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IMMIGRATIONSFLUT AUS AFRIKA DROHT – BESTSELLERAUTOREN WARNEN ° RUNDUM G'SUND Krankenversicherungen punkten nicht nur mit Sonderklasse, Zahnersatz und bei schweren Krankheiten. Sie setzen heute stark auf die Prävention von Krankheiten. ° HOHE DIVIDENDEN Fonds, die hohe und nachhaltige Dividen- denzahlungen kassieren, erzielen satte Renditen bei vergleichsweise geringem Risiko. Das sollen Sie nicht verpassen. ° NACHHALTIGKEIT Ethische Investments befinden sich auf dem Vormarsch. Mit geringen Kosten punkten nun auch ETFs in diesem Bereich. Wir zeigen Ihnen die besten Produkte. Das Magazin für Wirtschaft, Politik & Investmentprodukte 4profit Verlag GmbH, 1010 Wien, Rotenturmstraße 12 ° Nr. 03Z035262 M ° Ausgabe 06 | 2016 ° 3,90 Euro + Hochzins-Anleihen Damit können Sie noch gutes Geld verdienen + Biotech-Fonds Nach der Korrektur wieder hohe Renditen zu erwarten + Robo-Advisors Werden Finanzberater jetzt völlig verdrängt? „Die Geldpolitik verursacht gefährliche Anomalien im Finanzsystem” US-Starökonom Nouriel Roubini ab Seite 14

GELD-Magazin, Juni 2016

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Page 1: GELD-Magazin, Juni 2016

immigrationsflut aus afrika droht – Bestsellerautoren warnen

° Rundum g'sundKrankenversicherungen punkten nicht nur mit Sonderklasse, Zahnersatz und bei schweren Krankheiten. Sie setzen heute stark auf die Prävention von Krankheiten.

° HoHe dividendenFonds, die hohe und nachhaltige Dividen-denzahlungen kassieren, erzielen satte Renditen bei vergleichsweise geringem Risiko. Das sollen Sie nicht verpassen.

° nacHHaltigkeitEthische Investments befinden sich auf dem Vormarsch. Mit geringen Kosten punkten nun auch ETFs in diesem Bereich. Wir zeigen Ihnen die besten Produkte.

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ab seite 14

Page 2: GELD-Magazin, Juni 2016

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Page 3: GELD-Magazin, Juni 2016

editorial °06/2016

º MedieneigentüMer 4profit Verlag GmbH º MedieneigentüMer-, Herausgeber- und redaktionsadresse 1010 Wien, Rotenturmstraße 12, T.: +43/1/997 17 97-0, F.: DW-97, [email protected] º Herausgeber Dr. Wolfgang Freisleben º gescHäftsfüHrung Mario Franzin, Snezzana Jovic

º cHefredakteur Mario Franzin º redaktion Mario Franzin (mf), Dr. Wolfgang Freisleben (wf), Mag. Harald Kolerus (hk), Wolfgang Regner (wr) º grafik Noura El-Kordy º bilder Shutterstock º coverfoto Shutterstock º datenanbieter Lipper Thomson Reuters*, software-systems, Morningstar Direct º verlagsleitung Snezana Jovic º Projektleitung Dr. Anatol Eschelmüller º druck Berger Druck, 3580 Horn, Wiener Straße 80 º vertrieb Morawa Pressevertrieb, 1140 Wien

www.geld-magazin.atAbo-Hotline: +43/1/997 17 97-33 • [email protected]

* Weder Lipper noch andere Mitglieder der Reuters-Gruppe oder ihre Datenanbieter haften für Fehler, die den Inhalt betreffen. Performance-Ranglisten verwenden die zur Zeit der Kalkulation verfügbaren Daten. Die Beistellung der Performance-Daten stellt kein Angebot zum Kauf von Anteilen der genannten Fonds dar, noch gilt sie als Kaufempfehlung für Investmentfonds. Für Investoren gilt es zu beachten, dass die vergangenen Performance werte keine Garantie für zukünftige Ergebnisse darstellen.

Politische Reformen in den EU-Ländern setzten nach der Finanz krise die Unterstützung durch die Europäische Zentral-

bank voraus. Denn die Staatsbudgets waren knapp und die sinken-den Bonitäten trieben die Zinsen für Staatsanleihen in die Höhe. Um den Mitgliedsstaaten nun den nötigen Spielraum für Reformen zu geben und damit Wirtschaftswachstum und Inflation zu indu-zieren, kauft die EZB – seit Anfang 2015 direkt – massenweise Staatsschulden (Quantitative Easing) und verringerte damit den Zinsaufwand der Staaten (z.B. fiel die Rendite 10-jähriger italie-nischer Staatsanleihen von 7,5 Prozent Ende 2011 bis heute auf 1,32 Prozent). Dabei verließ sich die EZB darauf, dass die Mitglieds-staaten zur Einhaltung des Reform- und Stabilitätspaktes zurück-kehren würden. Die Senkung der Zinsen auf den niedrigsten Stand seit 20 Generationen hat aber weder zu Wachstum, noch zu Infla-tion und schon zu gar nicht zu einem Schuldenabbau geführt. Im Gegenteil, der Reformwillen in den EU-Staaten erodiert, die Schul-den steigen weiter.

Mit den geldpolitischen Maßnahmen hat die EZB bewusst in Kauf genommen, dass durch die extrem niedrigen Zinsen risiko-arme Geldanlagen immer unrentabler wurden. Bereits die Hälfte aller Staatsanleihen im EU-Raum weisen derzeit negative Renditen auf. Schulden machen wird belohnt, Kapitalanlage wird bestraft. Das gilt (als Kollateralschaden) auch für die Pensionsvorsorge, wie Lebensversicherungen, Pensionskassen etc. Kein Wunder, wenn der Anteil der EU-Bürger, die auf die EZB-Politik vertrauen, heute be-reits auf ein Drittel gesunken ist. Selbst der als Hardliner bekannte deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble übt bereits offen Kri-tik am Niedrigzinskurs der EZB. Eine zunehmende Gefahr für die EU wird zudem die Zuwendung der Bevölkerung zu nationalis-tischen und rechtspopulistischen Parteien durch Protestwahlen. Mittlerweile kommt auch Kritik von internationalen Organisatio-nen. Die OECD oder auch der IWF, die lange zu Befürwortern der lockeren Geldpolitik zählten, warnen nun auch, dass weitere geld-politische Lockerung kontraproduktiv sein könnte.

Vertrauen in die EZB sinkt

Mario franzin, Chefredakteur GELD-Magazin

Page 4: GELD-Magazin, Juni 2016

4 ° GELD-MAGAZIN – JuNI 2016

Brennpunkt

06 ° pAnOrAMA. EU-Studie: Arme Landbevölke-rung – Bulgarien besonders betroffen + Energiewende: Crowdfunding für sauberen Strom + Match der Sport-Giganten: Punktesieg für Adidas über Nike.

08 ° IntervIew frIedrIch / weIk. Die deutschen Ökonomen Marc Friedrich und Matthias Weik warnen vor einer weiteren Flüchtlingswelle aus Afrika.

12 ° kOMMentAr des herAusgeBers. Wolf-gang Freisleben über den Linksruck der Republik.

14 ° stIllstAnd der weltwIrtschAft. Die Konjunktur will und will nicht in Schwung kommen. Ökonomen sowie Politiker zeigen sich rat- und macht-los. Um nicht zu sagen: verzweifelt.

20 ° fInAnce wAtch. Europas Bankerin des Jahres: Ana Patricia Botín + „Sheriff “ der Wall Street: Schwerer Rückschlag für Preet Bharara + Credit Suisse: Abschied von Panama.

BAnkIng

22 ° pAnOrAMA. Happy Birthday: Der Österrei-chische Verband Financial Planners wird 15 + Marke-ting: Raiffeisen setzt auf neue Webtechnologie.

24 ° rOBOter Als fInAnzBerAter. Computerge-steuerte Vermögensverwaltung macht dem altgedienten Bankgeschäft Konkurrenz.

26 ° länderkAMpf. Warum es US-Banken besser geht als ihren europäischen Pendants.

geldAnlAge

28 ° pAnOrAMA. Land des Monats: Spaniens erfolg-reiche Reformen + Studie: Investmentfonds gewinnen an Beliebtheit + ETF Securities: „Palladium möglicher Gewinner des Jahres.“

30 ° dIvIdendenstrAtegIen. Regelmäßige Aus-schüttungen lassen die Kassa klingeln und stabilisieren außerdem die Kursentwicklung.

33 ° IntervIew MArk peden. Dem Aktien-Exper-ten von Kames Capital gefallen Titel mit jahrzehntelan-ger Dividenden-Tradition.

34 ° hIgh yIeld BOnds. Hochzinsanleihen bieten attraktive Renditechancen bei kalkuliertem Risiko.

35 ° IntervIew dAvId hAwA. Der Fixed Income-Spezialist bei Robeco favorisiert europäische High Yields.

36° etfs und nAchhAltIgkeIt. Ethische Anlage-themen lassen sich jetzt auch mit ETFs abdecken.

38 ° IntervIew dAg rOdewAld. Der ETF- Spezialist von UBS glaubt an Wettbewerbsvorteile nachhaltiger Unternehmen.

40 ° InstItutIOnAl InvestOrs cOngress. Anlageprofis beleuchten Wachstumsbranchen.

44 ° BIOtechnOlOgIe. Eine neue Generation von Medikamenten eröffnet wieder Gewinnchancen.

47 ° IntervIew sIlvIA schAnz. Die Spezialistin der BB Biotech AG zu den Schlüsselfaktoren der Bio-technologiebranche.

48 ° IMMOBIlIen eurOpA. Bei der Auswahl des Standortes ist Vorsicht geboten.

52 ° Börse russlAnd. Die Börse Moskau hat zu eine kräftigen Erholung angesetzt.

56 ° Best Of funds. Durch eine geschickte Kauf- und Verkaufsstrategie können aktive Fondsmanager die Volatilität der Börsen in bare Münze verwandeln.

59 ° IntervIew rené sApper. Der Geschäfts-führer von AIF erläutert seine erfolgreiche Alternative Investments-Strategie. Cr

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14 Stillstand der Weltwirtschaft: Nouriel Roubini sieht den Grund in zunehmenden Anomalien im Finanzsystem

Page 5: GELD-Magazin, Juni 2016

Inhalt °06 / 201648 Immobilienmärkte Europa

JuNI 2016 – GELD-MAGAZIN ° 5

AktIen

60 ° pAnOrAMA. Palfinger: Rekord-Akquisition in Norwegen + CA Immo: Starkes erstes Quartal.

61 ° IntervIew peter seIlern. Der Vorstand von Seilern Investment Management über das „Dreigestirn des Erfolgs“.

62 ° weltBörsen. USA: Laue Wirtschaft + Europa: Robuste Verfassung + Japan: Am Rande der Rezession.

64 ° AnlAgetIpps. 3M: Innovations-Weltmeister + Straumann: Schweizer Präzision + Under Armour: Sportliche Aufholjagd.

66 ° Börse wIen. Brexit beeinflusst auch den ATX.

68 ° Börse deutschlAnd. DAX pendelt zwischen Sommer-Rally und Lethargie.

AlternAtIve InvestMents

70 ° pAnOrAMA. Kuwait: Riesiger Staatsfonds will massiv in Infrastruktur investieren + Zertifikateprofis: Die besten Tipps. 72 ° rOhstOff-rAdAr. Erdöl: Gewinnmitnah-men dämpfen Rally + Gold: Aufholpotenzial durch Schmuckkäufe + Kaffee: Gute Ernte in Sicht.

versIcherung & vOrsOrge

74 ° pAnOrAMA. EM-Fieber: Während Fußball-Großereignissen steigen die Autounfälle deutlich + Uniqa: Am Steuer bitte nicht telefonieren!

75 ° flv-lIstIng. Der monatliche Überblick über die fondsgebundenen Lebensversicherungen.

76 ° gesundheItsversIcherung. Finanzieller Schutz und beste medizinische Behandlung.

80 ° pensIOnsrefOrM. Die SPÖ mahnt auch Unternehmer zur Verantwortung.

81 ° wIssen. Was bedeutet „Cooling-off “?

82 ° BuchtIpps. Wolfgang Hetzer: Rechtsbruch als Staatsraison + Hannes Hofbauer: Feindbild Russland + Dieter Grimm: Europa ja – aber welches?

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Page 6: GELD-Magazin, Juni 2016

brennpunktPanorama

6 ° GELD-MAGAZIN – juNI 2016

bulgarienLand des Monats

ECKDATEN (Republik Bulgarien)Staatsform Parlamentarische RepublikHauptstadt SofiaAmtssprache BulgarischStaatsoberhaupt Rosen PlevnelievRegierungschef Boyko BorisovFläche 111.002 km2

Einwohner etwa 7,2 MillionenBevölkerungsdichte (Kernland) rund 64,9 pro km2

Währung LewBIP (2014) 42 Milliarden EuroKfz-Kennzeichen BGInternet-TLD .bgInternat. Telefonvorwahl +359Unabhängig seit 1878Nationalfeiertag 3. MärzGrößte Städte Sofia, Plowdiw, Warna, BurgasVerwaltungsgliederung Zentralstaat, 28 VerwaltungsbezirkeNachbarstaaten Griechenland, Mazedonien, Rumänien, Serbien, TürkeiHöchste Erhebung Musala (2925 m)

Armut. Eine Ende Mai veröffentlichte Er-hebung der EU-Statistikbehörde Eurostat brachte zutage, dass die Landbevölkerung in den meisten Mitgliedsstaaten der Union stärker von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht ist, als die Stadtbewohner. Im EU-Durchschnitt lag der prozentuelle Anteil der betroffenen Bürger (laut Kriterien von Euro-stat) bei 24,4 Prozent in Städten, bei 22,2 Prozent in kleineren Städten und Vororten so-wie bei 27,1 Prozent in ländlichen Gebieten. Absoluter Negativ-Spitzenreiter ist der länd-liche Raum in Bulgarien, wo 51,4 Prozent der Bevölkerung von Armut und sozialer Ausgren-zung bedroht sind. Interessantes Detail am Rande: Österreich ist laut der EU-Statistikbe-hörde einer von nur sieben Mitgliedsstaaten, deren Städter (28,3 Prozent) stärker armuts-bedroht sind als die Landbevölkerung (14,1 Prozent).

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grüSSt... das Mur-meltier. Das sprichwörtliche Nagetier dürfte, so munkeln böse Zungen, mitt-lerweile nicht mehr ausschließlich in Österreichs Bergen, sondern auch am Wiener Flughafen anzutreffen sein. Wie die AUA kürzlich verlautbaren ließ, wer-

STARKE WoRTE ´´

„Ich empfehle ihnen eine Umorientierung auf das,

was Österreich braucht.“

Vizekanzler Reinhold

Mitterlehner schießt im

Interview mit dem Kurier

scharf gegen die Sozial-

partnerschaft. Sie solle sich

auf das Wohl des Landes

konzentrieren, und nicht darauf, „was die jewei-

lige Gruppe gerade braucht“.

„Wir sind Teil der Lösung

und nicht Teil des Problems!“

Arbeiterkammer-Präsident

Rudolf Kaske weist die

Vorwürfe Mitterlehners

entschieden als „unter-

griffige Argumentation“

zurück und empfiehlt dem

Vizekanzler, endlich selbst

Lösungskompetenz zu zeigen.

„Wenn jemand eine Umorientierung braucht,

dann die Bundesregierung.“

Auch Wirtschaftskammer-

Präsident Christoph Leitl

möchte Mitterlehners Aus-

sagen nicht unkommen-

tiert lassen. Gerade von

einer Regierungsstelle, die

in letzter Zeit nicht durch

erregende Performance aufgefallen ist, müsse

man sich so etwas nicht sagen lassen.

den nämlich auch diesen Sommer wie-der Linienflüge aufgrund des nach wie vor bestehenden Pilotenmangels ge-strichen. Die „Ausdünnung“ des Flug-plans betrifft vorerst 150 Rotationen im Juni und soll mithelfen, das Risiko von ungeplanten Flugausfällen in der Hoch-saison zu mindern.

ZAhLENSpIEL

Page 7: GELD-Magazin, Juni 2016

juNI 2016 – GELD-MAGAZIN ° 7

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Von den Besten lernen.

KAmpf der gigAnten. Eine Fußball-Welt- oder Europameister-schaft ist schon lange nicht mehr ausschließlich ein rein sportliches Großereignis. Rollt das runde Leder, wird auch „Big Business“ gemacht, lautet das Credo; spätestens seit den 1980er-Jahren. Der meistbeachtete Wettstreit abseits des grünen Rasens ist dabei jeweils jener der Sportartikel-giganten Adidas und Nike. Auch wenn der wahre Europameister erst am 10. Juli in Paris gekürt wird, steht der Sieger im Kampf um die Ausrüsterverträge bereits jetzt fest. Während Nike „nur“ sechs der teilnehmenden Nationalteams einkleiden darf, si-cherte sich Adidas gleich neun Ausrüsterverträge. Unter den „Drei-Streifen-Teams“ ist seit jeher auch die Deutsche Natio-nalmannschaft. Und diese gilt als besonders zugkräftig: Im Lauf des letzten Großturniers, der 2014er-WM in Brasilien, konnte Adidas alleine rund zwei Millionen Deutschland-Trikots verkau-fen; von Schuhen und anderen Merchandising-Produkten ganz zu schweigen. Mittlerweile haben die beiden Branchengrößen – trotz ihrer nach wie vor bestehenden Vormachtstellung – da-

mit begonnen, sich gegen verstärkte Konkurrenz zu wappnen. Diese droht ihnen zwar nicht von weiteren eta-blierten Playern wie etwa Puma (der Österreich-Ausstatter hat insgesamt fünf EM-Teilnehmer unter Vertrag), sondern von US-Newcomern wie New Balance oder Under Armour, die das lukrative Fußball-Business auch für sich entdeckt haben.

ADIDAS – vs. – nIke

die crowd verleiht rücKenwind. „Wir müssen endlich damit aufhören, Öl und Kohle zu verbrennen“, fordert Johann Hansmann. Offensicht-lich keine leeren Phrasen des „Business Angels des Jahres“, der seinen Worten – mit einem Investment in das Energieunternehmen neovoltaic – auch Taten folgen lässt. Hansmann befindet sich dabei in guter Gesellschaft: Auch der ehe-malige AUA- und Siemens-Vorstand Alfred Ötsch, der Unternehmer Gerold Pankl sowie die DiTech-Gründerin Aleksandra Izdebska ha-ben bereits in die Hartberger Firma investiert, die es sich zum Ziel gesetzt hat, Konsumenten in die Energie-Autarkie zu führen. Nun-mehr haben auch Crowdinvestoren die Möglichkeit, ihren Teil zur Energiewende „made in Styria“ beizutragen. Seit Anfang Juni kann

ENERGIEWENDE

auf Österreichs größter Crowdinvesting-Plattform Conda in Form eines Nachrangdarlehens in neovoltaic investiert werden. Seit der

Unternehmensgründung im Jahr 2010 hat sich neovoltaic der Entwick-lung und dem Vertrieb von Stromspeicherlösungen auf Basis von mehr als

20 Jahre haltbaren Lithium-Eisen-Phosphat-Batterien verschrieben. Diese eignen sich ideal zur Speicherung von überschüssiger Solarenergie und för-dern so die Energieautonomie der Haushalte. „Die Batterien verlieren kaum an Leistungsfähigkeit und lassen sich mehrere tausend Mal aufladen“, erklärt Werner Posch, Gründer und CEO von neovoltaic, der mit seinem Unterneh-men auch Großspeicher für die Industrie anbietet. Mittels der Online-Plattform Neocontrol lässt sich der eigene Verbrauch auch abfragen, überwachen und optimieren. Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit sollten bei diesem Projekt also nicht im Widerspruch stehen.

Page 8: GELD-Magazin, Juni 2016

Österreichs Außenminister Sebastian Kurz warnte Anfang Februar 2016 vor

einer neuen Migrationswelle. Aus Afrika könnten sich Millionen Menschen auf den Weg machen, das Potenzial an Migranten sei weitaus höher als jenes aus Syrien oder dem Irak. Zu den Schätzungen, dass in Libyen 200.000 potenzielle Migranten auf die Über-fahrt nach Europa warten, meinte der deut-sche Innenminister Thomas de Maizière (CDU) trocken: „Ich halte sie für zu niedrig.“ Vor allem in Subsahara-Afrika gebe es noch viel mehr „Menschen, die sich mit dem Ge-danken tragen, nach Europa zu kommen. Der Migrationsdruck bleibt hoch“. General Paolo Serra, Militärberater des UN-Gesandten für Libyen, nannte eine Flüchtlingszahl von einer Million, die in Libyen nur darauf warten, die gefährliche Überfahrt nach Europa zu wagen. Das ist aber nur ein Bruchteil aller vertrie-

benen Afrikaner, die über Libyen in Schlep-perbooten Richtung Europa aufbrechen, sagt Francois Roméo Ntamag, Migrant aus Kame-run in Frankreich und Mitbegründer der Selbsthilfeorganisa tion ARACEM, die in Mali abgewiesene Flüchtlinge aus west- und zentral afrikanischen Ländern betreut. Allein im Norden und Nord osten Nigerias sind durch den Terror von Boko Haram mehr als 2,1 Mil-lionen Menschen innerhalb des Landes auf der Flucht.

Aus Nigeria stammen auch mit einem Anteil von 18 Prozent die meisten afrika-nischen Immigranten in Europa, die in Li-byen in See stechen. Aus Gambia 15, aus Se-negal zehn, Mali neun sowie aus Guinea und der Elfenbein küste je acht Prozent. Fünf Prozent der Bootsflüchtlinge kommen aus Marokko. Aus Angst vor eingesickerten Terroristen will Kenia das Flüchtlingslager

Dadaab mit über 340.000 vorwie-gend aus Somalia stammenden Men-schen bis Novem-ber schließen. Zum Vergleich: Graz hat etwa 280.000 Ein-wohner. Innerhalb des afrikanischen Kontinents gibt es fast keine Möglich-keit für Vertrie-bene, in andere Länder zu fliehen. Die unterschied-lichen von Europa

forcierten Länderblöcke wie etwa in Zen-tralafrika oder Westafrika haben strenge Visabestimmungen eingeführt und die Be-wegungsfreiheit stark eingeschränkt.

Wirtschaftliche KrisenNeben kriegerischen Auseinanderset-

zungen sind vor allem wirtschaftliche Krisen die Hauptgründe für die Flucht der Afrikaner. Alleine in Westafrika drängen jährlich 19 Mil-lionen Menschen neu auf den Arbeitsmarkt. Jedes Land würde ein jährliches Wirtschafts-wachstum von sieben statt gegenwärtig vier bis fünf Prozent benötigen, damit genügend Arbeitsplätze geschaffen werden könnten.

Italiens Premier Matteo Renzi appellierte bisher vergeblich an alle EU-Staaten zur Um-setzung des „Migration Compact“ – eines EU-Investitionsplans zur Wirtschaftsankurbelung und Stabilisierung Nordafrikas. Bei ihren Be-richten vermischen die Medien die Nahost-flüchtlinge mit den Migranten aus Schwarz-afrika, die schon seit Jahrzehnten über das Mittelmeer nach Italien und Spanien drängen. Die EU hatte sogar einst mit dem libyschen Diktator al-Gadaffi gegen Bares ein Abkom-men, damit dieser die Immigrationsroute sperrt. Seit dem Überfall der NATO unter Führung der französischen Luftwaffe, der Zerstörung staatlicher Strukturen und der Er-mordung Gadaffis ist dieser Migrationsweg wieder offen wie ein Scheunentor.

Über die Situation in Afrika führten wir das folgende Gespräch mit den Bestseller-Au-toren Matthias Weik und Marc Friedrich, die soeben ein weiteres Buch unter dem Titel „Ka-pitalfehler“ herausgebracht haben. cr

edit:

beige

stellt

8 ° GELD-MAGAZIN – JuNI 2016

Die EU ist auf die Flüchtlinge aus dem Nahen Osten fixiert. Dabei negiert sie die Armut in Afrika. Der Konti-nent wird seit 100 Jahren von westlichen Geschäftemachern gnadenlos geplündert. Hunderte Milliarden Dollar werden jährlich der Bevölkerung gestohlen und in Steueroasen verbracht. Zurück bleibt bittere Armut. Wolfgang Freisleben

Eine Immigrationsflut aus Afrika wird Europa überschwemmen

Quelle: IOM

Diese top 10 machen 84 Prozent aller Ankünfte via Mittelmeer aus.

DIE Top 10 NATIoNALITäTEN DEr MIGrANTEN Auf DEr MITTELMEEr-rouTE

0 5 % 10 % 15 % 20 %

KamerunSudan

SomaliaMarokko

ElfenbeinküsteGuinea

MaliSenegalGambiaNigeria

3 %3 %

5 %5 %

8 %8 %

9 %10 %

15 %18 %

Page 9: GELD-Magazin, Juni 2016

GELD ° Europa steht vor einer Zerreißprobe nicht nur durch die Flüchtlinge aus dem Nahen Osten. Denn die Rede ist von Millionen jungen Afrikanern, die andrängen werden. Was hat Europa mehr zu bieten als Afrika, das uns als Urlaubsziel so erstrebenswert erscheint? MAtthiAs WEik: Europa bietet Freiheit, De-mokratie und die Chance auf eine Zukunft mit Wohlstand. In Europa muss niemand ver-hungern. So lange große Konzerne aus der westlichen Welt und China sowie korrupte Eliten den Kontinent ausbeuten, dürfen wir uns nicht wundern, wenn immer mehr Men-schen sich aufgrund von Perspektivlosigkeit auf den Weg nach Europa machen.

Bringt der Rohstoffreichtum Afrikas nicht auch Wohlstand?MARC FRiEDRiCh: Egal, ob Erdöl- und/oder Erdgasvorkommen, Phosphat, Bauxit, Gold, Holz oder Edelsteine – der Rohstoff-reichtum wird für diese Länder zum Fluch statt zum Segen. Statt Wohlstand und Wohl-fahrt grassieren Korruption, Gewalt und immer häufiger sogar Kriege. Die Boden-schätze werden mit Hilfe westlicher Konzerne ausgebeutet, die Gewinne extrem ungerecht verteilt und von einigen Wenigen in Steuer-oasen versteckt.

Wie ist das möglich?Eine kleine Elite aus Politik und Wirtschaft bereichert sich auf Kosten der Mehrheit. Die se Umverteilung von Vermögen schadet der Stabilität des Landes und ist mitverant-wortlich für Armut, mangelnde Bildung und das Verharren auf dem Niveau eines Dritt-welt-Landes. Hier liegen auch die Ursachen der weltweiten Fluchtbewegungen. Viel-fach ausgerechnet in jene Länder, aus denen sich Geschäftemacher eine goldene Nase mit Rohstoffen aus eben den Fluchtlän-dern verdienen.

Bedeuten die Boden schätze nicht auch Wirt-schaftswachstum und Arbeitsplätze?Leider äußerst selten. Gründe hierfür sind neben den korrupten Eliten, dass zumeist die Staaten und ihre Führer von den großen Konzernen günstig abgespeist werden und die Gelder oben versickern. Aber auch, dass die gut bezahlten Jobs vermehrt an Perso-nal aus dem Ausland vergeben werden und, wenn überhaupt, nur Hilfsarbeiterjobs für die eigene Bevölkerung bleiben.

Und was geschieht mit den steuereinnahmen?Mit der Vorgabe, keine oder fast keine Steu-ern zu zahlen, plündern seit Jahrzehnten westliche Konzerne den Kontinent aus. Afri-ka ist das Steuerschlupfloch schlechthin. Laut dem ehemaligen UN-Generalsekretär Kofi Annan gehen den Ländern Afrikas jähr-lich über 30 Milliarden Dollar verloren, weil Unternehmen von windigen Steuererlassen profitieren oder ihre Gewinne ungehindert in Steueroasen abführen. Annan spricht von ei-ner modernen Form der „Plünderung“. Nach unserer Recherche gehen wir sogar von meh-reren Hundert Milliarden Dollar aus, die den Menschen in Afrika pro Jahr geraubt werden.

können sie für die „moderne Form der Plünde-rung ein Beispiel nennen?Ja, das Schweizer Unternehmen Glencore. In Sambia wurden die Löhne der Bergarbei-ter jahrelang prozentual höher besteuert als die Gewinne der multinationalen Bergbau-konzerne. Zwischen 2010 und 2012 wurden im Kongo hochwertige Bergbaukonzessionen unter größter Geheimhaltung, größtmög-licher Steuerbefreiung und größtmöglicher Gewinnbeteiligung von regierungsnahen Herrschaften verschleudert. Laut Annan sind dem kongolesischen Staat deshalb rund 1,3 Milliarden Dollar an Einnahmen verlo-ren gegangen. Mit diesem Geld hätte man das Jahresbudget für Gesundheit und Bildung leicht verdoppeln können. Diverse Offshore-Firmen mit Sitz auf den britischen Virgin Islands waren im Kongo auch an der Auftei-lung des staatlichen Bergbauunternehmens Gecamines in der reichsten Rohstoffprovinz Katanga beteiligt. Die Lizenzen wurden weit unter Wert verhökert. Inländische Klepto-kraten und ausländische Konzerne machen dann den großen Reibach, indem sie die Li-zenzen mit Profitraten von mehreren hundert Prozent weiterverkaufen.

Im Gespräch mit Marc Friedrich und Matthias Weik ° brennpunkt

JuNI 2016 – GELD-MAGAZIN ° 9

Marc friedrich und Matthias Weik (v.l.n.r.): Die deutschen Ökonomen, Querdenker, Betreiber einer Agentur für Vermögenssicherung sowie Bestseller-Autoren, haben soeben ein weiteres Buch unter dem Titel „Kapitalfehler“ herausgebracht, in dem sie auch der tristen wirtschaftlichen Lage Afrikas und den daraus resultierenden Konsequenzen auf den Grund gingen.

Page 10: GELD-Magazin, Juni 2016

Aus dem ölreichen Nigeria kommen die meisten Migranten aus Afrika. Wieso?Nigeria brachte das Öl nicht die große Verhei-ßung, sondern es zerstörte das Land. Als man 1956 erstmals Öl aus den Sümpfen des Niger-Deltas pumpte, begann ein rapider Wandel des Landes. Das einst naturschöne Flussdelta ist heute eine durch Öl verschmutzte und ver-seuchte Industrielandschaft , dessen Bewohner zu den ärmsten des Landes gehören. In den vergangenen Jahren wuchs die Wirtschaft Ni-gerias zwischen vier und sieben Prozent. Aber immer noch mehr als 60 Prozent der Bevöl-kerung leben in bitterer Armut. Mehr als 90 Prozent der Exporteinnahmen des weltweit achtgrößten Ölproduzenten stammen aus der Ölindustrie. Aber die Technik der Raffi nerien ist in einem so kastrophalen Zustand, dass Ni-geria sogar auf Benzineinfuhren angewiesen ist. Im Jahr 1970 lebte ein Drittel der damals knapp 56 Millionen Nigerianer unter der Armutsgrenze. Heute – 450 Milliarden US-Dollar Erdöleinnahmen später – leben sage und schreibe 120 Millionen der insgesamt 180 Millionen Einwohner, also zwei Drittel der Be-völkerung, unter der Armutsgrenze. Nach wie vor kann eine vollkommen unterentwickelte Landwirtschaft den inländischen Nahrungs-mittelbedarf nicht decken.

Wer profi tiert also von den Öleinnahmen?Lange Zeit kassierten Konzerne wie beispiels-weise Shell und Total. Inzwischen stopft sich eine inländische Elite die Taschen voll. Die Bevölkerung bekommt weiterhin nichts vom großen Öl-Kuchen ab. Laut Schätzungen ver-sickert rund die Hälft e der Erdöleinnahmen in privaten Taschen. Das bedeutet, dass Hunder-te von Milliarden Dollar seit der Entdeckung der Ölfelder der Bevölkerung gestohlen wur-den. Laut einer Studie der Analysefi rma New World Wealth wird es 2018 in Nigeria daher über 20.000 Millionäre geben.

Existiert nicht so etwas wie industrialisierung?Dafür sehen wir sehr wenig Anzeichen. Afri-ka wird auch in Zukunft aufgrund seiner korrupten Eliten wirtschaft lich nicht auf die Beine kommen. Zusätzlich fehlt es an Bildung, Infrastruktur und erschwerend kommen reli-giöse Fanatiker hinzu. Die jungen Menschen

verlassen scharenweise den Kontinent, um woanders eine Zukunft zu haben.

können sie Beispiele nennen?Leider vor allem negative: Angola, Nigeria, Sambia etc. Auch in Simbabwe hat die Be-völkerung nichts von den Rohstoffen ihres Landes. Gegenwärtig liegt dort die Wirtschaft komplett am Boden. Eine Hyperinfl ation à la Weimarer Republik grassiert, während das Land und dessen Infrastruktur zerfallen. Der 100 Trillionen Dollar-Schein Simbabwes, den es bei eBay für ca. 20 Euro gibt, ist bei Numis-matikern besonders beliebt. In dem Land werden wertvolle Bodenschätze wie Gold, Platin und Diamanten allerdings nicht von ausländischen Konzernen gefördert, sondern von einem durch und durch korrupten Staat mit einem korrumpierten, steinalten Diktator. Manche Minen hat sogar das Militär über-nommen. Menschen aus der Region arbeiten dort als Zwangsarbeiter.

können sie auch ein positives Beispiel nennen?Nur ein Land hat vieles richtig gemacht, was andere falsch gemacht haben: Botswana. Nach der Unabhängigkeit von Großbritannien im Jahr 1966 war es noch eines der ärmsten Län-der der Welt. Dank seiner Diamantenschätze und einer umsichtigen Elite und deren nach-haltiger Politik ist Botswana heute eine der reichsten und stabilsten Demokratien des afrikanischen Kontinents. Nachdem die Di-

amanten entdeckt worden waren, holte man sich einen kompetenten Partner ins Land. Zusammen mit dem Weltmarktführer De Beers wurde ein Joint Venture gegründet. 50 Prozent der Gewinne gehen an den botswa-nischen Staat. Und diese Gewinne versickern nicht etwa wie andernorts in dunklen Kanä-len, sondern sie werden gerecht verteilt und von gewissenhaften Politikern bisher klug in Bildung, Gesundheitswesen und Infra-struktur inves tiert. Möglich war dies durch funktionierende Institutionen und eine tüch-tige Verwaltung, eine unabhängige Justiz und eine relativ niedrige Korruptionsrate.

Gibt es auch eine kehrseite der Medaille?Ja. Trotz des Rohstoff reichtums beklagt Bots-wana aktuell eine Arbeitslosenquote von 18 Prozent. Und der richtige Härtetest wird erst noch kommen. 70 Prozent seiner Staatsein-nahmen verdankt das Land den glitzernden Steinchen. Die Abhängigkeit der Volkswirt-schaft vom Diamanten kann man getrost als ›Klumpenrisiko‹ bezeichnen. Denn es wird immer schwieriger und teurer, die Steine zu finden. Ab 2020 soll der »Peak Diamond« erreicht und in zwanzig bis dreißig Jahren der Quell des Reichtums endgültig versiegt sein. Was dann? Hat man bis dahin alter-native Branchen aufgebaut, die den Ausfall auffangen können? Hat man nachsichtig und vorsorglich investiert? Falls nicht, wer-den Bildung und die derzeit noch kostenlose medizinische Versorgung nicht mehr zu fi nanzieren sein. Schließlich gibt es ein gravie-rendes medizinisches Problem: 18,5 Prozent aller Erwachsenen leiden an Aids – die dritt-höchste HIV-Rate der Welt.

Wie tauglich ist die Entwicklungshilfe, die all-jährlich nach Afrika überwiesen werden?Sie ist leider sehr oft pure Verschwendung und wenig effi zient, sofern sie überhaupt bei den Menschen ankommt. Oft mals zerstört sie so-gar die lokale Wirtschaft . Hilfe zur Selbsthilfe ist das Stichwort. Aber ohne tugendhaft e Po-litiker und Institutionen wird das niemals etwas werden. Die Länder brauchen Bil-dung, Infrastruktur und erst dann kann eine wertschöpfende Industrie und Wirtschaft ent-stehen.

10 ° GELD-MAGAZIN – JuNI 2016

brennpunkt ° Im Gespräch mit Marc Friedrich und Matthias Weik

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Matthias Weik & Marc friedrich, eichborn Verlag, 352 seiten

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Page 11: GELD-Magazin, Juni 2016

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Page 12: GELD-Magazin, Juni 2016

Was der (wahrscheinliche) künftige Bundespräsident Alexander Van der Bellen und der neue Bundeskanzler Christian Kern alles gemeinsam haben: U. a. eine sozialistische Heimat, den Mangel an demokratischer Legitimierung und das komfortable Leben auf Kosten der Steuerzahler.

Wolfgang Freisleben

An der politischen Spitze der Republik sind zwei neue Lichtgestalten ange-

kommen, nach denen vor zwölf Monaten noch kein Hahn gekräht hat. Alexander Van der Bellen (VdB) wird als Bundespräsi-dent (trotz Wahlanfechtung) die nicht sehr nervenaufreibende Aufgabe des freund-lichen Herrn am Ballhausplatz, der er real-politisch sein sollte, brav ausfüllen. Auch wenn die Grün-Partei in absehbarer Zeit seine aktive Wahlkampfhilfe einfordert.

Christian Kern, der in einjähriger Kon-spiration hinter den Kulissen gemeinsam mit dem Medien-Macher Gerhard Zeiler am Sturz von Werner Faymann gearbeitet hat, hat sich erfolgreich zum SP-Kanzler aufgeschwungen. Obwohl demokratisch durch eine Wahl vom Volk noch nie legiti-miert, kann er dennoch bis längstens Sep-tember 2018 als Regierungschef amtieren. Sofern er nicht auf den ultralinken Forde-rungen nach Arbeitszeitverkürzung und der Maschinensteuer beharrt und damit den Koalitionspartner vergrault.

Ansonsten haben Kern und VdB durch-aus einiges gemeinsam. So zum Beispiel die links-linke Weltanschauung und die sozia-listische Heimat – zumindest temporär. VdB war in jungen Jahren noch beken-nender Kommunist, ab Mitte der 1970er bekennender Sozialist, von wo ihn sein ein-stiger Doktorand Peter Pilz Ende der 1980er mit Aussicht auf eine schnellere Karriere zum bekennenden Grünen wandelte. Bei der damaligen 4,8-Prozent-Partei brachte er es tatsächlich rasch zum längst amtie-renden Bundessprecher. Mit bewunderns-werter Wendigkeit verleugnete er sich aber im BP-Wahlkampf und bezeichnete sich als „parteiunabhängig“ – ein Taschenspieler-

trick, um aus dem grünen 12-Prozent-Ghetto herauszukommen.

Mit intensiver Unterstützung der SP-VP-Koalition, der Wahlverliererin Irmgard Griss, der Grünen, von Printmedien, dem ORF-TV wie auch Künstlern in einem Per-sonenkomitee hat VdB in der Stichwahl eine dünne Mehrheit erhalten, die eine nä-here Betrachtung verdient. Denn eigentlich wollte ihn persönlich eine satte Zwei-Drit-tel-Mehrheit der Bevölkerung nicht wirk-lich ins Amt wählen.

Von den 6.382.484 wahlberechtigten Bürgern haben ihn nämlich im zweiten Wahlgang nur 2.251.517 und somit 35,27 Prozent gewählt. Für viele dieser Wähler war gemäß den Wahlanalysen das Motiv gar nicht Zustimmung, sondern vielmehr Verhinderung des FP-Gegenkandidaten Norbert Hofer, der den ersten Wahldurch-gang mit 35,1 Prozent der abgegebenen Stimmen vor VdB (21,3 Prozent) gewon-nen hatte. Von den rund 1,914 Millionen (30 Prozent) Nicht-Wählern darf man an-nehmen, dass sie keinen der beiden Kandi-daten wollten.

Dennoch passt VdB gut in das poli-tische Spektrum des Landes. Schließlich er-hielt er zum rot-grünen Koalitionsbeginn in Wien im Februar 2011 den eigens für ihn geschaffen Job eines Beauftragten für Uni-versitäten und Forschung. Unbezahlt, wie er im Wahlkampf betonte – aber wenig-stens mit einem Jahresbudget von zumin-dest 210.000 Euro aus Steuergeldern do-tiert. So lässt es sich auch unbezahlt gut le-ben. Zumal er ja monatlich die Uni- und die Politikerpension auf dem Konto hat.

Mit der Angelobung darf er auch den neuen Oberbefehlshaber des Bundesheeres

abgeben. Skurril, denn er hat sich, obwohl tauglich, vor dem Präsenzdienst erfolgreich gedrückt. Hoffentlich wird er es in dieser Funktion tatsächlich beim „Grüß-August“ belassen und nicht ins Kommando eingrei-fen. Aber er will nach eigenem Bekunden ja ohnedies in erster Linie viel reisen und Ös-terreich in der Welt repräsentieren.

Auch der neue Bundeskanzler Chri-stian Kern ist ein Steuergeld-Experte, so-weit es sein Einkommen betrifft. Begon-nen hat er allerdings als Journalist u.a. beim GELD-Magazin, als es noch, wie von mir einst gegründet, OPTION hieß. Dann ging es ab in die „rote“ Politik, wo er mit schicken Anzügen, gepflegter Sprache und souveränem Auftreten als einer von der „smarten Truppe der Vranitzky-Boys“ ak-tiv war.

Wie üblich wurde er dann mit Spitzen-jobs in staatsnahen Betrieben belohnt: An der Spitze des Stromkonzerns Verbund und dann als Generaldirektor der ÖBB, die 2015 rund 800 Millionen Euro aus dem Staats-budget erhalten hat – u.a., um die Gage von Christian Kern bezahlen zu können. Das wäre sich nämlich mit den mehr als 20 Mil-liarden Euro ÖBB-Schulden und den rund 23 Milliarden Euro Haftungen der Repu-blik sonst nicht ausgegangen. cr

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Brennpunkt ° Kommentar

„Eigentlich wollte VdB eine satte

Zwei-Drittel-Mehr-heit nicht wirklich ins Amt wählen”Wolfgang Freisleben,

Herausgeber

Linksruck in der Republik

12 ° GELD-MAGAZIN – juNI 2016

Page 13: GELD-Magazin, Juni 2016

Allgemeiner Risikohinweis: Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind keine Garantie für zukünftige Ergebnisse. Der Wert der Fondsanteile sowie die Einnahmen daraus können sowohl fallen als auch steigen. Herkunftsland der Teilfonds ist Luxemburg. Hinweise zu Chancen, Risiken sowie den Gebühren entnehmen Sie bitte dem letztgültigen

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Page 14: GELD-Magazin, Juni 2016

Wir schreiben das neunte Jahr der Krise. Ökonomen und Politiker

rätseln: Was ist nur mit der Weltwirtschaft los? Warum kommt das gewohnte Wirt-schaftswachstum nicht in Schwung? Und je nach Interessenlage werden Ratschläge er-teilt. Mal heißt es, der Neoliberalismus sei schuld. Dann wieder ist es die soziale Markt-wirtschaft. Andere leiten aus der Staats-quote ab, dass der Staat die Marktwirtschaft erdrücke, die doch jahrzehntelang den Fort-schritt gesichert habe.

Treffend hat der US-amerikanische Na-tionalökonom Nouriel Roubini, Professor an der zur New York University gehörenden Stern School of Business und Vorsitzender von Roubini Global Economics, den Ist-Zu-stand der Weltwirtschaft formuliert: „Will-kommen bei der Neuen Abnormalität des Wachstums, der Inflation, der Geldpolitik

und der Vermögenspreise. Fühlen Sie sich wie zu Hause. Es sieht so aus, als würden wir noch eine Weile hier bleiben. In einem Zu-stand der Weltwirtschaft mit irrealen Zü-gen.“

Was genau ist es aber, das die heutige globale Wirtschaft abnormal macht? Sicher nicht die vom deutschen Kanzler Ludwig Erhard einst „erfundene“ soziale Markt-wirtschaft. Die gleicht eher einer Errungen-schaft ohne Zeitablauf. Es scheint vielmehr eine neue Gemengelage zu sein, das Zusam-menspiel der verschiedenen Kräfte in Wirt-schaft und Politik, das nicht mehr funk-tioniert.

Das Wirtschaftssystem der westlichen Industriestaaten ist bekannt: Marktwirt-schaft, getragen von einem Geld- und Fi-nanzsystem mit „Fiat Money“ – dem Geld, das aus Luft erzeugt wird. Und geprägt vom Machtkampf zwischen Kapitalismus und Sozialstaat, den in den letzten Jahrzehnten klar Ersterer gewonnen hat – in den USA deutlicher, in Europa etwas abgeschwächt. „Es herrscht Klassenkrieg, richtig, aber es ist meine Klasse, die Klasse der Reichen, die Krieg führt, und wir gewinnen“, bekannte der US-amerikanische Super-Spekulant Warren Buffett, einer der reichsten Männer der Welt. Einkommen und Vermögen drif-ten da wie dort immer schneller auseinan-der. Die Strippenzieher im Hintergrund agieren von verschiedenen Machtzentren wie New York, Washington, London, Paris, Brüssel und Berlin aus. Zu ihrer Unterstüt-zung kaufen sie sich Experten und Experti-sen, mit denen sie unbedarfte Politiker be-eindrucken und lenken. Doch die Rezepte sind ebenso wenig von Dauer wie die alten Lehrbücher der Nationalökonomie.

Denn die Welt hat sich im letzten Jahr-zehnt verändert. So sehr, dass jetzt sogar drei Forscher des Internationalen Wäh-rungsfonds (IWF) mit dem Neoliberalis-mus und zwei entscheidenden „neolibe-ralen Maßnahmen“ (so der IWF) abrech-nen: Mit dem freien Kapitalverkehr durch Öffnung der Finanzmärkte und einer Haus-haltspolitik der fiskalischen Konsolidierung (Austerität) ohne Neuverschuldung. Genau diese beiden hätten die Ungleichheit her-vorgerufen, schreiben die IWF-Ökonomen. „Das könnte das Wachstum bremsen, ob-wohl die neoliberale Agenda genau das doch ankurbeln will.“ Dies hat 2014 bereits eine OECD-Studie offenbart. In den Jahren von 1990 bis 2010 hätte es um sechs Prozent mehr Wachstum in Deutschland gegeben, wenn die Ungleichheit bei Einkommen im selben Zeitraum nicht zugenommen hätte. In Österreich liege dieser Wert rund zwei Prozent niedriger.

Die Liberalisierung der Kapitalmärkte im Besonderen sollte der neoliberalen Theo rie zufolge ausländisches Kapital ins Land locken, das dann die nationale Wirt-schaft ankurbelt. Doch tatsächlich holen sich Entwicklungsländer so vor allem Ärger ins Haus, sagen die IWF-Ökonomen. Denn die Kapitalflüsse erhöhten das Risiko eines Finanzcrashs. Solche Krisen würden die Ungleichheit stark erhöhen.

ÖKONOMEN SIND ÜBERRASCHT: „WAS ZUR HÖLLE IST HIER LOS?“Die IWF-Autoren argumentieren nicht

theoretisch, sondern beziehen sich auf die Analyse von Daten. „Politiker und Institu-tionen wie der IWF, die sie beraten, dürfen sich nicht von „glauben“ lenken lassen“, CR

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BRENNPUNKT ° Weltwirtscha�

14 ° GELD-MAGAZIN – JUNI 2016

Der Internationale Währungsfonds, eigentlich ein Exekutionsorgan des Neoliberalismus, zweifelt an dessen Zielen. Der US-Ökonom Nouriel Roubini identi� ziert eine Abnormalität der Weltwirtscha� , die noch länger andauern wird. Statt Wirtscha� spolitik gibt es nur mehr den Geldregen der Notenbanken. Das Ergebnis ist Stillstand. Wolfgang Freisleben

„Was zur Hölle ist hier los?“

Warren Buffett: „Die Klasse der Reichen führt Krieg und wird gewinnen.“

Page 15: GELD-Magazin, Juni 2016

schreiben die Ökonomen. „Sie sollten gelei-tet werden von Nachweisen, was wirklich funktioniert.“ In der Ökonomen-Szene löste der IWF-Artikel Überraschung aus. „Was zur Hölle ist hier los“, fragte etwa Dani Rodrik in der Financial Times. Der Har-vard-Professor gilt als eher globalisierungs-kritischer Ökonom.

Außer Acht gelassen wird aber auch vom IWF eine tendenziell immer gravie-rendere Ungleichheit in der Weltwirtschaft. Neben der Realwirtschaft wuchert nämlich eine immer stärker wachsende Finanzwirt-schaft abseits der traditionellen Bank- und Versicherungsgeschäfte mit kaum zu brem-sender wirtschaftlicher Kraft, die allerdings weitgehend der Öffentlichkeit verborgen bleibt. Sie wächst jährlich um sieben bis acht Billionen Dollar, die ihr für die weltweiten Kreditschulden von inzwischen rund 212 Billionen Dollar an Zinsen zufließen. Rund 70 Billionen Dollar sind in Steueroasen ge-bunkert, von wo aus sie auf verschlungenen Pfaden durch die Weltwirtschaft geistern. Ihre Herrn und Meister sind die „Schatten-banken“, die bankähnliche Geschäfte betrei-ben, ohne von den Regulierungen für die echten Banken auch nur gestreift zu wer-den. Ihre Vermögen von rund 75 Billionen Dollar dürften zum Großteil mit den Gel-dern in den Steueroasen der Karibik und der britischen Kanalinseln korrelieren. Sie wie auch die Großbanken wie JPMorgan Chase, Citigroup, Goldman Sachs und Mor-gan Stanley betreiben sie u.a. „Over the Counter“ (OTC)-Geschäfte mit Derivaten abseits der geregelten Börsen. Ihre riesige Hebelkraft kann ein Volumen bewegen, das allerdings wegen der Niedrigzinspolitik der Zentralbanken und der dadurch geschwun-denen Attraktivität der Zinspapiere von fast 700 Billionen Dollar zur Jahresmitte 2008 auf inzwischen nur mehr rund 500 Billio-

nen Dollar zur Jahresmitte 2015 zurück-gegangen ist. Das war immer noch das 6,7-Fache des Bruttoinlandsprodukts (BIP) 2015 der gesamten Welt in Höhe von 74,55 Billionen Dollar.

Die Auswirkung auf die Preise der den Derivaten zugrunde liegenden Produkte wie Währungen, Zinspapiere, CDS, Roh-stoffe, Nahrungsmittel etc. lässt sich erah-nen. Aufstieg und Fall der Preise von Gold und Rohöl sind zweifellos durch diese „fi-nanziellen Massenvernichtungswaffen“, wie sie von Warren Buffett bezeichnet werden, ausgelöst oder zumindest verstärkt worden.

DIE KLUFT ZWISCHEN FINANZ- UND REALWIRTSCHAFTDer Einfluss der Realwirtschaft auf die

Finanzwirtschaft ist minimal, wenn man die Zinszahlungen außer Acht lässt. Umge-kehrt hingegen maximal. Denn ohne Kre-ditwachstum kann es kein Wachstum der Realwirtschaft geben. Diese Interdepen-

denzen finden zwischen Finanz- und Real-wirtschaft in Lehrbüchern und der ange-wandten Theorie keinen Niederschlag. In den Computerprogrammen der Wirt-schaftsforscher ebenso wenig wie bei den Politikern und deren Beratern.

Die Vielzahl der gezielten Einflüsse auf die Realwirtschaft hat in den letzten beiden Jahrzehnten zu jenen Abnormitäten ge-führt, die Nouriel Roubini wie folgt iden-tifiziert.

Das beginnt damit, dass das potenzielle Wachstum in den Industrie- und Schwel-lenländern deutlich zurückgegangen ist. Gründe dafür sind die Last hoher privater und öffentlicher Schulden, die schnelle Al-terung (und damit höhere Ersparnisse und geringere Investitionen) sowie eine Vielzahl von Unsicherheiten, die die Kapitalinvesti-tionen blockieren. Darüber hinaus konnten viele technologische Innovationen nicht in höheres Produktivitätswachstum verwan-delt werden. Die Einführung von Struktur-reformen bleibt zögerlich und die zyklische Stagnation langwierig.

Zweitens steckt das tatsächliche Wachs-tum unterhalb seines potenziell möglichen Trends fest. Ein Grund dafür ist laut Roubi-ni der „schmerzhafte Prozess des Schulden-abbaus“ – zuerst in den USA, dann in Euro-pa und schließlich in den hoch verschul-deten Entwicklungs- und Schwellenlän-dern.

Drittens ist die Wirtschaftspolitik – ins-besondere die Geldpolitik – immer unkon-ventioneller geworden, die Grenze zwischen Geld- und Haushaltspolitik aufgelöst. Wer hat vor zehn Jahren schon von Begriffen wie Nullzinspolitik, quantitative Lockerung, Krediterleichterung, vorausschauende Ziel-setzung, negative Einlagenzinsen oder un-sterilisierte FX-Interventionen gehört? Nie-mand, denn damals existierten sie noch

Weltwirtscha� ° BRENNPUNKT

JUNI 2016 – GELD-MAGAZIN ° 15

Harvard-Professor Dani Rodrik: Von der kritischen IWF-Studie positiv überrascht.

Page 16: GELD-Magazin, Juni 2016

16 ° GELD-MAGAZIN – JUNI 2016

nicht. Aber heute sind diese unkonventio-nellen geldpolitischen Maßnahmen in den meisten Industriestaaten die Norm – und sogar in einigen Schwellenländern. Und die jüngsten Aktionen und Signale der Europäi-schen Zentralbank und der Bank von Japan lassen vermuten, dass noch mehr solcher Maßnahmen zu erwarten sind.

Die vierte Anomalie ortet Roubini da-rin, dass die Inflation trotz der unkonventi-onellen Maßnahmen und geradezu explo-dierenden Bilanzen der Zentralbanken im-mer noch zu gering ist. Der Grund dafür be-stehe darin, dass die traditionelle Kausal-verbindung zwischen der Geldversorgung und den Preisen zerstört wurde. Teilweise liege dies daran, dass die Banken die zusätz-lichen Gelder in Form übermäßiger Reser-ven horten, anstatt sie zu verleihen. In öko-nomischen Begriffen ausgedrückt hat sich die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes ver-langsamt. Darüber hinaus bleibt die Ar-beitslosigkeit weiterhin hoch und damit die Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer ge-ring. Und die Produktmärkte vieler Länder bleiben angesichts großer Produktionslü-cken und geringer Preismacht der Unter-nehmen weiterhin gelähmt – ein Problem zu hoher Kapazitäten, das durch chinesische Überinvestitionen noch verstärkt wird.

Gleichzeitig – und dies ist die fünfte Anomalie – sind nach einem massiven Rückgang der Immobilienpreise in Län-dern, die einen starken Auf- und Ab-schwung erlebt hatten, in letzter Zeit die

Preise für Öl, Energie und andere Rohstoffe zusammengebrochen – das Ergebnis der Konjunkturverlangsamung in China, dem Überangebot an Energie und industriellen Metallen (nach erfolgreicher Exploration und Überinvestitionen in neue Kapazitäten) und des starken Dollar, der die Rohstoff-preise drückt.

Die weltweite Spekulationsblase bei Wertpapieren aufgrund der lockeren Geld-politik (QE) verliert durch die aktuellen Marktturbulenzen zwar langsam an Luft, könnte aber durch eine Ausweitung unkon-ventioneller Geldpolitik noch weiter auf-rechterhalten werden. Die Realwirtschaft

hingegen hält Nouriel Roubini in den meis-ten Industrie- und Schwellenländern für ernsthaft krank. Roubini stellt sich daher die Frage: „Wie lange können Wall Street und Main Street (Finanz- und Realwirt-schaft, Anm.) noch auseinanderklaffen?“

Tatsächlich ist diese Abweichung ein Aspekt der sechsten Abnormität. Der ande-re ist, dass die Finanzmärkte, zumindest bis jetzt, ebenfalls kaum auf die wachsenden geopolitischen Risiken reagiert haben – auf die Zustände im Nahen Osten, Europas Identitätskrise, wachsende Spannungen in Asien und ein aggressiveres Russland. Wie-der stellt sich die Frage, wie lange dieser Zu-stand – in dem die Finanzmärkte nicht nur die Realwirtschaft, sondern auch die poli-tischen Risiken ignorieren – noch andauern kann?

Die Antwort wird nicht leicht zu finden sein. Nouriel Roubini folgert daher, dass die bisher bekannten Grundsätze der National-ökonomie scheinbar nicht mehr gelten wür-den. So sehr werden sie bereits seit Jahren, und zwar spätestens seit 2007/08, ad absur-dum geführt. Und dies nicht nur auf der Ebene einzelner Länder, sondern in der weltweiten globalisierten Wirtschaft.

BLICK IN DIE VERGANGENHEIT DECKT IRRTÜMER AUFWobei sich die Interdependenzen seit

der intensiven Globalisierung enorm ver-stärkt haben. Zusätzlich zu den von Roubini georteten Anomalien gibt es bei den Inter-

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BILANZ DER EZB

Anleihenkäufe erhöhten die Bilanzsumme der EZB auf 3000 Billionen Euro.

EU-INFLATIONSRATE

Und noch immer liegt die Infl ationsrate in der gesamten EU bei praktisch null.

BASISZINSSATZ FÜR KREDITE

Der Basiszinssatz für Kredite liegt annähernd bei null – ohne Tendenz eines Trendwechsels.

Professor Nouriel Roubini: „Beziehung von Geldversorgung und Preisen wurde zerstört.“

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Page 18: GELD-Magazin, Juni 2016

18 ° GELD-MAGAZIN – JUNI 2016

pretationen der Weltwirtschaft schon seit Längerem einige Irrtümer, die zu korrigie-ren mit Blick in die Vergangenheit möglich gewesen wären.

Den ersten Irrtum hat schon vor Jahr-zehnten der Wirtschaftswissenschafter Ken-neth Boulding (1910-1993) etikettiert: „Wer glaubt, dass unendliches Wachstum in einer endlichen Welt möglich ist, ist entweder ein Irrer oder ein Ökonom.“ Boulding hatte im-merhin 1000 Veröffentlichungen und etwa 40 Monographien zu Papier gebracht und wurde mit über 30 Ehrendoktorwürden von verschiedensten Universitäten ausgezeich-net. Er lehrte an der Harvard University, der University of Chicago, der University of Mi-chigan und der University of Colorado at Boulder und war unter anderem Präsident der American Economic Association, der Society for General Systems Research, der International Peace Research Society und der American Association for the Advance-ment of Science.

Dagegen nehmen sich die Finanzakro-baten Mario Draghi (EZB), Ben Bernanke (ehemals Fed-Präsident), Janet Yellen (der-zeit Fed-Präsidentin) und Mark Carney (Gouverneur der Bank of England), die – abgesehen von ihren Privatkassen – jahre-lang erfolglos in der Finanzwelt herum-turnten und dabei nur die Staatskassen leerten und die Staatsschulden erhöhten, wie Studenten aus.

Der zweite Irrtum liegt darin, zu glau-ben, dass Wachstum sofort jene Inflation erzeugt, mit der die Staatsschulden automa-tisch entwertet würden. Denn Inflation ent-steht erst dann, wenn eine steigende Nach-frage auf stagnierende Kapazitäten trifft. So ist es an den Wertpapierbörsen, auf dem Immobilienmarkt und in der Realwirt-schaft. Wird die Nachfrage nicht gestärkt, bewirkt Überproduktion hingegen ein Ab-sinken der Preise.

Der dritte Irrtum betrifft die Berech-nung der Inflation an sich. Ausgewiesen sind nämlich nur die Verbraucherpreise, nicht aber die Vermögenspreise. Letztere beziehen sich in erster Linie auf Wertpa-piere und Immobilien. Sie steigen zumin-dest in Europa und den USA durchaus an-

sehnlich an, sodass manche bereits wieder von gefährlichen Spekulationsblasen spre-chen, die irgendwann platzen könnten. Würde alles in einem Topf gemeinsam be-wertet, dann würden sich alle wundern, dass plötzlich das Inflationsziel des Mario Draghi erreicht, wenn nicht sogar übertrof-fen ist.

Im Zusammenspiel zwischen diesen Vermögenspreisen und der Zinspolitik der Notenbanken tritt der vierte Irrtum zutage. Während die Fed-Präsidenten Alan Green-span und sein Nachfolger Benjamin „Ben“ Bernanke bis zum Beginn der 2000er Jahre und dann wieder bis zum Crash im Septem-ber 2008 auf ihrer Niedrigzinspolitik be-harrten, weil eine Spekulationsblase im Voraus angeblich nicht zu erkennen sei, platzten ihnen die Blasen regelrecht unter dem Hintern. Zuerst die Dotcom- und Bio-technologie-Blase an den Börsen ab April 2000. Und dann die Immobilien-Blase mit dem Subprime-Hypotheken-Desaster 2007/08. Mit verheerenden Folgen.

POLITIKER VERLASSEN SICH AUF DIE ZINS- UND LIQUIDITÄTSPOLITIK DER EZBEZB-Präsident Mario Draghi wiederum

hält an seiner Nullzinspolitik fest, obwohl er seine Ziele, nämlich Wachstum und kon-trollierte Inflation, nicht und nicht errei-chen kann. Er sitzt nämlich dem nächsten (fünften) Irrtum auf (oder tut zumindest so), dass eine aktive Wirtschaftspolitik durch eine Zins- und Liquiditätspolitik der Zentralbank ersetzt werden kann, die sich aber nur an die Geschäftsbanken richtet. Die EU-Politiker sehen gleichsam mit of-fenem Mund regungslos dem Geldexperi-ment des Herrn Draghi zu und denken nicht daran, selbstständig Alternativen zu entwi-ckeln. Sie übersehen dabei aber, dass zwi-schen der Realwirtschaft, für die sie zustän-dig wären, und der Finanzwirtschaft mit Draghi an der Spitze keine Harmonie, son-dern geradezu ein Konkurrenzverhältnis besteht. Fließt Geld in den Finanzkreislauf, fehlt es in der Realwirtschaft, sofern der Ab-fluss nicht durch weitere Kreditvergaben der Geschäftsbanken ausgeglichen wird. Denn Geld und damit produktives Kapital

entsteht in dem vorherrschenden System des Fiat-Geldes, also des fiktiven Schein-geldes (im wahrsten Sinn des Wortes), nur durch neue Kredite. Die Diskussion über eine Abschaffung von Bargeld bestätigt, dass Euro-Scheine und -Münzen an sich keinen Wert haben, sondern diesen nur da-durch erhalten, dass der Euro als Zahlungs-mittel für die abzuführenden Steuern offizi-ell legitimiert ist. Was im Übrigen bereits vom fiktiven Giral- (Buch-) Geld auf den Bankkonten weitgehend erledigt wird.

Irrtum Nummer sechs betrifft die Ban-kenregulierung des „Basler Ausschusses“ der Bank für Internationalen Zahlungsaus-gleich (BIZ) und deren Glauben, Basel III und bald Basel IV würden die Banken si-cherer machen.

Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Die Überregulierung lässt die Banken wanken und konterkariert die expansive Geldpolitik der EZB: Letztere gibt den Banken billiges Geld, damit sie es als Kredite an die Wirt-schaft weitergeben; die Basel-Regulierung behindert eben dieses, indem sie so strenge Kriterien vorgibt, dass die Banken wegen der hohe Eigenkapitalerfordernisse Kredite beschränken und Wirtschaft wie auch Pri-vate nur dann einen Kredit erhalten, wenn sie ihn gar nicht brauchen. CR

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BRENNPUNKT ° Weltwirtscha�

EZB-Präsident Mario Draghi: Trotz Nullzins-politik Ziele nicht erreicht.

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brennpunkt ° Meldungen aus der Hochfinanz

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Die Aufsichtsratsvorsitzende der spanis chen Großbank Banco Santan-der, Ana Patricia Botín, ist zum „Euro-pean Banker of the Year“ gewählt wor-den. Damit wird Botíns Tatkraft bei der Umstrukturierung der mit einem Börsenwert von rund 60 Milliarden Euro wertvollsten Bank der Wäh-rungsunion gewürdigt. Botín folgt auf den Verwaltungsratsvorsitzenden der schweizerischen Großbank UBS, Axel Weber, der im vergangenen Jahr ausge-zeichnet worden war.

Die Banco Santander wird bereits in vierter Generation von der Familie Botín geführt und steht mehrheitlich in deren Eigentum. Ana Botín will die Kosten der Bank mit einer auf das Privatkundengeschäft kon-

Ana Patricia Botín – Europas Bankerin des Jahres

zentrierten, eher risikoarmen Strategie bis Ende des Jahres 2018 um drei Milliarden Euro senken. Dafür streicht die Bank Stel-

len und schließt Hunderte von Filialen. Sogar die Chauffeure schafft Spaniens größ-tes Geldhaus ab. Lediglich die Mitglieder der obersten Führungsspitze müssen nicht selber am Lenkrad drehen. Seit Juni kön-nen nur noch die Vorsitzende Ana Botín, die beiden Vize-Vorsitzenden und Banken-chef Jose Antonio Alvarez auf die Dienste von Fahrern zurückgreifen. Andere leitende Angestellte wie die 21 Vice Presidents müs-sen sich nunmehr selbst ans Steuer ihrer Firmenlimousinen setzten. Ihr fahrbarer Untersatz ist üblicherweise ein Audi A8 mit einem Listenpreis von rund 88.000 Euro. Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat die Aktie der Bank nach Zahlen für das erste Quartal auf der exklusiven „Convic-tion Buy List“ mit einem Kursziel von 5,65 Euro belassen. (wf)

Im US-Präsidentschaftswahlkampf schossen die beiden demo kratischen Bewerber scharf gegen die Finanz-branche. Bernie Sanders, Senator aus Vermont, bezeichnete das gesamte „Geschäftsmodell der Wall Street“ als Betrug. Konkurrentin Hillary Clinton kritisierte gleichfalls – obwohl Sanders ihr zu enge Beziehungen zu Banken und deren Spitzenmanagern vorwarf.

„Keine Person soll zu mächtig sein, um im Fall eines Betrugs dem Gefängnis zu ent-gehen“, forderte Clinton. Das „Wall Street Journal“ kommt in einer Prüfung aller Straf- und Zivilverfahren gegen die zehn größten Wall Street-Banken seit 2009 zu dem Ergeb-nis, dass bei 156 Klagen insgesamt nur 47 Einzelpersonen angeklagt wurden. Eini-ge der Schuldsprüche wurden zudem nach einem Berufungsverfahren wieder aufge-hoben – so wie ein 2014 verhängtes Urteil gegen die Bank of America und eine frühere Managerin von Countrywide Financial, das

2008 von der jetzt zweitgrößten US-Bank übernommen worden war. Die Bank of America sollte eine Geld strafe von 1,3 Milli-arden Dollar zahlen, die Managerin Rebecca Mairone eine Million Dollar. Begründung des Freispruchs: Die Bundesstaatsanwalt-schaft in New York unter Leitung des als „Sheriff der Wall Street“ bekannten Preet Bharara habe nicht den Beweis erbracht, dass es sich um eine „vorsätzliche Täu-schung“ handelte. Für Bharara ein herber Rückschlag. Schon Ende 2014 hatte ein Berufungsgericht ein prominentes Urteil gegen zwei Hedgefondsmanager wegen In-siderhandels aufgehoben.Angesichts verbreiteter Kritik an der weit-gehenden Straffreiheit ranghoher Banker hatte das US-Justizministerium im ver-gangenen Jahr eine Initiative gestartet, um Einzelpersonen in Wirtschaftsverfahren zur Rechenschaft zu ziehen. Neue Richtlinien sehen vor, dass Unternehmen nur dann auf mildernde Umstände hoffen können, wenn sie Informationen über einzelne Angestellte

Herber Rückschlag für den Sheriff der Wall Street

an die Behörden geben. „Für die Fälle, die aus der Finanzkrise resultieren, kommt das leider zu spät“, sagte der New Yorker Bun-desrichter Jed Rakoff, der den Mangel an Klagen gegen Spitzenmanager immer wie-der kritisiert hat. Er war vor zwei Jahren der Richter in dem Verfahren gegen Rebecca Mairone gewesen. (wf)

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Ana Patricia Botín: Sie leitet in vierter Gene-ration die wertvollste Bank in der EU.

Preet Bharara: Urteile des „Sheriffs der Wall Street“ von Berufungsgerichten aufgehoben.

Page 21: GELD-Magazin, Juni 2016

Meldungen aus der Hochfinanz ° brennpunkt

mehr gegeben. Insofern machte für die CS der Standort in Panama wenig Sinn, zumal sie sich vergangenes Jahr auch aus dem US Private Banking zurückgezogen hat. Die CS teilte in einem Statement mit, dass den bestehenden Kunden künftig die gleichen Beratungsleistungen in der Schweiz gebo-ten werden. Zudem will die CS den Rückzug aus Panama keinesfalls als Beispiel für den gesamten lateinamerikanischen Markt verstanden wissen. Die Großbank ist vor allem in Brasilien bestens verankert. Sie hat kürzlich aber auch in Mexico stark inves-tiert und das Private Banking im Frühling mit rund einem Dutzend Kundenberatern ausgebaut, die von der UBS kamen. Die Panama-Schließung ist daher im Kontext einer Offshore-Bereinigung zu sehen und

Die Credit Suisse (CS) zieht sich aus dem Private Banking in Panama zu-rück. Der Entschluss fiel nur kurz nach der Veröffentlichung der „Panama Pa-pers“. Der Entscheid habe damit aber nicht zu tun, sondern gehe vielmehr auf Kosten- und Effizienzgründe zu-rück, teilte die Bank mit. In den „ge-leakten“ Dokumenten der panamai-schen Anwaltskanzlei Mossack Fonseca war die CS unter den zehn Banken, die die meisten – annähernd 1000 – Off-shore-Firmen und -Konstrukte für ihre Kunden in Panama gründen ließ.

Die von CS verwalteten Vermögen in Pana-ma sind 2015 um 40 Prozent gesunken. Die Wachstumsperspektiven waren daher nicht

nicht als Ausdruck regionaler Strategie-überlegungen. Panama war ein klassischer Standort für Offshore Private Banking und bleibt ein beliebter Standort für Offshore-Firmen, da die Gesetze dort anonyme Eigentümerschaften erlauben. (wf)

Abschied aus dem Offshore-Paradies Panama

Credit Suisse: Kundenschwund und Schlie-ßung des Privatkunden-Geschäfts in Panama.

Page 22: GELD-Magazin, Juni 2016

BANKINGPanorama

Dunkle Anzüge, elegante Kostüme, stren-ge Hierarchien und jede Menge Vor-

schriften – stellt man sich so eine innova-tive Umgebung vor? Wohl nicht. Und dennoch ist das einer jener Orte, wo über das wei-tere Bestehen von Geschäftsmodellen dis-kutiert und mögliche Innovationen entschie-den wird. Die Rede ist von Banken. Oft über Jahrzehnte gewachsen und streng reguliert.Wer Innovation sagt, meint oft „the next big thing“. Bei Banken sollte aber zuerst Frei-raum für Innovation geschaffen werden. Star-re Arbeitsprozesse und straffe Strukturen müssen hinterfragt und gegebenenfalls auch

aufgebrochen werden. Das ständige Hinter-fragen bewährter Dinge bedeutet harte Arbeit im Detail. Vorschläge sollten auf ihre Umset-zung, nicht aber auf ihre Unmöglichkeit ge-prüft werden. Diesen Mut braucht es vor allem von Seiten des Top-Managements. Unabhän-gig davon, ob die Ideen aus der Bank oder von außerhalb (z.B. von Kunden) kommen. Gera-de in einer vom (Bank-)Geheimnis geprägten Branche ist die Einbindung externer Partner („Open Innovation“) in interne Innovationspro-zesse meist keine Selbstverständlichkeit.Es gibt aber auch viel zu gewinnen. Denn nur dadurch entsteht eine Kultur der Innovation, die

vielleicht zu „the next big thing“ führt. Jeden-falls aber führt es zu einer Kultur der laufenden Verbesserung und der offenen Diskussion.

www.hyponoe.at

Innovation – vom Schlagwort zur Kultur!

MAG. KLAUS TAUBER

Head of Credit Risk Manage-

ment / HYPO NOE Gruppe Bank

HYPO NOE GRUPPE

KOLUMNE

22 ° GELD-MAGAZIN – JUNI 2016

STARKE WORTE ´´

„Wir beobachten, dass die europäischen

Vermögensverwalter in puncto Servicequalität etwas zu

selbstbewusst sind.“

Oliver Heist, Leiter des Be-

reichs Asset Management

beim Beratungsunterneh-

men EY, kommentiert eine

Umfrage seines Unterneh-

mens, die vielen Vermö-

gensberatern Verbesse-

rungspotenzial hinsichtlich der Befriedigung

von Kundenbedürfnissen attestiert.

15 JAHRE ARBEIT ZUM WOHL DER ANLE-GER. Der Österreichische Verband Financial Planners feiert diesen Sommer sein 15-jähriges Bestehen. So wie bereits bei der Gründung im Jahr 2001 steht auch heute nach wie vor die qualitative Weiterentwicklung der Finanzbe-ratung in Österreich und damit das Wohl der heimischen Konsumenten und Anleger im Zen-trum der Tätigkeit des Verbands. Dieser zählt mittlerweile fast 1300 Finanzexperten als Mitglieder, die – so der Verband in einer Aus-sendung – ausschließlich die Interessen der Kunden in den Mittelpunkt ihrer täglichen Arbeit stellen. Vor mittlerweile 15 Jahren hat der da-mals neu gegründete Österreichische Verband Financial Planners mit dem CFP-Zertifi kat ein völlig neues Konzept nach Österreich gebracht: Zertifizierung nach internationalen Kriterien, gebunden an eine exzellente Ausbildung mit anschließender Prüfung, Praxiserfahrung und einem strengen Ethikkodex. „Damit war auch Österreich im Zeitalter der privaten Finanz-planung angekommen“, blickt Professor Otto Lucius, Vorstandsvorsitzender und Gründungs-mitglied des Verbands, zufrieden zurück.

HAPPY BIRTHDAY

RAIFFEISEN FÄLLT AUF. Viele heimische Ban-ken bemühen sich in letzter Zeit verstärkt, ihr Image mittels innovativer Werbekampagnen aufzupolieren. Neben berühmten Testimo-nials vertrauen die Institute vor allem auf den Faktor Technik. Die Raiffeisenlandesbank Nieder österreich-Wien setzt dabei seit Kurzem auf die brandneue Webtechnologie WebGL, die unter anderem faszinierende Animationen und 3-D-Visualisierungen ermöglicht. Gemeinsam mit den Experten des auf mobile Technologien und Kommunikationslösungen spezialisierten Wiener Unternehmens IQ mobile wurden vier mobile Kampagnen entwickelt, die vor allem auf eine gesteigerte Interaktion mit den Kun-den abzielen und diesen einen erkennbaren Mehrwert bieten sollen. „Smartphone und Tablet sind per se interaktive Geräte, die zu Touch und Swipe animieren. Diese Features ste-hen im Vordergrund der Kreation”, beschreibt IQ mobile-CEO Harald Winkelhofer Details seiner Kampagne, die thematisch unter an-derem auf den Services rund um einen Kontowechsel oder dem Express-Kredit der RLB NÖ-Wien aufbaut.

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Page 23: GELD-Magazin, Juni 2016

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Page 24: GELD-Magazin, Juni 2016

Noch nie gab es so einen Hype um Jungunternehmer wie jetzt. Start-ups

zu gründen ist der Traum vieler Studenten – als Alternative zu Hunderten erfolglosen Bewerbungen um eine der wenigen offenen Stellen in der traditionellen Wirtschaft. Auch die Banken entlassen jede Menge Mit-arbeiter und nehmen keine neuen mehr auf. Doch wenn sie Pech haben, machen gerade die ihnen Konkurrenz, die sie jetzt auf die Straße setzen. Haben manche Geldinstitute zunächst schon das Internet-Banking ver-schlafen, so haben sie jetzt die Fintechs (ab-geleitet von „Finanztechnologie“) am Hals, die gerade in klassische Bankbereiche wie Zahlungsabwicklung und Kreditgeschäft vordringen. Die jüngste Konkurrenz heißt allerdings „Robo-Advisors“. Es sind junge Fintech-Unternehmen, die automatisierte Vermögensdienstleistungen kostengünsti-ger anbieten als Banken. Ob auch besser, müssen sie allerdings erst beweisen.

Wissenschaftlich fundierte investitionsstrategienDie Frage ist nämlich, ob ein Compu-

terprogramm mit einem Allokations-Algo-rithmus für die Kunden die Steuerung von Kapitalanlagen automatisiert und ohne Qualitätsverlust übernehmen kann. Tat-sächlich basieren die Anlagekonzepte der meisten Robo-Advisors auf fundamentalen finanzwissenschaftlichen Zusammenhän-gen zwischen Rendite und Risiko. Im Vor-dergrund steht dabei aber nicht die Erzie-lung von überproportional hohen Renditen, sondern die Beachtung wichtiger Invest-mentregeln wie die Sicherstellung einer aus-reichenden Diversifikation, das Vereinnah-men von erzielbaren Risikoprämien, der

weitgehenden Eliminierung von emotio-nalem Handeln und die Reduktion der Investitionskosten. Damit greifen diese Anlagekonzepte nicht nur den Trend hin zu einer passiven ETF-basierten Investitions-strategie auf, sondern sie sind auch wissen-schaftlich fundiert und damit durchaus glaubwürdig.

Komfortabler, transparenter und KostengünstigerDie Idee, Dienstleistungen für die pri-

vate Geldanlage nicht nur online anzubie-ten, sondern auch komfortabler, transpa-renter und kostengünstiger zu gestalten, wirkt auf den ersten Blick bestechend. Neu ist sie hingegen nicht. So entstanden bereits vor mehr als 20 Jahren Onlinebroker wie „direktanlage.at – Österreichs Online Bro-ker Nr. 1“ (heute: Hello bank!), Comdirect, Consors oder ING-DiBa. Auch andere eta-blierte Finanzdienstleister forcieren seit ge-raumer Zeit den Online-Kanal. Und sogar Anbieter von Finanztechnologien, die heute dem Segment der Robo-Advisors zuzurech-nen wären, wurden bereits vor mehr als zehn Jahren gegründet. Wo Kunden trotz kostspieliger Beratung häufig unzufrieden sind, öffnet die digitale Umwälzung nun ei-nen Prozess, den Optimisten bereits in einer Größenordnung sehen, wie sie die Reise-branche im letzten Jahrzehnt erlebte. Dabei gehen die Start-ups aber durchaus unter-schiedliche Wege.

Das Frankfurter Fintech-Start-up Vaa-mo wurde im April 2013 von Yassin Hankir, Thomas Bloch und Oliver Vins in Frankfurt am Main gegründet. Mit seinem Online-Dienst will es die Geldanlage am Kapital-markt für Privatanleger stark vereinfachen,

wozu eine Kooperation mit der Fondsplatt-form FFB eingegangen wurde, die als Part-nerbank die Depotführung und die Trans-aktionsabwicklung des Nutzers übernimmt. Den Zug der Zeit nützend, sammelten die Gründer in der zweiten Finanzierungrunde im Oktober 2014 2,5 Millionen Euro ein. Das Geld kam von der US-amerikanischen Investmentfirma „VC Route 66 Ventures“, deren Beteiligungen auf Finanzdienstleister fokussiert sind, sowie einer Gruppe deut-scher Business Angels, die zu einem großen Teil bereits in der ersten Finanzierungs- runde im November 2013 in Vaamo in-vestiert hatten.

Erfolge erhofft sich die Münchener Scalable Capital Vermögensverwaltung GmbH von einer Risikomanagement-Tech-nologie, die Privatinvestoren bislang nicht zur Verfügung stand. Dadurch habe das Start-up die Aktienquote bereits im Herbst „drastisch reduziert“, erklärte Gründer Erik Podzuweit, der sieben Jahre lang bei der In-vestmentbank Goldman Sachs in London und Frankfurt gearbeitet hat. Das Unter-nehmen investiert das Geld zwar auch auto-matisiert in ETFs, quantifiziert aber die Risiken für jedes Portfolio und schichtet dynamisch je nach Marktumfeld ETFs um, damit die jeweilige Risikovorgabe des Kun-den eingehalten wird.

Einen ungewöhnlichen Weg beschritt das Berliner Start-up Cashboard. 2012 und 2013 hatte es 450.000 Euro über die Crowd-funding-Plattform Seedmatch eingesam-melt und 2014 schließlich zwei Millionen Euro Venture Capital-Geld aufgestellt, um die Crowd-Investoren mit 48 Prozent Ge-winn wieder auszubezahlen und in Wachs-tum investieren zu können. Cashboard cr

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BANKING ° Robo-Advisors

24 ° GELD-MAGAZIN – JuNI 2016

Banken bekommen es zunehmend mit neuartiger Konkurrenz zu tun, die in ihre angestammten Geschäfts-felder einbricht. Das betraf zunächst den Zahlungsverkehr und Kredite. Zuletzt tauchten Robo-Advisors auf, die mit der computergesteuerten Vermögensverwaltung bereits in den USA erfolgreich sind. Wolfgang Freisleben

Systematische Vermögensberatung

Page 25: GELD-Magazin, Juni 2016

diversifiziert auch in alternative Anlagen wie zum Beispiel in Immobilien via Crowd-funding oder P2P-Lending-Anlagen, die nicht mit dem Aktienmarkt korrelieren und in schwachen Börsephasen stabile Renditen bringen.

etablierte anbieter versuchen schritt zu haltenDer Erfolg der Robo-Advisors aus dem

Fintech-Lager ist indes keineswegs sicher. Sicher ist allerdings, dass die bisherigen An-bieter ihre Marktanteile nicht kampflos auf-geben werden. Im Gegensatz zu den Robos verfügen viele von ihnen nicht nur über eine starke Marke, sondern auch über langjährig gefestigte Kundenbeziehungen. Zudem wird sich die Trägheit vieler Kunden in ih-ren finanziellen Angelegenheiten voraus-sichtlich zu Gunsten der etablierten Anbie-ter auswirken. Und diese setzen bereits zum Gegenangriff an. Im Dezember 2015 star-tete die Deutsche Bank mit dem „Anlage-Finder“ ihren eigenen Robo-Advisor zu-sammen mit dem Fintech Maxblue. Auch die Commerzbank plant ein solches Tool.

Insbesondere die großen traditionellen Anbieter werden beide Kanäle gleichzeitig forcieren, damit Kosteneinsparungen reali-sieren und abwanderungsbereite Kunden im eigenen Haus halten. Bei standardisier-ten Kundenanforderungen und kleinen Vermögen werden der erhöhte Wettbewerb und die zunehmende Akzeptanz von On-line-Dienstleistungen mittelfristig zu einer Gebührensenkung und damit fast notwen-digerweise auch zu einer zunehmenden Au-tomatisierung mit dem Vorbild der heu-tigen Robo-Advisors führen. Aber auch bei Kunden, die bisher den Offline-Kanal prä-

ferieren oder speziellen Anlagebedarf auf-weisen, können intelligente Robo-Advice-Algorithmen oder der geschickte Einsatz moderner Kommunikationstechnologie den Berater zumindest zu einer kosten-günstigeren und qualitativ hochwertigeren Dienstleistung befähigen.

Wer nutzt eigentlich robo- advisors?Die Hauptzielgruppe der meisten Robo-

Advisors besteht aus internetaffinen, kapi-talstarken Erwachsenen jüngeren bis mitt-leren Alters – der sogenannten Generation X und Y. Diese Zielgruppe der heute 18- bis unter 45-Jährigen umfasst in den USA un-gefähr 115,8 Millionen Menschen und ist damit mehr als viermal so groß wie die deutsche mit ca. 25,7 Millionen Menschen. Für die deutschen Robo-Advisors bedeutet dies, dass zur Gewinnung der gleichen Kun-denanzahl ein um den Faktor 4,5 größerer Anteil der Zielgruppe vom eigenen Ange-bot überzeugt werden muss. Rein statistisch betrachtet ist das natürlich eine ungleich größere Herausforderung. Neben diesem signifikanten Größenunterschied wird die Zielgruppe in den USA zudem deutlich schneller wachsen als in Deutschland – in den nächsten fünf Jahren um mehr als 24 Millionen Personen. Das entspricht annä-hernd der Größe des heutigen deutschen Gesamtmarktes.

In Österreich beträgt das Anlagekapital privater Haushalte knapp 570 Milliarden Euro, wovon nur vier Prozent oder knapp 23 Milliarden Euro in Aktien und doppelt soviel in Investmentzertifikaten investiert sind. Dieser Markt ist daher so klein, dass sich ein Robo-Advisor-Start-up kaum rech-

net. Da das Internet aber keine Grenzen kennt, docken österreichische Interessenten einfach in Deutschland an.

Grundsätzlich wähnen sich die Robo-Advisors in der Lage, kostengünstig solide Anlageempfehlungen zu generieren und diese mit anderen Dienstleistungen zu einem attraktiven Service zu kombinieren. Auf den ersten Blick scheinen die Zeichen für Robo-Advisors daher auf Wachstum zu stehen und genau auf dieses ist ihr Ge-schäftsmodell zwangsläufig ausgelegt. Bei Kostenquoten von teilweise weniger als 50 Basispunkten des verwalteten Vermögens müssen sie den Massenmarkt für sich ge-winnen, wenn sie langfristig als eigenstän-diger Anbieter erfolgreich sein wollen.

Doch von den innovationsfreudigen Erstnutzern dorthin ist es ein weiter Weg. In den USA verwalteten beispielsweise die elf größten Robo-Advisors nach jährlichen Wachstumsraten von über 200 Prozent be-reits 2014 ein Kundenvermögen von ca. 19 Milliarden US-Dollar. Selbst wenn sich dieses Wachstum 2015 trotz erhöhter Kon-kurrenz beschleunigt hätte, sind die verwal-teten Volumina angesichts des 25 Billionen Dollar schweren US-Marktes noch immer überschaubar. Bei allen Robo-Advisors dreht sich daher zurzeit alles um Kunden- und Vermögens-Wachstum.

JuNI 2016 – GELD-MAGAZIN ° 25

die beiden vaamo-gründer: Oliver Vins (l.) und Thomas Bloch.

Robo-Advisors ° BANKING

Page 26: GELD-Magazin, Juni 2016

Das Gespenst der Bankenkrise ist wie­der aufgetaucht. Die Kurse von Bank­

aktien sind zu Jahresbeginn dramatisch ein­gebrochen. Die Aufschläge, mit denen sich Käufer von Bankanleihen das gestiegene Ri­siko vergelten lassen, sind in die Höhe ge­schnellt. Bankvorstände, Aufseher und Po­litiker versichern zwar ständig, dass sie die Lage im Griff haben und wollen die Märkte beruhigen, doch sie erreichen damit genau das Gegenteil. Der STOXX Europe 600 Banks Index gab 2016 bis Ende Mai um 18 Prozent und über zwölf Monate gar um 31,8 Prozent nach, tendiert aber seit seinem Tief am 11. Februar wieder nach oben.

Die österreichischen Banken perform­ten dem allgemeinen Trend entsprechend: Die Erste Group Bank verzeichnete heuer bis Ende Mai ein Minus von 15 Prozent. Analysten von JPMorgan bestätigen aber ihr Overweight­Rating und ihr Kursziel von 40 Euro für die Aktie. Ausgehend vom Kurs 24,33 Euro Ende Mai entspricht dies einem Kurspotenzial von mehr als 60 Prozent. Das

durchschnittliche Kursziel (Median) aller 27 Analysten, die die Aktie zuletzt durch­leuchteten, liegt aber nur bei 30,85 Euro. Die Raiffeisen Bank International (RBI) gab heuer bis Ende Mai um 14 Prozent nach. Ein rapider Absturz vom 22. April weg war den Gerüchten über eine Fusion mit der Konzernmutter Raiffeisen Zentralbank (RZB) geschuldet.

anleger SchöPfen hoffnUng Bei deUtScher Bank Den anderen europäischen Banken ging

es heuer nicht viel besser. Die Titel der Deut­schen Bank verloren bis Ende Mai 28 Pro­zent, finden sich allerdings seit Mitte April wieder auf Erholungskurs. Ein unerwarteter Gewinn im ersten Quartal hat die gebeu­telte Aktie stabilisiert. Die Commerzbank büßte 19 Prozent ein. Die italienische Bank Austria­Mutter UniCredit lag mit 42 Pro­zent im Minus. Auch BNP Paribas und So­ciété Générale aus Frankreich, die britischen Geldhäuser Barclays und Royal Bank of

Scotland sowie die niederländische ING kamen an der Börse schlecht weg.

Die Aktie der größten Schweizer Bank UBS verlor zwar seit Jahresbeginn 22 Pro­zent. Der Schweizer Bankenprimus legte aber Anfang Mai überraschend das beste Quartalsergebnis seit fast fünf Jahren vor. Der Reingewinn erhöhte sich um 88 Pro­zent auf 1,98 Milliarden Franken. Die Cre­dit Suisse hingegen erwischte den schlechtesten Jahresstart seit der Finanzkri­se. Turbulenzen an den Finanzmärkten und Wertberichtigungen im Anleihengeschäft verursachten im Auftaktquartal einen Ver­lust von 302 Millionen Franken.

kein ende der BankenkriSe in eUroPa in SichtWährend die Banken ab dem Frühjahr

2007 die große Krise in erster Linie selbst verursacht hatten, ist es diesmal anders: in den Zahlen der Banken spiegelt sich näm­lich vor allem die kriselnde Realwirtschaft wider. In Europa laufen überdies Debatten,

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Banking ° Bankaktien

26 ° GELD-MAGAZin – Juni 2016

Die großen Banken haben schon bessere Zeiten gesehen. In Europa wird die Branche durch ein schwaches wirtscha� liches Umfeld und eine übermäßige Regulierung beeinträchtigt. In den USA scheint es den Groß-banken besser zu gehen. Die Aktienkurse ziehen seit Mitte Februar wieder krä� ig an. Wolfgang Freisleben

Auf Berg- und talfahrt

ErStE GrouP BAnk

Vergleichsweise gut konnte sich der Kurs der stark im Osten verankerten Bank halten.

rAiffEiSEn BAnk intErnAtionAL

marode ostbeteiligungen und die dünne Ka-pitaldecke ließ Anleger aus der Aktie fl üchten.

DEutScHE BAnk

milliardenverluste und oftmalige Verurteilun-gen wegen Fehlverhaltens belasten massiv.

Page 27: GELD-Magazin, Juni 2016

ob man den Banken nicht die Luft zum At­men nehme und sie gerade durch ein Zuviel an Regulierung und Bürokratie umbringe.

Zudem nagen die niedrigen Zinsen an den Margen der Banken. Die Ertragslage stellt sich weiterhin problematisch dar. Das Geschäftsmodell des Investmentbankings, dem zuvor lukrativen Handel mit Zinspa­pieren, Rohstoffen und Währungen, wird infrage gestellt. Einige Institute haben daher begonnen, diese Geschäftssparte zu reduzie­ren oder gänzlich zu streichen. Die Berichte über das erste Quartal fielen allerdings nicht immer so schlecht aus wie von Analysten er­wartet. Weil die Lage weniger dramatisch ist wie befürchtet, stiegen die Kurse einiger Bankaktien wieder. Doch die Lage bei Euro­pas Großbanken bleibt ernst. Praktisch alle befinden sich auf Sanierungskurs.

„US-Banken Sind gefährlich wie atomkraftwerke“ Auch in Asien und in den USA zählten

Finanzwerte heuer zunächst zu den Verlie­rern. Analysten der New Yorker Citigroup registrieren, dass die Schätzungen für die Gewinne der Branche zuletzt weltweit ge­senkt wurden. Der Sektor wird demnach so negativ gesehen wie kein anderer. Für eine echte Wende spricht derzeit zwar nicht allzu

viel. Dennoch zog der Dow Jones U.S. Banks Index seit 11. Februar 2016 um rund 18 Pro­zent wieder kräftig an.

Am 16. Februar 2016 erklärte Neel Kashkari am Vortragspult der Brookings Institution in Washington, der Nummer drei der einflussreichsten Denkfabriken weltweit: „Ich glaube, der (Dodd­Frank) Act geht nicht weit genug … die größten Banken sind immer noch zu groß, um sie untergehen zu lassen. Sie stellen weiterhin ein signifikantes, dauerhaftes Risiko für un­sere Wirtschaft dar.“ Speziell in einer Schwächephase drohen immer noch Domi­no­Effekte, die die gesamte US­Wirtschaft gefährden könnten, sagt der Präsident der Federal Reserve Bank of Minneapolis: „Was ich 2008 gelernt habe, ist: Wir werden die nächste Krise nicht kommen sehen. Und sie wird anders aussehen, als wir erwarten.“ Seine Forderung: Große Banken müssten in kleinere, weniger eng vernetzte Institute zerschlagen werden.

JPmorgan mit gröSStem riSiko fürS finanzSyStemJPMorgan Chase ist einer Studie der

US­Regierung zufolge weiterhin jene ame­rikanische Bank, von der das größte Risiko für das weltweite Finanzsystem ausgeht. Zu den gefährlichsten Geldhäusern zählen auch Citigroup, Bank of America, Goldman Sachs und Morgan Stanley. Deren System­bewertungen änderten sich wenig im Ver­gleich zum Vorjahr. Die Bedrohung, die von Wells Fargo ausgeht, stieg dagegen deutlich an. Doch vorerst beruhigen die gerade noch akzeptablen Quartalsergebnisse. JPMorgan hat nur um knapp sieben Prozent weniger verdient. Ähnlich sah das Bild bei Wells Far­go aus. Der Hypothekenfinanzierer ist die Nummer drei in den USA. Bei der Bank of America als zweitgrößtem Institut des Landes ging das Ergebnis vor allem wegen eines schwachen Aktien­ und Anleihehan­dels um 18 Prozent zurück. Die Umstruktu­

Juni 2016 – GELD-MAGAZin ° 27

Bankaktien ° Banking

JP MorGAn

ansehnliche gewinne trieben den Kurs in den vergangenen Jahren wieder nach oben.

° AktiEn-PErforMAncE PEr 1. Juni 2016

EuropäischE BankEn 3 MonatE 1 JahrstoXX Europe 600 Banks-index 8,0 % – 26,5 %Bnp paribas 15,7 % – 9,0 %Erste Group Bank 2,0 % – 9,2 %société Générale 14,1 % – 13,0 %raiffeisen Bank international – 0,5 % –14,7 %uBs Group 0,1 % – 24,0 %hsBc – 3,2 % – 28,5 %royal Bank of scotland (rBs) 10,1 % – 28,6 %Barclays 6,0 % – 32,4 %intesa sanpaolo – 13,0 % – 32,4 %commerzbank 2,7 % – 36,4 %Deutsche Bank 1,1 % – 41,4 %credit suisse 1,3 % – 43,7 %unicredit – 30,3 % – 60,0 %

us-BankEn 3 MonatE 1 JahrDJ us Banks index 8,8 % – 8,8 %Jp Morgan 12,1 % – 1,3 %Bank of new York Mellon 15,7 % – 5,2 %Wells Fargo 4,7 % – 10,5 %Bank of america 12,7 % – 11,3 %Wells Fargo – 0,7 % – 13,3 %citigroup 16,0 % – 15,4 %Goldman sachs 4,8 % – 23,3 %Morgan stanley 7,3 % – 29,4 %

rierung bescherte Citigroup, Nummer vier der Branche in den USA, einen Einbruch des Nettogewinns um 27 Prozent auf 3,5 Milliarden Dollar.

Goldman Sachs als einstiger Star der Wall Street hat sich von allen großen US­Banken zu Jahresbeginn am schlechtesten geschlagen. In den ersten drei Monaten stürzte der Nettogewinn um gut 56 Prozent auf 1,2 Milliarden Dollar (1,1 Milliarden Euro) ab. Verantwortlich war der schwache Handel mit Anleihen, Rohstoffen und Devi­sen und Aktien. Es war der bereits vierte Er­gebnisrückgang der erfolgsverwöhnten Bank in Folge.

Page 28: GELD-Magazin, Juni 2016

geldanlagePanorama

28 ° GELD-MAGAZIN – JuNI 2016

spanienLand des Monats

ECKDATEN (Königreich Spanien)Staatsform Parlamentarische ErbmonarchieHauptstadt MadridAmtssprache Spanisch sowie regionale Sprachen in den autonomen GemeinschaftenStaatsoberhaupt König Felipe VI.Regierungschef Mariano RajoyFläche 505.990 km2

Einwohner etwa 46,4 MillionenBevölkerungsdichte rund 91,7 pro km2

Währung EuroBIP (2014) 1058,4 Milliarden EuroKfz-Kennzeichen EInternet-TLD .esInternat. Telefonvorwahl +34Nationalfeiertag 12. OktoberGrößte Städte Madrid, Barcelona, Valencia, Sevilla, SaragossaVerwaltungsgliederung 17 autonome Gemeinschaften plus zwei autonome StädteNachbarstaaten Andorra, Frankreich, Gibraltar (UK), PortugalHöchste Erhebung Pico del Teide (Teneriffa, 3718 m)Politische Kaufgelegenheit? „Wir lie-

ben panische Märkte, suchen diese geradezu. Spanien ist eine Gelegenheit!“ Dieses State-ment des Spieltheoretikers und Fondsma-nagers Brian Singer kann getrost als gewagt bezeichnet werden, liegt der spanische Ak-tienmarkt doch seit geraumer Zeit darnieder. Was lässt den Ex-UBS-Manager, der gemein-sam mit seinem Team mittlerweile 2,7 Milliar-den Dollar schwere Fonds für das Investment-haus William Blair managt, also trotzdem mit Interesse auf die Iberische Halbinsel blicken?

STArKE WorTE ´´

„Wir tun uns damit selbst weh!“

Peter Kraus, CEO des New

Yorker Investmenthauses

Alliance Bernstein, rät der

Asset Management Indus-

trie im Gespräch mit der

Financial Times dringend

zu einer Art Selbstbe-

schränkung. Viele aktiv gemanagte Fonds

wären mittlerweile einfach zu groß, um wirklich

Outperformance zu generieren.

trend zu fonds. Investmentfonds erfreuen sich hierzulande aktuell steigender Beliebtheit. Das ist eines der Ergebnisse einer ING-Di-Ba-Umfrage, für die in Österreich rund 1000 Personen über 18 Jahren befragt wurden. Laut einer Aussendung der Direktbank haben 18 Pro-zent aller Österreicher mittlerweile bereits in Investmentfonds veranlagt. Ein Trend, der sich laut ING-DiBa-Expertin Michaela Kozarits auch weiter fortsetzen sollte: „Die anhaltenden Nied-rigzinsen lassen auch bei uns einen verstärkten Trend Richtung Fonds erkennen.“ Glaubt man den Umfrageergebnissen, möchte demnächst auch mehr als jeder Vierte (27 Prozent) Alter-nativen zum Sparbuch in Betracht ziehen und diese konkret prüfen. Aktuell horten jedoch noch mehr als zwei Drittel der Bürger, genauer gesagt 68 Prozent, den Großteil ihrer Ersparnisse auf einem Sparbuch oder Sparkonto.

STuDIE DES MoNATS

Gegenüber Bloomberg äußerte sich Singer im Mai durchaus positiv über die Fortschritte, die Spanien bei seinen Reformbemühungen er-zielt habe. „Das politische Risiko ist die ein-zige Barriere, die einem Investment im Weg steht“, so der Finanzexperte, der jedoch auch diese, angesichts der Parlamentswahlen am 26. Juni schwelende Gefahr als überschätzt ansieht. Eine marktfreundliche Koalition zwi-schen der konservativen PP und den liberalen Ciudadanos scheint für Singer alles andere als unmöglich.

„Palladium wird wohl der Gewinner

dieses Jahres sein.“

Jan-Hendrik Hein, Head

of German Speaking

Regions beim Commo-

dity-Spezialisten ETF

Securities, hat einen

klaren Favoriten unter den

Rohstoffen ausgemacht. CREd

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Archiv

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Page 29: GELD-Magazin, Juni 2016

ADVERTORIAL

KBC ASSET MANAGEMENT

Dividenden als Anleihen-Alternative

A ktien sind nach wie vor eine sehr in-teressante Anlageform; dividenden-

starke Aktien bieten zahlreiche Vorteile für den Anleger. Stabile Erträge jenseits des aktuellen Zinsniveaus ermöglichen stärkere Renditemöglichkeiten als bei Anleihen. Die starke Gewinn erholung, die üppigen Bargeldbestände und die attraktiven Bewertungen veranlassen viele Unternehmen zur Ausschüttung einer (erhöhten) Dividende.

Ausgeschüttete Dividenden fließen umgehend zu den Aktionären zurück. Unternehmen set-zen somit ein kräftiges Signal, dass sie an der nachhaltigen Schaffung von Shareholder Value interessiert sind. Auch auf längere Sicht blei-ben Dividendenstrategien attraktiv. Zum einen suchen Anleger aus demografischen Grün-den nach Wertpapieren, die einen regelmä-ßigen Einkommensstrom generieren. Zum an-deren können die Dividenden langfristig bis zu einem Drittel vom Anlageergebnis einer Aktie ausmachen. Weiters stellt eine High Dividend-Strategie einen effektiven Inflationsschutz dar. Dennoch sollten Anleger kritisch bei der Aus-wahl von Dividendentiteln sein, um Risiken zu meiden. In bestimmten Marktphasen sind er-höhte Kursschwankungen möglich. Wer nur auf die Dividendenrendite achtet, begrenzt auto-

matisch die Aktienauswahl auf defensive und langsam wachsende Sektoren und es könnten ungewollte Klumpenrisiken entstehen.

ATTRAKTIVE PORTFOLIOBEIMISCHUNG

Bei KBC Asset Management sind die Nach-haltigkeit der Dividendenzahlungen und eine regio nal und branchenneutrale Gewichtung bei den Dividendenstrategien von besonders ho-her Bedeutung. Die KBC High Dividend Fonds in vestieren ausschließlich in Aktien mit hoher und konstanter Dividendenrendite. KBC Asset Management hat vier, mehrfach ausgezeichne-te Dividendenfondsstrategien mit unterschied-lichem regionalen Fokus im Portfolio: Global, Nordamerika, Eurozone sowie Emerging Mar-kets. Beim Investmentprozess wird jede der 24 MSCI World Industriegruppen pro Region ein-zeln bewertet und es werden jene Unterneh-men herausgefiltert, deren Dividendenrendite über dem Sektordurchschnitt liegt. In die en-gere Auswahl kommen die Gesellschaften, de-ren Cashflow stabil ist und die nachhaltig aus-schütten. Insgesamt verwaltet KBC Asset Ma-nagement seit mehr als 15 Jahren etwa 600 Millionen € in den High Dividend-Strategien.

KONSEQUENTER INVESTMENTPROZESS

Der Investmentprozess ist bei allen High Divi-dend Fonds identisch. Es werden über 5800 Ak-

tiengesellschaften kontinuierlich innerhalb und außerhalb des MSCI ACWI gescreent. Das quan-titative Modell überwacht hierbei vor definierte fundamentale Risikofaktoren und klassische Value-Bewertungskennzahlen. Diese Parame-ter sind einfacher zu prognostizieren als Ak-tien im Allgemeinen und sorgen zudem noch für Konsistenz im Investmentstil. Das Modell fil-tert rund 1750 Titel heraus, die in das engere Dividenden-Anlageuniversum fallen. Das dy-namische High Dividend-Modell generiert ab-schließend unter Berücksichtigung der Markt-lage, Liquidität, der Marktkapitalisierung und natürlich der relativen Stärke der Fundamental-faktoren das optimal diversifizierte Portfolio be-stehend aus nur noch 190 Aktientiteln. Dieser Investmentprozess verhindert typische Fehler-quellen wie die „Value Trap“, Sektor-Risiken und instabile Dividendenpolitik. Durch den ein-heitlichen Prozess können sämtliche Regionen als autarke Portfolio-Bausteine verwaltet wer-den. So bietet KBC AM neben dem global auf-gestellten KBC Equity Fund High Dividend auch weitere Regionen an.

AUSBLICK

In Anbetracht der aktuellen Marktlage ist nicht davon auszugehen, dass sich die Zinsen in Europa in naher Zukunft nach oben ent wickeln. Auch in den USA sind die Erwartungen in Be-zug auf positive Zinsschritte zumindest seitens der Zentralbank-Chefin Yanet Yellen aktuell ge-bremst worden. Da der „Spread“ zwischen Staatsanleihen-Zinsen und der Dividendenren-dite ein wichtiger Indikator für die Attraktivität von Dividendenfonds ist, bevorzugen wir mo-mentan eher den Euroraum. Hier ist die Zinsdif-ferenz momentan mit 3,5% noch relativ hoch. Auch im Angesicht einer eventuell ansteigenden Inflation sind Dividenden-Aktien quasi natürlich mit abgesichert. Abschließend bleiben die High Dividend-Strategien auch für Investoren inte-ressant, die Wert auf eine feste Ausschüttung legen und auf fundamental gesunde und diver-sifizierte Substanzwerte setzen möchten.

www.bkb-bank.com

JUNI 2016 – GELD-MAGAZIN ° 29

EARNINGS YIELD VS. BOND YIELD

Page 30: GELD-Magazin, Juni 2016

Die Zinsen fixverzinslicher Veranla-gungen sind nach wie vor im Keller

beheimatet – ein Umstand, an dem sich auf absehbare Zeit nichts Fundamentales än-dern wird. Wo sind Alternativen zu finden? Richtig, natürlich am Aktienmarkt – wobei das oft wilde Auf und Ab an den Börsen na-türlich keinen Sparbuchersatz bietet. Risi-kolose Aktien gibt es nicht, schön wäre es aber, Titel zu finden, die für vergleichsweise hohe Stabilität stehen. Dividenden-Papiere sind in diesem Zusammenhang jedenfalls einen Blick wert.

Solide Dividenden-Aktien stehen in der Regel

für Unternehmen, die ein solides Geschäfts-modell aufweisen. Sie können oftmals einen konstanten Cashflow generieren, was für Anleger attraktiv ist. Zudem sind Dividen-den neben den Kursgewinnen Teil der Ge-samtrendite, die Aktien für Investoren be-

reithalten. Reinvestierte Dividenden stehen dabei immerhin für rund 60 bis 80 Prozent der Gesamtrendite aus Aktien. Der DivDAX beispielweise, der jene 15 DAX-Aktien mit der höchsten Dividendenrendite bündelt, hat den DAX seit 1999 um mehr als 70 Pro-zentpunkte geschlagen. Somit könnten Di-videnden-Aktien also gerade im aktuellen Umfeld niedriger Zinsen und hoher Volati-lität besondere Vorzüge bieten. Dazu meint Markus Herrmann, Fondsmanager des Lu-pus alpha Dividend Champions: „Generell haben Dividenden-Aktien eine niedrigere Volatilität als die des Gesamtmarktes, weil die Unternehmen ein stabileres Geschäfts-modell haben. Ein regelmäßiger Cashflow bedeutet häufig auch, dass es eine Bestän-digkeit im Kurs gibt. Dividenden sind den-noch kein Zinsersatz. Der Zahlungsstrom in Form von Dividende ist im Allgemeinen nicht so sicher, wie die Kupon-Zahlung ei-ner Anleihe.“ Trotzdem bilden Dividenden-

Aktien laut Hermann einen wichtigen Baustein im Portfolio, besonders wenn es Anteile von krisenresistenten Unternehmen sind.

AttrAktive renditenAuch Jan Sobotta, Leiter Sales Ausland

bei Swisscanto Asset Management Interna-tional, kann den „Dividenden-Kaisern“ ei-niges abgewinnen: „Dividendenstrategien sind nicht erst seit der lang anhaltenden Niedrigzinsphase ein sinnvoller Baustein in der Asset Allokation. Zur Erzielung attrak-tiver Renditen gehört die Berücksichtigung dieser Unternehmensausschüttung schon immer zu den interessantesten Möglich-keiten.“ Dass Aktien langfristig betrachtet höhere Renditen generieren als sichere An-leihen, sei kein Geheimnis. Sobotta meint dazu weiter in einer aktuellen Analyse: „Be-sonders attraktiv ist die Tatsache, dass bei europäischen Aktien die Dividenden einen

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geldanlage ° Dividendenstrategien

30 ° GELD-MAGAZIN – juNI 2016

„Fette“ Dividenden lassen die Augen von Anlegern leuchten und ihre Herzen höher schlagen. Regelmäßige Ausschüttungen darf man aber nicht nur als eine angenehme Nebenerscheinung betrachten – sie stehen auch für die Stabilität eines Unternehmens und beeinflussen die Gesamtperformance eines Wertpapiers überaus positiv. Jetzt gilt es nur noch die besten Titel zu finden. Harald Kolerus

Mehr als ein „Körberlgeld“

DIvIDENDENAKtIEN: PErforMANcE NAch rEGIoN

nordamerikanische Dividendenpapiere zeigen im Regionenvergleich die stabilste Entwicklung.

Quelle: Henderson Press

hENDErsoN GLobAL DIvIDEND INDEx (hDGI)

der HdGi untersucht globale Dividendentrends und spiegelt die Performance von 1200 Unternehmen wider.

Quelle: Henderson Press

170

160

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80 2010 2011 2012 2013 2014 2015 ’16

in Prozent in Prozent

2010 2011 2012 2013 2014 2015 ’16

220

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80

Global

Großbritannien (GB)Asien-Pazifik ohne Japan

NordamerikaJapan

Europa ohne GB

Schwellenländer

Page 31: GELD-Magazin, Juni 2016

gewichtigeren Anteil gegenüber den Kurs-gewinnen am Gesamtertrag ausmachen. Und im Vergleich zu US-amerikanischen Aktien ist der europäische Dividenden-ertrag an der Gesamtrendite deutlich hö-her.“ Investoren sollten daher die Option einer europäischen Dividendenstrategie prüfen, um an den regelmäßigen Ausschüt-tungen zu partizipieren und im Umfeld der anhaltenden Niedrigzinsen adäquate Erträge zu erzielen.

europA bevorzuGtDer Vergleich der Dividendenrenditen

zeigt, dass vom 31.12.1997 bis Ende März 2016 US-Aktien eine Gesamtrendite von 198,2 Prozent erzielten (Quelle: Data-stream). Davon entfielen rund 112 Prozent auf Kursgewinne und auf die Dividenden-rendite 86 Prozent. Europäische Aktien wei-sen im gleichen Zeitraum eine Gesamtren-dite von 135,6 Prozent aus, davon entfallen

auf die Dividendenrendite rund 100 Pro-zent und „nur“ 35,7 Prozent auf Kursge-winne. Dazu kommentiert Sobotta: „Zwar konnten Investoren in diesen zwei Dekaden mit US-amerikanischen Aktien einen hö-heren Gesamtertrag erwirtschaften, jedoch ist aus Dividendensicht dieser Vergleich ein guter Beleg dafür, wie attraktiv europäische Aktien für eine Dividendenstrategie sind. Berücksichtigt man zudem, dass europäi-sche Aktien bei langfristiger Betrachtung eher günstig bewertet sind, spricht dies künftig ebenfalls für Dividendenpapiere aus Europa.“ Für Anleger bieten laut dem Ex-perten die momentan durchschnittlichen 3,6 Prozent Dividendenrendite europäi-scher Aktien eine gute Ertragsmöglichkeit. Peter Brändle, Manager des Swisscanto (LU) Equity Fund Top Dividend Europe, geht in Europa zudem von Dividendenerhöhungen von jeweils acht Prozent in den beiden kom-menden Jahren aus: „Viele europäische Un-

ternehmen sind nach wirtschaftlich heraus-fordernden Jahren effizient aufgestellt, wo-durch sie vom Aufschwung überdurch-schnittlich profitieren dürften. Alles in allem sehen wir zwar ein volatileres Umfeld für Aktien als noch in jüngerer Vergangen-heit, aber aus Renditegesichtspunkten sollten Anleger mit einem langfristigen Ho-rizont die weiter steigenden Dividenden nutzen.“ Das GELD-Magazin wollte nun wissen, ob sich vielleicht auch österrei-chische Aktien in dem Fonds wiederfinden? Hier verneint man bei Swisscanto.

ÖSterreicHer, bitte wArten„Es befinden sich aktuell keine österrei-

chischen Werte im Portfolio. Österrei-chische Aktien werden selbstverständlich für diese Strategie analysiert, aber momen-tan sieht das Management in anderen Märk-ten bessere Chancen, die strategiekonform sind. Es gibt aber keinen generellen Grund

Dividendenstrategien ° geldanlage

juNI 2016 – GELD-MAGAZIN ° 31

„Wir konzen-trieren uns in unse rer Divi-

dendenstrate-gie tendenziell auf Big Caps“

Stuart Rhodes, M&G

„Europäische Aktien sind für eine Dividen-denstrategie

besonders attraktiv“

Jan Sobotta, Swisscanto

IN EuroPA stEIGEN DIE DIvIDENDEN

europäische Aktiengesellschaften konnten mit Dividendenzahlungen im jeweils ersten Quartal in den letzten Jahren punkten.

Quelle: Henderson Press

250

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DIvIDENDEN NAch rEGIoNEN (2015)

die bei weitem höchsten Ausschüttungen werden von nordamerika-nischen Unternehmen getätigt.

Asien-Pazifik ohne Japan 11%

Schwellenländer 11%

Nordamerika 44% Japan 5%

Vereinigtes Königreich 9%

Quelle: Henderson Press

Europa ohne VK 20%

in Mrd. USD

Page 32: GELD-Magazin, Juni 2016

32 ° GELD-MAGAZIN – juNI 2016

wie Liquidität oder Dividenden-Politik, die zur derzeitigen Nichtberücksichtigung füh-ren.“ Auch im Kames Global Equity Income Fund finden sich derzeit keine „rot-weiß-roten“ Papiere, Fondsmanager Mark Peden erklärt das ähnlich klingend damit, dass es derzeit andernorts eben attraktivere Kandi-daten gebe. Im Portfolio finden sich zum Beispiel Clorox, Roche, Lockheed Martin oder Johnson+Johnson. Letztgenanntes Un-ternehmen zahlt bereits seit über 50 Jahren steigende Dividenden aus (siehe auch Inter-view Seite 33). Besonders erfolgreiche Divi-dendenaktien nennt auch Herrmann von Lupus alpha: „Ein Beispiel ist die Cancom AG. Sie hat als einziges Unternehmen in Deutschland ein dezidiertes Cloud Produkt für Mittelstandskunden. Dadurch kann es als einer der führenden deutschen IT-Ser-vicedienstleister von den wachsenden IT- Investitionen des Mittelstandes profi- tieren.“

lob für do&co Und im Lupus alpha Dividend Cham-

pions findet auch endlich ein Österreicher seinen Platz! Herrmann: „Do&Co gehört zurzeit ebenfalls zu den Top Ten-Titeln im Fonds. Das Unternehmen hat sich auf quali-tativ hochwertiges Catering spezialisiert. Der größte Wachstumstreiber ist die Flug-zeugcateringsparte, die 70 Prozent der Um-sätze ausmacht. Hier stellt Do&Co vor allem

für hochprofitable First- und Busi-ness Class-Kunden auf Langstre-cken die Verpflegung bereit. Durch das kon-stante Wachstum der Airline-Kunden – vor allem bei Turkish Airlines, Emirates, Etihad – wächst Do&Co jedes Jahr zweistellig.“

uSA und defenSive brAncHenStuart Rhodes, Manager des M&G Glo-

bal Dividend Fund, gibt ebenfalls Einblick in sein Portfolio, wo wiederum schnell der Name Johnson+Johnson fällt: „Die Aktie wurde bereits im Juli 2008 aufgenommen, als der Fonds lanciert wurde. Es handelt sich um ein typisches Beispiel für einen defensi-ven Wert, der sehr gut performt hat. Die Di-videndenrendite hat sich seither um rund 75 Prozent gesteigert und der Aktienkurs hat sich ähnlich erfreulich entwickelt.“ Der Fondsmanager nennt Microsoft als ein an-deres erfolgreiches Investment mit progres-siver Dividendenpolitik: „Das Dividenden-wachstum des Technologieunternehmens beträgt seit seiner erstmaligen Berücksich-tigung in unserem Fonds im November 2008 ca. 175 Prozent. Der Aktienkurs hat sich seither sogar mehr als verdreifacht.“ In welchen Regionen und Ländern finden sich nun besonders häufig interessante Dividen-den-Titel? Rhodes dazu: „Die Vereinigten Staaten waren immer schon ein ergiebiges ,Jagdrevier‘ für Dividenden-Ideen, nicht zu-

geldanlage ° Dividendenstrategien

letzt verbunden mit der Größe des Marktes und der langen Geschichte der Dividen-den-Politik. Von der Sektorenperspektive her gesehen, verfolgen Dividenden-Strate-gien gerne eine defensive Ausrichtung, wo-bei unser dementsprechendes Exposure von den Bereichen Gesundheit und Tabak do-miniert wird. Unsere Strategien, sowohl re-gional als auch global, tendieren zu einem Fokus auf Large Caps.“ Der Lupus alpha Di-vidend Champions konzentriert sich wiede-rum auf Small- und Mid Caps. Herrmann erklärt warum: „Sicherlich erfüllen nicht alle Small- und Mid Caps unsere Kriterien hinsichtlich Dividendenstabilität. Die kleineren Unternehmen in unserem Fonds sind jedoch häufig Weltmarktführer in ih-rer Nische. In dieser ist für sie oftmals der Konkurrenz- und Preisdruck geringer und sie können überdurchschnittliche Margen verzeichnen, was wiederum gut für die Di-videnden ist.“

buy bAck StAtt dividende?Werfen wir zum Abschluss noch einen

Blick auf sogenannte Buy Back-Programme. Hier legen Unternehmen den Schwerpunkt nicht auf Ausschüttungen, sondern inves-tieren Gewinne in den Kauf eigener Aktien, um den Kurs zu stimulieren. Manche Beobachter meinen nun, solche Programme seien die „bessere Dividende“. Dazu Herr-mann: „Das kommt auf die steuerliche Situa tion für die Anleger in den einzelnen Ländern an. Je nach Staat und Anleger kön-nen Buy Back-Programme steuerlich tat-sächlich mehr Sinn machen als Dividenden. Wir präferieren aber dennoch klar die Divi-denden, weil Anleger hier frei wählen kön-nen, was mit den Cashflows passiert. Sie können das Geld entweder in das ausschüt-tende Unternehmen reinvestieren, in ande-re Aktien anlegen oder diese Zahlungsströ-me an ihre Kunden weiterleiten. Letzteres ist gerade für institutionelle Anleger, wie zum Beispiel Lebensversicherungen oder Pensionsfonds, entscheidend.“

° DIE bEstEN DIvIDENDENfoNDs GLobALiSiN FONdSName VOlumeN PerF. 1 J. 3 Jahre 5 Jahre terLU0611173427 uBS (lux) eS - Global high dividend 557 Mio. € 0,4 % 43,3 % 82,0 % 1,55 %GB00B0MY6T00 Newton Global income Sterling 6.061 Mio. € 9,1 % 44,7 % 81,1 % 1,61 %DE0009848119 dWS top dividende 16.160 Mio. € 6,5 % 41,1 % 70,0 % 1,45 %LU0545039389 BGF Global equity income 2.173 Mio. € 2,7 % 35,0 % 69,0 % 1,81 %LU0507265923 deutsche invest i top dividende 4.292 Mio. € 6,4 % 37,5 % 64,7 % 1,59 %

Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 09. Juni 2016

° DIE bEstEN DIvIDENDENfoNDs EuroPAiSiN FONdSName VOlumeN PerF. 1 J. 3 Jahre 5 Jahre terLU0562822386 BGF european equity income 3.913 Mio. € – 2,3 % 39,9 % 76,1 % 1,81 %LU0267986122 invesco Pan european equity income 155 Mio. € – 7,4 % 46,0 % 68,8 % 1,72 %DE0009779611 First Private euro dividenden StauFer 224 Mio. € – 0,8 % 57,0 % 68,0 % 1,64 %GB00B131RB65 threadneedle Pan europ. equity dividend 101 Mio. € – 4,6 % 32,2 % 61,9 % 1,69 %LU0515381530 F&c european Growth and income 68 Mio. € – 7,9 % 30,3 % 60,5 % 1,77 %

Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 09. Juni 2016

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Page 33: GELD-Magazin, Juni 2016

Im Gespräch mit Mark Peden, Kames Capital ° geldanlage

juNI 2016 – GELD-MAGAZIN ° 33

GELD ° Herr Peden, welche Rolle spielen Dividenden für die Gesamtperformance?maRk PeDen: Eine wesentliche, die Dividen­denrendite ist sogar die stärkste Antriebskraft für die Rendite eines Aktienunternehmens. Langfristige empirische Beobachtungen, die bis 1970 zurückgehen, zeigen auf, dass rund 90 Prozent des Returns auf die Dividendenrendite zurückzuführen ist. Und natürlich stellen schö­ne Ausschüttungen nicht zuletzt im aktuellen Niedrigzinsumfeld eine interessante Kompo­nente für Anleger dar. Zu beachten ist auch die hohe Volatilität an den Finanzmärkten, die bis auf Weiteres wohl auch hoch bleiben wird. Da freut man sich über eine stabile Dividende.

Wie ist Ihre Strategie im kames Global equity Income Fund angelegt?Wir legen unseren Fokus auf Aktiengesell­schaften, die eine nachhaltige und stetig steigende Dividendenrendite aufweisen. Bei manchen Unternehmen kann eine solche aktio­närsfreundliche Politik über Jahrzehnte hinweg beobachtet werden. Bei der Titelauswahl sind wir wiederum, was die Sektoren und Regionen betrifft, an keine Vorgaben gezwungen und können uns somit voll und ganz auf die besten Unternehmen konzentrieren. Am Ende steht ein Portfolio von 40 bis 50 Aktien, von denen wir vollkommen überzeugt sind.

Wie sieht der auswahlprozess konkret aus?Wir „fischen“ in einem sehr großen Anlage­universum aus rund 4500 Aktien, wobei die frei handelbare Marktkapitalisierung über 500 Millionen Dollar liegen muss. Zuerst erfolgt das Screening bezüglich der nachhaltigen und wachsenden Dividende, wobei auch auf einen hohen Return on Equity und eine solide Bi­lanz Acht gegeben wird. So gefällt es uns etwa gar nicht, wenn in der Bilanz zu hohe Schul­

den auftauchen. Nach diesem Schritt bleiben ca. 450 Stück übrig, dann kommt die funda­mentale Analyse an die Reihe. Diese beleuchtet diverse Kennzahlen, die Bewertung und tech­nische Indikatoren. Drittens und letztens wird ein effizientes Portfolio gebildet, wobei eine ständige Diskussion mit regionalen Aktienspe­zialisten stattfindet. Wir verfolgen auch eine strenge Verkaufs­Disziplin, wenn die Dividen­de bei einzelnen Unternehmen gefährdet sein sollte. Derzeit halten wir 44 Aktien in unserem Portfolio.

Welche Werte finden sich beispielsweise in diesem hochkonzentrierten Portfolio?Clorox, Roche, Johnson+Johnson sowie Lock­heed Martin sind Aktien, die sich durch langfristige Rekorde bei den Ausschüt­tungen auszeichnen. Beispielsweise bezahlt Johnson+Johnson bereits seit 52 Jahren Divi­denden aus, die sich noch dazu stetig erhöht haben. Solche Aktien zeichnen sich natürlich durch eine hohe Vorhersehbarkeit aus, man findet sie etwa im Gesundheitssektor oder im Bereich des nichtzyklischen Konsums, wobei wir wie gesagt keinen Branchenansatz verfolgen. Im Portfolio befinden sich etwa auch ProSie­benSat1, Allianz oder die Hang Seng Bank. Wir bezeichnen solche Unternehmen als „Hoar­ders“ (frei übersetzt: „Hamsterer“, Anm.), ihr operationaler Erfolg erlaubt es ihnen, die Aus­zahlungsquote substanziell anzuheben.

Verraten Sie uns auch, welche Titel Ihren ansprüchen nicht mehr gerecht und deshalb verkauft wurden?Natürlich, denn Transparenz ist für uns ein wichtiges Gebot. Wir kaufen Aktien mit einem Anlagehorizont von ungefähr drei Jahren, also rund ein Drittel des Portfolios wird jedes Jahr ausgetauscht. In den vergangenen zwölf Mo­

naten haben wir uns von folgenden Titeln getrennt: Mattel, RBC, Axiata, BHP Billiton, Telenor, Inditex, Cielo und Seadrill.

Gibt es auch österreichische aktien in Ihrem Fonds oder sind diese Werte einfach zu klein?Derzeit haben wir keine österreichischen Unternehmen im Fonds, das liegt aber prin­zipiell nicht an der Größe. Ein Kandidat, den wir beobachtet haben, war etwa die voest, es haben sich letztendlich aber schlichtweg inte­ressantere vergleichbare Titel gefunden. Auch die Uniqa erscheint nicht uninteressant, hier würde allerdings tatsächlich etwas mehr Liqui­dität keinesfalls schaden.

kames ist eine schottische Fondsgesellschaft, wie sehen Sie die Chancen für einen Brexit?Laut den Meinungsumfragen wird es jetzt, wo der Termin für die Befragung vor der Tür steht, sehr knapp werden. Oft geben auch die Quoten von Wettbüros nützliche Anhaltspunkte – hier stehen laut den Buchmachern die Brexit­Chan­cen weniger gut: Setzt man drei Euro auf einen Verbleib in der EU, erhält man nur einen Euro, wenn das tatsächlich der Fall sein sollte.

www.kamescapital.com

Mark peden, Senior Investment Manager Internationale Aktien Kames Capital.

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Manche Unternehmen können seit Jahrzehnten auf steigende Ausschüttungen verweisen, solche Titel gefallen Mark Peden besonders gut. Der Aktien-Experte bei Kames Capital erklärt auch, warum sich derzeit keine Österreicher in seinem Global Equity Income Fund finden.

Dividende als Performancetreiber

Page 34: GELD-Magazin, Juni 2016

High Yield, also eine hohe Rendite, werden bei Hochzinsanleihen anvi-

siert. Diese muss aber mit einem erhöhten Risiko „erkauft“ werden, denn bei Zah-lungsunfähigkeit des Schuldners verliert der Investor sein eingesetztes Kapital. Bei High Yield Bonds handelt es sich um Ren-tenpapiere von Emittenten mit geringer Bo-nität. Als solche können sowohl Staaten, hier vor allem Emerging Markets, als auch Unternehmen fungieren. Es gilt: Je höher die Zinsen, desto geringer die Kreditwür-digkeit des Emittenten. Für Anleger geht es

deshalb vor allem darum, das Risiko mög-lichst zu minimieren. Hier können Fonds aufgrund des professionellen Managements und der breiten Streuung gute Dienste er-weisen. Bernd Stampfl, er koordiniert den ESPA Bond Europe-High Yield, erklärt, wie Investmentprozess und Titelselektion ab-laufen: „Der Fonds veranlagt in hochrentie-rende europäische Unternehmensanleihen mit Währungssicherung. Zu Beginn steht der makroökonomische Ansatz, hier wer-den das Marktumfeld und die einzelnen Länder analysiert. Es folgt die Betrachtung

der unterschiedlichen Sektoren, bevor letzt-lich die Einzeltitel unter die Lupe genom-men werden. Wir wollen wissen, wie die Bi-lanzen der Unternehmen aussehen, es zäh-len Faktoren wie Eigenpakitalstruktur und Verschuldungsgrad. Diese Filter werden über das gesamte Anlageuniversum gezo-gen und letztlich die Investmententschei-dungen getroffen.“ Die Analyse führt ak-tuell zu einer Bevorzugung antizyklischer Branchen, wobei Stampfl Telekommunika-tion, Gesundheit und Versorger nennt: „Letztere finden sich vor allem in Spanien und Italien. Das zeigt, dass sich die Periphe-rie Europas nicht mehr im ,Auge des Or-kans‘ befindet. Diese Länder haben gute Ar-beit geleistet, der Ausblick hat sich verbes-sert und auch das Wachstum steigt. Die Pe-ripherie gleicht sich Kerneuropa weder an.“

Europa als FavoritPrinzipiell sieht Stampfl europäische

High Yields gegenüber ihren Pendants aus den USA im Vorteil. Eine Einschätzung, die auch David Hawa, Anleihen-Spezialist bei Robeco Asset Management, teilt. Er meint, dass die Ausfallsraten in den Staaten stei-gen, in Europa aber auf niedrigem Niveau bleiben werden. Details verrät Hawa im In-terview auf der folgenden Seite. cr

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GeldanlaGe ° High Yields

34 ° GELD-MAGAZIN – JuNI 2016

Hochzinsanleihen sind vor allem als Beimischung für ein breit diversifiziertes Portfolio interessant, wobei Experten aktuell High Yields aus Europa den Vorzug geben. Auch rückt die viel gescholtene Peripherie des Kontinents wieder in den Mittelpunkt des Interesses. Auf Sektorenebene gefallen antizyklische Branchen. Harald Kolerus

Hohe Rendite, kalkuliertes Risiko

„Versorger, Tele-koms und Ge-

sundheitsbran-che bieten in-

teressante High Yields.“

Bernd Stampfl, ESPA

° DIE bEstEN ANLEIHENfoNDs EuRopA HocHZINsiSiN FONdSName VOlumeN PerF. 1 J. 3 Jahre 5 Jahre terLU0226953981 robeco european high Yield Bonds 320 Mio. € 3,9 % 14,1 % 39,3 % 1,18 %DE0005319016 lazard european highYield 44 Mio. € 2,8 % 16,4 % 37,9 % 1,23 %LU0153358402 F&c european high Yield Bond 9 Mio. € 3,0 % 14,5 % 37,4 % 1,39 %LU0091079839 JPm europe high Yield Bond 784 Mio. € 2,9 % 15,6 % 37,2 % 0,95 %LU0141799501 Nordea 1 - european high Yield Bond 5.037 Mio. € 3,3 % 17,5 % 33,8 % 1,33 %

Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 07. Juni 2016

AusfALLsRAtEN voN HIGH yIELD boNDs: usA uND EuRopA

in den usa steigen die Default-Rates, in Europa verharren sie auf niedrigem Niveau.Quelle: Bank of America Merrill Lynch Global Research

30

25

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5

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BofA-ML US High Yields EU High Yields

LTM-Ausfallsrate in Prozent

2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015

Page 35: GELD-Magazin, Juni 2016

Im Gespräch mit David Hawa, Robeco Asset Management ° GeldanlaGe

JuNI 2016 – GELD-MAGAZIN ° 35

GELD ° Herr Hawa, wo sehen Sie derzeit die attraktivsten Chancen für Hochzins-Investments?DavID Hawa: Aktuell halte ich europäische High Yields für attraktiver als ihre Pendants aus den Vereinigten Staaten. In den USA ist der Konsum nach wie vor stark, aber die Situa­tion der Unternehmen hat sich verschlechtert. Wir befinden uns in einer sehr späten Phase des Kreditzyklus, in den USA erleben wir gera­de das siebente Jahr der Expansion, wobei die durchschnittliche Läge eines Zyklus fünf Jahre beträgt. Die amerikanische Politik versucht die­sen Zyklus noch weiter auszudehnen, auch mit dem Risiko, dass Ungleichgewichte entstehen könnten. Wir glauben weiters, dass die Ausfalls­raten in den Vereinigten Staaten steigen werden – vor allem konzentriert auf den Commodi­ty­Bereich. High Yield­Fondsmanager müssen am Endes dieses Zyklus einen sehr vorsichtigen Ansatz verfolgen. Im Vordergrund steht die Su­che nach Werten mit guter Bonität.

wie sieht die Situation in der Eurozone aus?Die Eurozone bereitet uns die geringsten Sor­gen, selbst wenn auch hier natürlich nicht alles ideal verläuft. Die Geldpolitik der EZB hat noch nicht darin resultiert, die anvisierten In­flationsziele zu erreichen. Das Kaufprogramm der Zentralbank wird zum Erwerb von Invest­ment Grade­Unternehmensanleihen führen. Die Politik der EZB ist positiv für High Yield­Investments, weil Anleger auf ihrer Suche nach Rendite auch in diesem Segment aktiv sind. So­mit ist in der Eurozone alles in allem die Lage besser als in den USA. Wir sehen eine langsame, aber klare Erholung in Europa, wobei allerdings politische Risiken steigen.

Um welche Risiken handelt es sich hier?Es wäre zum Beispiel ein möglicher Brexit zu nennen, ich glaube, dass diese Gefahr von den

meisten Marktbeobachtern unterschätzt wird. Meinungsumfragen und auch die Quoten von Wettbüros sagen zwar eine knappe Mehrheit gegen den Brexit voraus, aber genau kann das natürlich niemand sagen. Es wird wohl sehr knapp werden.

In Österreich hatten wir vor Kurzem ebenfalls eine sehr enge wahlentscheidung...Hier sehen wir ein weiteres politisches Risiko: die zunehmende Bedeutung ultrarechter Par­teien in Europa. Nicht nur in Österreich, sondern auch etwa in Frankreich und den Nie­derlanden. Auch ist nicht zu vergessen, dass in Spanien und Portugal noch keine Regierungs­bildung stattgefunden hat. Und natürlich sorgt auch die Flüchtlingsfrage für Unsicherheit. All das erhöht die Volatilität an den Märkten.

Die Emerging Markets haben ebenfalls mit Problemen zu kämpfen, wohin wird die Ent-wicklung dort gehen?Wir alle wissen, dass China mit einer Dämpfung des Wirtschaftswachstums konfrontiert ist. Pe­king nimmt aber kurzfristige „Schmerzen“ für das Erreichen langfristiger Ziele in Kauf. Näm­lich den Switch von einer exportorientierten zu einer konsumbasierten und nachhaltigeren Wirtschaft. Weiters werden die Schulden er­höht, um das Wachstum zu unterstützen. In den Emerging Markets sorgen auch Brasilien und die Rohstoffpreise für Unsicherheiten.

Können Sie konkrete Beispiele für attraktive Investments nennen?Wir haben europäische High Yields übergewich­tet, aber natürlich finden wir auch anderswo interessante Chancen. Hier sind beispielswei­se sogenannte Fallen Angels einen Blick wert, die hervorragende Investmentmöglichkeiten bieten. Ein typischer Fall dafür ist etwa Anglo

American. Das eng mit Rohstoffen verbundene Unternehmen bewegte sich vom Investment Grade­ zum High Yield­Status. Anglo American hat noch immer gewisse Probleme, es befindet sich aber auf dem Weg der Besserung und er­scheint jetzt interessant. Aber auch Tesco oder Telecom Italia kann man als Beispiele für Fallen Angels nennen.

welche Renditen sind mit Hochzins-anleihen auf absehbare Zeit zu erzielen?Der Robeco Global High Yield Bonds Fonds, er verwaltet Assets von rund sechs Milliarden Euro, hat in den vergangenen zehn Jahren 7,52 Prozent per annum erwirtschaftet (brutto, vor Abzug der Gebühren, per 30.04.2016, in Euro, Anm.). Damit wurde die Benchmark mit einer Performance von 6,14 Prozent klar übertrof­fen. Auf Sicht der nächsten zwei Jahre rechnet das Fondsmanagement des Robeco Global High Yield Bonds mit rund fünf Prozent jährlich.

www.robeco.de

David Hawa, Fixed Income-Spezialist bei Robeco Asset Management

Der internationale Asset Manager Robeco verwaltet rund 268 Milliarden Euro, 40 Milliarden davon in Anlei-hen. David Hawa, Fixed Income-Spezialist des Hauses, wirft für das GELD-Magazin einen Blick auf die welt-weiten High Yield-Märkte.

volatilität durch politische Risiken

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Page 36: GELD-Magazin, Juni 2016

Das Gesamtvolumen nachhaltiger Geld­anlagen beläuft sich alleine in Öster­

reich auf die stolze Summe von 10,2 Milliar­den Euro. Tendenz weiter steigend, wobei es sich natürlich um kein auf die Alpen­republik beschränktes Phänomen handelt. Nachhaltigkeitsfonds haben in den letzten Jahren rund um den Globus an Zahl und Volumen zugenommen. Medial sind sie stark präsent, ebenso wie sich auch Aktien­unternehmen ökologische und soziale Ver­antwortung groß auf die Fahnen geschrie­ben haben. Von auf Nachhaltigkeit speziali­sierten Exchange Traded Fonds (ETFs) hört man hingegen seltener. Welche Rolle spielt das Thema nun bei großen ETF­Anbietern? Hat es an Bedeutung zugenommen bzw. welches Potenzial ist vorhanden? Dazu meint Heike Fürpaß­Peter, Head of Public Distribution ETF Germany and Austria bei Lyxor: „Wir erkennen deutlich, dass das In­

teresse der Anleger an nachhaltigen Strate­gien auch im Bereich der ETFs zunimmt. Gerade die aktuellen Bemühungen der in­ternationalen Politik, die Treibhausgase zu reduzieren, geben wichtige neue Impulse für die Investmentbranche als auch für die Anleger. Lyxor arbeitet daher auch am The­ma Low Carbon ETF, mit dem in solche Un­ternehmen investiert werden kann, die sich klimaschonend verhalten.“ Platz nach oben dürfte jedenfalls noch reichlich vorhanden sein, wenn man sich folgende Zahlen vor Augen führt: „Lyxor verwaltet gegenwärtig fast 46 Milliarden Euro in ETFs. Unsere ak­tuell drei nachhaltig ausgerichteten Fonds machen dabei naturgemäß nur einen Bruch­teil aus. Selbst wenn die Nachfrage nach entsprechenden Fonds künftig anziehen dürfte, bleiben nachhaltige ETFs bei allen ETF­Anbietern vorerst aber ein Nischen­thema“, so Fürpaß­Peter.

Wachsender MarktWie sieht nun die Situation bei Black­

Rock aus, die mit ihrer Sparte iShares einer der Platzhirsche im globalen ETF­Geschäft sind? Roland Leithäuser, Vice President BlackRock Corporate Communications EMEA, zeichnet wiederum folgendes Bild: „Das Thema Nachhaltigkeit spielt bereits seit Jahren ein wichtige Rolle in unserem Hause. Wir haben hier stetige Wachstums­raten von über 20 Prozent jährlich gesehen – natürlich von einer relativ niedrigen Basis ausgehend. Man kann jedoch klar erken­nen, dass die Bedeutung weiterhin zunimmt und wir rechnen nicht mit einer Abschwä­chung.“ Daher ist für den Experten Nach­haltigkeit eines der absoluten Top­Fo­kusthemen und wird es auch langfristig auf

globaler Ebene bleiben: Zum Beispiel sind wir mit MSCI als einem der führenden ESG­Research Anbieter eine Kollaboration ein­gegangen und implementieren deren Daten in unser weltweites Risikomanagement­Programm. Damit haben wir nun das The­ma rigoros sozusagen in unsere ,DNA‘ auf­genommen. Die Entwicklung steht daher unserer Meinung nach erst am Anfang und wir sehen massives Potenzial.“ 2015 hat man bei iShares jedenfalls Netto­Zuflüsse in Höhe von weit über 300 Millionen US­Dol­lar in Nachhaltigkeits­ETFs gesehen. Leit­häuser: „2016 sind es bereits über 250 Mil­lio nen Dollar. Damit sind unsere Kunden mit momentan knapp 1,9 Milliarden Dollar in unsere Nachhaltigkeits­ETFs investiert.“

regionen und BranchenWo und wie sind nun Nachhaltigkeits­

ETFs aktiv? Werfen wir dazu einen kurzen Blick auf verschiedende Produkte, wie zum Beispiel den „Deka Oekom Euro Nachhal­tigkeit UCITS ETF“. Es handelt sich um ei­nen UCITS IV­ konformen Publikums­fonds, der die Performance des Solactive Eurozone Sustainability Index nachbildet. Er besteht aus den 30 größten nachhaltigen Unternehmen der Eurozone, basierend auf dem Rating der unabhängigen Ratingagen­tur oekom research. Die Aktien werden nach Free Float Market Cap gewichtet, wo­bei ein Cap pro Unternehmen bei zehn Pro­zent liegt. Im Portfolio finden sich unter an­derem Siemens, SAP, Allianz, AXA, Deut­sche Telekom, ING Groep oder Telefonica. Auch Heike Fürpaß­Peter gewährt einen Blick ins Produktangebot: „Der Lyxor UCITS ETF World Water ist ein Umwelt­Themenfonds, der zeigt, dass man auch mit cr

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geldanlage ° ETFs und Nachhaltigkeit

36 ° GELD-MAGAZIN – juNI 2016

Ethische Investments befinden sich weiter auf dem Vormarsch – Exchange Traded Fonds (ETFs) sind wiederum aufgrund ihrer schlanken Kostenstruktur und einfachen Funktionsweise beliebt. Eigentlich ist es naheliegend, dieses bequeme Instrument mit dem „guten“ Anlageuniversum zu verbinden. Es gibt bereits entsprechende Produkte, weiteres Potenzial ist aber vorhanden. Harald Kolerus

Einfach gut

VErtEILuNG NAchhALtIGEr INVEstMENts

institutionelle investoren stellen in Öster reich den Großteil nachhaltiger Veranlagungen.

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ProzentPrivate InvestorenInstitutionelle Investoren

Quelle: Forum Nachhaltige Geldanlagen

22% 19% 14% 23% 23%26%

74% 78% 81% 86% 77% 77%

Page 37: GELD-Magazin, Juni 2016

nachhaltigen I n v e s t m e n t s eine gute Rendite erzielen kann. Ziel des Fonds ist es, in solche Unterneh­men zu investieren, die sich um die Bereit­stellung sauberen Wassers bemühen. Dazu bildet er den World Water Net CW Total Return Index ab – ei­nen globalen Index, der die 20 größten Un­ternehmen aus den Bereichen Wasserver­sorgung und Wasseraufbereitung enthält.“ Um eine effiziente Diversifikation zu ge­währleisten, ist die Gewichtung eines ein­zelnen Wertes auf zehn Prozent begrenzt. Die Überprüfung der Zusammensetzung des von Dow Jones berechneten Index er­folgt vierteljährlich durch das renommierte Analysehaus SAM (Sustainable Asset Ma­nagement). Ein weiterer Umwelt­Themen Fonds aus dem Hause Lyxor ist der New Energy UCITS ETF. Er ist auf Unternehmen

ausgerichtet, die im Bereich der alterna­tiven Energien tätig sind, hierzu bildet er

den Referenzindex World Alternative En­ergy CW Net Total Re­

turn so genau wie mög­lich ab. Der Index enthält die

global 20 größten Unternehmen, die im Bereich der alternativen Energie tätig sind. Auch hier ist jedes Unternehmen auf eine Gewichtung von max. zehn Prozent begrenzt.

no go: alkohol, Waffen ...Bei BlackRock bzw. iShares verfolgen

einige Nachhaltigkeits­ETFs einen „Best in Class“­Ansatz, wobei die Indizes nach ESG­Kriterien optimiert werden – dem soge­nannten Positive Screening. „Jedoch wer­den in dem von uns gewählten Ansatz bei dieser Produktfamilie dann auch noch ge­wisse Industrien und Geschäftsbereiche ex­plizit ausgeschlossen: nämlich Alkohol, Ta­bak, Glücksspiel, Rüstung, Waffen und nicht jugendfreie Unterhaltung. Hier können un­sere Kunden entweder global oder auch mit regionalem Fokus investieren. Darüber hi­naus bieten wir sowohl Scharia­konforme ETFs als auch einen ETF mit Fokus auf er­

neuerbare Energien an“, so Fürpaß­Peter. Die Expertin sieht weiters im Allgemeinen eine stetig wachsenden Nachfrage nach An­leihe­ETFs: „Dies gilt auch für den Nach­haltigkeits­Bereich. Dies spiegelt sich auch darin wider, dass in unseren am Anfang des Jahres aufgelegten ,iShares Sustainable Euro Corporate Bond 0­3yr UCITS ETF‘ über 250 Millionen Dollar investiert wurden.“ In diesem Fall wird der „Barclays MSCI Euro Corporate 0­3 yr Sustainability ex Contro­versial Weapons Index“ abgebildet. Diesem liegt der ESG­Bewertungsprozess von MSCI zugrunde. Mit 200 Mitarbeitern analysiert MSCI etwa 9000 Unternehmen, die Anlei­hen begeben haben. Beim Ratingprozess von MSCI fließen über 1000 Datenpunkte und Informationen aus Aktionärsversamm­lungen der letzten 13 Jahre mit ein. Hierbei wird jedem Unternehmen nach einem in­dustriespezifischen „Best in Class“­Ansatz ein individuelles ESG Rating gegeben. Für­paß­Peter: „Das heißt, dass nur die in ihrer jeweiligen Industrie am besten bewerteten Unternehmen am Ende übrig bleiben. Ganz zum Schluss werden noch Firmen ausge­schlossen, die jeglichen Umgang im Bereich kontroversieller Waffen haben.“ Über wei­tere Aspekte von Nachhaltigkeits­ETFs in­formiert das Interview mit Dag Rodewald, UBS, auf der nächsten Seite.

juNI 2016 – GELD-MAGAZIN ° 37

° DIE bEstEN NAchhALtIGkEIts-EtFsiSiN FONdSName VOlumeN PerF. 1 J. 3 Jahre 5 Jahre terFR0010527275 lyxor ucitS etF World Water 486 Mio. € 14,3 % 63,2 % 123,1 % 0,60 %LU0328475529 db x-trackers dJ isl. mkt. tit. 100 ucitS etF 21 Mio. € 0,5 % 48,6 % 86,2 % 0,50 %LU0629459743 uBS etF mSci World Soc. resp. ucitS etF 139 Mio. € – 1,7 % 40,1 % – 0,38 %LU0629460675 uBS etF mSci emu Soc. resp. ucitS etF 79 Mio. € – 0,6 % 39,6 % – 0,28 %DE000A0F5UG3 iShares dJ eurozone Sust. Scr. ucitS etF 107 Mio. € – 9,6 % 21,9 % 30,9 % 0,41 %

Quelle: Lipper IM, FER-Rating/software-systems, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 09. Februar 2016

„Auch mit nach-haltigen Invest-

ments ist eine sehr gute Per-formance zu

erzielen“Heike Fürpaß­

Peter, Lyxor

PErForMANcE: 12 MoNAtE

nachhaltige etfs mussten Verluste hinneh-men, waren aber vergleichsweise erfolgreich.

Quelle: software-systems.at

-12 -10 -8 -6 -4 -2 0in Prozent

Nachhaltige ETF-Aktien

ETF-Aktien(Gesamtmarkt

ETFs und Nachhaltigkeit ° geldanlage

Page 38: GELD-Magazin, Juni 2016

GELD ° Herr Rodewald, der Markt für Nach­haltigkeit bzw. SRI, also Socially Responsible Investments, erfreut sich wachsender Beliebt­heit. Warum ist das Ihrer Meinung nach so?Dag RoDeWalD: Immer mehr Menschen möchten auch bei ihren Investments in Ein-klang mit ihren persönlichen Werten stehen und trotzdem nicht auf Rendite verzichten, das ist die Ursache für die stetig steigende Be-deutung von SRI. Hierbei ist es wesentlich, festzuhalten, dass nachhaltige Investments ähnliche Erträge bieten wie konventionelle Ver-anlagungen. So hat etwa der MSCI World SRI Index von September 2007 bis März 2016 eine Performance von 126,24 Prozent erzielt, der „normale“ MSCI World Index erreichte 120,25 Prozent. Auch andere Vergleiche zeigen, dass SRI keine Performancenachteile generiert. Im Gegenteil: Nachhaltiges Wirtschaften bietet sogar einen Wettbewerbsvorteil und eröffnet Gewinnchancen.

Können Sie das etwas genauer erklären? Man würde ja vielleicht meinen, dass rücksichtloses Handeln den eigenen Interessen nützt ...Märkte und Unternehmen müssen sich heute und in Zukunft neuen Herausforderungen stellen. Das betrifft etwa eine strengere Ge-setzgebung im Umweltbereich, veränderte Verbrauchergewohnheiten oder die Beteili-gung von Interessengruppen. Unternehmen, die das erkannt haben, verfügen über Wettbe-werbsvorteile. Unternehmen, die sich hingegen einer nachhaltig orientierten Geschäftsführung verweigern, werden von Konsumenten und In-vestoren zunehmend gemieden.

Wie kann man nun bei UBS mithilfe von eTFs in Nachhaltigkeit investieren?Wir arbeiten auf diesem Gebiet mit MSCI als Indexanbieter und Produktpartner zusam-

men. MSCI kann einerseits eine über 40-jährige ESG-Research-Expertise vorweisen und an-dererseits werden sämtliche global relevanten Aktienmärkte mit der identischen SRI-Me-thodologie abgedeckt. Der Selektionsprozess bei den MSCI SRI Indizes läuft so ab: Zuerst werden wertbasierte Ausschlusskriterien ange-wandt, das betrifft kontroverse Geschäftsfelder wie zum Beispiel Alkohol, Tabak, Glücksspiel, Atomenergie, Grüne Gentechnik oder Waf-fen. Die zweite Selektionsstufe folgt dem Best in Class-Ansatz: Es werden Unternehmen mit dem besten Nachhaltigkeits-Rating je Sektor ausgewählt. Drittens kommt es zum Negativ-screening – Unternehmen, die Gegenstand von Kontroversen sind, sollen vermieden werden.

Werden zum Beispiel die Produzenten von alkohol automatisch ausgeschlossen?Es existieren gewisse Toleranzgrenzen: Bei Al-koholproduzenten enden sie bei mehr als 500 Millionen Euro oder über fünf Prozent des Um-satzes. Die Hersteller von Tabak sind wiederum zur Gänze ausgeschlossen. Bei Zulieferern dieses Sektors, zum Beispiel aus der Papierindustrie, sowie Groß- und Einzelhändlern liegt die To-leranzgrenze bei 15 Prozent. Produzenten von nuklearen, chemischen und biologischen Waf-fen, Streubomben, Landminen oder mit Uran angereicherten Waffen kommen auf keinen Fall in die Auswahl. Ebenso Unternehmen, die mit der genetischen Veränderung von Pflanzen – Saatgut und Getreide – und anderer Organis-men für die landwirtschaftliche Nutzung oder den menschlichen Verzehr Erträge erwirtschaf-ten. Firmen, die nur an der Forschung genetisch veränderter Organismen involviert sind, wer-den hingegen nicht ausgeschlossen.

Können Sie den genannten Punkt Negativ­screening noch etwas näher ausführen?

Hier untersucht der MSCI ESG Impact Moni-tor, welche Auswirkungen die Aktivitäten eines Unternehmens auf die Umwelt und die Gesell-schaft haben. Das Hauptaugenmerk liegt in der Einhaltung internationaler Normen und Prinzipien, wie zum Beispiel dem UN Global Compact (weltweites Abkommen zwischen Un-ternehmen und der UNO, um Globalisierung sozialer und ökologischer zu gestalten, Anm.). Die Bewertungsskala reicht von 0 bis 10, um in den Index aufgenommen zu werden, muss eine Bewertung von 4 oder höher vorliegen. Eine wichtige Rolle spielen etwa Themen wie Men-schenrechtsverletzungen oder Kinderarbeit. Insgesamt hat UBS acht Nachhaltigkeits-ETFs im Programm, sie decken alle großen Anlage-regionen ab, wie etwa die Vereinigten Staaten durch den UBS ETF – MSCI USA SRI oder den UBS ETF – MSCI EMU SRI für die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion. Aber auch die Emerging Markets oder einzelne Länder wie Japan oder Großbritannien werden be-rücksichtigt. Der UBS ETF – MSCI World SRI ist wiederum weltweit auf der Suche nach den besten Nachhaltigkeits-Unternehmen und sorgt somit für globale Streuung.

ww.ubs.com

dag rodewald, Leiter Vertrieb UBS ETF Deutschland und Österreich

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38 ° GELD-MAGAZIN – juNI 2016

Nachhaltiges Wirtschaften und Investieren eröffnet attraktive Gewinnchancen, zeigt sich Dag Rodewald, Spezialist für ETFs bei UBS, überzeugt. Unternehmen, die sozial und ökologisch agieren, steht seiner Meinung nach die Zukunft weit offen.

„Grüne“ Wettbewerbsvorteile

geldanlage ° Im Gespräch mit Dag Rodewald, UBS

Page 39: GELD-Magazin, Juni 2016

lipper research

kolumne

Nachhaltig investieren mit ETFs

A nders als in vielen anderen Berei­chen der Fonds­ und Vermögensver­

waltungsindustrie ist der Trend zu nachhal­tigen Investments bisher noch nicht wirk­lich bei Anbietern von börsengehandel ten Indexfonds (ETFs) angekommen. Aktuell scheint sich dies aber zu ändern. So wer­den immer mehr Produkte mit einem auf nachhaltigen Kriterien beruhenden Index als Basiswert auf dem Markt lanciert.

Ob auf nachhaltige Themen setzende ETFs von den Anlegern ausreichend stark angenom-men werden, bleibt noch abzuwarten, denn ge-rade bei nachhaltigen und/oder ethischen Inve-stitionen spielen die persönlichen Präferenzen der Anleger eine große Rolle. Die individuellen Wünsche lassen sich aber in der Regel nicht mit breiten Ansätzen, wie dem häufig für die Indexkonstruktion verwendeten „Best-in-Class- Ansatz“ umsetzen. Diese können nicht auf in-dividuelle Ansprüche eingehen und der Begriff der Nachhaltigkeit wird für viele Inves toren hier zu allgemein erfasst. Dadurch sind die entspre-chenden Produkte aus deren Sicht ungeeignet.

Wachstumsfeld nachhaltige investitionen

Da der Trend in Richtung nachhaltiger Kapi-talanlagen heute von immer mehr Investoren angenommen wird, müssen die ETF-Industrie und vor allem die Indexanbieter nach Wegen suchen, um von diesem Trend zu profitieren. Damit können sie sich einen weiteren Wachs-tumsmarkt erschließen.

Ein Beispiel für den Einsatz dieser „neuen“ Daten ist der Kohlendioxidausstoß (CO2-Aus-stoß) eines Unternehmens, der vom Indexan-bieter MSCI für die Konstruktion von nachhal-tigen Indizes genutzt wird. Für die Investoren ist dies eine transparente Variante der Indexkon-struktion, denn die CO2-Emissionen eines Un-ternehmens haben direkten Einfluss auf die Umwelt und können vom Indexanbieter auf Ba-sis eines standardisierten Reportings (UN Glo-bal Compact) ermittelt und auf Branchenebene

verglichen werden. Zwar gibt es auch an diesem Ansatz verschiedene Kritikpunkte, insbeson-dere, dass andere Aspekte der Nachhaltigkeit vernachlässigt werden. Dennoch scheint die Berücksichtigung der Kohlen dioxidemissionen auf grund der Transparenz der Kriterien zur In-dexkonstruktion geeignet und von den Inve-storen akzeptiert zu sein.

Dementsprechend gibt es mittlerweile nicht nur aktiv gemanagte Fonds, die sich dem The-ma Klimawandel (Climate Change) widmen, sondern auch Indizes und entsprechende ETFs, in denen die Titel anhand ihrer CO2 Emissionen gewichtet werden. Die Akzeptanz dieses An-satzes ist dabei nicht nur mit der Transparenz des Ansatzes zu begründen, es scheint auch so zu sein, das die Investoren das Thema Klima-wandel verstehen und sehen, dass sie es mit einem CO2-Ansatz ohne großen Aufwand in ih-rem Portfolio umsetzen können.

nachhaltigkeit als thema für smart-Beta-etfs?

Aufgrund der Möglichkeiten, die sich durch die Einbeziehung von nicht bilanziellen Daten in die Gewichtung der Aktien ergeben, bietet sich das Thema Nachhaltigkeit meiner Ansicht nach besonders für die sogenannten „Smart-Beta“-ETFs an. Denn gerade bei diesen Fonds und den entsprechenden Indizes suchen die Pro-duktentwickler immer nach Kennzahlen und anderen Kriterien, mit denen sie einen Index entwickeln können, der im Vergleich zu einem marktkapitalisierungsgewichteten Index einen potentiellen Mehrertrag erzielen könnte. So wäre es den Anbietern zum Beispiel möglich, die drei Faktoren E (Environmental = Umwelt), S (Social = Soziales) und G (Governance = Un-ternehmensführung) aus dem sogenannten ESG-Investing als einzelne Kriterien zu nutzen, um entsprechende Indizes zu entwickeln.

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Insgesamt erscheint es mir sinnvoll, dass die ETF-Branche den Megatrend „nachhaltige In-

vestments“ assimiliert. Die ETF-Anbieter kön-nen mit entsprechenden Produkten rasch eine große Zahl von Anlegern erreichen, wenn die angebotenen Fonds deren Vorstellungen ent-sprechen. Damit könnte die ETF-Industrie auch den Megatrend Nachhaltigkeit in ihrem eigenen Interesse nützen und ihr zukünftiges Wachs-tumspotenzial sichern.

www.lipperleaders.com

DETlEF Glow, Head of Lipper Research EMEA

Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Thomson Reuters.

juni 2016 – GELD-MAGAZin ° 39

Page 40: GELD-Magazin, Juni 2016

40geld-magazin

Juni 2016

Emerging Markets. Er plädierte dabei für eine differen-zierte Sichtweise, denn die diversen Schwellenländer würden sich in sehr unterschiedlicher Verfassung be-finden. Ein großes Lob sprach er etwa für den wirt-schaftspolitischen Kurs Chinas aus.

Auch Matthias Siller von Baring Asset Manage-ment warf einen Blick auf die Emerging Markets, für ihn steht es im Vordergrund, Qualitätsaktien zu finden, die für Wachstum zu einem angemessenen Preis ste-hen. Fündig ist er zum Beispiel – im oft gescholtenen Russland – geworden.

Evelyne Pflugi, Portfolio Managerin bei GAM, or-tet wiederum sehr gute Investmentchancen im Ener-giebereich. „Dieser profitiert von fortschreitender Technologie, steigendem Umweltbewusstsein und dem Bestreben von immer mehr Staaten, Energie-Autarkie zu erreichen“, verriet die Expertin.

Die modernen Zeiten sind schon längst angebro-chen: Branchen wie Informations-Technologie,

Healthcare, Infrastruktur oder Automotive-Systems sind aus unserem täglichen Leben nicht mehr wegzu-denken. Die große Nachfrage treibt das Innovations-bestreben, das wiederum für stark steigende Umsätze sorgt – zudem werden innovative Unternehmen mit hohe Margen belohnt. Ein jahrzehntelanger Aufholbe-darf macht auch bestimmte Länder und Regionen zu einem Eldorado für Anleger. Wie man am besten vom Megatrend der Zukunftsbranchen profitieren kann, erfuhr das interessierte Fachpublikum in den Vorträ-gen am Institutional Investors Congress, der vom GELD-Magazin mittlerweile schon traditionell im Haus der Industrie in Wien veranstaltet wird.

So beleuchtete etwa Hakan Semiz von der swiss-partners AG die Investmentchancen an den globalen

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Diskretionärer Ansatz. Die swisspartners AG ist einer der größten unabhängigen Finanzdienstleister in der Schweiz und an vier Standorten mit rund 80 Mitarbeitern vertre-ten. Spezialisiert ist man auf diskretionäres Portfoliomanagement, wobei Unabhängigkeit, Kontinuität und Qualität zu den Grundwerten der Gesellschaft zählen. Hakan Semiz, Port-folio Manager und Head Fund Selection von siwisspartners, warf in seinem Vortrag einen Blick auf die weltweiten Emerging Markets und stellte dabei die Frage in den Raum, ob die Schwellenländer gute Opportunitäten öffnen würden oder ob sie sich vielleicht doch sogar als Sackgasse erweisen könnten.Differenzierte Sichtweise. Für den Experten ist es jedenfalls eindeutig, dass die Chan-cen im Vordergrund stehen: „Investoren sind durchschnittlich gesehen nur mit rund fünf Prozent ihres Kapitals in den Emerging Markets vertreten. Somit sind sie eindeutig unterrepräsentiert, vor allem, wenn man an ihre vielfältigen Möglichkeiten denkt.“ Jedenfalls warnt der Spezialist da-vor, alle Schwellenländer über einen Kamm zu scheren: „Emerging Markets präsentieren sich aber sehr heterogen. So hat zum Beispiel auch die schnelle und starke Aufwertung des US-Dol-

lar nicht alle diese Staaten in gleichem Umfang betroffen. Auch ist ein starker Greenback nicht nachhaltig negativ.“ Semiz plädiert deshalb für eine differenzierte Sichtweise: „Einige Märkte haben noch Nachholbedarf, andere haben ihre Haus-aufgaben gemacht und zum Beispiel ihre Rohstoffabhängigkeit reduziert. In diesem Zusammenhang muss man etwa China ein Kompliment aussprechen. Man sieht hier Erfolge bei der Umstellung der Volkswirtschaft auf mehr Nachhaltig-keit und Konsum, die Rohstoffabhängigkeit geht zurück.“Musterschüler und Problemkinder. Ein weiteres Land, das dem Experten gut gefällt, sind die Philip-pinen: „Hier wurden die Hausaufgaben bewältigt, es gab auch keine Korrekturen. Anders sieht die Situation in Malaysia aus, wo kein Reformwille zu erkennen ist, das gefällt uns natürlich weniger. In Brasilien stellt sich wiede-rum die Frage, ob der Wechsel an der Staatsspitze ausreichend sein wird. Hier ist Skepsis geboten, das Land ist sozusagen in zweiter politischer Generation in Korruption verstrickt. Aber in jedem Emerging Market muss man auch eben nicht investiert sein“, zieht der Experte sein Fazit.www.swisspartners.com

Hakan semiz, Portfolio manager und

Head Fund selection bei swisspartners

swisspartners ° Emerging Markets – Chance oder Sackgasse?

Page 41: GELD-Magazin, Juni 2016

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Juni 2016

Volle Kraft voraus! „Für den Energiesektor gibt es gleich mehrere starke Treiber“, zeigt sich Evelyne Pflugi, Portfolio Managerin bei GAM, überzeugt. Dazu zählt sie unter anderem die Tatsache, dass immer mehr Staaten rund um den Globus mehr Unabhän-gigkeit im Energiebereich anstreben. Einen weiteren Faktor bietet die fortschreitende Technologie, die neue Möglichkeiten eröffnet. So werden etwa erneuerbare Energien effi-zienter, aber auch die Förderung fossiler Brennstoffe macht Fortschritte, was zum Beispiel sehr eindeutig am Beispiel von Schiefergas zu sehen ist. Diese Technologie ist umstrit-ten, als Investor wäre es aber fahrlässig, diese Möglichkeit einfach links liegen zu lassen. Als weiterer Treiber fungiert natürlich nicht zuletzt das steigende Umweltbewusstsein, das sich auf internationaler politischer Ebene eindeutig auf der Klimakonferenz in Paris Ende letzten Jahres manifestiert hat.Richtige Auswahl entscheidet. „Es geht darum, gute Aktien mit günstiger Be-wertung zu finden, denn natürlich gibt es auch im Energiebereich schlechte Firmen. Die Spreu muss vom Weizen getrennt werden“, weiß Pflugi. Abgesehen von intelligentem

Stock Picking ortet die Expertin interessante Wachstumschancen in den Bereichen Energie-Infrastruktur und Ener-gie-Speicherung. Im Solarsektor sieht sie als positive Entwicklung, dass die Kosten gesunken sind, wobei auch hier eine genaue Titelauswahl zu treffen sei. So geht es etwa Spezialisten für Solarinstallationen besser als Modul-Pro-duzenten, die unter dem Preisdruck leiden.Abschied von Atomenergie. Im Nuklearbereich sieht die Expertin hingegen kaum Investmentchancen, weil auch das Wachstum begrenzt sei, was wiederum politisch bedingt ist.www.gam.com

evelyne PFlugi, Portfolio managerin

bei gam

gam ° Energie fürs Portfolio

Qualität im Fokus. Auch Matthias Siller, Investment-Experte bei Baring Asset Manage-ment, hat in seinem Vortrag die internationalen Emerging Markets einer tiefgehenden Analyse unterworfen. Er zeigte sich davon überzeugt, dass Qualitätswachstum die Grundlage für Out-performance in diesen Regionen und Ländern bietet.Nachhaltiges Wachstum und Rendite. „Wir bleiben dieser Philosophie treu und suchen nach den besten Aktien, die Wachstum zu einem angemessenen Preis bieten. Solche Unternehmen versprechen nachhaltig höhere Renditen bei geringerer Volatilität. Dem Qualitätsansatz folgend, begeben wir uns auch nicht in die Gefahr, Opfer von Market Timing zu werden“, erklärte der Experte.Perlen aus dem Osten. Siller hatte zu seinem Vortrag am Institutional Investors Con-gress auch Beispiele für attraktive Aktien mitgebracht. „Yandex etwa verfügt über den größten Marktanteil im Bereich der russischen Online-Suche und Internetwerbung. Das ist spannend, denn ein Großteil des russischen Werbeetats fließt nach wie vor in digitale Werbung. Konservati-ve Prognosen senken überdies die Hürde für zukünftige Überraschungen auf der Ergebnisebene.

Alles in allem ist Yandex im Vergleich zu seiner Qualität und zu den Wachstumsaussichten unterbewertet.“ Dem Spezia-listen gefällt auch die Sberbank sehr gut: „Es handelt sich um die größte Bank Russlands mit 35 Prozent Marktanteil bei Darlehen und 45 Prozent bei Privatkundeneinlagen. Dabei ist die Kreditdurchdringung in Russland weiterhin niedrig, es ist also noch einiges Potenzial vorhanden. Das Unternehmen ist im Vergleich zu Mitbewerbern in den Schwellenländern günstig bewertet.“ Der Experte sprach in seinem Fazit den Aktien aus den Emerging Markets also gute Chancen aus, es gelte aber eben, die attraktivsten Unternehmen zu finden und die schönsten Perlen zu heben.www.barings.com/de

baring asset management ° Wachstum zum richtigen Preis

mattHias siller, investment mana-

ger bei Baring asset management

INStItutIONAl INVeStORS cONgReSS ° Wachstumsregionen und -branchen

Page 42: GELD-Magazin, Juni 2016

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gesunde gewinne. Die BB Biotech AG wurde als Beteiligungsgesellschaft be-reits im November 1993 in der Schweiz gegründet und zählt heute zu einem der größten Biotech-Investoren in Europa – das investierte Kapital liegt bei 2,7 Milliarden Schweizer Franken. Silvia Schanz, Director Investors Relations der BB Biotech, bezeichnete in ihrem Vortrag Biotechnologie als Innovationsmotor der Medizin und analysierte Perspektiven und Anlagechancen in diesem Sektor.Viele Krankheiten steigen altersbedingt. Den Rückenwind für die Branche sieht die Expertin durch mehrere Faktoren bestätigt, wie etwa die höhere Lebenserwartung und damit verbunden die Zunahme von chronischen Krankheiten. Das führt logischerwei-se zu steigender Nachfrage nach Gesundheitsprodukten und diver sen Dienstleistungen im Healthcare-Bereich. Für die Biotech-Industrie schlägt sich das in Form von zweistelligen Wachstumsraten nieder. Laut Schanz eine solide Basis für Gewinne, wobei es natürlich gilt, die richtige Auswahl zu treffen: „Wir suchen nach innovativen Gesellschaften, die neue Medikamente mit Potenzial für einen therapeutischen Paradigmenwechsel haben.“

Der Fokus liegt dabei auf profitablen Unternehmen mit interessanter Pipeline, die sich besonders unter den Mid Caps finden lassen. Das Portfolio konzentriert sich auf fünf bis acht Kernbeteiligungen, die Diversifikation erfolgt durch kleinere Positionen.Keine Blasenbildung in Sicht. Übertreibungen bei den Preisen von Biotech-Aktien kann die Expertin nicht erkennen: „Zur Jahrtausendwende war eine Blasenbildung zu beobachten. Die Situation hat sich aber nach-haltig verbessert, denn die Industrie ist mittlerweile reif und profitabel geworden.“www.bbbiotech.com

silvia scHanz, Director investors

relations bei der BB Biotech ag

bb biotech ag ° Innovationsmotor für Medizin

taxi kommt gleich. Es waren schon mitunter durchaus erstaunliche Fakten, die Mike Judith von der norwegischen DNB Asset Management am Institutional Investors Congress zu bieten hatte: „Uber besitzt selbst keine Fahrzeuge, es handelt sich aber mitt-lerweile um das größte Taxiunternehmen der Welt. Facebook hat sich wiederum zu einer immensen Kommunikationsplattform und dem beliebtesten Medienhaus rund um den Globus entwickelt, produziert aber keine Inhalte – das übernehmen die User. Facebook schöpft ab und generiert so eine Nettomarge von 60 Prozent. Alibaba, die wertvollste Handelsplattform der Welt, hat keinen eigenen Lagerbestand, und Airbnb, der weltgrößte Vermittler von Unterkünften, besitzt keine eigenen Hotels.“Anders Fernsehen. Heute verbinden digitale Netzwerke Milliarden Menschen, und bleiben wir gleich beim Stichwort Internet: Laut Judith verdrängt dieses das „stationäre Fernsehen“ zunehmend. So können wir etwa via Netflix die TV-Auswahl bequem von der Couch aus selbst bestimmen. Interessant ist auch, dass es YouTube bereits zum größten TV-Sender in den USA geschafft hat. „Aber nicht alle Hightech-Aktien sind auch gleich eine Investmentempfehlung. So erscheint uns zum Beispiel Netflix mit einer Gebühr von acht

Euro pro Monat nicht profitabel. Eine Verdoppelung wäre notwendig, dem Unternehmen fehlt aber die Preis-Durch-setzungsmacht.“ Technologieaktien sind laut Judith nicht immun gegen Marktschwankungen, aber die Situation unterscheide sich sehr stark von der Dotcom-Blase Ende der 90er Jahre: „Hightechs sind nicht teuer, öffnen bei der richtigen Titelauswahl aber schöne Wachstums- und Gewinnchancen.“ Den mehrfach ausgezeichneten DNB Technology gibt es übrigens als Long-Only-Aktienfonds aber auch in Form einer Absolute Return-Strategie.www.dnb.no

Dnb asset management ° Digitaler Umbruch

mike juDitH, Head of sales and Port-

folio management bei DnB asset

management.

Wachstumsregionen und -branchen

Page 43: GELD-Magazin, Juni 2016

Pictet-Global Environmental Opportunities

Marc-Olivier Buffl e, Senior Product Specialist,Pictet Asset Management

Nachhaltiges Investieren: Performance-Bringer oder Performance-Verhinderer?

Jamie Jenkins, Portfoliomanager des F&C Responsible Global Equity Funds vonBMO Global Asset Management

Sustainable investing & best effort approach

Jean-Marc Pont, Investmentspezialist Aktien,Generali Investments Europe

Nachhaltigkeit gut und günstig mit ETF´s abbilden

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Ja, ich melde mich zur kostenlosen Teilnahme an der Veranstaltung Institutional Investors Congress am 22. Juni 2016im Haus der Industrie an.

bitte um Antwort per E-Mail: [email protected]

Empfang: 8:30 bis 9:00 UhrVorträge: 9:00 bis ca. 12:00 Uhr

anschließend Mittagsbuffet

Ort der VeranstaltungHaus der Industrie

Schwarzenbergplatz 4, 1030 Wien„Ludwig Urban – Saal“

Zielgruppen/GästeFondsmanager, Dachfondsmanager, Vermögensverwalter, Versicherungen, WPDL-Unternehmen, Pensionskassen,

CFOs, Private Banker,Kundenbetreuer von Banken, etc.

Nachhaltige InvestmentsVERANTWORTUNG

Vom Nischenprodukt zum Mainstream – immer mehr Investoren setzen auf soziale und ökologische Nachhaltigkeit im Wirtschaftsleben. Mit Neuen Energien, Ressour-ceneffizienz und vielen anderen „SRI/ESG“-Themen lässt sich mit gutem Gewissen auch mehr Geld verdienen.

22. JUNI 2016

Page 44: GELD-Magazin, Juni 2016

Ein Grund für die massive Korrektur von bis zu 30 Prozent im Nasdaq Biotech­

nology Index (Einzelaktien verloren 50 bis 60 Prozent und mehr) lag sicher an der zu­vor starken Performance, was irgendwann immer zu Gewinnmitnahmen vor allem von branchenfremden Investoren führt, die keine mittelfristige Perspektive sehen. Aber natürlich hat der Abschwung in nahezu al­len wichtigen Aktienmärkten, vor allem im US Nasdaq 100 Technologie Index, der eine starke Korrelation zu Biotechwerten auf­weist, obwohl viele gar nicht in ihm enthal­ten sind, die Biotechbranche ebenfalls belas­tet. Was den Bereich Forschung und Ent­wicklung (F&E) angeht, so gab es zuletzt

kaum größere Rückschläge, sodass die In­novation ein mittelfristig kursstabilisie­render Faktor bleiben sollte. Für vorüberge­hende Unruhe führt auch immer wieder die Kritik von Politikern an den zum Teil hohen Preisen mancher Biotechmedikamente. „Anlass dafür waren übertriebene Preisstei­gerungen von Turing Pharma für ein altes Malariamedikament, ohne dass neue kli­nische Studien neue Erkenntnisse gebracht hätten. Der Preis wurde von 13,50 auf 750 Dollar pro Tag erhöht. Dies führte zu Em­pörung und politischen Scharmützeln so­wie Druck von Versicherungen auf die Preispolitik. Demgegenüber stehen Einspa­rungen durch bessere Medikamente (nichts

ist teurer als Intensivpflege ohne Therapie)“, erläutert Christian Lach, Fondsberater des BB Adamant Biotech Fonds. Ein besseres Beispiel ist Gileads neueste Hepatitis C­Therapie Sovaldi.

80.000 Dollar für eine TherapieBehandlungskosten von ca. 80.000 Dol­

lar pro Patient scheinen auf den ersten Blick tatsächlich ein stolzer Preis zu sein. Aller­dings: Patienten mit chronischen Hepatitis C­Infektionen entwickeln mit der Zeit eine Leberzirrhose. Oft muss eine Lebertrans­plantation vorgenommen werden, und für diese allein fallen Kosten von 200.000 bis 500.000 Dollar pro Patient an. „Unter dem Strich ist deshalb die Behandlung mit So­valdi, nach der der Patient mit fast 100­pro­zentiger Sicherheit geheilt ist, günstiger für das Gesundheitssystem. Die Behandlungs­dauer reduziert sich auf drei Monate. Dazu kommt, dass ein Kombinationspräparat von Gilead (Harvoni) noch besser wirkt und Gi­lead trotz Konkurrenz etwa von Merck oder Abbvie schon im ersten Jahr (2015) über zehn Milliarden Dollar an Umsatz erlösen konnte, was ein Weltrekord ist“, meint Silvia Schanz von der Beteiligungsgesellschaft BB Biotech. Doch nicht nur Sovaldi ist ein Bei­spiel, dass Biotechmedikamente effizienter sind und helfen können, Behandlungskos­ten zu sparen. Viele derartige Medikamente sind in der Onkologie angesiedelt. Interes­sant ist die CAR­T­Zell­Technologie, die Novartis von der University of Pennsylvania lizenziert hat. Dabei werden dem Patienten T­Zellen entnommen, im Labor mit den Tumor­Antigenen CD19 „geimpft“ und dem Patienten danach wieder infundiert. Die so veränderten T­Zellen sind nun in der

geldanlage ° Biotech

44 ° GELD-MAGAZIN – JuNI 2016

Im Technologiesektor musste die Biotechbranche die stärksten Verluste hinnehmen. Es waren weniger Rück-schläge in der Forschung, als vielmehr zum Teil Kritik an einigen wenigen sehr hohen Medikamentenpreisen. Wir haben Branchenexperten dazu und zum Ausblick befragt. Wolfgang Regner

Von der Innovation profitieren

20 JAhrE BIotEchNoLoGIE: ENtwIckLuNG Zu EINEr rEIfEN INDustrIE

eine neue Ära bricht an: Nun bringen auch kleinere Biotechfirmen Blockbuster auf den Markt. Quelle: Bellevue Asset Management; Bernstein Research, April 2016

operativer Gewinn (Mrd. USD)

Nettogewinn (Mrd. USD)PX Performance des NBI (Nasdaq Biotechnology Index)

8000

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in Mrd. USD Index-Punkte

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Lage, Tumorzellen zu erkennen. Mit dieser personalisierten T­Zell­Therapie konnten bei Patienten mit Leukämie (ALL) bahnbre­chende Resultate erzielt werden. „Ein wei­terer, viel versprechender Ansatz ist Incytes IDO (Indolamin­2,3­DiOxygenase). Dieses Enzym ist auch in der Plazenta von Schwan­geren aktiv und verhindert dort, dass der Fötus vom Immunsystem abgestoßen wird. Mit den neu entwickelten IDO­Hemm­stoffen kann man das körpereigene Immun­system stimulieren und zum Angriff gegen den Tumor schicken“, erklärt Lach. Diese und andere Ansätze der Immuntherapie ge­gen Krebs sind derzeit brandheiß.

auch ÖsTerreich MischT MiT Die Forscher vom Wiener Institut für

Molekulare Biotechnologie haben einen Wirkstoff gegen Metastasen entwickelt und an Mäusen ausprobiert. Fazit: Er wirkt. Und was den Menschen angehe, „sollte es eben­falls möglich sein, eine Pille gegen Metasta­sen herzustellen“, sagt Institutsvorstand Josef Penninger. Der neue Wirkstoff beein­flusst das Verhalten von sogenannten natür­lichen Killerzellen, deren Job darin besteht, Tumore abzutöten. Allerdings ist ihre Akti­vität im Normalfall durch ein Protein na­mens „Cbl­b“ gedrosselt. Diese molekulare Bremse lässt sich lösen, wie Penninger ge­zeigt hat. Sehr interessant sind sogenannte Checkpoint­Blocker zur Stimulierung des Immunsystems bei Krebserkrankungen. Diese hemmen die Tumorzellen dabei, wenn sie die Abwehrzellen außer Gefecht setzen wollen. Neben Bristol Myers haben auch Roche und Merck USA sowie Incyte diese PD­1 Blocker in der klinischen Ent­wicklung. Die neuen Immunstimulanzien gelten als wissenschaftlicher Durchbruch und es besteht die Hoffnung, dass Krebs bei einigen Patienten in eine chronische Er­krankung gewandelt werden kann, ähnlich wie dies vor Jahren bei HIV gelungen ist. „Am bekanntesten wurde mit Keytruda ein Medikament mit einem derartigen Mecha­nismus (Merck & Co. Bristol Myers, aber auch Incyte forscht in diesem Bereich), das dem bereits von seinen Ärzten aufgege­benen Ex­US­Präsidenten Jimmy Carter

das Leben rettete, indem es eine bereits aus­therapierte Gehirnmetastase eliminierte“, weiß Rudi Van den Eynde, Head of Thema­tic Global Equity bei Candriam. Der Cand­riam Biotech ist auch in der Gentherapie in­vestiert. „Hier gab es nun endlich große Fortschritte, wobei spezielle virale Vektoren die das defekte Gen heilende DNA in die Körperzellen transportieren und diese ge­plant infizieren (Spark, Biomarin). Die erste Gentherapie gegen die seltene Fettstoff­wechselkrankheit Lipoproteinlipasedefi­zienz (LPLD) wurde in Europa zugelassen. Glybera von der kleinen niederländischen Firma UniQure soll das defekte Gen im Körper der Patienten mittels eines Virus­vektors ersetzen und so den Fettstoffwech­sel wiederherstellen“, erklärt Van den Eyn­de. Trotz aller Erfolge kommen auch einige Herausforderungen auf die Biotechbranche zu – neben den politischen Eingriffen.

„Auch im Biotech­Sektor kommt es nun zu Patentabläufen. Etwa bereits 2015 bei Copa­xone (Teva, Multiple Sklerose), Tracleer (Bluthochdruck im Lungenkreislauf, Acte­lion), Neulasta (Amgen, Neutropenie, Ver­minderung weißer Blutkörperchen), Syna­gis (Astra/Medimmune, RSV, virale Atem­wegserkrankung vor allem bei Kindern) und Viread (HIV) in 2018 (Gilead).

paTenTablÄufe2016 sind vor allem Pharma­Block­

buster betroffen, wie z.B. Crestor (Choleste­rinsenker, Astra Zeneca), Cubicin (Infek­tionskrankheiten, Merck & Co.), Gleevec (Leukämie, Novartis), Lantus (Diabetes, Sa­nofi)“, weiß Lach. Die Antisense­Technolo­gien (greifen in den Vorgang der Tumorent­stehung schon auf DNA­RNA­Ebene ein) haben bisher nicht die hohen Erwartungen erfüllen können, vor allem in Hinblick auf

Biotech ° geldanlage

JuNI 2016 – GELD-MAGAZIN ° 45

Quelle: FDA, www.fda.gov, Stand: 31. Dezember 2015

° DIE BEstEN BIotEchNoLoGIE-AktIENfoNDsiSiN FONdSNAMe VOLUMeN PerF. 1 J. 3 JAHre 5 JAHre terAT0000746748 eSPA StOcK BiOtec 194 Mio. € – 22,7 % 100,7 % 208,1 % 2,15 %LU0108459040 candriam equities L Biotechnology 474 Mio. € – 23,6 % 97,2 % 205,5 % 1,83 %DE0009769976 dWS Biotech 439 Mio. € – 28,2 % 87,6 % 196,9 % 1,50 %LU0415392322 Bellevue F (Lux) BB Adamant Biotech 61 Mio. € – 26,6 % 98,8 % 186,3 % 2,32 %LI0130449403 HBM Global Biotechnology Fund 23 Mio. € – 22,7 % 125,9 % – 2,06 %

Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 07. Juni 2016

Die Zulassungsstatistik der fDa (US-Gesundheitsbehörde) bleibt auf hohem Niveau.

DIE ZuLAssuNG NEuEr thErAPEutIschEr MoLEkÜLE NIMMt stEtIG Zu

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1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

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Anzahl Moleküle

Page 46: GELD-Magazin, Juni 2016

46 ° GELD-MAGAZIN – JuNI 2016

die Sicherheit und Nebenwirkungen. Mit Spannung erwartet werden die Daten für den Überlebensvorteil der neuen Choleste­rinhemmer Repatha (Amgen) und Praluent (Sanofi/Regeneron). Positiv ist auch die in den USA neu eingeführte Zulassungsart „Breakthrough Designation“. Das bedeutet schnellere, unkomplizierte Zulassungen für Durchbrüche bei der Behandlung schwerer Krankheiten. Auch bei sog. (Waisenerkran­kungen, Orphan Diseaes), die dadurch ge­kennzeichnet sind, dass sie sehr geringe Pa­tientenzahlen aufweisen. Um bei diesen meist erblich bedingten Leiden wirksame Medikamente profitabel auf den Markt zu bringen, sind z.T. optisch extrem hohe Prei­se unvermeidbar. Wie etwa Soliris: Für das Medikament, das zur Behandlung der Paro­xysmalen nächtlichen Hämoglobinurie (PNH), eine seltene, durch einen Gendefekt

bedingte Erkrankung blutbildender Stamm­zellen, zugelassen wurde, hat Alexion Phar­ma einen jährlichen Preis von etwa 400.000 Dollar festgesetzt – pro Patient.

anlagesTraTegie & ausblickDie meisten Biotech­Fondsmanager

verfolgen eine Mid Cap­Strategie. Mit die­sem Ansatz bevorzugt man Unternehmen, die den Cashflow ihres/ihrer ersten zugelas­senen Medikaments/Medikamente in wei­tere Forschungen investieren. Denn bei Bio­techfirmen werden vor allem jene profitie­ren, die gerade ein wichtiges Produkt lan­cieren und zusätzlich bereits Produkte am Markt etabliert haben – in dieser Phase ist das Wachstums­ und damit das Kurspoten­zial am größten (S­Kurven­Effekt). „Die Zukunft jedoch liegt in der Kombination unterschiedlicher Ansätze und Mechanis­

men. Deren gibt es viele – etwa LAG3 (Lym­phozyten­aktivierendes Gen 3), das an der Oberfläche von T­Zellen Proteine bildet. Dabei handelt es sich um einen Checkpoint­Rezeptor, der von dazu passenden Medika­menten blockiert werden kann (sog. Check­point­Inhibitoren) und somit an der Förde­rung des Wachstums von Krebszellen ge­hindert wird. Oder GITR, Mitglied in der Familie von Tumor­Nekrose­Faktor­(TNF) Rezeptoren. Ein TNF führt normalerweise bei Krebszellen den automatischen Zelltod herbei. GITR stimuliert das Immunsystem (v.a. T­Zellen) und wirkt gegen Krebszellen, die den TNF außer Gefecht setzen wollen. Es gibt noch Dutzende andere Mechanis­men, deren Kombination in Hunderten von klinischen Studien getestet wird. Erste Er­gebnisse soll es in ein bis zwei Jahren geben“, schließt Van den Eynde.

cred

it: be

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geldanlage ° Biotech

GELD ° Wo wird es für Sie bzw. Ihre Biotech-Portfolios demnächst interessante Events geben? MIchaEl SjöStröM: Spannend wird es für uns demnächst bei Tesaro (experimen-telles Medikament gegen Eierstockkrebs), Novavax’ RSV Vakzin (gegen Atemwegs-infektionen bei Kleinkindern) und Sage (seltene Form von rückfallbedingter Epi-lepsie). Was die Therapiegebiete anbelangt, favorisieren wir die Bereiche Onkologie, seltene Krankheiten (Orphan Diseases). Allerdings haben sich die politischen und Preisrisiken in den letzten Jahren erhöht. Dem kann man nur entgegenwirken, wenn man sich auf Biotechfirmen mit Top-For-schungs-Pipelines konzentriert.

Wo laufen aussichtsreiche klinische tests? Interessante klinische Tests laufen z.B. im Bereich der Gentherapie, etwa bei der Bluter-krankheit Hämophilie, Augenerkrankungen (Netzhaut, Spark) und anderen schweren Erbkrankheiten (Biomarin, Spark), Uni-

qure, Avexis (Gehirnerkrankungen) und Ionis sowie Alnylam. Um in derartige Small- und Mid Caps mit kontrolliertem Risiko investieren zu können, ist die Wahl eines gu-ten Biotechfonds dringend zu empfehlen. Natürlich gab es auch R&D-Rückschläge, wie bei Incyte (solide Tumore) und einigen kleineren Unternehmen. Den großen Flop gab es jedoch nicht. Allerdings versagte die US-FDA einem Mittel von Biomarin gegen schwere neuromuskuläre Erkrankungen (Duchenne Muscular Dystrophy, DMD) die Zulassung und ließ auch die Data-Sets von PTC Therapeutics durchfallen.

Wo gab es erfreulich rasche Zulassungen? Gute Phase III-Daten bei atopischer Derma-titis (schwere chronische Hautentzündung) führten dazu, dass der Pharmariese Pfizer den Entwickler Anacor übernahm, während Sanofi/Regeneron gute Daten für ein injizier-bares Medikament für besonders schwere Fälle meldeten. Wichtige Neuzulassungen 2016 waren Ocaliva von Intercept gegen

MIchAEL sJöströM, Co-founder & CIo SeCtoral aSSet ManageMent

INtErVIEw °

e i ne s e l tene Leberinfektion, Nuplazid von Acadia Pharma gegen Parkin-son-Psychose und einige Big Pharma-Me-dikamente im Krebsbereich (Abbvie, Roche), Asthma (Teva) und Psoriasis (Eli Lilly).

Welches sind die therapien der Zukunft? Langfristig am aussichtsreichsten sind die Therapieansätze Immunonkologie und Gentherapie. Nach vielen Rückschlägen wurden die ersten Gentherapieprodukte zugelassen – dazu gibt es Hunderte von klinischen Studien gegen Hämophilie, spi-nale Muskelatrophie (Muskelschwund im Rückenmarks-Bereich) und seltene Stoff-wechselerkrankungen wie Morbus Pompe, eine Glykogen (Zucker)-Speicherkrankheit, die zu Muskelschwäche führt.

Page 47: GELD-Magazin, Juni 2016

Im Gespräch mit Dr. Silvia Schanz, BB Biotech AG ° GELDANLAGE

JUNI 2016 – GELD-MAGAZIN ° 47

GELD ° Welches sind die Schlüsselfaktoren, die das Wachstum der Biotech-Branche weiter-hin antreiben?SILVIA SCHANZ: Man kann zumindest fünf Treiber identi�zieren. Erstens den Wandel von Lifestyle und globaler Demogra�e (höhere Le-benserwartung und Zunahme chronischer Krankheiten), zweitens den Faktor Innova tion, der gerade in den letzten beiden Jahren eine Rei-he von Biotech-Blockbustern hervorgebracht hat und Katalysator für zweistellige Wachstums-raten ist. Drittens den Faktor Patentverluste, vor allem im Pharma-Sektor, aber zum Teil auch schon in der Biotech-Branche. Die davon betrof-fenen Unternehmen versuchen, ihre Umsätze teils durch M&A-Aktivitäten – also die Über-nahme von anderen Unternehmen – zu halten bzw. auszubauen. Der vierte Treiber ist, dass die personalisierte Medizin zu tre�sichereren Therapien führt, was Kosteneinsparungen und einen erhöhten Nutzen für die Patienten mit sich bringt. Und fün�ens: das große Auf-holpotenzial in den Gesundheitsmärk ten der Schwellenländer.

Wie sehen Sie aktuell die Bewertung des Biotech-Sektors gegenüber anderen Bereichen der Life Science-Branche?Biotech weist mit über zehn Prozent pro Jahr bis 2018 die höchsten Wachstumsraten im Ge-sundheitssektor auf. Big Pharma bringt es nur auf knapp fünf Prozent. Dennoch ist die Biotech-Branche mittlerweile zu einer reifen Industrie herangewachsen. Die Bewertungen sind relativ günstig, insbesondere wenn man das Kurs-Gewinn-Verhältnis in Relation mit den Wachstumsraten sieht. Die PEG-Ratios (Kurs-Gewinn-Verhältnis adjustiert um das ge-schätzte Gewinnwachstum) der Biotechs sind im Vergleich zu Big Pharma meist niedriger, teil-weise sogar tiefer als eins. Das heißt, obwohl die

Biotech-Unternehmen schneller wachsen, ha-ben sie eine relativ tiefere Bewertung.

Sie sprachen die hohe Innovationskraft der Biotechs an. Welches waren zuletzt die High-lights in den Pipelines?Gilead wird demnächst das neue HIV-Medi-kament TAF auf den Markt bringen. Bei Novo Nordisk haben zwei positive Studien im Dia-betesbereich überzeugende Resultate gebracht. Weitere regulatorische Meilensteine konnten Neurocrine und Medivation im Bereich zen-trales Nervensystem bzw. Krebs erreichen, und auch Vertex, Incyte und Celgene machten klinische Fortschritte. Das ist nur eine kleine Auswahl, zeigt aber, dass wir im Biotech-Sektor den Beginn einer neuen Ära sehen. Biotech-Fir-men gelingt es, echte Blockbuster-Medikamente mit Jahresumsätzen von über einer Milliar-de Dollar auf den Markt zu bringen. Beispiele sind im Bereich der Krebstherapie Celgene (bei multiplem Myelom) und Medivation (Xtandi gegen Prostatakrebs entwickelt sich zum Mil-liardenseller). Und nicht zuletzt hat Gilead mit Zydelig sein erstes Blockbuster-Krebsmedika-ment auf den Markt gebracht.

Welche Anlagestrategie verfolgt BB Biotech?Als börsennotierte Beteiligungsgesellscha� le-gen wir den Fokus auf bereits pro�table Mid Caps, die zumindest ein Produkt auf den Markt gebracht haben und über eine interes-sante Pipeline verfügen. Diese bieten ein ideales Chancen-Risiko-Pro�l. Wir halten in der Regel fünf bis acht Kernbeteiligungen, die Diversi�ka-tion wird durch kleinere, sehr wachstumsstarke Positionen erzielt. Dabei verstehen wir uns als langfristige Investoren und haben uns eine Performance von 15 Prozent pro Jahr als Ziel ge-setzt, was ein besonders gründliches Research und viel Fachkompetenz unseres Management-

Teams erfordert. Auf �erapieebene sind wir breit aufgestellt, mit einem Fokus auf die Be-reiche Onkologie (35 %), seltene Erkrankungen (23 %) sowie Infektionskrankheiten (12 %).

Wo wird es demnächst für das Portfolio von BB Biotech zu spannenden Events kommen? Wir erwarten in diesem Jahr noch rund zehn weitere Neuzulassungen und rund 20 Resul-tate aus klinischen Studien der dritten und letzten Testphase. Interessant wird sein, ob die angestrebten Indikationserweiterungen von Soliris (Alexion), Opsumit (Actelion) oder Revlimid (Celgene) klappen. Positive Phase III-Daten erhoffen wir uns bei Vertex (zystische Fibrose) sowie bei Ionis (Amyloide Polyneu-ropathie, eine Nervenerkrankung). Auch die Phase II-Studie von Incyte mit PD1-Antikör-pern (sog. Checkpoint-Blocker zur Regulierung des Immunsystems) gegen eine Form des Lun-genkrebses ist interessant. Diese PD1-Blocker hemmen die Tumorzellen dabei, wenn sie die Abwehrzellen außer Gefecht setzen wollen.

www.bbbiotech.com

Dr. Silvia Schanz, Director Investor Relations, BB Biotech AG

Trotz der Kursverluste seit 2015 konnte die BB Biotech AG auf Drei-Jahres-Sicht mit plus 133 Prozent eine doppelt so hohe Performance erzielen wie der Vergleichsindex. Mehr darüber erfahren Sie im Interview mit Dr. Silvia Schanz, Director Investor Relations bei der BB Biotech AG.

Biotech: Top beim Wachstum

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Page 48: GELD-Magazin, Juni 2016

Es macht Sinn, die beiden größten Im-mobilien-Segmente, den Büromarkt

und den Markt für Wohnimmobilien, ge-trennt voneinander zu betrachten. Im Büro-segment zeigt die sogenannte Immobilien-Uhr des Immo-Spezialisten JLL (Jones Lang LaSalle) einige auffällige Entwicklungen – und zumeist sind es positive Trends (siehe Grafik unten). Der spanische Immobilien-markt befindet sich in einem interessanten Turnaround. Auch Mailand läuft im Büro-sektor wieder besser. Besonders kräftig er-holt haben sich die Mieten im Pariser Fi-nanzdistrikt, hier zeigt die Immobilien-Uhr ein höheres Mietpreiswachstum. Das be-deutet aber auch wenig Neubau, und wenn auch das Mietwachstum nicht so breit gefä-

chert ist wie in London, erzielt man nur in wirklich guten Lagen hohe Mieten. Auch Stockholm zeigt weiter stabile Mietpreiszu-wächse, befindet sich aber wie Berlin und Manchester an der Schwelle zu langsamerem Wachstum. London City und London West-End verzeichnen ebenfalls nicht mehr so starke Zuwächse, wie übrigens auch Berlin. Und die übrigen vier deutschen Büroimmo-Zentren? Sie befinden sich allesamt auf der sich abflachenden Preiskurve. Dies gilt für die Hauptmärkte München, Stuttgart, Frankfurt und Hamburg.

droHT nUn eIne Immo-BLase? In manchen Städten sind sowohl Büro-

als auch Wohnungsmieten in den letzten

Jahren massiv gestiegen. Auch die Immobi-lienwerte haben kräftig zugelegt, was es Immobilienunternehmen ermöglicht, ihre Gewinne mit Höherbewertungen aufzupep-pen. Ist das noch eine gesunde Situation? „Hier muss man differenzieren“, sagt Nico-las Scherf, Immobilienexperte und Port-folio manager des Henderson Pan European Property Equity Fund. „In manchen Städ-ten wie London, Dublin oder Stockholm sind die Märkte tatsächlich etwas heißge-laufen. Doch die von manchen Analysten immer öfter gesichtete Immobilienblase in Deutschland kann ich noch nicht erkennen. So profitiert etwa Berlin vom anhaltenden Zuzug und damit steigender Nachfrage. Die Mietpreise sind also durch die Nachfrage gestützt, das ist kein Anzeichen für eine Bla-se“, erklärt Scherf. Auch der relativ hohe Vorvermietungsgrad bei Neuprojekten weist nicht darauf hin. In zentralen Lagen, wo das Angebot knapp und die Nachfrage gut ist, können die Preise auch zweistellig steigen, in Randlagen oder zwischen den größeren Städten gelegene Objekte mit zehn bis 14 Prozent Leerstand können auch jetzt noch durchaus im Preis sinken“, weiß Scherf. „In London sehen wir allerdings eine Ab-schwächung des Mietenwachstums – von plus zehn Prozent in 2015 auf maximal fünf Prozent und darunter in 2016/17. Doch der Leerstand bleibt mit rund vier Prozent ge-ring und die neuen Fertigstellungen liegen unter dem Durchschnitt, ziehen aber leicht an. Die Prognosen für London sagen in den nächsten Jahren einen Einwohnerzuwachs von 100.000 Personen pro Jahr voraus. Der-zeit hängt jedoch das Damoklesschwert eines möglichen ‚Brexit‘ über London. Sollte Großbritannien die EU verlassen, würde cr

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geldanlage ° Immobilienmärkte in Europa

48 ° GELD-MAGAZIN – JuNI 2016

Auch seit Jahresbeginn entwickeln sich Europas Immobilienmärkte gesamt gesehen positiv. Allerdings muss man die besten Segmente in den richtigen Städten aufspüren. Wir haben die Anlagestrategien von Immobilien-fondsmanagern genauer unter die Lupe genommen. Wolfgang Regner

hotspots für Immobilien-Investments

die Immobilien-Uhr zeigt, wo sich die Büromärkte nach Einschätzung von JLL innerhalb ihrer Mietpreis-Kreisläufe Ende März 2016 befi nden.

Quelle: JLL, April 2016

Europäischer Büro-Nutzermarkt startet stark

• Europäischer Büro-Mietpreisindex legt im 1. Quartal 2016 um 0,6% zu

• Ein Plus von 14 % gegenüber dem 1. Quartal des Vorjahres sorgt für

bestes Umsatzresultat seit 2011

• Europäische Büro-Leerstandsquote mit 8,6 % auf niedrigstem Stand

seit Anfang 2009

Quelle: JLL, April 2016

Die Uhr zeigt, wo sich die Büromärkte nach Einschätzung von JLL innerhalb ihrer Mietpreis-Kreisläufe Ende März 2016 befinden. Der lokale Markt kann sich in der Uhr in verschiedene Richtungen und mit verschiedenen Geschwindigkeiten bewegen. Die Uhr ist eine Methode zum Vergleich der Positionen der Märkte in ihrem Kreislauf. Die Positionen sind nicht zwingend repräsentativ für den Investment- und Projektentwicklungsmarkt. Die Positionen der Märkte beziehen sich auf die Spitzenmieten. Es gibt Märkte, die keinem konventionellen Zyklus folgen und sich eher zwischen 9 und 12 Uhr bewegen. In diesem Fall repräsentiert 9 Uhr einen Mietanstieg nach einer Periode der Mietstabilität.

JLL Büroimmobilienuhr Q1 2016EMEA Offices Research

Lyon, OsloKöln

FrankfurtHamburgStuttgartMünchen

London West-EndKopenhagenLondon City

Berlin, DublinLuxemburg, Manchester

Stockholm

Amsterdam, Barcelona Budapest, Edinburgh, Madrid

MailandParis CBD

LissabonBrüssel, Rom

Moskau

VerlangsamtesMietpreis-Wachstum

BeschleunigterMietpreis-rückgang

VerlangsamterMietpreis-rückgang

BeschleunigtesMietpreis-Wachstum

Genf, WarschauKiew, St. Petersburg Athen, Bukarest,Düsseldorf, Helsinki, Istanbul, Prag, Zürich

° DIE ENtwIcKLuNG DEr BÜroMIEtEN IN EuroPA

Page 49: GELD-Magazin, Juni 2016

sich dies negativ auf die Nachfrage nach Bü-roflächen in London auswirken“, erläutert Scherf. „Generell kann man nicht sagen, dass sich Städte/Märkte in einer Invest-mentblase befinden. Residential in London, Genf, Zürich oder Paris haben aber aktuell ihre historischen Höchstwerte bereits er-reicht.“, meint Gabriela Tinti, Fondsmana-ger des ESPA Stock Europe-Property.

dIe FUndamenTaLdaTen sInd o.K.In Deutschland zeigt auch ein Blick auf

die Baugenehmigungen, dass es insgesamt gesehen keine Preisblase gibt. Trotz eines Zuwachses um 30 Prozent im ersten Quar-tal 2016 reicht das aber immer noch nicht aus, um genügend bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Zu dem Boom trägt außerdem auch die Unterbringung Hunderttausender Flüchtlinge bei. Experten zufolge müssen in Deutschland aber bis 2020 jährlich insge-samt rund 400.000 Wohnungen und damit rund 140.000 Mietwohnungen mehr als noch 2015 gebaut werden, um den Bedarf zu decken. Das spricht für eine anhaltend gute Baukonjunktur und ebenfalls einen sich rege entwickelnden Immobilienmarkt. Dazu kommt, dass die Aktien aus dem deut-schen Wohnimmobiliensektor im Schnitt mit einem Abschlag zum geschätzten Net-toinventarwert (NAV) für 2017 von acht Prozent gehandelt werden. Hinzu kommt eine schöne durchschnittliche Dividenden-rendite von 3,3 Prozent. Zudem werden die

Banken immer vorsichtiger bei der Kredit-vergabe – Preisanstiege in Berlin um 15,6 Prozent innerhalb eines Jahres, in München um 13,7 Prozent und in Stuttgart um 20 Prozent werten sie als Alarmsignal. Deutschland jedoch nähert sich erst dem Normalwert der Immobilienbewertung an. Das ist ein Ergebnis des aktuellen empirica Blasenindex. Dieser wurde im blasenfreien Jahr 2014 auf null gesetzt. Im Tief sackte der Gesamtindex auf minus 55 Prozent ab. Nun hat der Index aufgeholt, notiert aber immer noch rund zehn Prozent unterhalb des Startwertes. Dennoch ist das der höchste Wert seit 2004.

dIe „Good perFormer“In den deutschen Topstädten wird es

mittlerweile eng. Das bezieht sich nicht nur auf die Attraktivität von Städten wie Berlin und München. Es wird auch eng in Bezug auf die Rendite. Nettorenditen von kaum mehr als drei Prozent sind eher die Regel in den deutschen Metropolen. Doch bei den Städten in der zweiten Reihe finden sich einige „Good Performer“. Denn hinter den führenden deutschen Städten, wie eben Ber-lin, München oder auch Köln, hat sich eine Riege an Städten gebildet, die alle durch sta-bile demografische Zahlen gekennzeichnet sind und auch eine ökonomisch stabile Ent-wicklung aufweisen. Dazu gehören Städte wie Braunschweig, Kiel oder auch Erfurt. Hinzu kommen auch die klassischen Uni-

versitätsstädte wie Freiburg, Mannheim oder auch Augsburg. All diese Städte ver-einen bestimmte Kriterien: Sie haben zwi-schen 200.000 und 500.000 Einwohner und ziehen oft aus dem Umland viele neue Ein-wohner an. Gleichzeitig steigen die Mieten und die Kaufpreise legen ebenfalls stetig zu. Neben den Immobilienaktienfonds, die sich vor allem für konservative Anleger eignen, können risikobewusste Investoren auch auf einzelne Aktien setzen. Neben den ganz Großen wie Vonovia oder Deutsche Woh-nen sind kleinere Player wie Adler Real Es-tate oder ADO Properties interessant. Adler fährt gerade die oben skizzierte Strategie, in sog. B-Städten mit guten Fundamentaldaten zu investieren. Das ermöglicht überdurch-

Immobilienmärkte in Europa ° geldanlage

JuNI 2016 – GELD-MAGAZIN ° 49

° DEfINItIoNEN

Net asset Value (NaV)Net Asset Value: grob gesagt der Buchwert des Eigenkapitals, bereinigt um latente Steuer-positionen (minus aktivierter latenter Steuern zuzüglich passivierter latenter Steuern, also Steuerrückstellungen). Der Goodwill – etwa aus Firmenwerten übernommener Gesell-schaften – ist abzuziehen. Stille Reserven sind jedoch hinzuzurechnen, falls Vermö-genswerte in der Bilanz nicht nach dem Fair Value-Prinzip bilanziert wurden (z.B. bei selbst betriebenen Hotels ist eine positive Differenz zwischen buchhalterischem Wert und dem Verkehrswert zum NAV hinzuzurechnen).

funds from operations (ffo)Funds from Operations: eine vom Cashfl ow (Ergebnis vor Abschreibungen und Steuern) abgeleitete Kennzahl, adjustiert um Bewer-tungs-Zuschreibungen und Investitionen. In Österreich gibt es die Tendenz, Veräußerungs-gewinne als einen Teil des FFO zu inkludieren. International dagegen werden solche Ergebnis-effekte oft als Einmalerlöse betitelt und damit bereinigt, um eine nachhaltige Gewinngröße zu erhalten. Auch bei der Bewertung von Zins-absicherungsgeschäften wird nicht einheitlich vorgegangen – manchmal wird der Barwert dieser bei der NAV-Berechnung rückgerechnet.

° DIE BEstEN IMMoBILIEN-AKtIENfoNDs EuroPAiSiN FONdSNAMe VOLUMeN PerF. 1 J. 3 JAHre 5 JAHre terLU0088927925 Henderson HF Pan europ. Property equ. 530 Mio. € 10,3 % 72,0 % 93,4 % 1,89 %IE00B5N74G68 F&c real estate Securities 139 Mio. € 7,8 % 72,2 % 90,7 % 1,93 %LU0216734045 AXA WF Fram. europe real estate Sec. 848 Mio. € 7,3 % 58,0 % 75,5 % 1,65 %BE0058187841 Petercam Securities real estate europe 432 Mio. € 9,7 % 55,6 % 68,1 % 1,82 %BE6213829094 Petercam real estate europe dividend 241 Mio. € 11,4 % 53,0 % 59,8 % 1,87 %

Quelle: Liper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 07. Juni 2016

Page 50: GELD-Magazin, Juni 2016

50 ° GELD-MAGAZIN – JuNI 2016

schnittliche Renditen. ADO wiederum ist auf Berlin konzentriert.

Top-Fonds: Henderson, peTercamNeben dem Henderson Pan European

Property Equity (ISIN: LU0088927925) er-scheint auch der Petercam Real Estate Euro-pe Dividend (ISIN: BE6213828088) attrak-tiv. Damien Marichal, Senior Portfolio Ma-nager European REITs, sieht vor allem in Madrid und Barcelona eine Beschleunigung der Mieten von tiefen Niveaus aus (sechs Prozent plus statt nur zwei Prozent 2015). „Auch Stockholm zeigt noch Potenzial. Für Paris erscheint mir die Immobilienuhr et-was zu optimistisch zu sein. Es gibt dort

zwar ein schwaches Mietenwachstum, doch die Mietanreize, die Vermieter gewähren müssen, bringen das Wachstum auf nahezu null.“ Und zu seiner Anlagestrategie: „In den aktuellen Märkten ist es schwer, Value-Zonen zu entdecken, wo die Bewertungen noch günstig sind. Die Städte mit den höchs ten Mietrenditen wie Budapest und Bukarest sind bei langlaufenden Mietver-trägen attraktiv. Generell gibt es immer noch einen interessanten Renditeaufschlag gegenüber Anleihen. Wir favorisieren Städ-te mit Wachstum, wie London, Stockholm, Berlin oder Madrid und Barcelona. Bei Pa-ris, Frankfurt oder Brüssel halten wir uns abseits“, so Marichal. Im Wohnimmobilien-

bereich sei Deutschland weiterhin am gün-stigsten, hole aber langsam von einer sehr niedrigen Basis auf. „Am teuersten in die-sem Segment sind Stockholm und London“,. Einzelhandelsobjekte gegenüber Büros, da erstere weniger zyklisch sind. Auch Logisti-kimmobilien gefallen ihm dank ihrer hohen Renditen, doch auch hier sind die Dauer der Mietverträge, die Lage und generell die Qualität entscheidend. Für den Wohnungs-bereich sind wir generell nicht positiv ge-stimmt, vor allem wegen der niedrigen Ren-diten, der hohen Kapitalbindung, der sehr hohen Quadratmeterpreise und des sehr ge-ringen Mietenwachstums. Mit einer Aus-nahme: Deutschland“, schließt Marichal.

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geldanlage ° Immobilienmärkte in Europa

GELD ° Welche Märkte neben dem stark gewichteten London favorisieren Sie? NicoLaS Scherf: Besonders interessant bleibt Deutschland, vor allem der Wohn­immobilienmarkt. Denn der aktuelle Zubau liegt immer noch unter dem Wohnungsbe­darf. Es werden rund 300.000 bis 400.000 Einheiten pro Jahr neu errichtet. Doch das reicht gerade, um den Bedarf auf stabiler Höhe zu halten, vor allem in den Großstäd­ten. Denn der weitere Zuzug in die Städte bleibt ein mittelfristiger Trend. Nicht nur in Berlin oder Hamburg, auch in Wien, Stock­holm, Madrid, London und zum Teil auch in Paris.

Stellen Sie nach den Preissteigerungen in den vergangenen Jahren eine immobilien-blase fest?Der Preisanstieg im Wohnbereich resultiert vor allem aus der höheren Nachfrage und ist auch deshalb nicht spekulativ, da sich die Pa­rameter der meisten Immobiliendeals – wie etwa der Verschuldungsgrad (Loan­to­Va­lue­Ratio) oder der Miet­Kaufpreisfaktor bei Eigentumswohnungen (wie oft die Jah­resmiete im Gesamtkaufpreis enthalten ist) – nach wie vor im gesunden Bereich bewe­

gen. Es gibt nur vereinzelte Ausreißer mit Miet­Kaufpreisfaktoren über 20. Zudem steigen die Preise in Deutschland nach Jahr­zehnten des relativen Stillstands erst in den letzten sieben, acht Jahren und sind mit wenigen Ausnahmen wie einige Hotspots in München, Frankfurt oder in Hamburg im internationalen Vergleich nach wie vor moderat.

Wie sieht es speziell im office-Bereich aus?Die Indikatoren für den Wohnbereich gel­ten auch für den Büromarkt: Wir wählen unsere Investments nach Faktoren wie Bevölkerungswachstum, Jobwachstum, Le­bensqualität, Wirtschaftswachstum und Marktungleichgewichte aus – also eine Nachfrage, die das Angebot übersteigt. Ein Blick auf die noch erzielbaren Renditen weist nicht auf Blasengefahr hin. Im Bürobereich sind etwa in Deutschland durchschnittliche Renditen von vier bis fünf Prozent drin, im Wohnbereich fünf bis sechs Prozent. Nur in absoluten Toplagen sinken die Renditen in Einzelfällen auf zwei bis drei Prozent. Aus unserer Sicht attraktive Märkte sind Berlin, Stockholm, London und als Turnaround­Story Madrid.

NIcoLAs schErf, Portfoliomanager des Henderson Pan euroPean ProPerty equity fund

INtErvIEw °

Wie wählen Sie immobilienunter-nehmen für ihren fonds aus? Immobilienun ter­nehmen wählen wir sowohl nach qualitativen als auch nach quan­titativen Kriterien aus. Zu Letzteren gehören der FFO (Funds from Operations), und zwar nur die wie­derkehrenden Einnahmen. Weiters sehen wir uns den Net Asset Value (NAV), das Mietpreiswachstum, die Leerstandsquoten und die Mietvertragsstrukturen an (Miet­dauer, Indexanpassung, Mieterhöhung bei Vertragsverlängerung oder Risiko einer sinkenden Neumiete bei Fehlen einer der­artigen Klausel) und die Finanzierung des Unternehmens (Potenzial für Einsparungen bei den Zinskosten durch Kredit­Umschul­dungen). Die Investmentstrategie geht dahin, den Fonds breit aufzustellen: nicht nur in Büros und Wohnungen zu investie­ren, sondern auch in Logistikimmobilien, Einkaufszentren, Self Storage sowie auch Studentenwohnungen.

Page 51: GELD-Magazin, Juni 2016

JUNI 2016 – GELD-MAGAZIN ° 51

D er Begriff „Microliving“ ist mittlerweile hinlänglich bekannt. Trotz der großen

Nachfrage ist aber in Österreich Microliving durch das bestehende Mietrecht nur einge-schränkt umsetzbar. Kleine Wohneinheiten sind aber nur ein Parameter neuer und nach-gefragter Wohnformen. Eine weitere wichtige Anforderung des Marktes ist das Mieten auf kurze Zeit, oft unter einem Jahr. Es gibt viele Lebenssituationen (Scheidung, Ausbildung, Ableben von Partnern…), die einen Bedarf wecken, der in herkömmlichen Mietverein-barungen rechtlich nur schwer umsetzbar ist. Mindestlaufzeiten von drei Jahren, Verge-bührung, Kündigungsfristen von mind. einem Jahr usw. machen es hier dem Mieter schwer, das Optimale für seine Situation zu fi nden. Ein dritter Aspekt ist, dass sich Personen, die klei-ne Wohnungen kurzfristig mieten möchten, keine Einrichtung dafür kaufen wollen. Un-

term Strich kann man sagen, dass die Nach-frage nach möblierten Kleinwohnungen, die kurzfristig mietbar sind, enorm hoch ist. Ähn-lich wie in einem Hotel mietet man sich für ei-nen überschaubaren Zeitraum ein. Lösungen für Investoren, die diesen Bedarf decken wol-len, sind Apartmenthäuser, die serviciertes Wohnen anbieten und deren Wohnungen se-parat an einzelne Investoren verkauft werden. Diese Wohnungen werden inkl. Servicepaket, das die Vermietung, die Pfl ege der Einrichtung und den Erhalt der Allgemeinfl ächen mit-einbezieht, veräußert. Der Investor muss sich also um nichts kümmern und hat die Chance auf eine sehr ansehnliche Rendite, die deut-lich über dem Niveau von herkömmlichen Mietwohnungen liegt. Ein weiterer Vorteil für den Investor ist die Kleinteiligkeit. Ein 25m² Apartment, voll möbliert, kostet nicht viel und man kann sich anstatt einer 50m² Wohnung

zwei Wohnungen kau-fen und das Mietaus-fallsrisiko aufteilen. Weiters hat man keine Probleme mit Miet-ober grenzen, säumi-gen Mietern und Kün-digungsfristen oder daraus resultierenden Gerichtsprozessen. Wenn Sie in so ein Mo-dell investieren wollen, dann achten Sie da-rauf, dass das Objekt in einem Ballungszen-trum ist. In Wien und Graz entstehen aktuell einige Projekte dieser Art. Diese Investments sind sicherlich sehr sinnvoll und langfristig ertragreich.

[email protected]

Investieren in neue Wohnformen

MARIO KMENTA,

Geschäftsführer,

trivium GmbH

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KOLUMNE

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New Prescription for Diagnostic Labs: Headwinds Ease and Moats Open Doors to New Opportunities

Major Diagnostic Reference Labs

Elements of Competitive Strength

Company Price ($) Fair Value ($)Price/FV

(%) Moat Moat Trend Cost Structure IT InvestmentAnalytics Investment

LabCorp 102.96 127.00 0.81 Narrow Positive

Quest Diagnostics 61.49 65.00 0.95 Narrow Stable

Sonic Healthcare AUD 17.57 AUD 18.00 0.98 Narrow Stable

Source: Morningstar

Key:

Slight Disadvantage

Strong Advantage

Slight Advantage

Strong Disadvantage

New changes on the horizon spurred by health care reform are creating substantial changes in the diagnostic lab market and squeezing reimbursement. We think the largest labs with narrow economic moats, including LabCorp LH, Quest Diagnostics DGX, and Sonic Healthcare SHL, are best-positioned to take advantage of the new opportunities. Based largely on cost and scale advantages, we project these labs should outpace market growth through 2020. From a valuation and strategic perspective, we believe LabCorp represents the best competitor to benefit from this evolving landscape.

September 2014

Healthcare

2 Key Takeaways

3 New Rx: Low-Cost Structure to Survive the Unrelenting Reimbursement Squeeze

18 Our Dx Pick: LabCorp Over Quest Diagnostics

21 Spotlight on Sonic Healthcare

23 Healthcare Outlook

23 Focus Lists

25 Calendar

26 Coverage Lists

Debbie S. Wang Senior Analyst, Devices + 1 312 384-3937 [email protected]

Chris Kallos, CFA Analyst, Healthcare + 61 2 9276 4428 [email protected]

Damien Conover, CFA Director, Pharmaceuticals + 1 312 696-6052 [email protected]

New Prescription for Diagnostic Labs: Headwinds Ease and Moats Open Doors to New Opportunities

New changes on the horizon spurred by health care reform are creating substantial changes in the diagnostic lab market and squeezing reimbursement. economic moats, including LabCorp LH, Quest Diagnostics DGX, and Sonic Healthcare SHL, are best-positioned to take advantage of the new opportunities. Based largely on cost and scale advantages, we project these labs should outpace market growth through 2020. From a valuation

Major Diagnostic Reference Labs

Price ($)

102.96

Quest Diagnostics 61.49

AUD 17.57

and strategic perspective, we believe LabCorp represents the best competitor to benefit from this evolving landscape.

Manager Research

Sector Research

Equity Research in Morningstar DirectTM

Page 52: GELD-Magazin, Juni 2016

Ein Investment in russische Aktien war noch nie etwas für schwache Nerven.

Zuletzt ergriffen Investoren scharenweise vor dem Jahresende 2014 die Flucht – mit-unter um jeden Preis. Denn ab 24. Juni 2014 hatte sich der Ölpreis von 112,66 US-Dollar pro Barrel (zu je 159 Liter) auf Talfahrt be-geben und sackte bis Jahresende auf 58 Dol-lar ab. Die realistische Erwartung von 30 Dollar und weniger vertrieb die Investoren aus dem Land, dessen Abhängigkeit von Energie- und Rohstoffexporten nur noch von den OPEC-Staaten am Persischen Golf, Venezuela und Nigeria übertroffen wird. Tatsächlich machte der Ölpreissturz erst am 21. Jänner 2016 bei 27,62 Dollar Halt. Da hatte der russische Aktienindex RTX in US-Dollar berechnet gerade eine viereinhalb-jährige Talfahrt von fast 70 Prozent hinter sich. Dann startete der Ölpreis aber einen überraschend fulminanten Turnaround. Die Sorte Brent ist seither bis Ende Mai um rund 80 Prozent auf 50 Dollar gestiegen. Und der RTX kletterte bis Ende Mai um 51 Prozent nach oben. Der deutsche Leitindex DAX gerade mal um acht Prozent.

Der Jänner könnte Das zyklische tief gewesen seinMomentan herrscht beim Rohöl zwar

noch ein Überangebot, das sich aber in der zweiten Jahreshälfte oder 2017 verknappen könnte. Denn der Iran wird in absehbarer Zeit nicht imstande sein, nach Ende der Wirtschaftssanktionen die Produktion übermäßig hinaufzuschrauben. Gleichzei-tig ist in Nigeria die Ölförderung aufgrund mehrerer Anschläge auf Pipelines um rund 40 Prozent gesunken. In Kanada haben Waldbrände rund eine Million Barrel pro

Tag vom Markt genommen. Und die Fra-cking-Ölförderung in den USA wurde Op-fer des Preiskriegs und kann selbst zu heu-tigen Preisen noch nicht mit den nötigen Gewinnen produzieren. Schließlich sind auch die globalen Investitionen im Öl- und Gassektor um 25 Prozent reduziert worden. In den USA ist die Anzahl der Ölförderanla-gen sogar um fast 80 Prozent zurückgegan-gen. Russland hat jedenfalls seine Ölförde-rung 2015 nach Angaben des Energieminis-teriums in Moskau auf mehr als 534 Millio-nen Tonnen und damit auf den Höchststand seit dem Zerfall der Sowjetunion 1991 ge-steigert. Die Rohstoffmacht hat trotz des Preisverfalls im Durchschnitt 10,7 Millio-nen Barrel (je 159 Liter) täglich produziert – im Vergleich zu 10,6 Millionen 2014. Russ land kann es sich leisten. Denn es pro-duziert in den Weiten der Tundra mit 17,20 Dollar je Barrel zwar teurer als die Golf-

staaten, aber wesentlich billiger als alle an-deren Produzenten. „Die Investoren setzen auf eine Trendwende beim Ölpreis“, bestä-tigt Angelika Millendorfer, Leiterin Aktien CEE & Global Emerging Markets bei der Raiffeisen Capital Management. „Eine der-artige Entwicklung könnte dann auch den russischen Aktienmarkt nachhaltig stabili-sieren“, folgert sie. „Allerdings wurde durch die jüngste Rally an der Moskauer Börse schon viel davon eingepreist, sodass es eine temporäre Korrektur geben könnte. Die sich daraus ergebenden Niveaus könnten aber eine gute Einstiegsgelegenheit sein.“

attraktive DiviDenDen Der staatlichen UnternehmenWie es aussieht, haben etliche russische

Aktien für Investoren mit starken Nerven heuer attraktive Renditen zu bieten. Positiv für Investoren ist, dass die Regierung Druck Fo

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geldanlage ° Börse Russland

52 ° GELD-MAGAZIN – JuNI 2016

Mit dem Ölpreis sind 2015 auch die russischen Aktien im Tal der Tränen gelandet. Doch seit 10. Jänner hellt sich die Stimmung auf. Öl der Sorte Brent verteuerte sich seither wieder um 75 Prozent und zog die Aktien-kurse an der Moskauer Börse nach oben. Der RTX-Index verteuerte sich um 51 Prozent. Wolfgang Freisleben

Lohn der Angst in Moskau

RussIschER BöRsENINDEx (RTx) IM VERGLEIch ZuM RohöL-PREIs

Die hohe korrelation des RTX zum Rohstoffsektor ist unübersehbar.

Index-Punkte

Page 53: GELD-Magazin, Juni 2016

auf die staatskontrollierten Unternehmen ausübt, höhere Dividenden auszuzahlen. Davon werden auch die Minderheitsaktio-näre profitieren. „Überdurchschnittlich hohe Renditen sind schon seit Längerem eine wichtige Unterstützung für den Markt“, so Angelika Millendorfer. Im Durchschnitt lägen diese bei ca. fünf Prozent, in manchen Fällen sogar im zweistelligen Bereich. Raiff-eisen Capital Management setzt daher ak-tuell stark auf das Dividendenthema.

Zu den Negativfaktoren zählt Millen-dorfer den eingeschränkten Zugang der rus-sischen Wirtschaft zum internationalen Ka-pitalmarkt aufgrund der Wirtschaftssank-tionen. Das russische Staatsbudget ist da-durch deutlich ins Minus gerutscht, was weitere Steuererhöhungen für den immer noch sehr profitablen Energiesektor be-fürchten lässt. „Vermutlich wird Russland auch 2016 mit einer schrumpfenden Wirt-schaftsleistung und sinkenden Realeinkom-men rechnen müssen. Allerdings könnte im zweiten Halbjahr eine Erholung beginnen“, hofft Expertin Millendorfer.

Auch der Internationale Währungs-fonds (IWF) sieht Russland bald wieder auf dem Wachstumspfad. Könnte es also sein, dass ängstliche Anleger „eine der größten Rallys in diesem Jahr verpassen“, wie es die

britische Fondsgesellschaft GAM aus-drückt? Positiv dürfte sich jedenfalls aus-wirken, dass die Zentralbank ihren Leitzins Prognosen zufolge von derzeit elf Prozent im Jahresverlauf um mehr als 300 Basis-punkte senken dürfte. Die hohen Zinsen sollten ursprünglich den drastisch sinken-den Rubel-Kurs stützen, wodurch aber auch das Kreditwachstum und die Konjunktur gebremst wurden. In den letzten drei Mona-ten erholte sich der Rubel gegenüber dem Euro aber wieder um rund 14 Prozent.

rUssische Unternehmen profitie-ren besonDers Gazprom als weltweit größtes Erdgas-

förderunternehmen und mit 110 Milliarden US-Dollar Marktkapitalisierung eines der größten Unternehmen Europas erwirtschaf-tete 2015 nach internationalen Rechnungs-standards trotz Rezession einen Überschuss von 787 Milliarden Rubel (10,7 Milliarden Euro). Der Umsatz legte um 8,6 Prozent auf 6,1 Billonen Rubel zu. Aus dem Gasgeschäft nahm Gazprom im vergangenen Jahr 2,1 Billionen Rubel netto ein, rund ein Viertel mehr als 2014, als ein monatelanger Schul-denstreit mit der Ukraine, die gesunkene Nachfrage nach Gas in Europa und auch die Rubel-Schwäche dem Staatskonzern zu

schaffen gemacht hatten. Auch in Euro ver-vierfachte Gazprom seinen Gewinn im ver-gangenen Jahr auf 10,6 Milliarden Euro. Dies, obwohl nach eigenen Angaben 2015 nur 418,5 Milliarden Kubikmeter Gas ge-fördert wurden. 2014 waren es noch 444,4 Milliarden und 2013 sogar 487,4 Milliarden Kubikmeter gewesen. Mit dem Gewinn ist der Aktienkurs in den letzten drei Monaten um mehr als 22 Prozent gestiegen.

Die sinkenden Zinsen und die wirt-schaftliche Erholung könnten vor allem Fi-nanzunternehmen wie dem landesweit größten Kreditinstitut Sberbank zugute kommen. Auch der Blick auf einige andere

JuNI 2016 – GELD-MAGAZIN ° 53

° BöRsE MoskAu

PerFormance 3 monatertS-Index (moskau) 20 %rtX nrG-Index (energie) in rubel 22 %rtX nrG Index (energie) in euro 33 %Sberbank 34 %Gazprom 17 % Gazprom neft 21 %rosneft 29 %Surgutneftegas – 1,5 %Lukoil 24 % mmc norilsk nickel 19 %Phosagro 17 %

Quelle: xxxxxx

Börse Russland ° geldanlage

Page 54: GELD-Magazin, Juni 2016

deutschen Wirtschaft die deutschen Ex-porte nach Russland um 7,5 Milliarden Euro oder 25,5 Prozent eingebrochen. Auch die Mehrheit der Deutschen ist laut einer Forsa-Umfrage dafür, die EU-Sanktionen gegen Russland aufzuheben. Zudem hat der Vorsitzende der Münchner Sicherheits-konferenz, Wolfgang Ischinger, den Aus-schluss Russland aus der Gruppe großer Industriestaaten vor zwei Jahren als Fehler bezeichnet.

Öl- und Gasunternehmen wie Surgutnefte-gas und Bashneft lohnt sich, die trotz der sinkenden Ölpreise 2015 besser als europäi-sche Aktien abschnitten.

Düngemittelhersteller wie PhosAgro verzeichnen gleichfalls ein zweistelliges Ge-winnwachstum und weisen eine Dividen-denrendite von sechs bis sieben auf. Ein noch höheres Gewinnwachstum von 35 Prozent bei attraktiven Bewertungen lässt sich im Lebensmitteleinzelhandel ausma-chen. In der gesamten Volkswirtschaft ha-ben sich die Unternehmen in diesem Jahr auf die operative Effizienz konzentriert, um ihre Margen und Erträge zu steigern. Wenn die Konjunktur sich in den nächsten sechs bis zwölf Monaten erholt und die Umsätze anziehen, sollte sich der höhere Operating Leverage unmittelbar auf die Gewinne aus-wirken und auch die Aktienkurse stützen.

Bis diese Entwicklung einsetzt, können sich mutige Anleger mit den derzeit nied-rigen Bewertungen trösten: Selbst auf sek-

torbereinigter Basis werden russische Ak-tien mit einem Abschlag von rund 20 Pro-zent gegenüber anderen Schwellenmärkten gehandelt, und das bei einem erwarteten Gewinnwachstum von sieben Prozent im Jahr 2016 und einer Dividendenrendite von über fünf Prozent. 2016 könnte also durch-aus ein weiteres gutes Jahr werden.

steinmeier für stUfenweisen abbaU von rUsslanD-sanktionen Als ausgesprochener Turbo für die Ak-

tienbörse wird sich ein Ende der EU-Sank-tionen erweisen. Der deutsche Bundes-außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat bereits eingeräumt, dass der Wi-derstand gegen die Russland-Sanktionen in der Europäischen Union (EU) wächst. Auch Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hat sich für weitere Gespräche mit Russland und den schrittweisen Abbau der Sanktionen ausgesprochen. 2015 waren nach Angaben des Ost-Ausschusses der

„Überdurch-schnittlich hohe

Renditen sind eine wichtige Unterstützung

für den Markt“Angelika Millendorfer,

Raiffeisen Capital Management

54 ° GELD-MAGAZIN – JuNI 2016

DWS RuSSia

KurS (03.06.2016) 161,06 € ertraG 1 J. – 8,4 %

FondSvoLumen 136 Mio. € ertraG 3 J. – 25,2 %

auFLaGedatum 15.06.2004 ertraG 5 J. – 26,9 %

auSGaBeauFScHLaG 5,00 % ter (jährl. Gebühr) 2,05 %

FondSGeSeLLScHaFt: Deutsche Asset Management, Frankfurt

toP 10-PoSItIonen: (31.03.2016)

Gazprom 9,6 % Bank VTB 4,4 %

Lukoil 7,7 % Rostelkom 4,2 %

Sberbank 9,6 % Norilsk Nickel 4,1 %

Magnit 7,3 % Tatneft 4,0 %

Novatec 4,8 % Rosneft 3,9 %Quelle: Lipper IM, in Euro

KurS (03.06.2016) 55,90 € ertraG 1 J. – 8,3 %

FondSvoLumen 58 Mio. € ertraG 3 J. – 27,7 %

auFLaGedatum 05.05.2008 ertraG 5 J. – 26,0 %

auSGaBeauFScHLaG 5,00 % ter (jährl. Gebühr) 2,28 %

FondSGeSeLLScHaFt: Raiffeisen KAG, Wien

toP 10-PoSItIonen: (31.03.2016)

Sberbank 10,0 % Moscow Exchange 4,3 %

Magnit 8,6 % Gazprom 4,0 %

Lukoil 5,2 % Novatek 3,6 %

X5 Retail Group 4,7 % Severstal 3,6 %

PhosAgro 4,5 % Norilsk Nickel 3,4 %Quelle: Lipper IM, in Euro

KurS (03.06.2016) 26,58 € ertraG 1 J. – 8,2 %

FondSvoLumen 30 Mio. € ertraG 3 J. – 30,6 %

erStauSGaBe 18.11.2002 ertraG 5 J. – 28,0 %

auSGaBeauFScHLaG 5,00 % ter (jährl. Gebühr) 2,34 %

FondSGeSeLLScHaFt: Pioneer Investments Austria, Wien

toP 10-PoSItIonen: (29.09.2014)

Magnit 9,3 % Norilsk Nickel 4,3 %

Lukoil 7,2 % Surgutneftegas 3,6 %

Gazprom 6,5 % Transneft 3,3 %

Sberbank 5,3 % Novatek 3,3 %

Tatneft 4,7 % Rosneft 3,1 %Quelle: Lipper IM, in Euro

ISIn Lu0146864797 ISIn at0000a07FQ5 ISIn at0000668264

RaiffeiSen-RuSSlanD Pia – RuSSia Stock

geldanlage ° Börse Russland

° RussLAND-AkTIENfoNDs IM GLEIchkLANG

Page 55: GELD-Magazin, Juni 2016

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Page 56: GELD-Magazin, Juni 2016

56 ° GELD-MAGAZIN – JuNI 2016

Aktien von Goldminen erlebten in den vergangenen Monaten einen Höhen-

flug. So kletterte beispielsweise die Notie-rung von Barrick Gold von September 2015 bis heute von sechs auf 19 Dollar. Die besten Fonds im Edelmetallbereich konnten dem-entsprechend in Jahresfrist um gut 50 Pro-zent zulegen. Hier war aber ein relativ gutes Timing gefragt, denn auf lange Sicht (siehe Fünf-Jahres-Vergleich in der Tabelle unten) sitzen Anleger mit diesen Fonds noch im-mer auf einem Verlust von gut 50 Prozent. Im Ein-Jahres-Bereich konnte der in Mi-nentitel im Bereich Lithium investierende Structured Solutions Lithium Index Strate-

gie Fonds mit plus 117 Prozent extrem stark zulegen. Er profitierte vom Boom in der Elektroautoindustrie. Treibender Faktor ist Tesla, die in Florida eine Gigafabrik für Lithiumionen-Akkus errichten will. Aber auch bei Volkswagen gibt es Pläne, eine eigene Batteriefabrikation zu starten, wofür rund zehn Milliarden Euro investiert wer-den sollen. Lithium ist derzeit offenbar der (Roh)Stoff, aus dem die Träume sind. Und solange die Technologie für Stromspeicher keinen Sprung nach vorwärts macht und von Lithium unabhängig wird, bleibt die Nachfrage nach dem zu den Alkalimetallen zählenden Rohstoff stark nachgefragt.

Schwierige MärkteAnleger sind durch stark schwankende Börsen verunsichert. Unter- und Übertreibungen gehören zur Tagesordnung. Gute Fondsmanager können die hohe Volatilität jedoch nützen, kaufen billig ein und stoßen teuer gewordene Aktien wieder ab. In den folgenden Vergleichen finden Sie die besten Fonds für die jeweiligen Anlageregionen.

Mario Franzin

Richtige Evergreens sind die Biotech-Fonds. Sie mussten zwar in den vergangenen zwölf Monaten ein Minus von rund 30 Pro-zent verkraften, das sei ihnen aber nach einem Kursanstieg um etwa 600 Prozent seit 2011 verziehen. Über fünf Jahre steht noch immer ein Plus rund 200 Prozent zu Buche. Hintergrund für den fulminanten Kursan-stieg ist die Heranreifung zahlreicher defizi-tärer Bio tech-Unternehmen zu kapitalstar-ken Hightech-Schmieden, die nun Block-buster im Programm haben und damit or-dentlich verdienen. Dieser Trend dürfte auch anhalten, was die Kursentwicklungen in der Branche nach unten hin absichert.

6700 Fonds auF dem PrüFstand° Sieger und Verlierer im Überblick

Quelle: Lipper IM, alle Performancezahlen kumuliert und auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 07. Juni 2016

Die 10 Besten in %structured solutions Lithium index strategie Fonds 116,8Bakersteel Global siCAV PreciousMetals Fund 76,5stABiLitAs - Pacific Gold+Metals 64,7Konwave Gold equity Fund 57,8stABiLitAs - silber+Weißmetalle 53,4stABiLitAs - Gold+Resourcen 52,9nestOR Gold Fonds 48,5stABiLitAs - Gold+Resourcen special situations 48,1earth Gold Fund Ui 46,1Craton Capital Precious Metal Fund 45,1

Die 10 sChWäChsten in %Janus europe – 32,0Biotech Opportunities Fund – 33,8hamon Greater China Fund – 33,9LsF - solar & sustainable energy Fund – 34,7GAM star China equity – 34,7Aberdeen Global - China A share equity – 34,8Vitruvius Greater China equity – 36,3Carmignac Portfolio China – 37,5new Capital China equity – 37,6harvest China A shares equity – 42,1

Die 10 Besten in % kumulierthBM Global Biotechnology Fund 125,9BsF european Opportunities extension 108,5esPA stock Biotec 100,7Polar Capital healthcare Opportunities 99,2Cs (Lux) Global Biotech innovators equity Fund 98,9Bellevue F (Lux) BB Adamant Biotech 98,8Janus Global Life sciences Fund 98,5Morgan stanley Global Opportunity 97,2Candriam equities L Biotechnology 97,2BZ Fine Fund - Pharma 92,3

Die 10 sChWäChsten in % kumuliertMe Fonds - PeRGAMOn – 46,6nestOR Australien Fonds – 46,7PARVest equity Brazil – 47,3JPM Brazil equity – 47,9Raiffeisen-Active-Commodities – 48,1Amundi Funds equity Brazil – 48,2Allianz Rohstofffonds – 48,5Allianz Global Metals and Mining – 48,8stABiLitAs - silber+Weißmetalle – 51,4hsBC GiF Brazil equity – 51,8

Die 10 Besten in % kumuliertesPA stock Biotec 208,1Candriam equities L Biotechnology 205,5Franklin Biotechnology Discovery 203,0Cs (Lux) Global Biotech innovators equity Fund 202,3DWs Biotech 196,9Polar Capital healthcare Opportunities 189,7Janus Global Life sciences Fund 186,8Bellevue F (Lux) BB Adamant Biotech 186,3UBs (Lux) equity Fund - Biotech 183,0JPM Global healthcare 178,7

Die 10 sChWäChsten in % kumuliertRaiffeisen-Active-Commodities – 55,8nestOR Australien Fonds – 58,2JPM Global natural Resources – 59,1BGF World Mining – 61,1DB Platinum Commodity euro – 61,9Craton Capital Precious Metal Fund – 63,1Allianz Rohstofffonds – 64,5Allianz Global Metals and Mining – 64,9stABiLitAs - Gold+Resourcen special situations – 66,9earth exploration Fund Ui – 67,8

º ÜbEr 1 JAhr º ÜbEr 3 JAhrE º ÜbEr 5 JAhrE

geldanlage ° Die besten Investmentfonds

Page 57: GELD-Magazin, Juni 2016

JuNI 2016 – GELD-MAGAZIN ° 57

einheitlich schwach. Unter den Aktien an der Börse Wien konnten im ver-gangenen Monat besonders Lenzing, Zum-tobel, Verbund, Agrana und Porr zulegen, zu den Verlierern gehörten vor allem Polytec, Do&Co, Warimpex, Raiffeisen Bank Internatio-nal und UBM. Von den ATX Five-Werten liegen praktisch alle außer Wienerberger in rückbli-ckender Sicht von einem Jahr im Minus. Da verwundert es nicht, dass alle Österreich-Ak-tienfonds über diesen Zeitraum zwischen elf

aktienFonds Österreich º Dem Markt ausgeliefert

und 13 Prozent abgeben mussten. Die der-zeitig auffällig hohe Korrelation dürfe auf den momentan starken politischen Einfluss auf die Börse verursacht sein – mit Stock Picking ist kurzfristig offenbar kein Staat zu machen. Über längere Zeiträume, wie zum Beispiel über drei Jahre, heben sich der 3 Banken Österreich-Fonds, der Raiffeisen-Österreich-Aktien und der Pioneer Funds Austria positiv hervor. Besonders der von Alois Wögerbauer gemanagte 3 Banken Österreich-Fonds profi-tiert durch den Schwerpunkt auf Wachstums-titel. Die beiden anderen werden wesentlich näher am Index verwaltet. Der an letzter Stelle rangierende Meinl Equity Austria hat stark an Volumen verloren. Wies er vor einem halben Jahr noch rund 60 Millionen Euro auf, so liegt es derzeit nur mehr bei vier Millionen Euro.

Alois WögerbAuer konnte zuletzt mit dem 3 Banken Österreich-Fonds nicht übermäßig punkten, liegt aber dennoch über drei Jahre weit im Plus.

isin FOnDs WeRtZUWAChs (In %) VOLUMen GeBühRen eRtRAG/RisiKO 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ AA TER 3 Jahre 5 JahreDie FünF BestenAT0000662275 3 Banken Österreich-Fonds – 11,6 14,8 17,4 95 3,50 1,94 0,34 0,16AT0000859293 Raiffeisen-Österreich-Aktien – 11,6 4,2 – 2,6 91 4,00 1,69 0,17 neg.AT0000857412 Pioneer Funds Austria - Austria stock – 14,1 2,1 2,8 203 5,00 1,72 0,13 0,00AT0000859491 sempershare Austria – 11,6 – 0,2 – 1,6 16 5,00 1,96 0,10 neg.AT0000619713 Allianz invest Austria Plus – 11,1 – 0,6 – 3,1 5 5,00 1,36 0,06 neg. DURChsChnitt – 10,2 – 0,4 – 8,1 DeR sChLeChtesteAT0000859368 Meinl equity Austria – 13,2 – 15,9 – 32,5 4 5,00 1,61 neg. neg.

Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 07. Juni 2016

grosse auswahl. Über die vergan-genen zwölf Monate liegen vor allem Edelme-tallfonds im Plus (+14,2 %), danach folgen Aktien in Schweden (+11,9 %), Immobilien-aktien in Japan (+11,0 %) und Aktien aus Dänemark (+9,4 %) oder auch Neuseeland (+8,8 %). Daran erkennt man, dass es global gesehen immer irgendwo Geld zu verdienen gibt – auch wenn z.B. im gleichen Zeitraum kleine und mittelgroße Aktien aus China im Durchschnitt 41,6 Prozent im Wert verloren.

aktienFonds global º Die richtigen Schwerpunkte setzen

Neben der richtigen Regionen- und Bran-chenauswahl kommt dann die Butter durch Stock Picking aufs Brot. Es ist erfreulich zu se-hen, dass unter den globalen Aktienfonds der LGT Sustainable Equity Fund Global über drei Jahre an erster Stelle liegt. Das Beispiel zeigt, dass Investmentfonds, die nachhaltig verwal-tet werden, keine Performance-Nacheile auf-weisen müssen. Im Gegenteil, der LGT-Fonds konnte seine Outperformance besonders in den vergangenen zwölf Monaten ausbauen, in denen er um elf Prozent zulegte, während der Durchschnitt der Fonds um 8,6 Prozent im Minus liegt. Auffällig ist beim LGT-Fonds, dass Fondsmanager Christian Scherrer das Port-folio mit knapp über 32 Positionen trotz des nicht zu knappen Fondsvolumens von 214 Millionen Euro sehr konzentriert hält.

ChristiAn sCherrer liegt trotz – oder gerade wegen – der nachhal-tigen Ausrichtung des LGT Sustainable Equity Fund an erster Stelle.

isin FOnDs WeRtZUWAChs (In %) VOLUMen GeBühRen eRtRAG/RisiKO 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ AA TER 3 Jahre 5 JahreDie FünF BestenLI0106892966 LGt sustainable equity Fund Global 10,9 62,4 81,0 214 5,00 1,79 1,41 0,95LU0112467450 nordea 1 - Global stable equity 6,1 55,8 99,0 2.122 5,00 1,90 1,25 1,28LU0135991064 Valueinvest Lux Global 7,0 57,9 83,0 774 5,00 1,86 1,13 1,05IE0031724127 stryx World Growth 0,1 65,0 114,9 217 5,00 1,69 1,07 1,01DE0009848119 DWs top Dividende 5,3 41,1 70,0 16.159 5,00 1,45 0,99 1,00 DURChsChnitt – 8,6 24,7 45,4 DeR sChLeChtesteIE00B5BQX573 GAM star Global selector – 18,9 7,7 41,6 74 5,00 1,72 neg. 0,16

Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 07. Juni 2016

Die besten Investmentfonds ° geldanlage

3 Banken Österreich-Fonds Meinl Equity Austria

LGT Sustainable Equity Fund Global GAM Star Global Selector

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Page 58: GELD-Magazin, Juni 2016

58 ° GELD-MAGAZIN – JuNI 2016

aktienFonds usa º Sollten im Präsidentschafts-Wahljahr weiter gut laufen

aktienFonds eurozone º À la longue wesentlich attraktiver als europäische Anleihen

isin FOnDs WeRtZUWAChs (In %) VOLUMen GeBühRen eRtRAG/RisiKO 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ AA TER 3 Jahre 5 JahreDie FünF BestenAT0000779665 Kathrein Us-equity 3,8 70,2 124,8 48 3,50 1,85 1,21 1,19AT0000857784 spaengler iQAM Quality equity 9,1 66,3 108,1 42 5,00 2,06 1,10 0,85LU0347184581 Pioneer Funds Us Fund. Growth – 1,2 69,4 118,9 2.220 4,75 1,75 1,09 1,21IE00B19Z8W00 Legg Mason CB Us Large Cap Growth 2,2 73,9 140,8 305 5,00 1,73 1,03 1,02IE00B1ZBRn64 stryx America 6,2 77,2 138,8 18 5,00 1,73 1,02 1,01 DURChsChnitt – 4,6 46,2 92,9 DeR sChLeChtesteLU0187731129 Cs (Lux) UsA Value equity Fund – 8,5 12,4 53,6 37 5,00 2,12 0,01 0,28

Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 07. Juni 2016

Kathrein US-Equity CS USA Value Equity Fund

isin FOnDs WeRtZUWAChs (In %) VOLUMen GeBühRen eRtRAG/RisiKO 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ AA TER 3 Jahre 5 JahreDie FünF BestenFR0010971721 sycomore selection Responsable 1,9 40,1 57,2 523 3,00 2,00 0,80 0,62LU0011889846 henderson hF euroland – 0,7 52,4 80,5 1.333 5,00 1,88 0,74 0,75LU1240328812 invesco euro equity Fund – 6,8 49,9 57,9 503 5,00 1,72 0,66 0,47DE0009789842 Allianz Wachstum euroland – 3,4 31,7 60,0 350 5,00 1,80 0,62 0,59LU0106235293 schroder isF eURO equity – 4,8 36,0 48,8 3.240 5,00 1,91 0,61 0,46 DURChsChnitt – 9,6 22,0 26,3 DeR sChLeChtesteAT0000A0PLS7 sempershare Core europe – 3,5 4,8 6,3 6 5,00 2,19 0,05 0,06

Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 07. Juni 2016

geldanlage ° Die besten Aktienfonds

Sycomore Selection Responsable SemperShare Core Europe

aktienFonds JaPan º Massive Stimuli der Bank of Japan unterstützen den Aktienmarkt

aktienFonds wachstumsmärkte global º Das Wachstum bleibt überproportional

isin FOnDs WeRtZUWAChs (In %) VOLUMen GeBühRen eRtRAG/RisiKO 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ AA TER 3 Jahre 5 JahreDie FünF BestenLU0135991148 Valueinvest Lux Japan 9,3 51,4 90,6 92 5,00 1,86 1,06 0,87IE0004767087 Comgest Growth Japan 11,4 80,8 120,0 115 4,00 1,68 0,96 0,93LU0578148453 BL equities Japan 11,0 65,4 – 162 5,00 1,35 0,93 –LU0230817339 t Rowe Japanese equity 3,8 48,1 82,2 3 5,00 1,77 0,82 0,77LU0053696224 JPMorgan Japan equity 9,5 66,4 103,1 2.327 5,00 1,90 0,78 0,60 DURChsChnitt – 8,6 32,3 67,0 DeR sChLeChtesteAT0000805064 Meinl Japan trend – 18,4 9,1 23,5 1 5,00 2,19 0,06 0,26

Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 07. Juni 2016

isin FOnDs WeRtZUWAChs (In %) VOLUMen GeBühRen eRtRAG/RisiKO 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ AA TER 3 Jahre 5 JahreDie FünF BestenGB00B64TS881 stewart investors Global eM sust. – 8,4 13,1 46,1 374 4,00 1,72 0,19 0,40GB0033873919 stewart invs Global eM Leaders – 3,2 9,6 42,1 3.094 4,00 1,57 0,18 0,35LU0048575426 Fidelity Funds - emerging Markets – 8,9 14,6 26,8 3.695 5,25 1,94 0,05 0,00LU0160155395 RAM (Lux) sF-eM equities – 14,0 7,2 30,5 2.058 2,00 1,79 neg. 0,03LU0040507039 Vontobel Fund eM equity – 5,1 5,5 32,6 4.092 5,00 2,10 neg. 0,04 DURChsChnitt – 16,9 – 1,2 – 0,1 DeR sChLeChtesteLU0229945570 templeton BRiC – 18,9 – 14,2 – 24,0 598 5,75 2,49 neg. neg.

Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 07. Juni 2016

ValueInvest Lux Japan Meinl Japan Trend

Stewart Investors Global EM Sustainable Templeton BRIC

Page 59: GELD-Magazin, Juni 2016

Im Gespräch mit René Sapper, AIF ° GELDANLAGE

JUNI 2016 – GELD-MAGAZIN ° 59

GELD ° Herr Sapper, Sie haben jahrelang als Anlageberater gearbeitet, bevor Sie als Pro-duktentwickler in die Fondsindustrie gingen. Welche Gründe waren für diesen Schritt aus-schlaggebend?RENE SAPPER: Ich bin diesen Schritt vor rund 15 Jahren gegangen, also noch einige Zeit vor dem Beginn der fortwährenden und immer noch ungelösten europäischen Banken-krise aus dem Jahr 2008. In meiner Tätigkeit als Anlageberater fand ich mich immer wie-der mit Anlageportfolios konfrontiert, die keine nachhaltige Wertsteigerung erzielten und unzufriedene Investoren hinterließen. Die Tatsache, dass Buy-and-Hold in den mei-sten Portfolien dominierte und Investoren trotz der Krisen in 2000 und 2008 selten Long-Short Strategien wählten, machte mich damals stut-zig. Zu dem gesellte sich das neue Phänomen der teilweise oder völligen Illiquidität von Anla-gen (Hedge-Fonds, Immobilien-Fonds u.a.m.) dazu. Illiquide Vermögenswerte finden sich noch heute in vielen Wertpapierdepots.

Weshalb haben Sie sich für eine Managed Futures-Lösung entschieden und nicht nach an-deren Ansätzen im Umfeld traditioneller Assets gesucht?

Meine Vorstellung war es von Anfang an, Pro-dukte zu entwickeln, die Investoren einen echten Mehrwert im Portfoliokontext liefern können und nicht nur danach streben, hin und wieder eine Benchmark zu schlagen. Hierfür war es aber wichtig, die o.a. Risiken der Krisenjahre zu vermeiden bzw. durch reale Diversi�kation abzumildern. Hierfür brauchte es eine Strate-gie, die auf steigende und auf fallende Märkte setzen kann, mit den Märkten sehr wenig kor-reliert, tägliche Liquidität bietet und maximale Transparenz gewährleistet.

Was sind in diesem Zusammenhang die Eck-pfeiler ihrer Philosophie und in welchen Pro-dukten wurde sie umgesetzt?Eckpfeiler sind zum einen Flexibilität, Liquidi-tät und Transparenz des Produkts sowie volle Automation und Systematik im Trading unter Ausschluss von Emotionen (Angst, Gier). Ein UCITS-Fonds stellt für uns dabei eine ideale Produktkarosserie dar und wir als Asset Ma-nager ergänzen die passende Motorisierung in Form einer Handelsstrategie, die unsere Philo-sophie unterstützt. Der Investor erhält damit ein leicht verständliches, transparentes, täglich bewertetes Produkt mit attraktivem Ertrags-Ri-siko-Verhältnis. Investoren können zwischen

dem PAM Alpha Fund (Long/Short S&P 500®) und dem PAM Long Only Fund (Long/Cash S&P 500®) wählen. Beide Fonds sind Antizykli-ker (Contrarian-Approach) und unterstützen gezielt die Portfolio-Diversi�kation.

Wie sieht die Handelsstrategie des PAM Alpha Funds (L/S) aus?Der PAM Alpha Fund (L/S) investiert in den S&P 500® Index. Hier werden systematisch kurzfristige Übertreibungsphasen im Index identi�ziert. Signalisiert die Strategie steigende Märkte wird „Long“ investiert, signalisiert sie fallende Märkte wird „Short“ investiert. Die Signalstärke entscheidet über die Größe der Marktpositionen – kein Signal, keine Positi-on. Die Halteperiode eingegangener Positionen ist relativ kurz und beträgt im Mittel fünf Tage. Handelssignale werden täglich nach Börsen-schluss neu berechnet. Im Handelsverlauf können aufgelaufene Gewinne systematisch über ein Pro�t-Lock-in zum Teil oder zur Gän-ze realisiert werden. Eine Stopp-Loss Funktion schützt im Handelsverlauf vor stärkeren Rück-schlägen.

Welchem Anlegerbedürfnis kommt der Fonds aus Ihrer Sicht speziell entgegen?Der Fonds ist ein Diversifikationsinstrument erster Güte. Er korreliert historisch mit keiner anderen Anlageklasse. In der Bankenkrise hat die Fondsstrategie ihre Hedge-Qualitäten ein-drucksvoll unter Beweis gestellt. Wir von AIF haben eine Vorliebe für volatile Märkte und in herausfordernden Zeiten, wie jetzt, empfehlen wir eine Beimischung des PAM Alpha Funds von mindestens zehn Prozent. Für institutio-nelle Investoren, Family O�ces, Pensionskassen und Privatbanken ist der Fonds zur Portfolio-Diversi�kation bestens geeignet.

www.pam-alpha.li

Der Erfolg des PAM Alpha Fund UCITS beim diesjährigen Alternative Investments Award kommt nicht von ungefähr, er dokumentiert anschaulich, wie wichtig es ist, eine liquide und transparente Anlagestrategie zu ver-folgen, wenn nachhaltig Alpha erzielt werden soll.

Die Alternative zu Alternatives

HISTORISCHE PERFORMANCE DER PAM ALPHA STRATEGIE

Page 60: GELD-Magazin, Juni 2016

aktienPanorama

60 ° GELD-MAGAZIN – JuNI 2016

norwegenLand des Monats

ECKDATEN (Königreich Norwegen)

Staatsform ErbmonarchieHauptstadt OsloAmtssprache Norwegisch, Samisch Staatsoberhaupt König Harald V.Regierungschef Erna SolbergFläche 385.186 km2

Einwohner etwa 5,2 MillionenBevölkerungsdichte rund 13,5 pro km2

Währung Norwegische KroneBIP (Prognose 2015) 379,9 Milliarden EuroKfz-Kennzeichen NInternet-TLD .noInternat. Telefonvorwahl +47Unabhängig seit 1905Nationalfeiertag 17. MaiGrößte Städte Oslo, Bergen, Trondheim, Stavanger, BaerumVerwaltungsgliederung 19 Verwaltungsprovinzen plus Spitzbergen und Jan MayenNachbarstaaten Finnland, Schweden, RusslandHöchste Erhebung Galdhopiggen (2469 m)

RekoRd-Akquisition. Der börsenno-tierte Kranhersteller Palfinger hat Ende Mai die größte Akquisition seiner Unternehmens-geschichte bekannt gegeben. Die Salzburger haben, vorbehaltlich der Zustimmung der zu-ständigen Behörden, die norwegische Her-kules Harding Holding AS und somit die auf Rettungsausrüstung und Lifecycle-Services für maritime Einrichtungen und Schiffe spe-zialisierte Harding Gruppe vollständig über-nommen. Das vormals im Eigentum des Private Equity-Fonds Herkules stehende Un-ternehmen mit Hauptsitz im norwegischen

STArKE WorTE ´´

„Der gefühlte Leidensdruck der Anleger sorgt offenbar dafür,

dass sie sich mit Alternativen für ihre Geldanlage beschäftigen.“

Giovanni Gay, Geschäfts-

führer bei Union Invest-

ments, kommentiert das

kürzlich veröffentlichte

Ergebnis des „Union-An-

lagebarometers“. Laut der

von Forsa in Deutschland

durchgeführten Studie steigt die Bereitschaft

der Anleger, auch in Aktien zu investieren,

aktuell an.

„Wir wechseln innerhalb weniger Wochen von

Marktverhältnissen, die sich wie das Ende der Welt anfühlen, zu solchen, in denen es heißt:

Gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen.“

Lukas Daalder, CIO der

Investmentgesellschaft

Robeco, beschreibt die

derzeit an den Märkten

vorherrschende Volatilität

sehr treffend.

CA immo. Die börsennotierte CA Immo ist stark in das Jahr 2016 gestartet, wie das Unterneh-men kürzlich in einer Aussendung bekannt gab. CA Immo verbuchte demnach in den ersten drei Monaten des Jahres eine deutliche Steigerung der Mieterlöse um 15,7 Prozent auf 40,2 Millio-nen Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) lag mit 28,8 Millionen Euro um 3,5 Prozent über dem Vorjahresniveau. Das Ergebnis aus der Geschäftstätigkeit (EBIT) betrug zum Stichtag 31. März 46,5 Millionen Euro – eine signifikante Steigerung von 84,4 Prozent. Auch für die Zukunft zeigt man sich bei der CA Immo zuversichtlich. Die kontinuier-liche Steigerung der nachhaltigen Profitabilität des Unternehmens bleibt definiertes Kernziel. „In diesem Zusammenhang wird die Entwick-lung von hoch qualitativen Core-Immobilien in den Kernmärkten der CA Immo als organischer Wachstumstreiber, mit Schwerpunkt Deutsch-land, auch in den kommenden Geschäftsjahren von zentraler Bedeutung sein“, heißt es in der Aussendung abschließend.

STArKEr STArT

Seimsfoss beschäftigt rund 800 Mitarbeiter und erwirtschaftete im Vorjahr Umsätze in der Höhe von etwa 140 Millionen Euro. Der Marinebereich von Palfinger wird durch die Übernahme sein Geschäftsvolumen nahezu verdoppeln und künftig mit über 300 Millio-nen Euro deutlich mehr als 20 Prozent des Konzernumsatzes verantworten. „Mit Harding kommt Palfinger seinem strategischen Ziel, ein integrierter Marine-Deckausrüster mit weltweiten Servicestandorten zu sein, einen großen Schritt näher“, heißt es in einer Aus-sendung des Unternehmens.

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Page 61: GELD-Magazin, Juni 2016

Im Gespräch mit Peter Seilern, Seilern Investment Management ° AKTIEN

JUNI 2016 – GELD-MAGAZIN ° 61

GELD ° Herr Seilern, aktuell stehen dem Seilern-Investor drei Fonds zur Verfügung, die nach vergleichbarem Managementstil drei Weltregionen abbilden. Inwieweit ergänzen sich die Regionen: Welt, Europa und Amerika? PETER SEILERN: Unser Investmentstil ist überregional und vom Ansatz her ident. Unsere Zielvorgabe ist es – definiert nach Qualitäts-kriterien und Wachstumsfähigkeit –, stets die besten Unternehmen zu finden. Wesent-lich festzuhalten ist: wir investieren in keine „Emerging Markets“; tatsächlich suchen wir ausnahmslos nach Unternehmen, deren Ak-tienpreise von unternehmerischen Qualitäten und Wachstumsperspektiven getragen wer-den und nicht von möglichen Aussichten auf Risikoprämien, die von der lokalen Politik des jeweiligen Landes abhängig sind, wie dies Bör-sen in Schwellenländern bieten.

Hat sich ein Investor für ein Engagement in Ihre Investmentstrategien entschieden, wählt er in der Regel eine Region aus oder eher einen Mix aus zwei oder drei Regionen? Das hängt grundsätzlich vom Typus des Inves-tors ab und davon, ob er bereits geografisch allokiert ist und sich gegebenenfalls explizit für einen amerikanischen oder europäischen Anteil entscheidet. Wer die ganze Welt als In-vestitionsuniversum sieht, findet im „World Growth Fund“ die absolut besten Möglichkeiten vor. Allen Seilern Fonds gemeinsam ist die Aus-richtung auf sehr langfristige Engagements. Vorzeitige Verkäufe sind selten. Seilern Fonds werden von namha�en Investoren bevorzugt; diese re�ektieren gleichsam die Qualität unserer Investments. Einen wichtigen Anteil unserer In-vestoren stellen Pensionsfonds dar, die erkannt haben, dass Veranlagungen in Wachstums-werte über lange Investitionszeiträume hinweg wesentlich dazu beitragen, entstandene Er-

tragslücken darniederliegender Anleihemärkte zu kompensieren.

Wie entwickeln sich die Fonds und welche Chancen und Risiken weisen sie aktuell auf?Die Seilern Stryx Fonds wachsen kontinuierlich und ihre Performance ist ausgezeichnet. Trotz verhaltener Märkte haben sich fast alle unsere Fonds besser entwickelt als deren Benchmarks und bei geringem Risiko hohe Verzinsungen eingefahren. Unsere hervorragenden „Ab-solute- und Relative-Returns“ bilden dies konstant ab, das ist wie maßgeschneidert für die Bedürfnisse von Pensionsfonds und Lebensver-sicherungen. Denn aktuell ist das größte Risiko in Bezug auf die relative Performance festzustel-len. Ein Umstand, der auf den wieder erwachten Optimismus beziehungsweise auf das aktu-elle Wirtscha�swachstum zurückzuführen ist. Wenn Investoren vermuten, dass sich eine starke Erholung anbahnt, beginnen sie häu�g, in Banken zu investieren und immer noch hoch verschuldete Papiere mit jeder Menge wertloser Sicherheiten zu erwerben, was wir prinzipiell vermeiden. Dem gegenüber haben unsere Ana-lysten neue Methoden entwickelt, die die guten

Resultate unserer Fondsperformance erkennen lassen. Darin liegt auch die größte Chance für Investoren: Veranlagungen in die seit fast drei Jahrzehnten erprobten Investmentlösungen von Seilern I.M. zu tätigen und damit an den Erfolgen der besten Unternehmen weltweit teilzuhaben sowie dabei gleichzeitig die not-wendigen Erträge einzufahren.

Sie agieren generell benchmarkunabhängig. Gibt es Referenzindizes, die Sie zu Vergleichs-zwecken heranziehen? Wir vergleichen unsere Performance mit Bench-marks, denn wir unterstreichen damit unsere Strategie, nach der eine sorgfältige Auswahl an hoch qualitativen Wachstumsunternehmen über lange Perioden hinweg hervorragende Er-träge abwir�. Übrigens, kein Index entspricht dem nächsten, es gibt auch keine strategische Relevanz zu irgendeinem bestimmten Index einer spezi�schen Region.

Ist der Selektionsprozess der einzelnen Ziel-unternehmen in allen Regionen gleich oder gibt es einen regional spezifischen Approach?Der Selektionsprozess unterliegt unserem strengen Anforderungspro�l an Qualitäts- bzw. Wachstumskriterien und umfasst alle Regionen gleichermaßen. Unterschiedliche Regionen weisen unterschiedliche Zinsen aus, diese Un-terschiede reflektieren die Diskontraten, die wir zu Bewertungen zukün�iger Ertragsströ-me heranziehen. Eine weitere Aufgabe ist die Sicherstellung einheitlicher Bewertungskri-terien regionaler Bilanzierungsstandards. Es gibt immer wieder Unternehmen, die dazu nei-gen, ihre Bilanzen zu schönen; es ist für uns von essenzieller Bedeutung, regional unabhän-gig sorgfältig erstellte und direkt vergleichbare Bilanzdaten zu erhalten.

www.seilerninvest.com

Peter Seilern, Vorstand Seilern Investment Management

Seilern Investment Management bietet seinen Investoren aktuell drei Investmentfonds, die in den USA, Europa und weltweit investieren – ihr gemeinsame Nenner lautet: Risikoavers in starke Wachstumstitel zu investieren, die langfristig kontinuierlichen Ertrag liefern.

Das Dreigestirn des Erfolgs

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aktien ° Börsen International

62 ° GELD-MAGAZIN – JuNI 2016

neue SpekulationSblaSe? Unter chinesischen Börsianern sorgte der schwache Renminbi für Freude: Dieser sank zuletzt auf den schwächsten Wert zum Dollar seit 2011. Das kommt den vielen chinesischen Export-firmen zugute. Hauptgrund war die Rede von US-Notenbankchefin Janet Yellen, in der sie eine graduelle Zinsanhebung in Aussicht stell-te. Für zusätzliche Freude sorgte in China die baldige Aufnahme von in Yuan denominierten Festlandsaktien („A-Aktien“) in die Aktienindi-zes von MSCI. Die Grundlage dafür hatten die Börsen in Shanghai und Shenzhen bereits ge-schaffen. Davon dürften vor allem Finanzwerte profitieren, die zuletzt auch deutlich anzogen. Aufwärts ging es zuletzt auch mit dem Rohstoffbedarf der chinesischen Industrie. So ist der Preis von Eisenerz 2016 um fast 30 Prozent gestiegen. Ob die dafür verantwortlichen Faktoren jedoch nachhaltig sind, bleibt ungewiss, denn die spekulativen Aktivitäten privater Anleger an Chinas Rohstoffbörsen sind ebenfalls deutlich gestiegen. In einigen wenigen Tagen im April war das Futures-Handelsvolumen von Eisenerz höher als die Eisenerz-Gesamtjahresimporte Chinas in 2015. Auch bei Baumwolle gab es massive Spekulationen – das Baumwollkontrakt-volumen an einem Handelstag war so hoch, um für jeden Menschen auf der Erde eine Jeans zu produzieren. Das erinnert fatal an die Spekulationsblase, die 2015 geplatzt ist. (wr)

nach oben revidiert. Das Wachstum des US-Bruttoinlandsproduktes (BIP) im ersten Quartal 2015 wurde von 0,5 auf 0,8 Prozent angehoben. Verantwortlich für die Ver-besserung waren ein stärkerer Häusermarkt (Baugenehmigungen) und eine Aufstockung der Lagerbestände, die allerdings nicht auf Dauer weitergehen kann. Ökonomen erwarten den-noch im zweiten Quartal ein BIP-Wachstum von rund zwei Prozent. Frühindikatoren wie die Einzelhandelsumsätze und höhere Häuserverkäufe deuten darauf hin. Die ISM-Indizes (Ein-kaufsmanagerindex) lassen ebenfalls eine Stimmungsverbesserung erwarten. Auch wieder steigende Unternehmensgewinne (im ersten Quartal +0,3 Prozent) könnten unterstützend wirken, obwohl sie im Gesamtjahr 2015 um sechs Prozent gefallen waren. Die Konsum-ausgaben stiegen um gute 1,9 Prozent. die Unternehmensinvestitionen sind hingegen – abgesehen vom Wohnbau – in allen Kategorien zurückgegegangen, Ausrüstungsausgaben gar um neun Prozent. Die Daten vom Arbeitsmarkt waren keine Überraschung – die Anzahl der neu geschaffenen Stellen bewegt sich nach wie vor um die 200.000er-Marke. Die Industrie-produktion im April konnte mit einem Zuwachs von 0,7 Prozent zum Vormonat die schwache Entwicklung im März nicht ausgleichen. Fed-Chefin Janet Yellen wird es nicht leicht haben, für eine Zinserhöhung zu argumentieren. (wr)

SeitwärtStrend ° Nachdem der HSCEI auf

7500 Punkte gefallen war, konnte er sich bis auf 9300

Punkte erholen. Von da an ging es wieder bergab, um bei

8400 Punkten erneut nach oben zu drehen. Die Wider-

standszone zwischen 9500 und 10.000 Punkten bleibt

noch unüberwindlich.

nahe rekordhoch ° Der breite US-

Aktien index verharrt nur 1,5 Prozent unter seinem All-

zeithoch. Doch die Marke von 2100 Punkten erweist sich

als harter Widerstand. Angesichts kommender Risiken –

US-Zinserhöhung, möglicher „Brexit“ – ist eher mit einer

Korrektur zu rechnen.

china ° Schwacher Renminbi sorgt für Freude

uSa ° Schwaches Auftaktquartal

S&P 500

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2012 2013 2014 2015 ’16

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Börsen International ° aktien

JuNI 2016 – GELD-MAGAZIN ° 63

kräftigeS wachStum. Der japani-schen Wirtschaft blieb dank kauffreudiger Verbraucher eine Rezession erspart. Das BIP stieg von Jänner bis März um annualisiert 1,7 Prozent. Ökonomen hatten lediglich mit einem Plus von 0,2 Prozent gerechnet. Die nach den USA und China drittgrößte Volkswirtschaft der Welt war im Vorquartal noch um 1,7 Prozent geschrumpft. Neben dem privaten Konsum tru-gen steigende Exporte zu der Erholung bei. Doch Ökonomen warnen: „Wenn man sich die Details ansieht, dann gibt es immer noch beunruhigende Bereiche, wie etwa die In-

vestitionen“, sagte Ayako Sera, Marktstratege bei Sumitomo Trust and Banking. Experten raten Ministerpräsident Shinzo Abe deshalb dringend davon ab, die Mehrwertsteuer weiter zu erhö-hen. Abe hatte die Steuer 2014 von fünf auf acht Prozent angehoben, was zu einer Rezession führte. Deshalb wurde bislang die zweite Anhebung auf zehn Prozent verschoben. Abe will dies aber im kommenden Jahr nachholen. Dabei entwickelt sich der überraschend starke Yen wieder als Belastungsfaktor. Einem Bericht der Wirtschaftszeitung „Nikkei“ zufolge drohen den 25 größten Exportunternehmen Japans wegen des Yen-Anstiegs Gewinnrückgänge von rund 8,15 Milliarden Euro. Die Zentralbank hatte die Geldschleusen zur Stimulierung der Kon-junktur nicht weiter geöffnet und damit die Erwartungen der Märkte enttäuscht. (wr)

Steht der „brexit“ bevor? Die deutsche Wirtschaft als Zugpferd Europas bleibt trotz mauer Weltkonjunktur und Sorgen über einen EU-Abschied Großbritanniens im Aufwind. Im ersten Quartal stieg das deutsche BIP um 0,7 Prozent – so stark wie seit zwei Jahren nicht mehr. Von den 19 Ländern der Eurozone schafften nur Spanien und Zypern stärkere Zuwächse. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg im Mai überraschend kräftig von 106,7 auf 107,7 Punkte. Auch die Konsumenten ließen sich die Stimmung nicht verderben. Das Marktforschungs-institut GfK meldete für Juni einen Anstieg des Konsumklimaindex von 9,7 auf 9,8 Punkte. Damit könnte das Wachstum 2016 stärker ausfallen als bislang angenommen. Auch die Ma-nager beurteilten ihre Geschäftsaussichten bereits zum dritten Mal in Folge optimistischer.

Ein möglicher Brexit wird ausgeklammert, ob-wohl in einem solchen Fall bis 2017 Einbußen von bis zu 45 Milliarden Euro drohen. Großbri-tannien ist nach den USA und Frankreich der drittwichtigste Absatzmarkt für Deutschland. Und hier zeigt sich dann doch größere Vorsicht: Eine Handelskammer-Umfrage unter 24.000 deutschen Firmen zeigt, dass Unternehmen skeptischer auf ihr Exportgeschäft blicken. Den-noch steckten Unternehmen zwischen Jänner und März 1,9 Prozent mehr Geld in Maschinen und Anlagen. Das ist der stärkste Zuwachs seit einem Jahr. (wr)

europa ° Wachstum niedrig, aber robust

volatil SeitwärtS ° Der Euro-Aktien-

index kämpft nach wie vor hart um den Anschluss an die

wichtige 3000 Punkte-Marke. Zuletzt konnte er sie wieder

überwinden. Doch die Schwäche im Bankensektor und

in der Industrie hält den Index weiterhin unter Druck. Bei

3100 ist meist Endstation.

luStloS SeitwärtS ° Der Nikkei-Index

konnte sich bis auf 17.500 Punkte erholen. Seither geht

es volatil auf- wie auch abwärts. Die Unterstützung bei

16.000 Punkten hat bisher gehalten – wird sie nach unten

durchbrochen, droht ein neuerlicher Rückgang auf 15.000

Punkte.

japan ° An Rezession vorbeigeschrammt

Euro Stoxx 50

2012 2013 2014 2015 ’16

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NIkkEI 225

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aktien ° Anlagetipps

64 ° GELD-MAGAZIN – juNI 2016

In der Garage gestartet, wurde die US-Beklei-dungsfirma zum drittgrößten Sportkonzern weltweit. Vor 20 Jahren gegründet, wagte Grün-der und CEO Kevin Plank mit 20 Millionen Dollar Jahresumsatz den Sprung aufs Parkett. Mittler-weile liegen die Umsätze bei 3,96 Milliarden Dollar und der Gewinn bei 240 Millionen Dol-lar (2015) – bei einer Gewinnrendite von 5,7 Prozent. Im Startquartal hat der Sportkonzern jetzt noch einmal einen draufgelegt. Der Um-satz kletterte um 30 Prozent auf 1,05 Milliarden Dollar. Im Gegenzug schoss der Gewinn um fast zwei Drittel nach oben. Das war das 24. Quartal

in Folge, dass Under Armour ein Wachstum von mehr als 20 Prozent hingelegt hat. Mit dem ra-santen Wachstum hat das Unternehmen Puma bereits vom dritten Rang der größten Sportkon-zerne verdrängt. In den USA hat die Marke sogar schon dem Branchenriesen Adidas den Rang abgelaufen und ist nach Nike der erfolgreichste Sportkonzern. Im Rest der Welt ist die Firma aber noch relativ unbekannt. Daher hat sich Under Ar-mour die Auslandsexpansion als nächstes Ziel gesetzt. Besonders stark entwickelte sich zuletzt das Schuhgeschäft, das mittlerweile für ein Vier-tel der Umsätze sorgt.

Under armoUr ° Nike auf den Fersen

niedriger Zinsen und steigender Reallöhne. Davon profitieren aber vor allem der Han­del und die Dienstleistungsbranche.

Ein interessantes europaweites Phäno­men zeigte sich in der Finanzbranche. Die Hoffnung auf bald wieder steigende Zinsen hat die Laune der leidgeprüften Aktionäre etwas aufgehellt. Denn dann sollten sich als­bald die mickrigen Nettozinsmargen wieder deutlich erholen können. Spekulative Anle­ger steigen etwas tiefer bei ING Groep oder der Allianz ein.

Nicht erfreulich ist, dass sich in den USA das dritte Quartal in Folge mit schwa­chen Gewinnen und Cashflows abzeichnet. Die letzten drei Phasen von US­Gewinnre­zessionen, die in den vergangenen 50 Jahren durch die Kombination aus taumelnden Öl­preisen und einem starken Dollar ausgelöst wurden, dauerten nur zwei Quartale an. Und die „Energiedividende“ ist bisher eine Chimäre geblieben – die US­Konsumenten halten sich dieses Jahr deutlich zurück.

Spitzenreiter beim operativen Gewinn war EY zufolge die Deutsche Telekom, die dank des Verkaufs eines britischen Tochter­unternehmens und guter US­Geschäfte ih­ren Gewinn auf 4,5 Milliarden Euro ver­dreifachen konnte. Auf Rang zwei folgte der Versicherungsriese Allianz mit 2,8 Milliar­den Euro.

Exportorientierte Unternehmen beka­men den Gegenwind in vielen Regionen der Welt zu spüren. In Asien verharrten die Umsätze auf Vorjahresniveau, in den USA ging es EY zufolge nur noch um vier Pro­zent aufwärts. Im Vorjahr war der US­Um­satz der DAX­Konzerne noch um fast ein Viertel gestiegen. Der wieder stärkere Euro fiel als „Umsatzturbo“ aus. Im vergangenen Jahr hatte die Schwäche der Gemeinschafts­währung den Konzernen EY zufolge durch Umrechnungseffekte ein Umsatzplus von 50 Milliarden Euro beschert. Angetrieben wurden die Geschäfte von der Konsumfreu­de der Verbraucher in Deutschland – dank

Bei einem Blick hinüber nach Deutsch­land, immerhin Europas größte Volks­

wirtschaft, zeigen sich weitgehend keine Schwächen bei den Unternehmen, auch wenn die Ausblicke für 2016 und 2017 zum überwiegenden Teil nicht besonders opti­mistisch sind. Eine Studie der Beratungsge­sellschaft EY (Ernst & Young) zeigt, dass vor allem die Abkühlung der Weltkonjunktur und die Euro­Stärke die im Deutschen Ak­tienindex (DAX) enthaltenen Unternehmen ausgebremst haben. Und diese Faktoren werden weiterhin für Umsatz­ und Ergebnis­belas tungen sorgen.

Zwar stieg der operative Gewinn der 29 DAX­Konzerne, die bisher Zahlen für das erste Quartal vorgelegt haben, um zusam­mengerechnet 7,1 Prozent auf 31,2 Milliar­den Euro, die Abkühlung der Weltkonjunk­tur und der wieder stärkere Euro drückten aber auf die Umsätze, die kumuliert gerech­net um 3,4 Prozent auf insgesamt 284,7 Mil­liarden Euro zurückgingen.

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Für 2016 verspricht CEO Plank einen Umsatz von fünf Milliarden Dollar – ein Zuwachs von einem Viertel. Allerdings liegt das ak-tuelle KGV bei 55, 2017 erwartet immer noch bei 39. Kauf bei Korrektur auf 28 bis 29 Euro, Stopp-Kurs bei 24,78 Euro.ISIN US9043111072 Börse Frankfurt (Xetra)

Bei der Frage, warum die meisten Börsen der Industriestaaten kaum vom Fleck kommen, spielt neben politi­schen Risiken (Griechenland, Brexit) die schwache Entwicklung der Unternehmensgewinne die Hauptrolle. Doch liegt dies an einer Schwäche der Firmen an sich?

Wolfgang Regner

Börsen im Seitwärtstrend gefangen

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Anlagetipps ° aktien

juNI 2016 – GELD-MAGAZIN ° 65

Grand City Properties (GCP) ist ein Immobilien­unternehmen mit dem Schwerpunkt auf Wohn­immobilien in Deutschland. Der Großteil des Wohnungsbestands befindet sich in Nord rhein­Westfalen in den Städten Köln, Düssel dorf, Dortmund und Essen. Weitere Bestände befin­den sich zudem in Bielefeld, Braunschweig und Berlin. Erweiterungen des Portfolios stehen für die Räume Nürnberg, Mannheim, Dresden und Kiel an. Dabei übernimmt GCP alle Aspekte des Wohnungsankaufs und des Wertsteigerungs­managements. GCP geht es um einen lang­fristigen Bestand, bei dem Teile des Portfolios,

das aus über 18.000 Wohneinheiten besteht, nur bei überdurchschnittlichem Veräußerungs­gewinn abgetreten werden. Die Q1­Ergebnisse sind deutlich gestiegen – getrieben durch das Wachstum der Mieteinnahmen (+54 Prozent auf 101 Millionen Euro). Das Ergebnis lag im Einklang mit den Analys tenprognosen und setzte die starke Dynamik des Jahres 2015 fort. So wurde das Wachstum durch niedrigere Leerstandsraten (10%) und höhere Kaltmieten (Ø 5,3 Euro/m²) unterstützt. Die Funds­From­Operations (FFO I) stiegen um 50 Prozent auf 38 Millionen Euro.

Günstiges Betongold ° Grand City ProPerties

Zu den absoluten Dividendenspezialisten ge­hört der US­Konzern 3M. Ohne Unterbrechung zahlte er in den vergangenen 98 Jahren Divi­denden an die Aktionäre aus – für 2015 zum 58. Mal in Folge gesteigert. 3M ist ein Tradi­tionsunternehmen und gleichzeitig eines der innovativsten Unternehmen der Welt – ein Mischkonzern mit 31 Milliarden Dollar Um­satz, der rund 60.000 Produkte für den Alltag, die Arbeitswelt wie auch für Medizin und Tech­nik anbietet. Mit intensiver interdisziplinärer Forschung und 45 eigenen Technologieplatt­formen gilt 3M als Weltmeister der Produkt­

Neuentwicklungen. Trotz schwächelnder Nach­frage im Industrie­ und Elektronik­Geschäft ist 3M mit mehr Gewinn ins Jahr 2016 gestartet – mit einem Überschuss von 1,3 Milliarden Dollar und damit rund sechs Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Dazu trugen höhere Erlö­se der Sparten für Gesundheit und Sicherheit bei. Beim Umsatz musste 3M jedoch Einbußen hinnehmen: Er schrumpfte wegen des starken Dollar um zwei Prozent auf 7,4 Milliarden Dol­lar. Dennoch wurde die Rentabilität verbessert, der Barmittelzufluss erhöht und die Margen um einen vollen Prozentpunkt gesteigert.

3m ° Innovationsweltmeister

Hochwertige Produkte setzen sich auch trotz des teuren Franken in aller Welt durch. So wie bei Straumann, ein international führender An­bieter von Dentalimplantaten, dessen Implan­tatsystem dank ausgezeichneter klini scher Resultate zu den am meisten dokumen tierten Implantatsystemen der Welt zählt und in über 70 Ländern verkauft wird. Weiters entwickelt Straumann CADCAM­Prothetik für Zahnersatz und Zahnerhaltungslösungen sowie Produkte für die Geweberegeneration bzw. zur Verhinde­rung von Zahnverlusten. 2015 erzielte Strau­mann einen Rekordumsatz von 800 Millionen

Franken (+19%). Der Nettogewinn brach dage­gen wegen eines Sonderaufwands im Zusam­menhang mit der Neodent­Übernahme um mehr als die Hälfte ein. Viel wichtiger ist aber, dass Straumann die Franken­Aufwertung mit Sparmaßnahmen kompensieren konnte. Der operative Gewinn (EBIT) kletterte um 25 Pro­zent auf 186 Millionen Franken. Die operative Marge hat sich nach Sondereffekten sogar von 20,9 auf 21,6 Prozent verbessert. Für dieses Jahr hat Straumann ein Umsatzwachstum von etwa fünf Prozent angekündigt. Gleichzeitig soll die operative Marge verbessert werden.

straUmann ° Medizintechnik aus der Schweiz

Für das laufende Jahr peilt 3M einen Gewinn von 8,10 bis 8,45 Dollar je Aktie an. Der Umsatz soll organisch und in Landeswäh-runge um ein bis drei Prozent zulegen. Dazu kommt eine Divi-dendenrendite von fast drei Prozent. Kauf bei rund 135 Euro.ISIN US88579Y1010 Börse Frankfurt (Xetra)

Die Bilanzdisziplin wurde mit einer Eigenkapitalquote von 40 Prozent zu Ende des ersten Quartals 2016 aufrechterhalten. Das Unternehmen ist auf einem guten Weg, seine Jahresziele zu erreichen. Kauf bei 16,50 Euro, Stopp Loss bei 12,78 Euro.ISIN LU0775917882 Börse Frankfurt (Xetra)

Ziel ist es, Zahnärzte und Dentallabore für alle Arbeitsprozesse mit Werkzeugen auszustatten. Mit Neodent hat sich Straumann im wachstumsstarken Billigsegment positioniert. Kauf bei 295 Euro, Stopp bei 247,8 Euro.ISIN CH0012280076 Börse Frankfurt (Xetra)

Page 66: GELD-Magazin, Juni 2016

aktien ° Österreich

66 ° GELD-MAGAZIN – JuNI 2016

Politische BörseAlle Augen sind auf die Zinsanhebung der Fed und die Brexit-Abstimmung in Großbritannien gerichtet. Je nachdem, wie die momentane Nachrichtenlage gerade ausfällt, wird die Börse nach oben getrieben oder nach unten gedrückt. Bei einzelnen Aktien kann man durch die hohe Volatilität günstig zum Zug kommen. Mario Franzin

HocHzeit im BankensektorAm 10. Mai veröffentlichte die Raiff­

eisen Bank International (RBI) nicht nur ih­ren Quartalsbericht, in dem sie einen An­stieg des Konzernergebnisses von 83 auf 114 Millionen Euro zum Besten gab, sie verkün­dete im gleichen Atemzug auch die geplante Fusion mit ihrer Muttergesellschaft RZB. Daraufhin kippte der Aktienkurs der RBI innerhalb von drei Tagen von 13,50 auf 11,20 Euro. Analysten passten ihre Kursziele etwa nach unten an. Sie lauten jetzt zwischen 12 Euro (Berenberg Bank) und 18 Euro (Erste Bank). Bei näherem Hinsehen ist die Idee der Fusion aber nicht schlecht. Es entsteht ein Bankinstitut mit einer Bilanzsumme von rund 250 Milliarden Euro, eine Verbesse­rung beim Zugang zum Kapitalmarkt sowie weitere Kosteneinsparungen durch Syner­gieeffekte. Für langfristig orientierte Inves­toren ist die RBI­Aktie interessant, zumal der Buchwert je Aktie bei gut 29 Euro liegt, beim aktuellen Börsekurs von 12 Euro.

spannung Bei at&sWer sich noch erinnern kann: Der Kurs

des Leiterplattenherstellers AT&S stieg in den Jahren 2009 und 2010 (Smartphone­Boom) von 2,50 auf 18,40 Euro! Dann folgte die Entscheidung, in China um 500 Millio­nen Euro neue Werke zu bauen. Das war für die Aktionäre der Beginn einer Dürreperio­de. Der Aktienkurs gab bis Mitte 2013 auf 6,20 Euro nach. Denn Investitionen bedeu­ten vorerst einen Gewinnrückgang. Doch AT&S konnte mit dem Kerngeschäft die Kosten gut kompensieren und schraubte den Gewinn bis zum Geschäftsjahr 2014/15 auf 69,3 Millionen Euro, der Kurs legte wie­der bis auf 16 Euro zu. Parallel zur Wachs­

Internationale Einflüsse bestimmen der­zeit auch den Trend an der Börse Wien.

Während innerhalb der EU trotz der expan­siven Geldpolitik der Europäischen Zentral­bank (EZB) die Wirtschaft weiter dahinstot­tert und die Arbeitslosenrate auf hohem Ni­veau verharrt, dreht sich das Geschehen um die zu erwartetende weitere Zinsanhebun g in den USA und um den Rohölpreis, dessen Überschreiten der 50 Dollar­Marke als Zei­chen für eine aussichtsreichere Entwicklung der Weltkonjunktur steht. Hinzu kommt das Referendum in Großbritannien (Brexit) am 23. Juni, das noch für einige Volatilität an den Börsen sorgen wird.

roHölpreis stützt roHstoffwerteAnfang Juni verabschiedeten sich die

Teilnehmer des OPEC­Treffens in Wien ohne eine neue Vereinbarung hinsichtlich einer Kürzung der Rohöl­Förderung. Der Preis für das „schwarze Gold“ sackte da­raufhin aber nicht ab, sondern kletterte über die 50 Dollar­Marke – auch etwas unter­stützt durch den leicht schwächeren Dollar. Vom Anstieg des Ölpreises profitierten

OMV und SBO bislang weniger, als zu er­warten wäre. Im Monatsvergleich macht das Kursplus bei der OMV lediglich zwei Pro­zent aus, SBO liegt über diesen Zeitraum gar bei minus 3,4 Prozent. Grund für den schwachen Kursverlauf ist bei der OMV die enge Kooperation mit der russischen Gaz­prom – das geht über eine potenzielle Betei­ligung an sibirischen Gasfeldern bis hin zum gemeinsamen Bau der North Stream­Pipeline. Vielen Anlegern ist noch das 2013 gescheiterte Projekt Nabucco­Pipeline im Gedächtnis. Außer Spesen war nichts gewe­sen. Bei der Kooperation mit Gazprom liegt der Fall anders: Hier wird ein Asset­Deal er­wartet, da die OMV die Beteiligung in Sibi­rien nicht bar bezahlen kann. Also bleibt es spannend. Die beiden Großaktionäre ÖIAG und IPIC verlängerten vor Kurzem ihren Syndikatsvertrag, wobei IPIC für die OMV die Werbetrommel rührte und meinte, dass sie von der OMV in Zukunft hohe Profite erwarte. Analysten sind noch skeptisch, die Kursziele liegen etwa zwischen 20 und 23 Euro und damit unter dem aktuellen Kurs von 25,50 Euro.

AustrIAN trADED INDEx (Atx)seitwärts. Der ATX ist nach dem Tief im Februar bei 2000 Punkten in eine Trading-Range zwischen 2180 und 2320 Punkte eingeschwenkt. Tendenziell zeigt der Leitindex der Wiener Börse leicht nach oben, doch die Unsicherheit um die Brexit-Abstimmung lässt die Aktienkurse je nach gerade vorherrschen- der Stimmung stark schwanken. Aufgrund der relativ stabilen Gewinnentwicklungen der Unternehmen kann man von kurzzeitigen Einbrüchen über Abstauberlimits profitieren.

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Page 67: GELD-Magazin, Juni 2016

Österreich ° aktien

JuNI 2016 – GELD-MAGAZIN ° 67

tumsabschwächung in China und Rückgän­gen beim iPhone­Absatz machten den Kurs der AT&S gegenüber einem Rückgang vul­nerabel. Derzeit notiert die Aktie bei 11,50 Euro und einem für 2016/17 erwarteten Kurs­Gewinn­Verhältnis von 12,7. Das erste Werk in Chongqing ist bereits im April dieses Jahres angelaufen, das zweite soll die Produktion Anfang 2017 aufnehmen. Im Geschäftsjahr 2017/18 sollte der Umsatz die Milliarden Euro­Marke knacken und das Unternehmen einen Gewinn von knapp 60 Millionen Euro erwirtschaften (auf aktueller Kursbasis ein KGV von 7,8). Der Aktienkurs dürfte sich bis dahin etwa verdoppeln.

facc: unruHe im unterneHmenWer bei FACC auf einen Turnaround

spekulieren will, hat sich in den vergangenen Wochen einige Aktien unter fünf Euro ge­kauft – aber eher zum Spaß. Das bodenstän­dige Unternehmen mit Know­how in der Verbundstoff­Verarbeitung verlor Ende 2015 rund 50 Millionen Euro durch einen sogenannten Fake President Incident. Die Finanzchefin musste gleich gehen. Vor­standsvorsitzender Walter Stephan wurde nun fünf Monate später, Anfang Juni, vom Aufsichtsrat fristlos entlassen. Daraufhin verabschiedete sich Aufsichtsrat Gregory Peters, woraufhin etwaige Proble me mit dem Großkunden Boeing kolportiert wur­den. Der Vorteil der ganzen Misere ist, dass die Aktie der FACC derzeit günstig ist. Im­merhin konnte 2015 der Umsatz um elf Pro­zent auf 588 Millionen Euro gesteigert wer­den und das operative Ergebnis (vor Einmal­effekten) beläuft sich auf 18,6 Millionen Euro. Für heuer wird ein Gewinn von etwa 23 Millionen Euro erwartet, was ein äußerst günstiges KGV von 9,3 ergebe.

unspektakulär. Bei Strabag sank die Bauleistung im ersten Quartal um neun Pro-zent auf 2,26 Milliarden Euro, der saisonale Jahresverlust fiel mit 117 Millionen Euro in der gleichen Höhe wie im Jahr zuvor aus. Für das Gesamtjahr erwartet Strabag eine Bauleistung wie 2015 (14,3 Milliarden Euro) und eine leichte Verbesserung der EBIT-Marge. Unterm Strich sollte dies zu einem Gewinnanstieg von 156 auf etwa 220 Millionen Euro führen. Die Steigerung der Profitabilität auf Kosten der Bau-leistung kommt nicht von ungefähr. 2017 läuft der Syndikatsvertrag der vier Hauptaktionäre aus, wobei Verkaufsabsichten von Anteilen kolportiert werden.

Strabag ° Konzentration auf EBIT-Marge

starkes Quartal. Obwohl die Baumwoll-preise im März ein Tief markierten, konnte Lenzing Preiserhöhungen bei seinen Fasern durchsetzen. Damit fiel nicht nur der Umsatz im ersten Quartal mit 512,8 Millionen Euro um 8,1 Prozent höher aus, das Nettoergebnis konnte sogar um 165 Prozent auf 44,1 Millio-nen Euro gesteigert werden. Die Analysten der Erste Bank hoben daraufhin die Gewinnerwar-tungen für 2016 auf 165 Millionen Euro, was einem KGV von 13,2 entspricht. Bei der Divi-dende wird mit einer Anhebung auf rund 2,30 Euro je Aktie (Rendite: 2,78 ) gerechnet. Das sollte den Aktienkurs trotz des Anstieges seit 2014 um 100 Prozent weiter unterstützen.

IsIN at0000644505Kurs (09.06.2016) 86,00 € KGV 2016 e 12,4

MarKtKap. 2,22 Mrd. € KGV 2017 e 11,3

uMsatz 2016 e 2,09 Mrd. € KGV 2018 e 9,9

BuChwert/aKt. 2016 e 48,16 € DIVIDeNDe 2016 e 3,22 %

Lenzing ° Nach Langem wieder Preissteigerungen möglich

IsIN at000000str1Kurs (09.06.2016) 28,40 € KGV 2016 e 12,4

MarKtKap. 3,24 Mrd. € KGV 2017 e 11,9

uMsatz 2016 e 13,18 Mrd. € KGV 2018 e 11,8

BuChwert/aKt. 2016 e 30,94 € DIVIDeNDe 2016 e 3,42 %

2016/17 soll besser werden. Agrana konnte 2015/16 den Umsatz mit 2,48 Milliar-den Euro stabil halten, das EBIT stieg um sechs Prozent auf 129 Millionen Euro. Der Nettoge-winn gab aufgrund negativer Währungsergeb-nisse von 84,6 auf 80,9 Millionen Euro nach. Die Dividende wird auf vier Euro erhöht (Rendi-te von 4,35 Prozent). Heuer will Agrana sowohl den Umsatz als auch das EBIT um fünf bis zehn Prozent steigern. Die jüngste Erholung bei den Zuckerpreisen kommt dem entgegen. Analysten erwarten für heuer einen Gewinn von gut 100 Millionen Euro, was einer Rendite auf das Akti-enkapital von 7,8 Prozent entspricht. Die Kurs-ziele liegen zwischen 96 und 109 Euro.

agrana ° Negatives Währungsergebnis schmälerte den Gewinn

IsIN at0000603709Kurs (09.06.2016) 88,36 € KGV 2016/17 e 12,6

MarKtKap. 1,29 Mrd. € KGV 2017/18 e 10,5

uMsatz 2016/17 e 2,57 Mio. € KGV 2018/19 e 10,1

BuChwert/aKt. 2016/17 e 83,34 € DIVIDeNDe 2016/17 4,52 %

Page 68: GELD-Magazin, Juni 2016

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aktien ° Deutschland

68 ° GELD-MAGAZIN – JuNI 2016

Zwischen Sommer-Rally und Lethargie

Das Umfeld für die Aktienmärkte sorgt für Verwirrung. Brexit-Ängste bremsen die Märkte. Gleichzeitig befeuert das Hinausschieben der US-Zinserhöhung die Kurse. Umso erstaunlicher war, dass der SDAX als erster deutscher Auswahlindex Anfang Mai neue historische Höchststände erreicht hat. Wolfgang Freisleben

John Legere. Die Aktien der beiden Versor-ger RWE und E.ON waren zeitweise sogar die größten Gewinner im DAX, ohne dass es Neuigkeiten von den Unternehmen gibt. Dagegen schwächelten die Daimler-Aktien weiter, obwohl sich das Wachstumstempo bei den Verkäufen des Autobauers im Mai weiter beschleunigt hat.

Fresenius zählt Finanzkreisen zufolge zu den letzten beiden Bietern für eine mil-liardenschwere Sparte des US-Pharmakon-zerns Pfizer. Die Pfizer-Sparte, die vor allem Spritzenpumpen zur intravenösen Verab-reichung von Medikamenten herstellt, könnte rund 1,5 Milliarden Dollar kosten. Die Fresenius-Sparte Kabi, die in dem Be-reich schon lange aktiv ist, könnte durch die Übernahme ihr Geschäft in Nordamerika deutlich ausbauen.

Schaeffler neu im mDaX, SDaX mit Starken WertenIm MDAX bekam die Stada-Aktie kräf-

tigen Rückenwind, nachdem es an der Kon-zernspitze einen überraschenden Wechsel gegeben hat. Ein Händler meinte, der bishe-rige CEO Hartmut Retzlaff habe in der Wahrnehmung der Börse in der Vergangen-heit Übernahmeversuche bei Stada eher ge-bremst.

Wie von Experten erwartet, wird der Autozulieferer Schaeffler den Kassensys-temhersteller Wincor Nixdorf im Index für die mittelgroßen Werte ersetzen. Das könnte der Aktie Auftrieb verleihen, da sie in viele Fonds – vor allem die MDAX-Indexfonds (ETFs) und Small&Mid Cap-Fonds – hi-neinrutschen wird. Der Tausch im MDAX

Das war schon lange nicht da: Alle DAX-Werte im Plus! So machte der

deutsche Leitindex am 7. Juni 2016 einen Sprung von rund 1,7 Prozent und schloss bei 10.287 Punkten. Damit hatte er die Ver-luste seit Monatsbeginn wieder ausgebügelt. Und Marktchronisten rätselten umgehend: Kommt jetzt die Sommer-Rally?

Nicht unbedingt. Denn die Lage ist eindeutig komplizierter. Im Markt stecken nämlich auch Brexit-Ängste und Kon-junktursorgen. Gleichzeitig festigt sich aber die Hoffnung auf eine Verschiebung der nächs ten US-Zinserhöhung bis zum Herbst. Mit einem Plus von über drei Pro-zent ragte Bayer an diesem Tag der Freude heraus. Die Infineon-Aktie kletterte sogar auf den höchsten Stand in diesem Jahr. Händler verwiesen auf Spekulationen, dass sich der taiwanesische Auftragsfertiger TSMC womöglich für den Halbleiterher-steller aus Deutschland interessieren könnte. Die Adidas-Aktie kletterte überhaupt auf ein All- Time-High – obwohl die Trikots der

deutschen Fußball-Nationalmannschaft laut Handelsblatt kaum gefragt waren.

Stahl-titel im aufWinD, infineon mit ÜbernahmefantaSieAngesagte Produktionskürzungen in

China gaben dem Stahlpreis und den Stahl-werten wie ThyssenKrupp im DAX und Salzgitter im MDAX Auftrieb. K+S-Aktien profitieren davon, dass die Staatsanwalt-schaft Kassel das seit Dezember 2015 an-hängige Ermittlungsverfahren wegen ver-suchter Gewässerverunreinigung mangels Tatverdacht eingestellt hat.

t-mobile uS Will kunDen aktien Schenken, VerSorger gefragtFür Gesprächsstoff sorgt die Deutsche

Telekom mit einer ungewöhnlichen Aktion. Die Telekom-Tochter T-Mobile US will alle Kunden mit festen Verträgen am Unterneh-men beteiligen und ihnen jeweils eine Aktie des Unternehmens schenken. „Das hat es noch nie gegeben“, sagte Unternehmenschef

DAxausbruch möglich. Ohne Verletzung der Schlüs-selunterstützungen aus dem ehemaligen Abwärt-strend (aktuell bei 10.085 Punkten), diversen Hoch- und Tiefpunkten sowie der 200-Tage-Linie (aktuell bei 10.096 Punkten) auf Schlusskursba-sis wäre ein Ausbruch nach oben möglich. Dabei dürften die deutschen „Blue Chips“ die jüngsten beiden Verlaufhochs bei 10.365 bzw. 10.474 Punkten ins Visier nehmen. Erst ein nachhaltiges Abtauchen unter die 10.100 Punkte-Marke würde ein solches Positiv-Szenario in Frage stellen.

Page 69: GELD-Magazin, Juni 2016

Deutschland ° aktien

JuNI 2016 – GELD-MAGAZIN ° 69

wird zum 20. Juni wirksam. Änderungen im TecDAX und DAX gibt es nicht.

Im SDAX stechen derzeit die beiden Immobilienwerte ADO Properties und TLG Immobilien, der Druckmaschinenhersteller Koenig & Bauer, der Autovermieter Sixt und der Ausrüstungsproduzenten für Büros und Lagerhäuser Takkt ins Auge. Anfang Juni ist der Index mit einem neuen Invest-ment-Kaufsignal aus der Seitwärtsbewe-gung der letzten Monate nach oben heraus-gelaufen und hat als erster deutscher Aus-wahlindex neue historische Höchstkurse er-reicht. Die ElringKlinger-Aktie haussierte am 7. Juni sogar mit einem Plus von über sechs Prozent. Der Autozulieferer hat einen Großauftrag über die Lieferung von Tür-modul-Trägern für die Kompaktklasse eines globalen Automobilherstellers erhalten. Das Auftragsvolumen umfasst mehr als 100 Millionen Euro bis zum Jahr 2024.

SartoriuS hui, morphoSyS pfuiIm TecDAX haben die Anleger mit mas-

siven Verkäufen von Morphosys-Aktien auf die Veröffentlichung von Testergebnissen für ein Krebsmittel reagiert. Die Aktien der Biotechfirma brachen binnen Minuten um bis zu zehn Prozent ein. Offenbar missfalle Investoren, dass bei dem Medikament ge-gen Knochenmarkkrebs zwei der fünf be-handelten Patienten nur geringfügig auf die Arznei angesprochen hätten, sagte ein Händler.

Dagegen konnte die Sartorius-Aktie deutlich zulegen. Die Deutsche Bank hat die Aktie des Pharma- und Laborausrüsters auf die „German Stock Ideas List“ gesetzt und die Einstufung auf „Buy“ mit einem Kursziel von 272 Euro belassen. Das gute Wachstum könnte noch länger andauern als derzeit gedacht.

Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat Bayer in einer Studie auf „Buy“ mit einem Kurs-ziel von 129 Euro belassen. Das wäre fast 45 Prozent höher als das Niveau zu Monatsbeginn. Ausschlaggebend dafür war das langfristige Margenpotenzial im Pharmageschäft. Für die angepeilte Übernahme des US-Agrarchemierie-sen Monsanto würden fünf Banken insgesamt etwa 63 Milliarden US-Dollar zur Verfügung stel-len, berichtete die Nachrichtenagentur Bloom-berg. Bank of America, Credit Suisse, Goldman Sachs, HSBC und JPMorgan würden jeweils kurzfristig 12,5 Milliarden Dollar finanzieren. Der Überbrückungskredit könnte auch aufge-stockt werden, falls Bayer sein Gebot erhöhe.

BAYER ° Monsanto-Fantasie

iSiN de000BAY0017KurS (09.06.2016) 90,23 € KGV 2016 e 12,7

MArKtKAp. 75,93 Mrd. € KGV 2017 e 11,6

uMSAtz 2016 e 47,25 Mrd. € KGV 2018 e 10,8

Buchwert/AKtie 2016 e 31,99 € diVid.-reNd. 2016 e 2,89 %

Die französische Großbank Société Générale (SocGen) hat die Einstufung für Beiersdorf auf „Hold“ mit einem Kursziel von 87 Euro belassen. Dies geht aus einer Branchenstu-die des Instituts zu Konsumgüterwerten her-vor. Der Umsatz des Konsumgüterkonzerns sei etwas niedriger als erwartet ausgefallen. Die DZ Bank hat die Einstufung für Beiersdorf nach Zahlen für das erste Quartal auf „Kau-fen“ mit einem fairen Wert von gleichfalls 87 Euro belassen. Bei dem Konzern habe sich ein gemischtes Bild ergeben. Während die Kleb-stoffsparte Tesa wegen der Nachfrageschwä-che in Asien enttäuscht habe, habe sich das Geschäft mit Konsumgütern solide entwickelt.

BEIERSDORF ° Ergebnissprung

Die Salzgitter-Aktie notiert trotz einer starken Rally seit Februar 2016 immer noch weit unter ihrem Allzeithoch. Davor war die Aktie auf ein Tief bei 16,80 Euro gefallen, ehe sie sich zu-nächst bis auf 30,81 Euro erholte. Die Schwei-zer Bank Credit Suisse hat Salzgitter von „Neu-tral“ auf „Outperform“ hochgestuft und das Kursziel von 31 auf 40 Euro angehoben. Die Pri-vatbank Berenberg hat Salzgitter auf „Buy“ mit einem ambitionierten Kursziel von 41 Euro be-lassen. Fusionen und Übernahmen seien noch immer der stärkste strukturelle Treiber in der europäischen Stahlindustrie, hieß es in einer Branchenstudie. Die Gewinne im Stahlgeschäft hätten 2016 und 2017 Potenzial nach oben.

SALZGITTER ° Konsolidierungsende

iSiN de0005200000

iSiN de0006202005

KurS (09.06.2016) 82,12 € KGV 2016 e 27,2

MArKtKAp. 20,85 Mrd. € KGV 2017 e 25,3

uMSAtz 2016 e 6,72 Mrd. € KGV 2018 e 23,5

Buchwert/AKtie 2016 e 19,81 € diVid.-reNd. 2016 e 0,89 %

KurS (09.06.2016) 28,50 € KGV 2016 e 29,1

MArKtKAp. 1,71 Mrd. € KGV 2017 e 9,7

uMSAtz 2016 e 8,30 Mrd. € KGV 2018 e 7,7

Buchwert/AKtie 2016 e 52,44 € diVid.-reNd. 2016 e 1,41 %

Page 70: GELD-Magazin, Juni 2016

alternative investmentsPanorama

70 ° GELD-MAGAZIN – JuNI 2016

STRATEGISCH WIE WARREN BUFFETT Die Basis des TraderFox High-Quality Stocks USA Index Zertifikat (ISIN: DE000XM8TF22) der Deutsche Bank X-markets ist ein Aktien-index der TraderFox GmbH, der bei der Be-rechnung des Indexstandes die Dividenden der Indexbestandteile berücksichtigt (Perfor-mance-Index). Er bildet die Aktienentwicklung von 20 Unternehmen aus dem Russel 3000 ab. Bei diesem Index handelt es sich um die 3000 größten Unternehmen der USA nach Markt-kapitalisierung. Die im TraderFox High Quality Stocks USA Index enthaltenen Aktien werden in einem zweistufigen Verfahren ausgewählt. Zu-nächst wird auf Basis der Marktkapitalisierung sowie von technischen und fundamentalen Kennzahlen nach einer unternehmerischen Methode der TraderFox GmbH eine Vorauswahl von Aktien getroffen. Dann bestimmt ein Index-Komitee die 20 Aktien, die aufgrund ihrer Bran-chenzugehörigkeit und Marktkapitalisierung bei der nächsten regulären vierteljährlichen Anpassung gleichgewichtet im Index enthal-ten sind.

IT’S GURU TIMEIm August 2014 hat die UBS ein Open End Index-Zertifikat auf den Solactive GURU Index (ISIN: DE000UBS1GU4) lanciert. Die-ser Index bildet die Kursentwicklung US-amerikanischer Aktien ab, die den Top-Be-teiligungen einer ausgewählten Gruppe von Hedgefonds entsprechen. Die Selektion ba-siert auf den öffentlich verfügbaren 13F Fi-lings, die quartalsweise von institutionellen Anlegern, die mindestens 100 Millionen US-Dollar am US-Aktienmarkt angelegt ha-ben, an die US-Aufsichtsbehörde SEC ge-meldet werden müssen. Der Index wird vier-mal jährlich kurz nach Veröffentlichung der 13F Filings neu zusammengesetzt. Das Ziel des Index ist es, die Wertentwicklung der-jenigen Beteiligungen abzubilden, für die der Informationsgehalt der 13F Filings am wertvollsten ist. So werden etwa nur Hedge-fonds in den Selektionspool aufgenommen, die ihre Beteiligungen möglichst selten um-schichten und zugleich prozentual relativ stark in ihre Top-Beteiligung investiert sind.

GERMANY‘S GLOBALE PLAYER Der Basiswert des GLOBAX – German Glo-bal Export Aktienindex Index Zertifikat der Deutsche Bank X-markets (ISIN: DE000-DX9GL01) ist ein Aktienindex, der die Wert-entwicklung der Aktien von Unternehmen abbildet, die relativ zum Gesamtumsatz ei-nen besonders hohen Umsatzanteil außer-halb Europas erwirtschaften. Der GLOBAX fasst die 30 exportstärksten der 100 größten deutschen Unternehmen nach Marktkapitali-sierung zusammen. Im Detail erfolgt der Se-lektionsprozess wie folgt: Zunächst werden Unternehmen mit Firmensitz in Deutschland herausgefiltert, die einen besonders hohen Umsatzanteil außerhalb Europas erzielen. Alle Unternehmen im Index werden gleich-gewichtet, so haben alle Unternehmen, un-abhängig von Marktkapitalisierung oder sonstiger Faktoren, gleichen Einfluss auf die Wertentwicklung des Index. Jährlich im Mai erfolgt die Anpassung der Index-Gewichte, sodass der Index wieder gleichgewichtet ist. Laufzeit: Open End.

Die besten tipps Der zertifikateprofis

Infrastruktur-strategIe. Kuwait – ge-nauer gesagt, der riesige Staatsfonds des Emirats – hat Appetit auf Infrastruktur. Anas Al-Saleh, Chairman der Kuwait Investment Authority – des nach eigenen Angaben ältes-ten Staatsfonds der Welt –, bestätigte in einem Bloomberg-Interview kürzlich Gerüchte, wo-nach sich KIA aktuell verstärkt nach Investi-tionsmöglichkeiten im Bereich Infrastruktur umsehen würde. Man wolle sich, gemeinsam mit den strategischen Partnern des Fonds, auf

kuwaitLand des Monats

ECKDATEN Staatsform Konstitutionelle ErbmonarchieHauptstadt Kuwait StadtAmtssprache ArabischStaatsoberhaupt Scheich Sabah Al-Ahmad Al-Jaber Al-SabahRegierungschef Scheich Jaber Al-Mubarak Al-Hamad Al-SabahFläche 17.818 km2

Einwohner ca. 4 Millionen (1,3 Millionen Staatsangehörige)Bevölkerungsdichte rund 224,5 pro km2Währung Kuwait DinarBIP (Projektion 2015) 181 Milliarden US-DollarKfz-Kennzeichen KWTInternet-TLD .kwInternat. Telefonvorwahl +965Unabhängig seit 1961Nationalfeiertag 25. FebruarGrößte Städte Dschalib as-Schuyuch, as-Salimiyya, HawalliVerwaltungsgliederung 6 GouvernorateNachbarstaaten Irak, Saudi-Arabien

Anlagen konzentrieren, die „die anvisierten Er-träge bringen“, so Al-Saleh. Die besagten Ren-diten dürfte der rund 600 Milliarden „schwere“ Fonds auch dringend benötigen. Laut Berech-nungen aus dem Hause Moody’s wird sich das durch den Ölpreisverfall verursachte kuwai-tische Haushaltsdefizit heuer auf etwa zehn Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes belaufen. Dem KIA-Chairman zufolge hat die Regierung des Emirats ihren Staatsfonds aus diesem Grund auch bereits „angezapft“.

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Page 71: GELD-Magazin, Juni 2016

SERVIC

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JUNI 2016 – GELD-MAGAZIN ° 71

ZERTIFIKATE ° LISTING

Attraktive AngeboteANBIETER PRODUKTE

Aktienanleihen Classic WKN Basiswert Kurs Basis Strike Koupon p.a. Bewertungstag Max. Rendite p.a. BriefkursTel: 0800 295 518 PB5QCF OSRAM 46,53 € 48,00 € 19,00 % 16.12.2016 18,91 % 100,20 %[email protected] PB5N18 ALLIANZ 135,80 € 140,00 € 6,00 % 16.12.2016 14,04 % 95,66 %www.bnpp.at PB5PFM VOLKSWAGEN VZ. 124,35 € 115,00 € 14,00 % 16.12.2016 12,63 % 100,34 % PB5P4S TUI 12,78 € 12,00 € 10,00 % 16.12.2016 10,58 % 99,29 % PB5N1M BASF 69,55 € 68,00 € 8,50 % 17.03.2017 10,03 % 98,55 % PB5PQM BEIERSDORF 80,67 € 82,00 € 9,50 % 17.03.2017 9,34 % 99,78 % PB5N00 DEUTSCHE TELEKOM 14,72 € 14,50 € 7,50 % 17.03.2017 9,33 % 98,40 % PB5N97 BMW 70,46 € 70,00 € 6,00 % 15.12.2016 9,31 % 94,89 % PB5N4L SIEMENS 93,71 € 90,00 € 7,00 % 17.03.2017 9,23 % 98,15 % PB5P9V ZALANDO 25,95 € 25,00 € 6,00 % 16.06.2017 8,19 % 97,69 % PB5N7Z INFINEON 13,33 € 11,50 € 9,50 % 17.03.2017 8,17 % 100,85 % PB5N0K DAIMLER 57,59 € 52,00 € 5,50 % 15.09.2016 7,67 % 97,11 % PB5PDF METRO 28,64 € 25,00 € 5,00 % 16.12.2016 6,07 % 99,16 %

Index-Zertifikate WKN Name Basiswerte (unter anderem) Kurs seit Start VFP33M Vontobel OIL-STRATGY-Index Canadian Natural Res., Hess Corp., Exxon Mobil, ... 126,90 € 25,74 % VS9K17 Solactive US QUALITY DIVIDEND LOW VOLATILITY Perf.-Index Alliant Energy, Philip Morris Int., Ventas, ... 105,00 € 2,28 %[email protected] VT0RLV Vontobel REITs LOW VOLATILITY Performance-Index BWP, Fraser Centrpoint, Tokyu REIT, ... 198,50 € 92,17 %www.vontobel-zertifikate.de VS8Y40 Vontobel INDUSTRIE 4.0 Performance-Index Alphabet, Dürr, Infineon Technologies, SAP, ... 106,20 € 4,50 %

Stichzeitpunkt: 10. Juni 2016, 9:45 Uhr, alle Angaben ohne Gewähr

JUNI 2016 – GELD-MAGAZIN ° 71

U nabhängige Beratung und In-formation für Privatanleger ist

das Motto und Ziel der Veranstalter des ersten Wiener Börsentages, der am 18. Juni im Austria Center Vienna stattfindet und über aktuelle Trends am Finanzsektor informiert. Die Finanzbildung breiter Bevölkerungs-kreise lässt viel zu wünschen übrig. Die Finanzkrise der Jahre 2008/09 hat viele Anleger getroffen und Verunsicherung hervorgerufen. Ein Rückzug aus „gefähr-lichen“ Investments war die Folge, die ein enormes Anwachsen traditioneller Spar-formen zur Folge hatte. Angesichts der histo-risch niedrigen Zinsen wird es für den Durch-schnittsbürger immer schwieriger, erfolgreiche Anlageentscheidungen zum Vermögensaufbau oder für die Altersvorsorge zu treffen.

bei den zahlreichen Ausstellern sowie beim umfangreichen Vortragsprogramm (vier Säle mit parallel laufenden Präsen-tationen) über unterschiedliche Themen der Investmentindustrie – wie Aktien, An-leihen, Fonds, Derivate, Charttechnik, Im-mobilien oder Rohstoffe – zu informieren. Zu den Ausstellern zählen u.a. die Wie-ner Börse, die Erste Group, Bank Vontobel, Comstage, FlatEx und viele andere. Blickfang der Veranstaltung ist Europas größte Goldmünze, der „Big Phil“, der am Stand des Unternehmens Pro Aurum prä-sentiert werden wird. Die Jubiläumsmün-

ze, die zum 15. Geburtstag des „Philharmoni-kers“ 2004 herauskam, ist aus purem Gold und wiegt 31 Kilogramm.

www.boersentag.at

Börsentag für Privatanleger

EXPERTEN stehen beim Börsentag Rede & Antwort

ERSTER WIENER BÖRSENTAG

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Der Börsentag Wien, der heuer erstmals am 18. Juni im Austria Center Vienna stattfindet, ist eine Veranstaltung der in Dresden ansässigen Mes-seagentur B2MS GmbH. Ziel der Messe ist es, Privatanlegern die Möglichkeit zu bieten, sich

Page 72: GELD-Magazin, Juni 2016

rohstoffe ° Aktuelle Trends

Gold ist in Indien ein überaus beliebtes Geschenk und ein Kultgegenstand. Experten rechnen jetzt mit steigender Nachfrage auf dem Subkontinent.

Gewinnmitnahmen. Bereits im Dezember des Vorjahres setzten steigende Preise beim Rohöl ein, ein Trend, der auch weiterhin anzuhalten scheint, wenn auch in etwas abge-schwächter Form. So berichten die Experten von ETF Securities von Abflüsse aus Rohöl-ETPs aufgrund von Gewinnmitnahmen. Auch geriet die Rally durch die Verteuerung des Dollar und unerwartet hohe US-Lagerbestände etwas ins Stocken. „Die globalen Ölmärkte leiden nach wie vor unter einem Überangebot. Der geringe Heizbedarf aufgrund des warmen Winters in den USA und Europa führte zu hohen Lagerbeständen und die Daten aus dem Iran zeigen, dass die Roh-ölexporte schneller als erwartet zunehmen“, so Rohstoff-Spezialist Jan-Hendrik Hein von ETF Securities. Auf der anderen Seite stehen Erwartungen, dass sich die US-Rohöllagerbestände bald verringern und die Produktionsausfälle in Kana-da, Libyen, Venezuela und Nigeria ausweiten könnten. Aufgrund von Versorgungsstörungen in diesen Ländern ist eine Produktion von rund 2,5 Millionen Barrel Öl pro Tag ausgefallen. „Ohne die Störungen wären die Ölpreise deutlich tief-er“, heißt es in einer Analyse der Saxo Bank. Charttechnisch rückt jetzt die interessante Mar-ke von 50 Dollar pro Barrel in den Vordergrund – diese horizontale Widerstandslinie konnte zuletzt „geknackt“. Wird die Marke nachhaltig überwunden, ist mit weiteren Preissteigerungen zu rechnen. (hk)

Gewinner des jahres. Palladium- ETPs (Exchange Traded Products) verzeichneten im vergangenen Mai die höchsten wöchent-lichen Zuflüsse seit Juli 2015. In den Augen von ETF Securities soll es in dieser Tonart mun-ter weitergehen: „Unseres Erachtens nach wird Palladium wohl der Gewinner dieses Jahres sein“, heißt es in einer optimistischen Analyse der Rohstoffexperten. Wie Platin weist Palla dium nämlich seit vier Jahren ein Angebotsdefizit auf, was sich Prognosen zufolge 2016 nicht än-dern wird, da die Nachfrage im Automobilsektor in diesem Jahr voraussichtlich um vier Pro-zent steigen soll. Laut dem Unternehmen Johnson Matthey, dem weltgrößten Verarbeiter von Platin und Palladium, soll es außerdem heuer zu einem Angebotsdefizit von rund 843.000 Unzen Palladium kommen. Das Edelmetall wird vor allem bei der Herstellung von Katalysatoren für Fahrzeuge verwendet. Fast zwei Drittel der Palladiumproduktion werden in diesem Bereich verarbeitet. In der Elektrotechnik kommt ein Fünftel, in der Zahntechnik ein Achtel des Weltange-bots zur Anwendung. Auf weltpolitischer Ebene könnte Palladium langfristig gesehen schärfere Abgasrichtlinien zugute kommen, so haben sich bekanntlich die Staatenlenker auf dem letzt-jährigen Klimagipfel von Paris für eine Eindämmung der Erderwärmung und die Reduktion des CO2-Ausstoßes ausgesprochen. (hk)

Palladium ° Starke Zuflüsse

Rohöl ° Gedämpfte Rally

anGebotsdefizit ° Experten glauben, dass

die Produktion von Palladium mit der weltweit

steigenden Nachfrage nicht mithalten wird. Das

könnte zu steigenden Kursen führen und macht

das Edelmetall zu einem der Performance-Favo-

riten für das heurige Jahr.

Russland 82,0 TonnenSüdafrika 82,0 TonnenKanada 13,0 TonnenUSA 12,5 TonnenSimbabwe 9,0 Tonnen

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72 ° GELD-MAGAZIN – juNI 2016

RohöL (BRENt) IN uSD/BARRELL

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Page 73: GELD-Magazin, Juni 2016

Aktuelle Trends ° rohstoffe

starker Greenback. Edelmetalle sind unter Druck geraten, nachdem der Dollar ge-genüber einem Währungskorb von sieben Großwährungen deutlich angezogen hatte. Auch Gold musste nicht unerhebliche Verluste hinnehmen. Die jüngste Schwäche habe Gold-Bären zu einigen taktischen Leerverkäufen verleitet, heißt es dazu in einem Kommentar der Saxo Bank. Dennoch bleiben die Experten positiv für das Edelmetall eingestellt. „Rückschläge können wir nicht ausschließen, insbesondere wenn der Dollar noch stärker wird. Aufgrund der finanziellen, politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten, die weiter vorherrschen, glauben wir jedoch, dass Gold die Marke von 1305 Dollar pro Feinunze schaffen wird und danach den Kurs von 1380 Dollar anpeilen könnte“, so die Analyse. Auch könnten laut anderen Marktbeobachtern jetzt

viele Anleger den Rückgang des Goldpreises nutzen, um ihre Positionen aufzustocken. Das war nicht zuletzt an steigenden Zuflüssen von Gold-ETFs zu erkennen. Beim Kauf von Gold-schmuck war im ersten Quartal 2016 wiederum ein Rückgang in Indien und China zu verzeich-nen gewesen. Für Swiss Resource Capital AG ist das aber kein Grund, schwarz zu sehen: „Denn gerade die indischen Goldkäufer dürften in den Startlöchern stehen. Auch in 2015 sank die Nachfrage im ersten Halbjahr und erholte sich dann enorm im zweiten Halbjahr. Dies könnte sich wiederholen“, so die Experten. (hk)

Gold ° In Bedrängnis

Gute ernte in sicht. Mitte Mai setzte – wieder einmal – eine Korrektur beim Kaffee-preis ein. Obwohl das Erntejahr gerade erst begonnen hat, meldete das US-Landwirtschafts-ministerium, dass das weltgrößte Erzeugerland Brasilien in diesem Jahr 56 Millionen 60-Kilo-gramm-Säcke Rohkaffee produzieren wird. Das entspricht einer Zunahme um stolze 13 Prozent zum Vorjahr. Der gute Angebotsausblick sowie die Abwertung des brasilianischen Real gegen-über dem US-Dollar bieten laut einer Analyse von ETF Securities somit eine hinreichende Er-klärung für den Rückgang der Exportpreise für

Kaffee. Vietnam, ebenfalls ein wichtiger Kaffee-Exporteur, war zuletzt wiederum von hartnä-ckiger Trockenheit geplagt, wieder einsetzende Regenfälle sorgten hier aber für Entlastung und stellen eine bessere Ernte und somit mehr Angebot in den Raum. Das könnte sich natürlich ten-denziell preisdämpfend auswirken. Wie es mit dem Kaffeekurs weitergehen wird, ist aufgrund seiner hohen Volatilität äußerst schwierig zu beantworten. Betrachtet man den Langfristchart, so ist aber doch eine gewisse Erholung zu beobachten: Bereits ausgehend vom März 2015 ist eine Bodenbildung in Angriff genommen worden, der Trendpfeil scheint jetzt leicht nach oben gerichtet zu sein. Schwankende Ernteprognosen haben auf die weitere Preisentwicklung aller-dings einen massiven Einfluss. (hk)

sehr volatil ° Der Kaffeepreis ist fast schon

traditionell hohen Schwankungen unterworfen,

ausgehend von März 2015 zeichnet sich aller-

dings eine Bodenbildung ab. Optimistische Ernte-

prognosen für Brasilien haben allerdings für einen

Dämpfer gesorgt.

Brasilien 2,7 Mio. TonnenVietnam 1,2 Mio. TonnenIndonesien 634.000 TonnenKolumbien 468.000 TonnenÄthiopien 370.000 Tonnen

Kaffee ° Brasilien im Fokus

juNI 2016 – GELD-MAGAZIN ° 73

KAffEE IN uS-CENt/PfuND

GoLD IN uSD/uNZE

Page 74: GELD-Magazin, Juni 2016

versicherungPanorama

74 ° GELD-MAGAZIN – JuNI 2016

frankreichLand des Monats

ECKDATEN (Französische Republik)

Staatsform RepublikHauptstadt ParisAmtssprache Französisch Staatsoberhaupt Francois HollandeRegierungschef Manuel VallsFläche 543.965 km2 (exklusive Übersee-Departements)

Einwohner etwa 64,2 Millionen (exklusive Übersee-Departements)

Bevölkerungsdichte rund 118 pro km2

Währung Euro und CFP-Franc (Übersee-Departements) BIP (2014) 2132,4 Milliarden EuroKfz-Kennzeichen FInternet-TLD .frInternat. Telefonvorwahl +33Nationalfeiertag 14. JuliGrößte Städte Paris, Marseille, Lyon, Toulouse, Nizza, NantesVerwaltungsgliederung 18 Regionen (davon 5 in Übersee)Nachbarstaaten Andorra, Belgien, Deutschland, Italien, Luxemburg, Monaco, Schweiz, SpanienHöchste Erhebung Mont Blanc (4810 m)

Riskante kombination. Fußball-Groß-ereignisse und Autofahren vertragen sich of-fensichtlich ganz und gar nicht. Eine Analyse der Wiener Städtischen im Vorfeld der Euro-pameisterschaft in Frankreich zeigt: Während Fußball-Welt- und Europameisterschaften er-eignen sich in Österreich um durchschnitt-lich 9,2 Prozent mehr Kfz-Unfälle pro Tag als während des restlichen Jahres. Zwei Drittel der Kfz-Schäden, die in der Zeit der Turniere passieren, gehen übrigens auf das Konto von Männern. „Vor allem in der Kasko-Versiche-

STARKE WoRTE ´´

„Bleiben Sie uns gewogen, auch wenn uns der Sturmwind

wieder ins Gesicht bläst.““

Oliver Bäte, Vorstandschef

des größten europäischen

Versicherungskonzerns

Allianz, rief seine Aktio­

näre im Rahmen der

Hauptversammlung dazu

auf, dem Konzern treu zu

bleiben. Dieser sei auf die kommenden Heraus­

forderungen gut vorbereitet.

„Die wissen, dass das aufgrund der Lebenserwartung nicht so weitergehen wird können.“

Finanzminister Hans

Jörg Schelling ist davon

überzeugt, dass der Bevöl­

kerung weitere Reformschritte in Sachen Pen­

sionen zuzumuten sind. Er selbst werde sich zu

diesem Thema wieder verstärkt einbringen und

„nicht locker lassen“.

rung verzeichnen wir deutlich mehr Schäden pro Tag. Hier ist die Schadenstendenz klar stei-gend“, kommentiert Robert Lasshofer, General-direktor der Wiener Städtischen Versicherung, das Ergebnis der Erhebung. Für diese hat sein Haus die Daten während vergangenen Großer-eignissen – bei denen Österreich bekanntlich meist nur Zuseher war – jenen der spielfreien Zeit gegenübergestellt. Da die österreichische Nationalmannschaft in Frankreich mit dabei ist, könnte es ratsam sein, das Auto vier Wo-chen lang in der Garage einzumotten.

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ZAhLENSpIEL

28sicheRheitsRisiko am ohR. Rund 28 Prozent aller Unfälle sind auf

die Handy-Nutzung am Steuer zurückzuführen, ließ die Uniqa kürzlich via Aussendung wissen. Daher belohnt ein neuer Kfz-Tarif der Assekuranz Kunden nun mit Prämienvorteilen und sogenann-ten Goodies, wenn das Telefon während der Fahrt nicht verwendet wird. Wer bei Uniqa einen Safe-line-Tarif abschließt, bekommt schon bisher eine Telematik-Box ins Auto, die über einen Crash-Sen-sor, einen Notfallknopf und eine Ortungsfunktion verfügt. Neben der Hardware gibt es mit dem neuen Tarif auch eine neue App, die eine Vielzahl intelligenter Services beinhaltet. „Die App er-kennt, wenn das Handy während dem Fahren nicht genutzt wird und sammelt Punkte“, so Harald Trautsch, Geschäftsführer der Entwick-lungsfirma Dolphin Technologies. Für diese Punkte erhält der Kunde Freikilometer, die die Versicherungsprämie positiv beeinflussen.

Page 75: GELD-Magazin, Juni 2016

SERVIC

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JUNI 2016 – GELD-MAGAZIN ° 75

FONDSGEBUNDENE LEBENSVERSICHERUNGEN ° LISTING

PORTFOLIOS AM PRÜFSTANDPERFORMANCE FONDSGEBUNDENE LEBENSVERSICHERUNGENANBIETER PORTFOLIO VERMÖGENSAUFTEILUNG 2013 2014 2015 1.1.-31.5. Ø SEIT START (P.A.) Allianz Elementar Lebensversicherung AG Dachfonds:1130 Wien, Hietzinger Kai 101-105 Allianz Invest Defensiv 100 % Renten 2,0 % 8,2 % 0,7 % 3,0 % 4,7 %Tel.: +43 1/878 07-0 Allianz Invest Konservativ 75 % Renten / 25 % Aktien 5,6 % 10,3 % 2,8 % 1,2 % 4,7 %Fax: +43 1/878 07-2830 Allianz Invest Klassisch 50 % Renten / 50 % Aktien 10,1 % 9,9 % 2,5 % 0,3 % 3,9 %www.allianz.at Allianz Invest Dynamisch 25 % Renten / 75 % Aktien 12,3 % 13,8 % 8,0 % -1,2 % 3,2 % Allianz Invest Progressiv 100 % Aktien 16,1 % 15,1 % 9,9 % -1,0 % -0,3 % Allianz Invest Portfolio Blue vermögensverwaltend 5,2 % 9,8 % 5,8 % -0,9 % 2,6 % Einzelfonds: Allianz Invest Vorsorgefonds 100 % Renten 0,1 % 6,3 % -1,0 % 2,0 % 4,6 % Allianz Invest Rentenfonds 100 % Renten 4,0 % 11,8 % -1,3 % 4,7 % 5,5 % Allianz Invest Osteuropa Rentenfonds 100 % Renten 0,4 % 5,4 % 4,1 % 0,7 % 5,8 % Allianz Invest Osteuropa Fonds 100 % Aktien -9,0 % -17,8 % -3,3 % 3,5 % 3,5 % Allianz Invest Aktienfonds 100 % Aktien 19,8 % 4,0 % 2,8 % -5,2 % -1,5 % Allianz PIMCO Corporate 100 % Renten -4,7 % 19,3 % 9,8 % 3,1 % 3,9 % Allianz PIMCO Mortgage 100 % Renten -3,2 % 6,1 % 0,6 % 1,4 % 4,5 % Allianz Invest Austria Plus 100 % Aktien (Erstauflage 05.10.04) 8,9 % -9,7 % 9,0 % -3,3 % 3,7 %

FinanceLife Lebensversicherung AG FinanceLife-Lebensversicherung AG / Raiffeisen Fondspolizzen1029 Wien, Untere Donaustraße 21 I Hohe Sicherheit 100 % Renten 0,3 % 4,8 % -0,3 % 2,0 % 4,5 % (02.01.96)Service-Telefon: 0810/200 541 II Risikoarm 80 % Renten / 20 % Aktien 3,8 % 7,7 % 3,0 % 2,0 % 5,4 % (02.01.96)Fax: +43 1/214 54 01/3780 III Ausgewogen 55 % Renten / 45 % Aktien 2,8 % 9,0 % 2,3 % 0,8 % 5,7 % (02.01.96)E-Mail: [email protected] IV Dynamisch 25 % Renten / 75 % Aktien 8,5 % 9,8 % 3,5 % 0,3 % 6,0 % (02.01.96) www.financelife.com FinananceLife-Lebensversicherung AG / Salzburg-Invest KAG Fondspolizzen I Sicherheit 100 % Renten -0,7 % 4,5 % 0,0 % 0,9 % 3,1 % (01.04.99) II Ertrag 80 % Renten / 20 % Aktien -1,4 % 8,4 % 2,5 % 0,3 % 3,2 % (31.10.97) III Wachstum 50 % Renten / 50 % Aktien 3,5 % 10,7 % 4,1 % -0,6 % 2,6 % (31.10.97) IV Dynamik 25 % Renten / 75 % Aktien 7,0 % 12,5 % 5,4 % -1,7 % 1,4 % (01.04.99) FinanceLifeLebensversicherung AG / Kepler Fonds Polizzen I Sicherheit Plus 100 % Renten 1,5 % 6,6 % 0,5 % 1,7 % 4,3 % (01.01.00) II Sicherheit 80 % Renten / 20 % Aktien 4,8 % 7,6 % 2,0 % 1,9 % 3,5 % (01.01.00) III Ertrag 55 % Renten / 45 % Aktien 9,5 % 10,9 % 4,8 % -0,1 % 1,9 % (01.01.00) IV Wachstum 25 % Renten / 75 % Aktien 15,2 % 14,3 % 7,4 % -2,2 % 0,2 % (01.01.00) FinanceLife-Fondspolizzen I Hohe Sicherheit 100 % Renten 0,0 % 5,3 % -0,1 % 1,9 % 4,0 % (01.09.95) II Sicherheit mit Wachstumschance 80 % Renten / 20 % Aktien 1,6 % 10,2 % 2,4 % 2,0 % 4,6 % (01.09.95) III Wachstum mit begrenztem Risiko 55 % Renten / 45 % Aktien 3,4 % 9,8 % 3,4 % 0,9 % 4,3 % (01.09.95) IV Aktives Risikomanagement 25 % Renten / 75 % Aktien 8,1 % 10,2 % 4,6 % -0,2 % 4,1 % (01.09.95)

Mindestanlagesumme Einmalerlag: EUR 3.634,– Mindestanlagebetrag laufende monatliche Prämie: EUR 37,– Vertriebspartner: Berater der UNIQA Versicherungen AG, Raiffeisen Bankensektor, unabhängige Makler, vier Vermögensverwaltungen, in Summe sechzehn gemanagte Portefeuilles, unabhängige Fondsselektion aus einem Bestand von über 300 Fonds der renommiertesten Kapitalanlagegesellschaften

Generali Versicherung AG Aktienanteil Kurs 31.12.12 Kurs 31.12.13 Kurs 31.12.14 Kurs 31.12.15 Kurs 31.05.16

1011 Wien, Landskrongasse 1–3Tel.: +43 1/534 01-0 Sicherheitsklasse ca. 25 % 15,13 € 15,75 € 16,70 € 17,19 € 17,27 €Fax: +43 1/534 01-4113 Balanceklasse ca. 50 % 13,50 € 14,62 € 15,92 € 16,79 € 16,79 €www.generali.at Dynamikklasse ca. 75 % 11,77 € 13,25 € 14,81 € 15,98 € 15,87 € Aktivklasse ca. 100 % 7,81 € 9,05 € 10,34 € 11,33 € 11,17 €

A 25 ca. 25 % 10,32 € 10,74 € 11,39 € 11,73 € 11,78 € A 50 ca. 50 % 8,56 € 9,27 € 10,09 € 10,63 € 10,62 € A 75 ca. 75 % 7,33 € 8,25 € 9,22 € 9,95 € 9,87 € A 100 ca. 100 % 5,87 € 6,80 € 7,77 € 8,51 € 8,39 €

WIENER STÄDTISCHE Versicherung AG PORTFOLIO VERMÖGENSAUFTEILUNG 2013 2014 2015 1.1.-31.05 . Ø SEIT START (P.A.)Vienna Insurance Group UNITED FUNDS OF SUCCESS1010 Wien, Schottenring 30Hotline: 050 350 351 WSTV ESPA Traditionell 2/3 Rentenfonds/1/3 Aktienfonds 4,0 % 8,1 % -3,3 % 0,8 % 3,9 % (15.07.03)www.ufos.at WSTV ESPA Dynamisch 1/3 Rentenfonds/2/3 Aktienfonds 4,4 % 8,5 % -6,1 % -0,8 % 3,4 % (15.07.03) WSTV ESPA Progressiv 100 % Aktienfonds 7,3 % 13,1 % -4,2 % -2,8 % 4,3 % (15.07.03) RT Active Global Trend 0-100 % Akien-, 0-100 % Rentenfonds 4,4 % 8,6 % -10,7 % -4,0 % 0,9 % (17.01.00) RT Panorama Fonds Dachfonds, 45% RT Active Global Trend 4,9 % 9,8 % -5,4 % -1,0 % 4,3 % (02.04.12)

Mindestanlagesumme Einmalerlag: EUR 3.500,– Mindestanlagebetrag laufende monatliche Prämie: EUR 70,– Todesfallschutz min./max. in % der Beitragssumme: 10–400

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Für die Österreicherinnen und Österrei-cher rückt das Thema Gesundheit zu-

nehmend in den Vordergrund. Deshalb ver-lagert sich auch der Fokus zunehmend in Richtung Gesundheitsvorsorge und Präven-tion – immer mehr Menschen wollen sich im Krankheitsfall optimal versorgt wissen“, bringt Ralph Müller, Vorstandsdirektor der Wiener Städtischen, die Situation in der Al-penrepublik auf den Punkt. Eine Einschät-zung, die auch Emma Kovacs, Leiterin Ab-teilung Krankenversicherung der Generali Versicherung, teilt: „Die Gesundheitsvor-sorge ist ein wachsender Markt und für die Generali ein zentrales Thema. Die Anzahl der Ärzte mit Kassenvertrag sinkt und da-her werden mehr Privatärzte konsultiert. Kunden interessieren sich vermehrt für am-bulante Versicherungen, die die Kosten für Ärzte bzw. Fachärzte sowie Therapeuten de-cken. Die private Absicherung ist somit eine sinnvolle Ergänzung zur unbestritten sehr guten medizinischen Grundversorgung in Österreich.“ Die Zahlen sprechen für sich:

In Österreich gibt es rund 1.130.000 Per-sonen, die eine private Krankenhauskosten-Versicherung abgeschlossen haben. Peter Eichler, Vorstand Uniqa Österreich, zieht zufrieden Bilanz: „Davon sind rund 535.000 Personen bei der Uniqa privat krankenver-sichert. Das entspricht einem Marktanteil von knapp 50 Prozent. Das steigende Ge-sundheitsbewusstsein in der österreichi-schen Bevölkerung zeigt sich auch am ho-hen Interesse an einer privaten Krankenver-sicherung. Im Schnitt wachsen die Prämien im Bereich der privaten Krankenversiche-rungen bei Uniqa Österreich pro Jahr um rund drei Prozent.“ Einen typischen „Kran-kenversicherungseinheitskunden“ gibt es dabei laut Eichler nicht. Allgemein könne gesagt werden, dass Krankenversicherungs-kunden gesundheitsaffin sind. Junge Per-sonen kaufen öfters einen Versicherungs-schutz, der „nur“ einen Deckungsausschnitt (zum Beispiel Sonderklasse nach Unfall oder Sonderklasse nach Unfall und schweren Krankheiten) vorsieht und der später in eine „volle“ Sonderklasse umge-wandelt werden kann bzw. sie erhöhen in späteren Jahren den Versicherungsschutz. Eichler: „Sonderklassetarife mit Selbst-behalt erfreuen sich einer immer größeren Beliebtheit und immer öfter wird neben der Sonderklasse auch ein Privatarzttarif abge-schlossen. Für Personen mit einem erhöh-ten Versicherungsbedarf gibt es sogenannte Heilkostentarife, die quasi einen ,Rundum-Versicherungsschutz‘ bieten.“

Lücken schLiessenDie private Gesundheitsvorsorge bietet

also die Möglichkeit, auf Leistungen zu-rückzugreifen, die die staatliche Sozialversi-

cherung nicht abdeckt (wie zum Beispiel die Ganzheitsmedizin). Weiters besteht die Ausweichmöglichkeit auf Privatspitäler ohne langen Wartezeiten vor Operationen, eine komfortable Unterbringung sowie die Wahlfreiheit unter den niedergelassenen Ärzten. Kovacs fassst in diesem Zusammen-hang die wichtigsten Versicherungsleis-tungen der Generali zusammen: „Die Di-rektverrechnung mit Krankenhäusern – auch Privatspitälern – und die Kostenüber-nahme in Sonderklassezimmern sind Kern-leistungen der privaten Krankenversiche-rung. In den letzten Jahren wurden vor allem Kostenersätze von Honoraren von niedergelassenen Ärzten und Therapeuten von den Kunden versichert. Hier entsteht die Nachfrage zunehmend aus der Alterna-tiv- und Ganzheitsmedizin, die von der Sozialversicherung nicht gedeckt ist.“

steigendes interesseAuch laut Müller werden aufgrund der

Sparmaßnahmen im Gesundheitswesen Krankenversicherungen privater Anbieter noch wichtiger: „Wir decken die Lücken im Sozialversicherungsnetz ab, wie Akupunk-tur, Homöopathie, TCM (Traditionelle Chi-nesische Medizin, Anm.), Bachblüten, um nur ein paar Beispiele aus der Komplemen-tärmedizin zu nennen, aber auch bei Sehbe-helfen und Zahnleistungen. Heilbehelfe, Medikamente und der Zugang zum Wahl-arztnetz schätzen unsere KundInnen eben-falls.“ (Privat-)PatientInnen sind laut dem Experten immer besser über Behandlungs-optionen informiert und wollen selbst mit-bestimmen: „Hier bemerken wir einen Trend zur individuell besten Behandlung und den Wunsch, dass diese nicht durch die cr

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versicherung ° Gesundheitsvorsorge

76 ° GELD-MAGAZIN – juNI 2016

Immer mehr Menschen sind dazu bereit, für ihr wichtigstes Gut vorzusorgen: die Gesundheit. Individuelle Gestaltung und das Abstimmen auf die persönlichen Lebensumstände sowie Prioritäten stehen dabei im Vordergrund. Die Angebote der Versicherungsgesellschaften sind dementsprechend vielfältig und reichen von der privaten Sonderklasse über Zahnersatz bis hin zu schweren Krankheiten. Harald Kolerus

Gute Genesung!

„uNGEsuNDE“ sportArtEN

Vor allem gegen Freizeitunfälle sollte man abgesichert sein.

Fußball

Radfahren

Quelle: APA-Auftraggrafik/Uniqa

Alpinskifahren

Sonstige Ballsportarten

Laufen & Joggen

Reiten

Snowboardfahren

Tennis & Squash

Wandern & Bergsteigen

Eishockey

Page 77: GELD-Magazin, Juni 2016

starren Vorgaben des staatlichen Gesund-heitswesens beschränkt ist. Komplementär-medizin ist auch sehr beliebt, im Vorder-grund steht dabei der Wunsch, dass sich die Ärztin bzw. der Arzt Zeit nimmt.“ Auch Wolfgang Ostermayer, Leiter Krankenversi-cherung bei der Allianz, hält die private Ge-sundheitsvorsorge für einen wesentlichen Sektor im Vorsorgebereich, dessen Bedeu-tung sich stark im Steigen befinde. Welche Produkte sind nun besonders im Kommen?

kLassiker sonderkLasseOstermayer meint dazu: „Die private

Gesundheitsversicherung insgesamt wird sehr gut nachgefragt: Die Prämieneinnah-men stiegen von 60,1 Millionen Euro im Jahr 2014 um 5,6 Prozent auf 63,5 Millionen Euro im Jahr 2015. In den vergangenen Jah-ren wuchs vor allem das Interesse an der Versicherung für ambulante Heilbehand-lung besonders stark.“ Zu den Produkten seines Hauses, die der Experte besonders hervorheben will, zählt die Krankenhaus-kostenversicherung (Sonderklasseversiche-rung) sozusagen als Klassiker. Die Sonder-klasse für ASVG- oder BVA-Versicherte mit Kostengarantie in ganz Österreich bietet die Allianz mit gestaffeltem Selbstbehalt an (bis zum Alter von 40 Jahren halber Selbstbe-halt, bei Unfall und ambulanter Operation kein Selbstbehalt). Kostenbeispiele: Für ei-nen 20-Jährigen beträgt die Monatsprämie 43,23 Euro, für einen 30-Jährigen 59,84 Euro und für jemanden im Alter von 35 Jah-ren kommt die Prämie auf 67,56 Euro. Emp-fehlenswert ist für Ostermayer aber etwa auch ein Produkt namens BabyBonus: „Da-mit können Kunden schon vor Eintritt der Schwangerschaft sicher gehen, dass das

Baby ohne Risikoprüfung und damit ohne Einschränkungen im Versicherungsschutz versichert wird.“ Zur bereits erwähnten Versicherung für ambulante Heilbehand-lung geht Ostermayer noch weiter ins De-tail: „Hier werden die freie Wahl unter den niedergelassenen privaten Ärzten, mehr Zeit für das Patientengespräch, individuel-lere Behandlung und ganzheitliche Behand-lungsmethoden gedeckt. Weiters enthalten sind Leistungen auch für Arzneimittel in-klusive homöopathischer Mittel, Physio- und Psychotherapie, Heilbehelfe inklusive Sehbehelfe; Gesundheitsförderung – zum Beispiel Raucherentwöhnung, Fitness-Check, Burn-Out-Prophylaxe usw. –, medi-zinische Hauskrankenpflege; Privathebam-me; besondere Untersuchungen, zum Bei-spiel privates MRT, usw.“ Das GELD-Maga-zin wollte auch wissen, inwiefern es hono-riert wird, wenn Versicherungsnehmer ge-sund bleiben? „Unsere Tarife für ambulante Heilbehandlung – für Sozialversicherte – sind mit einer garantierten Prämienrück-erstattung bei Leistungsfreiheit ausgestattet. Bis zu vier Monatsprämien – in Abhängig-keit von der der leistungsfreien Dauer – werden den Kundinnen und Kunden pro Kalenderjahr gutgeschrieben“, so Oster- mayer.

dem aLter entsprechendMüller von der Wiener Städtischen or-

tet wiederum in der Sonderklasse einen Trend zu Tarifen, die auf den jeweiligen Le-bensabschnitt angepasst sind: „Wir bieten darauf aufgebaut ein Generationen-Modell an. Für Studenten bis zum 27. Geburtstag gibt es besonders günstig eine Sonderklas-seversicherung nach Unfällen, junge Men-

schen bis zum 35. Lebensjahr bieten wir eine Optionsversicherung: Sie inkludiert Versicherungsschutz für die Sonderklasse nach Unfällen und bestimmten schweren Erkrankungen und später die Möglichkeit, ohne neuerliche Gesundheitsfragen in eine andere, passendere Sonderklasseversiche-rung zu wechseln. Mit Kostendeckung auch für geplante stationäre Aufenthalte.“ Der Experte weist in diesem Zusammenhang auf das Selbstbehaltkonzept als Generatio-nenkonzept in seinem Haus hin: „Wir bie-ten deutlich reduzierte Selbstbehalte (zum Beispiel beim Österreichtarif CLASSIC jährlicher Selbstbehalt 618 Euro, Österreich-tarif BASIC 1236 Euro). Bis zum 45. Ge-burtstag wird sogar nur der halbe Selbstbe-halt vorgeschrieben. Zudem besteht eine Umstiegsoption: Vom 25. bis zum 45. Ge-burtstag kann alle fünf Jahre ohne Gesund-heitsprüfung und ohne Wartezeit in die nächsthöhere Tarifvariante gewechselt wer-den, also von BASIC zu CLASSIC und wei-ter zu PREMIUM ohne Selbstbehalt.“ Als erste österreichische Versicherung hat die Generali laut Müller mit dem „Selbstbe-haltsretter“ einen Tarif eingeführt, der den Selbstbehalt bei Spitalsaufenthalten senkt: „Wenn keine Leistung in Anspruch genom-men wird, verringert sich mit dem ,Selbst-behaltsretter‘ der tarifliche Selbstbehalt jährlich stufenweise um 20 Prozent, nach fünf Jahren fällt der Selbstbehalt zur Gänze weg.“ Bei der Uniqa findet sich wiederum seit Februar 2014 die Sonderklasse Select Plus Optimal im Angebot. Der Tarif kombi-niert Sonderklasse und ambulanten Tarif. Eichler: „Hier kann sich fit sein für jeder-mann lohnen. Wer sich dem Fitnesstest un-terzieht, kann pro Jahr bis zu 200 Euro der

Gesundheitsvorsorge ° versicherung

juNI 2016 – GELD-MAGAZIN ° 77

„Die Zahl der Kassenvertrags-

Ärzte sinkt, es werden mehr

Privatärzte konsultiert“

Emma Kovacs, Generali

„Das Thema Pflege wird

unterschätzt, aber in Zukunft

immer wich-tiger werden“

Ralph Müller, Wiener Städtische

Page 78: GELD-Magazin, Juni 2016

78 ° GELD-MAGAZIN – juNI 2016

Prämie zurückbekommen. Das zahlt sich aus. Denn beim neuen Tarif Sonderklasse Select Plus liegt die Prämie zum Beispiel für einen 30-Jährigen bei rund 100 Euro pro Monat. Wer fit ist, kann somit bis zu zwei Monatsprämien sparen.“ Neu ist bei dem Tarif laut Eichler, dass neben der Sonder-klasse im Spital auch automatisch ein am-bulanter Tarif integriert ist. Die sogenannte Ärztekomponente liegt mit maximal 10.000 Euro dem Experten zufolge auch deutlich über den herkömmlichen Standard-Tarifen, bei denen im Schnitt Ärzterechnungen bis zu 1500 Euro pro Jahr übernommen wer-den. Dafür deckt der Tarif keine Leistung wie etwa Apothekenrechnungen oder Seh-behelfe ab. Eichler: „Wir haben uns bei die-sem Tarif bewusst auf die wesentlichen Ri-siken beschränkt. Eine Versicherung soll ja in Extremfällen und bei echten Kostenbelas-tungen einspringen.“ Als Extra inkludiert der Tarif auch eine garantierte Prämienrück-erstattung, wenn in einem Kalenderjahr keine Leistung der Krankenversicherung in Anspruch genommen wird. Diese ent-spricht rund 16 Prozent der Jahresprämie.

schwere LeidenZunehmend in der Palette der Assekur-

ranzen finden sich auch Angebote, die bei schweren Krankheiten, wie zum Beispiel Krebs, greifen sollen. Dread Diseas-Versi-cherungen (gefürchtete Krankheiten) bietet etwa die Uniqa in Kombination mit der klassischen Lebensversicherung oder als stand alone-Produkt an. Bei der Wiener Städtischen verweist man auf „Multi Pro-tect“. Müller: „Es handelt sich um einen kos-tengünstigen Existenzschutz, der wichtige Leistungen in einer Polizze abdeckt, wenn die Gesundheit nicht mehr mitspielt. So kann die finanzielle Existenz bei schwer-wiegenden Folgen nach einem Unfall oder bei schwerer Krankheit abgesichert wer-den.“ Bei Verlust von Grundfähigkeiten (zum Beispiel Sehen, Hören, Sprechen, All-tagskompetenz), Pflegebedürftigkeit ent-sprechend der derzeitigen Pflegestufe 1 und schweren Krankheiten (etwa Herzinfarkt, Schlaganfall, Lähmung) wird die vereinbar-te monatliche Rente bis zum 65. Lebensjahr

ausbezahlt. Bei Krebserkrankungen gibt es eine einmalige Leistung in Höhe der 36-fa-chen Monatsrente. Seitens der Generali sagt Kovacs zum Thema: „Das Thema Dread Disease ist ein wichtiger Themenkreis. Es besteht derzeit großes Interesse im Bereich von Ausschnittsdeckungen, wie zum Bei-spiel der Krebsversicherung. Die Generali steht diesem Vorsorgebereich positiv gegen-über und arbeitet an einem attraktiven An-gebot für die Kundinnen und Kunden.“ Bei den Krankenhauskostenversicherungen (Sonderklasseversicherungen) der Allianz ist ein Pauschalbetrag bei bösartiger Neu-bildung im Versicherungsschutz inkludiert. „Außerdem sind in unseren Tarifen natür-lich auch Krebsbehandlungen versichert“, so Ostermayer.

„tabuthema“ pFLegeKommen wir abschließend zu einem

Punkt, der ebenfalls eng mit der Gesundheit verbunden ist, dem Pflegebereich. Oster-mayer meint dazu: „Die Pflegeversicherung wird immer noch vernachlässigt, es kommt erst langsam zu einem Umdenken. Im Jahr 2060 wird jeder dritte Österreicher über 65 pflegebedürftig sein – in absoluten Zahlen sind das über eine Million Personen! Viele Menschen erkennen den Bedarf erst, wenn ihre Eltern pflegebedürftig sind.“ Ähnlich lautet die Einschätzung von Müller: „Die Wichtigkeit des Themas Pflege wird leider nach wie vor unterschätzt und allzu gerne beiseite geschoben. Jedoch ist bemerkbar, dass Menschen, die direkt damit konfron-tiert sind, aufgrund von Pflegefällen in der Familie oder im unmittelbaren Umfeld, auch die Notwendigkeit der persönlichen Vorsorge erkennen und schätzen.“ Leider wird auch immer noch unterschätzt, dass

Pflegebedürftigkeit keinesfalls eine Frage des Alters ist – das Schicksal kann nach einem Unfall bereits in jüngeren Jahren zu-schlagen. „Verantwortungsbewusste Men-schen sorgen aus diesem Grund rechtzeitig vor und profitieren von günstigen Prämien: Bei einem Einstieg mit 30 Jahren beläuft sich die monatliche Prämie auf rund sieben Euro“, so Müller. Kovacs von der Generali fügt hinzu: „In der Pflegeversicherung se-hen wir einen positiven Trend, wenn derzeit auch noch auf sehr niedrigem Niveau. Der Vorteil der privaten Pflegeversicherung liegt in der individuellen Gestaltung. Der Kunde kann die Höhe des Pflegegeldes bei Ver-tragsabschluss selbst wählen und so seinen individuellen Lebensstandard absichern. Unsere Produkte erlauben die Wahl zwi-schen einer Absicherung von Pflege ab Stufe 3 oder erst ab Stufe 4. Die Generali leistet auch bei vorübergehender Pflege.“ Uniqa-Vorstand Eichler meint abschließend: „Das Thema Pflege ist eine große gesellschaftspo-litische Herausforderung für die nächsten Jahre. 2011 waren laut Statistik Austria rund 400.000 Menschen in Österreich pflegebe-dürftig. Von den derzeitigen Pflegebedürf-tigen werden etwa fünf Prozent in Pflege-heimen betreut. Rund zehn Prozent der Be-troffenen werden von sozialen Diensten be-treut. 80 Prozent werden in der Familie von Angehörigen oder anderen privaten Hel-fern gepflegt.“ Viele Österreicher verlassen sich laut Eichler darauf, dass im Fall der Pflege der Staat für die Unterbringung und Kosten aufkommt: „Was aber auf den einzelnen Pflegebedürftigen finanziell zu-kommt, das kann sich jedoch niemand vor-stellen, solange niemand in der Familie oder im unmittelbaren Freundeskreis davon betroffen ist.“ cr

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versicherung ° Gesundheitsvorsorge

„In Österreich haben rund

1.130.000 Per-sonen eine pri-vate Kranken-

hauskosten-Versicherung“

Peter Eichler, Uniqa

„Das Interesse an ambulanter

Heilbehand-lung steigt be-sonders stark“

Wolfgang Ostermayer,

Allianz

Page 79: GELD-Magazin, Juni 2016

JUNI 2016 – GELD-MAGAZIN ° 79

E ine Gastfreundschaft, die ihres-gleichen sucht, wohnen in herr-

schaftlichen Gemäuern auf allerhöchstem Niveau und der Abschlag direkt vor dem Hotel – das bezeichnet man in Golf- Kreisen als „Luxusklasse“.

Ein Schloss wird nicht neu erbaut und ein Kraft-platz kann nicht einfach erschaffen werden. Die Kombination aus beidem ist im Schloss Pich-larn über Jahrhunderte gewachsen und ent-standen. Bei dem großen Umbau in den letzten und Wintermonaten wurde das renommierte Schlosshotel auf exklusivste Art modernisiert und empfängt den Gast auf neuem 5-Sterne-Niveau in allen Bereichen. Man findet „Ent-spannung pur“ in der unvergleichlichen Relax- Landschaft, Gesundheitsurlauber schätzen seit vielen Jahren den hauseigenen Ayurveda- Bereich mit professionellstem Angebot, Golfer haben den Abschlag praktisch vor der Hotel türe und Verliebte werden im Schloss auf Wolke 7 gehoben und verwöhnt.

GREENS & GOURMETS

Vor der Kulisse der herrlichen Bergwelt kreieren Golfer in einer der traditionsreichsten Anlagen Europas ihr eigenes Golfmärchen und begeg-nen dabei der spielerischen Herausforderung des Golfplatzes. Der direkt am Hotel gelegene 18-Loch-Platz macht als Genuss-Golfplatz sei-nem Namen alle Ehre. Getränke-Service, Ge-nießer-Loch, Frühstücksmöglichkeit zwischen Loch 9 und 10... Der Pichlarn-Gast golft und genießt! Die Golfakademie mit gepflegten An-lagen und einem 3-Loch-Übungsplatz besitzt

einen außerordentlich guten Ruf bei Anfängern und Fortgeschrittenen. „Und so mancher Golfer erlebt nach einer Trainingsstunde sein eigenes Golf-Märchen“, schmunzelt der Golf-Pro. Doch egal, ob Bogey oder Birdie, nach Sonnenunter-gang überrascht das Küchen-Team täglich aufs Neue mit kulinarischen Explosionen. Ein exqui-siter Tropfen aus der neuen Weinlounge und in-teressante Gespräche an der Schloss Bar, das „neu eingekleidete“ Romantik Hotel Schloss Pichlarn ist der Stern am österreichischen Golf-himmel.„Golf Genuss für Sie und Ihn“ ist mit 2 Näch-ten bereits ab € 347,– buchbar. Inkludiert

sind 2 Nächte in einem eleganten Schloss Zimmer Ihrer Wahl, Pichlarner Schloss Kulinarik, Begrüßungscocktail, 2 Greenfees am hauseigenen 18-Loch-Golfplatz für ihn, 80 Euro Wertgutschein für eine Behandlung nach Wahl in unserem Linden-Stöckl für sie sowie Benutzung des Linden Spa inklusive flauschigem Bademantel & Badeschuhen.

Romantik Hotel Schloss Pichlarn

Zur Linde 1, A-8943 Aigen im Ennstal

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Gesundheit, Genuss und Golf

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EMPFEHLUNG

Page 80: GELD-Magazin, Juni 2016

Als „schrottreif “ bezeichneten die Neos an dieser Stelle das österreichische

System der Alterssicherung. Die Grünen fanden nicht ganz so harte Worte, zeigten sich mit den Maßnahmen der rot-schwar-zen Regierung aber auch nicht zufrieden. Wobei auch in der Koalition selbst nicht im-mer traute Eintracht herrscht. So möchte die ÖVP etwa gerne einen Pensions-Auto-matismus einrichten, die SPÖ lehnt das ab. „Warum eigentlich?“, wollte das GELD- Magazin vom SPÖ-Sozialsprecher Josef Muchitsch wissen.

„international nicht bewährt“„Ein Automatismus, der nur auf die

Lebenserwartung und das Antrittsalter ab-zielt, geht an der wesentlichen Frage des Pensionssystems vorbei. Wie stabil und si-cher unser Pensionssystem ist, hängt näm-lich weniger vom gesetzlichen Antrittsalter ab, als von der allgemeinen Beschäftigungs-situation. Das wichtigste ist, dass Menschen länger gesund arbeiten können und dass es genügend Arbeitsplätze auch für Menschen über 50 gibt. Zudem hat sich die Pensions-automatik international nicht bewährt. So musste das schwedische Parlament bereits fünfmal in die Automatik eingreifen, um Altersarmut zu vermeiden. Aus unserer Sicht müssen sich auch die heute unter 50-Jährigen darauf verlassen können, dass sie Klarheit darüber haben, wann sie in Pen-sion gehen können. Das sind wir ihnen schuldig und das entspricht auch dem Ver-trauensgrundsatz“, so der Experte.

Als weiteres Argument gegen den „herz-losen Automatismus“ wird außerdem gerne genannt, dass dadurch die Flexibilität der Wirtschaftspolitik eingeschränkt würde.

Dazu meinen etwa die Neos, dass es nicht Aufgabe des Pensionssystems sei, auf öko-nomische Krisen zu reagieren, sondern die einer intelligenten Arbeitsmarktpolitik. Was hält Muchitsch von dieser Aussage, und was ist unter vernünftiger Arbeits-marktpolitik zu verstehen? „Wenn Men-schen länger arbeiten sollen, geht es in ers-ter Linie um Beschäftigung. Die Wirtschaft muss älteren ArbeitnehmerInnen also auch die Möglichkeit geben, bis zum gesetzlichen Antrittsalter zu arbeiten. Dafür müssen wir vor allem in der Beschäftigungspolitik Maß-nahmen setzen, was bereits intensiv getan wird. Wir müssen aber auch an die Verant-wortung der Unternehmen appellieren, pas-sende Arbeitsplätze zur Verfügung zu stel-len“, so Muchitsch. Mehr als 20 Prozent der Pensionsantritte erfolgen laut dem Politiker aus der Erwerbslosigkeit, elf Prozent aus dem Krankenstand: „Wer will, dass Men-schen länger am Arbeitsmarkt bleiben, muss auch dafür sorgen, dass es adäquate Arbeitsplätze für ältere und erfahrene Ar-beitnehmerInnen gibt.“

Frauen – später in pension? Einen weiteren Streitpunkt bildet auch

immer wieder eine vorzeitige Anhebung des Frauenpensionsalters. Was spricht da-

gegen? Dazu Muchitsch: „Wir haben in Ös-terreich bereits eine gute Regelung verein-bart: Das Frauenpensionsalter im ASVG wird für Frauen, die nach dem 1. Dezember 1963 geboren oder jünger sind, in Halbjah-resschritten angehoben. 2033 ist dann die Angleichung an das Pensionsalter der Män-ner mit 65 Jahren abgeschlossen. Bis dahin müssen wir dafür sorgen, dass ausreichend altersadäquate Arbeitsplätze zur Verfügung stehen. Außerdem müssen sowohl eine gute Integration von Frauen am Arbeitsmarkt sowie eine gerechte Aufteilung von Sorge- und Familienarbeit zwischen Männern und Frauen gewährleistet sein.“ Bevor diese Ziele nicht erreicht sind, wäre für die SPÖ jede verfrühte Erhöhung des Pensionsan-trittsalters für Frauen unfair und würde sie vor allem in die Altersarbeitslosigkeit drän-gen: „Das würde weder den Frauen etwas bringen, noch dem Staat“, so Muchitsch.

streitFrage harmonisierungOft wird weiters die Harmonisierung

des Pensionssystems gefordert, vor allem in Bezug auf Beamte. Was ist dagegen einzu-wenden? Muchitsch abschließend: „Unser Ziel ist ein gemeinsames Pensionsrecht für alle. Die Harmonisierung muss Schritt für Schritt erfolgen, denn eines darf man nicht übersehen: Bei Pensionsansprüchen han-delt es sich um wohlerworbene Rechte und auch der Verfassungsgerichtshof gibt ein-deutige Richtlinien vor, an die wir uns hal-ten müssen. Mit der Neuaufstellung der Pensionskommission werden wir die Har-monisierung weiter vorantreiben. Ein ge-meinsames Monitoring der gesetzlichen Pensionsversicherung und der Beamten wird uns dabei unterstützen.“ cr

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stellt

vorsorge ° Pensionsreform

80 ° GELD-MAGAZIN – JuNI 2016

Die Oppositionsparteien lassen an den Vorschlägen der Koalitionsregierung zur Sicherung unserer Pensionen kaum ein gutes Haar. Das GELD-Magazin hat im Rahmen einer Serie berichtet. Heute wollen wir der SPÖ die Möglichkeit geben, auf die Kritik zu reagieren und ihre Positionen genauer darzustellen. Harald Kolerus

Auch unternehmen sind gefragt

„Wie sicher das Pensionssys­

tem ist, hängt stark von der

Beschäftigungs­situation ab“

Josef Muchitsch, Sozialsprecher SPÖ

Page 81: GELD-Magazin, Juni 2016

cOOLinG-Off WISSEN

JuNI 2016 – GELD-MAGAZIN ° 81

Das letzte Mal gab es eine kurze Diskus-sion zu dem Thema, als Peter Wein-

zierl Anfang Dezember 2015 als Vorstand der mit Behörden kämpfenden Meinl Bank nach einem nicht rechtskräftig gewordenen Abberufungsbescheid von sich aus zurück-trat und in den Aufsichtsrat der Bank wech-selte. Als solcher sollte er die Tätigkeiten des neuen Vorstands überwachen und auch sei-ne eigene aus der Zeit davor beurteilen. Das wird ihm nicht schwer gefallen sein. Aber ob er dabei besonders objektiv gewesen ist, sei dahingestellt. Niemand kann seine Kon-trollfunktion von sich selbst abstrahieren. Wer wird sich schon selber belasten?

An dem fliegenden Wechsel von Wein-zierl innerhalb der Meinl Bank gibt es nichts auszusetzen. Auch wenn er jetzt weiterhin die operativen Entscheidungen trifft. Den Unterschied zu früher macht lediglich das Türschild aus. Denn die Gesetzeslage de-monstriert Großzügigkeit bei der Cooling- off-Periode. Darunter wird im Bereich der Rechtswissenschaften ein Zeitintervall ver-standen, während dessen die Unvereinbar-keit bestimmter Aufgaben bei juristischen Personen gegeben ist oder ein (Abküh-lungs-)Zeitintervall für die Parteien eines Verfahrens. Auch in der Politik gibt es den Grundsatz der Inkompatibilität: Das Para-digma, dass eine Person grundsätzlich nicht zugleich in Amt und Mandat tätig sein soll. Die Gewaltenteilung soll garantieren, dass Legislative, Exekutive und Judikative sich gegenseitig kontrollieren.

Das aktiengesetz schiebt einen kleinen riegel vorIn Aktiengesellschaften ist der fliegende

Wechsel vom Vorstandsmitglied in das

Kontrollgremium eine gern geübte Praxis. Der Vorstand als derjenige, der das Unternehmen am besten kennt, soll demselben auch erhal-ten bleiben und es ohne Pause mit Rat und Tat im Aufsichtsrat unter-stützen. Doch dem schiebt in Deutschland das Aktiengesetz in § 100 einen Riegel vor: Vorstands-mitglieder können demnach nicht vor Ablauf von zwei Jahren dem Aufsichtsrat derselben Gesell-schaft angehören. Ausnahme: die Wahl des betreffenden Vorstandes erfolgt auf Vor-schlag von Aktionären, die mehr als 25 Pro-zent der Stimmrechte an der Gesellschaft halten. Gemäß Ziffer 5.4.4 des Deutschen Corporate Governance Kodex soll eine sol-che Entscheidung der Hauptversammlung eine zu begründende Ausnahme sein.

Wie in Deutschland wird im österrei-chischen Aktiengesetz, § 86 Abs. 4 (2), eine Cooling-off-Periode von zwei Jahren festge-schrieben, die sich auch im Österreichischen Corporate Governance Kodex, Ziffer 55, findet. Dabei darf dem Aufsichtsrat nicht mehr als ein ehemaliges Vorstandsmitglied angehören, für das die zweijährige Frist noch nicht abgelaufen ist. Ein Mitglied des Aufsichtsrats einer börsennotierten Gesell-schaft, das in den letzten zwei Jahren Vor-standsmitglied dieser Gesellschaft war, kann nicht zum Vorsitzenden des Aufsichts-rats gewählt werden.

Allerdings wurde in das österreichische Gesetz von der Wirtschaftslobby eine ein-schränkende Regelung durchgedrückt: Die Cooling-off-Periode gilt nicht für alle Aktien gesellschaften, sondern nur für börsen notierte – und damit nur für einen

sehr kleinen Teil der österreichischen Un-ternehmen. Und selbst von dieser Bestim-mung gibt es noch eine Ausnahme: „Der direkte Wechsel eines Vorstands in den Aufsichtsrat ist auch bei börsennotierten Unternehmen möglich, wenn 25 Prozent der Aktionäre ihn befürworten.“

abschlussprüFung bei unterneh-men von beratung getrenntÄhnlich wurde innerhalb der Europäi-

schen Union mit Beschluss im Mai 2006 Euro-Sox eingeführt, wie die 8. EU-Richtli-nie oder „Abschlussprüferrichtlinie“ gerne bezeichnet wird. Eine Umsetzung der Vor-schriften in nationales Recht hatte von allen EU-Staaten bis Ende Juni 2008 zu erfolgen. Mit der Richtlinie wird das Ziel verfolgt, eu-ropaweit das Vertrauen in die Jahresab-schlussprüfung zu stärken. Vorangegangen war in den USA der Sarbanes-Oxley-Act, SEC 206, mit dem 2002 eine Cooling off-Pe-riode von ein bzw. zwei Jahren für Wirt-schaftsprüfer bei den börsennotierten Un-ternehmen eingeführt wurde, bevor ein Wirtschaftsprüfer als Abschlussprüfer eine Überwachungsfunktion in diesem Unter-nehmen wahrnehmen darf.

in Aktiengesellschaften wird der Übertritt vom Vorstandsposten in den Aufsichtsrat durch Vorschriften über eine cooling-off-Periode geregelt. Bei genauem Hinsehen wird aber nicht so heiß gegessen wie gekocht. Der corporate Governance Kodex ist strenger als das Gesetz. Bei den Wirtschaftsprüfern gibt es keinen Pardon. Wolfgang Freisleben

Wenn Gesetze „cooling-off“ regeln

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Page 82: GELD-Magazin, Juni 2016

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BUCHTIPPSNEUERSCHEINUNGEN & PFLICHTLEKTÜRE

82 ° GELD-MAGAZIN – JUNI 2016

Wolfgang Hetzer untersucht die tatsächlichen, rechtlichen und sicherheitspolitischen Voraus-setzungen und Folgen, die zu der ernstesten Herausforderung der deutschen und euro-päischen Politik seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges geführt haben. Er zeigt, dass die Verantwortlichen in der Flüchtlings krise nach dem Motto „Not kennt kein Gebot“ handeln und darauf angewiesen sind, dass die Zivil-gesellschaft mit ihrer „Willkommenskultur“ den Ausbruch von Chaos verhindert. Dadurch wird zwar in vielen Fällen individuelles Leid gemildert, doch Führungsfehler und Staatsver-sagen gefährden gleichermaßen den offenen Verfassungsstaat und den inneren Frieden. Der Autor stellt in Frage, ob Kanzlerin Angela Mer-kel ihrem Treueschwur gegenüber dem Volk zu Amtsantritt mit ihren Entscheidungen in der Flüchtlingspolitik auch tatsächlich gerecht wird. Sie schenke vermeintlichen Geboten der Humanität mehr Beachtung als dem gel-tenden Recht. Die eklatanten Mängel bei dem Bemühen um ein wirksames Management der anhaltenden Flüchtlingskrise würden die in-nere und äußere Sicherheit Deutschlands und seiner Nachbarstaaten gefährden. Sie stellen auch den Status Deutschlands als Rechtsstaat in Frage. In der Bevölkerung wird das Gefühl der Überforderung und Unsicherheit stärker, da die zuständigen Behörden immer weniger in der Lage sind, ihren Schutzauftrag ange-messen zu erfüllen. Die Bundesregierung hat weder hinreichend wirksame Beiträge zur Be-seitigung der Fluchtursachen geleistet, noch in Europa für eine solidarische Lastentragung gesorgt.

Die Europäische Union hat keinen Mangel an Kritik und Akzeptanzproblemen – doch die Ursachen werden häufi g an der falschen Stelle gesucht. Während viele hoffen, dass sich durch eine Ausweitung der Kompetenzen des Europä-ischen Parlaments das Demokratiedefi zit der Union beheben lässt, zeigt Dieter Grimm, warum diese Hoffnung trügt. Einen wesent-lichen Beitrag leistet der EuGH, der sich die Freiheit herausnimmt, die EU-Verträge nicht so auszulegen wie bei Abschluss der Verträge bei internationalem Recht üblich, also orientiert am Willen der vertragschließenden Parteien und eng, sofern damit Souveränitätseinbußen verbunden waren. Sondern vielmehr wie nationale Verfassungen, also vom historischen Willen der Autoren weitgehend gelöst und an einem objektivierten Zweck orientiert. Dabei maßen sich die Richter auch an, durch ihre bereits als revolutionär bezeichnete Rechtspre-chung den Charakter der EU-Verträge zu ändern und diese Änderungen zu konstitutio-nalisieren. Es waren unbefangene amerika-nische Beobachter des Europarechts, die dies als Folge der Urteile zuerst konstatiert haben. In grundsätzlichen Erörterungen und Einzelstu-dien zeigt Dieter Grimm, einer der renom-miertesten deutschen Rechtswissenschaftler, dass eine Ursache für die starken Akzeptanz-probleme meist übersehen wird, nämlich die Verselbständigung der exekutiven und judikati-ven Organe der EU (Kommission und Europä-ischer Gerichtshof) von den demokratischen Prozessen in den Mitgliedstaaten und der EU selbst.

„Feindbild Russland“ erzählt die Beziehungs-geschichte des Westens mit Russland und spürt den wirtschaftlichen und geopolitischen Grundlagen der russophoben Grundstimmung nach, die 100 Jahre nach dem Ersten Welt-krieg erneut im Westen herrscht: Einreise-verbote gegen Diplomaten, Sanktionen, gesperrte Konten, Ausschluss Russlands aus internationalen Gremien, Boykott sportlicher Großereignisse und Mobbing gegen „Russ-landversteher“. Hannes Hofbauer verfolgt das Phänomen der Russophobie zurück bis ins 15. Jahrhundert, als der Zar im Zuge der krie-gerischen Reichsbildung gegen Nordwesten zog. Es ging um Herrschaft, Konkurrenz und Meereszugang. Der Kampf um reale wirtschaft-liche und (geo)politische Macht wurde auch damals schon ideologisch begleitet: Der Russe galt seinen Gegnern als asiatisch, ungläubig, schmutzig und kriecherisch, Stereotypen, die sich über Jahrhunderte erhalten haben. Dem Feindbild-Paradigma gehorchend reagiert der Westen auch jetzt empört auf die Politik des Kreml, der mit der Machtübernahme Wladimir Putins innenpoli-tisch auf Konsolidierung und außenpolitisch auf Selbstständigkeit setzt. Die Wegmarken der neuen Feindschaft sind zahlreich. Sie reichen vom Krieg der NATO gegen Jugoslawien (1999) über die Ost-Erweiterung der NATO, den mit US- und EU-Geldern unterstützten „Farbrevolutionen“ bis zum Krieg um die georgischen Provinzen Abchasien und Südos-setien (2008) und hinterlassen die bislang tiefste Kluft im Kampf um Einfl uss in der Ukraine (2015).

RECHTSBRUCH ALS STAATSRAISON

DEUTSCHER SONDERWEG IN EUROPA

Wolfgang Hetzer, Arnshaugk Verlag, 303 Seiten

FEINDBILD RUSSLAND

GESCHICHTE EINER DÄMONISIERUNG

Hannes Hofbauer, ProMedia Verlag, 304 Seiten

EUROPA JA – ABER WELCHES?

ZUR VERFASSUNG DER EUROPÄISCHEN DEMOKRATIE

Dieter Grimm, C.H.Beck Verlag, 288 Seiten

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Zusammenhänge verstehen

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Page 84: GELD-Magazin, Juni 2016

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