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Förderkreis Vermessungstechnisches Museum e. V.
430 VDVmagazin 5/13 l Förderkreis Vermessungstechnisches Museum e. V.
Ein Kartenschatz für das Vermessungsmuseum
Der Förderkreis hat eine umfangreiche Kartensammlung erhalten,
darin u. a.
●● sämtliche Großblätter vom damaligen Deutschen Reich
1:100.000
●● topografische Karten TK 25 und TK 50 der Schweiz
●● Karten aus Argentinien 1:100.000, etwa um 1950
●● komplette Erstausgaben der TK 50 der früheren Bundesrepublik
●● zahlreiche Wander-, Auto- und Freizeitkarten verschiedenster
Länder
●● eine Sammlung von Kopien und Nachdrucken historischer Kar-
ten
●● Atlanten von 1890 bis 1960
Der Förderkreis dankt dem Sammler und großzügigen Spender,
der ungenannt bleiben möchte. Die Kartensammlung des Förder-
kreises wächst somit auf über 3.000 Exemplare, wovon auch die
große Sammlung des ehemaligen Fachbereichs Kartografie der
Uni-GHS Essen einen wesentlichen Teil darstellt.
Alle Karten müssen erfasst und katalogisiert werden. Daher suchen
wir weiterhin einen Kümmerer für diese wertvolle Sammlung.
Vor 100 Jahren – ein Impuls verändert die Welt in der Entfernungsmessung Der deutsche Physiker Alexander Karl Friedrich Franz Behm
(1880–1952) erfand 1913 das Echolot. Nach dem Studium der
E-Technik und der Physik forschte Behm in Karlsruhe auf dem
Gebiet der Akustik. Der Untergang der Titanic am 15. April 1912
löste bei ihm die Idee aus, ein akustisches Ortungssystem zu ent-
wickeln, wobei die Ortung der Eisberge mit reflektierten Schall-
wellen erfolgen sollte.
Behm erhielt am 22. Juli 1913 das Reichspatent Nr. 282009, das
sich auf ein Verfahren zur Messung der Meerestiefe auf der Basis
der Schall- und Echointensität bezog. Nachdem er bis 1920 sein
Verfahren zur Praxistauglichkeit weiterentwickelte, gründete er in
Kiel die Behm-Echolot-Gesellschaft.
Die Anwendung des Echolots in der Luftfahrt war ebenfalls erfolg-
reich. Die Zeppelinwerft urteilte: „Es ist kein Zweifel, dass von al-
len Verfahren zur Höhenbestimmung die akustische diejenige ist,
die allen Anforderungen entsprechen wird.“
Die Aussendung von Impulsen und die Laufzeitmessung zur Ent-
fernungsbestimmung fand in den 50er Jahren bei der elektroni-
schen Distanzmessung und noch später bei den modernen Or-
tungsverfahren mit immer weiter verfeinerter Zeitmesstechnik
Anwendung – so war die allererste Erfindung von Alexander
Behm vor 100 Jahren tatsächlich ein bedeutender zeithistori-
scher Impuls für die moderne Entfernungsbestimmung und Or-
tung.
Den Hinweis auf dieses Jubiläum verdanken wir unserem engagier-
ten Vorstandsmitglied Dipl.-Ing. Jürgen Lagoda, der in seinem Ur-
laub auf Borkum einen Hinweis auf Alexander Behm fand.
(s. www.vermessungsgeschichte.de, Mitteilung Nr. 483 unter Ak-
tuelles und www.wikipedia.de)
INTERGEO 2013 in Essen Vorträge zur Vermessungsgeschichte
Unser Förderkreis wird auch zur INTERGEO 2013 vom 8.–10.
Oktober in Essen wieder mit einem Informationsstand (Halle 2,
Stand F 2.014) und mit einem Vortragsblock vertreten sein. Unter
der Moderation des 1. Vorsitzenden Ingo von Stillfried werden am
10. Oktober 2013 ab 11 Uhr folgende Vorträge angeboten:
●● Prof. Dr.-Ing. Dieter Lelgemann: Astronomisch-geodätische
Aspekte der Antike heute
●● Dipl.-Ing. Georg Haasbach: Mittelalterliche Kirchen im ber-
gischen Land als altes trigonometrisches Festpunktfeld
●● Dipl.-Ing. Joachim Bock: Fotografische Vermessungen im Bergwerk
Der Förderkreis lädt alle vermessungshistorisch Interessierten ein,
diesen Termin einzuplanen – die Vortragenden stehen für span-
nende Erkenntnisse. Zudem wird der Wiehen-Wagen – das endlich
nach über zwei Jahrhunderten realisierte Funktionsmodell eines
historischen Vermessungsfahrzeugs – mittig auf der Standfläche
F 2.014 zu besichtigen sein.
Eratosthenes-Preis Der Förderkreis Vermessungstechnisches Museum e. V. in Dort-
mund verleiht alle zwei Jahre den Eratosthenes-Preis. Nach der
Satzung (Text siehe auf Homepage www.vermessungsgeschichte.
de/satzung.htm) wird der Preis „für herausragende Arbeiten auf
dem Gebiet der geschichtlichen Forschungen im Vermessungswe-
sen verliehen, insbesondere für Studienabschlussarbeiten und Dis-
sertationen“. Die Auszeichnung ist mit 2.500 EUR dotiert.
Die nächste Preisverleihung ist für die kommende Mitgliederver-
sammlung am 10. Februar 2014 geplant; Termin zum Vorschlag
geeigneter Arbeiten ist der 15. Oktober 2013.
12. Symposium zur Vermessungsgeschichte Das Symposium findet statt am 10. Februar 2014 im Museum für
Kunst und Kulturgeschichte (MKK), Hansastraße 3 in Dortmund,
zum Thema „Meilensteine des geodätischen Instrumenten- und
Gerätebaus“. Folgende Vorträge werden geboten:
●● Geschichtlicher Überblick zu Brander (Augsburg), Reichenbach,
Ertel – Referent: Prof. Dr.-Ing. Klaus Schnädelbach, München
●● Geschichtlicher Überblick zu Breithaupt, Fennel – Referent:
Dr. Hans-Friedrich Breithaupt, Kassel
●● Geschichtlicher Überblick zu Zeiss, Trimbel (Jena, Oberkochen)
– Referent: Dr.-Ing. Dierk Hobbie, Königsbronn
●● Geschichtlicher Überblick zu Kern, Wild, Leica – Referent: Prof.
Dr.-Ing. Hilmar Ingensand, Zürich
●● Die Entwicklungsgeschichte des Vermessungskreisels – Refe-
rent: Prof. Dr.-Ing. Hansbert Heister, München
Das Symposium beginnt um 10 Uhr. Es folgt gegen 14 Uhr die Ver-
leihung des Eratosthenes-Preises, und anschließend ist die Mit-
gliederversammlung. An die Mitglieder des Förderkreises ergeht
eine schriftliche Einladung mit detaillierten Zeitangaben. Zusätzlich
werden die Daten unter www.vermessungsgeschichte.de/Aktuell.
htm veröffentlicht.
Nachrichten 2 / 2013
431Förderkreis Vermessungstechnisches Museum e. V. l VDVmagazin 5/13
(Grundmaschine: 25 Zahlen-
werte; sonstiges Gesamtge-
wicht ca. 1.600 kg). Die Z 11
wurde ab ca. 1955 48-mal ge-
baut, davon achtmal in das
benachbarte Ausland und ein-
mal nach Japan geliefert. Der
damalige Verkaufspreis lag bei
ca. 120.000 DM.
Additionen von 8-stelligen
Dezimalzahlen dauerten je
0,2 sec, Divisionen 1,0 sec –
bei einer Taktfrequenz von
bis zu 20 Hertz. Die Wand-
lung vom Dual- in das Dezi-
malsystem dauerte 0,3 sec,
umgekehrt 1,3 sec. Die hohe Spezialisierung der hiesigen Ma-
schine auf die Aufgaben der Vermessungstechnik ist an den Be-
schriftungen der Schaltknöpfe zu erkennen, deren Drücken spe-
zielle Programme starteten. Bemerkenswert ist auch die
Lesestation mit Abtastern für Lochstreifen, die die zusätzliche
Verwendung von sechs weiteren Unterprogrammen ermöglichte.
Nach bisherigem Kenntnisstand ist diese Kombination nur ein
einziges Mal gebaut worden.
Der Z 64-Graphomat ist im Prinzip ein großformatiger Zeichentisch
und wurde als transistorgesteuerter Rechner erstmalig 1961 auf
der Hannover Messe vorgestellt. Die entscheidende große Erfin-
dung an dieser Maschine war die Verwendung von zwei Planeten-
getrieben für die Schlitten, womit das eckenfreie Zeichnen von
Kreis- und Bogenlinien ermöglicht wurde.
Konrad Zuses Zusammenwirken mit der Vermessung wird in Kürze
noch ausführlich beschrieben.
(Quellen: Horst-Zuse-Webseiten und „Beschreibung“ zur Zuse Z 11, Februar 1960)
KERN-Geschichten. Die Geschichte der Schweizer Firma KERN/Aarau Die bekannten Instrumentenwerke KERN & Co. AG in Aarau für Op-
tik, Feinmechanik und Elektronik wurden 1991 geschlossen. Die
Stadt Aarau und die Schweiz verloren damit eines ihrer traditions-
reichsten wirtschaftlichen Aushängeschilder. Doch der Name KERN
lebt weiter: im Schlössli-Museum und aktuell auf 132 Seiten einer
neuen Schrift „Kern-Geschichten“, in der die Firmengeschichte
kurzweilig aufgearbeitet wird.
Die Jahrestafel beginnt 1799, dem Jahr, in dem Jakob Kern nach
Aarau kam und seine Lehrjahre begann. Man erfährt, in welchem
technischen und wirtschaftlichen Umfeld er sich befand und in wel-
chen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen.
So wird die Auflistung der Firmengeschichte mit diesen über die
gesamte Zeit der Firmenexistenz zusammengetragenen Informati-
onen auch zu einer lehrreichen Lektüre über die Zeitgeschichte.
Zahlreiche Abbildungen von Firmenprodukten und Produktionsbil-
dern mit ausführlichen Beschreibungen bereichern das Werk. So
gibt es neben dem heute allgemein bekannten weiten Spektrum
Umzug und Neuaufstellung: Relais-Rechenanlage Z 11 der ZUSE KG
Das Konrad-Zuse-Museum in Hünfeld ist interessiert an der Über-
nahme der vermessungsspezialisierten Z 11-Anlage, die von der
Flurbereinigungsbehörde in Münster dem Förderkreis überlassen
wurde, sowie des zugehörigen Z 64-Graphomaten. Zur Vorberei-
tung war Prof. Dr.-Ing. habil. Horst Zuse, Sohn von Konrad Zuse,
mit ehemaligen Zuse-Fachleuten in Dortmund.
Die hiesige Z 11 wurde noch vor gut zehn Jahren unter Mitwirkung
von Bernhard Tillmann, der damaligen rechten Hand des Erfinders,
erfolgreich in Betrieb genommen. Allein der Zusatzschrank für ei-
nen Speicher mit einer Kapazität von 600 Zahlenwerten wiegt 500 kg
Bild 2: Festverdrahtete Z 11-Vermessungsprogramme, Programmauswahl per Knopfdruck
Bild 1: Gesamtansicht Z 11 (kein Zusatzschrank für Speicher)
Bild 4: Z 11-Innenleben – 1665 verdrahtete Relais
Bild 3: Z 11-Lesestation, sechs Abtaster für Lochstreifen
Förderkreis Vermessungstechnisches Museum e. V.
432 VDVmagazin 5/13 l Förderkreis Vermessungstechnisches Museum e. V.
In seiner neuesten Schrift „Faszination Holz – Vermessungsgerüste
im Badisch-Württembergischen Hauptdreiecksnetz 1936–1947“
finden wir einleitende Hinweise auf das Wirken von Johann Jacob
Bayer (1794–1885) sowie Johann Gottfried Tulla (1770–1828) in
Baden, Johann Georg von Soldner (1776–1833) in Bayern und
Johann Gottlob Friedrich von Bohnenberger (1765–1831) in Würt-
temberg. Für die jüngere Vergangenheit werden Erinnerungen an
Erwin Gigas (1899–1976), Max Kneissl (1907–1973) und Helmut
Wolf (1910–1994) geweckt.
Im Hauptteil der Schrift hat Hans Fröhlich auf der Grundlage der
Fachschrift der Hauptvermessungsabteilung Württemberg/Hohen-
zollern-Baden aus dem Jahr 1950 „Das Badisch-Württembergische
Hauptdreiecksnetz 1936–1947“ Daten, Skizzen, Fotos und Ge-
schichten zu den 40 Dreieckspunkten 1. Ordnung erforscht und zu
einem unterhaltsamen Bildband zusammengestellt.
Man fragt sich, wie Dreiecksnetze überhaupt hätten realisiert wer-
den können, wenn nicht stabile Vermessungsgerüste aus Holz von
zum Teil schwindelerregender Höhe gebaut worden wären, wie sie
in zahlreichen Abbildungen in der neuen Schrift von Fröhlich ein-
drucksvoll dargestellt sind. Ein Ausblick verweist auf die jüngere
Entwicklung bis hin zu GPS und endet mit dem Faksimile eines
Briefs von Helmut Wolf: „Und wenn man die Bilder von den Signa-
len betrachtet, möchte man sogleich (…) die Leitern hochsteigen.
Tempi passati“ – geschrieben 1988 an den Verfasser der Schrift,
damals auf das Wirken von Bendemann bezogen (s. Mitteilung Nr.
486, www.vermessungsgeschichte.de/Aktuell.htm).
Das Buch ist erschienen im Selbstverlag Fröhlich, Lichweg 16, 53757 Sankt Augustin, E-Mail: [email protected], Preis: 10 EUR inkl. Versand.
vermessungstechnischer Instrumente auch eine große Bandbreite
von Reisszeugen und von Fotoapparaten, Ferngläsern usw. Zudem
gibt das Buch Einblick in die Umstände, die zur Entwicklung man-
chen Produkts geführt haben, wie z. B. den großen Absteckungs-
theodoliten für den Bau des Simplontunnels oder diverse Objek-
tive für die NASA, die während der Apollo-Mondmissionen
verwendet wurden.
Das Erbe der ehemals weltweit tätigen Firma KERN hütet das
Stadtmuseum Schlössli in Aarau. Die Sammlung der Firma
wurde bereits im 1990 in zweiter Auflage erschienenen Buch
von Helmut Minow „Verzeichnis der europäischen Sammlungen
von Historischen Vermessungsgeräten“ besonders erwähnt. Im
gerade entstehenden Erweiterungsbau des Stadtmuseums wird
demnächst eine repräsentative Auswahl des Instrumentariums
zu sehen sein.
Das Buch „Kern-Geschichten“ (ISBN 978–3-033–03692–5) von Franz Haas sollte im Regal von instrumentengeschichtlich In-teressierten nicht fehlen. Siehe auch www.kern-aarau.ch, Karl-Heinz Geiger: „Vor 25 Jahren ging Kern an Wild“, VDVmagazin 2/2013 S. 116–117 und Rolf Bull „Kern-Geschichten“, Buchbe-sprechung, VDVmagazin 2/2013, S. 146.
Faszination Fröhlich – Holzvermessungstürme in der Triangulation Vor uns liegt eine ganz besondere „Liebeserklärung“ – eine Hom-
mage an die Signalbauer, wie sie durch ihre Holzsignale weite Be-
obachtungssichten über 30 bis 80 km in der Zeit der klassischen
Triangulation ermöglichten.
Professor Dr.-Ing. Hans Fröhlich hat uns in der Vergangenheit im-
mer wieder hochinteressante Einblicke in die Arbeit früherer Trigo-
nometer gegeben, ursprünglich folgend dem Wirken des Haupt-
manns Hans Bendemann (1852–1914). Eingeleitet stets durch
zeitgeschichtliche Einführungen, führen seine Veröffentlichungen
die Leserschaft in die vermessungshistorisch reizvolle Vergangen-
heit, als Erkundung und Dreiecksbeobachtung mit Theodoliten
noch ein wissenschaftliches Abenteuer waren.
Anschrift: Postfach 101233, D-44012 DortmundTel.: +49 (0)2 31-50-2 56 86, Fax: +49 (0)2 31-50-2 34 [email protected], www.vermessungsgeschichte.deRedaktion: Ulf Meyer-Dietrich, Std. 20. 8. 2013
Von Gizeh bis DESY – 5000 Jahre angewandte Geometrie, e 15,–Abbruch, Rückbau, Sanierung und Entsorgung – Praxisleitfaden, e 15,–Neu eröffneter geometrischer Schau- und Messplatz, e 8,–
Alle Preise verstehen sich zzgl. Versandkosten/inkl. USt.
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