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Freiburg, 27.02.20 06 Produktfaelschungen in China Jens Kammerer Vortrag 27.07.2006

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Freiburg, 27.02.2006

Produktfaelschungen in China

Jens Kammerer

Vortrag 27.07.2006

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Produktfaelschung – ein Vergnuegen fuer jedermann

• Wer versteht jeder Versuchung?– Kaum jemand

• Wer ist schon mal mit Faelschungen in Beruehrung gekommen?

• Eigentlich jeder– Copy Watch vom Ladies Market in Hongkong– Neueste Blockbuster als DVDs von den Nachtmaerkten in Thaila

nd– Gucci Taschen vom Strand-Urlaub– Kopfhoerer im Sennheiser Design bei Tchibo

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Produktfaelschung – was ist das eigentlich?

• Kern:

Irgendjemand wird ueber den wahren Ursprung oder die wirkliche Qualitaet eines Produktes in die Irre gefuehrt

• Nicht immer ist der Kaeufer der Betrogene!– Copywatch

– Einkaeufer

• Wahrer Ursprung/ wirkliche Qualitaet– Marke

– Qualitaetstandards

– Sicherheitsstandards

– Etc.

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Produktfaelschung – was ist das eigentlich?

• Traditionell:– Markenrechtsverletzung (Counterfeits)– Patentverletzungen (patent infringements)/ Geschmacksmusterv

erletzungen (design infringements)• Technische Patente• Auessere Erscheinung (sklavischer Nachbau)

– Nachbauten

• Kreativere Varianten:– Entkernung (Ersatzteile)– Aehnliche Namensgebung – SOVA, BOSS, BOCSH– Aus alt mach neu

• Medikamente• Autos

– Bausteinsystem

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Und was wird gefaelscht?

• Alles, womit sich Gewinn erzielen laesst

– Konsumgueterartikel– Anlagen wie Aufzuege etc.– Autos– Ersatzteile– Medikamente– Alkoholika/ Zigaretten– Saatgut

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Wo sitzen die Produktfaelscher?

• Oft konzentriert an wenigen Orten fuer eine bestimmte Branche

• Traditionell eher im Osten – Kuestenguertel, zunehmend Wanderung ins Inland

• Von kleinen Familienwerkstaetten bis hin zu grossen Fabriken mit ueber 1000 Mitarbeitern.

• Oftmals gleichzeitig Produktion von legalen OEM Produkten z.B. fuer internationale Supermarktketten und illegale Herstellung von Faelschungen

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Wie reagieren die Firmen?

StolzPlagiat ergo sum

Entschlossenheit“jetzt tun wir was”

Einschaltung einerAnwaltskanzlei

“Der erfolgreicheErste Fall”

Hoppla unserProblem ist groesser

als gedacht

Entschlossenheit“jetzt tun wir aber

echt was”Ratlosigkeit

EntnervtaufgebenViel Geld

ausgebenSystematischvorgehen

Den Ladenmachen wirjetzt dicht

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1. Schritt – Analyse - was ist unser Problem? Habe ich mich ueberhaupt geschuetzt?• Markenfaelschung?

– Ist meine Marke in China in der richtigen Klasse registriert?– Habe ich andere/aehnliche Markenregistrierungen verhindert?

• Nachbauten?– Habe ich Geschmacksmuster angemeldet? – Macht es Sinn Geschmacksmuster anzumelden?

• Patentverletzung?– Sind meine Patente in China angemeldet?

Wogegen kann legalerweise vorgegangen werden? Was kann bestenfalls erreicht werden?

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1. Schritt – Analyse - was ist unser Problem? Habe ich mich ueberhaupt geschuetzt?

Relativ effizient kann gegen Markenrechtsverletzungen vorgegangen werden!

Die Faelscher sind darauf eingestellt:Keine Verpackung, Bedienungsanleitung, Labelling i

n den Fabriken

Kreative Veraenderung von Produktnamen

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1. Schritt – Analyse - Wie gross ist mein Problem?

• Das Ausmass von Produktfaelschungen ist fuer einzelne Firmen sehr schwierig zu beziffern

• Die meisten internationalen Konsumgueterfirmen schaetzen den Umsatz mit gefaelschten Waren in China auf ca. 20 – 30% vom Umsatz der Originalwaren.

• Produktfaelscher haben keine Branchenstatistiken und neigen auch nicht dazu besonders genau Buch zu fuehren.

• Marktgroessenmessungen und Vergleich mit Absatzzahlen

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1. Schritt – Analyse - Wie gross ist mein Problem?

• Ein Problem ist immer gegeben, wenn das erste Plagiat auftaucht

– Gefahr, dass sich das Problem ausbreitet– Direkte Umsatzgefahr– Gefahr, dass die Marke in Mitleidenschaft gezogen wi

rd– Gefahr, dass Drittpartner (Lizenznehmer) unzufrieden

werden– Eventuell Haftungsansprueche

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1. Schritt – Analyse – Wo ist mein Problem?

• Lokaler Markt oder Export?

• Eigene Distributoren oder andere Distributoren?

• Eigene Zulieferer?

• Wo (geographisch) sitzen die Hersteller und die Distributoren?– Gibt es Schwerpunktregionen?– Macht es Sinn bestimmte Regionen zu schuetzen?

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2. Schritt - Massnahmen

• Raids gegen Hersteller und Distributoren– Ziel: Beschlagnahme der Waren– Strafen fuer Hersteller und Distributoren– Eventuell strafrechtliche Verfolgung

• Zollbeschlagnahmen– Zollregistrierungen– Zoll-Beschlagnahme– Customs Bonds

• Zivilgerichtsverfahren– Patentverletzungen– Geschmacksmusterverletzungen

• Flankierende Massnahmen– PR Arbeit– Lobby-Arbeit - QBPC

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2. Schritt - Massnahmen

• Zustaendige Behoerden– Administration of Industry and Commerce (AIC 工商行政管理局 )

– Technical Supervision Buero (TSB 质量技术监督局 )– Zoll– Polizei– Gerichte

• In den allermeisten Faellen werden administrative Massnahmen ueber AIC oder TSB ergriffen

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2. Schritt - Massnahmen

• Moeglichkeiten zur Durchfuehrung von Raids

– Eigene Massnahmen

– Spezialisierte IP Protection Firmen• Sicherheit• Professionalitaet• Kapazitaet• “Zwang zu Erfolg”• Internationale versus Chinesische Firmen

– Massnahmen gemeinsam mit Wettbewerbern oder Unternehmen in verwandten Industrien

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2. Schritt – Massnahmen – gemeinsam mit Wettbewerbern?

• Vorteile einer Kooperation mit Wettbewerbern

– Massnahmen gegen eigene Distributoren– Arbeit fuer Konsumentenschutz, Allgemeinwohl, nicht

in erster Linie Schutz der eigenen Marke• Groessere Aufmerksamkeit der Behoerden• Groesserer moralischer Anspruch

– Deutlich reduzierte Kosten– Groessere Chancen auf Erfolg– Schutz der Branche – Erhaltung eines gesunden Mar

ktes

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2. Schritt – Massnahmen – gemeinsam mit Wettbewerbern?

• Spielregeln

– Bereitschaft zu gegenseitiger Unterstuetzung– Faires Finanzierungsmodell– Keine Dominanz einer Marke– Offenheit– Kein St. Floriansprinzip– Geduld mit den Gepflogenheiten anderer Nationen

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2. Massnahmen: Durchfuehrung eines Raids

• Gefaelschte Ware muss vorhanden sein– Detektivarbeit– Beobachtung– “trap orders” - illegal

• Ware muss “illegal” sein, d.h. Markenrechtsverletzung muss tatsaechlich vorliegen

• Behoerden duerfen erst direkt vor dem Raid informiert werden

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3. Nach den Raids: Konsequentes Nacharbeiten ist wichtig

• Bestrafung durch Behoerden muss auch erfolgen

• Vernichtung der beschlagnahmten Ware

• Datenerfassung (Datenbankpflege)– Dreimalige Verwaltungsmassnahmen

=> Strafverfolgung

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4. Andere Massnahmen: JV Partner, Lifereranten und Kunden

• Absichern von Lieferanten– Heftige Strafen in Vertraegen vereinbaren.– Ueberraschungsbesuche samstags nachts um halb 3

• Kunden, die Faelschungen verkaufen, nicht mehr beliefern

• JV Partner sollten idealerweise nicht (mehr) in der gleichen Branche taetig sein

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4. Andere Massnahmen: Schutzmassnahmen auf den Produkten

• Hologramme– Fuer Kunden nicht zu beurteilen– Eher in juristischen Faellen von Bedeutung (Medikamente)

• Spezialtinten, Spezialdrucke etc.– Nur sinnvoll, wenn selbst “Fachleute” Original und Faelschung nicht mehr unters

cheiden koennen

• Markenzeichen in die Produkte eingravieren oder erhoben einarbeiten– Wirkungsvolle (wenngleich oft teure) Massnahme: Konfiszierte Ware mit Marken

zeichen muss zerstoert werden, Ware ohne Markenzeichen leicht als Faelschung zu erkennen.

• Seriennummern – Registrierung– Wirkungsvolle aber aufwaendige Massnahme, – Nicht fuer alle Branchen geeignet

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5. Effizienz von Massnahmen

• Das Ausmass des Problems ist nicht wissenschaftlich quantifizierbar

• Die Ergebnisse sind nicht eindeutig zu interpretieren– Hohe Beschlagnahmerate:

= Effiziente Massnahmen oder Problem zu gross und nicht im Griff?– Geringe Beschlagnahmerate:

= Ineffiziente Massnahmen oder Problem gering und gut im Griff?

• Ohne, dass man Input und Output messen kann, kann die Effizienz leider nicht berechnet werden

• Erfolg wird sich an den Rueckmeldungen aus dem Markt zeigen.

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Pragmatische Ratschlaege

Ratschlag 1: Nicht wissenschaftlich vorgehenProblem erkannt – Budget bereitstellen – Massnahmenkatalog definieren (am besten mit externer Hilfe) – Massnahmen durchfuehren – Feedback vom Markt

Ratschlag 2: Keine IllusionenMan kann nicht einfach Firmen schliessen – lokale Behoerden neigen dazu lokale Industrie zu stuetzen – man wird nicht ueberall Unterstuetzung erfahren, “weil die ja unser deutsches Investment wollen”

Ratschlag 3: Langfristig strategisch vorgehenProblem wird nicht in 3 Monaten “abgestellt” sein. Langfristig kann man das Problem nicht “beseitigen” aber so im Griff halten, dass die Marke nicht beschaedigt wird.

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Warum ist Produktfaelschung ein Chinesisches Problem

• Kulturell: – Kopie ist schon immer positiv gesehen worden (Kalligraphie)– List als typisch Chinesisches Verhaltensmuster

• Historisch: – Lost Generation hat Moeglichkeit auch ohne grosse Ausbildung r

eich zu werden

• Politisch: – Unterstuetzung durch lokale Behoerden (Entwicklung)– Glaubwuerdigkeit des Westens

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Herzlichen Dank fuer Ihre Aufmerksamkeit