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Oberfinanzdirektion Frankfurt am Main Jahresbericht der Oberfinanzdirektion Frankfurt am Main 2017

Geschäftsbericht der Oberfinanzdirektion Frankfurt am Main · Das Hessische Competence Center für Neue Verwaltungssteuerung (HCC) bestätigte erneut ein - drucksvoll, dass es auf

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OberfinanzdirektionFrankfurt am Main

Jahresberichtder Oberfinanzdirektion Frankfurt am Main

2017

Jahresbericht 2017 1

Vorwort

Sehr geehrte Damen und Herren,liebe Leserinnen und Leser,

2017 wurden in Hessen über 58 Milliarden Euro an Steuern eingenommen. Ein Rekord!

Natürlich ist dies Ausdruck der hessischen Wirtschaftsstärke und des Fleißes der hier arbeitenden und lebenden Menschen. Die Rekordzahlen dokumentieren aber auch unsere Leistungsfähigkeit als Steuerverwaltung. Ob bei der Bearbei-tung von über zwei Millionen Steuererklärungen oder bei unserem Kampf um Steuergerechtigkeit und der konsequenten Verfolgung von Steuerkriminalität – die Hessische Steuerverwaltung hat im vergangenen Jahr erneut hervorragende Arbeit geleistet. Insbesondere die festgestellten Mehrergebnisse sowohl durch die Steuerfahndungsstellen in Höhe von über 600 Millionen € als auch durch die Betriebsprüfung in Höhe von 1,7 Milliarden € beweisen dies eindrucksvoll.

Was unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter genau leisten, können Sie aus dem Jahresbericht der Oberfinanzdirektion Frankfurt am Main (OFD Frankfurt) erfah-ren. Er gibt interessante Einblicke in die vielfältigen Aufgaben der Hessischen Steu-erverwaltung. Die Unterstützung der 35 hessischen Finanzämter und die fachli-che Betreuung von Baumaßnahmen des Bundes gehören ebenso zu den Aufgaben der OFD Frankfurt wie ein breites Angebot an Verwaltungsdienstleistungen für das Rechnungs- und Per-sonalwesen der gesamten Landesverwaltung.

Natürlich wollen wir trotz toller Leistungen nicht innehalten, sondern uns weiter verbessern. Wir möchten auch in Zukunft alle an uns gestellten Aufgaben mit den gleichen, sehr guten Ergeb-nissen erfüllen. Im vergangenen Jahr haben wir begonnen, unsere Verwaltung personell nach-haltig weiter zu stärken. 650 Anwärterinnen und Anwärter haben 2017 ihr duales Studium bzw. ihre duale Ausbildung in unseren Finanzämtern angetreten, so viele wie noch nie zuvor. Und wir haben damit begonnen, die Strukturen in der Hessischen Steuerverwaltung zu reformieren und Arbeitsplätze in den ländlichen Raum zu verlagern. Die Verwaltung gewinnt dadurch wei-ter an Effektivität, die auch den Bürgerinnen und Bürgern zugutekommt. Gleichzeitig entstehen für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter neue Beschäftigungs- und Karrieremöglichkeiten. Und nicht zuletzt steigert dies auch unsere Attraktivität als Arbeitgeber.

Um alle Themen anzusprechen, mit denen die OFD Frankfurt und die hessischen Finanzämter 2017 befasst waren, fehlt an dieser Stelle schlichtweg der Platz. Ich lade Sie deshalb ein, sich über die Aufgaben und sehr guten Ergebnisse der Hessischen Steuerverwaltung im Jahresbe-richt zu informieren. Ergebnisse, die auf das große Engagement und die hohe fachliche Kom-petenz unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurückgehen. Hierfür gebührt ihnen mein ganz herzliches Dankeschön!

Herzliche Grüße

Dr. Thomas SchäferHessischer Minister der Finanzen Wiesbaden, April 2018

Dr. Thomas SchäferHessischer Minister der Finanzen

Jahresbericht 2017 3

Vorwort

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,liebe Leserinnen und Leser,

mit dem Jahresbericht möchte Ihnen die Oberfinanzdirektion Frankfurt am Main (OFD Frankfurt) einen kompakten Überblick über ihre Tätigkeiten geben. Im Fo-kus stehen dabei die wesentlichen Entwicklungen und Neuerungen des Berichts-zeitraumes, gemessen an der Funktion und den Aufgaben der OFD Frankfurt.

Unser Kernanliegen als Leitungsbehörde der Hessischen Finanzverwaltung liegt in der Sicherstellung eines leistungsgerechten, fairen und effizienten Steuervoll-zugs. Dazu stehen wir den Hessischen Finanzämtern mit vielfältigen zentralen Leistungen zur Seite und üben die Fach- und Dienstaufsicht über deren Tätigkeit aus. Engagierte, motivierte und fachlich hochkompetente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ein ausgeprägtes Serviceverständnis sowie ein Steuervollzug auf Au-genhöhe mit den Steuerzahlern prägen das arbeitsalltägliche Verständnis unse-rer Arbeit in allen Verwaltungsbereichen.

Damit das auch in den kommenden Jahren so bliebt und die Steuererhebung als ein wesent-licher und funktionierender Baustein des freiheitlichen demokratischen Wertesystems effektiv und leistungsstark ihrem gesetzlichen und verfassungsrechtlichen Auftrag nachkommen kann, wurden auch im Berichtszeitraum neue zukunftsweisende Entwicklungsprozesse angepackt und laufende Optimierungsverfahren vorangetrieben. So haben wir die IT-Modernisierung in fach-lichen und organisatorischen Bereichen konsequent fortentwickelt. Für die Bürgerinnen und Bürger steht seit Mitte des letzten Jahres ein leicht bedienbares und inhaltlich überarbeitetes Portal „ELSTER - Ihr Online-Finanzamt“ zur Verfügung. Der weitere Ausbau der digitalen Kom-munikation zwischen Bürgern, Wirtschaft und Verwaltung bleibt auch in Zukunft ein wesentli-ches Handlungsfeld.

Zukunftssicherheit gewährleisten heißt angesichts der demografischen Herausforderungen zu aller erst für qualifizierten Nachwuchs zu sorgen. In 2017 konnten 650 Nachwuchskräfte im mitt-leren und gehobenen Dienst für die Tätigkeit in der Hessischen Steuerverwaltung gewonnen werden. Zudem konnten zuletzt mit dem Projekt „Strukturmaßnahmen Steuerverwaltung“ ers-te Schritte zur Schaffung weiterer zukunftsträchtiger Strukturen der Hessischen Steuerverwal-tung zur Stärkung unserer Arbeit unternommen werden. So sind etwa durch Verlagerung von Aufgaben aus den Ballungsräumen oder Bündelung von Aufgaben in eher ländlichen struk-turschwächeren Regionen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lange Wege zum Arbeitsplatz verkürzt und unsere Arbeitsstrukturen verbessert worden („Arbeit zu den Menschen und in die Heimat bringen“).

Das Hessische Competence Center für Neue Verwaltungssteuerung (HCC) bestätigte erneut ein-drucksvoll, dass es auf einem hohen Leistungsniveau, zuverlässig und kompetent, als wichtiger zentraler Dienstleistungs- und Servicepartner der gesamten Hessischen Leistungsverwaltung gilt. Laufende Innovationsprojekte, insbesondere in Bereichen der IT-Strategie „Digitale Verwaltung 2020“ konnten wesentliche Fortschritte erzielen. Beispielsweise zählen dazu das Projekt „Elekt-ronischer Kreditorischer Rechnungs- und Gutschriftsworkflow“, das eine medienbruchfreie und vollelektronische Bearbeitung von Eingangsrechnungen ermöglicht oder das Projekt „E-Rec-ruiting“, ein elektronisches Bewerbermanagementsystem für die gesamte Landesverwaltung.

Jürgen RoßbergOberfinanzpräsident

4 Jahresbericht 2017

Vorwort

Unsere Bauabteilung hat ihre erfolgreiche und spannende Arbeit mit überzeugenden Ergeb-nissen fortgesetzt. Dazu zählen wichtige Baumaßnahmen des Bundes, wie der weitere Ausbau des US Standortes Wiesbaden, verschiedene Maßnahmen beim Bundeskriminalamt in Wies-baden oder der Bundespolizei in Eschwege, vor allem aber auch die Betreuung aller Baupro-jekte an den verschiedenen Standorten der Bundeswehr in Hessen.

Für die Erfolge und die sehr gute Zusammenarbeit im Jahr 2017 spreche ich allen Kolleginnen und Kollegen der Hessischen Finanzämter, der OFD Frankfurt und des HCC sowie auch den Be-schäftigten der internen Servicepartner, dem Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen und der Hessischen Zentrale für Datenverarbeitung, meinen herzlichsten Dank und zugleich aner-kennendes Lob aus. Ich bin mir sicher, dass wir auch den künftigen Herausforderungen gerecht werden und unser hohes Arbeitspensum mit sehr guten Resultaten meistern werden.

Herzlichst Ihr

Jürgen RoßbergOberfinanzpräsident Frankfurt am Main, April 2018

Jahresbericht 2017 5

Oberfinanzdirektion Frankfurt am Main

Die Oberfinanzdirektion Frankfurt am Main (OFD Frankfurt) nimmt als Mittelbe-hörde Steuerungs- und Koordinierungsfunktionen zwischen Bundes- und Lan-desministerien sowie den örtlichen Dienststellen wahr und stellt zentrale Service-leistungen für die Fachverwaltungen zur Verfügung. Sie ist in vier Abteilungen unterteilt.

Landeszentralabteilung sowie Besitz- und VerkehrsteuerabteilungIm steuerlichen Aufgabenbereich übt die OFD Frankfurt die Dienst- und Fach-aufsicht über die 35 hessischen Finanzämter aus und arbeitet eng mit dem Stu-dienzentrum der Finanzverwaltung und Justiz in Rotenburg a.d. Fulda sowie der Hessischen Zentrale für Datenverarbeitung (HZD) in Wiesbaden zusammen.

Als Mittelinstanz koordiniert sie die Aufgabenerledigung der örtlichen Finanz-ämter und stellt die praxisgerechte und bürgernahe Umsetzung der Steuerge-setze sicher. Dabei bietet sie den Finanzämtern Unterstützung in der steuerfach-lichen Arbeit mit ausgeprägter Fachkompetenz und sichert den gleichmäßigen Gesetzesvollzug.

Sie unterstützt die Finanzämter im administrativen Bereich durch Serviceleis-tungen insbesondere in der Personalwirtschaft und der Organisation, stellt den Dienststellen die erforderlichen Ressourcen zur Verfügung, ist verantwortlich für die Schaffung leistungsfähiger Strukturen und sorgt für effiziente Verwaltungsabläufe und ef-fektive Automationsunterstützung. Als Einstellungsbehörde ist sie darüber hinaus für alle Per-sonalfragen zuständig.

BauabteilungDie Bauabteilung der OFD Frankfurt steuert als fachaufsichtsführende Ebene aller Bauange-legenheiten des Bundes inklusive der militärischen Einrichtungen der Bundeswehr sowie der amerikanischen Gaststreitkräfte die Planungen und Umsetzungen durch den operativen Dienst-leister Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (LBIH).

Abteilung LandesdiensteDie Abteilung Landesdienste der OFD Frankfurt ist mit einer eigenen Haushaltsstruktur ausge-stattet und als Hessisches Competence Center für Neue Verwaltungssteuerung in Wiesbaden (HCC) teil- verselbstständigt. Das HCC fungiert als zentraler Dienstleister für alle Ressorts und Dienststellen der Hessischen Landesverwaltung und bietet ein umfassendes Leistungsspektrum für Beschaffungen und die Finanzbuchhaltung mit dem zentralisierten Zahlungsverkehr (früher Staatskasse) bis hin zur Erstellung der jährlichen Landesbilanz. Außerdem ist das HCC Dienst-leistungszentrum für die Entwicklung und Wartung der SAP-Systeme der Hessischen Landes-verwaltung.

Weitere zentrale Dienstleistungsfunktionen für die Landesverwaltung nimmt die OFD Frank-furt mit der Verwaltung der Fiskalerbschaften für das Land Hessen sowie der Abwicklung der Selbstversicherung für die landeseigenen Kraftfahrzeuge wahr.

Jahresbericht 2017 7

Inhalt

Organigramm der Oberfinanzdirektion Frankfurt am Main 8Standorte der hessischen Finanzämter mit Verwaltungsstellen 9

1. Teil: Steuerfachliche Aufgabenentwicklung1. Statistische Eckdaten 101.1 Die Steuerspirale 2017 101.2 Die Fallzahlentwicklung in den 35 hessischen Finanzämtern 11

2. Steuerfachliche Arbeitsschwerpunkte 202.1 Bekämpfung der Steuerhinterziehung 202.2 Internationales Steuerrecht 232.3 Effektivierung des Steuervollzuges 252.4 Rechtsangelegenheiten 36

3. Personalmanagement 373.1 Nachwuchsgewinnung als ein wichtiger Beitrag zur Vorsorge gegen den demografischen Wandel 373.2 Personalfortbildung und Personalentwicklung 393.3 Gesundheit und Fürsorge 403.4 Dienst- und Unfallschadensrecht 44

2. Teil: Besondere Fachaufgaben1. Fiskalische Erbschaften 452. Selbstversicherung der Dienstfahrzeuge des Landes Hessen 46

3. Teil: Betreuung der Bauangelegenheiten des Bundes, Bauvergabe- und Vertragswesen, Korruptionsschutz 1. Aufgaben Leistungen für den Bundesbau 472. Entwicklungen im Bundesbau 503. Vergabe- und Vertragsangelegenheiten 524. Korruptionsschutz 53

4. Teil: Hessisches Competence Center für Neue Verwaltungssteuerung (HCC)1. Leistungsentwicklung und Betriebskennzahlen 552. Innovationsprojekte – Projektvorhaben mit Bedeutung für die gesamte Hessische Landesverwaltung 583. Weitere Projekte und interne Strukturmaßnahmen 59

8 Jahresbericht 2017

Aufbau der Oberfinanzdirektion Frankfurt am Main

Organigramm

Oberfinanzpräsident Persönlicher Referent

Landeszentralabteilung Steuerabteilung Bauabteilung Abteilung Landesdienste

Lz 1Personal und Organisation

OFD, Hausdienste,Kfz-Wesen

Lz 2Organisation, Ausstattung

und Unterbringung der Finanzämter

Lz 3SAP HCM, Verwaltungsmo-dernisierung/Controlling, Haushalt und Finanzbuch-

haltung, Selbstversicherung, Dienst- und Unfallschäden,

Allgemeines Justiziariat, Fiskalerbschaften

Lz 4Personalsachen Steuerverwal-tung (einschl. höherer Dienst und Rechtsangelegenheiten),

Aus- und Fortbildung

Lz 5Automation, DV-

Organisation, IT-Infrastruktur, OFDKOM

St 1Umsatzsteuer, Bewertung,

Grundsteuer, Verkehrsteuer, Erbschaftsteuer

St 2Einkommensteuer,

Lohnsteuer, Abgabenordnung,

Finanzgerichtsordnung, Steuerberatungsgesetz

St 3Betriebsprüfung, Finanzplatz Frankfurt, Steuerfahndung/

Bußgeld-/Strafsachen, Land- und Forstwirtschaftliche

Sachverständige

St 4Vollstreckung, Kassenwe-sen, Verfahrenssicherheit, Revisions- und Organisati-

onsuntersuchungen einschl. Organisations prüfungen

St 5Körperschaft- und

Kapitalertragsteuer, Außensteuerrecht

Ba 1Controlling, Haushalt

Ba 2Fachaufsicht Bundesbau Zivil und Gaststreitkräfte

Ba 3Fachaufsicht Bundesbau

Militär

Ba 4Vergabe- und Vertrags-

angelegenheiten

Ba 5Korruptionsschutz

Ld 1Zentrale Beschaffung

Ld 2Anwendungssysteme

Rechnungs- undBerichtswesen

Ld 3Fachliches HCC

Ld 4Anwendungssysteme Personalwesen undBetriebsprozesse

Ld 5SAP-Technologie

CCOE-Management

Oberfinanzdirektion Frankfurt am MainZum Gottschalkhof 360594 Frankfurt am Main

Jahresbericht 2017 9

Standorte der hessischen Finanzämter mit Verwaltungsstellen

DIE HESSISCHE STEUERVERWALTUNGüber 11.000 Kolleginnen und Kollegen in der

Oberfinanzdirektion Frankfurt am Main und in den 35 Finanzämtern,

gut aufgestellt und leistungsstark im Innen- wie im Außendienst,

schlagkräftig gegen Steuerkriminalität!

Leistungsstark, modern und attraktiv!

Geschäftsbereich der Oberfinanzdirektion Frankfurt am Main

10 Jahresbericht 2017

1. Teil: Steuerfachliche Aufgabenentwicklung

1. Teil: Steuerfachliche Aufgabenentwicklung

1. Statistische Eckdaten 1.1 Die Steuerspirale 2017

Das Steueraufkommen der Hessischen Steuerverwaltung betrug im Jahr 2017 58,04 Milliar-den €. Davon verblieben im Land Hessen rund 21,4 Milliarden €.

Dieses hessisches Steueraufkommen von 58,04 Milliarden € teilt sich folgendermaßen auf:

Lohnsteuer22.109

Umsatzsteuer17.005

Einkommen-steuer

4.279

Zahlstellen- kapitalertragsteuer 1)

3.682

Körperschaft-steuer

3.587

Solidaritätszuschlag 2.147

Nicht veranlagte Steuervom Ertrag 2.765

Grunderwerbsteuer 1.387Sportwettensteuer 361

Lotteriesteuer 118

1) Abgeltungsteuer auf Zins- und Veräußerungserträge

Erbschaftsteuer 597

erstellt am 02.01.2018

Jahresbericht 2017 11

Gegenüberstellung des Steueraufkommens (in €)

Steuerart 2016 2017 +/- i.v.H.

Lohnsteuer 21.146.361.735 € 22.108.682.162 € 4,55%

Einkommensteuer 4.128.161.043 € 4.279.166.757 € 3,66%

Körperschaftsteuer 3.346.398.639 € 3.586.918.267 € 7,19%

Zahlstellen-Kapitalertragsteuer 2.766.490.365 € 3.681.538.033 € 33,08%

Umsatzsteuer 16.148.679.186 € 17.005.213.778 € 5,30%

Nicht veranlagte Steuer vom Ertrag 2.384.822.662 € 2.764.583.977 € 15,92%

Erbschaftsteuer 1.060.367.814 € 597.377.235 € -43,66%

Grunderwerbsteuer 1.329.739.366 € 1.387.332.213 € 4,33%

Solidaritätszuschlag 1.989.310.258 € 2.147.270.652 € 7,94%

Lotteriesteuer 121.707.764 € 118.204.316 € -2,88%

Sportwettensteuer 295.369.981 € 361.303.850 € 22,32%

Übrige Besitz- und Verkehrssteuern 23.090 € 37.351 € 61,76%

Gesamtaufkommen 54.717.431.903 € 58.037.628.591 € 6,07%

1.2 Die Fallzahlentwicklung in den 35 hessischen Finanzämtern

Innendienst:

Einkommensteuer-Veranlagung

Vz Stichtag Zahl der Fälle +/- +/- in %

2015 31.12.2016 1.538.863

2016 31.12.2017 1.554.076 15.213 0,99

Im Fünfjahresvergleich ist die Zahl der Fälle von1.564.386 auf 1.554.076 um 10.310 [= - 0,66 %] gegenüber 2011 gesunken. 0

50.0000

100.0000

150.0000

200.0000

201620152011

Elektronische Steuererklärung (ELSTER)

Entwicklung der ELSTER-Quote in Hessen von 2010 bis 2016 (Veranlagungszeiträume 2009 bis 2015):

Alle elektronisch eingegangenen Einkommen- steuer-Erklärungen aller Veranlagungsbereiche.

0

10

20

30

40

50

60

70

80

2016201520142013201220112010

Zusätzlich waren im Jahr 2017 597.456 Arbeitnehmer (AN)-Antragsveranlagungen in den hes-sischen Finanzämtern zu bearbeiten.

Gewinneinkünfte 634.945

AN-Pflichtveranlagungen 919.131

davon:

12 Jahresbericht 2017

Körperschaftsteuer

Fallzahlentwicklung steuerpflichtige Körperschaften

Vz Stichtag Zahl der Fälle* +/- +/- in %

2015 31.12.2016 107.775

2016 31.12.2017 110.526 2.751 2,55

Im Fünfjahresvergleich ist die Zahl der Fälle von99.977 auf 110.526 um 10.549 [= 10,55 %] gegenüber 2011 gestiegen.

Grundkennbuchstaben steuerbefreite Körperschaften

Vz Stichtag Zahl der Fälle** +/- +/- in %

2016 01.10.2016 40.857

2017 01.10.2017 41.185 328 0,80

0

20.000

40.000

60.000

80.000

100.000

120.000

201620152011

Gewerbesteuer

Vz Stichtag Zahl der Fälle* +/- +/- in %

2015 31.12.2016 294.904

2016 31.12.2017 299.895 4.991 1,69

Im Fünfjahresvergleich ist die Zahl der Fälle von270.104 auf 299.895 um 29.791 [= 11,03 %] gegenüber 2011 gestiegen.

0

50.000

100.000

150.000

200.000

250.000

300.000

201620152011

Umsatzsteuer

Vz Stichtag Zahl der Fälle* +/- +/- in %

2015 31.12.2016 482.216

2016 31.12.2017 481.725 - 491 - 0,10

Im Fünfjahresvergleich ist die Zahl der Fälle von473.518 auf 481.725 um 8.207 [= 1,73 %] gegenüber 2011 gestiegen.

0

100.000

200.000

300.000

400.000

500.000

201620152011

FeststellungenEinkünfte werden in den Arbeitsbereichen Personengesellschaften und Körperschaf-ten gesondert und einheitlich festgestellt, wenn die Einkünfte mehreren Personen steuerlich zuzurechnen sind. Eine geson-derte Feststellung von Gewinneinkünften erfolgt, wenn das für die gesonderte Fest-stellung zuständige Finanzamt nicht auch für die Steuern vom Einkommen des Steu-erpflichtigen zuständig ist.

Grunderwerbsteuer

Das Steueraufkommen stieg von 1.329,7 Millionen € um 57,6 Millionen = 4,3 % auf 1.387,3 Millionen €.

2016 2017 +/- +/- in %

Bearbeitete Erwerbsvorgänge 146.655 141.449 - 5.206 - 3,55

Vz Stichtag Zahl der Fälle +/- +/- in %

2015 31.12.2016 124.940 Im Fünfjahresvergleich ist die Zahl der Fälle von 122.070 auf 125.733 um 3.663 [= 3,00 %] gegenüber 2011 gestiegen2016 31.12.2017 125.733 793 0,63

1. Teil: Steuerfachliche Aufgabenentwicklung

Jahresbericht 2017 13

Bußgeld- und Strafsachen (BuStra)Arbeitsergebnisse der Bußgeld- und Strafsachenstellen

Die hohe Abweichung vom Durchschnittswert der letzten fünf Jahre im Bereich der rechtskräfti-gen Geldsanktionen resultiert daraus, dass der Durchschnitt durch das außergewöhnlich hohe Ergebnis des Jahres 2013 von 46,9 Millionen € erheblich beeinflusst wurde.

Eingesetzte Sachbearbeiter/-innen

BewertungEinheitsbewertungZahl der wirtschaftlichen Einheiten des Grundbesitzes:

Die Veränderungen bei der Summe der wirtschaftlichen Einheiten des Grundbesitzes weiseneine steigende Tendenz auf.

Entwicklung der Summe der wirtschaftlichen Einheiten des Wohnungs- und Teileigentums:

Bedarfsbewertung

2017 Durchschnitt + / - in %

Eingänge 11.397 14.222 -2.825 -19,86%

Von Finanzämtern abgeschlossene Steuerstraf- und Bußgeldverfahren

5.643 7.502 -1.859 -24,78%

Rechtskräftige Geldsanktionen (in Mio. €) 10,7 17,9 -7,2 -40,22%

Rechtskräftige Freiheitsstrafen (in Jahren) 203 205 -2 -0,98%

Noch offene Ermittlungsverfahren 4.496 5.208 -712 -13,67%

* Aus den letzten drei Spalten ist die zahlenmäßige Entwicklung der letzten fünf Jahre im Vergleich zum Berichtsjahr ersichtlich

Fünfjahresvergleich*

2016 2017

IST (Vollzeitäquivalent) 65,45 54,21

Personallenksoll 80,0 80,0

31.12.2016 31.12.2017 +/- in %

2.736.786 2.760.269 + 23.483 + 0,9

Wirtschaftliche Einheiten am: Land- und forstw. Vermögen Grundvermögen Summe

31.12.2016 534.636 2.202.150 2.736.786

31.12.2017 537.957 2.222.312 2.760.269

Veränderung + 3.321 + 20.162 + 23.483

31.12.2016 31.12.2017 +/- in %

543.847 547.473 + 3.626 + 0,7

Land- und Forstwirtschaft

Unbebaute Grundstücke

Bebaute Grundstücke

Sonderfälle (z. B. Erbbaurecht, Gebäude auf fremden Grund

und Boden)

Summe

2.044 1.328 9.469 670 13.511

14 Jahresbericht 2017

1. Teil: Steuerfachliche Aufgabenentwicklung

Tätigkeiten der amtlichen Bausachverständigen

Erbschaftsteuer/Schenkungsteuer Statistische Entwicklung der Sterbefall- und Schenkungsanzeigen und des Steueraufkommens

Im Fünfjahresvergleich gegenüber 2012 ist der jährliche Eingang von Sterbefall- und Schen-kungsanzeigen von 100.574 auf 114.159 um 13.585 [= 13,5 %] gestiegen, die Zahl der im Jahr bearbeiteten Fälle von 98.819 auf 110.613 um 11.794 [= 11,9 %] gestiegen und die Zahl der Fälle, die zu einer Steuerfestsetzung geführt haben, von 7.483 auf 8.647 um 1.164 [= 15,6 %] gestiegen.

Das Aufkommen aus der Erbschaft- und Schenkungsteuer ist im Fünfjahresvergleich gegenüber 2012 von 350,2 Mio. € auf 597,4 Millionen € [= 70,6 %] gestiegen, im Jahr 2016 war es jedoch wegen einiger bedeutender Einzelfälle um 462,9 Mio. € [= 77,5 %] höher als 2017.

Rennwett-, Lotterie- und SportwettensteuerRennwett- und Lotteriesteueraufkommen (in Mio. €)

Steueraufkommen +/- +/- in %

2015 116,8 + 0,2 + 0,2

2016 121,7 + 4,9 + 4,2

2017 118,2 - 3,5 - 2,9

Sportwettensteueraufkommen (in Mio. €)

VollstreckungIm Jahr 2017 gingen den Vollstreckungsstellen 191.091 neue Fälle zu. Das waren 27.656 Fälle mehr als im Jahr 2016. Zum 31.12.2017 waren noch 51.559 zu bearbeitende Fälle offen, 19.469 Fälle mehr als am Jahresanfang.

Wertermittlungen für die Einheitsbewertung

Verkehrswert- ermittlungen

Ermittelte Verkehrswerte

Sonstige baufachliche Gutachten

1.881 936 881.980.657 € 385

Jahr Eingang Bearbeitete Fälle Steuerfestsetzungen

+/- in % +/- in % +/- in %

2015 106.737 + 2.127 + 2,0 108.703 + 5.941 + 5,8 8.784 + 570 + 6,9

2016 112.122 + 5.385 + 5,0 108.502 - 201 - 0,2 8.940 + 156 + 1,8

2017 114.159 +2.037 + 1,8 110.613 + 2.111 + 1,9 8.647 - 293 - 3,3

Steueraufkommen in Millionen € +/- in Millionen € +/- in %

2015 596,6 + 79,8 + 15,4

2016 1.060,3 + 463,7 + 77,7

2017 597,4 - 462,9 - 43,7

2016 2017 +/- +/- in %

Steueraufkommen 295,3 361,3 + 66,0 + 22,3

Jahresbericht 2017 15

Es wurden neue Abgabenrückstände in Höhe von 1.159,7 Mio. € in Rückstandsanzeigen ange-zeigt. Das waren 120,5 Mio. € mehr als im Jahr 2016 (+ 11,6 %). Die Vollstreckungsstellen zogen im Jahr 2017 insgesamt 784,9 Mio. € ein. Das waren 93,9 Mio. € weniger als in 2016 (- 10,7 %). Von den insgesamt eingezogenen Beträgen wurden rd. 24,0 Mio. € von den Vollziehungsbe-amten beigebracht, rd. 6,3 Mio. € weniger als im Jahr 2016.

Der Endbestand an den in Rückstandsanzeigen angezeigten Beträgen zum 31.12.2017 ver-minderte sich im Vergleich zum Anfangsbestand vom 01.01.2017 trotz des höheren Zugangs um 25,1 Mio. € auf 212,1 Mio. € (- 10,6 %). Der geringere Endbestand ist auch darauf zurück-zuführen, dass erheblich mehr Steuerforderungen niedergeschlagen wurden als im Jahr 2016 (+ 100,4 Mio. €), wobei allerdings 57,3 Mio. € allein auf einen Einzelfall zurückzuführen sind. Im Verhältnis zum Kassensoll, das um rd. 3.484 Mio. € auf 60.250 Mio. € gestiegen ist (+ 6,1 %), stellen sich die Steuerrückstände wie folgt dar:

Die niedergeschlagenen Forderungen stiegen um rund 69,3 Mio. € auf rund 412,6 Mio. € (+ 20,2 %) an.

Fondsvermögen überschreitet Drei-Billionen-Euro-SchwelleAuch im Jahr 2017 hat sich der seit vielen Jahren in der Fondsbranche herrschende Wachstum-strend ungebremst fortgesetzt. So hat die Summe des von der deutschen Fondsbranche ver-walteten Vermögens zum Jahresende erstmals die Grenze von drei Billionen € durchbrochen. Die Anzahl der inländischen offenen Investment-fonds ist dabei mit ca. 6.000 in den letzten Jah-ren konstant geblieben. Deren Fondsvermögen wuchs Ende 2017 auf über zwei Billionen € an

Zwei Drittel aller deutschen Investmentfonds wer-den von dem in Hessen zentral zuständigen Fi-nanzamt Frankfurt/M. V-Höchst steuerlich betreut. Im Jahr 2017 ist es durch Einrichtung weiterer Dienstposten gelungen, die personelle Beset-zung sowohl auf Ebene des Finanzamts als auch auf Ebene des Fachreferats der OFD Frankfurt weiter zu stärken und somit der stetig steigen-den Bedeutung des Bereichs nachhaltig gerecht zu werden.

31.12.2016 in % 31.12.2017 in %

Gesamtrückstände 1.637,4 2,88 1.691,1 2,81

davon sind

- gestundet 105,4 0,19 130,7 0,22

- ausgesetzt 963,5 1,70 1,066,6 1,77

- echte Rückstände 568,5 1,00 493,8 0,82

- in Vollstreckung befindliche Rückstände* 237,2 0,42 212,1 0,35

* Statistik „Arbeitsstand und Arbeitsleistungen der Vollstreckungsstellen zum 31.12.2016 bzw. 31.12.2017“

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16 Jahresbericht 2017

1. Teil: Steuerfachliche Aufgabenentwicklung

Außendienste:

Betriebsprüfung (einschließlich Umsatzsteuer-Sonderprüfung)Vorhandene BetriebeDie Zahl der vorhandenen Betriebe wurde auf den 1. Januar 2016 neu ermittelt:

Vorhandene UnternehmerEntwicklung der Anzahl der Unterneh-mer/Umsatzsteuer-Signale (Stichtag 01.01.) in den letzten 10 Jahren (siehe nebenstehende Grafik).

Prüfer/Ist-Besetzung zum Stichtag 01.12.

Betriebe/Stichtag 01.01.2013 01.01.2016 Veränderungen

Großbetriebe 14.513 13.662 -851

Mittelbetriebe 61.541 59.113 -2.428

Kleinbetriebe 86.317 83.401 -2.916

Kleinstbetriebe 424.857 422.395 -2.462

Summe* 587.228 578.571 -8.657

Nicht prüfungswürdige Kleinstbetriebe 131.278 192.529 +61.251

Steuerpflichtige mit bedeutenden Einkünften (bE-Fälle)

1.644 1.665 +21

* Der Rückgang ist durch die bundesweit geltenden geänderten Einordungskriterien begründet.

2016 2017

Betriebsprüfer 1.216 1.174

davon Fachprüfer:

- Kreditinstitute 79 79

- Fonds 5 5

- Versicherungen 6 8

- Auslandsbeziehungen 22 32

- Betriebliche Altersversorgung 16 17

- Land- und Forstwirtschaft 25 23

Umsatzsteuer-Sonderprüfer 159 158

Summe 1.375 1.332

Zahlen gerundet

Jahresbericht 2017 17

Durchgeführte PrüfungenBetriebsprüfungen

Umsatzsteuer-Sonderprüfungen und Umsatzsteuer-Nachschauen (§ 27b UStG)

Prüfungsturnus der Betriebsprüfung(in Jahren)

Prüfungsdichte der Umsatzsteuer-Sonderprüfung(Verhältnis der geprüften Fälle zum Gesamtfallbestand)

Mehrergebnisse (in €)

2016 2017

Großbetriebe 3.341 3.125

Mittelbetriebe 4.553 4.290

Kleinbetriebe 3.021 2.920

Kleinstbetriebe 4.732 4.747

Übrige 685 729

2016 2017

Umsatzsteuer-Sonderprüfungen 8.600 8.287

Umsatzsteuer-Nachschauen 7.498 7.555

davon

- durch Betriebsprüfer/Umsatzsteuer-Sonderprüfer 4.996 5.131

- durch andere Arbeitsbereiche 2.502 2.424

Betriebsgröße 2016 2017

Großbetriebe 4,1 4,4

Mittelbetriebe 13,0 13,8

Kleinbetriebe 27,6 28,6

Kleinstbetriebe 89,3 89,0

Steuerpflichtige mit bedeutenden Einkünften („bE-Fälle“) 6,6 7,0

2016 2017

Umsatzsteuer-Sonderprüfung 1,9 % 1,8 %

2016 2017

Betriebsprüfung 2.231.026.027 1.629.344.961

Umsatzsteuer-Sonderprüfung 146.336.878 83.914.879

Gesamtsumme 2.377.362.905 1.713.259.840

18 Jahresbericht 2017

Steuerfahndung (Steufa)Arbeitsergebnisse der Steuerfahndungsstellen:

2017 Durchschnitt + / - %

Erteilte Aufträge 4.215 4.592 - 377 - 8,2

Vorläufige Mehrsteuern (in Millionen €) 674 423 + 251 + 59,3

Rechtskräftige Geldsanktionen (in Millionen €) 3,7 11,6 - 7,9 - 6,8

Rechtskräftige Freiheitsstrafen (in Jahren) 170 167 + 3 + 1,5

Noch nicht erledigte Aufträge 4.592 4.779 - 187 - 3,9

* Aus den letzten drei Spalten ist die zahlenmäßige Entwicklung der letzten fünf Jahre im Vergleich zum Berichtsjahr ersichtlich

Fünfjahresvergleich*

Vorhandene Steuerfahndungsprüfer/innen2016 2017

Steuerfahndungsprüferinnen und -prüfer (Vollzeitäquivalent) 198,32 199,47

Durchgeführte Steuerfahndungsprüfungen:

Gliederung der vorläufigen steuerlichen Mehrergebnisse:

Umsatzsteuer 62.021.802 €Einkommensteuer 73.277.105 €Körperschaftsteuer 324.564.870 €Lohnsteuer 10.415.499 €Gewerbesteuer 31.736.130 €sonstige Steuern 45.238.088 €Zinsen gemäß § 233a Ababenordnung 126.674.654 €

Summe 673.928.149 €

Lohnsteuer (LSt)-AußenprüfungErgebnisseDie Zahl der Lohnsteuer-Außenprüfer betrug 237,0 Vollzeitäquivalente.

Jahr LSt-Außenprüfungen LSt-Nachschaui Umsatzsteuer-Sonderprüfungen Summe

2016 10.586 678 540 11.804

2017 10.115 689 604 12.052

0 500 1.000 1.500 2.000 2.500

2017

2016

Strafverfahren

Steuerermittlungsverfahren

Amts- und Rechtshilfeersuchen589

544

2.006

2.231

1.738

1.448

1. Teil: Steuerfachliche Aufgabenentwicklung

Jahresbericht 2017 19

Statistische Daten Jahr Prüfereinsatz Prüfungen Ergebnislose Prüfungen Mehrergebnisse

Ist tatsächlich eingesetzt

Anzahl Prüfquote Anzahl Quote Gesamt pro Prüfer und Jahr je Prüfung

2014 228,49 210,67 10.719 5,95% 3.294 30,7% 89.859.128€ 426.550 € 8.383€

2015 225,42 206,07 10.764 5,96% 3.327 30,9% 82.585.931€ 400.776 € 7.672€

2016 231,51 200,90 10.586 5,79% 3.347 31,6% 106.543.215 € 529.908 € 10.065 €

2017 230,60 199,85 10.115 5,45% 3.353 33,1% 100.843.127 € 504.440 € 9.970 €

Land- und Forstwirtschaftliche SachverständigeLandwirtschaft (Amtliche landwirtschaftliche Sachverständige)Neben der gutachterlichen Tätigkeit haben die amtlichen landwirtschaftlichen Sachverständi-gen (ALS) eine Aktualisierung der Bodenschätzung (Nachschätzung) auf rund 3.799 ha landwirt-schaftlicher Nutzfläche durchgeführt. Zur Kaufpreissammlung für landwirtschaftliche Grundstücke wurden ca. 4.500 Datensätze zusammengeführt, ausgewertet und an das Hessische Statistische Landesamt in Wiesbaden weitergeleitet.

ForstwirtschaftGutachterliche Feststellungen und Überprüfungen durch den Forstsachverständigen betrafen:

Tätigkeitsgebiet Umfang

Tarifvergünstigung für Einkünfte aus außerordentlichen Holznutzungen nach § 34b EStG

- anerkannte Schadholzmenge 68.788 m3 im Festmaß

- geprüfte (Forst-) Betriebswerke 16 Fälle

Wertfeststellungen für die Ermittlung von Veräußerungsgewinnen/Bilanzierung der Wirtschaftsgüter Baumbestand

758 ha Waldfläche

Einheitsbewertung des land- und forstwirtschaftlichen Vermögens 1.647 ha Waldfläche

Gutachterliche Arbeiten zur Bedarfsbewertung für Zwecke der Erbschaftsteuer 2.486 ha Waldfläche

20 Jahresbericht 2017

2. Steuerfachliche ArbeitsschwerpunkteZur Erschließung und Sicherung des hessischen Steueraufkommens leitet die OFD Frankfurt die Arbeit in den 35 hessischen Finanzämtern fachaufsichtlich an und unterstützt die Finanz-ämter in ihren steuervollziehenden Aufgaben. Hierzu zählen im Berichtszeitraum die nachfol-gend dargestellten besonderen steuerfachlichen Arbeitsschwerpunkte. Mit organisatorischen Maßnahmen und einer konsequent fortgesetzten Entwicklung der IT-Anwendungen wird eine weitere Effektivierung der Arbeitsprozesse zur Stärkung des Steuervollzugs bewirkt. Die Aus-richtung der Arbeit der Hessischen Steuerverwaltung liegt neben hoher fachlicher Qualität auf einem zeitnahen und bürgerfreundlichen Vollzug.

2.1 Bekämpfung der Steuerhinterziehung 2.1.1 Organisatorischer Abschluss der Umsetzung des Maßnahmenpakets zur Bekämpfung der Steuerkriminalität und der internationalen SteuerfluchtDer mit dem „5-Punkte-Programm der Hessischen Landesregierung zur verstärkten Bekämp-fung der Steuer- und Wirtschaftskriminalität“ in 2013 eingeschlagene Weg wurde mit dem 2016 initiierten „Maßnahmenpaket zur Bekämpfung der Steuerkriminalität und der internatio-nalen Steuerflucht“ auch 2017 konsequent fortgeführt und abgeschlossen. Mit seinen beiden Schwerpunkten „Sicherheitspaket für den Bereich der Steuerfahndung“ und „Qualitätsoffensi-ve zur Kompetenzsteigerung des Innen- und Außendienstes im Bereich der Auslandssachver-halte“ trägt das Maßnahmenpaket den gestiegenen Anforderungen in diesen Bereichen nach-haltig Rechnung. Die organisatorische Umsetzung der darin enthaltenen zusätzlichen Stellen erfolgte insgesamt in zwei Teilschritten: Zunächst erfolgte 2016 die Einrichtung von 50 zusätz-lichen Dienstposten in den Arbeitsbereichen Steuerfahndung (Schwerpunkt Steueraufsicht, IT-Fahndung) sowie Ausbau der Auslandsfachprüfung und der Sachbearbeiter Qualitätsma-nagement, der Stärkung im Investmentfondsbereich sowie eines vorgreifenden Personalauf-baus für internationalen Datenaustausch. Im Berichtszeitraum erfolgte die Einrichtung weiterer 65 zusätzlichen Dienstposten in den genannten Arbeitsbereichen sowie zusätzlich die Bildung einer Eingreifreserve mit 15 Dienstposten im Bereich der Steuerfahndung, die für die Bildung ämterübergreifender Ermittlungsgruppen zur Verfügung steht. 2.1.2 Einsatz von Ermittlungsgruppen Wie in den vorangegangenen Jahren gehörte die Bekämpfung des organisierten Steuerbetrugs auch 2017 zu den Schwerpunkten. In Hessen hat sich die zu diesem Zweck eingeführte Orga-nisationsform der Ermittlungsgruppen nachhaltig bewährt. Alle 2017 bestehenden fünf Ermitt-lungsgruppen befassten sich mit der Verfolgung unberechtigt in Anspruch genommener Kapi-talertragsteuer-Erstattungen bei Leerverkaufsgeschäften über den Dividendenstichtag hinaus (sog. Cum-/Ex-Trades). Diese Ermittlungsgruppen wurden neben Steuerfahndern ergänzend mit Betriebsprüfern personell besetzt. Die in den Ermittlungsgruppen eingesetzten Betriebsprüfer weisen ein hohes Maß an Prüfungserfahrungen im Bereich von missbräuchlichen Cum/Ex-Ge-staltungen auf und verfügen über sehr vertiefte finanzmarktspezifische Kenntnisse, was zu Syn-ergieeffekten in Bezug auf die Bündelung von Know-how in diesen Ermittlungsgruppen führt. Den Betriebsprüfern obliegt hierbei schwerpunktmäßig die steuerrechtliche Bearbeitung (Sach-verhaltsermittlung, steuerrechtliche Würdigung und Auswertung) der Ermittlungsergebnisse. Aktuell wirken weiterhin acht Betriebsprüfer in den eingerichteten fünf Ermittlungsgruppen mit.

Die sehr gute Vorarbeit der Betriebsprüfung sowie das entsprechende Know-how der Betriebs-prüfer haben nicht zuletzt dazu beigetragen, dass diese missbräuchlichen Cum/Ex-Fallgestaltun-

1. Teil: Steuerfachliche Aufgabenentwicklung

Jahresbericht 2017 21

gen auch in steuerstrafrechtlicher Hinsicht zügig vorangetrieben werden können. Die bundes-weite Vorreiterrolle Hessens bei der Aufklärung von missbräuchlichen Cum/Ex-Fallgestaltungen konnte auch 2017 weiter ausgebaut werden. So wurde vor dem Hessischen Finanzgericht ein weiteres, bundesweit richtungsweisendes Urteil im Hinblick auf die steuerrechtliche Würdi-gung von Cum/Ex-Fallgestaltungen erstritten (vgl. Urteil des Hessischen Finanzgerichts vom 10.03.2017, Az.: 4 K 077/14), das die bisherige Verwaltungsauffassung vollumfänglich bestätigt.

Zehn dieser sehr komplexen Fallgestaltungen wurden zwischenzeitlich bestandskräftig abge-schlossen. Durch Rückforderung der missbräuchlich in Anrechnung gebrachten Kapitalertrag-steuer konnten bislang 770 Mio. € realisiert werden. In weiteren Prüfungsfällen dauern die um-fangreichen Sachverhaltsermittlungen noch an.

Zu den Arbeitsfortschritten der einzelnen Ermittlungsgruppen kann Folgendes berichtet werden:Die am längsten laufende Ermittlungsgruppe zur Verfolgung unberechtigt in Anspruch ge-

nommener Kapitalertragsteuer-Erstattungen bei Leerverkaufsgeschäften konnte 2017 neben finalen Auswertetätigkeiten die Fertigung der strafrechtlichen Ermittlungsberichte abschlie-ßen. Diese wurden der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main zugeleitet. Auf Grund-lage dieser Berichte konnte die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main eine Anklage-schrift fertigen.

Zwei weitere Ermittlungsgruppen befinden sich nach wie vor in der offenen Ermittlungs-phase. Kern der Tätigkeit war die forensische Auswertung von elektronischen Beweismit-teln (E-Mails, Chat-Protokolle etc.), die Sichtung sonstiger Beweismittel, die Durchführung strafprozessualer Maßnahmen, Vernehmungen von Verfahrensbeteiligten und die struktu-rierte Aufarbeitung der betroffenen Wertpapiertransaktionen. Bei einer der beiden Ermitt-lungsgruppen sind die Ermittlungen bereits so weit voran geschritten, dass damit begonnen wurde, die steuerlichen und strafrechtlichen Ermittlungsberichte zu fertigen. Ein Verfahrens-abschluss auf steuerlicher, sowie auf strafrechtlicher Ebene wird in Absprache mit dem zu-ständigen Finanzamt und der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main für das erste Halb-jahr 2018 erwartet.

Eine weitere Ermittlungsgruppe befindet sich ebenfalls in der Endphase der Ermittlungen und wird voraussichtlich im ersten Halbjahr 2018 die steuerrechtlichen und steuerstrafrecht-lichen Ermittlungsberichte finalisieren und der Generalstaatsanwaltschaft zuleiten können.

Die jüngst eingerichtete Ermittlungsgruppe, die sich mit der Verfolgung unberechtigt in An-spruch genommener Kapitalertragsteuer-Erstattungen bei Leerverkaufsgeschäften über den Dividendenstichtag hinaus beschäftigt, hat nach umfangreichen Vorarbeiten im letzten Quar-tal 2017 unter Federführung der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main strafprozes-suale Durchsuchungsmaßnahmen durchgeführt. Dabei wurden umfangreiche Beweismittel sichergestellt, die derzeit ausgewertet werden.

Insgesamt hat sich der Einsatz von Ermittlungsgruppen in der Hessischen Steuerverwaltung, auch im Bereich umfangreicher Umsatzsteuerbetrugsfälle, als sehr erfolgreich bewährt. Seit 2010 er-zielten Ermittlungsgruppen vorläufige steuerliche Mehrergebnisse in Höhe von 1.801.583.287 € (davon bestandskräftig 1.010.769.851 €). Auf Basis ihrer Arbeit wurden rechtskräftige Freiheits-strafen von 97 Jahren und 3 Monaten verhängt.

2.1.3 Einrichtung einer Steueraufsichtsstelle beim Finanzamt Wetzlar Mit dem von der Hessischen Landesregierung verabschiedeten Maßnahmenpaket zur Bekämp-fung der Steuerkriminalität und der internationalen Steuerflucht ist als wesentlicher Bestandteil auch die Stärkung der Steueraufsicht in Hessen verbunden.

22 Jahresbericht 2017

Bisher war die Steueraufsicht des Landes Hessen in die Zentralstelle zur Bekämpfung der Steuer-kriminalität (ZBS) bei der OFD Frankfurt integriert. Aufgrund einer signifikanten Zunahme von steueraufsichtsrelevanten Vorgängen, die bei der ZBS in der OFD Frankfurt eingingen, wurde der Arbeitsbereich Steueraufsicht im Berichtsjahr neu strukturiert. Hierzu wurde neben der auch weiterhin bestehenden Zentralstelle für die Steueraufsicht in Hessen, die bei der OFD Frankfurt angesiedelt bleibt, beim Finanzamt Wetzlar eine operativ tätige Steueraufsichtsstelle eingerich-tet, die zentral für alle anderen Steuerfahndungsstellen in Hessen den Bereich Steueraufsicht in Abstimmung mit der OFD Frankfurt bearbeitet. Der Aufgabenbereich erstreckt sich auf die Sichtung, rechtliche Prüfung und Aufarbeitung sowohl des eingegangenen Datenmaterials als auch der zugrunde liegenden Sammelauskunftsersuchen, die von anderen Ländern dem Land Hessen zur Verfügung gestellt werden. Darüber hinaus in der Weiterleitung von qualifiziertem Kontrollmaterial an die Prüf- oder Innendienste der Hessischen Steuerverwaltung.

Die hierzu erforderliche Änderung der Verordnung über die Zuständigkeiten der hessischen Fi-nanzämter (ZustVOFÄ) ist mit Wirkung ab dem 01.01.2018 in Kraft getreten. Weiterhin wurden die personellen und technischen Voraussetzungen für die Aufnahme des operativen Geschäfts weit-gehend umgesetzt. Die Aufnahme der operativen Tätigkeit durch die Steueraufsichtsstelle beim Finanzamt Wetzlar (StAufS Wetzlar) erfolgte im Laufe des ersten Quartals 2018.

2.1.4 Ankauf und Auswertung der sogenannten Panama-PapersDas Bundeskriminalamt (BKA) verfügt seit 2017 über Daten aus dem Gesamtbestand der sog. „Panama Papers“. Die Daten wurden als Beweismittel durch das BKA in Verwahrung genommen und werden durch eine zu diesem Zweck gegründete „Besondere Aufbauorganisation“ (BAO) einer Sichtung zugeführt. Die Finanzverwaltung Hessen unterstützt zu diesem Zweck das BKA im Wege der Amtshilfe.

Im Rahmen einer vertrauensvollen und engen Zusammenarbeit fördern hessische Steuerfahn-der die Sichtungsarbeiten, die vorrangig zum Ziel haben, inländische wirtschaftlich berechtig-te Personen von Offshore-Firmen zu identifizieren.

Die Zentralstelle zur Bekämpfung der Steuerkriminalität (ZBS) der OFD Frankfurt übernimmt in Abstimmung mit dem BKA seit Ende 2017 die Verteilung der als inländisch identifizierten Fälle an die zuständigen Steuerfahndungsstellen im Bundesgebiet. Weiterhin beantwortet sie vor-rangig Anfragen sowohl von in- als auch von ausländischen Finanzverwaltungen und exportiert gerichtsverwertbar die entsprechenden Dokumente, um laufende steuerliche oder steuerstraf-rechtliche Ermittlungsverfahren zu unterstützen.

Im Zuge dessen wurden 2017 insgesamt 45 Anfragen von inländischen Finanzverwaltungen be-antwortet und Dokumente zu 416 Offshore-Gesellschaften exportiert und übergeben. Zusätz-lich wurden Dokumente zu 31 Offshore-Firmen an insgesamt 6 inländische Finanzverwaltungs-behörden auf Grund eigener Identifizierungen übergeben.

2.1.5 Koordinierungsstelle Umsatzsteuer – Bekämpfung des UmsatzsteuerbetrugesIm Bereich der „Gegenseitigen Amtshilfe“ und der „Verwaltungszusammenarbeit“ mit den an-deren EU-Mitgliedstaaten hatte Hessen über 270 Auskunftsersuchen, die im Zusammenhang mit möglichem Umsatzsteuerbetrug standen, zu bearbeiten. Diesbezüglich obliegt der OFD Frankfurt mit ihrer „Koordinierungsstelle Umsatzsteuer“ zentral die Koordinierung, Überwachung und fachliche Begleitung der Bearbeitung.

1. Teil: Steuerfachliche Aufgabenentwicklung

Jahresbericht 2017 23

Seit sechs Jahren betreiben die EU-Mitgliedstaaten darüber hinaus EURO-FISC, ein Frühwarn-system, mit dem sie sich gegenseitig über (betrugs-)verdächtige Unternehmen und deren Ab-nehmer informieren, um Betrügereien frühzeitig aufzudecken. Zu den Firmen, die Hessen in EUROFISC unter besonderem Blick hatte, gingen im Jahr 2017 ca. 390 Mitteilungen aus ande-ren Mitgliedstaaten ein. Auf diese Weise konnten über 60 sog. „Missing Trader“ EU-weit ent-tarnt werden.

Bedingt durch die Verabschiedung des sog. „Digital Package“ und anderer Vorschriften zur Re-form der Mehrwertsteuer auf EU-Ebene ist zu erwarten, dass diese Zahlen in den kommenden Jahren (noch) deutlich höher ausfallen werden.

Die damit verbundene Verlagerung des Leistungsortes in das Bestimmungsland macht zur Durchführung des Besteuerungsverfahrens im Inland einen noch umfassenderen Informations-austausch mit dem Ausland erforderlich, als es bereits bisher der Fall ist. Da die Neuregelungen vorsehen, dass Prüfer aus dem EU-Ausland künftig Prüfungsrechte im Inland innehaben werden (und umgekehrt), werden Prüfungen künftig einen deutlich höheren Vorbereitungs- und Koor-dinationsaufwand mit sich bringen.

Im Rahmen der Bearbeitung der aktuellen Einzelfälle hatte die OFD Frankfurt in Hessen über 80 Kettenprüfungen zu koordinieren. Insgesamt wurden über 1.400 neue Firmen gemeldet, bei denen sich Hinweise auf Umsatzsteuerbetrügereien ergeben haben. Davon werden über 300 Firmen steuerlich in Hessen geführt.

Ein besonderes Augenmerk richtet die OFD Frankfurt im Bereich der Umsatzsteuer auf soge-nannte Risikobranchen, also Branchen, die aktuell bei Umsatzsteuerbetrügereien besonders auffällig sind. In diesem Zusammenhang sind auch 2017 bei verschiedenen Dienstleistungen, insbesondere im Bereich des Personen- und Gebäudeschutzes (Stichwort: Security), weiterhin betrügerische Rechnungsketten festzustellen. Die Akteure schädigen die Allgemeinheit in die-sen Fällen in besonderem Maße, da sie neben Steuerbetrug in der Regel auch andere Delik-te (z.B. Schwarzarbeit, illegale Beschäftigung, Sozialversicherungsbetrug, Umgehung des Min-destlohns) begehen.

In ca. 110 Betrugsfällen werden gerichtliche und außergerichtliche Rechtsbehelfe geführt. Un-ter dem Gesichtspunkt der Einheitlichkeit und Gleichmäßigkeit der Besteuerung werden in Hes-sen sämtliche aus dem Bereich des Umsatzsteuerbetrugs herrührenden Rechtsbehelfsverfahren (sowohl außergerichtliche als auch gerichtliche) vom Umsatzsteuerreferat fachlich eng beglei-tet. Der Streitwert dieser Verfahren beläuft sich auf ca. 800 Mio. €. In 91% der im Jahr 2017 vor den Finanzgerichten abgeschlossenen Verfahren hat dabei das Finanzamt obsiegt.

2.2 Internationales Steuerrecht2.2.1 Internationaler InformationsaustauschDie dynamische Entwicklung beim globalen automatischen Informationsaustausch zur Schaf-fung einer internationalen Steuertransparenz setzte sich auch 2017 fort. Exemplarisch ist hier-bei der am 30.09.2017 erfolgte Start beim ersten automatischen Informationsaustausch über Fi-nanzkonten nach dem gemeinsamen Meldestandard (CRS) der OECD zu nennen. Entsprechend erhielt Deutschland erstmals zu diesem Datum Finanzkonteninformationen aus 49 Staaten und meldete im Gegenzug an diese Staaten die vereinbarten Informationen. Bei der Auswertung

24 Jahresbericht 2017

der Daten werden die Finanzämter zukünftig durch die 2017 hessenweit fest eingerichteten Dienstposten Sachbearbeiter Qualitätsmanagement unterstützt.

Ebenfalls 2017 fiel der Startschuss für den EU-weiten automatischen Austausch von Informati-onen über verbindliche Auskünfte mit grenzüberschreitender Wirkung (sog. Tax Rulings). Die bereits im Rahmen des BEPS-Aktionsplans der OECD vereinbarte Informationspflicht soll die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten verbessern und missbräuchliche Steuergestal-tungen erschweren. Der automatische Informationsaustausch wird dabei erstmals über ein von der EU-Kommission eingerichtetes Zentralverzeichnis abgewickelt. Für Eingaben in diese Da-tenbank ist für Hessen der Steuerfachbereich der OFD Frankfurt zuständig. Die zum Teil sehr komplexen Informationen ausländischer Staaten werden mit Unterstützung durch die Koordi-nierungsstelle für den Einsatz der Fachprüfer für Auslandsbeziehungen (KoFA) der OFD Frank-furt mehrheitlich von der Auslandsfachprüfung ausgewertet.

2.2.2 Internationale Streitbeilegungsverfahren (Verständigungs- und Schiedsverfahren, Vorabverständigungsverfahren)

Die internationale Entwicklung im Bereich der Verständigungsverfah-ren und Verrechnungspreiszusagen (sog. Advance Pricing Agreements – APA) spiegelt sich auch im kontinuierlichen Anstieg von Verfahren zur Bereinigung und Vermeidung von internationalen Besteuerungskonflik-ten in Hessen wider. In Verständigungsverfahren mit Verrechnungsprei-sen als Streitgegenstand sowie in APA-Verfahren sind regelmäßig Fach-prüfer für Auslandsbeziehungen eingebunden. Aber auch alle anderen Arten von Verständigungsverfahren, die nicht die Beziehungen multi-nationaler Unternehmen betreffen, verzeichnen aufgrund der mobilen Arbeitswelt einen stetigen Anstieg. Diese Verfahren behandeln vorwie-gend Fragen der Ansässigkeit natürlicher Personen, des Besteuerungs-rechts für Einkommen aus unselbständiger Tätigkeit, der Abgrenzung zwischen selbständiger und unselbständiger Tätigkeit, Rentenbezügen und der Einkünfte aus Tätigkeiten im öffentlichen Dienst. Die Vor-Ort-Be-gleitung dieser Verfahren ist ein Arbeitsschwerpunkt der Sachbearbei-ter Qualitätsmanagement.

Alle genannten Verfahrensarten betreffen in der Regel gewichtige Fäl-le, laufen oftmals über mehrere Jahre und bedürfen regelmäßig intensi-ver Verhandlungen mit den beteiligten Staaten. Eine Übersicht der an-hängigen hessischen Fälle ergibt sich aus der nebenstehenden Grafik.

2.2.3 Weitere Stärkung und Ausbau der Auslandsfachprüfung, Joint Audits-Koordinierungsstelle für den Einsatz der Fachprüfer für Auslandsbeziehungen Im Jahr 2017 wurde der begonnene Prozess der Stärkung und des Ausbaus der Auslandsfach-prüfung durch entsprechende Personalzuführungen weiter fortgesetzt. So wurde der Kreis der reinen Auslandsfachprüferstellen in Entsprechung des Maßnahmenpakets zur Bekämpfung der internationalen Steuerflucht um weitere sieben Stellen auf die Zielmarke von 37 Dienst-posten erhöht.

Neben dem bisherigen und weiter steigenden Aufgabenspektrum der Fachprüfung ist auch in Hessen eine Zunahme von grenzüberschreitenden, multilateralen Betriebsprüfungen zu ver-zeichnen. Diese koordinierten (gleichzeitigen oder gemeinsamen) Betriebsprüfungen mehre-

1. Teil: Steuerfachliche Aufgabenentwicklung

Anhängige hessische zwischenstaatliche Verfahren zum 31.12.2017

Zwischenstaatliche Streitbeilegungs- bzw. Vermeidungsverfahren: offene hessische Fälle zum 31.12.2017.

77 %47 %

46 %

Verständigungsverfahren nach DBA

Verständigungsverfahren nach der EU-Schiedskovention

APA-Anträge

Jahresbericht 2017 25

rer Staaten – auch als „Joint Audits“ bezeichnet – werden international gerade im Bereich glo-bal agierender Konzerne als geeignetes Instrument angesehen, um Sachverhalte frühzeitig unter Einbeziehung der betroffenen Staaten einheitlich zu ermitteln und Streitpunkte bereits vorab aus dem Weg zu räumen. Sie stellen gleichzeitig die intensivste Form der Zusammenar-beit und des Informationsaustauschs mit anderen Staaten dar. Damit soll zum einen der Anzahl der Verständigungsverfahren entgegengewirkt werden, zum anderen dienen diese Prüfungen aber auch der Rechtssicherheit der betroffenen Unternehmen sowie Steuerverwaltungen. Je-doch auch Steuervermeidungsstrategien oder gänzlich unbesteuerten Einkünften kann durch gemeinsame Maßnahmen mehrerer Staaten besser und „schlagkräftiger“ begegnet werden. Dabei dient die Koordinierungsstelle für den Einsatz der Fachprüfer für Auslandsbeziehungen (kurz: KoFA) als Bindeglied zwischen dem Bundeszentralamt für Steuern und den Finanzämtern und koordinierte 2017 zum Beispiel auch Besprechungstermine in Form von Telefon- und Vi-deokonferenzen mit den beteiligten anderen Staaten. Vor allem werden jedoch Prüfungshand-lungen im Rahmen einer gemeinsamen Betriebsprüfung vor Ort angestrebt. Die zielgerichtete und effektive Zusammenarbeit mit den ausländischen Kolleginnen und Kollegen der anderen Steuerverwaltungen stellt dabei auch durch rechtliche, kulturelle und sprachliche Unterschie-de eine weitere interessante Herausforderung insbesondere für die Auslandsfachprüfer dar.

Im Berichtszeitraum waren insgesamt 10 Joint Audits Verfahren anhängig, wovon fünf zum Ende des Berichtszeitraumes abgeschlossen werden konnten.

2.3 Effektivierung des Steuervollzuges 2.3.1 Fachorganisationsmaßnahmen 2.3.1.1 Strukturmaßnahmen Steuerverwaltung2.3.1.1.1 AusgangslageMit dem Projekt „Strukturmaßnahmen Steuerverwaltung“ werden vor dem Hintergrund ar-beitsweltlicher und gesellschaftlicher Herausforderungen – insbesondere sind hier demografi-sche Veränderungen und eine rasant zunehmend Digitalisierung zu nennen – zukunftsträchtige Strukturen zur Stärkung der hessischen Steuerverwaltung geschaffen. Die Ansiedlung von Ver-waltungsaufgaben im ländlichen Raum stärkt diese Regionen, ermöglicht kurzfristig den hei-matnahen Einsatz von Bestandspersonal, eröffnet den betroffenen Finanzämtern im Hinblick auf die Stärkung der Fachlichkeit sowie der Personalentwicklung weitere Perspektiven und er-schließt somit neue Ressourcen im Wettbewerb um qualifizierte Nachwuchskräfte. Hierbei gilt es auch Arbeit zu den Menschen und in die Heimat zu bringen. Eine in diesem Sinne struktur- optimierte Steuerverwaltung bewirkt eine weitere Effektivierung der Arbeitsprozesse zur Stär-kung des Steuervollzugs auf einem fachlich hohen Niveau und einem zeitnahen und bürger-freundlichen Service.

2.3.1.1.2 Strukturmaßnahmen Steuerverwaltung - erster Teil Konzeptionell erarbeitet und zum Jahresbeginn 2018 umgesetzt wurden die nachfolgend dar-gestellten Teilprojekte.Übertragung von Körperschaftzuständigkeiten – Pilotprojekt Bensheim Als Ergebnis einer intensiven Analyse der bisherigen Strukturoptimierungsmaßnahmen, der

bestehenden Aufbauorganisation und der aktuellen Zuständigkeitsregelungen fiel Anfang Januar 2017 die Entscheidung, eine der größten Körperschaftsteuerzentralstellen in Hes-sen im Finanzamt Darmstadt zu Gunsten einer neuen Körperschaftsteuerstelle im Finanzamt Bensheim zu entlasten. Durch die vollständige Übertragung der Körperschaftsteuer-Festset-zungs- und Erhebungsaufgaben von Körperschaften, die im originären Zuständigkeitsbereich des Finanzamtes Bensheim ansässig sind, ging auch die entsprechende Betriebsprüfungs-

26 Jahresbericht 2017

zuständigkeit über. Dies bedeutet neben transparenteren Zuständigkeiten für die betroffe-nen Steuerpflichtigen die Verlagerung von über 30 Dienstposten von Darmstadt nach Bens-heim.

Alle Dienstposten im Arbeitsbereich Betriebsprüfung konnten durch entsprechend qualifi-ziertes Personal des Finanzamtes Darmstadt besetzt werden, sodass damit diesen Beschäf-tigten ein deutlich heimatnäherer Einsatz ermöglicht werden konnte. Im Arbeitsbereich Kör-perschaftsteuer gelang die Besetzung der Dienstposten durch eine nachhaltige Verzahnung der Versetzung von bisher in Darmstadt eingesetztem Personal einerseits mit anderweitig bestehenden Versetzungswünschen an das Finanzamt Bensheim sowie amtsinterne Umset-zungen andererseits. Im Ergebnis konnten so alle bestehenden Versetzungswünsche an das Finanzamt Bensheim umgesetzt werden. Die Vorbereitung, Planung und Umsetzung des Pro-jektes erfolgte durch eine zentrale bei der OFD Frankfurt angesiedelte Projektarbeitsgrup-pe, in der neben den betroffenen Fachbereichen auch die Stufenpersonalvertretungen so-wie die Hessische Zentrale für Datenverarbeitung (HZD) vertreten waren. Ergänzend dazu kümmerte sich ein 15-köpfiger Aufbaustab, der hauptsächlich aus Vertretern beider Finanz-ämter bestand, vor Ort um alle Fragen rund um die tatsächliche Fallabgabe sowie der Un-terbringung und organisierte die Hospitation von Beschäftigten in einem für sie neuen Ar-beitsbereich.

Zentralisierung der Grunderwerbsteuerbearbeitung – Hessische Zentralstelle für Grunder-werbsteuer im Finanzamt Alsfeld-Lauterbach

Als Ergebnis einer intensiven Analyse der aktuellen personellen Gegebenheiten, von Rück-versetzungswünschen und des fachlichen Anspruchs an eine auch weiterhin nachhaltige und vor allem zukunftsfähige Ausgestaltung der Grunderwerbsteuerfestsetzung fiel Anfang 2017 die Entscheidung zur Zentralisierung aller hessischen Grunderwerbsteuerfälle ab dem 01.01.2018 in Lauterbach als wesentlicher Bestandteil des Finanzamtes Alsfeld-Lauterbach. Bei diesem Projekt betrat die Hessische Finanzverwaltung technisches Neuland: In den letz-ten Jahrzehnten erfolgte keine vollständige Restrukturierung oder Neuorganisation einer Einzelsteuer. Insoweit war die Tätigkeit der mit dieser Aufgabe betrauten zentralen bei der OFD Frankfurt angesiedelten Projektarbeitsgruppe neben fachspezifischen Fragestellungen insbesondere mit der Lösung von automationstechnischen Herausforderungen beschäftigt.

Dies gelang in besonderer Weise nur durch die enge und stets lösungsorientierte Zusammen-arbeit zwischen den betroffenen Fachbereichen, der Stufenpersonalvertretungen sowie der HZD. Eine besondere Rolle nahm auch hier der beim aufnehmenden Finanzamt Alsfeld-Lau-terbach gegründete Aufbaustab ein, der sich um alle auftretenden Fragen der Organisati-on und Unterbringung vor Ort kümmerte. Die Besetzung der in Lauterbach neu geschaffe-nen Dienstposten gestaltete sich problemlos, da auch hier bestehende Versetzungswünsche dergestalt umgesetzt werden konnten, dass einerseits der Gedanke des heimatnahen Ein-satzes konsequent fortgeführt wurde, andererseits die anerkannten Regularien gewahrt blie-ben. Darüber hinaus konnten Neueinstellungen von insgesamt sieben örtlichen Bewerberin-nen und Bewerbern realisiert werden. Im Ergebnis arbeiten damit bereits rund 40 Personen vor Ort; weitere werden folgen. Durch die Zentralisierung ergibt sich nunmehr eine größe-re Einheit, die neue Möglichkeiten zur Bündelung von Fachwissen schafft und die Grundla-ge für die Zuweisung höherwertiger Stellen legt.

Damit ist in diesem Bereich der Festsetzung einer Landessteuer eine schlagkräftige Einheit entstanden, die unter Nutzung der Möglichkeiten in einer zunehmend digitalen Welt auch

1. Teil: Steuerfachliche Aufgabenentwicklung

Jahresbericht 2017 27

fachlich – insbesondere vor dem Hintergrund der besonderen Herausforderungen bei Grun-derwerbsteuerfällen mit gesellschaftsrechtlicher Relevanz – überaus anspruchsvolle Tätigkei-ten wahrnimmt.

Zentralisierung der land- und forstwirtschaftlichen Betriebsprüfung Die land- und forstwirtschaftliche Betriebsprüfung wurde im Januar 2018 in vier kleinere,

ländliche Finanzämter verlagert. Bis dahin hatten sich die 25 hessischen Fachprüferinnen und Fachprüfer in den großen städtischen Finanzämtern Kassel II-Hofgeismar, Gießen, Wies-baden I und Darmstadt befunden.

Die große Mehrzahl der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe sitzt allerdings auf dem Land und nicht in den großen Städten. Im Zuge der ersten Arbeitsverlagerungen des Finanz-ressorts hin aufs Land und zu den Menschen bot es sich daher als erstes an, die land- und forstwirtschaftliche Betriebsprüfung umzusiedeln. Sie befindet sich nun in den Finanzämtern Schwalm-Eder, Limburg-Weilburg, Nidda und Michelstadt. Die damit in diesen Ämtern an-gekommenen höherwertigeren Prüferstellen haben inhaltlich herausfordernde und hoch-wertige Dienstposten in die ländlichen Regionen gebracht.

Im Rahmen einer Arbeitsgruppe an der OFD Frankfurt unter Beteiligung der Fach-, Orga-nisations- und Personalreferate, der Finanzämter und der Personalvertretungen wurde die Verlagerung in wenigen Monaten geplant und durchgeführt. Dabei hat sich auch bestätigt: Die Bündelung der land- und forstwirtschaftlichen Betriebsprüfung an vier Standorten hat sich ebenso bewährt wie die Ausformung als Fachprüfung. Für Einkünfte aus der Land- und Forstwirtschaft gibt es nämlich nicht nur eine spezielle Gewinnermittlungsvorschrift; das The-ma ist insgesamt durch zahlreiche rechtliche und tatsächliche Besonderheiten geprägt, die beispielsweise durch vielfältige Pauschalierungsvorschriften zum Ausdruck kommen. Im Ein-zelfall geht es auch um Fragestellungen im Zusammenhang mit einer Betriebsaufgabe oder einer Gewinnerzielungsabsicht. Dazu geht der Trend in der Land- und Forstwirtschaft stark hin zur Zusammenführung immer größerer Betriebe mit komplexen Betriebsstrukturen und Sonderkulturen, während traditionellere, kleinere Betriebe aufgeben.

Noch im vergangenen Jahr wurden die künftigen Sachgebietsleiterinnen und Sachgbietslei-

ter der land- und forstwirtschaftlichen Betriebsprüfung aus den neuen Ämtern mit den steu-erfachlichen Besonderheiten der Land- und Forstwirtschaft samt Spezialitäten in Prüfungs-technik und Prüfungsorganisation vertraut gemacht. In den aufnehmenden Ämtern standen die Räumlichkeiten und alle notwendigen Ausstattungen für die ankommenden Prüferinnen und Prüfer bereit, so dass die Arbeit trotz Standortwechsel ohne Unterbrechungen weiter-laufen konnte.

Der Neuanfang soll der Besteuerung der Land- und Forstwirtschaft auch insgesamt zu einer besseren inhaltlichen und organisatorischen Aufstellung verhelfen. Die Gruppe wird sich in gemeinsamen Tagungen stärker mit den 17 amtlich landwirtschaftlichen Sachverständigen verzahnen und auch die Innendienste der hessischen Finanzämter werden stärker einge-bunden.

Vereinheitlichung der Steuernummernkreise in Finanzämtern mit Verwaltungsstellen 2017 wurde das Konzeptpapier zur Strukturmaßnahme Vereinheitlichung Steuernummern-

kreise in Finanzämtern mit Verwaltungsstellen fertig gestellt. Das entwickelte Konzept sieht eine Umsetzung in einem zweistufigen Maßnahmenpaket vor.

28 Jahresbericht 2017

In der ersten Stufe wird die Datenhaltung der Finanzämter von Haupt- /und Nebenstelle auf zentralen Servern zusammengeführt (sog. Ein-Server-Lösung). Mit diesen Umstellungsarbei-ten soll im zweiten Halbjahr 2018 begonnen werden. Die Finanzämter erhalten infolgedes-sen eine wesentlich bessere organisatorische Flexibilität hinsichtlich bedarfsbezogener Fall-verlagerungen.

In Stufe zwei sollen durch Einsatz des noch in Entwicklung befindlichen KONSENS-Produk-tes GeCo – Massenfallabgabe die Steuernummernbereiche der Nebenstellen in den Steuer-nummernbereich der Hauptstelle integriert werden. Diese Umsetzung ist im Zeitraum 2019 bis 2020 geplant, sofern mit dem KONSENS-Verfahren GeCo die technischen Voraussetzun-gen vorliegen.

Im Herbst 2017 wurde mit konkreten technischen Analysearbeiten zum Aufbau der neuen Infrastruktur einschließlich der dazu notwendigen Untersuchungen zur Datenmigration in Zusammenarbeit mit der HZD begonnen. Diese Ermittlungen ergeben einen Umfang der umzustellenden Steuernummern (aktive und inaktive Konten) von rund 610.000 Steuernum-mern. Die Analysen haben weiterhin ergeben, dass die Serververeinheitlichung bereits zu erheblichen Qualitätsverbesserungen bei den anfallenden, verwaltungsstellenübergreifen-den Arbeiten und den Supportleistungen führt.

2.3.1.1.3 Fortsetzung der Strukturmaßnahmen Steuerverwaltung Parallel zu der Konzeptions- und Umsetzungsphase des ersten Teils der Strukturmaßnahmen wurde der Strukturoptimierungsprozess mit weiteren Überlegungen fortgesetzt. Der Startschuss hierzu fiel im Februar 2018. Im Laufe des ersten Quartals 2018 wurden die entsprechenden ar-beitsorganisatorischen Rahmenbedingungen festgelegt und anschließend mit der Umsetzungs-konzeption begonnen.

Die Teilprojekte sehen folgende weitere Strukturmaßnahmen vor: Weitere Übertragung von Körperschaftsteuerzuständigkeiten aus Großstadtfinanzämtern

in den ländlichen Raum zu den Finanzämtern Marburg-Biedenkopf (Verwaltungsstelle Bie-denkopf), Gelnhausen und Groß-Gerau,

Neuorganisation der Finanzkassen in Hessen – Regionalisierung an neun statt 28 Finanzäm-tern durch Bildung von Regionalkassen: Neben der bestehen bleibenden Kasse im Finanz-amt Frankfurt am Main IV werden an acht Kassenstandorten in Finanzämtern im ländlichen Raum die Kassenaufgaben zusammengefasst, nämlich in den Finanzämtern Schwalm-Eder, Hersfeld-Rotenburg, Gießen, Limburg-Weilburg, Fulda, Nidda, Dieburg und Michelstadt,

Einrichtung einer zentralen Servicehotline beim Finanzamt Kassel II-Hofgeismar, Festschreibung des Campus Rotenburg als zentrale Ausbildungsstätte,Festschreibung des Fortbildungsstandortes im Forstlichen Bildungszentrum in Weilburg

(Reinharswaldschule in Fuldatal),Arbeiten im Hessen-Büro: Pilotprojekt in Limburg, Einstellung von Betriebswirtinnen und Betriebswirten mit Bachelor-Abschluss in der Betrieb-

sprüfung, Fachprüferinnen und Fachprüfer für Unternehmensbewertung bei Auslandssachverhalten.

1. Teil: Steuerfachliche Aufgabenentwicklung

Jahresbericht 2017 29

2.3.1.2 Projekt „Sachbearbeiter Qualitätsmanagement“Die vor dem Hintergrund des „Maßnahmenpakets der Hessischen Landesregierung zur Be-kämpfung der Steuerkriminalität und der internationalen Steuerflucht“ beschlossene Einrich-tung des Arbeitsgebiets Sachbearbeiter-Qualitätsmanagements (kurz: SB QM) konnte im Be-richtszeitraum nach erfolgreichem Abschluss einer dreijährigen Erprobungsphase hessenweit eingeführt werden. Die SB QM übernehmen die spezialisierte Bearbeitung von komplexen Fäl-len, insbesondere mit Auslandsbezug, steuerliche Vorgänge nach dem Umwandlungsgesetz sowie die Prüfung von Veräußerungen von Anteilen an Kapitalgesellschaften i.S.d. § 17 EStG. Bisher konnten die SB QM über 10.500 Fälle bearbeiten, mit einer steuerlichen Auswirkung von ca. 130 Millionen €.

2.3.1.3 Finish – Papieraufbewahrung im Arbeitnehmerbereich (PiA)Im Rahmen des Projektes Fallbearbeitung im Veranlagungsbereich (Finish) wurde 2017 das Teil-projekt Papieraufbewahrung im Arbeitnehmerbereich (PiA), das den Arbeitnehmerbereich be-trifft, erfolgreich pilotiert und für den Flächeneinsatz vorbereitet.

Das Teilprojekt PiA hatte 2016 die vielfach geäußerte Kritik der Finanzämter an den im Arbeit-nehmerbereich umfangreichen Sortier- und Ablagearbeiten aufgenommen und diese in zwei Projektschritten pilotiert.

Änderung der Ablagesystematik: Da die bisherige Ablage zu umfangreichen Sortierarbeiten im Rahmen der Rücklaufbearbei-

tung führte, wurde das „Eingangsdatum der Steuererklärung“ zum führenden Ablagekrite-rium. Für nicht mit einer Steuererklärung in Zusammenhang stehende Vorgänge erfolgt die Ablage nach dem Eingangsjahr (des Antrags, der Mitteilung etc.) und Steuernummer. Bei-de Merkmale können eindeutig aus der elektronischen Akte nachvollzogen werden. Weiter-hin wurden Erleichterungen bei der Bearbeitung des Rücklaufs umgesetzt. Den Finanzäm-tern wurde zur Umsetzung ein Übergangszeitraum bis 31.12.2018 eingeräumt.

Elektronischer Fallaufgriff: Für eine Pilotierung des elektronischen Fallaufgriffs ohne Rückgriff auf die in Papierform vor-

liegenden Steuererklärungen konnten Ende 2016 die Finanzämter Bensheim, Eschwege-Wit-zenhausen, Friedberg, Fulda, Gelnhausen, Gießen, Hofheim a. Ts., Kassel I, Kassel II-Hofgeis-mar, Limburg-Weilburg, Offenbach am Main I und II sowie Wetzlar gewonnen werden. Die Finanzämter Dieburg, Hanau und Schwalm-Eder haben sich im Laufe des Kalenderjahres 2017 der Bearbeitungsweise ebenfalls angeschlossen. Von diesen Ämtern wurden unter-schiedliche Modelle des Fallaufgriffs und des Umgangs mit den von den Steuerpflichtigen eingereichten Unterlagen und Belegen pilotiert.

2.3.1.4 Einrichtung eines englischsprachigen Bürgerservices in der Hessischen FinanzverwaltungIm Juli 2017 wurde in der Hessischen Finanzverwaltung ein Bürgerservice für englischsprachi-ge Bürgerinnen und Bürger eingerichtet. Unter dem Motto „Service made in Hessen“ wird das bislang bereits bestehende umfangreiche Informations- und Kontaktangebot der Hessischen Steuerverwaltung auf eine weitere Zielgruppe ausgerichtet. Neben einem umfassenden Infor-mationsangebot im Internet besteht seitdem die Möglichkeit Fragen und Anliegen in engli-scher Sprache über eine Service-Hotline oder schriftlich per E-Mail vorzutragen und so Kontakt mit der Hessischen Steuerverwaltung aufzunehmen. Mit Einrichtung der für die Anrufenden kostenfreien Service-Hotline ging eine entsprechende Erweiterung der Telefonanlage einher, so dass für jeden Beschäftigten der Service-Hotline ein spezielles Telefon zur Verfügung steht.

30 Jahresbericht 2017

Die Informationsangebote richten sich in erster Linie an englischsprachige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter internationaler Firmen, die bereits jetzt oder zukünftig im Großraum Rhein-Main le-ben bzw. beruflich tätig werden. Diesen englischsprachigen Mitbürgern soll es erleichtert wer-den, erste Informationen über das deutsche Steuersystem, die deutsche Steuerverwaltung und entsprechende Ansprechpartner zu erhalten.

2.3.1.5 Zusammenschluss Stadt Oberzent: Adressumstellung in den Datenbeständen der SteuerverwaltungNicht nur die Finanzverwaltung entfaltet wirksame Aktivitäten zur Stärkung des ländlichen Rau-mes, sie reagiert auch zeitnah und gut organisiert auf Restrukturierungsmaßnahmen auf Ebe-ne der örtlichen Kommunalverwaltung.

Bereits Ende 2016 war der Entwurf eines Grenzänderungsvertrages zur Gründung der neuen Stadt Oberzent durch Zusammenschluss der vier im Odenwaldkreis gelegenen Kommunen Beerfelden, Hesseneck, Rothenberg und Sensbachtal bekannt. Von der damit einhergehen-den Einführung einer neuen einheitlichen Postleitzahl sowie der beabsichtigten Änderungen bei Straßennamen und Hausnummern waren mehr als 11.000 Steuerkonten betroffen, bei de-nen diese postalischen Änderungen auch in die steuerlichen Grundinformationen übernehmen werden musste. Wegen des Umfangs der Änderungen sowie der betroffenen Konten war eine personelle Änderung damit von vornherein ausgeschlossen.

Im Rahmen einer Projektarbeitsgruppe, bestehend aus verschiedenen Fachreferaten der OFD Frankfurt, der HZD und aus dem betroffenen Finanzamt Michelstadt, wurden Anfang 2017 die näheren Details der Folgerungen für die Steuerverwaltung untersucht. Zudem galt es, insbe-sondere wegen der eigenen Umstrukturierungsmaßnahmen der Steuerverwaltung die durch die HZD zu erledigenden Aufgaben klar zu strukturieren und realistisch zu verzahnen. Beson-dere Herausforderungen ergaben sich insbesondere dadurch, dass – bedingt durch die Ände-rungen bei Straßennamen und Hausnummern – umfangreiche Vorarbeiten erforderlich waren, um entsprechende Umstellungslisten bis auf Ebene von Hausnummern zu erstellen. Als hilfreich erwies sich bei Projektumsetzung die von Hessen als federführendem Land entwickelte Soft-ware zur Unterstützung der Pflege der Grunddaten im Steuerkonto. Hierdurch wurde ermög-licht, dass die maschinelle Einpflege geänderter Daten mit geringem Aufwand erfolgen konnte. Auch war eine enge Abstimmung mit der Deutschen Post AG bis hin zu einer durch sie durch-zuführenden außerplanmäßigen Auftragserledigung erforderlich, da aus technischen Gründen neue Postleitzahlen bislang nur aus Quelldateien der Deutschen Post AG aufgenommen wer-den können. Die automatisierte Adressumstellung in den Grundinformationen der Steuerkon-ten konnte so rechtzeitig erfolgen. Lediglich in geringem Umfang waren personelle Korrektu-ren im Nachgang erforderlich.

2.3.2 IT-Entwicklungen im Fach- und Organisationsbereich 2.3.2.1 Auswirkungen des Gesetzes zur Modernisierung des Besteuerungsverfahrens (BGBl I 2016, S. 1679) auf die Abgabenordnung im Lichte weiterer Digitalisierung des Rechts Die Abgabenordnung (AO) hat mit dem Gesetz zur Modernisierung des Besteuerungsverfah-rens vom 18.07.2016 (BGBl I 2016, S. 1679) die grundlegendste Änderung seit ihrem Inkrafttre-ten im Jahr 1977 erfahren. Das Besteuerungsverfahren soll nach dem Willen des Gesetzesge-bers durch die vorrangig elektronische Durchführung desselben künftig effektiver ausgestaltet werden. Kernstück der Reform ist die Schaffung einer Rechtsgrundlage für die ausschließlich automationsgestützte Steuerfestsetzung, § 155 Absatz 4 der AO, sowie die neue Definition des

1. Teil: Steuerfachliche Aufgabenentwicklung

Jahresbericht 2017 31

Untersuchungsgrundsatzes im Sinne des § 88 AO mit den Grundsätzen der Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit als für das Verwaltungshandeln zusätzliche maßgebliche Prinzipien. Die Gleichmäßigkeit und Gesetzmäßigkeit des Verwaltungshandelns werden weiterhin durch ge-setzlich angeordnete Zufallsauswahl von Steuerfällen sowie die Übermittlung steuererheblicher Daten durch Dritte und den Einsatz von Risikomanagementsystemen gewährleistet.

Im Weiteren wurde die Übermittlung von Daten an die Finanzbehörden durch Dritte sowie de-ren Konsequenzen für den Steuerpflichtigen ausgedehnt und konkretisiert, § 175b AO, und auch eine neue Änderungsmöglichkeit für Schreib- oder Rechenfehler des Steuerpflichtigen geschaffen (§ 173a AO).

Wesentlich in diesem Kontext ist insbesondere die fachliche Begleitung des Ausbaus der elek-tronischen Kommunikation über ELSTER (siehe auch 2.3.2.3). ELSTER bietet nicht mehr nur die Möglichkeit, eine „elektronische Steuererklärung“ zu erstellen und an die Finanzverwaltung zu senden, sondern ist mittlerweile auch ein wichtiges Kommunikationsmedium der Steuerverwal-tung mit den Steuerbürgern. So ist es möglich über den sog. ePosteingang des ELSTER-Por-tals nicht nur Einspruch gegen verschiedene Verwaltungsakte einzulegen, sondern auch freie Anträge und Schreiben zu formulieren, die dann auf sicherem Wege mittels strukturiertem Ein-gangskanal auf kürzestem Wege beim Bearbeiter landen und mittels der Fachverfahren – wie beispielsweise der Datenbank Rechtsbehelfe – weiter bearbeitet werden können. Dergleichen gilt auch für den elektronischen Rechtsverkehr mit der Gerichtsbarkeit.

Ein weiteres Projekt im Rahmen der durch das Modernisierungsgesetz neu geschaffenen Mög-lichkeiten ist die digitale Bereitstellung des Verwaltungsaktes gemäß § 122a AO (DIVA) – eben-falls über ELSTER. Dadurch werden einerseits Medienbrüche vermieden, aber auch Ressour-cen gespart, da der Versand der Verwaltungsakte in Papierform nicht mehr nötig sein wird. Die technische Umsetzung der „digitalen Bereitstellung von Verwaltungsakten“ ist ab dem Veranla-gungszeitraum 2019 geplant. Ungefähr zeitgleich sollen alle Bundesländer mit einem einheitli-chen Verfahren (GINSTER-Master) die Grundinformationsdaten vorhalten, sodass die Bekannt-gabe im Rahmen der GINSTER-Bekanntgabe-Unterstützung (GiBekU) erfolgen kann. In einer zweiten Stufe der DIVA soll eine Beantragung der digitalen Bereitstellung von Verwaltungsak-ten über die Vollmachtsdatenbank (siehe unter 2.3.2.14) möglich werden.

2.3.2.2 Verbesserung der Anwenderfreundlichkeit – Differenzanalyse III Die 2015 begonnene Differenzanalyse III wurde 2017 abgeschlossen. Sie dient der Forcierung der Anwenderfreundlichkeit der eingesetzten Programme. Einige der Verbesserungsvorschläge konnten bereits in den 2017 eingesetzten Programmversionen umgesetzt werden. Beispielswei-se ist die Belegankündigung als Aussteuerungsgrund bei authentifiziert übermittelten Einkom-mensteuererklärungen weggefallen. Diese Neuerung führt vor allem in den die Arbeitnehmer-veranlagung durchführenden Arbeitsbereichen (VTB AN) zu einer Arbeitserleichterung durch eine spürbare Steigerung der Autofallquote des in 2017 bearbeiteten Veranlagungszeitraumes 2016 auf Ø 12,1 % (2016: Ø 6,8 %). Mit dem Programmeinsatz der Schnellerfassungsmaske im FnD-Thema „Beteiligungen“ im Juni 2017 wurde die Erfassung und Auswertung von ESt-4B Mit-teilungen in den Veranlagungsteilbezirken erheblich erleichtert. Die Schnellerfassungsmaske ermöglicht eine zügige und komfortable Übernahme der Werte aus den ESt-4B Mitteilungen in das FnD-Thema „Beteiligungen“. Insbesondere entfällt damit auch die zeitaufwendige recht-liche Würdigung bei der Eingabe der Mitteilungswerte. Weitere Vorschläge aus der Differen-zanalyse III befinden sich derzeit in der Entwicklung und werden in kommenden Programm-versionen umgesetzt.

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Mit Vertretern aus dem für die Programmierung von UNIFA zuständigen Bundesland Bayern so-wie des Fraunhofer-Instituts für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie (FKIE) wurde in Workshops das weitere Vorgehen zur Optimierung des Dialogs besprochen. Im Jahr 2018 sollen die Usability-Untersuchungen der KDialog-Benutzeroberfläche auf über den Arbeit-nehmerbereich hinausgehende Arbeitsbereiche sowie mehrere Finanzämter in verschiedenen Bundesländern ausgeweitet werden. Die Untersuchung soll einen besonderen Fokus auf die Optimierung einer intuitiven Nutzerführung und die optimale Ergonomie des Dialogs legen. 2.3.2.3 Elektronische Kommunikation mit dem Steuerpflichtigen, Beratern (ePosteingang Stufe 1a) Die elektronische Kommunikation der Steuerpflichtigen und Berater, die sich bislang auf die Übersendung von Einsprüchen beschränkte, wurde in Mein ELSTER zum 28.11.2017 um die Mitteilungsarten Fristverlängerungsanträge, Anträge auf Anpassung der Vorauszahlungen und Sonstige Nachrichten erweitert. Steuerpflichtige und Berater können über Mein ELSTER Anträ-ge, Einsprüche und Mitteilungen jeglicher Art schnell und unkompliziert elektronisch mit Au-thentifizierung an das Finanzamt übermitteln.

2.3.2.4 Projekt-Einführung des in Hessen entwickelten KONSENS-Verfahrens GINSTER-MasterDas vom Land Hessen entwickelte KONSENS-Verfahren GINSTER-Master konnte 2017 in den Ländern Sachsen-Anhalt, Berlin und Sachsen eingesetzt werden. In den Ländern Schleswig-Hol-stein, Bremen, Brandenburg und Thüringen laufen die Arbeiten zur GINSTER-Master-Einführung im Jahr 2018. Durch den inzwischen hohen Reifegrad des in Hessen entwickelten Produkts, die intensive Vorbereitung in den übernehmenden Länder und die gute Zusammenarbeit mit den Partnerländern (Niedersachsen, Bayern und Hamburg) verläuft die Einführung in den Ländern ohne nennenswerte Schwierigkeiten. Bis 2019 sollen alle Bundesländer auf GINSTER-Master umgestellt sein.

2.3.2.5 Flächendeckende mobile Anbindung im AußendienstDie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Außendienst (Betriebsprüfung, Umsatzsteuersonderprü-fung, Steuerfahndung, Lohnsteuer-Außenprüfung sowie die amtlich-landwirtschaftlichen Sach-verständigen und Bausachverständigen) erhielten 2017 eine neue, moderne Hardwareausstat-tung. Erstmals wurden die Notebooks technisch (LTE-Modul/VPN-Zugang) so ausgestattet, dass die Außendienst-Mitarbeiter nun einen Zugriff auf das Mitarbeiterportal, auf MS-Outlook, das dienstliche Intranet und das Internet haben. Dies führt zu einer erheblichen Arbeitserleichterung.

Der unmittelbare Zugriff auf das Internet, das Intranet, das Serviceportal und JURIS online macht notwendige Recherchearbeiten wesentlich komfortabler und führt zu einer erheblichen Zeiter-sparnis. Die neue Möglichkeit mit Kollegen und Vorgesetzten der Dienststellen und anderen Betriebsprüfungsstellen per E-Mail zu kommunizieren, ermöglicht eine rasche Klärung von Fra-gen und reduziert Dienstgänge zwischen dem Prüfungsort und der Dienststelle. Eine sukzes-sive Ausweitung der Nutzungsmöglichkeiten ist in Planung. Im Fokus stehen die Erweiterung von Abfrage-Möglichkeiten (insbesondere StDAV, LUNA, ID, etc.) sowie der Transfer der Fest-setzungsdaten.

2.3.2.6 Ausstattung von Standardarbeitsplätzen mit ZweitmonitorenBislang gehörte zur Ausstattung aller Standardarbeitsplätze in der Hessischen Finanzverwaltung jeweils ein 23-Zoll-Monitor. Die zunehmende Digitalisierung wirkt sich auch auf die Arbeitswei-se in den Finanzämtern aus. So werden gerade bei der Durchführung von Veranlagungsarbei-ten die unterschiedlichsten elektronischen Informationen benötigt (Erklärungsübersicht, eDa-

1. Teil: Steuerfachliche Aufgabenentwicklung

Jahresbericht 2017 33

ten, eAkte, Festsetzungsnahe Daten, Gesetzestexte, fachliche Informationsquellen etc). Hinzu kommt die Arbeit mit Microsoft Office-Anwendungen, wie Word und Outlook.

Der Einsatz von Doppelbildschirmen erleichtert die Arbeit mit den immer mehr werdenden An-wendermasken erheblich. Durch die wesentlich übersichtlichere Bedieneroberfläche ist eine schnellere und weniger fehlerbehaftete Fallbearbeitung möglich. Die flächendeckende Aus-stattung der Standardarbeitsplätze in den Veranlagungsbereichen, der Vollstreckung, der Um-satzsteuer-/Neuaufnahme- und Erbschaftsteuer-Stellen sowie der Sachgebietsleiter wurde Ende September 2017 abgeschlossen. Die Ausstattung weiterer Arbeitsbereiche mit einem zweiten Monitor wird fortgesetzt.

2.3.2.7 KONSENS Grundstücksdatenbank – Verfahren LANGUSTEDas Jahr 2017 war geprägt von Arbeiten mit dem Ziel der Fertigstellung des Pflichtenheftes. Die Entwicklung eines neuen Verfahrens bedarf der Festlegung entscheidender technischer Verfahrensabläufe in Abstimmung mit den fachlichen Vorgaben.

Die KONSENS-Regularien haben für das Verfahren LANGUSTE (Liegenschafts- und Grundstücks-datenbank) entscheidenden Einfluss. Neben Einhaltung der sehr komplexen technischen Ziel-architektur, waren Anbindungen an die Speicher- und Auftragsübersicht, sowie die Zulieferung von weiteren Verfahren wie ELSTER und GeCo abzustimmen, sicherzustellen und entsprechend zu priorisieren. Nachdem das Pflichtenheft durch die KONSENS-Gremien genehmigt ist, kön-nen die Programmierarbeiten beginnen.

Das Verfahren LANGUSTE ist ein dynamisches Projekt und wird in einer ersten Stufe die steu-ererheblichen Daten des Liegenschaftskatasters und der Grundbuchämter zur Verfügung stel-len. Die Implementierung der Bodenrichtwerte in einer weiteren Stufe steht in Abhängigkeit ei-ner einheitlichen Datenlieferung der einzelnen Gutachterausschüsse. Eine solche bundesweite Umsetzung gestaltet sich aus organisatorischer und finanzieller Sicht für die Gutachterausschüs-se als sehr schwierig und befindet sich am Anfang einer Umsetzung.

2.3.2.8 BIENE – KassenabschlussDer Finanzkassenabschluss Land (FKL) wird seit Jahresbeginn 2017 in allen Finanzkassen ein-gesetzt werden. Er stellt die Datenhaltung von der Führung von Speicherkonten auf dem Groß-rechner auf Datenbankbasis um. Mit der flächendeckenden Einführung des FKL wurde termin-gerecht das FMK-Kriterium erfüllt.

Mit den Arbeiten am Tagesabschluss Finanzkasse (TFK) wurde Ende 2017 in einem ersten Work-shop mit dem programmierenden Land Niedersachsen begonnen. Der TFK soll die derzeit umfangreichen personellen Abschlussarbeiten in den Finanzkassen ablösen. Im vierten Quar-tal 2018 ist der Pilotbetrieb, ab Anfang 2019 der Echtbetrieb in einer Finanzkasse vorgesehen. Er umfasst die elektronische Führung der Kassenbücher und Erstellung des Tagesabschlusses.

2.3.2.9 Entwicklungsaufgaben in ELSTER-Körperschaftsteuer In den Berichtszeitraum fällt der zweite Teil der umfassenden Optimierung der Körperschaft-steuervordrucke auf den elektronischen Datensatz. Die Körperschaftsteuererklärung wird die erste der „großen Steuererklärungen“ sein, die auf den elektronischen Datensatz als Leitmedi-um setzt. Die OFD Frankfurt hat diesen Optimierungsprozess, dessen Abschluss erst 2018 er-reicht werden wird, mit initiiert und maßgeblich mitgestaltet. ELSTER-Körperschaftsteuer ist da-mit zukunftsweisend aufgestellt.

34 Jahresbericht 2017

Wohl auch aus diesem Grund wurde die Körperschaftsteuererklärung als Referenzprodukt zur Entwicklung eines neuen Vordruckerstellungsmodells auf Bundesebene ausgewählt (sog. Pro-jekt TUKAN). Hier ist die OFD Frankfurt als für ELSTER-Körperschaftsteuer in vorbereitende Handlungen bereits einbezogen worden.

2.3.2.10 Sachprogramm Körperschaftsteuer (ELFE-Körperschaftsteuer)Nordrhein-Westfalen und Hessen verantworten gemeinsam die Entwicklung des Sachprogramms Körperschaftsteuer in KONSENS-ELFE. Im Berichtszeitraum konnte die Körperschaftsteuer als erste der „großen Steuerarten“ die Vereinheitlichung der Rechenmodule im KONSENS-Prozess abschließen. Neben weiteren routinemäßigen Jahresanpassungen ist im Berichtszeitraum noch die Konzeption der Erweiterung der Anrechnung ausländischer Einkünfte von neun auf eintau-send Staaten/Fonds zu nennen. Außerdem mussten die Änderungen aufgrund des § 8d des Körperschaftsteuergesetzes (KStG) (fortführungsgebundener Verlustvortrag) konzipiert wer-den. Die Realisierung dieser Erweiterungen wird voraussichtlich im zweiten Quartal 2018 ab-geschlossen werden.

2.3.2.11 Risikomanagementsystem für die Bearbeitung von KörperschaftsteuerfällenZur Einführung eines Risikomanagementsystems für den Bereich der Körperschaftsteuerver-anlagung fand im Berichtszeitraum die erste Sitzung der Unterarbeitsgruppe Evaluierung und Risikoregeln Körperschaftsteuer statt. Damit ist der Startschuss gefallen für die Einführung ei-nes modernen risikoorientierten Fallaufgriffs auf Grundlage von Datenanalysen in der Körper-schaftsteuerveranlagung. Die Arbeitsgruppe hat sich der Aufgabe angenommen, ein regelba-siertes Risikomanagementsystem zu entwickeln und in die Fläche zu bringen. Die Einführung dieses Risikomanagementsystems in Hessen erfolgt nach der in KONSENS vereinbarten Pla-nung im Anschluss an die erfolgreiche Pilotierung in Bayern und Nordrhein-Westfalen. Diese soll zum Jahresende 2019 starten.

2.3.2.12 Risikomanagementsystem für die Bearbeitung von E-Bilanzen bei EinzelunternehmenDas Verfahren Risikomanagementsystem (RMS) Veranlagung 2.0, das eine vollmaschinelle Über-prüfung von Fällen mit Gewinneinkünften ermöglicht, ist seit Februar 2017 in allen hessischen Finanzämtern im Einsatz. Die in den Veranlagungsteilbezirken mit Gewinneinkünften bestehen-den Risikomanagementsysteme bei der Einkommensteuer, Umsatzsteuer, Gewerbesteuer und der Anlage EÜR wurden nun noch um eine weitere Komponente, das RMS-Verfahren auf die E-Bilanz bei Einzelunternehmen, ergänzt. Nachdem die Risikoregeln in anderen Bundesländern bereits erfolgreich pilotiert und eingesetzt wurden, erfolgte der Einsatz in Hessen flächende-ckend zum 11.12.2017. Damit können nun alle Einkommensteuerfälle einheitlich für alle Steu-erarten und Gewinnermittlungen mit dem RMS-Verfahren bearbeitet werden.

2.3.2.13 Informationsbereitstellung in der Steuerverwaltung (IBiS) KörperschaftsteuerUnter der Abkürzung „IBiS“ für „Informationsbereitstellung in der Steuerverwaltung“ werden in-terne Maßnahmen zur besseren Information der Veranlagungskräfte aus den eingesetzten Au-tomationsverfahren vorangetrieben. Als neuer Baustein steht die weitere Verbesserung der In-formationsbereitstellung aus dem Sachprogramm Körperschaftsteuer auf der Agenda.

Im Berichtszeitraum wurden hierfür erste Weichen gestellt. Auf Grund der wichtigen Rolle des Landes Hessen durch die Federführung für das bundesweit eingesetzte Sachprogramm Kör-perschaftsteuer und wegen der in Hessen ansässigen bedeutenden Körperschaften wird die-ser Prozess durch die OFD Frankfurt maßgeblich begleitet. In der Folge wurden bereits erste Konzepte für Verbesserungen z. B. durch Überarbeitung von Hinweistexten oder die Bereitstel-

1. Teil: Steuerfachliche Aufgabenentwicklung

Jahresbericht 2017 35

lung zusätzlicher Informationen erarbeitet. Entsprechende Workshops zur Verzahnung von Pra-xis und Programmentwicklung sind ebenfalls bereits geplant.

2.3.2.14 Vollmachtsdatenbank – Produktivbetrieb gestartet Die Vollmachtsdatenbank hat am 18.04.2017 den uneingeschränkten Produktivbetrieb aufge-nommen. Ein wichtiger, von der Finanzministerkonferenz vorgegebener, eGovernment Mei-lenstein für 2017 wurde damit erreicht. Das federführend von Hessen in der OFD Frankfurt be-treute Projekt zur bundesweiten Einführung der Vollmachtsdatenbank konnte damit erfolgreich abgeschlossen werden.

Nach zuvor gelungener Pilotierung von September 2016 bis April 2017 mit 131 freiwillig teil-nehmenden Steuerkanzleien und 39 ausgewählten Finanzämtern wurde die Vollmachtsdaten-bank der Bundessteuerberaterkammer am 18.04.2017 allen steuerlichen Beratern im Sinne von § 3 Steuerberatungsgesetz zur freiwilligen Nutzung uneingeschränkt zur Verfügung gestellt. Seitdem können elektronische Vollmachten nach § 80a AO vollumfänglich an die Finanzver-waltungen aller Länder übermittelt werden. In der GINSTER Vollmachtsdatenbank werden sie zentral von Hessen entgegen genommen, automatisiert überprüft, etwaige Abfragerechte an das Berechtigungsmanagement von ELSTER weitergeleitet und größtenteils vollautomatisiert den betroffenen Systemen der Länder zur Verwendung und Berücksichtigung in den Finanz-ämtern zur Verfügung gestellt. Die Nutzer der Anwendung können sich darauf verlassen, dass regelmäßig innerhalb von drei Tagen etwaige Zustellvollmachten eines Mandanten korrekt be-achtet werden und ihnen die Inhalte des Steuerkontos oder dessen elektronische Daten für die Vorausgefüllte Steuererklärung online – rund um die Uhr an sieben Tagen der Woche – abfrag-bar zur Verfügung stehen. Die Vollmachtsdatenbank steht somit in der Ausbaustufe 2 produk-tiv zur Verfügung und wird seitdem auch rege genutzt!

Die zuvor in der Ausbaustufe 1 lediglich an ELSTER übermittelten Abfrageberechtigungen von Vollmachten des Vollmachtmusters aus § 80a AO (ca. 2,6 Millionen Vollmachten von ca. 11.000 Kanzleien) wurden in der Zeit von April bis Juli 2017 auch in das neue Verfahren überführt und werden seitdem ebenfalls vollumfänglich beachtet.

Inzwischen wird das Verfahren von über 16.000 Kanzleien freiwillig genutzt. Diese haben bis zum 31.12.2017 bereits mehr als 3,7 Millionen Vollmachten elektronisch übermittelt und es kommen arbeitstäglich bundesweit zwischen 8.000 – 15.000 neue Vollmachten hinzu. Darüber hinaus kön-nen mittlerweile auch Rechtsanwalts- und Wirtschaftsprüfungskanzleien das Verfahren nutzen.Für die nächste Ausbaustufe ist die Einbindung von allen bundesweit aktiven Lohnsteuerhilfe-vereinen in der konkreten Planung. Auch dafür wurde in der OFD Frankfurt ein neues Projekt initiiert, das die Einbindung aller Projektbeteiligten unter Federführung von Hessen sicherstellt. Die Pilotierung ist für Ende 2019 vorgesehen und voraussichtlich können alle Lohnsteuerhilfe-vereine ihre Vollmachten nach § 80a Abgabenordnung ab Anfang 2020 auf gleiche komforta-ble Weise, wie es heute schon Steuerberater, Rechtsanwälte und Wirtschaftsprüfer praktizieren, elektronisch an die Finanzverwaltungen übermitteln.

2.3.2.15 Projekt „Einführung von VoSystem-KONSENS“Im Zuge der sukzessiven bundesweiten Vereinheitlichung der steuerlichen Anwendungspro-gramme wird die bisher im Arbeitsbereich Vollstreckung eingesetzte Anwendung PCVoll von dem Sachbearbeitungsprogramm VoSystem-KONSENS abgelöst. Dabei handelt es sich um eine Software, die die Arbeitsabläufe in den Vollstreckungsstellen strukturiert und unterstützt.

36 Jahresbericht 2017

Verantwortlich für die Verfahrenseinführung ist die AG Einführung VoSystem-KONSENS, die sich in die Teilprojekte Automation (Dialog), HZD, Fachlichkeit und Schulungen untergliedert. Im Jahr 2017 wurden mit ergänzender Software- und Vordruckentwicklung, fachlichen Tests und Schulungen in allen Teilprojekten umfangreiche Vorbereitungsmaßnahmen durchgeführt, so dass am 04.12.2017 mit der Pilotierung beim Finanzamt Wetzlar begonnen werden konn-te. Betroffen von der Maßnahme sind ca. 550 Beschäftigte. Das Gesamtprojekt soll Ende 2018 abgeschlossen werden.

2.4 Rechtsangelegenheiten Die Tätigkeit umfasste 2017 insbesondere drei Schwerpunkte. Dies waren im Einzelnen die Ab-wehr von Insolvenzanfechtungsklagen, außergerichtliche und gerichtliche Amtshaftungsvorgän-ge sowie die Erhebung von Zahlungsklagen in den sogenannten Bauträgerfällen, die durch die Regelungen des § 27 Abs. 19 UStG erforderlich waren. Dazu erstreckte sich das Tätigkeitsfeld auch auf die Erhebung von Drittschuldnerklagen sowie die Abwehr von Drittwiderspruchsklagen.

2.4.1 Insolvenzanfechtungsklagen Im Kalenderjahr 2017 sind 45 Insolvenzanfechtungsklagen gegen das Land Hessen erhoben worden. Derzeit sind noch 36 Insolvenzanfechtungsklagen, und zwar 12 aus den Vorjahreszeit-räumen und 24 aus dem Zugang des Kalenderjahres 2017 in erster und zweiter Instanz anhän-gig. Im Jahr 2017 konnten anhängige Insolvenzanfechtungen des Jahres 2017 und der Vorjah-re zu einem großen Teil erfolgreich abgewehrt werden. In weiteren Fällen konnten für das Land Hessen günstige Vergleiche erzielt werden.

2.4.2 Außergerichtliche Amtshaftungen und AmtshaftungsklagenIm außergerichtlichen Verfahren wurden im Kalenderjahr 2017 in 47 Fällen Schadensersatzan-sprüche aus Amtshaftung, insbesondere für Steuerberatungs- bzw. Rechtsanwaltsgebühren im Rechtsbehelfsverfahren, geltend gemacht. Hiervon erfolgte in 30 Fällen eine Stattgabe und in sechs Fällen eine Teilstattgabe des geforderten Schadensersatzes. In weiteren zehn Fällen wur-den die Schadensersatzansprüche aus einer Amtshaftung abgewiesen. Darüber hinaus wurden zwei Amtshaftungsklagen erhoben. Endgültig entschieden wurden zwei anhängige Klagen aus den Vorjahren mit einem Schadensersatzvolumen von über 850.000 € zu Gunsten des Landes. Gerichtlich anhängig sind derzeit noch fünf Amtshaftungsklagen mit einem Schadensersatzvo-lumen in Höhe von 283.789 €.

2.4.3 Bauträgerfälle – Rückabwicklung aufgrund des § 27 Abs. 19 UStGZu den bisherigen acht Klagen aus den Jahren 2015 und 2016 hat das Land Hessen im Kalen-derjahr 2017 weitere zehn Zahlungsklagen im Urkundenprozess gegen Bauträger erhoben. Der überwiegende Teil dieser Zahlungsklagen wurde im Jahr 2017 bereits erstinstanzlich zu Gunsten des Landes Hessen entschieden, mit der Folge dass dem Land Hessen zwischenzeit-lich über 3 Millionen € aus Umsatzsteuer zugeflossen sind.

2.4.4 Drittschuldnerklagen/DrittwiderspruchsklagenIm Jahr 2017 waren fünf Drittschuldnerklagen zu erheben. In drei Fällen ist zwischenzeitlich nach Ergehen eines Urteils die Zwangsvollstreckung im Gange. In zwei weiteren Fällen wurde durch die OFD Frankfurt ein Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Außer-dem wurden im Jahr 2017 zwei Drittwiderspruchsklagen gegen das Land Hessen erhoben, die noch anhängig sind.

1. Teil: Steuerfachliche Aufgabenentwicklung

Jahresbericht 2017 37

3. PersonalmanagementDer Bestand des zum Geschäftsbereich der OFD Frankfurt sowie der hessischen Finanzämter zählenden Personals stellte sich zum 31.12.2017 folgendermaßen dar:

Personalbestand zum 31.12.2017(alle einer Dienststelle zugehörigen Personen)

Oberfinanzdirektion* Finanzämter Gesamt

Zahl** % Zahl** % VZÄ*** Zahl** %

1. Beamte höherer Dienst 62 7,06 286 2,69 268,12 348 3,03

gehobener Dienst 315 35,88 4.245 39,98 3.856,83 4.560 39,67

mittlerer Dienst 38 4,33 3.466 32,65 3.008,60 3.504 30,48

Summe Beamte 415 47,27 7.997 75,32 7.133,55 8.412 73,18

2. Tarifpersonal Entgeltgruppe 15-13 20 2,28 1 0,01 1,00 21 0,18

Entgeltgruppe 12-9 269 30,64 369 3,48 325,54 638 5,55

Entgeltgruppe 8-1 103 11,73 1.172 11,04 991,75 1.275 11,09

TV-PKW Hessen **** 1 0,11 3 0,03 3,00 4 0,03

Summe Tarifpersonal 393 44,76 1.545 14,55 1.321,29 1.938 16,86

Summe 1. und 2. 808 92,03 9.542 89,87 8.454,84 10.350 90,04

3. Kräfte in Ausbildung Regierungsräte 0,00 28 0,26 28,00 28 0,24

Finanzanwärter 70 7,97 714 6,73 714,00 784 6,82

Aufstieg 0,00 1 0,01 1,00 1 0,01

Steueranwärter 0,00 332 3,13 331,80 332 2,89

Summe 3. 70 7,97 1.075 10,13 1074,80 1.145 9,96

Gesamt 878 100 10.617 100 9.529,64 11.495 100

3.1 Nachwuchsgewinnung als ein wichtiger Beitrag zur Vorsorge gegen den demografischen Wandel3.1.1 Nachwuchs für die Finanzämter : 650 Einstellungen im Jahr 2017Nicht zuletzt um der demografischen Entwicklung Rechnung zu tragen, wurden die Einstel-lungszahlen im Jahr 2017 in einer historischen zu nennenden Größenordnung festgelegt. Zum 01.08.2017 begannen 202 Anwärterinnen und Anwärter im mittleren Dienst und 448 Anwärte-rinnen und Anwärter im gehobenen Dienst ihre Ausbildung bzw. ihr duales Studium in der Hes-sischen Steuerverwaltung. Darüber hinaus begannen zehn Anwärterinnen und Anwärter, die vom Bundeszentralamt für Steuern (BZSt) eingestellt wurden, im Rahmen der bestehenden Aus-bildungskooperation ihr duales Studium in Hessen. Nach erfolgreichem Abschluss sollen die-se Nachwuchsbeamtinnen und -beamten in der Betriebsprüfung des BZSt eingesetzt werden.

Neueinstellungen zum 01.08.2017

Laufbahn eingestellte Bewerberinnen

in % eingestellte Bewerber

in % Gesamt

Mittlerer Dienst 116 57 86 43 202

Gehobener Dienst 249 56 199 44 448

* einschließlich Personal des Hessischen Competence Center für neue Verwaltungssteuerung (HCC), Wiesbaden** auf Leerstellen geführte Personen sind enthalten („Kopfzahlen“ - einschl. Teilzeitkräfte) *** VZÄ=Vollzeitäquivalente **** Tarifvertrag für Kraftfahrer

38 Jahresbericht 2017

3.1.2 Zeitnahe Wiederholungs der Laufbahnprüfung im gehobenen Dienst Nach § 47 Abs. 2 der Ausbildungs- und Prüfungsordnung für die Steuerbeamtinnen und Steu-erbeamten (StBAPO) i.V.m. § 4 Abs. 2 Satz 6 des Steuerbeamten-Ausbildungsgesetzes (StBAG) können Finanzanwärterinnen und Finanzanwärter, die ihre Laufbahnprüfung nicht bestanden haben, diese einmal wiederholen. Bisher wurden die Anwärterinnen und Anwärter in diesen Fällen auf Antrag der nachfolgenden Ausbildungsgruppe zugewiesen und konnten ein Jahr später erneut an der Laufbahnprüfung teilnehmen. Nach der im Jahr 2014 erfolgten Änderung der Hessischen Laufbahnverordnung (HLVO) (die bis zu diesem Zeitpunkt eine Wiederholung frühestens nach 6 Monaten vorgeschrieben hatte) wurde das Verfahren zur Wiederholung der Laufbahnprüfung im gehobenen Dienst nunmehr dahingehend geändert, dass die Wiederho-lungsprüfung zeitnah noch im Prüfungsjahr durchgeführt wird.

Die Eckpunkte des neuen Verfahrens stellen sich folgendermaßen dar:Nach Bekanntgabe des (erstmaligen) Nichtbestehens der Laufbahnprüfung wird der Vorbe-reitungsdienst auf Antrag der Anwärterin/des Anwärters verlängert und die Anwärterin/der Anwärter einem Intensivlehrgang zur Vorbereitung auf die zeitnahe Wiederholungsprüfung zugewiesen. Der Intensivlehrgang, der nach einer kurzen Praxis-Phase in den jeweiligen Aus-bildungs-Finanzämtern an der Hessischen Hochschule für Finanzen und Rechtspflege in Ro-tenburg stattfindet, dauert ca. sieben Wochen und schließt mit dem schriftlichen Teil der Wie-derholungs-Laufbahnprüfung ab. Die mündliche Prüfung erfolgt schließlich im Oktober bzw. November des Prüfungsjahres.

3.1.3 Erfolgreiche Ausbildung: 206 Ausgebildete Nach Abschluss der dreijährigen Ausbildung für den gehobenen und der zwei Jahre dauern-den Ausbildung für den mittleren Dienst konnten 2017 insgesamt 206 Beamtinnen und Beam-te ihre Arbeit in den 35 hessischen Finanzämtern aufnehmen. Aufgabe der OFD Frankfurt war es, die Verteilung bedarfsgerecht vorzunehmen und dadurch in allen hessischen Finanzämtern eine gleichmäßige Nachwuchsausstattung sicher zu stellen. Für die 158 neuen Steuerinspekto-rinnen und Steuerinspektoren des gehobenen Dienstes sowie für die 49 Steuersekretärinnen und Steuersekretäre des mittleren Dienstes erfüllte sich eine Zusage, die ihnen die Steuerver-waltung bereits zu Beginn der Ausbildung gegeben hatte: die Übernahme in das Beamtenver-hältnis auf Probe bei erfolgreichem Abschluss der Ausbildung. Die kontinuierliche Ausbildung in beiden Laufbahnen ist zudem ein wichtiger Beitrag, den demografischen Wandel auch in der Steuerverwaltung zu bewältigen.

3.1.4 Weiterhin dynamische und innovative NachwuchswerbungAm 1. August 2017 wurde die historisch erstmalige Anzahl von 650 neuen Anwärterinnen und Anwärtern in den mittleren und gehobenen Dienst der Hessischen Steuerverwaltung aufge-nommen. Um diese hohe Anzahl qualifizierten Ausbildungsnachwuchses zu gewinnen und die Bewerberzahlen im Hinblick auf den bevorstehenden Einstellungstermin zum 1. August 2018 – mit erneut historisch hohen Einstellungszahlen von insgesamt 700 Anwärterinnen und Anwär-tern – zu steigern, wurden im Laufe des Jahres 2017 zahlreiche intensive Werbemaßnahmen ergriffen: vermehrte Anzeigenschaltungen in regionalen und überregionalen Zeitungen, Zeit-schriften oder Onlineportalen, Teilnahme an Berufsinformationsveranstaltungen und Berufs-messen, Rekrutierung weiterer Botschafterinnen und Botschafter für das Projekt FRESCH (Fi-nanzbeamte/innen werben Schüler/innen), erneute Ausstrahlung einer Kurzversion des in 2016 produzierten Imagefilms in zahlreichen Kinos hessenweit unter Erreichung von über 700.000 Zuschauern, innovative Radiowerbung verbunden mit Werbung auf den entsprechenden Apps der Radiosender, Aushang von Plakaten in öffentlichen Verkehrsmitteln im Rhein-Main-Gebiet,

1. Teil: Steuerfachliche Aufgabenentwicklung

Jahresbericht 2017 39

Frankfurt am Main und Kassel, Anmietung von Werbeflächen in ausgewählten Einkaufszentren im Rhein-Main-Gebiet über die Weihnachtsfeiertage, Zusammenarbeit mit dem Online-Por-tal „AZUBIYO – Stellenbörse für Ausbildung und Duales Studium“ mit insgesamt 49.500 erziel-ten Klicks auf die Stellenanzeigen der Finanzämter im Zeitraum von September bis Dezember 2017, Beschriftung von Dienstwagen der OFD Frankfurt sowie Neuauflage der Broschüren für das Duale Studium und die Ausbildung.

Sämtliche Maßnahmen führten dazu, dass die Gesamtzahl an Bewerbungen im Vergleich zum Vorjahr deutlich zunahm. Lagen am 1. August 2016 insgesamt 2.886 Bewerbungen vor, konn-ten die Finanzämter 3.961 Bewerbungen für den Einstellungstermin 1. August 2017 verzeich-nen. Es steht zu erwarten, dass die Anzahl der Bewerbungen einen erneuten Höchststand er-reichen wird, lag deren Zahl im ersten Quartal 2018 bei über 4.200.

3.2 Personalfortbildung und Personalentwicklung 3.2.1 Zentrale Schulungsumgebung – Umsetzung in Hessen durch die AG Einführung ZSU Die 2016 gegründete Arbeitsgruppe zur Einführung der Zentralen Schulungsumgebung (ZSU) setzte 2017 ihr Vorhaben um, die Zentrale Schulungsumgebung aus Baden-Württemberg in den hessischen Schulbetrieb zu integrieren. Neben dem Aufbau einer umfassenden Berechti-gungsstruktur für die 15 bereitgestellten Schul-Finanzämtern mit je 1.353 Benutzerkonten für die Arbeitsbereiche Arbeitnehmerveranlagung, Einzelunternehmen, Personengesellschaften Körperschaftsteuer, Finanzkasse, Vollstreckung, Umsatzsteuer, Lohnsteuer, Betriebsprüfung, Grunderwerbsteuer und Bewertung galt es, die ZSU auf ihre Inhalte und die neuen Möglichkei-ten im Hinblick auf die ab Mitte des Jahres anstehenden Schulungsmaßnahmen zu überprüfen.

Ab März 2017 begannen hessenweit angelegte Vorstellungsmaßnahmen des Projekts, ab Mai 2017 die zielgruppenorientierten Schulungsmaßnahmen für die Musterfall-Autoren der Finanz-ämter und der OFD Frankfurt sowie für die Dozenten in allen 35 hessischen Finanzämtern. Die letzten vom Projekt organisierten Schulungsmaßnahmen konnten planungsgemäß Anfang No-vember 2017 erfolgreich abgeschlossen werden.

Mitte August 2017 begann der Pilotbetrieb der ZSU im Studienzentrum der Finanzverwaltung und Justiz Rotenburg an der Fulda, Lehrbereich Landesfinanzschule, im Rahmen des Unifa-Un-terrichts für den aktuellen Steueranwärter-Lehrgang.

3.2.2 Umfangreiches Fortbildungsangebot – Unterstützung und Qualitätssicherung für die Praxis Die alljährliche Fortbildung ist eine wesentliche Kernaufgabe der OFD Frankfurt. Bedingt durch europarechtliche, bundesgesetzliche und landesgesetzliche Aktivitäten der Gesetzgebung, Än-derungen in der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs in Luxemburg, der Finanzge-richte und des Bundesfinanzhofs in München aber auch bundes- und landesrechtliche Erlasse und Verfügungen unterliegt das Steuerrecht fortwährenden und unermüdlichen Veränderun-gen. Die OFD Frankfurt übernimmt hier die Aufgabe, diese Veränderungen zu sammeln, zu fil-tern und sie didaktisch aufbereitet in zahlreichen Fortbildungsveranstaltungen an die Finanzäm-ter weiterzugeben und sie insofern in einem qualitätssichernden Steuervollzug zu unterstützen. Qualitativ hochwertiger Wissensaufbau und Wissenstransfer sind essentielle Bestandteile eines effektiven und zugleich fairen Steuervollzugs.

Ergänzt werden die steuerfachlichen Fortbildungsangebote durch ein breites Spektrum an Ver-anstaltungen in den Bereichen Automation, Personal-führung, Kommunikation, Pädagogik und

40 Jahresbericht 2017

Gesundheitsmanagement (einschließlich Suchtprävention) sowie querschnittsrelevanten Unter-richtseinheiten für Organisation, Haushalt, Personal und Controlling.

Hervorzuheben sind darüber hinaus 12 Veranstaltungen im Zusammenhang mit einer kompe-tenteren und professionelleren Durchführung der Einstellungsverfahren in den Finanzämtern. Hier konnten über 162 Beschäftigte – vornehmlich Finanzamtsvorsteherinnen und Finanzamts-vorsteher sowie Ausbildungsleiterinnen und Ausbildungsleiter – geschult und sensibilisiert wer-den, insbesdeonre im Hinblick auf den Umgang mit den zielgruppenrelevanten Besonderhei-ten der Generationen Y und Z.

Im Berichtszeitraum umfasste das Fortbildungsprogramm mithin 193 Veranstaltungen, an de-nen ca. 6.400 Beschäftigte teilnahmen.

3.2.3 Entwicklungsmöglichkeiten durch Verbesserungen in der StellensituationAufgrund der zunehmenden Internationalisierung des Steuerrechts stehen die Bereiche Steuer-kriminalität und internationale Steuerflucht weiter im Fokus, in Folge dessen im Haushaltsplan 2017 zusätzliche Planstellen im Rahmen eines entsprechenden Maßnahmenpaketes ausgewie-sen wurden. Die organisatorische Umsetzung erfolgte durch die Einrichtung weiterer Dienst-posten in den Finanzämtern, zum Beispiel für Sachbearbeiter Qualitätsmanagement, für die Auslandsfachprüfung sowie für IT-Fahnder (siehe auch oben 2.1.1.). Zudem wurden zur adäqua-ten Betreuung der kommenden großen Anwärter-Lehrgänge weitere Dienstposten für Ausbil-dungssachbearbeiter eingerichtet.

Auch den durch die zunehmende Komplexität des Steuerrechts insgesamt gestiegenen Anfor-derungen konnte Rechnung getragen werden, indem den Finanzämtern in erheblichem Um-fang weitere herausgehobene Wertigkeiten zugewiesen wurden. Die Wertigkeiten betreffen dabei sowohl den mittleren als auch den gehobenen Dienst: So wurden insgesamt für beide Laufbahnen über 270 zusätzliche herausgehobene Wertigkeiten zur Verfügung gestellt, davon mehr als 140 Wertigkeiten der Besoldungsgruppe A 8 bis A 9Z für den mittleren Dienst und 130 Wertigkeiten der Besoldungsgruppe A 11 bis A 13 für den gehobenen Dienst. Damit konn-te eine weitere Verbesserung der Personalentwicklung für alle Beschäftigten der Steuerverwal-tung und insbesondere für diejenigen erreicht werden, die in äußerst anspruchsvollen und teil-weise hochkomplexen steuerrechtlichen Themengebieten eingesetzt sind.

3.3 Gesundheit und Fürsorge 3.3.1 Mitarbeiterberatung in schwierigen Situationen Unter dem Motto „Wir wollen, dass es Ihnen gut geht!“ bietet die OFD Frankfurt seit dem 1. De-zember 2015 für das gesamte Finanzressort eine Mitarbeiterberatung durch einen externen An-sprechpartner (EAP) an. Dieser steht an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr zur Ver-fügung. Da sich berufliche und private Probleme selten trennen lassen, Belastungen aus dem einen Bereich vielmehr in den anderen hineinwirken, können sich Mitarbeiterinnen und Mitar-beiter sowie deren nahe Angehörige sowohl mit Problemen aus dem dienstlichen als auch dem privaten Bereich an die Beratung wenden. Dies gilt ebenso für Führungskräfte, die außerdem ein Coaching in Anspruch nehmen können. Die Beratung selbst kann telefonisch oder über ein Online-Portal erfolgen. Seit Mai 2017 besteht nach telefonischer Terminvereinbarung zudem die Möglichkeit der Face-to-Face Beratung in den Beratungsstellen in Frankfurt am Main sowie in Rotenburg an der Fulda.

1. Teil: Steuerfachliche Aufgabenentwicklung

Jahresbericht 2017 41

Im Rahmen der Maßnahmenplanung zur psychischen Gefährdungsbeurteilung wurde zudem die Beratungsmöglichkeit im Studienzentrum Rotenburg an der Fulda erweitert. Stand die Be-ratungsstelle in Rotenburg zunächst ausschließlich den Beschäftigten und Studierenden des Studienzentrums offen, so haben darüber hinaus nun alle Beschäftigten der Finanzverwaltung und deren nahe Angehörige die Möglichkeit, sich dort persönlich beraten zu lassen. Eine wei-tere zusätzliche Leistung stellt die Ausweitung der bisherigen Sprechzeiten dar; Termine kön-nen nun auch unter der Woche bis 20.00 Uhr und auch an Samstagen vereinbart werden.

Die Inanspruchnahme von EAP ist freiwillig, vertraulich und kostenlos. Sie kann – wenn dies ge-wünscht wird – auch anonym erfolgen. Im Berichtsjahr wurde EAP in 609 Fällen in Anspruch ge-nommen.

3.3.2 Mediation – Konflikte gemeinsam bewältigen mit Hilfe (interner) MediatorenDas Mediatorenteam wird zunehmend in Anspruch genommen. Insgesamt wurden im Jahr 2017 acht Mediationsverfahren durchgeführt. Insbesondere im Bereich der Konfliktberatung werden die internen Ansprechpartner zunehmend als vertrauliche Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner in Anspruch genommen, so erfolgten 49 Beratungen zu bestehenden Kon-fliktsituationen. Somit wurde im Bereich des Konfliktmanagements und der Konfliktmoderati-on das verwaltungsinterne Mediationsverfahren mit dem sechsköpfigen Mediatorenteam wei-ter etabliert.

Mediation setzt auf die eigene Problemlösungsfähigkeit der beteiligten Konfliktparteien. Diese werden durch die Mediatorin/den Mediator darin unterstützt, selbst Lösungen zu entwickeln, die dann von allen Beteiligten als eigenständig erarbeitete Lösung größere Akzeptanz finden. Durch die Förderung einer konstruktiven Konfliktlösung wird ein positives, gesund-heitsfördern-des Arbeitsklima und eine Verwaltungs- und Betriebskultur unterstützt, die sich durch gegen-seitigen Respekt, Wertschätzung und fairen Umgang auszeichnet.

3.3.3 Psychische Gefährdungsbeurteilung Im Jahr 2017 hatten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der OFD Frankfurt, einschließlich des Hessischen Competence Centers für Neue Verwaltungssteuerung sowie des Hessischen Mi-nisteriums der Finanzen die Möglichkeit, auf freiwilliger Basis an einer anonymen Onlinebefra-gung zur psychischen Gefährdungsbeurteilung (iSd. § 5 Abs. 2. Ziff. 6 des Arbeitsschutzgeset-zes) und zur Mitarbeiterzufriedenheit teilzunehmen. Die Befragung umfasste die Analyse in den Bereichen Arbeitsumgebung, Arbeitsmittel, Arbeitsaufgaben und Arbeitsorganisation sowie Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Führungskultur und soziale Beziehungen bei der Arbeit. Die Durchführung und die Auswertung erfolgte durch den zuständigen externen arbeitsmedi-zinischen Dienstleister, die Fa. medical airport service GmbH. Erfreulicherweise haben die Be-schäftigten zahlreich von der Möglichkeit der Teilnahme an der Befragung Gebrauch gemacht. Es wurden Rücklaufquoten von bis zu 84 % erzielt.

Darüber hinaus wurde 2017 der im Vorjahr flächendeckend durchgeführte Befragungszyklus der 12 Finanzämter der Regionalgruppe Nord weiter fortgeführt. Nach dem Ergebnistransport in alle befragten Dienststellen wurden für alle 35 hessischen Finanzämter gesundheitsförderli-che Maßnahmen entwickelt und mit ihrer Umsetzung begonnen.

3.3.4 Versetzungen an heimatnähere DienststellenMit der Umstellung auf ein dezentrales Einstellungsverfahren in 2007 war die Intention verbun-den, die in den Jahren aufgelaufenen Versetzungswünsche aus dem vormaligen (zentralen)

42 Jahresbericht 2017

Einstellungsverfahren von über 1.000 Anträgen abzubauen und - orientiert am jeweiligen Be-darf in den Dienststellen – jede Antragstellerin/jeden Antragsteller an ihre begehrte wohnort-nähere Dienststelle zu bringen. Dies waren in der Regel Finanzämter in Nord- und Mittelhes-sen, aber auch in Südhessen.

Flankiert durch organisatorische Maßnahmen einschließlich der 2017 eingeleiteten Struktur-maßnahmen konnten bis 01.09.2017 in einem Zeitraum von zehn Jahren in den Laufbahnen des mittleren und gehobenen Dienstes bis einschließlich Besoldungsgruppe A 11 im Zuge des jährlichen Personalausgleiches 1.159 bedarfsorientierte Versetzungen an die wohnortnäheren Wunsch-Dienststellen ausgesprochen werden. Hinzu kommt noch die Erledigung von 333 wei-teren Versetzungswünschen, also insgesamt 1.492 erledigte Anträge, durch unterjährige be-darfsgesteuerte Versetzungen, Antragsrücknahmen und anderweitige Erledigungen sowie Ver-setzungen in andere Bundesländer.

3.3.5 Unbefristete Einstellungen von TarifpersonalAuch im Jahr 2017 sind wieder unbefristete Einstellungen von Tarifbeschäftigten in den Finanz-ämtern erfolgt. Im Umfang von 50,0 Vollzeitäquivalenten wurden bedarfsgemäß an 27 Dienst-stellen Neueinstellungen vorgenommen.

3.3.6 Vereinbarkeit der Berufstätigkeit mit der Familienarbeit fördern und unterstützenDie Arbeit in den Finanzämtern erfordert ausgesprochen hohe fachliche und soziale Kompe-tenzen und besonders ausgeprägte Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit. Eine gute Vereinbar-keit der beruflichen Anforderungen mit den familiären und persönlichen Belangen gewährleis-tet es, den hohen Belastungen Stand zu halten, Arbeitsziele zu erreichen und gibt Motivation im Arbeitsalltag.

3.3.6.1 Regelmäßig zu Hause arbeiten: TelearbeitBereits im Jahr 2012 wurde zur Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie für die Be-schäftigten der Finanzämter die Möglichkeit der alternierenden Telearbeit eingeführt. Als Bau-stein einer familienfreundlichen Personalpolitik werden die Telearbeitsplätze vorrangig an Be-schäftigte mit Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen vergeben. Hierdurch wird diesen Beschäftigten eine frühzeitige Rückkehr aus der Elternzeit/Beurlaubung oder eine Fortführung des Dienstes mit einem höheren Arbeitszeitanteil ermöglicht.

Ausgenommen von der Möglichkeit der alternierenden Telearbeit waren bislang die Sachge-bietsleiterinnen und Sachgebietsleiter in der Hessischen Finanzverwaltung. Seit Sommer 2017 wird in einem Pilotprojekt auch für diesen Personenkreis die alternierende Telearbeit erprobt. In den letzten Jahren wurde die Anzahl der Telearbeitsplätze stetig erweitert. Sie stieg von 246 Telearbeitsplätzen in 2014 zu bereits 470 Telearbeitsplätzen in 2017.

3.3.6.2 Gelegentlich zu Hause arbeiten: Mobiles flexibles Arbeiten (MofA)Seit Anfang des Jahres 2017 steht allen Beschäftigten der hessischen Finanzämter die Mög-lichkeit des mobilen flexiblen Arbeitens zur Verfügung. „Mobiles flexibles Arbeiten“ (MofA) be-deutet, dass die Beschäftigten dienstliche Aufgaben ohne Einrichtung eines häuslichen Telear-beitsplatzes ganz oder teilweise außerhalb der Dienststelle erbringen können. Mit dem mobilen flexiblen Arbeiten soll durch die kurzfristige Möglichkeit, die Arbeitsleistung von zu Hause aus zu erbringen, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie weiter unterstützt werden, darüber hinaus steht diese Form des Arbeitens aber allen Beschäftigten zur Verfügung. Grundsätzlich können bis zu zwei zusammenhängende Arbeitstage und im Kalenderjahr insgesamt sechs Arbeitsta-

1. Teil: Steuerfachliche Aufgabenentwicklung

Jahresbericht 2017 43

ge in dieser Form abgeleistet werden. Für die Nutzung von MofA stehen in den Finanzämtern auszuleihende Notebooks zur Verfügung.

3.3.6.3 Gewährung von Dienstbefreiung bei kurzfristig entstandenen BetreuungssituationenBei kurzfristiger Erkrankung von Kindern werden bis zu sieben Arbeitstage pro Kind, maximal 14 Arbeitstage im Kalenderjahr, Dienstbefreiung gewährt (Beamtinnen und Beamte); im Tarif-bereich umfasst die Freistellung zehn Arbeitstage pro Kind, maximal 25 Arbeitstage im Kalen-derjahr. Für akut aufgetretene Pflegesituationen bei nahen Angehörigen kann Dienstbefreiung bis zu neun Arbeitstagen gewährt werden (Beamtinnen und Beamte); Tarifbeschäftigte können zehn Arbeitstage vom Dienst fern bleiben.

3.3.6.4 Weitreichende ZeitsouveränitätArbeitszeitermäßigungen werden bis zu einer wöchentlichen Mindestarbeitszeit von 15 Stun-

den im Falle der Kinderbetreuung/Pflege zugelassen. Die Hessische Steuerverwaltung er-möglicht vor dem Hintergrund der Vereinbarkeit von Beruf und Familie fast ausnahmslos (in der Regel auch kurzfristig) Anträge auf Teilzeitbeschäftigung im jeweils gewünschten Umfang. Auch ohne das Vorliegen besonderer familiärer bzw. sozialer Gründe ist für alle Beschäftig-ten grundsätzlich eine Arbeitszeitreduzierung bis zu einem Umfang von 0,5 der regelmäßi-gen Arbeitszeit möglich. Es besteht ausnahmslos ein Anspruch auf Rückkehr zur Vollzeitbe-schäftigung nach Beendigung der Teilzeitbeschäftigung.

Dazu praktiziert die Hessische Steuerverwaltung in den Finanzämtern eine Vielzahl verschie-dener Arbeitszeitmodelle (z.B. Mo-Do; Mo/Mi-Do, Mo/Mi/Fr). Der individuelle Arbeitszei-tumfang der Teilzeitbeschäftigten (z.B. 50%, 55%, 63%, 87%, u.v.m.) wird dann mit dem ge-wünschten Arbeitszeitmodell (basierend auf einer 41- oder 40-Stundenwoche) kombiniert. Damit ergibt sich ein im Höchstmaß individuell ausgestaltetes Teilzeitarbeitsmodell. Inner-halb des gewählten o.g. Arbeitszeitmodelles werden auf Antrag der Beschäftigten begrün-det auch „Tauschtage“ zugelassen (kurzfristiger Wechsel von einzelnen Arbeitstagen), sofern der Dienstbetrieb nicht beeinträchtigt wird. Damit wird die persönliche Flexibilität und Fa-milienfreundlichkeit gestärkt.

Die in den Finanzämtern praktizierte „gleitende Arbeitszeit“ räumt den Beschäftigten im Rah-men ihres individuellen Arbeitszeitumfanges und des gewählten Arbeitszeitmodells weite-re Spielräume insbesondere hinsichtlich Beginn und Beendigung ihrer täglichen Arbeitszeit sowie bezüglich der Gestaltung längerer Arbeitsunterbrechungen ein, um individuellen Be-dürfnissen und Erfordernissen besser Rechnung tragen zu können.

Das Lebensarbeitszeitkonto (LAK) wird trotz der Reduzierung der wöchentlichen Arbeits-zeit bei den hessischen Beamtinnen und Beamten zum 01.08.2017 weiter fortgeführt. Den Beamtinnen und Beamten mit einer durchschnittlichen regelmäßigen Wochenarbeitszeit in Höhe von 41 Stunden wird eine Arbeitsstunde pro Woche auf einem LAK gutgeschrieben. Das darauf angesparte Zeitguthaben kann nach rechtzeitiger Beantragung und sofern kei-ne dienstlichen Belange beeinträchtigt sind, auch (vorzeitig) beansprucht werden (Grund-satz: Inanspruchnahme unmittelbar vor dem Ruhestand). Die Hessische Steuerverwaltung ist seit Einführung des LAK in 2009 (rückwirkend für 2007) bereits großzügig mit Anträgen auf vorzeitige Inanspruchnahme umgegangen, auch unabhängig von den besonders he-rausgehobenen Gewährungstatbeständen einer akuten Kinderbetreuungs- oder Pflegesi-tuation. Insgesamt wird den gestellten Anträgen unter Berücksichtigung dienstlicher Erfor-dernisse weitestgehend entsprochen.

44 Jahresbericht 2017

3.4 Dienst- und UnfallschadensrechtZum Aufgabengebiet zählt die Bearbeitung der Dienst- und Arbeitsunfälle sowie der außer-dienstlichen Unfälle für das gesamte Finanzressort, wozu auch die Regulierung von Sachschä-den gehört.

Im Jahr 2017 wurden insgesamt 274 Personenschäden gemeldet, wovon 98 als sogenann-te „Wegeunfälle“ zu erfassen waren. 93 Schadensereignisse führten zu einer Anerkennung als Dienstunfall, in 44 Fällen wurde eine Anerkennung als Dienstunfall abgelehnt.

Darüber hinaus waren 89 Arbeitsunfälle und 48 sonstige, außerdienstliche Schadensfälle zu re-gistrieren.

Die anerkannten Dienstunfälle führten im Rahmen der Unfallfürsorge zur Übernahme von Be-handlungskosten in Höhe von rund 104.000 €.

Im Wege des Regresses gegenüber Dritten konnten im Jahr 2017 knapp 80.000 € ausgegli-chen werden.

Von 142 gestellten Anträgen auf Sachschadenersatz wurden 107 Anträge positiv beschieden und Ersatzforderungen in Höhe von rund 22.000 € gewährt.

1. Teil: Steuerfachliche Aufgabenentwicklung

Jahresbericht 2017 45

2. Teil: Besondere Fachaufgaben

2. Teil: Besondere Fachaufgaben

1. Fiskalische ErbschaftenWenn nach einem Todesfall keine Erben vorhanden sind oder ermittelt werden konnten oder wenn sie die Erbschaft ausgeschlagen haben, wird der Staat vom Nachlassgericht als Erbe fest-gestellt, um den Nachlass in vollem Umfang abzuwickeln. Diese Aufgabe erledigt die OFD Frank-furt seit dem Jahr 2005 für alle in Hessen anfallenden fiskalischen Erbschaften; dabei wird sie vom Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (LBIH) als zuständigem Servicepartner unter-stützt, wenn zu einem Nachlass auch Grundbesitz gehört, der dann oftmals überschuldet und baulich in sehr schlechtem Zustand ist.

Zur Nachlassabwicklung gehört die detaillierte Abwicklung sehr unterschiedlicher Rechtsge-schäfte, -verfahren und Lebenssachverhalte, so dass die endgültige Erledigung einzelner Fälle häufig bis zu mehrere Jahre andauern kann.

Im Jahr 2017 fielen im Land Hessen insgesamt 840 abzuwickelnde Fiskalerbschaften an; das waren 140 Fälle mehr als im Vorjahr und bedeutete somit eine Steigerung von 20 %. Damit be-stätigte sich erneut eine seit einigen Jahren feststellbare deutlich steigende Tendenz zur Inan-spruchnahme der Verwaltung für die klassischerweise der Familie zuzuordnende Aufgabe der Nachlassabwicklung, die aus geänderten demographischen und wirtschaftlichen Rahmenbe-dingungen resultieren dürfte.

Mit den aus den Vorjahren noch offenen oder wegen neuer Entwicklungen nochmals aufzuneh-menden Fällen befanden sich am Jahresende insgesamt 2.125 Aktenvorgänge im Teilreferat Fis-kalische Erbschaften in ständiger Bearbeitung. Immer öfter werden zunächst Nachlassinsolven-zverfahren durchgeführt, um die Gläubigerforderungen befriedigen zu können – nicht nur, aber vor allem auch dann, wenn die Abwicklung von Gewerbebetrieben, Firmen und Praxen erfor-derlich wird, weil der Erblasser mitten aus dem Berufsleben heraus verstarb. So umfassten die Erbschaften im Jahr 2017 ein Sozialkaufhaus, ein Ausflugsrestaurant und mehrere Arztpraxen.

Die Nachlässe erbrachten in der fraglichen Zeit Einnahmen in Höhe von 4.034.378,32 €. Hier-von sind Ausgaben in Höhe von 2.035.264,23 € abzuziehen, die für die Begleichung von Gläu-bigerforderungen, für Maßnahmen zur Wahrnehmung von Verkehrssicherungspflichten und zur Deckung allgemeiner Verwaltungskosten (Einbindung des LBIH) eingesetzt wurden. Im Ergeb-nis verblieb dem hessischen Fiskus im Saldo noch ein Nettobetrag in Höhe von 1.999.114,09 €, der der Hessischen Kulturstiftung zur Förderung und Bewahrung von Kunst und Kultur in Hes-sen zur Verfügung gestellt wird. Somit können sich letzten Endes alle Bürgerinnen und Bürger des Landes Hessen als Erben betrachten und sich über die Erbschaften freuen!

46 Jahresbericht 2017

2. Teil: Besondere Fachaufgaben

2. Selbstversicherung der Dienstfahrzeuge des Landes Hessen Das Land Hessen ist gem. § 2 Abs. 1 Nr. 2 des Gesetzes über die Pflichtversicherung für Kraft-fahrzeughalter (PflVG) von der Versicherungspflicht der Kraftfahrzeughalter befreit. Nach dem Grundsatz der Selbstversicherung (VV Nr. 12 zu § 34 Landeshaushaltsordnung) werden die in Schadensfällen entstehenden Kosten aus Haushaltsmitteln gedeckt, also auch sämtliche im Kfz-Bereich anfallenden Schäden mit Dienstfahrzeugen des Landes Hessen.

Die Regulierung aller Verkehrsunfälle, an denen Dienstfahrzeuge des Landes Hessen beteiligt sind, wird zentral durch den Bereich Kfz-Selbstversicherung der Oberfinanzdirektion Frankfurt, Außenstelle Gießen vorgenommen.

Im Jahr 2017 belief sich der Fahrzeugbestand auf 9.388 Fahrzeuge. Im Rahmen der Schadens-bearbeitung der Unfälle mit landeseigenen Kraftfahrzeugen wurden im Jahr 2017 insgesamt 2.063 Unfälle gemeldet.

Ein Großteil der Schäden sind Sachschäden ohne Personenschäden. Die Schäden ohne Betei-ligung Dritter und ohne Schäden bei Dritten, machen etwa ein Drittel der von den Dienststel-len gemeldeten Unfälle aus.

Im Jahr 2017 wurden insgesamt 2.203 Fälle abschließend bearbeitet.

Jahresbericht 2017 47

3. Teil: Betreuung der Bauangelegenheiten des Bundes, Bauvergabe- und Vertragswesen, Korruptionsschutz

3. Teil: Betreuung der Bauangelegenheiten des Bundes, Bauvergabe- und Vertragswesen, KorruptionsschutzDie Bauabteilung der OFD Frankfurt nimmt für den Bund Aufgaben im Rahmen der sog. Org-anleihe wahr. Dazu „entleiht“ sich der Bund beim Land Hessen die erforderlichen Organisati-onseinheiten zur Wahrnehmung seiner Bauaufgaben in Hessen. Die Bauabteilung in der OFD Frankfurt agiert im Wesentlichen als Fachaufsicht und der Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (LBIH) steuert die Baudurchführung. In den Bereichen Vergabe- und Vertragsangele-genheiten und Korruptionsschutz ist die Bauabteilung über den Bundesbau hinaus in einigen Bereichen auch für den Landesbau zuständig.

Die Aufgabenwahrnehmung und -finanzierung ist zwischen Bund und Land per Verwaltungs-abkommen und Kostenerstattungsvereinbarung definiert und geregelt.

1. Aufgaben und Leistungen für den Bundesbau Die Bauabteilung übt die Fachaufsicht über den LBIH aus und fungiert als Bindeglied zwischen der baudurchführenden Ebene und den zuständigen Bundesministerien (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) und Bundesministerium der Vertei-digung (BMVg)). Zu den Kernaufgaben der Bauabteilung gehören zum einen projektübergrei-fende Tätigkeiten und baufachliche Grundsatzarbeit, wie fachtechnische Beratung der Nutzer und des LBIH, Mitwirkung in Arbeitskreisen des Bundes sowie Entwicklung effektiverer Verfah-rensweisen. Hierdurch werden die Voraussetzungen für eine wirtschaftliche, gestalterisch, funk-tionell und technisch einwandfreie Durchführung der Baumaßnahmen geschaffen.

Des Weiteren nimmt die Bauabtei-lung projektbezogene Aufgaben, die mit der Auftragserteilung zur Durch-führung von Projekten beginnen, wahr. Hierbei sind die Projektziele, insbeson-dere hinsichtlich des Qualitätsstan-dards, des Kostenrahmens und des ter-minlichen Projektablaufs zu definieren. Während der Planungs- und Ausfüh-rungsphase der Baumaßnahmen ge-hören die Kontrolle der vorgegebenen Projektziele, einschließlich der Quali-täten, Kosten und Termine sowie die fachliche Beratung der Projektbeteilig-ten zu den wesentlichen Aufgaben der Bauabteilung.

Bauausgaben im Kalenderjahr 2017Alle Werte einschließlich 19 % Umsatzsteuer (ohne Baunebenkosten)

Auftraggeberbereiche in € in % Anzahl der Maßnahmen in %

Ausländische Streitkräfte 40.691.636,62 43 119 5

Bund Militär 20.626.067,78 22 655 29

Bund Zivil 33.229.766,59 35 1515 66

Summe 94.547.470,99 100 2289 100

43 % 22 %

35 %Ausländische Streitkräfte

Bund Militär

Bund Zivil

48 Jahresbericht 2017

3. Teil: Betreuung der Bauangelegenheiten des Bundes, Bauvergabe- und Vertragswesen, Korruptionsschutz

Für die von der Bauabteilung fachaufsichtlich betreuten Baumaßnahmen des Bundes in Hes-sen wurden für das Jahr 2017 rund 94,5 Mio. € an Bauausgaben festgestellt. Damit hat das Land für den Bundesbau eine deutliche Ausgabensteigerung von rund 17,5 Mio. € gegenüber dem Vorjahr erzielt1).

Die amerikanischen Maßnahmen wer-den mit US-Haushaltsmitteln, die Pro-jekte der Bundeswehr (Bund Militär) und die zivilen Baumaßnahmen (Bund Zivil) aus den entsprechenden Bundes-haushaltsplänen finanziert.

Der Bund bezahlte für den Einsatz des LBIH und die Honorare freiberuflich tä-tiger Ingenieure und Architekten für Planungs-, Bauüberwachungsleistun-gen und gutachterliche Tätigkeiten für das Abrechnungsjahr 2016 rund 25,9 Mio. €. Diesem Betrag standen im Jahr 2016 Bauausgaben in Höhe von 77 Mio. € (inkl. Umsatzsteuer al-ler Auftraggeberbereiche) gegenüber.

Als Projektsteuerungsinstrument für Große Baumaßnahmen wurde bereits

im Jahr 2016 zwischen LBIH und OFD Frankfurt die Basisvereinbarung eingeführt. Die zwischen-zeitlich modifizierte Basisvereinbarung fasst für jedes Projekt die wesentlichen Daten zu Bau-kosten, Baunebenkosten, Eigenleistung des LBIH, Terminen, Mittelabfluss und dem Projektteam zusammen und zeigt im Projektverlauf die Projektrisiken hinsichtlich Terminen, Kosten und Per-sonaleinsatz auf. Die Ausweitung der Basisvereinbarung auf Kleine Maßnahmen und die Bau-unterhaltung ist vorgesehen.

Als Plattform für die Öffentlichkeitsarbeit nutzte die Bauabteilung den Tag der Offenen Tür der Bundesregierung, um in einem gemeinsamen Auftritt mit der in Rheinland-Pfalz installierten Geschäftsstelle für Öffentlichkeitsarbeit und Vertretern weiterer Bundesländer bei interessier-ten Bürgerinnen und Bürgern für die Bedeutung des Bundesbaus zu werben.

1.1 Bundesbau ZivilZu den bedeutendsten Projekten, die von der Bauabteilung im Jahr 2017 in diesem Bereich be-gleitet wurden, gehören die Baumaßnahmen des:Bundeskriminalamtes in WiesbadenPaul-Ehrlich-Institutes in LangenStatistischen Bundesamtes in WiesbadenInternational Tracing Service (Internationaler Suchdienst) in Bad Arolsen und derBundespolizei in Eschwege.

1.2 ZuwendungsbauEin großer Teil der finanziellen Unterstützung des Bundes als Zuwendungsgeber entfällt auf die Förderung von Hochbaumaßnahmen zur Erfüllung von wirtschafts- und gesellschaftspoli-

BaunebenkostenabrechnungBaunebenkosten (BNK) im Kalenderjahr 2017 für das Haushaltsjahr 2016

Auftraggeber in € in % Anzahl Anträge** in %

Ausländische Streitkräfte 10.557.410,66 41 175 18

Bund Militär 5.545.595,03 21 256 26

Bund Zivil 9.813.246,15 38 542 56

Summe 25.916.251,84 100 973 100

41 % 21 %

38 %Ausländische Streitkräfte

Bund Militär

Bund Zivil

* vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung noch abschließend zu prüfen** davon 574 Einzelanträge und 399 im vereinfachten Verfahren

1) Wegen der Vergleichbarkeit der Auftraggeberbereiche wurde im Bereich Ausländische Streitkräfte die fiktive Umsatzsteuer mit einbezogen, obwohl bei diesen US-Maßnahmen keine Umsatzsteuer anfällt.

Jahresbericht 2017 49

tischen Aufgaben. Die Begleitung dieser Maßnahmen erfolgt durch die Bauabteilung im Auf-trag des BMUB.

Grundlage bildet die Richtlinie für die Durchführung von Zuwendungsbaumaßnahmen (RZBau). Die Bauabteilung berät die Zuwendungsempfänger zu baufachlichen Belangen, u.a. zur Um-setzung von baupolitischen Zielen des Bundes wie Energieeffizienz und Nachhaltigkeit, Barri-erefreiheit, Kunst am Bau etc. sowie zur Einhaltung des Vergaberechts. Die Bauabteilung wirkt beratend bei der Aufstellung des Antrages mit. Es wird die Angemessenheit der Kosten sowie die sparsame und wirtschaftliche Verwendung der Zuwendungsmittel geprüft. Die Prüfung er-folgt im Hinblick auf Funktionstüchtigkeit, Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit der Planung sowie der Durchführung der Zuwendungsmaßnahme. Hierzu wird von der Bauabteilung eine baufachliche Stellungnahme mit Prüfvermerk für das zuwendungsgebende Ressort aufgestellt. Diese wird Bestandteil des Zuwendungsbescheids.

Im Jahr 2017 betreute die Bauabteilung rund 40 durch den Bund beauftragte Zuwendungsbau-maßnahmen aus verschiedenen Ressorts der Bundesregierung, wie z.B. des der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), des Bundesministeriums für Bildung und For-schung (BMBF) sowie aus Förderprogrammen der Bundesregierung vertreten durch das BMUB.

Das Zukunftsinvestitionsprogramm (ZIP) der Bundesregierung z.B. beinhaltet u.a. das Programm „Kommunale Einrichtungen im Bereich Sport, Jugend und Kultur“. Diese Förderung mit einem Gesamtvolumen von 140 Mio. € von 2016 bis 2018 zielt auf die Behebung des Investitionsstaus bei der sozialen Infrastruktur. Im Jahr 2017 wurde das Volumen um weitere 100 Mio. € aufge-stockt. Mit den Projekten sollen deutlich sichtbare Impulse für die Kommune, die Region, den sozialen Zusammenhalt und die Integration, den Klimaschutz, aber auch für die Stadtentwick-lung erreicht werden. Gefördert werden investive Projekte mit besonders sozialer und integrativer Wirkung. Von den bundesweit 56 Projekten aus 2016 wurden vier aus Hessen ausgewählt: Ebsdorfer Grund – Musiker-garten, Eschwege – medienWERK, Homberg (Efze) - Jugendhaus sowie Niestetal – Neubau Wichtelbrunnenbad.

Aus dem Bereich des BMBF ist der Neubau der Teilchenbeschleunige-ranlage FAIR in Darmstadt Wixhausen zu nennen. Dieses internationale Großprojekt (rd. 1,023 Mrd. € Gesamtbaukosten) wurde baufachlich ge-prüft, darüber hinaus erfolgt eine fortlaufende Beratung.

In Kronberg entsteht derzeit für die Kronberg Academy ein Kammermu-siksaal mit angegliedertem Studien und Verwaltungszentrum.

1.3 GaststreitkräfteDie Baumaßnahmen der US-Streitkräfte werden auf Basis bilateraler Abkommen (Zusatzab-kommen zum NATO-Truppenstatut und Verwaltungsabkommen ABG 1975 (Auftragsbauten-grundsätze) als Bundesbaumaßnahmen durchgeführt. Auch im Jahr 2017 sind von der Bauab-teilung im Zusammenhang mit dem weiteren Ausbau des US Standortes Wiesbaden und dem US-Schulbauprogramm (21st Century School) wichtige Baumaßnahmen begleitet worden. Zu-dem wurden Planungsaufträge für das neue Verwaltungsgebäude der US-Dienstelle EUD mit einem Bauvolumen von rd. 40 Mio. € und eine weitere Schule aus dem US-Schulbauprogramm mit einem Bauvolumen von rd. 36 Mio. € erteilt.

Kronberg Academy, Zuwendungsgeber BKM, Staab Architekten GmbH Berlin © Staab Architekten/Kronberg Academy

50 Jahresbericht 2017

3. Teil: Betreuung der Bauangelegenheiten des Bundes, Bauvergabe- und Vertragswesen, Korruptionsschutz

1.4 Bundesbau MilitärIm Zuge der Neustrukturierung der Bundeswehr wurden bundesweit Schwerpunktliegenschaf-ten festgelegt. Diese Liegenschaften erfüllen übergeordnete Aufgaben und sind von strategi-scher Bedeutung für die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr. Um den spezifischen Anforderungen gerecht zu werden, wurde für jede Liegenschaft ein Nutzungskonzept abgestimmt und darauf aufbauend Ausbaukonzepte entwickelt, die es in den nächsten Jahren zügig umzusetzen gilt.

Bis zum Jahr 2025 sollen für die Bundeswehr rund 25.000 bis 30.000 Unterkünfte im neuen Stan-dard realisiert werden. In diesem Zusammenhang wurde 2017 der Neubau des Unterkunftsbe-reichs für das Jägerbataillon 1 in der Knüll-Kaserne Schwarzenborn (ca. 400 Unterkünfte) als Pi-lotprojekt „Modulbauweise Unterkünfte" beauftragt.

Hohe Priorität und politische Aufmerksamkeit genießt das im Rahmen der Attraktivitätsagenda aufgelegte bundesweite Projekt “Internet in Unterkünften“. Bis Ende 2020 sollen in allen dauer-haft genutzten Unterkünften leistungsfähige Internetzugänge geschaffen werden.

2. Entwicklungen im Bundesbau2.1 Reform BundesbauDas Aktionsprogramm Reform Bundesbau wurde im Jahr 2016 vom BMUB ins Leben geru-fen. Nach der Analyse von Ursachen für Kostensteigerungen, Terminverzögerungen oder un-zureichender Qualität bei rund 35 % von 300 fertiggestellten Hochbauprojekten des Bundes aus den Jahren 2000 bis 2015 ist die Entwicklung eines Umsetzungskonzeptes zur Verbesse-rung der Projektabwicklung insbesondere bei größeren Hochbaumaßnahmen mit einem Ge-samtkostenvolumen von über zehn Mio. € Ziel der Reform. Das Reformprogramm richtet sich an alle Baubeteiligten, von der Bauverwaltung über die Nutzer bis hin zu Planern und Baufir-men. In einem ca. sechswöchigen Turnus tagen Arbeitsgruppen mit Vertretern der Ministerien, der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), der Fachaufsichten und der baudurchfüh-renden Ebenen zu folgenden Handlungsfeldern:

Starkes ProjektmanagementBelastbare BedarfsplanungPrognose und Veranschlagung von ProjektrisikenBelastbare Termin- und KostenaussagenAuswahl der besten Planer, Bauunternehmen und AngeboteSchnelle Reaktion bei Planungs- und BauablaufstörungenNeue partnerschaftliche VertragsmodelleStraffe interne VerfahrenAngemessene Ausstattung der Bundesbauverwaltung.

Die Bauabteilung der OFD Frankfurt beteiligt sich mit drei Mitarbeitern/-innen an den Unter-Ar-beitsgruppen „Risikomanagement“, „bessere Informationen über Auftragnehmer“ sowie „au-ßergerichtliche Streitschlichtung“.

Die Arbeitsgruppe „Risikomanagement“ entwickelt Methoden, mit deren Hilfe in der Planungs-phase eines Projektes frühzeitig spezifische Risiken erkannt, bewertet und berücksichtigt wer-den können. Dabei sollen Kosten- sowie Terminrisiken beispielweise aufgrund von veränder-ten Bedarfsanforderungen, nicht ausreichender Grundlagenermittlung hinsichtlich Baugrund

Jahresbericht 2017 51

oder Schadstoffen, Firmeninsolvenzen und daraus resultierende Mehrkosten und Bauzeitverlän-gerungen angemessen und systematisch veranschlagt und transparent ausgewiesen werden.

Die Arbeitsgruppe „Bessere Informationen über Auftragnehmer“ beschäftigt sich mit der Kon-zeptionierung einer Datenbank, die eine Bewertung der früher erteilten Aufträge im Hinblick auf die Qualität der Erledigung ermöglicht. Dem öffentlichen Auftraggeber sollen genauere Kenntnis über die bisherigen Erfahrungen mit den Auftragnehmern zur Verfügung gestellt werden, auch um damit die Notwendigkeit eines Ausschlusses besser erkennen und begründen zu können.

Ein weiteres Ziel des Reformprogramms verfolgt die Arbeitsgruppe „außergerichtliche Streitsch-lichtung“. Eine verstärkte Anwendung dieser Verfahren ermöglicht es, eine kurzfristige, verbind-liche Lösung in Konfliktfällen zu erreichen, um Unterbrechungen im Bauablauf zu vermeiden. Darüber hinaus werden neue partnerschaftliche Vertragsmodelle entwickelt, die die Problem-felder der aktuellen Vergabe- und Vertragspraxis aufgreifen und einer Optimierung im Rahmen der geltenden Gesetze zuführen.

Das BMUB strebt an, das Reformprogramm mit Erstellung des konkreten Umsetzungskonzep-tes im Wesentlichen bis Ende 2018 abzuschließen.

2.2 Nachhaltiges BauenNachhaltiges Bauen ist ein wesentliches baupolitisches Ziel des Bundes. Im Rahmen seiner Vor-bildfunktion als öffentlicher Bauherr verpflichtet sich der Bund bei allen Bauprojekten ab zwei Mio. € Baukosten die Nachhaltigkeit durch die Anwendung des Bewertungssystem Nachhal-tiges Bauen für Bundesbauten (BNB) nachzuweisen. Aufbauend auf dem Leitfaden für Nach-haltigen Bauen definiert das BNB die anzuwendende Nachweismethodik nach transparenten Regeln und objektivem Maßstab. Das 2011 für Büro- und Verwaltungsgebäude entwickelte Zer-tifizierungssystem wird laufend fortgeschrieben sowie für weitere Nutzungen z.B. Labor- und Unterrichtsgebäude als neue Systemvarianten angepasst und findet nicht nur für Neubauten, sondern auch für Nutzen und Betreiben sowie Komplettsanierungen Anwendung. Für Bundes-bauten ist mindestens der Qualitätsstandart Silber des BNB, was einem Erfüllungsgrad von mehr als 65 Prozent entspricht, einzuhalten. Außerhalb der vorhandenen Sys-temvarianten, z.B. bei Maßnahmen der Bundeswehr, wird eine sinnge-mäße Anwendung durchgeführt.

Das Bewertungssystem BNB zeichnet sich durch seine ganzheitliche Be-trachtung des gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes aus und dient der Qualitätssicherung beim Planen, Bauen und Betreiben von Gebäuden. Ziel des Nachhaltigen Bauens ist der Schutz allgemeiner Güter, wie Um-welt, Ressourcen, Gesundheit, Kultur und Kapital. Aus diesen Schutzzielen leiten sich die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Ökologie, Ökono-mie und Soziokulturelle Aspekte – ab. Darüber hinaus haben technische Qualitäten sowie die Prozessqualität als Querschnittsqualtäten Einfluss auf alle Teilaspekte der Nachhaltigkeit. Die Standortqualität wird darü-ber hinaus gesondert beurteilt

Die Bauabteilung berät im Rahmen der Fachaufsicht den Landesbetrieb LBIH zur Umsetzung der Ziele und übernimmt die Konformitätsprüfung zur Zertifizierung nach BNB für alle einge-führten Module ausgenommen Laborgebäude. Derzeit sind fünf Beschäftigte der Bauabteilung geprüfte BNB-Koordinatoren. Zusätzlich nimmt aus den Bereichen Bund Zivil und Bund Militär

Dimensionen des Nachhaltigen Bauens – Säulen und Querschnittsqualitäten

52 Jahresbericht 2017

3. Teil: Betreuung der Bauangelegenheiten des Bundes, Bauvergabe- und Vertragswesen, Korruptionsschutz

je ein weiterer Mitarbeiter an der Ausbildung teil. Die kontinuierliche Wei-terbildung im Bereich Nachhaltiges Bauen wird in der gesamten Abteilung gefördert und damit die Qualität sichergestellt.

Aktuell werden mehrere große Baumaßnahmen in Hessen nach BNB aus-geführt und durch die Konformitätsprüfstelle zertifiziert, beispielsweise das BKA in Wiesbaden. Mit dem Neubau des Fraunhoferinstituts für Wertstoff-kreisläufe und Ressourcenstrategie IWKS in Hanau erhält die Fraunhofer Gesellschaft eines ihrer ersten BNB-zertifizierten Institutsgebäude. Die Be-ratung erfolgt im Rahmen des Zuwendungsbaus durch die Bauabteilung; die Zertifizierung erfolgt über die OFD Freiburg.

2.3 Energetischer Sanierungsfahrplan BundesliegenschaftenFür den Energetischen Sanierungsfahrplan Bundesliegenschaften wurden mehrere liegenschaftsbezogene Energiekonzepte (LEKe) durch die Bauab-

teilung geprüft. Diese Energiekonzepte dienen dem BMUB als Entscheidungsgrundlage für ener-getische Sanierungsmaßnahmen in Bundesliegenschaften. Auf Grund von geänderten Vorgaben und zusätzlichen Forderungen des Ministeriums mussten bereits erstellte LEKe ergänzt und er-weitert werden und sind z.Zt. noch in der Bearbeitung beim LBIH. Trotzdem konnten bereits Mit-tel aus dem Sanierungsfahrplan zur Verfügung gestellt und vorhandene Gebäude damit in Teil-bereichen energetisch saniert werden.

3. Vergabe- und Vertragsangelegenheiten Im Referat für Vergabe- und Vertragsangelegenheiten der Bauabteilung wurden im Rahmen der allgemeinen Fachaufsicht für den Bundesbau im Jahr 2017 56 seitens des LBIH nach Ver-gabehandbuch des Bundes (VHB) vorlagepflichtige Vergaben auf Einhaltung des geltenden Vergaberechts für den Bundeshochbau überprüft. Vorlagepflichtig nach VHB sind Vergaben ab 50.000 € z.B. wenn:der Auftrag freihändig vergeben,die Ausschreibung aufgehoben,der Zuschlag auf ein anderes als das Angebot mit dem niedrigsten Preis oder in EU-Verfah-

ren auf ein anderes als das Angebot mit der höchsten Bewertung erteilt,der Zuschlag auf ein Nebenangebot erteilt werden soll.

In 271 weiteren Fällen wurde der LBIH in schwierigen Vergabeverfahren sowie bei Vertragsan-gelegenheiten mit freiberuflich Tätigen zu Vergabe- und Vergütungsfragen nach HOAI beraten. In zwei Fällen wurden Zustimmungen zu Vertragskündigungen erteilt. Zu den Aufgaben des Referates gehört ferner die Sicherung von Forderungen in Insolvenzfäl-len sowie die Bearbeitung von Aufrechnungsersuchen aus dem Bereich des LBIH und anderer für den Bundesbau tätiger Behörden. Insgesamt wurden fünf von acht Insolvenzverfahren und drei Aufrechnungsersuchen abgeschlossen.

3.1 Rechtsstreitigkeiten aus Baumaßnahmen des BundesEine der Kernaufgaben des Referates für Vergabe- und Vertragsangelegenheiten ist die Pro-zessvertretung für die Bundesrepublik Deutschland in Gerichtsverfahren, die aus Bundesbau-

Neubau IWKS Hanau©vhammeskrause architekten bda

Jahresbericht 2017 53

maßnahmen resultieren. Es wurden ein neu entstandener und 32 laufende Prozesse (Stand 01.01.2017) aus Bundesbaumaßnahmen und Baumaßnahmen für die Stationierungsstreitkräfte sowie ein selbstständiges Beweisverfahren begleitet. Zum 31.12.2017 waren 15 laufende Ge-richtsverfahren und fünf selbständige Beweisverfahren anhängig.

3.2 Nachprüfungsstelle für Bund/Land nach § 21 VOB/A Die Bauabteilung ist zudem die Nachprüfungsstelle nach § 21 VOB/A, an die sich Bewerber oder Bieter zur Nachprüfung behaupteter Verstöße gegen die Vergabebestimmungen im un-terschwelligen Vergabebereich wenden können. In sechs Fällen haben Wettbewerbsteilneh-mer bei der OFD Frankfurt die Nachprüfung von Ausschreibungs- und Vergabeverfahren des LBIH beantragt.

3.3 Schlichtungsstelle für Bund/Land nach § 18 Abs. 2 VOB/BFür den Bundes- und Landesbau ist die Bauabteilung der OFD Frankfurt außerdem die gemäß Vergabe- und Vertragsordnung (§ 18 Abs. 2 VOB/B) anzurufende Stelle bei Vertragsstreitigkei-ten zwischen Unternehmen und dem LBIH oder der Technischen Universität Darmstadt (TUD). Die Schlichtungsverfahren haben das Ziel, eine außergerichtliche Einigung herbeizu-führen und damit langwierige und kostenintensive gerichtliche Auseinandersetzungen zu vermeiden. Im Jahr 2017 stellten in sechs Fällen bauausführende Unternehmen Anträge zur Schlichtung von Meinungsverschiedenheiten in Vertragsangelegenheiten mit dem LBIH. Von den fünf laufen-den Verfahren zu Beginn des Jahres wurden zwei Verfahren 2017 abgeschlossen.

3.4 Vertragsangelegenheiten mit freiberuflich Tätigen (FbT)/ Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI)/Vergabeverfahren FbTDie Bauabteilung der OFD Frankfurt ist auch Ansprechpartner bei Vertragsstreitigkeiten zwi-schen freiberuflich Tätigen und dem LBIH für Bundes- und Landesbaumaßnahmen nach § 17 Abs. 2 der Allgemeinen Vertragsbedingungen (AVB). Im Jahr 2017 wurde ein Schlichtungsver-fahren zwischen freiberuflich Tätigen und LBIH in der Bauabteilung abgeschlossen, ein Verfah-ren ist 2017 neu hinzugekommen.

4. Korruptionsschutz 4.1 Präventions- und AusschlussverfahrenDurch die OFD Frankfurt können Unternehmen und freiberuflich Tätige von der Teilnahme am Wettbewerb um öffentliche Aufträge ausgeschlossen werden. Hat ein Unternehmer oder eine für das Unternehmen handelnde Person im Rahmen der wirtschaftlichen Betätigung eine nach-weislich schwere Verfehlung begangen, wird geprüft, ob ein Ausschluss in Betracht kommt.

Dabei geht die OFD Frankfurt allen Hinweisen nach, die ihr von den öffentlichen Auftragge-bern, der Staatsanwaltschaft, von Gerichten und den zur Verfolgung von Ordnungswidrigkei-ten berufenen Behörden zugeleitet werden. Darüber hinaus recherchiert die OFD Frankfurt in-tensiv, indem sie u.a. Informationen über Wirtschaftsdelikte aus Presse und anderen Medien auswertet. Bei nachgewiesener Wiederherstellung der Zuverlässigkeit im Unternehmen durch entsprechende Compliancemaßnahmen kann von einer Vergabesperre abgesehen werden.

2017 wurden 20 Hinweisfälle, die insgesamt 163 Unternehmen betrafen, abschließend über-prüft. 40 neue Prüfungsfälle kamen hinzu. Die Informationen kamen in 21 Fällen von der Staats-

54 Jahresbericht 2017

3. Teil: Betreuung der Bauangelegenheiten des Bundes, Bauvergabe- und Vertragswesen, Korruptionsschutz

anwaltschaft, 19 weitere Fälle beruhen auf eigener Recherche. Ende 2017 waren 80 Fälle in Be-arbeitung.

In zwei Fällen wurden formelle Ausschlussverfahren geführt. Insgesamt waren am Jahresende 2017 vier Vergabesperren in Kraft.

Die gewonnenen Erkenntnisse betreffen nicht nur Auftragnehmer des Landes Hessen sondern auch deren Nachunternehmer. In diesen Fällen prüfte die OFD Frankfurt bereits in vergange-nen Jahren das Nachunternehmer-Management dieser Auftragnehmer. Die Art und Weise, wie Unternehmen die Auswahl und Kontrolle ihrer Nachunternehmer durchführen und die Sorgfalt, die sie dabei aufwenden, wurde zum Gegenstand eines Prüfverfahrens.

4.2 Melde- und Informationsstelle In der Bauabteilung ist zudem die nach Ziffer 7.1 des Gemeinsamen Runderlasses zum Aus-schluss von Bewerbern und Bietern wegen schwerer Verfehlungen, die ihre Zuverlässigkeit in Frage stellen, vom 24. November 2015 bei der OFD Frankfurt angesiedelte Melde- und Infor-mationsstelle (MIS) für Vergabesperren eingerichtet. Alle Vergabestellen des Landes haben bei geplanten Vergaben mit einem Wert von mehr als 15.000 € bei Dienstleistungsaufträgen, ei-nem Wert von mehr als 25.000 € bei Lieferaufträgen, bzw. einem Wert von mehr als 50.000 € bei Bauaufträgen zu berücksichtigen, ob das für die Vergabe in Aussicht genommene Unter-nehmen vom Wettbewerb ausgeschlossen ist. Entsprechendes gilt bei beschränkten Ausschrei-bungen oder freihändigen Vergaben. Hier ist Klärung bezüglich des gesamten vorgesehenen Bieterkreises schon vor der Aufforderung zur Abgabe eines Angebotes herbeizuführen.

Das Referat liefert die Sperrinformationen an die Hessische Zentrale für Datenverarbeitung zur Implementierung in die elektronische Vergabeabwicklung. Soweit Vergabestellen diese nutzen, erübrigt sich die Anfrage bei der MIS. Vergabestellen, denen diese Möglichkeit nicht zur Verfü-gung steht, richteten in 4753 Fällen Anfragen an die MIS.

Jahresbericht 2017 55

4. Teil: Hessisches Competence Center für Neue Verwaltungssteuerung (HCC)

4. Teil: Hessisches Competence Center für Neue Verwaltungssteuerung (HCC)Das Hessische Competence Center für Neue Verwaltungssteuerung (HCC) ist organisatorisch als Abteilung Landesdienste in die OFD Frankfurt integriert und hat seinen Sitz in Wiesbaden. Mit seinen rund 400 Beschäftigten erbringt es als interner Dienstleister für die gesamte Hessi-sche Landesverwaltung Verwaltungsdienstleistungen für das Rechnungswesen und das Perso-nalwesen. Für die Landesbehörden nimmt es die Funktionen einer zentralen Beschaffungsstelle wahr und stellt den SAP-Anwendungsbetrieb und die Weiterentwicklung der Landesreferenz-modelle sicher.

1. Leistungsentwicklung und BetriebskennzahlenDie vielfältigen Leistungen des HCC spiegeln sich in den Betriebskennzahlen des Jahres 2017 wider:

1.1 SAP-Anwendungsbetreuung und -entwicklungEs wurden 13.500 aktive SAP-Anwender in über 800 Dienststellen sowie mehr als 71.000

ESS (Employee-Self-Service)-Anwender (2016: 70.000) in den Bereichen Reisekosten- und Abwesenheitsmanagement betreut.

Im Problemmanagement unterstützt das HCC die Dienststellen bei der Lösung von SAP-be-zogenen Anwenderfragen und -problemen. Die serviceorientierte Betreuung der Kunden wird durch einen fest definierten Prozess sichergestellt, der die Bearbeitung der Tickets nach Prioritäten gliedert. Im Jahr 2017 wurden 8.477 Tickets (2016: 7.877) von den Kunden des HCC aufgegeben. Auf den Bereich Berechtigungen für das Rechnungs- und Personalwesen entfielen insgesamt 5.039 Tickets (2016: 4.398) und damit nahezu 60 % aller eingegange-nen Tickets. Abschließend bearbeitet wurden insgesamt 8.213 Tickets (2016: 7.693) und da-mit 520 (6,8 %) Tickets mehr als 2017.

Das Anforderungsmanagement koordiniert sämtliche Änderungs- und Entwicklungsanträge für die in der Hessischen Landesverwaltung eingesetzten SAP-Anwendungen. Das in 2011 vom damaligen Kabinettsausschuss Verwaltungsmodernisierung abgenommene Konzept dient der Weiterentwicklung und Pflege der Landesreferenzmodelle und folgt definierten Entscheidungsprozessen zur Wahrung der Landeseinheitlichkeit der SAP-Anwendungen. Mit dem fortschreitenden Ausbau der Landesreferenzmodelle, der Entwicklung neuer An-wendungen auf Landesebene, dem Ausbau der Portaltechnologie und der ESS/MSS (Ma-nager-Self-Service)-Anwendungen haben sowohl der Umfang der Änderungswünsche als auch der damit verbundene Komplexitätsgrad bei der Umsetzung erheblich zugenommen. Die Anzahl der formulierten Anforderungen, sowohl Änderungs- als auch Projektanträge, lag im Jahr 2017 gegenüber dem Vorjahr wieder etwas höher. Insgesamt stellten die Res-sorts in 2017 583 Änderungsanträge und damit 57 Anträge mehr als 2016. Im Landesrefe-renzmodell Personalwesen sind die Anforderungen mit 127 Änderungsanträgen (Vorjahr: 133) um 5 %, zurückgegangen, wohingegen sich die Anzahl der Anforderungen durch die Buchungskreise im Landesreferenzmodell Rechnungswesen mit 456 Anträgen (Vorjahr: 393)

56 Jahresbericht 2017

4. Teil: Hessisches Competence Center für Neue Verwaltungssteuerung (HCC)

wieder auf dem Niveau der Jahre 2014 und 2015 eingependelt hat. Im Jahr 2017 wurden insgesamt 24 Projektanträge und damit einer mehr als im Vorjahr eingereicht, die sich zu etwa 41 % auf das Rechnungswesen, die Beschaffung und das Berichtswesen (10 Projektan-träge), und zu etwa 54 % auf das Personalwesen (13 Projektanträge) verteilen. Die übrigen 4 % entfielen auf ein übergreifendes Projekt, das als Grundlagenprojekt sowohl das Rech-nungs- als auch das Personalwesen und den Solution Manager betraf. Insgesamt konnten in 2017 33 Projekte abgeschlossen werden (15 Projekte im Personalwesen, 13 Projekte im Rechnungswesen, der Beschaffung und im Berichtswesen und 5 übergreifende Projekte).

Ein wesentliches Kriterium für die Qualität des 2017 stabil laufenden SAP-Betriebs ist die sehr hohe Verfügbarkeit der Produktivsysteme, die sich vergleichbar mit den Vorjahren darstellt:- Verfügbarkeit des RW-Produktivsystems: 100 % (2016: 100 %)- Verfügbarkeit des Grantor-Produktivsystems 99,96 % (2016: 99,94 %)- Verfügbarkeit des HR-Produktivsystems: 99,98 % (2016: 99,87 %)- Verfügbarkeit des BI-Produktivsystems (Berichtswesen): 99,64 % (2016: 99,98 %)- Verfügbarkeit des EBP-Produktivsystems (Beschaffung): 99,16 % (2016: 99,87 %)- Verfügbarkeit des Service-Portals: 99,86 % (2016: 99,51 %)

Die Personalabrechnung für über 220.000 Beamte, Angestellte und Versorgungsempfänger wurde technisch begleitet.

1.2 RechnungswesenIn der zentralen Finanzbuchhaltung wurden 145.094 (2016: 136.640) Lieferanten- und 45.810

(2016: 50.021) Ausgangsrechnungen gebucht. Weiterhin wurden 47.520 (2016: 33.618) Kre-ditoren- und Debitorenstammsätze neu angelegt und 10.270 (2016: 9.195) Kreditoren- und Debitorenstammsätze angepasst (Änderung, Ergänzung oder Löschung). Das HCC wickelte den gesamten unbaren Zahlungsverkehr der Hessischen Landesverwaltung mit einem Zah-lungsvolumen von insgesamt 426,1 Milliarden € (2016: 493,5 Milliarden €) ab.

Um den Dienststellen der Hessischen Landesverwaltung im Verfahren E-KRW die einge-henden Lieferantenrechnungen bereits zu Beginn des Buchungsprozesses elektronisch zur Verfügung stellen zu können, wurde im HCC eine zentrale Rechnungseingangsstelle einge-richtet. Dort werden die für die Dienststellen in Papierform eingehenden Rechnungen einge-scannt und für die Überleitung in das SAP-System qualitätsgesichert aufbereitet. 2017 wur-den 66.387 (2016: 29.441) Belege mit einem Gesamtvolumen von rund 210,6 Millionen € (2016: 69,3 Millionen €) in der zentralen Rechnungseingangsstelle im HCC abgewickelt.

Zum 01.01.2021 wird der neue § 2b Umsatzsteuergesetz (UStG) wirksam. Bis dahin müssen sämtliche Leistungen der Hessischen Landesverwaltung untersucht werden, ob sie nach der neuen Regelung steuerbar und steuerpflichtig sind. Dies erfordert eine landesweite Be-standsaufnahme und Bewertung möglicher umsatzsteuerlich relevanter Sachverhalte. Das HCC hat hierfür Fachwissen in einem neuen Arbeitsbereich (Landesinterne Steuerberatung) aufgebaut und bietet den Landesdienststellen optional die Übernahme der folgenden Leis-tungen an:- Erstellung und Aktualisierung von Steuerkonzepten und Arbeitshilfen- Konzeption und Durchführung von Fortbildungen für die Mitarbeiter/innen in allen ertrag- und umsatzsteuerrechtlich relevanten Fragestellungen - Erstellung von schriftlichen Stellungnahmen zu steuerlichen Fragestellungen - Unterstützung bei der Erstellung von Gewinnermittlungen so-wie beispielsweise von Körperschaft- und Gewerbesteuererklärungen- Erstellung von Umsatzsteuer-Voranmeldungen und Umsatzsteuererklärungen- Betreuung bei Betriebsprüfungen- Prüfung der Betriebsprüfungsberichte und der Steuerbescheide.

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1.3 Schulungsangebote2017 führte der Schulungsbereich Rechnungswesen 134 Fortbildungskurse (2016: 109) durch.

Insgesamt nahmen daran 761 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (2016: 682) aus Dienststel-len der Landesverwaltung mit insgesamt 1.936 Teilnehmertagen (2016: 1.724) teil. In diesen Zahlen sind auch die Schulungen enthalten, die in Verbindung mit den Großprojekten Ein-führung des Elektronischen Kreditorischen Workflows und Einführung von Grantor für die Fördermittelbearbeitung durchgeführt wurden. Der Schulungsbereich Personalwesen ver-anstaltete im Jahr 2017 52 Fortbildungskurse (2016: 60) mit 223 Teilnehmern (2016: 205) und 969 Teilnehmertagen (2016: 977).

Im Bereich Rechnungswesen wurden am häufigsten Kurse zu Themen der Finanzbuchhaltung besucht, gefolgt von Themen aus den Bereichen Logistik und Controlling. Im Bereich Perso-nalwesen prägten Themen wie Löschung von Personaldaten, Personaladministration und die Produktivunterstützungen das Fortbildungsgeschehen. Hinzu kamen für beide Schulungsbe-reiche dienststellenbezogene Schulungen und Führungskräftefortbildungen. Die Veranstal-tungen wurden nicht nur in den Schulungsräumen des HCC in Wiesbaden, sondern auch in Dienststellen an zehn weiteren Standorten in Hessen durchgeführt.

1.4 Zentrale BeschaffungDie Vergabeaktivitäten haben hinsichtlich der europaweiten Vergabeverfahren eine Zunah-

me erfahren. Von den insgesamt für die Dienststellen des Landes Hessen durchgeführten 322 (2016: 322) Vergabeverfahren entfielen 131 auf europaweite Vergabeverfahren (2016: 104). Die im Rahmen der europaweiten Vergabeverfahren von Wirtschaftsteilnehmern ein-gelegten 16 Rügen (Rechtsmittel) wurden überwiegend erfolgreich abgewehrt. Lediglich in zwei Vergabeverfahren kam es zu einem Nachprüfungsverfahren vor der Vergabekammer des Landes Hessen; eines dieser beiden Nachprüfungsverfahren wurde bereits durch die Vergabekammer zu Gunsten des Landes Hessen entschieden.

Es wurden insgesamt 1.738 Basisleistungen bestehend aus Beratungen, Preisanfragen, Zu-stimmungsverfahren und Aussonderungsverfahren erbracht. Die Servicestelle für den elek-tronischen Einkauf (eProcurement) hat knapp 10.000 Freitextbestellungen mit dem hier ein-hergehenden Beratungsbedarf bearbeitet.

Der Gesamtwert, der vom HCC vorgenommenen Beschaffungsmaßnahmen beläuft sich auf rund 133 Millionen € (ohne Umsatzsteuer).

Die Vordruckverwaltung hat 1.012 verschiedene Vordrucke für die allgemeine Landesver-waltung (einschließlich der Steuerverwaltung) vorgehalten und hieraus 4.576 Auslieferun-gen bedient. Für die Hessische Landeszentrale für politische Bildung wurden aus den vorge-haltenen 327 Publikationen 5.611 Auslieferungen vorgenommen. Aus den für die Hessische Staatskanzlei und für das Hessische Ministerium des Innern und für Sport vorgehaltenen La-gerbeständen erfolgten insgesamt 910 Auslieferungen.

Die Zentrale Beschaffung hat bei der Neuausschreibung der landesweiten Rahmenverein-barung für Büroverbrauchsmaterial den aktualisierten Empfehlungen zur Nachhaltigkeit und den Anforderungen aus dem Hessischen Vergabe- und Tariftreuegesetz (HVTG) im beson-deren Maße Rechnung getragen. Im Fokus stand hier die Erhöhung des bisherigen Rahmen-vertragsspektrums um mehr nachhaltige Artikel. Mit der europaweiten Neuausschreibung ist es dem HCC gelungen, den Anteil nachhaltiger Artikel deutlich zu steigern und gleich-zeitig günstigere Einkaufskonditionen für die gesamte Landesverwaltung zu erlangen.

Dies wurde durch eine stärkere Standardisierung verbunden mit einer Reduzierung der Ty-penvielfalt ähnlicher Produkte erreicht. Die Standardisierung führte – durch die Steigerung der Abnahmemengen – bei den verbleibenden Artikeln zu einem Bündelungseffekt. Dieser Bündelungseffekt wurde durch die am Ausschreibungsverfahren beteiligten Unternehmen

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mit günstigeren Einkaufskonditionen honoriert. Die Dienststellen des Land Hessen werden bei der Inanspruchnahme dieser veränderten Rahmenvereinbarung umfassend durch die HCC-Servicestelle für den elektronischen Einkauf beraten, so dass sie ihren Bedarf zielfüh-rend mit nachhaltigen Artikeln decken können.

2. Innovationsprojekte – Projektvorhaben mit Bedeutung für die gesamte Hessische LandesverwaltungDas HCC unterstützt die IT-Strategie Digitale Verwaltung Hessen 2020 mit der Umsetzung von landesweiten Entwicklungsprojekten zur Optimierung der Personalverwaltung und des Rech-nungswesens. Im Jahr 2017 konzentrierte sich die Arbeit in den SAP-Entwicklungsbereichen auf drei innovative, über mehrere Jahre angelegte Projekte:

2.1 Elektronischer Kreditorischer Rechnungs- und GutschriftsworkflowDer Elektronische Kreditorische Rechnungs- und Gutschriftsworkflow (E-KRW) ermöglicht es den Dienststellen, Eingangsrechnungen und Gutschriften medienbruchfrei beginnend bei der sach-lichen Prüfung der eingegangenen Rechnung, über die Genehmigung bis zur Buchung elek-tronisch zu bearbeiten. Der Eingang der Rechnungen erfolgt in der zentralen Rechnungsein-gangsstelle des HCC. Die Rechnungen werden dort für die Bearbeitung im Workflow digitalisiert. Auf Basis der verbindlichen landesweiten Staffelplanung wird der E-KRW bis Ende 2019 wei-ter ausgerollt. Anfang Oktober 2017 waren bereits 118 von 290 Dienststellen produktiv ge-setzt. Ziel ist die vollständige elektronische Bearbeitung aller eingehenden Rechnungen und Gutschriften des Landes Hessen mit einem potenziellen Volumen von etwa 800.000 Stück pro Jahr. 2017 wurde die E-KRW-Software zudem funktional aktualisiert, so dass auch eRechnun-gen nach dem EU-Standard verarbeitet werden können.

Mit dem E-KRW wird sowohl die Prozessqualität als auch die Effizienz der kreditorischen Pro-zesse in den Buchungskreisen gesteigert. Durch die Nutzung weitgehend automatisierter, di-gitalisierter und damit ortsungebundener Verfahren sinkt die Fehlerquote und steigert sich die Flexibilität. Durch die Nutzung des automatisierten Workflows sinkt die Bearbeitungszeit pro Beleg. Damit können Effizienzpotentiale für die Dienststellen realisiert werden. Zudem werden so die gesetzlichen Vorgaben für die digitale Versendung und den Empfang von Rechnungen umgesetzt.

2.2 SAP GrantorSAP Grantor ist eine SAP-Anwendung, die der Abbildung und Bearbeitung von Fördermittel-sachverhalten dient. Fördermittel sind öffentliche Gelder, die natürliche oder juristische Perso-nen vom Land Hessen erhalten. Sie dienen der Erreichung gesellschaftlicher, wirtschaftlicher oder politischer Ziele, wie beispielsweise der Förderung zur Anschaffung von Elektrofahrzeu-gen. Die verschiedenen Themen werden in Förderprogrammen zusammengefasst, welche im Landeshaushalt gebündelt als Förderprodukte ausgewiesen werden.

Mit der Überleitung der Fördermittelsachverhalte in das SAP-System stehen den Ressorts kom-fortable Möglichkeiten zur Auswertung der gesamten Prozesskette – vom Antragseingang bis

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zur letzten Auszahlung bzw. Verwendungsnachweisprüfung – im sogenannten Förderkataster zur Verfügung. Die vielfältigen Berichtsmöglichkeiten des Förderkatasters umfassen beispiels-weise die Landkreisauswertung nach Gemeindekennziffern, die Statistiken nach Rechtsform des Fördermittelempfängers und das Verhältnis von beantragtem zu bewilligtem Betrag.

Die Vorteile der Einführung von SAP Grantor für die Ressorts liegen in der Medienbruchfreiheit, dem Vier-Augen-Prinzip, der standardisierten und automatisierten Abwicklung sowie dem Be-richtswesen bzw. dem Förderkataster. Die Daten müssen mit SAP Grantor nur noch einmal ein-gegeben werden. Aus dieser Eingabe wird sowohl der Fördermittelbescheid erstellt, also auch die Buchung im Rechnungswesen sowie die Fortschreibung ins Förderkataster sichergestellt. Erste Förderprogramme, wie beispielsweise die Flurneuordnung oder die Denkmalförderung sind 2016 bereits erfolgreich auf SAP Grantor umgestellt worden. In 2017 wurde SAP Grantor für Förderungen aus Lottomitteln sowie verschiedene Förderprodukte im Zuständigkeitsbereich der Hessen Agentur eingeführt. In 2018 sollen weitere Förderthemen hinzukommen. Das Pro-jekt hat darüber hinaus die Anbindung der WI-Bank an das Förderkataster intensiviert und ins-besondere eine Vorstudie über die technischen Möglichkeiten einer Online-Antragstellung für Fördermittelsachverhalte vorgenommen.

2.3 E-RecruitingIn dem Mitte des Jahres 2017 gestarteten Umsetzungsprojekt E-Recruiting wird eine hessen-weit einheitliche Personalbeschaffungslösung auf Basis des SAP E-Recruiting eingeführt, die bis zum Jahr 2019 abgeschlossen sein soll. Hessen ist derzeit das einzige Bundesland, das aufgrund der thematisch zentralen Bedeutung für die gesamte öffentliche Verwaltung ein elektronisches Bewerbermanagement vollintegriert in SAP einführt. Dabei setzt Hessen vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und des Wettbewerbs um kluge Köpfe bei der Personalbeschaf-fung auf eine ganzheitliche und medienbruchfreie Abbildung elektronischer und integrierter Personalbeschaffungsprozesse einschließlich einer Online-Bewerberplattform.

Die Federführung für dieses Projekt liegt bei dem Hessischen Kultusministerium, das mit rund 30.000 internen und externen Bewerbungen pro Jahr der größte Personalbeschaffer der Hessi-schen Landesverwaltung ist und dem Hessischen Innenministerium, das im Polizeibereich jähr-lich weit über 10.000 Bewerbungen steuert. Das HCC unterstützt das Projekt maßgeblich bei der fachlichen und technischen Umsetzung.

3. Weitere Projekte und interne Strukturmaßnahmen

3.1 Planungssystem für Personal und Budget Die SAP-HR-Software dient seit geraumer Zeit über die klassischen personalwirtschaftlichen An-wendungen und Geschäftsprozesse hinaus als Entwicklungsbasis für die Ausprägung kultusspe-zifischer Geschäftsprozesse in den Bereichen der Personalbeschaffung, des Prüfungsmanage-ments und des elektronischen Lehrertauschverfahrens mit anderen Bundesländern (LTV-Online). Auch der übergreifende Ansatz eines integrativen und organisationsübergreifenden Planungs-systems für Personal und Budget (PPB) konnte nach dem 2013 erfolgten Projektstart zu einem großen Teil realisiert werden. So wurden bis zum 31.12.2017 bereits drei der vier PPB-Teilpro-jekte produktiv gesetzt. Das verbleibende vierte Teilprojekt wird im Laufe des Jahres 2018

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umgesetzt. Im Ergebnis können im Schulbuchungskreis mit mehr als 2.000 Schulen und den Buchungskreisen der Bildungsverwaltung künftig politische Zielsetzungen mit Hilfe von SAP integrativ wirkend umgesetzt werden. Im Einzelnen bedeutet dies, dass in den vier Teilprojek-ten die Verfahren für die Lehrerzuweisung, das Schulbudget und das Personalausgabenbud-get, die Personal- und Personalausgabenplanung sowie die Budgetierung von Schulen mittels der neu entwickelten Softwarelösung abgebildet werden konnten.

Dies zeigt, dass neben der Entwicklung spezifischer Geschäftsprozesse mit SAP, auch die Ver-bindung klassischer SAP-Geschäftsprozesse mit den Möglichkeiten der Portaltechnologie da-bei helfen können, die Effizienz der Verwaltung – hier des Kultusressorts – zu erhöhen.

3.2 Freifahrtberechtigung LandesTicket HessenDie Erstellung der für 2018 an die hessischen Beschäftigten ausgehändigten Freifahrtberechti-gung wurde durch das landeseigene SAP-System wesentlich erleichtert, da die im SAP-System hinterlegten Personalstammdaten für die Erstellung und den Ausdruck des LandesTicket Hes-sen genutzt werden konnten. Das HCC hat die Projektleitung im Hessischen Innenministerium bei der Umsetzung des Projekts mit der technischen Beratung, der Durchführung von Program-mierarbeiten und von erforderlichen SAP-Einstellungen, sowie der Mithilfe bei der Druck-und Sortiervorbereitung wesentlich unterstützen können.

3.3 E-BezügenachweisEnde 2017 startete das HCC im Auftrag des Hessischen Innenministeriums ein Projekt zur Um-setzung des elektronischen Bezügenachweises (E-Bezügenachweis). Ziel ist es, den Beschäftig-ten des Landes in einem noch festzulegenden Ausrollprozess ab Mitte 2018 die Möglichkeit zu eröffnen, ihren Bezügenachweis bzw. ihre Entgeltbescheinigung elektronisch im Service-Por-tal aufzurufen.

3.4 E-DienstreiseantragIn einer Machbarkeitsstudie im Auftrag des Hessischen Innenministeriums zum E-Dienstreisean-trag und zur Reisemittelbeschaffung wurde die Einführung einer elektronischen Dienstreisege-nehmigung als Vorstufe der Reisekostenabrechnung und die Einführung einer elektronischen Reisemittelbeschaffung im Anschluss an die Dienstreisegenehmigung empfohlen. Dazu wurden mit allen Ressorts die Geschäftsprozesse der Dienstreisebeantragung und -genehmigung, der Aus- und Fortbildungsreisebeantragung und -genehmigung sowie der Reisemittelbeschaffung analysiert. Die Ergebnisse wurden ausgewertet und entsprechende Musterprozesse erarbeitet.

Die pilothafte Einführung der Dienstreisebeantragung und -genehmigung ist für das Jahr 2018 geplant.

3.5 Service-Portal und SAP FioriDas Service-Portal bildet die Grundlage für webbasierte SAP-Anwendungen, wie die elektroni-sche Reisekostenabrechnung und die elektronische Beantragung von Urlaub und Gleittagen, sowie für webbasierte Fachverfahren, wie den E-KRW und das PPB.

Im Jahr 2017 wurde mit der Neugestaltung des Service-Portals begonnen, u.a. mit dem Ziel das Service-Portal bis Mitte 2018 auf das neue Designkonzept SAP Fiori umzustellen.

SAP Fiori führt zu beschleunigten Prozessen und bringt damit effektive Kostensenkungen. Über Apps haben Mitarbeiter Zugriff auf alle wichtigen Prozesse und Verfahren von jedem Ort und

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jedem Gerät verbunden mit intuitiver Bedienung, Barrierefreiheit, ansprechendem Design und Geräteunabhängigkeit.

3.6 SAP Customer Center of ExpertiseDas SAP Customer Center of Expertise (CCOE) ist als Teil des HCC für alle Aufgaben rund um die SAP-Anwendungsbetreuung zuständig. Das CCOE wird alle zwei Jahre von der Firma SAP zertifiziert. Am 13. Februar 2017 konnte das HCC im Zertifizierungsaudit erneut 200 von 200 Punkten erreichen und liegt damit zum dritten Mal unter den TOP 10 der besten CCOE welt-weit, die unter das Wartungsmodell des Enterprise Supports fallen.

Die Form des CCOE entstammt einem best practice-Ansatz der Firma SAP für das Funktionie-ren einer SAP IT Organisation und ist wichtig für die Zusammenarbeit innerhalb des HCC, zwi-schen dem HCC und den Ressorts bzw. Dienststellen sowie auch zwischen dem HCC und der Firma SAP. Mit der Orientierung an diesem best practice-Ansatz ist eine Sicherheit hinsichtlich der Einrichtung von Aufgaben und Rollen, von Funktionen und Strukturen sowie von Abläu-fen verbunden. Die Reife und Effektivität des CCOE wird in den Zertifizierungen durch die Fir-ma SAP beurteilt.

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Das Dienstgebäude der Oberfinanzdirektion Frankfurt am Main im „MAIN TRIANGEL“ am südlichen Mainufer in Frankfurt-Sachsenhausen

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