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Die gläserne Oberharzer Bergkanne von 1696 Den Bergmann kan man stets in Voller arbeit schauen Des Tages in dem Schacht, des Abendts bey der Frauen. Er macht nicht Schicht, er Hüpft und wird nicht ehe matt, Biß er das Vogel=Lied gut abgesungen hatt. Friedrich Balck Oberharzer Geschichts- und Museumsverein e.V . Clausthal-Zellerfeld

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Die gläserne Oberharzer Bergkannevon 1696

Den Bergmann kan man stets in Voller arbeit schauenDes Tages in dem Schacht, des Abendts bey der Frauen.Er macht nicht Schicht, er Hüpft und wird nicht ehe matt,Biß er das Vogel=Lied gut abgesungen hatt.

Friedrich Balck

Friedrich BalckDie gläserne Oberharzer Bergkanne von 1696

Oberharzer Geschichts- und Museumsverein e.V.Clausthal-Zellerfeld

ISBN 3-9806619-4-6

Oberharzer Geschichts- und Museumsverein e.V. Clausthal-Zellerfeld

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Cip-Kurztitelaufnahme der Deutschen BibliothekBalck, FriedrichDie gläserne Oberharzer Bergkanne von 1696ISBN 3-9806619-4-6

Fotos und Gestaltung: Friedrich Balck [email protected] www.pe.tu-clausthal.de/agbalck

1. Auflage 2001 Friedrich Balck, Institut für Physik und Physikalische Technologien der TU Clausthal, undOberharzer Geschichts- und Museumsverein e.V., Clausthal-Zellerfeld

Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung der Inhaber der Rechte ist das Vervielfältigen des Buches oder eines seiner Teile aufphotomechanischem, z.B. Photokopie oder Mikrofilm, oder auf digitalem Wege untersagt.

Inhalt

Vorwort .......................................................................................................................... 1Helmut Radday, Das besondere Exponat ...................................................................... 2Die sogenannte gläserne Bergkanne von 1696 ............................................................. 3H. Barry, Die Harzer Bergkannen ............................................................................... 23die Unterharzer Bergkanne von 1732.......................................................................... 27die Oberharzer Bergkanne von 1736 ........................................................................... 28Gläserner Humpen von 1675 ....................................................................................... 29Scherben aus Clausthal, Baugrube Archivneubau ....................................................... 39Humpen des Bürgermeisters von Sonneberg .............................................................. 40Th. Blume, Die Bergkanne des Königlichen Oberbergamtes zu Clausthal i. Harz ..... 41Die Oberharzer Bergkanne von 1652 .......................................................................... 43Die Bergkanne der Stadt Goslar von 1477 .................................................................. 64Literaturhinweise ......................................................................................................... 80

Titelbild:Den Deckel der gläsernen Bergkanne schmücken vier kleine Motive:Bergmann mit Frau im Bett, drei bunte Vögel.Die kleinen Verzierungen und die Jahreszahl gehören zu der Malerei außen auf dem Humpen.

Rückseite:Der Deckel in Originalgröße, Durchmesser 13,5 cmWünschelrutengänger

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Zu den hervorragenden Schaustücken des OberharzerBergwerksmuseum in Clausthal-Zellerfeld gehört diesogenannte gläserne Oberharzer Bergkanne. Sie ist eineDauerleihgabe des Oberbergamtes Clausthal.

Die hier als fotografische Übersicht zusammenge-stellten Bilder präsentieren das außergewöhnliche Kunst-werk in unterschiedlichen Gesamt- und Teilansichten. Sieheben Einzelheiten hervor, die ein Museumsbesucherselbst beim intensiven Betrachten kaum erahnen wird.Vergrößerte Bildausschnitte geben dem Betrachter Ein-blicke in die verschiedenen Arbeitsvorgänge im Oberhar-zer Erzbergbau vor rund 300 Jahren und zeigendarüberhinaus auch die erstaunliche Qualität der hand-werklichen Kunst der Malerei auf Glas.

Der Begriff Bergkanne trifft für dieses Gefäß nicht zu,daher die offizielle Bezeichnung mit dem Zusatzsogenannte.

Der Oberharzer Geschichts- und Museumsvereinplant eine umfangreiche Veröffentlichung über diesesaußergewöhnliche Objekt.

Heutige Digitaltechnik ermöglichte erstmals nahezuübergangslose Rundumaufnahmen durch Zusammenfü-gen einzelner Bilder auf dem Rechner (Seiten 6, 7, 8, 22, 32,33 und 40).

Beleuchtung und Blickwinkel beinflussen Aussehenund Farbton der dicken Emaillefarbschicht. So sind einigeFotos in der Durchsicht entstanden, andere mit grauemoder weißem Papierstreifen innerhalb des Glasgefäßes, umdie durchscheinende Rückseite zu verdecken.

In gleicher Technik sind weitere Gefäße abgebildet:

• ein gläsernes Trinkgefäß mit bergbaulichen Motiven,vergleichbar mit der sogenannten Oberharzer Berg-kanne, zu sehen im Stadtmuseum Goslar

• zum Vergleich ein gläserner Humpen mit der Familiedes Bürgermeisters von Sonneberg in Thüringen(ähnliche Technik, jedoch ohne Bezug zum Bergbau)

• die im Oberharzer Bergwerksmuseum ausgestellteKopie der Oberharzer Bergkanne von 1652

• die Bergkanne der Stadt Goslar von 1477 aus demGoslarer Stadtmuseum

Die vorliegenden Fotos sind als Materialsammlung zusehen, ohne den Anspruch, die Objekte historisch oderkunstgeschichtlich zu deuten. Sowohl für Wissenschaftler

als auch für Laien bietet sich ein umfangreiches Bild-material, das dazu einlädt, die Fotos in Ruhe anzusehenund sich mit ihnen oder auch mit dem Exponat wiederholtauseinanderzusetzen. Für den interessierten Museums-besucher sei diese Zusammenstellung als Erschließungs-hilfe gedacht, denn nur so lassen sich die Schönheit undder Reichtum an Motiven und Einzelheiten auf diesenObjekten vermitteln.

Zur Beschreibung der Motive und deren Interpreta-tion sei auf die Literatur verwiesen. Näheres zu denBergkannen ist in der auf Seite 23 nachgedruckten Ausar-beitung von Oberbergrat Barry aus dem Jahre 1951 zulesen. Für die Oberharzer Bergkanne von 1652 liegt eineBeschreibung des Theodor Blume vor (Seite 41). DieserHildesheimer Goldschmied hat sich besonders mit demObjekt auseinandergesetzt, als er 1913 in offiziellemAuftrag mehrere Kopien anfertigte.

Der Ausstellungskatalog Meisterwerke BergbaulicherKunst vom 13. bis 19. Jahrhundert von R. Slotta und C.Bartels enthält eine umfangreiche Sammlung von Kunst-objekten, bei denen neben vielen anderen auch die obengenannten ausführlich beschrieben sind.

Die seit einiger Zeit bestehende Möglichkeit, kleinereAuflagen direkt aus dem Rechner heraus zu drucken(print-on-demand), ermöglicht nunmehr das Erscheinenqualitativ hochwertiger Exemplare mit vielen Farbbildernauch für kleinere Leserkreise. Früher scheiterte derenHerausgabe häufig an den hohen Vorbereitungskosten,die sich erst bei großen Auflagen rechneten.

Für die freundliche Unterstützung bei den fotografischenAufnahmen sei gedankt

dem Museum der Stadt Goslarund dem Museum für Kunst und Kulturgeschichte derHansestadt Lübeck.

Der Rammelsberg, Besucherbergwerk und Bergwerks-museum, stellte freundlicherweise eine Aufnahme derUnterharzer Bergkanne zur Verfügung. Dank dem Archivder Preußag in Hannover für den Originaltext zurDeckelinschrift der Kanne von 1652.Mein Dank geht auch an Helmut Radday für seineeinleitenden Worte und kritischen Bemerkungen zur„Bergkanne“.

Friedrich Balck Clausthal-Zellerfeld im Juni 2001

Die gläserne Oberharzer Bergkanne von 1696

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von Helmut Radday

Im Oberharzer Bergwerksmuseum werden die Besu-cherinnen und Besucher in einigen Räumen mit demHinweis Das besondere Exponat auf außergewöhnlicheAusstellungsstücke aufmerksam gemacht. In dieseKategorie der Exponate gehört die gläserne OberharzerBergkanne von 1696, die das Prädikat Das besondereExponat in mehrfacher Hinsicht verdient, nämlich inkünstlerischer Hinsicht, in ihrer Bedeutung als Doku-ment bergmännischen Lebens und nicht zuletzt deshalb,weil über ihre Herkunft und den Typus unter Montan-historikern unterschiedliche Auffassungen bestehen.Diese Unsicherheit drückt sich in der Literatur in dereinschränkenden Bezeichnung sogenannte OberharzerBergkanne aus (Slotta).

Die vollständige fotografische Dokumentation

Die gläserne Bergkanne gehört zu den begehrtenExponaten bedeutender Ausstellungen zur Montan-geschichte und zum Themenkomplex Bergbau und Kunst,um den sich vor allem das Deutsche Bergbaumuseum inBochum mit der Herausgabe der Zeitschrift der

anschnitt, zeitschrfit für Kunst und Kultur im

Bergbau verdient gemacht hat. Bereits im drittenJahrgang 1951 erschien in Heft 4 der auch heute nochlesenswerte Aufsatz Die Harzer Bergkannen vonOberbergrat Hans Barry, dem das Oberharzer Berg-werksmuseum die Errichtung der Bergwerksanlagen imFreigelände zu verdanken hat. Der erneute Abdruckdieses Aufsatzes stellt die Harzer Bergkannen in ihrersehr unterschiedlichen Ausprägung vor.

Zwar ist die gläserne Bergkanne in Ausstellungs-katalogen in schwarz-weißen und farbigen Abbildungendargestellt worden, aber zum ersten Mal stellt dieVeröffentlichung von Friedrich Balck das gesamteBildprogramm der Kanne in farbigen Fotos vor, die imHinblick auf die fotografische Qualität und die Ausschnit-technik Maßstäbe setzen. Glasgefäße möglichst getreufotografisch wiederzugeben, erfordert einen äußerstsensiblen Umgang mit dem Original. Einerseits soll dieTransparenz des Materials Glas erhalten bleiben,andererseits darf in der fotografischen Wiedergabe desBildprogramms der gläsernen Bergkanne das rückseitigeOval nicht durchscheinend das im Mittelpunkt des Fotosstehende Oval überlagern. Diese Schwierigkeit hatFriedrich Balck in geradezu mustergültiger Weisegemeistert.

Moderne Techniken der Fotografie erlauben farbge-treue Wiedergaben auch schwieriger Farbnuancen. Bisherist es bei Abbildungen der gläsernen Bergkanne nichtgelungen, zum Beispiel die Blauwerte in ihrem Verhältniszu den Grünwerten angemessen wiederzugeben.Betrachter der hier wiedergegebenen Farbfotos könnendavon ausgehen, daß die Farbnuancen dem Originalentsprechen, weil sie in einem aufwändigen Verfahren mitdem Original verglichen und - wenn notwendig -korrigiert worden sind.

So ist ein außerordentliches Bilderbuch im besten Sinne desWortes entstanden, das nicht zuletzt wegen des bisher inkein wissenschaftliches Programm des Typus Bergkannepassenden Exponats seinen Reiz hat.

Zur Diskussion um den Begriff Bergkanne

Bereits im Beitrag über die gläserne OberharzerBergkanne im Katalog zur Ausstellung Von Teutscher Not zuhöfischer Pracht 1648 bis 1701 des Germanischen National-museums Nürnberg vom 02. April bis 16. August 1998 hatVerfasser den „Streit, ob es sich um eine offizielleBergkanne handelt, wobei die offene Darstellung sozialerWirklichkeit und der derb-fröhliche Spruch eine Rolle spielen. . .,als müßig bezeichnet. Unter kunsthistorischen Aspektenhandelt es sich bei den Harzer Bergkannen um Humpen(aus Silber), Deckelgefäße (aus Glas) oder Pokale (ausZinn) usw.. ..

Erst ihre Funktion und ihr Gebrauch im Rahmenbergmännischer Zeremonien machen die Gefäße zu(Berg-) Kannen. Kunsthistorisch betrachtet käme manzum Beispiel nicht auf die Idee, die Oberharzer Bergkannevon 1652 (siehe Abbildung) als Kanne zu bezeichnen. DieEntscheidung über die Bezeichnung hat uns der Herstellerdieses Gefäßes, das üblicherweise als Humpen bezeichnetwürde, abgenommen. Auf der Innenseite des Deckels sinddrei Sprüche eingraviert, von denen der dritte für dieDiskussion um den Begriff Bergkanne interessant ist:

so viell tropfen helt dies meer

so viell green die kanne schwähr

so viell glück zum ewien leben

wolle gott dem steiger geben.

Bezogen auf die Gläserne Oberharzer Bergkanne von 1696,das besondere Exponat, können wir annehmen, daß diesesGefäß wegen seines ungewöhnlichen Materials und derFertigungstechnik in seinem Wert über dem der ausMetallen gefertigten Bergkannen lag und nur zu beson-deren Anlässen benutzt wurde. Für die Grube Ring inZellerfeld, für die sie wohl in Auftrag gegeben worden ist,hatte sie einen außerordentlichen Rang, denn Glasarbei-ten dieser Provenienz waren in jener Zeit im Oberharzteure Importware.

Die von Slotta und Bartels in dem Werk Meisterwerkebergbaulicher Kunst vom 13. bis 19. Jahrhundert, Bochum1990, vertretene These, angesichts der derben, zweideu-tigen Randumschrift und der Emailmalerei und derZugehörigkeit zu einer Gewerkschaft eines Erzbergwerks undnicht zu einer Berghauptmannschaft oder Bergknappschafthandele es sich nicht um eine offizielle Bergkanne, geht vonder Voraussetzung aus, Bergkannen seien ausschließlichdem herrschaftlichen (Berghauptmannschaft) oder zunft-mäßigen (Knappschaft) Gebrauch vorbehalten gewesen.

Das ist eine mögliche, aber auf Grund der Quellenlagenicht absolut schlüssige These, und daher fordert uns diegläserne Oberharzer Bergkanne zu weiteren Recherchenund zu einer sorgfältigen Bildanalyse auf, wozu dieseVeröffentlichung anregen soll.

Das besondere Exponat

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Die Oberharzer Bergkanne von 1652

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Nro.1 Ruhten gänger2 Hier wirt geschürffet3 Geschworner4 Hauet Schacht Holtz5 Ertz=Stürzer6 Ertz Höhlwagen7 Ertz Haspelknechte selbiges auffn Stollen zu ziehen8 Ertz Anschläger9 Ertz Loßbohrer10 Arbeiter in den Schrämen11 Geschworner12 13 Ertz Hundeläuffer14 Obersteiger15 Arbeiter zur Ein= und außfahrt16 Wasserkünste17 karnläufferA ZechenhaußB göpel durch Pferden die Ertze auszutreibenC die lustige Bergleüte

ANNO 1696

Den Bergmann kan man stets in Voller arbeit schauenDes Tages in dem Schacht, des Abendts bey der Frauen.Er macht nicht Schicht, er Hüpft und wird nicht ehe matt,Biß er das Vogel=Lied gut abgesungen hatt.

Beschriftung

Die barocke Schreibweise auf diesem Gefäßunterscheidet sich an einigen Stellen von unserenheutigen Rechtschreibregeln, beispielsweise: bey, biß,Außfahrt, Zechenhauß, karnläuffer. Auch scheint die Groß-und Kleinschreibung nicht einheitlich zu sein: Vollerarbeit, göpel, GescHworner. Der Buchstaben H wird häufiggroß verwendet: Hauet, Höhlwagen, Holtz, Haspel, Hüpft,durcH, Hatt).Für das Aufbringen der Schrift gab es offensichtlichkeinen so exakten Entwurf wie bei den Bergbauszenen.Dies zeigen die Umbrüche in den beiden Zeilen: Er macht nicht Schicht... Biß er das..Bei zusammengesetzten Worten (Ertz Höhlwagen, ErtzAnschläger) ist die Silbentrennung aufgrund vonPlatzproblemen nicht immer eindeutig.

1 Erz suchen mit einer Wünschelrute, 2 Erzsuche an derErdoberfläche, 3 vereidigter Bergbeamter,4 Zimmermann mit Schachtholz, 5 Transport mit Karre,6 Transport mit Pferdekarren, 7 Förderung mitHandwinde im Schacht, 8 Füllen des Transportgefäßes, 9Herausschlagen des Erzes, 10 Arbeit am Ausbau derGrube, 11 wie 3, 12 und 13 Transport untertage mitKarren, 14 Aufsichtsperson, 15 Arbeiter beim Hinauf-und Hinabsteigen im Schacht, 16 Wasserkraftnutzung fürdie Pumpengestänge in den Schächten,17 Erztransport mit einer Karre, A hier versammeln sichdie Bergleute, B von Pferdekraft angetriebeneFördereinrichtung, C Bergleute beim Feiern

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1 Ruhten gänger2 Hier wirt geschürffet3 Geschworner4 Hauet Schacht Holtz5 Ertz=Stürzer

Die gepunkteten Linien stellen den Erzgang dar.

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6 Ertz Höhlwagen

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7 Ertz Haspelknechte selbiges auffn Stollen zu ziehen8 Ertz Anschläger9 Ertz Loßbohrer10 Arbeiter in den Schrämen11 Geschworner

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11 Geschworner12 13 Ertz Hundeläuffer14 Obersteiger15 Arbeiter zur Ein= und außfahrt16 Wasserkünste17 karnläufferB göpel durch Pferden die Ertze auszutreiben

Feldgestänge übertragen die Kraftder Wasserräder zum Schacht.

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A ZechenhaußB göpel durch Pferden die Ertze auszutreiben

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C die lustige BergleüteANNO 1696

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Am Boden des Gefäßes sind rechtsdie Spuren einer Reparatur sichtbar.

Das gläserne Gefäß in Originalgröße, es hat eine Höhe von 24,5 cm und einen Durchmesser von 13,5 cm. Beleuchtungund Blickwinkel beeinflussen Aussehen und Farbton der dicken Emaillefarbschicht.

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Das aus zw

anzig Teilbildern zusamm

engesetzte Rundum

bild verdeutlicht die Anordnung der Bilder und

des Textes. Weil bei jedem

Teilbild die dunkle Spitze in der Mitte des G

efäßbodens zu sehen war, erscheint

sie wiederholt (beispielsw

eise viermal bei A

NN

O1696).

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Der Name des Meisters ist unbekannt. Mit großerWahrscheinlichkeit kann aber angenommen werden, daßder Meister ein Oberharzer war oder doch ein Mann, dermit den Verhältnissen und Gepflogenheiten des Ober-harzes aufs engste vertraut war.

Die im Inneren vergoldete, vier Liter fassende Kanneenthält eine silberne Fahrt (Leiter) mit 19 Sprossen, die aufdas In-die-Kanne-Steigen hinweist und erkennen lassensollte, daß der Zutrinkende auch einen ausreichendenTrunk getan hatte.

Daß diese ehrwürdige Kanne nicht allein alsSchaustück gedient hat, sondern bei festlichen Gelegen-heiten zum Umtrunk gereicht wurde, geht aus dreiSprüchen hervor, die auf der Innenseite des Deckelseingraviert sind:

Wehr fahren will hinneinIn diese tieffe Quelle,Der fahre ja nicht offt,Sonst fehrt er in die Helle.

Wehr fahren will hinein in diese Silberzeche,Der sehe jawoll zu, das er kein Bein zerbreche;Der süße Göttertrank führt Manchem henaus -Wer nicht woll fahren kann, der gehe heimo nach Haus.

So viell Tropfen hellt dies Meer,So viell Green die Kanne schwähr:So viell Glück zum langen Leben *Wolle Gott dem Steiger geben.

Auf der Außenseite ist die Kanne mit zehn Lösetalern ausder Clausthaler Münze geschmückt, die durch einegezahnte Goldfassung gehalten werden. Die Münzen sindin zwei Reihen untereinander angeordnet, sind allegleicher Prägung und zeigen auf ihrer Schauseite dasgaloppierende Sachsenroß. Ein aus den Wolken hervor-gestreckter Arm hält über den Kopf des Pferdes einenLorbeerkranz. Unter dem Roß lassen die Taler eineLandschaft mit einer Bergburg und einer Wasserburgerkennen: den Sitzen der beiden welfischen LinienBraunschweig-Lüneburg und Brauschweig-Wolfenbüttel.Neben der am Berghange weidenden Schafherde mitihrem Schäfer und Hund ist im Tal eine kleine Hütte zusehen, die wahrscheinlich die frühere Wegklause darstellt,nach welcher Clausthal seinen Namen erhalten hat. Dieam unteren Rande des Talers eingeprägten Schlägel undEisen zwischen zwei Heckenrosen sowie die BuchstabenL. u. W. (Lüneburg u.Wolfenbüttel) deuten als Münzzei-chen auf die beiden Welfenlinien hin, die im 17. Jahr-hundert den Erzbergbau im Oberharz und die Münze inClausthal gemeinschaftlich als Communion-Bergbaubetrieben haben.

Mit großem Geschick hat der Schöpfer dieserClausthaler Bergkanne zwischen den Talern auf derKannenfläche durch kräftige Gravierungen den Ober-harzer Bergbau in lebendiger Anschaulichkeit dargestelltund damit eine kulturgeschichtliche Urkunde vonhöchstem Wert geschaffen. Hier ist u.a. der Querschnittzweier nebeneinanderliegender Schächte mit Abbaudurch Feuersetzen zu erkennen, sodann sind ein

Oberbergrat H. Barry, Witten-Bommern,aus: Der Anschnitt, Jg. 3, Heft 4, Oktober 1951Da diese Zeitschrift nicht jedermann leicht zugänglich ist, werden dieTexte dieses Aufsatzes mit freundliche Genehmigung des Verlages wiederabgedruckt. Barrys Bildverweise sind hier in der Schriftgröße reduziert,das sie ins Leere führen.

Überall in deutschen Landen, wo alter Bergbau umge-gangen ist, im Harz, im Erzgebirge, im Schwarzwald undin Bayern, sind alte Bergkannen anzutreffen; das sindmehr oder weniger große Prunktrinkgefäße, die aus demEdelmetall der in den betreffenden Bergbaugegendengewonnenen Erze angefertigt sind.

Diese Bergkannen, die z.T. sogar aus dem Mittelalterstammen, besitzen allein schon ihres Alters wegen einengeschichtlichen Wert und legen darüber hinaus durchihren Kunstwert ein beredtes Zeugnis von dem Hoch-stand der Gold- und Silberschmiedekunst ihrer Zeit ab; siesind zu vergleichen mit dem Prunkschatz der mittel-alterlichen Zünfte und Gilden, die sich solche Prunk-stücke als Zeichen des Wohlstandes anfertigen ließen.

Der gefahrvolle Bergbaubetrieb hatte im Bergmanndas Bedürfnis erweckt, nach ernster und erfolgreicherArbeit, besonders bei den alljährlichen Bergrechnungenund Knappschaftsfesten oder bei Gelegenheit hohenBesuches durch den Landesherrn oder den oberstenBergvor-gesetzten, bergmännische Feiern zu begehen, beidenen die Bergkannen eine große Rolle spielten. Beisolchen Gelegenheiten pflegte der Oberbergmeister, inbergmännischer Tracht, unter den Klängen der Berg-kapelle die mit gutem Wein gefüllte Bergkanne herbeizu-bringen und zunächst dem Ersten der anwesendenVertreter der Landesregierung oder der Bergverwaltungzuzutrinken. Darauf mußte einjeder, der die Bergkanneerhielt, seinem Nachbarn zutrinken, nachdem er sichdavon überzeugt hatte, daß sein Vorgänger einengebührenden Trunk getan hatte. Dabei mußte jederTrinkende vor dem Trunk seinen Nachbarn mit einembergmännischen Trinkspruch grüßen. Dieser Brauch warauch im Harz üblich. Aber es sind uns, trotz des weit-verbreiteten Bergbaus dortzulande, nur fünf Bergkannenaus dem Harz bekannt geworden. Es sind dies:

die Oberharzer Bergkanne von 1652,die zweite Oberharzer Bergkanne von 1736,die gläserne Oberharzer Bergkanne von 1696,die Unterharzer Bergkanne von 1732,die Bergkanne der Stadt Goslar von 1477.

Die Oberharzer Bergkanne von 1652

Diese Bergkanne (Abb. S. 5) wurde, nachdem sich derOberharzer Bergbau nach dem Dreißigjährigen Kriegewieder etwas erholt hatte, aus Clausthaler Silber alsgroßer, zylindrischer Münzhumpen hergestellt; er hat eineHöhe von 35 cm, einen Durchmesser von 19 cm und einGewicht von 4 1/2 kg. Soweit ermittelt werden konnte, hatdiese älteste Oberharzer Bergkanne ursprünglich derClausthaler Knappschaft gehört und ist später von dieseran die Berginspektion Clausthal verkauft worden, bei derjene in Schulden geraten war. Heute ist sie im Besitz derPreußischen Bergwerks- und Hütten-AG in Goslar.

Die Harzer Bergkannen

* Siehe Bemerkung auf Seite 58

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scheinlich bei Auflösung der Berginspektion Clausthalübernommen worden. Bei den Inschriften auf demunteren, verjüngten Teil der Kanne handelt es sichwahrscheinlich um die Namen der Stifter dieser Kanne. Essind das die drei Bergbeamten:

NRO 1 NRO 2 NRO3BergmeisterObergeschworener StufgeschworenerHonig Rottmann Kastenbein

Diese Inschriften sichern mit gewisser Wahrscheinlichkeitdie Abstammung der Kanne aus dem Bereiche derfrüheren Zellerfelder Berghauptmannschaft und somit ausdem Communionharz.

Diese recht einfache Zinnkanne ist von ebenmäßigschöner Form und zeigt als einzigen figürlichen Schmuckauf dem abnehmbaren Deckel die Gestalt eines altenBergbeamten. Außerdem trägt der obere breitere Teil derKanne den Spruch:

HERR JESU GIB GLÜCK UND SEGENAUF UNSEREN BERGLEUTEN IHREN WEGENGIB GLÜCKLICHE EIN UND AUSFAHRNUND THUE UNS SELBST BEWAHRNTHU UNS REICH ERTZ BESCHERENDAS WIR KÖNN REICHE AUSBEIT HÖBEN.

Die gläserne Oberharzer Bergkanne von 1696

Eine Bergkanne besonderer Art, nämlich eine aus Glasgefertigte, befindet sich im Oberharzer Heimatmuseumzu Clausthal. Sie ist früher im Besitz des ZellerfelderBergbaues gewesen und hat im Zechenhause der Grube„Ring“ gestanden (Abb. S. 7).

Über den Ursprung dieser originellen Kanne aus demJahre 1696, also einer Zeit, als die Glasindustrie imOberharz noch nicht bekannt war, ist Bestimmtes nichtmehr festzustellen. Vermutlich ist sie im Erzgebirge oderin Böhmen angefertigt worden und von dort zumOberharz gekommen. Wegen der Zerbrechlichkeit desdünnen Glases ist auch anzunehmen, daß diese Kannenicht für den Gebrauch beim Umtrunk bestimmt war,sondern lediglich ein Prunkstück darstellte oderhöchstens einmal zum Ehrentrunk gereicht wurde.

Der aus hellgrünem Glas gefertigte Humpen hat eineHöhe von 24,5 cm und einen Durchmesser von 13,5 cm.Am oberen Rand befindet sich ein doppelter Kranz weißerPerlen, darunter bunte Ringe in den Farben Blau, Rot,Gelb, Rot. Diese Randverzierung wird sodann nochvervollständigt durch den in zwei Reihen umlaufendeneingebrannten Spruch:

Den Bergmann kan man stets in Voller arbeit schauen,des Tages in dem Schacht, des abends bey der Frauen.Er macht nicht Schicht, er Hüpft und wird nicht ehe matt,biß er das Vogel-Lied gut abgesungen hatt.

Die Fläche ist ausgefüllt von zwei ovalen Feldern (je etwa13 x 18 cm Größe), auf deren einem die verschiedenstenBergbauarbeiten mit den Bergbaustätten usw. in kräftigenbunten Farben dargestellt sind. Zahlen und Buchstaben

Haspelschacht mit Arbeitern sowie ein Schacht mitverschiedenen Erzgewinnungspunkten dargestellt. DieAbbildung eines Wasserrades für die Schachtförderungund die Wasserhaltung weist auf die Wichtigkeit der geradeim Oberharz bewunderungswürdig gehandhabtenWasserwirtschaft für den Bergbau hin. Ein Rutengängermit Wünschelrute, Schachtabteufarbeiter, Förderleute amHaspelschacht und Eisen und Karrenläufer neben einemSteiger und einem berittenen Berghauptmann vervoll-ständigen das Bild. Das Bergknappschaftswappen mit derJahreszahl 1625 und der Wegklause Clausthal mit einemSchlägel und Eisen in der Mitte geben uns schließlichAuskunft über Auftragsgeber und Entstehungsjahr derKanne.

Dem nachträglich angebrachten Henkel kommt keinebesondere Bedeutung zu; dagegen verdienen die Berg-mannsgestalten auf dem Kannendeckel (Titelbild) einebesondere Betrachtung. Diese Bergmannsfiguren aus Sil-ber lassen die derzeitige Bergmannstracht gut erkennen.In der Hauptfigur erkennen wir einen Rutengänger mitWünschelrute, drei glückverheißende goldene Wunder-blumen zu seinen Füßen. Rechts und links vom Wün-schelrutengänger sind zwei Karrenläufer dargestellt, dieeinen mit Rotgültigerz von St. Andreasberg bzw. mitBleiglanz und Schwefelkies von Clausthal gefüllten Karrenvor sich herschieben. Mehr auf dem Vorderrand desDeckels sieht man einen Bergmann, der eine Erzmuldeträgt, und mehr zum Henkelansatz hin einen knieendenBergmann, der Erze zerkleinert. Aus der überhöhtenStellung des Wünschelrutengängers als der Hauptfigurdieser Bergmannsgruppe ist auf die Bedeutung der Wün-schelrute zur Auffindung neuer Erzgänge zu schließen.

Schließlich sei noch auf die auf dem Fußrande derKanne dargestellten Wildgruppen hingewiesen, aus denendie enge Bindung des Künstlers mit der Harzheimathervorgeht. Diese Wildgruppen, wie Wildschweine,Hirsche, Bär, Fuchs und Eichhörnchen verraten eine feineNaturbeobachtung. Sämtliche Darstellungen dieser älte-ren Oberharzer Bergkanne runden sich so zu einemgetreuen Spiegelbild vom alten Oberharzer Bergbau undvom Leben der Harzbevölkerung um die Mitte des 17.Jahrhunderts. Dieses Spiegelbild und seine künstlerischeAusführung machen die Kanne zu einem kultur-geschichtlichen Sachdokument ersten Ranges.

Von dieser Bergkanne sind, soweit festgestellt werdenkonnte, im ganzen sechs Nachbildungen durch denGoldschmied Theodor Blume (Hildesheim) angefertigtworden. Die erste dieser Nachbildungen wurde demHerzog Ernst-August von Braunschweig-Lüneburg alsHochzeitsgeschenk im Jahre 1913 von den sieben Berg-städten des Harzes verehrt. Die andern Nachbildungensind führenden Bergleuten als Anerkennung fürbesondere Leistungen zum Geschenk gemacht worden.

Die Oberharzer Bergkanne von 1736

Auch diese Oberharzer Bergkanne, richtiger gesagt: dieserZinnpokal (Abb. S. 6) befindet sich im Besitze der HarzerBerg- und Hüttenwerke (jetzt Preußag) in Goslar. Jahr-zehntelang vorher hat diese Kanne bei der früherenBerginspektion Clausthal gestanden; sie ist wahr-

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weisen auf nebenstehende, ebenfalls eingebrannteZeichenerklärungen hin. Diese lauten:

1. Ruhtengänger / 2. Hier wird geschürfet /3. Geschworener / 4. Hauet Schachtholz / 5. Stürtzer /6. Ertz-Hohlwagen / 7. Ertz Haspel Knechte selbiges uffe Stollen zu ziehen / 8. Ertz Anschläger /9. Loßbohrer / 10. Arbeiter in den Schrämen /11. Geschworener / 12. 13. Ertz Hundläuffer /14. Obersteiger / 15. Arbeiter zur Ein und außfahrt /16. Wasserkünste / 17. Karnläufer / A. Zechenhauß /B. Göpel durch Pferden die Ertze auszutreiben.

Auf dem anderen Oval sind zu sehen:C. Die lustigen Bergleute: ein mit sechs Pferden bespannterErzkarren und darunter drei Bergleute mit Mandolinen,die zum Tanz aufspielen, weiter unterhalb Bergleute mitihren Frauen beim Tanz. Oberhalb des schlichten Kranzesweißer Perlen am Fuße des Humpens ist die Anferti-gungszeit Anno 1696 angebracht. Der lose aufsitzendeDeckel mit seinem dunkelgrünen Knopf ist am Rand voneinem Kranz weißer Perlen geschmückt. Die Deckelflächezeigt ein Himmelbett mit einem darin ruhenden Paar,umgeben von drei bunten Vögeln.

Die Unterharzer Bergkanne von 1732

Diese aus reinem Harzer Silber gefertigte Kanne (Abb. S. 3)ist vom Vize-Berghauptmann Karl Albrecht Ludwig v.Imhoff entworfen und vom Goldschmied H. A.Schumacher aus Wolfenbüttel angefertigt worden. DerStich der Gestalten und Worte ist vom KupferstecherSchmidt aus Braunschweig hergestellt worden.

Die Form der 40 cm hohen Kanne ist ebenso wie dieder älteren Oberharzer Bergkanne die eines Bierkrugesmit Henkel und Deckel. Sie hat ein Gewicht von etwa 5 kgund ein Fassungsvermögen von 5 Flaschen Wein.Ursprünglich wurde sie bei bergmännischen Fest-lichkeiten, wie z.B. bei Anwesenheit der Vertreterköniglicher oder herzoglicher Familien gebraucht. Hieraufweist auch der auf der Innenseite des Deckels angebrachteTrinkspruch hin:

Des Königs stetes Glück,Des Herzogs Wohlergehen,Und das der theure Harz,Der Beyden eigen ist,Das Bergwerk und die ForstIn guten Flor mög stehen:Das wünsche, der Du jetztZu trinken fertig bist.

Auf dem Boden finden wir vermerkt:„H. A. Schumacher / Inventur Wolffenb./A: 1732 / Die Feinheit13 Loht 11 gr“. Daneben der Beschaustempel 32 mit einerkleinen Krone darüber.

Der hochgewölbte Deckel trägt auf seinem oberenabgesetzten Teil ein Mineralnest von St. AndreasbergerRotgültigerz und darüber auf viereckigem Sockel eingeflügeltes adlerköpfiges Löwentier, das in der einenPranke das Eisen hält und in der anderen das Reststück

eines Schriftbandes mit den Worten des Virgil Haec omniamunera Jovis (Dies alles sind Jupiters Gaben).

Von den beiden seitlich auf dem Deckelrandeingelassenen massiv goldenen Münzen zeigt die eine denKopf König Georgs II. von Hannover und die andere dasBrustbild des Herzogs August Wilhelm von Braun-schweig. Eine dritte silberne Münze zeigt das vonLorbeerzweigen umgebene Welfenroß. Die Schaubilderdieser drei Münzen weisen darauf hin, daß sich derRammelsberg (dem diese Unterharzer Kanne gilt) zujener Zeit im gemeinsamen Besitz der beiden Welfen-häuser Braunschweig und Wolfenbüttel befunden hat.Hierauf deutet auch die vierte (silberne) Münze desDeckels hin, welche die Gravierung trägt: Concordia inCommunione (Eintracht in Gemeinschaft).

Auf der Platte der Deckelstütze ist die Sonnedargestellt, deren goldenem Glanz ein bedeutender Ein-fluß auf die Entstehung der Metalle und besonders desGoldes zugeschrieben wurde.

Die Außenwand der Kanne ist verziert mit drei großenOvalen und dazwischen mit fünf kleineren Rundstücken.Auf einer dieser Ovalplaketten (Abb. S. 23) ist neben derForstwirtschaft (Fällen einer mächtigen Tanne, Meilernund Aufarbeiten des Holzes) die für den Harz sobedeutungsvolle Wasserwirtschaft mit Arbeitern an einemKunstgraben dargestellt. - Das zweite Oval (Abb. S. 8) zeigtden Durchschnitt eines Berges mit Fahr-, Kunst- undTreibschacht sowie im Strossenbau arbeitende Bergleute.Darüber sieht man von der Radstube zum Schachtführendes Feldgestänge und rechts davon einenAufbereitungsbetrieb mit Pochwerken und einen amSchlemmherd arbeitenden Pochjungen. Ein größerer Ortmit Kirche (wahrscheinlich Zellerfeld) und mehrereTeiche in bewaldeter Gegend vervollständigen treffend dieLandschaft des Harzes. Zellerfeld war nämlich vor derTeilung der ehemaligen Oberharzer Communion im Jahre1788 als Sitz der Communion-Berghauptmannschaftenund des Bergamtes die größte und wichtigste Commu-nion-Bergstadt. - Das dritte Oval (Abb. S. 9) stellt den fürden Rammelsberg früher gebräuchlichen Abbau mitFeuersetzen in großen Weitungsbauen dar. Über demRammelsberg stehen der Anläuteturm und links mehrerePferdegaipel, während rechts die Juliushütte zu erkennenist.

Auf den fünf kleineren Rundstücken sind die auf demOberharz gewonnenen 5 Metalle symbolisch dargestellt,und zwar das Gold durch den Sonnengott, das Silberdurch die jagende Diana (die Mondgöttin der Römer), dasKupfer durch Venus mit ihrem Sohne und dem sichschnäbelnden Taubenpaar, das Blei durch Saturn, dergerade eines seiner Kinder verschlingen will, und endlichdas Eisen durch Mars in voller Kriegsausrüstung.

Neben dem Bergmannsgruß Glück Auf am Fuße derKanne ist das Bergamtswappen des Rammelsberges vonHerzog Heinrich Julius zu Braunschweig und Lüneburg(von 1570) sowie das Braunschweigisch-LüneburgischeCommunion-Bergamtswappen Zellerfeld zu sehen.Dazwischen sind Bergbaumotive eingraviert, z.B.Bergleute mit Schlägel und Eisen, mit der Wünschelrute,Bergleute am Ziehschacht und ein Steiger.

Der Henkel der Kanne wird durch eine symbolische

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Frauengestalt mit sieben Brüsten gebildet. Dieserungewöhnliche Reichtum von sieben Brüsten sollvielleicht auf die Entstehung der Communion aus siebenFürstenhäusern sowie auf den großen Erzreichtum desHarzes hinweisen - könnte aber eher noch auf die siebenBergstädte des Oberharzes Bezug haben. Das langherabwallende Haar dieses Harzweibes wird durch einenSchleier und eine Mauerkrone zusammengehalten. Aufzwei um Hüften und Oberschenkel verlaufende breiteRinge sind Hirschwild und weidende Rinder eingraviertals Sinnbild der Hauptnahrungszweige des Oberharzes.

Zusammenfassend darf man wohl sagen, daß dieRammelsberger Bergkanne von 1732 mit ihren sinnvollenDarstellungen der wirtschaftlichen Grundlagen desHarzes, also des Bergbaues, des Hütten- und Forst-betriebes, der Viehwirtschaft und der Jagd, ein wertvollesMeisterstück von kulturhistorischer Bedeutung jener Zeitdarstellt.

Die Bergkanne der Stadt Goslar von 1477

Die Goslarer Bergkanne (Abb. S. 11) stammt nach derFußinschrift aus dem Jahre 1477 und kann als ältesteBergkanne des Harzes gelten. Sie ist ohne Zweifel einseltenes Schmuckstück von hervorragendem Kunstwert,über dessen Meister nichts bekannt geworden ist. DasGermanische National-Museum Nürnberg hat sichbereits längere Zeit mit dieser Kanne beschäftigt und ist zuder Überzeugung gekommen, daß sie stilistisch von dergleichzeitigen Nürnberger Goldschmiedekunst abhängigist und daß sie entweder von einem Goslarer Meister, derin Nürnberg seine Ausbildung genossen hat, oder gar von

einem Nürnberger Goldschmied selbst angefertigt wurde.Jedenfalls steht fest, daß im 15. Jahrhundert ziemlich engeBeziehungen zwischen dem Nürnberger Patriziat undGoslar bestanden haben, die hauptsächlich durch dasInteresse der Patrizier an dem Goslarer Rammelsberg-Bergwerk verursacht wurden. Gefunden wurde die Kanneerst Anfang des 18. Jahrhunderts bei Ausbesserungs-arbeiten im Sitzungszimmer, dem jetzigen „Huldi-gungssaal“ des Goslarer Rathauses, und zwar zusammenmit zwei Trinkbechern und einem reich mit Goldbestickten Gewand aus Sammet, wohl einem liturgischenGewand. Vielleicht hat diese Kanne, die in ihrer elegantenForm von den übrigen Harzer Bergkannen erheblichabweicht und zum Trinken ungeeignet erscheint, zunächstnur kirchlichen Zwecken gedient und ist erst später beiAnwesenheit allerhöchster Herrschaften im Rathauseselber oder bei Festen der Berg- und Hüttenherren alsBergkanne benutzt worden. Aber das sind nurVermutungen.

Die aus reinem Silber mit reichlichen Goldver-zierungen gefertigte Kanne ist 57 cm hoch, außer dem 27cm hohen Deckel. Sie ist in rein gotischer Form aufgebautund besteht aus einem gedrehten Fuß, dem nach der Mittezu ein dickbauchiger Behälter aufgesetzt ist, der sich nachoben hin zu einem halsigen oberen Teil verjüngt. DerOberteil ist gewissermaßen ein nach oben strebenderelfteiliger gedrehter Pfeiler in gotischem Stil, der auf einemebenso aufgeteilten Fuß in Buckelform mit reich-haltigerFiligranarbeit ruht.

Der in zwei Buckelreihen aufgeteilte Kannenbauch(Abb. S. 10) wird von einem gotischen Blattwerkkranzumgeben, aus dessen Blütenkelchen zehn Brustbilder

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Die zweite Oberharzer Bergkanne von 1736Foto: Archiv Oberharzer Bergwerksmuseum

musizierender Figuren herauswachsen: wohl Bergmu-siker mit den damals gebräuchlichen Instrumenten wiez.B. Dudelsack, Trommeln, Pfeifen, Harfen, Mandolinen,Geigen, Trompeten und Harzzithern. Eine elfte Figur hältdas Goslarsche Wappenschild mit dem schwarzen Adlerauf goldenem Grund in den Händen.

Vom mittleren bauchigen Teil der Kanne verläuft bis zuihrem oberen kronenförmigen Rande der Henkel inGestalt eines gleichmäßig geschuppten Drachens mitangezogenen Krallenfüßen.

Der geradezu architektonische Klappdeckel der Kannesitzt auf einem kronenförmig ausgebildeten Deckelrandund strebt als sechsteiliger durchbrochener gotischerBaldachin mit überreichen Verzierungen nach oben, um ineiner Kreuzblume mit einem blau emaillierten Knauf zuenden, der den Goslarschen Adler als Krönung der Kanneträgt. Innerhalb des Baldachins ist der Heilige Georg alsDrachentöter und Schutzpatron des Rammelsberges aufspringendem Roß dargestellt. Am unteren Decckelrandesind u.a. noch zwei Bergleute am Haspel, ein Erzwagenmit Pferd und Reiter und ein springender Löwe inplastischer Form zu sehen. Die Goslarer Kanne ist dasKleinod unter den Harzer Bergkannen.

BENUTZTE LITERATUR : Th. Blume, Die Bergkanne des Königlichen Oberbergamtes zuClausthal im Harz. Hildesheim. - C. Volk, Die Oberharzer BergkanneBerlin. - C. Volk, Die Communion-Harz-Bergkanne von 1732. Berlin. -E. Treptow, Deutsche Meisterwerke Bergmännischer Kunst. Berlin 1929.- Das Bildmaterial stellte zur Verfügung: Preußag, Abt. UnterharzerBerg- und Hüttenwerke AG.

Rückseite eines Fotos der Bergkanne von Paul Sandbergmit der Handschrift von H. Barry:

Die Bergkanne ist Freiberger Arbeit

Der Vers auf der Kanne:Den Bergmann kann man stets .....

Die Oberharzer Bergkanne von 1736

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Die Unterharzer Bergkanne von 1732, Preussag AG,Hannover, Foto: Der Rammelsberg, Besucherbergwerkund Bergwerksmuseum, Goslar

Die Unterharzer Bergkanne von 1732

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Gläsernes Trinkgefäß mitMotiven aus dem Bergbau(Stadtmuseum Goslar,Inv. Nr. 4548), Beschrei-bung siehe Slotta undBartels, Nr. 164

In der Durchsichtüberlagern sich Motive undSchriften der Vorder- undRückseite.

Gläserner Humpen von 1675

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Anno Domini Christi 1675Michäl Reichel Sawina Reichlin

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Wer will Berckwerckbauen, muß Gott unddem glick vertrauen

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Mit seiner Rute sucht der Rutengänger nach Erz.

Wie beim Goslarer Rammelsberg liegt diesesBergwerk unterhalb eines Berges. Der Transportvon Erz und taubem Gestein zum Tageslicht istüber horizontale Stollen möglich.

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Aus dem Dach des Hauses steigenDunstwolken auf. (Rauchgase einerSchmiede oder Abwetter aus derGrube).Im Anbau links läuft ein Wasserrad,möglicherweise zum Antrieb einesSchmiedehammers.

Ein Zechenhaus.

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In einem Karren (Hund) gelangt das Erz aus der Grube.Ein Steiger mit großer Barte beaufsichtigt die Arbeiten.Rechts oben hängt ein offenes Licht (Frosch).

Die beiden Haspelknechte fördern zwei Tonnenwechselweise nach oben. Für den Abtransport desGesteins benutzen sie eine Schubkarre.

Prunk und Ehrenbarten aus Freiberg (OberharzerBergwerksmuseum, Sammlung Dr. Schochardt)

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Mit Schlägel und Eisen löst dieser Bergmann dasGestein aus dem Gebirge. Er trägt - wie die anderenBergleute auch - bei der Arbeit ein Arschleder.

Mit Kratze und Trog nimmt er das Erz auf, um es in dieTonne zu füllen.

Größere Brocken sind vor dem Transport zuzerkleinern.

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Scherben aus Clausthal

Sofern die Gläser nicht beim Gebrauch beschädigtwurden, konnten sie Jahrhunderte überdauern, ohne ihrAussehen zu verändern und damit ihren Dokumen-tationswert zu verlieren. Bis auf eine kleine Reparatur amBoden hat der Humpen von 1696 keine weiteren Ge-brauchsspuren. Dagegen besitzt das Gefäß aus Goslar von1675 mehrere gekittete Risse am unteren Rand. Aus einerKloake, ausgegraben beim Bodenaushub für den Neubaudes Archives am Clausthaler Oberbergamt, stammen dieoben abgebildeten Scherben. Von dem früheren Kunst-werk aus Glas sind leider nur wenige Bruchstücke übrig-geblieben.

Die vorgestellten Emaillemalereien auf Glas mit Szenenaus dem Bergbau zeigen nur einen kleinen Ausschnitt dervielfältigen Motive, die sich mit dieser Glastechnik darstel-len ließen. Welche Feinheit sie ermöglichte, veranschau-

lichen die Vögel und die Bettszene beim Humpen von1696. Diese Motive sind auf dem Rückentitel in Original-größe abgebildet (Breite des Bettes dort: 30 mm, dreifacheVergrößerung auf dem Titelblatt).

Bergrat Barry hält nach seiner Notiz auf dem Fotodiesen Humpen für eine Freiberger Arbeit. Auch aus demThüringer Wald gab es zu jener Zeit ähnliche Gefäße, sobeispielsweise das folgende Glas mit der Familie desBürgermeisters von Sonneberg aus dem Jahre 1681. Nebendem Ehepaar sind acht Söhne und drei Töchter gezeich-net, deren Lebensdaten auf dem Schriftband zu lesen sind.Abmessungen, Form, Farben und Technik lassen aufähnliche Vorbilder wie bei den Harzer Humpen schließen.Die Form der Schuhe entspricht der von Michäl Reichel(Seite 35).

oben: aus dem Aushub für denArchivneubau am OberbergamtClausthal (Fotos: E. Reiff).

rechts: Bürgermeister Döbrich ausSonneberg und seine Familie,Ausschnitt aus der nachfolgendenAbbildung.Ditrich Döbrich geb. 28. Sept. 1631Catharina Döbrichin geb. 29. Nov. 1633

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unst- und Kulturgeschichte der H

ansestadt Lübeck, Inv. Nr. 1958/26

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offnun sey auff Gott allein,

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ob schon es viel vertreust auff erden.

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Die Bergkanne des Königlichen Oberbergamtes zuClausthal i. HarzTh. Blume, Goldschmied, Hildesheim, 1913 (siehe Anmerkung auf S. 44)

Dieses altehrwürdige Gefäß entstammt dem Jahre 1652;das Silber, aus dem es gefertigt wurde, sogenannter „Berg-segen des Harzes“, war Ausbeute der Clausthaler Silber-gruben.

In zylindrischer Form gearbeitet, auf niederem, leichtgewölbtem Fußrande ruhend, mit Deckel und Henkelversehen, trägt es auf der Außenwandung zehn silberneMünztaler und entspricht so in Form und Schmuck jenenMünzhumpen, wie sie im Anfange des 16. Jahrhunderstzuerst hergestellt worden sind.

Der Sitte damaliger Zeit gemäß, nach welcher in denStädten der Rat, die Zünfte und Gilden ihren eigenenPrunkschatz besaßen, hatten auch die in der ClausthalerKnappschaft vereinigten Bergleute sich dieses kostbareStück anfertigen lassen.

Zunächst als Prunkgerät gedacht, war die Bergkannedoch zugleich dem heiteren Brauch des Rundtrunkesgeweiht, denn die humorvollen Reime des inneren Dek-kels, sowie die im Hohlraum aufgestellte Leiter weisen aufjene altbergmännische Festsitte hin, nach welcher derPokal von Hand zu Hand gereicht wird und jedem Trinkerdie Pflicht erwächst, nach Hersagen eines Spruches das mitRheinwein gefüllte Trinkgerät um die Höhe einer Leiter-sprosse zu leeren.

In zwei Reihen angeordnet, durch goldgezähnte Fas-sung an der Gefäßwandung befestigt, erheben sich pla-stisch die großen Münzen, echte Lösetaler, wie sie damalsaus dem eingelösten Silber in der Clausthaler Münze

geschlagen wurden. Der freibleibende Zwischenraum istdurch kräftige Gravierungen ausgefüllt, in denen derMeister durch wahrheitstreue Schilderungen bergmänni-schen Lebens seine genaue Kenntnis vom Schaffen „unterTage“ dartut.

Die nach außen gekehrte Rückseite der schönen Mün-zen zeigt in zarter Prägung einen aus Wolken hervor-strebenden Arm, der einen Lorbeerkranz über den Kopfeines galoppierenden Pferdes, des Sachsenrosses, hält.Darunter liegen in hügeliger Landschaft, wohlcharakteri-siert als Berg- und Wasserburgen, die Sitze der beidenwelfischen Linien Lüneburg und Wolfenbüttel. Das Ge-bäude im Tal stellt jene Wegklause dar, nach welcherClausthal seinen Namen trägt.

Im Vordergrunde bläst, an den Berghang gelehnt, einSchäfer seine Weisen, neben sich den Hirtenstab, zuFüßen seinen Hund, der lauschend die verstreut umher-grasende Schafherde bewacht.

Als Münzzeichen unterhalb des Trennungsstriches istein zwischen zwei Heckenrosen stehendes „Schlägel undEisen“ angebracht, flankiert von den Buchstaben L.W., diewiederum auf jene zwei Welfenlinien Braunschweig-Lüne-burg und Braunschweig-Wolfenbüttel hinweisen, welcheim 17. Jahrhundert einen gemeinsamen Bergbaubetrieb imKommunion-Oberharz und eine gemeinschaftliche Mün-ze in Clausthal besaßen.

Der Raum rechts von der mittleren Münzreihe enthältdas „Bergknappschaftswappen zum Clausthal“, jene Weg-klause mit Schlägel und Eisen von einem Lorbeerkranzeumrahmt und die Zahl 1652 als Anhalt für die Entste-hungszeit der Kanne.

Da das Clausthaler Stadtwappen neben Klause, Schlägelund Eisen noch einen heraldischen Löwen führt, ist dieserdem Knappschaftswappen gegenüber dargestellt. In berg-männischer Betätigung, Schlägel und Eisen, das Wahrzei-chen des Bergbaues, in den Pranken, deutet er die Ernäh-rungsquelle der Bevölkerung an, welche davon singt:

„Gott hat uns ja die Gnad´ gegeben,Daß wir vom edlen Bergwerk leben.“

Und dieses Bergwerk selbst schildert dann der Meister inlebendiger Anschaulichkeit auf den freien Flächen desübrigen Kannenkörpers.

Die Gravierungen rechts vom Henkel zeigen im Vorder-grunde einen Rutengänger mit vorschriftsmäßiger Hand-habung der Wünschelrute, durch deren Zauber manüberzeugt war, das Vorkommen von Erzgängen bestim-men zu können. Zur Aufsuchung und Aufschließung derErzgänge zieht im Hintergrunde ein Bergmann mit derSpitzhacke einen Schurfgraben.

Darunter ist die Arbeit des Schachtabteufens sachgetreuwiedergegeben.

Über Tage windet ein Zieher, am Haspelhorn drehend,den Förderkübel herauf, neben ihm liegt die zum Fort-schaffen des Fördergutes bestimmte Trage. Unter Tage imSchachttiefsten hantiert ein Häuer mit Schlägel und Eisen,und während sein Kamerad am Stoß mit der Keilhaue dasgelöste Gestein hereingewinnt, steigt ein dritter Berg-mann des Ortes an der Fahrt zu Tage.

Die Zeichnung zu Häupten des heraldischen Löwen

Die Oberharzer Bergkanne von 1652

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gibt neben einem Karrenläufer die öfters wiederkehrendeGestalt eines mit Schlägel und Eisen arbeitenden Häuers.

Hierunter setzen aufs neue Abbildungen des Berg-werks ein, und zwar „über Tage“ mit einem Wasserradezum Betriebe der Schachtförderung und Wasserhaltung.Dann folgt der Schacht selbst mit seinem Ausbau undeiner Förderstrecke, in der zwei Schlepper mit Ziehen undSchieben eines Förderwagens (Huntes) beschäftigt sind.

Oberhalb des Knappschaftswappens galoppiert ein ho-her berittener Bergbeamter (Berghauptmann), währendseitwärts ein Steiger mit dem Häckel in der Hand hin-schreitet.

Auf dem Besichtigungsgange, von seinem Hunde be-gleitet, ist im unteren Felde ein Bergbeamter abgebildet.

In der folgenden Reihe wandert über Tage noch einmalein Steiger mit Schachthut und Häckel. In der Mitte ist einSchacht mit drei Abbausohlen dargestellt, in denen Berg-leute arbeiten. Darunter sieht man den Betrieb einesGesenkes (Blindschachtes) zwischen zwei Schachtsohlen.

Der erst nachträglich angebrachte Henkel ruht auf denGravierungen des nächsten Feldes, in welchem zwischenzwei nebeneinander herlaufenden Schächten das Feuer-setzen dargestellt ist, jene alte Einrichtung, bei der einmächtiger Holzstoß gegen das Gebirge aufgeschichtetund in Brand gesetzt wurde, um durch die Wirkung derHitze das Gestein zu lockern und so zum Abbau geeigne-ter zu machen. Dieses Verfahren war vor Einführung derSprengarbeiten im Harz allgemein üblich, und es istbemerkenswert, dass keine der bergbaulichen Abbildun-gen dieser Kanne die Bohr- und Schiessarbeit wiedergibt,woraus der Schluß folgt, dass dieselbe um jene Zeit nochunbekannt war.

Wie ein überaus primitiver Geist damals die Praxisbeherrschte, so lagen auch die Anschauungen noch tief imBanne uralten Volksaberglaubens.

Die „Wünscheldinge“ mit ihrem glückerschließendenZauber erfüllten die Vorstellung. „Die blühende Blume“kündete den Schatz, ja die „schöne Wunderblume“ hattein der Volkssage gleiche Bedeutung, wie die Wünschelru-te, und wie diese finden wir sie bei den Darstellungen desBergbaues auf der Kanne an mehreren Stellen abgebildet.Auch die Hauptfigur aus der silbernen Bergmannsgruppedes Deckelschmuckes tritt als Rutengänger mit der Wün-schelgerte in den Händen hervor, zu dessen Füßen verhei-ßend drei seltsame goldene Wunderblumen erblühen.

Die übrigen Gestalten der Gruppe sind durch ihreTätigkeit als Häuer, Karrenläufer und Füller charakteri-siert, und ihre Geräte, Trage, Karren und Fülltrog, enthal-ten schöne Kristalle von Rotgiltigerz.

Am Rande des Deckels lässt sodann die Zeichnung ausgrasigem Grunde einen Kranz vielgestaltiger Blüten auf-streben, während die Gravierungen des Fußrandes einelebendige Schilderung des damaligen Harzer Wildreich-tums geben. Da erblickt man Wildschweine in Rudeln undeinzeln von Hunden angegriffen und verfolgt, kämpfen-de, fliehende und ruhende Hirsche, einen Bären vonHunden gestellt, eine friedliche äsende Hirschkuh undden anmutigen, flinken Bewohner der grünen Tanne, dasEichhörnchen. Alles atmet Lebendigkeit und feine Natur-beobachtung.

Das Innere der Kanne ist vergoldet und enthält jene

eingangs erwähnte silberne Leiter (Fahrt). Die auf das „indie Kanne steigen“ hindeutenden Sprüche des innerenDeckels lauten:

„Wehr fahren will hinneinIn dies tieffe QuelleDer fahre ja nicht offtSonst fehrt er in die Helle.“

„Wehr führen will heinein in diese SilberzecheDer sehe jawoll zu das er kein Bein zerbrecheDer süse Göttertrank fürt Manchem henausWer nicht woll fahren kann der gehe heimo nach Haus.“

„So viell Tropfen helt dies MeerSo viell Green die Kanne schwährSo viell Glück zum langen Leben *Wolle Gott dem Steiger geben.“

Wohl nie wieder hat die deutsche Goldschmiedekunst einegleiche Blüte erlebt, wie im 16. und 17. Jahrhundert, durchjene gewaltige, künstlerische Belebung, wie sie die Berüh-rung mit der italienischen Renaissance hervorgebrachthatte.

Allein in die stille Abgeschlossenheit der Harzberge istjene künstlerische Durchgeistigung dieses Handwerkskaum jemals ganz eingedrungen, denn die ClausthalerBergkanne, ein Kleinod jener Zeit, repräsentiert einzig dasWerk eines geschickten Graveurs, dessen zeichnerischeDarstellungen durch ihre naive Frische und Anschaulich-keit ansprechen.

Das streng durchgeführte bergmännische Motiv würdeder Kanne gewiß einen geschlossenen originellen Charak-ter gesichert haben, wenn nicht in jenem üppigen, reich-geformten Renaissance-Griff der Geschmacksrichtungder Zeit ein äußerliches Zugeständnis gemacht wordenwäre, zu dem die Schlichtheit und anspruchsvolle Sach-lichkeit der übrigen Darbietungen so sehr im Gegensatzestehen.

In lokaler Abgegrenztheit geschaffen, das sinnige Werkeines Meisters, für dessen inniges Verwachsensein mitNatur und Bevölkerung des Harzes ihr Schmuck soberedtes Zeugnis ablegt, ruht auf ihr der intime Zauberjener anheimelnden Vertrautheit, der uns aus Urväter-hausrat so eigen anmutet.

Und es ist ja auch ein getreues Sittenbild urväterlichenBergbaues, das wir durch sie erhalten, und darin liegt ihrhoher Wert. In der Clausthaler Bergkanne besitzen wireben eine durch den Grabstichel aufgezeichnete kulturge-schichtliche Überlieferung des Harzer Erzbergbaues im17. Jahrhundert, eine lebenswahre Illustration des altenHarzer Bergmannsliedes:

Es gräbt der Bergmann in dem SchachtMit seiner starken Hand,An steiler Felsenwand,Beleuchtet von mattem Grubenlicht.Und wenn er Erz zu Tage bringt,Er fröhlich singt:„Nur frisch ans Werk mit lautem Schall,Glück auf, Glück auf, ihr Knappen all´!“

* Siehe Bemerkung auf Seite 58

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Die Bergkanne hat eine Höhe von 35 cm, einen Durch-messer von 19 cm und ein Gewicht von 4 1/2 kg, ihrRauminhalt beträgt 4 Liter.

(Ende des Textes von Th. Blume)

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Von der Oberharzer Bergkanne sind insgesamt mindestens zehnNachbildungen durch den Hildesheimer Gold- und Silber-schmied Theodor Blume angefertigt worden. Die erste dieserNachbildungen wurde dem Herzog Ernst-August von Braun-

schweig-Lüneburg als Hochzeitsgeschenk im Jahre 1913 von densieben Oberharzer Bergstädten verehrt.(R. Slotta und C. Bartels, S. 540, Katalog Nr. 233)

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Diese vier Streifen zeigen verschiedene Szenen aus demBergbau. Es gehört ein weiterer Streifen noch dazu, den

allerdings die Füße des Henkels teilweise überdecken.

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Je nach Beleuchtung wirken die eingravierten Linienheller oder dunkler als der Hintergrund.

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Ein Bergbeamter mit Hund aufBesichtigungsgang.

Das Knappschaftswappen mit Klause, Schlägelund Eisen sowie Lorbeerkranz 1 .

1 nachfolgende Texte in Anlehnung an die Worte vonTheodor Blume

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Der heraldische Löwe des ClausthalerStadtwappens mit Schlägel und Eisen (o.),Schacht mit Ausbau und Wasserrad (m.),zwei Schlepper beim Schieben und Zieheneines Förderwagens (u.).

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Ein Zieher, am Haspeldorn drehend, windet den Förder-kübel herauf, neben ihm eine Trage zum Fortschaffen desFördergutes (o.),ein Häuer mit Keilhaue (m.),Fahrt (Leiter) zum Ein- und Aussteigen (l.),Häuer mit Schlägel und Eisen (r.u.).

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Ein Schacht mit drei Abbausohlen, Bergleute bei derArbeit (o.),ein Gesenk (Blindschacht) mit Haspel (r.u.),eine blühende Blume (l.u.).

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Rutengänger mit Wünschelrute (r.), ein Bergmann mitSpitzhacke zieht einen Schurfgraben (o.l.)

Steiger mit Schachthut und Häckel.

Feuersetzen (o.) und zwei nebeneinander herlaufendeSchächte (l.) (hinter d. nachträgl. angebrachten Henkel)

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Karrenläufer und Häuer mit Schlägel und Eisen (o.),ein hoher berittener Bergbeamter und ein Steiger mitHäckel (r.).

Der Schäfer bläst seine Flöte, rechts daneben seinHirtenstab (l.),das Münzzeichen L + W mit Schlägel und Eisen (r.)

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Auf dem Rand: Schilderung des Harzer Wildreichtums.

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Der nachträglich angebrachte Renaissance-Griff.Er verdeckt teilweise die fünfte Bilderspalte. Je nachBlickwinkel zeigen sich unterschiedliche Details.

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Nicht nur in Groß- und Kleinschreibung unterscheiden sich die gedruckten Texte von dem in der Kanne:So viell Glück zum langen Leben steht bei Blume, Barry und Slotta . . . . In den Deckeln des Originals im Archiv der Preußagsowie dem der Kopie in Clausthal-Zellerfeld ist aber ewien leben zu lesen (vollständiger Text: siehe Seite 63).

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Wünschelrutengänger, Häuer, Karrenläufer und Füller mit Kristallen aus Rotgiltigerz,am Rand aus grasigem Grunde ein Kranz vielgestaltiger Blumen.

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Die Wunderblumen.

so viell tropfen helt dies meer

so viell green die kanne schwähr

so viell glück zum ewien leben

wolle gott dem steiger geben.

wehr fahren will hinnein

in diese tieffe quelle

der fahre ja nicht offt

sonst fehrt er in die helle.

wehr fuhren will hinein in diese silberzeche

der sehe jawoll zu das er kein Bein zerbreche

der suse göttertranck fort manchem henaus

wer nicht woll fahren kann der gehe heimo nach haus.

Die Inschrift der Kanne, wie sie im Deckel zu lesen ist:

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Die Bergkanne der Stadt Goslar von 1477

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Drachenschwanz

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Sechs Ansichten des Kannendeckels

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St. Georg mit Pferd

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Jäger mit Hirsch (1) Bergleute beim Schürfen (2) Bergmann mit Schaufel (3)

Bergleute beim Schürfen (2) Bergmann mit Schaufel (3) Löwe (4)

Bergmann mit Schaufel (3) Löwe (4) Haspel (5)

Sechs Szenen auf dem Kannendeckel jeweils mit ihren beiden Nachbargruppen

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Löwe (4) Haspel (5) Pferdekarren (6)

Haspel (5) Pferdekarren (6) Jäger und Hirsch (7)

Pferdekarren (6) Jäger und Hirsch (1) Bergleute beim Schürfen (2)

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Portativ (1) Serpent (2)

Portativ (1) Serpent (2) Wappen (3)

Serpent (2) Wappen (3) Trumscheit (4)

Elf Elemente: Wappenträger, Drachenschwanz und neun Musikanten

Flöte, Trommel (11)

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Laute (5)Trumscheit (4)Wappen (3)

Trumscheit (4) Laute (5) erster Sänger (6)

erster Sänger ? (6) Harfe (7)Laute (5)

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Drachenschwanz (9)zweiter Sänger ?(8)Harfe (7)

Drachenschwanz (9)zweiter Sänger ?(8)

erster Sänger ? (6)

Harfe (7) Dudelsack (10)

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Dudelsack (10)Drachenschwanz (9)

Flöte, Trommel (11)Dudelsack (10)

zweiter Sänger ?(8)

Drachenschwanz (9)

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Drachenschwanz (9) Dudelsack (10) Flöte, Trommel (11) Portativ (1)

Wappenträger (3)(oben) Serpent (2) (unten)

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Dudelsack (10)

erster Sänger (6) (oben) zweiter Sänger (8)(unten)

Flöte, Trommel (11)

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Laute (5)

Trumscheit (4) (oben) Harfe (7) (unten)

Portativ (1) (unten)

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H. Barry, Die Harzer Bergkannen, in: Der Anschnitt, 4, 1951S. 4-20

Theodor Blume, Die Bergkanne des Königlichen Oberberg-amtes zu Clausthal i. Harz, Hildesheim, 1913

Weitere Erläuterungen mit Bildmaterial und Literatur-stellen finden sich bei Rainer Slotta und ChristophBartels, Meisterwerke bergbaulicher Kunst vom 13. bis 19.Jahrhundert, Selbstverlag des Deutschen Bergbau-Museums Bochum, 1990, ISBN 3-921533-46-5 :

Oberharzer Bergkanne von 1652, Katalog Nr. 233;Zweite Oberharzer Bergkanne von 1736, Katalog Nr. 60;Gläserne Oberharzer Bergkanne v. 1696, KatalogNr. 165;Goslarer Bergkanne von 1477, Katalog Nr. 239;Unterharzer Bergkanne von 1732, Katalog Nr. 237;Gläserner Humpen aus Goslar von 1675, Katalog Nr. 164

Der Rammelsberg. Tausend Jahre Mensch-Natur-Technik.Bergbau als Kulturträger, Goslar, 2001, ISBN 3-9804749-2-5

Literatur:Drachenschwanz (9)

Drachenkopf

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Cip-Kurztitelaufnahme der Deutschen BibliothekBalck, FriedrichDie gläserne Oberharzer Bergkanne von 1696ISBN 3-9806619-4-6

Fotos und Gestaltung: Friedrich Balck [email protected] www.pe.tu-clausthal.de/agbalck

1. Auflage 2001 Friedrich Balck, Institut für Physik und Physikalische Technologien der TU Clausthal, undOberharzer Geschichts- und Museumsverein e.V., Clausthal-Zellerfeld

Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung der Inhaber der Rechte ist das Vervielfältigen des Buches oder eines seiner Teile aufphotomechanischem, z.B. Photokopie oder Mikrofilm, oder auf digitalem Wege untersagt.

Inhalt

Vorwort .......................................................................................................................... 1Helmut Radday, Das besondere Exponat ...................................................................... 2Die sogenannte gläserne Bergkanne von 1696 ............................................................. 3H. Barry, Die Harzer Bergkannen ............................................................................... 23die Unterharzer Bergkanne von 1732.......................................................................... 27die Oberharzer Bergkanne von 1736 ........................................................................... 28Gläserner Humpen von 1675 ....................................................................................... 29Scherben aus Clausthal, Baugrube Archivneubau ....................................................... 39Humpen des Bürgermeisters von Sonneberg .............................................................. 40Th. Blume, Die Bergkanne des Königlichen Oberbergamtes zu Clausthal i. Harz ..... 41Die Oberharzer Bergkanne von 1652 .......................................................................... 43Die Bergkanne der Stadt Goslar von 1477 .................................................................. 64Literaturhinweise ......................................................................................................... 80

Titelbild:Den Deckel der gläsernen Bergkanne schmücken vier kleine Motive:Bergmann mit Frau im Bett, drei bunte Vögel.Die kleinen Verzierungen und die Jahreszahl gehören zu der Malerei außen auf dem Humpen.

Rückseite:Der Deckel in Originalgröße, Durchmesser 13,5 cmWünschelrutengänger

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Die gläserne Oberharzer Bergkannevon 1696

Den Bergmann kan man stets in Voller arbeit schauenDes Tages in dem Schacht, des Abendts bey der Frauen.Er macht nicht Schicht, er Hüpft und wird nicht ehe matt,Biß er das Vogel=Lied gut abgesungen hatt.

Friedrich Balck

Friedrich BalckDie gläserne Oberharzer Bergkanne von 1696

Oberharzer Geschichts- und Museumsverein e.V.Clausthal-Zellerfeld

ISBN 3-9806619-4-6

Oberharzer Geschichts- und Museumsverein e.V. Clausthal-Zellerfeld

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