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1. Anf Lebensmittel, Handel, Indlls~l-ie e~c. bezi~gliche. 391 Zur Unterscheidung des Petrol.Benzins und des Steinkohlen. benzins l~sst sich das yon P useh*) beobachteteversehiedene Verhalten dieser KSrper gegen Jod benutzen. In ein ProberShrchen bringt man einige Cubikcentimeter der zu prtifenden Fltissigkeit und dazu ein kleines Krystallblattchen Jod und schattelt urn. In Steinkohlenbenzin 15st sich das Jod mit violettrsther, im Petrolbenzin mit himbeerrother Farbe. In einem Gemiseh aus beiden Benzinen 15st sieh das Jod ebenfalls, die Farbe ist dann ein Gemisch aus Violettroth und Himbeerroth, letztere Farbe pr~- v,~lirt jedoch stets so, dass der geringste Zusatz yon Petrolbenzin zum Steinkohlenbenzin auf diese Weise erkannt werden kann. Fiir die Analyse yon Glycerinsorten empfehlen C h a m pi o n und P e 11 e t **) folgendes Verfahren. Qualitative Untersuchung. Das Glycerin wird mit seinem doppelten Gewicht Wasser versetzt und dann gepriift: 1) mit basisch essigsaurem Bleioxyd (Bleiessig). Entsteht dadurch ein reichlicher, sich rasch absetzender Niedersehlag, so ist alas Glycerin so unrein, dass es zu versehiedenen Zwecken, namentlich auch zur Fabri- kafion des l~itroglycerins nicht verwandt werden kann. ***) 2) mit oxalsaurem Ammon auf Kalk. Das durch Verseifung mittels~ Kalk aus den Fetten gewonnene Glycerin enth~It racist wechselnde Mengen yon 51saurem Kalk. Die Farbe des Glycerins bietet durchaus keinen richtigen Maass- stab f~ir die Beurtheilung seiner Reinheit. Es muss yon neutraler Reaction gegen Pflanzenfarben sein. Die angegebenen Pr~ifungen reichen aus, wenn man es mit rohen oder mehr oder weniger gereinigten, aber nicht verf~lschten Glycerinen zu thun hat; denn nach den Untersuchungen der Verfasser werden s~mmt- liche Verunreinigungen (mit Ausnahme des Kalkes) wie sic in normalem Glycerin vorkommen oder welehe dm'ch, eine Ver~uderung des GlyGerins wShrend der Fabrikation entstehen durch Bleiessig gef~llt. Eine Verf~lschung mit Traubenzuckcr erkennt man am besten mit- telst F e h 1i n g ' scher LSsung. *) Pharm. Centralh. 16, 130. **) Monit. scientif. [3J 3~ 1033. ***) Von soleher Beschaffenheit is~ meistens dasjenige Glycerin, welches dutch Behandlung der Fette mit Schwefels~ure erhalten wordeu ist. Seine Verunreini- gungen rfihren her yon der Einwirkung der Sehwefels~ure auf die Fette selbst oder deren Verunreinigungen bei hoher Tem~oera~ur (etwa 1t0o C.).

Für die Analyse von Glycerinsorten

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Page 1: Für die Analyse von Glycerinsorten

1. Anf Lebensmittel, Handel, Indlls~l-ie e~c. bezi~gliche. 391

Zur Unterscheidung des Petrol.Benzins und des Steinkohlen. benzins l~sst sich das yon P u s e h * ) beobachteteversehiedene Verhalten dieser KSrper gegen Jod benutzen. In ein ProberShrchen bringt man einige Cubikcentimeter der zu prtifenden Fltissigkeit und dazu ein kleines Krystallblattchen Jod und schattelt urn. In Steinkohlenbenzin 15st sich das Jod mit violettrsther, im Petrolbenzin mit himbeerrother Farbe. In einem Gemiseh aus beiden Benzinen 15st sieh das Jod ebenfalls, die Farbe ist dann ein Gemisch aus Violettroth und Himbeerroth, letztere Farbe pr~-

v,~lirt jedoch stets so, dass der geringste Zusatz yon Petrolbenzin zum

Steinkohlenbenzin auf diese Weise erkannt werden kann.

Fiir die Analyse yon Glycerinsorten empfehlen C h a m pi o n und P e 11 e t **) folgendes Verfahren.

Q u a l i t a t i v e U n t e r s u c h u n g . Das Glycerin wird mit seinem doppelten Gewicht Wasser versetzt und dann gepriift:

1) mit basisch essigsaurem Bleioxyd (Bleiessig). Entsteht dadurch ein reichlicher, sich rasch absetzender Niedersehlag, so ist alas Glycerin so unrein, dass es zu versehiedenen Zwecken, namentlich auch zur Fabri- kafion des l~itroglycerins nicht verwandt werden kann. ***)

2) mit oxalsaurem Ammon auf Kalk. Das durch Verseifung mittels~

Kalk aus den Fetten gewonnene Glycerin enth~It racist wechselnde Mengen yon 51saurem Kalk.

Die Farbe des Glycerins bietet durchaus keinen richtigen Maass-

stab f~ir die Beurtheilung seiner Reinheit. Es muss yon neutraler Reaction

gegen Pflanzenfarben sein. Die angegebenen Pr~ifungen reichen aus, wenn man es mit rohen

oder mehr oder weniger gereinigten, aber nicht verf~lschten Glycerinen zu thun hat; denn nach den Untersuchungen der Verfasser werden s~mmt- liche Verunreinigungen (mit Ausnahme des Kalkes) wie sic in normalem Glycerin vorkommen oder welehe dm'ch, eine Ver~uderung des GlyGerins

wShrend der Fabrikation entstehen durch Bleiessig gef~llt.

Eine Verf~lschung mit Traubenzuckcr erkennt man am besten mit-

telst F e h 1 i n g ' scher LSsung.

*) Pharm. Centralh. 16, 130. **) Monit. scientif. [3J 3~ 1033.

***) Von soleher Beschaffenheit is~ meistens dasjenige Glycerin, welches dutch Behandlung der Fette mit Schwefels~ure erhalten wordeu ist. Seine Verunreini- gungen rfihren her yon der Einwirkung der Sehwefels~ure auf die Fette selbst oder deren Verunreinigungen bei hoher Tem~oera~ur (etwa 1t0o C.).

Page 2: Für die Analyse von Glycerinsorten

392 Berieht: 8peeielle analytische Methoden.

Soil ein Glycerin zur Fabrikation yon Dynamit verwandt werden, so ist es zweckmassig einige Gramme Nitroglycerin aus einer Probe des- selben darzustellen, um zu sehen, ob es keine zu grosse Menge yon Ver- unreinigungen enthalt. *)

Q u a n t i t a t i v e U n t e r s u c h u n g . Dieselbe umfasst die Bestim- mung des Wassers, der beigemengten organischen Substanzen, des Kalkes and des Glycerins. Zur Ermittlung des Wassergehaltes bedienen sich die Verfasser der Bestimmung des specifisehen Gewichtes und geben nachstehende Tabelle tiber die Wassermengen, welche Glycerine yon vc : ' -

schiedenem spec. Gew. bei 15 o C. enthalten.**)

Grade des Wassergehalt Grade des Wasser- 8pec. Gem. Baum6'sehen in Spec. Gew. Baum~'schen gehalt in

Ariioraeters. Procenten. Argometers. Procenten.

1,2640 1,2625 1,2B12 1,2600 1,2585 1,2572 1,2560 1,2545 1,2532 1,2520 1,2505 1,2490 1,2480 1,2465 1,2455 1,2440 1,2427 1~2412 ] ,2400 1,2390 1,2375 1,2362

31,2 31,0 30,9 30,8 30,7 30,6 30,4 30,3 30,2 30,1 30,0 29,9 99,8 29,7 29,6 29,5 29,3 29,2 29,0 28,9 28,8 28,7

0,0 0,5 1,0 1,5 9,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0 5,5 6,0 6,5 7,0 7,5 8,0 8,5 9,0 9,5

10,0 10,5

1,2350 1,2335 1,2322 1,2307 1,2295 1,2280 1,2270 1,2255 1,2242 1,2230 1,2217 1,2202 1,2190 1,2177 1,2165 1,2150 1,2137 1,2125 1,2112 1,2100 1,2085

28,6 28,4 28,3 28,2 28,0 27,8 27,7 27,6 27,4 27,3 27,2 27,0 26,9 26,8 26,7 26,5 26,4 26,3 26,2 26,0 25,9

11,0 11,5 12,0 12,5 13,0 13,5 14,0 14,5 15,0 15,5 16,0 16,5 17,0 17,5 18,0 18,5 19,0 19,5 20,0 20,5 21,0

*) Unreines Iqitroglycerin is~ milchig und vereinigt sich schwierig. Selbst durch wiederhol~es Waschen l~sst sich nich~ alle anh£ngende Sgure entfernen und die sonst geniigende Filtration iiber Kochsah reicht zur Entw~tsserung nicht him

**) Die in der naehstehenden Tabelle enthaltenen, auf neuen Bestimmungen tier Verfasser beruhenden Zahlen weiehen etwas ab yon denen, welche A. V o g e 1, W. F u c h s , H. S c h w e i k e r t , F a b i a n , A. Metz angeben, vergl, diese Zeit- schrift 6~ 476; 8, 512 u. 9, 503.

Page 3: Für die Analyse von Glycerinsorten

1. Auf Lebensmittel, Handel, Industrie etc. bezi~gliche. 393

Zur Bestimmung tier fremden organischen Substanzen f~llt man 50 Grm. Glycerin, welche vorher mit Wasser verdfinnt worden sind, mit Bleiessig im Ueberschuss, sammelt den Niederschlag auf einem tarirten Filter, w~scht, troeknet und w~tgt ihn. Hierauf gl~iht man Filter sammt Nieder- schlag, zieht den R~iekstand mit Salpetersaure aus und bestimmt das in dieser LSsung enthaltene Bleioxyd durch Abscheidung als schwefelsaures Bleioxyd in bekannter Weise. Zieht man das Bleioxyd yon dem Gewicht des Bleiessig-Niederschlages ab, so erh~lt man die Menge der fremden

organischen Materie. Letztere betragt selten fiber 1 - -1 ,5 Procent. Die Bestimmung des Kalkes wird auf bekannte Weise mit ox~lsaurem

Ammon ausgefOhrt. *) Eine directe Bestimmung des Glycerins endlich, t~sst sich in der

Weise be~erkstelligen, dass man dasselbe in Nitroglycerin ~iberffihrt und

das erhaltene Nitroglycerin wagt ; es kann dies jedoch nur bei einem Glycerin

geschehen, welches nur wenig Yerunreinigungen enth~tlt.**) Nach den Angaben der Verfasser erhhlt man aus 100 Grm. reinen wasserfl'eien Glyce- rins 19~ Grm. Nitroglycerin, wenn man folgendermassen verf~hrt.***)

30 Grin. Glycerin werden mit 250 Grm. einer Mischung aus 1 Th. farbl0ser rauchender Salpeters~ure und 2 Th. Schwefels~ure yon 66o B.

behandelt und das erhaltene Nitroglycerin nach dem Waschen mittelst Filtrirens durch Kochsalz getrocknet und gewogen. W~hrend der Ein-

wirkung des S~uregemisches auf das Glycerin darf die Temperatur 300

nicht iibersteigen.

Zur Analyse der Dynamitsorten. Die verschiedenen Nitroglycerin- pr~parate - - Dynamit, Lithofractear, Dunlin - - , welche jetzt im Handel

vorkommen, bestehen bekanntlich aus einer porSsen Substanz, welche eine gewisse Menge SprengS1 aufgesogen hat and dasselbe so fest bindet, dass

es selbst durch starken Druek nicht herausgepresst wird. Veto chemischen Gesichtspunkte aus lassen sich dieselben eintheilen in Nitroglycerinpr~- parate mit indifferenten Zus~ttzen (namentlich Kieselguhr, ferner manche

*) Fiir die Verwendnng in der Pharmacie ist kalkhaltiges Glycerin un- geeignet; ffir die Verarbeitung zu Nitroglycerin hat e[n geringer Kalkgehalt des Glycerins keine wesentlichen Naehtheile.

**) Vergl. das bei der qnali~ativen Prfifung in dieser Beziehnng Gesagte. ***) Der Theorie nach nfiissten bei vSlliger Ueberfiihrung in Trinitroglyeerin

aus 100 Grm. Glycerin 246,74 Grin. Trinitroglycerin erhalten werden; operirt man anders als die Verfasser vorschreiben, so wird auch eine andere husbeute an Nitroglycerin erhalten.

F r e s o n i u s , Zeitschrif~. X[V. Jahrgaag. 27