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Hier wird Wissen Wirklichkeit Dieter Zapf 10 Jahre Mobbing-Hotline Frankfurt-Rhein-Main Haus am Dom 11. März 2015 Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main Fachbereich Psychologie und Sportwissenschaften Institut für Psychologie Universität Frankfurt, Institut für Psychologie, 60054 Frankfurt Arbeits- & Organisationspsychologie Mobbing: Psychoterror am Arbeitsplatz Ursachen, Folgen und Handlungsmöglichkeiten

Frankfurt am Main · Mobbing ist eine extreme Form sozialer Stressoren, die Häufig (mindestens 1 mal/Woche), Andauernd (mindestens ½ Jahr) systematisch gegen eine Person gerichtet,

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Page 1: Frankfurt am Main · Mobbing ist eine extreme Form sozialer Stressoren, die Häufig (mindestens 1 mal/Woche), Andauernd (mindestens ½ Jahr) systematisch gegen eine Person gerichtet,

Hier wird Wissen Wirklichkeit

Dieter Zapf

10 Jahre Mobbing-Hotline Frankfurt-Rhein-Main

Haus am Dom

11. März 2015

Johann Wolfgang Goethe-Universität

Frankfurt am Main

Fachbereich Psychologie und Sportwissenschaften Institut für Psychologie

Universität Frankfurt, Institut für Psychologie, 60054 FrankfurtArbeits- & Organisationspsychologie

Mobbing: Psychoterror am Arbeitsplatz

Ursachen, Folgen und Handlungsmöglichkeiten

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Hier wird Wissen Wirklichkeit 2

Zu Beginn

Ein kleiner Exkurs:

Lohnt sich Mobbing aus Arbeitgebersicht?

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Hier wird Wissen Wirklichkeit Dieter Zapf 3

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Hier wird Wissen Wirklichkeit Dieter Zapf 4

Der Mensch ist ein soziales Wesen

Nur in sozialen Zusammenhängen konnte er in

der Naturgeschichte überleben

Soziale Bedürfnisse und soziale Beziehungen

spielen in allen Lebensbereichen eine große

Rolle

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Soziale Bedürfnisse und soziale Beziehungen in Organisationen –

eine lange Geschichte

Viele Untersuchungen zeigen:

• Gute soziale

Beziehungen am

Arbeitsplatz

• Soziale Unter-

stützung durch

Vorgesetzte und

Kollegen

• Gutes Arbeits- und

Betriebsklima

• Gerechtigkeit und

Fairness

• hohe

Arbeitszufriedenheit

• gutes Wohlbefinden

• Wenig psychische

und körperliche

Beschwerden

• Wenig Fehlzeiten

• Wenig Kündigungs-

absichten

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Hier wird Wissen Wirklichkeit Dieter Zapf 6

Viele Untersuchungen zeigen:

• Gute soziale

Beziehungen am

Arbeitsplatz

• Soziale Unter-

stützung durch

Vorgesetzte und

Kollegen

• Gutes Arbeits- und

Betriebsklima

• Gerechtigkeit und

Fairness

• hohe

Arbeitszufriedenheit

• gutes Wohlbefinden

• Wenig psychische

und körperliche

Beschwerden

• Wenig Fehlzeiten

• Wenig Kündigungs-

absichten

Frage:

Muss das die Organisation

interessieren?

(oder ist das alles “Sozialkram”, auf welchen man in Zeiten der

Globalisierung keine Rücksicht nehmen kann?)

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Vorhersage der Produktivität 18 Monate später

Mitarbeiterzufriedenheit

25%

andere Faktoren

23%

Frühere

Produktivität

52%

West et al., Aston Business School

Mitarbeiterbezogene Maßnahmen und Leistung

der Organisation

% der

aufgeklärten

Varianz

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Mitarbeiterbezogene Maßnahmen und Leistung

der Organisation

Bedeutsamkeit unterschiedlicher Faktoren für die Produktivität

West et al., Aston Business School

18 %

6 %

3 %1 % 1 %

0

2

4

6

8

10

12

14

16

18

HRM F&E Strategie Qualität Technologie

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Mitarbeiterbezogene Maßnahmen und Leistung

der Organisation

West et al., Aston Business School

18 %

6 %

3 %1 % 1 %

0

2

4

6

8

10

12

14

16

18

HRM F&E Strategie Qualität Technologie

HRM: Human Resource Management, u.a.:

- Personalauswahl

- Personalentwicklung (Qualifizierung,

Training)

- Teamentwicklung, Kommunikation &

Konflikttraining

- Führungskräfteentwicklung

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Mitarbeiterbezogene Maßnahmen und Leistung

der Organisation

92

94

96

98

100

102

104

106

108

<40% 40-59% 60-79% 80-99% 100%

Mittlere

r M

ort

alit

äts

inde

x

% Mitarbeiter in guten

Teams

Untersuchung in Krankenhäusern in England West et al., International Journal of Human Resource Management 2002

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Mitarbeiterbezogene Maßnahmen und Leistung

der Organisation

92

94

96

98

100

102

104

106

108

<40% 40-59% 60-79% 80-99% 100%

Mittlere

r M

ort

alit

äts

inde

x

% Mitarbeiter in guten

Teams

Untersuchung in Krankenhäusern in England West et al., International Journal of Human Resource Management 2002

25% mehr Personal in guten Teams bedeutet

275 weniger Tote pro 100,000 bei

Notfalloperationen oder

7.1% weniger Tote bei Notfalloperationen

West et al., International Journal of Human Resource Management 2002

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Mitarbeiterbezogene Maßnahmen und Leistung

der Organisation

Kunden-

zufriedenheit

Organisationale

Gerechtigkeit

Fairness

Vorgesetzter

Affektives

Commitment

Probleme

Arbeitsorganisat.

Handlungs-

spielraum

Auswirkungen organisationaler Variablen auf die Kundezufriedenheit

Egold (2007) Dissertation,

Uni Frankfurt, Arbeits- &

Organisationspsychologie

.18

-.28

.24

.42

.38

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Mitarbeiterbezogene Maßnahmen und Leistung

der Organisation

Arbeitsunfälle

Gutes

Betriebsklima

Soziale

Unterstützung

Vorgesetzte

Auswirkungen organisationaler Variablen auf Arbeitsunfälle

a) Iverson & Erwin (1997,

JOOP)

b) Kahlow (2007)

Diplomarbeit, Uni

Frankfurt, Arbeits- &

Organisationspsychologie -.27 a)

-.27 a)

-.17b)

Soziale

Unterstützung

Kollegen

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Hier wird Wissen Wirklichkeit 14

Viele Untersuchungen zeigen:

• Gute soziale

Beziehungen am

Arbeitsplatz

• Soziale Unter-

stützung durch

Vorgesetzte und

Kollegen

• Gutes Arbeits- und

Betriebsklima

• Gerechtigkeit und

Fairness

• hohe Produktivität

• Hohe Kunden-

zufriedenheit

• Bessere Leistungen,

weniger Fehler

(s. Mortalitätsrate)

• Weniger Unfälle

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Viele Untersuchungen zeigen:

• Gute soziale

Beziehungen am

Arbeitsplatz

• Soziale Unter-

stützung durch

Vorgesetzte und

Kollegen

• Gutes Arbeits- und

Betriebsklima

• Gerechtigkeit und

Fairness

• hohe Produktivität

• Hohe Kunden-

zufriedenheit

• Wenig Unfälle

• Bessere Leistungen,

weniger Fehler

(s. Mortalitätsrate)

Antwort:

Gute soziale Beziehungen sind

wichtig für ALLE Beteiligten!

Mobbing ist kontraproduktiv für

ALLE Seiten

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Hier wird Wissen Wirklichkeit 16

Organisationen

• Komplexität

• Dynamik und

Unsicherheit

• hohe Produktivität

• Hohe Kunden-

zufriedenheit

• Bessere Leistungen,

weniger Fehler

(s. Mortalitätsrate)

• Weniger Unfälle

Warum sind soziale Faktoren für den Erfolg einer Organisation so bedeutsam?

Mitarbeiter

können nicht

vollständig

kontrolliert

werden

Affektives

Commitment

Verbundenheits

gefühl mit der

Organisation

• Gutes Betriebsklima

• Soziale Unterstützung

• gute soziale

Beziehungen

• org. Gerechtigkeit

Mitarbeiter

müssen von

sich aus

Organisations-

Ziele anstreben

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Hier wird Wissen Wirklichkeit Dieter Zapf 17

Gliederung

1. Einführung: Das Konzept Mobbing

2. Einige empirische Ergebnisse

3. Die Ursachen und gesundheitliche Auswirkungen

von Mobbing

4. Konflikteskalation und Bewältigung von Mobbing

5. Intervention

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1) Einführung: Das Konzept "Mobbing"

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Negatives Sozialverhalten am Arbeitsplatz

Jemanden wie Luft

behandeln

Witze über das Privatleben

machen

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Jemanden wie Luft

behandeln

Witze über das Privatleben

machen

Jedoch:

Nicht jedes negative Sozialverhalten bei der

Arbeit ist Mobbing !

Negatives Sozialverhalten am Arbeitsplatz

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Jeder ist betroffen

Unsystematisch

Handlungen sind auf eine

Zielperson gerichtet

Systematisch

Andauernd (1/2 Jahr)

Häufig (1 mal pro Woche)

Ungleiche Machtstruktur

Sehr starke negative

gesundheitliche Auswirkungen

Negatives Sozialverhalten Mobbing

Negatives Sozialverhalten am Arbeitsplatz

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Hier wird Wissen Wirklichkeit Dieter Zapf 22

Definition von Mobbing

Mobbing ist eine extreme Form sozialer Stressoren, die

Häufig (mindestens 1 mal/Woche),

Andauernd (mindestens ½ Jahr)

systematisch gegen eine Person gerichtet,

durch ein Machtungleichgewicht gekennzeichnet ist und

durch problemorientierte und intrapsychische

Verarbeitungsmechanismen alleine nicht bewältigt werden

kann.

Es handelt sich nicht um Mobbing

bei einmaligen Vorfällen

wenn die Konfliktparteien gleich stark sind

Nach Zapf (1999)

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Hier wird Wissen Wirklichkeit Dieter Zapf 23

Definition von Mobbing

Bewusste Absicht oder Intention ist kein Bestandteil der Definition

Es ist unklar, worauf die Absicht sich beziehen sollte

• auf jede einzelne Mobbinghandlung

• auf den Mobbingprozess (also dass man jemanden

systematisch schikanieren möchte)

• auf die Folgen (wollte man, dass es dem andern schlecht

geht?)

• auf ein dahinter liegendes Ziel (man möchte jemanden aus

dem Team drängen; dabei kommt es zu Mobbing, was sich

dann halt so ergibt...: Mobbing ist Kollateralschaden)

Absichten sind oft unklar. Zumindest aber wird Mobbing und seine

Folgen billigend in Kauf genommen.

Nach Einarsen, Hoel, Zapf & Cooper (2011)

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Hier wird Wissen Wirklichkeit Dieter Zapf 24

Mobbing: Unterschiedliche Perspektiven von

Opfern und Tätern

Mobbing: Die Perspektive des Opfers

O

T

T

T

T

T

T

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Hier wird Wissen Wirklichkeit Dieter Zapf 25

Mobbing: Die Perspektive des Täters

T

O

O

O

O

O

O

Mobbing: Unterschiedliche Perspektiven von

Opfern und Tätern

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Hier wird Wissen Wirklichkeit Dieter Zapf 26

Mobbing: Die Perspektive des Täters

T

O

O

O

O

O

O

Mobbing: Unterschiedliche Perspektiven von

Opfern und Tätern

- geringere Intensität des Mobbings

für die einzelnen Opfer

- Unterstützendes Netzwerk für die

Opfer möglich

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Hier wird Wissen Wirklichkeit Dieter Zapf 27

Negatives Betriebsklima und negatives soziales Verhalten:

Jeder ist potentiell betroffen

Mobbing: Unterschiedliche Perspektiven von

Opfern und Tätern

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Hier wird Wissen Wirklichkeit Dieter Zapf 28

Täter- und Opferperspektive

Mobbing ist ein Konzept aus der Opferperspektive!

Unklare Definitionen, wenn man die Täterperspektive einnimmt:

• Ist ein „Mobber“ jemand, der regelmäßig und mit System mobbt

(egal, wer da zur Zielperson wird) oder

• Ist ein Mobber jemand, der eine bestimmte Person regelmäßig

und mit System schikaniert? (im Einklang mit der

Opferperspektive)

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Hier wird Wissen Wirklichkeit Dieter Zapf 29

Mobbing aus Tätersicht: Destruktive Führung

Zwei Führungskräfte möchten einen von ihnen ungeliebten Mitarbeiter loswerden. In einem 6-Augengespräch „knöpfen sie sich diesen Mitarbeiter vor“.

• Der Mitarbeiter erlebt dieses 6-Augengespräch als sehr bedrohlich,

• da er nun weiß, dass er auf der Abschussliste steht.

• Obwohl es zu keinen weiteren Konfrontationen kommt,

• entwickelt er Schlafstörungen und andere psychosomatische

Symptome.

• Er merkt schnell, dass er diese Situation nicht lange aushält,

• Durch günstige Umstände findet er schnell eine neue Arbeitsstelle

• Und verlässt die Organisation

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Mobbing aus Tätersicht: Destruktive Führung

Zwei Führungskräfte möchten einen von ihnen ungeliebten Mitarbeiter loswerden. Der Mitarbeiter, der die Organisation nicht verlassen will oder kann, wird darauf hin von den Führungskräften monatelang schikaniert, so dass alle Kriterien des Mobbings erfüllt sind.

Welche Führungskräfte sind "erfolgreicher" im Verfolgen ihrer Ziele?

Welche Führungskräfte sind eigentlich “schlimmer”?

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Hier wird Wissen Wirklichkeit 31

Mobbingstrategien: Ergebnisse der Faktorenanalyse

1. Arbeitsbezogenes Mobbing:

- Zwang zu selbstwertverletzenden Arbeiten

- Man erhält sinnlose Arbeitsaufgaben

2. Personbezogenes Mobbing

Soziale Isolation

- Kontaktverweigerung durch Andeutungen

- Man spricht nicht mehr mit den Betroffenen

Angriffe auf das Selbstwertgefühl

- Man imitiert Gang, Stimme, Gesten, etc.

- Man wird lächerlich gemacht

- Spott, bissige Bemerkungen

3. Physisches Mobbing (eher selten, ca. 10% der Mobbingfälle) - Sexuelle Annäherungen oder Angebote

- Androhung oder Ausübung körperlicher Gewalt

Verbale Aggression - Anschreien, lautes Schimpfen

- Mündliche Drohungen

Gerüchte - Hinter dem Rücken wird schlecht

über jm. Gesprochen

- Gerüchte werden verbreitet

Zapf, Knorz & Kulla (1996)

Dieter Zapf

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Hier wird Wissen Wirklichkeit Dieter Zapf 32

2) Einige empirische Ergebnisse

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Hier wird Wissen Wirklichkeit Dieter Zapf 33

Die Häufigkeit von Mobbing in Abhängigkeit von der Erhebungsmethode

Verhaltensorientierte Methode

Vorgabe eines Fragebogens mit Mobbingfragen

Vorgabe eines Fragebogens; mindestens wöchentlich und

mindestens 6 Monate (Leymannkriterium)

Self-labelling-Methode

Direkte Frage: Wurden Sie in den letzten 6 Monaten gemobbt?

Vorgabe einer präzisen Definition und Instruktion

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Hier wird Wissen Wirklichkeit Dieter Zapf 34 Dieter Zapf 34

Neuere meta-analytische Ergebnisse zur

Häufigkeit von Mobbing Nielsen, Mathiesen & Einarsen (2009) Nielsen, Notelaars & Einarsen (2011)

Zapf, Escartín, Einarsen, Hoel & Vartia (2011)

Verhaltensorientierte Methode: "Target"

Vorgabe eines Fragebogens;

Fragebogenitems; unterschiedliche

Kriterien

Kriterium: mindestens wöchentlich, aber

innerhalb der letzten 6 Monate; Dauer

nicht definiert

“Leymann-Methode”

mindestens wöchentlich und

mindestens 6 Monate

4,6

9,6

14,7

0 2 4 6 8 10 12 14 16

1

2

3 Mittlere Prävalenzrate (%)

Mittlere Prävalenzrate (%)

Mittlere Prävalenzrate (%)

Page 35: Frankfurt am Main · Mobbing ist eine extreme Form sozialer Stressoren, die Häufig (mindestens 1 mal/Woche), Andauernd (mindestens ½ Jahr) systematisch gegen eine Person gerichtet,

Hier wird Wissen Wirklichkeit Dieter Zapf 35 Dieter Zapf 35

Neuere meta-analytische Ergebnisse zur

Häufigkeit von Mobbing Nielsen, Mathiesen & Einarsen (2009) Nielsen, Notelaars & Einarsen (2011)

Zapf, Escartín, Einarsen, Hoel & Vartia (2011)

Self-labelling-Methode "Victim"

1) Self-labelling ohne Definition (Sind Sie in

den letzten 6 Monaten gemobbt worden?)

2) Präsentation einer präzisen Definition und

Instruktion ohne Zeitangaben

3) Präsentation einer präzisen Definition und

Instruktion mit Zeitangaben

plus Fragebogen und wöchentliches

Mobbing:

3,6

10,6

19,6

0 5 10 15 20 25

1

2

3 Mittlere Prävalenzrate (%)

Mittlere Prävalenzrate (%)

Mittlere Prävalenzrate (%)

Page 36: Frankfurt am Main · Mobbing ist eine extreme Form sozialer Stressoren, die Häufig (mindestens 1 mal/Woche), Andauernd (mindestens ½ Jahr) systematisch gegen eine Person gerichtet,

Hier wird Wissen Wirklichkeit Dieter Zapf 36 Dieter Zapf 36

Neuere meta-analytische Ergebnisse zur

Häufigkeit von Mobbing

3,6

10

20 %

%

%

Kennen sozial belastende Situationen am Arbeitsplatz

(Konflikte, die als persönlich bedeutsam erlebt wurden)

Sind oder waren gemäßigtem Mobbing am Arbeitsplatz ausgesetzt

Sind schwerem Mobbing am Arbeitsplatz ausgesetzt

Page 37: Frankfurt am Main · Mobbing ist eine extreme Form sozialer Stressoren, die Häufig (mindestens 1 mal/Woche), Andauernd (mindestens ½ Jahr) systematisch gegen eine Person gerichtet,

Hier wird Wissen Wirklichkeit Dieter Zapf 37

37,8

62,2

0

10

20

30

40

50

60

70

Männer Frauen

Mobbingbetroffene

in Prozent

Mobbing bei Männern und Frauen – meta-analytische Ergebnisse

k=53 Stichproben N=8.278 Mobbingbetroffene

nach Zapf, Escartín, Einarsen, Hoel & Vartia (2011)

Page 38: Frankfurt am Main · Mobbing ist eine extreme Form sozialer Stressoren, die Häufig (mindestens 1 mal/Woche), Andauernd (mindestens ½ Jahr) systematisch gegen eine Person gerichtet,

Hier wird Wissen Wirklichkeit Dieter Zapf 38

Mobbing bei Männern und Frauen – meta-analytische Ergebnisse

k=29 Stichproben N=5.605 Mobbingbetroffene Gesamtstichprobe N=52.010

nach Zapf, Escartín, Einarsen, Hoel & Vartia (2011)

0

10

20

30

40

50

60

70

Männer Frauen

Mobbing Gesamt-

betroffene stichprobe

Mobbing Gesamt-

betroffene stichprobein Prozent

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Hier wird Wissen Wirklichkeit Dieter Zapf 39

66,6

38,0

10,0

0

10

20

30

40

50

60

70

Vorgesetzte Kollegen Untergebene

in Prozent

nach Zapf, Escartín, Einarsen, Hoel & Vartia (2011)

Status der Mobbingtäter – meta-analytische Ergebnisse

k=38 Stichproben N=6.288 Mobbingbetroffene

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Hier wird Wissen Wirklichkeit Dieter Zapf 40

3) Ursachen und gesundheitliche

Auswirkungen von Mobbing

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Hier wird Wissen Wirklichkeit Dieter Zapf 41

Ursachen Mobbing Folgen

Organisational

Person

Sozial

FührungUnternehmenskulturArbeitsbelastungenArbeitsorganisationOrganisationsentwicklung

PersönlichkeitQualifikationSoziale KompetenzenStigmatisierbarkeit

FeindseligkeitNeidGruppendruckSündenbock

Gerüchte

Soziale Isolation

Verbale Aggression

Organisationale Schikane

Angriffe auf die Privatspäre

Physische Angriffe

Angriffe auf die Einstellungen

PsychosomatischeBeschwerden

Depression

Angst

Posttraumatisches Stress-Syndrom

Obsession

Ursachen und Folgen von Mobbing

Dieter Zapf J. W. Goethe-Universität Frankfurt

Täter

Persönliche Probleme

Nach Zapf (1999). International

Journal of Manpower

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Hier wird Wissen Wirklichkeit Dieter Zapf 42

Mik

rop

olit

ik

Typische Mobbinghandlungen Soziale Isolation

Unterlegenheit/Machtlosigkeit Stresssymptome

Eine Vielfalt von Ursachen führt zu

typischen Charakteristika einer

Mobbingsituation

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Hier wird Wissen Wirklichkeit 43

Ist die Definition von Mobbing von Bedeutung?

Hohes Ausmaß an negativen sozialen Handlungen NSH (anschreien,

ausgrenzen, ignorieren, etc.)

oder

Mobbing:

Systematische Gerichtetheit auf eine Person

Mindestens 6 Monate,

Mindestens 1 mal pro Woche

Machtlosigkeit, Nichtkontrollsituation

Man bezeichnet sich selbst als Mobbingopfer

O

T

T

T

T

T

T

Dieter Zapf

Page 44: Frankfurt am Main · Mobbing ist eine extreme Form sozialer Stressoren, die Häufig (mindestens 1 mal/Woche), Andauernd (mindestens ½ Jahr) systematisch gegen eine Person gerichtet,

Hier wird Wissen Wirklichkeit 44

Psychosomatische Beschwerden in Abhängigkeit

von Negativem Sozialverhalten (NSH) und Mobbing

3,22

2,62

2,31

2,07

1,82

1,50 1,70 1,90 2,10 2,30 2,50 2,70 2,90 3,10 3,30 3,50

Mobbing (N=296)

NSH >90%

NSH >50-85%

NSH <50

Keine NSHEffect sizes (SD=.70)

strong effect (.55)

medium effect (.35)

weak effect (.14)

Gesamtmittelwert von

Psychosomatischen

Beschwerden

2.10 – 2.20

NSA > 97%: 2,68

O

T

T

T

T

T

T

Dieter Zapf

Page 45: Frankfurt am Main · Mobbing ist eine extreme Form sozialer Stressoren, die Häufig (mindestens 1 mal/Woche), Andauernd (mindestens ½ Jahr) systematisch gegen eine Person gerichtet,

Hier wird Wissen Wirklichkeit Dieter Zapf 45

Psychische Stressoren am Arbeitsplatz und deren Auswirkung

Psychische

Belastung/

Stressoren

Bewertung Bewältigung Stress-

reaktion

Ressourcen Wie bedrohlich ist

die Belastung?

Wie stark ist der

Stressor?

Wie gut kann die

Belastung bewältigt

werden?

Wie groß sind die

Ressourcen?

• Stressoren sind Merkmale der Arbeit und der Organisation, die mit

erhöhter Wahrscheinlichkeit bei einer Person zu Stresszuständen führen

• Ressourcen

- stimulieren persönliches Wachstum, Lernen und Entwicklung

- sind die Mittel, die ein Individuum in die Lage versetzen, mit

Stress am Arbeitsplatz umzugehen

Nach Lazarus (1966)

Page 46: Frankfurt am Main · Mobbing ist eine extreme Form sozialer Stressoren, die Häufig (mindestens 1 mal/Woche), Andauernd (mindestens ½ Jahr) systematisch gegen eine Person gerichtet,

Hier wird Wissen Wirklichkeit

Zu einer vollständigen Analyse gehört die Erhebung von Stressoren und Ressourcen!

Stressoren

Ressourcen

Gesundheit

+

Leistung

46 Dieter Zapf

Page 47: Frankfurt am Main · Mobbing ist eine extreme Form sozialer Stressoren, die Häufig (mindestens 1 mal/Woche), Andauernd (mindestens ½ Jahr) systematisch gegen eine Person gerichtet,

Hier wird Wissen Wirklichkeit 47

Mobbing als extreme Stresssituation

Verlust an sozialer Unterstützung

Verlust an Einflußmöglichkeiten

Verlust an persönlichen Ressourcen

Bewertung

Extremer sozialer Stressor

Bewältigung

Extreme Stressfolgen

Nicht lösbare Situation:

- der Konflikt kann nicht gelöst werden

- der Situation kann nicht aus dem Weg gegangen werden

Mobbing

Zapf & Einarsen (2005)

Dieter Zapf

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Hier wird Wissen Wirklichkeit Dieter Zapf 48

4) Konflikteskalation and

Bewältigungsverhalten

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Mobbing als Konflikt

Definition:

Ein Konflikt liegt vor, wenn eine Partei wahrnimmt, dass eine andere

Partei dabei ist, etwas zu tun, was sie als gegen ihre Interessen

gerichtet sieht

Thomas (1992) (/

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Hier wird Wissen Wirklichkeit Dieter Zapf 50

Konfliktverhalten von Mobbingopfern

aktiv

EXIT VOICE 7 10 16 20

4 18 19

12 15 17

13 14

destruktiv konstruktiv

1 2 3 5 6 8 9

NEGLECT LOYALTY

passiv

Aus Zapf & Gross (2001). European

Journal of Work & Organizational

Psychology

Die Stimme erheben;

aktiv werden

Nichts tun, aber

sich loyal verhalten Gleichgültigkeit;

innere Kündigung

Die Organisation/

den Bereich verlassen

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Hier wird Wissen Wirklichkeit Dieter Zapf 51

aktiv

EXIT VOICE 7 10 16 20

4 18 19

12 15 17

13 14

destruktiv konstruktiv

1 2 3 5 6 8 9

NEGLECT LOYALTY

passiv

Aus Zapf & Gross (2001). European

Journal of Work & Organizational

Psychology

Mobbing lässt sich als eine Serie

gescheiterter Konfliktbewältigungsversuche

charakterisieren

Einfache Lösungen gibt es nicht!

Konfliktverhalten von Mobbingopfern

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Hier wird Wissen Wirklichkeit Dieter Zapf 52

Was bedeutet

Eskalation von Konflikten?

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1

23

4

5

6

7

8

9

Kooperationsversuche und zufällige Ausrutscher, die Spannung und Frustration erzeugen

Polarisierung und Debattenstil

Interaktion durch Taten statt Worte

Glasls (1982) Stufen der Konflikteskalation

Phase 1:

Rationalitä

t und

Kontrolle

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Psychology

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1

23

4

5

6

7

8

9

Kooperationsversuche und zufällige Ausrutscher, die Spannung und Frustration erzeugen

Polarisierung und Debattenstil

Interaktion durch Taten statt Worte

Besorgnis um eigene Reputation und KoalitionenGesichtsverlust

Dominanz von Bedrohungsstrategien

Glasls (1982) Stufen der Konflikteskalation

Phase 1:

Rationalitä

t und

Kontrolle

Phase 2:

Verhärtu

ng

der Bezie

hung

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Psychology

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1

23

4

5

6

7

8

9

Kooperationsversuche und zufällige Ausrutscher, die Spannung und Frustration erzeugen

Polarisierung und Debattenstil

Interaktion durch Taten statt Worte

Besorgnis um eigene Reputation und KoalitionenGesichtsverlust

Dominanz von Bedrohungsstrategien

Systematische Destruktionscampagnengegen das gegnerische Sanktionspotential

Angriff auf die gegnerischen "power nerves"

Völlige Zerstörung und Selbstmord

Glasls (1982) Stufen der Konflikteskalation

Phase 1:

Rationalitä

t und

Kontrolle

Phase 2:

Verhärtu

ng

der Bezie

hung

Phase 3:

Aggression und

Zerstörung

Mobbing

Aus Zapf & Gross (2001). European

Journal of Work & Organizational

Psychology

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1

23

4

5

6

7

8

9

Kooperationsversuche und zufällige Ausrutscher, die Spannung und Frustration erzeugen

Polarisierung und Debattenstil

Interaktion durch Taten statt Worte

Besorgnis um eigene Reputation und KoalitionenGesichtsverlust

Dominanz von Bedrohungsstrategien

Systematische Destruktionscampagnengegen das gegnerische Sanktionspotential

Angriff auf die gegnerischen "power nerves"

Völlige Zerstörung und Selbstmord

Glasls (1982) Stufen der Konflikteskalation

Phase 1:

Rationalitä

t und

Kontrolle

Phase 2:

Verhärtu

ng

der Bezie

hung

Phase 3:

Aggression und

Zerstörung

Mobbing

Moderatio

n

1 - 3

Soziotherapeutische

Prozessbegleitu

ng

4 - 6Schiedsverfa

hren

6 - 8Machteingrif

f

7 - 9Vermitt

lung

5 - 7

Prozessbegleitu

ng

3 - 5

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Psychology

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Mobbing-Beratungsstelle

Kenne leider die Mobbingdefinition von Prof. Zapf nicht …

nicht

Mobbingberatung

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Hier wird Wissen Wirklichkeit

Mobbing-Beratungsstelle

Mobbingberatung

Du bist ja gar kein

Mobbingopfer !!!

Hau ab !!!

Autsch…

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Hier wird Wissen Wirklichkeit Dieter Zapf 59

Ergebnisse zu Mobbing als eskalierter Konflikt

Befragungsstudie von Meschkutat et al. (2002, BAuA):

• 11,1% der Mobbingbetroffenen berichteten, dass die Täter

innerhalb der Firma versetzt wurden

8,2% der Mobbingbetroffenen berichteten, dass die Täter entlassen

wurden

D.h.: Negative Konsequenzen für mindestens 20% der

Mobbingtäter

Dies beinhaltet noch nicht andere Nachteile wie z.B. schlechtere

Karriereperspektiven, Verlust von Ansehen oder Einfluss, etc.

Ergebnis 1:

Extremes Mobbing ist destruktiv für beide Seiten!

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Hier wird Wissen Wirklichkeit Dieter Zapf 60

Ergebnisse zu Mobbing als eskalierter Konflikt

Ergebnis 2:

Beim Konflikt-Management muss die Ebene der

Konflikteskalation berücksichtigt werden! (Glasl, 1994)

Phase 1 Strategien, die man bei normalen

Konflikten verwendet, funktionieren oft nicht

oder bewirken sogar das Gegenteil

Strategien, die sonst oft nicht so gut sind, wie Konfliktvermeidung,

erweisen sich in der Mobbingsituation oft als besser

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Hier wird Wissen Wirklichkeit Dieter Zapf 61

Phase 3: Aggression und Zerstörung

12,6% Verteidigungsstrategien beendeten Mobbing (Meschkutat et al., (2002)

81%: Trennung von Täter und Opfer beendeten Mobbing (Meschkutat et al., 2002)

Trennung war die sinnvollste Lösung in den Studien von Zapf & Groß (2001) und

Knorz & Zapf (1996)

Ergebnis 3:

Es ist ein Charakteristikum der Phase 3, dass die

Konfliktparteien nicht mehr zusammenarbeiten können.

Trennung von Täter und Opfer ist oft die einzig sinnvolle

Lösung (Glasl, 1994)

Ergebnisse zu Mobbing als eskalierter Konflikt

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Hier wird Wissen Wirklichkeit Dieter Zapf 62

5) Intervention

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Hier wird Wissen Wirklichkeit Dieter Zapf 63

Intervention

Bestimme die Eskalationsstufe

1. / 2. Phase 3. Phase

Hilf eine neue

Organisation

zu finden

Unterstütze die

Betroffenen, eine

Entscheidung zu treffen

Verändere

die

Organization

Unterschied-

liche Konflikt-

bewältigungs-

Techniken: z.B. Mediation,

Team

Entwicklung

Konflikt-

Management

Training

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Hier wird Wissen Wirklichkeit Dieter Zapf 64

Bestimme die Eskalationsstufe

1. / 2. Phase 3. Phase

Point of no return

Entscheidende Frage:

Kann die soziale Situation am

Arbeitsplatz “geheilt” werden?

Ein “Nein” könnte bedeuten, die

Organisation zu verlassen

Intervention

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Hier wird Wissen Wirklichkeit Dieter Zapf 65

Bestimme die Eskalationsstufe

1. / 2. Phase

Unterschiedli

che Konflikt-

bewältigungs-

Techniken: z.B. Mediation,

Team

Entwicklung

Konflikt-

Management

Training

3. Phase

Hilf eine neue

Organisation

zu finden

Help victim to

make

decision

Verändere

die

Organization

Beachte das

Machtungleichgewicht

Intervention

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Hier wird Wissen Wirklichkeit Dieter Zapf 66

Bestimme die Eskalationsstufe

Lower level 3. Phase

Hilf eine neue

Organisation

zu finden

Unterstütze die

Betroffenen, eine

Entscheidung zu treffen

Verändere

die

Organization

Unterschiedli

che Konflikt-

bewältigungs-

Techniken: z.B. Mediation,

Team

Entwicklung

Konflikt-

Management

Training

Intervention

Problem:

• Externale Attribution bei den

Betroffenen

• Einseitige Konfliktsicht

• Lerne, den eigenen Anteil

am Konflikt zu erkennen

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Hier wird Wissen Wirklichkeit Dieter Zapf 67

Bestimme die Eskalationsstufe

Lower level 3. Phase

Hilf eine neue

Organisation

zu finden

Unterstütze die

Betroffenen, eine

Entscheidung zu treffen

Verändere

die

Organization

Unterschiedli

che Konflikt-

bewältigungs-

Techniken: z.B. Mediation,

Team

Entwicklung

Konflikt-

Management

Training

Intervention

Problem:

• Externale Attribution bei den

Betroffenen

• Einseitige Konfliktsicht

• Lerne, den eigenen Anteil

am Konflikt zu erkennen

Beratung Ratsuchender kann • Wissen selbst organisieren, d.h. • Rat verstehen, • eine souveräne Entscheidung fällen • Rat in Handlung umsetzen • selbstbestimmt handeln

Falls nein Therapeutische Unterstützung

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Hier wird Wissen Wirklichkeit Dieter Zapf 68

Bestimme die Eskalationsstufe

1. / 2. Phase 3. Phase

Hilf eine neue

Organisation

zu finden

Unterstütze die

Betroffenen, eine

Entscheidung zu treffen

Verändere

die

Organization

Try a variety

of conflict

solution

techniques: e.g., Mediation,

Team

development

Conflict

management

training

• Outplacement Strategien

• Zeit zur Erholung

• Stabilisierungsperiode

• Lerne, mit der erfahrenen

Ungerechtigkeit umzugehen

• Lerne, anderen wieder zu

vertrauen

Intervention

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Bestimme die Eskalationsstufe

1. / 2. Phase 3. Phase

Hilf eine neue

Organisation

zu finden

Unterstütze die

Betroffenen, eine

Entscheidung zu treffen

Verändere

die

Organization

Try a variety

of conflict

solution

techniques: e.g., Mediation,

Team

development

Conflict

management

training

• Trenne Täter und Opfer

• Bedenke informelle Netzwerke

• Anti-Mobbing-Maßnahmen

• Unterstützung des Top-

Managements

Intervention

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Tertiäre Prävention & Treatment

Maßnahmen, wenn Mobbing aufgetreten ist

1. Konflikt-Moderation

2. Konflikt-Mediation

3. Coaching

4. Organisationsentwicklung

5. Mobbing - Beschwerdemanagement

6. Beratung

7. Ambulante Psychotherapie

8. Stationäre Psychotherapie (Rehabilitation)

70 Dieter Zapf

(Siehe auch Saam, 2010)

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Therapeutische Behandlung von Mobbingbetroffenen

Schwickerath & Zapf (2011)

Ansatz:

Kognitive + Ergebnisse der Verhaltenstherapie Mobbingforschung

Setting:

• 6 Wochen Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik

• Finanziert über die Krankenkassen

• Gruppentherapie: 12 Patienten, 2 Therapeuten

• Einzeltherapie

• Sowie eine Reihe weiterer Behandlungselemente (Sport, Entspannungstraining, Ergotherapie, etc. )

Dieter Zapf 71

Joseph Schwickerath

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Therapeutisch Behandlung von Mobbingbetroffenen

Distanzieren

Verstehen

Entscheiden

Handeln Therapeutischer Ansatz basierend auf der Kognitiven Verhaltenstherapie (cf. Phasenmodell von F. Kanfer, Reinecker & Schmelzer, 2006)

Schwickerath & Zapf (2011)

Dieter Zapf 72

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Hier wird Wissen Wirklichkeit

0

5

10

15

20

25

Wechsler am Arbeitsplatz Mobber weg verrentet arbeitsunfähig

24 10 7 8 6

43,6

18,2

12,7

14,5

10,9

Evaluationsstudie: T3 (1 Jahr nach der Behandlung)

N = 55

Schwickerath & Zapf (2011)

Dieter Zapf 73

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Evaluationsstudie: BDI Depressions-Werte

2,0

4,0

6,0

8,0

10,0

12,0

14,0

16,0

18,0

20,0

22,0

T1 T2 T3

Wechsler (n=24)

am Arbeitplatz (n=10)

Mobber weg (n=7)

verrentet (n=8)

arbeitsunfähig (n=6)

Schwickerath & Zapf (2011)

Dieter Zapf 74

Einteilungskriterien 0-8 Keine Depression 9-13 Minimale Depression 14-19 Leichte Depression 20-28 Mittelschwere Depression 29-63 Schwere Depression

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Konflikt-Mediation

Definition (Glasl, 1982, p. 134)

Der Mediator

• versucht, zwischen den Parteien zu vermitteln und

• Eine vertrauensvolle Beziehung zu den Konfliktparteien aufzubauen

• Er nimmt dabei eine neutrale Position ein und

• füllt diejenigen kommunikativen Funktionen aus, die die Konfliktparteien

bei einer direkten Konfrontation selber nicht mehr ausfüllen können.

• Allen beteiligten Parteien stehen die gleichen Machtmittel zur Verfügung

Dieter Zapf 75

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Hier wird Wissen Wirklichkeit

Konflikt-Mediation

Mediation wird von Praktikern häufig empfohlen (e.g., Hubert, 2003; Saam, 2010).

Aber : Konfliktmediation bei Mobbingfällen ist wiederholt kritisiert worden

(e.g., Ferris, 2004; Jenkins, 2011; Keashley & Nowell, 2003, 2011; Saam, 2010 )

1. Sie bezieht das oft sehr ausgeprägte Machtungleichgewicht nicht

mit ein

2. Sie ist lösungsorientiert, konzentriert sich normalerweise auf die

Gegenwart und geht wenig auf vergangenes Verhalten ein

3. Kümmert sich wenig um das erfahrene Leid und um das Bedürfnis

nach Gerechtigkeit

4. Es gibt normalerweise keine follow up Interventionen

Dieter Zapf 76

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Berater müssen

Mobbing-betroffene

überzeugen

Beratungsstudie

Dieter Zapf 77

Stella Kümmerle Masterarbeit (2015)

• 17 Mobbingberatungsstellen wurden

angefragt

• 6 Beratungsstellen haben sich zur Teilnahme

bereit erklärt

• Teilnehmer kommen von 3 Beratungsstellen

• Stichprobe: N=23

Beratungs-stelle

überzeugen

Berater

überzeugen

Ratsuchende müssen dicken

Fragebogen ausfüllen

T1

Ratsuchende müssen dicken

Fragebogen ausfüllen

T2 ca. 6 Wochen

später

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Ergebnisse der Beratungsstudie

Dieter Zapf 78

91,3

65,2

26,1

66,6

38,0

10,0

0,0

10,0

20,0

30,0

40,0

50,0

60,0

70,0

80,0

90,0

100,0

Vorgesetzte Kollegen Untergebene

Beratungsstudie

Meta-Analyse

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Hier wird Wissen Wirklichkeit

Ergebnisse der Beratungsstudie TOP 5 Ursachen des Mobbings

Dieter Zapf 79

Zapf (1999)

Beratungsstudie

1. Aus der Firma drängen 1. Aus der Firma drängen

2. Feindselige Person 2. Betriebsklima

3. Betriebsklima 3. Aus Neid

4. Hoher Stress 4. Hoher Stress

5. Ungelöster Konflikt 5. Feindselige Person

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Ergebnisse der Beratungsstudie – Mobbing und gesundheitliche Verbesserungen

Dieter Zapf 80

Verbesserungen * • Emotionale Erschöpfung

• Gefühl der Leistungserfüllung

• Gedankenintrusionen

• Übererregung

• Selbstwert

• Tendenziell weniger Mobbing

• Weniger verbale Angriffe

Keine Verbesserungen • Depressivität

• Somatisierung

• Angst

• Vermeidung

Außerdem: • Häufigere Streitigkeiten

• Weniger nachgeben

Es gelingt offensichtlich eine Stärkung

der Betroffenen in Bezug auf

konflikthafte Auseinandersetzungen

* Signifikante Vorher-Nachher-Veränderungen

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Hier wird Wissen Wirklichkeit

Ergebnisse der Beratungsstudie – Einfluss der Beratung auf ….

In %

Wurde die Umgangsweise vom Mobbingbetroffenen angewendet und hat die Beratung dabei eine Rolle gespielt?

27

36

27

27

32

45

32

32

32

36

23

14

14

9

14

9

23

9

0 10 20 30 40 50

Habe mit einer Psychotherapie angefangenoder plane, dies in naher Zukunft zu tun.

Habe einen Anwalt eingeschaltet

Habe mich an den Betriebsrat /Personalratgewandt

Habe meine Vorgesetzten eingeschaltet.

Habe versucht, klärende Gespräche mitdem Mobber zu führen.

Habe begonnen, mir eine neue Arbeitsstellezu suchen

Habe gekündigt oder plane, in naher Zukunftzu kündigen.

Habe versucht, solchen Situationen so gutes geht, auszuweichen.

Habe versucht die Situation zu ignorieren.

nein ja

81 Dieter Zapf

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Hier wird Wissen Wirklichkeit Dieter Zapf 82

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

[email protected]

Goethe University Frankfurt Institute of Psychology Work and Organisational Psychology Unit

http://www.uni-frankfurt.de/aopsych

2011