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erstellt durch: EFTAS Fernerkundung Technologietransfer GmbH erstellt für: Anwenderverband für integrierte Rauminformationen und Technologien (AIR) e.V. GeoIT in Tourismus und Touristik Ergänzungsband (Supplement)

Geoinformation in Tourismus und Touristik...erstellt durch: EFTAS Fernerkundung Technologietransfer GmbH erstellt für: Anwenderverband für integrierte Rauminformationen

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erstellt durch: 

EFTAS Fernerkundung Technologietransfer GmbH 

 erstellt für: 

Anwenderverband für  integrierte Rauminformationen und Technologien (AIR) e.V.  

GeoIT in Tourismus und  Touristik  Ergänzungsband (Supplement) 

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  Impressum                    Herausgeber  

Anwenderverband  für  integrierte  Rauminformatio‐nen und Technologien (AIR) e.V.  Westring 303 44629 Herne info@air‐verband.de 

 Verfasser  Dr. Bodo Bernsdorf Anschrift  EFTAS Fernerkundung

Technologietransfer GmbH Oststraße 2 ‐ 18 48145 Münster (Westf.) 

Version  v 1.0 

Stand  Dezember 2014

Inhalt  

Alle  in dieser Studie enthaltenen Angaben wurden nachbestem Wissen  erstellt  und mit  größtmöglicher  Sorgfalt überprüft.  Eine  inhaltliche  Gewährleistung  kann  jedochnicht übernommen werden. 

Urheberrecht  Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile  ist urhe‐berrechtlich  geschützt.  Jede  Verwertung  außerhalbder  engen  Grenzen  des  Urheberrechtsgesetzes  ist ohne  schriftliche  Zustimmung  des Herausgebers  un‐zulässig. Das gilt  insbesondere für Vervielfältigungen,Übersetzungen, Mikroverfilmungen  und  die  Einspei‐cherung in elektronischen Medien. 

Copyright  © AIR e.V. / EFTAS GmbHBildquellen Titel:  fotolia.de, PSV Marketing, Personal GPS Solutions 

Disclaimer  In dieser  Studie werden  Firmen‐ und Markennamen genannt. Diese können zugleich eingetragene Waren‐zeichen  oder Wort‐/Bildmarken  sein. Das  Fehlen  ei‐nes Hinweises wie ™oder ®  lässt nicht darauf schlie‐ßen, dass die Bezeichnung einen freien Warennamenkennzeichnet. Ebenso wenig  ist  zu erkennen, ob einPatent‐ oder Gebrauchsmusterschutz vorliegt. 

 

Die  Studie wurde  im Rahmen des Projektes geonet 2.0 erstellt. Das Projekt wird gefördert mit Mitteln der EU und des Landes Nordrhein‐Westfalen. 

                  

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 Inhaltsverzeichnis: 1  Management Summary ....................................................................................................................... 5 2  Einleitung ............................................................................................................................................. 6 3  Frag‘ den Experten: Ergebnisse eine Workshops ................................................................................ 7 

3.1  Allgemeines .................................................................................................................................. 7 

3.2  „So wird ein Schuh ´draus!“ – Bewertung der GeoIT‐Ansätze ..................................................... 8 

3.2.1  Ein Stück vom Kuchen: Der Tourismus‐Markt ...................................................................... 8 

3.2.2  Akteure: Kunden der GeoIT .................................................................................................. 9 

3.2.3  Verbandsarbeit und Zertifizierung ..................................................................................... 10 

3.2.4  Budgets und Personal ......................................................................................................... 10 

3.2.5  Zielgruppen‐Definition ....................................................................................................... 11 

4  Noch mehr Experten: Touristiker in AIR‐Veranstaltungen ................................................................ 13 4.1  Und wieder Technik: AIR‐Business Frühstück September 2013 ................................................ 13 

4.1.1  PC‐Planungs‐Tools und autarke Apps im Naturtourismus ................................................. 13 

4.1.2  PC‐Planung, GPS und OSM ................................................................................................. 16 

4.1.3  App‐Framework .................................................................................................................. 17 

4.1.4  Diskussion ........................................................................................................................... 19 

4.2  Anwendung im Naturtourismus: AIR‐Business‐Frühstück Mai 2014 ......................................... 20 

4.2.1  Diskussion ........................................................................................................................... 22 

4.3  Etablierte Zusammenarbeit: Fachgruppe Tourismus ................................................................. 23 

4.3.1  Austausch zwischen Kunden und Anbietern ...................................................................... 25 

4.3.2  Wissensaufbau Technik ...................................................................................................... 27 

4.3.3  Fördermittel‐Akquisition .................................................................................................... 28 

4.4  Was bleibt für GeoIT und Touristiker? ....................................................................................... 28 

5  Nicht neu, aber anders – Aktuelle Entwicklungen ............................................................................. 30 5.1  Gamification – Endkundengeschäft mit MapCase ..................................................................... 30 

5.2  Gewusst wo! Nutze Deinen Standort – Let’s Geo ...................................................................... 33 

5.3  Stadt‐ und Regionalmarketing: Werde zum Platzhirsch ............................................................ 35 

6  Back to the roots: Die klassischen Medien ........................................................................................ 38 7  Was stimmt? Was stimmt nicht? Bewertung der Ausgangsthesen .................................................. 39 8  Quellen .............................................................................................................................................. 44 

8.1  Literatur‐Quellen ........................................................................................................................ 44 

8.2  Online‐Quellen: .......................................................................................................................... 44 

 

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1 Management Summary 

Im Projekt geonet 2.0 wurde postuliert, dass die GeoIT‐Branche ihre Produkte angebotsgetrie‐ben anhand der technischen Möglichkeiten erstellt und sich wenig mit den Geschäftsprozessen der jeweiligen Branche befasst. In diesem Sinne wurde im Jahr 2013 eine Studie erstellt, die die Sicht der Geoinformationswirtschaft wider gibt (Bernsdorf, B. 2013). Gedacht war diese Studie als Dokumentation der technischen Möglichkeiten, aus denen sich vielfältige Anwendungen für die Tourismus‐Branche ableiten lassen. Mit dieser Initialstudie wurde in der Folgezeit der Kon‐takt zu Touristikern gesucht, um zu bewerten, welcher Kundennutzen abzuleiten ist. 

Unter Einbeziehung eines Beratungshauses, der Diskussion auf Messen,  in AIR‐Business Früh‐stücken  und  dem  AIR WO?‐Kongress  sowie  der  Gründung  einer  AIR  Tourismus‐Fachgruppe konnten diverse Antworten von Touristikern gefunden werden, die  in dem nun vorliegenden Supplementband zusammengefasst werden.  

Wesentliches Ergebnis  ist etwa, dass nicht die eher  technische Unterstützung von Geschäfts‐prozessen einen hohen Kundennutzen bringt, sondern dass sich die GeoIT‐Wirtschaft mit der Lebensrealität der Touristen befassen muss.  Lebensstil‐orientierte Analysen bringen viel eher gute Ergebnisse hervor, als die  Sicht auf den Prozess. Eine Bewertung  von Ansätzen wie der Sinus‐Milieu‐Studie oder des Brand Strategy Research Models legen die Tourismus‐Spezialisten der GeoIT nahe.  

Die vorliegende Studie deckt auf, dass aus Sicht der Touristiker die GeoIT‐Ansätze viel zu tech‐nisch orientiert  sind und ein  Tourist, der  kein GIS‐Spezialist  ist, mit wenigen  Funktionen  aus dem Hintergrund heraus informations‐versorgt werden muss. „Zu viel GIS und zu wenig Marke‐ting“  ist ebenso eine Schlüssel‐Erkenntnis wie die Aussage „Wir wollen Touren machen, nicht Technik durch die Gegend fahren!“ Zudem muss die GeoIT erkennen, dass Printmedien und ana‐loge Karten nach wie vor eine Berechtigung haben und eng mit der  Informationstechnik ver‐knüpft werden müssen. Auch konnten ganz neue Geschäftsmodelle beschrieben werden. Denn aufgrund der technologie‐getriebenen Ansätze geht die GeoIT gerne die touristischen Organisa‐tionen an, die als „Filter“ und Betreiber der Angebote dienen sollen. Mit dem komplexen End‐kunden Tourist musste man sich wenig befassen. Doch junge Unternehmen agieren bereits un‐abhängig von den Destinationen und bieten den Endkunden  in sog. Gamification‐Ansätzen di‐rekte, marketing‐basierte Geschäftsmodelle an. Dabei ist der Tourist (fast) immer „online“, was im Gegensatz zu den klassischen Ansätzen zu völlig neuen Betrachtungsweisen führt. 

Der  vorliegende  Ergänzungsband  möchte  der  GeoIT‐Branche  diese  Erkenntnisse  aus  dem geonet 2.0‐Projekt vermitteln und helfen, die Angebote stärker am Kundennutzen zu orientie‐ren.     

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2 Einleitung 

Im Rahmen des Projektes geonet 2.0 bestand seit Anfang 2013 die Aufgabe, eine Studie über den Nutzen von Raumbezug und Geoinformation in touristischen Geschäftsprozessen zu verfas‐sen. Diese Studie „Geoinformation  in Tourismus und Touristik – Der Einsatz von Raumbezug  in touristischen Geschäftsprozessen“ legte der Anwenderverband für integrierte Rauminformatio‐nen und Technologien e.V. (AIR) im Juni 2013 vor (Bernsdorf, B. 20131). Die inzwischen aktuali‐sierte Studie  legt dar, wie GeoIT2  insbesondere  in den Endkunden‐Anwendungen  touristische Geschäftsprozesse unterstützen können und welche Anwendungen auf dem Markt verfügbar sind. Am Beispiel eines Reiseführers wird dargestellt, ob und wo genau Geoinformationen den Erkenntnisprozess eines Touristen unterstützen und welche Wertigkeit Rauminformationen  im Geschäftsprozess tatsächlich haben.  

Zu  einem wesentlichen  Teil  stellt  die  Studie  aktuelle  Trends  und  Entwicklungen  vor,  die  aus Sicht der Geoinformationswirtschaft die Prozesse der Touristiker erst ermöglichen.   Beschrie‐ben werden Earth Viewer wie Google und Bing Maps sowie touristische Web‐Anwendungen. Es folgt eine Diskussion der Apps, die den klassischen  Internet‐Diensten gegenüber gestellt wer‐den.  In  einem weiteren  Teil wird  die  Versorgung  dieser  Anwendungen mit  den  benötigten Geodaten  diskutiert,  wobei  aktuelle  Initiativen,  wie  etwa  das  privat  organisierte OpenStreetMap‐Projekt  (OSM)  und  die OpenData‐Strategie  der  öffentlichen Hand,  bewertet werden. Weitere Themen dieser Studie sind: 

• 3D‐Anwendungen 

• 360°‐Panoramen 

• Augmented Reality 

• GNSS  und  deren  Systeme  als Grundlage  für  Anwendungen wie Geocaching, Geotagging  und Gaming‐Ansätze 

                                                       

 1 Download unter: http://www.air‐verband.de/uploads/media/Geoinformation_im_Tourismus_Langfassung.pdf  

2 Definition: GeoIT umfasst die Gesamtheit von Hardware, Software, Techniken und/oder Methoden zur Erfassung, Analyse und Präsentation von Geodaten und Rauminformationen in Technologiesäulen wie Fernerkundung, Satelli‐tennavigation oder Geodateninfrastrukturen. 

 

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Insbesondere  letztere werden  im vorliegenden Supplement‐Band eine Rolle spielen, denn die weitergehenden  Recherchen  haben  gezeigt,  dass  der GeoIT‐basierte  Spiele‐Ansatz  im  Freien eine immer stärker werdende Rolle spielt.  

Ziel des Projektes geonet 2.0 war es, mit der oben beschriebenen Studie eine Grundlage für die Diskussion  mit  der  Touristik‐Branche  zu  schaffen.  Aus  Sicht  der  Geoinformationswirtschaft wurde dies über die Initial‐Studie realisiert, so dass eine Art „Teaser“ für die Diskussion mit den Touristikern  existiert.  Auf  Grundlage  dieser  Ausführungen  konnten  in  weiteren  Gesprächen Hinweise für die Geoinformationswirtschaft abgeleitet werden, die in diesem Supplement‐Band dargestellt werden.  Expertengespräche mit  touristischen  Fachleuten  führten  dazu,  dass  eine Bewertung der  verbreiteten  Sichtweisen  in der Geoinformationswirtschaft abgeleitet werden können. Die Sichtweisen der Touristiker  ‐ mit einer Konzentration auf kommunale Anbieter  ‐ wurden  auf  touristischen  Messen  (etwa  der  ITB  und  der  TourNatur),  in  AIR  Business‐Frühstücken und durch das Einbeziehen eines ausgewiesenen Tourismus‐Beratungshauses rea‐lisiert. Die Ergebnisse werden in der Folge dargestellt. 

 

Hinweis:  

Es wird vor dem Lesen dieses Supplement‐Bandes die Vertiefung  in die  Initial‐Studie empfoh‐len, da die Grundlagen an dieser Stelle nicht weiter ausgeführt werden. So wird bspw. an dieser Stelle auf definitorische Festlegungen oder der Darstellung des Stands der Technik verzichtet, weil dies bereits in der Initial‐Studie erfolgt ist (dort in Kapitel 2.2). 

  

3 Frag‘ den Experten: Ergebnisse eine Workshops 

3.1 Allgemeines Als inhärenter Bestandteil des Projektes geonet 2.0 stand grundlegend die Einbeziehung exter‐ner Experten fest, die die Verhältnisse nicht aus Sicht der Geoinformationswirtschaft bewerten. Daher wurde in einem Ausschreibungsverfahren die Kölner Firma ift GmbH ausgewählt, die sich schwerpunktmäßig  mit  praxisorientierter  Tourismusberatung  befasst.  Darunter  zählen  bei‐spielsweise klassische Tourismus‐ und Marketingkonzepte  für  touristische Destinationen. Fol‐gende Aussagen resultieren aus einem Workshop vom 03. Februar 2014 mit dem Prokuristen der Firma, Dipl.‐Fremdenverkehrs‐Geograph Christian Rast. 

 

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3.2 „So wird ein Schuh ´draus!“ – Bewertung der GeoIT‐Ansätze Touristen nehmen eine zeitlich befristete und bewusste Ortsveränderung vor und begeben sich in für sie unbekannte Regionen. Hier werden ‐ laut ift ‐ Geoinformationen zur Orientierung be‐nötigt.  

3.2.1 Ein Stück vom Kuchen: Der Tourismus‐Markt 

Allein  bezogen  auf  den  Deutschland‐Tourismus  existieren  umfangreiche  Angebote  und  eine entsprechende Nachfrage nach touristischen Dienstleistungen. Bezogen auf das Angebot macht ift für das Jahr 2013 folgende Aussagen (Quelle: Rast, Ch. 2014/1, S. 5): 

• 14  Nationalparke,  104  Naturparks,  15  Biosphärenreservate, mehr  als  200  Radfernwege  und 200.000 km ausgeschilderte Wanderwege verdeutlichen die enorme Angebotsdimension für na‐turbezogene Tourismusformen. 

• Die  kulturellen  sowie  kulturhistorischen Angebote der mehr  als 10.000  Städte unterstreichen das  kulturhistorische  Angebotspotenzial  Deutschlands,  wozu  u.a.  etwa  6.250  Museen,  38 UNESCO Welterbestätten und mehr als 150 Ferienstraßen gehören. 

• Zentrales Angebotselement im Deutschlandtourismus sind ferner die über 53.000 gewerblichen Beherbergungsbetriebe (mit 10 Betten und mehr) mit etwa 3,7 Millionen Betten. 

Ein Angebot kann nur wachsen, wenn auch die Nachfrage boomt. Das ist laut Rast, Ch. (2014/1) bspw. daran zu erkennen, dass  im Jahr 2012 der  internationale, grenzüberschreitende Touris‐mus  die  1‐Milliarden‐Marke  bei  den  internationalen  Ankünften  überschritten  hatte.  Dieser Boom wirkt sich auch auf Deutschland aus, denn im Jahr 2013 konnten 155 Millionen Ankünfte und  fast 412 Millionen Übernachtungen  (in  gewerblichen Betrieben ab 10 Betten)  registriert werden.   

„Alle Prognosen gehen von einer weiter stabilen  internationalen und nationalen Touris‐musnachfrage aus. Gerade Urlaubsformen mit einem besonders hohen  Informations‐bedarf und damit Potenzial für den Einsatz von Geoinformation, wie Städte‐ und Kul‐turreisen oder Aktiv‐/Naturreisen (Radfahren, Wandern u.a.), werden weiter anwach‐sen. Gleiches gilt für den Inbound Tourismus in Deutschland, dessen Anstieg in den letz‐ten Jahren der Motor der wachsenden Tourismusnachfrage in Deutschland war. Interna‐tionale Gäste verfügen  in der Regel über weniger Reiseerfahrung und besitzen einen höheren  Informationsbedarf,  der mit Geoinformationen  schnell  und mit  geringerem Aufwand (z.B. durch Reduzierung von Sprachbarrieren) gestillt werden kann. Das wich‐tigste und vielfach unterschätzteste Segment  im Deutschlandtourismus  sind die Tages‐reisen. Gerade Tagesausflüge sind  ‚Spontankäufe‘, die oftmals ohne große Vorkenntnis 

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unternommen werden und bei denen Orientierung seitens der Gäste notwendig ist. Gute Geoinformation kann hier ‚kaufentscheidend‘ und damit marketingrelevant sein.“ (Rast, Ch. 2014/1 S. 9). 

 In diesem Zwischenfazit leitet Rast, Ch. (2014/1) ab, dass Städte‐, Kultur‐ und Aktivreisen dem‐nach einen ebenso hohen Bedarf an GeoIT haben, wie etwa  internationale Reisende, die über weniger Erfahrung  in der Orientierung  in  fremden Städten haben. Die Expertenmeinung  sagt aus, dass dabei gute GeoIT geradezu kaufentscheidend ist.  

3.2.2 Akteure: Kunden der GeoIT 

Wer sind aber nun die Akteure auf Touristiker‐Seite, also die Anbieter touristischer Dienstleis‐tungen? Hier gibt es eine vielschichtige Klientel, die letztlich als potentielle Kunden für die Geo‐informationswirtschaft  fungiert. Die Anbieter klassischer GeoIT  treten üblicherweise nicht un‐mittelbar an Endkunden (Touristen) heran, sondern bieten den Touristikern  ihre Lösungen an. Wie später zu berichten sein wird, ändert sich das aktuell  jedoch, da  junge Unternehmen Ge‐schäftsmodelle  entwickeln,  die  sich  unmittelbar  an  den  Endkunden  richten  (vgl.  Kapitel  5.1) Wesentliche Marktteilnehmer  sind dabei nicht etwa die Tourismus‐Marketing‐Organisationen der Bundesländer oder die Fachverbände. Denn diese verfügen oft über wenig Budget und vor allem politischen Willen, um einheitliche bundeslandweite Lösungen umzusetzen. So „liebäu‐geln“  bspw.  die  IT‐Verantwortlichen  der  Investitions‐  und  Marketing‐Gesellschaft  Sachsen‐Anhalt  seit  vielen  Jahren mit  einem  touristischen  Informationssystem  für  ihre Destinationen (Interessenbekundungen gab es bereits  in Gesprächen auf der CeBIT 2009), die politisch Ver‐antwortlichen stimmen der Notwendigkeit einheitlicher Systeme  für das Bundesland auch zu, jedoch konnte bislang (2014) kein Budget für probate GeoIT allokiert werden. Ausnahmen gibt es, wie  in der  Initialstudie  (Bernsdorf, B. 2013) beschrieben, beispielsweise am Bodensee. Die Internationale Bodensee Touristik GmbH  (IBT) setzt seit vielen  Jahren auf geobasierte Online‐Auftritte und hat  früh begonnen, dieses Konzept  auf Mobilgeräte umzusetzen  (Bernsdorf, B. 2013, S. 39).  Rast, Ch. (2014/1) sieht aber die Hauptklientel für die GeoIT‐Branche auf regionaler und kom‐munaler Ebene, eben dort, wo die Verantwortlichen sehr nah am Kunden sind – in den Destina‐tionen.   Für die Geoinformationswirtschaft  ist hier ein Markt zu erkennen, da auch die statis‐tisch relevante Anzahl der potentiellen Kunden erheblich höher ist, als auf höheren Organisati‐onsebenen. Denn rund 16 Bundesland‐Organisationen stehen bereits ca. 150 touristischen Re‐gionalorganisationen und weit über 4.000 Tourismusorganisationen auf kommunaler Ebene – Kreise, Städte und Gemeinden – gegenüber.  

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3.2.3 Verbandsarbeit und Zertifizierung 

Möchte man  jedoch das Verständnis  für GeoIT‐Anwendungen auf Verbandsebene stärken, so sieht Rast, Ch.  (2014/2) den Deutschen Tourismus‐Verband e.V.  (DTV)  in einer Schlüsselrolle. Denn  die  Aufgabe  des DTV  besteht  in  „Innovation  und  zukunftsfähigem Qualitätstourismus“ (Rast, Ch. 2014/2,  S. 28), die beispielsweise über  koordinierende  Facharbeit erreicht werden kann. Möchte die GeoIT‐Branche also auf Verbandsebene eine breite Interessensgemeinschaft schaffen, ist es zwingend notwendig, sich in die Facharbeit einzubringen.  Ein Ansatz kann  sein, dass  sich das GeoIT‐basierte  Informationsangebot an den Kriterien der DTV  i‐Marke orientiert. Denn diese Marke, die nahezu  jeder  kennt,  zertifiziert die  klassische Tourist‐information.  Sie  definiert  gewisse  Standards  in  Bezug  auf  Angebots‐  und  Leistungs‐spektrum sowie Informations‐ und Beratungsqualität. Die i‐Marke ist laut Rast. Ch. (2014/1) an rund 580 Tourist‐Informationen vergeben. Würde sich die GeoIT an solchen Standards orientie‐ren, könnte man sich den Qualitätsbegriff dieses Labels zu Eigen machen. Hierzu  ist zunächst Facharbeit notwendig, um eine Erweiterung des Labels zu bewirken. Aber betrachtet man die Kosten von  rund 480 Euro  für den Erwerb einer klassischen  i‐Marken‐Lizenz,  sollte es  für die GeoIT‐Anbieter attraktiv sein, sich hier zu engagieren.   

3.2.4 Budgets und Personal 

Ein Blick auf die Budgets zeigt grundlegende Limitierungen auf Seiten der Touristiker. Denn die lokalen Organisationen verfügen über geringe Budgets und Personal‐Ausstattungen. Rast, Ch. (2014/2) zeigt, dass die Budgets im Durchschnitt aller Gemeinden bei ca. 141 TEuro für Ausstat‐tung und Personal liegen. 40 % der Organisationen verfügen dabei über 50 TEuro und nur 14 % haben mehr als 250 TEuro zur Verfügung.   Aus diesen Mitteln muss das Personal finanziert werden. Betrachtet man die Situation, fällt auf, dass durchschnittlich zwar 2 Personen in Vollzeit angestellt sind, aber auch hier sind es lediglich 40 %,  die  über  (maximal)  eine  Stelle  verfügen  und  sogar  50 %,  die weniger  als  ein Vollzeit‐Äquivalent mit dem Thema Tourismus beschäftigen.  Vor diesem Hintergrund wird klar, dass sich Kommunen nicht mit klassischen Geographischen Informationssystemen  (GIS) und Geodateninfrastrukturen  (GDI) befassen  können. Die GeoIT‐Angebote müssen einerseits  in Konkurrenz zu den Printmedien günstig und  flexibel und  in  je‐dem Fall schlüsselfertig angeboten werden.   Bernsdorf, B. (2013) zeigte, dass sich schnelle Lö‐

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sungen, basierend auf den verfügbaren Earth Viewern daher schnell durchsetzen können, weil sowohl Technik als auch Datenmaterial für den Touristiker kein Problem darstellt. Am Beispiel des Web‐Auftritts der  Stadt Bergheim  konnte  eine  solche  funktionsfähige  Lösung dargestellt werden  (Bernsdorf, B. 2013,  S. 35). Hier  funktionieren  technologie‐getriebene Anwendungen nicht, wenn  sich Touristiker mit Technik und Daten befassen müssen. Denn weder Zeit noch Geld stehen zur Verfügung.  Eine  Lösung  sieht  der  AIR  e.V.  in  den  Förderkulissen  der  Länder  und  des  Bundes.  Die  AIR‐Fachgruppe Tourismus (vgl. Kapitel 4.3) soll sich zukünftig mit einem Fokus darauf konzentrie‐ren, Joint Ventures aus Touristikern und GeoIT‐Unternehmen zu bilden, die gemeinsam Förder‐töpfe akquirieren, um die  finanzielle Situation zu verbessern. Für die Organisationen der Tou‐rismus‐Branche besteht der Vorteil, dass alle notwendigen Technikfragen vom  IT‐Partner und nicht aus den eigenen Reihen beantwortet werden können. Für die GeoIT‐Spezialisten liegt der Vorteil  in sehr exakten Anforderungsanalysen seitens der Touristiker. Die Fachgruppe konzen‐triert sich damit auf die Kernherausforderungen beider Branchen: Geld, Personal und Produkt‐ausrichtung.  

3.2.5 Zielgruppen‐Definition 

Die Initialstudie hatte den Zweck, als „Teaser“ zu dienen und die Diskussion über die Möglich‐keiten der GeoIT anzuregen. Dementsprechend  stellt Rast, Ch.  (2014/1)  fest, dass die  techni‐schen Möglichkeiten  sowie  der  aktuell  erlebbare  Einsatz  von GeoIT  eher  angebotsgetrieben dargestellt werden. Nicht ausreichend Berücksichtigung finden dabei die Ansprüche, Erwartun‐gen  und  Bedürfnisse  unterschiedlicher  Zielgruppen,  da  sich  die Angebote  der GeoIT  eher  an oberflächlich erkennbaren Geschäftsprozessen orientieren. Das lässt sich derart interpretieren, dass die technik‐orientierten Produkte der GeoIT‐Branche die Wünsche und Bedürfnisse unter‐schiedlichster  Endnutzer  wenig  bis  gar  nicht  berücksichtigen  und  somit  kaum  zielgruppen‐adäquate Anwendungen zu generieren sind.  Ein Problem liegt darin, dass sich die Angebote an den touristischen Wertschöpfungsketten und Geschäftsprozessen anlehnen, da diese seitens der Geoinformationsbranche schnell zu analy‐sieren  sind. Bessere Anwendungen  lassen  sich  jedoch –  lauf Rast, Ch.  (2014/1 und 2014/2)  ‐ erzielen, wenn  sich die Anbieter von GeoIT‐Lösungen an lebensstil‐orientierten Zielgruppenan‐sätzen orientieren. Diese finden aktuell verstärkt Eingang in die Tourismusbranche. Mit solchen Modellen  lässt sich ein passgenaues Marketing erzielen, weil traditionelle Ansätze mit Berück‐sichtigung von Sozioökonomie und Demographie (Alter, Kaufkraft, Lebensphase, Familienstand, 

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etc.)  die wirklichen  Bedürfnisse, Wünsche  und  Verhalten  der  Verbraucher  nicht  präzise  be‐schreiben können. Neue Ansätze wie etwa die Sinus‐Milieu‐Analyse3 oder das niederländische Brand Strategy Re‐search Model4 versuchen diese Eigenschaften (Bildung, Alter, Beruf, Einkommen, etc.) mit der Alltagswelt der Zielkunden zu verknüpfen. Hinzu kommen Aspekte wie Lebensauffassungen und Lebensweisen. Durch diese Sicht lassen sich Anwender in Gruppen „Gleichgesinnter“ einteilen, die ähnliche Bedürfnisse hinsichtlich Werten, Orientierung, Lebenszielen, Lebensstilen und Ein‐stellungen haben. Rast, Ch. (2014/1) gibt an, dass solche Betrachtungen Zielgruppen herausfil‐tern, die  z.B. auch  in Bezug auf  Informationsquellen, Mediennutzung und  Inhalte/Darstellung von Information ähnlich denken. Er beschreibt exemplarisch „extrovertierte“ und  „introvertier‐te“ Zielgruppen. Erstere nutzen häufiger und mehr  Informationsquellen bspw.  im Zusammen‐hang mit Tagesausflügen und sind affin für Informations‐ und Kommunikationstechnologie (IKT allgemein und GeoIT im Speziellen). Produktbezogen spielen Aspekte wie Ansprache, Keywords, Inhalt und Detaillierungsgrad eine entscheidende Rolle. Aus diesen Fakten lässt sich das Design eines mobilen GeoIT‐Produktes erheblich besser ableiten, als aus dem eigentlichen Geschäfts‐prozess wie etwa dem Routing.  Rast  verweist  daher  auf  die  Relevanz  psychologischer  Aspekte  für  den  Einsatz  erfolgreicher GeoIT: 

„Dem  angebotsorientierten Denken  in Geschäftsprozessen mit  Fokus  auf  die  Relevanz von technischen Einsatzmöglichkeiten und Entwicklungen wird ein nachfrageorientiertes Denken in Serviceketten mit einer stärkeren Berücksichtigung von Kundennutzen und ‐bedürfnissen entlang aller Stationen einer Reise gegenüber gestellt, bei dem die Entwick‐lung  von  Produkten mit  hohem  Kundennutzen  im  Vordergrund  steht.  Dies  dürfte  die massenhafte Marktdurchdringung  für  ‚touristische  Geoinformationsprodukte‘  an  End‐kunden deutlich erleichtern.“ (Rast, Ch. 2014/1, S. 16) 

 Eine  deutliche  Botschaft  an  die GeoIT‐Branche,  ihre Verfahren  zur Architektur  und  Produkt‐Design an neue Denkmuster anzupassen. Rast erwähnt als Positiv‐Beispiel die outdooractive‐Plattform der Firma Alpstein, die Visit Holland‐App sowie einige nominierte Produkte und Preis‐                                                       

 3 Weitere Informationen: http://www.sinus‐institut.de/loesungen/sinus‐milieus.html (letzter Aufruf: 04.12.2014) 4  Weitere  Informationen:  http://tegenlicht.vpro.nl/nieuws/2007/september/brand‐strategy‐research‐nader‐belicht.html 

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träger  im Deutschen Tourismuspreis mit Geo‐Bezug. Die vorliegende Studie wird diesen Faden weiter unten aufgreifen und einige Lösungsansätze junger, innovativer Unternehmen ausführli‐cher darstellen.   

4 Noch mehr Experten: Touristiker in AIR‐Veranstaltungen  

4.1 Und wieder Technik: AIR‐Business Frühstück September 2013 Am 11. September 2013 wurde die Initialstudie einem breiteren Fachpublikum im Rahmen des 8. AIR‐Business‐Frühstücks vorgestellt (vgl. Bernsdorf, B. 2013 [1]) und im Kontext mit weiteren Präsentationen diskutiert.  Mehr als 20 Akteure aus Wirtschaft und Touristik nutzten die Möglichkeit zum  interdisziplinä‐ren Austausch. Diskutiert wurde der in der Studie beschriebene Einsatz von Geoinformationen und GIS‐Technologien im Umfeld des Tourismus.    Neben aktuellen Trends der Geoinformatik konnten konkrete, technische Möglichkeiten für die Touristik aus der Sicht von Geoinformatik‐Experten aufzeigt werden. Mit zahlreichen Beispielen aus der Studie wurde dargelegt, wie sich Kommunen oder Tourismusverbände mit Raumdaten in ihren Portalen, Diensten oder Apps platzieren können und wie Radroutenplaner oder Stadt‐führer‐Apps Reisende bei der Planung oder direkt vor Ort unterstützen. Weitere Schwerpunkte der Untersuchung  lagen  auf Geodaten  von  Crowdsourcing‐Informationen  bis  zu  öffentlichen Daten sowie Positionierungs‐ und Navigationsanwendungen für Aktivitäten von Geocaching bis GPS‐Biking.    An  konkreten  Beispielen  konnten GeoIT‐Unternehmen  den  Tourismus‐Experten  ihre  Anwen‐dungen demonstrieren. In Form von drei Impulsvorträgen wurden die Thesen der Studie erläu‐tert:  

4.1.1 PC‐Planungs‐Tools und autarke Apps im Naturtourismus 

Das Unternehmen EFTAS Fernerkundung Technologietransfer GmbH  stellte Anwendungen  im Umfeld  des  Natur‐Tourismus  dar  (vgl.  Pereira,  C.  2013  [2]).  Hierbei wurde  die wesentliche Kombination  aus  Portal  und App  herausgestellt. Am Beispiel  einer  aktuellen  Entwicklung  für den Münsterland e.V. konnte dargelegt werden, wie ein modularer Ansatz von Web‐Portalen zu einem Nutzervorteil wird. Denn mit vergleichbaren technologischen Ansätzen können individu‐

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elle Ansprüche der Kunden umgesetzt werden und etwa ein Routing für Radfahrer ebenso wie eine spezifische Routenplanung für Reiter implementiert werden.   Innovativ  wurde  das  Problem  der  Datenaktualität  gelöst.  Denn  sind  die  Daten  einmal eingepflegt,  kommt  es  zu  ständigen  Veränderungen,  die  seitens  der  Touristiker  kaum  be‐herrschbar sind. In kürzester Zeit ist dann ein Wegenetz veraltet. Die EFTAS zeigt einen Ansatz über Bildanalyseverfahren auf, die  in der Lage sind, mit Hilfe automatischer Analyseverfahren Veränderungen im Wegenetz aufzuzeigen. Auch POI und andere Karteninhalte sind mit solchen Verfahren auf Veränderungen hin  zu überprüfen. Mit Hilfe einer  rollenbasierten Datenpflege (Editor  für POI, Wege und Veranstaltungen) und Qualitätssicherung kann die Datengrundlage mit vergleichsweise geringem Aufwand aktuell gehalten werden. 

 Dem Individualitätsanspruch wird die EFTAS durch einen persönlichen Bereich für den Kunden gerecht, der sich entsprechend seiner  Interessenslage und körperlichen Möglichkeiten eigene  Routen erstellen kann. Diese werden im persönlichen, durch ein Login gesicherten Bereich ab‐gelegt und lassen sich problemlos auf GPS‐Geräte und Smartphones transferieren.  

 Eine vollständige Neuentwicklung stellt dabei das sogenannte „Thematische Routing“ dar. Sind klassische Routenplaner  in der Lage, beispielsweise kürzeste und schnellste Routen zu  finden, berücksichtigt der EFTAS‐Routenplaner die persönliche Interessenslage, indem etwa klassifizier‐te POI (z.B. „Wasserschlösser mit Gräfte“) in die Planung einbezogen werden (vgl. Abbildung 1). Hierbei kommuniziert die App mit dem Server, so dass auch eine am PC geplante Route unter‐wegs jederzeit verändert und aktualisiert werden kann.   Dieser  thematische  Bezug wurde  noch  intensiver  im  Projekt  Erlebnis  Naturerbe  umgesetzt. Kerngedanke  des  Projektes  ist  es,  Wissen  über  Natura  2000  in  eine  mobile  Applikations‐Umgebung erlebniswirksam einzubringen. Damit sollen Naturschutz‐Themen informativ aufbe‐reitet und über eine Routingapplikation auch erlebbar gemacht werden. In Abbildung 2 erkennt man den Einstieg beispielsweise über „Deine Themen“, hinter der eine spezielle Form der Wis‐sensverknüpfung erfolgt. Die seitens eines Nutzers ausgewählten Themen werden unmittelbar in das Routing übernommen und mit der App abgeglichen. Damit erhält der Nutzer nicht nur die Route für unterwegs, sondern auch alle notwendigen Inhalte. 

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 Abbildung 1: Münsterland Kunden‐Informationssystem mit individuell gestalteten Rad‐ und Reitrouten (Quelle: Pereira, C. 2013 [2], aktualisiert). 

 Abbildung 2: Einstiegsseite zum Natura 2000‐Projekt Erlebnis Naturerbe (Quelle: Pereira, C. 2013 [2], aktualisiert). 

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4.1.2 PC‐Planung, GPS und OSM 

Das Unternehmen Thomas Froitzheim – NAVISO befasst sich schwerpunktmäßig mit der Navi‐gation im touristischen Umfeld. Es geht von der These aus, dass Outdoor‐Angebote umso inten‐siver genutzt werden, je mehr Kunden sich besser orientieren können. Andersherum formuliert: „Wer sich im Gelände unsicher fühlt, bleibt zuhause“ (vgl. Froitzheim, T. 2013 [3]). NAVISO pos‐tuliert,  dass  eigentlich  die  Kombination  aller  Orientierungsmedien  das  Optimum  darstellen würde: 

• Papierkarte: einfach, preiswert und übersichtlich. 

• Wegweisung: exakte Richtung! 

• GPS‐Gerät: Fokus: hier bin ich! 

• PC‐Planung: vielseitig. 

• Internet: tausend Touren! 

• Gedruckter oder digitaler Reiseführer: präzise Beschreibung 

• Aber: Keiner kann eine Tourenempfehlung so schnell und individuell empfehlen wie ein Mensch 

Da aber nach den  Landesvermessungen  (Konzentration auf  „Kerngeschäft“) auch die Verlage beginnen,  sich  von  analogen Medien  zu  trennen, müssen  Alternativen  begutachtet werden. Denn der große Nachteil analoger Medien ist die Tatsache, dass sie ‐ einmal gedruckt – extrem schnell veralten in einer schnelllebigen Welt, die digitale Information in den Mittelpunkt rückt. NAVISO stellt daher die Weiterentwicklung der  in der Initialstudie schon dargelegten Möglich‐keiten der GPS‐Geräte vor. Neben der Tatsache, dass sie inzwischen nahezu alle Global Naviga‐tion Satellite Systems (GNSS) und nicht nur das amerikanische GPS empfangen können, kombi‐nieren  sich moderne  GPS‐Geräte  zudem mit Wi‐Fi‐Hot  Spots  oder  Bluetooth‐Access  Points. Damit sind sie zwischenzeitlich in der Lage, im Zentimeterbereich navigieren zu können, werden drinnen und draußen navigationsfähig und sind so auch für Museen etc. geeignet. Zudem sind moderne GPS‐Geräte auch  in der Lage mit dem  Internet zu kommunizieren. Damit  lassen sich einerseits aktuelle Daten  standortbezogen herunter  laden, oder die eigene Position übermit‐teln. Die früher solitären GPS‐Geräte werden damit ortungsfähig.  Gegenüber dem Smartphone habe sie  laut NAVISO den erheblichen Vorteil der Spezialisierung auf Positionierung und Navigation. Sie sind daher robuster, haben  lange Akku‐Laufzeiten, sind besser ablesbar, habe keine Hitzeprobleme und sind  in der Bedienung erheblich einfacher ge‐staltet. Froitzheim, T. (2013) [3] sieht den größten Vorteil in den Smartphones in der Tatsache, „…dass man  sie  schon hat.“  (vgl. Froitzheim, T. 2013  [3], Folie 7). Es  sei darauf hingewiesen, 

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dass junge Unternehmen aber gerade aus diesem Grund auf das Smartphone setzen (vgl. Kapi‐tel 4.1.3 und 5)  Ähnlich  wie  EFTAS  belegt  NAVISO,  dass  ein  server‐basiertes  Routing  erheblich  besser (performanter) ist, als ein Routing auf einem mobilen Endgerät. Bezüglich entsprechender Apps wird darauf hingewiesen, dass Offline‐Fähigkeiten  im Outdoor‐Bereich von erheblicher Wich‐tigkeit  sind. Daher  sind bestimmte Apps, die  einen  ständigen  Internet‐Zugriff benötigen, um etwa Kartenansichten zu präsentieren, im Outdoor‐Segment nicht einsetzbar. Trotzdem erkennt man auch  in diesem Segment eine Technisierung, die aus Sicht NAVISO zu‐mindest  teilweise problematisch  ist  (Zitat: „Bitte nicht vergessen: wir wollen Touren machen, nicht Technik durch die Gegend  fahren!“  vgl.  Froitzheim, T. 2013  [3],  Folie 9). Zwar wird das Stromproblem etwa durch Anschlüsse an den Nabendynamo eines Fahrrads behoben und auch Solarmodule und Akku‐Packs werden besser, aber das Internet steckt voller Informationen, die NAVISO  in Bezug auf Qualität und Aktualität hinterfragt. Gleiches gilt  für eine  inzwischen un‐übersichtliche Vielfalt  an Datenaustausch‐Formaten. Aufgrund der positiven OpenStreetMap‐Entwicklung schlägt NAVISO für eine „Gästekarte“ OSM als Basis vor. Touristiker vor Ort liefern dazu den Qualitäts‐Content und Verlage können dies gemeinsam aufgreifen und zu Produkten veredeln (vgl. auch Kapitel 6). Die Planung seitens des Touristen sieht NAVISO nach wie vor am PC, da mobile Endgeräte hier noch sehr beschränkt sind. NAVISO stellt den Spaß an der Planung in den Vordergrund, wobei der Content als Planungsergebnis dann offline auf dem Endgerät verfügbar gemacht werden muss.   

4.1.3 App‐Framework 

Betrachte  man  jedoch  ganz  andere  Zielgruppen,  so  muss  man  in  Frage  stellen,  ob  PC‐Planungstools für gewisse Fragestellungen noch geeignet sind und ob das – wie erwähnt ‐ ver‐fügbare Smartphone nicht doch das Mittel der Wahl ist. Diesen Ansatz verfolgt das Dortmunder Unternehmen GeoMobile GmbH, das sich auf mobile Endgeräte im Smartphone‐Markt speziali‐siert hat (vgl. Windmüller, M. 2013) [4]). Die Fokussierung basiert auf der Tatsache, dass 55 % der  in Deutschland verfügbaren Mobiltelefone  in die Kategorie Smartphone  fallen und damit etwa 35 Millionen Smartphones verfügbar sind (vgl. Windmüller, M. 2013 [4], Folie 3). Die  Zielgruppendefinition  ergibt  sich  aus  der  zu  NAVISO  nahezu  gegenteiligen  Anforderung, dass nämlich das Medium durch einen permanenten Online‐Zugriff  ständig verfügbar  ist und man die Zielgruppe daher per Push‐Verfahren aktiv ansprechen kann. Dies verbindet GeoMobi‐le  mit den in Smartphones ebenfalls möglichen Lokalisierungs‐ und Navigationsmöglichkeiten. Die Fragen sind dabei durchaus vergleichbar: 

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• Wo bin ich? 

• Welche interessanten Orte (POI)sind in der Nähe? 

• Wo sind meine Freunde? 

• Wie gelange ich dort hin? 

• Wann bin ich am Ziel? 

Allerdings verbindet sie GeoMobile eher mit standortbezogenen Spielen, Angeboten und Mar‐keting‐Aktionen und nicht  so  sehr mit dem klassischen Tourismus. Denn die  technischen Vo‐raussetzungen  des Online‐Zugriffs  sind  adäquat  für  solche  Lösungen  bestenfalls  in  größeren Städten gegeben, nicht aber abseits von Siedlungen wie etwa auf dem Saar‐Mosel‐Steig. Daher kann man hier eine Konzentration  auf den  Städtetourismus und  kommunale Kulturangebote (etwa Veranstaltungen) postulieren.  

Um  solche  Anwendungen  zu  erstel‐len,  hat GeoMobile  ein  sog.  Frame‐work  erstellt,  das  einem  App‐Baukasten  gleicht.  Je  nach  Aufga‐benstellung  der  App,  lässt  sie  sich aus  diesem  Framework  individuell zusammenstellen.  

binden kann. 

Dazu  gehört  ein Web‐basiertes  Ba‐ckend,  das  für  das  Content  Mana‐gement  benötigt  wird.  Verfügbar sind  die  Apps  für  die  gängigen  Be‐triebssysteme  iOS,  Android  und Windows  Phone.  Das  Ergebnis  soll laut  GeoMobile  bei  geringem  Her‐stellungsaufwand  leicht  bedienbar sein  und  größtmögliche  Aktualität 

liefern. Digitale Karten  sind online und offline möglich, wobei  sich GeoMobile nicht auf OSM konzentriert, sondern auch andere Quellen wie die der großen Earth Viewer oder sogar amtli‐che topographische Karten ein

Abbildung  3:  PLAZA  App‐Framework  der  Firma  GeoMobile(Quelle: Windmüller, M. 2013 [4], Folie 8) 

Diverse „GeoTools“ stehen dabei zur Verfügung. Es ist sogar möglich, dass ein Nutzer Eingaben in Form von Objekten (Punkte, Linien, Flächen) anlegen kann. 

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Eine beachtenswerte Möglichkeit ist die Tatsache, dass es erhebliche Barrierefreiheit gibt. Denn alle Bedienelemente und  Inhalte sind etwa über gerätegeeignete Vorlesehilfen zugänglich. So können auch blinde und sehbehinderte Menschen von den Funktionalitäten der App profitie‐ren. Für diese Zielgruppe werden bspw. die  letzten Meter  zum Ziel durch vibro‐taktile Hilfen angegeben, wobei Karten‐ und Richtungsinformationen durch Hören  in Form eines Geigerzäh‐ler‐Tons sowie Fühlen  in Form von Vibrationen wiedergegeben werden (Windmüller, M. 2013 [4], Folie 12). Durch geschickte Nutzung der Smartphone‐Möglichkeiten werden so neue Ziel‐gruppen individuell integriert, die bislang aus dem klassischen Tourismus (nahezu) ausgeschlos‐sen waren. 

Basierend auf den Ideen der vielfältigen Social Networks bietet GeoMobile zudem eine Funkti‐onalität an, die Gruppen anspricht. Die GeoSocial Networking genannte Funktion ist in der Lage, Freunde  zu  lokalisieren und auf einer Umgebungskarte darzustellen. Da beliebige eigene POI wie ein gemeinsamer Treffpunkt oder der Parkplatz des eigenen Autos gespeichert und mit der Gruppe  geteilt werden  können, hat  jedes Mitglied der Gruppe die Möglichkeit  individuell  zu navigieren  und  trotzdem  in  Kontakt  zu  bleiben. Diese  Funktionalität wird  durch  einen  Real‐Time‐Chat ergänzt, über den zusätzliche Informationen ausgetauscht werden. 

Das Framework bietet darüber hinaus beispielsweise folgende Funktionen: 

• Indoor‐Lokalisierung 

• Augmented Reality 

• Spiele, Rätsel und Interaktion 

• Chat und Kommunikation 

• Nachrichten und Meldungen 

• Social Media Integration  

In  der  Summe  ergibt  sich  ein  ungleich  größerer  Funktionsumfang  als  beim  klassischen GPS‐Gerät. Wie  erwähnt,  ist  der  Zielgruppen‐Fokus  aber  deutlich  auf  eine  technik‐affine  Klientel ausgerichtet, die sich „online bewegt“ und  letztlich eher den Alltag als touristische Aktivitäten bewältigen wird.  

 

4.1.4 Diskussion 

In der anschließenden offenen Diskussion mit den Tourismus‐Experten aus der Region erfolgte eine Bewertung der dargelegten GeoIT‐Ansätze. Es zeigte sich, dass die Geoinformationswirt‐

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schaft und die Tourismusbranche enger zusammen arbeiten müssen, um passgenaue Lösungen zu entwickeln. Folgende Ergebnisse wurden erzielt:  

• Touristiker wünschen sich eine Kombination aus analogen Medien (wie Wanderkarten oder Stadtpläne) mit digitalen Medien (wie  Apps oder Dienste).   

• Gerade bei weniger touristisch geprägten Destinationen liegt der Fokus auf dem Stadtmarketing (Zielgruppe: Bürger der Kommune). Auch hier haben sich klassische Pläne und Flyer als beson‐ders hilfreich erwiesen.  

• Nach wie vor scheint eine  Refinanzierung für analoge Medien realistischer zu sein, als für digita‐le Medien.  

• Eindeutig wurde die Meinung geäußert, dass Apps und Dienste einen hohen Nutzen haben. Die Verbreitung ist aus verschiedensten Gründen (z.B. Investitionskosten) bei den Teilnehmern noch gering und daher größtenteils nicht in Planung.  

 Da sowohl Mitglieder aus den kommunalen Vermessungen (Geodaten‐Produzenten) als auch Touristiker am Business Frühstück teilnahmen, wurde intensiv über den Einsatz von amtlichen Daten im Vergleich zu bspw. OpenStreetMap‐Daten diskutiert. Es kam zu keinem abschließen‐den Ergebnis. Jedoch scheint die von den Vermessungsverwaltungen hoch eingeschätzte Amt‐lichkeit aus Sicht der Touristiker hinter Fragen wie Aktualität und Optik zu stehen. Beides bietet OpenStreetMap, letzteres zumindest auch die Earth Viewer.    Zudem wurde die Notwendigkeit des  regelmäßigen Austauschs  zwischen den Branchen deut‐lich. Die Bereitschaft einer  intensiveren Zusammenarbeit wurde von den Teilnehmern signali‐siert. Gewünscht wurden seitens der Tourismusexperten passgenauere Lösungen, die vertrete‐nen Experten der Geoinformationswirtschaft benötigen detaillierte Kenntnisse über die Prozes‐se in der Touristik.   Aus diesen Sichtweisen geht die weiter unten beschrieben AIR‐Fachgruppe sowie die dort plat‐zierten Themen hervor (vgl. Kapitel 4.3).   4.2 Anwendung im Naturtourismus: AIR‐Business‐Frühstück Mai 2014 Mit einem etwas erweiterten Spektrum wurde am 07. Mai 2014 das 10. AIR‐Business Frühstück mit dem Thema: Lösungen  für den Naturschutz – Portale, Apps und Datenerfassung durchge‐führt. Knapp 30 Akteure aus Naturschutz, Tourismus, Wirtschaft und Hochschulen nutzten die Möglichkeit zum interdisziplinären Austausch. Diskutiert wurde der Einsatz von Geoinformatio‐nen und GIS‐Technologien im Umfeld von Naturschutz und Tourismus.     

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Zunächst stellte Melanie Teske vom Naturschutzzentrum Kreis Kleve e.V. vor, wie Urlauber und Ausflügler  zukünftig die Rheinaue bei Kleve erleben können  (Teske, M. 2014  [5]). Denn ganz ohne Unterstützung erkennen die Menschen die Naturwerte nicht. Erzielt werden soll eine er‐folgreiche Besucherlenkung, ohne Übermöblierung der sehenswerten Landschaft mit  Informa‐tionsschildern  und Wegweisern.  Per  Internetportal  samt  zugehöriger  App  (vgl.  Abbildung  4) können Reisende passende Routen ermitteln und zu den Highlights der Region gelangen. Dabei kann das System sowohl Strecken von A nach B, aber eben auch die für Radfahrer und Wande‐rer  interessanten Rundtouren beispielsweise von einem Parkplatz aus berechnen. Dem Natur‐schutz wird dabei  jederzeit Rechnung getragen: Bestimmte  Strecken  können  zum Beispiel  zu Brutzeiten im Portal gesperrt und somit vermehrt gemieden werden.    Im Anschluss stellte Professor Stefan Taeger von der Hochschule Osnabrück verschiedene Bei‐spiele für die digitale Erfassung im Gelände vor (Taeger, S. 2014 [6]). Er zeigte, dass sogar ohne große Finanzmittel eine Lösung möglich ist und präsentierte Varianten mit OpenGIS Komponen‐ten. Doch gerade  im mobilen Bereich empfahl er den Einsatz von Experten, damit die entwi‐ckelte App oder Web‐Lösung auch von den Nutzern akzeptiert wird.    

Abbildung 4: Projekt Rheinaue erleben, Naturtourismus im Kreis Kleve. Integration von Portal und App (Quelle: Teske, M. 2014 [5]).  Der dritte Vortrag von Jürgen Dressel von der Firma GeoDok GmbH aus Bielefeld beschäftigtes sich mit dem Thema, wie aus Daten neues Wissen generiert werden kann bei zeitgleicher Ver‐

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meidung von Insellösungen (Dressel, J. 2014 [7]). Detailliert wurde erläutert, welchen Anforde‐rungen ein modernes Portal heute genügen muss und wie  touristische Webseiten zum Verwei‐len  einladen  können.  Im  Fokus  standen  Tipps, wie  einmal  erfasste Daten mehrfach  genutzt werden können.     

4.2.1 Diskussion 

Die  anschließende  offene  Diskussion mit  den  Tourismus‐  und Naturschutz‐Experten  aus  der Region erbrachte am Beispiel der vorgestellten Beispiele aus dem Kreis Kleve, dass viele gute Lösungen selbst in der Region nicht bekannt sind. Deutlich wurde dies nicht für Kleve, sondern auch  an  der  kurz  beschriebenen  Artenfinder‐App  des  LANUV,  die  von  vielen  anwesenden Touristikern bisher nicht wahrgenommen wurde. Doch selbst wenn bereits vorhandene Lösun‐gen die eigenen Anforderungen vollständig abdecken, stellt sich für viele die Frage der Finanzie‐rung. Fördergelder  sind oftmals  für die Umsetzung der Projekte notwendig, die Programmie‐rung oder Durchführung muss dann jeweils ausgeschrieben werden, so dass nicht in jedem Fall von bereits vorhandenen Lösungen oder Synergien profitiert werden kann. Gewünscht wurde jedoch eine bessere Außendarstellung der bestehenden Anwendungen, um den Austausch und das gegenseitige Lernen zu fördern.    Ein  zweiter Diskussionspunkt waren die unterschiedlichen Ansichten hinsichtlich der Nutzung und Vermarktung von Landschaft und Natur. Während die Landschaftsbehörden die Regionen oftmals intensiv schützen möchten, versuchen die Touristiker, die Regionen zu vermarkten um Touristen  und Urlauber  anzuziehen. Die  Teilnehmer  diskutierten,  dass  eine  intensive  Einbin‐dung  beider  Parteien  in  die  Projekte  absolut  notwendig  sei.  Die  Einführung  von modernen Technologien sorgt in diesem Fall für eine erfolgreiche Besucherlenkung und vermeidet die un‐erwünschte Übermöblierung der Landschaft. Hierbei kann GeoIT einen sinnvollen Beitrag zum Naturtourismus  liefern. Auch die Erfassung von Informationen wurde  intensiv diskutiert. Wäh‐rend einige Teilnehmer bereits auf Erfassungsstandards wie XErleben5   setzen, haben andere Einrichtungen noch nicht von diesem Objektmodell gehört und haben ihre ganz eigenen Richtli‐nien aufgesetzt, die dann zu den Daten der Nachbarkommunen nicht kompatibel sind.  Im Rahmen des 10. AIR‐Business‐Frühstücks wurde erneut die Notwendigkeit des regelmäßigen Austauschs zwischen den Akteuren  innerhalb der Branche sowie mit den entsprechenden An‐

                                                       

 5 Details zum Standard XErleben unter http://www.xerleben.de 

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bietern deutlich. Die Bereitschaft einer  intensiveren Zusammenarbeit wurde von den Teilneh‐mern signalisiert.   4.3 Etablierte Zusammenarbeit: Fachgruppe Tourismus Basierend auf diesen Erkenntnissen der Touristiker wurde nachfolgend eine Fachgruppe im AIR etabliert. Am 12. Mai 2014 gab es eine Vorbesprechung, in der die aus den oben beschriebenen Ausarbeitungen  extrahierten  Fragestellungen  als  Themenvorschläge  für  eine mögliche  Fach‐gruppe unter den GeoIT‐Experten bewertet wurden.    Zunächst wurde  die  denkbare  Breite  einer  Zielgruppe  für  die  Fachgruppe  diskutiert  und  be‐schlossen,  sich  grundlegend  auf  die  Themen  kommunaler  Touristiker  zu  fokussieren.  Noch nicht  festgelegt wurde, ob es auch ein direktes Endkundengeschäft geben kann, wie es etwa das Unternehmen MapCase durchführt. (vgl. Kapitel 5.1). Denn auch dieses sollte mit einer De‐stination initial geplant werden. 

Darüber hinaus wurden die Probleme dieser Touristiker adressiert, die aus Sicht der Teilnehmer primär auf den verfügbaren Budgets basieren.  

Es wurde kritisch festgestellt (und in der Initialstudie belegt), dass für viele Touristiker „Google“ das Maß der Dinge ist, allerdings sich nur wenige Anwender über die Rechte und daraus resul‐tierender Probleme wie Urheberverletzungen etc. Gedanken machen. Hier gibt es eine entspre‐chende Wissenslücke. 

Als Ziele einer potentiellen Fachgruppe Touristik konnten durch die Diskussion folgende Frage‐stellungen extrahiert werden: 

• Zugang zu Kunden und Anbietern 

Jeweils aus Blickrichtung der GeoIT und der kommunalen Touristiker wird die Fachgruppe den Aus‐tausch leisten und Anbieter‐Kunden‐Beziehungen unterstützen. 

• Wissensaufbau Technik  

mit der Blickrichtung auf den Endkunden (was braucht, was kann der Anwender?). Hier besteht die Möglichkeit für die Geoinformationswirtschaft aus dem Wissen der Touristiker zu lernen und Tech‐niken abzuleiten. Andererseits können die Touristiker erkennen, welche Technologien prinzipiell ver‐fügbar sind. Das kann beispielsweise als Option durch den Aufbau eines „Demo‐Portals“ und einer „Demo‐App“ basierend auf Open Source‐Technologie unterstützt werden  (konkreter Anwendungs‐fall). 

• Fördermittel‐Akquise 

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Da die kommunalen Budgets knapp sind, wird eine Aufgabe der Fachgruppe sein, den kommunalen Touristikern Finanzierungsmöglichkeiten über Fördermittel darzulegen. Hierbei kann der AIR e.V. als Verband genutzt werden, um Zugänge zu den entsprechenden Ministerien zu erlangen und so ge‐eignete Förderrahmen mit entsprechend  innovativen Themen  zu erweitern. Die Fachgruppe kann mit einer Zusammenstellung der passenden Förderrahmen starten. 

• Betriebs‐ und Geschäftsmodelle  

sind ein wesentlicher Fokus, um nachhaltig Portale und Apps betreiben zu können. Die Fachgruppe soll geeignete Betriebs‐ und nachhaltige Finanzierungsmodelle erarbeiten. 

• Recht / Nutzungsrecht 

wurde als ein Themenfeld  identifiziert, da die Teilnehmer ein entsprechendes Defizit bei der ver‐gleichsweise  sorglosen  Nutzung  von  Geodaten  beispielsweise  aus  Google  Maps  seitens  der Touristiker  erkennen. Hier  kann die  Fachgruppe  Klarheit  schaffen und den  Touristikern  ein  Schu‐lungs‐ und Wissensangebot unterbreiten. 

Mit diesen Vorschlägen wurde am 19. August 2014 eine konstituierende Sitzung durchgeführt, an der neben Vertretern  der GeoIT  auch Vertreter  kommunaler  Tourismus‐Organisationen6  teilnahmen. Die Touristiker stellten drei markante Anwendungen vor: 

• Die StädteRegion Aachen und der Kreis Düren haben bereits ein gemeinsames „Bürger“‐Geodatenportal, das touristische Zwecke noch nicht abdeckt. Dies soll etabliert werden und man sucht nach Hinweisen über den geeigneten Aufbau und wesentliche Inhalte. 

• Im Rahmen des Halden‐ und Hügel‐Hoppings Recklinghausen haben die Sommerstürme 2014 durch diverse umgestürzte Bäume zu erheblichen Problemen an der Ausschilderung geführt. Es wird darüber beraten, eine „elektronische“ Beschilderung in Form einer mobilen Anwendung zu etablieren. 

• Iserlohn hat die Erfahrung gemacht, dass die Anwendungen seiner „GIS‐Spezialisten“ für Touris‐ten ungeeignet sind. Es schlägt die Intention durch, viel Funktionalität anzubieten, was den An‐wender aber überfordert. 

 

                                                       

 6 Vertreter GeoIT‐Branche: AIR e.V., EFTAS GmbH, GeoDok GmbH, Naviso Outdoornavigation, Moskito GIS GmbH.  Vertreter kommunale Touristiker: Kreisverwaltung Recklinghausen, StädteRegion Aachen, Stadtmarketing Iser‐lohn, Kreis Warendorf, Vermessungs‐ und Katasteramt Düren. Der Regionalverband Ruhr war über die Ruhr‐Tourismus‐Gesellschaft angemeldet, konnte aber aus Zeitgründen nicht teilnehmen.    

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4.3.1 Austausch zwischen Kunden und Anbietern 

Grundsätzlich ist zu bemerken, dass das Themenfeld zwei Ebenen hat: Einerseits der Austausch und die Kenntnis zwischen GeoIT und Touristikern sowie andererseits die Ebene des Austauschs zwischen den Touristikern und den Endanwendern, den Touristen. Betrachtet man Geschäfts‐modelle zwischen der GeoIT und den Touristen, ist eine weitere Ebene zu betrachten, die in der Fachgruppe noch nicht bearbeitet wird. 

Am Beispiel Iserlohn kann man die Konflikte in der ersten Ebene erkennen: Auf der neuen Seite http://www.einkaufen‐iserlohn.de/ wurde eine „emotionale“ Sicht erzeugt, die Links zu Shops und Geschäften bietet. Als Karte ist lediglich ein Fenster auf der Seite „Sie finden uns…“ einge‐richtet, die auf der Google Maps‐API basiert. Geplant sind weitere Infos wie etwa Wetter, Infos zum  ÖPNV,  etc.  Die  Geoinformatiker  der  Stadt  insistieren,  um  die  Nutzung  von http://geoportal.iserlohn.de/iserlohn‐maps/ zu fördern. Aus Sicht des Stadtmarketings ist diese Anwendung aber vollständig ungeeignet, da  sie  lediglich den  technischen Aspekt der Karten‐darstellung abdeckt, aber nicht die emotionale und Marketing‐Seite berücksichtigt. Es besteht daher ein Interesse daran, Marketing und GeoIT grundsätzlich besser zusammen zu bringen. 

Die zweite Ebene lässt sich über ein Anforderungsprofil abdecken, das die „Basics“ für ein tou‐ristisches Portal in den Fokus nimmt. Es wird vorgeschlagen, eine empirische Analyse durchzu‐führen, in denen grundlegende Fragen geklärt werden: 

• Wer nutzt solche Angebote? 

• Wie „funktioniert“ der Nutzer?  

• Was spricht ihn an? 

• Wie gelangt er zur Information? 

• Welche Technik hat er zur Verfügung (Internet, Apps)? 

Eine Idee dazu ist, den Anwender (Touristen) mit einigen existenten Portalen zu konfrontieren. So lässt sich eine Art „Versuchslabor“ etablieren. Beispielsweise kann man den Nutzer eine Wo‐chenend‐Reise in eine bestimmte Region planen lassen, um sein Vorgehen zu analysieren. Die‐ses „Labor“ könnte auf einer  (gemeinsamen?) Messe eingerichtet werden. Ein solcher Ansatz kann bundesweit aufgesetzt werden. Das ließe sich im Jahresverlauf über verschiedene Messen in unterschiedlichen Regionen durchführen. 

In der Beziehung zum Kunden wird der Prozess diskutiert, wie der Kunde zur Region kommt: Vorabinfo im Internet => Printmedien zur Detailsuche => App (Navigation / Information) vor Ort 

Weitere Erkenntnisse:  

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• Portale sind wichtig, wenn der Kunde sich bereits für eine Region entschieden hat. Sie sind meist sehr lokal begrenzt angelegt! 

• Ein Problem sind oft die Daten respektive die Standards, solche auszutauschen. Zudem ist im‐mer wieder die Datenaktualität (insbesondere Preise, Öffnungszeiten, Aktionen etc.) ein we‐sentlicher Diskussionspunkt, der zur Frage der Nachhaltigkeit führt, wie die Inhalte in einem Por‐tal überhaupt aktuell gehalten werden sollen (Crowdsourcing wie etwa Platzhirsch; vgl. Kapitel 5.3)? 

• Zudem denkt der Tourist nicht in politischen Grenzen, wenn es beispielsweise um kommunale Angebote geht (Radtour, Wanderung). Aktuelle Auftritte sind sehr lokal angelegt und seitens ei‐ner Gebietskörperschaft und deren zuständigen Touristikern initiiert. Suchergebnisse über die Körperschaft hinaus sind daher nicht realisierbar. Auch hier besteht die Notwendigkeit zur Stan‐dardisierung und Kaskadierung der Information. 

Es wird angeregt ein Forschungsprojekt zu initiieren. Fokus ist das Nutzerverhalten von Touris‐ten. Dabei steht  im Vordergrund, wie ein Barriere‐Abbau zur Nutzung moderner Technologien erfolgen  kann und ob dieser überhaupt machbar  ist. Es  lässt  sich beispielsweise überprüfen, was von den existenten Portalen und App‐Angeboten genutzt wird, in welche Richtung Entwick‐lungen gehen und wie sie ggf. mit dem Nutzerverhalten sowie den Kundenwünschen  in Über‐einstimmung gebracht werden können. 

Bezüglich des Zeitrahmens wird das Warten auf neue Förderrahmen als zu zeitintensiv erachtet. Daher werden  kurzfristigere Ansätze  bevorzugt.  Für  den  oben  angeregten  „Feldversuch“  auf Messen  kann man möglicherweise Hochschulen  gewinnen  und  die  Themen  im  Rahmen  von Bachelor‐ und Masterarbeiten bearbeiten. 

Als  Ergebnis  einer  solchen  Untersuchung  sollten  interessante  Kernthemen  herausgearbeitet werden: 

• Kernanforderungen der Nutzer? Abzuarbeiten an Themenkomplexen wie „Städtereise“, „Rad‐tour“, „Wanderung“, „Outdoor‐Aktivität“, etc. pp. 

• Anforderung an Portale 

• Anforderung an die Nutzerfreundlichkeit, kommt der Nutzer zurück? Findet er die gesuchte In‐formation? 

• Barrieren wie der Bekanntheitsgrad von Angeboten 

In einem ersten Schritt möchte die  Fachgruppe dabei zunächst eigene Erfahrungen zusammen tragen,  um  das  oben  angeregte  Forschungsprojekt  besser  strukturieren  und  spezifizieren  zu können. 

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4.3.2 Wissensaufbau Technik 

Bezogen auf die ersten zu bearbeitenden Technik‐Themen fokussierte die Diskussion zunächst auf der oben bereits angesprochenen Daten‐Problematik. Mit „grenzüberschreitenden“ Porta‐len und vielen anderen Fragen, kommt das Schnittstellen‐Thema in das Blickfeld. Der Standard XErleben  könnte ein Ansatz  sein, der  aber noch nicht  als OGC‐konform  gilt,  gleichwohl er  in NRW (metropoleRuhr, Münsterland) propagiert und angewendet wird.  

Am Beispiel eines Veranstaltungskalenders wird klar, dass die Probleme aber nicht nur  im Da‐tenaustausch, sondern auch in der eigentlichen Bereitstellung liegen. Die Fragen nach zentraler oder dezentraler Pflege, Lückenhaftigkeit der Angaben (des Angebots!?), Plausibilität und Kor‐rektheit werden kaum lösbar sein. Daher besteht die Anforderung herauszufinden, mit welcher Datenqualität ein Gast / Tourist zufrieden ist und mit welchem Toleranzgrad ein Angebot wahr‐genommen wird. Hier gab die Diskussion zwei Sichtweisen wider:  

• Die Ansicht, dass ein Angebot korrekt und valide sein muss. Ansonsten wird ein Gast (insbeson‐dere, wenn er zu einem Event extra angereist ist und dieses dann nicht stattfindet etc.) die An‐gebote der digitalen Medien nicht weiter nutzen.  

• Die Ansicht, dass ein rudimentäres (dann aber auch korrektes) Angebot besser als gar kein An‐gebot ist. 

In diesem Zusammenhang werden das Crowdsourcing und dessen Wert für die Datenbereitstel‐lung und Aktualität diskutiert.   Hier  ging die Diskussion bereits  in die Nachhaltigkeit des Be‐triebsmodells. Es wurde festgestellt, dass Kommunen ggf. mit der Vielfalt der anstehenden Auf‐gaben überfordert sind. Andererseits  ist Crowdsourcing auch noch nicht so etabliert, das man sich vollständig darauf verlassen könnte. 

Offene Fragen sind beispielsweise: 

• Erhöht sich die Qualität des Angebots, wenn viele Quellen genutzt werden? 

• Wird Crowdsourcing allgemein akzeptiert, beispielsweise auch vom Endnutzer, der weiß, dass er hier und jetzt kein „amtliches“ Angebot erhält, sondern die Information einer breiten Masse? 

• Wie breit ist die Basis tatsächlich bei solchen Angeboten? 

• Lassen sich Crowdsourcing‐Angebote ggf. mit amtlichen (kommunalen) Angeboten kombinie‐ren? 

Vieles davon hängt von der Frage ab, welche  Informationen der Gast tatsächlich benötigt und wie er sich diese beschafft. 

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Auch hier kommt die Idee zum Tragen, Barrieren abzubauen und die Frage nach nicht auffind‐baren Angeboten zu lösen. Aspekte dabei sind: 

• Fehlende Bekanntheit von Angeboten 

• Daten sind nicht ausreichend oder in nicht ausreichender Qualität verfügbar (kein Austausch, keine räumliche „Hoch‐Aggregation“ auf größere Räume, keine Schnittstellen) 

• Datenqualität (Vollständigkeit, Tiefe, Aktualität, Relevanz) 

• Datennachführung ist ungeregelt (Nachführen öffentlicher und privater Informationen/Daten) 

Hierfür wird die Idee der Befragung aufgeworfen. Nutzer sollten vorhandene Angebote auf die gestellten Fragen hin bewerten. 

Es wird diskutiert, wie der Nutzer  zum Ergebnis kommt und ob ein Demonstrator dabei eine Rolle spielen kann. Es soll jedoch nicht um die Technologie an sich gehen, sondern um den In‐halt (Daten, Informationen), die für Touristen hilfreich sind.  

4.3.3 Fördermittel‐Akquisition 

Bezüglich  der  Forschungsprojekte wurde  bereits  beschrieben,  dass  es  zwar  sinnvoll  ist,  sich nach Fördermitteln umzusehen, dass aber für die initialen Untersuchungen nicht auf die Verab‐schiedung  von NRW‐Programmen  gewartet werden  soll  /  kann. Diese werden  terminlich  so eingeschätzt,  dass  frühestens  Anfang  2016 mit  einer Mittelzuweisung  aus  den  neuen  EFRE‐Programmen / Ziel 2 zu rechnen ist. 

Daher wird beschlossen,  sich auch nach anderen Quellen umzusehen, bspw. Fördertöpfe auf Bundes‐ und EU‐Ebene. Der Bund wird dabei bevorzugt, da die EU‐Projekte teils unklar, teils mit erheblichem Aufwand in der Antragsphase versehen sind. Zudem ist die Einschätzung die, dass wenn man  nicht mit  an  den  Förderprogrammen  gearbeitet  hat, man  auch  nicht  zum  Zuge kommt. 

Die Fachgruppe sucht zunächst eine Finanzierung für die oben beschriebenen Forschungsansät‐ze. Darüber hinaus wird  geprüft, ob der Demonstrator über öffentliche  Förderung  finanziert werden kann.  

4.4 Was bleibt für GeoIT und Touristiker?  Im Ergebnis stehen mehrere Erkenntnisse für die GeoIT‐Branche. Denn einerseits scheinen die Touristiker durchaus ein  Interesse an digitalen Lösungen  zu haben. Ein besonderer Vorteil  ist die Tatsache, dass sich Touristen einerseits  leiten  lassen (Naturschutz‐Aspekte  im Naturtouris‐mus)  und  andererseits  jederzeit  sicher  ihre Wege  finden.  Auch  digitales  Kartenmaterial  und 

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Inhalte (Content) sind vielfältig und mit hoher Qualität verfügbar, wenn auch die Frage der Ak‐tualisierung nicht geklärt ist. Apps lassen sich – ob in Kombination mit oder ohne Portal – ver‐gleichsweise schnell – produzieren.   Die Touristiker stehen aber vor folgenden Herausforderungen: 

• Der Bekanntheitsgrad bestehender Lösungen und Möglichkeiten ist gering. • Es wird vor wie nach eine Kombination aus analogen und digitalen Möglichkeiten benötigt. • Die Finanzierung digitaler Lösungen ist erheblich problematischer, als bei analogen Medien wie 

Flyer und Karten. • (Existierende) Standards sind nicht bekannt. 

Ein erster Tenor der Touristiker zu den Ansätzen der GeoIT‐Branche: Zu viel „GIS“ und zu wenig „Marketing“. Daher  ist ein Austausch  zwischen den GIS‐ und den Marketing‐Spezialisten not‐wendig und gewünscht. Das sehen auch die Anbieter der GeoIT‐Branche als zielführend an, da sie lernen möchten (müssen), was die Endanwender (Touristen) bezüglich der Funktionalitäten benötigen. 

Ein wesentlicher Punkt aus der gemeinsamen Sicht  ist  jedoch, dass sie Nachhaltigkeit von An‐geboten gesichert sein muss. Kurzfristige Aktionen, die auf Fördermittel basieren und dann ein‐schlafen, sind unerwünscht. Denn oft fehlt in solchen Gleichungen der Betreiber, der ein nach‐haltiges Geschäftsinteresse am Fortbestand der Anwendung hat. Somit muss für erfolgreiche GeoIT‐Anwendungen, die im Stadtmarketing und Tourismus einge‐setzt werden, eine Anforderungsanalyse aus Marketing‐Sicht   erfolgen. Hier müssen Themen wie die Ausgabe‐Medien (mobil, Browser, App) ebenso beleuchtet werden, wie etwa die mögli‐chen Datentöpfe  zur Unterstützung eines Angebots  (was bekommt man woher? Was  ist ggf. bereits verfügbar, was  fehlt?). Ohne ein nachhaltiges Geschäftsmodell können solche Ansätze aber nicht dauerhaft etabliert werden. 

Zunächst  ist  also  eine  Anforderungsanalyse  aus Marketing‐Sicht  erforderlich,  da  die  Technik den Kundenanforderungen folgt. Mit dieser Erkenntnis wird ein Demonstrator etabliert, der die Möglichkeiten  anschaulich  erläutern  kann.  Zur  Realisierung wird  ein  empirischer  Ansatz  ge‐wählt  (Forschungsprojekt),  der  darauf  ausgelegt  ist,  ein  „Versuchslabors“  zu  etablieren  (auf Messen in unterschiedlichen Regionen Deutschlands). Geklärt wird dabei etwa die Frage, wann ein Tourist Portale nutzt, wann Apps und wann analoge Medien (Prospekte, Reiseführer, etc.)? Zudem muss   geklärt werden, welche Daten  zur Beantwortung  touristischer  Fragen geeignet sind und wie  sie aktuell gehalten werden. Ein wichtiges Thema dabei  ist die Etablierung von kommunen‐übergreifenden Angeboten.  

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Alle Fragen  lassen  sich  in einem Forschungsprojekt klären,  in dem die GeoIT gemeinsam mit den Touristikern eine Zusammenarbeit mit Hochschule(n) anstreben. Eine weitere Methode ist die Beauftragung von Bachelor‐ und Masterarbeiten mit konkreten Fragestellungen. 

 

5 Nicht neu, aber anders – Aktuelle Entwicklungen 

Die in den beschriebenen AIR‐Business‐Frühstücken geäußerten Ansichten finden sich auf dem Markt bereits vielfach umgesetzt. Dabei  stehen mehr oder minder konventionelle Geschäfts‐modell zwischenzeitlich ganz neunen Ansätzen gegenüber. Klar wird aber auch, dass die Ansich‐ten der etablierten Unternehmen der GeoIT‐Branche wie etwa „Server und App sind das non‐plus‐ultra“ oder „GPS  ist besser als Smartphone“ nicht gehalten werden können. Denn  junge, agile Unternehmen  zeigen,  dass moderne Ansätze  zu  ganz  neunen  Ergebnissen  führen. Drei solcher Beispiele sollen exemplarisch dargestellt werden.  

 

5.1 Gamification – Endkundengeschäft mit MapCase Eine wesentliche Änderung an den Geschäftsmodellen  im Bereich der GeoIT nehmen aktuell junge Unternehmen vor. Anders als etablierte GeoIT‐Unternehmen treten sie mit  ihren Ange‐boten direkt an den Endkunden heran. Das  funktioniert über Apps hervorragend, wenn man letztlich ein von der Destination mehr oder weniger unabhängiges Angebot kreieren kann, das zudem gewisse spielerische Anreize liefert. Anreize können dabei unterschiedlichster Natur sein. Denn per Definitionem versteht man un‐ter Gamification die Anwendung spieltypischer Elemente  in eigentlich spielfremden Kontext7. Dabei  lassen  sich Outdoor‐Aktivitäten  in der Kombination mit moderner GeoIT, wie  sie oben beschrieben wurde,  hervorragend mit  Spiele‐Elementen  verbinden.  Auf  der  TourNatur  2014 

                                                       

 7 Als Gamification oder Gamifizierung  (seltener  auch Gamifikation oder  Spielifizierung bzw.  Spielifikation) be‐zeichnet man die Anwendung spieltypischer Elemente und Prozesse in spielfremdem Kontext. Zu diesen spieltypi‐schen Elementen gehören unter anderem Erfahrungspunkte, Highscores, Fortschrittsbalken, Ranglisten, virtuelle Güter oder Auszeichnungen. Durch die Integration dieser spielerischen Elemente soll im Wesentlichen eine Moti‐vationssteigerung der Personen erreicht werden, die ansonsten wenig herausfordernde, als zu monoton empfun‐dene oder zu komplexe Aufgaben erfüllen müssen. Erste Datenanalysen von gamifizierten Anwendungen zeigen teilweise signifikante Verbesserungen in Bereichen wie Benutzermotivation, Lernerfolg, Kundenbindung, ROI oder Datenqualität. [8].  

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wurden solche Ansätze von drei Unternehmen aufgezeigt, die in der Folge exemplarisch darge‐stellt werden.  Die MapCase GmbH aus Mainz setzt vollständig auf den Trend und verbindet direkte Kunden‐ansprache mit einem Geschäftsmodell, von dem weitere Unternehmen profitieren. Gegenüber dem Endkunden Outdoor‐Sportler, wird der Sport mit einem Spiel, viel mobiler Interaktion und insbesondere mit einer Belohnung verbunden:  „Sport, Spiel, Interaktion & Belohnung. Durch Gamification und die spielerische Interaktion wird der Fun‐Faktor beim Outdoor‐Sport noch erhöht. Der User profitiert zudem durch die Belohnung für  seine erbrachten Leistungen und davon profitieren wiederrum die Unternehmen.“  (Quelle: MapCase‐Homepage [9]).  Das Geschäftsmodell basiert auf dem Zugang anderer Unternehmen  zu den Endkunden, den MapCase über eine sog. „Interaktionsmarketingplattform“ realisiert. Gamification von Outdoor‐Aktivitäten wird daher  in der Kombination mit  location‐based  Services  zu Marketingzwecken genutzt. Der Ansatz wird auf der Unternehmens‐Homepage [9] wie folgt beworben:  „Durch unseren Ansatz der Gamification motivieren wir die User zu mehr Bewegung. Mit unse‐ren Produkten begleiten wir die User an die  schönsten Orte dieser Welt. Genau hier, vor Ort, entsteht unsere hocheffektive  Interaktionsmarketingplattform. Werbung zur richtigen Zeit, am richtigen Ort und mit hohem Wirkungsgrad, eben genau zu dem Zeitpunkt, wenn der User vor Ort und emotional verfügbar ist.“ (Quelle: MapCase‐Homepage [9]).  Adressiert werden aktuell Skifahrer (Produkt: MAPTOSNOW), Radfahrer / Mountainbiker (Pro‐dukt: MAPTOBIKE)  und Wanderer  (Produkt: MAPTOHIKE).  Der Outdoor‐Aktive  lässt  sich  bei seinen Aktivitäten  tracken. Berechnet werden dabei etwa Maximalgeschwindigkeit, zurückge‐legte Kilometer oder Höhenunterschiede. Die Belohnung besteht aus Pins, die einmal virtuell, aber  auch  analog  vergeben werden. Man  unterscheidet  zwischen Action  Pins,  die  durch  die genannten Leistungen zu erwerben sind oder Location Pins, die man erhält, wenn man gewisse Orte ansteuert oder bestimmte Routen nutzt.  Im Endergebnis stehen Scores, die man  in Cou‐pons  für  Gutscheine,  Geschenke  und  Rabatte  von Marken  oder  Destinationen  eintauschen kann. Hier liegt letztlich der Belohn‐Faktor, der exakt dem location‐based Marketing entspricht, auf dem das Geschäftsmodell basiert.  Um diesen Prozess der Kundenbindung noch zu unterstützen, erhält der Sportler zunächst ein‐mal Karten, auf denen seine Leistungen  (etwa Routen) verzeichnet sind. Hiermit bekommt er 

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einen Überblick, wo er sich gerade aufhält und wo er schon gefahren / gewandert  ist. En pas‐sant  enthalten  diese  Karten  zudem  die Destinationen  und Geschäfte  per  POI,  an  denen  die Coupons und Gutscheine einzulösen sind.   

Abbildung 5: Flyer zum Spiel #SummerHERO 14 der Firma MapCase GmbH (Quelle: TourNatur 2014, Messestand; weitere Informationen unter [10])  Zur Kundenbindung trägt zudem der gesamte Auftritt des Unternehmens bei, der den Commu‐nity‐Gedanken unmittelbar umsetzt. Nicht nur, dass man unter  Sportlern mit  vergleichbaren Ambitionen  ist, sondern man teilt einerseits seine Erfolge über die Votings, kann andererseits seine Erlebnisse mitteilen. Hierfür gibt es etwa Bildergalerien, auf die man die schönsten An‐sichten einer Strecke posten kann. Die Community bezeichnet ihre Abenteuer etwa mit „2.250 m Vertical Chronicle“ oder „24 h Hike Endurance“. Die Sprache  signalisiert Abenteuer  in den letzten Winkeln der Welt, der Austragungsort befindet sich aber  in den beiden zitierten Fällen im Rhein‐Sieg‐Kreis [10]. 

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 5.2 Gewusst wo! Nutze Deinen Standort – Let’s Geo Ebenfalls auf GeoIT basierend, setzt auch die Personal GPS Solutions GmbH aus Freilassing auf Outdoor‐Aktivitäten  in Verbindung von Spiele‐Elementen und Belohnung  in Form  individueller Gewinncodes. Das  junge Unternehmen wirbt mit Navigation  für Sport, Outdoor sowie Touris‐mus und  lehnt sich dabei stark an das Geocaching an, das bereits  in der Initialstudie beschrie‐ben wurde. Eine Tour funktioniert in dieser als „Schnitzeljagd 3.0“ beschriebenen Aktivität ähn‐lich wie ein Multi‐Cache, indem man über die Lösung spezieller Aufgaben die Koordinaten (oder Hinweise) der nächsten Station erhält ([11], vgl. Abbildung 6). Anders als beim klassischen Geo‐caching, das aus einer freiwillig agierenden Community hervorgegangen ist, findet sich im letz‐ten Cache nicht ein „Schatz“ zum Austauschen, sondern ein Gewinncode, der wiederum wie bei MapCase die Verbindung zur Destination oder lokalen Shops herstellt (vgl. Abbildung 6).  Hier  liegt  laut Personal GPS Solutions der Vorteil  für Destinationen und Unternehmen, da ein persönlicher Kontakt zum Endkunden resultiert. Zudem baut das Unternehmen einen Kunden‐verbund auf,  in dem ein modernes und vernetztes Marketing basierend auf der Smartphone‐App möglich wird.  Allerdings  agiert  das  Unternehmen  daher  stärker  mit  den  Destinationen/Unternehmen  als MapCase, da die Touren lokal mit entsprechendem Aufwand erstellt und an den Kunden ange‐passt werden müssen.  Insofern  ist das Marketing  für die App gleichzeitig Marketing  für eine Destination, wie etwa in Abbildung 7 für die Destination Grassau/Chiemgau ersichtlich.   Aber auch Unternehmen können direkt Kunde von Let’s Geo werden. Das Unternehmen bietet sowohl  Team‐Bildungsmaßnahmen  als  auch  Incentive‐Touren  an.  Diese  werden  speziell  am Tagungsort erstellt, so dass bis zu 150 Personen beispielsweise  in den „Krimi Cache“ oder den „Mystery Cache“ abtauchen können [12].  

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Abbildung 6: Let's Geo‐Flyer der Firma Personal GPS Solutions GmbH. (Quelle: TourNatur 2014, Messe‐stand; weitere Informationen unter [11])    

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Abbildung 7: Flyer der Personal GPS Solutions GmbH zur Foxy Tour in Grassau/Chiemgau (Quelle: TourNatur 2014, Messestand; weitere Informationen unter [11]).   5.3 Stadt‐ und Regionalmarketing: Werde zum Platzhirsch Ebenfalls stärker an eine Destination gebunden, ist die Platzhirsch‐App. Sie stellt ein Beispiel für den Übergang  vom  reinen Tourismus  in das Regional‐ oder  Stadtmarketing dar.  In dem  vom Land NRW geförderte Projekt  steht die Entwicklung einer universellen Datenstruktur und die Generierung und Vermarktung mobiler Stadtführer‐Apps im Vordergrund. Erstellt wurde sie  in einem Konsortium aus dem Kreis Warendorf8, der PSV Marketing GmbH, der Fachhochschule Münster und dem Unternehmen EFTAS Fernerkundung Technologietransfer GmbH.   

Für die Datengrundlage spielt neben Geobasis‐ und Fachdaten auch die Community eine wich‐tige Rolle: Registrierte Nutzer können per App im gewählten Revier  nach bereits vorhandenen Points of Interest suchen und diese auch bewerten oder neue Tipps hinzufügen. Für ihre Aktivi‐täten werden  die Anwender  über  ein Ranking‐System  belohnt. Anders  als  bei MapCase  und Let’s Geo mündet das Ranking allerdings nicht in ein Coupon‐System, das den direkten Kontakt 

 

 8 Der Projektpartner Kreis Warendorf agiert als Pilotanwender und bestimmt die Dateninfrastruktur und das Be‐dienkonzept mit. 

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zur Destination  oder  Anbietern  in  der Destination  ermöglicht.  Anfänger  starten  als  Kitz  und können bis zum Platzhirsch aufsteigen, wenn sie interessante Orte markieren und bewerten.  

Letztlich geht es dem Kreis Warendorf um eine Möglichkeit,  jegliche Art von regionalem Con‐tent möglichst aktuell zu halten und zudem weit zu verbreiten. Die Idee ist dabei eine Kombina‐tion aus Gamification und Crowdsourcing. Der Ansatz soll funktionieren, „…weil Bürger und Be‐sucher sich aktiv einbringen können und sich dabei durch gute Beiträge eine Vorreiterrolle  für ‚ihr‘ Gebiet erarbeiten können.“ (Quelle: Platzhirsch‐Homepage [13]). Diese Vorreiterrolle wird durch Scores signalisiert und  je nach Erreichen eines gewissen Levels arbeitet sich ein Nutzer durch gute Hinweise, Geheimtipps und Aktivität in der Crowd vom Rehkitz zum Platzhirsch vor (vgl. Abbildung 8).  

Um die Nutzer zu „aktivieren“, ist die Ansprache direkt: „Zeig uns Dein Revier!“ – „Ich markiere, also  ist  es!“  –  „Werde  zum  Platzhirsch!“  sind  einige  Formulierungen,  die  auf  der  Projekt‐Homepage zu finden sind [14].  

 Technologisch besteht der Platzhirsch aus folgenden Komponenten:  

• Universelle Datenstruktur zur Erhebung, Aufbereitung und Aktualisierung von kommunalen und freien Geobasis‐ und Fachdaten 

• Bereitstellung eines Daten‐Backend für Informationsvermittlung und Routenberechnung • Generator für die automatisierte Erzeugung von Apps inklusive der gesammelten Daten • Mobile Stadtführer‐App für den Kreis Warendorf als Pilot • Vermarktungsplattform für die mobilen Anwendungen zum effektiven Stadtmarketing 

 

Die  Platzhirsch‐App  ermöglicht  auch  kleineren  Städten  und  ländlichen  Gebieten,  mit  über‐schaubaren  Kosten  seinen  Besuchern  einen  mobilen  Stadt‐  oder  Regionsführer  für Smartphones an die Hand zu geben. Im ersten Schritt werden die in den Kommunen vorliegen‐den Geobasis‐ und  Fachdaten über die universelle Datenstruktur mit wenig Aufwand  für die Apps  bereitgestellt.  Nahezu  per  Knopfdruck  kann  anschließend  eine  generische  Reise‐Anwendung  für Smartphones erstellt werden, die  im Rahmen des Stadtmarketing  für touristi‐sche Werbung und PR genutzt werden kann. 

 

 

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 Abbildung 8: Das Belohnsystem in der Platzhirsch‐App 

 Abbildung 9: Der Platzhirsch‐Auftritt ist unaufgeregt aber markant.

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6 Back to the roots: Die klassischen Medien 

Neben Online‐Services  und Apps  spielen  nach wie  vor  die  klassischen Medien  eine wichtige Rolle. Diese Erkenntnis kann den Aussagen der Touristiker eindeutig entnommen werden (vgl. Kapitel 4.1.4). Zudem gibt es erheblich bessere Finanzierungsmöglichkeiten.  

Ein  Beispiel  für  solche  analogen Medien  sind  die  Karten  der  Tourismuszentralen. Diese  sind meist werbefinanziert und enthalten Straßenkarten mit POI, sind also speziell für die Bedürfnis‐se von Besuchern aufbereitet. Im Angebot des GeoIT‐Dienstleisters MOSKITO‐GIS GmbH findet sich  ein  entsprechendes  Produkt,  um  solche  Karten  herzustellen  [15]. OpenStreetMap  dient hier als Datengrundlage. Die Karten werden mit dem GIS‐Produkt des Unternehmens aufberei‐tet, wobei insbesondere die POI selektiert und grafisch hervorgehoben werden. Daneben kann automatisch ein Straßenindex erzeugt werden. 

Die Verzahnung von Anzeigen und Karte kann dadurch erhöht werden, dass die POI mit Num‐mern versehen werden, die wiederum in den Anzeigen als Referenz erscheinen.  

 Abbildung 10: Beispielkarte aus OpenStreetMap  

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Schon die OSM‐Standardkarte enthält zahlreiche POI wie z.B. Restaurants, Hotels oder Sehens‐würdigkeiten. Diese sind  jedoch abhängig von der Aktualität und Genauigkeit der OSM‐Daten und  können  in den  jeweiligen Regionen  leicht  variieren. Auf Anforderung  aus der Kommune können weitere POI eingepflegt werden. Auch eigenen Ergänzungen seitens Kunden sind durch ein Backend  realisierbar. Da die Grundlagendaten aus dem OSM‐Projekt stammen, entstehen keine weiteren Kosten wie etwa Lizenzgebühren. 

Zusätzlich können  Legenden und Straßenverzeichnisse erzeugt werden. Über die Karten wird ein Gitternetz gelegt. Nordpfeile und Maßstabsbalken stehen  in verschiedenen Ausführungen zur Verfügung. 

 

7 Was stimmt? Was stimmt nicht? Bewertung der Ausgangsthesen 

In der Initialstudie wurden nach der Marktanalyse Thesen aus Sicht der GeoIT‐Branche formu‐liert und einer vorläufigen Bewertung unterzogen (vgl. Bernsdorf, B. 2013, S. 81 ff.). Diese The‐sen wurden seitens der Tourismus‐Berater aufgegriffen und aus Sicht der Tourismus‐Industrie bewertet. Die folgenden Ausführungen entsprechen der Ausarbeitung in Rast, Ch. (2014/1) und werden um eigene Gedanken ergänzt. 

Letztere werden in einer abgesetzten Schriftart formuliert, um sie von den Gedanken Rasts unterscheiden zu können. 

Die meisten der neun Thesen können nach Rast, Ch.  (2014/1) überwiegend bestätigt werden. Änderungsbedarf bei der Formulierung der Thesen bzw. Modifizierungen bei den dazu  in der Studie  vorgenommen Bewertungen  aus  tourismusfachlicher  Sicht werden nach Nennung der These vorgenommen: 

• These 1: Tourismus und Touristik haben einen starken Bezug zu Geoinformationen. Es lässt sich aber vermuten, dass die Begrifflichkeiten und der Umgang mit dem Thema eher eine unterge‐ordnete Rolle spielen. 

Diese These stimmt, wenngleich der zweite Teil für die Anwendung im Tourismus kein Problem darstellt. Mit Zunahme von Produkten mit Problemlösungskompetenz und hohem Kundennut‐zen werden sich vorhandene oder neue Begrifflichkeiten mit Geoinformationsbezug finden und der Umgang alltäglich werden. 

Für die GeoIT handelt es sich daher eher um eine Chance, dass „Geo“ nicht so sehr im Fokus steht. Es geht vielmehr darum, einen Kundennutzen zu produzie-ren, als die Fachbegriffe einer Branche jeweils wiederzufinden. Im Klartext: Touristikern und Endkunden ist es egal, ob die Karte über einen WMS ausgelie-

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fert wird. Wesentlich ist es, die passgenaue Rauminformation exakt in der richti-gen Situation zu liefern. Dadurch ergibt sich eine erheblich breitere Einsatzmög-lichkeit für GeoIT.

 

• These 2: Konkrete touristische Angebote, in denen der Umgang mit Geodaten und Systemen eine Rolle spielt, sind ein Trend, der eher der Jugend als dem Durchschnitts‐Touristen angeboten wird.  

Diese These  ist aus verschiedensten Gründen nicht zu halten. Als Beispiel mag die mittlerweile hohe Dichte an Smartphones, Tablets etc.  in der Bevölkerung genügen. Die Nutzung von GPS‐Daten bei Radtouren/‐reisen ist mittlerweile auch für die Zielgruppe „50+“ eine Selbstverständ‐lichkeit. Die Nutzung dürfte eher vom Lebensstil als vom Alter abhängen, wie aktuelle Marktfor‐schungsstudien zeigen. 

Wie in Kapitel 3.2.5 dargestellt, ist die simple Zuordnung basierend auf Demo-graphie erheblich zu kurz gesprungen. Eher sind Lebensstil, Sichtweisen und Einstellungen für die Nutzung der GeoIT entscheidend. Hier hat die Branche ei-nen erheblichen Nachholbedarf, um neue Wege zu erkennen und ihre eher klas-sisch gehaltenen Produkte anzupassen. Auch ist es heute unbedingt notwendig, die Zielgruppe der Touristiker ggf. zu „überspringen“ und unmittelbar an den Endkundenmarkt heranzutreten. Das zeigen Beispiele wie Let’s Geo, MapCase und Platzhirsch (vgl. Kapitel 5.1).

 

• These  3: Die Möglichkeiten  von Web  2.0  und  Social Media  können  auf Anbieterseite  vielfach nicht genutzt werden, da die technischen Voraussetzungen nicht gegeben sind. 

Dieser These kann für den Tourismus zugestimmt werden und sie  ist typisch für eine kleinteilig organisierte Branche, die technischen Neuerungen und damit verbundenen Investitionsbedarfen zunächst skeptisch gegenüber steht. 

Da insbesondere junge Unternehmen mit innovativen Ansätzen die Möglichkei-ten von Social Media und Web 2.0 nutzen, bedeutet das sowohl für die Touristiker als auch für die GeoIT-Branche, dass sich ein paralleler Markt entwi-ckelt, der unmittelbar an die Endkunden heran tritt. Besonders die in dieser Stu-die dargelegten Gaming-Ansätze belegen, dass Outdoor-Aktivitäten dadurch ei-ne neue Qualität bekommen und sich ein Markt parallel zum klassischen Touris-mus entwickelt. Eine ähnliche Entwicklung hat sich in den 2000er Jahren im GPS-Umfeld mit Aktivitäten wie Geocaching vollzogen. Auch hier haben Touristiker erst sehr spät die Möglichkeiten erkannt und versucht, sich in eine bestehende Community zu integrieren. Mit mäßigem Erfolg. Auch in der GeoIT-

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Branche lässt sich das sehr gut erkennen. Außer dem Unternehmen Garmin, das bereits sehr früh Geocaching als eine Option in den GPS-Geräten integriert hat, hat die Branche spät bis gar nicht reagiert. Aufgegriffen wurde das Thema erst wieder über diverse App-Anbieter, seit Smartphones in der Lage sind, GPS-Signale zu empfangen.

 

• These 4: Ein Tourist ist auf Geoinformationen angewiesen, weil er seinen Lebensmittelpunkt ver‐lässt. 

Diese These  kann  im Kern bestätigt werden, wobei  sie wie  folgt umformuliert werden  sollte: „Ein Tourist  ist auf Orientierung angewiesen, weil er sein Lebensumfeld verlässt.“ Dabei  ist zu bedenken, dass der Grad der Hilfestellung und somit der Nutzen eingesetzter Geoinformation von einer Vielzahl von Faktoren abhängt, z.B. Kenntnis des Reiseziels, Reiseerfahrung, Reiseart. 

Für die GeoIT-Branche ist das eine wesentliche Erkenntnis. Denn nicht jeder Tourist braucht „das volle Programm“ an GeoIT. Sondern GeoIT muss mit dem Ziel der besseren Orientierung dezent in den touristischen Alltag integriert wer-den, um passgenau die Bedürfnisse zu befriedigen. Daher muss die Branche sich ebenfalls neu orientieren und ggf. stärker in den Hintergrund treten. Es muss nicht immer die Karten-zentrierte Weltsicht sein, sondern Geoinformation kann als inhärenter Bestandteil einer Information ergänzt werden.

 

• These 5: Es gibt unterschiedliche Sichtweisen  in der Geoinformationswirtschaft und der Touris‐musbranche. Erstere ist angebotsgetrieben und will innovative Hochtechnologie platzieren, letz‐tere benötigt einfachste Informationssysteme, die intuitiv bedient werden können. 

Diese These kann  im Kern bestätigt werden, wobei  im Tourismus je nach Einsatzzweck und an‐zusprechenden Zielgruppen auch komplexere Informationssysteme Anwendung finden können. Es kommt auf die intuitive, zielgruppenadäquate Bedienungsfreundlichkeit an. 

Geo-Anwendungen können - am richtigen Ort eingesetzt – also durchaus auch auf der Nutzerseite vielfältige Funktionalitäten bereitstellen. Dies wurde in der Ini-tialstudie beispielsweise für Flughafen-Informationssysteme dargelegt. Auf der Endnutzerseite spricht allerdings Vieles dagegen, Expertenwissen voraus zu set-zen, um eine möglichst zielgruppen-spezifische, einfach zu nutzende Anwen-dung anzubieten.

  

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• These 6: Die Geoinformationswirtschaft hat in den letzten Jahren einen erheblichen Innovations‐schub erfahren und kann Prozesse der Tourismusbranche hervorragend unterstützen. Aufgrund der Tatsache, dass  sich offensichtlich aber genügend Kunden  für Geoinformation  in Tourismus und Touristik ohne GeoIT werben lassen, werden die Investitionen in neue Technologien nur von wenigen Leistungserbringern getätigt. 

Der erste  Satz der These  kann bestätigt werden, der  zweite  Satz  sollte wegfallen. Potenzielle Touristen/Reisende gehen davon aus, dass Destinationen sinnvolle Geoinformationsanwendun‐gen für Sie kostenlos bereitstellen. Für den verstärkten Einsatz von Geoinformationstechnologie im Tourismus müssen den Destinationen konkrete Kundennutzen und Mehrwerte für  ihre Kun‐den aufgezeigt werden, z.B. Erhöhung der Aufenthaltsdauer, zusätzlicher Wertschöpfungsmög‐lichkeiten,  bessere  Erreichbarkeit.  Für  dieses  Produkt‐  und Vorteilsdenken  ist  genaueste  Ziel‐gruppenkenntnis gefragt. 

Wiederum eine zentrale Botschaft an die GeoIT-Wirtschaft. Denn nicht die Unter-stützung des Geschäftsprozesses, sondern die Vorteile für die unterschiedlich aufgestellten Endkunden führen dazu, dass Kundenzufriedenheit wächst und damit eine höhere Verweildauer und bessere Kundenansprache zu wirtschaftli-chen Erfolgen führen. In vielen Fällen ist nicht das „me too“-Denken der Touristiker entscheidend für die Überlegung ebenfalls eine App resp. generell GeoIT einzusetzen, sondern die Tatsache, dass sich damit Kunden ihren Le-bensgewohnheiten entsprechend angesprochen fühlen und sich letztlich mehr Umsatz generieren lässt.

 

• These 7: Komplexe GeoIT‐Systeme, die zudem teure Grundlagendaten und immer aktuelle Fach‐informationen  benötigen,  werden  für  Prozesse  im  Bereich  der  touristischen  Endkunden‐Anwendungen entwickelt, in denen ein Ausfall des Teilprozesses Geoinformation kaum eine Rolle spielt! 

und 

• These 8: Zudem gibt es mit den Earth Viewern kostenfrei verfügbare Systeme, die über Wikipedia und Crowdsourcing viele Fachinformationen und Medien wie Texte, Bilder, Audios und Videos be‐reitstellen. 

Beide Thesen können bestätigt werden, wobei zu präzisieren ist, dass hier die geringe Zielgrup‐pen‐ und Produktorientierung der Studie ganz offensichtlich wird. Es wird aus Sicht der grund‐sätzlichen Anwendungsmöglichkeiten argumentiert, nicht aus Sicht der Nutzer bzw. Kunden. Bei stärkerer Betrachtung der Zielgruppenbedürfnisse wird zweierlei deutlich: Anscheinend wird an‐gebotsseitig mit ‚Kanonenkugeln auf Spatzen geschossen‘ und nachfrageseitig das Potenzial des 

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‚ehrenamtlichen Engagements‘ in qualitativer und quantitativer Hinsicht zumindest teilweise un‐terschätzt. 

Daraus lässt sich schließen, dass Konzepte zur Integration des „ehrenamtlichen Engagements“ entwickelt werden müssen, die exakt auf die Bedürfnisse des Tourismus zugeschnitten sind. Denn die Frage ist, warum Crowdsourcing funkti-oniert? Offensichtlich ist die Zielgruppe der Crowdsourcer an der Integration in die Produktentwicklung interessiert und findet dabei im Rahmen ihrer – durchaus hohen - Kompetenz erhebliche Befriedigung darin, an einer Datenbasis oder ei-ner Softwarebasis für touristische Fragestellungen mitzuwirken. Die GeoIT-Branche ist demnach aufgerufen, dieses Lebensgefühl resp. die Einstellung zur „Arbeit“ zu analysieren und Werkzeuge zu entwickeln, die diese Ambitionen un-terstützt.

 

• These 9: Darüber hinaus gibt es einen großen und etablierten Markt an analogen Alternativen (Karten,  Reiseführer),  die  zudem  unabhängig  von  Stromversorgung  und Mobilfunkabdeckung sind. 

Diese These  stimmt überwiegend, wobei  zwei Aspekte  zu bedenken  sind.  Zum einen wurden analoge Geoinformationsmedien immer nur von einem kleinen Teil der Reisenden genutzt. Zum anderen kommt es zu einer  immer stärkeren Verknüpfung analoger und digitaler Medien  (z.B. durch QR‐Codes), die sich ergänzen. 

Als Herausforderung lässt sich ableiten, beide Welten sinnvoll und integriert mit-einander zu verknüpfen. Denn die Anforderung an eine Topographische Über-sichtskarte ist eine andere, als an die Rauminformation auf kleinen Displays. Ei-ne simple Navigation lässt sich erheblich besser auf einem mobilen Endgerät durchführen, als die Planung einer komplexen Strecke, bei der diverse Alternati-ven unter Berücksichtigung interessensbedingter POI-Besichtigungen analysiert werden müssen. Ist das Ziel also offen, können kleine Displays gegenüber einer Übersichtskarte schnell in den Nachteil geraten.

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8 Quellen 

8.1 Literatur‐Quellen BERNSDORF, B. (2013): Geoinformation in Tourismus und Touristik – Der Einsatz von Raumbe‐zug in touristischen Geschäftsprozessen.‐ Online‐Publikation des AIR e.V., Herne, Juni 2013, 98 Seiten. 

Rast, Ch. (2014/1): Geoinformation in Tourismus und Touristik – Der Einsatz von Raumbezug in touristischen  Geschäftsprozessen.‐  Textliche  Stellungnahme  zur  AIR‐Studie,  unveröffentlicht, Köln, 20 Seiten. 

Rast, Ch. (2014/2): Geoinformation in Tourismus und Touristik – Der Einsatz von Raumbezug in touristischen Geschäftsprozessen.‐ Präsentation zum AIR‐Workshop vom 03.02.2014, T, unver‐öffentlicht, Köln, 125 Seiten. 

 

8.2 Online‐Quellen: Hinweis: 

Die  folgenden  Internetquellen wurden zwischen September und Dezember 2014 besucht und überprüft.  Ein  dauerhaftes  Fortbestehen  kann  durch  den Herausgeber  oder  den Autor  nicht sichergestellt werden. 

 

[1] BERNSDORF, B. (2013): Studie: Geoinformation in Tourismus und Touristik.‐ Präsentation zum 8. AIR Business‐Frühstück, 11.09.2013, Herne. Download: http://www.air‐ver‐band.de/fileadmin/template/img/Download/Veranstaltungen/8.AIR_BF/ABF_Vorstellung_Studie_Geoinformation_im_Tourismus.pdf 

[2] PEREIRA, C. (2013): Naturschutz und Tourismus – Portale und Apps.‐ Präsentation zum 8. AIR Business‐Frühstück, 11.09.2013, Herne. Download: http://www.air‐ver‐band.de/fileadmin/template/img/Download/Veranstaltungen/8.AIR_BF/ABF_EFTAS_Apps_und_Portale.pdf 

[3] FROITZHEIM, T. (2013): Gästetouren, POI und die eigene Karte – digitale Daten für kleine und mittlere touristische Regionen?‐ Präsentation zum 8. AIR Business‐Frühstück, 11.09.2013, 

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Herne. Download: http://www.air‐ver‐band.de/fileadmin/template/img/Download/Veranstaltungen/8.AIR_BF/ABF_Naviso_digitale_Daten_fuer_touristische_Regionen.pdf 

[4] WINDMÜLLER, M. (2013): PLAZA Apps – informative, intuitive und barrierefrei.‐ Präsentati‐on zum 8. AIR Business‐Frühstück, 11.09.2013, Herne. Download: http://www.air‐ver‐band.de/fileadmin/template/img/Download/Veranstaltungen/8.AIR_BF/ABF_GeoMobile_PLAZA_Apps.pdf 

[5] TESKE, M. (2014): Rheinaue Erleben – Mit Internetportal, Hörerlebnissen und App die Natur im Kreis Kleve erlebbar gestalten.‐ Präsentation zum 10. AIR Business‐Frühstück, 07.05.2014, Herne. Download: http://www.air‐ver‐band.de/fileadmin/template/img/Download/Veranstaltungen/10.AIR_BF/Rheinaue_erleben_NZ_Kreis_KleveTeske.pdf 

[6] TAEGER, S. (2014): Mobile Datenerfassung in Naturschutz und Landschaftsplanung – Hard‐ware, Software und Arbeitsabläufe.‐ Präsentation zum 10. AIR Business‐Frühstück, 07.05.2014, Herne. Download: http://www.air‐verband.de/fileadmin/template/img/Download/Veranstaltungen/10.AIR_BF/Mobile_Datenerfassung_HS_Osnabrueck_Taeger.pdf 

[7] DRESSEL, J. (2014): Aus Daten neues Wissen generieren – digitale Insellösungen vermeiden.‐ Präsentation zum 10. AIR Business‐Frühstück, 07.05.2014, Herne. Download: http://www.air‐ver‐band.de/fileadmin/template/img/Download/Veranstaltungen/10.AIR_BF/Inselloesungen_vermeiden_GeoDok_Dressel.pdf 

[8] Wikimedia Deutschland ‐ Gesellschaft zur Förderung Freien Wissens e.V. (Hrsg.): wikipedia.de.‐ Stichwort Gamification:  http://de.wikipedia.org/wiki/Gamification 

[9] MapCase GmbH (Hrsg.): MapCase‐Homepage, Bereich Produkte: http://www.mapcase.de/produkte.html 

[10] MapCase GmbH (Hrsg.): Be active. Be a HERO!  Das Spiel #SummerHERAO14:  http://www.summerhero.de/ 

[11] Personal GPS Solutions GmbH (Hrsg.): Let’s geo‐Homepage: https://www.gps‐fit.de/letsgeo/home 

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[12] Personal GPS Solutions GmbH (Hrsg.): Let’s geo‐Events und Incentives: https://www.gps‐fit.de/letsgeo/events‐incentives 

[13] PSV Marketing GmbH (Hrsg.): Platzhirsch‐Homepage: http://www.psv‐marketing.de/project/regionalmarketing‐platzhirsch/ 

[14] PSV Marketing GmbH (Hrsg.): Projekt‐Homepage Platzhirsch: http://www.platzhirsch‐app.de/de/default/desktop/#p0 

[15] MOSKITO GIS GmbH (Hrsg.): Produkt‐Homepage Moskito‐Maps: http://www.moskito‐gis.de/MoskitoMaps_DE