Gefangenen Info #336

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    Gefangenen InfoC 10190 19.4.2008 Preis: 1,55 336

    Hervorgegangen aus demAngehrigen Info. Das

    Angehrigen Info entstand imHungerstreik der politischen

    Gefangenen 1989.

    8. Mrz, AachenDer Traum so vieler Politiker ist es, Stdtewie Gefngnisse zu konzipieren: Eine Ka-

    mera in jeder Ecke, ein starker Scheinwer-fer, der nichts im Dunkeln lsst, einen Po-lizisten oder Schlieer, der jedes Individu-um kontrolliert, und dass jeder Protest oderZweifel am System auf die individuelle Un-zufriedenheit reduziert wird, welche danndem nutzlosen, juristischem Weg folgt, deruns theoretisch eine Reihe von Rechtengarantiert, welche sie Grund- oder Men-schenrechte nennen.

    Dieser Traum ist nicht nur eine Mischung von George Orwells 1984 oder AldousHuxleys Brave new world, wo die ng-ste, reale oder eingebildete, die Technolo-gie, die Drogen und die Gentechnik aus denMenschen gefangene Subjekte und Objek-te eines totalitren Systems machen.

    Dieser Traum ist heute Realitt, auf bei-den Seiten der Mauern oder Grenzen. Wennwir sagen: Todos somos presos, wir allesind Gefangene, dann meinen wir konkret:Unser Dasein als Objekte, aufgrund einesSystems, welches uns unser Sein als histo-rische Subjekte, mit Erinnerungen, Bewus-stsein und dem Streben nach Freiheit undKampf, nicht zuletzt durch die mediale Ge-hirnwsche, vergessen lassen will.

    Die Talk-Show-Intellektuellen undPolitik-Experten sagen, die ArbeiterIn-nenklasse sei tot, dass kein Proletariat und

    keine Benachteiligung existiert und dass eskein revolutionres Potential mehr gebe,welches die Theorien ber Revolutionenund Klassenkmpfe rechtfertigen wrde.Dass das einzige, was uns brig bliebe, sei,die Unterdrckung dieses Systems, das sichdemokratisch nennt, zu akzeptieren und,

    wenn schon, dann auf die friedliche, pas-sive Art zu protestieren, ohne das Systembermig zu stren. Im gleichen Atemzug

    nennen sie imperialistische Kriege huma-nitre Einstze und Folter Verhrmetho-den, und die Liste dieser Euphemismen ist

    unendlich.Das Schlimmste ist nicht, was die intel-

    lektuellen VertreterInnen des Neo-Libera-lismus und des Kapitals oder die Regierun-gen und DienerInnen der staatlichen Insti-tutionen behaupten, denn sie tun nur ihre

    Arbeit, das, wovon und wofr sie leben. DasSchlimmste ist es, zu sehen und zu hren,wie so viele einfache Menschen, die es bes-ser wissen sollten, die Dummheiten und L-gen dieser Wegbereiter des Unterganges wiedie Papageien wiederholen, ohne selbernachzudenken.

    Die Klassenkmpfe sind keine Abstrakti-on der Vergangenheit, welche lediglich ei-ner einseitigen, konomischen Analyseoder der Legitimation irgendeiner so gen-nanten ArbeiterInnen-Partei dient. Viel-mehr bilden wir alle, egal, ob ArbeiterIn odernicht, die wir keine Macht in den Hndenhalten, was wir berdies auch gar nicht wol-len, die Klasse des Proletariats, bewusst oderunbewusst. Und innerhalb einer Gesell-schaft, in welcher klar und deutlich unter-schieden wird zwischen den Interessen de-rer, die unten stehen, und den Interessen de-rer, die oben stehen, ist es ausschlaggebend,

    mit welchem Bewusstsein diejenigen, dieunten stehen, diesem System der Ungleich-

    Ein Brief, den Gabriel fr die Infotour mit Pastora (Mutter von Xos Tarrio) geschrieben hat

    ... ist die Rebellion gegen Ungerechtigkeitetwas Universelles

    Zeugin im mg-Verfahrenverweigert die Aussage inKarlsruheBei der heutigen Zeugenvorladung im Ver-fahren gegen die militante gruppe (mg)konnte die vorgeladene Zeugin ihre Aussa-ge verweigern. Ermittlungsrichter Ulrich

    Hebenstreit (BGH) entschied gegen den Ein-spruch der Bundesanwaltschaft (BAW), dasssie aufgrund des 55 ein Zeugnisverwei-gerungsrecht in Anspruch nehmen kann.

    Nach den Erfahrungen bisheriger 129-

    Verfahren wollen die Behrden von miruferlose Ausknfte ber den Beschuldigten- von seinem Persnlichkeitsprofil, berseine politische Geschichte bis zu seinen so-zialen Netzwerken. Ich bin nicht bereit, die-se Ausknfte zu geben und so in einer in

    jeder Hinsicht fr Interpretationen offenenGesprchssituation vielleicht Worte zu lie-fern, die sie so verdrehen knnten, dass sie

    dazu beitrgen, diesen Freund in den Knastzu bringen, sagte die vorgeladene Zeuginnach der Entscheidung. Der Paragraph 129zielt als Teil einer politischen Justiz einsei-tig darauf ab, linke, feministische, antifa-

    schistische und antirassistische Bewegun-gen auszuschnffeln, einzuschchtern undzu kriminalisieren. Daran will ich durch ei-ne Aussage nicht mitwirken.

    Die Bundesanwaltschaft hat angekn-digt, gegen diese Entscheidung Rechtsmit-tel einlegen zu wollen.Wir werden Sie ber die Entwicklungen

    auf dem Laufenden halten.

    Bndnis fr die Einstellung der 129(a)-Verfahren, 9.4.2008P.S Eine weitere Vorladung am 16. April

    nach Karlsruhe ist auf unbestimmte Zeitverschoben worden.

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    heit entgegentreten oder es akzeptieren.Mir ist diese kleine politische Einfhrung

    wichtig, um euch hier und heute zu sagen,dass sich unsere politische Arbeit und Ab-sicht nicht auf eine Frage der Menschen-rechte reduziert. Gegen Knast und Gefan-genschaft im Allgemeinen und gegen Iso-lation und Folter im Speziellen zu sein, be-deutet, den Kampf ums Ganze aufzuneh-men, in diesem System, in dem wir alle auf

    die eine oder andere Art Gefangene sind.Wenn manche von uns sich zusammen-tun im Kampf gegen die Knste und die da-zugehrige Subkultur, dann nicht, weil wirmenschlichere Knste wollen, kein Knastkann menschlich sein, genauso wenig wieSklaverei oder Tyrannei menschlich seinkann. Die Analyse dieses Teils des Systemslsst uns die Gesellschaft, in der wir leben,besser verstehen. Denn die Knste sind einkleiner Spiegel all der dominanten Werteund der Werkzeuge, welche benutzt wer-den, um den Lebenshunger und den Wi-derstand derer, die es wagen, zu rebellieren,

    zu brechen; seien es nun politische oder so-ziale Gefangene.

    Diese Systeme der Zerstrung und Folter,wie FIES in Spanien, 41 BIS in Italien, Iso-Haft und Sicherheitsgewahrsam inDeutschland, QHS in Frankreich oder die F-Typ-Knste in der Trkei, all das aufzu-decken und ffentlich zu protestieren kanndie Lge der so genannten Menschen-rechte in den angeblich demokratischenLndern demaskieren.

    Und wir, Menschen mit oder ohne Klas-senbewusstsein, wir, die wir generell aus-geschlossen sind, sind niemals sicher da-

    vor, uns nicht eines Tages in einer dieserZellen wiederzufinden. Dies ist das Damo-klesschwert, das drohend ber unserenKpfen hngt.

    Und ja, wir mssen uns organisieren,denn wir haben gemeinsame Interessenber alle Mauern, Grenzen und Ideologienhinweg, die uns trennen

    Ein Beispiel fr das, was ich beschreibe,knnen wir hier und heute in dieser Ver-anstaltung sehen: Pastora, eine Arbeiterinund soziale Kmpferin, zusammen mit ei-ner baskischen Anti-Knast-Aktivistin, ei-

    nem baskischen Hausbesetzer, einem deut-schen Autonomen und mir, einem galizi-schen, anarchistischen Gefangenen inDeutschland. Gemeinsam, ber alle Diffe-renzen hinweg, die wir haben knnten, ha-ben wir einen Moment des Kampfes er-schaffen, vereinigt durch unsere Nhe undorganisiert anhand einiger Fragen, die wirgenerell und universell fr wichtig halten.

    Jetzt gerade wachsen neue Tarrios,Pombos, Ortizes, Zamoros, ebensowie neue FIES-Systeme heran. Und wir wis-sen, dass wir aus dem Herzen der Un-gleichheit der Mglichkeiten und der Un-

    gerechtigkeit dieses Systems kommen. Wirsind gewhnlich, genauso wie die heutigenSchlieer und Folterer nichts Auerge-whnliches sind, sondern vielmehr nor-male Leute, die fr Geld das tun, was sie

    tun und nicht aufgrund einer faschistischenIdeologie. Was doppelt traurig ist.

    Natrlich ist die soziale Mentalitt auchein Resultat der Geschichte einer jeden Ge-meinschaft, aber nicht nur, jedoch ist dieRebellion gegen die Ungerechtigkeit etwasUniverselles und hat nichts zu tun mit Kul-tur, Hautfarbe oder Herkunft, sondern mitfreien Individuen.

    Menschen, die es verneinen, sich kon-

    trollieren und entfremden zu lassen im Na-men der allgemeinen Wahrheit, welcheletztendlich gar nicht existiert.

    Die Lebensgeschichte von Xose, von Pa-co Ortiz, von Patxi Zamoro und von Tau-senden anderen, die heute berall auf der

    Welt Widerstand leisten, zeigt uns etwas,was wir nie vergessen drfen: Die Rebelli-on ist zu jeder Zeit und an jedem Ort mg-lich. Die Bande der Freundschaft und Lie-be sind strker als alle Ketten und Strafen,die sie uns auferlegen. Wrde, Rebellion, Freundschaft, Liebe,

    Solidaritt, Freiheit, Organisation, das sind

    einige der Ideen und Werte, die wir vertei-digen und fr die wir kmpfen. Gestern,heute und fr immer!

    Ein kmpferischer Gru aus den zerst-rerischen Kerkern in Aachen, Deutschland.Ich danke euch fr eure Aufmerksamkeit!

    Gabriel

    Hau ab, Mensch

    eine RezensionWenn Nelson Mandela davon sprach, dasGefngnis beraube den Menschen nicht nurseiner Freiheit, sondern suche auch ihm dieIdentitt zu nehmen, dann legt das hier zubesprechende Buch von Xos Tarrio, der2005 in Spanien starb, Zeugnis davon ab,wie Gefangene ihre Identitt verteidigen undtrotz unmenschlicher, trotz erniedrigenderBehandlung und Folter ihr Menschsein be-wahren.

    Zehn Jahre brauchte es, bis das im Origi-nal in Spanien (Huye, hombre, huye. Diariode un preso FIES) 1997 erschienene bio-grafische Buch von Xos nun in deutscherbersetzung vorliegt: Hau ab, Mensch!.Auf ber 300 Seiten berichtet Xos von deneinzelnen Gefngnissen, in denen er im Ver-laufe vieler Jahre festgehalten, geschlagen,in Handschellen gelegt wurde. Dies ist deruere Rahmen und ist schon lesenswert ge-nug, wird doch die zerstrerische Wirkungder Institution Gefngnis deutlich. Ebensofaszinierend und ungleich mehr von Bedeu-tung ist jedoch die innere Entwicklung Xo-se Tarrios zu verfolgen. Er, der mit 19 Jah-ren eine anderthalbjhrige Strafe antreten

    soll und am Ende ein Strafma von 71 (!)Jahren vor sich hat, als er 2004 ins Komafllt und Anfang 2005 stirbt.

    Geprgt von vielen Jahren in Heimen undErziehungsanstalten, ist er gewohnt, sich ge-

    gen die Umstnde, auf die er im Gefngnistrifft, aufzulehnen - und landet unversehensin Isolationshaft. Das Buch erzhlt, orien-tiert an den einzelnen Gefngnissen, in die

    er verlegt wird, die Entwicklung hin zu ei-nem anarchistischen Menschen, voller Wutebenso wie voller Liebe. Es erzhlt von So-lidaritt unter den Inhaftierten und ihren Aufstnden - aber auch von der Enttu-schung durch Verrat. Auf Xoss Schilderungen passt gut der

    Satz des Anarchisten Erich Mhsam: Trotzallem Mensch sein, wrs auch mit dem Mes-ser!. Wo immer er die Mglichkeit hatte, lasXos Bcher ber Politik, Literatur, Philoso-phie und diskutierte mit seinen Leidensge-nossen ber das, was sie gelesen hatten. Jemehr sich der innere Horizont erweiterte,umso mehr revoltierten er und die anderenGefangenen gegen die Mauern und die un-menschlichen Haftbedingungen.

    Eine bersetzung ist stets ein Wagnis, aberdem bersetzer ist es exzellent gelungen, diebilderreiche und kraftstrotzende SpracheXos Tarrios in das Deutsche zu bertragen.

    Eingerahmt wird das Buch von einem Vor-wort Gabriel Pombo da Silvas und einemAnhang mit einem Interview, das im Juni2005 mit den Mttern von Xos und Gabri-el gefhrt wurde. Gabriel, selbst spanischer Anarchist, verbt zurzeit eine langeHaftstrafe in Aachen. Er lsst sich auch dortnicht mundtot machen und setzt den Kampffr eine Gesellschaft ohne Knste ebenso fortwie die Mutter Xoss. Gerade der Umstand,dass am Ende die Mtter der beiden Gefan-genen zu Wort kommen (wo hrt man dennsonst, dass sich Mtter von Inhaftierten f-fentlich uern?) trgt zum Gelingen diesesempfehlenswerten Buchs bei.Bibliografische Angaben:Xos Tarrio, Hau ab, Mensch!, 408 S.,ohne ISBN, zu beziehen ber:Buchladen Knig Kurt, c/o AZ Conni e.V.,Rudolf-Leonhard-Str. 39

    D-01097 Dresden, Tel. 0351 81 15 110,email: [email protected]/Koenig-KurtPreis: 10 Euro, zzgl. Versandkosten

    Thomas Meyer-Falk

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    lisierungsgegner keine Terrori-sten sind.

    Natrlich wird das Recht ei-ne Logik haben. Die Rechtlo-sigkeit allerdings entbehrt je-der Logik. Das Recht wird aucheine Philosophie haben. Philo-sophie ist die Liebe zur Ver-nunft.

    In der Rechtlosigkeit gibt es

    weder Vernunft noch Liebe. Inihr gibt es nur Vorurteile. Dasist berall auf der Welt so. Obin Deutschland oder in der Tr-kei; es spielt keine Rolle.

    Wo ist die Gerechtigkeit?

    In der Trkei werden Menschendurch Polizeikugeln gettet.

    Die Zahl der in den letzten 2Jahren von Polizisten getteten Menschenbetrgt 34. Das sind bekannt gewordeneFlle. Bei der Folter, in Gefngnissen wer-den Menschen gettet. Wegen ihres Glau-

    bens werden Menschen mit Messern ge-schlachtet. Journalisten werden gettet. FrRecht und Gerechtigkeit wird nichts getan.Die Mrder werden verschont. Denn derStaat organisiert diese Mrder, er lsst siefoltern und morden. In den Prozessen wer-den Beweise verdunkelt, verheimlicht. DerProzess [wegen] des Journalisten HrantDink und der Prozess der in Malatya get-teten 3 Christen - einer von ihnen ist einDeutscher - sind die jngsten Beispiele die-ser Realitt.

    Ungerechtigkeit war eines der am mei-sten diskutierten Themen in Deutschlandgewesen. Bei den niederschsischen Land-tagswahlen war der Wahlspruch der SPDGerechtigkeit kommt wieder. Jawohl; esgibt keine Gerechtigkeit. Nur fr die Rei-chen gibt es Gerechtigkeit. Fr Peter Hartz,fr korrupte, unterschlagende Siemens-Funktionre und fr Gro-Bankiers gibt esGerechtigkeit. Sie knnen machen, was siewollen; ins Gefngnis kommen sie nicht.

    Wo ist also die Gerechtigkeit?

    Recht und Demokratie

    Es gibt eine Meinung, die besagt: Ich den-

    ke nur an die Sicherheit des Staates. DesRecht kommt an zweiter Stelle. Ein Ver-stndnis, dass das Recht rckschrittlichmacht. Ist das Recht unabhngig? Ist dasRecht ber dem Staat? Europa vertritt dieThese, dass das Recht unabhngig und berdem Staat sei. In Demokratien gebe es die

    Vorherrschaft des Rechts. Whrend in die-sen Demokratien ber alles diskutiert wird,kann ber das Eigentliche gar nicht disku-tiert werden. Die Linke und der Sozialismuskann sich von Verfolgungen, Ermittlungen,Telefonlauschaktionen und Verboten nichtbefreien. Ihnen ist untersagt, ber alles zu

    diskutieren. Ein Beispiel: Das Saarland wardas erste Land im Westen, das die Verfol-gung der Linkspartei offiziell auer Kraftgesetzt hat. Die verfolgende Behrde warder Verfassungsschutz.

    Ist das Demokratie? Ist das Gerechtigkeit?Ist das Recht?

    Mit diesem Recht und mit dieser Demo-kratie muss man sich konfrontieren.

    In einem Deutschland, das durch das Na-zi-Regime Hitlers fr den Tod von 40 Mil-lionen Menschen verantwortlich ist, gibt eseine Frage, die man jedem Deutschen zustellen hat. Auch jeder Deutsche msste ei-ne Frage haben. Sind es nicht die Nazis ge-wesen, die die Feinde der Linken und desSozialismus waren?Verfolgt worden ist nicht nur die Links-

    partei. Auch Studenten, die um ihre akade-mischen und konomischen Rechte ge-kmpft haben, sind verfolgt worden. Whrend all dies geschehen ist, sind

    Straftaten, Angriffe und der Terror der Na-zis von der Polizei nicht einmal aktenkun-dig gemacht worden.

    Immigranten und Muslime werden alspotenzielle Terroristen angesehen. DieKinder will man in Besserungsanstaltenund Gefngnissen unterbringen. Der Ras-sismus und die Fremdenfeindlichkeit neh-men zu. Die Angriffe auf Immigranten wol-len gar nicht enden.

    In Deutschland und in sterreich werdenHuser angesteckt. Es sterben Menschen. InLudwigshafen sind 9 Menschen aus der Tr-kei, 5 Kinder und 4 Frauen, verbrannt wor-

    den. Warum?

    In diesem Prozess ist fr mich dieFrage nach Demokratie und Freiheitdas Hauptthema

    Ich bin ein sozialistischer Journalist, ein so-zialistischer Mensch, kein Terrorist.

    Bis heute habe ich fr die Demokratie undfr die Freiheit gekmpft. Ich habe fr einevollkommen unabhngige Trkei gekmpft.Ich habe mich der Ungerechtigkeit und derGrausamkeit widersetzt. Aus diesem Grund

    bin ich in meiner Heimat massiv gefoltertund tyrannisiert worden. Die Folterspurensind an mehreren Stellen meines Krpersvorhanden, und sie sind immer noch sehrdeutlich zu sehen. Ich erlitt Brche an mei-

    nem Kreuz, meinen Hndenund meinem Kopf. Die Spu-ren sind da. Als Folge desKreuzbruches hin ich nurnoch in der Lage, hchstens3 bis 5 Minuten lang zu Fuzu gehen. Unter den Ach-seln aufhngen, im Wintermit kaltem Wasser wa-schen, Stromschlge verab-

    reichen, Bastonade anwen-den, im menschenleerenFeld mit geschlossenen Au-gen den Abzug einer amKopf angelegten Waffebettigen, Schsse unmit-telbar an den Fen vorbeiabgeben, Todesdrohungenausstoen ... Wegen dieserFolterungen verschlechter-

    te sich mein Gesundheitszustand vollkom-men. Aus diesem Grunde befand ich michunter stndiger rztlicher Kontrolle und Be-handlung. Die Atteste befinden sich in der

    Akte. Warum so viel Folter und Grausam-keit? Weil ich an einer Demonstration teil-genommen, ein Flugblatt verteilt, ein Plakataufgehngt habe. Ein Besuch des Vereinslo-kals war ein Folterungsgrund. Es war einGrund fr einen Prozess vor dem Militrge-richt. Die Verhandlung war ein Fall von voll-kommener Rechtlosigkeit und Ungerechtig-keit. Seit der ra der Militrjunta, seit 1980,hat sich nichts gendert. Wenn heute Leh-rer demonstrieren, spricht der Minister frNationale Erziehung von einer illegalenAktion und will ein Ermittlungsverfahreneinleiten. Kann man in so einer Situationvon Recht sprechen?

    In der Trkei wurde ich von der Polizeiund der MIT verfolgt, festgenommen undgefoltert. Aus diesem Grunde bin ich inDeutschland ein Asylberechtigter.

    Mir wird heute hier aus dem Grund derProzess gemacht, weil ich ein Sozialist bin.Bei diesem Prozess handelt es sich um ei-nen Prozess, der durch ein Komplott, eineProvokation der MIT ins Leben gerufenworden ist.

    In der Trkei ist die MIT als eine Organi-sation fr Verschwrungen und Provoka-

    tionen bekannt. Hierfr gibt es zahlreicheBeweise und Zeugen. Staatsprsidenten,Ministerprsidenten, Minister und manch-mal Generle haben die MIT so bewertet.Die Belege dazu werden wir prsentieren.Obwohl kein gesichertes Beweismittel, keinZeuge, keine echten Belege, keine richtigeInformation gegen mich vorhanden ist, binich seit 16 Monaten in Haft.Warum?Es gibt einen einzigen Grund. Weil ich

    anders denke und ein Sozialist bin, bin ichin Haft. Meine Inhaftierung und die Fort-dauer dieser Haft stellen fr mich eine groe

    Ungerechtigkeit dar.Es gibt viele Beispiele fr solche Prozes-se. Der Dreyfu-Prozess in Frankreich in der

    Vergangenheit. Dem Dreyfu hat man we-gen Spionage den Prozess gemacht. Es wur-

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    den falsche Zeugen gefunden. Es war einvollkommenes Beispiel der Rechtlosigkeit.In Amerika hat man die italienischen Ar-beiter Sacco und Vanzetti wegen Mordesangeklagt, weil sie Sozialisten waren. Beidiesem Prozess handelte es sich um eine

    vollkommene Verschwrung. Der falscheZeuge dieses Verfahrens hat die WahrheitJahre spter eingerumt. Genau wie derfalsche Zeuge im Rosenberg-Prozess. Die

    Rosenbergs wurden allerdings mit der Be-schuldigung, Spionage fr die Sowjets be-trieben zu haben, hingerichtet. Der falscheZeuge hat viel spter ein Gestndnis abge-legt. Es gibt viele Prozesse, die groe hn-lichkeiten mit diesem Verfahren aufweisen.Diese Beispiele kann man endlos fortsetzen.Jawohl; weil ich anders denke und ein So-zialist bin, wird mir der Prozess gemacht.

    Aus diesem Grund hat man mein Recht aufLeben aufgehoben. Mein Recht auf Ge-sundheit, mein Recht auf Therapie wurden

    vernichtet. Mein Recht auf Verteidigungwird behindert. Meine Freiheit auf knstle-

    rische und kulturelle Produktion wird be-hindert.

    Seit Monaten lebe ich in der Isolation.

    Die Isolation ist die grte Schlech-tigkeit, die ein Mensch einem ande-ren Menschen antun kann, und siewar fr mich die grte Folter.

    Die Isolation reit den Menschen von derNatur und dem Leben, vom Menschen undder Welt, von seinen Geliebten los.

    Sie wird angewandt, um den Menschenphysisch und psychisch mrbe zu machenund zu vernichten.

    Waren die Luft und der Sauerstoff,die Sonne und die Blume auchTerroristen?

    Seit 16 Monaten lebe ich in der Isolation.Wir wurden zum Schweigen gebracht undunsere Fe wurden in Ketten gelegt. Re-den war untersagt. In diesen 16 Monatenhat man allem voran mein Recht auf Lebenund mein Recht auf Gesundheit und The-

    rapie beseitigt. Mein Recht auf Verteidigungwurde behindert.Im Oktober 2006 wurden 3 verstopften

    Gefen an meinem Herzen Bypsse ange-legt. Mein Gesundheitszustand hatte sichdadurch gebessert. Meine Behandlung wur-de in der Herzklinik in Bad Bevensen fort-gesetzt. Die Polizei nahm mich fest, indemsie meinem Arzt erklrte, dass ich verhaf-tet und in das Justizkrankenhaus in Han-nover verlegt werde, wo meine Behandlungfortgesetzt wrde. Meine Behandlung in derHerzklinik wurde somit verhindert. Die Be-handlung htte noch 15 Tage fortgesetzt

    werden mssen. Ich wurde festgenommenund in einer Zelle ohne Luft und ohne Son-ne im Gefngnis von Hannover unterge-bracht. Die Herzschmerzen hielten an. DieOperationsnarben waren noch nicht ausge-

    heilt. Auf der einen Seite die Schmerzen,auf der anderen die Zelle ohne Luft lieenmich kaum richtig atmen. Das Fenster derZelle lie sich nur oberhalb 20 cm breit ff-nen. Und es kam keine Luft herein. Vor demGlas befand sich auer dem Gitterwerk einDrahtzaun. In die Zelle drang keine Luft ein.

    Weil man all meine Sachen, meine Kleidungmir mit Gewalt weggenommen hatte, konn-te ich nicht zum Hofgang. Es war mir nicht

    mglich, bei einem Hofgang frische Lufteinzuatmen. Die Zelle war 7 x 4 Schritteklein. Das Bett, der Stuhl, der Tisch, das Re-gal, die Toilette, alles war in dieser Zelle. 24Stunden lang war ich alleine in dieser Zel-le. Die Zelle war schlimmer als das, was ichin der Trkei erlebt habe, wegen der Isola-tion. Die Zelle war wie ein Sarg. Kann einMensch in einer luftlosen, dunklen Zelle ge-sund leben, in der Obst innerhalb von 2-3Tagen verfault?

    In den ersten Tagen wurde mir schwarzvor den Augen, wenn ich aufstand. Dannfiel ich hin. Es war sehr schwer, mich zu be-

    wegen. Die Herzschmerzen wurden zuneh-mend heftiger. Von diesen ganzen Gesund-heitsproblemen habe ich dem Arzt berich-tet. 6 Monate lang wurde es mit der Be-merkung bergangen, das sei normal.

    Die Sonne war verboten. Luft - Sauerstoffwaren verboten. Waren vielleicht die Son-ne, die Luft und der Sauerstoff sehr ge-fhrlich?

    Erst einen Monat nach meiner Inhaftie-rung wurden mir meine Kleider ausgehn-digt. Beim Einzelhofgang wurde ich von 2

    Aufsehern beaufsichtigt. Der Hof war win-zig klein. Die Aufseher beobachteten stn-dig. Eines Tages habe ich im Garten eineBlume gepflckt. Auch die Blume musswohl gefhrlich gewesen sein, denn siewurde sofort der Sicherheitsuntersuchungunterzogen.Willkrlich wurden Sachen, die mir mei-

    ne Besucher mitbrachten nicht angenom-men, die angekommenen Bcher zurck-

    geschickt.

    Sind die Fuketten mit dem Recht zuvereinbaren?Beim Transport wurden mir gewaltsamFuketten angelegt. Was auer diesenFuketten kann die Rechtlosigkeit darle-gen? Was war das alles, wobei nichts hhersein drfte als die Wrde des Menschen?

    Mein Recht auf Leben wurde beseitigtEs waren Monate vergangen, mein Ge-sundheitszustand war restlos verdorben.Nach 6 Monaten wurde ich im Mai 2007 freine Kontrolluntersuchung in das Kran-kenhaus der Medizinischen Fakultt inHannover berstellt. Nach den Kontrollun-tersuchungen stellte sich heraus, dass 2 vonden 3 Gefen, wo Bypsse angelegt wor-den waren, wieder verstopft waren. Das warder Grund fr die monatelang dauerndenSchmerzen und fr die Mdigkeit.

    Laut den Berichten der Medizinischen Fa-kultt Hannover, des Gefngnisarztes und

    des Gefngnisleiters msste die Haft unter-brochen werden. Dieses, mein Recht auf Le-ben wurde nicht akzeptiert und dieses Rechtmir nicht zuerkannt. Ich wurde nach Lin-gen in das Krankenhaus fr Hftlinge trans-portiert. Hier bekam ich lediglich die Ta-bletten, die ich seit September 2006 be-kommen hatte. Man machte ein EKG undeinen Bluttest. Der Blutdruck wurde ge-messen. Das alles war auch im Gefngnisin Hannover gemacht worden. Im Kran-kenhaus gab es berhaupt keine Therapie.Mein Gesundheitszustand verschlimmertesich. Die beiden verstopften Gefe blieben

    verstopft. Die Schmerzen und die Mdig-keit nahmen stark zu.

    Ist es nicht so, dass das Leben des Men-schen heilig ist? Ist es nicht so, dass derMensch ber allem steht? Hatte das Lebendes Menschen keinen Platz im Rechtswe-sen? All diese Fragen blieben unbeantwor-tet.

    Auch die Verteidigung ist verboten

    Ich war doch in einem Krankenhaus unter-gebracht worden, nicht wahr? Mein Rechtauf Verteidigung und auf Besuch wurde mit

    der Ausrede der ausgezogen zu erfolgen-den Durchsuchung beseitigt. Ich war 3 Mo-nate lang im Krankenhaus. Es gab ver-schiedenartige Verbote. Ein Glas warmes

    Wasser war verboten. Seltsam, was? In ei-nem Krankenhaus ist 3 Wochen lang einGlas warmes Trinkwasser verboten. DerGrund dafr war die Isolation.Vom Krankenhaus wurde ich in das Ge-

    fngnis in Freiburg transportiert. Beim Be-treten des Gefngnisses wurden mir meinesmtlichen Sachen unter Zwanganwen-dung weggenommen. Meine Bekleidung,meine Bcher, von mir verfasste Gedichte,

    Briefe, meine Stifte, Briefmarken, das Zei-tungsarchiv. Notizen und Unterlagen frmeine Verteidigung, das alles wurde mirweggenommen. Nach 20 Tagen bekam ichmanche Sachen, nach 2 1/2 Monaten wei-

    Die Adressen der 5 Gefangenen:

    Mustafa Atalay

    JVA Stuttgart StammheimAsperger Str. 6070439 StuttgartIlhan DemirtaJVA Stuttgart Stammheim

    Asperger Str. 6070439 StuttgartHasan SubaJVA Stuttgart Stammheim

    Asperger Str. 6070439 StuttgartDevrim GlerJVA Schwbisch HallKolpingstr.1

    74528 Schwbisch HallA. Dzgn YkselJVA Rottenburg Auenstelle TbingenDoblerstr. 1872074 Tbingen

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    tere Sachen zurck. Viele Sachen, Notizenund Unterlagen fr meine Verteidigung undmein Zeitungsarchiv wurden mir nicht aus-gehndigt. Die Unterlagen fr meine Ver-teidigung, die ich an meine Anwlte ge-schickt habe, wurden monatelang nichtweitergeleitet. Erst nach 2 - 3 Monaten wur-den sie ihnen bergeben. Stellt das allesnicht eine Behinderung und ein Verbot der

    Verteidigung dar?

    Oder waren etwa der Stift, das Gedicht,das Buch, das Zeitungsarchiv, die Brief-marken, der Brief, die Verteidigungsnotizenund die Verteidigungsunterlagen sehr ge-fhrlich? Oder waren etwa das Gedicht, dasBuch, die Zeitung, der Stift, die Unterlagenfr die Verteidigung Terroristen? Im Ge-fngnis in Hannover und im Justizkran-kenhaus in Lingen waren die Offiziellen frdie Dauer von 11 Monaten die einzigenMenschen, die ich gesehen habe. Ihre Stim-men waren die einzigen menschlichenStimmen, die ich wahrgenommen habe. Imersten Monat meiner Haftzeit gab es kein

    Fernsehen, keine Zeitung, kein Buch. Ichhatte meine Kleidung nicht. Aus diesemGrund konnte ich nicht zum Hofgang. ImJustizkrankenhaus in Lingen und in Frei-burg gab es insgesamt 6 Monate lang kei-ne trkischen Fernsehkanle.

    Zeitungen demokratischer Vereine undInstitutionen wurden verboten und nichtausgehndigt. Manche angekommenenBriefe, Karten, Bilder wurden nicht aus-gehndigt. Auf diesem Wege wurde dieknstlerische Produktion untersagt. Ei-gentlich wurde der Gedanke untersagt.

    Das Leben ist ein Leben, wenn esGerechtigkeit gibtDie Isolation dauert an. Sie ist eine Folterfr mich. Das Leben ist ein Leben, wenn esGerechtigkeit gibt. Gibt es keine Gerechtig-keit, so gibt es auch kein Leben. Genau wiein meinem Fall, wo ich verstmmelt gelas-sen und nicht behandelt worden bin. DasLeben geht weiter. Macht Euch Gedanken!All das ist geschehen. All das, was ich er-

    lebt habe, war fr mich Folter.Wer von sich behauptet, er sei ein Mensch,

    muss etwas zu sagen haben. Das Recht be-

    steht nicht nur aus Strafen und Sanktionen.Es befindet sich nicht auerhalb von so-zialen und moralischen Bedingungen. Manmuss ausschlielich die Wahrheiten beach-ten und nicht wie zwangslufig zur Spra-che gebrachte unwahre Behauptungen, die

    jeder Grundlage entbehren. Seit fast 1,5Jahren wird meine Haft unrechtmig fort-gesetzt, ohne dass man mir irgendeine Fra-ge gestellt, das Rederecht eingerumt hat.

    Seit den Berichten des Gefngnisleitersund des Arztes in Hannover im Mai 2007des Inhalts, dass die Haft zu unterbrechenist, hat es bis heute keine Vernderung ge-

    geben.Ich will meine Entlassung.Ich will mein Recht auf Leben.Ich will mein Recht auf Gesundheit, Frei-

    heit fr den Gedanken.

    Der Verteidiger berdie 129b-Verfahrengegen trkischeOppositionelleDer Hamburger Rechtsanwalt Hans-Jrgen

    Schneider verteidigt den trkischen Jour-nalisten Mustafa Atalay

    ND: Zur Zeit luft vor dem Stuttgarter Ober-landesgericht ein Prozess gegen fnf An-gehrige der trkischen OrganisationDHKP/C wegen der Mitgliedschaft in einerauslndischen terroristischen Vereinigung.Die Revolutionre Volksbefreiungspartei-Front steht auf der Terror-Liste der Eu-ropischen Union sowie der USA und ist inder Trkei und Deutschland verboten. Ver-

    fahren gegen die Organisation sind nichtneu, was ist das Besondere bei einem Pro-

    zess nach Paragraf 129b?Das Besondere ist, den Angeklagten wer-

    den keine Aktionen gegen die Bundesrepu-blik Deutschland zur Last gelegt. Die An-klage beschuldigt sie vielmehr, in europi-schen Lndern Aktionen gegen die Trkeigeplant und vorbereitet zu haben. Im Er-gebnis werden in Deutschland bisher lega-le Aktionen wie die Mitarbeit in Vereinenund das Sammeln von Geld fr die Fami-lien von politischen Gefangenen in der Tr-kei kriminalisiert. Dabei sollen erstmals ingroem Mae Dokumente aus der Trkei indas Verfahren eingefhrt werden.

    Spielt die Kritik an der Menschenrechtssi-tuation in der Trkei eine Rolle in dem Ver-

    fahren?Die Trkei wurde vom Europischen Ge-

    richtshof fr Menschenrechte mehrmalswegen der Verletzung von Menschenrech-ten verurteilt. Auch in Asylverfahren wirddie Menschenrechtslage in der Trkei im-mer wieder thematisiert. Deshalb lehnt esdie Verteidigung ab, Dokumente und Un-terlagen aus der Trkei in das Verfahreneinzufhren. Die Bundesanwaltschaft sieht

    das allerdings anders. Sie hat sich schon imSeptember 2007 mit Vertretern der trki-schen Polizei- und Anklagebehrden zur

    Vorbereitung des Verfahrens in Istanbul ge-troffen.

    Wie lange wird das Verfahren dauern undwie hoch knnte das Strafma sein?

    Ein Ende des Verfahrens ist noch nichtabzusehen. Bei einer Verurteilung knnteden Angeklagten eine Hchststrafe vonzehn Jahren Haft drohen.

    Was bedeutet die Anklage nach Paragraf

    129b fr die Haftbedingungen der Beschul-digten?Da es sich um einen Zwillingsparagrafen

    des 129a handelt, sind die Haftbedingun-gen fr die Beschuldigten hnlich. Sie sit-

    zen in Isolationshaft und werden in Hand-schellen zum Prozess gebracht. Besonderszugespitzt ist die gesundheitliche Situationmeines Mandanten Mustafa Atalay. Er warschon in der Trkei wegen seiner politi-schen Bettigung lange inhaftiert und ge-foltert worden. Unmittelbar nach einerschweren Herzoperation war er in einer Re-habilitationsklinik verhaftet worden undbefindet sich seitdem in Isolationshaft.

    Msste er nicht eigentlich aus der Haft ent-lassen werden?

    Der Arzt im Untersuchungsgefngnis vonHannover, wo Atalay auch kurzzeitig in-haftiert war, hat wegen dessen schlechtenGesundheitszustands jede weitere Behand-lung abgelehnt. Atalay wurde dann abernicht freigelassen, sondern ins Justizkran-kenhaus Lingen verlegt. Der Gesundheits-zustand meines Mandanten verschlechter-te sich dann weiter. Nach einer Herzopera-tion im Februar 2008 ist jetzt noch ein Ein-griff notwendig. Trotzdem hat das Gericht

    alle Antrge auf Haftentlassung aus ge-sundheitlichen Grnden abgelehnt.

    Wissen Sie von geplanten Solidarittsak-tionen?

    Ja. Durch eine Prozessbeobachtung solleine grere ffentlichkeit fr das Verfah-ren hergestellt werden. Zudem wird es dem-nchst in verschiedenen Stdten Informa-tionsveranstaltungen geben. Auch eine De-monstration in Stuttgart ist in Vorberei-tung.Fragen: Peter Nowakverffentlicht im: ND 10.04.2008

    Freiheit fr Avni Er!Seit 1. April 2004 befinden sich zwei tr-kische AktivistInnen in italienischer Haft.Ihrer Verhaftung ging eine internationalangelegte Polizeioperation voraus, bei derallein in der Trkei Dutzende demokrati-sche Vereine gestrmt, ber 100 Men-schenrechtsaktivistInnen festgenommenund 87 anschlieend verhaftet wurden. Als

    Beweismaterial dienten Computerdisket-ten, die sich aber sehr bald als Flop her-ausstellten. Es wurde klar, dass es sich umein Komplott handelte, dennoch wurdenDutzende Menschen ohne jegliche Bewei-se, zum Teil ber ein Jahr, gefangen gehal-ten.

    Im Zuge dieser so genannten DHKP-COperation ist es auch in Belgien, Deutsch-land und Holland zu Razzien gegen legale

    Vereine und Informationsbros gekommen.Doch auch dort wurden alle vorbergehendfestgenommenen Personen wieder auf frei-en Fu gesetzt und das Verfahren einge-

    stellt.In Italien wurden auerdem drei Mitglie-der des Campo Antiimperialista verhaftet,die allerdings begleitet von einer breitenSolidarittskampagne kurze Zeit spter

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    wieder freigelassen wurden. Nur fr AvniEr und Zeynep Kilic dauert die Haft an. Siewurden wegen Mitgliedschaft in der revo-lutionren Bewegung DHKP-C verurteilt.Whrend sich Zeynep in einer Haftanstalt

    in Rom befindet, wurde Avni Er in das alsHochsicherheitsgefngnis berchtigte sardi-sche Nuoro-Gefngnis verlegt, wo er stren-gen Isolationsbedingungen ausgesetzt ist.Avni ist heute der Gefahr ausgesetzt, an

    die Trkei ausgeliefert zu werden. Dies wr-de die Verletzung internationalen Rechts be-deuten, wonach nicht nur die Lnder verur-teilt werden, die Folter und Misshandlungenanwenden, sondern auch jene Regierungen,die im Wissen um die Gefahr der Folter Per-sonen an solche Lnder ausliefern, wie dieitalienische Regierung im Falle der Zustim-mung der Auslieferung von Avni Er.

    Doch nach der Bildung einer landeswei-ten Koordination gegen die Auslieferung andie Trkei, zahlreichen Sit-ins und Demon-strationen fr die Freilassung der beiden,Zehntausenden Unterschriften gegen die

    Auslieferung, Hungerstreiks von Avni, Zey-nep und anderen politischen Gefangenenhat am 7.2.2008 endlich der Staatsanwalt

    in der Berufungsverhandlung ernste Zwei-fel am Auslieferungsgesuch der Trkeigeuert und somit die Vertagung der Ver-handlung auf den 10.4.2008 erwirkt.

    In Solidaritt mit Avni und Zeynep undaus Protest gegen die fortwhrenden Men-schenrechtsverletzungen in der Trkeimchten wir die Forderung unserer italie-nischen Freundinnen und Freunde, die sichzu einer landesweiten Koordination gegendie Auslieferung von Avni zusammenge-schlossen haben untersttzen und erklren:- Freiheit fr Avni und Zeynep!- Nein zur Auslieferung von Avni Er an den

    Folterstaat Trkei!Verhindern wir die Auslieferung linker Ak-tivistInnen in die Trkei, stellen wir uns ge-meinsam der staatlichen Repression entge-gen! Soligruppe

    An die KommunistInnen, Avantgarden derArbeitenden, kmpfenden Proletarier, un-terdrckten Frauen und Rebellen

    Mit dem Prozess gegen die am 12.2.07 ver-hafteten KommunistInnen stehen sich, ein-

    mal wieder, in den brgerlichen Gerichtenzwei Klassen gegenber: Bourgeoisie undProletariat.

    Die eine, die Bourgeoisie, welche die Machtinnehat (bzw. in ihrer Zeit zum Eigenbedarfeinen repressiven und juristischen Apparataufgebaut hat), klagt die andere an, nmlichdas Proletariat, das in der Person einiger mi-litanter KommunistInnen die eigene politi-sche, das heisst revolutionre, Klassenauto-nomie aufzubauen versucht. Das Ziel ist im-mer dasselbe: zu bewerkstelligen, dass derKapitalismus seine eigenen Krisen und seineBarbarei berleben kann, und damit er, un-gestrt, weiter einer verschwindenden Min-derheit Luxus und Privilegien verteilen kann,auf dem Buckel und unter Einsatz des Lebensder Mehrheit. Dazu kommt, wo der Betrug ih-rer falschen Demokratie nichts bringt, diebrgerliche Repression und Justiz zum Ein-satz.

    Der repressive Angriff zeigt die Fratze desRevisionismus1, der, um den Herrschendenzu dienen, Staat geworden ist und heute inder Achse DAlema-Napolitano-Bertinottiseinen Ausdruck als wichtigste Sttze der an-tiproletarischen Politik der Regierung Prodi

    findet und in einer Komponente der Richter-schaft einen ihrer wichtigsten Machtzentrenhat. Die Staatsanwaltschaft Mailand ist des-sen beste Darstellung.

    Es ist ein politischer Prozess! Ein Prozess,in dem die ffentliche Anklage und die An-geklagten politische Subjekte sind und dererhobene Hauptanklagepunkt - subversiveVereinigung - politisch ist, und die Ziele al-ler Lager sind politisch. Das von der Bourge-oisie mit diesem Prozess verfolgte Hauptzielist, die Legitimitt des revolutionren Kamp-fes des Proletariats zu mindern, indem er aufkriminelle Episoden reduziert wird. Es ist ei-

    ne notwendige Operation, um die Legitimittder Repression zu propagieren und um dieproletarischen Krfte einzuschchtern, diefr revolutionre Ansinnen empfnglichsind. Um so der primren Notwendigkeit der

    Eindmmung der Tendenz zur politischenKlassenautonomie gerecht zu werden.

    Auf strategischer Ebene.

    Auf taktischer Ebene hingegen sind zuerst dasErmittlungsverfahren und dann der Prozess

    darauf ausgerichtet, eine wackelige Mitte-Links-Regierung zu strken, die Ausdruckdes aktuellen inneren Interessengleichge-wichtes der italienischen imperialistischenBourgeoisie ist. Die Verfolgung dieser Ziel-setzungen ist heute eine vitale Notwendig-keit fr unsere Herrschenden. Ihre Klasse be-findet sich innerhalb der Auseinanderset-zungen, die von der allgemeinen Krise derkapitalistischen Produktionsweise verur-sacht werden, tatschlich immer mehr in derLage eines Tonkruges unter Stahlkrgen. Dievon den US-Imperialisten gefrderte Strate-gie des unendlichen Krieges hat eine neuePhase der globalen Destabilisierung hervor-gerufen und den Kampf um die Neuauftei-lung der Welt unter den imperialistischenMchten neu lanciert. Und das heute vor al-lem zum Nachteil der unterdrckten Natio-nen des Trikontinents (Asien, Afrika, Lat-einamerika) und vor allem gegen die Vlker,deren Regimes eine autozentrierte, von im-perialistisch auferlegten Bevormundungenund halbkolonialen Beziehungen unabhn-gige Entwicklung versucht haben. Das ist einKrieg, der sich schleichend schon als dritterWeltkrieg uert.

    Die italienische imperialistische Bourgeoi-sie nimmt direkt an diesem System der Krie-ge teil, wie es klar die so genannten huma-nitren Einstze zuerst im Irak, dann in Af-ghanistan und im Libanon zeigen. Es ist einWeg der Zerstrung und des Todes voller Ge-genstze, die sich bis in die imperialistischengesellschaftlichen Formierungen hinein ver-schrfen. Ein Weg, der den groen Massendie Krise des Systems aufzeigt und die Not-wendigkeit seiner radikalen berwindungdrastisch klarmacht.Als Systemkrise meinen wir nicht nur die

    konomische Krise im blichen Sinne des Be-

    griffes. Wir meine jene wirtschaftlich, sozialund politisch umfassende Erscheinung, die von den Funktionsgesetzesmigkeiten derkapitalistischen Produktionsweise verur-sacht wird (darunter das Gesetz des Mehr-

    Der politische Philosoph John Rawls ver-teidigt in seinen Vorlesungen ber den Po-litischen Liberalismus im Abschnitt berdie politische Meinungsfreiheit gerade dieFreiheit subversiver, zu Gewalt und Revo-lution aufrufender Meinungen. Diese Leu-te, fhrt er dort aus, rufen nicht einfach Re-volution, Revolution, sondern fhren Grn-de an. Wrtlich fhrt er fort: Um das Ein-treten fr subversive Ansichten zu unter-

    drcken, muss die Diskussion dieser Grn-de verboten werden, und um das zu tun,muss der freie und informierte ffentliche

    Gebrauch unserer Vernunft bei der Beurtei-lung der Gerechtigkeit der Grundstrukturund der Gesellschaftspolitik eingeschrnktwerden. Dann aber wird die Gedankenfrei-heit als eine Grundfreiheit verletzt. (S.469)

    In diesem Sinne des freien und informier-ten Gebrauchs der Vernunft dokumentierenwir im Folgenden eine Erklrung italieni-

    scher politischer Gefangener, die im Febru-ar 2007 verhaftet wurden und seit Dezem-ber 2007 vor Gericht stehen. CS

    Revolution oder Konterrevolution

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    wertes, das heit das Gesetz der Ausbeutungder Arbeit, das - sieh mal an welch ein Zu-fall - in der offiziellen Wirtschaftswissen-schaft, das heit der herrschenden Ideolo-gie, ausgeblendet wird). Wir sprechen vonder auf weltweiter Skala chronischen kapi-talistischen berproduktionskrise: es hat zuviele Kapitalien auf der Suche nach Profit, esgibt nicht genug Investitionsmglichkeiten,die Konkurrenz wird immer brutaler und ver-

    kommt oft bis zum bewaffneten Konflikt.Diese Kapitalberproduktion fhrt zu jenerwahnsinnigen und kriminellen Erscheinung,nach der es schlecht geht, weil zuviel pro-duziert wird! Die produktive berkapazittfhrt, anstatt sozial eingesetzt zu werden, zuden andauernden Neustrukturierungen undzur Verelendung des Proletariats. Und weiter,sie ist die wahrste und brutalste Ursache derimperialistischen Kriege: nicht nur wegen der von ihr ausgelsten konkurrenzbedingtenAggressivitt, sondern auch weil (fr dieseschwachsinnige Produktionsweise) auf Zeitkeine andere Lsung als die Zerstrung der

    berschsse mglich ist. Auf dem Trmmer-feld der anderen knnen die imperialisti-schen Gruppen und Staaten von Neuem mitder Anhufung beginnen. Es ist die Ge-schichte der USA in Europa und in Asien nach1945, es ist die aktuelle Geschichte mit demIrak, Afghanistan

    Dieser Art der allgemeinen und histori-schen Krise kann der Kapitalismus mit ge-whnlichen wirtschaftlichen Mitteln nichtentrinnen. Und tatschlich gelingt es ihmnicht, trotz der dreiigjhrigen Angriffe aufdie Eroberungen der proletarischen und ar-beitenden Klasse: Verschrfung der Ausbeu-tung, Verschlechterungen der Lebens- und Arbeitsbedingungen. Trotz der technologi-schen Sprnge und des Zusammenbruchs derrevisionistischen Regimes, die in den sozia-listischen Lndern die Herrschaft bernom-men und der kapitalistischen Restaurationden Weg frei gemacht hatten.

    Im Bereich der Klassengegenstze habensich denn die Angriffe auch unaufhrlichwiederholt, vor allem nach der Abschaffungder gleitenden Lohnskala: Angriff auf den si-cheren Arbeitsplatz, wiederholte Rentenre-formen und Krzungen in der Sozialvorsor-

    ge, Einschrnkungen des Streikrechtes, Fle-xibilitt und Prekarisierung, Raub des TFR(Entschdigung bei der Auflsung des Ar-beitsverhltnisses?) zugunsten des Finanzka-pitals sowie die Privatisierungen von Staats-eigentum (das mit dem Geld der Arbeitendenaufgebaut wird). Auch wenn die Arbeitendenzur billigsten Ware geworden sind, ist das al-les nicht genug. Der Kapitalismus in der Kri-se ist eine brutale und nimmersatte Bestie,und die Krise stellt sich bei jeder Stufe derSpirale in verschrfter Form von Neuem ein;wie im eben erlebten Fall der Immobilien-kreditkrise in den USA. Das neue Element ist

    in diesem Fall die Unfhigkeit des herr-schenden Imperialismus, die Krise auf die ab-hngigen sozialen Schichten abzuwlzen;wie dagegen in naher Vergangenheit mit denKrisen geschehen, die auf Mexiko, Sdosta-

    sien, Russland oder Argentinien abgewlztwurden. Diese Unfhigkeit bezeugt, wieschwer die Krise ist, und verleiht der Politikder Kanonen neue Impulse; nicht so sehr we-gen des subjektiv kriminellen Wesens der im-perialistischen Bourgeoisie, sondern auchweil im Rahmen dieses Systems Krieg das ein-zige Mittel ist, das die Imperialisten zur Ein-stellung der neuen Krfteverhltnisse und zurAufteilung der Einflussgebiete und der von

    der kolonialen und halbkolonialen Herrschaftstammenden Superprofite haben.Die wahre Grenze fr die Barbarei, von derdiese historische Periode der Verrottung derimperialistischen sozialen Formierungen ge-prgt wird, ist wieder einmal die proletari-sche Revolution. Entweder verhindert dieRevolution den Krieg, oder der Krieg lst dieRevolution aus Mao Tse Tung. Diese Ge-

    gebenheit ist im Wesen selbst der imperiali-stischen Staaten historisch angelegt, die sichseit der Oktoberrevolution als Staaten derprventiven Konterrevolution strukturierthaben.2 Ein staatlicher Aufbau, der sichdurch die Einvernahme - in einander folgen-den Wellen - der revisionistischen politischenSchichten (Postsozialisten, Postkommuni-sten, Postauerparlamentarische, Reuige und Abtrnnige aller Arten) gestrkt hat. Diese

    opportunistischen Eiterbeulen, die von denHerrschenden innerhalb der Klasse gemstetwerden, verkrpern die ideologische Annah-me, wonach die imperialistische Epoche dasEnde der Geschichte sei und es daher keineAlternative zum Imperialismus gebe. Sie ver-suchen sich in der ihnen zugeteilten schwie-rigen Aufgabe der Verschleierung der Rea-litt, dass die Geschichte auf Grund der Klas-sengegenstze und Klassenkmpfe voran-schreitet und dass sie nur in der klassenlosenGesellschaft enden wird.

    Daraus folgt ihre weitere Aufgabe, die dar-in besteht die Massen irrezufhren, indem

    diese von der Illusion der Ntzlichkeit derTeilnahme an den brgerlichen Institutionenund Staatsgefgen, die jedoch einzig und al-lein kapitalistisch und imperialistisch seinknnen, berzeugt werden. Diese Verrter der

    arbeitenden Klasse plappern papageienartigdas Wort ihrer Herren nach: ber den GottMarkt und die Globalisierung des Kapitals,die den Vlkern Frieden und Fortschritt be-scheren sollen. Ungeschickt versuchen sie diebrutalen Kmpfe, bzw. die Neuverteilung der Welt zwischen verschiedenen kapitalisti-schen Gruppen und ihre wirklichen Inhalte,zu verschleiern; indem sie sich den schlimm-sten antiproletarischen und kolonialistischen

    Heucheleien, wie etwa den zur TuschungFriedenseinstze und humanitre Kriegegenannten Heucheleien, anschliessen.Aber sie werden von der Entwicklung der

    Gegenstze an sich entlarvt, was gerade dasSchicksal der Regierung Prodi zeigt. Da ta-gen Pazifisten mit Kriegstreibern, stimmenfr Kriegskredite und nehmen an Anti-kriegsdemos teil. Sie geben dem Bau von stra-

    tegischen Sttzpunkten des US-Imperialis-mus oder rein kapitalistischen Investitionen,wie fr den Hochgeschwindigkeitszug, ihreZustimmung und wollen an den sich darausentwickelnden Kmpfen teilnehmen.

    Sie untersttzen die zum Beispiel ber diePrekarisierung (Ratifizierung des GesetzesBiagi) stattfindende Fortfhrung des Angrif-fes auf die Arbeitsbedingungen, und dannversuchen sie den von dieser herrschaftlichen

    Politik verursachten Protest auszuntzen.Diese regelrechte Schizophrenie kann einzigdurch die Schwche der imperialistischenPerspektive erklrt werden, und aus dieserSchwche ergibt sich die Notwendigkeit, dieNeueinvernahme, Demoralisierung und Er-mdung innerhalb der Massenbewegung zubewerkstelligen. Die Saat der Desillusionie-rung und des Misstrauens dient zum Aus-gleich dieser Schwche der Perspektive, da-zu dienen die linken Radikalen, welche dieMassen mit ihrem Erbe aus ideologischemBldsinn, wie etwa Pazifismus, linken,das heit hintergehen.

    In enger Dialektik mit dieser Abbrucharbeitder Massendynamik steht der repressive An-griff auf die revolutionre Option, weil derBestand dieser Verflschung Chancen nurhat, solange niemand daherkommt und durch

    Massimo Ebortolo

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    revolutionre Praxis und Theorie sagt, wienackt der Knig ist! Bzw. aufzeigt, dass derKapitalismus ein Gefangener seiner eigenenGesetzmigkeiten ist und die Gesellschaft ineinen Abgrund der Armut, der Gewalt unddes Krieges strzt. Er ist aber auch voll vonproletarischen Revolutionen, und nur diesekann sich ihm entgegensetzen und ihn be-siegen.

    Diese selbe Schwche treibt sie dazu, die-

    sen Angriff grndlich zu fhren, indem siealle ihre ideologischen, politischen, militri-schen und juristischen Ressourcen mobilisie-ren. Das Ganze, um zu verhindern, dass sichdas Proletariat zur unabhngigen ideologi-schen, politischen und militrischen Kraftkonstituiert. Die Aktion der Konterrevoluti-on in diesem Prozess entspricht im Wesent-lichen diesem Bedrfnis. Wie auch der, nachdem Blitzangriff des 12. Februar, orchestrier-te Prozess der Medien dem Bedrfnis ent-spricht, die Mglichkeit der proletarischenRevolution zu verunglimpfen und die wirk-lichen Avantgarden der sich im Kampfe be-

    findenden arbeitenden Klasse als Provoka-teure anzuschwrzen.Wir stehen nicht hier, um uns unschuldig

    oder schuldig zu erklren. Das sind eure Ka-tegorien. Wir knnen blo erklren, dass un-sere Gerechtigkeit nicht eure Gerechtigkeitist. Eure ist jene, die den Unternehmern, die ArbeiterInnen abschlachten, Straflosigkeitgewhrleistet, wie bei Eternit (3000 ermor-dete ArbeiterInnen, und es sind nur die sicherfestgestellten!), in der Petrolchemie, auf denBaustellen und in den Werften oder in denFlammen der Stahlkocher; Straflosigkeit der Polizei- und Repressionsgewalt; und da-zu ist sie, vor allem, die legale Grundlage frden systematischen kapitalistischen Raubzuggegen die Arbeit der Arbeitenden und der Ge-sellschaft.

    Unsere Gerechtigkeit beinhaltet: Ende derAusbeutung und soziale und wirtschaftlicheGleichheit, endgltige Eliminierung der Pro-fitlogik und ihrer Folgen, wie etwa Raub-kriege und Umweltzerstrungen; Ende derimperialistischen Unterdrckungen und So-lidaritt unter den Vlkern; Diktatur des Pro-letariats als einzige institutionelle Form, wo-durch das alles der Ausbeuterklasse auferlegt

    werden kann, und Aufbau einer sozialisti-schen Gesellschaft.Die einzige juristische Lsung, die der Staat

    bieten kann, ist die Verleugnung des Klas-senantagonismus. Es ist der hchste Punktder Heuchelei der bourgeoisen Justiz, da die-ser Prozess und sein Urteil eindeutige Klas-senkriegshandlungen sind.

    Gegen die proletarische Revolutionwird nicht prozessiert!Sie ist selbst ein historischer Prozess, dereinzig mgliche Weg zur Emanzipation derMenschheit von der brutalen Ausbeutung

    und von den zerstrerischen Kriegen, in diesie von der Verrottung der imperialistischenEpoche des Kapitalismus gezwungen wird.Den demokratischen Weg zur sozialen Ver-nderung hat es nie gegeben, die sozialen

    Klassen an der Macht geben diese nie undnimmer auf demokratischem Wege ab, son-dern immer nur in Folge von revolu-tionren Kmpfen. Und uns Kommunistengehrt die Aufgabe, diesen Weg heute auf-zuzeigen und zu zeichnen, den Weg der pro-letarischen Revolution.

    Das knnen wir nur durch den Aufbauder Kommunistischen Partei der arbeiten-den Klasse, der Partei, die durch die Ent-

    wicklung ihrer revolutionren Politik denKampf um die Macht anfhren muss.Wir machen den Proletariern keine Ver-

    sprechen, wir sagen nicht, wir wrdeneuch geben, sondern das ist der Weg,kmpfe! Freiheit und Glck kann nur durchKampf und im Kampf erobert werden, in ei-nem langen revolutionren Prozess. Die

    vergangenen Grenzen und Fehler der vor-herigen revolutionren Versuche sind keinGrund, um diese Versuche fortzuwerfen(wie die brgerliche Meute immer schreit,den Tod des Kommunismus heraufbe-schwrend). Grenzen, Fehler, Gegenstze

    sind die Frontlinie, wovon ausgegangenwerden muss; sie mssen in den neuen Ver-suchen und auf der Basis der Kraft der be-stehenden grossen Errungenschaften gelstwerden.Wozu die Praxis und Theorie der lange

    andauernden Volkskriege, die im vergan-genen Jahrhundert so viele Erfolge ge-bracht haben, gehrt.

    Ein revolutionrer Krieg kann nur mit derpolitischen und militrischen Einheit alsMittel in einer Partei gefhrt werden, wel-che die besten Krfte der arbeitenden Klas-se und des Proletariats sammelt, welche diebesonderen wirtschaftlichen und sozialenForderungen in der Notwendigkeit der Nie-derschlagung der kapitalistischen Ordnung

    vereint, in einer richtigen Partei/Massen-Dialektik.

    Dazu mssen die verschiedenen Ebenender Auseinandersetzung in Angriff genom-men werden, im Sinne der Entwicklung derpolitischen Autonomie der Klasse: Frde-rung des Wachstums der Massenorganis-men innerhalb der Kmpfe, und Aufbau derpolitisch-militrischen KommunistischenPartei zur Anfhrung des Kampfes um die

    Macht.Was natrlich die Durchtrennung der op-portunistische Nabelschnur zum politi-schen institutionellen Spiel heit, indem dieKmpfe im Sinne der Sammlung der Krf-te im Rahmen einer Strategie des strikte re-

    volutionren Kampfes entwickelt werden:der Strategie des lange andauernden Volks-krieges, der fr die unterdrckten Klassenund Vlker in der imperialistischen Epocheuniversell gltig ist.

    DIE EINZIGE GERECHTIGKEIT IST DIE PROLETARI-SCHE [REVOLUTION]

    AUFBAU DER KOMMUNISTISCHEN PARTEI DERARBEITENDEN KLASSE IN POLITISCH-MILITRI-SCHER EINHEIT

    VERTEIDIGUNG ZUR ORGANISIERUNG DES AN-GRIFFES ANWENDEN

    AUFBAU DER VOLKSFRONT GEGEN DEN IMPE-RIALISTISCHEN KRIEGTOD DEM IMPERIALISMUS FREIHEIT DEN VL-KERN

    DIE MILITANTEN FR DIE KONSTITUIERUNG

    DER POLITISCH-MILITRISCHEN KOMMUNISTI-SCHEN PARTEI PC P-M

    1 Revisionismus: mit diesem Begriff weisen wir

    auf die Revision in negativem Sinne des theo-retischen und praktischen Erbes der internatio-nalen kommunistischen Bewegung hin. Revi-sionismus ist die Revision der grundlegendenmarxistischen Prinzipien: die bewaffnete Revo-lution als unentbehrlicher bergang zur sozia-len Vernderung wird durch den friedlichenund parlamentarischen Weg zum Sozialismusersetzt; die Theorie des Staates als Klassenap-parat zur Klassenunterdrckung wird durch dieFlschung eines Staates aller Brger im Dien-ste der Brger ersetzt. Diesen Lgen und die-sem Verrat entspricht die Preisgabe der Endzie-le des Kommunismus: Abschaffung des Kapitalsund der Lohnarbeit, Aussterben der Klassen undder Gesetzmssigkeiten des Marktes, des Pri-

    vatbesitzes und schlussendlich auch des Staa-tes.Diese programmatischen Zielsetzungen werdenvom Revisionismus durch den Kompromiss mitdem kapitalistischen System ersetzt. Immer mitsinkender Tendenz (wie die jngste schbige Ge-schichte der Ex-KPI uns lehrt) bis zur Einswer-dung mit dem System.Diese Verirrung etablierte sich anfangs des 19.Jahrhunderts und fhrte die europische Sozi-aldemokratie zur Rechtfertigung und Parteier-greifung zugunsten des Grossen Imperialisti-schen Krieges, was zur Vernichtung der Zwei-ten Internationale fhrte. Sie besttigte sich vonneuem mit Chruschtschow und dem 20 Kon-gress der KPSU (`56), machte den Weg der Re-

    stauration des Kapitalismus frei und fhrte zumNiedergang der Internationalen Kommunisti-schen Bewegung (eben wie der KPI). Vor allemMao und die Chinesische Kulturrevolution fhr-te die Wiederlancierung der I.K.B. an.Diese Verirrung und die Unfhigkeit der Kom-munisten sich ihr entgegenzusetzen ist diehauptschliche Ursache fr die Niederlage desSozialismus. Und die Versptung des Proleta-riats in den imperialistischen Lndern darin,sich eine von den Interessen der Bourgeoisie au-tonome eigene politische Vertretung zu ver-schaffen.Der Kampf gegen Revisionismus und Reformis-mus (als praktischer Wurmfortsatz des Revisio-

    nismus) ist also eine wesentliche Voraussetzungfr die Wiederbelebung der revolutionren Be-wegung.

    2 Prventive Konterrevolution: mit dieser Kate-gorie weisen wir auf die Essenz hin, die der Staatin der Epoche des Imperialismus erreicht hat.Seit seiner Geburt hat der Kapitalismus den Staatals berbau mit dem Ziel benutzt, die Unter-werfung der proletarischen und arbeitendenKlasse aufrechtzuerhalten und den Privatbesitzder Produktionsmittel zu legitimieren. Mit demEmporkommen des Imperialismus, aber auchder siegreichen proletarischen Revolutionen invielen Lndern, hat sich der Staat im Wesentli-chen in konterrevolutionrer Funktion ent-wickelt. Er benutzte den Reformismus und den

    Faschismus als beide Seiten derselben Medailleum das Proletariat auf dem Wege seiner Eman-zipation zu betrgen und zu unterdrcken, undum den revolutionren Aufstand prventiv ab-zuwehren.

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    Prozessauftakt inMailandAm 27. Mrz begann in Mailand der Pro-zess gegen die GenossInnen, welche im Zu-ge des international koordinierten Repres-sionsangriffs ab dem 12.2.07 verhaftetwurden. Eine Delegation der Roten Hilfe

    International war vor Ort.

    (gpw) Wir erinnern uns: Roter Sonnen-untergang war die Bezeichnung einer dermassivsten Repressionsinterventionen am12.2.07 in verschiedensten Stdten Italiensund in Zrich gegen die kommunistischeBewegung im Allgemeinen wie gegen dieKonstituierung einer politisch-militri-schen kommunistischen Partei (Per la co-stituzione del Partito Comunista Politico-Militare, PC p-m) im Speziellen und derenillegale Zeitung AURORA (Morgenrte)

    Sofort setzte eine Welle der Solidaritt

    ein, die weit ber die Grenzen Italiens hin-ausging. Zum Beispiel folgten dem Aufrufder Kommission fr eine Rote Hilfe Inter-national zum internationalen AktionstagGenossInnen aus Frankreich, Belgien, Spa-nien, Deutschland und der Schweiz. ()

    Der Prozessauftakt am 27.3. in Mailandwar geprgt von dieser internationalen So-lidaritt. Die Delegation der Roten Hilfe In-ternational war mit Transparenten und spe-ziellen T-Shirts vor den Toren und im Ge-richtssaal prsent. GenossInnen aus den ge-nannten Lndern riefen gemeinsam mit den

    Angeklagten Parolen, hoben die Faust zumZeichen des gemeinsamen Kampfes. Spezi-ell die erhobene Faust ist der Chefanklge-rin Boccassini ein Dorn im Auge, sie ver-krpert fr sie den politi-schen Prozess, den es par-tout fr die Klassenjustiznicht geben darf.

    Besonders beeindrucktwar die Delegation vonden Kfigen, in welchendie Gefangenen im Ge-richtssaal eingepferchtwaren. Untereinander auf-

    getrennt, hinter engma-schigen Gittern, damit we-der eine Diskussion unter-einander und mit dem Pu-blikum und schon gar keingemeinsames Handeln zu-stande kommen soll. DieEntschlossenheit, sichdem Staate zu widerset-zen, der Kampf um politi-sche Identitt und dieKraft der Solidaritt er-mglichten einen starkenkollektiven Auftritt, wie es

    ihn seit Jahren nicht mehrgegeben hat.Die nchsten internatio-

    nalen Delegationen sind inPlanung. Wer sich ansch-

    lieen mchte, ist herzlich eingeladen. Dieaktuellen Prozessdaten sowie Erklrungenund Prozessberichte werden laufend unterwww.rhi-sri.org zu finden sein.

    Fragen an einen jungen Delegations-teilnehmer: Warum bist du bin hinge-fahren?

    (...) um zu zeigen, dass die Solidaritt auch

    ber die Grenzen geht und dass die Ange-klagten nicht Einzelpersonen sind, sondernTeil einer Bewegung.Was hat dich beeindruckt?

    Wie auch die Familien der Gefangenenin der Solidarittskampagne mitarbeiten,und GenossInnen aus Lndern wie Spani-en, Belgien und Frankreich kennen zu ler-nen.

    Eine andere Teilnehmerin schrieb: Ei-nerseits ist es wichtig, den Gefangenen ge-genber Solidaritt zu zeigen, welche (kannich mir vorstellen) noch viel strker spr-bar ist, wenn man sieht, dass Leute aus ganz

    Europa anreisen, um einen zu untersttzen.Zudem konnte man auch nach auen einstarkes Bild vermitteln und zeigen, dass diestaatliche Repression gegen die Gefange-nen der PC p-m und allgemein gegen dierevolutionre Linke nicht einfach so hin-genommen wird, sondern dass man sich in-ternational dagegen zur Wehr setzt.

    Das internationale Interesse hat auchmich persnlich sehr beeindruckt und auchdie Tatsache, dass es zwar keine groe Mas-se war, die sich vor dem Gerichtshof ver-sammelt hat, dass man aber trotzdem mitTransparenten und teilweise auch mit Pa-rolen und Reden sehr prsent war. Sehr ein-drcklich war natrlich auch der Prozessselbst (auch rein visuell, mit Richter etc.

    vorne und Gefangenen in Kfigen ...). Scha-de war dabei nur, dass sehr wenige von unsitalienisch sprachen und man deshalb nicht

    viel vom Gesagten mitbekam.

    Brief des Anarchisten Vaggelis Botzatzis

    Aus der Untersu-

    chungshaftanstaltKomotini

    24.01.08Ich bin schon ber zwei Monate inhaftiertin den Knsten der Demokratie. In den Kn-sten symbolisch fr diese Knastgesell-schaft. Ich leide in der Untersuchungshaftaufgrund verschiedenster konstruierter

    Vorwrfe: einmal aufgrund der Aussage ei-ner Sicherheitswachmanns (der ausgesagthat, mein Nummernschild erkannt zu ha-ben) und zweitens durch die unmenschli-

    che Erpressung meiner Freundin, die nachstundenlanger Haft durch Einschchterun-gen und Bedrohungen der Geheimpolizeigezwungen wurde, eine vorbereitete Aus-sage zu unterzeichnen. Die Aussage wurdenach einigen Tage von ihr zurckgezogenund vor einem weiteren Vernehmungsbe-amten als ein Produkt von Erpressung wi-derlegt. Gefangen unter dem Antiterrorge-setz, ein Gesetz, welches darauf abzieltsymbolische Widerstandsaktionen als Be-drohung fr die Gesellschaft darzustellen,gleichzeitig werden die wahren Terroristen

    verheimlicht, und zwar diejenigen, die sol-che Gesetze erlassen. Unter diesen Um-stnden wurden Haftbefehle fr drei wei-tere GenossInnen ausgesprochen, sie sinduntergetaucht und werden von der Polizeigesucht.

    Es gibt nichts Neues oder Unbekanntesfr diejenigen, die offene Augen haben undnicht von Illusionen dominiert sind. Rich-ter, Staatsanwlte und Verhrende sperrenLeute vor den Prozessen weg, mit allen ih-nen mglichen Mitteln und Mglichkeiten,die sie in ihre Hnde bekommen knnen,und geben lebenslngliche Urteile, um ih-

    re Beteiligung an Gruppen zu verheimli-chen, welche die 18 Monate lange U-Haftals Strafe fr alle die Flle benutzen, bei de-nen sie selbst schon wissen, das es im Pro-zess zum Freispruch kommen wird. Sie fol-gen einfach den Befehlen ihrer Herren. DiePolizei, welche die menschliche Wrde in-nerhalb der Polizeiwachen demtigt, wel-che auf kalte, blutende, unbewaffnete Mi-grantInnen an den Grenzen schiet, welchein den Kopf schiet, um versichertes Geldzu beschtzen, welche Gefangene selbst-mordet, welche all die, die sich entschlos-sen haben, sich gegen die Regierenden zu

    stellen, mit Chemikalien besprht. Medienund Journalisten, politische Parteien, Mi-nister, ... zeigen eine Objektivitt, die nichtmehr als den Interessen ihrer Herren dient.Bevollmchtige, welche sich ohne Beden-

  • 8/6/2019 Gefangenen Info #336

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    ken fr Geld und Karriere verkaufen. Undneben solchen Haufen von Institutionali-sten befindet sich eine diffuse soziale Spit-zelei. LKW-FahrerInnen, Geschftsinhabe-rInnen und WchterInnen, tgliche Infor-mantInnen, BeschtzerInnen des ehrli-chen Schweies der Banken, des Sicher-heitspersonals und der UniformtrgerIn-nen, berall berwachung und sozialeKontrolle. ber diesem Schweigen und der

    Gehorsamkeit, die von diesem ganzen Netz-werk von Autoritt aufgezwungen werden,befinden sich alle diejenigen, welche mitklarem Blick und sicheren Schritten auf denStraen des Aufstandes und der Rebellionlaufen. Egal ob von innerhalb der Knstedieser Gesellschaft oder innerhalb der so-ziale Gesellschaft, der Kampf geht weiter ...

    FREIHEIT fr die Anarchisten Yannis Di-mitrakis, Yiorgos Vousis-Vogiatzis, MariosTsourapas, Chrisostomos Kontorevithakis,Nikos Kountardas.FREIHEIT fr den Kmpfer Vagelis Palis

    SOLIDARITT mit den drei untergetauchtenGenossInnenFREIHEIT FR ALLE GEFANGENENVagelis BotzatzisUntersuchungsgefngnis Komotinis.

    Brief der drei Untergetauchten

    Der Kampf umFreiheit bleibt der

    einzige Weg fr uns27.01.08

    Frh am Morgen, Montag der 26.11.07 DerGenosse V. Botzatzis wird von Zivilbullen

    verhaftet, als er sich in dem Haus seinerFreundin in Ano Poli, Thessaloniki, befin-det, und sein Auto wird beschlagnahmt. Erwird zur Hauptpolizeiwache von Thessalo-niki gebracht, wo er ber 48 Stunden fest-gehalten wird in totaler Isolation und oh-ne Mglichkeit, einen Anwalt sehen zuknnen. Am gleichen Tag, Montag morgen,

    als die B. schon bei Vaggelis Haus und demseiner Freundin waren, wird sie wird anihrem Arbeitsplatz festgenommen. Im Lau-fe des Tages werden noch vier weitere Ge-nossInnen festgenommen, welche politischeng mit Vaggelis arbeiten. Zwei von ihnenbei ihrer Arbeit, die anderen zwei in einenCaf in der Innenstadt von Thessaloniki.Spter am Abend werden die Vier freige-lassen, whrenddessen findet eine solidari-sche Kundgebung mit ber 100 Leuten vorder Polizeiwache statt, in der Vaggelis undseine Freundin festgehalten werden. Am Dienstag, 27.11.07, wird Vaggelis

    Freundin nach 35 Stunden in Haft freige-lassen. Am gleichen Nachmittag wird AnoPoli (das Gebiet, in dem wir alle wohnen)

    von Polizeikrften umstellt. Zwei Polizei-busse sind in der Nachbarschaft abgestellt,

    und Dutzende von ZivilbeamtInnen, Poli-zistInnen auf Motorrdern und Bullenau-tos bewegen sich provokativ innerhalb derganzen Umgebung. Am Abend werden wirinformiert, das die Antiterroreinheit sichZugang in unsere Huser verschafft hat. (Ineinem ohne die Anwesenheit einer Anwl-tIn oder einer BewohnerIn, whrend in ei-nem anderen ein Genosse festgenommen,aber nach einigen Stunden wieder freige-

    lassen wird.) Dies hat uns gezeigt, das dieB. versuchen, ein schmutziges Spiel gegenuns anzuwenden, indem sie Schuldige er-finden. Am Mittwoch, 28.11.07, wird eine un-

    glaubliche Liste von Anklagen gegen Vag-gelis erstellt, sowohl Haftbefehle gegen unsdrei erlassen, alles basiert auf einer in-haltslosen, erfundenen Aussage von Vag-gelis Freundin, ein Produkt von Erpressun-gen, Bedrohungen und psychologischerGewalt. Die Anklagen gegen uns umfassenfnf Verbrechen und drei Vergehen:

    Brandstiftung, versuchte Brandstiftung,

    wiederholte sowie in einer Gruppe, Her-stellung und Besitz von explosiven Me-chanismen, Sachbeschdigung, Aufbau ei-ner kriminellen Vereinigung, wiederholteterroristische Aktionen mit einer Gruppe,illegaler Besitz von Waffen. Vaggelis weistalle Anklagepunkte zurck, er sagt, er sei

    Anarchist, und wird in den U-Haft KnastKomotinis gebracht. Auch wir drei akzep-tieren keinen der oben genannten Ankla-gepunkte.

    Die Medien treten durch eine bewun-dernswerte Zusammenarbeit mit den Agen-ten der Autoritt in Aktion. Die Bilder vonuns Dreien werden in den Zeitungen Ma-kedonia, Ethnos sowohl auf den TV-Sen-dern Mega, ET3, Alter, Alpha, verffent-licht. Es fehlt nur das Wort wanted unddie Summe einer mglichen Belohnung ge-gen Informationen.

    Unter solch einer Atmosphre haben wiruns von Anfang an ohne Bedenken ent-schlossen unterzutauchen. Eine Entschei-dung, die sowohl selbstbewusst wie auchpolitisch ist. Wir sind AnarchistInnen undmit solch einem Blick interpretieren wir die

    Welt um uns herum. Der Kampf um die Frei-

    heit bleibt der einzige Weg fr uns. Wir er-kennen Bezeichnungen wie schuldig/un-schuldig, moralisch/unmoralisch, gut/bsenicht an und wir werden dies auch jetztnicht machen. Das ist der Grund, warumwir uns dazu entschieden haben, keine Op-fer der Autoritt, der Prozesse, der Gesetze,der Strenge oder Nachsicht zu sein. Wir begreifen uns als politische Men-

    schen, welche zur anarchistischen/revolu-tionren Bewegung gehren. Unsere Mit-wirkung reprsentiert einen Weg, um in derGegenwart zu existieren, ohne resigniertein Paradies von sozialer Gerechtigkeit auf

    der Erde zu erwarten, sondern durch dieFortsetzung des tglichen Strebens unddem Bruch zwischen Institutionen und Be-ziehungen der zur Rckgewinnung dermenschlichen Wrde dient.

    Wir existieren nur innerhalb der gegen-wrtigen Konditionen, ohne ein besseresMorgen zu evangelisieren, wir leben undkmpfen fr heute, whrend wir Perspekti-

    ven fr die Zukunft aufbauen. Wir sehendas Triptychon gestern/heute/morgenals einen Anfang fr eine fruchtbare Kritik.

    Wir lernen aus unseren Fehlern und wir be-wegen uns von ihnen weg.Wir verstehen unsere/r Existenz/Dasein

    als Feinde des Bestehenden. Aktiv stehenwir gegen alle diejenigen, die diese kom-promittierte Gesellschaft reproduzieren, ei-ne Gesellschaft, die wir als Ganzes sehenund nicht blo durch ihre autoritren Fak-toren und institutionelle Erscheinungen,sondern als Ganzes mit ihren verdummtenBrgerInnen.

    Diejenigen, die durch ihre neutralenPositionen - die allerdings gar nicht neu-tral sind, weil Schweigen ist Mitschuld

    versuchen, sich einen sicheren Platz inner-halb des Systems zu schaffen, dominiertdurch ein Komplex von Micro-Autoritten.

    Diese Leute whlen freiwillig die Rolle derbewusste BrgerIn, des Spitzels oder derje-nigen, welche einfach die Gesetze respek-tieren, weil fr sie Gesetz und Ordnungebenso wie Gehorsam eine ethische Not-wendigkeit reprsentieren, die gleicherwei-se schlielich zum Tod auf dem sozialenFriedhof fhren.

    Es war, es ist und wird immer unsere Ent-scheidung sein, gegen solchen Abschaumzu sein, und der Grund dafr ist nichts an-deres als unser Leben und unsere Freiheit,niemand anderes als wir kann das bestim-men.Wir waren, wir sind und wir werden im-

    mer Angreifer dieser Welt sein, die nichtsanders als Apathie, Sicherheit und Selbst-ausbeutung anzubieten hat.

    Unsere Selbstverwirklichung sieht auswie reiendes Wasser, das versucht, allemglichen Befehle der Autoritt mit sich zunehmen, egal welche Art und Weise diesehaben. Die Steine der Grenzen der Legalitt,die effektvoll versuchen, die radikalen Tei-le dieser Gesellschaft zu blockieren, werdenihre Straen nicht blockieren knnen.Wir haben [uns] nicht kompromittiert mit

    dieser alten Welt und werden dies auch wei-terhin nicht tun. Weil wir nie eine Positioninnerhalb dieses autoritren Geheges ein-genommen haben. Weil unsere Wrde unses nie freiwillig erlauben wrde, die Taktikdes Schafes, welches bereit ist, abge-schlachtet zu werden, zu verfolgen. Weil wireure unschuldige Demokratie sehr gutkennen, die Demokratie des Totalitarismus,der Kontrolle und der Sicherheit/Unsicher-heit. Weil wir Menschen sind und niemalsunsere Freiheit eintauschen werden. Wir sehen uns auf der theatralischen

    Show, die ihr als Gericht bezeichnet.

    Auf die Strae in Richtung der Freiheit,nichts ist vorbei, alles geht weiterFreiheit fr den Genossen Vaggelis Botzta-zis

    Dimitra S, Kostas H., Ilias N.

  • 8/6/2019 Gefangenen Info #336

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    Frauen in israeli-schen GefngnissenEin Bericht der Frauenorganisation fr po-litische Gefangene (WOFPP)

    Zur Zeit sind ber 80 Frauen als politischeGefangen in Israels Gefngnissen: ber 70

    in Hasharon-Gefngnis (Tel Mond), 4 inKishon-Haftzentrum (Jalame), 1 in NeveTirza-Gefngnis (Ramle) und der Rest inverschiedenen anderen Haftzentren.

    Kishon Haftzentrum (Jalame): Die weibli-chen politischen Gefangenen, die ins Kishon-Haftzentrum gebracht wurden: Nura ElHas-hlamon, Abeer Amru, Ayshat Abayat undAmneh Muna.

    Nura ElHashlamon aus Hebron, Mutter vonsechs Kindern, in Administrativhaft, wurdeam 17.September 2006 verhaftet. Sie hatnach 24 Tagen mit dem Hungerstreik aufge-

    hrt, weil sich ihre gesundheitliche Situation verschlimmerte und nachdem ihr die Ge-fngnisbehrden versprochen hatten, beimnchsten Besuch werde ihr erlaubt, die Kin-der ohne Barriere zu treffen (gewhnlich sinddie Gefangenen durch eine Glaswand vonihren Besuchern getrennt), und dass ihr Bru-der Nur, auch ein politischer Gefangener, siebesuchen drfe. WOFPP-Anwltin Tagreed Jahshan, die

    Nura hufig besuchte, berichtete ber ihrenHungerstreik: Nura war in eine Einzelzelle imHasharon-Gefngnis gebracht und nach ei-nigen Tagen wieder in die Einzelzelle in Ne-ve-Tirza-Gefngnis, wo sie unter noch hr-teren Bedingungen litt. Die Gefngnisver-waltung nahm ihr alle Kleidung weg und er-laubte ihr nur eine Decke, obwohl sie sonst 6hat. Man verbot ihr, Seife zu gebrauchen, undverweigerte ihr den Koran. Aus Protest wei-gerte sich Nura, von einem Arzt untersuchtzu werden; dies veranlasste die Gefngnis-behrden, ihr die Kleidung wieder zu geben;doch als sie in die Zelle zurckkehrte, nahmman ihr die Kleidung wieder weg. Am 25.3.2008 wurde sie ins Kishon-Haftzentrum ge-bracht.(www.wofpp.org/english/nura.html)Petah Tikwa Haft Zentrum: Hanadi SamirKannaan wurde am 21.Mrz 2008 verhaftet.Bis 12. April war es ihr verboten, ihren An-walt zu treffen. Seit ihrer Verhaftung ver-suchte die WOFPP-Anwltin Taghreed Ja-hashan, sie zu besuchen. Die Behrden ver-weigerten dies.Hasharon-Gefngnis (Tel Mond):WOFPPbeabsichtigte, Sportgerte fr die politischenGefangenen zu kaufen. Nach den Regeln desInternationalen Komitees des Roten Kreuzeswre es nach unserer Anfrage mglich ge-wesen, aber die Gefngnisbehrden lehnten

    ab. WOFPP sandte einen Protestbrief an dieGefngnisverwaltung.Dr. Maryam Salah aus ElBireh, 55, ein Mit-

    glied des palstinensischen Parlamentes,wurde am 12. November 2007 verhaftet. Die

    israelischen Behrden verlngerten ihre Ad-ministrativhaft im Mrz 2008.Neue Gefangene:Vor Kurzem haben die is-raelischen Besatzungsbehrden etwa einDutzend Frauen verhaftet und in Haft- undVerhrzentren gebracht. Nach Wochen wur-den die meisten von ihnen ins Hasharon-Ge-fngnis (Tel Mond) gebracht.Ahlam Sliman Juhar, 30, aus Hawara, Ak-

    tivistin fr Menschenrechte und Gefangene,

    wurde am 6. Mrz 2008 verhaftet und nachJordanien ausgewiesen. Whrend der Zeit ih-rer Verhaftung erhielt die ganze Familie -auer ihr - eine palstinensische Identitts-karte.

    Etaf Muhamad Jumah Btikh, eine Minder-jhrige aus Jerusalem, wurde am 5. Februar2008 verhaftet und ins Russian Compound-Gefngnis gebracht, am 2.4. 2008 nach Has-haron verlegt.

    Nahla Musa Yusef Bader aus dem Ramal-lah-Distrikt wurde am 8. Mrz verhaftet, auchzunchst ins Russian Compound in Jerusa-lem, am 2.4. auch nach Hasharon verlegt.

    Samira Haniya Abd Yusf Abu Shamalah,46, aus Yabad bei Jenin wurde am 3. 3.2008verhaftet und ins Kishon-Haftzentrum (Jala-meh) gebracht. Sie kam in Administrativhaftund wurde im April 2008 nach HaSharon ver-legt.

    Iyat Rasim Mutlaq Qaysi, 20, aus dem Ba-lata-Flchtlingslager, Nablus, wurde am19.Mrz 2008 verhaftet und nach PetahTikwa-Haftzentrum gebracht. Es wurde ihr 8Tage lang ein Treffen mit ihrem Anwalt ver-boten. Im April 2008 wurde sie ins Hasharonverlegt.

    Muntaha Yaqub Rida elKhatib, 18, Schle-rin des Gymnasiums aus dem Balata-Flcht-lingslager, wurde am 21. Mrz 2008 verhaf-tet, nach Petah Tikwa und dann ins Hasha-ron-Gefngnis gebracht.

    Dina Tahsin Nimer Isa, 23, Studentin, ausdem Balata-Flchtlingslager wurde am 21.Mrz verhaftet und zur Petah Tikwa-Haftan-stalt, dann ins Hasharon-Gefngnis gebracht.Asmaa Yusf Bteran, 19, aus Adna, Hebron-

    Distrikt wurde am 13.Februar 2008 verhaf-tet.Asraa Asrhim Amarna, 23, aus Deheishe-

    Flchtlingslager, Bethlehem, wurde am

    1.2.08 verhaftet.()Der Internationale Frauentag am 8. Mrz2008:Am 8. Mai nahm WOFPP an einer Ver-anstaltung vom Club Haifa elGhad ( derMorgen) teil: . Die Anwltin von WOfPPTagreed Jahshan sprach ber die Frauen, dieals politische Gefangene in Israels Gefng-nissen sitzen.

    Sausan Tuma Shaqaha von der Vereini-gung Frauen gegen Gewalt, Projekt Frauenund Arbeit sprach ber die Schwierigkeiten,die Frauen haben, wenn sie versuchen, aufden Arbeitsmarkt zu kommen .

    17.April - Tag des palstinensischen Gefan-genen: Gegenwrtig sind etwa 11.000 pal-stinensische Gefangene in Israels Gefngnis-sen.

    Hier unten ein Auszug aus einem Brief, der

    zum Tag des palstinensischen Gefangenengeschrieben wurde.

    Rafat Hamuda schreibt:

    Worte des jngsten Gefangenen derWelt Yusef elZuqKennst du mich?

    Ich bin das Baby der Gefangenen Fatmahel Zuq, 42 Jahre alt aus Sajaiya im Gazast-reifen Sie wird seit 8 Monaten mit 90 andern

    palstinensischen Frauen im Gefngnis Has-haron gehalten.

    Meine Freundin im Gefngnis ist meineSchwester Baby Ghada Abu Omar, 19 Mona-te alt, die Tochter von Khaula elZitawi.

    Ich wnsche die Entlassung, whrend ichdiese Zeilen schreibe.

    Ich vermisse meinen Vater und meine Ge-schwister und unser Heim, das ich nie gese-hen habe, weil ich im Gefngnis geboren wur-de und all diese Monate im Gefngnis, imFlgel 11 verbracht habe mit meinen Mtternden palstinensischen gefangenen Frauen.

    Ich schreie gegen diese dicken Betonwn-

    de des Gefngnisses:Warum muss ich dieses Leben leben? Warum muss ich auf die Erlaubnis eines is-

    raelischen Offiziers warten, um eine Milch-flasche und meine Sachen zu bekommen?Warum wird mir die Zrtlichkeit und Lie-

    be meines Vaters vorenthalten?Wer gab ihnen das Recht, mir meine Kind-

    heit zu rauben und die Freundschaft andererKinder in meinem Alter, wie sie allen Kindernzusteht. Warum darf ich aus Sicherheitsgrnden

    kein Spielzeug haben ?Warum werde ich jeden Tag, morgens und

    abends, mit Zhlappellen im Hof beunruhigt?Trotz der Ketten bin ich glcklich mit mei-

    ner Mutter und den andern Frauen hier, dieich liebe.

    Ich wende mich an euch mit der Bitte, un-tersttzt sie, weil ich mir nicht vorstellenkann, dass meine Mutter und ich entlassenwerden und die anderen hier bleiben mssen.

    Ist das mglich? .(dt. und etwas gekrzt: Ellen Rohlfs)WOFPPhttp://www.wofpp.or

    Situation der nordirischenrepublikanischen Gefangenenverschlechtert sich Am Ostersonntag traten die republikani-schen politischen Gefangenen im Magha-berry-Gefngnis in einen 48-stndigenHungerstreik. Die Gefangenen trugen zuOstern Lilien, um die gefallenen PatriotIn-nen Irlands zu ehren. Als Antwort auf diese

    Aktion wurden sie nach der Gefngnisord-nung bestraft und wurden fr 48 Stunden inEinzelhaft gesperrt. Whrend dieser Zeit ver-weigerten sie jede Nahrungsaufnahme.

    Der Pressesprecher von Republican Sinn

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    Fin (RSF), Richard Walsh, erklrte: DieHandlanger und Loyalisten knnen pro-blemlos frei um das Maghaberry-Gefngnisherumschwirren und Symbole des britischenImperialismus tragen, aber jeder, der es auchnur wagt, die Mrtyrer seines Landes zu eh-ren, wird hart gepeinigt.

    Er sprach seine Achtung fr die Ehre undDisziplin der republikanischen Gefangenenin Maghaberry aus. Nachdem es in der na-

    hen Vergangenheit bereits zehn Monate langProteste im Maghaberry-Gefngnis gegebenhat, haben die Angestellten der britische Re-gierung die Gefangenen nun wieder ge-zwungen zu protestieren.Walsh beendete seine Stellungnahme mit

    den Worten: Wir verbeugen uns vor denGefangenen in Maghaberry fr ihren unge-brochenen Willen, gegen ihre Unter-drckung und Kriminalisierung aufgrundihrer berzeugung fr ein freies Irland, an-zukmpfen.

    ber zwei Wochen nach der Verweigerungder Nahrungsaufnahme hat sich die Situati-

    on der politischen Gefangenen nun weiterverschlechtert. Ein Sprecher von RSF und derRepublican Prisoners Action Group berich-tete von fortgesetzten Bestrafungen republi-kanischer Gefangener fr das Tragen derOsterlilie. Er verurteilte die Vorgehensweisedes Gefngnispersonals auf das Schrfste.

    Die republikanischen Gefangenen werdenderzeit in Einzelhaft gehalten, jeder von ih-nen fr jeweils fnf Tage, so wurde berich-tet. Zwei bis drei Gefangene werden immerzu einer bestimmten Zeit bestraft. Wenn siedann in die abgesonderten Einheiten zurck-gelassen werden, erfhrt eine weitere Grup-pe von Gefangenen dieselbe Tortur.

    Den politischen Gefangenen in Irland wirddas Tragen von Symbolen zu Ehren der er-mordeten irischen Frauen und Mnner derletzten Jahrhunderte verboten. Gleichzeitigtragen Mitglieder des britischen Knighau-ses faschistische Symbole, wie etwa vor ei-niger Zeit Prinz Harry eine faschistische Uni-form aus dem Zweiten Weltkrieg mit Ha-kenkreuzbinde. Auch die loyalistischenHardliner knnen problemlos Symbole wieWhite Power, No Surrender oder das Ha-kenkreuz auf rot-wei-blauem Untergrundauf den Straen Belfasts hochhalten.

    Es zeigt uns wieder auf ein Neues, dassdie loyalistischen Gefangenen die Symboledes britischen Imperialismus tragen knnen.Dieser britische Imperialismus brachte dasBlut von unzhligen Menschen, die fr dieFreiheit ihres Landes eingetreten waren. Undnun wird jeder nach der Gefngnisordnungbestraft, der es wagt, die heroischen Mrty-rer Irlands zu ehren, so Walsh.

    Die Osterlilie wurde von der Frauenorga-nisation Cumann na mBan im Jahr 1925 ein-gefhrt, um all jene zu ehren, die fr IrlandsFreiheit starben. Die Einnahmen des Ver-

    kaufs der Lilien gehen als Spenden an die re-publikanischen Gefangenen und an andereAktivitten im Sinne des Republikanismus.Quelle: http://www.powstatusnow.net/

    Terrorlisten abschaffen PKK-Verbot aufheben

    Das Europische Gericht in Luxemburg hatam 3. April entschieden, dass die Arbeiter-partei Kurdistans PKK und der Volkskon-gresses Kurdistan Kongra-Gel von der Ter-rorliste der Europischen Union gestrichenwerden mssen. Die Europische Union ha-

    be die Aufnahme der Organisationen in dieListe nicht ausreichend begrndet, entschieddas Gericht. Dazu erklrt die innenpolitischeSprecherin der Fraktion DIE LINKE, Ulla Jel-pke:

    Die Bundesregierung ist aufgefordert, nachder Streichung der PKK von der EU-Terrorli-ste auch das PKK-Verbot in Deutschland auf-zuheben, um den hier lebenden kurdisch-stmmigen Brgern eine demokratische po-litische Bettigung zu ermglichen. Erst inden letzten Wochen wurden wieder mehrereKurden in Deutschland wegen Versten ge-gen das PKK-Verbot verhaftet und Bros so-

    wie Kulturvereine durchsucht.Dieses Urteil des Europischen Gerichts ist

    eine erneute Ohrfeige fr die Praxis derschwarzen Listen der EU. Bereits mehrfachhat der Europische Gerichtshof den EU-Ratwegen der Verletzung von Verteidigerrechteneinzelner auf der Terrorliste aufgefhrtenPersonen und Organisationen gergt. Auchder Sonderermittler des Europarats Dick Mar-ty hatte vergangenen November in einem Be-richt harte Kritik an den willkrlichen Ter-rorlisten gebt und mehr Rechtsschutz fr dieBetroffenen eingefordert. Eine Nennung aufden so genannten Terrorlisten hat gravieren-de Folgen fr die Betroffenen, deren Kontengesperrt und deren Geschftsbeziehungenunterbunden werden.

    Die undemokratischen Terrorlisten geh-ren abgeschafft. Denn allein auenpolitischeInteressen der EU-Staaten entscheiden dar-ber, ob eine Gruppierung als terroristischeoder Befreiungsbewegung eingestuft wird. Weiterhin dienen die Listen dazu, Kon-

    fliktparteien in Brgerkriegen oder Befrei-ungskmpfen einseitig als terroristisch anden Pranger zu stellen. Dies erschwert Frie-denslsungen etwa im Nahen Osten, auf Sri

    Lanka oder in Kolumbien.Ulla Jelpke, MdB, Innenpolitische Spreche-rin Fraktion DIE LINKE

    UN Sanktionsliste ein Einzelfall?

    Htte es die Terrorismusliste schon zu RAF-Zeiten gegeben, die sowieso schon situati-onsbedingt reduzierten Lebensbedingungenwren noch schlechter gewesen.

    Heute im 21. Jahrhundert trifft das Institutder Sanktionslisten vornehmlich angeblich

    islamistische Terroristen und Organisationen,aber auch Befreiungsbewegungen, welchevon den jeweiligen Regierungen via UN-Si-cherheitsrat auf einer Blacklist landen unddamit auch automatisch auf jener der Eu-ropischen Union.Aktuell betroffen ist beispielsweise immer

    noch Mohamed Abu Dhees, der in der JVAKln einsitzt. Vom OLG Dsseldorf 2005 aufGrund von Telefonberwachungen und ei-nem Kronzeugen zu acht Jahren Haft verur-teilt, sitzt er unverndert unter Sonderhaft-bedingungen im Gefngnis. Arbeit erhlt ernicht, aber auch kein Taschengeld und kei-

    nen Einkauf. Seine Anwlte aus Bonn (http://www.becher-dieckmann-rechtsanwa-elte.de) forderten nun die Anstaltleitung mitSchriftsatz vom 17. Mrz 2008 auf, endlichdie Haftsituation zu lockern oder eine rechts-mittelfhige Entscheidung zu erlassen.Wer auf der Sanktionsliste gelandet ist, des-

    sen Vermgen ist eingefroren, und er darf vonniemandem Geld annehmen, und niemanddarf ihm Geldzuwendungen gewhren. Ver-ste hiergegen sind gem Auenwirt-schaftsgesetz ein Verbrechen und knnen mitlangjhrigen Strafe geahndet werden. InHamburg fhrte man ein Strafverfahren ge-gen eine Ehefrau eines von solchen Sanktio-nen betroffenen Menschen, da sie ihm mate-rielle Hilfe zum berleben geleistet habe.Was soll Herr Dhess wohl mit circa 30 Eu-

    ro Taschengeld im Monat anfangen? Ist manetwa besorgt, er knne damit einen Aufstandfinanzieren, der die Mauern des Gefngnis-ses zum Einsturz bringt? Selbst diese mini-male Taschengeld wird ihm verweigert - je-der andere Inhaftierte erhlt diesen Mindest-betrag.

    Dass Post mitunter mehrere Wochenbraucht, bis sie den Empfnger erreicht,

    gehrt brigens auch zu den Sonderhaftbe-dingungen.Einem saudischen Staatsangehrigen ist

    mittlerweile der Generalanwalt am Europi-schen Gerichtshof beigesprungen und for-dert, die entsprechende Verordnung fr nich-tig zu erklren, soweit der Klger hievon be-troffen ist (AZ. C-402/05 P; Schlussantragvom 16.1.2008).

    Und der Vorsitzende des Europarats geieltdie Sanktionsliste als menschenrechtswidrig,da die Bedingungen unter denen man auf die-ser lande vllig undurchsichtige wren.

    Eine Eintragung komme dem sozialen

    Tod gleich.Thomas Meyer - Falk, c/o JVA - Z. 3113,Schnbornstrasse 32, D- 76646 Bruchsal,HP : www.freedom-for-thomas.de - Blog :www.freedomforthomas.wordpress.com

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    Mein tglicher Kampfhier in der Anstalt!Lange habe ich mir berlegt, ob ich ber-haupt noch einen Versuch meiner vielenSchreibereien, mit der Hoffnung auf einekleine Hilfe in der JVA Bielefeld machen soll- denn meist gingen diese in Luftblasen auf

    - leider!Seit ich hier in diese Hlle kam, habe ichden tglichen Kampf in dieser Anstalt aufmich genommen. Ich habe mich den Be-diensteten [gegenber] jedoch immer stetshflich verhalten, da diese nichts fr dieMachtspiele der hiesigen Anstaltsleitungknnen. Jedoch musste ich immer wiederaufs Neue am eigenen Krper spren, dassdas Sprichwort Eine Krhe hackt der an-deren kein Auge aus vollkommen passt.Angefangen hat alles whrend meiner er-

    sten Inhaftierung in den Jahren 1997-1999in der JVA Kln. In dieser Inhaftierung wur-

    de ich Opfer sexueller Gewalt durch einenJustizvollzugsbediensteten der JVA Kln,welcher vom LG (Landgericht) Kln zu ins-gesamt 2 Jahren auf Bewhrung verurteiltwurde. Angeklagt war er seinerzeit wegen

    sexuellem Missbrauch von Schutzbefohle-nen, Vergewaltigung etc. in 7 Fllen beimehreren Frauen. Einige Flle wurden, dasie angeblich nicht ausschlaggebend fr dieHhe der Strafe seien, nach 154 Abs.2 ein-gestellt. Da ich nun erneut in Haft bin, be-komme ich von 99% der hiesigen Bedien-steten zu spren, dass es damals einer vonihnen war, gegen den ich ausgesagt habe.Der hiesige Psychologe ist der Auffassung,

    dass ich mir all dies, trotz belegbarer Be-weise, nur einbilde und mir darber klarwerden soll, dass dies alles nur in meinerPhantasie stattgefunden hat. Seit meiner Ankunft hier gebe ich mir grte Mhe,mein Schicksal wegen eines Bedienstetenhinzunehmen. Im Groen und Ganzen istgegen die Abteilungsbediensteten nichtwirklich viel zu sagen und auch nichts ein-zuwenden wenn man mit ihnen alleineredet. Es ist in erster Linie die Anstaltslei-tung machtbesessene Juristen sowieberzogenen und unverantwortliche Si-cherheitsorgane, welche diese JVA Biele-

    feld in einen reinen Verwahrvollzug ge-wandelt haben!!!

    Ich persnlich erlebe gelinde gesagt einenRachevollzug. Die Strafvollstreckungs-kammer erweist sich als bessere Schreib-

    stube der Anstalt, die Staatsanwaltschaftzeigt sich besonders anstaltskonform, undso muss ich zum Justizministerium wirklichnichts mehr hinzufgen - so entsteht fr diehiesige JVA Bielefeld-Brackwede I deutlichein rechtsfreier Raum!!!

    Ein Gefangener, so wie ich, der mit hf-licher, sachlicher Schreiberei seine minima-len Rechte wahren mchte, wird sofort alsrenitent, querulant und anstaltsfeindlich

    betrachtet. Auf dieses Verhalten wird somitwie ein roter negativer Faden bei allen Mg-lichkeiten hingewiesen - eine Gegenwehr istleider nicht mglich, und somit bin ich ei-ner belzufgung nach der anderen ausge-setzt!

    Leider werden hier viele Gefangenen zuDenunzianten. Der Fernseher, die Arbeit frden monatlichen Einkauf sowie gewisseLockerungen sind natrlich besonders ge-fragt, und dafr werden Freunde verkauft- dadurch zerbrechen wichtige Sulen einersozialen Gesellschaft. Hoch lebe der 31 St-vollzg. - Hoch lebe der V-Mann - Hoch le-

    be der Anstaltsdenunziant!!!Derzeit darf ich darauf hoffen in Blde in

    den Genuss einer Verlegung in eine andereJVA hier in NRW zu hoffen. Natrlich hngtdiese angestrebte Verlegung davon ab, obdie angestrebte JVA meiner Aufnahme zu-stimmt. Selbstverstndlich habe ich fr die-se Verlegung im Rahmen einer beruflichenBildungsmanahme nun bereits seit 4 Jah-ren hart gekmpft. Da ich eine der inhaf-tierten Personen bin, welche sich natrlichmit dem Strafvollzugsrecht beschftigt undin selbiges auch eingelesen hat, doch bitte,offensichtlich muss es fr die hiesige JVAandere Gesetzestexte geben denn hier wirdmassiv entgegengesetzt gehandelt! Meintglicher Kampf heit hier in der Anstalt,nichtdesozialisiert und verkriminalisiert zuwerden, hinzu kommen die oft unertrgli-chen Schikanen! Traurig aber wahr, derStrafvollzug hat leider in der ffentlichkeitkeine Lobby - der Brger wird beruhigt mitfalschen Informationen und ist somit zu-frieden! Leider war ich auch einmal solcherruhiger Brger/ eine solche ruhige Br-gerin!!! Heute wei ich, welche hasserfll-ten Menschen durch einen Verwa