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Dr. Wolfgang Jamann IM PORTRÄT „Wir machen die Tür auf.“ WAS KANN DER DRITTE SEKTOR VON CDU UND FDP ERWARTEN? Medienmacht = Spendenmacht? KATASTROPHE IN HAITI, MEDIENSCHLACHT IN DEUTSCHLAND FUND Stücke DAS MITGLIEDERMAGAZIN DES DEUTSCHEN FUNDRAISING VERBANDES 2-2010 « ACHTUNG, ZÜNDSTOFF! BRIEFE VON LESENDEN » GEFÖRDERT DURCH:

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Dr. Wolfgang JamannIM PORTRÄT

„Wir machen die Tür auf.“WAS KANN DER DRITTE SEKTOR VONCDU UND FDP ERWARTEN?

Medienmacht = Spendenmacht?KATASTROPHE IN HAITI, MEDIENSCHLACHT

IN DEUTSCHLAND

FUNDStückeD A S M I T G L I E D E R M A G A Z I N D E S D E U T S C H E N F U N D R A I S I N G V E R B A N D E S

2-2010

«ACHTUNG,

ZÜNDSTOFF!

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LESENDEN

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GEFÖRDERT DURCH:

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Unterirdisch? Gelungen? Ein Anfang!

Die erste Ausgabe unseres neuen Mitglie-dermagazins „FUNDStücke“ ist erschienenund wir arbeiten gerade an der zweiten. In-zwischen kommen immer mehr Reaktionenzum neuen Verbandsmedium bei uns an.Während die einen LeserInnen entrüstetsind und Beurteilungen wie „unterirdisch!“oder „überflüssig!“ abgeben, freuen sichandere über „Unabhängigkeit“ und loben:„Toll gemacht!“

Es ist ja ganz selbstverständlich, dass1.300 (plus x) LeserInnen nicht einer Mei-nung sein können. Für uns aber sehr erfreu-lich und alles andere als selbstverständlich:Die Reaktionen zeigen ein deutliches undlebhaftes bis leidenschaftliches Interesseam Verband und seinen Medien. Und dasfreut uns ehrlich. Wie Sie sehen, haben wireinige Ihrer Kritikpunkte in diesem Heft be-reits berücksichtigt. Bitte geben Sie uns wei-ter Ihr Feedback und beteiligen Sie sich!

Schicken Sie uns Themenvorschläge,nehmen Sie inhaltlich Stellung zu unserenArtikeln und üben Sie weiter Heftkritik. Wirversuchen gern, Ihre Anregungen in unsereArbeit aufzunehmen. Und freuen uns natür-lich auch über weiteres Lob.

Ihr

Matthias Buntrock

Liebe Leserin, lieber Leser, unser Verband soll wachsen, nach innenwie nach außen. FUNDStücke – Das Magazin wird diesen Prozess ver-stärken.

Ich freue mich über ein gelungenes Verbandsmedium, das nicht nuruns Mitglieder, sondern auch Freunde, Partner und Interessenten desDeutschen Fundraising Verbandes informieren und begeistern wird. Ichwünsche mir, dass dieses Heft einen festen Platz auf den Schreibtischender Berliner Politiker und Vertreter der Wirtschaft, von Verbänden undöffentlichen Entscheidungsträgern findet. Denn das neue Magazin soll-te ein wichtiger Bestandteil einer aktiven Lobbyarbeit fürs Fundraisingin Deutschland werden.

Viel Erfolg und eine anregende Lektüre.

Ihre

Elisabeth Lenz

FUNDStücke 2·2010 3

E D I T O R I A L

Liebe Mitglieder, liebe Leserinnen und Leser

Elisabeth Lenz ist langjähriges Mitglied des Deutschen FundraisingVerbandes und leitet gemeinsam mit Reinhard Greulich die Regional-gruppe Hannover.

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I N H A L T

4 FUNDStücke 2·2010

Inhalt

Editorial 3

AufmacherMedienmacht = Spendenmacht? Katastrophe in Haiti, Medienschlacht in Deutschland 5

PorträtDr. Wolfgang Jamann, Generalsekretär und Vorstandsvorsitzender der Welthungerhilfe 8

Brüssel/BerlinWas kann der Dritte Sektor von CDU und FDP erwarten? 12

Aus der PraxisFundraiser rein – Geld raus? Fundraising-Fortbildungfür Führungskräfte im SKM Freiburg 16Auf Augenhöhe mit den Top-Marken 18

Aus dem VerbandFachausschüsse, Regional- und Fachgruppen 20Neu: CSR-Studie für Deutschland 22Aus der Geschäftsstelle 23

ServiceDeutscher Fundraising Kongress 24kollekta 25Buchtipp: Von wegen nix zu machen! 26Mailings teurer? Änderung des Umsatzsteuergesetzes 26

Das InterviewE-Mail, SMS und Tupperdose 28

Kessel BuntesWas ist eigentlich mit … Dr. Christoph Müllerleile? 30E-Mails von Lesenden 32Auch das noch 34Impressum 34

8

12

16

28

5

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FUNDStücke 2·2010 5

A U F M A C H E R

Medienmacht =Spendenmacht?Katastrophe in Haiti, Medienschlacht in Deutschland

Unmit te lbar nach dem schweren Erdbeben in Hait i im Januar 2010 l ief in Deutschland die Hi l fs-

und Spendenmaschinerie an. Aufmerksame Zuschauer konnten beobachten, dass ARD und ZDF

bei ihren Spendenaufrufen in den Nachrichtensendungen je ein Bündnis nannten: Die ARD blendete

die Kontonummer des „Bündnisses Entwicklung Hilf t“ ein, das ZDF präsentier te die Bankverbindung

des „Akt ionsbündnisses Katastrophenhi l fe“.

Moment mal, dachte sich wohl so man-cher, während Susanne Daubner die Ta-gesschau abmoderierte. Wieso denn gera-de diese Kontonummer? Was sagen dieanderen Bündnisse und Organisationendazu? Und wie wirkt sich die prominentemediale Präsentation von zwei Bündnissenauf den deutschen Spendenmarkt aus?

Warum die ARD gerade die Kontonum-mer des „Bündnisses Entwicklung Hilft“ ein-blendet, ist schnell geklärt. Das ARD unter-hält eine Kooperation mit dem Bündnis, um„bei bestimmten Katastrophen schnell zuSpenden für einen Kreis verlässlicher Hilfs-organisationen aufrufen zu können“, soWolf-Christian Ramm, Presse sprecher von

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6 FUNDStücke 2·2010

terre des hommes und Vorstandsmitglieddes „Bündnisses Entwicklung Hilft“. Genau-so oder ähnlich wird es sich auch mit dem„Aktionsbündnis Katastrophenhilfe“ unddem ZDF verhalten. Aber dann gibt es daja auch noch das dritte Bündnis – das ei-gentlich das erste war. Während das„Bündnis Entwicklung Hilft“ Anfang 2005,nach der Tsunami-Katastrophe, gegründetwurde, gibt es „Aktion Deutschland Hilft“

(ADH) – so wie das „Aktionsbündnis Katastro-phenhilfe“ – schon seit2001. Ziel von ADH wares eigentlich, alle Hilfswer-ke zu vereinigen, damitbei Katastrophen wie der

in Haiti den Spendern eine einzige deutsch-landweite Kontonummer zur Verfügungsteht. Die eingehenden Spenden sollten, sodie Vorstellung von ADH, entsprechend derLeistungsfähigkeit und Kompetenz der Mit-glieder aufgeteilt werden.

Bloß: Nicht alle Organisationen ma-chen bei ADH mit – stattdessen bildetensich andere Bündnisse, und manche Orga-nisationen blieben gar völlig bündnisfrei.

Und: Die Kontonummer von „AktionDeutschland Hilft“ taucht in den Nachrich-tensendungen von ARD und ZDF überhaupt

nicht auf. „Wir sind irritiert“, sagt dazuManuela Roßbach, die Geschäftsführerinvon ADH, „weil wir den Eindruck haben,dass an uns vorbei agiert wird. Dies umsomehr, als wir vor über zehn Jahren auf dieKlagen der Medien reagiert hatten. Siefühlten sich nämlich vom Ansturm von hun-derten von Hilfsorganisationen überrannt,weil jede mit ihrer Kontonummer möglichstprominent genannt sein wollte. Also sagtenwir uns: Im Notfall soll es in Deutschlandnur EINE Nummer geben. Das macht es füralle – auch für den Spender – leichter.“Doch es gibt noch mehr Gründe für Ma-nuela Roßbach, verärgert zu sein. In derTagesschau vom 13.1.2010 sind Bilderaus dem Medikamentenlager von actionmedeor zu sehen – medeor ist Mitglied beiADH. Roßbach: „Irritiert sind wir auch,wenn ARD und ZDF Bilder von der Arbeitunserer Bündnispartner in den Nachrichtenzeigen, danach aber die Kontonummernder später gegründeten Bündnisse einblen-den. Ist das fair?“ Nicht zuletzt macht sichdie ADH-Geschäftsführerin auch Sorgenum die Wirkung dieser Berichterstattungauf die Spender. „Manche glauben, wirseien überhaupt nicht vor Ort. Andere wer-den in dem Glauben gelassen, die gezeig-ten Hilfsmaßnahmen der ADH-Partner zuunterstützen, doch ihre Spende läuft auf ein

„Wir sind irritiert, weil wirden Eindruck haben, dass an

uns vorbei agiert wird“

A U F M A C H E R

Die Menschen in Haiti sind auf Spendenangewiesen. Wie können wir in Deutsch-land dazu beitragen, dass möglichst viel

zusammenkommt?

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A U F M A C H E R

ganz anderes Konto. Das ist doch schlichtirreführend!“

Man kommt wohl an der Frage nicht vor-bei: Ist eine solche „Parteilichkeit“ der Medienbedenklich? Manuela Roßbach: „Ganzklar: ja! Der Zuschauer erwartet von den öf-fentlich-rechtlichen Anstalten vollkommen zuRecht eine objektive Berichterstattung.Wenn aber bei den Spendenaufrufen aus-gerechnet ‚Aktion Deutschland Hilft‘ ausge-blendet wird – übrigens das einzige Bünd-nis mit dem DZI-Siegel – dann hat das mitObjektivität nichts mehr zu tun.“

Anders sieht das Wolf-Christian Rammvom „Bündnis Entwicklung Hilft“: „Wenn dieMedien einen Aufruf von Hilfsorganisatio-nen durch eine Partnerschaft unterstützen,entsprechen sie dem Wunsch vieler Me-diennutzer, die angesichts der Katastrophehelfen wollen und dafür eine rasche Orien-tierung wünschen, wem sie ihre Spendenanvertrauen können. Davon haben alle Be-teiligten Vorteile. Die Partnerschaft berührtselbstverständlich nicht die redaktionelleUnabhängigkeit der Berichterstattung derARD-Sendeanstalten. Sie ist daher auchnicht ‚problematisch‘.“

Apropos „Unabhängigkeit“: MancheOrganisationen halten sich ja trotz der au-genscheinlichen Vorteile aus Bündnissenganz heraus – zum Beispiel „Ärzte ohneGrenzen“. Thomas Kurmann, Leiter derSpendenabteilung, erklärt, wieso: „UnsereErfahrung ist, dass in Bündnissen oft einKonsens auf der Basis des kleinsten ge-meinsamen Nenners gefunden wird. Esmuss jedoch für Ärzte ohne Grenzen jeder-zeit möglich sein, konstruktiv und transpa-rent Entscheidungen entsprechend der eige-nen, spezifischen Situation zu fällen. DieKritik zahlreicher Organisationen im Nach-gang des Tsunami, als Ärzte ohne Grenzendie Öffentlichkeit aufgerufen hatte, nichtmehr zweckgebunden zu spenden, ist einBeispiel dafür.“ Aber haben solche „Einzel-gänger-Organisationen“ nicht unter Nach-teilen zu leiden? Kurmann: „Wir erfahrenkeine negativen Auswirkungen durch dieBündnisse. Der großzügige Zuspruch unse-rer Spender ist ein Beleg dafür. Abschlie-ßend lässt sich diese Frage allerdings nichtbeantworten, zumal wir ja nicht wissen, obdie Spendeneinnahmen bei Ärzte ohneGrenzen noch größer wären, gäbe es inKatastrophenfällen keine in den Medienstark vertretenen Bündnisse.“

Spendenergebnisse (Bezug Haiti,Stand Ende Januar 2010)

Bündnis Entwicklung HilftRund 19 Millionen Euro

Aktionsbündnis Katastrophenhilfe (22.1.10):17,6 Millionen Euro

Aktion Deutschland Hilft13,8 Millionen Euro

Ärzte ohne Grenzen8 Millionen Euro zweckgebundene Spenden, etwa genauso viel zweck-ungebunden

Fazit: Die Spendenergebnisse in Bezugauf Haiti und mit Stand Ende Januar 2010lassen vermuten, dass sich die Bündnissegegenseitig nicht wirklich die Butter vomBrot nehmen. Und auch Ärzte ohne Gren-zen als Nicht-Bündnis-Mitglied ist zufriedenmit den Spendensummen. Gegen die Ver-wechslungsgefahr hilft vielleicht unser klei-ner Merkzettel.

Gegen das Verwechseln

Bündnis Entwicklung Hifto Brot für die Welto Misereoro Deutsche Welthungerhilfeo terre des hommeso medico international

Aktion Deutschland Hilfto action medeor e.V.o ADRA Deutschland e.V.o Arbeiter-Samariter-Bund Deutschland e.V.o Arbeiterwohlfahrt International e.V.o Care Deutschland-Luxemburg e.V.o HELP – Hilfe zur Selbsthilfe e.V.o Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.o Malteser Hilfsdienst e.V.o Der Paritätische Wohlfahrtsverband e.V.o World Vision Deutschland e.V.

„Aktionsbündnis Katastrophenhilfe“ o Deutsches Rotes Kreuzo Caritas Internationalo Diakonie Katastrophenhilfeo Unicef

FUNDStücke 2·2010 7

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P O R T R Ä T

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Dr. Wolfgang Jamann is t kein zögerl icher Mensch. Die Anfrage der FUNDStücke-Redaktion

beantwor tete er innerhalb weniger Stunden – und das sicher nicht aus Langeweile:

Als Generalsekretär und Vorstandsvorsi tzender der Welthungerhi l fe und Vorstandsvorsi tzender

von Gemeinsam für Afr ika hat er genug zu tun.

Stinken wie eine afrikanische ZiegeDr. Wolfgang Jamann und der subtile Humor der Armen

P O R T R Ä T

FUNDStücke 2·2010 9

Wie sieht denn ein typischer Tagim Arbeitsleben des Dr. Jamannaus?

„Es gibt eigentlich keine typischen Tagein unserer Branche“, erklärt Jamann. „Ichglaube jeder Beschäftigte in der Entwick-lungsarbeit weiß um die unglaubliche Viel-falt unserer Aufgaben, der Menschen, mitdenen wir zu tun haben, und der Heraus-forderungen, die uns begegnen.“ Dannrückt er aber doch mit einigen Details her-aus: „Die Welthungerhilfe ist wichtiger po-litischer Player, deshalb bestreiten wir sehraktiv den Politikdialog auf Tagungen, inHintergrundgesprächen und auch durchdie eine oder andere unbequeme Presse-mitteilung. Dazu kommen unsere Unterstüt-zer – sehr gerne treffe ich mit denen zu-sammen, die der Welthungerhilfe Zeit (undauch Geld) schenken, damit wir erfolgreicharbeiten können. Und natürlich spreche ichviel mit unseren fast 200 Mitarbeitern im Inland. Leider kommen die Reisen in dieProjektgebiete noch zu kurz. Da liegt dasHerz unserer Arbeit, und ich hoffe, dass ichin den nächsten Monaten viel mehr vor Ortsein kann.“

Entwicklungshilfe ist kein Almosen

Die Arbeit „vor Ort“ ist für Jamann nichtsNeues. Der Entwicklungssoziologe ist seitAugst 2009 bei der Welthungerhilfe, vor-

her war er bei CARE Deutschland-Luxem-burg und bei World Vision. Viel Zeit hat erin Ost- und Südostasien verbracht, auch inAfrika hat er gearbeitet. „Unglaublichspannend“ war diese Erfahrung für ihn,sagt er und präzisiert: „Dorthabe ich meine beruflicheFeuertaufe empfangen, mitEinsätzen in Krisengebietenwie dem Sudan oder Soma-lia.“

Wir können uns dieFrage nicht verkneifen: Wieist denn das Leben in sol-chen Regionen? Wie gehendie Menschen mit der gro-ßen Not um? „Wenn man darauf verzich-tet, Entwicklungshilfe als ‚Almosen‘ anzuse-hen, dann sieht man, wie viel Potenzial inden Menschen steckt, ihr Leben selbst zumeistern“, antwortet Jamann. „Selbst in dergrößten Hungersnot im Sudan versuchtendie Betroffenen, ihre verbleibenden Kräftezu mobilisieren und einander zu unterstüt-zen. Und in allen Schwierigkeiten begeg-net man diesem subtilen Humor der Armen:Eine Empfehlung an mich, mehr Milch zutrinken (damit ich dicker werde), dasSchmunzeln darüber, dass wir alle stinkenwie eine afrikanische Ziege (weil man sichtagelang nicht waschen konnte in der Dür-reregion). Es wäre schön, wenn diese posi-tiven Aspekte die häufigen Stereotype vom‚armen Kontinent‘ ersetzen könnten.“

„Wenn man darauf verzichtet,Entwicklungshilfe als ‚Almosen‘ anzusehen, dannsieht man, wie viel Potenzialin den Menschen steckt, ihrLeben selbst zu meistern.“

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P O R T R Ä T

Die Gründe für den Hunger sindvon Menschen gemacht

Das Schmunzeln kann einem allerdingsvergehen, wenn man die Ernährungssitua-tion in der Welt betrachtet. „Eine MilliardeHungernde auf dieser Erde sind völlig inak-zeptabel“, sagt Jamann und erläutert auf-gebracht die Gründe für den Hunger:„Nicht etwa mangelnde Produktivität oderNaturkatastrophen sind die Hauptursa-chen, sondern Spekulationen auf Nah-rungsmittelpreise, Landraub und die Folgender Finanzkrise, die Hunderttausende umLohn und Brot brachte. Und diesen vonMenschen gemachten Gründen wird vielzu wenig entgegengesetzt – die Ausgabenfür Entwicklungshilfe weltweit liegen beieinem Fünfzigstel dessen, was für Rüstungausgegeben wird. Von den Rettungspake-ten für schlecht gemanagte Banken ganzzu schweigen.“

Um diese Missstände zu beseitigen, willder Welthungerhilfe-Chef auf zwei Ebenenanpacken: bei der Beseitigung der globa-len Ungerechtigkeiten und bei der lokalenStärkung von Fähigkeiten. Dem Fundrai-sing spricht er dabei eine Rolle zu, die überdas reine „Geldsammeln“ hinausgeht. „Eskommt auch darauf an, glaubhafte undrichtige Botschaften zu vermitteln. Wenn die

Entwicklungshilfe schon lange nicht mehrvorrangig philanthropisch geprägt ist, son-dern einen Beitrag zum Menschenrecht aufNahrung leistet, dann haben wir natürlichdie Aufgabe, dies auch unseren Spendernso zu vermitteln und keine verkürzten Bot-schaften zu senden.“

Hin und wieder versucht Wolfgang Jamann, der sich auch schon mal gewünschthat, Dirigent der Berliner Philharmonikerzu sein („Aber ich weiß, was ich kann undwas nicht.“), mal nicht an seine Arbeit zudenken und sich zu erholen. Dann ver-bringt er Zeit mit seinen Kindern, beimSport oder zu Hause mit schöner Musik,guter Gesellschaft und einem Glas Rot-wein. „Und manchmal“, sagt er, „setze ichmich auch einfach mal in die Sonne undmache mir bewusst, wie privilegiert wirhier in Deutschland sind.“ Und damit ist erdann ja doch schon längst wieder bei sei-ner Arbeit.

10 FUNDStücke 2·2010

Bilder, die auch einen Generalsekretär undVorstandsvorsitzenden erreichen.

Dr. Wolfgang Jamann setzt sich in seiner täglichen Arbeit gegen inakzeptable Bedingungen in Dritte-Welt-Ländern

und Krisengebieten ein.

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12 FUNDStücke 2·2010

B R Ü S S E L / B E R L I N

Wir machen die Tür aufWas kann der Dritte Sektor von CDU und FDP erwarten?

In den vergangenen zwei Bundestagswahlkämpfen hatte die FDP vorge-

schlagen, die Entwicklungshi l fe in das Auswär t ige Amt zu integrieren.

Nun wird das Bundesminis ter ium für wir tschaft l iche Zusammenarbei t und

Entwicklung (BMZ) von einem FDP-Minister geführ t . Wir sprachen mit

dem Staatssekretär des BMZ, Hans-Jürgen Beer fel tz.

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B R Ü S S E L / B E R L I N

Herr Beerfeltz, wie wichtig ist das BMZals eigenständiger Ansprechpartner fürdie wachsende Zahl von NGOs ausIhrer Sicht?

Wir machen die Tür auf. NGOs sind füruns ein wichtiger Ansprechpartner und wirwollen Kooperation. Wir wollen eine mög-lichst enge Zusammenarbeit mit der Zivil-gesellschaft, was für uns auch heißt, dasswir in den Mitteln des Haushalts des BMZdiesen Bereich stärker fördern als in derVergangenheit, dass wir unsere Räume öffnen – ganz physisch. Wir wollen ge-meinsame Veranstaltungen machen und ge -meinsam Themen bearbeiten. Wir wollenunsere Foyers in Bonn, wo unser Hauptsitzist, und in Berlin zu einer Bühne für Projek-te von NGOs machen. Dazu werden wirim Internet NGO-Aktivitäten ausschreiben.Die User entscheiden dann regelmäßig,welche Projekte in den Eingangsbereichenunserer vielbesuchten Ministeriumsgebäudepräsentiert werden. Wir stellen dazu dasGrundlayout zur Verfügung und bietengleichzeitig die Möglichkeit an, um Spen-den für die Projekte zu werben.

Laut Stufenplan soll die Entwicklungs-hilfe der EU-Staaten schrittweise bis auf0,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktsim Jahr 2015 aufgestockt werden. Wel-che inhaltlichen Schwerpunkte wollenSie setzen?

Einer der wesentlichen Schwerpunkte ist,dass wir verstärkt mit der Zivilgesellschaftzusammenarbeiten wollen. Aus meiner ei-genen Mitarbeit bei „One“ heraus sehe ichhier Möglichkeiten, beispielsweise so ge-nannte Watchdog-Principles in der Projekt-arbeit des BMZ und unserer Durchfüh-rungsorganisationen zu verankern, alsoNGOs in die Projektbegleitung mit einzu-beziehen. Wenn zum Beispiel die GTZ mitca. 1,5 Mrd. Euro Umsatz und mit weltweitüber 10.000 hauptamtlichen MitarbeiternProjekte umsetzt, muss das natürlich kon-trolliert und auch evaluiert werden, immerin Abstimmung mit den jeweiligen Partner-ländern – warum nicht von NGOs? Damacht man dann eine staatliche Kontrolle

weniger, und gibt einer NGO in Deutsch-land die Möglichkeit, dieses Projekt zu kon-trollieren, auch über moderne Technik wieWebcam und andere Möglichkeiten des In-ternet. Ich bin ganz sicher, dass die vielbesser darauf aufpassen werden, ob daalles richtig läuft, ob es gut vorangeht undalle fleißig arbeiten, als das ein einmal imMonat einreisender staatlicher Kontrolleurtut. Und Geld hätte man auch noch gespart.

Sie wollen sich also die jahrzehntelangeProjekterfahrung des dritten Sektorszunutze machen?

Genau. Wir setzen jetzt schon sehrstark neben den klassischen NGOs so ge-nannte Senior-Experten ein, um die berufli-che Erfahrung älterer Menschen zu nutzen.Wenn sich ein Handwerker im Ruhestandbeispielsweise vorstellenkann, sich in Afghani-stan zu engagieren, soll-ten wir ihn darin ermuti-gen. Da kann er Projektebegleiten und sein Fach-wissen im handwerk-lichen Bereich übertra-gen, was ein wichtigerPunkt ist, um basisexistenzielle Bedingun-gen für Menschen zu schaffen. Ein gutesBeispiel sind die Schulmöbel. Wir haben jasehr viele Schulen dort gebaut, sorgen fürsehr viel Unterricht und haben inzwischenin unseren Gebieten in Afghanistan jedenzweiten Jugendlichen in der Schule. Das istein gewaltiger Fortschritt, der da stattge-funden hat. Die Schulmöbel werden aus denPaletten gebaut, mit denen Hilfsgüter nachAfghanistan kommen. Daraus bauen inzwi-schen zwanzig Schreinereien in KabulSchulmöbel für 200 Schulen in Afghani-stan. Das ist tätige Hilfe von unten.

Mit einer Reform will Minister Niebeldie deutsche Entwicklungshilfe nunneu ausrichten. Was wird sich ändern?

Vor allem die Schlagkraft wird sich ver-bessern. Wir fassen ja die verschiedenenDurchführungsorganisationen zusammen.Wenn Sie sich ein durchschnittliches Part-

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Wir machen die Tür auf. NGOs sind für uns ein wichtiger Ansprechpartnerund wir wollen Kooperation.

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B R Ü S S E L / B E R L I N

nerland anschauen, dann haben wir daLeute von der KfW, von der GTZ, von In-went, dem größten Weiterbilder der Welt,vom Deutschen Entwicklungsdienst DED,bis hin zu 15 weiteren Durchführungsorga-nisationen, die im Moment parallel zuein-ander arbeiten und sich nicht ausreichendabstimmen. Das wollen wir ganz wesentlichzusammenfassen und eine Entwicklungsar-beit aus einem Guss gewährleisten.

Gleichzeitig wollen wir aber die Vielfaltder Instrumente erhalten. Das ist internationaleine hochrespektierte deutsche Leistung,dass wir eine große Vielfalt an Instrumen-ten anbieten. Wir schaffen zwar das Minis -terium nicht ab, weil wir auch natürlich nie-mals die Entwicklungsarbeit abschaffenwollten, aber wir lösen die Doppelt- undDreifachstrukturen auf.

Herr Beerfeltz, wir danken Ihnen für dasGespräch.

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Hans-Jürgen Beerfeltz

• Geboren 1951 in Lübeck

• Staatssekretär des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

• Vizepräsident a.D. der Bundeszentrale für politische Bildung

• Bis 2009 FDP-Bundesgeschäftsführer

• 1988 bis 1992 Büroleiter Dr. Otto Graf Lambsdorff

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16 FUNDStücke 2·2010

A U S D E R P R A X I S

Um „Zukunftsfähigkeit“ geht es in demauf drei Jahre angelegten Projekt, in demFührungskräfte des SKM Freiburg lernensollen, strategisches Fundraising in ihren je-weiligen Gliederungen einzuführen. Im Zen-trum steht nicht nur das Handwerkszeug,sondern auch die Kompetenz, Veränderun-gen in Gang zu setzen und zu steuern:„Sowohl die Vermittlung von Methoden undInstrumenten (‚harte Faktoren‘) als auch dieSensibilisierung für Prozessdynamik (‚wei-che Faktoren‘) spielt eine entscheidendeRolle“, erklärt Susanne Reuter, Organisati-onsberaterin und geschäftsführende Ge-sellschafterin der „Zentrum für Systemi-sches Fundraising“ GmbH, die das Projektzusammen mit Klaus Heil vom Fundraising-büro Bistum Hildesheim begleitet.

Und wo ist der Unterschied zum „norma-len“ Fundraising? Ist dieses „systemische“Fundraising denn so anders als der gutealte Fundraising-Zirkel oder die vielbe-schworene „Institutional Readiness“? „Abso-lut“, sagt Reuter. „Systemisches Fundraising

ist nicht mechanistisch orientiert (Fundraiserrein, Geld raus), sondern liefert konkreteAnsätze für die praktische Implementie-rung. Bisherige Ansätze fordern nur das‚was‘, haben aber keine Konzepte für das‚wie‘ der Organisationsentwicklung.“

Fundraising beginnt von oben, deshalbmüssen die Führungskräfte zuerst lernen,wie’s funktioniert – und zwar in einer Fund -raising-Fortbildung, die in mehreren Blö -cken stattfindet. Auf dem Lehrplan stehenThemen wie „Strategische Businesspla-nung“, „Ethik des Fundraisings“, „Prozess-architektur“ oder „Konzeptarbeit“. Beson-ders ist dabei die Kombination von Theo-rie und Praxisnähe: Die Geschäftsführerder SKM-Vereine setzen das Erlernte in„Vor-Ort-Fundraising-Starter-Workshops“um und sind auf diese Weise bei ihren er-sten Schritten in der eigenen Arbeitsrealitätnicht allein. Mit Hilfe der Berater entwi-ckeln sie eigene Projektideen und könnensie gleich unter Anleitung umsetzen und re-flektieren.

Fundraiser rein – Geld raus? Fundraising-Fortbildung für Führungskräfte im SKM Freiburg

Einen Arbei tskreis zum Thema Fundrais ing gab es schon sei t e inigen Jahren im Diözesanverein

des SKM Freiburg. Dor t tauschten die Geschäftsführer der 14 ör t l ichen Vereine Er fahrungen aus

und planten einzel fal lbezogene Maßnahmen. Doch irgendwann wurde klar: Wenn Fundrais ing

eine stabi le F inanzierungssäule werden sol l , muss der SKM in For tbi ldung invest ieren, solange

dafür noch Geld da ist. Also holte man sich Berater ins Haus, die sich „Systemisches Fundraising“

auf die Fahnen geschrieben haben …

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A U S D E R P R A X I S

FUNDStücke 2·2010 17

Aufbruchsstimmung und Infektion

Das Ergebnis: „Eine Aufbruchsstimmunghat sich unter den TeilnehmerInnen breitge-macht“, sagt Michael Karmann, Geschäfts-führer des SKM in der Erzdiözese Freiburg.„Erste Erfolge konnten die örtlichen SKM-Vereine verbuchen, indem sie z.B. Ehrenamt-liche gewonnen haben, sich für das ThemaFundraising zu interessieren und sich dafürin anstehenden Projekten zu engagieren.“Das hat auch Andreas Funk vom SKM Rastattfestgestellt: „Die Beteiligten im Workshopsind von der Idee des Fundraising ‚infiziert‘.Ich war sehr überrascht, wie gut es gelun-gen ist, auch den KollegInnen, die nichtdabei sind, einen Anschub zu vermitteln.“

Mit so viel Motivation haben auch dieBerater nicht gerechnet. „Beim SKM spürenwir eine enorme Dynamik, die die Fundrai-singentwicklung und -implementierung kon-struktiv derart nach vorne drängt, dass wirsogar als Berater manchmal nach Luftschnappen müssen.“, sagt Susanne Reuter.

Aber natürlich ist nicht alles Friede, Freu-de, Eierkuchen. „Es beteiligen sich nicht alleörtlichen Gruppierungen an der Umsetzungdes strategischen Fundraisings, so dass die Kluft zwischen den SKM-Vereinen mit undohne Know-how groß ist“, stellt MichaelKarmann fest. Hel-fen sollen regelmä-ßige Veranstaltun-gen, an denen alleBeteiligten teilneh-men und von ihrenpositiven und ne-gativen Erfahrun-gen berichten.

Susanne Reuter jedenfalls ist jetzt schonstolz auf ihre Kunden: „Die Führungskräftehaben verstanden, dass Fundraising keinsituationsgeleitetes Strohfeuermanagementmit temporär begeisterten Mitstreitern ist,sondern eine systematisch und kontinuier-lich entwickelte, nachhaltige Finanzie-rungssäule im Finanzierungsmix der eige-nen Organisation.“

Susanne Reuter, Organisationsberaterin und geschäftsführende Gesellschafterin der „Zentrum für Systemisches Fundraising“ GmbH

Die Erarbeitung von Konzepten und deren realistischer Umsetzung im Team macht das Systemische Fundraising zum Prozessinstrument mit Ergebnissen.

Systemisches Fundraising ist nichtmechanistisch orientiert (Fundraiserrein, Geld raus), sondern liefertkonkrete Ansätze für die praktischeImplementierung.

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A U S D E R P R A X I S

Der Reihe nach: „Syoss“? Kennen Sienicht? Macht nichts. Ist nämlich ganz neu.Eine neue, aus dem Stand erfolgreicheMarke der Firma Henkel im umkämpftenMarktsegement der Haarpflege. Wer es daschafft, noch eine weitere Marke einzufüh-ren, und das dann auch noch mit Erfolg,der muss was können in Sachen Marken-bildung. Und kriegt deshalb auch den Preisfür die „Beste Neue Marke“.

Em-eukal. Kennen Sie. Bonbon-Klassi-ker. Hat Ihnen Ihre Oma immer zugesteckt.Die grün eingewickelten Hustenbonbons,

nur echt mit der Fahne.Familienunternehmen,schon seit 1899. DieMarke wurde jetzt ei -nem Relaunch unterzo-gen und das Sortimenthat sich auch kräftigweiterentwickelt in denletzten Jahren. „Der bes-te Marken-Relaunch“,

befand die Jury. Was auch immer am Er-scheinungsbild der Marke geändert wurde– sie ist ganz und gar erkennbar geblieben.

Lego. Erhielt den Award für die „BesteMarken-Dehnung“. Bitte was? Ja, Legomacht jetzt auch Gesellschaftsspiele. Alsonicht mehr nur Lego. Das heißt, die Gesell-schaftsspiele heißen natürlich auch Lego.Und sind auch aus Lego. Aus Legosteinen.

Change statt Charity

Damit kommen wir zu „SOS-Kinderdörferweltweit“, so lautet die Marke, die eben-

falls einen Relaunch hinter sich hat. „SOS“,wie wir Fundraiser diese Traditionsmarkegemeinhin branchenintern abkürzen.

Doch weshalb kommt eine NPO SOSKinderdörfer auf die Idee, ihre Marke zuüber arbeiten? „Anfang 2008 schienen wirunser Limit erreicht zu haben, speziell beiprivaten Einzelspenden“, erklärt Dr. WilfriedVyslozil, Geschäftsführer von SOS-Kinderdör-fer weltweit. „Zusätzlich sind in den letztenJahren andere Organisationen im deutschenMarkt gewachsen, darunter etablierte Orga-nisationen wie WorldVision oder Plan Inter-national, besonders im Bereich Patenschaf-ten. Um in diesem Wettbewerbsumfeld zubestehen und um unsere gesellschaftlicheRolle als relevanter Partner weiter auszu-bauen, haben wir uns für einen behutsamenMarken-Relaunch entschieden.“ Die Strate-gie: „Weg von einer Charity-Organisationhin zu einer Change-Organisation, die sichauch stärker in der Entwicklungszusam-menarbeit engagiert“, so Vyslozil. Das Ziel:ein spannendes und kraftvolles Profil derMarke herauszuarbeiten.

Und wie macht man das überhaupt?Einen Marken-Relaunch? Der Kern derMarke, oder auch „Leistungskern“, mussdefiniert oder – sofern schon vorhanden –präzisiert und möglicherweise neu/anderspositioniert werden. „Man sollte auf dasFundament der Marke mit ihren Grundwer-ten aufbauen, ohne ihre Geschichte, ihreErfolgsfaktoren und ihre Tradition dabeiaus den Augen zu verlieren“, rät Dr. Vyslozil.„Man sollte aber auch prüfen, ob aktuelle

Auf Augenhöhe mitden Top-MarkenSOS-Kinderdörfer erhält Marken-Award

Was haben Syoss, Em-eukal, Lego und SOS-Kinderdör fer gemeinsam? Eine Top-Marke. So sah es

jedenfalls die Jur y des zehnten „Marken-Awards“, der Anfang März in Düsseldorf verliehen wurde.

Ein interessanter Anlass, s ich mit der Bedeutung der Marke für gemeinnützige Organisat ionen

zu beschäft igen.

Wer es schafft, eine Marke aufzubauen, behutsam zu ent-

wickeln und zu pflegen, hat mit seiner Organisation auchim Fundraising mehr Erfolg.

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soziale Bedeutungen und Sehnsüchte inder bisherigen Wertebasis ausreichend ab-gebildet waren.“ SOS rückte das Rechtjedes Kindes auf eine positiv erlebte Kind-heit in den Mittelpunkt. Weiter: Werteschärfen, für die die Marke steht. Bei SOSwar das der Wert „Dorf“. Stand der Begriffbisher ganz allgemein für eine Gruppie-rung von Häusern, wurde diese Sichtweiseim SOS-Relaunch ergänzt durch die Werte,für die der Begriff des Dorfes steht: Heimat,Identität, Zugehörigkeit.

Entscheidung für die Marke

Wer es schafft, eine Marke aufzubauen,behutsam zu entwickeln und zu pflegen, hatmit seiner Organisation auch im Fundrai-sing mehr Erfolg. „Fundraising ist einer derwesentlichen Kontaktpunkte unserer Marke.Durch unsere Marke schaffen wir Vertrauenbei unseren Freunden und Partnern“, sagtDr. Wilfried Vyslozil. „Unsere Marke ist auch

Beweis für Transparenz und Nachhaltigkeitund unterscheidet uns, gerade im Fundrai-sing, von anderen Organisationen.“

Je klarer das Profil, desto besser seineWahrnehmbarkeit in einer Situation, in derauch Non-Profit-Organisationen sich immergrößerem Wettbewerb stellen müssen – beigleichzeitig stagnierendem Spendenauf-kommen und einer geringen Unterscheid-barkeit ihrer Produkte und Leistungen.Spenderinnen und Spender differenzierenzunehmend über Marken und ihre Werte.Die Marke wird zum Entscheidungskrite -rium. Ob es nun Tierschutzinitiativen sind,Entwicklungsprojekte oder Kinderpaten-schaften wie bei SOS-Kinderdörfer welt-weit. Wer Angebote macht, die mit ande-ren vergleichbar sind, überzeugt die Men-schen letztlich mit einer starken Marke.

SOS-Kinderdörfer weltweit wurde fürexzellente Leistungen in der Markenführungausgezeichnet. FUNDStücke gratuliertherzlich.

SOS-Kinder spielen im SOS-KinderdorfNairobi, Kenia, Fußball.

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Fachausschüsse, Regional- und Fachgruppen

Termine

(Jeweils um 19 Uhr in den Räumen des Evangelischen Bildungs-werks, Herzog-Wilhelm-Str. 24, München)

6. Mai 2010: Neue Instrumente im Dialogmarketing

29. Juli 2010: Die Änderungen im Gemeinnützigkeits-recht – Was Fundraiser wissen sollten

16. September 2010: Einsatz Prominenter im Fundraising

18. November 2010: Förderpreise und Wettbewerbe

Regionalgruppe München

Die Regionalgruppe München – die übrigens älter ist als der Deut-sche Fundraising Verband! – hat sich beim ersten Treffen 2010 mit demThema Online-Fundraising beschäftigt. Dabei ging es vor allem um dieMöglichkeiten des aktiven Dialogs, die SpenderInnen- und Interessen-tInnenbindung und natürlich um Soziale Netzwerke, Twitter, Blogs undFlash-Mobs. Im März lautete das Thema „Fundraising – eine Aufgaberund ums Geld

Regionalgruppe Berlin

Bis auf den 29. September finden die Fundraising-Treffs beim BUNDstatt, Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin. Die Treffen beginnen jeweilsum 18 Uhr. Die Regionalgruppe Berlin führt unter www.fundraisingver-band-berlin.de ein Wiki ein. Steckt noch in den Anfängen – steht aberschon zur Verfügung!

Termine

28. April 2010: Online-Campaigning

23. Juni 2010: Event-FR

29. September 2010: Jahresempfang. Thema: Transparenz als Kriterium fürsoziale InvestorenOrt: NABU Charitéstr. 3, 10117 Berlin

24. November 2010: Der deutsche Spendenmarkt

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A U S D E M V E R B A N D

Der Rechtsausschuss trifft sich in diesemJahr vier Mal, um über verschiedene The-men zu beraten. Ziel ist es, die Mitgliederin Rechtsfragen begleiten zu können. Zu-nächst stehen Themen auf der Agenda wie:

1. BDSG (Bundesdatenschutzgesetz): Auswirkungen, Erläuterungen – wo sind wir im FR besonders betroffen?

2. Gemeinnützigkeitsrecht

3. Neuheiten im Erbrecht

4. Vereinsrecht

5. Steuerrecht

6. Künstlersozialkasse

Der Rechtsausschuss wird außerdem er-arbeiten, wie die Rechtsberatung für Mit-glieder des DFRV gestaltet werden kann.Wir sind natürlich daran interessiert, wel-che Fragen die Mitglieder als Fundraiserin-nen und Fundraiser beschäftigen und bittendeshalb um Unterstützung. Bitte senden SieIhre Wünsche oder Anfragen an DorotheaSchermer, [email protected] freuen uns über jeden Input.

Die Kontaktdaten der Ansprechpartnerunserer Fachausschüsse, Regional- und Fach-gruppen finden Sie unter: www.fundraisingverband.de

Fachausschuss Recht

Schiedskommission wird wiederbelebt

Neues vom Ausschuss für eine gute, ethische Fundrais ingpraxis

Wer das ethisch korrekte Verhalten vonFundraiserInnen prüfen will, benötigt festeRichtlinien. Dazu gibt es auf dem bevorste-henden Fundraising-Kongress in Fuldazwei Veranstaltungen. Gerhard Wallmeyer,Cheffundraiser bei Greenpeace und Mit-glied des Ausschusses, bietet das Seminar„Fundraising-Ethik in der Praxis“ an. Bei derDiskussion „Wir tun Gutes – und müssen diesnoch besser tun“ tauscht sich Wallmeyermit Kollegen zum Thema Transparenz aus.

Auf der Mitgliederversammlung am 16. April sind zwei Themen wichtig:

Zum einen wird die vom Ausschuss erar-beitete „Charta der Spenderrechte“ im Ent-wurf vorgestellt. Des Weiteren soll eine neueSchiedsordnung des Verbands verabschie-det, ihre Einbindung in die Satzung be-schlossen und eine Schiedskommission ge-wählt werden. Die Schiedskommission sollVerstöße von Mitgliedern des Verbandsgegen die „19 Grundregeln für eine gute,

ethische Fundraising-Praxis“ beurteilen undgegebenenfalls Sanktionen vorschlagen.Der Ausschuss hat gemeinsam mit dem Vor-stand Vorschläge für die Zusammensetzungder Kommission gemacht. Weitere Vor-schläge sind willkommen – die Mitglieder-versammlung hat dann die Wahl.

Nach dem Kongress stehen weitereHerausforderungen auf dem Gebiet Ethikin der Fundraisingpraxis an, die der Ethik-ausschuss gemeinsam mit der neu geschaf-fenen Schiedskommission in Angriff neh-men kann. Der Ausschuss hat anhand kon-kreter Fälle unter Anwendung der neun-zehn Grundregeln Vorschläge für ethischeinwandfreies Verhalten gemacht. Den lau-fend ergänzten „Best Practice“-Katalog fin-den Mitglieder des Verbands im Mitglieder-bereich der Verbands-Homepage.

Weitere Informationen unter: www.fundraisingverband.de/index.php?id=338

FUNDStücke 2·2010 21

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A U S D E M V E R B A N D

Neu: CSR-Studie für Deutschland

Das einfache Win-Win-Schema „Gutes Geld gegen guten Ruf“ is t immer noch Grundlage der

meisten Par tnerschaften in Deutschland. Gleichzei t ig widerspricht es deut l ich den Formen der

Zusammenarbei t , die Unternehmen und auch NGOs als zukünftig wichtig erachten und die sie

intensivieren wollen. Damit bleiben relevante Chancen ungenutzt .

Das ist eines der wesentlichen Ergebnisseder Studie „Situation und Pers pektiven vonPartnerschaften zwischen NGOs und Unter-nehmen“. Erstmals liegen damit konsolidier-te Daten zu einem Thema vor, das derzeitals Teil von Corporate Social Responsibility(CSR) erheblich an Bedeutung gewinnt. In-itiiert und herausgegeben wird die Studievon der Beratungsgesellschaft für Partner-schaften und nachhaltiges Wirtschaftencredibility.wegewerk, der Corporate-Publi-

shing-Agentur medienfabrikGütersloh GmbH und demDeutschen Fundraising Ver-band.

39 Unternehmen und 40Non-Profit-Organisationenund NGOs wurden im Zeit-

raum Juli bis Dezember 2009 befragt. EinBlick auf die Teilnehmerliste zeigt, welchenStellenwert das Thema Partnerschaften in-zwischen sowohl bei den NGOs als auchden Unternehmen genießt. Zu den Teilneh-mern zählen unter anderem Firmen wie

Osram, Puma und Deutsche Bank. Auf Sei-ten der NGOs nahmen unter anderem teil:Ärzte ohne Grenzen, Deutsche AIDS-Stiftungund Forest Stewardship Council FSC.

Entsprechend aussagekräftig sind dieErgebnisse, die die Studie zu Tage geför-dert hat. Dazu zählt, dass Spenden undSponsoring nach wie vor die häufigsteForm der Zusammenarbeit aus Sicht vonNon-Profit-Organisationen sind. Unterneh-men legen dagegen deutlich mehr Wert aufinhaltliche Zusammenarbeit. In einem sindsich die Befragten aber einig: Langfristigetabliert sich die Lösung gesellschaftlicherHerausforderungen als Kerntreiber vonPartnerschaften. Noch bleiben jedoch vieleChancen durch fehlende Konsequenz oderunklaren Fokus ungenutzt – von beiden Sei-ten. Die Studienpublikation enthält Beiträgevon teilnehmenden Organisationen undUnternehmen sowie eine kritischen Betrach-tung von Guido Palazzo, Professor für Unter-nehmensethik an der Universität Lausanne.Sie kann bei den Herausgebern angefordertwerden.

Langfristig etabliert sich dieLösung gesellschaftlicher

Herausforderungen als Kern-treiber von Partnerschaften.

22 FUNDStücke 2·2010

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www.social-concept.de

Sie können auf der Straße mit der Spendendose klappern.

Und Ihre Top-Spender anrufen. Doch Sie können

weder im Vier-Augen-Gespräch noch per Telefon

mit allen Spendern gleichzeitig im Kontakt bleiben.

Deshalb ist das Mailing so wichtig für Ihr Fundraising.Wir machen es zum Erfolg: creativ.clever.crossmedial.

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A U S D E M V E R B A N D

Aus der Geschäftsstelle

Regional- und Fachgruppenlei ter -Tref fen

Gute Laune und geballte Expertise – unter diesemMotto sind fast 40 Regional-, Fachgruppen- und Fach-ausschussleiterInnen der Einladung nach Berlin ge-folgt und haben gemeinsam vom 5. bis 6. Februardie Ausrichtung des Verbandes für die kommendenMonate besprochen. Nach der feierlichen Eröffnungder Geschäftsstelle drehten sich die Diskussionen umThemen wie die Einrichtung einer Wissensmanage-mentplattform und die Grundlagen eines einheitlichenVeranstaltungskonzeptes.

Das nächste Treffen findet am 4. und 5. Februar2011 in Dresden statt.

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S E R V I C E

Unicef galt als Musterkind auf dem deut-schen Spendenmarkt. Doch am 28. Novem-ber 2007 kam es zur „Entzauberung desGuten“ (DIE ZEIT vom 7.2.2008). Hinter-grund war ein über die Medien ausgetra-gener Konflikt. Dass der Leiter Public Rela -tions von Unicef Deutschland seinen Berichtoffen, schonungslos, aber auch mit einemgewissen Stolz auf die eigene Organisationvorträgt, passt zum Anspruch eines Kongres-ses, der seit jeher auf Transparenz, Kontro-verse und Professionalität in der wachsen-den Fundraisingbranche setzt. In einem ex-klusiven Vorab-Gespräch mit „FUNDStücke“zeichnet Dieter Pool die vier entscheidenden

Schritte nach, mit denen Unicef Deutschlandgestärkt aus der Krise hervorgeht.

Herr Pool: Medialer Super-GAU, Förder-mitgliederschwund, Spendeneinbruch,Aberkennung des DZI-Siegels – wiekonnte das gerade Unicef passieren?

Das haben wir uns auch immer wiedergefragt (lacht kopfschüttelnd). Ich denke,weil die Fallhöhe bei uns so enorm war.

Wie groß war der Schaden für Unicef?Heute stehen wir wieder stark da. Bei

den Spenden verzeichnen wir ein leichtesPlus, die Fördermitgliederzahlen steigen –

Auf dem 17. Deutschen Fundrais ing-Kongress wird Dieter Pool über die Ef fekte der Unicef-Krise

und die Konsequenzen, die das Hi l fswerk daraus gezogen hat, berichten.

24 FUNDStücke 2·2010

„Wir sind nicht Mutter Teresa!“

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S E R V I C E

und das Wichtigste ist: Das Vertrauen indie Expertise und die Arbeit von Unicef istwieder da, in den Medien sind wir als An-walt der Kinderrechte präsenter denn je.

Wie ist Ihnen das in einem vergleichs-weise kurzen Zeitraum gelungen?

In vier Schritten: Aufklären. Verstehen.Verändern. Weitermachen.

Das müssen Sie uns erklären!In der heißen Phase ging es darum,

schonungslos aufzuklären. Mit einer umfas-senden Wirtschaftsprüfung konnten wir dieVorwürfe, allen voran den der Veruntreu-ung, eindeutig widerlegen.

Im nächsten Schritt haben wir unter an-derem mit einem Transparenzmailing an700.000 Adressaten, mit offenen Stellung-nahmen im Internet und einer eigens einge-richteten Telefon-Hotline unmissverständlichsignalisiert: Wir haben verstanden!

Schritt drei: eine personelle Erneuerungan der Spitze und tiefgreifende Verände-rungen. Dass wir mit unserem neuen Ge-schäftsbericht auf Anhieb unter den Top Tenbeim PricewaterhouseCoopers Transparenz -

preis gelandet sind, freut mich natürlich. Ein -hergehend damit gelang es uns auch, durchoffensive Medienarbeit einen Stimmungs-wandel in den Leitmedien anzustoßen.

Schließlich im Spätsommer 2008 derentscheidende vierte Schritt: Unter demMotto „Gemeinsam für Kinder“ die Arbeitvon Unicef wieder in den Vordergrund zustellen und Kindern in Not engagiert, kom-petent und effizient zu helfen!

Was können andere Hilfswerke darauslernen?

Dass wir alle irgendwie ein bisschenUnicef sind. Will sagen: Keine Hilfsorgani-sation ist vor Krisen sicher. Eines ist für michfür die zukünftige Positionierung von Hilfs-werken ganz entscheidend: Wir sollten unsnicht als selbstlose Helferinnen und Helfer inder Not darstellen. Wir sind keine großenPersönlichkeiten wie Mutter Teresa, sonderngroße Organisationen. Und die brauchenprofessionelles Management, klare Quali-tätsstandards und einen überzeugendenReturn on Investment für ihre Spenderinnenund Spender.

Geistliche Würdenträger der evange-lischen und katholischen Kirche wie die ehe-malige Landesbischöfin und Ratsvorsitzendeder Evangelischen Kirche in DeutschlandDr. Margot Käßmann können regelmäßigals Gastredner gewonnen werden. AuchFund raising- und Marketingprofis wie dieKölner Dombaumeisterin Prof. Dr. BarbaraSchock Werner oder Kommunikationsprofisder Werbeagentur Jung von Matt schauenals Referenten gerne vorbei.

In den vergangenen zehn Jahren hat sich der Stellenwert des Fun-draisings im kirchlichen Kontext verändert – haben sich doch auch hierdie Strukturen weiter professionalisiert. Plant doch die EKD neue Struk-turen, um ergänzende Finanzierungssysteme weiter etablieren zu kön-nen und die Ausbildung im kirchlichen Bereich voranzutreiben. Undauch die Anzahl der katholischen Fundraiser, die sich auf der kollektatreffen, nimmt weiter zu. Diesen Entwicklungen werden die Macherin-nen und Macher der kollekta für die Zukunft Rechnung tragen. In 2009hat die kollekta mit neuem Logo und neuer Aufmachung bereits einen„frischen Anstrich“ bekommen. Zum Jubiläum sollen auch inhaltlich ei-nige Schrauben neu gestellt werden, um die kollekta zukünftig als DENTreffpunkt der kirchlich-christlichen Fundraisingfamilie zu etablieren.

Die kollekta feiert 2010 runden Geburtstag

Als wicht ige Größe im Branchenkalender des kirchl ichen Fundrais ings hat s ich die kol lekta mit

jährl ich rund 200 Tei lnehmenden fest veranker t . Was im September 2001 in Bielefeld mit rund

50 Anwesenden begann, hat s ich inzwischen zur etabl ier ten „Fachtagung Fundrais ing für Kirche,

Cari tas, Diakonie und Mission“ gemauser t .

FUNDStücke 2·2010 25

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S E R V I C E

Für alle, die Gutmenschen doof findenund trotzdem Gutes tun möchten: „Vonwegen nix zu machen … Werkzeugkistefür Weltverbesserer“ von Franz Meurer, Jürgen Becker und Martin Stankowski. EinPfarrer, ein Kabarettist und ein Journalisthaben darin Ideen gesammelt, mit denenman die Welt verbessern kann. Echt! DasRepertoire reicht von ganz einfachen Tipps(„Fernseher aus!“, oder „Trink doch deinenKaffee das nächste Mal vor der Haustüre.“)bis zu echten kleinen Unternehmungen.Überschrift: „Saufen auf Rädern – BetreutesTrinken“. Eine Idee gegen sterbende Dorf-kneipen und für mehr Geselligkeit. Und dasgeht so: Bauwagen umbauen zur Kneipeund damit durch die Dörfer fahren. Toilet-tenwagen hinten dran, „Geschäftswagen“

drauf schreiben und am Schluss die Gästenach Hause fahren. Selbst Geld verdienenund die Gemeinschaft auf dem Land för-dern. Bums.

Besonders schön: Die Herren reden Klar-text. Zum Beispiel im Kapitel „Schmuddel-kinder’s Friends“, wo es um Erziehungspa-ten geht. Vorlesen kann man dem Kind, beiden Hausaufgaben helfen – „… aber auchdie Eltern erinnern, sich gefälligst ordent-lich um ihren Rotzlöffel zu kümmern“. FreuenSie sich auch auf das Kapitel „Mal ordent-lich jemanden zusammenscheißen“ oderauf die „Show des Scheiterns.“ Das Buch,so heißt es im Vorwort, soll Appetit machen.„Appetit auf alles, was besser ist. Ran anden Speck.“

„Mal ordentlich jemanden zusammenscheißen“–Buchtipp

„Von wegen nix zu machen … Werkzeugkiste für Weltverbesserer“ von Franz Meurer,

Jürgen Becker, Mar t in Stankowski

Am 3. März 2010 hat der Finanzausschuss des Bun-destags einem Gesetzentwurf der Bundesregierung zu ge-stimmt, mit dem unter anderem das Umsatzsteuergesetzgeändert werden soll. Bisher ist das Gesetzgebungsver-fahren nicht abgeschlossen, weil Bundestag und gegebe-nenfalls auch Bundesrat noch zustimmen müssen, wobeisich Änderungen ergeben können. Eher wahrscheinlichist allerdings, dass das Gesetz wie vorgesehen am 1. Juli2010 in Kraft tritt.

Es geht um den Paragraphen 4 Nr. 11b UStG. Danachwaren bisher alle Postdienstleistungen der Deutschen PostAG umsatzsteuerbefreit. Zukünftig soll diese Umsatzsteu-erbefreiung nicht nur für die Deutsche Post AG, sondernfür alle Anbieter von Postdienstleistungen gelten – aller-dings nur für so genannte „Universaldienstleistungsanbie-

ter“ und „Universaldienstleistungen“. Das betrifft „normale“Postsendungen bis 2 kg, Postpakete bis 10 kg sowie Ein-schreibe- und Wertsendungen. Alle anderen Postdienste– wie der Versand von Massendruckerzeugnissen zu be-sonderen Preisen – bleiben bei den anderen Dienstleis -tern wie bisher mit 19 Prozent umsatzsteuerpflichtig, beider Deutschen Post AG wird ab Juli ebenfalls eine Um-satzsteuer anfallen.

Postdienstleister müssen also klären, welche ihrer Leis -tungen ab dem 1. Juli 2010 umsatzsteuerpflichtig und wel-che umsatzsteuerfrei sind, und ihre Rechnungen entsprech-end stellen. Non-Profit-Organisationen, die Mailings ver-senden, müssen sich bei der Deutschen Post AG auf dieanfallende Mehrwertsteuer und eventuell auch auf eineneue Preisgestaltung bei den Postdienstleistern einstellen.

Mailings teurer? Änderung des Umsatzsteuergesetzes

Der ein oder andere hat es vie l le icht gehör t – auch in einem Leserbrief an FUNDStücke kam das

Thema zur Sprache: Da sol l s ich etwas ändern bei der Umsatzsteuer in Bezug auf Mai l ings.

Kommen da eventuell höhere Kosten auf Non-Profit-Organisationen zu? Oder müssen Dienstleister,

die Mai l ing-Versand anbieten, etwas beachten?

26 FUNDStücke 2·2010

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28 FUNDStücke 2·2010

I N T E R V I E W

E-Mail, SMS undTupperdoseViele Kinder in Deutschland haben in den Tagen und Wochen nach dem Erdbeben in Hait i Geld

gesammelt . Sie haben gebacken, s ind mit Spendendosen umhergezogen, haben Chorgesänge

aufgeführ t , F lohmärkte abgehalten und vieles mehr. Kreat ives Fundrais ing!

Stellvertretend für viele stellen wir Ihnendie achtjährige Maya aus Köln vor. Sie hatmehr als 2.000 Euro gesammelt – größten-teils per E-Mail und SMS. Wie kam es dazu?

Über das Fernsehen erreichen Maya dieBilder der Katastrophe. „Es war schreck-lich“, sagt Maya. „Ich wollte mein Taschen-geld spenden.“ Aber sie will noch mehrtun. Der erste Gedanke: in der Nachbar-schaft sammeln gehen. Sie ist aber krankund darf nicht raus. Also schreibt sie demDirektor ihrer Schule eine E-Mail. Sie wolleGeld sammeln, ob es eine Möglichkeitgebe, dieses Geld über die Schule nachHaiti zu schicken. Eine gute Idee, wie sichherausstellt: Eine Lehrerin hat Freunde, diein Haiti arbeiten und überlebt haben.Mayas Schule startet eine Spendenaktion,

um über diesen Kontakt Geld direkt an eineSchule und an ein Waisenhaus in Haiti zuschicken.

Maya fragt ihre Eltern nach den Kontakt-daten von Freunden und Bekannten. SchreibtE-Mails und SMS – Spendenaufrufe einesKindes mit der Kontonummer der Mutter.Hunderte Euro gehen auf dem Konto ein.Mayas Spendenaufruf wird auch weiterge-leitet – „So kamen Spenden auf MamasKonto an von Leuten, die meine Eltern garnicht kennen“, berichtet Maya.

Als Maya wieder gesund ist, geht sienoch mit einer Tupperdose von Haus zuHaus. 2.140 Euro sind am Schluss zusam-mengekommen – zusätzlich zu Mayas Ta-schengeld.

Maya sammelte 2.140 Euro zur Unterstützung einer Schule und eines

Waisenhauses nach der schrecklichen Katastrophe in Haiti.

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I N T E R V I E W

FUNDStücke 2·2010 29

Mit der Mutter des Mädchens, SusanneHeiser aus Köln, haben wir über ihre Wahr-nehmung der Spendenkommunikation ge-sprochen.

FUNDStücke: Frau Heiser, Ihre Tochter hatauf beeindruckende Weise ihren Wunschumgesetzt, Hilfe für Opfer der Erdbeben-katastrophe in Haiti zu ermöglichen.Wir Erwachsenen sind nach der Katastro-phe von den verschiedensten Spenden-aufrufen erreicht worden. Wie haben dieSpendenaufrufe auf Sie gewirkt?

Susanne Heiser: Wenn man wie wir instabilen politischen und wirtschaftlichenVerhältnissen lebt, hat man meines Erach-tens eine moralische Verpflichtung, wenig-stens nicht wegzuschauen. Letztendlich ist esdoch die Gnade der Geburt, die darüberentscheidet, ob wir in Armut oder gesicher-ten Verhältnissen leben dürfen. Die Wer-bung der Hilfsorganisationen spiegelte Ver-zweiflung und Schock über das bestehendeElend wider. Spendenaufrufe versuchenimmer an das Gewissen der Menschen zuappellieren, durch Mayas Projekt haben

wir feststellen können, wie unterschiedlichdie Spendenbereitschaft sein kann und dassin unserer Gesellschaft heranwachsendeMenschen nicht immer die moralische Un-terstützung erfahren, die zur Gewissensbil-dung notwendig ist.

FUNDStücke: War es ein Thema in IhrerFamilie, an eine Organisation zu spen-den? Oder sind Sie sicherer, dass dasGeld ankommt, wenn es wie in MayasFall über einen direkten Kontakt weiter-gegeben wird?

Susanne Heiser: Wir bevorzugen gene-rell immer den direkten Kontakt. Mein Mannund ich unterstützen in der Regel lokale Pro-jekte in Köln, wo der Verwendungszweckbereits im Vorfeld klar definiert ist. Der Vor-teil der direkten Spende an den Empfängerliegt für uns darin, dass keine Verwaltungs-kosten entstehen, sondern Erlöse 1:1 bei denBedürftigen ankommen. Daher haben auchwir etwas für Mayas Projekt gespendet.

Frau Heiser, wir danken Ihnen für dasGespräch.

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30 FUNDStücke 2·2010

K E S S E L B U N T E S

Zahlreich sind seine ehrenamtlichenVorstandstätigkeiten, teils auf Bundesebe-ne, teils im kommunalen Bereich seiner Hei-matstadt Oberursel, sowie die politischenund wissenschaftlichen Ämter und Funktio-nen, die er ausgeübt und teils immer nochinne hat.

Getreu dem Motto dieser Rubrik lautetunsere erste Frage: Was machen Sie ei-gentlich jetzt?

Ich bin nach wie vor Berater im Fund -raisingbereich, habe einen Lehrauftrag imFachbereich Gesellschaftswissenschaftenund Sozialarbeit an der Hochschule Darm-stadt und erarbeite Lehrmaterial für denFernstudiengang Kulturmanagement derTU Kaiserslautern. Außerdem arbeite ichan Fachbüchern, leite einen kleinen Förder-verein und sitze in zwei Kommunalparla-menten.

Wie ist Ihre Verbindung zum DeutschenFundraising Verband heute und wie hater sich aus Sicht des Mitgründers ent-wickelt?

Beim Fundraising Verband konzentriertsich mein Engagement auf den Ethikaus-schuss. Ethisch einwandfreies Verhalten beider Mittelbeschaffung war schon immermein Hauptanliegen. Ich finde, dass sichder Verband inhaltlich gut entwickelt hat,leider aber klein geblieben ist. Allzu vieleFundraiser sind ausgetreten oder stehenabseits, weil sie von einem Verband mitkleinem Budget zu viel erwarten oder sichmit ihren Ideen und als Persönlichkeit nichtgenügend beachtet fühlen. Das ist ein Pro-blem, das viele Verbände haben, besondersberufsbezogene. Geringer Zusammenhalt,abfällige Kritik an engagierten Berufskolle-gen, mangelnde berufliche Selbstgewissheitführen einen um Anerkennung ringenden

Was ist eigentlich mit …

Dr. ChristophMüllerleile?Dr. Chris toph Mül ler le i le is t e in Urgestein der Fundrais ing-Szene in Deutschland. Mitgründer und

bis 2002 Vorsi tzender der Bundesarbei tsgemeinschaft Sozialmarket ing (BSM, heute Deutscher

Fundrais ing Verband) sowie Mitgründer des Deutschen Spendenrats (DSR), hat der Journal is t

zahlreiche und sehr vie l fäl t ige beruf l iche Stat ionen durchlaufen, bevor er s ich 1998 mit seinem

Büro für Öf fent l ichkei tsarbei t und Fund rais ing selbständig gemacht hat.

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A N Z E I G E

Dr. Christoph Müllerleile –Stationen

• Studium der Publizistik

• Volontariat bei der Frankfurter Neuen Presse

• Mitarbeit in der Deutschen Kriminal-Fachredaktion Eduard Zimmermann

• Stellvertretender Pressesprecher der CDU Deutschlands

• Auslandsmitarbeiter des Internationalen Instituts der Konrad-Adenauer-Stiftung

• Direktor für Information im Internationalen Sekretariat des Katholischen Hilfswerks Kirche in Not/Ostpriesterhilfe

• Leiter der Abteilung Information beim Bundesver-band Deutscher Zeitungsverleger

• Leiter der Abteilung Private Förderer bei der Umweltstiftung WWF-Deutschland

• Geschäftsführer der Deutschen Herzstiftung und der Deutschen Stiftung für Herzforschung

• Gründer des Büros für Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising

• Mitgründer und von 1993 bis 2002 ehrenamt-licher Vorsitzender des Deutschen Fundraising Verbandes e.V.

Berufsstand leicht ins Abseits. Unsere amerikanischen,britischen, österreichischen und Schweizer Kollegenzeigen uns mit ihrer Geschlossenheit und Organisa -tionsdichte, dass es trotz genauso schwieriger beruf -licher Bedingungen auch anders geht.

Was würden Sie jeder Fundraiserin/jedem Fund -raiser als Kondensat Ihrer jahrzehntelangen Be-rufserfahrung mit auf den Weg geben?

Sie müssen sich damit abfinden, dass sie nie dieSpeerspitze der Gutmenschen bilden werden, sonderndie ungeliebten Ermöglicher ideeller Ziele bleiben.Ihre Arbeit ist nur Mittel zum Zweck, nicht schon guterZweck an sich. Wer sich nicht traut, andere um etwaszu bitten und dabei auch mal lästig zu sein, taugt nichtzum Fundraisingberuf. Erfolg ersetzt alle gut gemein-ten Absichten und so manchen Workshop.

Herr Dr. Müllerleile, wir danken Ihnen für diesesGespräch

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E-Mails von LesendenNachdem die erste Ausgabe von „FUNDStücke – Das Magazin des Deutschen Fundraising Verbandes“

erschienen ist, haben wir einige E-Mails von LeserInnen bekommen, die uns ihr Feedback zum Heft

gegeben haben. Vielen Dank dafür! Bitte beteiligen Sie sich weiterhin: Schicken Sie uns Ihre Themen -

vorschläge, nehmen Sie inhal t l ich Stel lung zu veröf fent l ichten Ar t ikeln oder üben Sie weiterhin

Heftkr i t ik. Wir freuen uns über Ihre Mai ls an fundstuecke-magazin@fundrais ingverband.de.

Und hier f inden Sie einige Beispiele für die Zuschri f ten, die uns erreicht haben:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Ihr schreibt, dass Ihr ausdrücklich Rückmeldungen zu„Fundstücke“ wünscht. Hier ist meine Meinung.

Meine erste Reaktion: Das sind wir doch nicht im Ernst.Ich sehe im wahrsten Sinne des Wortes eine Karikatur un-seres Standes. Die Themen sind in Ordnung. Aber derenAufbereitung in diesen zerhackten Bröckelchen mit perma-nenten Stoppern ist für meine Lesegewohnheit einfach nurmühsam. Über Layout kann man streiten, aber der zwei-spaltige Satz ist Platzverschwendung. Man darf mir ruhigmehr Stoff je Seite zumuten. Nichts gegen ein repräsenta-tives Magazin unseres Standes, aber bitte mit mehr Inhalt,mehr Tiefe, seriöser, ohne diese Karikaturen und vor allem:dieses Chaos bitte aufräumen! PS: Das Ganze als News -letter wäre völlig ausreichend.

OK, das war jetzt ein bisschen hart. Ich hoffe, niemandist beleidigt. Nehmt es konstruktiv. Beste Wünsche!

Herzlich grüßt Helmut LiebsEvangelische Landeskirche in WürttembergFundraising

Sehr geehrte, liebe Redaktion,

heute kam ich endlich dazu, das neue Heft durchzu-blättern, nachdem ich es eine Weile zwischen Büro undHeim hin- und hergeschleppt hatte.

Und schon stellt er sich ein, der ... REDAKTEURSREFLEX:- Aufmacher: Sehr gut, es ist schön, etwas von Praktikern

zu hören. - Das schnelle Interview: Ebenfalls sehr gut, mit dem Ansatz

kann man mit einfachen Mitteln eine Menge machen. - Brüssel/Berlin / Hier schreibt: Interessante Personen,

aber sehr kurz, auf Kosten der Substanz, und, wasAnke Engelke betrifft: Produktwerbung vom Feinsten! (Hat man dafür Anzeigenpreis entrichtet?)

- Aus der Praxis: Mehr davon!- Aus dem Verband: O.k., aber interessiert mich nicht so ...- Buchtipp: Hier wäre Platz für mehr gewesen!- Kessel Buntes (Genehmigung eingeholt wegen Rubriken-

titel?): Finde ich gut, dass Dietrich Garlichs Gelegenheiterhielt, etwas zu sagen. Leider kein spannendes Insider-wissen, sondern nur Allgemeines, mit anderen Worten: ImKessel „verkocht“. Investigativer, wenn irgend möglich!

- Anzeigen: Müssen sein!- Gestaltung: Locker, das ist schon mal gut. ABER: Schrift-

gestaltung Interviewfragen gar nicht gut, gesperrt (=sperrig) und dann noch eingefärbt. Denkt an die Senior-Fundraiser!

Ein Themenvorschlag (DRINGEND): Dienstleister (z. B.Agenturen, Druckereien) wollen (bzw. müssen wollen)jetzt von uns 19 statt 7 % USt., und das auch noch rück-wirkend. Wer hat brav seine Rückstellungen gebildet?Hintergrundinformation und Lobbyarbeit sind gefragt,wirklich!

Und dann verstehe ich eines gar nicht: Wieso heißtder eine Sympathieträger FRUNDS? Sie/Ihr sind/seidSchuld, dass das jetzt in meinem Schädel rattert:FRUNDS = Mischung aus FUNDS und FRIENDS, ausFUNDS und GRUNDSATZ, aus ... Kurzum: Franz & Resi,

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K E S S E L B U N T E S

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A N Z E I G EA N Z E I G E

das versteht man doch wenigstens, das ist doch was Reel-les! Na gut, ich dachte ja auch früher, das FUN-DRAI-SING eine Art Sport ist, der auf stillgelegten DB-Streckenveranstaltet wird ... ;-)

Mit freundlichen GrüßenDr. Martin DodenhoeftAbteilungsleiter Kommunikation und MarketingVolksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.

_________________

Hallo liebe Redaktion,

das Heft wurde gerade gebracht. Find ich super! Ge-fällt mir sehr. Haben Sie toll gemacht. Deutlich unabhän-gig (hoffentlich bleibt es so). Je mehr Unabhängigkeit dasHeft repräsentiert, desto ehrlicher werden die Anzeigenwahrgenommen! Das finde ich sehr wichtig.

Viele GrüßeChristian StehliGeschäftsführerstehli software dataworks GmbH

Liebe Redaktion der Fundstücke,

war das jetzt die verspätete Januarausgabe oder einvorgezogener Aprilscherz? Soll das Ernst sein? Von einergut gestalteten, präsentablen Halbjahresschrift (mit vielenpseudowissenschaftlich aufgemachten immerhin informa-tiven Erfahrungsberichten und einigen Miszellen an Wis-senswertem) zu einem locker zusammengestrickten dün-nen Heftchen, bei dem sich der geneigte Leser fragt, zuwas er eigentlich geladen ist? Soll das ein Aushänge-schild des Deutschen Fundraising Verbandes sein? Willer mit dieser Vierteljahresschrift Mitglieder gewinnen?Das ist unterste Kante, einfach unterirdisch. Und was istmit den Scherzkeksen Frunds und Raisi gemeint? Die Er-klärungsversuche am Ende des Heftes zeigen nur, dasssie an den Haaren herbeigezogen wurden. Mit diesen„Partnern“ wird sich der DFRV schwerlich als Lobbyist fürFundraising etablieren können.

Ich bin mir aber sicher, es wird besser.

Mit freundlichen GrüßenPeter ZechelÖffentlichkeitsarbeit – Texte – Fundraising

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K E S S E L B U N T E S

Was kritzelst Du denn da auf Deine Stimmkarten?fragt Frunds und setzt sich mit seiner Tasse Kaffeeneben Raisi. Bullshit-Bingo für die MV des DFRV,sagt Raisi, aber mir fehlen noch Begriffe. Redewen-dungen gehen auch. Hm, überlegt Frunds, und rührt

sich Zucker ein, „Berufsverband“? Hab ich. „Haus-halt“? Auch. Wie wäre „die Zahlen machen mir

Angst“? Auja, und: „was für ein Verband sind wir eigent-lich?“ Sauber, so Frunds und überlegt weiter. „Ich bin erst seit Kurzemin diesem Verband, aber...“ Yes, so Raisi, und passend dazu: „Ich habediesen Verband mitgegründet, daher...“. „Vollzeitgeschäftsführung,Dienstleister und Strukturreform“ legt Frunds nach. „Was ist damit?“fragt Alf, der sich just mit ein paar Weintrauben neben Frunds setzt.„Soll das schon wieder diskutiert werden? Dann beantrage ich Verta-gung – wir wollen doch alle pünktlich nach Hause.“

Auch das

noch

I M P R E S S U M

FUNDStücke – Das Magazindes Deutschen FundraisingVerbandes erscheint viermaljährlich in den Monaten Ja-nuar, April, Juli und Oktober.

Sie können die Zeitschriftüber den Herausgeber für28 Euro pro Jahr inkl. Portound Versand im Abonnementbeziehen. Der Einzelpreisdes Heftes liegt bei 7 Euroinkl. Porto. Für Mitglieder desDeutschen Fundraising Ver-bandes ist das Abonnementim Mitgliedsbeitrag enthalten.

Vertriebskennzeichen18341

Herausgeber: Deutscher Fundraising Verband e.V. Chausseestraße 510115 BerlinTel.: 030 -308 831 800 Fax: 030 -308 831 805E-Mail: [email protected]

Redaktion: Joachim SinaKatja DeckertFriederike HofmannVeronika Steinrücke

Redaktionsbüro: Sina Kommunikation Gertrudenstraße 9„Unser Büro“50667 KölnTel.: 0221-1690 6622Fax: 0221-1690 6621E-Mail: fundstuecke-magazin@fundraisingverband.dewww.sina-kommunikation.de

Gestaltung: Thomas Schorr, www.thomas-schorr.de

Vertrieb und Anzeigenverwaltung: Christian KöhnDeutscher Fundraising Verband e.V. Anschrift s.o.Anzeigenschluss jeweils 4 Wochen vor demMonat des Erscheinens

Druck: Druckerei Vahsen & Malchus oHG

Bildnachweis: Titel: Fotolia/tagesschau.de, S. 5, 6,10, 20, 22 links, 32: iStockphoto; S. 8: Welthunger-hilfe S. 12: Liberalverlag; S. 17: FundraisingbüroBistum Hildesheim; S. 19: Patrick Wittmann; S. 21, 34 (Illustrationen): Berno Hellmann; S. 23DFRV; S. 24: Unicef; S. 28: AH, S. 29: Heiser; S. 30: Müllerleile

Wir freuen uns über Ihre Beiträge, Anregungen, Kritik und Leserbriefe an [email protected]

A N Z E I G E

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A N Z E I G E

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R E L A T I O N S H I P F U N D R A I S I N G

Verzweifeln Sie nicht.Kommen Sie zu uns.

A N Z E I G E