Gernot Böhme Atmosphäre Als Grundbegriff Einer Neuen Ästhetik

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  • 8/15/2019 Gernot Böhme Atmosphäre Als Grundbegriff Einer Neuen Ästhetik

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    Kaum ein Beitrag zur Ästhetik erfuhr in den letzten Jahrzehnten eine so breite Resonanz wie Gernot Böhmes Atmosphäre (es 192 !" #usgehend $on der %otwendigkeit&ökologis'hes enken um die imension des Ästhetis'hen zuerweitern& und angesi'hts der Ästhetisierung des Realen tritter darin ein f)r eine #usdehnung des Gegenstandsberei'hs der

    iszi*lin und eine %euorientierung der #ufmerksamkeit+ weg$on der Beurteilung der inge& die man wahrnimmt& hin zudem& was man em*,ndet - den #tmos*h.ren" /)r diese #u0agehat Gernot Böhme sein Bu'h aus dem Jahr 199 substanziellerweitert& u"a" um Ka*itel zum i'ht und zur Ästhetik

    akustis'her R.ume"

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    Gernot BöhmeAtmosphäre

    Essays zur neuen Ästhetik

    Sufrkamp>

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    Gegen)ber der se'hsten #u0age der ?riginalausgabe aus dem Jahr 199hat der #utor das Bu'h um folgende 5eile erweitert+ den #bs'hnitt 77(Atmosphären herstellen) sowie die Ka*itel Das große Konzert der Welt undSchönheit in #bs'hnitt 7 ($ormals 777!"

    f % 3

    so )3

    edition suhrkam* 2@@A ;iebte& erweiterte und )berarbeitete#u0age 2=13 ;uhrkam* erlag Berlin 2=13 #lle Re'hte

    $orbehalten& insbesondere das der Cbersetzung& desöDentli'hen ortrags sowie der Cbertragung dur'h Rundfunk

    und /ernsehen& au'h einzelner 5eile"Kein 5eil des Eerkes darf in irgendeiner /orm (dur'h

    /otogra,e& Fikro,lm oder andere erfahren! ohne s'hriftli'heGenehmigung des erlages re*roduziert oder unter

    erwendung elektronis'her ; steme $erarbeitet& $er$ielf.ltigtoder $erbreitet werden" ;atz+ H)mmer GmbH& Ealdb)ttelbrunnru'k+ ru'khaus %omos&

    ;inzheim 6ms'hlag gestaltet na'heinem Konze*t $on Eill

    /le'khaus+ Rolf ;taudt 4rinted inGerman 7;B% 9

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    !or"ort# Neue Ästhetik?

    Ankn$p%&ng# Ökologische Naturästhetik und dieÄsthetisierung des Realen 13

    ' Atmosphäre Atmosphäre als Grund egri!

    einer neuen Ästhetik 21 "er Glan# des $aterials A9

    Atmosphärisches in der Naturer%ahrung S&nästhesien ' (

    Atmosphären herstellen

    "ie )unst des B*hnen ildes als +aradigma einer Ästhetik derAtmosphären 1=1

    Architektur, eine -isuelle )unst? 112

    .icht als Atmosphäre 13A

    .icht sehen 1A3

    "ie Stimme im lei lichen Raum 1 9

    //01 *h+siognomie

    2 er die +h&siognomie des Sokrates und+h&siognomik * erhaupt 1 1

    3ur +h&siognomik der Schönen 19+h&siognomik in der Naturästhetik 2=2

    ! Ekstasen

    "as "ing und seine 4kstasen

    5ntologie und Ästhetik der "ingha%tigkeit 22

    Ästhetische Naturerkenntnis 2A

    "as gro6e )on#ert der 7elt 2@1

    8n 4rscheinung treten 2 @

    Schönheit 2

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    I

    Ii

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    Atmosphäre alsGrund egri! einer neuen

    Ästhetik

    i" #tmos*h.re

    "er Ausdruck Atmosphäre ist dem ästhetischen "iskurskeines9egs %remd1 :ielmehr taucht er sogar häufg; %ast#9angsläufg in 4rö!nungsreden #u :ernissagen; in)unstkatalogen und .audationes au%1 "a mag -on dermächtigen Atmosphäre eines 7erkes die Rede sein; -onatmosphärischer 7irkung oder einer mehr atmosphärischen"arstellungs9eise1 $an hat den 4indruck; da6 mit

    Atmosphäre et9as re!en nichts herausgekommen

    ist1 "iese -age :er9endungs9eise des Ausdrucks Atmosphäreim ästhetischen und im politischen "iskurs ruht au% einer:er9endung in der Alltagssprache; die in -ielem sehr -iel

    estimmter ist1 ier 9ird der Ausdruck Atmosphäre au% $enschen; au% Räume und au% die Natur ange9endet1 Soredet man et9a -on der heiteren Atmosphäre eines@r*hlingsmorgens oder der edrohlichen Atmosphäre einesGe9itterhimmels1 $an redet -on der lie lichen Atmosphäreeines >ales oder der anheimelnden Atmosphäre einesGartens1 Beim Betreten eines Raumes kann man sich gleich

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    -on einer gem*tlichen Atmosphäre um%angen %*hlen; a erman kami auch in eine gespannte Atmosphäre hineingeraten1:on einem

    $enschen kann man sagen; da6 er eine achtungge ietendeAtmosphäre ausstrahlt; -on einem $ann oder einer @rau; da6sie eine erotische Atmosphäre umgi t1 Auch hier e#eichnetAtmosphäre et9as in ge9issem Sinne

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    um eine Naturästhetik als ästhetische >heorie der Natur 9irdes dann nötig; das >hema der Ästhetik * erhaupt #ure%ormulieren1 "ie da ei entstehende neue Ästhetik hat es

    mit der Be#iehung -on

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    #uallererst sel st et9as ist; eine eigene 7irklichkeit esit#t1$an sieht das an den :errenkungen; die die Semiotik mit demBegri! des Eikonischen 3eichensH macht; um Bilder noch als

    3eichen su sumieren #u können1 "ie ikonischeniN1 Goodman;Sprachen der K&nst Ein Ansatz z& einer S+mboltheorie.

    @rank%urt a1 $119 3"3eichen sollen nicht den Gegenstand; sondern EeinigeBedingungen der 7ahrnehmung des Gegenstandes9ieder%ge en 1HM "urch diese :er9endung soll ein Bild -on

    errn $eier noch als 3eichen %*r errn $eier egri!en9erden; o gleich es doch in ge9isser 7eise err $eier ist,E"as ist err $eierH ant9ortet man au% die @rage E7er istdas?H1 So gi t 4co eispiels9eise die ,ona 2isa als ein

    ikonisches 3eichen %*r die $ona .isa an a1 a1 51; S1 19

    durch das Bild präsent1 Nat*rlich kann man auch ein solchesBild lesen und deuten; a er das hei6t die 4r%ahrung der +räDsen# des "argestellten; nämlich die Atmosphäre des Bildes;* erspringen oder gar -erleugnen1 P

    cJ /sthetische Arbeit# "ie Ästhetik ist nach einemurspr*nglich anders orientierten Ansat# sehr schnell #u einer

    >heorie der )*nste und des )unst9erks ge9orden1 "iese >atsache; -er unden mit der so#ialen @unktion der Ästhetik;nämlich intergrund9issen %*r )unstkritik #u sein; hat #u einerstark normati-en 5rientierung ge%*hrt, 4s ging nicht lo6 um

    )unst; sondern um die eigentliche; die 9ahre; die hoheD)unst;um das authentische )unst9erk;

    M 6mberto I'o& Ein%$hr&ng in die Semiotik. F)n'hen19 2& ;" 2= "

    O Irnst H" Gombri'h& ,aske &nd 3esicht. in+ Irnst H"Gombri'h& H" Ho'hberg& Fa8 Bla'k& K&nst. Wahrnehm&ng.Wirklichkeit. /rankfurt a" F" 19

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    P iese erleugnung zeigt si'h deutli'h bei I'o& wo erdas Reklamefoto eines Bierglases diskutiert+ 7n Eirkli'hkeitnehme i'h & sagt er (a" a" ?" 2=1!& wenn i'h das Glas Biersehe& Bier& Glas und K)hle "ahr L"""M& aber i'h%$hle sie ni'ht+7'h f)hle dagegen einige $isuelle ;timuli& /arben& r.umli'he

    erh.ltnisse& i'hteinf.lle usw" 7n dieser #nal se $erdirbtsi'htli'h die ;innes*h siologie die 4h.nomenologie derEahrnehmung" er IDekt& insbesondere der ReklameeDekt&besteht do'h gerade darin& daN i'h angesi'hts des Bierestats.'hli'h K$hle f)hle und mir keineswegs bloN eine

    wahrgenommene ;truktur erlaubt& eisgek)hltes Bier ineinem Glas zu denken& wie I'o sagt (a"a"?" 2=2!"

    um das )unst9erk -on Rang1 7enngleich es Ästhetikerndurchaus e9u6t 9ar; da6 ästhetische Ar eit ein -iel reiteres+hänomen ist; so ist dieses -on ihnen doch höchstens amRande und mit -erächtlichem Blick 9ahrgenommen 9orden;nämlich als lo6e :erschönerung; als )unsthand9erk; als)itsch; als Ge rauchskunst oder ange9andte )unst1 Alleästhetische +roduktion 9urde also aus der +erspekti-e der)unst gesehen und an ihrem $a6sta gemessen1 4ine:eränderung dieser +erspekti-e 9urde durch 7alterBenCamins Au%sat# Das K&nst"erk im 6eitalter seiner technischen 7eprod&zierbarkeit8 eingeläutet1 "ort 9urdeeinerseits; noch e-or es sie 9irklich ga ; die $öglichkeit der+opDArt ins Auge ge%a6t und andererseits die Ästhetisierungder .e ens9elt unter dem Stich9ort /sthetisier&ng der *olitik als ein ernstes +hänomen thematisiert1 "iesen+erspekti-9andel soll die neue Ästhetik theoretischrealisieren1 "anach ist es nicht mehr die primäre Au%ga e derÄsthetik #u estimmen; 9as )unst oder ein )unst9erk ist; und$ittel %*r die )unstkritik ereit#ustellen1 :ielmehr ist das

    >hema der Ästhetik nun die ästhetische Ar eit in ihrer -ollenBreite1 Sie 9ird allgemein estimmt als +roduktion -onAtmosphären und reicht inso%ern -on der )osmetik * er 7erD

    ung; 8nnenarchitektur; B*hnen ildnerei is #ur )unst imengeren Sinne1 "ie autonome )unst 9ird in diesem Rahmennur als eine spe#ielle @orm ästhetischer Ar eit -erstanden; dieauch als autonome ihre gesellscha%tliche @unktion hat1

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    Re#ipienten ist sie eine >heorie der 7ahrnehmung imun-erk*r#ten Sinne1 "a ei 9ird 7ahrnehmung -erstanden alsdie 4r%ahrung der +räsen# -on $enschen; Gegenständen und

    heatersund die Ö!nung der )unst #ur +opDArt sind derartige:ersuche1 Sie sind gescheitert oder #umindest in ihrem4rge nis parado 1 "enn gerade dadurch; da6 "uchamp einRead&made #um )unst9erk erklärte; hat er es auratisiert; undnun stehen seine Read&mades genauso "istan# und Achtung

    ge ietend in den $useen 9ie et9a eine Skulptur -on :eitSto61 4s ist der A-antgarde nicht gelungen; die Auraa #u9er%en und dadurch aus den heiligen allen der )unst ins.e en hinaus#utreten1 A er gelungen ist ihr #9ei%ellos; dieAura -on )unst9erken; ihren eiligenschein; ihre Atmosphäre;ihren Nim us #u thematisieren1 "amit 9urde klar; da6; 9asein 7erk #um )unst9erk macht; nicht durch seine gegenDständlichen 4igenscha%ten allein er%a6t 9erden; kann1 A er9as dar* er hinausgeht; dieses ,ehr. die Aura; lie dadurchnoch -öllig un estimmt1 A&ra e#eichnet ge9isserma6en

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    Atmosphäre * erhaupt; die leere charakterlose *lle seinerAn9esenheit1

    @*r die 4nt9icklung des Begri!s der Atmosphäre als eines

    Grund egri!s der Ästhetik lohnt es sich gleich9ohl%est#uhalten; 9as im Aura egri!Q ei BenCamin schon angelegt9ar1 "essen Genese ist parado , BenCamin hat ihn einge%*hrt;gerade um )unst9erke als solche #u charakterisieren1 4r

    e#ieht ihn a er aus einer 4r%ahrung der Natur1 7egen deresonderen Bedeutung dieses

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    akti-en 3ugri!s au% 7elt enthält; die Aura aus1 rägern relati- sel ständige 7irklichkeit und

    1A

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    7irkmächtigkeit ha en1 "ie >hese -on der relati-enSel ständigkeit der Bilder ist unter anderem -on derresignati-en 4r%ahrung getragen; da6 die +h&siognomie eines

    $enschen eine :erhei6ung enthalten kann; die die +erson; umderen +h&siognomie es sich handelt; nicht er%*llt1 )lageskon#ipiert deshal den E4ros der @erneH; der nicht 9ie derplatonische 4ros die Nähe und den Besit# 9ill; sondern die"istan# 9ahrt und sich in der schauenden >eilnahme amSchönen er%*llt1 Bildern kommt inso%ern eine 7irklichkeit #u;als sie als solche die Seele #u ergrei%en -ermögen1 )lages hatdiese 4insichten au6er im 3eist als Widersacher der Seele) s&stematisch in der 3r&ndleg&ng der Wissenscha%t 1om A&sdr&ck : ent9ickelt1 ier 9ird; 9as im

    Kosmogonischen Eros die 7irklichkeit der Bilder hie6; unterden >iteln A&sdr&ck. Erschein&ng. ;harakter oder Wesenehandelt1 "a ei ist 9ichtig; da6 diesen AusdrucksIualitäten;

    ins esonD

    udwig Klages& !om kosmogonischen Eros. Bonn 19 2& ;" 93"

    / Bonn 19 ="dere denen des .e ens; eine Art Sel ständigkeit#ugeschrie en 9ird1 E"er Ausdruck eines .e ens#ustandes istso escha!en; da6 seine 4rscheinung den etre!enden; G1

    B1J 3ustand her-orru%en kann1H ' Ausdruckserscheinungen sindGe%*hlsmächte und 9erden deshal gelegentlich auch als"ämonen oder sel st als Seelen e#eichnet1 "er9ahrnehmenden Seele kommt demgegen* er die passi-eRolle #u, 7ahrnehmen ist Betro!ensein und -erschmel#ender$it-oll#ug1 8n Schmit#Q Begri! der Atmosphäre sind #9ei$omente aus )lagesQ Rede -on der 7irklichkeit der Bilder au%Dgenommen; nämlich einerseits die relati-e Sel ständigkeitgegen* er den "ingen und andererseits ihre Rolle als akti-e;-on au6en andrängende und ergrei%ende Ge%*hlsinstan#en1

    $it dem Begri! der Atmosphäre löst Schmit# das in @ragestehende +hänomen noch mehr -on den "ingen, "a er nichtmehr -on 0ildern spricht; spielt nun auch die +h&siognomiekeine Rolle mehr1 "agegen ar eitet Schmit# den räumlichen

    harakter der Atmosphäre heraus1 Atmosphären sind immerräumlich Erandlos; ergossen; da ei ortlos; d1h1 nichtlokalisier arH; sie sind ergrei%ende Ge%*hlsmächte; räumliche

    >räger -on Stimmungen1"ie 4in%*hrung -on Atmosphären er%olgt ei Schmit# phänoD

    menologisch; d1 h1 nicht defnitorisch; sondern durch

    1

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    Ankn*p%ung an die schon eingangs genanntenAlltagser%ahrungen; also an die 4r%ahrung einer gespanntenAtmosphäre in einem Raum; einer dr*ckenden

    Ge9itterstimmung oder der heiteren Atmosphäre einesGartens1 "ie .egitimität der Rede -on den Atmosphärene#ieht Schmit# einerseits aus der phänomenologischen

    $ethode; nach der als 7irklichkeit anerkannt 9ird; 9as sichuna 9eis ar in der 4r%ahrung au%drängt und andererseits ausdem )onte t der .ei philosophie1 "ie .ei philosophie

    eseitigt D Ceden%alls #um >eil D die Statusunsicherheit derAtmosphären; die 9ir o en au% dem intergrund derSu Cekt05 Cektdichotomie %eststellten1 Nach dieser "ichotomiem*6ten nämlich Atmosphären; 9enn man ihre relati-e oder

    -öllige atsächlich geschiehtdas Ca auch; indem man et9a die eiterkeit eines >ales oderdie $elancholie eines A ends als +roCektionen ansieht;nämlich als +roCektionen -on Stimmungen; die ihrerseits alsinnerseelische 3ustände -erstanden 9erden1 "ieseAu!assung ist

    < Ibd"& ;" 2"sicherlich phänomen9idrig; inso%ern die eiterkeit eines >ales

    oder die $elancholie eines A ends gerade dann au!ällig9erden; 9enn man in sie mit einer gan# anderen Stimmunghineingerät und durch diese Atmosphären ergri!en undgege enen%alls &mgestimmt 9ird1 Schmit# #eigt im Rahmeneiner historischen Anthropologie; da6 die +roCektionstheseeine 8ntroCektion -orausset#t1 4r #eigt; da6 in unserer )ulturhistorisch %r*h; und d1 h1 im homerischen 3eitalter; Ge%*hle alset9as dra&ßen er%ahren 9urden; als $ächte; die erregend indie menschliche .ei lichkeit eingrei%en1 "as ist D ne en eigesagt D Schmit#Q Rekonstruktion der griechischen Götter9elt1

    Au% diesem intergrund erscheint so et9as 9ie Seele* erhaupt als eine Ephänomen9idrige )onstruktionH1 7asphänomenal gege en ist; nämlich gesp*rt 9ird; ist dermenschliche .ei in seiner Ökonomie -on Spannung undSch9ellung und %erner in a!ekti-er Betro!enheit; die sich inlei lichen Regungen mani%estiert1 Ge%*hle kann Schmit#deshal 9ie %olgt defnieren, Sie sind Eortlos ergosseneAtmosphären F111 ; die einen .ei ; den sie ein etten; in der7eise des F111 a!ekti-en Betro!enseins heimsuchen; 9o eidieses die Gestalt der F111 4rgri!enheit annimmtH1 T $an sieht;

    1@

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    9ie sich hier gerade#u eine neue Ästhetik nahelegt; die den8ntellektualismus der klassischen Ästhetik e enso hinter sichlä6t; 9ie ihre 4inschränkung au% )ommunikationsphänomene

    und )unst1 "enn die Atmosphären sind o!en ar das; 9as inlei licher An9esenheit ei $enschen und "ingen #91 in RäuDmen er%ahren 9ird1 4s fndet sich auch ei Schmit# der Ansat##u einer Ästhetik; der allerdings das +otential des Begri!s derAtmosphäre nur #ögernd in Anspruch nimmt1 "ieser Ansat#fndet sich im Band 8881 P des S&stems der +hilosophie1 4r

    lei t inso%ern traditionell; als er die 4inschränkung derÄsthetik au% die )unst nicht au%gi t1 Ästhetik erscheint alsönung eines "inges durch Atmosphärenmu6; so Schmit#; mit der klassischen su Cekti-istischenakrob95ormel gedeutet 9erden1 4in >al e#eichnen 9ir

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    dagegen ist die Au!assung; 9ie sie sich et9a ei )ant fndet;da6 man ein "ing mit allen seinen Bestimmungen denkenkönne und dann noch die @rage stellen; o dieses so schon

    -ollständig estimmte "ing auch e istiere; da sei1 4s ist klar;;9ie ästhetik%eindlich und ästhetik ehindernd diese gan#e"enk9eise ist1 4in "ing ist danach; 9as es ist; una hängig-on seinem "asein; und dieses 9ird ihm let#ten 4ndes -omerkennenden Su Cekt #ugeschrie en; indem das Su Cekt das"ing setzt 4rläutern 9ir das Gesagte an einem Beispiel17enn 9ir et9a sagen, eine >asse sei lau; dann denken 9iran ein "ing; das durch die @ar e Blau estimmt ist; also -onanderen unterschieden1 "iese @ar e ist et9as; 9as das "inghat 3usät#lich #u ihrem Blausein kann man noch %ragen; o

    es eine derartige >asse gi t1 8hr "asein 9ird dann durch eineraum#eitliche .okalisierung estimmt1 "as Blausein der >assekann a er auch gan# anders gedacht 9erden; nämlich als die7eise oder; esser gesagt; eine 7eise; in der die >asse imRaum an9esend ist; ihre +räsen# sp*r ar macht1 "asBlausein der >asse 9ird dann nicht als et9as gedacht; 9asau% die >asse in irgendeiner 7eise eschränkt ist und an ihrha%tet; sondern gerade umgekehrt als et9as; das au% dieasse ausstrahlt; diese

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    einschlie6t und nach au6en a gren#t1 "ie @orm eines "inges"irktaber auch nach au6en1 Sie strahlt ge9isserma6en indie

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    -iele, die heitere Atmosphäre; die ernste; die schreckliche;die edr*ckende Atmosphäre; die Atmosphäre des Grauens;

    die Atmosphäre der $acht; die Atmosphäre des eiligen und

    des :er9or%enen1 "ie $annig%altigkeit der sprachlichenAusdr*cke; die hier #ur :er%*gung stehen; deutet darau% hin;da6 es ein sehr -iel komple eres 7issen -on Atmosphärengi t; als die ästhetische >heorie ahnen lä6t1 8ns esonderea er ist ein au6erordentlich reicher Schat# an 7issen um

    Atmosphären im +ra is9issen der ästhetischen Ar eiter #u-ermuten1 "ieses 7issen m*6te Au%schlu6 ge en können

    * er den 3usammenhang der gegenständlichen4igenscha%ten -on 5 Cekten Alltagsgegenständen;

    )unst9erken; 4lementen der NaturJ und der Atmosphäre; die

    sie ausstrahlen1 "iese @ragestellung entspricht et9a der@rage der klassischen Ästhetik; 9ie die gegenständlichen4igenscha%ten eines "inges mit seiner Schönheit

    #usammenhängen; nur da6 Cet#t die gegenständlichen4igenscha%ten als 4kstasen des "inges gelesen 9erden und

    Schönheit als 7eise seiner An9esenheit1 "ie ästhetischeAr eit esteht darin; "ingen; eil der gesamtgesellscha%tlichen Ar eit ausmacht1 4s

    gehören da#u, das "esign; das B*hnen ild; die 7er ung; dieerstellung -on $usikatmosphären akustische $ö lierungJ;die )osmetik; die 8nnenarchitektur D und dann nat*rlich der

    gan#e Bereich der eigentlichen )unst1 7enn man sich dieseBereiche anschaut; um das in ihnen akkumulierte 7issen %*r

    die ästhetische >heorie %rucht ar #u machen; so #eigt es sich; da6 dieses7issen in der Regel impli#it ist; tacit kno9ledge1 "as liegtnat*rlich #um >eil daran; da6 es sich hier -iel%ach umhand9erkliche @ähigkeiten handelt; die kaum durch 7orte;sondern -ielmehr durch :ormachen in .ehrerDSch*lerD:erhältnissen 9eitergege en 9erden1 3um >eil ist der $angelan e pli#item 7issen a er auch ideologisch egr*ndet;nämlich durch %alsche ästhetische >heorien1 5 gleich man inder +ra is et9as durchaus anderes macht; redet man so; als

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    Geschichte; die man liest oder die -orgelesen 9ird; ist Ca dies,sie teilt uns nicht nur mit; da6 irgend9o anders eine

    estimmte Atmosphäre geherrscht ha e; sondern sie #itiert

    diese Atmosphäre sel st her ei; esch9ört sie1 Ahnlich sindBilder; die eine melancholische S#ene darstellen; Ca nicht nur3eichen %*r diese S#ene; sondern er#eugen diese S#ene sel st1:on daher könnte man -ermuten; da6 die -on irsch%eldau%ge#ählten Bestandst*cke einer Gegend deren harakternicht irgend9ie #usammenset#en; sondern da6 auch sie eineAtmosphäre esch9ören1 8ch möchte das Gesagte an einemliterarischen Beispiel demonstrieren; nämlich demGrimmschen $ärchen =orinde &nd =oringel. in dem einesan%tmelancholische S#ene sich schritt9eise * er Bangigkeit

    is #u leierner Sch9ere -erdichtet1%un war einmal eine Jungfrau& die hieN Jorinde sie war s'hönerals alle anderen F.d'hen" ie und dann ein gar s'höner

    J)ngling& namens Joringel& hatten si'h zusammen $ers*ro'hen";ie waren in den Brauttagen& und sie hatten ihr gröNtes

    ergn)gen eins am andern" amit sie nun einsmalen $ertrautzusammen reden könnten& gingen sie in den Eald s*azieren"

    H)te di'hS& sagte Joringel& daN du ni'ht so nahe ans ;'hloNkommst"S Is war ein s'höner #bend& die ;onne s'hienzwis'hen den ;t.mmen der B.ume hell ins dunkle Gr)n desEaldes& und die 5urteltaube sang kl.gli'h auf den alten

    Faibu'hen" Jorinde weinte zuweilen& setzte si'h hin im ;onnens'hein undklagte Joringel klagte au'h" ;ie waren so best)rzt& als wennsie h.tten sterben sollen+ sie sahen si'h um& waren irre undwuNten ni'ht& wohin sie na'h Hause gehen sollten" %o'h halbstand die ;onne )ber dem Berg& und halb war sie unter"

    Joringel sah dur'hs Geb)s'h und sah die alte Fauer des;'hlosses nah bei si'h er ers'hrak und wurde todbang" Jorindesang

    mein öglein mit dem Ringlein rotsingt eide& eide& eide+es singt dem 5.ubelein seinen 5od&singt eide& ei-:u'k)th& zi'k)th& zi'k)th"

    Joringel sah na'h Jorinde" Jorinde war in eine %a'htigall$erwandelt& die sang zi'k)th& zi'k)thS" Iine %a'hteule mitgl)henden #ugen 0og dreimal um sie herum und s'hrie dreimal

    s'hu& hu& hu& huS" Joringel konnte si'h ni'ht regen+ er standda wie ein ;tein& konnte ni'ht weinen& ni'ht reden& ni'ht Handno'h /uN regen" %un war die ;onne unter"7enn man diesen >e t noch einmal mit irsch%eldsBeschrei ung der san%tmelancholischen Gegend -ergleicht; so9ird man -er9andte 4lemente fnden1 "as dunkle Gr*n; das

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    Schattige; das gerade noch und immer 9eniger durch dasSonnenlicht au%gehellt 9ird; die kläglichen 8 aute der

    >urteltau e1 8m intergrund das alte Gemäuer1

    Gerade der :ergleich #9eier so -erschiedener ästhetischerAr eiter 9ie des Gartengestalters und des .iteraten LM e9eistein hohes $a6 an Be9u6theit e#*glich der $ittel; mit denen

    estimmte Atmosphären er#eugt 9erden können1 4ineum%assende

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    Cedem @all ging es in der Ästhetik darum; spontan sich-oll#iehendes Annehmen und A lehnen; das Billigen und$i6 illigen durch kritische Anal&se dahin #u ringen; da6 es

    sich rational aus9eisen und recht%ertigen konnte1 "a sichdie Ästhetik a er au% eine >heorie der )unst -erengt hatte;estand ihr 8nhalt im 9esentlichen darin; )riterien %*r die

    Be9ertung -on )unst9erken aus#uar eiten und eständigder realen 4nt9icklung der )unst sel st an#upassen1Ästhetik als )ritik sollte das 9ahre; das echte; daseigentliche )unst9erk -on allem anderen; -on )itsch;)unsthand9erk; lo6er $achenscha%t; kommer#iellem+rodukt und 7ör ung unterscheiden1 "ie )riterien hie6endenn auch Authenti#ität; Ausge9ogenheit und

    Not9endigkeit des 7erkes; 5riginalität undAussage%ähigkeit des +rodukts1 =e mehr die )unst sichauZöste #91 ins .e en * erging D eine e pli#ite @orderungder A-antgarde D; desto mehr kapri#ierte sich Ästhetikdarau%; die Gren#e #9ischen der "ahren K&nst gegen* erder lo6en ange9andten )unst #u sta ilisieren1 Gan#deutlich #eigt sich das in Adornos peCorati-er :er9endungdes Ausdrucks E)unstge9er eH1 Adorno e#eichnet Edasrein konstruierte; strikt sachliche )unst9erkH alsEgesch9orenen @eind allen kunstge9er lichen 7esensH1 LO

    )unstge9er e ist %*r ihn der 8n egri! lo6 äu6erlicher;sinn%reier und gehaltloser E:erschönerungH des .e ens17as darin an Stil und Atmosphäre einer .e ens%*hrung sichausar eiten könnte; -erkennt oder mi6 illigt Adorno1 So istihm das stromlinien%örmige "esign -on St*hlen nichts alsE)unstge9er eH, E8m )unstge9er e 9erden +rodukte et9a39ecken 9ie der au% $inderung des .u%t9iderstandesan#ielenden Stromlinien%orm angeglichen; ohne da6 dieSt*hle solchen 7iderstand #u er9arten hättenH1 a1a151;323!4in anderer >erminus; mit dem traditionelle Ästhetik die

    "ahre K&nst gegen die @lut einer Ästhetisierung des .e ensund der 7elt egren#en und sch*t#en 9ollte; ist der AusdruckKitsch )itsch 9urde ins esondere * erall dort gesehen; 9oästhetische +rodukte Ge rauchs9ert hatten und au%s Gem*t9irkten1 )itsch 9ar das Schla%#immer ild 9ie die@erienpostkarte; a er nicht nur

    13 5heodor E" #dorno& /sthetische 4heorie. /rankfurt a" F"19 3& ;" 92"

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    diese; sondern der Sonnenuntergang sel st; dem man9ehm*tig nachhing1 3u )itsch 9urden sogar )unst9erke; 9osie #u 5 Cekten alltäglicher Andacht degradierten 9ie "*rers

    ände oder in den 4in#ugs ereich -on 7er ung gerieten 9iedie :enus -on $ilo1 harakteristisch ist hier die Aussage deseidel erger )unsthistorikers @orssmann, )itsch 9*rde nicht

    9ie die 9ahre )unst Eunser radition -on den Griechen her; ei denen diearistoi; die Besseren; auch immer die Schöneren 9aren1 8nderen Sicht; ihrer Au!assung -on .e en als Steigerung; geriet

    aus dem Blick; da6 Ästhetik ein Grund ed*r%nis des$enschen ist1 3udem 9urde ein solches ei den schlichtenund schlechten $enschen auch nicht sicht ar; da sie; ohnehin#u sehr mit dem 2 erle en eschä%tigt; sich um das Wienichtk*mmern konnten1 8m Ansat# einer Ästhetik der AtmoDsphären tritt dieses Grund ed*r%nis a er 9ieder #utage1 "ennsie macht deutlich; da6 die

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    efndet1 An dieser Stelle schlägt die Reha ilitation derange9andten )unst und der Ästhetisierung des

    PiAlltagsle ens um in eine )ritik der .e ens-erhältnisse, 4s#eigt sich; da6 #u einem menschen9*rdigen "asein auch eineästhetische "imension gehört1

    Au% der anderen Seite fndet die ästhetische Ar eit und dieÄsthetisierung des Alltagsle ens eine Basis %*r ihre.egitimität in einem Grund#ug -on Natur1 $it gutem Grund ista er ästhetische Ar eit und ins esondere die )unst immer alsein >eil der K&lt&r des $enschen angesehen 9orden1 7asa er au% dem intergrund einer Ästhetik der Atmosphären

    sicht ar 9ird; ist; da6 ästhetische )ultur nur die )ulti-ierung-on et9as ist; das in der Natur ereits angelegt ist1 Als7ahrnehmungstheorie entdeckt die Ästhetik nämlich einenGrund#ug der Natur; der der 7issenscha%t -on Natur;

    Ceden%alls der neu#eitlichen; entgeht1 8n der 7ahrnehmungegegnet uns die Natur als 7ahrnehm ares; sie ist; mit dem

    griechischen >erminus; aistheton "ieser 4ntdeckung%olgend #eigt sich Natur nicht lo6 als7echsel9irkungs#usammenhang; sondern als )omDmunikations#usammenhang; als 7echsel9irkung -on SichD

    3eiDgen und :ernehmen1 Natur9esen sind nicht ein%ach lo6da; sie stehen auch nicht nur in 7echsel9irkung miteinander;sondern sie treten aus sich heraus; sie ilden sogar; 9ie Adol% +ortmann sagt; 5rgane des SichD3eigens aus1 $an denke nuran die -iel%ältigen $uster in der >ierD und +Zan#en9elt; anBl*ten; an die Gesänge der :ögel; an die Signale der8nsekten1 "ie ästhetische Ar eit der $enschen ist eine)ulti-ierung dieses auch in ihm 9irksamen Grund#ugs derNatur1 4s gi t deshal nicht nur ein ästhetischesGrund ed*r%nis; in einer

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    inso%ern gegen die Ästhetik sel st gerichtet; sie ist )ritik desästhetischen ochmuts1 Au% der anderen Seite ist sie a erauch eine )ritik der Ästhetisierung des Alltagsle ens und der

    7elt; nämlich dort; 9o sie sich -ersel ständigt und sich sel stals die 7elt ausgi t; und immer dort; 9o ihrer $achtgegen* er 7iderstand ge oten ist1

    ier geht es als erstes um die Ästhetisierung der +olitik1"a6 auch $acht sich in S#ene set#t; ist so alt 9ie +olitikselbst" "ie Aussta[erung -on errscha%t sollte die

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    $o ilisierung der $assen mit ästhetischen $itteln1 "a#ugehörten A #eichen und )lu%t schon im )indesalter; da#ugehörten .ager%euer; Au%märsche; @ackel#*ge; da#u gehörten

    im Gro6en die +rogramme Schönheit der Arbeit und Kra%t d&rch 5re&de. und da#u gehörte schlie6lich auch; dereroenkult und die pseudoaristokratische Sel ststilisierung

    der SS1 8hre öhepunkte %and diese Ästhetisierung der +olitikin den gro6en theatralischen $assen%eiern 9ie et9a denReichsparteitagen und der 5l&mpiade -on LTO 1 "as alles hat

    Cet#t seine *ndige "arstellung ge%unden in dem Buch desam urger +olitologen +eter Reichel; Der schöne Schein

    des Dritten 7eiches ?@ "ort kann man auch nachlesen; in9elchem $a6e sich die Nationalso#ialisten sel st in

    ästhetischen Begri!en darstellten1 So schrie eispiels9eiseder :ölkische Beo achter #u itlers +ropagandaZ*gen, E7ennBerge und $eere; das Blaue des immels und die Sterne derNacht er#ählen könnten; so m*6ten sie k*nden des deutschen:olkes 4rhe ung F111 "iese ein#igartige Sin%onie derBegeisterung; die dem @*hrer * erall entgegen randete; 9oder riesige :ogel au% seiner Reise die 4rde er*hrte; 9ar dasGe9altigste und 4rha enste; das "eutschland Ce gesehen underle t hatteH] a1 a1 51; S1 LMXJ1

    "ie Aus* ung -on $acht mit ästhetischen $itteln hat

    #9ei%ellos im Nationalso#ialismus ihren isher deutlichstenAusdruck ge%unden1 $an sollte a er nicht glau en; da6Ästhetisierung -on +olitik ein Spe#ifkum desNationalso#ialismus sei1 :ielmehr steht ihm der italienische@aschismus nur um 9eniges nach; und e enso hat dasSo9Cets&stem; 9enn auch mit 9eniger 4r%olg; sich entDsprechender $ittel edient1 :iel 9ichtiger ist a er%est#ustellen; da6 auch in demokratischen Staaten +olitikins#eniert 9ird und sich mehr und mehr a&% der 0$hnea spielt1 "iese Beo achtung %*hrt #u der :ermutung; da6 die

    Ästhetisierung der +olitik gar kein Spe#ifkum totalitärerStaaten ist; sondern -ielmehr einerseits mit der 4 isten# der$assenmedien und deren $öglichkeiten #usammenhängt;andererseits mit der Not9endigkeit; -or die sich moderneStaaten D gleich 9elcher 5rganisations%orm D gestellt sehen;nämlich der Not9endigkeit; eständig dCe .o&alität der$assen ge9innen #u m*ssen; um handlungs%ähig #u lei en1"ie Be#iehung #ur 4 isten# -on $assenmedien ha en %r*he)ritiker der Ästhetisierung der +olitik ereits emerkt1 Soau6er BenCamin; orkheimer und Adorno auch 4rnst assirer1

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    Sie ha en deshal D 9as uns heute edenklich -orkommt Deine prin#ipielle :er9andtscha%t #9ischen @aschismus und dermodernen $assenkultur dem americdn "a+ o% li%e)

    ehauptet1 >atsache ist; da6 durch @ilm und @ernsehen; durchdie Allgegen9art -on $usik; durch die :ermischung -on8n%ormation und 7er ung 1A +1 Reichel; Der schöne Scheindes Dritten 7eiches 5aszination &nd 3e"alt des5aschism&s. $*nchen 1991"und durch die 8ns#enierung der Alltags9elt * erhaupt $achtausge* t 9ird1 4s ist a er in diesem @all nicht die politische$acht; sondern -ielmehr die ökonomische; die sich durch4rregung der 4motionen und durch das 4r#eugen -onBegehrlichkeit den ein#elnen $enschen unter9ir%t1

    orkheimer und Adorno ha en diese 4nt9icklung unter demStich9ort E)ulturindustrieH noch un#ureichend kritisiert;indem sie nämlich; darin gan# ildungs *rgerlich; eine

    >ri-ialisierung der )unst sahen1 #uf der Basis einer Ästhetikder Atmosphäre ist es heute möglich; diese )ritik als eineKritik der ästhetischen konomie #u 9iederholen1

    Als ästhetische Ökonomie ist eine estimmte 4nt9icklungsDphase des )apitalismus #u e#eichnen; in der sich die%ortgeschrittenen 9estlichen 8ndustrienationen gerade

    efnden1 4s ist Cener 3ustand; in dem die ästhetische Ar eit

    einen gro6en >eil der gesamtgesellscha%tlichen Ar eitausmacht; d1 h1 ein gro6er >eil der * erhaupt geleistetenAr eit nicht mehr der erstellung -on 7aren; sondern ihrer8ns#enierung dient D oder der erstellung -on 7aren; derenGe rauchs9ert sel st in ihrer :er9endung z&r 8ns#enierung D-on $enschen; -on Ö!entlichkeit; -on @irmenimage us91 Dliegt1 4s ist die +hase des ochglan#kapitalismus; in der man

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    dieCenigen Uualitäten gege en; durch die sie au% dem $arktet9as gilt und -erkäuZich ist1 a*g meinte nun; die 4ntD9icklung des Spätkapitalismus dadurch charakterisieren #u

    können; da6 der >ausch9ert gegen* er dem Ge rauchs9ertdominiert1 "urch "esign und :erpackung 9*rden den 7arenUualitäten -erliehen; die sie gut -erkäuZich machten;una hängig und häufg gerade#u im Gegensat# #u ihremmöglichen Ge rauchs9ert1 >atsächlich 9*rden 7arendenk ar; die * erhaupt keinenGe rauchs9ert; sondern nur noch einen :erkau%s9ert hätten1

    aug #ielt damit kritisch au% Cene :erkau%sstrategien #91 Cenes )äu%er-erhalten; ei dem es nicht mehr um denGe rauch der 7aren; sondern lediglich um ihren Besit# geht1

    "as Schlag9ort -om Stat&ss+mbol ist da%*r die tre!endsteharakterisierung, 4ine 7are; die man er9or en hat; dienteinem #u nichts 9eiter als #u #eigen; da6 man in der .age ist;sie #u er9er en] "iese Anal&se er9eist sich häufg alsun#ureichend1 39ar stimmt es; da6 das "esign; die 7er ung;die Scha!ung -on gan#en 4n-ironments und die Suggestion-on .e ensstilen; in denen 7aren eine atmosphärische@unktion er%*llen; dem :erkau% dieser 7aren dienen1 A er estri!t die 9ahren :erhältnisse nicht; 9enn man den >ausch9ertin einen Gegensat# #um Ge rauchs9ert set#t1 :ielmehr geht

    es um einen spe#ifschen Ge rauchs9ert -on 7aren; der gan#im 4inklang mit ihrer 8ns#enierung #um 39ecke des :erkau%ssteht1 "er 7ert der 7aren; 9enn er nicht in der N*t#lichkeit#u irgend9elchen le ens9eltlichen :errichtungen esteht;

    raucht keines9egs nur darin #u estehen; da6 sie einen >ausch9ert repräsentieren1 :ielmehr 9erden sie gebra&cht gerade in ihrer s#enischen @unktion; als Bestandteil einesStils; als 4lemente #ur 4r#eugung -on Atmosphären1 $ankönnte deshal ne en Ge rauchs9ert und >ausch9ert oderals

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    noch #u %r*h; e-or nicht anerkannt ist; da6 es ein legitimesBed*r%nis -on $enschen ist; durch Gestaltung ihreratsache; da6 9elt9eit dieseBed*r%nisse nicht e%riedigt 9erden können; o!en art sichder )apitalismus 9estlicher 8ndustrienationeQn als:ersch9endungsökonomie1 "ie +roduktion -on ästhetischen

    7erten; :erpackung; "esign; St&ling; -on +rodukten; dielediglich dem Glan# und der Sel stins#enierung dienen; ist.u usproduktion1 Sie e%riedigt nicht elementare Bed*r%nisse;sondern rei#t eständig die Gier nach .e enssteigerung1 "asist eine her e )ritik; das ist eine moralische )ritik unddeshal in ge9isser 7eise eine äu6erliche1 >ie%er reicht; 9eilsie im Ästhetischen sel st lei t; die )ritik an der :ereinnahDmung; der $anipulation und der Suggestion; die durch die+roduktion -on AtmosphärenQ denen angetan 9ird; die ihnenausgeset#t sind1 "as reicht -on der akustischen $ö lierung;

    die eine %reundliche und entspannte 4inkau%satmosphäreer#eugen soll; geht * er die %antastischenSchein9irklichkeiten unserer $ails und 4inkau%scenter undreicht is #ur Suggestion und dem immateriellen :erkau% -ongan#en .e ensstilen1 4s sind neue +hänomene derBe%angenheit; 4nt%remdung und :er lendung; die hier er#eugt9erden1 "ie )ritik; die hier #u leisten 9äre; fele einer Ästhetikder Atmosphären #u1 4s gen*gte schon; ein 7issen -on ihrer$ach arkeit #u -er reiten; um ihre suggesti-e )ra%t #u reDchen und einen %reieren und spielerischen

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    '1 ;'hluN

    "ie neue Ästhetik ist #u allererst das; 9as ihr Name sagt;

    nämlich eine allgemeine >heorie der 7ahrnehmung1 "erBegri! der 7ahrnehmung 9ird aus seiner :erengung au% 8n%ormations-erar eitung; "aten escha!ung oderSituationserkennung e%reit1 3ur 7ahrnehmung gehört diea!ekti-e Betro!enheit durch das 7ahrgenommene; gehörtdie Wirklichkeit der 0ilder. gehört die .ei lichkeit17ahrnehmen ist im Grunde die 7eise; in der man lei lich

    ei et9as ist; ei Cemandem ist oder in heorie der )unst oder des )unst9erks -ölligun#ureichend1 $ehr noch; da sie sich im

    handlungsentlasteten Raum und unter Bildungseliten a spielt;täuscht sie dar* er hin9eg; da6 Ästhetik eine realegesellscha%tliche $acht darstellt1 4s gi t ästhetischeBed*r%nisse und es gi t eine ästhetische :ersorgung1 4s gi tallerdings die ästhetische .ust; a er es gi t auch dieästhetische $anipulation1 Ne en die Ästhetik des )unst9erkstreten gleich erechtigt die Ästhetik des Alltags; die7arenästhetik; die politische Ästhetik1 "ie allgemeineÄsthetik hat die Au%ga e; diesen reiten Bereich ästhetischer7irklichkeit durchsichtig und sprach%ähig #u machen1