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Herausgeber der Feuerwehrchronik Bernd Klaedtke & Michael Thissen 11. Jahrgang 30. November 2015 Ausgabe 6 13. Jahrgang 31. Januar 2017 Ausgabe 1

fw-chronik.de filedünken.[1]Aufgrund der Defizite bei den Feuer-wehren, die sich bei durchgeführten Luftschutz-übungen sowie bei realen Einsätzen zeigten, musste man sich Gedanken

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Herausgeber der Feuerwehrchronik

Bernd Klaedtke & Michael Thissen

LLG Niederlahnstein

Die Wasserförderbereitschaft

11. Jahrgang

30. November 2015

Ausgabe 6

13. Jahrgang

31. Januar 2017

Ausgabe 1

FeuerwehrchronikFeuerwehrchronik

Das leichte Löschgruppenfahrzeug (LLG) der

Freiwilligen Feuerwehr Niederlahnstein

von Stefan SPECHT

Januar 2017 FEuErwEHrCHrONIK

Nach der „Machtübernahme“ der NSDAP 1933präsentierten sich die Feuerwehren in einemsehr ungeordneten Zustand. Art, Umfang undQualität der Ausrüstung unterschieden sichstark voneinander, denn in Ermangelung ver-bindlicher Reglungen beschafften die Gemein-den den Bedarf der Feuerwehren nach Gut-dünken.[1] Aufgrund der Defizite bei den Feuer-wehren, die sich bei durchgeführten Luftschutz-übungen sowie bei realen Einsätzen zeigten,musste man sich Gedanken darüber machen,wie die Feuerwehren als tragfähige Säule im zi-vilen Luftschutz aufgebaut werden konnten.Wie dringend eine Vereinheitlichung des Feu-erlöschwesens eigentlich schon zu normalen(Friedens)zeiten war, zeigten mehrere Bei-spiele. Den Anfang machte der Großbrand indem Dorf Öschelbronn am 10. September1933. An diesem Tag brannte das fast einhun-dert Gehöfte umfassende Dorf nahezu restlosab, weil es bei den eingesetzten Feuerwehrenkeine einheitliche Ausrüstung und Ausbildunggab.[2] Ein weiteres Beispiel ereignete sich inBerlin. Die Berliner Feuerwehr bereitete sich imJahre 1936 auf die Olympischen Spiele vor. AmVorabend der Eröffnungsfeier, am 30.07.1936,geriet das Kulissenhaus des Staatstheaters inBerlin-Mitte in Brand. Die Berliner Feuerwehrwar bei dem Einsatz in der 18. Alarmstufe undkonnte nach einer ca. dreistündigen Brandbe-kämpfung den Brand auf seinen Herd be-schränken. Ausgebrannt waren im Ostteil die imI. und II. Stockwerk gelegenen Räume mit auf-gestapelten Kulissen. Das gesamte III. Stock-werk, das Gardinenhaus und der Westflügelblieben unversehrt. Dieses Brandereignis zogScharen - auch ausländischer - Besucher an.Darunter waren auch „Prominente" aus Parteiund Staat, denen das zum Teil veraltete Gerätder Berliner Feuerwehr, wie Elektrofahrzeugeund Dampfspritzen missfiel.[3]

Um aber auf einen Luftkrieg effektiv vorbereitetzu sein, waren drei Dinge notwendig:

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- gleiche reichsweite Ausrüstung, Fahrzeugeetc.- gleiche reichsweite Ausbildung- gleiche reichsweite Organisation und Taktikder Brandbekämpfungskräfte [4]

Das LLG auf einer Einsatzfahrt

1936 kommt es zu einer Normung und Verein-heitlichung der Feuerwehrgeräte und Fahr-zeuge. Die Normung an sich hatte keinennationalsozialistischen Hintergrund. Die Feuer-wehren in Deutschland bemühten sich bereitsseit 1911 um eine Vereinheitlichung von auto-mobilen Feuerwehrgeräten. Sie gründeten1920 den „Fachausschuss für die Normung derFeuerwehrgeräte" (FEN), der im Rahmen derDIN Feuerwehrnormen erarbeitete und heraus-gab. Das Schwergewicht der Normungsarbeitlag damals aber zunächst auf dem Gebiet derLöschwasserversorgung, d. h. auf der Verein-heitlichung von Kupplungen und Schlauchgrö-ßen. Spätestens der oben schon erwähnte,verheerende Großbrand in dem badischen DorfÖschelbronn bei Pforzheim zeigte die Bedeu-tung solcher Grundnormen auf.

Die damals zahlreich herbeigeeilten Feuerweh-ren aus Baden und Württemberg (damals zweiselbstständige Länder) waren wegen den un-terschiedlichen Kupplungs- u. Schlauchgrößennicht in der Lage gewesen gemeinsam Lösch-wasser über lange Strecken, in diesem Fall biszu 4.000 Metern (!), zu fördern.[5]

Januar 2017 FEuErwEHrCHrONIK

Ein weiterer Schritt war die Vereinheitlichungder Feuerwehrtaktik. Dies war eine der wich-tigsten Voraussetzungen um auch eine Verein-heitlichung der Technik zu ermöglichen. Sobedingte die Stärke einer Löschgruppe auch dieGröße des Mannschaftstransportraumes desLöschgruppenfahrzeuges. Die Löschgruppegeht auf den damaligen Leiter der Provinzial-feuerwehrschule Celle, Walter Schnell, zurückder den sogenannten „dreigeteilten Löschan-griff" lehrte.

walter Schnell war uhrmachermeister und wehrführer

der Freiwilligen Feuerwehr Celle (1925), Leiter der Pro-

vinzialfeuerwehrschule Celle (1931), Provinzialfeuer-

wehrführer der Provinz Hannover (1934), der Vorsit-

zende des Amtes für freiwillige Feuerwehren im Preu-

ßischen Feuerwehrbeirat (1937) sowie Leiter des

Amtes für die freiwilligen Feuerwehren im reichsge-

biet (1938).

Die Thesen des „dreigeteilten Löschangriffes"fanden sich dann auch in der Ausbildungsvor-schrift von 1938 wieder. Ein wesentliches Merk-mal des im Jahre 1934 erschienen Lehrbucheswar, dass die Mannschaft in so genannte (drei)Trupps unterteilt wurde. Diese Dreiteilung desLöschangriffs hat die Ausbildung in der Feuer-wehr, den Einsatzablauf (Löschangriff) und dieFührungsorganisation, nicht zuletzt durch dieRaumordnung, wesentlich bestimmt.

Der Bereich zwischen wasserentnahmestelle und

dem Brandobjekt wurde in Arbeitsbereiche aufgeteilt.

Aus diesem Lehrbuch wurde die Polizei-Dienst-vorschrift (PDV) 23, „Ausbildungsvorschrift fürden Feuerwehrdienst", 1. Teil: Der Löschangriff,Abs. 3 = Die Gruppe, formuliert. Damit wurdeals kleinste einsetzbare Einheit die Lösch-gruppe mit einem Führer und acht Mann fest-gelegt. In dieser Gruppe waren je zwei Mannnach ihrer Funktion in unterschiedlichen Teilein-heiten (Angriffs-, Wasser- und Schlauchtrupp).Diese Trupps wurden von einem Maschinisten,der gleichzeitig Fahrer war, und einem Melderunterstützt. Nach Sicherstellen der Wasserver-sorgung (Herrichten der Wasserentnahme-stelle, Auslegen der Schlauchleitung) solltendann alle drei Teileinheiten als Angriffstrupp

tätig werden. Mit der geeigneten Ausrüstungsollte bzw. war die Löschgruppe in der Lage,einen Brand in einem mittelgroßen Haus zu lö-schen.[6] Mit dieser Dienstvorschrift wurde dieTaktik festgeschrieben, für die die genormtenLöschfahrzeuge gebaut wurden / werden soll-ten.

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unrestauriertes LLG

Der dritte wichtige Punkt auf dem Wege derreichseinheitlichen Normung im Feuerwehr-kraftfahrzeugwesen war die Finanzierung derFahrzeuge. Diese Frage wurde mit dem Luft-schutzgesetz von 1935 geregelt. Im §1, Abs. 3befasste sich das Gesetz mit den Kosten. Hierging der Gesetzgeber davon aus, dass die Kos-ten, die in den normalen Etats keinen Ausgleichfanden, vom Reich getragen werden (z. B. dieFinanzierung von Fahrzeugen).[7]

Die Inlandsaufträge für Feuerwehrfahrzeuge ließen,

trotz erheblichen Nachholbedarfs, wegen den chro-

nisch knappen Kassen der Gemeinden (wirtschafts-

krise 1929, Hyperinflation 1923) zu wünschen übrig.

Im Jahr 1938 wurden höchstens 550 Feuerwehrfahr-

zeuge zugelassen. Der Bestand an „Kraftwagen für

Feuerlöschzwecke“ am Stichtag 1. Juli 1939 betrug

5659 Einheiten (im ganzen reich [von Aachen im wes-

ten bis Tilsit im Osten, Flensburg im Norden bis Gar-

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misch-Partenkirchen im Süden]), die ca. 1.500 Lösch-

fahrzeuge des reichsluftfahrtministeriums und eine

unbekannte (geringe) Anzahl bei Heer und Marine

nicht mitgerechnet.[8]

Durch die aufgezeigten Mängel ergriff das, fürden Luftschutz verantwortliche, RLM die Initia-tive zur Verbesserungen sowie Standardisie-rung und erließ auf Grundlage desLuftschutzgesetzes die notwendigen Verord-nungen. Ziel war es: - durch eine Begrenzung der Typenvielfalt Aus-fälle von Fahrzeugen und Geräten einfacher zubeheben

- durch Großserienfertigung die Preise und denRohstoffverbrauch zu senken

- die brandschutztechnische Ausbildung zu ver-einheitlichen

- den Einsatz von Feuerwehren in Verbändenzu ermöglichen[9]

Der Einsatz von Verbänden war unter Gesichtspunk-

ten des Luftschutzes wichtig. Der Gedanke an einen

leistungsfähigen Luftschutzes hing unter anderem mit

den Theorien des italienischen Generals Guilio Dou-

het zusammen, der in einem künftigen (der nächste

nach dem 1. weltkrieg, Anm. des Verfassers) Krieg,

den strategischen Luftkrieg als sicheres Allheilmittel

ansah, um den Gegner rasch zu besiegen, da er im

Flugzeug die einzige effektive waffe sah, die nicht zur

unbeweglichkeit verdammt war.[10] Man musste rea-

listisch davon ausgehen, dass - besonders bei einem

massiven Luftangriff - feindliche Flugzeuge, trotz

einer funktionierenden (deutschen) Luftwaffe, ihr Ziel

erreichen würden.

Die Fahrzeugproduktion - nicht nur für die Feu-erwehr - stand spätestens seit Ende 1938 unterden Vorzeichen eines nahenden Krieges. Am15.11.1938 ernannte der Beauftragte für dieDurchführung des Vierjahresplans den Oberstvon Schell zum „Generalbevollmächtigten fürdas Kraftfahrzeugwesen". Dieser verfügte am02.03.1939 eine Typenreduzierung bei denNutzfahrzeugen (sog. Schell-Plan), um eineRationalisierung in dieser kriegswichtigenSparte zu erreichen.[11]

Durch das allgemeine wirtschaftswachstum nach der

überwundenen weltwirtschaftskrise entstand in den

1930er Jahren eine rege Nachfrage nach Fahrzeugen

aller Art. Die lebhafte Konkurrenz zwischen veschie-

denen Herstellern führte zwangsläufig zu umfangrei-

chen Angebotspaletten mit häufig wechselnden Fahr-

zeugmodellen. Die reichsregierung erkannte frühzei-

tig, dass sich diese Typenvielfalt in einem zukünftigen

Krieg negativ auf die Gesamtproduktion auswirken

würde. Der Schell-Plan sah unter anderem die reduk-

tion der 114 LKw - Modelle auf 19 und der 52 PKw -

Modelle auf 30 vor. Bei den LKw waren insgesamt vier

Grundtypen vorgesehen: 1,5 t, 3 t, 4,5 t und 6,5 t. Je

Hersteller sollten maximal zwei Typen aus dieser Ty-

penreihe zugestanden werden. Folgende Hersteller

wurden in den einzelnen Klassen in die Kriegsproduk-

tion übernommen:

LKw 1,5 t

Opel, Phänomen, Steyr

LKw 3 t

Opel, Ford, Borgward, Daimler-Benz, Magirus, MAN

LKw 4,5 t

Daimler-Benz, Büssing-NAG, MAN (Einheitstyp), Sau-

rer (Einheitstyp), Henschel (Einheitstyp), Magirus (Ein-

heitstyp)

LKw 6,5 t

Daimler – Benz, MAN, Krupp, Vomag

Die Vorgaben des Schell – Plans wurden aber nur

noch teilweise in die realität umgesetzt.[12]

Am 16.02.1940 folgte der Runderlass „Typen-

begrenzung im Feuerlöschfahrzeugbau" desReichsministers des Innern im Einvernehmenmit dem Generalbevollmächtigten für das Kraft-fahrwesen.[13] Dies hatte zur Folge, dass alleeinschlägigen Hersteller, die sich schon 1933 inder „Arbeitsgemeinschaft der deutschen Feuer-

wehrgeräteindustrie" zusammengeschlossenhatten, nur noch die vom Reichsinnenministerzugelassenen Fahrzeuge bauen durften.

wie oben schon erwähnt gingen die ersten Bestrebun-

gen zur einheitlichen Ausrüstung und Beschaffung

von Feuerwehrfahrzeugen vom, für den Luftschutz

verantwortlichen, reichsluftfahrtministerium aus. Ab

1937 wurden in mehreren Losen sogenannte Kraft-

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zugspritzen (KzS) 8 (im Volksmund Katze genannt) be-

schafft.[14] Dabei handelte es sich um ein Fahrzeug mit

halbgeschlossenem Aufbau, Einstieg in das mit In-

nenlängsbänken für eine Löschgruppe ausgestattete

Zugfahrzeug vom Heck. unterbringung der Geräte in

Fächern am unteren Aufbau. Leitern in Halterungen an

den äußeren rückenlehnen der Längsbänke, Zugvor-

richtung für einen Einachsanhänger. Fahrgestell mit

einer Tragkraft von 1,5 t, Pumpe als Feuerlöschkrei-

selpumpe mit 800 l/min Förderstrom bei 8 bar auf Ein-

achsanhänger mit Schläuchen und anderem Zubehör.

Antrieb durch einen 36 PS Otto-Motor. Besatzung: 9

Mann.[15] Zunächst waren dies Opel Blitz, zuerst noch

vollständig offen. Als 1939 nur noch Fahrgestellen der

Größenordnung 1,5 t beschafft wurden, hatten diese

ein Segeltuchverdeck über dem Fahrerraum. Als 1939

zusätzlich auch Fahrgestelle des Mercedes-Benz L

1500 genommen wurden gab es vollständig geschlos-

sene Fahrerräume. Damit kann die KzS 8 als Vorläufer

des LLG angesehen werden.[16]

erwehren nach einem kleinen Löschgruppen-fahrzeug mit geschlossenem Aufbau für Besat-zung und Ausrüstung, so entstand der Typ„Leichtes Löschgruppenfahrzeug“ (LLG). Damitwar ein wendiges, schnelles und vielseitigesLöschgruppenfahrzeug, nicht nur in der Fahr-gestell-Abstimmung, sondern auch in Aufbau-einteilung, geschaffen worden. Allerdings konn-te auch bei diesem Typ aus Gewichtsgründenbei dem ausschließlich verwendeten 1,5 t -Fahrgestell keine Tragkraftspritze im Aufbaumitgeführt werden.[17] Ein vorläufiger Abschlussder Normierungsarbeiten waren die ab 1940herausgegebenen „Anordnungen über den Bauvon Feuerwehrfahrzeugen“, die für jeden ein-zelnen Fahrzeugtyp genaue Bau- und Ausrüs-tungsbestimmungen enthielten. Von 1940 bis1943 wurden in zehn Heften bzw. Entwürfendrei Löschgruppenfahrzeuge, zwei Tanklösch-fahrzeuge, zwei Schlauchwagen und drei Dreh-leitern getypt.[18] Im Dezember 1940 erschienHeft 1, Leichtes Löschgruppenfahrzeug - LLG.[19] Die Vorgabe zum Bau des LLG war, dass einleichtes Fahrzeug mit begrenzter Tragfähigkeitbenötigt wurde, welches eine Löschgruppesamt Ausrüstung zu einem Einsatzort bringensollte. Das LLG sollte im Rahmen der Typisie-rung ein 1,5 t - Fahrgestell und ein Gesamtge-wicht, inklusive Löschgruppe, von 3.650 kghaben. Vorgesehen war ein Motor mit 65 PS.Man griff auf das 1,5 t Fahrgestell L 1500 F vonMercedes-Benz zurück, dass als einziges Fahr-gestell dieser Größenordnung zum Bau vonFeuerwehrfahrzeugen zu Beginn des Kriegesfreigegeben war. Dieses Fahrgestell stand abMitte 1941 zur Verfügung. Der auffälligste Un-terschied zu den bisherigen 1,5 t - Fahrgestel-len war der verminderte Radstand von 3500mm auf 3000 mm und die größere Bodenfrei-heit. Der bisherige 45 PS - Vergasermotor (bis1943 L 1500 - Fahrgestell) wies besonders beibergigen Einsatzstrecken gewisse Schwächenauf, was mit dem Fahrgestell L 1500 S (Produk-tion Herbst 1941 - 1944) und einem 60 PS -Vergasermotor (2,6 Liter, 6 Zylinder) gelöstwurde. Der Kraftstoffverbrauch sollte sich auf16 Liter je 100 km beschränken.[20] Das LLGmusste mit Einachsanhänger (900 kg) in voll-beladenen Zustand auf ebener Strecke im vier-ten Gang 65 km/h erreichen, die Steigfähigkeit

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Schnittbild

Der Chef der Ordnungspolizei (in Personal-union auch Chef aller Feuerwehren in Deutsch-land) übernahm die vom Reichsluftfahrtminis-terium entwickelte KzS 8 nicht in sein Beschaf-fungsprogramm. Er folgte vielmehr einemWunsch aus den Kreisen der freiwilligen Feu-

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musste im ersten Gang etwa 17% betragen.[21]

Die Geschwindigkeit war ausreichend, die Marschge-

schwindigkeit innerhalb einer Feuerwehr-Bereitschaft

betrug ca. 40 - 50 km/h.[22] Das Niederlahnsteiner LLG

lief zwar max. 110 km/h, „schluckte“ dafür aber 25

Liter Treibstoff auf 100 km. Als Besonderheit kam

hinzu das es über einen sand- und staubfesten soge-

nannten „wüstenmotor" verfügte, weil dieses Fahrge-

stell eigentlich für das Deutsche Afrikakops vorge-

sehen war.[23]

Die Aufbauten kamen von der Daimler-Benz AG(Gaggenau in Baden), G. A. Fischer (Görlitz),E. C. Flader (Jöhstadt in Sachsen), Klöckner-Humboldt-Deutz AG Werk Ulm (Ulm a. d.Donau), Hermann Koebe (Luckenwalde beiBerlin), Meyer-Hagen GmbH (Hagen i. Westfa-len), Ostpreußische Herstellungs- und Ein-kaufsgenossenschaft eGmbH (Megethen beiKönigsberg), Konrad Rosenbauer (Linz a. d.Donau).

Nach einem Runderlass vom 16. Februar 1940des RFFSSuChdDtPol

a) Tragbahre Kraftspritzen (TS) gemäßDIN FEN 560 mit einer Nennleistung von 800l/min bei 80 m Förderhöhe. Von jedem Herstel-ler durfte nur ein Typ geliefert werden.

b) Einachsanhänger für die unter a) aufge-führte tragbare Kraftspritze in geschlossenerAusführung. Von jeder Herstellerfirma durfte nurein Typ geliefert werden.

wurden Tragkraftspritze und Tragkraftspritzen-anhänger (TSA) nur von folgenden Herstellerngebaut:

Gebr. Bachert (Bad Friedrichshall-Kochendorf),H. Bräunert (Bitterfeld), Daimler-Benz AG (Gag-genau), Waldemar Dittmann (Weimar), GustavEwald (Küstrin), G. A. Fischer (Görlitz), E. C.Flader (Jöhstadt), Hans Flader (Pleil-Sorgen-thal über Weipert/Sud.), Grether & Cie. (Frei-burg), Rup. Gugg & Söhne (Braunau am Inn),Aug. Hoenig (Köln-Nippes), Höing & PflugGmbH (Köln), Fr. Kernreuther (Wien XVII),Klöckner-Humboldt-Deutz Werk Ulm (Ulm),

Hermann Koebe (Luckenwalde), Paul Ludwig(Bayreuth), Maschinenfabrik AG Balcke (Fran-kenthal i. d. Pfalz), Carl Metz (Karlsruhe),Meyer-Hagen (Hagen i. Westfalen), Julius Mül-ler (Döbeln i. Sachsen), Frz. Oberascher (Salz-burg 4), Carl Ochsner & Söhne (Bieltz OS),Ostpreußische Herstellungs- u. Einkaufsgenos-senschaft eGmbH (Megethen), Robel & Co(München), Konrad Rosenbauer (Linz a. d.Donau), Stoewer-Werke (Stettin) und AlbertZiegler (Giengen an der Brenz)[24] und Breuer.[25]

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TSA

Bemerkenswert ist, dass bereits in der erstenLLG - Variante drei Sauerstoffgeräte (sog. Hee-resatmer) im Beladeplan mit aufgeführt waren.In den seitlichen Geräteräumen befanden sichvier Rückentragegestelle mit je drei C-Druck-schläuchen und auf dem Dach befand sich einegenormte vierteilige Steckleiter.[26] Die Konstruk-tion der Rückentragen war aber noch nicht vollausgereift. Deswegen wurden die C-Schläucheals Rollschläuche in den Fahrzeugen unterge-bracht.[27]

Problematisch war das Fahren mit den TSA.Das manövrieren mit angehängten TSA an ver-kraterten und mit Trümmer übersäten Einsatz-stellen nach Bombenangriffen war zeitraubendund manchmal auch nicht möglich. Dazu häuf-ten sich die Unfälle und Zugstangenbrüche - diebeim Fahren auftretenden Nick- und Stoßbewe-gungen führten bald zur Ermüdung und damitzum Bruch des Materials - an den TSA.[28]

Niederlahnstein war - trotz den Kasernen, denzwei Eisenbahnbrücken über die Lahn, Koblenzim Norden und Oberlahnstein mit dem Güter-bahnhof und dem Rheinhafen im Süden - einLuftschutzort III. Ordnung. Das waren Gemein-

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den, deren Gefährdung durch Bombenangriffeals gering eingestuft wurde.[29] Die Nähe zu Ko-blenz, als Luftschutzort I. Ordnung, wird auchder Grund für die Zuweisung eines LLG gewe-sen sein. Der Kreiswehrführer plante Anfang1941 den Kauf von acht Schweren Löschgrup-penfahrzeugen (SLG) - das SLG war ein Lösch-gruppenfahrzeug auf einem 3 t - Fahrgestell,eine im Heck festeingebauten Feuerlöschkrei-selpumpe mit 1500 l/min Förderstrom bei 8 barund einem Löschwasserbehälter mit 400 LiterWasserinhalt - davon sollte eines Niederlahn-stein bekommen. Obwohl die Ausrüstung derFreiwilligen Feuerwehr Niederlahnstein im Mai1942 aus einer Kraftfahrspritze KS 8 (Baujahr1913) und zwei Handdruckspritzen bestand,lehnte der Bürgermeister mit dem Hinweis ab,dass im Jahr 1938 die Leistung des Pumpwerksvon 23 cbm/h auf 125 cbm/h ertüchtigt wurdeund ein Hochbehälter mit 600 cbm Fassungs-vermögen vorhanden war. Außerdem hätte dieStadt Niederlahnstein die Kosten für das SLGselbst tragen müssen und die FSchP. Koblenzwürde sowieso sofort aushelfen. Ab August1941 plante man in Niederlahnstein die An-schaffung eines LLG.[30]

Die unpraktische, aus dem militärischenSprachgebrauch entlehnte Bezeichnung leich-tes Löschgruppenfahrzeug wurde mit einemRunderlass des RMdLuObdL vom 30. April1943 aufgehoben. An Stelle des Sammelbe-griffs „Feuerwehrfahrzeuge“ ist nunmehr dieBezeichnung „Fahrzeuge des Feuerlöschdiens-tes“ zu verwenden. Es galten für die getyptenFahrzeuge des Feuerlöschdienstes folgendeBezeichnung: Löschgruppenfahrzeug (LF) 8:früher LLG etc.[31] Also bezog sich die 8 imNamen des LF auf die Pumpenförderleistungvon 800 l/min.[32]

und diese „Acht" im Namen ließ den Namen „Alte

Acht" bei den Niederlahnsteiner Feuerwehrkamera-

den/innen entstehen, der sich bis heute gehalten hat.

Das LF 8 war während des Krieges nach Luft-angriffen im überörtlichen Einsatz, unter ande-rem in Frankfurt/Main, Koblenz und Mainz.Während einer dieser Einsatzfahrten geriet dasLF 8 bei Rüdesheim in einen US-amerikani-

schen Tieffliegerangriff. Die Besatzung des LF8 fand in den umliegenden Weinbergen Schutzund dachte das Fahrzeug sei zerstört. Es hattejedoch lediglich auf der Fahrerseite „nur“ einEinschussloch in der Windschutzscheibe.[33]

Im Jahr 1948 nahm der FachnormenausschussFeuerlöschwesen seine Tätigkeit auf. Erst nachfast sechsjähriger Diskussion über die Notwen-digkeit und den Umfang einer Normung vonLöschgruppenfahrzeugen wurden im Mai 1954erste Entwürfe der DIN 14530 (Löschgruppen-fahrzeuge - Allgemeine Vorschriften) und 14531(Löschfahrzeuge mit Gruppenbesatzung) ver-öffentlicht. Eineinhalb Jahre später, im Septem-ber 1955, folgte die DIN 14530 „Löschfahr-zeuge“. In den ergänzenden Baurichtlinien wur-den Vorschriften über die Geräteausstattungund die Aufgabenstellung des jeweiligen Fahr-zeugtyps gemacht. Im Heft 1 der Baurichtlinienwurde das LF 8 - TSA beschrieben. Hierbeihandelt es sich um ein Löschgruppenfahrzeugmit Seitenbeladung und einer fest eingebautenFeuerlöschkreiselpumpe (mit einer Förderleis-tung von 800 l/min). Die Tragkraftspritze wurdein einem Anhänger mitgeführt.[34] Obwohl dasNiederlahnsteiner LF 8 keine festeingebauteFeuerlöschkreiselpumpe hatte, wurde es als LF8 - TSA eingestuft.

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restaurierung des LLG

Das LF 8 war 37 Jahre in Niederlahnstein imEinsatz, davon die letzten fünf Jahre ohne TSA.Nach Ersatz durch ein TSF wurde es 1979 aus-gemustert. 1980 ging es als Leihgabe an dasDeutsche Feuerwehr-Museum nach Fulda. Alsdas Museum im Jahre 1990 ein Fahrzeug dergleichen Baureihe käuflich erwerben konnte,gab es die Leihgabe an die Stadt Lahnstein zu-rück. Auf unbürokratischem Wege erteilte die

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Stadtverwaltung den Angehörigen der WacheNord (frühere Freiwillige Feuerwehr Niederlahn-stein) die Erlaubnis, „die Alte Acht“ zu restaurie-ren, um sie der Nachwelt zu erhalten. DerGerätewart M. Sturmes und der damaligeWachleiter F. Maxeiner fuhren damals alle Old-timer Märkte ab, um Original Ersatzteile für dasFahrzeug zu erstehen. Die neuen Reifen muss-ten damals in den USA beschafft werden. In1300 Stunden Renovierungsarbeit wurden da-mals alle Teile neu verchromt. Interessanter-weise stieß man bei den Vorbereitungen für dieLackierarbeiten auf eine graue (Original) Farbe,die eigentlich auf ein Fahrzeug der Luftwaffe(RLM) schließen lässt.[35] Der TSA wurde da-mals an die Freiwillige Feuerwehr Lautert (VGNastätten) abgegeben, als diese ein neueresModell in Dienst stellten, konnte der TSA zu-rückgekauft werden und steht seitdem leiderunrestauriert in der alten Markthalle (B 42), derTSA in der Schauhalle am Marktplatz ist zwaraus der Zeit aber, wie gesagt, nicht das Origi-nal. Über die Tragkraftspritze (sogenannte Ein-heitsspritze [Fabrikat Breuer]) ist nichts genau-es bekannt, vermutlich stand diese im Keller derdamaligen Feuerwache am Marktplatz und istbei dem Hochwasser von 1970 beschädigt undanschließend verschrottet worden.[36] Jetzt stehtdas LLG in einer eigens errichteten Ausstel-lungshalle am Marktplatz, den letzten „Einsatz“gab es bei der Sternfahrt zum 50-jährigen Be-stehen des Landesfeuerwehrverbandes Rhein-land-Pfalz 2012 in Mainz.

[2] PhFA L : Vorläufiger Recherchebericht über die

Organisation der Feuerwehr im 3. Reich in der Pro-

vinz Nassau-Hessen, Reg.-Bez. Wiesbaden / Kreis

St. Goarshausen (Stand 05.03.2016) anlässlich der

Vorbereitungen für eine Chronik zum 150-jährigen

Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Lahnstein

2022 von Stefan Specht, S. 7

[3] PhFA L : Die Berliner Feuerwehr von den Anfän-

gen bis zur Gegenwart von Günter Strumpf; 13 Ber-

liner Feuerwehr unter nationalsozialistischer Dik-

tatur, S. 113-114

[4] PhFA L: Vorläufiger Recherchebericht über die

Organisation der Feuerwehr im 3. Reich in der Pro-

vinz Nassau-Hessen, Reg.-Bez. Wiesbaden / Kreis

St. Goarshausen (Stand 05.03.2016 ) anlässlich der

Vorbereitungen für eine Chronik zum 150-jährigen

Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Lahnstein

2022 von Stefan Specht, S. 7

[5] PhFA L: Geschichte des deutschen Feuerwehr-

fahrzeugbaus - Wie die Feuerwehren mobil wurden,

Band 2 Von 1940 bis heute von Manfred Gihl; Kapi-

tel 1 Feuerwehrfahrzeuge im Zeichen des Krieges -

Stand der Normung 1939, S. 1-2

[6] PhFA L: Vorläufiger Recherchebericht über die

Organisation der Feuerwehr im 3. Reich in der Pro-

vinz Nassau-Hessen, Reg.-Bez. Wiesbaden / Kreis

St. Goarshausen (Stand 05.03.2016 ) anlässlich der

Vorbereitungen für eine Chronik zum 150-jährigen

Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Lahnstein

2022 von Stefan Specht, S. 11/12

[7] PhFA L: Vorläufiger Recherchebericht über die

Organisation der Feuerwehr im 3. Reich in der Pro-

vinz Nassau-Hessen, Reg.-Bez. Wiesbaden / Kreis

St. Goarshausen (Stand 05.03.2016 ) anlässlich der

Vorbereitungen für eine Chronik zum 150-jährigen

Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Lahnstein

2022 von Stefan Specht, S. 13

[8] PhFA L: Geschichte des deutschen Feuerwehr-

fahrzeugbaus - wie die Feuerwehren mobil wurden,

Band 2 Von 1940 bis heute von Manfred Gihl; Kapi-

tel 1 Feuerwehrfahrzeuge im Zeichen des Krieges -

Stand der Normung 1939, S. 1-2

[9] PhFA L: Feuer und Flamme – die Geschichte des

Brandschutzes in Köln von Stephan Neuhoff; NS -

Herrschaft - Löschfahrzeuge der Luftwaffe, S. 156

[10] PhFA L: Vorläufiger Recherchebericht über die

Organisation der Feuerwehr im 3. Reich in der Pro-

vinz Nassau-Hessen, Reg.-Bez. Wiesbaden / Kreis

St. Goarshausen (Stand 05.03.2016 ) anlässlich der

Vorbereitungen für eine Chronik zum 150-jährigen

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restauriertes LLG

Quellenangabe

[1] PhFA L : BREKINA Autoheft Gesamtprogramm

87/88; Feuerwehrfahrzeuge der Kriegszeit von Wer-

ner Hartung, S. 40 ff

Januar 2017 FEuErwEHrCHrONIK

Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Lahnstein

2022 von Stefan Specht, S. 2

[11] PhFA L: Fahrzeuge der Feuerwehr und des Ret-

tungsdienstes seit 1900 von Manfred Gihl und Wer-

ner Oswald; Feuerwehrfahrzeuge im Kriege: Wenige

Typen in großen Stückzahlen, S. 71-72

[12] http://www.kfzderwehrmacht.de/Hauptseite_

deutsch/Verschiedenes/Schell-Plan, Zugriff am

23.06.2016

[13] PhFA L: Fahrzeuge der Feuerwehr und des Ret-

tungsdienstes seit 1900 von Manfred Gihl und Wer-

ner Oswald; Feuerwehrfahrzeuge im Kriege: Wenige

Typen in großen Stückzahlen, S. 71-72

[14] PhFA L: BREKINA - Autoheft Gesamtprogramm

87/88; Feuerwehrfahrzeuge der Kriegszeit von Wer-

ner Hartung, S. 40 ff

[15] PhFA L: Die Berliner Feuerwehr von den Anfän-

gen bis zur Gegenwart von Günter Strumpf; 14. Die

Schrecken des Zweiten Weltkrieges; S. 14

[16] PhFA L: 112 Magazin der Feuerwehr Die aktu-

elle, unabhängige Zeitschrift für den gesamten

Brandschutzbereich vom April 1983; Als das LF 8

noch LLG hieß von Dirk Lachmuth, S. 176-177

[17] PhFA L: Geschichte des deutschen Feuerwehr-

fahrzeugbaus - wie die Feuerwehren mobil wurden

Bd. 2 Von 1940 bis heute von Manfred Gihl; Das

Leichte Löschgruppenfahrzeug ( LLG), S. 17-18

[18] PhFA L: BREKINA – Autoheft Gesamtprogramm

87/88; Feuerwehrfahrzeuge der Kriegszeit von Wer-

ner Hartung, S. 40 ff

[19] PhFA L: Feuerwehrchronik Ausgabe 3 vom 31.

Mai 2016; Das Kraftfahrwesen des Feuerlöschdiens-

tes im Deutschen Reich 1933 - 1945 von Erwin Ro-

dehau, S. 56 ff

[20] PhFA L: Feuerwehrfahrzeuge im Einsatz 1939 -

1945 , Feuersturm und Wassergasse von Michael

Feodrowitz; Das „Leichte Löschgruppenfahrzeug

LLG“, S. 24

[21] PhFA L: Feuerwehrtechnik - Damals Fahrzeuge

Erfindungen · Systeme · Raritäten, Die Story einer

großen Marke. Das unvergessene Werk von Koebe

- Luckenwalde bis 1945; Die Löschgruppenfahr-

zeuge nach den Vorschriften ab 1940, S. 252

[22] PhFA L: Luftangriffe auf Leipzig und die Hand-

lungen der Löschkräfte von Reinhard Steffler; 10.3.

Die Löschhilfe für Nürnberg, S. 137

[23] Erinnerungen von Hauptbrandmeister a. D.

Friedhelm Maxeiner (2016), 1961 Eintritt in die

Werksfeuerwehr Drahtwerke C.S. Schmidt, 1965

Eintritt in die Freiwillige Feuerwehr Niederlahnstein,

Wachleiter Feuerwache Nord und stellv. Wehrleiter

der Freiwilligen Feuerwehr Lahnstein von 1987 -

2008

[24] PhFA L: Feuerwehrchronik Ausgabe 3 vom 31.

Mai 2016; Das Kraftfahrwesen des Feuerlöschdiens-

tes im Deutschen Reich 1933 - 1945 von Erwin Ro-

dehau, S. 56 ff

[25] FFL A: Carnet de Véhicule Automobile et Moto

- Pompe (Fahrtenbuch und Betriebsübersicht der

Kraftfahrzeuge und Motorspritzen) der Delegation

Superieure de Rhenanie Hessen-Nassau, Mission

de Contrôle S.P.A.

[26] PhFA L: Jahrbuch 1998 Feuerwehrfahrzeuge;

Das LF 8 - Der Mini unter den Löschgruppenfahr-

zeuge von Jochen Thorns, S. 25 ff

[27] PhFA L: Feuerschutztechnik Zeitschrift des

Reichsverein Deutscher Feuerwehr-Ingenieure Nr.

1 / Januar 1943; Typung und Fertigung von Feuer-

wehrfahrzeugen im Kriege von Oberstleutnant d.

FSchP. Dr. W. Kalaß (Hauptamt Ordnungspolizei),

S. 1-2

[28] PhFA L: Feuerschutztechnik Zeitschrift des

Reichsverein Deutscher Feuerwehr-Ingenieure Nr.

1 / Januar 1943; Typung und Fertigung von Feuer-

wehrfahrzeugen im Kriege von Oberstleutnant d.

FSchP. Dr. W. Kalaß (Hauptamt Ordnungspolizei),

S. 2-3

[29] PhFA L: Vorläufiger Recherchebericht über die

Organisation der Feuerwehr im 3. Reich in der Pro-

vinz Nassau-Hessen, Reg.-Bez. Wiesbaden / Kreis

St. Goarshausen (Stand 05.03.2016) anlässlich der

Vorbereitungen für eine Chronik zum 150-jährigen

Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Lahnstein

2022 von Stefan Specht, S. 14

[30] StAL : Bestand Oberlahnstein Abt. 36 Nr. 1176

[31] PhFA L: Feuerwehrchronik Ausgabe 3 vom 31.

Mai 2016; Das Kraftfahrwesen des Feuerlöschdiens-

tes im Deutschen Reich 1933 - 1945 von Erwin Ro-

dehau, S. 56 ff

[32] PhFA L: Jahrbuch 1998 Feuerwehrfahrzeuge;

Das LF 8 - der Mini unter den Löschgruppenfahrzeu-

gen von Jochen Thorns, S. 25 ff

[33] PhFA L: Der Feuermelder Rundbrief der Motiv -

Arbeitsgemeinschaft „Feuerwehr“ e.V. Nr. 116 von

August 2005; Das Leichte Löschgruppenfahrzeug

von Stefan Specht, S. 42 ff

[34] PhFA L: Jahrbuch 1998 Feuerwehrfahrzeuge;

Das LF 8 - der Mini unter den Löschgruppenfahrzeu-

gen von Jochen Thorns, S. 25 ff

[35] FFL A: Artikel in der Rhein-Lahn-Zeitung Nr. 212

9

Januar 2017 FEuErwEHrCHrONIK

vom 12. September 1995

[36] Erinnerungen von Hauptbrandmeister a.D.

Friedhelm Maxeiner (2016), 1961 Eintritt in die

Werksfeuerwehr Drahtwerke C.S. Schmidt, 1965

Eintritt in die Freiwillige Feuerwehr Niederlahnstein,

Wachleiter Feuerwache Nord und stellv. Wehrleiter

der Freiwilligen Feuerwehr Lahnstein von 1987 -

2008

10

Die Wasserförderbereitschaft

von Lutz RIECK

Am Anfang stand die Frage „Wo waren Turbi-nen-Tragkraftspritzen“ eingesetzt?“

Einführung

Der frühere Leiter der Bayerischen Landesfeu-erwehrschule Regensburg Dipl.-Ing. E. Schmitt(†06.04.1990) wechselte 1952 ins Bundesin-nenministerium, um den Aufbau des Luftschut-zes zu organisieren. Neben anderen Einrichtun-gen des Luftschutzes (z.B. Warndienst) wurde1957 mit dem „Ersten Gesetz über Maßnahmenzum Schutz der Zivilbevölkerung“ in Anlehnungan den Sicherheits-Hilfsdienst während des 2.Weltkriegs ein Luftschutzhilfsdienst (LSHD) ge-gründet. Seine speziellen Aufgaben waren dieRettung von Menschen, Tieren und Sachwer-ten, die Instandsetzung zerstörter Infrastrukturund die Schadensfeststellung. Er war speziellfür den Verteidigungsfall vorgesehen und solltenach Luftangriffen tätig werden.

Der Fachdienst Brandschutz gliederte sich inBereitschaften und Schnelltrupps. Eine Feuer-wehrbereitschaft bestand aus zwei A(Angriffs)-Zügen mit jeweils einem VorauslöschfahrzeugVLF, zwei Tanklöschfahrzeugen TLF 8 undeinem Löschgruppenfahrzeug LF 16-TS sowieeinem W(Wasserversorgungs)-Zug mit einemTanklöschfahrzeug TLF 16, einem Schlauch-kraftwagen SKW und einem Löschgruppenfahr-zeug LF 16-TS. Im 4. Zug (Versorgungszug)war neben einem LKW auch eine Drehleitervorgesehen. Die überörtliche Feuerwehrbereit-schaft unterschied sich von der örtlichen Feu-erwehrbereitschaft nur durch einen zusätzli-chen LKW mit Feldkochherd. Die Feuerwehr-bereitschaften waren auf mehrere Standorte

verteilt. Die Schnelltrupps sollten nach einemLuftangriff die Lage erkunden und an die Ein-satzleitung Lagemeldungen abgeben. Deshalbhatten diese TLF 8 ein Sprechfunkgerät (dafürfehlten zwei B-Schläuche).

Mit dem Gesetz zur Erweiterung des Katastro-phenschutzes vom 9. Juli 1968 wurde der Luft-schutzhilfsdienst aufgelöst, da nun im „erwei-terten Katastrophenschutz“ das Personal ausdem normalen (friedensmäßigen) Katastro-phenschutz für den Verteidigungsfall an seineStelle trat. Die Ausrüstung des LSHD fiel zumTeil an die Gemeinden oder Organisationen,wurde ausgesondert oder verkauft. In einigenOrten finden sich noch heute Fahrzeuge, dievom LSHD stammen. Seit 1970 wurden die ört-lichen Feuerwehren zu Kreiseinheiten zusam-mengestellt. Oberbaudirektor Dipl.-Ing FranzStadler schuf als Vergleichsmaßstab das „Ad-ditionsprinzip“ mit dem „Gruppengleichwert“(vgl. Brandwacht 1/1970). Die Feuerwehrbereit-schaften wurden aufgelöst und der A-Zug inLöschzug Rettung (LZ-R) und der W-Zug inLöschzug Wasserversorgung (LZ-W) umbe-nannt. Die Vorauslöschfahrzeuge VLF (auf Uni-mog) der A-Züge wurden zu Hilfsrüstwagenumgebaut, die später durch RW 1 ersetzt wur-den. Der bisher selbstständig arbeitendeLSHD-Aufstellungsstab wurde in das Landes-amt für Feuerschutz eingegliedert und das Amtin Landesamt für Brand- und Katastrophen-schutz umbenannt.

wasserförderbereitschaften (Erprobungsbe-

reitschaften)

Mit Erlass des BMI vom 10. Juni 1964 wurde

Januar 2017 FEuErwEHrCHrONIK

das BZB beauftragt, in Abstimmung mit denLändern und den Feuerwehren für eine Breiten-erprobung drei Wasserförderbereitschaften zubeschaffen und erproben zu lassen. Der ersteMuster-Wasserförderzug wurde am 21. Mai1967 in Bonn der Öffentlichkeit vorgestellt. DieFahrzeuge und Ausstattung konnten erst 1967den Erprobungsstellen zur Verfügung gestelltwerden. Aus geografischen Gründen wurdendie Berufsfeuerwehr Regensburg (Erprobungs-stelle Süd), Berufsfeuerwehr Bonn (Erpro-bungsstelle West) und die Landesfeuerwehr-schule in Harrislee (Erprobungsstelle Nord)festgelegt. Der damalige Leiter der Berufsfeu-erwehr Regensburg, Oberbaurat Dipl.-Ing. Wi-scher war in der Planungsgruppe vertreten. DieErprobungsbereitschaften gliederten sich in dreiWasserförderzüge bestehend aus einem Mann-schaftswagen, einem Gerätewagen und zweiWasserförderfahrzeugen. Die Führungsgrup-pen und die Versorgungszüge wurden nicht auf-gestellt.

burg wurden die Fahrzeuge beim LöschzugOberisling der Freiwilligen Feuerwehr Regens-burg stationiert. Der Mannschaftswagen kamzum Löschzug Keilberg und wurde 1993 aus-gesondert.

Fahrzeuge

Als Mannschaftswagen wurde ein beim Bun-desgrenzschutz eingesetzter Gruppenkraftwa-gen (Grukw II Typ A) der Firma HANOMAG mitleichten Änderungen verwendet. Das Fahrzeugwar mit einem Scherenklappverdeck und Planeausgestattet; die Plane war jedoch nicht witte-rungsbeständig. Im Aufbau waren neun Sitz-plätze und ein Notsitz vorhanden. Der Motorhatte eine Leistung von 70 PS, die sich jedochbei der Erprobung als zu schwach herausge-stellt hat. Das zulässige Gesamtgewicht betrug4900 kg.

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Das Führungspersonal für die Breitenerprobungstellten die Berufsfeuerwehren und die Landes-feuerwehrschule, das Bedienungspersonal dieörtlichen Freiwilligen Feuerwehren.

Von der Regensburger Bereitschaft waren zweiZüge bei der Freiwilligen Feuerwehr Regens-burg und der 3. Zug im Landkreis Oberviech-tach in den Gemeinden Schönsee und Winklarnstationiert. Zugführer war dort der Kreisbrand-inspektor Thammer. Die Fahrzeuge hattenMünchener Kennzeichen M-80xx. Nach derAuflösung der Bereitschaft 1972/73 wurde einWasserförderzug (früher in Oberviechtach) inden Landkreis Schwandorf und ein Zug (früherin Regensburg) in den Landkreis Amberg-Sulz-bach verlegt. Die Fahrzeuge erhielten die Land-kreis-Kennzeichen mit 8000-Nummern. DieWasserförderzüge wurden zwischen 1978 und1984 aufgelöst und die Fahrzeuge den örtlichenFeuerwehren übergeben. Nun erhielten dieFahrzeuge die normalen Behördenkennzeichender jeweiligen Kreise (z.B. R-2327). In Regens-

Quelle: Internet FF regensburg, LZ Keilberg

Stück Fahrerhaus Stück Sitztruhen im Aufbau

1 Kraftwagen-Verbandskasten A 1 Feuerwehraxt

1 Winkerkelle 4 Kupplungsschlüssel ABC

1 Flaggensatz 3 Handscheinwerfer

1 Handfeuerlöscher PG 6 H 1 Krankentrage mit Tragegurt

2 Warndreiecke 1 Löschdecke

1 Tasche für Fahrzeugpapiere 1 Höhenmesser

1 Spaten mit Griffstiel CS

1 Klauenbeil

1 Kreuzhacke, 3 kg

1 Sanitätskasten klein

1 Wagenheber, hydraulisch

1 Unterlegklotz für Wagenheber

Beladeliste:

Für den Gerätewagen wurde ein HANOMAG-Fahrgestell mit Pritschenaufbau, Plane undSpriegel des Typs A-L 28 verwendet. Der An-triebsmotor hatte eine Leistung von 70 PS, dieebenfalls als zu gering bewertet wurde. Auchhier gab es mit der Plane Probleme. Auch die-ses Fahrzeug hatte ein zulässiges Gesamtge-wicht von 4900 kg.

Für die Fahrzeuge sollten statt der Truppbesat-

Januar 2017 FEuErwEHrCHrONIK

zung (zwei Mann) künftig Staffelbesatzung vor-gesehen werden. Auf dem Gerätewagen warendie Tragkraftspritze (eine Turbinen-TS oderzwei TS 16/8), 8 A-Saugschläuche mit Zubehör,zwei Sammelstücke F-2A, zwei Druckschläu-che F 20, 4 Druckschläuche A 10, 1 Verteiler A-2A, 3 Druckbegrenzungsventile F sowie 2Verteiler A-2B und 3 Krümmer F verladen. Erdiente auch der Kraftstoffversorgung der einge-setzten Geräte. Die mitgeführten 22 Reserve-Kanister erwiesen sich aber bei längeren Ein-sätzen vor allem der Turbinen-TS als zu wenig.

800 m Schlauchlänge. Für die Aufnahme warmit einem Zeitaufwand von etwa einer Stundezu rechnen.Die fachtechnische Ausstattung war in Geräte-kästen an den Längsseiten der Pritsche unter-gebracht.Der Verstärkerpumpenabstand in der Ebenebetrug bei 4.000 l/min ca. 760 m. Die übrigenSchläuche dienten als Reserve.

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Quelle: Erprobungsbericht BzB

Stück Fahrerhaus Stück Pritsche, rechte Seite

1 Kraftwagen-Verbandskasten A 10 Einheitskanister 20 l 1 Winkerkelle 4 Druckschlauch A, 10 m 1 Flaggensatz 1 Saugkorb A mit Schutzsieb 1 Handfeuerlöscher PG 6 H 2 Sammelstücke F-2A mit Kugelhahn 2 Warndreiecke 1 Werkzeug für TS 1 Tasche für Fahrzeugpapiere 2 Übergangsstücke F-A mit Kugelhahn 1 Einmann-Motorsäge Pritsche, linke Seite 4 Saugschläuche A, 2,5 m 12 Einheits-Kanister 20 l 1 Verteiler F-2A Pritsche, Mitte

2 Verteiler F-2B 1 Turbinen-Tragkraftspritze oder 3 Krümmer F 2 Tragkraftspritzen TS 16/8-S 3 Druckbegrenzungsventile F 1 Abgasschlauch für TS 2 Druckschläuche F, 20 m 4 Saugschläuche A 2,5 m Unter der Pritsche

1 Saugkorb A mit Schutzkorb 2 Unterlegkeile mit Handgriff

Beladeliste

Die wasserförderwagen waren bereits 1964auf einem KHD-Fahrgestell MAGIRUS F TypMercur 125 A mit Pritschenaufbau, Plane undSpriegel bestellt worden. Die Pritsche dientezur Aufnahme der fachtechnischen Ausstattungund 1000 m Druckschlauch F. Der Antriebsmo-tor hatte eine Leistung von 120 PS. Auch dieseMotorleistung wurde als zu gering bewertet. ImFahrerhaus hatten drei Personen Platz. Auchbei diesem Fahrzeug sollte eine Staffelkabinevorgesehen werden.

Die Schläuche lagen zusammengekuppelt aufder Pritsche. Zwischenlagen waren nicht not-wendig. Das Auslegen der Druckschläuche er-folgte vom fahrenden Fahrzeug. Der dazu be-nötigte Zeitaufwand betrug etwa 8 Minuten für

Quelle: Erprobungsbericht BzB

Stück Fahrerhaus Stück Pritsche, linke Seite

1 Kraftwagen-Verbandkasten A 4 Saugschläuche A, 2,5 m

1 Winkerkelle 2 Druckschlauch a, 10 m

1 Flaggensatz

1 Handfeuerlöscher PG 6 H Pritsche, Mitte

2 Warndreiecke 50 Druckschlauch F, 20 m

1 Haftscheinwerfer mit Anschluß-

leitung und Stecker

1 Handscheinwerfer mit Blinkeinr. Pritsche, rechte Seite

1 Tasche für Fahrzeugpapiere 4 Saugschlauch a, 2,5 m

2 Saugkorb A mit Schutzsieb

Unter der Pritsche 2 Sammelstück F-2A

1 Abschleppstange 2,0 m 4 Kupplungsschlüssel

2 Unterlegkeil mit Handgriff 4 Halteleinen

Beladeliste

Ein Firmenkonsortium von Daimler-Benz AG,Carl Metz GmbH und KSB bauten 1966 auf Ei-geninitiative unter Mitwirkung des Bundesamtseinen neuen Wasserförderwagen mit A-Druck-schläuchen auf einem Mercedes Benz LA911/36. Das Musterfahrzeug wurde bei den Er-probungsbereitschaften Süd und West erprobt.Da weitere Wasserförderbereitschaften nichtaufgestellt wurden, konnte dieses Fahrzeugnicht mehr beschafft werden. Es dient heutedem THW in Bamberg.

Nähere Angaben zu den Fahrzeugen sind demBuch „Einsatzfahrzeuge des Luftschutzhilfs-dienstes 1953 bis 1967“ zu entnehmen.

Pumpen

Die mittig im Wasserförderwagen eingebauteFeuerlösch-Kreiselpumpe leistete 4.000 l/min

Januar 2017 FEuErwEHrCHrONIK

bei 7 bar manometrischer Gesamtförderhöhe.Der Schließdruck (Nullförderdruck) betrug 10bar. Als Entlüftungseinrichtung diente ein zwei-stufiger Gasstrahler. Die Pumpe hatte einen F-Saugstutzen und zwei A-Druckstutzen. DerBedienungsstand war seitlich am Fahrzeug an-geordnet. Die Pumpenleistung sollte später er-höht werden; hierzu müsste die Motorleistung150 PS betragen.

geod. Saughöhe. Der Motor wurde mit einerHandkurbel gestartet. In die Förderleitung wur-den jeweils zwei TS 16/8 parallel eingebaut. DieTragkraftspritze hatte einen A-Druckabgang zurSaugseite hin.

Die Turbinentragkraftspritze TST 36/8 bestandaus einer MAN-Turbine 6012A (früher BMW,Typ 6012 CM 08, Ausführung 0601-98-006.020)und einer KSB-Feuerlösch-Kreiselpumpe miteiner Leistung von 3.600 l/min bei 8 bar mano-metrischer Gesamtförderhöhe. Bei 7 bar Aus-gangsdruck erreichte auch sie einen Förder-strom von 4.000 l/min. Die Zündung erfolgte miteiner am Aggregat angebrachten elektrischenZündanlage. Das Ankurbeln war sehr kraft- undzeitaufwendig und die Turbine war schlecht re-gelbar. Die Erprobung hatte ergeben, dassdiese TST nicht einsatztauglich war.

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Quelle: Zeitschrift Zivilverteidigung 3-1971

Die Turbinentragkraftspritze TST 40/7 (Bildlinks) bestand aus einer DEUTZ-Kleingastur-bine Typ 216 und einer Magirus-Feuerlösch-Kreiselpumpe, die 4.000 l/min bei 7 bar mano-metrischer Gesamtförderhöhe und 1,5 m geod.Saughöhe förderte. Der Schließdruck (Nullför-derdruck) betrug 10 bar. Die Turbine konnteentweder mit einem Reib- und Schlagzünder,mit einer Lunte oder einem Sturmstreichholzgezündet werden. Der Kraftstoffverbrauch lagbei ca. 60 l/h.

TST 40/7 [Quelle: Erprobungsbericht BzB]

Die Tragkraftspritze TS 16/8 (Bild Mitte) be-stand aus einer Ziegler-Pumpe einem Porsche-Antriebsmotor. Sie leistete 1.600 l/min bei 8 barmanometrischer Gesamtförderhöhe und 1,5 m

TST 40/7 [Quelle: FF Buxtehude (Internet)]

TST 36/8 [Quelle: Zivilverteidigung Nr. 3/1971]

Armaturen

Der Verteiler F-2A hatte sich nicht bewährt, hiersollte künftig ein Verteiler F-AFA mit Über-gangsstück F-A beschafft werden. An die A-Ab-gänge konnte dann ein Verteiler A-2B ange-kuppelt werden, so dass von dort die Normaus-

Januar 2017 FEuErwEHrCHrONIK

stattung der Feuerwehren angeschlossen wer-den konnte. Die Sammelstücke 2A-F solltenströmungsgünstiger gestaltet werden. DieDruckbegrenzungsventile F hatten sich be-währt.

Schläuche

Die F-Schläuche wurden von verschiedenenHerstellern beschafft. Das Gewicht eines 20 m-Schlauchs einschließlich der Kupplungen be-trug ca. 40 kg. Der Reibungsverlust betrug beieinem Förderstrom von 4.000 l/min ca. 0,7 barauf 100 m. Probleme bei der Erprobung gab esmit den Einbindearten und mit den Dichtungen.

den See gezogen werden. Ein Einsatz auf demChiemsee war in den folgenden Jahren nichtnotwendig. Später wurden dann spezielleSchwimmsperren für diesen Aufgabenbereichbeschafft.

Am 19. September 1970 entzündete sich aus-tretendes Erdgas am Untertagegasspeicher inEschenfelden (vgl. brandwacht 11/1970). ZurKühlung der Umgebung wurden große Wasser-mengen benötigt. Da die umliegenden Feuer-wehren nicht über ausreichende Kapazitätenverfügten, forderte das Landratsamt die Unter-stützung der Staatlichen Feuerwehrschule Re-gensburg mit Tanklöschfahrzeugen undSchlauchwagen an. Am zweiten Tag wurdenzwei Züge der Wasserförderbereitschaft ausRegensburg (Leitung Brandamtmann Lukas)angefordert. Die 2.700 m lange F-Förderleitungvom Schwimmbad Königstein zum Löschteichan der Sonde ersetzte die bestehende B-Schlauchleitung. Der Förderstrom betrug 3600l/min. An der Wasserentnahmestelle wurdenzwei Tragkraftspritzen eingesetzt. In der Förder-strecke mit 54 m Höhenunterschied wurden dreiWasserförderwagen als Verstärkerpumpen ein-gebaut. Erschwerend waren beim Aufbau derLeitung die vielen Feldeinfahrten, hier fehltenentsprechende Schlauchbrücken. Zur Sicher-heit wurde am nächsten Tag der 3. Zug (Stand-orte Winklarn und Schönsee) unter der Leitungvon KBI Thammer nachgefordert. Insgesamtdauerte der Einsatz sieben Tage.

Nach der Auflösung der Bereitschaft und Auf-teilung auf die Stadt-/Landkreise wurden jähr-lich gemeinsame Übungen der drei Wasser-förderzüge bis 1978 durchgeführt. Die Fahr-zeuge waren später von den Freiwilligen Feu-erwehren bei verschiedenen Einsätzen (z.B.Hochwasser 1988 oder beim Erdeinsturz einesSäurelagers 1981 in Stulln) beteiligt.

Wasserförderbereitschaft Bonn (Erprobungs-standort West)Am 2 April 1969 explodierte im Ölhafen Godorf(etwa 20 km rheinabwärts von Bonn) auf demTanker „CHEMGAS 10“ einer der sechs Druck-tanks mit Flüssiggas. Der Tanker war mit 7.000m3 Butadiengas beladen. Die örtlichen Feuer-

14

links: wisa-Einband; mitte: Draht-Einband; rechts: Klemm-

ring-Einband [Quelle: Erprobungsbericht BzB]

Einsätze

Wasserförderbereitschaft Regensburg (Erpro-bungsstandort Süd)Bei der Katastrophenschutzübung am Chiem-see 1969 wurden die F-Druckschläuche einesWasserförderfahrzeugs als schwimmende Öl-sperre verwendet. (vgl. brandwacht 12/1969).Für den Fall, dass Öl aus der Tiroler Ache inden Chiemsee gelangen sollte, war vorgese-hen, dass die Staatliche Feuerwehrschule Re-gensburg eine 200 m lange Schlauchleitungaus F-Schläuchen mit einem Motorboot auf denChiemsee zieht und damit die vagabundierenÖllachen einschlängeln soll. Die Schlauchlei-tung war auf beiden Seiten mit Blindkupplungenversehen. An einem Ende wurde die Schlauch-leitung mit Leinen am Motorboot festgemacht,am anderen Schlauchende war die Blindkupp-lung mit einem Kugelhahn und einem An-schluss für einen Abgasschlauch ausgestattet.So konnte die Schlauchleitung mit den Auspuff-gasen in ca. 35 Sekunden aufgepumpt werden.Dann wurde der Abgasschlauch abgekuppeltund die Schlauchleitung konnte als Ölsperre auf

Januar 2017 FEuErwEHrCHrONIK

wehren, unterstützt von drei Feuerlöschbooten,konnten mit zehn Löschkanonen den Schiffs-körper abkühlen. Die Bezirksregierung Köln for-derte die Wasserförderbereitschaft Bonn an,um ein gefährdetes Löschboot abzulösen. Mitzwei Turbinen-Tragkraftspritzen und einer drit-ten als Reserve sowie zwei Wasserförderwa-gen dauerte der Einsatz 52 Stunden. BeimEinsatz wurden 7.420 l Dieselkraftstoff für dieT-TS verbraucht. Da die Bereitschaft nur Kraft-stoffvorrat für sechs Stunden mitführte, war dieKraftstoffversorgung mit dem Umfüllen in Kraft-stoffkanister sehr lästig. Hier wäre ein Tankwa-gen hilfreich gewesen. Der Einsatz konnte ohnegrößere Probleme erfolgen. (vgl „Ziviler Bevöl-kerungsschutz, Heft 6/1969, Seite 14 ff, „Explo-sion im Ölhafen“, von BOI Karlheinz Gehrmann,Bonn).

Nach Unterlagen der FF Bonn-Kessenichwurde die Wasserförderbereitschaft 1972 beieinem Großbrand in Andernach, 1975 auchbeim Waldbrand in der Lüneburger Heide sowie1976 bei Waldbränden in der Nähe von Brüg-gen eingesetzt.

Wasserförderbereitschaft Schleswig-Holstein(Erprobungsstandort Nord)Von der Erprobungsbereitschaft Nord liegen lei-der fast keine Unterlagen mehr vor. Aus denUnterlagen des Innenministerium Niedersach-sen geht hervor, dass die Wasserförderbereit-schaften West und Nord beim Waldbrand 1975im Landkreis Gifhorn eingesetzt waren. DieWasserförderbereitschaft Nord zusammen mitdem Pipeline-Pionierbataillon aus Wuppertalpumpten u.a. vom 12. bis zum 18. August un-unterbrochen Wasser in das Moor, um denGrundwasserspiegel anzuheben. Die Wasser-förderbereitschaft West leitete u.a. aus der etwa2 km westlich verlaufenden Ise Wasser in daswestliche Moorbrandgebiet.

Erprobungsbericht des Bundesamts für zi-

vilen Bevölkerungsschutz

Das Bundesamt für zivilen Bevölkerungsschutzerstellte einen Erprobungsbericht über die beiden drei Bereitschaften gewonnenen Erfahrun-gen und den Anmerkungen des fachtechni-schen Referats des BzB (Referent Dipl.-Ing.

Kronenberg und Sachbearbeiter TROI Zahr). Inder Zusammenfassung heißt es:

„Die konzipierten und erprobten Wasserförder-bereitschaften haben sich grundsätzlich be-währt. Die Erprobung, die sehr aufschlussreichwar, brachte wichtige Erkenntnisse hinsichtlichdes Umfanges der Ausstattung, deren Verlas-tung sowie der technischen Forderung für Fahr-zeuge und Aggregate. Die Konzeption derWasserförderung über lange Wegstrecken mit-tels einer Förderleitung der Größe F (6“) hatsich ebenfalls bewährt. Andere Schlauchgrößenwerden unter Zugrundelegung des Förderstro-mes von 4.000 l/min nicht für geeignet gehalten(großer Reibungsverlust; zumindest doppelteSchlauchleitung).

Die Entwicklung weiterer Armaturen, wie z.B.Schlauchüberführung (Baukastenprinzip), Ab-sperrventil F und eines Hilfsgerätes für die Ent-wässerung der Druckschläuche ist noch not-wendig. Außerdem ist noch zu untersuchen,durch welche technischen Maßnahmen dieSchlauchverlastung leichter und schnellerdurchgeführt werden kann.

Zur Erhaltung der vollen Einsatzbereitschaftbzw. zur Komplettierung sind die Erprobungs-einheiten gemäß den Erprobungsergebnissenmit der erforderlichen Ausstattung nachzurüs-ten. Notwendige technische Verbesserungensind an den Fahrzeugen und Aggregatendurchzuführen. Außerdem sind die Einheiten sobald wie möglich mit Sprechfunkgeräten FuG10, 2-m-Band, auszustatten und auch die Be-schaffung von Führungsfahrzeugen ist dringendnotwendig. Hierfür anfallende Haushaltsmittelsind zur Verfügung zu stellen.

Gemäß dem Organisationsplan besteht eineErprobungsbereitschaft aus drei Wasserförder-zügen. Die Förderkapazität beträgt ca. 4.000l/min auf ca. 6.000 m. Die Wasserförderzügesind in ihrer Ausstattung vollkommen gleich ge-halten. Eine universelle Einsetzbarkeit ist da-durch gegeben. Auch bei Überschwemmungenist der Einsatz von Wasserfördereinheiten, be-dingt durch die leistungsstarken Pumpen, sehrwirkungsvoll. Durch die vorher erwähnte Kon-

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Januar 2017 FEuErwEHrCHrONIK

zeption beträgt die Lenzleistung eines Zuges15.000 l/min, welches einer Gesamtförderleis-tung von 45.000 l/min pro Bereitschaft ent-spricht.

Unter Zugrundelegung der Erprobungsergeb-nisse bezüglich der Fahrzeugbeschaffenheit,der technischen Ausstattung und der erforderli-chen Personalstärke wurde im Hinblick auf denKatastrophenschutz ein Wasserförderzug neukonzipiert. Nach diesem Konzept ist anstelledes Mannschaftswagens ein zusätzlicher Was-serförderwagen vorgesehen. Die Förderkapa-zität wurde vorausschauend auf 5.000 l/min bei8 bar je Wasserförderwagen festgelegt. ZweiWasserförderzüge würden in ihrer Förderleis-tung einer Erprobungsbereitschaft entsprechen.Durch die einheitliche Ausstattung des Wasser-förderzuges können mehrere Wasserförder-züge eine größere Einheit bilden. Dieses Bau-kastensystem ist aus Standardisierungs- undtaktischen Gründen besonders wichtig, da Ein-heiten beliebig vergrößert oder verkleinert wer-den können. Sollte die Zugstärke als größteEinheit einer Wasserfördereinheit gelten, sokann ggf. ein weiterer Wasserförderwagen vor-gesehen werden, um die Eindringtiefe auf ca.4.000 m zu vergrößern. Dieser Faktor ist beson-ders wichtig für weiträumige Stadtgebiete.

Aufgrund der Erprobungsergebnisse der Was-serförderbereitschaften und im Zusammenhangmit der vorgesehenen Neugliederung des KatSist es notwendig, die Entwicklung bzw. Neukon-zipierung des Wasserförderzuges einschließlichAusstattung durchzuführen.“

Zusammenfassung

In den Archiven sind fast keine Unterlagen überdie Erprobungsbereitschaften vorhanden. Auchin den Feuerwehr-Zeitschriften ist über dieseEinheiten nicht berichtet worden. Nur in den Zi-vilschutz-Zeitschriften sind Veröffentlichungenübermittelt, die jedoch alle von Herrn KarlheinzGehrmann (BF Bonn) stammen. Einige Infor-mationen findet man in den Internetauftrittender FF Kessenich, der FF Oberköblitz sowie derKreisbrandinspektion Schwandorf.

Nach Angaben der FF Kessenich wurden die

Einheiten 1985 ausgesondert; die Kommunenkonnten die Fahrzeuge und die Ausstattung er-werben.

Nach dem Attentat vom 9. September 2001 inNew York wurde auch in Deutschland das Ka-tastrophenschutzkonzept überprüft. Im „Re-chenbachpapier“ wurde eine Neukonzeptiongefordert, bei der wieder eine Wasserförder-komponente mit F-Schläuchen vorgesehenwar. Als Muster dienten die Fahrzeuge in Hol-land, bei denen die Schläuche mit einer Auto-matik aufgenommen werden können.

Bayern hat mehrere Abrollbehälter „Wasserför-dersystem“ beschafft, bei dem das „HydroSub-System“ mit einer Schwimmpumpe und 2000 mF-Schläuchen aus Holland verwendet wird.Weitere Informationen sind der Homepage desLFV Bayern zu entnehmen.

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Quelle: LFV Bayern

Anmerkung

In Bayern war in den sechziger und siebzigerJahren auch der Einsatz der Pipeline-Kompanieder Bundeswehr aus Krailling im Katastrophen-fall vorgesehen. Die Pipelinekompanie war mit6“-Schnellkupplungsrohren mit Mannesmann-Universalkupplungen (MUK) ausgestattet. Umeinen Übergang auf das bei den Feuerwehrenverwendete Storz-Kupplungssystem zu ermög-lichen, wurden vom Land Übergangsstücke vonMUK auf Storz sowie Verteiler MUK-4 B-Ab-gänge beschafft. Die Pipelinekompanie war1969 bei der Katastrophenschutzübung Chiem-see zum Abtransport des Mineralöls und 1977bei der Katastrophenschutzübung „Almrausch“in der Rosenheimer Filze für die Löschwasser-versorgung eingesetzt. Einige Jahre später

Januar 2017 FEuErwEHrCHrONIK

wurde die Kompanie aufgelöst.

Schlussbemerkung

Ich danke allen Kollegen und Feuerwehkame-raden, die mich bei der Arbeit unterstützt haben.

Falls noch irgendwo Unterlagen über die Was-serförderbereitschaften gefunden werden, bitteich mich, zu [email protected]

17

8. Fachforum Feuerwehrgeschichte

Nordrhein-Westfalen in Waltrop

von Bernd KLAEDTKE

Feuerwehrhistoriker auf historischen Pfa-

den in Nrw. Besuch des Schiffshebewerkes

in waltrop im rahmen des 8. Fachforums

Feuerwehrgeschichte

Üblicherweise beschäftigen sich Feuerwehran-gehörige mit aktuellen Themen rund um dasumfangreiche Spektrum der Feuerwehr. Anderswar es jedoch am Wochenende des 19. - 20.November 2016. Inzwischen schon traditionellfest im Jahreskalender des Verbandes veran-kert, trafen sich die an der Feuerwehrhistorik in-teressierten Personen zum alljährlichen Erfah-rungsaustausch, in diesem Jahr bei der Feuer-wehr Waltrop.

Die Feuerwache in Waltrop war der Tagungsortfür das „8. Fachforum Feuerwehrgeschichte“des „Verband der Feuerwehren in NRW“. Orga-nisiert durch den ehemaligen Wehrleiter derFeuerwehr Waltrop, Bernhard Heckmann, unddem Wachabteilungsführer der Feuerwehr Wal-trop, Ludger Thiedmann, fanden so annähernd70 Feuerwehrhistoriker den Weg nach Waltrop.Bereits bei der Begrüßung der Fachforumsteil-nehmer konnte der Fachberater des Verban-des, Bernd Klaedtke, mit einigen Überrasch-ungen aufwarten. So haben neben der Bürger-meisterin von Waltrop, Nicole Moenikes, demLeiter der Feuerwehr Waltrop, Detlef Tscha-ckert, der Kreisbrandmeister, Robert Gurk auchder Bezirksbrandmeister des RB Münster, Do-nald Niehues, den Weg zum Fachforum gefun-den. Alle Funktionsträger richteten einige

Grußworte und Anekdoten an die Fachforum-steilnehmer, welche diese interessiert aufnah-men. Als besondere Wertschätzung gegenüberden Feuerwehrhistorikern war auch der Besuchdes Präsidenten des Deutschen Feuerwehrver-bandes, Hartmut Ziebs, zu werten. Er hatte sichextra die Zeit genommen um die Fachforum-steilnehmer in Waltrop persönlich zu begrüßen.Zusätzlich äußerte Hartmut Ziebs in seinemGrußwort aber auch die Bitte an alle Feuer-wehrkollegen in NRW sich aktuell mit der The-matik „des jüdischen Lebens in der Feuerwehr“auseinander zu setzen.

Der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes, Hartmut

Ziebs, bei seiner Ansprache

Noch vor dem ersten Fachvortrag wurde es inWaltrop förmlich. Durch den stellvertretendenVerbandsvorsitzenden, Stephan Neuhoff, sowiedem Ehrenvorsitzenden des Verbandes, Dr.Klaus Schneider, wurde der stellvertretendeFachberater des VdF NRW offiziell in sein Amtberufen. Der in Gütersloh wohnende und beider Berufsfeuerwehr Bielefeld tätige Feuer-

Januar 2017 FEuErwEHrCHrONIK

wehrkollege, Heinz-Herman Zöllner ist von nunan offiziell der stellvertretende Fachberater fürdie Feuerwehrgeschichte beim VdF NRW.

Über das “Jüdische Leben in der Feuerwehr“,berichtete Rolf Schamberger (Fulda). Der Leiterdes Deutschen Feuerwehr-Museums in Fuldaund Obmann der Arbeitsgemeinschaft der Feu-erwehrmuseen in Deutschland, berichtete überdie bisherigen Forschungsergebnisse zu die-sem Thema. Sicherlich waren die nüchternenForschungsergebnisse ein Grund, warum es imSchulungsraum der Feuerwehr Waltrop sehrruhig wurde.

Ein weiteres Thema, welches auch die landes-typischen Zusammenhänge im NRW Feuer-wehrwesen darstellte, wurde durch StefanKuhn von der Feuerwehr Herne vorgestellt. Erreferierte über „Die Entstehung der Berufsfeu-erwehr in Herne“. Dieser Vortrag zeigte ein-drucksvoll die Komplexität der kommunalenSelbstverwaltung mit den darüber angeglieder-ten Aufsichtsbehörden der Bezirksregierung,sowie des Ministeriums. So waren es doch dieAufsichtsbehörden die nach einem langenKampf dafür gesorgt haben, das eine Berufs-feuerwehr in Herne eingerichtet wurde.

Zum Abschluss der Vortragsreihe stellte BerndKlaedtke die Ergebnisse eines Teils seinerFachberatertätigkeit vor. An das Publikumstellte er die Frage „Was geschieht mit einer(eventuell der Eigenen) Feuerwehrsammlung?Anhand von Bildern von mehreren Sammlungs-auflösungen unter seiner Beteiligung zeigte erGedanken zu der Nachhaltigkeit einer aufge-bauten Sammlung auf. Aus seiner Sicht ist diesleider keine Seltenheit. Oftmals wird damit nichtnur Kulturgut sondern auch viel Geld mit derAuflösung einer Sammlung vernichtet.

So endete der erste Tag des Fachforums offi-ziell gegen 18 Uhr. Selbstverständlich fanden inder Feuerwache und später in der WaltroperGastronomie bis in die Nachtstunden Gesprä-che, Diskussionen und Tauschgeschäfte rundum die Feuerwehrgeschichte und deren Expo-nate statt. Ein nicht zu verachtender Programm-punkt, der allen Teilnehmern als Erfahrungs-austausch und zum „Netzwerken“ dient und vonallen gut angenommen wurde. Der perfektdurch die Feuerwehr Waltrop eingerichtetePendelverkehr, zu den einzelnen Hotels, wurde

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vlnr.: Bernd Klaedtke, Heinz-Hermann Zöllner und Stephan

Neuhoff

Den Einstieg in die Fachvorträge machte NilsVollmar von der Feuerwehr Heiligenhaus. Er re-ferierte über die Erstellung der Chronik seinerHeimatfeuerwehr. Im Vordergrund stand hiernicht das eigentliche Publizieren (denn dieseskommt erst in den nächsten Jahren), sonderneher die Erschließung von Dokumenten, dieWertung von Bildmaterial bis zu den Punktenwie man aktive Feuerwehrkollegen für dieseThematik begeistern kann. Auch die Einbindungder Bevölkerung in die Recherche zu den Ex-ponaten einer Chronik, fand bei den Teilneh-mern großes Interesse.

Die Entwicklung der Kranfahrzeuge bei denFeuerwehren wurde vom Fahrzeugspezialisten,Thomas Knauf (Lage), vorgetragen. Dabeiwurde insbesondere die frühe Entwicklungsge-schichte von Feuerwehrkränen dargestellt unddiskutiert. Sicherlich sind Kranfahrzeuge auchheute noch ein „Nischenprodukt im Feuerwehr-fahrzeugbau“. Dennoch fand dieses spannendeThema Anklang und wurde durch die Fachfor-umsteilnehmer geradezu „aufgesogen“.

Nach einer kurzen Mittagspause konnte Mi-chael Thissen von der Feuerwehr Dormagenmit seiner Dokumentation über „das Schiffsun-glück bei Emmerich 1960“ anknüpfen. Er refe-rierte über das eigentliche Ereignis und stelltedabei die damaligen Folgen für das Land NRWdar. Es war der Beginn der landeseigenen Feu-erlöschboote. Ein Thema welches bis zum heu-tigen Tag aktuell ist.

Januar 2017 FEuErwEHrCHrONIK

gerne „bis zur letzten Fahrt“ von den Fachfor-umsteilnehmern angenommen.

Am Sonntagmorgen begann das Fachforum mitdem gut einstündigen Vortrag von Norbert Frey(Stadtdirektor a.D.) über die Geschichte derFeuerwehr Waltrop statt. Der Autor des dama-ligen Festbuches zum Feuerwehrjubiläum warnatürlich prädestiniert für diesen lokalen Feuer-wehrgeschichtsteil. Damit hat sich inzwischendieser Programmpunkt, die lokale Geschichteder Feuerwehr darzustellen, als fester Bestand-teil in das Fachforum etabliert.

Mit einem sehr real vorgestellten Vortrag be-richtete Martin Lenski von der Feuerwehr Bo-chum über die Firma Minimax bei der Feuer-wehr. Neben Bildmaterial, Firmenprospektenund damaligen Marketingstrategien zeigte ereindrucksvoll die Funktionsweise einer „Mini-max Tüte“. Extra für seine Demonstration hatteer die Funktionsweise des Auslösemechanis-mus, aus Plexiglas“ als Anschauungsobjektnachgebaut.

Danach hatten die Fachforumsteilnehmer erst-malig die Möglichkeit über ihre eigenen For-schungsthemen zu referieren. Auch diesesAngebot wurde sehr rege angenommen, sodass die Zeit gegen Ende des Fachforumsschon sehr knapp wurde.

Den Abschluss bildete der stellvertretendeFachberater für die Feuerwehrgeschichte desVdF NRW, Heinz-Hermann Zöllner (BF Biele-feld), selbst. Er stellte den Sachstandsberichtzur Oldtimerbewertung bzw. die Zertifizierungder Feuerwehroldtimer nach CTIF Richtlinien

im Verband der Feuerwehr in NRW dar.

Im Anschluss an die Vorträge konnte noch derTerminkalender zu den zukünftigen Veranstal-tungen besprochen werden. Dazu zählte auchdie kurze Vorstellung des nächsten Tagungsor-tes durch den Iserlohner FeuerwehrhistorikerHeinz Balkenhoff.

Das „9. Fachforum Feuerwehrgeschichte“ wirdvom 25. bis zum 26. November 2017 in Iserlohnstattfinden.

Nach zwei erfolgreichen Tagen hätten die Teil-nehmer gegen Mittag des 20. November 2016mit neuem Tatendrang und vielen Informationennach Hause entlassen werden können. Aberaufgrund des Angebotes von Bernhard Heck-mann sind fast alle Fachforumsteilnehmer nochdem Aufruf gefolgt das historische Schiffshebe-werk in Waltrop zu besichtigen. Dieses Angebothat sich natürlich kaum ein Teilnehmer entge-hen lassen. Selbst die aus der Ferne angereis-ten Feuerwehrhistoriker aus den Niederlandenund aus Bayern waren bei diesem Programm-punkt noch dabei.

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Bernd Klaedtke bei der Einführung des Fachforums Die Teilnehmer auf dem Hof der Feuerwache, vor der schon

älteren Drehleiter

Januar 2017 FEuErwEHrCHrONIK20

Aus dem Archiv der Feuerwehr Dattelnvon Peter KORTE

Es geschah im Februar...

937 Aus Angst vor der Strafe mit der Rute

geht das Kloster St. Gallen (CH) nach der Brandstiftung

eines Schülers in Flammen auf (Herden, Roter Hahn und

Rotes Kreuz)

14.02.1327 München erlebt in der Valentinsnacht

einen furchtbaren Stadtbrand. Ausgehend vom Kloster

Anger zerstört es Rosental und Rindermarkt, beschädigt

St. Peter und wütet bis zum Franziskanerkloster. Der

Stadtrat erlässt daraufhin eine Feuerordnung (Effenberger

1913, Die Welt in Flammen, S. 503 / Brandwacht 2/1967,

S. 23 / Das Feuer

1452 Ohne Kriegseinwirkungen werden drei

Viertel der Stadt Amsterdam (NL) durch ein Großfeuer ver-

nichtet. Danach müssen alle neuen Häuser mit steinernen

Dächern und Seitenwänden versehen werden (Effenber-

ger 1913, Die Welt in Flammen, S. 141 / CTIF 2012, Ent-

stehung und Entwicklung der Berufsfeuerwehren, S. 301)

10.02.1677 Der franz. General Baron Montclar lässt

Hagenau (Elsaß) niederbrennen, um den vordrängenden

Feind „verbrannte Erde“ zu hinterlassen (Effenberger

1913, Die Welt in Flammen, S. 294)

19.02.1767 Friedrich der Große verordnet eine Feu-

ersozietät „für das platte Land der Grafschaft Mark“ und

„für das platte Land des Fürstentums Minden und Minden

Ravensberg“, also auch für die ländlichen Ge-biete (275

Jahre Feuersozietäten in Westfalen, S. 8 / Marcus Weid-

ner auf lw.org/westfaelische-geschichte/portal/Internet/

input_felder/)

28.02.1842 Erlass einer Feuerverordnung für den

gesamten Regierungsbezirk Koblenz. Sie schreibt die Ein-

richtung eines Brandkorps für jede in den Gemeinden vor-

handen Feuerspritze vor (Leupold 2003, Die freiwilligen

Feuerwehren in der Rheinprovinz bis 1918, S. 26)

28.02.1847 Großer Brand des Karlsruher Hofthea-

ters. Aus Sparsamkeitsgründen ist nur einer von vier Aus-

gängen geöffnet. Von den 2.000 Anwesenden kommen 70

ums Leben, 200 werden verletzt. Ursache ist zu spätes

Anzünden der Gasbeleuchtungskörper durch Hoflakaien.

Das Durlacher „Pompierkorps“ bewährt sich trotzdem, die

Fabrikate des Carl Metz zeichnen sich durch besondere

Löscherfolge aus. Das eingesetzte Durlacher Pompiers-

korps gibt Anlass zur Bildung Freiwilliger Feuerwehren

(Weiser, Die deutsche Feuerwehr, 1855, S. 24 u. 278 / Ef-

fenberger 1913, Die Welt in Flammen, S. 757 / VFDB

3/1958 / Hornung, FF-Geschichte, S. 57 / Metzger 1992,

150 Jahre Metz, S. 31 / Buck, Thalia in Flammen (Thea-

terbrände), S. 57 / G. Strumpf in Biographisches Hand-

buch zur deutschen Feuerwehrgeschichte 2014, Seite 14

ff. / CTIF 2015: Spektakuläre Brände und Brandstiftungen,

S. 71)

27.02.1872 Nach siebenjähriger Bauzeit (Kosten für

die Stadt fast 2,7 Mio. Taler) nimmt die Stadt Köln ein Was-

serleitungssystem mit 1.117 Unterflurhydranten für die

Brandbekämpfung in Betrieb (Neuhoff 2014, Feuer und

Flamme, S. 58)

20.02.1882 Die erste Jugendfeuerwehr Deutsch-

lands und vermutlich auch in Europa wird in der Gemeinde

Oevenum auf Föhr (Kreis Nordfriesland) gegründet (Fest-

schrift 125 Jahre DFV, S. 167 / Bürger gegen den roten

Hahn, S. 83 ff.)

Februar1892 Die Fürstliche Regierung in Lippe ver-

abschiedet eine neue Feuerlöschordnung. Sie löst ihre

Vorgängerin von 1801 ab und überträgt des gesamten

Löschdienst in den Städten den Freiwilligen Feuerwehren

(150 Jahre Feuerwehrverbände auf dem heutigen Gebiet

von NRW, 2012, S. 38)

16.02.1897 Die Dresdener Kreuzkirche wird nach

1669 erneut durch einen Brand schwer beschädigt, alle

Glocken stürzen vom Turm herunter (Effenberger 1913,

Die Welt in Flammen, S. 688 / Brandwacht 2/1959 / Feuer,

S. 110)

19.02.1902 In Hannover (NI) wird der erste automo-

bile Drei-Fahrzeug-LZ in Betrieb genommen (Hornung,

FF-Geschichte, S. 77 / Paulitz, Hist. Feuerwehren im Ein-

satz, S. 19 / Müller in Hist. Schriftenreihe des O.ö. Lan-

des-Feuerwehrverbandes – Entwicklung des Feuerwehr-

wesens (2007), Bd. 2, S. 77 / CTIF 2012, Entstehung und

Entwicklung von Berufsfeuerwehren, S. 129)

Januar 2017 FEuErwEHrCHrONIK

09.02.1907 Gründung der Freiwilligen Feuerwehr

Bocholt (NRW) (Festschrift 100 Jahre FF Bocholt)

01.02.1922 Gründung der BF Geestemünde (Bre-

men), ab 18.10.1924 Wesermünde, ab 1947 BF Bremer-

haven (CTIF 2012, Entstehung und Entwicklung von

Berufsfeuerwehren)

10.02.1927 Im Reichswehrministerium des Deut-

schen Reiches wird eine Luftschutzdienststelle eingerich-

tet (Farrenkopf: „Zugepackt – heißt hier das Bergmanns-

wort“, Geschichte der Hauptstelle für das Grubenrettungs-

wesen, S. 223)

10.02.1932 Bei der Explosion der Ferngasbehälter

der Neunkirchener Eisenwerke AG (Neunkirchen, Saar-

land) sterben 65 Menschen, mehrere hundert werden ver-

letzt (Bemerkenswerte Brände und ihre Lehren, Die Roten

Hefte 34, S. 27 / Feuerschutz 3/1933)

27.02.1937 Einweihung der Provinzial-Feuerwehr-

schule Ostpreußen in Königsberg-Metgethen (Der Feuer-

wehrmann 10/1977 / CTIF 2014, Schulen und Ausbil-

dungsstätten der Feuerwehren, S. 289)

08.02.1947 Eine Brandkatastrophe auf einem Ber-

liner Kostümfest im größten Spandauer Vergnügungslokal

„Karlslust“ fordert 81 Todesopfer, 159 Menschen werden

schwer verletzt. Ein überhitzter „Kanonenofen“ setzt die

Holzdecke in Brand (150 Jahre Berliner Feuerwehr, S. 175

/ Unser Brandschutz 1/1993 / Gläser, Wasser Marsch in

Ost-Berlin“, 2012, S. 243 / Feuerwehrchronik Jahrgang 11

v. 31.05.2015, S. 76)

Februar 1952 Der BF Hamburg wird eine Genehmi-

gung für die Verwendung des Funkrufnamens „Florian“ er-

teilt, am 18.10. führt ihn auch die BF Berlin in ihrem

Sprechfunkverkehr ein. Am 13.06.1975 wird der Funkruf

„Florian“ in einem Normblatt-Entwurf aufgenommen (Hor-

nung, FF-Geschichte, S. 98 / Schamberger/Leupold 2015,

Brandschutzgeschichte)

14.02.1952 Auf dem Leipziger Hauptbahnhof wird

der erste Feuerlöschzug der Deutschen Reichsbahn („Pio-

nier“) seiner Bestimmung übergeben (Wasser Marsch in

der DDR, S. 625)

29.02.1952 In Gelsenkirchen findet der bundesweit

erste Blutspende-Termin des Deutschen Roten Kreuzes

statt (Recklinghäuser Zeitung v. 29.02.2016)

16.02.1957 Beginn des modernen Notarztdienstes.

An der Chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg wird

das „Clinomobil“, ein umgebauter (neun Meter langer) el-

fenbeinfarben lackierter Reisebus mit Anhänger (mobiler

Stromerzeuger auf Einachsenanhänger), in Dienst ge-

nommen. In dem Fahrzeug sollen Schwerverletzte schon

am Unfallort operiert werden können (Feuerwehr Retten

Löschen Bergen 11/2009, S. 74). Das „Clinomobil“ fährt

bis 1960 (112 Magazin 3/2008).

07.02.1962 Eine Schlagwetterexplosion in der

Grube „Luisenthal“ in Völklingen (Saarland) kostet 299

Bergleuten das Leben und viele Verletzte. Es ist die größte

Bergwerkskatastrophe seit Bestehen der BRD (Ge-

schichte mit Pfiff 2/2010)

12.02.1962 Bei den Löscharbeiten im Unterge-

schoss einer Kugellagerfabrik in Schweinfurth stürzt ein

Teil der Werkhalle ein. Von den verschütteten Feuerwehr-

und Werkangehörigen können vier Männer nur noch tot

geborgen werden (Bemerkenswerte Brände und ihre Leh-

ren, Die Roten Hefte 34, S. 52 / Brandwacht 5/1963)

16.02.1962 Erster Tag einer zweitägigen Sturmflut

an der Nordseeküste, von der besonders Hamburg betrof-

fen ist. Es sterben mehr als 300 Menschen. In Schleswig-

Holstein und Niedersachsen allein sind mehr als 30.000

Feuerwehrmänner im Einsatz (Katastrophen, die die Welt

erschütterten, S. 222 / Feuerkasse Hamburg (2001): Es

begann 1676, S. 29 / CTIF 2012, Entstehung und Entwick-

lung der Berufsfeuerwehren, S. 96)

23.02.1967 Der Seenotrettungskreuzer „Adolph

Bermpohl“ verunglückt auf See. Vier Besatzungsmitglieder

und drei zuvor gerettete Seeleute sterben (Recklinghäuser

Zeitung v. 22.02.2014)

Februar 1977 Ein Großfeuer im Moskauer „Rossija-

Hotel“ fordert 45 Menschenleben (Brandschutz 10/1985,

S. 399)

11.02.1982 Beim Brand von Hydrauliköl im Pres-

senkeller der VEB Elektrokohle Berlin-Lichtenberg ent-

steht ein Sachschaden von ca. 875.000 DDR-Mark

(Wasser marsch in der DDR, S. 728)

20.02.1987 In Wien wird das Hauptverwaltungsge-

bäude des Steyr-Daimler-Puch-Konzerns ein Raub der

Flammen. Der Brandschaden liegt über 50 Millionen DM

(Notruf 112, Bd. 8, S. 105)

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Januar 2017 FEuErwEHrCHrONIK

22.02.1992 Der Brand einer Kartonfabrik in Varel

(Niedersachsen) verursacht einen Sachschaden von ca.

100 Millionen DM (Notruf 112, Bd. 13, S. 65 ff.)

29.02.1992 Die Landesfeuerwehrschule für Meck-

lenburg-Vorpommern in Malchow wird eröffnet (Festschrift

2004: 125 Jahre Landesfeuerwehrverband Mecklenburg-

Vorpommern e.V.)

21.02.1997 Die DS 83803 (Vorhaltung der Bahnfeu-

erwehren usw.) wird von der Deutschen Bahn AG außer

Kraft gesetzt (Lösch 2003, Die Bahnfeuerwehr, Seite 124).

14.02.2002 Im Volkswagen-Werk in Hannover rich-

tet der Brand von zwei Lagerhallen einen Sachschaden

von über 50 Millionen €uro an

23.02.2007 In Alsunga (Lettland) verursachen zu-

sätzliche Elektroheizungen in den Zimmern eines Pflege-

heimes einen Großbrand, bei dem 25 Patienten um-

kommen (Recklinghäuser Zeitung v. 24.02.2007).

14.02.2012 Nachdem Unbekannte unter einer

Brücke auf der A57 bei Dormagen mit Kunststoffrohren ein

Feuer entfacht haben, kommt es aufgrund des Qualms zu

einer Massenkarambolage von mehr als 20 Fahrzeugen.

Ein Mensch stirbt, 13 werden verletzt. Die Brücke muss

abgerissen werden: der Sachschaden beträgt ca. acht

Mio. €uro (Recklinghäuser Zeitung u. Westdeutsche All-

gemeine Zeitung vom 15. u. 17.02.2012)

08.02.2016 In der Schlachterei einer Fleischwaren-

fabrik Westfleisch in Paderborn (Nordrhein-Westfalen)

bricht ein Feuer aus, das sich schnell großflächig ausbrei-

tet. 300 Einsatzkräfte bekämpfen den Brand, es entsteht

ein Sachschaden von über 10 Mio Euro. Von den 600 Mit-

arbeitern erleiden nur drei Personen eine leichte Rauch-

vergiftung. 1.000 Schweine können unversehrt gerettet

werden.

09.02.2016 Im oberbayrischen Bad Aibling fahren

auf einer eingleisigen Strecke zwei Regionalzüge in voller

Fahrt frontal aufeinander auf. 11 Menschen sterben, 85

werden verletzt, davon mindestens 20 lebensgefährlich.

Ursache sind Fehler des örtlichen Fahrdienstleiters (Reck-

linghäuser Zeitung vom 20. u. 11.02. u. 30.03.2016 / Ret-

tungsdienst 5/2016 / Feuerwehr Retten Löschen Bergen

5/2016)

Es geschah im März...

31.03.1252 Zu Ostern fällt die halbe Altstadt Braun-

schweigs einem Großfeuer zum Opfer (CTIF 2012, Ent-

stehung und Entwicklung der Berufsfeuerwehren, S. 120)

06.03.1422 Die Stadt Bilbao (E) wird erneut durch

einen Stadtbrand stark verwüstet (Effenberger 1913, Die

Welt in Flammen, S. 211)

04.03.1657 In Werl (NRW) werden 125 Wohnhäu-

ser und 21 „saltzhäusere“ durch ein Feuer vernichtet (Feu-

erschutz im Kurkölnischen Sauerland, S. 58)

28.03.1712 Der Maler, Radierer und Kupferstecher

Jan van der Heyden, Erfinder des Feuerlöschschlauches,

der legendären „Schlangenspritzen“, des Innenangriffs,

des Löschbootes und erster methodischer Anweisungen,

stirbt in Amsterdam (*1637) (Das Feuer hat zwei Gesich-

ter, S. 14 / FF in Sachsen-Anhalt, 3/2008 S. 20ff. / CTIF

2012, Entstehung und Entwicklung der Berufsfeuerweh-

ren, S. 19 u. 23)

17.03.1752 In Paris brennt der Markt von Saint Ger-

main mit seinem aus Holz errichteten Bau, der 340 Kauf-

läden beherbergt, nieder (Effenberger 1913, Die Welt in

Flammen, S. 538)

04.03.1762 Ein Trupp durchziehender Soldaten

setzt in Wessum (NRW) 38 Häuser in Brand (Fischer,

Chronik des Münsterlandes 2003, S. 268)

15.03.1827 Erlass der „Brandordnung für die Stadt

Trier“ und durch den Bürgermeister Errichtung einer sog.

„Feuerlöschgesellschaft“, die Brände löschen soll und

einer „Schützengesellschaft“, die „das Eigenthum der dem

Brande unterworfenen oder damit bedrohten Einwohner

zu retten und zu verwahren“ hat (Leupold 2003, Die freiw.

Feuerwehren in der Rheinprovinz bis 1918, S. 23)

22.03.1827 Im Königreich Württemberg wird durch

Erlass empfohlen, bei Feuerlöschkupplungen gleiche

Schraubengewinde zu verwenden (Hornung, FF-Ge-

schichte, S. 51)

29.03.1837 In Annaberg (SN) werden bei einem

Stadtbrand, 136 Häuser zerstört, 450 Familien werden ob-

dachlos (Effenberger 1913, Die Welt in Flammen, Seite

188)

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Januar 2017 FEuErwEHrCHrONIK

19.03.1847 Nach dem Durlacher Beispiel wird in

Ettlingen (Baden-Württemberg) ein Pompiers-Corps ge-

bildet (CTIF 2015: Spektakuläre Brände und Brandstiftun-

gen, S. 74)

20.03.1847 In Karlsruhe (BW) wird ein „freiwilliges

Feuerwehr-Corps“ nach dem Vorbild Durlachs gebildet

(Schamberger/Leupold 2015, Brandschutzgeschichte, S.

76). In Karlsruhe wird ein Verein von Freiwilligen gegrün-

det, der sich „Karlsruher Feuerwehr“ nennt. (Der goldene

Helm, 1956, S. 22 / CTIF 2011, Feuerwehr- und Turner-

bewegung 2011, S. 41 / CTIF 2015: Spektakuläre Brände

und Brandstiftungen, S. 74 / Rassek, 2016, „Feuersweh-

ren“).

28.03.1847 In Wernigerode (ST) brennen zwei Stra-

ßenzüge mit ihren Häusern ab (Effenberger 1913, Die

Welt in Flammen, S. 358)

05.03.1862 Das Reichsgemeindegesetz bestimmt

in Österreich, das die Gemeinden für die Sicherheit der

Bevölkerung und das Sanitätswesen zuständig sind (CTIF

2013, Sanitäts- und Rettungsdienst bei den Feuerwehren,

S. 135)

23.03.1862 Auf dem außerordentlichen Turntag in

Düsseldorf stellt der Duisburger Turnverein den Antrag,

man möge sich für die Einrichtung von Turnerfeuerwehren

einsetzen (150 Jahre Feuerwehrverbände auf dem heuti-

gen Gebiet von NRW, 2012, S. 9) Siehe auch: Leupold

2003, Die freiw. Feuerwehren in der Rheinprovinz bis

1918, S. 35

20.03.1872 Das alte Düsseldorfer Schloss mit der

darin untergebrachten staatlichen Kunstakademie und das

Ständehaus in Düsseldorf brennen vollständig nieder. Die

Hydranten liegen zu weit entfernt, so dass die Schlauch-

leitungen der Spritzen zu kurz sind (Der Feuerwehrmann

3/ 1970 u. 3/1971 / Feuer, S. 68 / CTIF 2012, Entstehung

und Entwicklung der Berufsfeuerwehren, S. 65)

25.03.1877 Gründung der Freiwilligen Feuerwehr

Hamm (NRW) (Festschrift 25 Jahre BF Hamm, 2000)

März 1882 Errichtung der „Unterstützungskasse

für beim Feuerlöschdienst Verunglückte und deren Fami-

lien in der Provinz Schleswig-Holstein (Feuerwehr-Unfall-

kasse Schleswig-Holstein) (Brandschutz 5/1997)

28.03.1882 Der Hamburger Apotheker Paul Carl

Beiersdorf erhält ein Patent für den ersten Wundschnell-

verband

01.03.1892 Während der Nacht brennt das Som-

mertheater in Leipzig nieder. Es wird Brandstiftung vermu-

tet (Thalia in Flammen, S. 274)

05.03.1922 Gustav Schulze-Delitzsch, Mitbegrün-

der des Preuß. Feuerwehr-Landesverbandes V. Er setzte

die staatliche Bestellung von Feuerlöschdirektoren durch

(G. Strumpf in Biographisches Handbuch zur deutschen

Feuerwehrgeschichte 2014, Seite 68 ff.)

04.03.1932 Das 130 Jahre alte Theater Zittau (SN)

brennt vollständig nieder, da der Schutzvorhang zusam-

menstürzt, als die Drahtseile ausglühen (VFDB 3/1958)

01.03.1937 Ein Erlass des RFSSuCHdDtPol ordnet

an, dass sich neu zu beschaffende Feuerwehrfahrzeuge

farblich den Polizeifahrzeugen anzugleichen haben. Die

Fahrzeuge der FF sind „dunkelgrün glänzend“ zu lackie-

ren, Fahrgestell Räder und Kotflügel“ schwarz glänzend“.

Die Änderungen brauchen erst bei notwendig werdendem

Neuanstrich Pflicht. Außerdem kein Stadtwappen mehr,

sondern Hoheitszeichen der Polizei (Gihl, Geschichte des

dt. Fahrzeugbaus, Bd. 2 S. 23 / Blazek

29.03.1942 Erster Angriff mit mehr als 1.000 Bom-

bern auf Köln. 1.300 Menschen sterben, 300.000 werden

verletzt, 140.000 obdachlos. 23 Krankenhäuser, 28 Schu-

len und 16 Kirchen werden zerstört bzw. schwer beschä-

digt (Feuerwehrchronik 1/2013 v. 31.01.2013)

März 1947 Überschwemmung im Oderbruch (BB),

70.000 Hektar Land werden überflutet. Bei Reitwein bricht

ein Damm. Mehr als 20.000 Einwohner müssen evakuiert

werden. 15 Menschen kommen ums Leben (Gläser, Was-

ser Marsch in Ost-Berlin“, 2012, S. 246)

04.03.1957 Das Deutsche Feuerwehrehrenkreuz

wird erstmals an eine Frau, an Jeanne Gläser, verliehen.

Verliehen wird es für ihre Tätigkeit bei der Feuerwehr-Un-

fallversicherung (Frank Wörner, Fachforum Feuerwehrge-

schichte VdF NRW 2015, Freudenberg)

13.03.1957 Beim Brand der Stadthalle Solingen

(NRW) brennt beim Anrücken der FF bereits die gesamte

ohne Unterbrechung durchgehende hölzerne Dachkon-

struktion. Ein Innenangriff ist nicht mehr möglich. 1,5 bis

2 Mio. DM Sachschaden (VFDB 3/1958)

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Januar 2017 FEuErwEHrCHrONIK

09.03.1962 Ein Bergwerksunglück auf der Zeche

Sachsen in Hamm-Heesen (NRW) fordert 31 Tote (Reck-

linghäuser Zeitung v. 8.2.2012)

08.03.1967 Drei Millionen DM Sachschaden verur-

sacht ein Großbrand von Schloß Friedrichsdorf in Kron-

berg/Taunus, inzwischen ein Hotel mit internationalem

Ruf. Großtanker der Frankfurter BF übernehmen kurzfri-

stig die Wasserversorgung; Der Einsatzleiter leitet Fahr-

zeuge und Löschkräfte vom Hubschrauber aus zu kriti-

schen Punkten (Brandschutz in Baudenkmälern und Mu-

seen, 1980, S. 113)

04.03.1977 In Rumänien fordert ein Erdbeben der

Stärke 7,2 auf der Richter-Skala über 1.300 Menschenle-

ben

13.03.1977 Die erste Halle des Deutschen Feuer-

wehrmuseums in Fulda wird ihrer Bestimmung übergeben

(Festschrift 125 Jahre DFV, S. 165)

27.03.1977 Auf der Startbahn des Flughafens

Santa Cruz (Teneriffa) stoßen zwei Boeing 747 der

PANAM und der KLM zusammen. 582 Menschen sterben

bei dem bis dahin schwersten Unglück der Zivil-Luftfahrt

27.03.1982 Gründung der ersten Arbeitsgemein-

schaft Feuerwehrhistorik. Sie wird beim Kulturbund der

DDR angesiedelt (Wasser marsch in der DDR, S. 730)

27.03.1982 Bei einem Barackenbrand auf der Bau-

stelle des neuen Charité in Ost-Berlin erleiden zwei Män-

ner der Feuerwehr tödliche Verletzungen (Wasser marsch

in der DDR, S. 730)

06.03.1987 Nach dem Auslaufen aus dem belgi-

schen Hafen Zeebrugge mit geöffneter Bugklappe kentert

die britische Kanalfähre „Herald of Free Enterprise“. 193

Menschen sterben

08.03.1987 Nach einer Gasexplosion entsteht beim

Brand eines barocken Gebäudes (Schopenstehl 31) in

Hamburg ein Gebäudeschaden von über 1,4 Mio Euro

(333 Jahr Feuerkasse Hamburg, 2009, S. 53)

13.03.1992 Bei einem Erdbeben in der türk. Provinz

Erzincan kommen 523 Menschen ums Leben (Reckling-

häuser Zeitung v. 13.03.2015)

20.03.2007 In einem südrussischen Altenheim am

Asowschen Meer kommen bei einem Brand 63 von 97

Heimbewohnern ums Leben, weil der Nachtwächter die

Warnsignale einer unvollständig installierten Feueralarm-

anlage zweimal ignorierte. Die Feuerwehr hatte einen An-

fahrtsweg von 50 km (Dattelner Morgenpost v. 21.03.2007

/ Brandschutz 5/2007)

04.03.2012 Beim frontalen Zusammenstoß zweier

Personenzüge in Südpolen kommen 16 Menschen ums

Leben, 60 weitere werden verletzt (Recklinghäuser Zei-

tung v. 05.03.2012)

04.03.2012 Ein verheerender Brand in zwei Hallen

eines Essener Betriebes für Matratzen-Recycling kann

von 85 Einsatzkräften mit Wasser aus dem Rhein-Herne-

Kanal und 18.000 l Schaummittel nach 40 Stunden ge-

löscht werden (Recklinghäuser Zeitung v. 05.03.2012)

14.03.2012 Bei einem Busunfall auf der A9 im Si-

ders-Tunnel (Schweiz) sterben 28 Menschen, davon 22

Kinder (RZ v. 15. u. 16.12.2012)

31.03.2012 Bei einer Explosion im Chemiepark

Marl (Evonik) sterben zwei Menschen. Eine 100 Meter

hohe Stichflamme verursacht ein Feuer mit Temperaturen

von mehr als 1.000 Grad. Von den 130 Einsatzkräften der

Werkfeuerwehr des Chemieparks, der Werkfeuerwehr

vom Standort Gelsenkirchen-Horst und der FF Marl kann

es erst nach 15 Stunden gelöscht werden: Ursache ist die

Überdosierung eines Reaktionsbeschleunigers (Katalysa-

tor) (WAZ u. RZ v. 02. u. 03.04.2012, Recklinghäuser Zei-

tung v. 05.12.2012)

28.03.2016 Ein Großbrand beim Geflügel-Unter-

nehmen „Wiesenhof“ in Lohne (NI) richtet einen Sach-

schaden von ca. 10 Mio. Euro an. 400 Einsatzkräfte sind

vor Ort. Die Brandursache ist ungeklärt. 1.200 Beschäftig-

ten droht eine Kündigung

Liebe Leser der Feuerwehrchronik,

die Datensammlung des Archivs der Freiwilligen Feuer-

wehr Datteln umfasst inzwischen mehr als sechseinhalb-

tausend Einträge, und es kommen nahezu täglich neue

hinzu. Diese Datensammlung, die wir auch „Historischen

Kalender“ nennen, erhebt zum einen keinen Anspruch auf

Vollständigkeit, zum anderen soll sie aber auch auf keinen

Fall Selbstzweck sein.

Auf dem „7. Fachforum Feuerwehrgeschichte“ des Ver-

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Januar 2017 FEuErwEHrCHrONIK

bandes der Feuerwehren in NRW im November 2015

wurde in vielen Einzelgesprächen großes Interesse an

diesen Daten geäußert. Dies freut die „Datensammler“ in

Datteln natürlich sehr. Aufgrund der Nachfrage möchten

wir daher an dieser Stelle noch einmal darauf hinweisen,

dass jede Feuerwehr und jeder Feuerwehrhistoriker jeder-

zeit an uns herantreten kann, wenn sie/er für einen (über-

schaubaren) Zeitraum oder zu einem bestimmten Sach-

verhalt anlassbezogen einen Auszug aus der Datensamm-

lung benötigt.

Die Archivare der Freiwilligen Feuerwehr werden bemüht

sein, ihre Wünsche zu erfüllen, wenn dies möglich ist. Die

Recherche und die Übersendung der Daten ist grundsätz-

lich kostenlos und wird daher nur per Mail erfolgen. Aller-

dings würden wir uns in einem solchen Fall auch immer

über die Übersendung einer Festschrift oder eines Ärmel-

wappens dieser Wehr freuen - was aber völlig freiwillig ist.

Bei einer Veröffentlichung einer Datenliste bitten wir um

Angabe des Feuerwehrarchivs Datteln als Quellenan-

gabe.

Ihre Anfragen richten Sie bitte an archiv@feuerwehr-dat-

teln.de. Da wir die Daten ausschließlich aus uns zugäng-

lichen Veröffentlichungen und der Literatur entnehmen,

sind wird auch für Korrekturen und Fehlerhinweise an

diese Adresse sehr dankbar.

Peter Korte

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Januar 2017 FEuErwEHrCHrONIK

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Bernd Klaedtke & Michael Thissen

redaktionsanschrift

Michael Thissen

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wir bedanken uns bei:

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