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frauen im dbb Friedrichstraße 169 D-10117 Berlin Telefon 030. 40 81 - 44 00 Telefax 030. 40 81 - 44 99 [email protected] www.frauen.dbb.de www.facebook.com/dbb- bundesfrauenvertretung Editorial Der Kunde ist Königin Was sind das für Zeiten, in denen Frauen eine Klage einreichen müssen, damit man sie als Frauen wahrnimmt? Der Fall Krämer gegen die Sparkas- se zeigt, mit welch simplen und rückständigen Argumenten die Mühen der Gleichstellungsbewegung immer noch an Althergebrachtem abpral- len. Mit dem Argument ,Das haben wir schon immer so gemacht‘, begrün- dete der Bundesgerichtshof (BGH), dass die Sparkasse in ihren Formularen weiterhin auf das generische Maskulin zurückgreifen darf. Männliche Formulierungen wie „Kunde“ oder „Kontoinhaber“ stellen laut BGH-Urteil keinen Verstoß gegen den im Grundgesetz garantierten Gleichheitsgrundsatz dar. Denn mit der verallgemeinernden Ansprache in männlicher Form, so argumentiert das Gericht, werde sie nicht wegen ihres Geschlechts benachteiligt. Auch die Vorinstanz, das Landgericht Saar- brücken, hatte die Klage mit traditioneller Argumentation abgewehrt. Das „generische Maskulinum“ werde nun mal geschlechtsneutral verwendet, das sei schon seit 2000 Jahren so und damit eine historisch gewachsene Übereinkunft. Zudem würden schwierige Texte durch die Nennung beider Geschlechter nur noch komplizierter, hieß es in der Urteilsbegründung. Nicht nur für Frau Krämer, die sich mit der Ansprache „Kunde“ eben nicht angesprochen fühlte, ist das ein heftiger Rückschlag. Die Argumentation der verhandelnden Instanzen ist aus frauen- und gleichstellungspolitischer Sicht wenig zielführend. Das zeigt auch der heftige Diskurs in den sozialen Medien (#abheuteauchkundin, #BGH). Aus unserer Sicht ist das die Gelegenheit für die Sparkasse, zu handeln und als Heldin aus der Angelegenheit hervorzugehen. Schließlich gibt es viele gute Argumente, warum das Kreditinstitut die Ansprache an seine Kundinnen ändern sollte: Immer mehr Frauen sind wirtschaftlich unab- hängig. Dem Statistischen Bundesamt (Destatis) zufolge erwirtschafteten im Jahr 2016 rund 72 Prozent der Frauen zwischen 25 und 55 Jahren ihren überwiegenden Lebensunterhalt aus einer eigenen Erwerbstätigkeit. Noch vor zehn Jahren war ihr Anteil mit 64 Prozent deutlich niedriger. Dennoch sind Frauen zurückhaltend, wenn es darum geht, Geld gewinnbringend in Fonds oder Aktien anzulegen. Aus Sicht der Kreditinstitute müssten Frauen gerade deshalb als die Zielgruppe der Zukunft angesehen werden. Sprich der Anreiz ist da, die „Kundinnen“ wie Königinnen zu behandeln. Helene Wildfeuer Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung Inhalt aktuell +++ Regierungskoalition: dbb bundesfrauenvertretung begrüßt Regierungspläne zur Gleichstellung im öffentlichen Dienst +++ Sitzung der Hauptversamm- lung: Gleichstellung beginnt im Kinderzimmer +++ Fachtagung der Landesfrauen- vertretung des DBB NRW: Beurteilt – Verurteilt? Weibliche Karrieren in der digitalen Welt +++ HWWI-Studie zum Gender Pay Gap: Entgeltgerechtigkeit beginnt bei „Null“ Prozent +++ INTERNATIONALER FRAUENTAG: K dbb bundesfrauenvertretung fordert: Bessere steuerliche Entlas- tung von berufstätigen Müttern und Alleinerziehenden K CESI: EU-Richtlinie über die Verein- barkeit von Beruf und Privatleben jetzt umsetzen K BBW: Frauenrechte umsetzen im Dialog mit der Landespolitik justitia +++ Eingruppierung einer Heil- pädagogin in einer integrativen Einrichtung mehrwert +++ Ach übrigens: Wichtige Worte – Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Internationalen Frauentag 2018 +++ Literatur gewinnen: Die Rosa- Hellblau-Falle Impressum Informationsdienst der dbb bundesfrauenvertretung März 2018 Nr. 2/2018

frauen im dbb · Mit dem Argument ,Das haben wir schon immer so gemacht‘, begrün - dete der Bundesgerichtshof (BGH), dass die Sparkasse in ihren Formularen ... sind Frauen zurückhaltend,

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frauen im dbb

Friedrichstraße 169D-10117 Berlin

Telefon 030. 40 81 - 44 00Telefax 030. 40 81 - 44 [email protected]/dbb-bundesfrauenvertretung

Editorial

Der Kunde ist KöniginWas sind das für Zeiten, in denen Frauen eine Klage einreichen müssen, damit man sie als Frauen wahrnimmt? Der Fall Krämer gegen die Sparkas-se zeigt, mit welch simplen und rückständigen Argumenten die Mühen der Gleichstellungsbewegung immer noch an Althergebrachtem abpral-len. Mit dem Argument ,Das haben wir schon immer so gemacht‘, begrün-dete der Bundesgerichtshof (BGH), dass die Sparkasse in ihren Formularen weiterhin auf das generische Maskulin zurückgreifen darf.

Männliche Formulierungen wie „Kunde“ oder „Kontoinhaber“ stellen laut BGH-Urteil keinen Verstoß gegen den im Grundgesetz garantierten Gleichheitsgrundsatz dar. Denn mit der verallgemeinernden Ansprache in männlicher Form, so argumentiert das Gericht, werde sie nicht wegen ihres Geschlechts benachteiligt. Auch die Vorinstanz, das Landgericht Saar-brücken, hatte die Klage mit traditioneller Argumentation abgewehrt. Das „generische Maskulinum“ werde nun mal geschlechtsneutral verwendet, das sei schon seit 2000 Jahren so und damit eine historisch gewachsene Übereinkunft. Zudem würden schwierige Texte durch die Nennung beider Geschlechter nur noch komplizierter, hieß es in der Urteilsbegründung.

Nicht nur für Frau Krämer, die sich mit der Ansprache „Kunde“ eben nicht angesprochen fühlte, ist das ein heftiger Rückschlag. Die Argumentation der verhandelnden Instanzen ist aus frauen- und gleichstellungspolitischer Sicht wenig zielführend. Das zeigt auch der heftige Diskurs in den sozialen Medien (#abheuteauchkundin, #BGH).

Aus unserer Sicht ist das die Gelegenheit für die Sparkasse, zu handeln und als Heldin aus der Angelegenheit hervorzugehen. Schließlich gibt es viele gute Argumente, warum das Kreditinstitut die Ansprache an seine Kundinnen ändern sollte: Immer mehr Frauen sind wirtschaftlich unab-hängig. Dem Statistischen Bundesamt (Destatis) zufolge erwirtschafteten im Jahr 2016 rund 72 Prozent der Frauen zwischen 25 und 55 Jahren ihren überwiegenden Lebensunterhalt aus einer eigenen Erwerbstätigkeit. Noch vor zehn Jahren war ihr Anteil mit 64 Prozent deutlich niedriger. Dennoch sind Frauen zurückhaltend, wenn es darum geht, Geld gewinnbringend in Fonds oder Aktien anzulegen. Aus Sicht der Kreditinstitute müssten Frauen gerade deshalb als die Zielgruppe der Zukunft angesehen werden. Sprich der Anreiz ist da, die „Kundinnen“ wie Königinnen zu behandeln.

Helene Wildfeuer Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung

Inhalt

aktuell

+++ Regierungskoalition: dbb bundesfrauenvertretung begrüßt Regierungspläne zur Gleichstellung im öffentlichen Dienst

+++ Sitzung der Hauptversamm-lung: Gleichstellung beginnt im Kinderzimmer

+++ Fachtagung der Landesfrauen-vertretung des DBB NRW: Beurteilt – Verurteilt? Weibliche Karrieren in der digitalen Welt

+++ HWWI-Studie zum Gender Pay Gap: Entgeltgerechtigkeit beginnt bei „Null“ Prozent

+++ INTERNATIONALER FRAUENTAG: K dbb bundesfrauenvertretung fordert: Bessere steuerliche Entlas-tung von berufstätigen Müttern und Alleinerziehenden K CESI: EU-Richtlinie über die Verein-barkeit von Beruf und Privatleben jetzt umsetzen K BBW: Frauenrechte umsetzen im Dialog mit der Landespolitik

justitia

+++ Eingruppierung einer Heil-pädagogin in einer integrativen Einrichtung

mehrwert

+++ Ach übrigens: Wichtige Worte – Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Internationalen Frauentag 2018

+++ Literatur gewinnen: Die Rosa-Hellblau-Falle

Impressum

Informationsdienst der dbb bundesfrauenvertretung März 2018Nr. 2/2018

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frauen aktuell

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frauen aktuell

„Es darf jetzt nur nicht bei bloßen Lippenbekenntnissen bleiben. Die im Koalitionsvertrag angekündig-ten Ziele zur Gleichstellung in der öffentlichen Verwaltung müssen tatsächlich umgesetzt werden. Das erfordert zunächst die konsequente Einführung von aussagekräftigen gendersensiblen Personal- und Be-urteilungsstatistiken. Daran anknüp-fend müssen Leistungsbeurteilung und Beförderungspraxis diskrimi-nierungsfrei neu aufgestellt und an die sich wandelnde Arbeitswelt 4.0 angepasst werden“, forderte Helene Wildfeuer, Vorsitzende der dbb bun-desfrauenvertretung, am 8. Februar 2018.

Im Besonderen begrüßte Wildfeuer die Absichten der Koalitionäre, die strukturellen Hindernisse für Frauen

auf dem Arbeitsmarkt abzubauen, die wesentlich zur Entgeltlücke bei-tragen. „Seit vielen Jahren fordern wir hier auch für den öffentlichen Dienst wirkungsvolle Maßnahmen. Dazu gehört die Aufwertung von Care-Berufen durch eine bessere Ein-gruppierung in der Entgeltordnung. Eine tarifierte Ausbildungsvergü-tung für Sozial- und Pflegeberufe ist hier der erste wichtige Schritt“, so Wildfeuer.

Darüber hinaus müsse aber auch die familiäre Sorgearbeit aufgewertet werden. „Mit der im Koalitions-vertrag vorgesehenen Ausweitung der Mütterrente schlägt die Bun-despolitik den richtigen Weg ein. Erziehungsarbeit wird damit zur wertgeschätzten Erziehungsleis-tung“, betonte Wildfeuer. Beamtin-

nen, die vor 1992 Kinder zur Welt gebracht haben, sind bisher von der Mütterrente ausgeschlossen. Auch sie haben ein Recht auf diese Anerkennung. „Wir fordern die neue Bundesregierung auf, dieser institu-tionalisierten Ungleichbehandlung entgegenzuwirken und die soge-nannte Mütterrente wirkungsgleich für den Beamtenbereich umzuset-zen.“

Positiv wertete die Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung darü-ber hinaus die Vorhaben zur Bekämp-fung von Gewalt gegenüber Frauen. „Dass die Koalitionsparteien diesem Thema ein ganzes Kapitel gewidmet haben, ist ein deutliches und sehr wichtiges Signal gegen sexistische Tendenzen in unserer Gesellschaft“, so Wildfeuer. K

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dbb bundesfrauenvertretung begrüßt Regierungspläne zur Gleichstellung im öffentlichen DienstDie Vorhaben der kommenden Bundesregierung, die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Män-nern in Leitungsfunktionen des öffentlichen Dienstes bis 2025 umzusetzen, hat die dbb bundesfrauen-vertretung ausdrücklich begrüßt.

Fürsorgearbeit, sprich die Betreuung, Erziehung und Pflege von Kindern, Kranken und Pflegebedürftigen wird fast ausschließlich von Frauen über-nommen. Der Frauenanteil ist im so-genannten beruflichen Care-Sektor mit durchschnittlich 86 Prozent extrem hoch. Und das, obwohl beinahe jede beziehungsweise jeder zehnte Be-schäftigte in diesem Bereich tätig ist.

Auffallend gering fällt der Anteil an Männern in der frühkindlichen Bil-dung aus. Lediglich fünf Prozent der Erzieher und zehn Prozent der Grund-schullehrer sind männlich. Etwas häufiger arbeiten Männer in der Kran-ken- und Altenpflege, dort beträgt ihr Anteil 15 Prozent. Aber auch der Blick in die privaten Haushalte zeigt, auch dort sind es vor allem Frauen, die sich kümmern – um die Kinder, die Angehörigen, die Hausarbeit. 52,4 Prozent mehr an unbezahlter Care-Arbeit entfällt auf das Konto der Frauen, betrachtet man alle Haushal-te im Schnitt. Sind aber Kinder mit im Haushalt, dann steigt der sogenannte Care Gap auf 83,3 Prozent.

Zusammengefasst werden also rund 80 Prozent der Care-Arbeit in Deutschland von Frauen geleistet – im professionellen, ehrenamtlichen und privaten Bereich. Umgerechnet in Zeit bedeutet das, dass Männer vier Jahre brauchen für die Fürsorgear-beit, die Frauen in einem Jahr leisten.

Die geringe Wertschätzung dieser Tätigkeiten drückt sich in schlechten Verdienstmöglichkeiten im professi-onellen Bereich und in langfristigen finanziellen Nachteilen aufgrund familiärer Pflege- und Erziehungs-zeiten aus. Und zwar für die, die sich kümmern.

Equal Care Day: Aktionstag für mehr WertschätzungAlmut Schnerring und Sascha Verlan haben all diese Zahlen bereits 2016 recherchiert und beschlossen: So geht es nicht weiter. Die Idee zum Equal Care Day, der alle vier Jahre am 29. Februar stattfinden soll, war ge-boren. „Der Equal Care Day erinnert an den geringen Stellenwert, den Fürsorgearbeit insgesamt in unserer Gesellschaft hat“, betont Schnerring. Mit dem Aufruf zum ersten Equal Care Day haben die beiden den Stein ins Rollen gebracht. Die Online-Aktion zum 29. Februar 2016 mit prominen-ter Unterstützung etwa vom Bun-deministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend rückte das Thema mit einem Schlag bundesweit in den Fokus. „Das Medienecho war über-wältigend“, berichten Schnerring und Verlan. Nun geht es den Erfinderinnen des Aktionstages darum, die gewon-nene Aufmerksamkeit zu nutzen, um die Verhältnisse zu verändern. Laut Verlan und Schnerring beginnt das Problem bereits im frühen Kin-

desalter. Hier würde der Grundstein für die spätere Berufswahl und die Wertschätzung von Sorgearbeit ge-legt – dies geschehe subtil und meist unbewusst. „Der Care-Gap beginnt im Kinderzimmer. Mädchen werden öfter herangezogen, auf die kleinen Geschwister aufzupassen. So lernen sie ganz früh, dass ‚sich zu kümmern‘ weiblich ist“, machte Schnerring deut-lich und lieferte weitere Beispiele. Jungs etwa, erhielten im Schnitt mehr Taschengeld und würden häufiger mit Geld belohnt, wenn sie im Haushalt aushelfen. „Und dann erwartet man von Jungen, dass sie später fürsorgli-che Väter werden. Hier beißt sich die Katze in den Schwanz“, ärgert sich Ver-lan. Für ihn ist Fürsorge und der Care Gap längst kein Frauenthema mehr. „Es ist ein Thema, dass Männer und Jungen ebenso angeht.“

Gewerkschaft als gesellschaftliche Triebfeder

Die dbb bundesfrauenvertretung bekräftigt die Argumentationslinie und unterstützt das Engagement zum Equal Care Day. „Wir sollten uns die Leistung derjenigen, die pflegen und sich kümmern jeden Tag vor Augen führen, um diese Schieflage geradezurücken. Jeder Tag sollte ein Equal Care Day sein“, betont Helene Wildfeuer, Vorsitzende der dbb bun-desfrauenvertretung. Insbesondere mit Blick auf die Einkommensstruk-turen im öffentlichen Care-Sektor sieht sie hier die Gewerkschaften ge-fordert. „Was kann es Wichtigeres geben, als die qualitativ hochwertige und fürsorgliche Betreuung unserer Kinder in Kitas, die professionelle Pflege und menschliche Zuwendung in der Altenpflege? Nur wenn wir diese für unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt überaus wichtigen Tätigkeiten mehr wertschätzen und entsprechend entlohnen, können wir langfristig das Attraktivitätsprofil die-ser Berufe steigern.“ Dazu gehörten auch eine vergütete Fachausbildung für alle Care-Berufe, attraktive Qua-lifizierungsmaßnahmen auf Fach-hochschulniveau sowie ein besserer Personalschlüssel und gut ausgestat-tete Pflege- beziehungsweise Betreu-ungseinrichtungen. „Vielleicht werden sich künftig auch mehr Männer für die dann lukrativen, attraktiven und aussichtsreichen Pflegeberufe interes-sieren“, so Wildfeuer. K

Sitzung der Hauptversammlung

Gleichstellung beginnt im Kinderzimmer

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Wie kann familiäre und professionelle Pflege- und Sorgearbeit aufgewertet werden? Ein brisantes Thema, mit dem sich die Hauptversammlung der dbb bundesfrauenvertretung auf ihrer Frühjahrssitzung am 2. und 3. März 2018 beschäftigte. Almut Schnerring und Sascha Verlan, die Initiatorinnen des Equal Care Day, lieferten spannende Impulse und zeigten auf, warum sich der Kampf um mehr Wertschätzung in der privaten und beruflichen Care-Arbeit auch für Männer lohnt.

Equal Care Day: Almut Schnerring (vorn rechts) und Sascha Verlan (vorn links) stellen der Haupt-versammlung der dbb bundesfrauenvertretung ihr Projekt für mehr Wertschätzung von Care-Arbeit vor.

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frauen aktuell frauen aktuell

Scharrenbach: Faire Aufstiegschancen für Beamtinnen und Beamte sicherstellen

Ina Scharrenbach, NRW-Landesminis-terin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung, betonte dabei, dass es „das Ziel der Landesregierung ist, faire Aufstiegschancen für Beam-tinnen und Beamte sicherzustellen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf steht dabei ganz oben. Hierbei spielt die Digitalisierung eine immer größere Rolle. So kann beispielsweise die gezielte und ausgewogene Wei-terentwicklung von Telearbeit ein wichtiger Schritt sein, um Familien zu unterstützen. Wir brauchen einen modernen öffentlichen Dienst, um weiterhin im Wettbewerb um die besten Köpfe Schritt halten zu kön-nen.“

Diese Ankündigung begrüßte der DBB NRW, nutzte aber auch die Gelegenheit, um auf die Gefahren dieser Arbeitsplatzgestaltung im Zu-sammenhang mit Aufstiegschancen hinzuweisen. Denn wie der Titel der Veranstaltung erahnen lässt, bietet die fortschreitende Digitalisierung zwar zahlreiche Vorteile, gerade im Zusammenhang mit der Vereinbar-keit von Beruf und Familie, gleich-zeitig birgt sie jedoch auch einige Risiken. So stellt beispielsweise die Beurteilung von Beschäftigten, die im ,Home-Office‘ arbeiten, Vorge-setzte häufig vor große Herausfor-derungen: Wie soll jemand beurteilt werden, der körperlich nicht, oder nur selten anwesend ist? Während eine Beurteilung der reinen Leistungskri-terien noch relativ leicht machbar sein mag, wird es jedoch spätestens bei den so genannten Befähigungs-kriterien, also Arbeitsmotivation, Leistungsbereitschaft, Teamfähigkeit etc., schwierig.

Stirken: Teilzeitkräfte erhalten seltener Spitzennoten

Die Studie zur „Geschlechtergerech-tigkeit im Öffentlichen Dienst in NRW“ des DBB NRW in Zusammen-

„Echte Entgeltgerechtigkeit beginnt bei ‚Null‘ Prozent Verdienstunter-schied. Darauf drängen wir seit mehr als zehn Jahren. Die Haltung der öffentlichen Arbeitgeber und Dienst-herren muss sich hier entscheidend ändern. Die Politik muss endlich die Marschroute vorgeben, damit Frauen genauso viel verdienen kön-nen wie Männer“, machte Wildfeuer am 1. März 2018 deutlich.

Die bestehenden Gleichstellungsge-setze sowie das gesetzliche und ta-rifliche Verdienstgerüst wirkten zwar regulierend, schwächten benachtei-ligende Faktoren aber lediglich ab. „Auch im öffentlichen Dienst werden leitende Funktionen von Männern dominiert. Das verschiebt die Ver-dienstvorteile zu ihren Gunsten. Die-ser Effekt wird im Sektor Erziehung und Unterricht besonders deutlich: Beamtinnen verdienen hier zwölf Pro-zent weniger als ihre männlichen Kol-legen“, stellte Wildfeuer heraus. Umso wichtiger sei es , die Zugangschancen von Frauen zu Führungspositionen zu verbessern. „Vor allem Teilzeit-kräften müssen bessere berufliche

arbeit mit der Fachhochschule für Öffentliche Verwaltung hat gezeigt, dass Beschäftigte, die in Teilzeit ar-beiten, nachweislich schlechter beur-teilt werden. Wenn bedingt durch die Telearbeit die Anwesenheitszeiten noch stärker reduziert werden, ist davon auszugehen, dass die Beur-teilungen mindestens in gleichem Umfang schlechter ausfallen, als die der Kolleginnen und Kollegen mit vol-ler Anwesenheit. „Meistens sind es Frauen, die im Zuge der Vereinbarkeit von Beruf und Familie ihre Arbeitszeit reduzieren, oder ihre Beschäftigung im ,Home-Office‘ ausüben“, erklärt Elke Stirken, Vorsitzende der Lan-desfrauenvertretung des DBB NRW. „Entsprechend sind sie es auch, die deutlich seltener von Spitzennoten bei der Beurteilung partizipieren und entsprechend seltener befördert werden.“

Wildfeuer: Zuständigkeit liegt beim BMI

Aus Sicht der Vorsitzenden der dbb bundesfrauenvertretung, Helene Wildfeuer, liegt die Ausgestaltung der Beurteilungs- und Beförderungs-praxis im öffentlichen Dienst auf Bundesebene im Zuständigkeitsbe-reich des Innenministeriums. „Der Grundstein dafür ist im Koalitions-vertrag bereits festgeschrieben. Die

Entwicklungsmöglichkeiten in allen Sektoren der öffentlichen Verwal-tung eingeräumt werden. Der Schlüs-sel dazu liegt in der Implementierung von fortschrittlichen Arbeitszeitmo-dellen für Führungskräfte, bedarfso-rientierten Vereinbarkeitsmodellen und einer diskriminierungsfreien Leistungsbeurteilung.“

Laut den Analysen des HWWI war der unbereinigte Gender Pay Gap im öffentlichen Dienst 2014 mit 5,6 Prozent gegenüber 2010 nahezu un-verändert. Die Lücke in der Privatwirt-schaft blieb im Vergleichszeitraum mit 21 Prozent etwa viermal so hoch. Dabei besteht laut HWWI-Studie kein klarer Zusammenhang zwischen der Verdienstlücke und dem Frauenanteil an den Beschäftigten in den einzel-nen Sektoren. Der Verdienstabstand der Geschlechter ist im öffentlichen Dienst in Teilzeitjobs deutlich aus-geprägter als in Vollzeitjobs. Dabei sind unterschiedliche Entwicklungen in den unterschiedlichen Beschäfti-gungsfeldern zu beobachten. Wäh-rend sich der Verdienstvorsprung der teilzeitbeschäftigten Frauen im

Aufgabe des künftigen Bundesin-nenministers ist damit klar: Horst Seehofer muss die Beurteilungs- und Beförderungsverfahren im öffentli-chen Dienst auf geschlechtsspezifi-sche Diskriminierungen hin prüfen und an entsprechender Stelle korri-gieren“, so Wildfeuer. Dabei müsse sich der künftige Innenminister an den fortschrittlichen Regelungen im bayerischen Laufbahnrecht messen lassen, die während seiner Amtszeit als Ministerpräsident umgesetzt wurden.

Staude: Land NRW kann Vorreiter sein

Die Chancengleichheit von Frauen und Männern im öffentlichen Dienst war gerade in Nordrhein-Westfalen in den vergangenen zwei Jahren im Zu-sammenhang mit der Dienstrechts-reform ein stark diskutiertes Thema. Zuletzt war im September 2017 die umstrittene Regel gekippt und eine Überarbeitung der Beurteilungsricht-linien angekündigt worden. Mit Blick auf den Koalitionsvertrag machte Ro-land Staude, 1. Vorsitzender des DBB NRW deutlich: „Nordrhein-Westfalen hätte in diesem Zusammenhang die Möglichkeit, Vorreiter bei diesem Thema zu werden und sich als mo-dernes Bundesland und als attrakti-ver Arbeitgeber zu präsentieren.“ K

Sektor „Erziehung und Unterricht“ zwischen 2010 und 2014 noch erhöht hat, ist er im Sektor „Öffentliche Ver-waltung, Verteidigung, Sozialversi-cherung“ etwas zurückgegangen.

Hintergrund:

Am 1. März 2018 hatte das Ham-burgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) die Studie zur „Verdienstlücke zwischen Männern und Frauen im öffentlichen Bereich und in der Privat-wirtschaft“ vorgelegt. Darin werden erstmals Entwicklungen bei den Ver-dienstunterschieden im öffentlichen Dienst dokumentiert und von 2010 bis 2014 nachgezeichnet. Die Studie von Dr. Christina Boll und Andreas Langemann liefert damit erstmals seit 2009 neue Erkenntnisse zum Verlauf des Gender Pay Gaps und dessen Ur-sachen im öffentlichen Bereich. Die erste Analyse des Gender Pay Gaps im öffentlichen Sektor hatte seiner-zeit das Statistische Bundesamt im Auftrag des Bundesministeriums für Familie Senioren, Frauen und Jugend durchgeführt. Gemeinsam mit der dbb bundesfrauenvertretung wurden die Ergebnisse am 9. September 2009 einem Expertengremium vorgestellt.

http://www.hwwi.org/fileadmin/hwwi/Publikationen/Publikatio-nen_PDFs_2018/HWWI_Policy_ Paper_107.pdf K

Fachtagung der Landesfrauenvertretung des DBB NRW

Beurteilt – Verurteilt? Weibliche Karrieren in der digitalen Welt

HWWI-Studie zum Gender Pay Gap

Entgeltgerechtigkeit beginnt bei „Null“ Prozent

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Die zunehmende Digitalisierung hat Einfluss auf nahezu alle Lebensbereiche, auch die Arbeitswelt bildet da keine Ausnahme. Immer mehr Prozesse werden inzwischen di-gitalisiert, auch im Öffentlichen Dienst. Dadurch werden nicht nur Behördengänge häufig einfacher, auch die Ar-beitsplatzgestaltung kann dadurch flexibler werden. Die

Auswirkungen, die dieses Thema auf die Karrierechancen von Beschäftigten, insbesondere von Frauen hat, wurden im Rahmen der Fachtagung der Landesfrauenvertretung des DBB NRW am 20. Februar 2018 mit zahlreichen Expertinnen und Experten aus Politik, Verwaltungsfor-schung und den dbb Gewerkschaften diskutiert.

Beim Ausgleich der Verdienstunterschiede treten die öffentlichen Arbeitge-ber auf der Stelle, fasste die Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung, Helene Wildfeuer, die Ergebnisse einer aktuellen Studie des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) zusammen. Nach HWWI-Berechnungen verharrt der sogenannte Gender Pay Gap zwischen Frauen und Männern im öffentlichen Dienst seit Jahren bei einem Wert um sechs Prozent.

Konstruktive Lösungen für ein diskriminie-rungsfreies Beurteilungssystem für den öffent-lichen Dienst sind gefragt – im Austausch mit der NRW-Politik: Roland Staude, Elke Stirken, Landesministerin Ina Scharrenbach und Helene Wildfeuer (von links).

GENDER PAY GAP

BEAMTINNENErziehung/ Unterricht

FRAUEN Privat-

wirtschaft

FRAUEN öffentlicher

Dienst

– 12 %– 21 %

– 6 %Daten: HWWI 2018 COLOURBOX.DE

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§

frauen aktuell frauen aktuell / justitia

Eingruppierung einer Heil-pädagogin in einer integra-tiven EinrichtungBei der Betreuung von Personen oder Personengruppen durch Heilpädago-gen ist regelmäßig von einem einheit-

das Arbeitsverhältnis findet der TVöD BT-V (VKA) Anwendung. Seit dem 1. November 2009 wird die Klägerin nach der Entgeltgruppe S 6 vergütet. Sie bekommt eine monatliche Zulage in Höhe der Differenz zwischen den Entgeltgruppen S 6 und S 8, wenn die betreffende Erzieherin nach Einschät-zung der Beklagten vorübergehend mehr als die Hälfte der Arbeitszeit mit heilpädagogischen Tätigkeiten verbracht hat und wenn in dem be-treffenden Monat in der Kindergrup-pe mehr als ein Drittel Kinder mit Behinderung zu betreuen waren. Die Klägerin ist der Auffassung, dass sie das Tätigkeitsmerkmal der Heilpäd-agogin mit staatlicher Anerkennung und entsprechender Tätigkeit in S 8 Fallgruppe 2 erfüllt und entsprechend zu vergüten ist.

lichen Arbeitsvorgang auszugehen (BAG, Urteil vom 27. September 2017, Aktenzeichen 4 AZR 666/14).

Der Fall

Die Klägerin ist ausgebildete Er-zieherin und seit dem Jahr 1997 staatlich anerkannte Heilpädagogin. Sie ist seit 1980 bei der Beklagten beschäftigt und wird derzeit in der Kindertagesstätte „K“, einer integra-tiven Einrichtung für Kinder mit und ohne Behinderung, eingesetzt. Die Gruppe, in der die Klägerin tätig ist, bestand zuletzt aus 20 Kindern, von denen zwei eine Behinderung haben. Diese werden insbesondere von der Klägerin betreut. Auch in den übrigen Gruppen mit behinderten Kindern wird jeweils eine sonderpädagogisch qualifizierte Fachkraft eingesetzt. Auf

dbb bundesfrauenvertretung fordert: Bessere steuerliche Entlastung von berufstätigen Müttern und Alleinerziehenden

CESI: EU-Richtlinie über die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben jetzt umsetzen

BBW: Frauenrechte umsetzen im Dialog mit der Landespolitik

Zum Internationalen Frauentag am 8. März 2018 hat die dbb bundes-frauenvertretung die Konzeptionslo-sigkeit der neuen Bundesregierung zur sinnvollen Besteuerung von Familien bemängelt. „Der Koaliti-onsvertrag lässt kein zielführendes Konzept erkennen, wie Familien sinnvoll steuerlich entlastet werden können. Die Politik setzt die steuer-liche Förderung von Ehen und Fami-lien nach dem Gießkannenprinzip fort, anstatt auf die Einführung von steuerlichen Erleichterungen für Alleinerziehende und den Abbau von Fehlanreizen durch das Ehegat-tensplitting hinzuwirken“, machte Helene Wildfeuer, Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung.

Die aktuelle Steuerpolitik ziele an den Wünschen junger Paare nach mehr Partnerschaftlichkeit bei der Organisation von Familie und Erwerbsleben vorbei. „Die Einfüh-rung des Faktorverfahrens bei der Besteuerung von Ehepaaren als Re-gelverfahren in Verbindung mit der Abschaffung der Lohnsteuerklasse V ist hier zielführend“, so Wildfeuer.

Darüber hinaus müsse die Politik sich an neue Konzepte zur besseren steu-erlichen Entlastung von Eltern mit Kindern wagen und die Lebensrea-litäten von berufstätigen Müttern und Alleinerziehenden zentral ein-beziehen. „Seit vielen Jahren werben wir dafür, im Besteuerungsverfahren den Kinderfreibetrag nicht wie bis-lang vom Einkommen, sondern als gleichen Steuerbetrag direkt von der

Steuerschuld abzuziehen – beispiels-weise durch eine Steuererstattung in der Einkommensteuerveranlagung. Auch die Einführung eines allge-meinen Steuerabzugbetrags in der Höhe des Existenzminimums eines Kindes, der zu einer auszuzahlenden Negativsteuer führen kann, ist eine denkbare Alternative und könnte das Kindergeld ablösen“, führte Wildfeu-er aus. K

„Vor 100 Jahren haben wir in Deutschland das Frauenwahlrecht erkämpft und heute reden wir über Gewalt gegen Frauen und die Verein-barkeit von Beruf und Privatleben. Hat sich in den letzten 100 Jahren wirklich so wenig verändert?“, frag-te die stellvertretende dbb Bundes-vorsitzende und Vorsitzende der CESI Kommission für Gleichstellung Kirs-ten Lühmann. Am Weltfrauentag, den 8. März 2018, trafen sich die CESI Kommission Rechte der Frau und die Gleichstellung der Geschlechter (FEMM) und die Kommission Be-schäftigung und Soziale Angelegen-heiten (SOC) zu ihrer gemeinsamen Sitzung in Brüssel.

„Die Zeit für eine Richtlinie über die Vereinbarkeit von Beruf und Pri-vatleben ist jetzt, denn es wird Zeit umzudenken“, fordert die FEMM-Vorsitzende Lühmann. „Eltern-, Be-treuungs- und Pflegezeiten, die auch Männer in Anspruch nehmen, sind keine Kosten, es sind Investitionen in die Zukunft.“ Die FEMM-Kommission verabschiedete zudem mit Unter-stützung der European Women‘s Lobby ein ambitioniertes Papier ge-gen Gewalt an Frauen, um das beste-hende System von wenig wirksamen Sanktionen zu beenden.

„Deutschland ist seit Jahren das Land mit dem kleinsten öffent-lichen Dienst in Europa“, stellte Susanne Kraatz, nationale Sachver-

ständige für Wirtschaftspolitik des Europäischen Parlaments, in der SOC-Sitzung dar. Die Studie des Eu-ropäischen Parlaments zu den Risi-ken von prekärer Beschäftigung im öffentlichen Dienst kommt ebenfalls zu dem Ergebnis, dass im öffentli-chen Dienst in Europa allgemein bes-sere Arbeitsbedingungen, bessere Aufstiegschancen und eine höhere Arbeitsplatzsicherheit herrschen.

„Den leichten aber stetigen Anstieg der atypischen Beschäftigungsver-hältnisse dürfen wir aber keinesfalls auf die leichte Schulter nehmen“, stellt die stellvertretende Vorsitzen-de der SOC-Kommission Siglinde Hasse klar. K

Zum internationalen Frau-entag am 8. März 2018 hat die baden-württembergische Landtagsabgeordnete Christine Neumann-Martin das Stutt-garter Konzernprüfungsamt besucht. Neben der Vorstel-lung ihrer politischen Agenda nutzte die CDU-Abgeordnete die Gelegenheit für einen in-tensiven Austausch mit den Finanzbeamtinnen. Über die neuesten Entwicklungen im Bereich der Frauenarbeit vor Ort informierten Amtsleiter Matthias Jacobi und die Beauf-tragte für Chancengleichheit Heidi Deuschle. Im Vorfeld des politischen Zusammentreffens hatte Oberfinanzpräsidentin Andrea Heck die Frauenver-sammlung eröffnet und die Mitarbeiterinnen der Stutt-garter Finanzämter mit einer kurzen Ansprache begrüßt. Die Veranstaltung hatte dieses Jahr einen Weiterbildungsvortrag zum Thema Selbstmanagement im Programm. K

INTERNATIONALER FRAUENTAG INTERNATIONALER FRAUENTAG

Am Internationalen Frauentag feierten Vertreterinnen der Frauenorganisationen aus dem ganzen Bundesgebiet gemeinsam mit der Bundesministerin Katarina Barley mehr als 100 Jahre Frauensolidarität. Helene Wildfeuer war stellvertretend für die dbb bundesfrauenvertretung vor Ort in der Französischen Botschaft in Berlin.

Heidi Deuschle und Mathias Jacobi im Austausch mit der CDU-Landtags- abgeordneten Christine Neumann-Martin (mitte).

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§justitia / mehrwert

Impressum:

Herausgeberin: dbb bundesfrauenvertretung Friedrichstraße 169 D-10117 Berlin

Tel: 030. 40 81 - 44 00, Fax: - 44 99 [email protected] www.frauen.dbb.de www.facebook.com/dbb-bundes-frauenvertretung

Verantwortlich: Helene Wildfeuer, Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung

Redaktion: Birgit Strahlendorff

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Einverständnis der Herausgeberin.

Literatur gewinnen

Wichtige Worte

Ach übrigens ...…Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Internationalen Frauentag 2018:

„100 Jahren ist es nun her, dass Frauen wählen dürfen. Aber damit geben wir uns natürlich nicht zufrieden. Wir wollen Politik ge-stalten – in allen Bereichen, in der Familie, in der Arbeitswelt politi-sche Verantwortung übernehmen. … Aber es gibt noch viel zu tun bei uns, in unserem Land, für gleiche Rechte von Frauen und natürlich auch für neue Aufgaben von Männern. Noch viel mehr gilt das für viele andere Länder, wo Frauen noch grundlegende Rechte fehlen. Und deshalb ist dieser Tag nicht nur ein Tag, um auf das Erreichte zurückzublicken, sondern auch ein Tag, an dem wir sagen: Der Kampf für die Gleichberechtigung von Frauen geht weiter.“

Mehr im Videopodcast der Bundeskanzlerin unter www.bundeskanzlerin.de.

Die Rosa-Hellblau-Falle Rosa ist für Mädchen, Hellblau für Jungs, nach diesem Prinzip sind ganze Kaufhausabteilungen geordnet. Lego hat gerade eine neue Mädchen-Spielsteinrei-he auf den Markt gebracht, für die Jungs gibt es eigene Cyber-Raketen-Roboter-welten. Als emanzi-pierte Erwachsene haben wir Geschlech-terklischees längst für überwunden gehalten, doch Eltern werden derzeit wieder unerbittlich mit ihnen konfrontiert. Alles nur gut gemeint und kein Problem? Sind Geschlechterun-terschiede nicht vielleicht wirklich angeboren und damit eine Lebens-realität? Almut Schnerring und Sascha Verlan, selbst Eltern von drei

Kindern, beschäftigen sich mit den Rollenklischees, die derzeit wieder fröhlich ins Kraut schießen, eine gan-ze Produktindustrie am Leben halten und sich zunehmend in den Köpfen der Betroffenen festsetzen. Hautnah und pointiert beschreiben sie Szenen aus dem Familienalltag, hören sich

in Kinder-tagesstät-

ten um, diskutieren mit Mar-

ketingstra-teginnen, Genderfor-

schern, Pä-dagoginnen und, natürlich, mit anderen

Eltern. Wie würden unsere Kinder aufwach-

sen, wenn die Klischeefallen und Schubladen nicht

immer wieder be-dient würden? Ein Aufruf zum Widerstand, der ganz kon-krete Tipps bietet, wie sich die Genderfalle im Alltag umschiffen

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des erzieherischen Konzepts ersicht-lich nicht in die Arbeit mit Kindern ohne Behinderung auf der einen und Kindern mit Behinderung auf der an-deren Seite aufteilen.

Das Fazit

Die Argumentation des BAG greift seine ständige Rechtsprechung auf und stellt nochmal klar, dass Arbeits-vorgänge nicht künstlich in Arbeits-schritte aufgespalten werden sollen, um eine niedrigere Eingruppierung auf diesem Wege zu erreichen. Insbe-sondere bei den Tätigkeitsmerkmalen für den Sozial- und Erziehungsdienst wird eine künstliche Aufspaltung praktiziert. Dabei hat das BAG schon wiederholt festgestellt, dass es für die Erfüllung der tariflichen Anfor-derungen genügt, wenn die ent-sprechenden Aufgaben innerhalb des einheitlichen Arbeitsvorgangs in rechtlich erheblichem Ausmaß vorlie-gen. Sie müssen nicht ihrerseits inner-halb des Arbeitsvorgangs in dem von § 12 Abs. 2 Satz 2 und Satz 4 TVöD (entspricht § 22 Abs. 2 Unterabsatz 2 und Unterabsatz 4 BAT) bestimmten Maß anfallen.

Quelle: tacheles Nr. 01/02 Februar 2018, www.dbb.de/arbeitnehmer K

Die Entscheidung

Das Arbeitsgericht hat der Klage statt-gegeben, das LAG hat sie abgewiesen. Das Bundesarbeitsgericht (BAG) hat das Urteil des LAG aufgehoben und zur neuen Verhandlung und Entschei-dung an das LAG zurückverwiesen. Nach der ständigen Rechtsprechung des BAG ist maßgebend für die Bestimmung des Arbeitsvorgangs das Arbeitsergebnis. Dabei kann die gesamte vertraglich geschuldete Tä-tigkeit einen einzigen Arbeitsvorgang ausmachen. Tatsächlich getrennt sind Arbeitsschritte nicht, wenn sich erst im Laufe der Bearbeitung heraus-stellt, welchen tariflich erheblichen Schwierigkeitsgrad der einzelne Fall aufweist. Ausgehend von diesen Maßstäben bildet die gesamte Tätig-keit der Klägerin einen einheitlichen Arbeitsvorgang. Wie im Fall von Erzie-hern bei der Betreuung von Gruppen sowie der Bearbeitung von Fällen durch Sozialarbeiter und Sozialpäda-gogen ist auch im Fall der Betreuung von Personen oder Personengruppen durch Heilpädagogen regelmäßig von einem einheitlichen Arbeitsvorgang auszugehen. Die Tätigkeit ist auf ein einheitliches Arbeitsergebnis gerich-tet. Sie lässt sich bei Berücksichtigung