Verband für Landentwicklung undFlurneuordnung (VLF) Thüringen

Verband für Landentwicldung und Flurneuordnung ThüringenHans-C.-Wjrz-Straße2.99B67 Gotha

Thüringer LandtagHaushalts- und FinanzausschussJürgen-Fuchs-Straße 199096 Erfurt

Oer VLF Thüringen -

Gemeinsam......unser Land

entwickeln!

Bearbeiter/-in Durchwahl E-IVIail Bearbeiter/-in

Vorsitzender Rainer Franke Rainer.FrankeOvlf.thuerinaen.de

Aktenzeichen Datum

27. September 2018

Thüringer Verwaltungsreformgesetz 2018 (ThürVwRG 2018)Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode, Drucksache 6/5826Anhörung im Gesetzgebungsverfahren

Sehr geehrte Damen und Herren,

vielen Dank, dass dem Verband für Landentwicklung und Flurneuordnung (VLF)Thüringen im Rahmen des Gesetzgebungsverfahrens Gelegenheit zur Anhörunggegeben wird.

Der VLF Thüringen ist im Sinne des Flurbereinigungsgesetzes nicht nur allgemeinInteressenvertreter der Ländlichen Räume in Thüringen, sondern insbesondere auch derim Verband organisierten 166Teilnehmergemeinschaften in Flurbereinigungsverfahren.Damit laufen bei uns die landentwicklungsbezogenen Interessen von über 100.000Grundstückseigentümern, über 250 Landwirtschaftsbetrieben und ca. 180 kommunalenGebietskörperschaften zusammen.

Im Namen des Vorstandes des VLF Thüringen nehmen wir im Rahmen der Anhörung imGesetzgebungsverfahren zum Thüringer Verwaltungsreformgesetz 2018 wie folgtStellung:

Zu: Vierter TeilMinisterium für Infrastruktur und LandwirtschaftArtikel 40: Thüringer Gesetz zur Neustrukturierung und Organisation der Behörden

im Geschäftsbereich des für Infrastruktur und Landwirtschaft zuständigenMinisteriums (Thüringer Infrastruktur- und Landwirtschaftsbehörden-neustrukturierungs- und -organisationsgesetz -ThürlLBNeuOrgG-)

GESCHÄFTSSTEllE GOTHA

Hans-C.-Wirz-Straße 2 • 99867 GothaTel.: 1036211350 500 • Fax: (03621) 358 555sekretariaf.golha@vlf.thuerintiBn.de • www.vlf-lhueringen.de

Slniarnummcr: 156/199/07938

Sprechzeilen:Montag bis Donnorstag 8.30 bis 12.00 Uhr, 13.0(1 bis 15.30 Uhr

•Freitag 8.30 bis 12.30 Uhr

•

Der VLF Thüringen stimmt grundsätzlich den hier beabsichtigten strukturellen undorganisatorischen Änderungen in der Landesverwaltung, hier im Bereich derLandentwicklung, zu, obwohl der Freistaat Thüringen seit 1991 bereits eine schlanke 2-stufige bürgernahe Landentwicklungsverwaltung, ausgerichtet an den Planungsregionen,vorhält. Dies sind drei Ämter für Landentwicklung in der Fläche und eine Fachabteilungim TMIL. Mit der Umsetzung dieses Gesetzes werden diese drei Fach- undSonderbehörden formal aufgelöst und deren Personal zwei verschiedenen, neu zuerrichtenden Landesämtern zugeordnet. Damit wird faktisch im Bereich Landentwicklungeine dritte, bisher nicht vorhandene Verwaltungsstufe, nämlich ein Landesamt,zwischengeschaltet.

Wir melden aus den nachfolgenden Gründen heraus ernsthafte Bedenken zurbeabsichtigten Aufteilung der Aufgaben der Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE) auf2 Landesämter gemäß Artikel 40 §§ 1 und 2 des Gesetzentwurfes an.

1. Zur Errichtung beider Landesämter und zur Herstellung der Arbeitsfähigkeit wirdselbstredend Personal benötigt. Dieses Personal kann mangelsEinstellungskorridor jedoch nur aus der bisherigen Verwaltungsstrukturgewonnen werden. Dies hat zur Folge, dass entweder die Personalstruktur in denaufgelösten Ämtern so verbleibt und das neue Landesamt nicht ausreichendaufgabengerecht besetzt werden kann oder im umgekehrten Fall werden diebisherigen Ämter zugunsten eines aufzubauenden Landesamtes ausgedünnt undverlieren ihre Schlagkraft in den Regionen.

2. Der integrierte Ansatz für die ländliche Entwicklung muss erhalten bleiben.Demzufolge muss eine mehr oder weniger willkürliche Zuordnung ihrerInstrumente (u.a. Gemeindliche Entwicklungskonzepte,Dorfentwicklung/Dorferneuerung, Flurneuordnung/Flurbereinigung, ländlicheInfrastrukturmaßnahmen, Kleinstunternehmen der Grundversorgung, LEADER)auf verschiedene Behörden unbedingt vermieden werden. Sie ist fachlich nicht zubegründen und läuft auch den aktuellen Bestrebungen zur Weiterentwicklung derGAK und der europäischen Politik für die Entwicklung der ländlichen Räumezuwider.

3. Ländliche Entwicklung, Ländlicher Raum und Landwirtschaft muss die Regionenals Einheit betrachten und dazu die Instrumente in einem ganzheitlichenEntwicklungsansatz zusammenführen. Ohne die Flurbereinigung sind oftmalsDorfinnenentwicklung, Dorferneuerung und Revitalisierung nicht möglich.Infrastrukturmaßnahmen wie ländlicher Wegebau (auch außerhalb derFlurbereinigung) sowie landespflegerische und naturschutzfach licheMaßnahmen, um nur einige zu nennen, besitzen meist multifunktionaleBedeutung und dienen der Stärkung des ländlichen Tourismus. Auch hier sind invielen Fällen Bodenordnung bzw. Flurbereinigung erforderlich. Nicht zuletzt ist dieVerwertung des landwirtschaftlichen Grundbesitzes teils ohne das Instrument derFlurbereinigung nicht möglich. Weitere Beispiele, die gegen eine Aufspaltung desintegrierten Ansatzes sprechen, könnten genannt werden. Alle dieseInstrumente gehören zusammen!

4. Das Landentwicklungsinstrument Flurbereinigung ist nicht nur schlechthinVermessung (also technischer Bereich), sondern vor allem und viel mehr,nämlich gemeinsames und bürgernahes Arbeiten unter der Maxime: „Planen-Gestalten-Ordnen-Konflikte lösen-Bauen" vor allem auch im Interesse der

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Landwirtschaftsbetriebe. Flurbereinigung ist landwirtschaftsnah im Kern, von denWirkungen her aber viel breiter aufgestellt. Kennzeichnend für die erfolgreicheUmsetzung von Flurbereinigungen sind flexible Strategien, die die kommunalenGebietskörperschaften und die hier wirtschaftenden Landwirtschaftsbetriebe alswichtige, oftmals tragende Bestandteile einer mittelständischenWirtschaftsstruktur in die regionale Entwicklung einbinden. Dies funktioniert oftauf einer informellen interkommunalen Ebene, die kein anderesPlanungsverfahren gestattet.

5. Die zukünftige Entwicklung und Stärkung des ländlichen Raumes und derHeimatverbundenheit erfordern auch weiterhin die ILE als Maßnahmenpaket auseiner Hand aebündelt bei einem effizienten Ansprechpartner, einemLandesamt. Bei Verteilung der Aufgaben der ILE auf verschiedene Landesämtersind Effizienzverluste in der bürgernahen Facharbeit vorprogrammiert, weilLandwirtschaftsbetriebe, Bürgermeister und die Bürger künftig verschiedeneAnsprechpartner haben.

6. Die Aufgabenverlagerung auf unterschiedliche Landesämter bedeutet auchgleichzeitig die Aufsplittung der Förderung und Mittelverwaltung von ELER undGAK auf 2 unterschiedliche Landesämter, auch dadurch entstehen Effizienzverlusteund Synergieeffekte gingen verloren.

Der VLF Thüringen spricht sich mit den vorgetragenen Punkten für eine zukunftsfähigeund effiziente Integrierte Ländliche Entwicklung gebündelt in einer Zuständigkeit ausund möchte zu einer bekennenden und richtigen Entscheidung des Thüringer Landtagesfür einen starken ländlichen Raum beitragen.

Wir empfehlen, den vorliegenden Gesetzentwurf entsprechend abzuändern.

Mit freundlichen Grüßen im Namen des Vorstandes des VLF Thüringen

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