediglich (noch) nichtoder nicht ausreichend untersucht. Bitterfenchelfrüchtewerden als Spasmolytikum, Karminativum und Expekto-rans eingesetzt.

Süßfenchelfrüchte dagegen werden fast ausschließlichin der Lebensmittelindustrie als Gewürz und Geschmacks-korrigens verwendet. Als Lebensmittel unterliegen siedamit den Vorschriften des Lebensmittel- und Futtermittel-Gesetzbuchs (LFGB). Süßfenchel hat GRAS-Status (vgl.Glossar, S. 15), Bitterfenchel nicht.

Für Kindertees wird bevorzugt der weniger bittere, aberetwas estragolreichere Süßfenchel auch als Arzneipflanzebenutzt; die Droge sollte dann aber von ausgesuchterQualität sein (s. unter Fencheltee, S. 16).

Beide Varietäten müssen als Apothekenware laut Arz-neimittel-Gesetzbuch (AGB) den Arzneibuch-Monografienentsprechen; diese dienen zur Identifizierung, Reinheits-und Gehaltsüberprüfung. Dort ist der Estragol-Gehalt beibeiden Varietäten aus toxikologischen Gründen nach obenhin limitiert. Die Einhaltung der Grenzwerte wird bereitsdurch Chargenselektion erreicht.

Die Rückstands-Höchstmengen-Verordnung (RHmV)gilt gleichermaßen im pharmazeutischen Bereich für Dro-gen und deren Zubereitungen – also auch für ätherischeÖle – wie für Lebensmittel.

Arzneibuch-MonografienEs gibt für beide Varietäten geltende Monografien (DABund Ph. Eur.). Tabelle 1 zeigt einen Auszug aus den Forde-rungen der aktuellen Monografien des Europäischen Arz-neibuchs (Ph. Eur. 6.0).

Zubereitungen aus FenchelfrüchtenNeben dem klassischen Teeaufguss und dem ätherischen

Fenchelöl gibt es Fencheltinktur, -sirup und -honig. Außer-dem wird das reine Anethol pharmazeutisch als Duft- undAromastoff in Pflegemitteln sowie in der Lebensmittelin-dustrie als Aromen-Bestandteil verwendet. Es wird durchAusfrieren bzw. Rektifikation ausschließlich aus Bitterfen-chelöl gewonnen, da Bitterfenchel deutlich mehr Gesamtölenthält. Uns interessieren vor allem die Zubereitungenätherisches Fenchelöl und Teeaufguss.

Ätherisches FenchelölStammpflanzen zur Gewinnung der ätherischen ÖleAus reifen Früchten der beiden offizinellen Varietäten wer-den die entsprechenden ätherischen Öle mit Wasserdampfdestilliert. Bei der Etikettierung sollte neben den Bezeich-nungen „süß“ oder „bitter“ immer die botanische Stamm-pflanze angegeben werden, zwecks eindeutiger Zuord-nung. Leider ist dies in der Praxis nur selten der Fall! Nebenden beiden Varietäten vulgare und dulce gibt es z. B. ausChina und Japan sogenannte „Zwischenvarietäten“, wel-che keiner Varietät eindeutig zugeordnet werden können.Außerdem findet man einige wildwachsende Bitterfenchel-pflanzen mit abweichendem Inhaltsstoffspektrum.

Inhaltsstoffe in natürlicher ZusammensetzungJe nach Herkunft und Reifegrad der Früchte kann die Zu-sammensetzung dieses farblosen bis blassgelben, ange-nehm aromatisch süß bis stark würzig duftenden Öls starkschwanken. Beide ätherische Öle bestehen hauptsächlichaus den Phenylpropanen trans-Anethol und Estragol sowiedem Monoterpenketon Fenchon, daneben sind einige Mo-noterpene wie a-Pinen und Limonen enthalten. Sesquiter-pene kommen nur in Spuren vor.

Wird Kraut mitdestilliert, erhöht sich der Monoterpen-Gehalt, unreife Früchte erhöhen den Fenchon-Anteil imÖl. Verwilderung führt zu Estragol-Reichtum zurück.

In Tabelle 2 sind die verschiedenen Gehalte von Süßfen-chelöl und Bitterfenchelöl feldmäßig angebauter Früchteeuropäischer Herkunft gegenübergestellt.

F·O·R·U·M 35·2010Titelthema

Fenchel bitter Fenchel süß

ätherisches Öl, mind. 40 ml/kg (ca. 4%) mind. 20 ml/kg (ca. 2%)

davon:

trans-Anethol mind. 60 % mind. 80 %

Fenchon mind. 15 % max. 7,5 %

Estragol max. 5 % max. 10 %

Tab. 1: Auszug aus den Forderungen der aktuellen Ph.-Eur.-Monografienfür Fenchelfrüchte.

Tab. 2: Hauptkomponenten von ätherischen Fenchelfrüchteölen.

trans-Anethol Fenchon Estragol

Bitterfenchelöl 50–75 % 12–33 % 2–5 %

Süßfenchelöl 75–95 % 0,5–10 % 3-10 %

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Monografien und HandelsnormenÄtherische Öle haben unter den Drogenzubereitungeneine Sonderstellung, da keine Qualitätsangaben über dieAusgangsdroge verlangt werden, lediglich die Stammpflan-zen und Pflanzenteile sind von den jeweiligen Regelwer-ken vorgeschrieben. Schon aus diesem Grund ist eine sorg-fältige Auswahl und Analytik unerlässlich.

Um die Qualität von ätherischen Ölen beurteilen zukönnen, werden im pharmazeutischen Bereich Arzneibuch-Monografien, in Handel und Kosmetikindustrie Normenherangezogen. Beide sind auf nationaler oder internatio-naler Ebene erhältlich. Unsere ätherischen Öle werden bevorzugt nach Arzneibuch geprüft. Gibt es keine Mono-grafie, verwenden wir gerne die französischen und meistISO-konformen AFNOR-Normen (vgl. Glossar, S. 15).

Bisher gibt es lediglich für Bitterfenchelöl eine Ph.-Eur.-Monografie. Anethol und Fenchon gelten dort als diewertbestimmenden Komponenten, Minimal- und Maxi-malwerte müssen eingehalten werden. Estragol ist auf 6 %limitiert. Ein ganz gelungener Monografie-Entwurf fürSüßfenchelöl von M. Braun wurde bisher nicht aufgenom-men (Braun 2002). Fenchon wird hier als wertminderndeKomponente angesehen, daher gilt hierfür ein niedrigerMaximalwert.

Die für die Kosmetikindustrie geltenden Normen für Bit-terfenchelöl lassen neben den Früchten auch „oberirdischeTeile“ (ISO) oder „Blätter und Stängel“ (AFNOR) zur Öl-gewinnung zu. Die ISO-Norm für Süßfenchelöl erlaubt dieVerarbeitung getrockneter, nicht explizit reifer Früchte.Somit sind die ISO- und AFNOR-Normen zur Beurteilungvon Fenchelfrüchteölen ungeeignet. Dem Trend folgt diePh. Eur. mit dem 5. Nachtrag: Seit 1. Mai 2010 ist eine Mo-nografie „Bitterfenchelkrautöl“ in Kraft, vermutlich um einerntetechnisch billiges Produkt zu vermarkten.

Qualitätsprüfungen der FenchelöleDa sich die beiden Fenchelöle sehr ähnlich sind, ist esschwierig, sie alleine aufgrund ihrer sensorischen und phy-sikalischen Eigenschaften zu unterscheiden. Ein gaschro-matisches Profil, wie es in unserem analytischen Laborstandardmäßig für jedes ätherische Öl erstellt wird, ermög-licht im Gegensatz zur Dünnschichtchromatografie einegenaue Gehaltsbestimmung der Inhaltsstoffe und somiteine eindeutige Abgrenzung der Varietäten.

Selbst bei namhaften Lieferanten fehlt auf dem Etikettoft eine Angabe zur Varietät, weil sich einige Produzentennicht festlegen wollen: So haben sie die Möglichkeit, alleswas sich „Fenchel“ nennt zu destillieren oder süß und bit-ter zu mischen.

Eindeutig kann man nicht sagen, welche Varietät nundie wertvollere ist, das hängt von verschiedenen Faktorenab wie Anbauland, Menge u.v.m. Dazu Prof. H. Schilcheraus der Sicht eines Pharmazeuten: „Bitterfenchelöl wirdverschnitten mit dem billigeren Süßfenchelöl und besitztdann einen zu niedrigen Fenchon-Gehalt“. Aromathera-

peuten behaupten umgekehrt, dass Süßfenchelöl mit dembilligeren Bitterfenchelöl – wegen größerer Ausbeute beider Destillation – verschnitten wird und dann einen zuhohen Fenchon-Gehalt aufweist.

Im Zeitraum 2005 bis 2009 wurden von uns 25 als„Fenchel“ oder „Fenchel süß“ deklarierte Muster von 5 Lie-feranten mit GC-MS analysiert, anhand der genanntenMonografien bewertet und statistisch ausgewertet.

„Bittersüße“ Fenchelöle: Die Untersuchung brachte fol-gende Ergebnisse:• Die Schwankungsbreite an Inhaltsstoffen war sehr groß,

niedrige Anethol- und hohe Fenchon-Gehalte deuteten bereits auf bitteren Fenchel hin.

• Anhand der genauen trans-Anethol-, Estragol- und Fenchon-Gehalte, sowie des Verhältnisses von a-Pinen zu Limonen konnten die beiden Varietäten abgegrenzt werden:– 2 von 14 als süß deklarierten Fenchelölen entpuppten

sich als bittere, also als eindeutige Falschdeklarationen.– 7 von 11 pauschal als „Fenchelöl“ deklarierten

Mustern erwiesen sich als süß (6 ungarische und 1 spanisches), 2 jedoch als bitter und 2 weitere als „eher“bittere Zwischen-Varietäten oder Mischungen. Die 4 letzteren waren Fenchelöle italienischer Herkunft.

Man erkennt also, dass den Deklarationen mit berechtigterSkepsis begegnet werden sollte.

Qualitativ hochwertige Fenchelöle: Die Analysen liefertenfolgende Resultate:p Erfreulicherweise wurden die Grenzwerte für Estragolbei keinem der Öle überschritten! Toxikologisch bedenkli-che Wildfenchelöle mit hohem Anteil an Estragol konntensicher ausgeschlossen werden.p Bei unsachgemäßer Lagerung unter Lichteinfluss kannsich cis-Anethol durch Umlagerung aus trans-Anethol bil-den, Gehalte von 0,5–4% deuten auf einen Verschnitt mitsynthetischem Anethol hin. Bei keinem der untersuchtenÖle konnten größere Mengen cis-Anethol nachgewiesenwerden. Die gemessenen Werte lagen alle unter 0,2 %, sindalso 10-mal niedriger als der erlaubte Grenzwert und bele-gen somit eine frische, optimal gelagerte und naturreineQualität.p Anisaldehyd kommt in genuinem Öl nicht vor. Zu vielAnisaldehyd deutet auf altes, falsch aufbewahrtes oderwenig schonend destilliertes Öl hin. Auch hier lagen unsereWerte mit meist unter 1% deutlich unter dem Grenzwert.p Fenchelöle mit mehr als 2 % Anisaldehyd und mehr als2 % p-Cymen gelten als oxidativ verdorben. Von uns wur-den sehr niedrige p-Cymen-Gehalte von 0,06 – 0,6 % gemessen. Auch die bei Sauerstoffzufuhr ansteigende Per-oxidzahl lag mit 4–26 im akzeptablen Bereich.p Hohe Anteile an a-Phellandren werden für spanischeoder italienische Wildfenchelöle, aber auch für Fruchtöle

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mit erhöhtem Krautanteil beschrieben. Unsere Analysenergaben Werte von unter 8,5 (ISO-Genzwert).p Die früher übliche Verfälschungspraxis, billigeres Ster-nanisöl mit Fenchon „aufzubessern“ und als Fenchelöl zuverkaufen, kann im GC-MS-Profil durch Nachweis vonFoeniculin als Leitsubstanz für Sternanisöl aufgedeckt wer-den. Dies kam bisher noch nicht vor.

Fazit: Unabhängig von der Deklaration war die Qualitätaller untersuchten Fenchelöle sehr gut, es wurde unsweder altes, überlagertes, schlecht destilliertes, noch mitsynthetischem Anethol oder Sternanisöl verschnittenes Ölangeboten.

Die Abb. 2 zeigt typische GC-MS-Chromatogrammevon bitterem und süßem Fenchelöl. Wesentliche Unter-schiede in der Zusammensetzung sind bei diesen beidenBeispielen auch für Laien auf den ersten Blick erkennbar.

Wirkungen, unerwünschte Wirkungenund GegenanzeigenWirksamkeitsmitbestimmende InhaltsstoffeFenchon: Kommt hauptsächlich in Bitterfenchelöl und inSchopflavendelöl vor. Wie alle Monoterpen-Ketone hatFenchon eine ausgeprägte Wirkung auf Haut, Nervensys-tem und Atemwege. Wirkungen: in schwacher Dosierung antirheumatisch-anti-neuralgisch, epithelisierend, sedativ, sekretolytisch und ex-pektorierend, bakteriostatisch und fungistatisch. Ist imKonzentrationsbereich von 1 :128 bis 1 :512 bakterizid undfungizid wirksam. Hat dosisabhängige bronchomukotropeWirkung bei Inhalation (Blaschek et al. 2009).

Toxizität: In höherer Dosierung kann es akute Atemnotund Erregungszustände hervorrufen sowie bei Kleinkin-dern unter 2 Jahren allergische Reaktionen auslösen. Vor-sicht ist deshalb besonders bei Schwangeren, Kleinkindernund Epileptikern geboten, hier sollte man wegen des nied-rigeren Fenchon-Gehalts besser auf Süßfenchelöl zurück-greifen. Fenchon ist weder photo- noch immunotoxisch,nicht hautreizend. Die französischen AromatherapeutenTisserand und Balacs (1995) beschreiben es als nicht to-xisch, nicht irritierend und nicht sensibilisierend.

trans-Anethol: Hauptbestandteil in Fenchel- und vor allemAnis- und Sternanisöl.

Als Phenylpropane haben trans-Anethol und Estragolallgemein eine stark krampflösende Wirkung und zeigeneine deutliche Wirkung auf das vegetative Nervensystem(dämpfen Übererregung).Wirkungen: antioxidativ, antiphlogistisch, spasmolytisch,sekretolytisch, expektorierend und schwach antibakteriell.Wird immer von geringen Mengen cis-Anethol als Umla-gerungsprodukt unter Lichteinfluss begleitet. Die untergleichen Bedingungen beschriebene und für östrogenähn-liche Wirkungen verantwortlich gemachte Dianethol-Bil-dung konnte nach neueren Untersuchungen weder in fri-schem noch in gealtertem Öl bestätigt werden. Vorsicht istdennoch bei Schwangeren, Stillenden und bei Frauen mitEndometriose geboten.Toxizität: Wurde als nicht genotoxisch, nicht kanzerogenund als sicherer Lebensmittelzusatzstoff eingestuft (GRAS-Status), da es beim Menschen 6- bis 9-mal so schnell elimi-niert wird wie bei der Maus (Saller u. Iten 2007). Wederphoto-, immunotoxisch, noch hautirritierend. Sein aller-genes Potenzial wird als äußerst gering eingestuft.

Cis-Anethol ist etwa 10–20-mal toxischer als trans-Anethol (Saller u. Iten 2007).

Estragol: Hauptbestandteil in Basilikum-, Estragon- und ei-nigen Wildfenchelölen. In beiden Fenchelöl-Varietäten bismax. 10 % natürlich vorkommend.Wirkung: stark sedativ, sekretolytisch und spasmolytisch.Toxizität: wurde als potenziell genotoxisch und kanzero-gen eingestuft (dosisabhängig) und als Aromastoff für Le-bensmittel verboten. Aber: Alle tierexperimentellen Unter-suchungen wurden mit höchstdosiertem isoliertem Estra-gol an Nagern – also völlig praxisfremd – durchgeführt,deren komplett anderer Stoffwechsel ein Übertragen derErgebnisse auf den Menschen sowieso nicht zulässt!

Bei äußerlicher Anwendung etwas irritierend, aber nichtsensibilisierend (Tisserand u. Balacs 1995).

Wirkungen der beiden FenchelöleBis auf spezielle Fenchon-Wirkungen, die bei Bitterfenchel-ölen eher mitbestimmend sind, wirken beide Varietäten ver-gleichbar. Beim Bitterfenchel ist die expektorierende, beimSüßfenchel die karminative Wirkung stärker ausgeprägt.

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Abb. 2: GC-MS-Chromatogramme von bitterem (o.) und süßem (u.) Fenchelöl. Die Peaknummern stehen für folgende Komponenten: 1: a-Pinen, 2: a-Phellandren, 3: Limonen, 4: p-Cymen, 5: Fenchon, 6: Borneon, 7: Estragol, 8: cis-Anethol, 9: trans-Anethol, 10: Anisaldehyd.

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Beide Fenchelöle haben bereits in niedrigen Konzentratio-nen einen spasmolytischen Effekt auf Verdauungstrakt undUterus. Nur sehr kleine Dosen wirken expektorierend (sekretolytisch und sekretomotorisch) im Bereich der At-mungsorgane, höhere Dosen wirken sogar hemmend(„Umkehreffekt“). Bitterfenchelöl hat starke, Süßfenchelölnur schwache antibakterielle und antimykotische Wirk-samkeit.

Die östrogenähnliche Wirkung wird mangels wissen-schaftlicher Untersuchungen kontrovers diskutiert (s. untertrans-Anethol). Auch die unbestrittene volkstümliche An-wendung als Laktagogum konnte bisher noch nicht wis-senschaftlich belegt werden.

Schilcher (2001) beschreibt Bitterfenchelöl bei innerli-cher Anwendung als expektorierend, karminativ und spas-molytisch auf Darm (motilitätsfördernd), Gallenblase, aberauch auf Bronchien und Blutgefäße, bei äußerlicher An-wendung als antiseptisch-desinfizierend. Es hat mit einemPhenolkoeffizient von 13,0 eine wesentlich stärkere bakte-rizide Wirkung als Phenol selbst. Auch gegen Schimmel-pilze und pathogene Keime soll es eindeutig wirken. Alsbesonders wirksam hat es sich gegen etliche Nagelpilze er-wiesen (Saller u. Iten 2007).Toxizität: Die innere Einnahme von Bitterfenchelöl ist inSchwangerschaft, für Säuglinge, Kleinkinder und Epilepti-ker kontraindiziert (von Kommission E bereits 1991 so ein-gestuft, von ESCOP 2003 und EMA 2006 bestätigt). Süß-fenchelöl wurde bisher nicht eingestuft, müsste aber bisauf die Kontraindikation für Epileptiker ähnlich bewertetwerden.

Tisserand und Balacs (1995) warnen vor innerer Ein-nahme bei Endometriose, Brustkrebs und östrogenabhän-gigen Tumoren.

Das bei äußerer Anwendung hautreizende Potenzial istbei beiden Varietäten abhängig vom Estragol-Gehalt.

Verwendung von Fenchelölen

Aromatherapie: In der Aromatherapie wird traditions-gemäß nur Süßfenchelöl (äußerlich oder inhalativ) verwendet:• in der Duftlampe oder zum Selbstmischen als Bedarfs-

gegenstand, z. B. Süßfenchelöl als entspannender, beruhigender, süßlicher Raumduft im Kinderzimmer

• in Körper- (max. 1 %), Massage- (max. 10 %) und Babyölen (max. 0,5 %) und anderen Zubereitungen ohne arzneiliche Indikation als Kosmetikprodukt, z. B. „Bäuchlein-Öl“, meist mit Süßfenchelöl, als beliebtes Massageöl für geplagte Baby- und Erwachsenenbäuche

• in Individualrezepturen von Arzt, Heilpraktiker oder Hebamme (Bereich Schwangerschaft, Geburt, Stillzeit) als Arzneimittel verordnet

Phytotherapie: In Phytotherapie werden beide Fenchelöle– auch innerlich – verwendet:

• in Fertigarzneimitteln: z. B.: Bitterfenchel- und Süß-fenchelöl in diversen Karminativa und Hustensirupen

• in Fenchelölzubereitungen, vorzugsweise in der Kinder-heilkunde und für stillende Mütter:z. B.: Fenchelwasser (Aqua foeniculi DAB 6 ) für Brust-Kompressen oder Augenbäder.

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AFNOR: Association Française de Normalisation, französische Nor-mensammlungen, vergleichbar mit den internationalen ISO-NormenAGB: ArzneimittelgesetzbuchBfArM: Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, früherBGA (Bundesgesundheitsamt)BVL: Bundesamt für Verbraucherschutz und LebensmittelsicherheitDrogen: im pharmazeutischen Sinn durch Trocknen und spezielleAufbereitungsarten behandelte Pflanzen oder PflanzenteileEMA: European Medicines Evaluation Agency, an Monographien fürArzneipflanzen arbeitende Europäische ZulassungsbehördeESCOP: European Scientific Cooperative on PhytotherapyFDA: Food and Drug AdministrationFEMA: Flavour and Extract Manufacturers AssociationGC-MS: Gaschromatograph gekoppelt an Massenspektrometer, zurTrennung und Identifizierung leicht flüchtiger Substanzgemische wieätherische Öle.GRAS-Status: Generally Recogniced As Save, wird vergeben vomFDAISO: Internationale Standard Organisation, die Standards für ätheri-sche Öle gesetzt hat welche AFNOR zum Teil übernommen hat.Kommission E: eine Zulassungs- und Aufbereitungskommission,deren Aufgabe es in der Zeit von 1978 bis 1994 war, insgesamt 380Pflanzen-Monografien zu erstellen. Davon mussten wegen fehlendenErkenntnismaterials und/oder Nebenwirkungen 152 negativ beurteilt werden.KVO: KosmetikverordnungLeitsubstanz: dient zur Identifizierung eines ätherischen Öles; kann, muss aber nicht zugleich Wirksubstanz seinLFGB: Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände- und Futtermittelgesetz-buchStammpflanze: Pflanze, aus der der arzneilich verwendete Teil gewonnen wird

Medizinische Begriffe:antibakteriell: bakteriostatisch (Bakterienwachstum hemmend) undbakterizid (Bakterien abtötend)antimykotisch: fungistatisch (Pilzwachstum hemmend) und fungizid(Pilze abtötend) antiphlogistisch: entzündungshemmendantiseptisch: keimfrei, sterilbronchomukotrop: Atemwegsflüssigkeit verflüssigenddesinfizierend: keimtötend: bakterizid, fungizid, viruzid, sporizidepithelisierend: zellwachstumsfördernd, zellregenerierendexpektorierend: auswurfförderndgenotoxisch (syn. mutagen): Änderungen im genetischen Materialvon Zellen auslösendimmunotoxisch: das Immunsystem schädigendkanzerogen (syn. karzinogen): Krebs auslösendkarminativ: blähungstreibendlaktagog: milchbildendphototoxisch: unter UV-Licht toxische Reaktionen hervorrufendsedativ: beruhigendsekretolytisch: schleimlösendsekretomotorisch: Förderung der Flimmertätigkeit des Bronchialepithelsspasmolytisch: krampflösendmotilitätsfördernd: fördert die Beweglichkeit des Darms und damitdie Verdauung

Glossar/Abkürzungen

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Fencheltee „unter der Lupe“Die 1991 vom BLV ausgelöste und lange geführte Debatteüber angeblich kanzerogenes Estragol (s. o.) oder gar Me-thyleugenol in Fencheltees möchte ich hier nicht wiederaufleben lassen, da bereits von kompetenter Seite aus ent-warnt wurde (Saller u. Iten 2007). Meine Absicht ist, miteigenen stichprobenartigen Analysen herauszufinden, wieviel Estragol und andere Inhaltsstoffe tatsächlich in denTeeaufgüssen enthalten sind.

Probenvorbereitung für die gaschromatografischenAnalysenUntersucht wurden zwei Fenchelteedrogen in Arzneibuch-Qualität, die gerade im Haus waren: Süßfenchel für Hus-tensaft und Bitterfenchel für Teemischungen. Aus den Dro-gen wurden die Tees gemäß Vorschrift zubereitet, dieätherischen Öle wurden mit Hexan extrahiert und die Lö-sungsmittel-Phase direkt der GC-MS-Analyse zugeführt.

Ätherisch-Öl-Zusammensetzung in TeeaufgüssenDie Abbildung 3 zeigt typische GC-MS-Chromatogrammeder Ätherisch-Öl-Fraktionen von beiden Fencheltees: Deut-liche Unterschiede in der Zusammensetzung sind auch beidiesen beiden Beispielen sofort erkennbar.• Die wässrigen Aufgüsse enthalten wie erwartet auf-

grund der schlechten Löslichkeit von Monoterpenen in Wasser kaum a-Pinen und Limonen ( zusammen unter 1 %)

• Die prozentualen Anteile an trans-Anethol und Estragol verhalten sich wie bei den entsprechenden ätherischen Ölen.

• Etwas überrascht hat mich der sehr große Unterschied

F·O·R·U·M 35·2010Titelthema

in den Fenchon-Gehalten. Die verwendete Süßfenchel-droge muss sehr wenig Fenchon enthalten haben, zumal Fenchon als Monoterpenketon besser in Wasser löslich ist als Anethol und Estragol, sodass man im Tee eigentlich einen verhältnismäßig höheren Gehalt erwartet hätte.

Berechnungsgrundlagen zur Bestimmung der Gehalte an Anethol, Estragol und FenchonFür die Teeaufgüsse übergießt man 2,5 g frisch gequetsch-te Früchte mit 150 ml kochendem Wasser und lässt dasGanze 15 Minuten lang bedeckt ziehen. Für die Hexan-Ex-trakte werden 5 Teile Tee mit 1 Teil Hexan 3 Minuten langausgeschüttelt; nach dem Abpipettieren der Hexan-Phasekann diese direkt in den Injektor des Gaschromatographeneingespritzt werden. Die GC-Analysen liefern die prozen-tualen Anteile der Ätherisch-Öl-Komponenten im Tee.

Da bei typischer Teezubereitung nur ein Teil des ätheri-schen Öls in das Wasser übergeht, habe ich eine in der Li-teratur gefundene, experimentell bestimmte Übergangs-rate mit in die Berechnung einfließen lassen (Blaschek etal. 2009, Foeniculi fructus): Für gequetschte Früchte gehtman davon aus, dass 10 % (ganze Früchte: 1,5 %) desätherischen Öls in den Tee übergehen.

Für den Ätherisch-Öl-Gehalt der Früchte habe ich dielaut Ph. Eur. geforderten Mindestgehalte angenommen: 2 % für süßen, 4 % für bitteren Fenchel.

ErgebnisseMit den Ergebnissen (Tab. 3) konnten trotz minimalemProbenumfang Literaturwerte größenordnungsmäßig be-stätigt werden. Nur ein sehr kleiner Teil der Aromastoffegelangt in den Teeaufguss, bei Bitterfenchel wegen deshöheren Ätherisch-Öl-Gehalts ca. doppelt so viel wie beiSüßfenchel.

Methyleugenol wurde in keinem der Teeaufgüsse ge-funden – und übrigens auch in keinem einzigen der unter-suchten ätherischen Öle (s. o.).

In bereits angesprochenen Tierversuchen wurden bis zu1 000 mg Estragol/kg Körpergewicht verabreicht! Im Ver-gleich dazu erscheinen die von uns gemessenen Mengenals lächerlich gering. Selbst bei einem 10-mal höherenEstragol-Gehalt als hier gemessen wurde, müssten min-destens 80 Liter pro kg Körpergewicht getrunken werden,um diese Dosierung zu erreichen. Worst-case-Berechnun-gen mit maximalen Ölgehalten und Übergangsraten erüb-rigen sich daher von selbst!

Abb. 3: GC-MS-Chromatogramme der Ätherisch-Öl-Fraktionen von bitterem (oben) und süßem (unten) Fencheltee. Die Peaknummern stehen für folgende Komponenten: 3: Limonen, 5: Fenchon, 6: Borneon,7: Estragol, 9: trans-Anethol, 10: Anisaldehyd. Süßfencheltee Bitterfencheltee

trans-Anethol 3,0 3,4

Fenchon 0,06 2,7

Estragol 0,10 0,12

Tab. 3: Gehalte in mg je 100 mg Tee.

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Fazit: Hält man sich an die empfohlenen Tagesmengen(Tab. 4) an gequetschten Früchten für die Teezubereitungund sieht von einer Daueranwendung ab, kann ein maß-voller Genuss von Fencheltee – bitter oder süß – sehr emp-fohlen werden.

SchlussbetrachtungÜber Jahrtausende gewachsene Naturheilmittel-Traditio-nen mit ihrem enormen Schatz an Erfahrungswissen wer-den von der Pharmabranche als „volkstümliche Anwen-dungen“ kaum ernst genommen, da sie angeblich unzu-reichend belegt sind. Trotzdem können sie nicht ignoriertwerden auf Grund von wenigen Zeit und Kosten sparen-den „Wirksamkeitsnachweisen“ und Toxizitätsstudien amTier mit isolierten Wirkstoffen im Hochdosisbereich – dafürist die Fenchelpflanze mit ihren beiden offizinellen Varietä-ten das beste Beispiel. Leider werden für die Erforschungpflanzlicher Heilmittel oder für aussagekräftige Human-studien kaum noch Mittel zur Verfügung gestellt. Dabeikönnten sich doch altes Erfahrungswissen und modernewissenschaftliche Erkenntnisse gut ergänzen. Die Maxime„Tradition verpflichtet“ gilt nur noch, wenn Profit damitgemacht werden kann.

Die Selbstverpflichtung von Aromatherapeut(inn)en,ausschließlich genuine und authentische ätherische Öle zuverwenden, darf nicht mit unkritisch blindem Vertrauenauf das Etikett aufhören. Sie stehen auch in der Pflicht, sichüber Stammpflanzen und Inhaltsstoffe zu informieren.Wird auf korrekte, vollständige Deklaration, Dosierungs-empfehlungen und Qualität geachtet, stehen sowohl Phyto-als auch Aromatherapeut(inn)en mit den beiden Fenchel-varietäten und ihren Zubereitungen altbewährte und sehrwertvolle Helfer – gerade auch für die Behandlung vonKindern – zur Verfügung.

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Literatur:– Blaschek, W. / Hilgenfeldt, U. / Holzgrabe, U. / Reichling, J. / Ruth, P.

/ Schultz, V. (Hrsg.): HagerROM 2009, Hagers Enzyklopädie der Arzneistoffe und Drogen. Stuttgart, Wissenschaftliche Verlagsgesell-schaft und Berlin, Springer Verlag und Universität Würzburg 2009.

– Braun, Michaela: Verbesserung der Arzneibuchvorschriften am Beispiel von ätherischen Ölen. Doktorarbeit, Universität Regensburg 2002.

– DAB-10-Kommentar für Studierende, Wissenschaftliche Erläuterungen zum Deutschen Arzneibuch, 10. Ausgabe, Band 2, Monografien A-L. Frankfurt, Govi Verlag und Stuttgart, Wissenschaftliche Verlags-gesellschaft 1991.

– EMA (European Medicines Evaluation Agency): Monografien: http://www.ema.europa.eu/pdfs/human/hmpc/foeniculi_amari_fruc-tus/13742806en.pdfhttp://www.ema.europa.eu/pdfs/human/hmpc/foeniculi_dulcis_fructus/26329306en.pdfhttp://www.ema.europa.eu/pdfs/human/hmpc/foeniculi_amari_fructus_aetheroleum/26329206enfin.pdf (17.3.2010).

– Europäisches Arzneibuch (Ph. Eur. 6.0), Grundwerk 2008, amtliche deutsche Ausgabe, Band 2. Deutscher Apotheker Verlag, Stuttgart 2008.

– Saller, R. / Iten, F.: Fencheltee im Kindesalter – Nutzen-Risiko-Abschätzung. Internist Prax 2007, 47, 179–192.

– Stadelmann, Ingeborg: Bewährte Aromamischungen. 4. erg. Aufl., Stadelmann Verlag, Wiggensbach 2006.

– Tisserand, R / Balacs, T.: Essential Oil Safety. Churchill Livingstone, Edinburgh 1995.

– Schilcher, H.: Ätherische Öle – Wirkungen und Nebenwirkungen. 3. Int. Primavera-Life-Kongress, Proceedings 2001.

– Wichtl, Max: Teedrogen und Phytopharmaka – Ein Handbuch für die Praxis auf wissenschaftlicher Grundlage. 5. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2009.

F·O·R·U·M 35·2010 Titelthema

Gerlinde EngelhardtDipl.-Ing. Pharmazeutische Chemie (FH), arbeitete einige Jahre in

der Forschung (klinische Chemie, Diagnostika), danach an einer

Fachhochschule als Lehrkraft und an einem pharmazeutisch-chemi-

schen Labor für Auftragsanalytik. Seit 2004 ist sie für das Labor-

Team der Bahnhof-Apotheke Kempten in der Analytik und Quali-

tätskontrolle tätig.

Kontakt: [email protected] die Autorin

Alter in Jahren empfohlene Dosis in g/Tag

Säuglinge 3 Monate–1 Jahr 1–2

Kleinkinder 1–4 1,5–3

Kinder 4–12 3–5

Tab. 4: Empfohlene Tagesmengen von ESCOP und EMA.

Jubiläumskongress25 Jahre Fokus aufAromapflanzen & Aroma-Praxis2.+3. Oktober 2010Botanischer Garten ZürichReferenten: Prof. Hanns Hatt,Shirley Price, Florianne Koechlin,Rainer Plum, Martin Henglein u.v.a.

Information & Anmeldung unterwww.farfalla-seminar.ch/kongress2010

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Die rhinotopische Aromatherapie ist eine spezielle Me-thode der medizinischen Aromatherapie, bei der ausge-wählte Ätherisch-Öl-Mischungen, gemischt mit fettenPflanzenölen oder Hydrolaten, in die untere Nasenhöhleappliziert werden. Die topische Applikation erfolgt in ad-äquater Konzentration und Frequenz nach Inspektion derNasenhöhle und Verträglichkeitstest unter der gebotenenVorsicht mithilfe eines benetzten Wattestäbchens.

IndikationenPrimäre Indikationen für die rhinotopische Aromatherapiesind:

• Infektionen der oberen Atemwege• Allergie der oberen Atemwege• Funktionsstörungen und Atrophie der Schleimhäute

in den oberen Atemwegen• Immunschwäche• Gedächtnisschwäche• Stimmungsschwankungen• vegetative Dystonie

Die rhinotopische Aromatherapie stellt eine sichere undzuverlässige Anwendung von ätherischen Ölen dar. Durchdie Applikation nah am Wirkort kommen sowohl derenpharmakologischen Effekte (z. B. entzündungshemmend,antimikrobiell, antiallergisch, Schleimhaut regenerierend)wie auch die olfaktorischen Effekte (z. B. Harmonisierungvon Stimmung und Verhalten, Immunmodulation) zumTragen.

Von der Nase ins GehirnErreicht ein von einem Duftmolekül ausgelöster Reiz einebestimmte Größe, löst er an der Sinneszelle einen Impulsaus. Dieser wird über den langen Nervenfortsatz direkt indas Gehirn geleitet und beinhaltet Informationen überQualität und Quantität eines Duftreizes.

Zu Tausenden gebündelt laufen lange Nervenfasern vonRiechzellen durch die Siebbeinplatte der Schädelbasis, umzusammen als Nervus olfactorius direkt zum Riechkolben(Bulbus olfactorius) zu ziehen. Hier kommt es zu einerdeutlichen Reduktion der Duftinformationskanäle. Mehrals 1000 Nervenfasern von Riechzellen projizieren auf eineeinzige Mitralzelle. Die etwa 30 000 Axone der Mitral-

zellen bilden den einzigen Ausgang für Informationen ausdem Riechkolben. Sie formen den Tractus olfactorius. EinHauptast kreuzt in der vorderen Kommissur zum Riechkol-ben der gegenüberliegenden Hirnseite, die anderen Fasernziehen zu den olfaktorischen Projektionsfeldern in zahlrei-chen Gebieten des Palaeocortex, dem entwicklungsge-schichtlich „alten“ Teil der Großhirnrinde. Der Palaeocortexist vor allem mit dem Geruch und seiner weiteren Verar-beitung befasst. Die Gerüche werden erkannt und mit vis-zeralen, emotionalen und somatischen Reaktionen beant-wortet.

Die im Zentrum eines Netzwerkes älterer Hirnanteilestehenden Mandelkerne (Corpus amygdaloideum) könnennach einem Signalempfang vom Riechhirn (Rhinencepha-lon) über den Thalamus das bewusste Erleben, Motivationund Emotion beeinflussen, über die Hippocampus-Forma-tion das Gedächtnis, über Hypothalamus und Hirnstammvegetative (unwillkürliche) und endokrine Reaktionen(Funktion innerer Drüsen und Organe) sowie über senso-motorische Systeme das Verhalten und motorische Reak-tionen.

Vor BehandlungsbeginnVor Behandlungsbeginn muss eine ausführliche Anamneseund Untersuchung erfolgen, bei der die Diagnose medizi-nisch gesichert wird. Außerdem muss ein Verträglichkeits-test durchgeführt werden. Hierfür werden 1 bis 2 Tropfender Ätherisch-Öl-Mischung auf der Innenseite des Unter-arms aufgetragen. Das Ergebnis wird in der Regel nach 2Stunden beurteilt, bei bekannten allergischen Erkrankun-gen oder allergischer Disposition nach 24 Stunden. Bei Rö-tung, Juckreiz oder Quaddelbildung sowie Allgemeinsym-ptomen darf die Testmischung nicht verwendet werden.

Kontraindikation: Bei bekannter Überempfindlichkeitgegenüber einem Bestandteil der Mischung, schlecht ein-gestellter arterieller Hypertonie, Sauerstofftherapie (LTOT)mit Nasenbrille oder Maske darf die Therapie nicht ange-wendet werden. Mit Ausnahme einer bekannten Über-empfindlichkeit gelten genannte Kontraindikationen nicht

F·O·R·U·M 35·2010Aromatherapie

Dr. Wolfgang Steflitsch

Rhinotopische Aromatherapie

Teebaumöl – hier die Blüte – ist gut geeignet für rhinotopische Aromatherapie.

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für Hydrolate, was in erster Linie an der sehr niedrigenKonzentration von ätherischen Ölen in Hydrolaten liegt.

AnwendungZur Anwendung der rhinotopischen Aromatherapie wirdein Wattestäbchen in die Ätherisch-Öl-Mischung getauchtoder damit befeuchtet. Dann wird die vordere Nasenhöhlebis zur unteren Nasenmuschel sanft mit wenig Öl benetzt.Zur Prophylaxe wird die Methode 2-mal pro Woche bis 1-mal pro Tag angewendet, zur Behandlung bei akuten Be-schwerden 1- bis 3-mal pro Tag.

DosierungJe nach Alter des Behandelten sind folgende Dosierungenzu wählen:

• 8. bis 14. Lebensjahr: 1 %ige Mischung (6 Tropfen ätherisches Öl auf 30 ml fettes Pflanzenöl)

• 15. bis 18. Lebensjahr: 2 %ige Mischung (12 Tropfen ätherisches Öl auf 30 ml fettes Pflanzenöl)

• 19. bis 70. Lebensjahr: 3 %ige Mischung (18 Tropfen ätherisches Öl auf 30 ml fettes Pflanzenöl)

• Ab dem 70. Lebensjahr: 2 %ige Mischung (12 Tropfen ätherisches Öl auf 30 ml fettes Pflanzenöl)

Bei Kindern unter dem 8. Lebensjahr sollte die rhinotopi-sche Aromatherapie zurzeit noch nicht angewendet wer-den, da ausreichende Erfahrungen durch kontrollierte Stu-dien, Fallberichte oder Anwendungsbeobachtungen nochnicht vorliegen.

F·O·R·U·M 35·2010 Aromatherapie

Tab. 1: Auswahl ätherischer und fetter Öle für verschiedene Indikationen.

Öle und RezepturenIn den Tabellen 1 und 2 werden einzelne ätherische Öleund Mischungen für die verschiedenen Indikationen vor-gestellt. Zu jeder Ätherisch-Öl-Mischung können verschie-dene Öle aus der „Auswahl ätherischer Öle“ kombiniertwerden.

Pfefferminze und Eukalyptus dienen vor allem dem Frei-machen der Atemwege. Wenn die nasale Blockade derAtemwege („verstopfte Nase“) im Vordergrund steht,dann können zu den angegebenen 2- und 3 %igen Mi-schungen 1 bis 2 Tropfen Pfefferminze oder/und 1 bis 2Tropfen Rosmarin CT 1,8-Cineol dazu gegeben werden.

Wenn beim Auftragen der Öle in die Nase gleichzeitigeingeatmet wird, entfaltet sich die Wirkung der ätheri-schen Öle auch in den tiefen Atemwegen. Die fettenPflanzenöle tragen zur Stabilisierung und Regeneration dergeschädigten Schleimhäute der Atemwege bei.

ätherische Öle

fette Öle

allergische Rhinitis

Antihistaminika-Wirkung:

• Zypresse (Cupressus sempervirens)

• Atlaszeder (Cedrus atlanticus)

• Manuka (Leptospermum scoparium)

• Melisse (Melissa officinalis)

• Ysop (Hyssopus officinalis)

• Niaouli (Melaleuca viridiflora)

• Teebaum (Melaleuca alternifolia)

• Römische Kamille (Anthemis nobilis)

• Kurkuma (Curcuma longa)

• Lavendel fein (Lavandula angustifolia)

• Deutsche Kamille (Matricaria recutita)

• Indisches Basilikum (Ocimum sanctum)

• Gewürznelke (Syzygium aromaticum)

• Ingwer (Zingiber officinale)

• Aloe-vera-Mazerat

• Nachtkerzensamenöl

• Arganöl

virale Rhinitis/Sinusitis

• Ravintsara (Cinnamomum camphora)

CT Cineol

• Melisse (Melissa officinalis)

• Teebaum (Melaleuca alternifolia)

• Cajeput (Melaleuca leucadendron)

• Eukalyptus (Eucalyptus globulus oder

Eucalyptus radiata)

• Oregano (Origanum vulgare)

• Gewürznelke (Syzygium aromaticum)

• Thymian (Thymus vulgaris),

CT Thymol/Geraniol/Linalool

• Sesamöl

• Mandelöl

• Aloe-vera-Mazerat

bakterielle Rhinitis/Sinusitis

• Eukalyptus (Eucalyptus globulus, Eucalyptus

radiata oder Eucalyptus citriodora)

• Wilder spanischer Majoran (Thymus

mastichina)

• Myrte (Myrtus communis Marokko)

• Ceylon-Zimt (Cinnamomum zeylanicum)

• Melisse (Melissa officinalis)

• Benzoe Siam (Styrax benzoin Siam)

• Niaouli (Melaleuca viridiflora)

• Zitrone (Citrus limon)

• Thymian (Thymus vulgaris),

CT Thymol/Geraniol/Linalool

• Manuka (Leptospermum scoparium)

• Rosengeranie (Pelargonium graveolens)

• Sesamöl

• Mandelöl

• Aloe-vera-Mazerat

Niaouli kommt bei allergischer oder bakteriell bedingter Rhinitis zumEinsatz.

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F·O·R·U·M 35·2010Aromatherapie

1%ige Mischung

2%ige Mischung

3%ige Mischung

allergische Rhinitis

30 ml fettes Pflanzenöl +

2 Tr. Pfefferminze +

2 Tr. Zypresse +

2 Tr. Manuka

30 ml fettes Pflanzenöl +

2 Tr. Pfefferminze +

4 Tr. Lavendel fein +

3 Tr. Zitrone +

3 Tr. Zeder

30 ml fettes Pflanzenöl +

3 Tr. Pfefferminze +

3 Tr. Zitrone +

4 Tr. Zeder +

4 Tr. Zypresse +

4 Tr. Melisse

virale Rhinitis/Sinusitis

30 ml fettes Pflanzenöl +

2 Tr. Pfefferminze +

2 Tr. Ravintsara +

2 Tr. Thymian CT Linalool

30 ml fettes Pflanzenöl +

2 Tr. Pfefferminze +

3 Tr. Zitrone +

4 Tr. Ravintsara +

3 Tr. Cajeput

30 ml fettes Pflanzenöl +

3 Tr. Pfefferminze +

3 Tr. Zitrone +

5 Tr. Ravintsara +

5 Tr. Eucalyptus globulus/radiata +

2 Tr. Cajeput

bakterielle Rhinitis/Sinusitis

30 ml fettes Pflanzenöl +

2 Tr. Pfefferminze +

2 Tr. Zitroneneukalyptus +

2 Tr. Thymian CT Linalool

30 ml fettes Pflanzenöl +

2 Tr. Pfefferminze +

3 Tr. Zitrone +

3 Tr. Manuka +

4 Tr. Thymian CT Thymol/Geraniol

30 ml fettes Pflanzenöl +

3 Tr. Pfefferminze +

3 Tr. Zitrone +

4 Tr. Benzoe Siam / Cajeput +

4 Tr. Myrte Marokko +

4 Tr. Manuka

Dr. med. Wolfgang SteflitschLungenfacharzt im Otto Wagner Spital in Wien, Ärztlicher Leiter

HIVmobil, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für wissen-

schaftliche Aromatherapie und Aromapflege, Seminarleitung

„Medizinische Aromatherapie“, Klinischer Aromatherapeut, Fuß-

reflexzonentherapeut, Wissenschaftsredakteur, Fachbuchautor.

der Autor

Literatur:– Baser, K.H.C./ Buchbauer, G.: Handbook of Essential Oils: Science,

Technology, and Applications. CRC Press (Taylor & Francis), Boca Raton, London, New York, 2010.

– Cermelli, C. et al.: Effect of Eucalyptus essential oil on respiratory bacteria and viruses. Current Microbiology, 2008, 56, 89–92.

– Horne, D. et al.: Antimicrobial effects of essential oils on Streptococcuspneumoniae. J Essent Oil Res 2001, 13, 387–392.

– Inouye, S. et al.: Antibacterial activity of essential oils and their major constituents against respiratory tract pathogens by gaseous contact. J Antimicrob Chemothery 2001, 47, 565–573.

– Jürgens, U.R. et al.: Steroidartige Hemmung des monozytären Arachi-donsäure-Metabolismus und der IL-1B-Produktion durch 1,8-Cineol. Atemw-Lungenkrkh 1998, 24(1), 3–11.

– Kristinsson, K.G. et al.: Effective treatment of experimental acute otitis media by application of volatile fluids into the ear canal. Clin Exp Pharmacol Physiol 2005, 32(10), 811–816.

– Remberg, R. / Bjork, L. / Hedner, T. / Sterner, O.: Characteristics, clinicaleffect profile and tolerability of a nasal spray preparation of Artemisia abrotanum L. for allergic rhinitis. Phytomedicine 2004, 11, 36–42.

– Steflitsch, W. / Steflitsch M.: Aromatherapie: Wissenschaft – Klinik – Praxis. Springer Verlag, Wien 2007.

– Sung, H.C. / Shin, S.: Activity of essential oil from Mentha piperita against some antibiotic-resistant Streptococcus pneumoniae strains and its combination effects with antibiotics. Nat Prod Sci 2007, 13(2), 164–168.

vegetative Dystonie: Störung der Erregungsleitung im vegetativenNervensystem (unwillkürlich, autonom), das Phänomene wie Blut-druck, Puls, Atemfrequenz und Verdauung regelt. Treten seelische Belastungen und Stress auf, greift der gesunde Körper zunächst aufseine Leistungsreserven zurück. Wenn diese verbraucht sind, könnenUnregelmäßigkeiten im unwillkürlichen Nervensystem auftreten, diefunktionelle Beschwerden der Organe auslösen, aber oftmals ohne objektivierbaren organischen Befund.Mitralzelle: Mitralzellen filtern und verstärken den Sinnesreiz, indemsie mehrere Riechzellen integrieren, denen gemeinsam ist, dass siedurch die gleichen Geruchsmoleküle erregt werden. Jede Mitralzellerepräsentiert also einen bestimmten Geruch.Tractus olfactorius: Nerv, der für die Weiterleitung von Riecheindrü-cken von der Riechschleimhaut der Nase zur primären Riechrinde desGroßhirns (Telencephalons) verantwortlich ist und so die Geruchs-wahrnehmung ermöglicht.Kommissur: In der Neuroanatomie sind Kommissuren Querbahnenzwischen der rechten und linken Hirnhälfte oder zwischen der rechtenund linken Hälfte des Rückenmarks. Palaeocortex: Stammesgeschichtlich ältester Hirnrindenabschnitt, derv. a. für den Geruchssinn zuständig ist und aus den Strukturen Bulbusolfactorius (Riechkolben), Regio retrobulbaris, Area olfactoria, Striaolfactoria lateralis, Gyrus semilunaris und Gyrus ambiens besteht.Thalamus: Größter Teil des Zwischenhirns, der sich aus vielen Kernge-bieten zusammensetzt. Die spezifischen Thalamuskerne sind jeweils mit abgrenzbaren Bereichen der Großhirnrinde verbunden. Sie erhalten sensible (Tasten, Vibration, Schmerz) und sensorische(Sehen, Hören, Schmecken, Riechen) Impulse aus der Peripherie (Sinnesorgane) und leiten diese nach Umschaltung an die zuständigenBezirke in der Großhirnrinde weiter. Hippocampus: Der Hippocampus zählt zu den evolutionär ältestenStrukturen des Gehirns. Er befindet sich im Temporallappen und isteine zentrale Schaltstation des limbischen Systems.Hypothalamus: Der Hypothalamus steuert über die Ausschüttung vonHormonen (Effektorhormone, Releasing- und Inhibiting-Hormone,verschiedene Neuropeptide und Dopamin) die vegetativen Funktionendes Körpers.Hirnstamm: Als Hirnstamm (Truncus cerebri) werden die unterhalbdes Zwischenhirns lokalisierten Bereiche des Gehirns ohne Berück-sichtigung des Kleinhirns bezeichnet.Siebbeinplatte: Teil der Schädelbasis. Die Axone der Geruchszellen ziehen gebündelt als Nervus olfactorius durch die Siebbeinplatte direkt zum Gehirn.Axon: langer faserartiger Fortsatz der Nervenzelle, der den elektri-schen Impuls weiterleitet.olfaktorische Projektionsfelder: Gebiete im Riechhirn mit olfaktori-schen Eingängen (Duftimpulse).

GlossarTab. 2: Ausgewählte Rezepturen für verschiedene Indikationen.

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Schon seit jeher ist die Arbeit mit heilenden Pflanzen undderen Auszügen eng mit dem Beruf des Apothekers ver-knüpft. Die Galenik, das Herstellen von Arzneimitteln auseinzelnen Stoffen ist benannt nach dem berühmten grie-chischen Arzt und Naturforscher Galenos von Pergamon(ca. 129 bis ca. 216 n. Chr.) und gilt seit vielen Jahrhun-derten als Meisterklasse des Apothekerhandwerks. ZumRepertoire dieser Kunst gehört auch die Aromatherapieals eine der ältesten Heilmethoden der Pflanzenheil-kunde.

Schon zu Zeiten der ägyptischen Hochkultur wurden Zube-reitungen mit ätherischen Ölen verwendet, auch im AltenTestament gibt es Hinweise auf duftende Öle und Balsame.Und bevor sich sehr viel später, nämlich im Laufe des 18.Jahrhunderts, in Teilen Europas eine regelrechte Parfüm-kultur entwickelte, mit Duftstoffherstellung und -handelim großen Stil, lag die Kunst der Zubereitung von Heil- undSchönheitsmitteln mit ätherischen Ölen viele HunderteJahre lang in den Händen kundiger Pharmazeuten.

In der Neuzeit wurden die heilsamen ätherischen Öleimmer mehr von synthetisch gewonnenen Arzneistoffenverdrängt. Doch in den letzten Jahren finden sie verstärktwieder ihren Weg zurück in die Apotheken und erfreuensich dort immer größer werdender Beliebtheit. Apothekersind nach wie vor die Fachleute für das Herstellen von ga-lenischen Zubereitungen, auch wenn Fertigarzneimittel derApothekenrezeptur den Rang abgelaufen haben, und dieGalenik ist immer noch ein wichtiger Bestandteil der phar-mazeutischen Ausbildung. Hinzu kommt, dass sich auchdas technologische Know-how ständig weiterentwickelthat. Ein Beispiel dafür ist, dass es heute möglich ist, Salbenunter Sauerstoffausschluss herzustellen, wodurch die Halt-barkeit eines Naturprodukts ohne Zusatz von Konservie-rungsstoffen erhöht werden kann.

Viele Kunden schätzen mehr denn je eine individuell fürsie zubereitete Salbe oder Creme ohne unnötige Hilfs- undKonservierungsstoffe. Nicht nur dem Wellness-Trend, son-dern auch dem gewachsenen Gesundheitsbewusstsein istes zuzuschreiben, dass immer mehr wohltuende Badezu-sätze und Körperöle aus naturreinen Zutaten gefragt sindund somit auch in der Apotheke hergestellt und angebotenwerden können.

Herstellungsmöglichkeiten vonÄtherisch-Öl-Zubereitungen Um individuellen Kundenwünschen und pharmazeutischenAnforderungen gerecht zu werden, bieten sich in der Apo-theke verschiedene Herstellungsmöglichkeiten an, die imFolgenden detailliert erklärt werden: Kosmetikum, Bedarfs-gegenstand, Rezeptur und Defektur.

Dabei müssen verschiedene gesetzliche Vorgaben be-achtet werden. So regelt z. B. das Lebensmittel-, Bedarfs-gegenstände- und Futtermittelgesetz (LFGB) das Inver-kehrbringen eines Produktes als Kosmetikum oder alsBedarfsgegenstand.

KosmetikumEs gelten die Regeln der Kosmetikverordnung in Verbin-dung mit § 2(5) LFGB. Hierbei gilt es zu beachten, dass dieProdukte vor dem Inverkehrbringen einer genauen Sicher-heitsprüfung mit Zertifikat bedürfen. Ebenso müssen fürjedes Produkt der Handelsname, die Produktbezeichnungund Produktkategorie sowie die Zusammensetzung deskosmetischen Mittels nach Art und Menge der verwende-ten Stoffe und, soweit vorhanden, unter Verwendung derINCI-Bezeichnungen dem Bundesamt für Verbraucher-

F·O·R·U·M 35·2010 Aromatherapie

Nathalie Wechs

Apotheke und Galenik

Das fachgerechte Abfüllen von Öl gehört zum Apotheker-Handwerk.

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schutz und Lebensmittelsicherheit gemeldet werden, dasdiese Angaben dann den Giftinformationszentren der ein-zelnen Bundesländern übermittelt. So ist bei eventuellenAnwendungsfehlern wie etwa versehentlichem Verschluk-ken rasche Information und Hilfe gewährleistet. Nähere Informationen dazu finden sich auf der Website des Bun-desamtes unter www.bvl.bund.de. Außerdem müssen diesogenannten sensibilisierenden Stoffe („Sensstoffe“) aufdem Etikett ausgewiesen werden, wenn sie eine bestimmteKonzentration überschreiten (leave-on 10 ppm, rinse-off100 ppm).

Die Anfertigung erfolgt nach GMP-Richtlinien (GoodManufacturing Practice) in separaten Herstellungsräumen.Diese Vorschriften stellen für Apotheken schwierige Hür-den dar, die einigen Aufwand erfordern, jedoch umsetzbarsind.

BedarfsgegenstandÄtherische Öle oder Mischungen daraus zur Geruchsver-besserung bzw. Raumbeduftung gelten nach § 2(6) LFGBals Bedarfsgegenstände. Weitere rechtliche Grundlagen,die hier beachtet werden müssen, sind das Chemikalienge-setz und die Gefahrstoffverordnung. Danach müssen dieBedarfsgegenstände mit Gefahrstoffsymbolen (Andreas-kreuz, Toter Fisch/Baum) und sogenannten R&S-Sätzen (Rfür Risiko = Gefahrenhinweise, S für Sicherheit = Sicher-heitsratschläge) deklariert werden. Sie können unter Be-achtung der rechtlichen Voraussetzungen von Apothekenin Verkehr gebracht und verkauft werden.

Das Arzneimittelgesetz (AMG) erlaubt die Herstellungeiner Rezeptur, eines Fertigarzneimittels oder einer Defek-tur.

RezepturEine Rezeptur wird immer direkt (ad hoc) auf Rezept oderKundenwunsch angefertigt und ist in der Regel binnen weniger Stunden fertig. Der Vorteil liegt darin, dass die Zubereitung ganz individuell auf den Patienten/Kundenabgestimmt wird und im Behandlungsverlauf jederzeit ver-ändert bzw. angepasst werden kann. Diese Art der Herstel-lung ist in Apotheken gängig und gehört zur täglichen Praxis. Selbstverständlich müssen die verwendeten Be-standteile der Rezeptur in geprüfter und zertifizierter Qua-lität zur Verfügung stehen. Näheres dazu ist unter § 6 derApothekenbetriebsordnung zu lesen.

FertigarzneimittelDieses erfordert ein umfangreiches Prüf- und Zulassungs-verfahren mit zahlreichen Tests und Studien. Dabei müssenWirksamkeit, Unbedenklichkeit und pharmazeutische Qua-lität des Produktes nachgewiesen werden. Aufgrund dieserzeit- und kostenintensiven Verfahren gibt es nur sehr we-nige zugelassene Arzneimittel mit ätherischen Ölen inDeutschland. Beispiele sind Bronchoforton® Kapseln mitEukalyptus-, Pfefferminz- und Anisöl zur Besserung der

Beschwerden bei Erkältungskrankheiten der Atemwege mitzähflüssigem Schleim, oder Enteroplant® Kapseln mit Pfef-ferminz- und Kümmelöl bei dyspeptischen, d. h. Verdau-ungsbeschwerden, insbesondere leichten Krämpfen imMagen-Darm-Bereich, Blähungen, Völlegefühl.

Für Apotheken hat das Inverkehrbringen von ätheri-schen Ölen als Arzneimittel aufgrund der zu leistendenPrüf- und Zulassungsverfahren und der damit verbunde-nen hohen Kosten kaum Bedeutung. Rechtliche Details zurFertigarzneimittelherstellung finden sich im AMG, §§ 4und 21.

DefekturHier gilt die sogenannte „100er Regel“: Beim Vorweisenentsprechend häufiger ärztlicher oder zahnärztlicher Ver-ordnungen dürfen laut AMG § 21(2) Chargen bis zu 100Stück im Voraus hergestellt werden, die dann bei Bedarfetikettiert und abgegeben werden. Die Defektur wird invielen Apotheken praktiziert. Bedingung ist wie bei der Re-zeptur das Vorhandensein entsprechender Ausgangsstoffe.

Qualität und Auswahl der ätherischen ÖleÄtherische Öle können in einer fertigen Mischung ver-schiedenen Zwecken dienen. Das Deutsche Arzneibuchverwendet ätherische Öle als Geschmackskorrigenzien, zurBeduftung und besseren Akzeptanz von äußerlich anzu-wendenden Salbenzubereitungen und als Wirkstoff einespharmazeutischen Produktes, wie z. B. eines Hustenbal-sams. Die Apotheke ist in jedem Fall gefordert, die ent-sprechende Qualität für eine Ätherisch-Öl-Zubereitung zugewährleisten. Laut Arzneimittelgesetz dürfen in der Apo-theke nur nach bestimmten Kriterien geprüfte ätherischeÖle verwendet werden, die in den relevanten Arzneibü-chern gelistet sind: Ph. Eur. (Pharmacopoea Europaea =Europäisches Arzneibuch), DAB (Deutsches Arzneibuch)und als Ergänzung der DAC (Deutscher Arzneimittel-Codex)mit verschiedenen Monographien für ätherische Öle. Ph. Eur. und DAB haben Rechtsverbindlichkeit. Der DACzählt zu den allgemein anerkannten Regeln der pharma-zeutischen Wissenschaft, ihm angeschlossen ist das NeueRezeptur-Formularium (NRF), eine Sammlung zeitgemäßerRezepturvorschriften, welche vom ZentrallaboratoriumDeutscher Apotheker bearbeitet und regelmäßig aktuali-siert wird. Darüber hinaus kann der Apotheker auf auslän-dische Pharmakopöen zurückgreifen, wie z. B. das Schwei-zerische Arzneibuch Ph. Helv. (Pharmacopoea Helvetica).

Findet sich zu einem bestimmten Öl keine Prüfvorschriftin einem relevanten Arzneibuch, kann die Apotheke eigeneVorschriften mit den entsprechenden Kriterien festlegenund daraus firmeninterne Monographien erstellen. DiePrüfverfahren müssen dabei den Vorschriften des Arznei-buchs entsprechen. Identität und Reinheit werden mittelsDichte, optischer Drehung, Brechungsindex und mit Hilfeder Dünnschichtchromatographie bestätigt. Weitere Eigen-

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schaften sind Farbe, Geruch/Geschmack, Löslichkeit undMischbarkeit. Außerdem wird auf eventuelle Verharzungs-produkte und Verunreinigungen getestet. Idealerweise wer-den auch die einzelnen Bestandteile des Vielstoffgemischesper Gaschromatographie mit angeschlossenem Massen-spektrometer genau ermittelt. Für das Erfüllen der Arznei-buch-Qualität ist darüber hinaus eine Prüfung auf Pestizid-Rückstände unbedingt erforderlich.

Es ist rechtlich nicht möglich, ätherische Öle, die als Be-darfsgegenstand zur Raumbeduftung zugelassen sind, zurHerstellung von Kosmetika oder Arzneimitteln zu verwen-den. Hierfür müssen erst die entsprechenden Prüfvor-schriften erfüllt sein.

Die Aromatherapie legt Wert auf authentische und genuine ÖleUm sicherzustellen, dass ein aromatherapeutisch qualitativhochwertiges Öl vorliegt, sind exakte Angaben zu folgen-den Kriterien notwendig:

– lateinisch-botanische Bezeichnung der StammpflanzeChemotyp (CT)

– verwendeter Pflanzenteil– Anbauarten, Qualitäten– Herkunftsland/Anbaugebiet– Gewinnungsverfahren

Wie wichtig die Information darüber ist, welcher Teil derPflanze extrahiert wurde, lässt sich am Beispiel der Bitter-orange sehr gut darstellen: Werden die Fruchtschalen ge-presst, so entsteht Bitterorangenöl. Bei der Destillation vonBlättern, Zweigen und unreifen Früchten der Bitterorangeentsteht dagegen Petit-Grain-Öl. Die Destillation der Blü-ten wiederum ergibt Neroliöl. Alle drei Öle unterscheidensich erkennbar in Duft und Wirkung.

Ebenso beeinflusst das Gewinnungsverfahren das Duft-und Wirkspektrum eines Extraktes, denn je nach Methodewerden unterschiedliche Inhaltsstoffe aus dem Pflanzen-material gelöst. So besitzen Öl, Absolue oder Essenz ganzunterschiedliche Wirkungen und Düfte, wie z. B. beim Ro-senöl zu sehen ist.

Auch im Hinblick auf mögliche Rückstandsbelastungenspielt die Qualität eine wichtige Rolle, gerade bei Frucht-schalenpressungen ist kbA oder Demeter-Qualität unbe-dingt erforderlich.

Arzneibuchqualität versus aromatherapeutischerAnspruchMacht die Arzneibuch-Monographie bzw. der Hersteller/Lieferant des ätherischen Öls keine Angaben zu den o. g.Kriterien, ist der Apotheker gefordert, ein den Qualitätskri-terien der Aromatherapie und des Arzneimittelgesetzesentsprechendes ätherisches Öl auszuwählen und zu ver-

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wenden. Dies gilt vor allem im Hinblick auf Stammpflan-zen, denn hier unterscheidet das Arzneibuch nur nach Pro-venienzen, also den Herkunftsländern, und nicht nachChemotypen. So wird z. B. beim Rosmarinöl unterschiedenzwischen dem spanischen Rosmarin (entspricht dem CTBorneon), dem marokkanischen oder dem tunesischen (CTCineol).

Die Unterscheidung zwischen Lavandula officinalis undLavandula hybrida kennt das Arzneibuch ebenfalls nicht,hier ist nur L. officinalis geläufig.

Bei den Eukalyptusölen erlaubt das Arzneibuch nur diecineolreichen Eukalyptusarten wie Eucalyptus radiata, derbelebend und durch seinen Cineol-Gehalt gut schleimlö-send wirkt, oder aber den Eucalyptus globulus. Dieser hateine ähnliche Wirkung wie Eucalyptus radiata, ist aberdurch seinen Ketongehalt bei Asthmatikern, Kleinkindernund Schwangeren kontraindiziert. Nicht im Arzneibuch ge-nannt wird der in der Aromatherapie häufig geforderte Eucalyptus citriodora, der sehr gut verträglich, ausglei-chend und entzündungshemmend ist. Allerdings enthältdieser kein Cineol, sondern ist reich an Aldehyden. Deshalbwird er sehr gerne auch in Aromamischungen für Kinderverwendet.

Verschiedene Chemotypen stammen immer von einergemeinsamen Stammpflanze ab. Aber je nach Anbauge-biet, UV-Einwirkung, Klima und Wachstumsbedingungenweisen sie einen unterschiedlichen Gehalt an Inhaltsstoffenauf und wirken damit auch unterschiedlich.

So kann es sein, dass ein aus Thymus vulgaris destillier-tes und als Arzneibuchqualität deklariertes Öl das milde,gut hautverträgliche Linalool als Hauptkomponente ent-hält, wenn es sich dabei um den CT Linalool handelt, oderaber das stark reizende Phenol Thymol, wenn das Öl aus

dem CT Thymol gewonnen wurde. Therapeuten wie Apo-thekenpersonal müssen den entsprechenden Chemotypenbenennen können, um Qualität und Wirkung zu gewähr-leisten bzw. unerwünschte Wirkungen zu vermeiden, dennThymian CT Thymol wäre beispielsweise zu stark hautrei-zend für Anwendungen auf Kinderhaut. Dies bedeutet,dass z. B. auf einem Heilpraktikerrezept für Hustenzäpf-chen mit Thymus vulgaris auch der Chemotyp angegebenwerden muss – im Zweifel hat die Apotheke die Pflicht,beim Rezeptaussteller nachzufragen.

Qualität der TrägerstoffeNeben den ätherischen Ölen spielen auch die Auswahl derTrägerstoffe und deren Qualität eine herausragende Rolle.Hier kommen z. B. fette Pflanzenöle für ein Körperöl oderSheabutter als Salbengrundlage in Frage. Dazu gibt esebenfalls entsprechende Arzneibuch-Monographien. DieAromatherapie verwendet weder Mineralöle noch raffi-nierte Pflanzenöle. Da ätherische Öle in der Lage sind, diePermeabilität (also die Durchlässigkeit) unserer Hautbar-riere zu erhöhen, ist es besonders wichtig, auf native undrückstandsfreie Trägerstoffe zu achten. Viele Unverträglich-keitsreaktionen sind auf qualitativ minderwertige Grundla-genstoffe zurückzuführen.

Praktische UmsetzungZur Herstellung einer Zubereitung kann sich die Apothekefertiger Standardrezepturen (z. B. aus dem NRF) bedienen,Verordnungen von Therapeuten ausführen oder bei ent-sprechender Erfahrung im Gespräch mit dem Kunden eineindividuelle Rezeptur festlegen. Wichtig ist, im Kundenge-spräch zunächst zu klären, bei welchem Patienten die Re-zeptur angewendet werden soll, Kontraindikationen zu be-rücksichtigen und sich dann Gedanken zu machen, welcheÖle bei genauer Definition von Stammpflanze und etwai-gen Chemotypen sich in geeigneter Konzentration einset-zen lassen. Häufig ist es auch der Fall, dass Kunden mit Re-zepturempfehlungen aus Büchern und Zeitschriften in dieApotheke kommen und diese anfertigen lassen möchten.Ein typisches Beispiel dafür ist ein Bronchialbalsam mit fol-genden Inhaltsstoffen:

– Eukalyptusöl 2,5 g– Thymianöl 2,5 g– Melissenöl 2,5 g– mikrokrist. Paraffin 25,0 g– weißes Vaselin zu 100,0 g

Bei solch einer Rezeptur fällt sofort auf, dass alle ätheri-schen Öle der Mischung unabhängig von Duftnote, Inten-sität oder Preis zu gleichen Teilen enthalten sind (der Re-zeptaussteller verwendet hierfür das Kürzel aa = ana partesaequalis). Ein wichtiger Aspekt in der Aromatherapie ist je-doch die „Nasenfreundlichkeit“ der Mischungen, das heißtdie ätherischen Öle sollten möglichst so kombiniert wer-

F·O·R·U·M 35·2010Aromatherapie

GMP: Good Manufacturing Practice, festgelegte Grundregeln derWeltgesundheitsorganisation (WHO) zur Herstellung von Arzneimit-teln und zur Sicherung der Qualität. Einfach zu übersetzen mit:„Gute Manieren beim Produzieren“INCI: International Nomenclature of Cosmetic Ingredients, eine in-ternationale Richtlinie für die korrekte Bezeichnung und Angabe derInhaltsstoffe von Kosmetika.leave-on: „bleibt auf der Haut“, in diesem Zusammenhang alle Kosmetikprodukte, die nach Auftragen auf der Haut oder den Haaren verbleiben, z. B. Creme, Parfüm, Haarfestigerphysiologische Hautdiffusion: alle Arten von Gas-, Flüssigkeits- undTeilchenaustausch, die beim gesunden Menschen über die Hautstattfinden.ppm: parts per million = „Teile von einer Million“, steht für die Zahl10 –6 und wird in der Wissenschaft für den millionsten Teil verwendet rinse-off: „wird abgewaschen”, in diesem Zusammenhang alle Kosmetikprodukte, die nach Auftragen auf die Haut wieder abge-waschen werden, z. B. Duschgels, Haarwaschmittel, Badezusätzesensibilisierende Stoffe („Sensstoffe“): 26 Duftstoffe, die ab bestimmten Konzentrationen in Kosmetika einzeln gekennzeichnetwerden müssen. Darunter sind vor allem die Stoffe, die europaweitam häufigsten bei Menschen Allergien hervorrufen, wenn ihr Gehalteinen bestimmten Grenzwert überschreitet.viruzid: virustötend

Glossar

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Nathalie WechsPharmazeutisch-Technische Assistentin (PTA). Weiterbildungen zur

Fach-PTA für Ernährung, Ernährungs- und Diätberaterin sowie

Fach-Beraterin für Kosmetik und Dermopharmazie (IHK). Darüber

hinaus Besuch zahlreicher Fortbildungskurse auf dem Gebiet der

Aromatherapie. Seit 2006 in der Bahnhof-Apotheke tätig mit den

Schwerpunkten Beratung, Herstellung von Aromamischungen,

Messepräsentationen. Seit 2007 auch Referentin in den Bereichen

Ernährung und Aromatherapie.

die Autorin

Literatur:– DAB-10-Kommentar für Studierende, Wissenschaftliche Erläuterungen

zum Deutschen Arzneibuch, 10. Ausgabe, Frankfurt, Govi Verlag und Stuttgart, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 1991.

– Europäisches Arzneibuch (Ph. Eur. 6.0), Grundwerk 2008 und Nach-träge 6.1–6.4, amtliche deutsche Ausgabe. Deutscher Apotheker Verlag, Stuttgart 2008–2010.

– Hunnius pharmazeutisches Wörterbuch. 8., neu bearb. und erw. Aufl. de Gruyter, Berlin u. New York 1998.

– Stadelmann, Ingeborg: Bewährte Aromamischungen. Mit ätherischen Ölen leben – gebären – sterben. 4. Aufl., Stadelmann Verlag, Wiggensbach 2006.

– Werner, Monika / von Braunschweig, Ruth: Praxis Aromatherapie. 2., aktual. Aufl., Haug, Stuttgart 2009.

– www.bvl.bund.de– www.gesetze-im-internet.de

den, dass sich ein runder und angenehmer Duft ergibt.Dazu werden die Öle in sogenannte Kopf-, Herz-, und Basisnoten eingeordnet, welche man dann in unterschiedli-chen Mengenverhältnissen mischt. Die Geruchsintensitätund Wirkstärke sind sehr unterschiedlich und sollten beimFestlegen der Tropfenzahl entsprechend berücksichtigtwerden.

Auch ist die Verwendung von Paraffin und Vaselin nichtgeeignet, da beide Stoffe aus der Erdölproduktion stam-men. Sie bestehen aus gesättigten Kohlenwasserstoffenund sind deshalb absolut reaktionsträge, man sagt auchinert. Sie lassen sich mit einer Vielzahl von Stoffen interak-tionslos mischen und sind sehr lange haltbar. Der Nachteilist, dass sie auf der Haut einen nahezu undurchlässigenFilm bilden, dadurch zu Stoffwechseleinschränkungen füh-ren können und die physiologische Hautdiffusion bein-trächtigen. Sie können zum Aufquellen der Hornschichtund dadurch zu einer verminderten Hautbarriere führen.Zusammen mit ätherischen Ölen kann es so sehr leicht zuunerwarteten Reizwirkungen und Unverträglichkeitenkommen. Des Weiteren sind in dieser Rezeptur weder kon-krete Stammpflanzen noch Chemotypen der verwendetenätherischen Öle definiert.

Für den Kunden ist darüber hinaus häufig der Preis einerMischung ausschlaggebend, deshalb sollte sich die Apo-theke bemühen, Mischungen zu einem erschwinglichenPreis herzustellen. Die 2,5 g Melissenöl in der oben aufge-führten Bronchial-Mischung kosten für sich genommenschon über 50,00 € und sind somit nicht für jeden Kundenbezahlbar. Möglicherweise ist aber hier nicht die echte Me-lisse (Melissa officinalis) gemeint, sondern Melissa indi-cum, das viel billigere Citronellaöl, oder „Oleum ‚Melissae‘rectific.“, eine Mischung aus Citronella- und Zitronenöl.Beide Öle haben trotz ihrer Bezeichnungen nichts mit derechten Melisse zu tun, besitzen auch nicht deren beruhi-gende und viruzide Eigenschaften, sind aber weitaus preis-werter als echtes Melissenöl. Alles zusammengenommen, muss das Beratungsziel in derApotheke sein, ein wirksames und verträgliches Produktmit einer angenehmen Duftnote und zu einem bezahlba-ren Preis herzustellen. Selbstverständlich darf der Hinweisauf sachgerechte Anwendung der Rezeptur nicht fehlen.

Oft sind Bücher, die Aromainteressierte zu Rate ziehen,veraltet oder praxisfremd. Manche Kunden sind vom Ein-kauf beim Discounter geprägt und wissen deshalb nicht,dass hochwertige ätherische und fette Pflanzenöle ihrenPreis haben. Neben Wissen und Erfahrung sowie einemhohen Qualitätsbewusstsein ist daher auch eine gute undvertrauensvolle Kommunikation zwischen Kunde und Apo-thekenpersonal notwendig, um einen sicheren und qualita-tiv hochwertigen Einsatz der Aromatherapie in der Apo-theke zu gewährleisten.

Um dem Spannungsfeld Kundenwunsch, Fachwissenund Preis gerecht zu werden, könnte die Bronchialrezepturfolgendermaßen verbessert werden:

Milder Bronchialbalsam:– Cajeput 1,0 g– Lavendel fein 1,5 g– Zirbelkiefer 1,5 g– Niaouli 0,5 g– Thymian CT Linalool 0,5 g– Johanniskrautöl 50,0 g– Bienenwachs 5,0 g– Sheabutter 20,0 g– Wollwachs SP 20,0 g

Dies entspricht einer qualitativ hochwertigen und sicherenIndividualrezeptur: Sie ist angenehm im Duft, das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt auch und sie berücksichtigtgesetzliche Grundlagen ebenso wie aromatherapeutischeQualitätsanforderungen, pharmazeutisches Know-how undKundenanspruch.

AusblickDas steigende Interesse an Zubereitungen mit ätherischenÖlen ist für die Apotheken eine große Chance, ihr altes„Hand“-Werk fortzusetzen und ihre Kompetenz und ihrKönnen unter Beweis zu stellen. Die Vernetzung mit The-rapeuten, eine kontinuierliche Weiterbildungspraxis sowieQualitätsmanagement in der Apotheke gewährleisten denKunden, umfassend und nach neuestem Wissensstand be-raten, aufgeklärt, beliefert und versorgt zu werden.

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Bahnhof�Apotheke

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Es gibt eine ungeheure Fülle an unterschiedlichen ätheri-schen und fetten Ölen, die im Gesundheitswesen oderanderen Bereichen eingesetzt werden. Eine große Heraus-forderung besteht darin, deren Echtheit zu garantieren.Daher werden immer wieder neue Methoden entwickelt,um die Ausgangsmaterialien und auch die ätherischenund fetten Öle direkt zu überprüfen. Eine dieser Metho-den, nämlich die Untersuchung der DNA, soll hier be-sprochen werden.

EinleitungDurch die Vielzahl der Ausgangsmaterialien für ätherischeund fette Öle und ihre oft nicht einfache Bestimmung sindVerwechslungen durchaus möglich. Bei teuren Ölen ist oftauch die Versuchung gegeben, sie, um einen höheren Pro-fit zu erzielen, durch billigere Öle zu verfälschen (vertau-schen oder beimischen; vgl. dazu auch F·O·R·U·M Nr. 34,S. 32–36). Daher ist es wichtig, Methoden zu haben, umdiese Ausgangsmaterialien zu überprüfen.

Die erste Möglichkeit ist die korrekte botanische Be-stimmung der Art, die man kultiviert oder wild sammelt.Ein besonders wichtiger Punkt dabei ist das Training derLandwirte oder Sammler, gesuchte Arten korrekt zu identi-fizieren. Eine weitere Möglichkeit ist die makro- und mi-kroskopische Untersuchung des geernteten Materials. Diesist oft nicht ganz einfach, wenn es sich beispielsweise umWurzeln handelt. Probleme gibt es hier besonders bei nahmiteinander verwandten Arten, die morphologisch nur sehrschwer voneinander zu unterscheiden sind. Eine weitereMöglichkeit der Überprüfung besteht in der chemischenAnalyse der ätherischen und fetten Öle. Dies ist heute dieStandardmethode, die auch eine Untersuchung des Pro-duktes entlang der Handelskette bis zum Konsumenten er-laubt. Allerdings schützt auch dies nicht vor „Aufbesserun-gen“ (Verfälschungen), da man hier ja nur eine chemischeZusammensetzung überprüfen kann, nicht aber die bota-nischen Arten identifiziert, aus denen das Produkt gewon-nen wurde. Eine neue Möglichkeit ist in anderen Bereichenbereits etabliert, etwa in der Forensik oder bei der Über-prüfung von Lebens- und Futtermitteln auf Organismen,deren Erbanlagen mittels gentechnischer Methoden ge-zielt verändert wurden (gentechnisch veränderte Organis-men, GVO): Die Verwendung der DNA zur Identifizierung.

DNADNA steht für „deoxyribonucleic acid“, zu deutsch „Des-oxyribonukleinsäure“, und bezeichnet das Erbmaterial inder Zelle. Wenn wir von der DNA (in der Einzahl) sprechen,so geht es eigentlich um zwei Moleküle, die durch Wasser-stoffbrückenbindungen miteinander verbunden sind. Eshandelt sich um ein langes Polymer, das aus vielen Unter-einheiten, den Nukleotiden besteht. Jedes Nukleotid be-steht aus einem Phosphat-Rest, einem Zucker und einervon vier organischen Basen mit den Kürzeln A, T, G und C.Die Wasserstoffbrückenbindungen der beiden Molekülekönnen nur zwischen A und T bzw. zwischen G und C auf-gebaut werden. Das heißt, die beiden DNA-Stränge sindzueinander komplementär, sodass man aus der Sequenzeines Stranges sofort die Sequenz des zweiten (komple-mentären) Stranges erstellen kann.

Die Abfolge dieser Basen in gewissen Abschnitten derDNA, den Genen, ist der Code für den Bau wichtiger Pro-teine, die als Baumaterial dienen, aber auch Katalysatorenin chemischen Prozessen (Enzyme) sind. Im ersten Schrittwird die DNA-Sequenz der Gene abgelesen und in dieKomplementärsequenz übersetzt, die sogenannte Boten-RNA. Diese wird zum Ort der Proteinsynthese transportiertund im nächsten Schritt erfolgt die Proteinsynthese. Dabeiwerden die Bausteine der Proteine, die Aminosäuren, an-hand der Abfolge der Basen an der Boten-RNA ausge-wählt. Jeweils 3 Basen kodieren eine Aminosäure, dasheißt die Abfolge von jeweils drei Basen bestimmt, welcheAminosäure als nächste in das Protein eingebaut wird.

Die Anordnung der organischen Basen an der DNA (Se-quenz) ist, bedingt durch ständige Mutationen und durchdie neue Zusammenstellung der elterlichen Chromosomen,von Individuum zu Individuum verschieden. Die Abfolgeder Basen kann mit verschiedenen biochemischen Metho-den bestimmt werden (DNA-Sequenzierung).

DNA-Barcoding (DNA-Etikettierung)Obwohl jedes Individuum eine eindeutige DNA-Sequenzbesitzt, ähneln sich verwandte Organismen in der Se-quenz, weil ja ein Großteil der elterlichen DNA erhaltenbleibt. Dadurch ist es möglich, die Verwandtschaft von Or-ganismen zu studieren und sie anhand der DNA-Sequenz

Dr. Johannes Novak

Identifizierung von ätherischen und fettenÖlen mit Hilfe der DNA

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einer gewissen Gruppe (einer Art oder einer Familie) zuzu-ordnen. Diese Form der Artbestimmung wird heute alsDNA-Barcoding (DNA-Etikettierung) bezeichnet. Bei Tie-ren kann zur Identifizierung der Art eine kurzer DNA-Ab-schnitt aus einem Gen, das für ein bestimmtes Enzym ko-diert, herangezogen werden (eine aus 648 Basenpaarenbestehende Region des Gens der Untereinheit I der Cyto-chrom-c-Oxidase).

Bei Pflanzen ist es nicht so einfach. Nur eine Genregionkann nicht alle Arten bestimmen, es müssen unterschiedli-che Regionen untersucht werden, wobei man mit zwei bisdrei Genregionen zumeist zum Ziel kommen wird. BeimDNA-Barcoding wird zuerst die DNA extrahiert und dieDNA-Sequenz bestimmt (sequenziert). Danach wird dieDNA-Sequenz mit den Sequenzen einer Datenbank abge-glichen und auf Übereinstimmung überprüft. Ist dieselbeArt in der Datenbank vorhanden, gibt es eine große Über-einstimmung in der DNA-Sequenz.

Pflanzen, die derselben Art angehören, die aber ausgeographisch vollkommen unterschiedlichen Regionenstammen, werden sich wiederum in der DNA-Sequenzstärker voneinander unterscheiden als wenn sie nebenein-ander wachsen würden. Allerdings noch nicht so stark,dass sie einer anderen Art zuzurechnen sind. So wird an-hand der DNA-Analyse auch ein geographischer Her-kunftsnachweis möglich.

Nachweis in ExtraktenDie DNA ist ein Molekül, das erstaunlich widerstandsfähigund langlebig ist. So ist es vor kurzem gelungen, dasGenom des Neandertalers zu sequenzieren. Daher ist esauch möglich, einen DNA-Nachweis in prozessierten Le-bens-, Futter- oder Arzneimitteln wie etwa in vermahlenenProdukten, fetten Ölen, oder bei Produkten, die erhitztwurden, zu führen. Viele der Verarbeitungsschritte über-steht die DNA mehr oder weniger unbeschadet. Allerdingskann es unter sehr extremen Bedingungen oder mit demAlter zu chemischen Modifikationen und Brüchen in die-sem langen Polymer kommen, die man als Degradierungbezeichnet. Mit einer derart veränderten DNA funktionie-ren dann viele Nachweismethoden nicht mehr.

Ein wichtiges Hilfsmittel bei derartigen Nachweisen unddie wichtigste Technologie in der Molekularbiologie ist diePCR (polymerase chain reaction, Polymerase-Kettenreak-tion), die es ermöglicht, einen kurzen Abschnitt der DNA(meist bis zu 1 000 Basenpaaren lange Sequenzen) in vitrozu vermehren. Die Vermehrung erfolgt mit Hilfe der DNA-Polymerase, ein Enzym, das in der Lage ist, die DNA aufzu-bauen. Das Verfahren läuft in wiederkehrenden Zyklen ab,wobei die DNA, die in einem Zyklus generiert wurde, imnächsten Zyklus wieder eingesetzt wird, sodass es in jedemZyklus zur Verdoppelung der Menge an DNA kommt. In

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der Praxis heißt dies, dass man von einem Abschnitt auseinem Molekül DNA zu Beginn nach 31 Zyklen ca. eineMilliarde Kopien angefertigt hat. Diese Menge ist dannausreichend, um einen Nachweis zu führen. Daher kannein Produkt auch noch überprüft werden, wenn es nurkleinste Spuren an DNA enthält. Ein Beispiel für eine solcheÜberprüfung ist die Analyse von verschiedenen Kamillen-produkten. Dabei konnte festgestellt werden, dass ineinem kommerziellen Extraktfluid eine andere Pflanze bei-gemengt war (vgl. Abb. 1).

Wie oben bereits erwähnt, können auch fette Öle gut überdie DNA bestimmt werden. Das hat derzeit besondere Be-deutung, um die Sortenechtheit von Olivenöl, aber aucheine Beimischung von fremden Ölen überprüfen zu kön-nen. Eine Beimischung von Haselnuss- oder Mandelöl zuOlivenöl von weniger als 5 % ist chemisch nicht mehrnachweisbar. Hier besteht nur über die DNA-Analyse dieMöglichkeit, diese Zumischungen zu detektieren.

Nachweis in ätherischen Ölen?Es stellt sich natürlich die prinzipielle Frage, ob denn auchein DNA-Nachweis in einem ätherischen Öl möglich ist.Rein prinzipiell wäre es vorstellbar, dass geringste Spurenvon DNA auch im ätherischen Öl zu finden sein dürften.Allerdings wäre hier der Nachweis noch wesentlichschwieriger als bei einem fetten Öl oder Extrakt: Währenddas fette Öl oder das Extraktionsmittel nur durch Filtrationvom Pflanzenmaterial getrennt wird, erfolgt bei der Destil-lation ätherischer Öle die Trennung über die Dampfphase,wobei sicher nur geringste Spuren an DNA „mitgerissen“werden. So kommt es, dass der Nachweis von DNA im äthe-rischen Öl noch nicht gelungen ist. Eine gute Einsatzmög-lichkeit in der Qualitätssicherung von ätherischen Ölenwäre aber der Nachweis des Streckens von ätherischenÖlen mit fetten Ölen. Man könnte mit molekularbiologi-schen Methoden nachweisen, dass und mit welchem fet-ten Öl ein ätherisches Öl verfälscht wurde, und in derFolge auch die Beimischung quantitativ erfassen.

QuantifizierungDurch ständiges Messen der in jedem Zyklus erzeugtenProdukte während der PCR ist es möglich, auch die Aus-gangsmenge an DNA festzustellen und somit zum Beispiel

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Abb. 1: Ausschnitt der DNA-Sequenz von Kamillenprodukten: Tee, Tinktur und Extraktfluid. Im Extraktfluid konnte eine zweite Sequenzentdeckt werden, die einer bisher unbekannten Pflanze zuzuordnen ist (Beimengung zur Kamille).

Literatur:– Chase, Mark W. / Fay, Michael F.: Barcoding of Plants and Fungi.

Science 2009, 325, 682–683.– Europäische Kommission: Regulation (EC) No 1830/2003 of the

European parliament and the council concerning the traceability and labelling of genetically modified organisms and the traceability of food and feed products produced from genetically modified organisms and amending directive 2001/18/EC. Off J Eur Union 2003, 268, 24–28.

– Mafra, Isabel / Ferreira, Isabel M.P.L.V.O. / Oliveira, M. Beatriz P.P.: Food authentication by PCR-based methods. European Food Research and Technology 2008, 227, 649–665.

– Novak, Johannes / Grausgruber-Gröger, Sabine / Lukas, Brigitte: DNA-based authentication of plant extracts. Food Research Internatio-nal 2007, 40, 388–392.

– Holzapfel, Bianca / Wickert, Lucia: Die quantitative Real-Time-PCR (qRT-PCR). Biologie in unserer Zeit 2007, 37, 120–126.

Dr. Johannes NovakStudium der Landwirtschaft an der Universität für Bodenkultur in

Wien. Derzeit tätig am Institut für Angewandte Botanik, Veterinär-

medizinische Universität Wien. Der Schwerpunkt der Arbeiten

liegt in der Verbesserung der Qualität von Arznei- und Gewürpflan-

zen (Pflanzenzüchtung, phytochemische und molekularbiologische

Methoden) bzw. in deren DNA-basierter Identifizierung.

Kontakt: [email protected]

der Autor

Ätherische Öle sind hochwirksame Substanzen, die –falsch angewendet oder zu hoch dosiert – zu Neben-wirkungen führen können. Halten Sie sich deshalb bittegenau an die Anleitungen und angegebenen Dosierun-gen der Autorinnen und Autoren, und verwenden Sienur hochwertige Öle. Die Angaben über Dosierung undApplikation erfolgen außerhalb der Verantwortung derRedaktion und des Vereins FORUM ESSENZIA e.V. Alleempfohlenen Rezepturen und Behandlungsmaßnahmenhaben sich in der naturheilkundlichen Praxis der Auto-ren bewährt. Jede Leserin, jeder Leser ist jedoch aufge-fordert, in eigener Verantwortung zu entscheiden, obund inwieweit sie/er die ätherischen Öle einsetzt.

Wichtiger Hinweis der Redaktion!

Zumischungen quantitativ zu erfassen (quantitative PCR,qPCR). Dieses Verfahren wird im Bereich der Lebens- undFuttermittel momentan vorwiegend dazu eingesetzt, umdie Zumischung von gentechnisch veränderten Pflanzen(GVO) zu Lebens- und Futtermitteln quantitativ erfassenzu können, da hier in Europa ein gesetzlich geregelterGrenzwert von 0,9 % existiert; Beimengungen von GVOs,die diesen Wert überschreiten, müssen deklariert werden.Zukünftig werden sicherlich auch Methoden im Bereichder Arznei- und Gewürzpflanzen und deren Produkte ent-wickelt werden, um eine Quantifizierung von Beimengun-gen zu ermöglichen.

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Für die praktische Umrechung und die Erstellung einer Rezeptur sollen hier zwei Beispiele angegeben werden.Eine das Immunsystem anregende Mischung für die Erkältungszeit könnte folgendermaßen aussehen:

Zitrone 5 Tr. = 0,15 gSalbei 3 Tr. = 0,08 gYsop 3 Tr. = 0,09 gAngelikawurzel 1 Tr. = 0,03 gSonnenblumenöl ad 30 ml

Aber Vorsicht: Häufig wird der Fehler gemacht, Gewicht(Masse) und Volumen gleichzusetzen. Gramm entsprichtnicht Milliliter! Hier muss auf die Dichte der Flüssigkeit geachtet werden!

Denn: Dichte = Masse / VolumenDie Dichte gibt das Gewicht von 1 ml ätherischem Öl an.

In unserem Fall: Dichte Zitronenöl = 0,85 g/ml

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Immer wieder eine Herausforderung besonderer Art ist dierichtige Dosierung von ätherischen Ölen, sei es im Haus-gebrauch oder in der Praxis, bei therapeutischen oder beiWohlfühlanwendungen. In Büchern, Seminaren, Ausbil-dungen und auch im Internet finden sich Rezepturen fürdas Erstellen einer ätherischen Körper- oder Massageölmi-schung entweder mit Tropfenzahlangaben und/oder pro-zentualen Angaben. In der Apotheke nachgefragt, wie vieldenn nun in der Rezeptur eingemischt wird, hören wir wo-möglich von Gramm (g) und Milligramm (mg) aa ad in fet-tem Pflanzenöl (Erläuterung s. S. 24).

Wie viel wiegt denn nun ein Tropfen ätherisches Öl?Das hängt vom einzelnen Öl ab! Um etwas Licht ins Dun-kel des Duftes zu bringen, möchten wir an dieser Stelle inloser Reihenfolge ätherische Öle mit ihren Gewichten undder entsprechenden Tropfenzahl vorstellen.

Aufgelistet werden ätherische Öle mit ihrer Stamm-pflanze, der zugehörigen Gattung und der Gewinnungsart.Die ausgewählten Öle zeigen die Verschiedenheit der Ge-wichtsangaben. Es wurden zudem Öle aus allen Duftebe-nen, also Kopf-, Herz- und Basisnoten gewählt.

Ingeborg Stadelmann

Ätherische Öle richtig dosieren –Tropfen oderGewichtseinheit?

Das Gewicht bezieht sich auf jeweils 10 Tropfen ätherisches Öl:Zitrone (Citrus limon, Rutaceae, Schalenpressung) 0,29 gLimette (Citrus aurantiifolia, Rutaceae,

Schalenpressung) 0,33 gOrange (Citrus sinensis,Rutaceae, Schalenpressung) 0,26 gSandelholz (Santalum album, Santalaceae, Holz) 0,33 gVetiver (Vetiveria zizanioides, Poaceae/Gramineae,

Wurzel) 0,35 gAngelika (Angelica archangelica, Apiacea, Wurzel) 0,26 gYsop (Hysoppus officinalis, Lamiaceae, Kraut) 0,29 gSalbei (Salvia officinalis, Lamiaceae, Kraut) 0,27 gSchafgarbe (Achillea millefolium,

Asteraceae/Compositae, Blüten) 0,30 gYlang-Ylang (Cananga odorata, Annonaceae,

Blüten) 0,29 g

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Daraus ergibt sich:Volumen (ml) = Masse (g) / Dichte (g/ml)

Hier also:Volumen (Zitronenöl) = 0,15 g / 0,85 g/ml = 0,18 ml5 Tr. Zitronenöl = 0,15 g Zitronenöl = 0,18 ml Zitronenöl

Oft findet man in Rezepturen auch Angaben in Volumen-prozent. Auch dazu ein Beispiel:

1 Vol% Zitronenöl in 10 ml Jojobawachsdas heißt: 0,1 ml auf 10 ml

Die exakte Gewichtsangabe errechnet sich aus der obengenannten Formel: Masse = Dichte x Volumen

Masse (Zitronenöl) = 0,85 g/ml x 0,1 ml = 0,085 gAlso: 0,1 ml Zitronenöl = 0,085 g Zitronenöl = 2,83 Trop-fen Zitronenöl

Das Wissen um Tropfengewicht und Dichte ist wichtig,denn nur so kann in der Apotheke eine Individualrezepturvom Therapeuten für den Kunden exakt erstellt werden,egal ob Tropfenzahl oder Gramm angegeben sind. Zu Hau-se können wir uns jetzt also auch den mathematischenSpaß erlauben und die Dichte, das Volumen und die Massegenau ausrechnen – oder wir mischen einfach 5 TropfenOrange, 2 Tropfen Rose, 2 Tropfen Sandelholz und 3 Trop-fen Ylang-Ylang in einem Becher Sahne mit zwei EsslöffelHonig für ein Aromabad, genießen und entspannen in die-sem Wohlgeruch und freuen uns, dass sich Fachspracheund Aromaexpertensprache wieder ein Stückchen nähergekommen sind.

Anmerkung: Im häuslichen Alltag kann und darf jedefrauund jedermann für sich und die eigene Familie nach Lustund Laune mischen. In einer therapeutischen Praxis kannjeder Therapeut für Kunden/Patienten eine Individualre-zeptur zur Behandlung anmischen. Ist diese im Preis inbe-griffen, darf der Rest natürlich mit nach Hause gegebenwerden. In der Behandlungsvereinbarung, bzw. in der haus-internen Dokumentation wird die Aufklärung und Einver-ständniserklärung des Kunden/Patienten ebenso aufbe-wahrt wie die verwendete Rezeptur, so dass eine weitereBehandlung jederzeit durchgeführt werden kann.

Die Autorin bedankt sich für die Unterstützung bei den Mitarbeiterinnender Bahnhof-Apotheke, Kempten.

F·O·R·U·M 35·2010 Anbau & Herstellung

Seit zwei Jahren produziert die Firma „Mountain Herbs“ätherische Öle in den Bergen Usbekistans. Die pflanzli-chen Rohstoffe dafür werden in den abgelegenen Bergre-gionen wild gesammelt und vor Ort destilliert. Die Firmasetzt dabei auf Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeitund ist stolz auf ihre naturreinen und z. T. seltenen Pro-dukte.

Ätherische Öle sind ein Stück echte Natur: Sie sind dieSeele der Pflanzen, speichern die Energie der Sonne, dieGeheimnisse des Mondes, die Kraft des Wassers und desWindes. All das spürt man beim Einatmen der wundervol-len Düfte. Die therapeutischen Einflüsse ätherischer Ölesind wissenschaftlich nachgewiesen, vielfältig und sanft.Die Anwendung von ätherischen Ölen ist sehr angenehm.Viele unangenehme Behandlungsvorgänge wandeln sichin Wohlgefühl, weil die Essenzen nicht nur auf molekularerund neuro-humoraler Basis wirken, sondern auch auf psy-cho-emotionaler Ebene. Sie können so positive Emotionenund Gefühle von Behaglichkeit auslösen und haben da-durch auch eine stimmungsaufhellende Wirkung.

Besonders wollen wir hervorheben, dass die ätherischenÖle auch auf molekularer Basis wirken. Wissenschaftlerdes Grippe-Instituts der russischen Akademie der Medizinhaben herausgefunden, dass sie eine Wiederherstellungvon menschlichen Genen bewirken, sodass Alterungspro-

Danil Isakovund Jürg Müller (Übersetzung)

Ätherische Öle ausUsbekistan

Die Berge Zentralasiens sind eine Quelle für seltene Ätherisch-Öl-Pflanzen.

www.forum-essenzia.org

Immer aktuell: Auf unserer Website erfahren Siealles über die Aktivitäten und das Angebot von

FORUM ESSENZIA e.V. !

Page 32: FORUM

RohstoffbeschaffungNatürliche ätherische Öle sind Gemische aus flüchtigen li-pophilen Substanzen, die aus pflanzlichem Material ge-wonnen werden, meist durch Wasserdampfdestillation. Siehaben ein einzigartiges charakteristisches Aroma und wer-den als Rohmaterial in der Pharma-, Parfum-, Kosmetik-und Nahrungsmittelindustrie verwendet.

Die Wildsammlung für „Mountain Herbs“ erfolgt vonHand in abgelegenen Gebirgsregionen von Usbekistan(Chaktal-Kette des Tian-Shan-Gebirges) in Höhen von 1 000 bis 3 500 m über dem Meeresspiegel. In diesen Hö-henlagen ist das menschliche Handeln eingeschränkt unddeshalb können keine Pestizide, Herbizide oder andere gif-tige Chemikalien verwendet werden. Das gesammelte Pflan-zenmaterial wird innerhalb von 3 bis 12 Stunden nach derErnte in die Fabrik gebracht und dort unverzüglich weiter-verarbeitet.

Für die industrielle Anwendung werden nur Pflanzen-arten geerntet, die in den jeweiligen Regionen häufig vorkommen. Die Sammlung der Pflanzen darf nur mitSammlerbewilligungen der staatlichen Aufsichtsstelle Gos-biocontrol erfolgen. Es wird außerordentlich großen Wertdarauf gelegt, dass die Sammlung nachhaltig erfolgt undvon erfahrenen und trainierten Sammlern durchgeführt

32

zesse verlangsamt werden können (uznews.net 2009). DieAnwendung ätherischer Öle bewirkt also natürliche Schön-heit, Jugend, Gesundheit und gute Laune.

FirmengeschichteDie Firma „Mountain Herbs“ wurde 2008 gegründet undwurde vor allem bekannt durch die Herstellung von ätheri-schen Ölen aus Bergpflanzen Zentralasiens. Zuvor bereitshatte die Firma Wildpflanzen gesammelt und pflanzlicheTees produziert, in Zusammenarbeit mit dem wissenschaft-lichen Pflanzenproduktionszentrum „Botany“ der Akade-mie der Wissenschaften, Usbekistan. Auch diese Arbeitwird heute noch weitergeführt.

Der Grundstab der Firma besteht aus drei enthusiasti-schen Führungspersonen, die von ihren jeweiligen Fachar-beitern unterstützt werden:• technischer Leiter: Maltsev Ivan Ivanovich, promovierterBiologe, Leiter des Labors „Flora und pflanzliche Ressour-cen“ am wissenschaftlichen Pflanzenproduktionszentrum„Botany“ in Taschkent• Herstellungsleiter: Makarytchev Mikhail Fedorovich• Firmenleitung: Isakov Danil

Die Firma hat sich auf die Verarbeitung von wildgesam-melten Pflanzen aus Gebirgsregionen spezialisiert, da dieNachfrage nach neuen, natürlichen und umweltfreundli-chen Produkten am weltweiten Markt beständig wächst.Die Produkte werden in der Pharma-, Parfüm-, Kosmetik-und Nahrungsmittelindustrie verwendet. Mittlerweile bein-haltet der Produktkatalog der Firma siebzehn verschiedeneätherische Öle. Drei dieser Öle stammen von endemi-schen Pflanzen, die nur in Usbekistan wachsen: Artemisiapersica (persischer Beifuß, persian wormwood), Perovskiaangustifolia (Silberstrauch, russian sage) und Angelicatschimganica (angelica). Weitere zehn Öle werden ausPflanzen gewonnen, die ausschließlich im Gebiet von Zen-tralasien vorkommen, z. B. Artemisia tenuisecta (thin combwormwood), Juniperus seravschanica (Wacholder, juni-per), Origanum tyttanthum (Kirgisischer Majoran, Kirghizmarjoram).

F·O·R·U·M 35·2010Anbau & Herstellung

Rektifikationsanlagen für die Gewinnung der ätherischen Öle.

Im Vordergrund der Silberstrauch (Perovskia angustifolia).

Page 33: FORUM

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wird, damit der Bestand auf keinen Fall geschädigt wird.Aus diesem Grund sind die Rohstoffreserven kaum einge-schränkt und umfassen schätzungsweise mehrere hundertTonnen pro Jahr.

Nachdem im Jahr 2009 die Zertifizierung nach den EU-Bio-Richtlinien für die Wildsammlung abgeschlossen wer-den konnte, ist geplant, bis Ende 2010 auch noch die An-forderungen des FairWild-Standards zu erfüllen.

Firmenstandort und VerarbeitungDie Verarbeitungsanlage zur Gewinnung der ätherischenÖle befindet sich in den Bergen von Namagan. Die Ölewerden mittels Wasserdampfdestillation gewonnen, ohnejeglichen Zusatz von Chemikalien. So ist sichergestellt,dass ein naturreines Endprodukt entsteht.

Die Anlage besteht aus acht Rektifikationsanlagen, mitdenen 2 bis 3 Tonnen Rohmaterial verarbeitet werdenkönnen. Je nach Rohmaterial und der jeweiligen Wachs-tumsperiode der Pflanzen liegt die Ausbeute zwischen 0,01 % und 4 %.

Zur Zeit wird eine mobile Destillationsanlage gebaut,die es ermöglicht, in abgelegenen Regionen und im Hoch-gebirge direkt vor Ort zu produzieren. Die Pflanzen kön-nen dadurch innerhalb von 1 bis 3 h nach der Ernte verar-beitet werden, was eine größere Ausbeute und auch einebessere Qualität des Endprodukts zur Folge hat.

F·O·R·U·M 35·2010 Anbau & Herstellung

Grundprinzipien der Verarbeitung:• ausschließlich natürliche Ausgangs- und Inhaltsstoffe• Verwendung von reinem Bergwasser für die

Verarbeitung• schonende und energiesparende Verarbeitung durch die

Nutzung von natürlichen Prozessen (Wasserdampf-destillation)

• umweltfreundliche Verpackungen

Zertifizierungen:• Hygiene-Zertifikat des Gesundheitsministerium der

Republik Usbekistan• jährliche Bestätigung des Gesundheitsministeriums der

Republik Usbekistan, dass unser Produkte frei von toxischen und radioaktiven Substanzen sind

• EU-Bio-Zertifikat vom Institut für Marktökologie (IMO; Weinfelden, Schweiz), für die Wildsammlung und Verarbeitung gemäß den Anforderungen der Richtlinien(EC) Nr. 834/2007 und (EC) Nr. 889/2008.

Literatur:– Uznews.net: The medicine for an old age was found (Viktor

Krimzalov). 01.12.2009.

Danil Isakowausgebildeter Musiker, seit 2000 beteiligt an der Herstellung

pflanzlicher Tees aus wildwachsenden Bergkräutern beim

usbekisch-deutschen Unternehmen LORENA. 2008 gründete er

die Firma „Mountain Herbs LLC“, die er zur Zeit leitet.

Kontakt: www.mountainherbs.uz

in Europa: Comagra AG, [email protected]

der Autor

Persischer Beifuß (Artemisia persica; o.) und Wacholder (Juniperus seravschanica; u.).

Feng Shui Austria® | 2630 Buchbach bei Ternitz Nr. 22Telefon: +43 (0)2630 - 3 93 25 | +43 (0)676 - 6 12 51 [email protected] | www.fengshui-austria.com

Laufend Ausbildungenzum/zur ärztlich geprüften Aromatologen/in sowie Zusatzausbildungen

KursorteBuchbach/NÖ, Friedersbach/NÖ, Ried i. Traunkreis/OÖ

Mitglied der VagA und der ÖGwA

Ausbildungszentrum für AromatologieIngrid Kleindienst-JohnFeng Shui Austria®

Page 34: FORUM

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Ein Ölmazerat ist, im Idealfall, ein komplexes Naturpro-dukt, das durch das harmonische Zusammenspiel seinerGrundzutaten Pflanzenöl und Pflanzendroge, aber auchdurch eine ganze Reihe von Maßnahmen und Einfluss-faktoren bei der Ernte und Herstellung seine Wirksamkeiterhält. Pflanzliche Ölauszüge finden Verwendung als Nah-rungsmittel, in Kosmetikprodukten oder in der Naturheil-kunde. Mein Thema soll hier die klassische Mazerationdurch Sonnenlicht unter besonderer Berücksichtigung derÖlkomponente sein.

Der Begriff „Mazeration“Der Begriff Mazeration bzw. das Mazerieren leitet sich vomlateinischen „macerare“ ab, was soviel wie „einweichen“bedeutet. Während in der Pharmazie damit nur ein „kalterAufguss“ bezeichnet wird, spricht man im Allgemeinenvon Mazeration, wenn eine Substanz, also in unserem FallHeilkräuter, dem Einwirken einer Flüssigkeit, z. B. Wasser,Alkohol oder Öl, ausgesetzt wird. Ziel ist, dass bestimmte„wirksame“ Inhaltsstoffe in das Lösungsmittel übergehen.Dabei handelt es sich um einen physikalischen Vorgang, dakeine chemische Reaktion abläuft. Solch einen physikali-schen Lösungsvorgang nennt man auch Extraktion (= Aus-zug). Es soll hier nicht unterschieden werden, ob der Öl-auszug in der Sonne (Mazeration: warm, lang), oder im„Kochtopf“, (Digestion: heiß, kurz), stattfindet. Je nachverwendetem Lösungsmittel erhält man aus dem gleichenPflanzenmaterial völlig andere Wirkstoffe.

HerstellungFür die Herstellung von Auszugsölen gibt es die verschie-densten Rezepte. Exemplarisch soll hier die offizielle Verar-beitung nach DAB 6 beschrieben werden am wohl bekann-testen aller Ölmazerate, dem Johanniskrautöl, auch Rotölgenannt.

Neben diesem „Apothekenstandard“ gibt es wahrschein-lich ebenso viele Rezepte, wie es Kräuterkenner gibt. DieUnterschiede beginnen schon damit, ob frische oder ge-trocknete Blüten verwendet werden, wann sie geerntetwurden (an Johanni, wie war das Wetter?), wo sie geerntetwurden (in Südfrankreich oder im Allgäu?), in welchemVerhältnis man die Pflanzendroge zum Öl ansetzt, welchesPflanzenöl man verwendet, wenn Olivenöl (s. o.), dannwelches in welcher Güteklasse (nativ extra, nativ oder garraffiniert, bio oder konventionell?), ob, wie lange und wodas Ganze der Sonne ausgesetzt wird, ob danach abge-presst wird oder nicht usw. Diese Aufzählung soll verdeut-lichen, dass es das Johanniskrautöl nicht geben kann,ebenso wenig wie jedes andere Mazerat.

Die zwei Komponenten eines Mazerats, Pflanzenöl undPflanzendroge, haben Eigenschaften, die es zu berücksich-tigen gilt und die Einfluss auf die Qualität des Endproduktshaben.

F·O·R·U·M 35·2010fette Öle

Sabine Pohl

Gemeinsam sind sie stark – Mazerateoder wenn Heilkräuter in fetten Ölen ausgezogen werden

frische Johanniskrautblüten 250 Teile

Olivenöl 1 000 Teile

getrocknetes Natriumsulfat 60 Teile

Die Johanniskrautblüten werden zerquetscht, sofort mit dem

Olivenöl in einem geräumigen weißen Glase übergossen und unter

wiederholtem Umschütteln an einem warmen Ort der Gärung

überlassen. Nach Beendigung der Gärung wird das Glas verschlos-

sen und solange den Sonnenstrahlen ausgesetzt, bis das Öl eine

leuchtend rote Farbe angenommen hat, was nach etwa 6 Wochen

der Fall ist. Darauf wird abgepresst, das Öl nach kurzem Stehen

von der wässrigen Schicht abgehebert, mit dem getrockneten

Natriumsulfat (in der EU auch als Lebensmittelzusatzstoff Nr. E514

zulässig, Anm. der Autorin) entwässert und filtriert. (DAB 6)

Oleum Hyperici,Johannisöl

Die Pflanzenteile werden mit Öl übergossen.

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Welche fetten Öle sind geeignet?

Betrachten wir das Öl. Bei der Herstellung von Ölmazera-ten wird diesem mengenmäßig größten Anteil der Verbin-dung meines Erachtens zuwenig Bedeutung beigemessen.In dem verwendeten Auszugsöl nur ein Lösungsmittel fürdie fettlöslichen Bestandteile der Kräuter zu sehen, wirddem Wunder der Pflanzenenergie nicht gerecht, denn dieEigenschaften des Öls tragen in erheblichem Maß zur Wir-kung des Mazerats bei.

Es gilt zu bedenken, dass der Ölansatz mehrere Wochender Sonne ausgesetzt wird, was hinsichtlich der Qualitätund Haltbarkeit eigentlich das Schlimmste ist, was maneinem fetten Öl antun kann. Bei Anwesenheit von Sauer-stoff, unter Einwirkung von Licht und Wärme laufen che-mische Prozesse im Öl ab, die zum Verderb führen. Istauch noch Wasser, z.B. in Form von feuchtem Pflanzenma-terial, vorhanden, kann es außerdem noch zu biologischenund enzymatischen Zersetzungsprozessen kommen, wasden Geruch negativ beeinflusst. Analytisch lässt sich dieserVerderb unter anderem anhand von hohen Säure- oderPeroxidzahlen nachweisen, umgangssprachlich sagt maneinfach: „Das Öl ist ranzig“. Von daher ist es empfehlens-wert, relativ „unempfindliche“ Pflanzenöle für Mazeratezu verwenden. Welche sind das?

Grundsätzlich sind Öle mit einem hohen Anteil an unge-sättigten Fettsäuren weniger stabil, als solche mit haupt-sächlich einfach ungesättigten oder gesättigten (vgl. Tab. 1).

Die Fettsäurenzusammensetzung ist bei jedem Öl so cha-rakteristisch wie ein Fingerabdruck und lässt sich in ent-sprechenden Listen nachlesen. Als groben Anhaltspunktkann man aber auch die Jodzahl hinzuziehen. Die Jodzahlist ein Analysewert der etwas über die durchschnittlicheAnzahl an Doppelbindungen (sog. ungesättigte Bindun-gen) der Fettsäuren im Öl aussagt. Sie beschreibt außer-dem die Eigenschaft eines Öls, schnell oder langsam in An-wesenheit von Sauerstoff zu „trocknen“. Das hat nichtsmit „Trockenheit“ zu tun, sondern beschreibt die Fähigkeiteines Öls, auf der Oberfläche der Haut zu oxidieren undsomit abzutrocknen. Deswegen ist die Jodzahl auch für dieAuswahl von Ölen für die Kosmetikherstellung besondersinteressant.• Niedrige Jodzahlen (unter 100) sind charakteristisch

für Öle und Fette, die wenig ungesättigte Fettsäuren

enthalten, also relativ stabil sind, und als „nicht trock-nend“ bezeichnet werden.

• Eine Jodzahl von über 170 kennzeichnet sehr empfind-liche Öle, die reich an mehrfach ungesättigten Fettsäu-ren sind und als „trocknend“ gelten.

• Dazwischen bewegen sich die Jodzahlen der „halb- trocknenden“ Öle.

Niedrige Jodzahlen, also relativ wenige ungesättigte Fett-säuren weisen z. B. Aprikosenkernöl, Arganöl, Avocadoöl,Erdnussöl, Haselnussöl, Jojobaöl, Kokosöl, Macadamianuss-öl, Mandelöl, Olivenöl, Rapsöl, Sesamöl auf. Zu nennenwären außerdem noch die sogenannten High-oleic-Varian-ten von z.B. Sonnenblumen- oder Distelöl. Hierbei handeltes sich um Züchtungen, die weniger mehrfach ungesät-tigte Fettsäuren aufweisen als die ursprüngliche Variante.Leider sind diese High-oleic-Varianten meist nur als teil-raffinierte Öle im Handel. Grundsätzlich kann man davonausgehen, dass die aufgezählten Pflanzenöle für die Her-stellung von Mazeraten besonders geeignet sind, da siestabiler sind als Öle mit vielen ungesättigten Fettsäuren.Der spätere Verwendungszweck des Endproduktes solltedarüber entscheiden, welche Kombination von fettem Ölzu welcher Pflanzendroge man wählt.

Am Beispiel Johanniskrautöl: Zur Herstellung des Rotölswird heute in der Regel Olivenöl verwendet. Die Traditionder Volksheilkunde, Johanniskrautrotöl herzustellen und zu verwenden, ist aber, zumindest in unseren Breitengra-den, schon Jahrhunderte älter als die Verwendung von Olivenöl. Natives Olivenöl hat zudem einen recht starkenEigengeruch, der das Mazerat dominiert, sodass es nichtunbedingt für den Einsatz in Kosmetikprodukten geeignetist. Für mich spricht deshalb nichts dagegen, für die Her-stellung von Johanniskrautöl ein anderes Pflanzenöl zuverwenden. Ich verwende am liebsten das eher neutral rie-

F·O·R·U·M 35·2010 fette Öle

Tab. 1: Oxidationsgeschwindigkeit von Fettsäuren. Die Zahlen gebenden Faktor wieder, um den die jeweilige Fettsäure schneller oxidiert(nach Belitz / Grosch 1987).

gesättigte Fettsäuren

(z.B. Stearinsäurein Kokos- oder

Palmfett)

1

einfach ungesättigte Fettsäuren

(z. B. Ölsäure imOlivenöl)

100

zweifach ungesättigte Fettsäuren

(z. B. Linolsäureim Distelöl

1200

dreifach ungesättigte Fettsäuren

(z. B. Linolsäure im Leinöl)

2500

Reifung der Mazerate.

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chende native Mandelöl (kbA-Qualität) und habe damithinsichtlich Geruch, Haltbarkeit und Wirksamkeit des Jo-hanniskrautöls sehr gute Erfahrungen gemacht.

Wichtig ist meiner Meinung nach, dass man native Öleaus kontrolliert biologischem Anbau verwendet. Bekann-termaßen gilt: Nur aus hochwertigen Zutaten kann manwirklich gute, wirksame oder gar heilsame Endprodukteherstellen. Was sich so logisch anhört, ist in der Praxis garnicht so einfach durchzuführen. Nativ deshalb, weil nichtraffinierte, naturbelassene Öle noch alle ihre wertvollenFettbegleitstoffe enthalten. Als Fettbegleitstoffe bezeich-net man all jene Substanzen, die sich außer Fett noch ineinem Öl befinden und die bei der konventionellen Ölher-stellung und -raffination leider als unerwünscht gelten unddeshalb entfernt werden. Das ist in etwa so, als würde manalles, was sich in einem frisch gepressten Fruchtsaft außerWasser befindet, als unnützen „Wasserbegleitstoff“ be-zeichnen und entfernen! Tatsächlich sind die Begleitstoffeaber so wichtige, für jedes Öl charakteristische Substanzenwie fettlösliche Vitamine, Phytosterine, Lecithine, Geruchs-und Geschmackstoffe, Chlorophyll, Sesamolin, Sesamoletc. Viele dieser Begleitstoffe haben eine besondere ge-sundheitliche Bedeutung oder sind sogar natürliche „Kon-servierungsstoffe“. Besonders die Tocopherole sind wir-kungsvolle Antioxidanzien, die das Öl vor dem Verderbschützen und somit bei der Mazeratherstellung sehr nütz-lich sind.

Die Pflanze als Wirkstoff- undInformationsträgerZu den analytisch messbaren Inhaltsstoffen eines pflanzli-chen Ölauszugs gehören z. B.: ätherische Öle, Sesquiter-penlactone, Flavonoide, Cumarine, Anthocyane, Caroti-noide. Beim Johanniskrautöl sind das Hypericin und dasHyperforin charakteristisch, deren Heilwirkung ja hinläng-lich bekannt ist. Reduziert man allerdings die Qualitäteines Johanniskrautöls nur auf den Gehalt an Hypericinoder Hyperforin, so wäre es das Einfachste, ein Basisöl miteinem der beiden chemischen Wirkstoffe zu versetzen. Sol-che Laborprodukte gibt es tatsächlich, als CO2-Rein-Ex-trakte sogar in Bio-Qualität – verlockend einfach und prak-tisch! Das hieße aber, dass eine komplexe Heilpflanze ihreWirkung nur einem einzigen, von uns messbaren Wirkstoffverdankt! Tatsächlich wissen wir aber bei den wenigstenHeilpflanzen, welcher Inhaltsstoff letztendlich für die Wir-kung verantwortlich ist. Einzelne isolierte Stoffe zeigen oftnur einen Bruchteil der Wirkung – anscheinend ist geradedas Zusammenspiel verschiedener Inhaltsstoffe für dieHeilkraft verantwortlich.

Ich möchte hier auch an das „nicht Messbare“ erinnern.Neben den rein materiellen uns bekannten Inhaltsstoffeneines Mazerats gibt es auch etwas, was man als Informa-tion oder auch Energie bezeichnen könnte. Macht es wirk-

lich keinen Unterschied, ob ich mein Johanniskrautöl auftraditionelle Weise durch „Sonnenmazeration“ herstelleoder nicht? Ist es z. B. möglich, dass bestimmte Pflanzengerade die Lichtkräfte besonders gut aufnehmen und spei-chern können? Bekanntermaßen nimmt Johanniskraut anseinem natürlichen Standort intensiv die Sonnenenergieauf, was es zum Seelenbalsam und zur Sonnenmedizinmacht. Es ist also in der Lage, als Botschafter und Vermitt-ler die Sonnenkräfte auf den Menschen zu übertragen.

Ein anderes Beispiel ist die Lichtwurzel (Dioscorea batatas).Rudolf Steiner empfahl, diese ursprünglich in China behei-matete Wurzelknolle aus der Yams-Familie bei uns zu kulti-vieren, da sie in besonderem Maße die Fähigkeit besitzt,dem Menschen die gespeicherten Kräfte der Lichtenergiezur Verfügung zu stellen. Nach seiner Auffassung bewirktunsere moderne, immer„lichtärmere“Nahrung einen Man-gel an Lichtenergie, der sich negativ auf die geistige undphysische Entwicklung auswirkt. Dem kann die Lichtwurzelentgegenwirken. Auch bei äußerlicher Anwendung einesÖlauszugs wird der Mensch angenehm von dieser Licht-energie umhüllt. Es erscheint also vielversprechend, diebeiden Lichtpflanzen Johanniskraut (Blüte) und Lichtyam(Wurzel) in einem Körperöl zu kombinieren, dessen Wir-kung eben nicht allein auf analytisch messbaren Inhalts-stoffen beruht.

F·O·R·U·M 35·2010fette Öle

Sabine PohlDiplom-Agraringenieurin, ist seit über 20 Jahren im Bio-Bereich

tätig. Ihre besondere Vorliebe gilt dem Thema Pflanzenöle. In zahl-

reichen Seminaren und Schulungen zu diesem Thema gibt sie seit

vielen Jahren ihr Wissen freiberuflich weiter. Sie hat zu dem Thema

auch ein Sachbuch veröffentlicht.

Kontakt: [email protected] die AutorinLiteratur:– www.andreashof-bodensee.de– Belitz, Hans-Dieter / Grosch, Werner: Lehrbuch der Lebensmittel-

chemie. 3. Auflage. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 1987.

– Deutsches Arzneibuch (DAB 6), Ergänzungsband 6, Deutscher Apotheker Verlag, Stuttgart 1941.

– Pohl, Sabine: Das Ölbuch, Pflanzenöle kompakt erklärt. 3. über-arbeitete Aufl., im Selbstverlag, Überlingen 2007.

Die Lichtwurzel aus der Familie der Yams-Gewächse (Andreashof,Überlingen).

Page 37: FORUM

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F·O·R·U·M 35·2010 Aromakultur

Kleine Geschichte des RiechensDie Geschichte des menschlichen Geruchssinns ist keinebesonders ruhmreiche. Schon immer stand er im Schattender anderen Sinneswahrnehmungen, bereits Plato und Ari-stoteles betrachteten das Riechen als „niederen Sinn“ imVergleich zum Sehen oder Hören (Monyer 2005). Und die-ses schlechte Image hält sich bis heute: Der Geruchssinnwird laut dem holländischen Psychologen Piet Vroon oftals Erstes genannt, wenn man die Menschen fragt, aufwelchen Sinn sie am ehesten verzichten könnten (Vroon etal. 1997). Obwohl der Geruchssinn der leistungsfähigsteund älteste unser Sinne ist, konnte das Phänomen des Rie-chens aufgrund seiner sehr komplexen Abläufe und nichtzuletzt wegen des durch gesellschaftliche Tabus bedingtenDesinteresses bis heute nicht vollständig entschlüsselt werden. Eine bahnbrechende Entdeckung gelang der US-Forscherin Linda Buck, als sie 1991 im Labor von ProfessorRichard Axel, New York, die Genfamilie der potenziellenRiechrezeptoren entdeckte. Schlagartig stand der Riech-sinn im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Forschung undrückte durch die Verleihung des Nobelpreises 2004 für Me-dizin an Linda Buck und Richard Axel auch ins öffentlicheInteresse. Unter Wissenschaftlern umstritten blieb jedoch dieFrage, ob die gefundenen Gene tatsächlich Riechrezeptor-Proteine produzierten. Diese wurden erst Jahre später vomdeutschen Riechforscher Professor Hanns Hatt an der Bo-chumer Ruhr Universität entdeckt. Hatt konnte mit seinemTeam 1998 einen in menschliche Nierenzellen verpflanztenRiechrezeptor mit einer Duftmischung aktivieren. Als Aus-löser für die Reaktion konnte Helional, ein chemischerStoff, der wie Meeresbrise riecht, identifiziert werden.

Ursprünge des GeruchssinnsUm die Bedeutung des Riechsinns verstehen zu können,müssen wir den Blick auf seinen Ursprung lenken und einekurze Zeitreise unternehmen. Es wird angenommen, dassdie Evolution des Menschen und damit auch seines Riech-sinns bereits vor 4,5 Mrd. Jahren in der Ursuppe begann.„Es dauerte eine Milliarde Jahre, bis sich aus Einzelmole-külen in der Ursuppe über größere replikationsfähige

Molekülketten die ersten lebenden Zellen, nämlich Bak-terien, herausgebildet hatten und so unglaublich es zu-nächst auch klingen mag: Schon in diesen ersten Bakte-rien sind die Grundstrukturen allen tierischen und mensch-lichen Verhaltens und damit der limbischen Instruktionenerkennbar (Häusel 2000).“ In dieser Ursuppe gab es wederLicht noch Geräusche. Über Jahrmillionen dominiertenDunkelheit und endlose Stille, so dass es für die ersten Le-bewesen keinerlei Orientierungsmöglichkeit gab. WederAugen noch Ohren hätten ihnen bei der Nahrungssuchegenutzt oder sie vor Feinden warnen können. Bei zwei-geschlechtlichen Zellen wäre auch keine Partnersuche mög-lich gewesen. Das einzig Erfolgversprechende war das Aus-senden von chemischen Botschaften, die das Wasser zuden Chemosensoren „Gleichgesinnter“ spülte, wo sie auf-genommen und verstanden wurden. „So kam es, dass Le-bewesen Geruchssignale aufnahmen, lange bevor siehören oder sehen konnten, und so erhielt das Riechen sei-nen Namen als ,chemischer Sinn‘.“ (Hatt u. Dee 2008)

Bereits die ersten Mikrolebewesen im Urmeer habenalso eine Art „chemisches Näschen“ entwickelt, um damitNahrung aufzuspüren und potente Partner zur Artvermeh-rung ausfindig zu machen. Diese archaischen Grundmu-ster der ersten Einzeller haben nicht nur entscheidend dieEvolution des Menschen und Ausbildung seiner Sinnesor-gane geprägt, sondern bestimmen bis zum heutigen Tagunser Denken und Verhalten – auch wenn uns dies oft garnicht bewusst ist.

Und wie riechen wir heute?Das Riechen ist also nicht nur die älteste unser Sinnes-wahrnehmungen, sondern auch die mit Abstand am we-nigsten erforschte – und geheimnisvollste. Mit dem Rie-chen assoziieren wir noch heute unseren Urinstinkt,weshalb in Gesellschaft meist nicht über Gerüche und Rie-chen geredet wird. Schließlich weiß man nie genau, wieder eigene Duft bzw. das eigene Parfum bei den Mitmen-schen ankommt. Wobei vom „eigenen Geruch“ in denmeisten Fällen nicht die Rede sein kann, da die Duftaurades zivilisierten, modernen Menschen von einem buntenMix synthetischer Duftstoffe aus Duschgels, Haarsprays,Aftershaves, Cremes und vielem mehr dominiert wird. Eskönnte der Eindruck entstehen, dass sich die meistenMenschen selbst nicht riechen können, was genau ge-nommen stimmt; denn für die Duftaura unseres eigenenKörpers sind wir dank Adaption (einem Prozess, bei demsich die Riechzellen an die ankommenden Geruchsmole-küle gewöhnen und deren Signale nicht mehr ans Gehirnweiterleiten) nasal blind. Doch nicht nur unsere Mitmen-schen konfrontieren uns täglich mit ihren künstlichen Kör-perdüften – und wir sie –, auch die Beduftung unsererUmgebung mit synthetischen Duftstoffen nimmt seit Jah-ren kontinuierlich zu. Ob Bäcker, Kaffee- oder Schuhge-schäft, viele nutzen synthetische Düfte, um die Kunden

Axel Meyer und Daniela Brixel

Lernen ist dufte –Aromatherapie in der Schule

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F·O·R·U·M 35·2010Aromakultur

mit den Gerüchen, die traditionell mit ihren Waren assozi-iert werden – auch wenn diese heutzutage längst ganz anders riechen – in die Läden zu locken. Auch in derSauna, gemeinhin ein Ort der Erholung, kommen Chemie-cocktails wie Pfirsich-Maracuja oder Kokos-Vanille zumEinsatz. Die Folge dieser synthetischen Duftbomben: Kopf-schmerzen, Haut- und Atemwegsreizungen und Allergien.

Ursprünge der AromatherapieDie Aromatherapie auf der anderen Seite arbeitet aus-schließlich mit natürlichen Pflanzenessenzen, den ätheri-schen Ölen. Vermutlich ist sie die wohl älteste und natür-lichste Therapieform – so alt wie der Mensch selbst, denndieser war schon immer von Düften umgeben, hat sich vonihnen beeinflussen und leiten lassen und sie auf vielfältigeWeise für sich genutzt. In fast allen Hochkulturen der An-tike haben Naturdüfte eine wichtige Rolle in der Heilkundegespielt. Wie in keinem anderen Land standen sie jedochim antiken Ägypten in sehr hohem Ansehen. Mit Wohlge-ruch und Düften wurden Göttlichkeit, Reinheit, Kraft undMacht assoziiert. Die duftenden Essenzen waren zudemschon damals fester Bestandteil der Heilkunde. Auch inEuropa zieht sich die Geschichte der aromatischen Pflan-zen bis in die Gegenwart. Allerdings hat sich ein etwas an-derer Schwerpunkt entwickelt. Wurde noch im Mittelalterbergeweise Wacholderholz verbrannt, um die Pest einzu-dämmen, so wurden die Essenzen später immer mehr fürParfüms verwendet. Die historische Verbindung zwischenFrankreich und den arabischen Ländern ist trotz aller kultu-rellen Unterschiede erhalten geblieben. Durch die von denArabern zurückgelassene hoch entwickelte alchemistischeDestillationskunst ist die moderne Aromatherapie heuteneben England in Frankreich am weitesten entwickelt. Derfranzösische Arzt Dr. Jean Valnet, der sein ganzes Lebenden Studien ätherischer Öle widmete, zählt heute zu denanerkanntesten Vertretern der Aromatherapie. Als Na-mensgeber für den Begriff „Aromatherapie“ wird häufigder französische Chemiker und Parfumeur René-MauriceGattefossé genannt, der sich bei einem Laborbrand Anfangdes 20. Jahrhunderts seine Hand verletzte und diese dar-aufhin in einen Becher mit frisch destilliertem Lavendelöltauchte. Die schnelle narbenfreie Heilung verblüffte nichtnur ihn selbst, sondern insbesondere auch seinen Arzt.

Leider sind heute noch immer viele Menschen nicht inder Lage, zwischen synthetischen Duftstoffen und denwohltuenden natürlichen ätherischen Ölen zu differenzie-ren. Die Gründe hierfür liegen zum einen darin, dass auchBehörden und Gesetzgeber auf diesem Gebiet keine Diffe-renzierung vornehmen und synthetische und natürlicheDuftstoffe gleich behandeln. Zum anderen tragen sicherauch die Medien ihren Teil zur allgemeinen Verunsicherungbei, indem immer wieder Berichte erscheinen, die Raumbe-duftung, gleich welchen Ursprungs, entweder pauschal inden Himmel loben oder verdammen.

„Dufte Schule“ – die AusgangssituationSo ist es kein Wunder, dass sich auch das bundesweite Pi-lotprojekt „Dufte Schule“ immer wieder mit dem Vorwurfder „Zwangsbeduftung wehrloser Schüler“ konfrontiertsah. Hinter dem Projekt, das von November 2005 bis zumSommer 2009 lief, steckt die Idee, mit den vielfältigenMöglichkeiten der Aromatherapie einen Beitrag zur Ver-besserung der Situation an den Schulen zu leisten. Bereitsseit Jahren sind Schüler und Schülerinnen einem stetigwachsenden Leistungsdruck ausgesetzt. Um später Chan-cen auf eine gute Berufsausbildung und den „Traumjob“zu haben, sind gute Schulleistungen unabdingbar. Ständi-ger Leistungsdruck führt zu Stress, unter dem einer aktuel-len Studie der DAK zufolge inzwischen bereits 42 % derdeutschen Schüler leiden. Die Folge: Unkonzentriertheit,Nervosität, Kopf- und Bauchschmerzen, Aggressivität,Schlafstörungen sowie Lern- und Leistungsprobleme (DAK2008). Ein weiteres Problem, das mit ähnlichen Sympto-men einhergeht, ist die zunehmende Reizüberflutungdurch Medien wie das Fernsehen und das Internet sowieComputer- und Konsolenspiele. Täglich strömt eine Flutvon Informationen sowie visuellen und akustischen Reizenauf unsere Kinder und Jugendlichen ein – weit mehr, alsdiese verarbeiten können. Das wirkt sich natürlich auf dasLernverhalten aus: Die Schüler sind unkonzentriert, weni-ger aufnahmefähig, oft nervös oder aggressiv. Dies wurdeübrigens durch die PISA-Studie bestätigt: Die Schülergrup-pen, die bei PISA am schlechtesten abschnitten, zeigteneinen besonders hohen Medienkonsum (Pfeiffer et al.2007).

Eine weitere Problematik, die in den vergangenen Jah-ren immer wieder massiv diskutiert wurde, ist die steigendeGewalt an den Schulen. Dabei kann diese ganz unter-schiedliche Formen annehmen und sich sowohl gegen Mit-schüler als auch gegen Lehrer richten. Ein Begriff, der indiesem Zusammenhang häufig fällt, ist das so genannteMobbing, bei dem Mitschüler oder Lehrer unter Einsatzverbaler oder körperlicher Gewalt vorsätzlich „fertig ge-macht“, ausgegrenzt oder gequält werden. Die Folgen fürdie Opfer sind verheerend und erstrecken sich vom Verlustdes Selbstvertrauens über Schlaf- und Konzentrationsstö-rungen bis hin zu depressiven Tendenzen und Abnahmeder Lernmotivation oder sogar Schulvermeidung (Das Fa-milienhandbuch des Staatsinstituts für Frühpädagogik). Injeder deutschen Schulklasse gibt es heute ein bis zweiMobbingopfer, durchschnittlich ist jeder siebte Schüler be-troffen (Spiegel online 2006). Neben den beschriebenenProblemfeldern waren es auch die bereits erwähnten PISA-Studien der OECD, die den Anstoß zum Dufte-Schule-Pro-jekt gaben. Dabei war es nicht nur das in den Medien hin-reichend diskutierte schlechte Abschneiden der Schüler iminternationalen Leistungsvergleich, das zum Handeln auf-rief, auch andere interessante Ansatzpunkte ergaben sichaus den ersten beiden PISA-Studien (OECD 2000 u. 2003):

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• Schüler mit Interesse und viel Freude am Lernen sind effektiver und erzielen bessere Leistungen. Konsequenzfür die Schulen: Sie müssen die Motivation der Schüler erhalten und fördern.

• Je etwa einer von vier im Jahr 2000 befragten Schülern wollte nicht in der Schule sein, fühlte sich der Schulge-meinschaft nicht zugehörig, kam oft zu spät oder schwänzte. Diese Schüler erzielen zwar nicht zwangs-läufig schlechtere Leistungen, brauchen aber viel Auf-merksamkeit, damit das so bleibt.

• Als sehr wichtig wird ein gutes Lernklima bewertet, sogar noch wichtiger als die Ausstattung der Schulen.

ProjektzieleDie bisherigen Ausführungen zeigen, dass es viel Arbeit an den Schulen gibt. Die Frage, die das Projekt „DufteSchule“ klären wollte, war, ob die seit Jahrhunderten be-kannten vielfältigen Möglichkeiten der Aromatherapie ziel-gerichtet eingesetzt werden können, um die Lernbedin-gungen an den Schulen und das Lernverhalten der Schülermit Hilfe natürlicher Essenzen positiv zu beeinflussen. Kon-kret wurden folgende Projektziele formuliert:

• Verbesserung des allgemeinen Klassenklimas• Erhöhung der Motivation der Schüler• Steigerung der Aufmerksamkeit• Steigerung der Konzentration

Um diese Punkte zu untersuchen, sollten die Klassenräumeüber eine digital gesteuerte Duftsäule dezent mit einer Mi-schung aus natürlichen ätherischen Ölen beduftet werden.Deren Auswahl stellte eine besondere Herausforderungdar. Die grundlegenden Anforderungen waren klar:

• Verwendung von Inhaltstoffen mit belegter Wirksamkeit• 100 % Natürlichkeit• keine Verwendung von synthetischen Begleitstoffen

Der eigentliche „Knackpunkt“ war jedoch ein anderer: DerDuft musste nicht nur die o.g. Anforderungen erfüllen undgeeignet sein, die Projektziele zu erfüllen, er musste zudemvon allen Projektteilnehmern akzeptiert werden. Keineleichte Aufgabe, wenn man bedenkt, dass eine Schulklassekeineswegs homogen ist – ganz im Gegenteil, hier treffenvöllig unterschiedliche Charaktere und Geschmäcker auf-einander.

Neben dem Aspekt, dass eine Schulklasse nicht nur ausgesunden Schülern besteht und die Duftmischung dahergut verträglich sein musste, galt es noch eine weitere Pro-blematik zu berücksichtigen. Die Duftmischung sollte aufder einen Seite die eher trägen und lustlosen Schüler anre-gen und motivieren, durfte aber andererseits die unruhigenund eventuell sogar an ADHS leidenden Schüler nicht un-nötig aufputschen. Auf die verschiedenen Krankheitsbilderunter den Schülern soll an dieser Stelle etwas genauer ein-gegangen werden, um zu verdeutlichen, welche Vielzahl

von Gesundheitsproblemen es bei der Komposition derDuftmischung es zu beachten galt:• Schüler mit ADHS – Durchschnittlich haben etwa 5 %

der deutschen Kinder die so genannte Aufmerksam-keitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (Bundeszentrale fürgesundheitliche Aufklärung). Der Selbsthilfeverein ADHS Deutschland e.V. geht davon aus, dass 3–10 % eines Jahrgangs an der Störung leiden, insgesamt etwa 1,8 Mio. Schüler.

• Schüler mit Allergien – Beinahe jedes dritte Schulkind ist betroffen (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung).

• Schüler mit Asthma – Fast jedes zehnte deutsche Kind leidet an Asthma bronchiale (Deutscher Allergie- und Asthmabund e. V.).

• Schüler mit Neurodermitis – Über 12 % der Schulkinderleiden daran (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung).

• Schüler mit regelmäßigen Kopfschmerzen – Bis zum 12. Lebensjahr haben fast 90 % der deutschen Schüler Erfahrungen mit Kopfschmerzen, Spannungskopf-schmerzen oder Migräne (Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft 2005).

• Schüler mit Stress-Symptomen.

Die VoraussetzungenDie wissenschaftliche Betreuung des Projekts übernahmenProf. Dietrich Wabner und Dr. J. Stephan Jellinek. Letzterererarbeitete auch die Fragebögen, die Lehrer, Eltern und inden höheren Klassen die Schüler selbst vor Projektbeginn,im Projektverlauf und nach Projektende ausfüllen sollten,und unterstützte das Projektteam bei der Auswertung. VonAnfang an stand fest, dass ein Projekt an einer Schule nurdann gestartet wird, wenn alle Beteiligten – d. h. Schüler,Eltern, Lehrer und die Schulleitung – der Beduftung zu-stimmen. Auch wenn die Kritiker, die sich nach den erstenMedienberichten besonders in Internetforen zu Wort mel-deten, wie bereits erwähnt immer wieder von „Zwangsbe-duftung“ sprachen, wurde diese Regel konsequent undohne Ausnahme befolgt. Natürlich gab es auch immer wie-der Eltern, die sich Sorgen um ihre Kinder machten, da sienicht genau wussten, was auf sie zukam – sie befürchtetenz. B. allergische Reaktionen oder eine Verstärkung bereitsvorhandener ADHS-Symptome. Diese Bedenken, die auchvon den Kritikern des Projekts wiederholt ins Feld geführtwurden, begründeten die zweite „goldene Regel“ des Duf-te-Schule-Projekts: Sobald ein Schüler erste Anzeichen vonAntipathie oder gar Unverträglichkeitsreaktionen zeigensollte, würde das Projekt unverzüglich abgebrochen. Wäh-rend der gesamten Studiendauer traten jedoch bei keinemTeilnehmer negative Reaktionen auf, kein einziges Projektmusste abgebrochen werden. An dieser Stelle sei noch ein-mal kurz darauf verwiesen, dass es sich bei den Teilnehmernnicht um durchwegs gesunde Schüler handelte, sondern

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auch um Kinder und Jugendliche mit den oben ausgeführ-ten Beschwerden. Die Studie unterstreicht damit die guteVerträglichkeit der aus aromatischen Pflanzen gewonnenennatürlichen ätherischen Öle, die sich – ganz im Gegensatzzu den künstlichen Düften – in vielen Kulturen bereits seitJahrhunderten bewährt haben.

Erste ErgebnisseBis zum Abschluss der Pilotstudie im Sommer 2009 habeninsgesamt 799 Schüler an 30 Schulen in Deutschland,Österreich und der Schweiz teilgenommen. Damit ist „Duf-te Schule“ die weltweit größte Studie zur Beduftung vonKlassenräumen mit reinen Naturdüften. Doch was hat dieStudie ergeben? Können natürliche ätherische Öle tat-sächlich das Klassenklima verbessern sowie Motivation,Aufmerksamkeit und Konzentration der Schüler steigern?Die Auswertung der Fragebögen wurde nicht nur von denInitiatoren des Projekts mit Spannung erwartet, die Ergeb-nisse werden in dem im Juli 2010 im Kösel-Verlag erschei-nenden Buch „Dufte Schule – Leichter Lernen mit Duftes-senzen“ veröffentlicht.

Bereits vorab soll jedoch kurz auf die Ergebnisse im Bereich „Angst und Aggressivität“ eingegangen werden,der im Rahmen der Untersuchung des Klassen- bzw. Lern-klimas abgefragt wurde und der angesichts der immer wieder Schlagzeilen machenden Gewalt an Schulen vonaktuellem Interesse ist. Bei der Abschlussbefragung gaben38 % der Schülerinnen und Schüler an, die Mitschülerseien weniger aggressiv als zuvor. Ganz offensichtlich hatdie Beduftung also eine entspannende, Aggressionen mil-dernde Wirkung auf die Schülerinnen und Schüler ausge-übt.

Das Fazit des Projektteams und der beteiligten Schüler,Lehrer, Eltern und Aroma-Experten nach dreieinhalb Jah-ren: Lernen ist „dufte“!

Literatur:– Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): Chronische

Erkrankungen im Kindesalter. www.bzga.de/botmed_20401000.html [23.3.2010].

– DAK-Studie: Schüler im Stress. August 2008.– Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V.:

http://www.daab.de/ast_kind.php [23.3.2010].– Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft, Wenn Kinder Kopf-

schmerzen haben, Juli 2005; www.dmkg.de/pat/kinder.pdf [8.5.2010].– Das Familienhandbuch des Staatsinstituts für Frühpädagogik (IFP),

Renges, Annemarie: Mobbing in der Schule. www.familienhand-buch.de /cmain/f_Aktuelles/a_Schule/s_360.html [23.3.2010].

– Häusel, Hans-Georg: Think limbic. Haufe Verlag, München 2000.– Hatt, Hans / Dee, Regine: Das Maiglöckchen Phänomen. Piper Verlag,

München/Zürich 2008.– Monyer, Hannah: Im Dschungel der Düfte. Forschungsmagazin

Ruperto Carla, Universität Heidelberg, 3/2005.– OECD: Messages from PISA 2000.– OECD: Erste Ergebnisse von PISA 2003 – Kurzzusammenfassung. – Pfeiffer, Christian / Mößle, Thomas / Kleimann, Matthias / Rehbein,

Florian: Die PISA-Verlierer – Opfer ihres Medienkonsums. Kriminologi-sches Forschungsinstitut Niedersachsen e.V. (KFN) 2007.

– Spiegel Online: Zwei Mobbingopfer in jeder Klasse. 13.11.2006.– Vroon, Piet A. / van Amerongen, Anton / de Vries, Hans: Smell: The

Secret Seducer. Verlag Farrar Straus & Giroux Inc., New York 1997.

Axel Meyerstudierte auf jahrelangen Reisen Anthropologie und Ethnologie.

Mit 24 erste Buchveröffentlichung; danach extensive Seminar- und

Vortragstätigkeit zu den Themen ganzheitliche Lebensweise und

gesunde Ernährung. 1991 wurde mit dem „Lexikon der Düfte”

die Verbreitung der Aromatherapie zur Vision und Hauptaufgabe.

Heute Leitung der TAOASIS GmbH. Kontakt: www.taoasis.com

Daniela Brixelstudierte nach ihrer Ausbildung zur Industriekauffrau International

Business an der Universität Paderborn, anschließend Assistentin

der Geschäftsleitung bei der TAOASIS GmbH. 2006 Ausbildung zur

Aromaberaterin bei der Akademie der Düfte – Institut für ange-

wandte Aromatherapie e.V. Seit 2008 arbeitet sie als freie Mitar-

beiterin für TAOASIS. die Autoren

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Endlich Sommer! Was gibt es da Schöneres, als im Gartenoder auf dem Balkon zu entspannen, und die Düfte ausdem Kräutergarten zu genießen. Dieser Bericht von einerAromaexpertin soll dabei ein bisschen inspirieren.

Was für ein Potenzial sich in unseren Gärten verbirgt: Thy-mian, Lavendel, Rosmarin, Estragon oder Zitronenmelisse –herrlich, wie das duftet! Schon bei leichter Berührung ver-strömen sie ihren wunderbaren Duft. Ja, Aromapflanzenkönnen unsere Sinne beflügeln, das weiß jeder, der Duftro-sen kennt. Von Pflanzen könnten wir lernen, was demMenschen gut tut: Sonne und Regen, Kraft aus der Tiefeund vom Licht, verwurzelt sein und doch nach oben stre-bend, Stürme überstehen, säen, wachsen in Allmählichkeit,blühen, Freude und Früchte verschenken, ein Auf und Ab,kommen und gehen, zuversichtlich sein, dass auch ein kal-ter Winter vergehen wird ...

Schon in der Antike wusste man, die Heilkräfte derKräuterpflanzen zu nutzen. Auch heute noch finde ich eserwähnenswert, denn es zeigt, dass in diesen schnelllebi-gen Zeiten auch Altbewährtes gut sein kann – natürlichimmer vorausgesetzt, dass wir respektvoll der Natur ge-genüber sind und wissen, was wir tun! Das, was früher rein intuitiv gehandhabt wurde, lässt sich heute wissenschaftlichbelegen. Die Tatsache, dass jede einzelne Duftpflanze eineVielzahl von unterschiedlichen Wirkstoffen enthält – alleinder Lavendel enthält mehr als 280! – ist schon bemerkens-wert und lässt mich immer wieder staunen, wie vollkommenunsere Natur doch ist. Wie wunderbar, dass sich in den unterschiedlichen Pflanzenteilen (Blüten, Blättern, Schale,Stängeln, Wurzeln) die Duftstoffe befinden, die wir auchgerne „die Seele der Pflanze“ nennen. In aufwändigenVerfahren lassen sich kostbare Essenzen – ätherische Öle –gewinnen, die wir dann in unterschiedlicher Form für unsnutzen können: In der Aromapflege z. B. als entspannendeBadezusätze, zur Raumbeduftung, als heilende Aroma-Wickel, -Kompressen, oder heiße Aroma-Rolle, oder in pfle-genden Körperölen für eine Aromamassage.

Viele Blüten und Blätter in unseren Gärten lassen sichauch wunderbar als Tee, Potpourri, zur Dekoration oder inder Aromaküche verwenden. Schnittlauch, Petersilie, Fen-chel und Basilikum im Salat, oder Melissen-, Zitronenver-benen-, Pfefferminzblätter als Teeaufguss – köstlich!

Heilkraft aus dem GartenImmer wieder werde ich gefragt: Wie wirken die ätheri-schen Öle unserer heimischen Heilpflanzen? Hier einekleine Auswahl aus der vielseitigen Naturapotheke:

Thymian kann z. B. lösend bei Muskelverspannungenund bei Husten wirken. Er steigert zudem die Abwehr-kräfte.

Basilikum, das Königskraut, schafft milde Entspannungbei Stress und Unruhe.

Lorbeer ist das Symbol für Mut, Kraft und Stärke –schon in der Antike trugen Sieger und Dichter Lorbeer-kränze. Dem Duft von Lorbeeröl wird nachgesagt, dass erselbst in Zeiten großer Belastung geistige Klarheit und lan-gen Atem schafft.

Melisse wächst fast wie Unkraut und ist seit alters herein bekanntes Heilkraut. Ihr wird eine stark antivirale Wir-kung zugeschrieben und sie ist in verschiedenen Salbengegen Lippenherpes enthalten. Sie vermag aber auch see-lisch auszugleichen, zu beruhigen, und schenkt uns Trost inschweren Momenten.

Die Minze ist der „Frische-Kick” an heißen Sommerta-gen und gut gegen Übelkeit, Magenverstimmungen undKopfschmerzen.

Der Fenchel (vgl. auch S. 11–17), übrigens die Arznei-pflanze 2009, ein Doldenblütengewächs, hilft gegen Völ-legefühl und Blähbauch (nicht nur bei Säuglingen), beiWechseljahrsbeschwerden und im seelischen Bereich, alteLasten los zu werden.

Cäcilia Frings-Ruland

Aromapflanzen inunseren heimischenGärten

Im Aromagarten kann man den Sommer am besten genießen.

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Der Lavendel (lat. lavare = waschen/reinigen) wirkt aus-gleichend und schenkt Reinheit, Ruhe und Gelassenheit.Doch er kann noch viel mehr! Lavendula, dir könnte icheine ganze Seite widmen, dir in deiner Bescheidenheit,deiner farbenfrohen Vielseitigkeit schenke ich meine Lei-denschaft! Zu Recht wurde Lavendel vom NaturheilvereinTheophrastus zur Heilpflanze des Jahres 2008 gekürt.

Apropos Heilpflanzen des Jahres: 2009 wurde hierfür dieRingelblume erwählt. Sie sieht nicht nur gut aus, sonderndie wunderschöne Calendula officinalis hat sich auch in derMedizin einen Platz erobert. Wie kleine Sonnen begrüßenuns die Ringelblumen in heimischen Gärten, aber auch inder freien Natur. Die Pflanze, deren Blüten in kräftigen Oran-ge-Tönen leuchten, besticht mit ihrer sonnigen Ausstrahlungund Lebenskraft. Auch hier ist die vielseitige medizinischeWirkung dieser Heilpflanze nichts Neues und seit Jahrhun-derten bekannt. So zeigt sie äußerlich angewendet als Rin-gelblumen-Öl, -Mazerat oder Salbe eine positive Wirkungbei schlecht heilenden Wunden, Verbrennungen und Ekze-men. Innerlich wirkt der köstliche Ringelblumentee linderndbei Magen-Darm-Störungen und Menstruationsbeschwer-den. Zudem wirkt dieses „Sonnenwunder“ beruhigend aufdas pubertierende (und elterliche) Nervensystem.

Calendula-Öl wird durch Mazeration hergestellt (vgl.auch S. 34–36). Dafür werden Blüten der Ringelblume inMandel- oder Olivenöl eingelegt. In solchen Pflanzenaus-zügen summieren sich immer die Wirkkräfte von Öl undHeilpflanze, das macht sie so wertvoll. Calendula schütztund pflegt die empfindliche und trockene Haut. Von derBabypflege bis hin zur Altenpflege fördert es einen gutenVernarbungsprozess und aktiviert die Kollagenbildung –das heißt, die Haut bleibt länger zart und sanft.

Frische Ringelblumen können zudem eine willkommeneund bunte Abwechslung in unseren Speiseplan bringen.Die leuchtenden Blütenblätter sind in Wildkräuter- undBlattsalaten wie in Suppen, für Brotaufstriche oder in Süß-speisen zu verwenden. Sollte man dieser Heilpflanze nuneinen Wahlspruch geben, so wäre das: „Rundum versorgtmit Ringelblumen“.

Rosmarin – ein Power-Duft!Minze, Salbei, Majoran, Lavendel … Die große Familie derLippenblütler, zu welcher auch der Rosmarinus officinalisgehört, zeigt viele Heilpflanzen, von denen der Rosmarinjedoch die meistgeschätzte zu sein scheint.

Nicht nur in Ägypten wurden Rosmarinzweige für rituelleRäucherungen und zum Heilen verwendet. Auch im altenAthen und Rom verehrte man sie auf vielfältige Weise. Ge-schichten, Märchen und Sagen ranken sich seit uralter Zeitum den Rosmarin. So heißt es in der Literatur, dass er Elfenanlocken soll. Eine zauberhafte Vorstellung, jedoch ohneGewähr! Hingegen steht fest, dass auch heute noch anHochzeiten, Taufen und Beerdigungen der Rosmarin(neben Myrte) als traditioneller Schmuck verwendet wird –als Symbol für Liebe, Freundschaft und Treue.

Da sitze ich nun in der warmen Sonne in meinem Gar-ten, vor mir eine große, eher starr und stachelig wirkendeRosmarinpflanze, die einen anspruchslosen, felsigen, trok-kenen und sonnigen Platz mag – und betrachte sie erneut:Ihr Wuchs ist kraftvoll, fast zielgerichtet nach oben. ZurFreundschaft, Liebe und Treue würden mir zunächst ganzandere, „feinere“ Aromapflanzen in den Sinn kommen. Ichbreche mir einen Rosmarinzweig ab und zerreibe ihn einwenig. Ein klarer, frischer Duft wird frei und ich spüregleich die reinigende und konzentrationsfördernde Wir-kung. Der Zweig ist kräftig, wie ein aufrechter, stützenderStab, und genau so wirkt auch sein ätherisches Öl: stabili-sierend, Kraft gebend, anregend, stützend. Rosmarin, einPower-Duft, der Lebensgeister weckt, kann eine Hilfe sein,wenn man träge, kraftlos und geistig müde ist. Eben dochein echter Freund fürs Leben!

Eine Rosmarinmassage, besonders entlang der Wirbel-säule, kann wärmend, kräftigend und kreislaufanregendsein. Rosmarin stimuliert, reinigt und desinfiziert, revitali-siert die Haut und empfiehlt sich speziell für fettige, un-reine Haut und Haare. Deshalb wird Rosmarinöl gerneauch in Seifen, Haarprodukten und Biokosmetika verwen-det: Wegen seiner stark anregenden und blutdruckstei-gernden Wirkung darf das konzentrierte (!) Rosmarinölnicht, oder nur sehr sparsam dosiert, bei Bluthochdruckund Epilepsie angewendet werden.

F·O·R·U·M 35·2010Aromakultur

Cäcilia Frings-Rulandgelernte Floristin und Krankenschwester, arbeitet seit 1995 in der

Aromapflege, seit 2002 führt sie ihr eigenes Aroma Atelier in

Linz/Rhein. Aromapflege-Ausbildung bei Eliane Zimmermann, wei-

tere Aus- und Fortbildungen u. a. bei J. Trott-Tschepe und I. Stadel-

mann. Im Rahmen der Gesundheitspflege wendet sie seit vielen

Jahren ihre Kenntnisse (innerhalb eines Aroma-Teams) in einer

psychosomatischen Klinik in Bad Honnef an.

Kontakt: www.aroma-atelier.de die Autorin

Verwenden Sie die frischen Rosmarinzweige für leckere Rosmarin-

kartoffeln oder konservieren Sie die Zweige mit 4–6 Tropfen

naturreinem Rosmarinöl in einem Liter Olivenöl: hervorragend für

Fleischgerichte und Salat!

Blühender Lavendel.

Aroma-Tipp

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Lavendelöl als AnxiolytikumLavendelöl ist in der Aromatherapieals bewährtes Mittel vor allem gegenSchlafstörungen bekannt.Weniger be-kannt ist, dass man Lavendelöl auchinnerlich einnehmen kann und dass esso das Potenzial besitzt, als neues„Phyto-Anxiolytikum“ Angststörun-gen wirkungsvoll zu bekämpfen.

Auf dem 7. Berliner Phytotherapie-Kongress im Herbst 2009 berichteteSiegfried Kasper von der Universitäts-klinik für Psychiatrie und Psychothe-rapie in Wien über die Ergebnisseneuer Studien zur Wirksamkeit vonLavendelöl gegen Angststörungenund sorgte damit für große Aufmerk-samkeit. Getestet wurde ein neues

Präparat namens Silexan. Es enthältnach Angaben des Herstellers durchWasserdampfdestillation gewonnenesätherisches Öl aus den Blüten von La-vandula angustifolia.In einer multizentrischen Doppel-blindstudie wurde das Lavendelöl mitdem Benzodiazepin Lorazepam ver-glichen. Über sechs Wochen erhieltenPatienten mit generalisierter Angst-störung einmal täglich eine Kapsel mit80 mg Silexan. Das Ergebnis: Nachzweiwöchiger Einnahme hatte dasLavendelöl eine vergleichbare anxio-lytische (angstlösende) Wirksamkeitwie Lorazepam (0,5 mg/d).

Damit hätten Angstpatienten einegut verträgliche, nicht süchtig ma-chende Alternative zu den nicht un-gefährlichen „Benzo“-Beruhigungs-mitteln, die ein hohes Suchtpotentialhaben. Als einzige Nebenwirkungendes Lavendelöls sind bisher häufigesAufstoßen und leichte Magen-Darm-Beschwerden bekannt.

Seit 1. Februar 2010 ist das Mittelrezeptfrei in Apotheken erhältlich.

Quellen: Zeitschrift für Phytothera-pie 2009, 30: 310–311; Spitzner Arzneimittel GmbH

Pfefferminzöl bei Reizdarm

wirksamer als Spasmolytika

Das Reizdarm-Syndrom ist eine häu-fige Erkrankung des Magen-Darm-Traktes. Typische Beschwerden sindBauchschmerzen, Blähungen, chroni-sche Verstopfung, Durchfall oder ab-wechslungsweise beides. Zur thera-peutischen Behandlung werden so-wohl krampflösende Medikamente(Spasmolytika) eingesetzt, als auchBallaststoffe und pflanzliche Mittelwie das ätherische Öl der Pfeffer-minze. Letzteres wirkt am besten inKapselform eingenommen, weil es soerst im Darm freigesetzt wird.

Kanadische und US-amerikanischeGastroenterologen haben verschie-dene Studien zum Einsatz von Spas-molytika, Ballaststoffen und Pfeffer-minzöl bei Reizdarm ausgewertet und

F·O·R·U·M 35·2010 Duft-Splitter

DUFT-SPLITTERaufgelesen von Johanna Bauer

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die Wirksamkeit der Therapien vergli-chen. Dabei stellte sich heraus: Pfef-ferminzöl ist am wirksamsten, sogarnoch wirksamer als chemische Spas-molytika. Am wenigsten half faserrei-che Kost mit vielen Ballaststoffen, wiezum Beispiel Flohsamenschalen oderWeizenkleie, gegen die lästigen Be-schwerden.

Quelle: Zeitschrift für Phytotherapie2009; 30: 315

Prof. Hanns Hatt erhält den

Communicator-Preis 2010

Den Zellphysiologe und Riechfor-scher Hanns Hatt erhält den diesjähri-gen Communicator-Preis der Deut-schen Forschungsgemeinschaft (DFG)und des Stifterverbandes für dieDeutsche Wissenschaft. Der Profes-sor an der Ruhr-Universität Bochumwird damit für die langjährige, her-ausragende Vermittlung seiner For-schungsarbeiten zum Geruchssinn bei

F·O·R·U·M 35·2010Duft-Splitter

Mensch und Tier ausgezeichnet. DerPreis ist mit 50 000 Euro dotiert undgilt als die wichtigste Auszeichnungfür die Vermittlung von wissenschaft-lichen Ergebnissen in Medien und Öf-fentlichkeit in Deutschland.

Hanns Hatt ist promovierter Zoo-loge und Mediziner und habilitiertesich in Physiologie an der Medizini-schen Fakultät der TU München. Seit1992 hat er den Lehrstuhl für Zell-physiologie an der Ruhr-UniversitätBochum inne. Seit 2010 ist er über-dies Präsident der Nordrhein-Westfä-lischen Akademie der Wissenschaftenund der Künste.

Hanns Hatt sieht sich selbst als„Botschafter des Riechens“. Über meh-rere Jahrzehnte hat er einem breitenPublikum auf vielfältige Weise die Be-deutung und Wirkung von Duftstoffennahegebracht, z. B. mit einer mehrtei-ligen Fernsehsendung, vielen Büchernund Hörbüchern sowie Vorträgen undAuftritten in Hörfunk und Fernsehen.2003 gelang ihm sein größter wissen-schaftlicher und öffentlichkeitsrele-

vanter Erfolg, als er entdeckte, dassauch menschliche Spermien einenRiechrezeptor für Maiglöckchenduftbesitzen (vgl. F·O·R·U·M 34, S. 27–28). Das daran anknüpfendende Buch„Das Maiglöckchen-Phänomen“ wur-de zum internationalen Bestseller. Derneue Communicator-Preisträger wur-de auch mehrfach von seinen Studen-ten mit der Auszeichnung für diebeste Lehre bedacht.

Quelle: www.dfg.de

Professor Hanns Hatt© Ruhr-Universität Bochum

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Das neu erschienene Buch „Aromatherapie“, herausgege-ben von D. Wabner und C. Beier, bietet einen Überblicküber das große Thema der Aromatherapie.

Die Umschlaggestaltung ist durchdacht: Blühende La-vendelfelder sind der Inbegriff von intensivem Duft undlenken so das Interesse des Betrachters auf den Inhalt. DerUmschlag hat eine anwenderfreundliche, leicht plastifi-zierte Oberfläche, damit ein Abwischen des Buches mög-lich ist. So spricht schon die äußerliche Gestaltung dafür,dass dies ein Buch ist, mit dem in der Praxis gearbeitetwerden soll. Der Buchtitel „Aromatherapie“ mit den Un-tertiteln „Grundlagen – Wirkprinzipien – Praxis“ und einUmfang von knapp 600 Seiten versprechen eine guteÜbersicht über das Thema.

Die ersten vier Kapitel sind der Geschichte und denGrundlagen zur Aromatherapie gewidmet. Herstellung derÖle, Qualitätsrichtlinien und Standards werden ebenso be-handelt wie Toxikologie. Auch die Wirkprinzipien der äthe-rischen Öle sowie die Auswahl und Anwendung der Öle inder Praxis gehören zum Thema Grundlagen.

Das große 5. Kapitel porträtiert eine Vielzahl ätherischerÖle, einige Hydrolate und auch die meisten fetten Öle.Jede der alphabetisch sortierten Monografien ist nach dem gleichen Schema aufgebaut. Sie enthält neben denSynonymen und den lateinischen Bezeichnungen, der Her-kunft und dem Gewinnungsverfahren des Öls Informatio-nen zu Wirkungen und Indikationen. Ausführliche Litera-turangaben sind jeder Monografie hinzugefügt.

Die Kapitel 6 und 7 zeigen, wie Aromatherapie praktischfunktioniert. Die Anwendungsgebiete sind in Gruppen zu-sammengefasst, z. B. Hauterkrankungen, mit Unterteilun-gen in verschiedene Indikationen, z. B. Psoriasis vulgaris.Nach jeweils einer kurzen Einleitung zur Indikation werdenrelevante Öle besprochen, Rezepturvorschläge gemachtund Studien zitiert. Das 7. und letzte Kapitel spricht beson-ders das Fachpersonal in Krankenhäusern sowie Hebam-men an. Diese Berufsgruppen bekommen so praktischeHilfestellungen, Aromatherapie in die Pflege und Betreu-ung von Patienten bzw. Schwangeren mit einzubeziehen.

Der strukturierte Aufbau des Buches hilft dem Leser, dieFülle an Informationen schnell zu erfassen. Dass die Auto-ren in jedem Kapitel ihre Texte mit Studien und Quellenan-gaben untermauern, spricht für wissenschaftliches Arbei-ten. Es wäre allerdings wünschenswert, dass bei manchender vorgestellten Studien genauere Angaben beispiels-weise zur Zahl der Probanden oder zur Art der Studie ge-macht werden. Die innere Anwendung ätherischer Öle,wie in manchen Monografien empfohlen, ist sicher aus Er-fahrungen der Autoren im Einzelfall möglich, sollte jedochnicht kritiklos übernommen werden.

Der Praxisteil gibt dem Leser eine Orientierung, wie mitätherischen Ölen gearbeitet werden kann. Die Rezepturensind als Beispiele zu sehen. Das Buch erfüllt die im Titel an-gegebenen Bereiche „Grundlagen“, „Wirkprinzipien“ und„Praxis“ mit Leben.

Das Sachregister ist für ein so umfassendes Werk inmeinen Augen zu sparsam gehalten.

Insgesamt bietet dieses Buch nicht nur theoretisch eineumfassende Zusammenstellung des komplexen ThemasAromatherapie. Es wendet sich auch an Menschen, die inder Praxis mit ätherischen Ölen arbeiten oder in Zukunftarbeiten möchten.

Kirsten Hagel, Apothekerin

F·O·R·U·M 35·2010 Buchbesprechung

Buchbesprechung

AromatherapieGrundlagen, Wirkprinzipien, Praxisvon Dietrich Wabner und Christine Beier (Hrsg.)

Dietrich Wabner, Christiane Beier (Hrsg.)AromatherapieGrundlagen, Wirkprinzipien, Praxis1. Auflage 2009582 S., m. Abb. u. Tab., gebundenEURO 51,95 / CHF 80,00ISBN: 978-3-437-56990-6Elsevier GmbH, Urban & Fischer Verlag,München

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Vom 9. bis 14. November 2008 trafen sich in Kapstadt,Südafrika, Wissenschaftler aus aller Welt zu WOCMAP IV(World Congress for Medicinal and Aromatic Plants). Alle5 Jahre seit 1992 veranstaltet das International Councilfor Medicinal and Aromatic Plants (ICMAP) diesen Kon-gress, der gezielt in Erdteilen und Regionen stattfindensoll, die auf dem Heilpflanzensektor mehr Beachtung ver-dienen. Nach dem Gründungskongress in Maastricht1987 waren Mendoza in Argentinien und Chiang Mai inNord-Thailand ausgewählt worden. WOCMAP verstehtsich als interdisziplinäres Forum für Wissens- und Erfah-rungsaustausch aller Fachrichtungen, die mit Medizinal-und Aromapflanzen im weitesten Sinne befasst sind. 500Teilnehmer aus ganz Afrika und weltweit waren der Einla-dung gefolgt.

Wiege der MenschheitAfrikas Süden ist heute offiziell als die „Wiege der Mensch-heit“ und der biologischen Vielfalt anerkannt. Etwa 60 000Pflanzenarten, ein Viertel aller Spezies der Welt, wachsenallein südlich der Sahara. Aber nur 83 der zirka 1100 welt-weit kommerziell führenden Arzneidrogen stammen ausAfrika. Traditionelle afrikanische Heiler benutzen fast aus-schließlich und in großer Vielzahl die einheimischen Heil-pflanzen. Man rechnet mit ungefähr 16 000 – 17 000 sogenutzten Spezies für ganz Afrika, davon in Südafrika etwa3 000 regelmäßig verwendete Arten. Aber dieses traditio-nelle Wissen ist wenig allgemein bekannt und geht auchimmer mehr verloren. Solch reiches Erbe ins Rampenlichtzu bringen, seinen Erhalt zu fördern, damit neue Wege ausden wachsenden Gesundheitsproblemen des Kontinents zufinden und vor allem, neue wirtschaftliche Möglichkeitenund Märkte zu schaffen war das Hauptziel des Kongressesmit dem Titel „Using Plants for the Benefit of People“(Pflanzen zum Wohle der Menschen einsetzen).

Weltweit begehrte WareErst etwa 40 einheimische Heilpflanzen werden in Süd-afrika kommerziell genutzt. Während Teufelskralle (Harpa-gophytum procumbens) und Kap-Aloe (Aloe ferox) zu denschon lang weltweit gehandelten und wissenschaftlich gutuntersuchten Arten gehören, hatten einige Spezies erst inden letzten Jahren eine steile Karriere zu verzeichnen. Beispiele sind Pelargonium sidoides, Stammpflanze des Er-kältungsmittels Umckaloabo, Aspalathus linearis, besser

als Rooibos-Tee, und Cyclopia genistoides (Fabaceae), alsHoneybush-Tee bekannt, Xysmalobium undulatum, einbei uns als Uzara gehandeltes Darmtherapeutikum oderHoodia gordonii (Apocynaceae), eine unscheinbare, kak-tusähnliche Sukkulente, die von den Khoi-San-Buschmän-nern zum Stillen von Hungergefühlen gekaut wird. Anderen Vermarktung als Appetitzügler sind schon einige gro-ße Pharma-Konzerne wegen der unlösbaren „intelectualproperty rights“ und des Nachschubproblems gescheitert.

Noch von regionaler Bedeutung, aber bereits im wissen-schaftlichen Fokus sind u. a. Agothosma betulina (Ruta-ceae; Buchu-Tee) als generelles Tonikum, Artemisia afra(Asteraceae) bei Wurm- und Parasitenbefall, bei Malariasowie als Bittertonikum (wenn auch nicht Artemisinin-hal-tig wie die chinesische A. annua), Siphonochilus aethiopi-cus (Zingiberaceae) – der populäre afrikanischer Ingwer –oder die sitosterinreiche und als Prostatamittel eingesetzteafrikanische Kartoffel – Hypoxis hemerocallida (Hypoxida-ceae). Größte Hoffnungen setzt man auf Sutherlandia fru-tescens (Fabaceae; „cancer bush“), ein Allheilmittel und„Immun-Booster“ v. a. zur Unterstützung der AIDS-Be-handlung oder -Vorbeugung. Vielversprechende pharma-kologische und klinische Untersuchungen laufen bereits.

Beachtliche Forschung in AfrikaWährend die 15 Plenarvorträge zur Hälfte mit europäi-schen Rednern vor allem dem Wissens- und Erfahrungs-transfer von Nord nach Süd dienen sollten, machten dieeinheimischen Plenarvortragenden und 70 Diskussions-kurzvorträge deutlich, dass sich die afrikanische und asiati-sche Forschung nicht vor der westlichen verstecken muss:Sichelzellenanämie ist eine hauptsächlich in Afrika verbrei-tete Erbkrankheit, bei der durch einen Gendefekt ab-normes Hämoglobin gebildet wird und die Erythrozyten Sichelform annehmen. Die Kindersterblichkeitsrate liegtbei 8 % und nur 20 % der erkrankten Kinder überleben 5Jahre. Trotzdem herrscht bei den führenden westlichenArzneimittelkonzernen kein allzu großes Forschungsinter-resse zur Bekämpfung dieser weitverbreiteten Krankheit.Mit staatlicher Förderung hat man nun in Nigeria ein stan-dardisiertes Extraktpräparat aus den 4 einheimischen Arz-neipflanzen Piper guineensis (Samen), Pterocarpus osun(Holz), Eugenia caryophyllum (Früchte) und Sorghum bi-color (Blätter) entwickelt, mit klarem Wirkungs- und Si-cherheitsprofil, das positive klinische Daten aufweist (C.Wambebe, Nigeria).

F·O·R·U·M 35·2010Kongressbericht

Dr. Renate Seitz

Weltkongress für Medizinal- und Aromapflanzen in Kapstadt

Page 47: FORUM

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Beeindruckend auch die Ergebnisse, wie anhand genom-ischer und metabolomischer Enzym-Studien an der Univer-sität Prätoria (M. Meyer) transgene Artemisia-afra-Artenentwickelt werden, die Artemisinin produzieren und in Zu-kunft vielleicht den nachhaltigen Nachschub dieses wichti-gen Malariamittels für die Region sichern können. Mit dereinfach zu handhabenden Nahinfrarot-Spektroskopie inKombination mit HPLC hat man eine schnelle Methodeentwickelt, die weit verbreiteten Hoodia-Verfälschungen inden boomenden Schlankheitsmitteln aufzudecken (A. Vil-joen, Stellenbosch University). Viel Forschung wird betrie-ben für praktikable Methoden zur Qualitätssicherungpflanzlicher Drogen und Zubereitungen. Zahlreich auch dieBeiträge und Bemühungen zur Bekämpfung bzw. Bewälti-gung von HIV/AIDS – als afrikanisches Selbsthilfepro-gramm sozusagen.

Schwerpunktthemen des Kongresses waren:• Ethnopharmakologie und Bioprospektion• Kultivierung, nachhaltige Nutzung und Schutz von

Pflanzen (conservation) • neue Gesetze und Regulierungen für pflanzliche

Zubereitungen• gezieltes Screening für neue Phytopharmaka und

Phytokosmetika• Qualität, Wirksamkeit und Sicherheit bei pflanzlichen

Heilmitteln und Kosmetikprodukten • Trends bei Nahrungsergänzungsmitteln (neutraceuticals)

und Diätetika (functional food)• Medizinal- und Aromapflanzen (MAPs) in der Tierheil-

kunde• Perspektiven in Produktion, Marketing und Handel von

Medizinalpflanzen• Ethnomedizin und traditionelle Medizinsysteme im Ein-

satz bei neuen und altbekannten Krankheiten

Oberstes Anliegen maßgeblicher Gremien afrikaweit istdas gemeinsame Bemühen, die Jahrhunderte alte und sehrmystische Volksmedizin wie auch die Anwendung der rei-chen Heilpflanzenflora des Kontinents auf wissenschaftlichfundierte Grundlagen und somit auf eine rationale Basis zustellen. Erst kürzlich hatten sich führende afrikanische Wis-senschaftler und Organisationen zu einer „Association forAfrican Medicinal Plant Standards“ (AAMPS) zusammengeschlossen, um international anerkannte Standards zurGewinnung, Verarbeitung und Qualitäts- sowie Sicher-heitskontrolle der wichtigsten afrikanischen Heilpflanzenzu erarbeiten. Zukunftsziel ist die Herausgabe einer ge-

meinsamen afrikanischen Heilpflanzen-Pharmakopöe (Afri-can Herbal Pharmacopeia). Hier konnten viele Anregungenvon den europäischen Experten geliefert werden. A. Vlie-tinck, Antwerpen, gab einen Überblick über die europäi-schen Regelwerke zu arzneipflanzlichen Zubereitungen. R. Bauer, Graz, zeigte den wissenschaftlichen Weg auf, denman zur Rationalisierung der traditionellen chinesischenMedizin bereits zurückgelegt hat. P. Houghton, London, K.Hostettmann, Genf, und R. Verpoorte, Niederlande, berich-teten über neueste analytische Technologien zum mögli-chen Vorgehen bei der Erreichung der hochgestecktenZiele in Afrika.

Trendprodukt Heil- und AromapflanzePflanzliches in Arzneimitteln, Kosmetika und zur Nah-rungsergänzung liegt weltweit im Trend. Auch die Tierme-dizin greift zunehmend und mit sichtbaren Erfolgen aufbewährte Heilpflanzen zurück, nicht nur, weil auch Tier-liebhaber die „sanfte Medizin“ häufig bevorzugen (C.Franz, Wien). Ätherische Öle und Pflanzenextrakte stellenwirksame Alternativen zu den seit einigen Jahren verbote-nen Antibiotika dar, die jahrzehntelang unbekümmert undohne mögliche Folgereaktionen und Resistenzbildungen zubedenken in großem Maßstab in der Tiermast und bei denhäufigen Infektionen in der Groß- und Massentierhaltungeingesetzt wurden.

Großes Interesse fand das WOCMAP Business Forum,wo an einem Tag – von der Fa. Schwabe gesponsert – aus-giebig die Fortschritte bei der Einführung und die Problemeder nachhaltigen Beschaffung und Gewinnteilhabe für dieeinheimische Bevölkerung (Access and Benefit Sharing,ABS) diskutiert wurden. Schutz und Nutzung der natürli-chen Reserven müssen Hand in Hand gehen, um einenachhaltige Entwicklung zu gewährleisten. Noch immer istder Anbau für zunehmend gefragte und daher zunehmendgefährdete Pflanzenarten die beste Lösung, lässt sich abernicht immer realisieren. Es sollen dabei ja auch die Auswir-kungen von Markt- und Bedarfsschwankungen sowie dieökonomische Situation der Bevölkerung im Sammelgebietnicht unberücksichtigt bleiben.

F·O·R·U·M 35·2010 Kongressbericht

Die Königs-Protee (King Protea), die südafrikanische Nationalblume.

HPLC = high pressure liquid chromatography: Hochdruckflüssigkeits-chromatographie. Chromatographieverfahren zur Untersuchung von Proben, die flüssig oder gelöst vorliegen.Nahinfrarot-Spektroskopie: verfeinertes Spektroskopieverfahren im Bereich des kurzwelligen Infrarotlichts.

Glossar

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F·O·R·U·M 35·2010Kongressbericht

Vorzeigebeispiele für erfolgreiche Entwicklungen warenhier Harpagophytum und Pelargonium. Die Speicherwur-zeln der Teufelskralle werden inzwischen aus dem Anbau –ein schwieriges und langwieriges Unterfangen, da diePflanze sehr langsam wächst – und nach wie vor in nach-haltiger und kontrollierter Sammlung gewonnen. Die Land-bewohner werden dazu extra geschult. Auch für Pelagor-nium sidoides und P. reniforme gibt es inzwischen erfolgrei-che Anbaukonzepte. Leider leistet die südafrikanische Re-gierung bisher wenig Unterstützung bei den Forderungender Fair Wild Foundation (www.fairwild.org), die allge-meine gesetzliche Einführung der WHO-Empfehlungen zu„Guten Anbau- und Sammelpraktiken“ (Good Agriculturaland Collection Practice, WHO-GACP) und weiterer „Stan-dard Operating Procedures“ (SOPs) voranzutreiben.

Der zweite Tag des Business Forums war dem interna-tionalen Handel von afrikanischen Arznei- und Aroma-pflanzen (MAPs) gewidmet. Experten von UNCTAD (U.N.International Trade Centre) und internationalen Handels-netzwerken, wie z. B. die Schweizer OSEC-SIPPO, vermit-telten das nötige Know-How, das potenziellen Marktein-steigern das genaue Vorgehen und Reglement sowie dieQualitätsanforderung der europäischen Gesetzgebung nahebrachten. Gerade bei Importextrakten sind die Qualitäts-und Sicherheitsanforderungen besonders hoch. Nahrungs-ergänzungsmittel aus Importpflanzen werden nach euro-päischem Recht als „novel food“ eingestuft und müssenstrengen Toxizitätsprüfungen standhalten.

Marktleben nachgestelltEin reichhaltiges Rahmenprogramm während der Kon-gresstage machte die Veranstaltung auch für Nichtwissen-schaftler und vor allem für Teilnehmer aus anderen Erdtei-len interessant: Farbenprächtig und mit Musik und Tanz-veranstaltungen umrahmt wurden auf einem nachgestell-ten afrikanischen Heilpflanzenmarkt von Medizinmännernund Kräuterfrauen die wichtigsten Heilpflanzen vorge-stellt. Besonders vielfältig war das Angebot ätherischer Öleaus der „Fynbos-Flora“, die typische Strauchflora der Kap-region aus Ericaceen-, Pelargonium- und vor allem denhunderten von Protea-Arten. Führende Herstellerfirmenaus ganz Afrika präsentierten ihre Produkte, die europäi-schen Industrien konnten Verbindungen zu neuen Export-märkten knüpfen.

WOCMAP IV RecommendationsIn einer gemeinsamen Resolution riefen die Verantwortli-chen des Kongresses abschließend zu einem sorgsamenUmgang mit der nicht unerschöpflichen Ressource Pflanzeauf und zur freiwilligen Anerkennung in Zukunft weltweitgültiger gesetzlicher Maßnahmen und Regulierungen zuihrem Schutz wie auch bei der Verarbeitung zu qualitätvol-len, sicheren und wirksamen pflanzlichen Arzneiprodukten

(HMPs). Ein besserer globaler Wissenstransfer zum ThemaMAPs könnte dabei förderlich sein (s. auch www.icmap.org> Resolutions of WOCMAP IV). Nicht nur in Afrika son-dern weltweit wird ein stärkeres staatliches und universitä-res Engagement in der Erforschung der Wirksamkeit undUnbedenklichkeit der traditionell angewendeten Heilpflan-zen gefordert.

Fazit: Auch wenn die Teilnahme krisenbedingt etwasgeringer war als erwartet, wurde letztendlich das vorgege-bene Ziel von WOCMAP IV wieder erreicht: einen Beitragzu leisten zu einem besseren Verständnis, zu einer Neube-wertung, zum richtigen Gebrauch und zum Schutz derkostbaren Ressourcen, die unsere Arznei- und Aromastoffeweltweit darstellen.

Dieser Bericht erschien zuerst in der Zeitschrift für Phytotherapie 2009,30, 197–199. Wir bedanken uns beim Hippokrates-Verlag und bei derAutorin für die Genehmigung des Nachdrucks.

Der neue ICMAP-Vorstand (von li. nach re.): Prof. K.H.C. Baser (Türkei)als neugewählter Präsident; sein Vorgänger Dr. Ch. Franz (Wien); Dr. R.Seitz als Generalsekretärin; die Professoren Akos Mathé (Ungarn) undJim Simon (USA) als Vizepräsidenten; Klaus Dürbeck als Schatzmeister;Prof. K. Eloff (Pretoria) als Kongressorganisator.

ICMAP, das International Council for Medicinal and

Aromatic Plants, versteht sich als Dachorganisation

aller Verbände und Organisationen, die im weitesten

Sinne mit Arznei- und Aromapflanzen (MAPs) zu

tun haben. Ziel ist der verstärkte Austausch und die bessere Zusam-

menarbeit zwischen den einzelnen Disziplinen. Es setzt sich aus

17 gewählten Delegierten aller Weltregionen zusammen, von denen

u. a. alle 5 Jahre der Weltkongress WOCMAP einberufen wird

(www.icmap.org).

Literatur:– Spezialausgabe des Journals of Ethnopharmacology anlässlich WOCMAP

4: Ethnobotany in South Africa, 2008, 119 (3).

Dr. Renate SeitzPharmazeutin mit Promotion über eine südamerikanische Arznei-

pflanze; wechselte nach mehreren Jahren Universitätsforschung

ganz in das schreibende Fach. Nach Jahren der Mitarbeit an den

Drogenbänden von „Hagers Handbuch der Pharmazeutischen

Praxis“ arbeitet sie seit ca. 15 Jahren als freie Fachjournalistin und

war lange Zeit Vorstandsmitglied der internationalen Gesellschaft

für Arzneipflanzenforschung (GA).

Kontakt: [email protected] die Autorin

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F·O·R·U·M 35·2010 Leserbrief

Ich selbst bin nach Studium der Medizin, Biologie und Che-mie apl. Professor für Chemie an der Technischen Univer-sität München geworden, bin in England ausgebildeterAromatherapeut und halte Vorlesungen und Seminare zuThemen der Aromatherapie im Klinikum am Biederstein derTU München. In enger Zusammenarbeit mit den Derma-tologinnen und Dermatologen dieser Klinik habe ich dieArbeiten des IVDK und anderer an die Öffentlichkeit getre-tener Dermatologen (auch des europäischen SCCP, Scien-tific Comittee on Consumer Products, Brüssel) kritisch un-tersucht.

Es hat sich hier herausgestellt, dass der allgemein pro-pagierte dermatologische Duftstoff-Mix, der die Duftstoff-Allergien bei Patienten aufdecken soll, von niedergelasse-nen und Hochschul-Dermatologen extrem in seiner Bedeu-tung angezweifelt wird. Die einzelnen Inhaltsstoffe werdenz. B. nicht in ihrer Reinheit nachgewiesen. Die nicht ge-nannten Nebenbestandteile könnten durchaus die Ursachefür Reizungen sein.

In dem F·O·R·U·M-Artikel erweist sich der Autor ErichSchmidt als gläubiger Anhänger der offiziellen Dermatolo-gen-Gruppe um den IVDK (Informationsverbund Derma-tologischer Kliniken, z. B. Prof. A. Schnuch). Er hinterfragtderen Angaben nicht.

Ich werde als Vorsitzender der Wissenschaftler-GruppeNatural Oils Research Association, N.O.R.A.-International,in Kürze eine längere ausführliche Arbeit zu den Themen„Allergie-Möglichkeiten von natürlichen Ölen“ in dem zugehörigen Newsletter von N.O.R.A veröffentlichen(www.nora-international.de, für Kontakte bitte folgendeEmail-Adresse: [email protected]). Hiersollen nur einige wichtige Kritikpunkte genannt werden.

Alle berichteten dermatologischen Messungen von Ein-zelstoffen und sogar Naturstoffen teilen den Lesern derStudien nicht mit, welche Reinheit die bearbeiteten Substanzen haben. Sie sind in der Regel nicht 100 % rein,sondern meist 93–96%ig. Es müssten die 4–7% Nebenbe-

standteile nicht nur genannt werden, es müssten die der-matologischen Qualitäten zusätzlich untersucht werden.Und dann dürfen als Ergebnisse nicht nur z. B. die StoffeGeraniol, Limonen etc. genannt werden und deren angeb-lich allergischen Wirkungen. Ohne diese analytischen Vor-bedingungen sind alle bisherigen Angaben nicht akzepta-bel. Wir nennen sie in der Wissenschaft „unethisch“.

Die Dermatologen verstehen langsam die enorme Be-deutung von peroxidischen Bestandteilen. Die Wirkungkann von starker allergener Relevanz bis zur Erregung vonkanzerogenen Problemen gehen. Keiner der bisherigenDermatologen gibt in den vorliegenden Veröffentlichun-gen die Peroxid-Zahl zu Beginn und zu Ende der Untersu-chungen an (bei Erich Schmidt ist eine ausreichendeMenge solcher Veröffentlichungen zitiert). Dieser absoluteMangel macht alle bisherigen Ergebnisse noch ein bisserlmehr unethisch und damit unglaubwürdig.

Erich Schmidts abschließende Replik „Natur versus Syn-these?“ wirft ein grelles Licht auf seine Kenntnisse undsein Verständnis der naturbelassenen Öle und Mischun-gen. Der Kollege Hildebert Wagner, em. Pharmakologe derUni München, pflegte zu sagen: „Warum brauchen wirStudien und Tests mit unseren Ölen? Wir machen dochTests am Menschen seit einigen tausend Jahren in derNatur-Medizin damit!“

Die Beurteilung der Arbeit von Dr. Ulrich Meyer vonWALA zeigt einmal mehr das Unverständnis des Artikel-Autors. Es wurden an voll DM-I-positiven Patienten (alsoMenschen mit ausgeprägter Duftstoff-Allergie) bei 500Anwendungen mit reinen natürlichen Öl-Mischungen nur3,4 % allergische Reaktionen beobachtet. Meine Münch-ner Dermatologen-Freunde haben herzlich gelacht, als siedas Ergebnis lasen und diskutierten. Es hätten ja doch ei-gentlich etwa 100 % der Duftstoff-Allergiker reagierenmüssen. Das Ergebnis spricht sehr deutlich für die Naturund gegen die Testung mit dem Duftstoff-Mix aus synthe-tischen Substanzen.

Dietrich WabnerProf. Dr. Dr. Natural Oils Research Association, N.O.R.A.-International, Garching bei München

Wir freuen uns über Diskussion, Kritik und Anregungen in Form von Leserbriefen! Schreiben Sie uns an: [email protected] oder an die Geschäftsstelle FORUM ESSENZIA e.V., Kotterner Str. 81, 87435 Kempten/Allgäu

Leserbrief

Zum Artikel „Ätherische Öle und Allergien“von Erich Schmidt, F·O·R·U·M 34, S. 23–26

www.forum-essenzia.org

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F·O·R·U·M ESSENZIA

Seit der Mitgliederversammlung am 15.11.2009 inWürzburg hat FORUM ESSENZIA e.V. einen neuen Vorstand: Als 1. Vorsitzende wurde Ingeborg Stadel-mann gewählt, 2. Vorsitzender ist Axel Meyer. Außer-dem wurden Martin Späth als Schatzmeister, ReinhardOppel als Schriftführer sowie Volkmar Heitmann undGabriele Fernsebner als Beisitzer gewählt.

Die neue Mannschaft wird den Verein jetzt in die Zukunft führen. Erstes Thema war die Auswertung des Fragebogens, der im September 2009 an alle Mit-glieder verschickt wurde. Die Umfrage bestätigte dieBeliebtheit der Zeitschrift F·O·R·U·M. Weiterhin gingdaraus hervor, dass die Mitglieder eine professionelleKommunikation mit Fokus auf der Nutzung des Inter-nets wünschen. Der erste Schritt in diese Richtung ist mit einem neuen Erscheinungsbildes der Homepage bereits getan. Dort stehen ständig aktualisierte Infor-mationen aus der Welt der Aromatherapie, Aroma-

pflege und Aromakultur zur Verfügung. Ziel ist, einAustauschforum als Kommunikationsplattform für dieMitglieder zu schaffen.

Am 13.6.2010 findet die nächste Mitgliederversamm-lung in Würzburg statt. Diskussionsthema ist der Statusder ätherischen Öle im Gesundheitswesen. Außerdemsoll das Kuratorium gewählt werden.

Ingeborg Stadelmann, 1. Vorsitzende (li.) und Axel Meyer, 2. Vorsitzender (re.) von FORUM ESSENZIA e.V.

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F·O·R·U·M 35·2010 Impressum

BildnachweisRalph Stadelmann: Titel (gr. Bild), S. 5 (re.), 9, 11 (o.), 18, 43 Bahnhof-Apotheke, Kempten: Titel (kl. Bild li. u. Mitte li.), S. 6, 11(u.), 14, 16, 19, 21Primavera Life GmbH: Titel (kl. Bild re.), 34, 35 Gabriele Fernsebner: S. 5 (li.)Johanna Köppel: Titel (kl. Bild Mitte re.), S. 5 (Mitte)Dr. Johannes Novak: S. 29Danil Isakov/Mountain Herbs LLC: S. 31, 32, 33Andreashof, Überlingen: S. 36Cäcilia Frings-Ruland: S. 41, 42Ruhr-Universität Bochum/DFG: S. 44Dr. Renate Seitz/Prof. Baser/Prof. Bauer: S. 47, 48Forum Essenzia e.V.: S. 50

Die Umschlagfotos der Vorderseite zeigen:großes Bild: Niaouli-Blütekleine Bilder (von li. nach re.): Früchte vom süßen Fenchel, fachgerechtes Abfüllen von Öl, Eisenkraut Anden, Mazeration

F·O·R·U·MAromatherapie · Aromapflege · Aromakultur ist offizielles Mitteilungsorgan des Vereins FORUM ESSENZIA e.V., gemeinnütziger Verein für Förderung, Schutz und Verbreitung der Aromatherapie, Aromapflege und Aromakultur.

Auflage: 3000

Preis: 11,80 €

ISSN 1863-656X

FORUM ESSENZIA e.V.:Kotterner Str. 81, 87435 Kempten/AllgäuTel.: 08370 – 32 54 73Fax: 08370 – 32 54 78 E-Mail: [email protected]

RedaktionIngeborg Stadelmann, WiggensbachDanielle Flemming, PfungstadtE-Mail: [email protected]

Gestaltung und SatzhäußingerdesignMonika Häußinger, Kempten

AnzeigenDTP Design Fischer Elke Fischer, WiggensbachTel.: 0049 (0) 8370 – 910 913 E-Mail: [email protected]

DruckKKW-Druck, Kempten

© FORUM ESSENZIA e.V.Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit schriftlicher Genehmigung des Vereins FORUM ESSENZIA e.V. Bei Einsendungen an die Redaktion wird das Einverständnis zur vollen oder auszugsweisen Veröffentlichung vorausgesetzt,wenn gegenteilige Wünsche nicht besonders zum Ausdruck gebracht werden. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keinerlei Gewähr übernommen.Gezeichnete Artikel stellen nicht unbedingt die Meinung der Redaktion dar. Die Redaktion behält sich Kürzungen eingesandterManuskripte und Leserbriefe vor.

Gerichtsstand ist Kempten.

Diese Ausgabe wurde auf FSC-zertifiziertem, chlorfrei gebleichtem Papier ohne optische Aufheller gedruckt!

F·O·R·U·M Aromatherapie · Aromapflege · Aromakultur (seit 2006) und F·O·R·U·M für Aromatherapie und Aromapflege (1992–2005):

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