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Frohe Ostern
Caritas-Senioren- und Pflegeheim Stift St. Martin Ausgabe 1 / 2011
Martinshorn
2
ImpressumJahrgang 5/Heft 12/April 2011Herausgeber: Caritas Senioren- und PflegeheimStift St. MartinGrolandstraße 67, 90408 NürnbergTel: 0911 93574-0 Fax: 0911 93574-44mail: [email protected]
Das Senioren- und Pflegeheim Stift St. Martin ist eine Einrichtung des Caritasverbandes Nürnberg e. V.Redaktion: Ursula Dörfler, Klaus Finder, Walter Grzesiek, René Malz, Peter Meusch, Emma Mayer, Wolf-Dieter Presuhn,Pfarrer Ferdinand Rieger, Isolde Seidel, Elisabeth WörnerFotos und Titelbild: Pfarrer Rieger, Klaus Finder, Pe-ter Meusch, Susanne Scharf, Mascha Tuler, Wolf-Dieter Presuhn, Stefan UnterburgerMartinsgans: Toni Burghart +Gestaltung: Eva HeroldDruck: Frey Druck, NürnbergAuflage: 250 StückAnzeigenannahme: Eva Herold: 93 57 40Wir danken allen die uns durch ihre Werbung unterstützen Das Martinshorn ist kostenlos, Spenden sind willkommenSpendenkonto:Sparkasse Nürnberg Kto. 4720546 BLZ 760 501 01Verwendungszweck: Stift St. Martin
Die Bewohnervertretung informiert
Liebe Bewohnerinnen
und Bewohner, liebe
Angehörige,
als Ihre gewählte Be-
wohnervertretung wollen
wir immer für Sie und
Ihre Angelegenheiten da
sein und Ihnen mit Rat
und Tat zur Seite stehen.
Da wir selbst nicht im Heim wohnen, haben wir eine
Sprechstunde eingerichtet, die einmal im Monat – und zwar
immer am ersten Montag – stattfindet. Diese regelmäßige
Einrichtung soll den persönlichen Kontakt zu Ihnen fördern, um
im direkten Gespräch Probleme oder Anregungen zu erörtern.
Um auch Ihren Angehörigen die Möglichkeit zu geben, mit
uns ins Gespräch zu kommen, haben wir die Sprechzeiten
in die Abendstunden gelegt, von 18:00 bis 19:00 Uhr in der
Cafeteria. Die nächste Sprechstunde wird am Montag, 02. Mai
2011 stattfinden.
Bitte scheuen Sie sich nicht vorbeizukommen, wir freuen
uns über Ihren Besuch! Auch nehmen wir an allen wichtigen
Veranstaltungen teil, bei dieser Gelegenheit können sie uns
ebenfalls ansprechen, wenn Sie etwas „auf dem Herzen“
haben. Wir – das sind Frau Ingrid Köstler, Frau Brigitte Lehner
und Herr Wolf-Dieter Presuhn als Sprecher. (siehe Bild). Herr
Tiller ist leider aus persönlichen Gründen im April 2011
ausgeschieden.
Wir danken Ihnen für die rege Beteiligung an unserer Umfrage
zur Erneuerung Ihrer Personalausweise. Diejenigen, die einen
neuen Personalausweis benötigen, werden wir Anfang Mai
direkt ansprechen und Ihnen die weitere Vorgehensweise
erläutern. Ein Fotograf, der die geforderten Lichtbilder anfertigt,
wird dann ins Heim kommen. Das Einwohnermeldeamt, die
zuständige Behörde für die Ausstellung der Personalausweise,
wird einen Mitarbeiter ins Heim schicken und alle Formalitäten
erledigen. Nun wünschen wir Ihnen frohe Ostern und einen
weiteren sonnigen Frühling! Wir freuen uns auf unsere nächste
Begegnung,
Ihre Bewohnervertretung
Wolf-Dieter Presuhn, Sprecher
Sakko gegen Kittel getauscht
Anfang März
führte die
SPD deutschlandweit
„Praxistage“ durch, in
deren Rahmen Nürn-
berger Abgeordnete und Stadträte in Ein-richtungen der
Pflege und Gesundheit hospitierten. Als einer der Teilnehmer
tauschte auch Günter Gloser (MdB)am Freitag Morgen sein
Sakko gegen den weißen Pflegekittel und half tatkräftig bei
der Frühschicht im Caritas-Senioren- und Pflegeheim St.
Martin mit. Im Gespräch beim gemeinsamen Mittagessen mit
Einrichtungsleiter Peter Meusch und Caritasdirektor Roland
Werber wurde nochmal deutlich, welche Verantwortung
und soziale Kompetenz in der stationären Altenhilfe täglich
gewährleistet sein muss; eine Arbeit, die höchsten Respekt
verdient, so Günter Gloser. Text: su
Peter Meusch, Patrick Seidel, Carmen Krella, Günter Gloser MdB und Caritasdirektor Roland Werber (v. l.)
Brigitte Lehner, Wolf-Dieter Presuhn, Ingrid Köstler
Inhalt
2 Impressum Sakko gegen Kittel getauscht Die Bewohnervertretung informiert 3 Editorial
4 Mit 100 Jahren jung und gesund 6 „Ein Leben mit Musik und Gesang!“ Lesen und Söckchen stricken 8 Verstimmte Geige und Kochtopf- Trommeln
10 Eröffnung der neu gestalteten Cafeteria
12 Lebensqualität mit Morbus Parkinson 15 Von Frau Emma Mayer
16 Eine Ägyptenreise vor dem Umsturz
18 Rätsel 19 Religiöses Leben
Titelbild: Das Titelbild entstand bei der Eröffnungder Cafeteria.
Wer Interesse hat am
Martinshorn mitzuarbeiten
ist herzlich eingeladen zur
nächsten Redaktions-
sitzung in der Cafeteria. Bitte
Aushang beachten.
3
Liebe Leserinnen und Leser,
Frühling und Ostern, das bedeutet Sonne und Freude, Vielfalt
und Buntheit in Gärten und Wiesen, neuer Mut und Lebenskraft.
Dazu will auch die neue Ausgabe des Martinshorns beitragen.
Da ist natürlich an erster Stelle die Neueröffnung unseres
Cafés, von dessen Einweihung wir Ihnen Eindrücke schildern.
Auch die weiteren Geschichten im Heft sind „Mutmacher“:
Pflegedienstleiter Herr Malz schildert die Bemühungen von
Herrn Finder, mit seiner Parkinson-Krankheit umzugehen.
Eine Geschichte ist Frieda Schafitel und ihrer Liebe zur Musik
gewidmet. Pfarrer Rieger war mit einer Gruppe Katholiken in
Ägypten – vor dem politischen Umschwung, aber trotzdem
waren der Wunsch nach mehr Freiheit und Veränderung schon
spürbar, aber auch die schwierige Situation der Christen in
diesem Land. Dann gibt es einen sehr lustigen Blick zurück:
Wie haben wir früher Fasching gefeiert? Auf diese Frage, in
der diesjährigen Faschingssaison gestellt, gab es erstaunlich
lebendige Antworten.
Sehr berührend in seiner Offenheit, aber auch ermutigend in
seiner Lebensfreude ist ein Text unserer neuen Heimbewohnerin
Frau Emma Mayer. Sie beschreibt, wie sie die Wochen erlebt
hat, als sie ihre Wohnung aufgab und ins Stift St. Martin umzog.
Ihr Fazit: „Alles hat seine Zeit“.
Wie die Zeiten sich wandeln, das schildern wir auch am Beispiel
der Uhland-Schule in unserer Nachbarschaft, die heuer ihren
100. Geburtstag feiert. Mit diesem Beitrag stellt sich auch
ein neues Gesicht im Martinshorn vor. Als hauptberuflicher
Redaktionsleiter der Hersbrucker Zeitung, als langjähriger
Mitarbeiter der Obdachlosenzeitung Straßenkreuzer und
als Nürnberg-Buch-Autor freue ich mich, in der Nachfolge
von Ilse Weiß die engagierte, ehrenamtliche Redaktion des
Martinshorns künftig zu unterstützen.
Viel Spaß beim Lesen!
Herzlichst Ihr Walter Grzesiek
Für seine Arbeit am Martinshorn wünsche ich Walter Grzesiek
alles Gute, Ihnen und Ihren Angehörigen und allen Mitarbeitern
wünsche ich ein gesegnetes Osterfest.
Peter Meusch
Einrichtungsleiter
4
Mit 100 Jahren jung und gesundIn unserer Nachbarschaft: Die Uhlandschule feiert einen runden Geburtstag
100 Jahre alt werden und sich dabei gesund und
lebendig fühlen! Tagein tagaus Leben in der Bude
spüren, jungen fröhlichen Menschen begegnen, immer
wieder neues erleben! Das ist nicht vielen Menschen
vergönnt. Aber dem Uhland-Schulhaus gleich ums Eck
vom Stift St. Martin schon. Die Schule wird nämlich heuer
100 Jahre alt. 1911 wurde sie eröffnet. In der Zeit vor dem
Ersten Weltkrieg wurde in Nürnberg viel für die Bildung
getan. Und das feiern Schüler, Lehrer, Eltern und die
Nachbarschaft im Juni.
Oberbürgermeister kommt
Am Mittwoch, 1. Juni, kommt Nürnbergs Oberbürgermeister
Ulrich Maly zu einer Feier ins Schulhaus. Am Freitag, 3.
Juni, ein Tag nach Christi Himmelfahrt, feiert die Schule ein
großes Fest für alle, die Lust haben, vorbeizuschauen. Die
Schule bereitet sich seit über drei Jahren auf diesen runden
Geburtstag vor. Grundschulrektorin Gabriele Kukla fand
zum Beispiel im Stadtarchiv die alten Architektenpläne des
wunderschönen Jugendstilbaus, der nicht nur mit seiner
vielgliedrigen, verspielten Fassade ein Schmuckstück ist,
sondern auch in seinem Innern mit bunten Fliesen und einem
ehemaligen Brunnen noch originale Jugendstilelemente
beherbergt. Sie ließ die Buben und Mädchen
auch die alten Pläne von Architekt Georg Kuch
studieren und herausfinden, was aus einzelnen
Zimmern, Treppenhäusern und Gängen bis
heute geworden ist. Die Grundschüler gingen
zum Beispiel auf Schatzsuche im Schulhaus, um die vielen
alten schönen Kacheln zu entdecken. Am Spannendsten
war der Gang auf den riesigen verstaubten Dachboden. Das
mächtige Gebälk beeindruckte sehr und das 100 Jahre alte
Uhrwerk zeigte, dass es immer noch richtig tickt.
Natürlich gab es vor 100 Jahren für Buben und Mädchen
eigene Eingänge ins Schulhaus. Es gab auch schon eine
Turnhalle, auch wenn die heute sehr bescheiden wirkt und die
Schule bis in spätestens zwei Jahren eine komplette neue Halle
(gegenüber hinter dem Aldi) bekommt. Die Toiletten sind
derzeit auch mit der Sanierung dran und neue Fenster hat das
alte Schulhaus schon seit einigen Jahren. Aber ansonsten sind
die Klassenzimmer geblieben wie einst, auch wenn dort heute
23 verschiedene Nationen unterrichtet werden, 300 Grund-
und 400 Hauptschüler.
Viele Jugendstilbauten
Im Stadtviertel „Gärten hinter der Veste“ gibt es etwa 50
Jugendstilhäuser, die wie die Schule denkmalgeschützt sind.
Das erfuhren die Kinder vom heutigen Architekten Hermann
Keim und vom Denkmalpfleger Nikolaus Benker. Die Kinder
erforschten auch die Geschichte der Schule. So schwoll im
1. Weltkrieg die Schülerzahl enorm an, weil auch die Schüler
Lang ist`s her, dass Frau Fritz in der Uhlandschule die Schulbank gedrückt hat.
Uhlandschule 2011
5
der ehemaligen Goetheschule einquartiert werden mussten,
denn diese wurde als Kriegslazarett genutzt. Bombenangriffe
gab es damals zwar noch nicht, aber Hunger und Not waren
gegen Kriegsende und in den frühen 20er Jahren sehr groß.
Im Zweiten Weltkrieg wurden Teile des Gebäudes zerstört
und in der Uhlandschule wurde es immer stiller. Mit der
Bombardierung Nürnbergs wurden immer mehr Schüler im
Rahmen der „Schullandverschickung“ aufs sichere Land
gebracht. Immer mehr Lehrer wurden zum Kriegsdienst
eingezogen.
Die Amis auf dem Schulhof
Nach dem Kriegsende standen Jeeps und Armeelastwagen
auf dem Pausenhof, die Uhlandschule wurde Dienststelle der
Alliierten, in der Turnhalle war das Casino der amerikanischen
Soldaten. Als im Herbst 1945 wieder die ersten Schüler kamen,
wurden sie sehr schnell mit der neuen Kultur vertraut., mit
der Musik von Benny Goodman und Louis Armstrong. Immer
wieder musste vor allem in den Wintermonaten 1946/47 der
Unterricht wegen Kohlenmangels eingestellt werden. Doch
allmählich normalisierte sich das Schulleben wieder. Die 50er
und 60er Jahre waren geprägt von einem „Schülerberg“; 40
bis 50 Schüler pro Klasse waren die Norm. Erst der Neubau
der Hegelschule 1962 brachte eine gewisse Entlastung.
Viele Türken
Bei der Jubiläumsfeier in den 80er Jahren fiel auf: Die Uhland-
Schule war schon multikulturell, es gab an der Hauptschule
Klassen, in denen nur türkische Schüler unterrichtet wurden
– ein Irrweg, wie sich später zeigte. In den 90ern wurde die
M-Klasse eingeführt. Von 80 Schülern ist bis jetzt nur ein
einziger durchgefallen. Ansonsten sind alle Zimmer neu
gestrichen und zwei Computerräume eingerichtet worden.
Im Jahr 1994 hatten einige Schüler die Idee ein Schülercafé
zu eröffnen. Gedacht war einen alten Straßenbahnwaggon
aufzustellen, allerdings war so etwas nicht zu beschaffen.
Ein sehr engagierter Vater aus dem Elternbeirat reiste quer
durch Deutschland, bis er in Berlin-Pankow fündig wurde.
Die Reichsbahn stellte einen ausrangierten Kultur- und
Freizeitwaggon zu Verfügung. In diesem Waggon tanzten
bereits Erich Honecker und andere Prominente. Den Waggon
auf die bereits verlegten Gleise im Schulgelände zu bekommen
war ein Riesenaufwand, die ganze Straße musste gesperrt
werden, und zwei große Kräne hoben den Waggon über die
Mauer auf die Gleise.
Spielen vor 100 Jahren
An der Schule befinden sich jetzt eine Grundschule mit ca.
350 Kindern und eine Hauptschule mit über 400 Kindern und
Jugendlichen. Viele Schüler sprechen zu Hause eine andere
Sprache, die meisten türkisch. Im Schulhaus sind inzwischen
drei EDV-Räume und in den Klassenzimmern der Grundschule
stehen je zwei Computer. Die Schulen haben eine Homepage,
viele „Briefe“ werden gemailt und die Zeugnisse mit dem
Computer geschrieben. Die Kinder der Grundschule haben
Fahrradunterricht und gehen zum Schwimmen.
Sie fragen sich in Vorbereitung auf den Schul-Geburtstag: Wie
haben Kinder vor 100 Jahren gespielt? Die 2. Klasse probiert
in den Hortstunden alte Spiele aus. Wie hat der Unterricht
damals ausgesehen? Ein Besuch im Nürnberger Schulmuseum
soll es zeigen. Wie schreibt man überhaupt diese komische
alte deutsche Schrift? Auch das wollen die heutigen Kinder
üben. Wenn die großen Feiern vorbei sind, gibt es im Juli
noch einen Ausflug aller Grundschüler in die ganz ganz frühe
Vergangenheit: ins Römermuseum nach Weißenburg.
Text: Walter Grzesiek
Fotos: Uhlandschule,
Herr Finder
Die Ludwig-Uhland-Schule
Osterbrunnen in der Schule
6
Frau Frieda Schafitel wurde 1915 in Nürnberg geboren,
ihre Schwester Luise 1918. Sie erzählt stolz, dass ihr
Vater Privatchauffeur bei der Bonbonfabrik Sultan war
und ihre Mutter, wie damals meist üblich, zu Hause lebte.
Die Kindheit verbrachte Frau Schafitel mit ihrer Familie
in Hersbruck. Sie schildert diese Zeit als sehr fröhlich, da
sie viele Kontakte mit Nachbarskindern hatte. Besonders
in Erinnerung hat sie ihre Taufpatin, die ihr immer Spiele
mitbrachte. Bereits als Kind
hatte sie kleine Auftritte; sie
sang auf Gartenfesten und
Geburtstagsfeiern.
Ein Scheidungskind
In Hersbruck besuchte
sie auch die Volksschule
und anschließend die
Handelsschule in Nürnberg.
Bis Kriegsbeginn arbeitete
sie als Kontoristin bei André
Noris Zahn. Nach dem Krieg
war sie vier Jahre in einer
Apotheke tätig.
Tragisch empfand Frau
Schafitel, dass ihre Eltern
sich 1942 scheiden ließen.
Die Mutter sorgte nun für sie
und ihre Schwester, indem sie
Putzen ging. In der damaligen
Zeit war ein solches ohnehin
traurige Ereignis auch noch mit Scham vor Nachbarn und
Bekannten verbunden. Trotzdem will Frau Schafitel davon
erzählen, damit sich „die Leute“ ein Bild von der „anderen
Zeit damals“ machen können.
Gleichzeitig war das Jahr 1942 besonders glücklich: Schafitel
heiratete ihre große Liebe, den Musiklehrer und Komponisten
Alfred Schafitel. Sie wird traurig, wenn sie erzählt, dass
ihr Ehemann bis 1945 in russischer Gefangenschaft und
anschließend noch zwei Jahre in französischer Gefangenschaft
war.
Der Mann am Klavier
Frau Schafitel klagt, dass sie vieles einfach nicht mehr weiß.
Lachen kann sie dann wieder über den weisen Spruch, dass
ein gutes Gedächtnis alles – ein besseres Gedächtnis nur das,
was wichtig ist, behält.
Sie erinnert sich gut, wie
sie ihren Ehemann kennen
lernte. Schon als Kind
erhielt sie Klavierunterricht
und übte regelmäßig. Als
sie dann ca. 15 Jahre alt war,
erkundigte sich ein junger
Nachbar bei ihrer Mutter
nach diesem Talent. Alfred
Schafitel spielte außer
Klavier auch noch Cello
und Trompete. Er wohnte
in der gegenüber liegenden
Straße. Sie schwärmt,
dass sie beide jeweils zu
Hause bei geöffnetem
Fenster spielten und die
Spaziergänger stehen
blieben um der Musik zu
lauschen. So verbrachte
sie manchen Sonntag,
erzählt sie. Manchmal blieben sechs bis acht Leute auf der
Straße stehen. Nach dem Krieg spielte sie mit ihrem Ehemann
zusammen im Café Königshof in Nürnberg zum Tanztee. Sie
waren so erfolgreich, dass sie dann später noch im Lorenzer
Café auftraten.
Frau Schafitel machte noch spät ihren Führerschein, um mit
ihrem Ehemann durch ganz Europa zu reisen. Sie genoss diese
„Ein Leben mit Musik und Gesang!“Frieda Schafitel lernte ihren Mann durch die Musik kennen
Ein Lied und ein Tango komponiert von Herrn Schafitel
7
Lesen und Söckchen strickenDie Hobbies unserer Bewohner: Frau Messerer und Frau Schmidt
Frau Gertrud Messerer, die im Stift St. Martin wohnt, singt
gerne, sie kann sogar Lieder anstimmen. Sie spielt auch
Klavier. Leider kommt das Klavier auf dem zweiten Stock
nicht dem Klang entgegen, der ihrer Kunst entspricht. Sprich:
Es sollte einmal gestimmt werden. Mit Literatur beschäftigt
sie sich regelmäßig. Gedichte sind ihre Leidenschaft. Zitat
gefällig? Ich bin aus Nürnberg „wo die Hasen Hosn hasn und
die Hosn Hasn hasn.“ So jedenfalls steht es bei Kleinlein,
sagt sie, um beim Dialekt zu bleiben. Aber nicht nur Dialekt
beherrscht sie, sondern auch gereimte Literatur. Sie würde
gerne bei einem Literaturkreis dabei sein und sich dort
einbringen. Radio hört sie regelmäßig. Regelmäßig macht sie
auch bei der Bewegungsgymnastik mit. Sie war nicht immer in
Nürnberg, sondern von 1967 bis 1983 in Berlin beschäftigt.
Frau Hildegard Schmid, die auch bei uns wohnt, ist
leidenschaftliche Strickerin. Jetzt strickt sie den Puppen
kleine Söckchen und Schuhe. Auch ein Bär musste schon
einmal Modell stehen, er bekam eine Hose: Weil es kalt war,
durfte natürlich auch der dazu gehörende Pullover nicht fehlen.
Frau Schmid ist Rheinländerin und stammt aus Boppard. Seit
1958 ist Nürnberg ihr Zuhause.
Interview: Elisabeth Wörner, Fotos: Susanne Scharf
Zeit mit den Aufführungen in den
verschiedenen Ländern. Sehr stolz
zeigt sie den Druck zu „Spielmanns
Lied“ – Musik von Alfred Schafitel
und Text von Willy Bünger. Sie
behält diese Ausgabe besonders
in Erinnerung, da dies der erste
öffentliche Druck ihres Ehemannes
als Komponist war.
Als ihr Ehemann 1977 verstarb,
spielte sie alleine im Café Königshof für 2 Mark die Stunde;
sie brauchte das Geld und die Musik.
Wenn die Elisabeth...
Noch heute besuchen sie Bekannte,
die sie auf ihren Reisen kennen
lernte.
Frau Schafitel spielt manchmal
auf dem Klavier in ihrer Wohnung
oder im Wohnzimmer des
Wohnbereiches. Doch dies wird
langsam zu anstrengend. Sie
genießt es heute, wenn andere
Bewohner/innen in der Wohngruppe am Klavier spielen und
gemeinsam singen. Frau Schafitel liebt besonders Operetten,
leichte Musik wie den Schlager „Wenn die Elisabeth ….“ usw..
Sie singt vergnügt in der Gruppe, manchmal auch alleine im
Bett, wenn im Fernsehen ein entsprechendes Programm läuft.
Text: Ursula Dörfler
Fotos: privat, Ursula Dörfler
Frau Schafitel
Herr Schafitel
Musik bleibt ihre Leidenschaft
8
Verstimmte Geige und Kochtopf-TrommelnHeimbewohner berichten: Wie in früheren Zeiten der Faschinggefeiert wurde
Hellau! In diesem Jahr erlebten wir einen sehr
langen Fasching. Zahlreiche Veranstaltungen
wurden angeboten: Faschingssitzungen, Kostümbälle,
Faschingszüge, Galabälle und natürlich Fernsehsendungen
aus allen Faschings- und Karnevalshochburgen. Wir
konnten uns wirklich „sattsehen“. Und auch in unserem
Heim, dem Stift St. Martin, fanden eine Reihe von tollen
Veranstaltungen statt, die uns alle erfreuten und in Stimmung
versetzten. Doch wie feierten unsere Bewohnerinnen und
Bewohner in früheren Zeiten Fasching? Wir hörten uns im
Haus um und erfuhren erstaunliche Einzelheiten:
Frau Weidemann berichtete uns von fantastischen Privat-
Parties vor dem Krieg, Hausbälle nannte man das damals.
„Wir waren alle ungefähr gleich alt, kamen aus allen
Gesellschaftsschichten und haben uns gut gemischt. Die
Feiern standen immer unter einem Motto, jeder sollte etwas
präsentieren“ Jeder Teilnehmer musste dann eine einstudierte
Nummer darbieten. Weidemann: „Daraus haben wir vorher ein
Geheimnis gemacht, denn es sollte eine Überraschung werden.
Ein Freund spielte zum Beispiel Posaune, einer trommelte;
eine Freundin las aus einem alten Nürnberger Dialektbuch vor,
ein anderer trug Stegreifgedichte vor; eine Freundin spielte
ein schüchternes Mädchen vom Lande. Einer betätigte sich
als Dirigent und ließ die ganze Gruppe Lieder singen. Wieder
ein anderer spielte auf einer verstimmten Geige und seine Frau
trommelte auf zwei Kochtöpfen dazu. Einer begann Gedichte
und die Gäste mussten die Gedichte vervollständigen.“
Ihre schönste Faschingsfeier hatte Frau Weidemann mit 17
Jahren. Dafür dass sie die Feier ausrichtete, wünschte sie sich
von ihren Gästen, dass sie als ein Programmpunkt des Abends
eine Wand im Schlafzimmer mit Tapetenresten tapezierten. „Als
wir bei den Vorführungen eine Pause einlegten, tapezierten die
Gäste die Wand. Und dann musste natürlich die Tapete gefeiert
werden.“ Es gab Bier, Rotwein und ein Büffet und natürlich
Krapfen und Küchle. „Weil wir nicht so viel Geld hatten, war
auch keiner betrunken.“
Häusliche Faschingsfeiern waren der Renner
9
Nach dem Krieg ging es
bescheidener zu. Man traf
sich einfach kostümiert
im Stammlokal an der
Ecke, oder man ging zum
Tanzen in die Tanzschule.
Die Schlager aus der
damaligen Zeit wurden
gesungen. Oft nähten die
Mütter eigene Kostüme
und man ging maskiert zu
den Faschingszügen oder
in die Tanzcafés. Namen,
die heute längst nicht mehr
existieren, hatten damals
einen glänzenden Ruf:
„Cafe am Plärrer“, „Cafe
Wanner“, „Cafe Porten“
oder der legendäre „Deutsche Hof“. Dort tanzte man bis in die
frühen Morgenstunden „wie der Lump am Stecken“. Gegessen
oder getrunken wurde wenig, denn es fehlte am nötigen Geld.
Auch die anderen Damen schilderten uns den Fasching in
seiner ganzen Bandbreite. Frau Mock erzählte uns vom
Hausball, zu dem jeder etwas zu trinken mitbrachte. Dafür
wurde das Zimmer ausgeräumt und ein Bekannter spielte auf
der Ziehharmonika. Frau Seger und Frau Koller berichteten,
dass sie zum Tanzen ins Lokal gingen. Frau Behringer erinnert
sich, dass in der Tanzschule Streng in Fürth zu Fasching beim
Tanzen die Männer „ausgetauscht“ wurden, was auch mal
Spaß machte …
Auch bei der Verkleidung gab es große Unterschiede: Frau
Seger kostümierte sich nicht oft, Frau Graeser hingegen
verkleidete sich mit Dingen, die sie zu Hause fand. Bei Frau
Meier wurde in der Familie großer Wert auf Verkleidung
gelegt. Wenn sie zum Faschingszug gingen, waren alle Kinder
verkleidet.
Übereinstimmung herrschte dagegen beim Essen. Zu Fasching
hat es immer schon Krapfen gegeben, diese Tradition berichtet
Frau Schramm aus Konstanz, Frau Koller aus Landsberg, Frau
Behringer aus Pommelsbrunn und Frau Weiß aus Hammerbach.
Die Krapfen wurden entweder selbst gebacken und es gab sie
nur zu Fasching und zur Kirchweih (Frau Behringer) oder
der Bäcker lieferte die Krapfen aus (Frau Mock). Noch eine
Übereinstimmung gab es: Sie mussten pünktlich zu Hause
sein, sonst wartete „a Drümmer Schelln“ …
Fasching war jedenfalls früher eine sehr gesellige und
fantasievolle Zeit. Sind bei einigen Lesern jetzt Erinnerungen
wach geworden?
Die Interviews führten: Herr Presuhn und Frau Seidel
Fotos: privat
Fasching feiern macht gute Laune
Der Orient lässt grüssen.
Eröffnung der neu gestalteten Cafeteria„Ist das Werk glücklich vollendet, darf es den Meister loben“. Diese leicht veränderten Worte von Goethe brachten Herr Köhler und die
Donnerstagsrunde in ihrer Glückwunschkarte zur Eröffnung der Cafeteria zum Ausdruck. Weiter hieß es in der Karte:„ Ist es nicht das Beste wenn
die Cafestube immer wieder zur guten Stube des Gesprächs werden kann.“?!
Vielen Dank für die guten Worte, denen ich gar nichts hinzufügen mag.
Bitte nutzen Sie es häufig und zahlreich, und nehmen Sie sich Zeit, die vielen interessanten Bilder von Frau Blum anzuschauen.
Peter Meusch Fotos: Klaus Finder, Mascha Tuler
Caritasdirektor Werber und Herr Meusch begrüßen die Gäste
Klezmeron sorgten für die musikalische Untermalung
Herr Köhler von der Donnerstagsrunde
Die Damen von der Donnerstagsrunde
Herr Presuhn, Sprecher der Bewohnervertre-tung mit seiner Mutter
Eröffnung der neu gestalteten Cafeteria„Ist das Werk glücklich vollendet, darf es den Meister loben“. Diese leicht veränderten Worte von Goethe brachten Herr Köhler und die
Donnerstagsrunde in ihrer Glückwunschkarte zur Eröffnung der Cafeteria zum Ausdruck. Weiter hieß es in der Karte:„ Ist es nicht das Beste wenn
die Cafestube immer wieder zur guten Stube des Gesprächs werden kann.“?!
Vielen Dank für die guten Worte, denen ich gar nichts hinzufügen mag.
Bitte nutzen Sie es häufig und zahlreich, und nehmen Sie sich Zeit, die vielen interessanten Bilder von Frau Blum anzuschauen.
Peter Meusch Fotos: Klaus Finder, Mascha Tuler
Caritasdirektor Werber und Herr Meusch begrüßen die Gäste
Die Damen von der Donnerstagsrunde Die Zeichnungen von Frau Blum sind im Cafè ausgestellt.
Frau Miskovic re., „Neurentnerin“ besucht ihre ehemaligen Kollegen und die neue Cafeteria.
Herr Presuhn, Sprecher der Bewohnervertre-tung mit seiner Mutter
Frau Köstler von der Bewohnervertretung
12
Lebensqualität mit Morbus Parkinson?Herr Finder kämpft trotz der Krankheit um seine Lebensqualität
Was ist eigentlich Parkinson? Vielen dürfte das
Krankheitsbild noch unter dem Begriff der
„Schüttel-/ oder Zitterlähmung“ bekannt sein. Fest steht, es
ist eine langsam fortschreitende neurologische Erkrankung.
Die Botenstoffe (z.B. Dopamin, Glutamat, Acetylcholin)
werden von einer Zelle abgegeben bzw. ausgeschüttet und
docken dann an Empfängerstellen (Rezeptoren) der anderen
Nervenzelle an. So wird die Information an die nächste
Nervenzelle (Neuron) weitergegeben. Steht nicht genug
Botenstoff zur Verfügung, ist die Informationsübertragung
gestört. Bei der Parkinson-Krankheit fehlt der Botenstoff
Dopamin.
Symptome
Die Krankheit ist durch folgende Leitsymptome
gekennzeichnet:
Rigor (Muskelstarre)•
Bradykinese (verlangsamte Bewegungen), welche bis •
hin zur Akinese (Bewegungslosigkeit) führen kann
Tremor (Muskelzittern)•
und einer posturalen Instabilität (Haltungsinstabilität)•
Erkrankungsalter und Häufigkeit
Eine Erkrankung beginnt meist zwischen dem 50. und 60.
Lebensjahr, selten auch vor dem 40. Lebensjahr; in der Gruppe
der 40- 44 Jahre alten Personen, ist etwa einer von 10 000
Menschen betroffen. In Deutschland wird derzeit von zwischen
300.000 und 400.000 erkrankten Menschen ausgegangen.
Behandlung
Es gibt bis heute noch keine Möglichkeit einer ursächlichen
Behandlung des Parkinson-Syndroms, die in einem Verhindern
oder zumindest einem Aufhalten des fortschreitenden Verlaufes
besteht. Daher muss man sich mit einer Behandlung der
Symptome begnügen. Das gelingt zunehmend besser, so dass
der Patient - zumindest in den ersten Jahren, manchmal noch
Jahrzehnte lang - ein nahezu unbehindertes Leben hat.
Doch was, wenn die medikamentöse Therapie ausgereizt ist?
So auch bei einem Bewohner unseres Hauses: Herr Finder
weiß seit ca. acht Jahren von seiner Krankheit. Es handelte
sich damals eher um eine „Begleitdiagnose“ des Hausarztes.
Obwohl Herr Finder zur damaligen Zeit wegen Schlafstörungen
in neurologischer Behandlung war, wurde der Ernst der Lage
nicht erkannt.
Herr Finder hat im Laufe seiner Erkrankung schon mehrfach
den Arzt wechseln müssen. Denn er ist stets auf der Suche nach
einem Mediziner, der ihm zuhört, Kompetenz in Bezug auf die
Behandlung der Parkinson-Krankheit beweist und sich in die
Situation des Patienten hinein versetzen kann.
Nach St. Martin?
Nicht zuletzt war es auch die Erkrankung, welche Herrn Finder
2007 dazu zwang, lieb gewordene Dinge aufzugeben und in
unser Haus einzuziehen - sicher kein leichter Entschluss mit
gerade einmal 67 Jahren.
Krankheitsverlauf
Herr Finder erlebte einen ständigen Wechsel zwischen Schlaf-
und Schlaflosigkeit, zwischen Bewegungsarmut, (bis hin zum
vollständigen Funktionsausfall) und wild gestikulierenden
Überbewegungen. Die Folge war ein ständiger Balanceakt,
Herr Klaus Finder
den Dopaminmangel durch die zeitlich verschobene Einnahme
der Medikation auszugleichen, was in den meisten Fällen auch
mit ärztlicher Hilfe alles andere als gelang.
Alternativen
Vor ca. vier Jahren erfuhr
Herr Finder dann von
einer neuen operativen
Behandlungsmethode, mit der er
sich bis in das letzte Jahr hinein
intermittierend beschäftigte. Im
letzten Jahr gab es dann eine
Veranstaltungen mit einem noch
recht jungen Mann im Grand
Hotel in Nürnberg, der eine Operation erfolgreich durchlaufen
und damit jede Menge Lebensqualität wieder erlangt hat.
Operation am Gehirn
Eine Operation am Gehirn zur Behandlung der Parkinson-
Krankheit wird zwar durchgeführt, ist jedoch nicht ohne
Risiko, und nicht jeder Patient kommt für eine Operation in
Frage. Eine Operation kann die Erkrankung ebenso wie alle
anderen bekannten Behandlungsmöglichkeiten nicht heilen,
aber sie kann eine Besserung der Symptome herbeiführen, die
Schematische Darstellung der Tiefenhirnstimulation, Position der Sonde im Gehirn
mehrere Jahre anhält. Medikamente müssen jedoch auch nach
der Operation weiterhin eingenommen werden.
Man unterscheidet folgende mögliche Operationsmethoden:
TIEFENHIRNSTIMULATION
(diese fand auch bei unserem Bewohner Anwendung)
Bei der Tiefenhirnstimulation werden bei der Operation
kleine Elektroden an eine vorher genau berechnete Stelle des
Gehirns platziert. Sie erhalten mit einer bestimmten Frequenz
einen geringen elektrischen Impuls von einem Impulsgeber.
Dieses System soll die Aktivität des stimulierten Hirnareals
kontrollieren.
THALAMOTOMIE / PALLIDOTOMIE
Bei diesen Operatonsmethoden wird in bestimmten Teilen
des Gehirns die Weiterleitung weniger Nervenzellen gekappt.
Die Operationsmethoden heißen entsprechend der Hirnareale
“Thalamus” und “Pallidum”, an denen sie durchgeführt
werden, “Thalamotomie” und “Pallidotomie” (“tomein”,
griechisch: schneiden).
Mit dieser so neu gewonnen Hoffnung und der Unterstützung
von Menschen an seiner Seite, knüpfte Herr Finder Kontakte
zum Uni- Klinikum Regensburg.
Es folgte ein ambulanter Beratungstag vor Ort. Im weiteren
Verlauf kam es zu einem stationären Aufenthalt mit
einer Vielzahl von Untersuchungen, um herauszufinden
ob er für diese Behandlungsmethode überhaupt geeignet
ist. Danach stand fest, dass die Möglichkeit in seinem
Fall besteht. Mit diesem Wissen, voll Hoffnung aber
auch Zweifeln wegen des Operationsrisikos und der
Nebenwirkungen trat Herr Finder die Heimreise an.
Am 25.11.2010 war es dann soweit, der Entschluss
gefasst und Herr Finder begab sich zur OP ins Klinikum
nach Regensburg. Es folgten drei geplante, notwendige
Operationen, welche komplett ohne Nebenwirkungen
verliefen. Im Anschluss konnte der Bewohner an einer
Reha- Maßnahme teilnehmen.
Umstellungen
Bei der Ernährung ist Herr Finder entschieden
wählerischer geworden, nicht zuletzt weil diese auch die
Grundlage für das Halten des erreichten Therapieerfolges Die Ernährungspyramide
13
14
darstellt. Eine vollwertige, ausgewogene Ernährung mit viel
pflanzlichem Anteil, zwei Liter Flüssigkeit und der Reduktion
von Eiweißen und tierischen Produkten sind das Fundament,
um das Krankheitsbild langfristig im Griff zu haben.
Resümee
„Ich würde es wieder tun“, so der Bewohner,
die Überreaktionen sind überhaupt nicht mehr •
vorhanden,
die Medikation konnte um 50% reduziert werden•
früher war er täglich mehrfach „Schweiß gebadet“; •
dieses Problem besteht nicht mehr
er benötigte einst zur Morgentoilette eine Stunde im •
Bad, heute geschieht das in 20 Minuten
zeitweise war die Bewegung so eingeschränkt, dass •
der Bewohner auf „allen Vieren“ in sein Badezimmer
kriechen musste, auch das gehört „Gott sei Dank“ der
Vergangenheit an.
Wie ein jeder unschwer erkennen kann, hat Herr Finder durch
die Operationen einen großen Bestandteil an Lebensqualität
zurück erlangt. Es besteht aber auch die Angst der erneuten
Verschlechterung und nach seinem Empfinden lässt er heute
öfter mal „was aus der Hand fallen“. Aber eines gegen das
andere aufgewogen, war auch aus meiner Sicht die OP ein
voller Erfolg! Und wir wünschen Herrn Finder, dass dieser
eine sehr lange Zeit anhält und er trotz seiner Krankheit das
Leben hier bei uns in vollen Zügen genießen kann.
Text: Rene Malz, Pflegedienstleitung
Fotos: Rene Malz, Klinikum Regensburg, Ernährungspyramide:
Internet
Im Klinikum Regensburg wurde Herr Finder operiert.
15
Alleinsein bin ich seit zehn Jahren gewohnt, damals
starb mein Mann, die Kinder waren längst außer Haus.
Nun bin ich 85 und im Lauf der Zeit wurde mir die Wohnung
so groß wie meine Röcke und Hosen, die um meine Beine
schlackerten. Wie sollte alles weitergehen? Das Mühsamste
war stets das Einkaufen und die Treppe, soweit mein Sohn
beruflich auswärts war, meine Tochter ohnehin auf Dauer.
Meine treue Zwillingsschwester war selbst mit sich und ihren
Altersbeschwerden beschäftigt.
Im Juni 2010 griff eine höhere Macht ein: ein schwerer Sturz,
sechs Wochen Klinikum, das Gleiche schon wieder Anfang
November. „Frau Mayer, Sie gehören in Obhut.“ so die Ärzte
und Behörden. Ich fand sofort Unterschlupf bei Herrn Meusch
im freundlichen, gepflegten Stift St. Martin, fühlte mich dort
wohl und geborgen unter der Obhut der vielen Schwestern und
Pfleger. Aber dann – genau am Heiligen Abend – noch ein Sturz:
beim Besuch beim Sohn rutschte ich unterm Weihnachtsbaum.
Wieder Klinik bis 27.01.11. Nun war alles klar: mein neues
Zuhause blieb für immer St. Martin, die Kinder nahmen den
Verkauf der Wohnung und deren Räumung energisch in die
Hand. Für mich eine Aktion in Dur und Moll und alles so
furchtbar eilig. Schon nach dem Tod meines Mannes hatte ich
mich von damals üblichen wuchtigen Möbeln getrennt,
kleinere erworben, so würde ich in einer neuen Bleibe
einem Möbellager entgehen. Ein letztes Mal die Treppe
runter, nicht umdrehen! Nochmal schnell beim Nachbarn
klingeln? Lieber nicht! Der PKW ist dick beladen mit
Plastiktüten, die Möbel kommen gesondert in einen LKW.
Der Sohn lästert: „Viel zuviel, das gibt Engstand!“
Aber als wir dann die Hofeinfahrt in St. Martin nahmen,
überfällt mich plötzlich eine wohltuende Erleichterung: nie
wieder zurück! Mein Zuhause ist jetzt dieses gepflegte Stift,
meine zweite Familie sind fortan die freundlichen Schwestern
und Pfleger, mein Wegweiser Herr Meusch. Vielleicht finde
ich auch Freund unter den Bewohnern. In wenigen Wochen
blüht der große Garten und lockt das schöne neue Café. Ich
bin umsorgt bis hin zu den guten Mahlzeiten, langsam steigt
wieder die Waage.
Am Nachttisch steht das Foto meines Mannes als wolle er wie
früher sagen: „Alles hat seine Zeit!“
Fotos: Klaus Finder
Von Frau Emma Mayer
Emma Mayer zufrieden im neuen Zuhause.
16
Eine Ägyptenreise vor dem UmsturzAlltagseindrücke bei einem Besuch auf Einladung der koptisch-katholischen Bischöfe
Prälat Theo Kellerer hatte seit vielen Jahren schon Kontakt
zu den koptisch-katholischen Bischöfen Kyrillos von
Assiut und Johannes von Luxor. Beide waren im März des ver-
gangen Jahres beim goldenen Priesterjubiläum des ehe maligen
Stadtdekans Kellerer in Nürn berg zu Gast. Im November
machte Kellerer mit vier alten Bekannten einen Gegenbesuch.
Bischof Kyrillos stellte uns für die Zeit unseres Aufent haltes
einen Kleinbus mit Fahrer zur Verfügung, der uns 10 Tage
bravourös durch das Land chauffierte. Selbstver ständlich
wollten wir die kulturellen Höhepunkte des Landes nicht
auslassen. Das hätten unsere Gastgeber als Missachtung ihrer
uralten Kultur verstanden. So standen wir vor den Pyramiden von
Gizeh und Sakkara (siehe Foto rechts), den bekannten Tempel
im Niltal über Luxor bis Assuan mit einem Ab stecher nach Abu
Simbel. Neben diesen vielen kulturellen Eindrücken bekamen
wir aber auch Einblicke in den Alltag vor allem der koptischen
Minderheit.(Siehe Beitrag zur koptischen Kirche auf Seite 17)
Wir erlebten zusammen mit Bischof Kyrillos in einem kleinen
Dorf eine feierliche Kommunion. Es war der letzte Gottes-
dienst in der dor tigen Kirche. Wegen Baufälligkeit begann
am nächsten Tag sowohl für
die Kirche als auch den den
armseligen Kindergar ten der
Abriss. Beide sollen auch mit
Spen den deutscher Hilfsor-
gani sationen neu errichtet
werden. Seit vielen Jahren
schon wartet die dortige
Kir chengemeinde auf die
staatliche Genehmigung
des dringend nötigen
Bauvor habens. Schika nöse
Verzögerung ist die christ liche
Minderheit gewöhnt. Dank
der im November laufenden
Regional wahlen, kam endlich eine Baugenehmigung, von der
man aber nicht weiß, ob nicht nachträgliche Aufl agen alles
verzögern. So kam es am 24. November 2010 in Kairo zu einer
Demonstration von koptischen Christen, weil ihr genehmigter
Kirchen bau plötzlich gestoppt wurde. Ein junger Mann kam
bei dem Vorgehen der Sicherheitspolizei ums Leben. Über 100
Menschen wurden festgenommen. In der Diözese Luxor, der
V. l.: Karol Piotrowski, Prälat Kellerer, Rosi Meindl (die ein Patenkind in Assiut hat), Pfarrer Rieger, Hermann Braun (ehemaliger Geschäftsführer der kath. Stadtkirche)
Bischof Kyrillos in angeregtem Gespräch mit Jugendlichen der Gemeinde.
17
Bischof Johannes vorsteht, brannten in zwei Jahren drei Kirchen
ab. Die Polizei be nannte jedes Mal Kurzschluss als Brand ur-
sache. Zweifel sind daran durch aus angebracht. Wie sehr das
Gefühl der Christen, dass sie Bürger zweiter Klasse sind, be-
legte auch ein Artikel in einer Kairoer Zeitung, der aufzeigte,
dass in Assiut, einer Stadt mit zwei Univer sitäten und ca. 75
000 Studenten, von denen 30 000 christ lichen Bekenntnisses
sind, nur drei Lehrstühle mit christ lichen Professoren be setzt
sind. Die kleine kop tisch-katholische Ge meinde unterhält dort
ein großes Wohnheim für Studentinnen. Bei einem Besuch
erfuhren wir, dass von allen Stu dentinnen, die im Herbst den
Abschluss geschafft hatten, nur eine einzige eine Anstellung
ergattern konnte. Für diese jungen Leute ist es frustrierend,
selbst nach glänzendem Examen ar beits los zu sein. Das sich
darin ein soziale Sprengstoff verbarg, war im November zum
Greifen nahe. Aber nie mand ahnte, dass er sich drei Mo nate
später schon ent laden würde. Auf ein weiteres wirtschaftliches
Problem machte uns im Gespräch ein Agraringenieur auf merk-
sam, der im Auftrag von Misereor die Land bevölkerung in der
Provinz Assiut berät und im Bischofs haus wohnt. Durch die
Fertigstellung des Assuan-Staudammes im Jahr 1971 steht den
Bauern längs des Nils das ganze Jahr Wasser und der nötige
Strom für die Bewässerungspumpen zur Verfügung. Dadurch
ist bis dreimal jährlich eine Ernte möglich. Doch den Feldern
fehlt jetzt die nötige Ruhe pause und der eingebrachte Kunst-
dünger versalzt zu neh mend die Böden mit schwerwiegenden
Fol gen für die Zukunft der Land wirtschaft, die schon heute
die explo dierende Be völkerung Ägyptens nicht mehr er nähren
kann. Durch diese und viele andere Ein blicke, die der „normale
Ägypten urlauber“ nicht mitbekommt war unsere Ägyptenreise
sehr inte ressant. Mit die sem Hintergrundwissen verfolgen
wir die derzei tigen Ereig nisse mit besonderem Interesse. Wir
stehen mit beiden Bischö fen in ständigem E-Mail-Kontakt.
Fotos: Meindl, Piotrowski, Rieger
Text: Pfarrer Rieger
Feierliche Kommunion mit Bischof Kyrillos in einem mehrheitlich von Christen bewohnten Dorf bei Assiut
Die ehemalige Küche des maroden Kindergartens
Der Begriff Koptische Kirche leite sich aus dem
Grie chischen ab und bedeutet Ägytische Kirche.
Die kop tische Sprache und Schrift , die noch im
Gottes dienst verwandt wird, ist eine Spätform
der ägyptischen Kul tur. Die offizielle Sprache
in Ägypten ist arabisch. Die koptische Kirche
trennte sich 451 von der katholischen und .gehört
zu den orientalisch-orthodoxen Kirchen. Die
Wiedervereinigungsversuche im 15. Jh. blieben
ohne Erfolg. Im 18. Jh schlossen sich einige
Kopten der römischen Kirche an. Sie bildeten
die Basis einer koptisch-katholischen Kirche. In
Ägypten wird die Zahl der koptisch-orthodoxen
Christen auf 8 Mio. geschätzt, das wären ca.
10% der Bevölkerung. Die koptische-katholische
Kirche zählt ca. 200 000 Mitglieder verteilt auf
sieben Diözesen.
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RätselFinden Sie waagrecht, senkrecht und diagonal insgesamt 15 Begriffe. Unter den richtig abgegebe-
nen Lösungen verlosen wir drei Gutscheine in Höhe von 10 Euro für die neu eröffnete Cafeteria.
M E O I P T O P F E R K O R B
W T B A X M C P V N J U S G R
L K S T Z F I N S E R B T A U
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C G C V K Ü K E N B R Q C T K
H A K I R C H B E S U C H U K
E N S R B K G T X U P U E V J
S G F T T E O Y C A R I T A S
Religiöse Angebote im HausKatholische Gottesdienste
Dienstag: 10:00 Uhr, Geistl. Rat Pfr. Rieger
anschließend Krankenkommunion
Donnerstag: 16:00 Uhr Pfarrei St. Martin
Freitag: 15:00 Uhr Rosenkranz
Samstag: 15:45 Uhr Pater Tadäus
Gottesdienstordnung zu Ostern
Karfreitag 22.04.2011 um 10:00 Uhr Passionsliturgie
Ostersonntag, 24.04.2011 um 09:30 Uhr
Evangelische Gottesdienste
Mittwoch, 25.05.11 15:00 Uhr Herr Pfr. Meyer m A.
Mittwoch, 29.06.11 15:00 Uhr Herr Pfr. Meyer
Diavorträge Pfarrer Rieger
Montag, 06.06.11 15:00 Uhr
„Eine Ägyptenreise der anderen Art - noch vor dem Umsturz“
Montag, 01.08.11 15:00 Uhr
„Antonius von Padua war mehr als ein Nothelfer für Vergess-
liche“
Oekumenischer Bibelkreis
Montag, 09.05.11 15:00 Uhr
Montag, 20.06.11 15:00 Uhr
Montag, 18.07.11 15:00 Uhr
Unsere VerstorbenenFrau Frieda Groß *09.09.1910 +21.12.2010
Herr Johann Fröhlich *03.01.1915 +28.12.2010
Frau Annemarie Hofmann *16.08.1920 +26.02.2011
Frau Maria Helene Peetz *16.06.1922 +14.03.2011
Frau Elisabeth Heidacher *11.04.1921 +01.03.2011
Herr Karl Vitus Schneider *14.02.1914 +22.03.2011
Frau Charlotte Urban *27.01.1923 +23.03.2011
Frau Lisette Tiller *27.08.1922 +02.04.2011
Frau Liselotte Weidemann *21.05.1922 +07.04.2011
Unsere„Geburtstagskinder“ab dem 90. Lebensjahr
Es gratuliert das Stift St. Martin nachträglich ganz herzlich:
Zum 103. Geburtstag
Frau Hildegard Norling am 03.02.
Zum 99. Geburtstag
Frau Margarete Fuß am 21.02.
Zum 97. Geburtstag
Frau Walburga Tetsch am 01.03.
Frau Barbara Schmittlutz am 08.04.
Herrn Anton Reinhart am 11.04.
Frau Margarete Münter am 20.04.
Zum 96. Geburtstag
Frau Frieda Schafitel am 12.04.
Zum 95. Geburtstag
Frau Martha Utzelmann am 11.03.
Zum 92. Geburtstag
Frau Else Gießwein am 02.02.
Frau Anna Bamberger am 12.04.
Zum 90. Geburtstag
Frau Gertraud Schmidt am 06.02.
Frau Rosemarie Graeser am 02.03.
Frau Edeltraut Kiffer am 05.03.
Frau Elisabeth Hirschmann am 10.03.
Frau Gertraud Groß am 21.03.
19
Bindergasse 2290403 NürnbergTelefon 0911 - 20 49 69
Pirckheimerstraße 4190408 NürnbergTelefon 0911-35 14 19
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