GESCHICHTE von Bosnien und der Hercegovina

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1910, Bosna i Hercegovina, Austro-Ugarska

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  • und der

    Jn^elbstverlage des Verfassers

    J. Studnicka & Comp., Sarajevo

  • Staatsard)io 2 tiegsac(J)ioSBtcn VII, etiftgojfe 2

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    5)as 3Beitcrgeben ber cntlcf)nten 3Berfc an anbete Setfonen ift unter[agt^

    Ber ein ?BetI in itgenb einet 98ei[e bcfd)bigt, ift etfapflid^tig unbtDirb on bet weiteten Sengung bct 95ibliotl)et ausgefd)loffcn.

    Artur Sch^cztk

  • KURZE ORIENTIERUNGber die

    QE5CI1ICMTEuon Bosnien und der Hercegovina

    von Hauptmann Hugo Piffl in Sarajevo.

    DD P

    Im Selbstverlage des Verfassers.

    In Kommission bei Studni^ka & Comp, in Sarajevo.

  • Vorwort.

    Von verschiedenen Seiten auf den Mangel einerim Buchhandel erhltlichen kurzen Schilderung der

    Geschichte Bosniens aufmerksam gemacht, habe ich

    mich entschlossen, eine solche zu verfassen und als

    Anhang noch eine kurze Geschichte von Sarajevo bei-gefgt, da sich das allgemeine Interesse speziell auf diese

    Stadt konzentriert.

    Benutzte Quellen.

    1. sterreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild.

    2. Asbth, Bosnien.

    3. Truhelka, Die Knigsstadtjajce,

    4. Truhelka, Geschichte Sarajevos in Walny's Bosnischen Boten.

  • oweit es der Geschichtsforschung gelungen ist die Ver-gangenheit unserer Reichslande aufzudecken, steht essicher, da Bosnien und die Hercegovina im Altertumvon den 1 1 1 y r i e r n bewohnt waren, welche mit denThrakern im Osten und den Epiroten und Macedo-niern im Sden verwandt sind. Sie zerfielen in

    mehrere Stmme, von denen die wichtigsten folgende waren.Im Sden, sassen die Autariaten, im Zentrum des Lan-

    des die A r d i e r, nrdlich die myrisch-keltischen J a p o d e n.Im Nordwesten und dem sdlichen Kroatien sowie nrdlichenDalmatien die Liburner. An den Ksten setzten sich griechi-sche Kolonisten fest.

    In dem Zeitraum des vierten und dritten Jahrhunderts v.Ch. begann die Einwanderung der Kelten von Norden her undbewirkte eine Verschiebung einzelner Vlkerschaften.

    Alexander der Grosse von Macedonien, dessen Ein-fluss bis an die Donau und Save reichte, gelang es zwar, frkurze Zeit eine allerdings nur lockere Vereinigung der damali-gen Balkanvlker zu Stande zu bringen, doch blieb der Nimbusseiner Person noch fr Jahrhunderte ein derartiger, da seinName nicht sobald aus Sage und Dichtung verschwand.

    Schon im Jahre 229 v. Ch. waren die Rmer gezwungengewesen, gegen die Seeruberknigin Teuta an der Ostkste derAdria Krieg zu fhren, den sie nach vierjhriger Anstrengungglcklich beendeten.

    Im Jahre J 67 v. Ch. wanderte Genti^us, der letzte Knigder Illyrier, in rmische Gefangenschaft. 155 wurde Delminium,daseutige Duvno, von Cornelius Scipio Nasica erstrmt. Biszum Jahre 9 n. Ch. war die vllige Unterwerfung des LanJes

  • 6beendet, nachdem noch 3 Jahre vorher ein Aufstand ausgebro-chen war, den 15 Legionen unter Tiberius und Germanicus be-kmpfen muten.

    Im Gegensatze zu dem langen verzweifelten Widerstandgegen die Eroberung folgte nun eine rasche Unterwerfung unterdas rmische Gesetz und allgemeine Anerkennung der kaiserli-chen Gewalt. Auch der damalige Bewohner Bosniens durftestolz bekennen: civis romanus sum (Ich bin rmischer Brger).Bosnien gehrte nun zur Provinz Dalmatia, der westliche Teildes Landes zum Bezirk Scardona, der mittlere Teil bis zur Savezu jenem von Salona, und der Sden zum NarentanischenBezirk.

    Die Kulturarbeit der Rmer berzog Bosnien mit einemverhltnismssig dichten Strassennetz und beutete namentlichdie reichen Erzlager aus.

    Nur zu bald begann die Vlkerwanderung dem Lande ver-hngnisvoll zu werden. Das Land" wurde grulich verwstet, dieillyrische Bevlkerung teils ausgerottet, teils verschmolz sie mitden Eindringlingen. Die rmische Kultur verschwand. Im jetzi-gen Albanien haben sich die Reste des damaligen so verbreitetenIllyriervolkes erhalten, in Bosnien selbst mahnen nur geographischeNamen an die einstige Urbevlkerung z. B. Narenta, Pliva,Drina, Rama, Vrbas, Lom, Krupa, Majevica, Prenj, Homal, Varcaru. s. w., Hunnen und Avaren treten erobernd im Lande auf, bisdie Slaven im 5. Jahrhundert hier eindringen, gegen welcheder ostrmische Kaiser Mauritius 582602 zu Felde zieht. Dieneuen Ankmmlinge nannten sich teils Kroaten (Hrvati) teils Ser-ben (Srbi) und Bosnien wurde nun ein slawiscTies Land. Nurwenige~und dabei sehr unsichere geschichtliche berlieferungenerzhlen von jener strmischen bergangs-Periode. Jetzt tauchtauch der Name Bosna auf, den ein Historiker vom albanesischenbas-ante (jenseits des Gebirges) ableitet. Die Bevlkerung schlosssich zwar dem rmisch-katholischen Glauben an, doch machtesich immerhin auch byzantinischer Einflu geltend, der bisweilenin frmliche Oberherrschaft berging. Es gelang in der Folgedem damaligen Frankenreiche, seine Machtsphre auch ber Bos-nien auszudehnen, das den kroatischen Knigen gehorchte. Nach-dem die Ungarn ihr Reich gegen das Meer zu vergrssern began-nen, fiel Bosnien alsbald unter ihren Einfluss. Im Jahre 1137gehorchte ihnen das ganze Land und erhielt den NameiT "Rama;

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  • die Knige legen sich den Titel bei Rex Ramae; das Landwurde vom an Boric als Statthalter des Knigs regiert und dieBosnier kmpften als dessen Untertanen gegen die ByzantinischenKaiser; aber schon 1163 emprt sich Boric gegen Knig StephanIlL, wird jedoch besiegt.

    Eines der wichtigsten Momente der Geschichte Bosniensbildet nun das Auftreten des Bogumilismus, der von Bulgarienaus durch den Mnch Bogumil (Gottlieb) herbergebracht wurde.Die dadurch hervorgerufene Bewegung dauerte durch zweiJahrhunderte.

    Der grte Teil der Bosnier namentlich im Sden huldig-te bald dem neuen Glauben, welcher angeblich seine Fdenbis nach Frankreich zu den Albigensern und spter zu den Hus-siten spann.

    Zwei Strmungen bekmpften sich im Lande, beziehungs-weise behinderten sich gegenseitig in ihren Erfolgen. Der Papstwollte die Bosnier religis katholisch, die magyarischen Knigepolitisch ungarisch machen.

    Die Kreuzzge brachten groe Armeen von Kreuzfahrernins Land, 1150 nahm ein ungarisches Heer seinen Weg nachKonstantinopel, vier Jahre spter ein zweites unter Banus Boris.Zu Ende des 11. Jahrhunderts regiert in Bosnien im NamenUngarns der Ban Kulin, doch trachtet er, obwohl er Katholikwurde, nach vlliger Selbstndigkeit, wozu er mit der RepublikRagusa verhandelt. Damals schien sich unter den Stmmen Bos-niens ein Bedrfnis nach Einigung bemerkbar zu machen, weilmittlerweile jeder Einfluss von Konstantinopel aus aufgehrthatte.

    Den Banus Kulin kann man als den ersten Anfhrer derbosnischen Nation betrachten, die von nun an als solche in der(leschichte auftritt. Im Jahre 1204 folgte ihm in der Wrde desungarischen Statthalters Ninoslav, d3m die Bogumilen zu dieserStellung verhalfen. 1221 forderte Papst Honorius den KnigAndreas IL von Ungarn zum frmlichen Kreuzzug gegen dieBogumilen auf.

    Ninoslav suchte krftig zu regieren und gieng auch mitRagusa ein Schutzbndnis ein. Er setzte es durch, da der Papstim Jahre 1248 den Gebrauch der glagolitischen Schrift und derslawischen Sprache im Gottesdienste gestattete.

  • 8Ninoslav's Tod im Jahre 1251 war die Ursache, dass imLande wieder Uneinigkeit ausbrach. Drei ^verschiedene Reh'gions-belienntnisse bekmpfen einander bereits, ja selbst im katholischenLager herrschte kein rechtes Einvernehmen. Die Dominikaner,namentlich aber die klug geleiteten Franziskaner, wehrten ener-gisch das Vordringen der Bogumiien ab, deren Emissre schonin Italien ihre Wirksamkeit auszuben begannen, wurden abervon den Bischfen von Spalato und Ragusa aus Eifersucht nichtgengend untersttzt. Die Ungarn errichteten fr Bosnien baldein eigenes Bistum.

    Einzelne Teile des Landes an der Kste im Sden machtensich unabhngig, der grsste Teil aber wurde ^^jne^^]^^ Un-garns, das in den festSTPT'afzenTiesafzun^n^ unterhielt. Mitte'^'e*^^. Jahrhunderts berliess Knig Bela IV. seinem Schwieger-

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    shne Rastislav Bosnien als Lehen, das jedoch schon 1271 anETisaB^,^l^tS?r!raSirTtS^I^^ V., fiel.

    1273 war Egydius Ban von Bosnien. Damals trieben dieBew^ohner der Narenta-Mndung Seeraub in groem Mastabe,so da Venedig 127679 einen Vernichtungskrieg gegen dieberchtigten Narentani fhren musste.

    Im W^esten Bosniens gelangten die aus der Familie dererV

    von Subici stammenden Grafen von Berbir zu Macht und An-sehen, was sie veranlasste, sich Herren von Bosnien zu nennen.Ostbosnien dagegen bernahm nach Elisabeths Tode StefanDragutin, ein zum Katholizismus bertretener serbischerPrinz, alsJLejj^fi^^Tann des ungarischen Knigs. Mit einer unga-rischen Knigstochter ver^TraT^^^'TmcEfefe'er fr die rmischeKirche Propaganda zu machen, was ihm jedoch misslang.

    Banus Mladen, Graf von Berbir. versuchte die OberhoheitUngarns, wo das Haus Anjou 1301 mit seiner Hilfe herrschendwurde, abzuwerfen, wurde jedoch von dem kroatischen BanusJohann Baboni unterworfen und eingekerkert.

    Anfang des vierzehnten Jahrhunderts trat das Geschlechtder Prijezaa s ' auf, von welchen ein gewisser Kotroman emeVerwandte des ungarischen JK4oi^;sbaJis^.V die "Enlierm StephanV., Elisabeth, heiratete. Stefan Kotromanic, der Sehn Kotroman'ierhielt Bosnien in Jahre 1323 vom ungarischen Knige Karl Robertals Lehen. Kotromani zog noch die ihm von Karl Robert ber-lassenen Banate an der Save an sich, eroberte auch^ die Herce-

    govina, welche damals das Land Chulm oder Hum hiess'undwi,v4K-srr^"'

  • 9hielt stets treu zu Ungarn. Er war klu2^ S'enu*, sich's mit nieman-3em zu verderben uniJ"*ver teilte seine Gunst recht "leichmssis:

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    an Kathhken und Bogumilen und auch die Ppste wagten ausFurcht, der Bog'umilismus knnte durch gewaltsame Massregeln

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    gegen den angesehenen Herrscher Bosniens eher erstarken, nichtenergisch gegen die schwankende Haltung Stefans aufzutreten.

    Auch der Knig von Ungarn liess sich nicht bewegen, inBosnien einen Religionskrieg zu entfachen, trotzdem Papst JohannXXn. den Kreuzzug gegen die Bogumilen, die auch Patharenergenannt wurden, predigte.

    Stephan Kotromanic unterdrckte alle Aufstnde, na-mentlich jenen der Familie Nelipic, und eroberte unter andernKnin in Dalmatien, diese alte Hauptstadt cTer Kroaten, fr Un-gafnr Durch die Angliederung der Hercegoviner wurde BosnienNachbar der Republik Ragusa und kam auch mit dem Meerein Berhrung.

    Da Ragusa mehr oder weniger eine serbische Seestadt war,,so kam es wegen ihr zu Kmpfen mit Serbien, welches damalsbis ans Meer reichte und unter seinem berhmtesten Herrscher,Car DuSan seine grsste Ausdehnung erreicht hatte. Doch Bos-nien erwehrte sich 1351

    ,wenn auch mhsam, der Angriffe.

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    "fnteressnf" in diesem Kriege ist die vergebliche Belage-rung der Feste Bobowatz, in welcher die schne bosnische Prin-zessin Elisabeth, sptere Gemahlin Knig Ludwigs I., weilte, unddie Dusan zur Frau begehrte.

    In Ungarn kam Ludwig 1. der Grosse, der Elisabeth, dieTochter seines Banus Stephan Kotromanic, zur Frau nahm, aufden Thron.

    ^- ^-.^^ I^ Jahre 1355 starb Stephan und da er einerseits keine-' mnnlichen Nachkommen Hinterliess, anderseits die bosnischen

    Grossen auf ihr freies Wahlrecht nicht verzichteten, so trat seinNeffe Tvrtko an die Spitze des Volkes.

    Er hatte mit der angeborenen Widerspnstigkeit seiner Un-tertanen schwer zu kmpfen, doch hielt er sie krftig im Zaum..Unterst*^^zt wurde er von zwei ungarischen Heereskrpern unterdem Erzbischof von Gran und dem Palatin Nikolaus Kont, dieeigentlich zur Unterdrckung der Bogumilen herangezogen wa-ren. Diese hatten sich 1365 unter Anfhrung des Bruders Tvrt-kos, Vul^ emprt, doch musste der erstere nach Ungarn fliehen.Nach semer Rckkehr legte er sich den Titel Von Go ttes und

    ''vH'W' des Knigs Ludwig Gnaden Banus von Bosnien bei.iSmmmmmmmmatmmmmmmmtmfmmmmmmmmmmimmVon Sdosten her nherte sich ein hgewitter die

    Trkengefahr , welcher die Balkanvlker uneinig gegenber-standen und eines nach dem andern die Selbstndigkeit verlor..

  • fV^TI'

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    Tvrtko. bentzte die Not der Serben sogar zu Gebietser-

    weiterungen, indem er die Landstriche an der Drina, dann dieGegenden um Trebinje und Canale bei Ragusa besetzte. Hierauf

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    garischen Czaren. In der Absicht, die Meereskste zu gewinnen,bedrngte er die dalmatinischen Stdte, und grndete Castelnuovoals Konkurrentin von Ragusa. Unterdessen Witwer geworden,wollte er die Tochter Herzogs Albrecht III. von sterreich heiraten.

    Mit den Osmanen trachtete er zw^ar im Frieden zu leben,doch brach schon im Jahre 1384 der trkische Paschr SalaSchahin zum erstenmale in Bosnien ein.

    Bosnier und Serben siegten jedoch 1387 bei Plonik L^erdie Trken.

    Nach dem Tode Ludwigs IL, 1382, kam es zu Zwistigkeitenzwischen Tvrtko und der ungarischen Knigsfamilie, daElisabeth, die Witwe Ludwigs, ihre Ansprche auf die Herce-govina nicht aufgeben wollte und weil Tvrtko mit den GegnernElisabeths frmliche Freundschaft geschlossen hatte.

    Es gelang Tvrtko mit leichter Mhe, die ungarischen Stdtein Dalmatien einzunehmen, ohne dass von Ungarn aus, welchesdurch innere Fehden in Anspruch genommen war, irgend etwasdagegen unternommen worden wre. Selbst bis an die Donauim heutigen Serbien drang Tvrtko vor.

    Dem Vordringen Sultan Murads stellten sich am 15. Juni1389 serbische und bosnische Truppen auf dem Kosovo polje(Amselfeld ), im jetzigen Sandschak Novipazar unter Fhrung[es Serbenknigs Lazar entgegen. Es ist nicht historisch beglau-bigt, ob Knig Tvrtko seine Bosnier dort persnlich angefhrthatte. Sie sollen den linken Flgel gebildet und siegreich ge-kmpft haben. Sultan Murad fiel. Whrend aber Knig Lazardort Schlacht und Leben verlor, verstndigte sip.h Tvrtko re^ht^^^'^'Pmit den Siegern^ denen er sogar ein Bndnis anbot und unge-hindert ehemals serbische Gebietsteile in Besitz nahm und Dal-matien, niit^^A^snahme^jder^ Sein Reichreichte^ nun bis ber den Skutari-See hinaus und Tvrtko nanntesich jetzt auch Knig von Dalmatien und Kroatien. Bosnienskurze Knigszeit hatte hiemit ihren Glanzpunkt erreicht undauch usserlich manifestierte sich derselbe, indem Tvrtko dieEinrichtungen am seinem Hofe jenen des ungarischen nachahmte.Im Jahre 1391 starb er, und schon unter seinem NachfolgerStefan Dabisc,):^ gieng es mit der bosnischen Macht abwrts.Halb freiwillig, halb gezwungen musste Dalmatien wieder auf-gegeben werden und auch die kroatischen Besitzungen kamenwieder an Ungarn.

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    Die bosnischen Knige schwankten nun in ihrer Politik zwi-schen Ungarn und dem osmanischen Reiche; mit keinem wolltensie sich's verderben. Aus der Trkei wanderten schon jetzt mu-slimanische Familien in Bosnien ein.

    Unter den bosnischen Grossen brechen Fehden aus, diedas Land total zerrtten.

    1408 fhrt Knig Sigismund ein 60.000 Mann starkes Heernach Bosnien gegen die aufstndischen Bogumilen, besiegt siebei Srebrenik, Branic und Dobor, dem heutigen Doboj. 126 Edlewurden enthauptet, ihr Anfhrer Tvrtko Tvrtkovic gefangennach Ofen abgefhrt. 1410 11 ist Sigismund wieder in Bosnienund verteilt das Land unter verschiedene Bane. Von nun ankmpfen bosnische Bogumilen bereits in den Reihen der Os-manen, welche sich im Lande einzunisten begannen.

    Dem Knig Stefan Dabischa folgt Tvrtko 11., der bereitseinen Usurpator fand in Stefan Ostoja, "weTcKer l418 starb unddem sein Sohn Stefan Ostoji schon nach drei Jahren ins Grabfolgte. Der gesetzliche Nachfolger Tvrtkos war dessen SohnStefan Tomas, welcher 1461 starb und das Reich seinem SohneStefan Tomasevic (Tomaschewitsch) hinterliess. Alle diese Thron-besteigungen waren mit blutigen Kmpfen verbunden gewesen.

    Von Ungarn aus wurde schon in den Jahren 1404 und:1408 versucht, Bosnien vllig Untertan zu machen, was jedochnicht vollkommen gelang, obwohl im Lande das knigliche An-sehen vllig geschwunden war und namentlich die WojwodenHrvoja Hrvatinic und Sandalj Hranic sich vllig unabhngig ge-berdeten. In jener Zeit drfte die zu spterer Bedeutung ge-langte Burg Jajce erbaut worden sein. Ersterer ist der Grnderderselben und 13901415 frmlicher Regent von Westbos-nien; er nahm Besitz von Spalato, erhielt den Titel einesHerzogs dieser Stadt, und Oberfeudatar von Bosnien. Knig Sigis-mund von Ungarn, den er einst bekmpft hatte, verlieh demeinflussreichen Manne den Drachenorden.

    Am Hofe zu Ofen erschienen im Jahre 1412 bei Gelegen-heit eines Turniers auch Hrvatinic und Hranic mit ihren Ge-mahlinen sowie ander bosnische Edle, die besonders durch ihrehohe Statur und mutiges Kmpfen auffielen.

    Bald jedoch trat zwischen Hryoja und Sigismund Entfrem-dung ein, an welcher Hranic, der Herr der Hercegovina, dieSchuld trug, so dass sein Rivale eine Annherung an die Tr-

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    ken versuchte. Mit ihrer Untersttzung besiey^te er bei Usoraein unorarisches Korps und er selbst ermutigte die Osmanen,welche schon 1408 Srebrenik, 1415 Cajnica und Foa, 1417 Vi-schegrad besetzt hatten, zur Vorrckung gegen Bosnien. Als erim Jahre 1416 starb, wurde Bosnien von mehreren Gewalthabernbeherrscht , u. zw. von Tvrtko II., der aus der ungarischen Ge-fangenschaft entlassen wurde, der Norden Bosniens als ungari-sches Lehen, der Sden aber von Ostoja unter Oberhoheit derTrken.

    Bald begannen die bosn'schen Knige an den Sultan einenjhrlichen Tribut b|s zur Hohg, vua zu zahlen, einefr damalige Zeiten und das verarmte Land horrende Summe.

    Noch vor der eigentlichen Eroberung des Landes predigtentrkische Emmissre den Islam. Moscheen und Schulen entstandenund freiwillig traten zahlreiche Bosnier zum neuen Glaubenber, da sie schon seit langem ohne feste Verbindung mit demchristlichen Westen waren.

    Seit 1434 soll Vrhbosna, das heutige Sarajevo, bereits intrkischen Hnden gewesen sein und Anfangs Medina Sarajgeheissen haben. 1439 sah Jajce die ersten Trken vor seinenMauern.

    Wenn auch fr eine Zeitlang die auf solche Art einge-drungenen Trken wieder zurckgedrngt wurden, so war diesnur ein momentaner Rckschlag.

    In der Hercegovina, die damals das Land Hum hiess, tratdas Geschlecht derer von Hranic mit hochfliegenden Plnen auf,indem das Land 1448 zum Herzogtum des heiligen Sava erho-ben wurde. Seit jener Zeit datiert der jetzige Name des Landes.

    Ausser den Trken trachteten aber auch andere Nachbarn,so die serbischen Despoten Stefan Lazarevic und Georg ran-kovic, sich Teile Bosniens anzueignen, indem sie dieselben vomSultan sozusagen kauften. Der Herzog der Hercegovina war auchmit von der Sache; Tvrtko aber zahlte Tribut.

    Nach Tvrtko IL kam Stephan Ostoja zur Regierung, die ervon 1444 bis 1461 fhrte.

    In der Hercegovina folgt 1435 dem Sandalj Hranic dessenSohn Stefan. Sein Herrschersitz Stjepangrad (Stephansburg), heuteine Ruine, lag bei Mostar.

    Er war zwar ein Bogumile, aber klug genug, seine TochterKatharina dem bosnischen Knig, welcher vom Papste Eugen IV.

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    zum bertritt zum Katholizismus berredet worden war, zur Frauzu ^eben. Es schien wieder eine bessere Zeit fr Bosnien zukommen, denn die Trken holten sich in Ungarn, wo der sieg-reiche Hunyady an der Spitze des Landes stand, blutige Kpfe.

    Im Frieden von Szegedin(^44) erhielt Bosnien sogar eineErweiterung seiner Gebietes und zahlreiche Bosnier traten zurkatholischen Kirche ber.

    Die Feindschaft zwischen Serbien und Bosnien verhinderteaber ein einiges Vorgehen gegen die Trken, so dass eine zweite

    Die Ruine von Blagaj.

    Schlacht am Amselfelde (19. Oktober 14i8) zu Ungunsten derChristen endete, welche hier unter Anfhrung Hunyadys foch-ten, der in Gefangenschaft geriet und erst nach langen Ver-handlungen seine Freiheit erlangen konnte. Dieser geniale Mann,welcher die Vertreibung der Osmanen aus Europa auf sein Pa-nier geschrieben hatte, zwang auch den bosnischen Knig zumFrieden mit Knig Brankovic von Serbien, in der Hoffnung, allechristlichen Vlker zu gemeinsamem Vorgehen gegen den Erb-feind zu bewegen. Sein bereifriges Auftreten gegen die Bogu-milen brachte es aber dahin, dass viele derselben die Osmanen

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    herbeiwnschten, da sie vom Sultan mehr Toleranz erwarteten^,als vom eigenen Knig-, der brigens gegen den Wunsch seinesLehensherrn nicht so stark auf Bekehrung drang, als jener verlangte

    Unterdessen war Konstantinopel gefallen. Zum Glck wur-den die Trken 1456 bei Belgrad geschlagen, so dass das Vor-dringen derselben fr kurze Zeit ins Stocken geriet.

    Knig Stephan Tomas dachte zwar an einen Kreuzzug,erhielt auf seine Bitte eine vom Papst Calixtus geweihte Fahneund Hess sich in der Burg Dobor vom Kardinal Carvajal taufen.Er verheiratete seinen Sohn Stefan Tomasevic mit Helene, derEnkelin des Serbenknigs Brankovic nnd gelangte in den Besitzdes von den Trken noch nicht besetzten Serbiens mit demHauptorte Semendria. Dadurch kam er der natrlichen Vorrk-kungslinie der Trken in die Quere, trachtete also mitdenselben auf gutem Fusse zu bleiben, bekannte sich sogar be-reitwilligst als Lehensmann der Trkei, wodurch er das Ver-trauen des im Jahre 1458 zum Knig von Ungarn erhobenenMathias Corvinus verlor.

    Semendria (Smederevo) ward nmlich 1459 von den Trkenerobert, doch hiess es berall, dass dies durch Verrat geschehensei, ja dass die Feste durch Kauf an die Feinde bergegangenwar. Jetzt erst gehrte ganz Serbien dem Sultan; an Bosniensollte auch bald die Reihe kommen, gehorchte doch schon fastalles Land stlich der Bosna den Trken. Am 10. Juli 1461starb Stefan Tomas und ihm folgte sein Sohn Stefan Tomasevic,welcher in Verdachte stand, den Vater gewaltsam ins Jenseitsgebracht zu haben. Er zahlte zwar weiter seinen Tribut an dieTrken, versuchte aber vom Papste Hilfe zu erlangen, dem ersein Land frmlich vermachte und wurde sogar unter ppstlichergide von einem Legaten in Jajce gekrnt, was eigentlich einefrmliche Lossagung vom bisherigen Lehensverhltnisse zu Un-garn war. Tomasevic rechnete dadurch auf unbedingte Hilfe desOccidents und begieng die Unklugheit, im unrichtigen Momentedem Sultan den Tribut zu verweigern. Die Trken, welche da-rauf durch zahlreiche ins Land vorausgesendete Spione lngstvorbereitet waren, brachen, von Sultan Mehmed persnlich ge-fhrt, berraschend ins Land ein, eroberten Bobowatz und derSultan Hess den Knig, welcher gefangen wurde, in Klju hin-richten. Dies geschah in Monate Juli des Jahres 1463, womit diekurze Epoche des bosnische Knigtums endet.

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    Whrend Katharina, die Stiefmutter des Knigs, nach Romflchtete und in ihrem Testamente Bosnien dem Papste hin-terliess, trat der Bruder des Ermordeten zum Islam ber. InTEom, in der Kirche der Franziskaner, liegt Katharina begra-ben; ihr Grabstein besteht heute noch. Die Kniginwitwe Mariafloh nach Ungarn. 100.000 Menschen wurden damals in trkischeSklaverei gefhrt und 30.000 junge Leute fr die Janitscharenausgehoben. In der Hercegovina, wo die Bogumilen nicht ver-folgt worden waren, verteidigten dieselben ihren Herzog mitverzweifeltem Mute, namentlich in Blagaj. Im Jahre 1483 fielauch dieses Land den Trken in die Hnde.

    Der nrdliche und nordwestliche Teil Bosniens wurde nunvon den Ungarn allein verteidigt, ja auch fr kurze Zeit durchErwerbung Norddalmatiens vergrssert.

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    T464 eroberte er auch Brka, konnte aber keine Fortschrittemachen, da er ber Bitten des Papstes auch gegen die HussitemFront machte. In Ungarn war die Begeisterung fr die Rck-eroberung Bosniens zwar gross und Mathias ernannte sogar (1471)einen seiner Grossen, Ujlaky, zum Knig von Bosnien. Diechristlichen Staaten Europas jedoch zgerten mit ihrer Hilfe undman war froh, dass die Osmanen nicht zu ernsthaftem Angriffschritten; doch stellten dieselben 1476 dem Ujlaky ihren VasallenMathias Christich (Kristic) als Gegenknig auf.

    In den Jahren 1480MgS,. drang Mathias Corvinus instrkische Bosnien ein, nach mittelalterlicher Kriegssitte allesverwstend und kani bis SaW das damals bereits ein bl-hender Ort und Hauptstadt einer der reichsten Provinzen desosmanischen Reiches war.

    Knig Mathias von Ungarn konnte auf die Dauer alleinnicht offensiv gegen die Trken vorgehen und als er 1490 starb,erwehrten sich die Befehlshaber an der Grenze nur mit Mheder trkischen Angriffe. Noch im Jahre 1501 gelang es dem Sohnedes verstorbenen Knigs, Johann Corvinus, die Trken bei Jajcezu schlagen. Da Ungarn durch innere Zerrttung zu schwachwar, den Rest Bosniens gengend zu schtzen, --jtachteten diedalmatinischen und kroatischen Edlen, die Habsburger hiefr zugewinnen, deren Lnder ja selbst schon wiederholt von denTrken beunruhigt worden waren. Am 11. Juni 1525 wurde

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    durch den glklichen Entsatz von Jajce, der letzte Sie^? ber dieTrken erfochten, die 3 Jahre spter diese Stadt fr immereroberten.

    Am 29. August des Jahres 1526 erlag das ungarische Heerauf den Gefilden von Mohcs, und Sultan Sulejman IL, welcherschon 5 Jahre vorher Belgrad erobert hatte, wurde nun Herrber alle bosnischen und serbischen Lnder.

    Unter den Ortschaften, um welche damals blutig gestrittenwurde, sind namentlich zu erwhnen Banjaluka 1528, Brka1526, Buzim 1575 und 1578, Gabela 1529, Jajce 1528, Krupa1565, Kulen Vakuf 1501. Prozor 1503, Vrnograc 1575, Zvornik1517.

    Fr Bosnien begann ein ganz neue ra, die in gewisserBeziehung besser war als die vergangene. Die dem bogumilischenGlauben anhngende Bevlkerung trat zum Islam ber, ebensoauch ein Teil der Christen, namentlich aber der Adel. Teilweisebegann brigens eine starke Auswanderung Platz zu greifen.Die Ahnen der jetzigen adeligen Geschlechter Festetic, FilipovicJelaci und andere, waren Bosnische Edle gewesen. Ein Teil derFlchtlinge siedelte sich an der kroatischen Meereskste anund bildete sich mit der Zeit zu gefrchteten Seerubern aus.Es waren dies die berchtigten Uskoken, die anno 1618 mitWaffengewalt zu Paaren getrieben werden inussten.

    Im Jahre 1604 wanderten die ersten Juden aus Salonichi ein,dem Rufe des Bankiers Nafthali bin Mandjur folgend, welcherGeldgeber des damaligen Paschas Mehmed Baitadschi war. DieseHebrer, Nachkommen der 1492 aus Spanien vertriebenen Juden,behielten bis heute ihre spanische Sprache und werden kurzSpanjolen genanat.

    In Bosnien selbst kamen nun trkische Gesetze zur Geltungdoch gelang es dem alten bosnischen Adel, sich gewisse Pri-vilegien zu erhalten, und er blieb auch ebenso unbotmssig wiezur Zeit der Knige. Die Bauern hatten durch den Tauschweder gewonnen noch verloren, sie wurden ebenso bedrckt wiefrher. Andernteils konnten sogar Christen, wenn sie dem Staatetreu dienten, ihren Besitz behalten, jedoch auch nur als Lehenwie die Muslimanen, denn ganz Bosnien wurde als trkischesStaatseigentum erklrt.

    In Gorazda wurde 152931 sogar eine christliche Buchdruk-kerei geduldet.

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    Im Jahre 1583 wurde Bosnien zum Paschalik erhoben, wozuauch Slawonien gehrte und in die 4 Sandschake Pozega, ZvornikBanjaluka und Sarajevo eingeteilt. Die Hercegovina bheb einBegluk und unterstand dem Statthalter 'in Sarajevo Ansonstenkonnte sich asiatischer Einfluss nicht festsetzen, das Volk behieltseine Sprache und nur die Gebruche der zu Islamiten gewor-denen Bosnier passten sich dem neuen Glauben an; die Poesiebeschftigte sich nicht mehr mit Helden die gegen, sondern diefr dem Islam fochten.

    Die Christen, welche ihrem Glauben treu blieben, hattendort wo sie klug aufraten, keine besonderen Verfolgungen zuerleiden, ja die Franziskaner, danu etliche griechisch-orientalischeKlster erhielten sogar Schutzbriefe und Privilegien; den bosni-schen Franziskanern ist es vielleicht allein zu danken, dass dieKatholiken Christen blieben.

    Auf Rosen gebettet waren sie freilich ebensowenig als dieserbischen Christen. Diese hielten zhe an ihrem Glauben, mehrnoch an althergebrachter Sitte fest. Frher wenig zahlreich,vermehrten sie sich durch Einwanderung, wodurch sich inerster Linie ein christlicher Handelsstand herauskrystallisierte,den man noch heute in den bosnischen Stdten zum grossenTeile in serbischen Hnden sieht. Katkoliken sowohl als dieSerben, wie sich die griechisch-orientalischen Bosnier noch heutenennen, vertrugen sich selbst im Unglcke nicht und beschuldig-ten einander gegenseitig der Falschheit.

    Erster Vali von Bosnien war Isa heg; der berhmteste tr-kische Statthalter in diesem Lande aber war Chusrew. 1506kam er nach Bosnien und regierte mit einer neunjhrigen Unter-brechung 1506 1543. Er wirkte zwar voller Begeisterung frden Islam, erbaute auch unter anderem 1530 die Begova-Moschee,erlaubte aber trotzdem den Christen, sich ein bescheidenesKirchlein zu erbauen. Er war der Erstrmer von Jajce und fielim Kampfe gegen Montenegro. Nach ihm standen in der Regelimmer nur eingeborene Bosnier an der Spitze des Landes, denndie tapferen Adeligen desselben genossen bei der Pforte hohesAnsehen und Sultan Soliman gab sogar seine Schwester einemderselben zur Frau. Diese Statthalter (Vali), fhrten auf eigeneFaust fast ununterbrochen Beutezge in die Nachbarlnder, umsich zu bereichern und als Beweis ihrer Siege sollen fast all-jhrlich eine Unmenge abgeschnittener Nasen und Ohren dem

  • 20

    Sultan bersendet worden sein. Die Nachbirvlker revanchiertensich so oft sie konnten und selbst Sarajevo hatte einmal ihreRache zu fhlen bekommen, als Vuk Zmaj, ein Nachkommedes Serbenherrschers Brankovi, die Stadt eroberte.

    Unter den spteren Statthaltern waren jene aus dem Ge-schlechte der Sokolovitsche die bemerkensweitesten. Sarajevo,das eine echte Trkenstadt wurde und in jener Zeit 80.000Emwohner gehabt haben soll, wurde mit zahlreichen Moscheengeschmckt, darunter auer der schon erwhnten noch dieKaiser-Moschee erbaut von Sultan Murad und die Alipascha-Moschec) erbaut 1564. 1550 wurde Travnik Residenz derVezire, hierauf 1582 Banjaluka, 1686 aber wieder Travnik.Whrend sich das Volk dem neuen Regime, das wenigstens diefrheren ewigen blutigen Felden abgeschafft hatte, fgte, gabes nur in abgelegenen armen Gebirgsgegenden kleine Unruhen^die von ruberischen Hirtenstmmen veranlasst wurden, um sichNahrung zu verschaffen.

    In Dolnja Tuzla gab es brigens im Jahre 1577 einekleine religise Revolte, als der Scheikh Hamsa eine mohame-danische Sekte ins Leben rief, doch wurde dieselbe blutigunterdrckt.

    Die Trken hatten sich schon im Jahre 1529 an den Wllenunserer Kaiserstadt berzeugt, dass der Weg ins Abendland nichtber Wien fhre und ebenso 1532 bei Gns den krzerengezogen. Die osmanische Sturmflut ermattete und der Westenbegann zu hoffen, dass man die Trken wieder zurckwerfenknne. Namentlich die Ppste boten alles auf, um eventuell;einen Kreuzzug gegen die Unglubigen ins Leben rufen zuknnen.

    Es kam zu erfolgreichen diplomatischen Verhandlungen;fast alle katholischen Staaten waren zu einem grossen gemein-schaftlichen Vorgehen gegen die Trkei entschlossen, selbst dasgriechisch-orientalische Russland unter Zar Feodor wollte Hilfeleisten, so dass die Christen am Balkan, namentlich in Bosnienund Albanien auf baldige Befreiung hofften. Durch die unent-schiedene, ja spter direkt ablehnende Haltung Venedigs, welchesim Vorgehen des Habsburgerreiches eine Gefahr fr sich frchtete,kam der rhmliche Vorsatz nicht zur Ausfhrung. Es wurdennur vereinzelte Verstsse unternommen, die Trken erlitten zwar1594 bei Sissek eine grosse Niederlage, aber der Erfolg blieb

  • 21

    aus, woran die christlichen Bosnier zuai grossem Teile selbst;

    schuld waren, da sie sofort ihre Unabhno^ig'keit unter einemeigenen Knige verlangten, der allenfalls den Hause Habsburgangehren sollte, wozu Erzherzog Maximilian auserkoren war.Auch noch viele andere Forderungen stellten sie, die momentangar nicht recht versprochen werden konnten. Von 15911606dauerte der Krieg mit den Trken, in welchem die Waffen derHabsburger manchen Sieg erkmpften, doch bei dem Mangel anUntersttzung keine Entscheidung herbeigefhrt werden konnte.Biha ging damals an die Trken verloren, nachdem es seit 1540zu Krain gehrt hatte. Die Erhebung der Bosnier blieb aus;selbst die Franziskaner sollen fr den Frieden gewesen sein, undbald errangen die Trken wieder die Oberhand, namentlich durchihren Sieg bei Mez Keresztes (1596). Sie erweiterten die Grenzegegen Kroatien noch mehr, rchten sich an den Bauern undFranziskanern, vertrieben die letzten Grossen und zwangenzahlreiche Christen zur Annahme des Islam.

    Der Friede von Zsitvatorok endete nicht mit der erhofftenNiederwerfung der Trkei, im Gegenteil, dieselbe erstarktenoch.

    Die Bekmpfung des Protestantismus absorbierte alle Krfteder habsburgischen Monarchie im Westen und die Trkei konnteungehindert schalten und walten. Bosnien kam damals brigenssogar zu einem gewissen Wohlstand, namentlich jener der Stdtehob sich und Sarajevo soll zu jener Zeit 5150 Huser gezhlthaben.

    Ansonsten aber riss bald eine Willkrherrschaft der Statthal-ter ein; die Steuern wurden nach Belieben erhht, die Christenbedrckt und alle 34 Jahr 3001000 christliche Knaben zurKomplettierung des Janitscharen-Korps erbarmungslos ausgehoben.Nur wohlhabende Leute konnten durch Zahlung hoher Entschdi-gungen ihr Kind retten. Die kriegerische Tchtigkeit der Osma-nen begann aber doch um diese Zeit bereits zu erlahmen und imLande selbst gab es oft Auflehnungen gegen die Obrigkeit. Dieerste grssere Emprung geschah im Jahre 1628, die zweite1635. Unbotmssige Begs hielten es mit den stets revoltlustigenJanitscharen.

    Am hartnckigsten setzte die Hauptstadt selbst den kaiser-lichen Befehlen Widerstand engegen und duldete nicht einmalmehr die Statthalter des Sultans in ihren Mauern. Sie bildete

  • 22

    eine frmliche Republik, die den Padischah eigentlich nur alsgeistliches Oberhaupt anerkannte.

    An 6 Millionen Kronen kostete den osmanischen Staat dasstehende Heer in Bosnien, daher die Steuern hiefr rcksichtsloseingetrieben wurden. Am rgsten wteten die Steuerpchter inden Gebieten des heutigen Sdserbien und des Sandschaks Novi-pazar, infolgedessen von dort stetig zahlreiche Christen gr.-ori-entalischen Glaubens nach Bosnien auswanderten und erst imneunzehnten Jahrhundert diese Emigration ein Ende nahm.

    Unterdessen wurde in Bosnien seitens der Ppste sowohl,als auch durch kaiserliche Agenten eine rege Agitation zu Gun-sten des Hauses Habsburg entwickelt, der jedoch die Venetianeroft hindernd entgegentraten, da sie um ihren Kstenbesitz be-sorgt waren. Aber auch die Uneinigkeit der Katholiken und Starbenerschwerte alle Bemhungen, dazu kam, das sich Kaiser undPapst ber das Recht der Bischofsernennung zu spt einigten.

    Es kam nun die Periode der fr die kaiserlichen Waffenglorreichen Trkenkriege, die teilweise auch in Bosnien selbstausgekmpft wurden, wo Markgraf Ludwig von Baden Sieg aufSieg erfocht; Grssere Kmpfe auf bosnischem Gebiete fandendamals statt: bei Banjaluka 1688, Biha 1692, 1697, 1717, Der-vent 1687, 1717, Doboj 1697, 1717, Gabela 1693, 1715, Kladusa1693, Kostajnica 1690, Krupa 1693, Maglaj 1697, Novi 1693, 1717,Ostrozac 1693,Tuzla 1690, Vrnograc 1693, Zvornik 1688, 1689,1717. Prinz Eugen drang sogar am 21. Oktober 1697 bis Sa-rajevo vor, das er zur Strafe fr die verrterische Ermordungseines Parlamentrs bombardieren Hess. Noch heute mahneneinzelne Ruinen daran.

    So lange jedoch die Osmanen von Serbien aus stets dieFlanken der Kaiserlichen bedrohten, konnte das Land nichtdauernd behauptet werden, obwohl die bosnischen Mohammedanerbereits das Ende der Trkenherrschaft gekommen glaubten undzahlreich auszuwandern begannen. In Serbien und selbst inAlbanien hofften die Christen auf einen Umschwung der Dingedoch sorgte Seine allerchristlichste Majestt, Knig Ludwig XIV.von Frankreich dafr, dass sterreich seine ganze Kraft gegenWesten wenden musste und die Trken neuerdings erstarkten.Auch Venedig war eine Besitzergreifung Bosniens nicht recht,und das Idealen weniger zugngliche Kaufmannsvolk tat alleswas in seinen Krften stand, um keine allgemeine Begeisterungder Balkanchristen aufkommen zu lassen.

  • 28

    Mit Ausnahme eines ganz unbedeutenden Gebietes bliebBosnien trkisch. An weitere Eroberungskriege war nicht zudenken, da die Bemhungen Kaiser Karls VI. behufs Anerkennungder pragmatischen Sanktion, die seiner Tochter Maria Theresiadie Erbfolge sichern sollte, alles Geld verschlangen und die Armeegnzlich vernachlssigt wurde. Die Folge davon war, dass trotzdes Bndnisses mit Russland, der in den Jahren 1736 1739gefhrte Trkenkrieg ein unglckhches Ende nahm und allefrheren Eroberungen sdlich der Save und Donau verlorengiengen.

    hl Bosnien sind von den damaligen kriegerischen Affairenfolgende namhaftere zu verzeichnen. Banjaluka 1737 (4/8), Biha1737 (9/68/7) Dervent 17o7, Kulen Vakuf 1737, Novi 1737,Ostrozac 1737, Zvornik 1737.

    Noch immer bewhrten sich im Trkenheere die Bosnierals tapfere Soldaten, einzelne suchten sogar Kriegsdienste in frem-

    den Heeren z. B. in Polen und Preussen.Kaiserin Maria Theresia war Gegnerin einer Eroberungs-

    politik am Balkan, welche nach ihrer Ansicht die Monarchiedurch Einverleibung entvlkerter und unkultivierter Lnder nurschwchen konnte.

    Ihr Minister Kaunitz sowie spter ihr Sohn Kaiser Josef II.waren aber eifrige Frderer der Idee eines gemeinsamen Vor-gehens mit Russland zum Zwecke der Zertrmmerung undT.ilung der Trkei.

    Im Jahre 1787 entbrannte der Krieg, wurde aber mit sowenig Erfolg gefhrt, dass trotz teilweiser Besetzung Nordbosniensdurch Laudon (Novi 1789), im Jahre 1791 Friede geschlossenwurde, wobei sterreich nur eine ganz geringfgige Gebiets-erweiterung gewann. Die Trken leisteten speziell in den altenbosnischen Bergfesten oft heldenmtigen Widerstand. Doch begannes bald darauf in der Trkei an allen Ecken und Enden zughren; d'e Serben und Griechen erkmpften sich die Unab-hngigkeit, in Bosnien trieben Banden ein derartiges Unwesen,dass sterreichische Truppen, ohne dass die hohe Pforte ge-fragt worden wre, ins Land rckten, um an der Grenze Ordnungund Ruhe herzustellen.

    Die Janitscharen emprten sich berall, da sie Gegnerdes Reformen anstrebenden Sultans waren, wurden aber schliess-lich in Konstcntinopel nach einem grsslicheii Biutbade im Jahre

  • 24

    1826 vernichtet, wobei zahlreiche Shne Bosniens mit zu Grundegegang-en sein mgen.

    In Bosnien machte sich einerseits der Einfluss sterreichs zuGunsten der KathoHken geltend, jener Russlands zu Gunsten dergriechisch-orientalischen Chris^^en, whrend andererseits die bos-nischen Grossen, wie einstens zur Zeit der Knige, sich wenigmehr um die Befehle aus Konstantinopel Jkmmerten und derStatthalter, welcher seit 1639 (nach anderen erst seit 1686) inTravnik residierte, stets ein Werkzeug der strksten Partei imLande war.

    Die Begs blieben trotzdem so lange treue Untertanen derGrossherren, als sie nach Belieben schalten und walten konnten,doch hrte diese Anhnglichkeit mit dem Momente auf, wenn neu-zeitliche Reformen eingefhrt werden sollten; ausserdem standensich verschiedene Parteien hasserfllt gegenber. Es war denValis unmglich, irgend eine noch so wohlttige Neuerung ein-zufhren, die nicht den heftigsten Widerstand von anderer Seitegefunden htte.

    In Osterreich dachten hervorragende Mnner an die Besitz-ergreifung des Landes, darunter namentlich Ezherzog Karl.

    Der russische Einfluss in Bosnien stieg derart, dass sogardie Katholiken, nachdem sie wiederholt die lebhaft ersehnte Be-freiung durch sterreich vereitelt sahen, auf Russland zu hoffenbegannen.

    Seit jeher fhlten sich die slawischen Muslimanen zu denasiatischen Glaubensgenossen, welche sie noch heute fast ver-chtlich Osmanlijas nennen, nicht hingezogen, nun aber da siesahen, dass die Trkei berall den krzeren zog, eine Provinznach der andern verlor und nur Bosnien sich durch die Tapfer-keit seiner Shne fr das Reich erhielt, so stieg ihr Selbstbewasst-sein. Russen und spter Franzosen erschienen zur Zeit der Napo-leonisclien Kriege im Lande, dessen Wildheit aber wenig zu einerdauernden Occupation verlockte.

    Whrend der Franzosenkriege, als die Provinz Illyrien ge-bildet wurde, fand diese Bezeichnung bei vielen Sdslawen An-klang und es wurden Versuche einer nationalen Einigung allerBalkanslaven gemacht, doch scheiterte dies, da die Bewegungvon den Katholiken ausgieng und den griechisch-orientalischenSerben deshalb nicht sympathisch war.

    Als in Albanien Ali Pascha von Janina Ende des 18. Jahr-

  • 25

    hunderts die Fahne der Emprung erhob, versuchten hnlichesdie Muslimanen Bosniens, doch unterdrckte Tursun Ali Paschadie Bewegung", hiebei von den Begs der Hercegovina untersttzt,

    wo Cengic Begvon Gacko und Rizvanbegovi von Stolac die fh-rende Rolle inne hatten.

    Die Bosnier bildeten das konservativste Element der Trkeiund beschlossen, als nach Vernichtung der Janitscharen die Re-formen nach Bosnien hinbergriffen, nicht nur Widerstand zuleisten, sondern sogar gegen Konstantinopel zu marschieren undjede ReformttigUeit zu verhindern.

    Der Kommandant von Gradaac, Hussein, setzte den Vali,Morali Namuk Ali Pascha, ab, und nahm selbst dessen Stelleein. Dies geschah im Jahre 1831. Er gebrdete sich wie einKnig im Lande, schlug seine Residenz in Travnik auf undging sogar ein Alliance mit den Albanesen ein. Doch von denbrigen Begs nicht gengend untersttzt, wurde er von dentrkischen Truppen unt^r Reschid Pascha auf der Ebene vonMonastirbei Prilep in Albanien besiegt und rettete sich nach Osterreich.Die Hercegovina wurde 1833 als Lohn fr ihre Treue vombosnischen Verwaltungsgebiete abgetrennt und erhielt einen eige-nen Statthalter in der Person des Ali Rizvanbegovic.

    Der Hatischerif von Glhanee, welcher grossartige Reformenverkndete, hatte in Bosnien nicht den geringsten Erfolg zu ver-zeichnen und erst im Jahre 1848 wagte es der Statthalter Meh-med Tahir-Pascha, diese Verordnung durchzufhren, was denAufstand vom Jahre 1850 zur Folge hatte. Der Sultan sendeteOmer-Pascha, den einstigen sterreichischen Grenzersohn Lattasnach Bosnien, der durch energische militrische Massnahmendie unbotmssigen Begs bald zu Paaren trieb und Sarajevozum Sitz der Landes-Regierung erhob.

    Trotzdem gelang es nicht, einschneidende Reformen einzu-|fhren; die inneren Zustnde waren trostlos, die UnsicherheitLuf den verwahrlosten Kommunikationen erschreckend, so dassjich selten ein Fremder ins Land wagte. Die Christen hattenfeine politischen Rechte; die Katholiken z. B. durften nur in 5Klstern kirchlichen Gottesdienst halten, wobei u. a. selbst die[enge des konsumierten Messweins kontrolliert wurde. Meistens>nnte der Gottesdient nur im Freien gehalten werden.'hrend die Katholiken, aber wenigstens einen Bischof aus ihrer

  • 26

    Mitte besassen, bekamen die griechisch-orientalischen Christein der Re^J-el einen Griechen, der die Landessprache gar nichtverstand.

    Die Christen sehnten sich nach der Herrschaft der Habs-burger, was in vielen Bittschriften, die nach Wien giengen, zumAusdruck gelangte, doch trat in denselben weniger die Klageber Unterdrckung der Nation durch die Osmanen, sondern dergewhnliche Jammer aller Bauern ber die zu grosse Steuer,.Behinderung in der Ausbung der kirchlichen Gebete u. hnLin den Vordergrund.

    Am 6. Jnner des Jahres 1851 wurde das erste ster-reichische Konsulat in Sarajevo errichtet.

    Obwohl, sowie einst Erzherzog Karl, jetzt auch ein Radetzkyund spter Tegetthoff auf Erwerbung Bosniens drangen, begngtesich sterreich vorlufig, den Boden vorzubereiten fr einenspteren gnstigeren Zeitpunkt.

    Im Jahre 1856 wurde das Reformgesetz Hat i Humajumverkndet, doch nderte sich im Lande nicht viel. 1876, als nachder Ermordung des Sultans Abdul Azis, ein Parlament einberufenwurde, erhielten auch bosnische Christen Mandate, doch dauertedie Herrlichkeit nicht lange. Abdul Hamid sistierte die Verfassungund im Berliner Kongress erhielt sterreich-Ungarn das Recht,^die Verwaltung Bosniens und der Hercegovina zu bernehmen.Whrend einsichtsvolle Elemente unter den Muslimanen gegeneine bewaffnete Erhebung waren, gelang es einer Anzahl Fana-tiker, die islamitische Bevlkerung zum W^iderstand aufzuwiegeln.In tapferem, heldenmtigen Kampfe stritten die wohldiszipliniertenTruppen und die kriegerischen Muslimanen in zahreichen Ge-fechten; aufopfernde Hingebung und verzweiflungsvoller Wider-stand wurde auf beiden Seiten geleistet. Erst nach monatelangenKmpfen konnte das Land unterworfen werden.

    Am 18. August 1878 begab sich der letzte kaiserlich-otto-manische Vali unter den Schutz der k. k. Armee. Tags daraufwurde Sarajevo erstrmt und 30 Jahre spter, am 0. Oktober1908, traten die occupierten Lnder in den Verband derHabsb..rgischen Monarchie, welcher historische Akt durch den Besuchdes Kaisers und Knigs Franz Joseph I. in den Tagen vom Sl.Mai bis 4. Juni 1910 und den begeisterten Empfang seitersdes neuangegliederten Volkes seine feierliche Bekrftigurgerhielt.

  • 27

    Der den Herrscher begrssende Geschtzdonner verkndetdie Inaugurierung einer neuen verheissungsvollen Epoche der

    beiden Lnder, und das am Flaggenmaste des Kastells der Haupt-stadt aufsteigende Banner der Habsburger mge dort immerdarstolz in den Lften flattern, beschtzt von einer tapferen Armeeund der Treue der Untertaaen.

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    Anhang.Die Ucrgangcnhcit von Sarajcv;o.

    Schon in altersgrauer Vorzeit, aus der kein Lied, kein,Heldenbuch Nachricht gibt, war die Sttte von Sarajevo gutbevlkert und die Beweise fr eine einstige, bis auf drei Jahr-tausende zurckreichende nicht unbedeutende Kultur hat derBoden der dortigen Gegend sorgfltig aufbewahrt fr den Ge-schichtsforscher. Das siegreiche Schwert der Rmer ward zumPfluge, der das Land fr eine neue Kulturra vorbereitete. Dasebenso fruchtbare und wohlbewsserte als landschaftlich roman"tische Becken der Sarajevoer Ebene sah vor 2000 Jahren ebensoeinen Badeort an den Schwefelthermen nchst der Bosnaquellenentstehen, wie dies in unseren Ta^en wieder der Fall war, undauf den Felshuptern thronten so wie heute schon in der Vor-zeit Burgen und Kastelle. Die Strme der Vlkerwanderungvernderten wohl die Bevlkerung, indem sie das illyrischeElement nach Sden drngten oder in den slavischen Erobe-rern aufgehen Hessen, aber die Gegend verdete nicht. Einlrstlicher Geschichtsschreiber, der von 912959 regierendeKaiser von Byzanz, Konstantin PorphyrogenetosO gibt uns Kunde^ion einer Burg Katera im Sarajevsko polje^). Bald taucht derbis in das 16. Jahrhundert gebruchliche Name Vrhbosna fr die

    ^ 1) P. heisst der in Purpur geborene" und war der Teil jener ost-rmischen Herrscher, die als Shne bereits regierender Kaiser zur Weltkamen

    I

    2) DiQ oft von Smpfen oder periodischen Seen erfllten Ebenen Bos-niens, die von hohen Bergen umgrenzt sind und deren Gewsser zuweilen,nur unterirdischen Abfluss haben.

  • ^8

    Gegend auf, die im 13. Jahrhundert Bischofsitz wurde. Trkischwurde sie weniger durch gewaltsame Eroberung als durch fried-liche Einwanderung". Huldigten doch die Bosnier zu jener Zeitzum grossen Teile dem Bogumilischen Glauben, der dem Islamnicht so schroff gegenberstand als dem Katholizismus.

    Die heutige Stadt selbst scheint rein trkischen Ursprun-ges zu sein. Die Nachrichten aus jener Zeit lauten etwas ver-worren. 1416 sollen die Trken die Stadt gegrndet haben.Angeblich residierte hier schon 1436 ein Beg, anderseits abersoll die heute unweit Sarajevo in Trmmern liegende BurgHodidjed sich damals in bosnischen Hnden befunden haben.Ein Grabdenkmal bei einer Moschee in der Logavinagasse be-kundet, dass diese bereits anno 1443 erbaut worden war. We-nige Jahre darauf war Medina-Saraj, so benannten es die Os-manen, der Mittelpunkt eines Sandschaks (Bezirkes), dessenerster Leiter Isabeg sich grosse Verdienste um die Verwaltungerwarb, und von der noch heute existierte Bauten Zeugnis ab-geben. Dieser Aufschwung wurde nur fr kurze Zeit infolgeder Einnahme der Stadt durch Knig Mathias Corvinus gestrt,wobei der Ort vollstndig niederbrannte. Im Zeitrume von15061543 leitete der berhmte Husrev Beg zweimal die Ge-schicke des aufblhenden Gemeinwesens. Die Begova-Dschamija,eine der grssten Moscheen auf der Balkanhalbinsel mit ihrem50 Meter hohen Minaret ist sein Werk, ebenso zahlreiche, demHandel und der Wohlfahrt dienende Bauten. Eine fr damaligeZeiten sehr grosse Bibliothek von 1500 Bnden wurde von ihmgesammelt. Er kmpfte auch an der Spitze von 20.000 Lands-leuten anno 1526 bei Mohcs. Ein Meuchelmrder machte sei-nem tatenreichen Leben ein Ende. Seine Gebeine ruhen in einemMausoleum neben der seinen Nam?n tragenden Moschee.

    Im Jahre 1560 geriet die Stadt in die Gewalt des ausSerbien eingedrungenen Zmaj Vuk Brankovic, wobei sie neuer-dings von einer verheerenden Feuersbrunst heimgesucht wurde.Vier Jahre darauf wird die durch ihre malerische Staffagejedem Reisenden wohlbekannte Alipascha-Moschee erbaut, diejetzt von Parkanlagen und modernen Prachtbauten umg.^benist. Infolge d s Umstandes, dass Sarajevo eigentlich nicht imZentrum der eroberten Provinz lag, wurde nach der vollstn-

  • 29

    Travnik verlegt, wo er mit geringer Unterbrechung bis in dieneueste Zeit verblieb. Die Sarajlias, wie die schon damals80.000 Kpfe zhlenden Einwohner der Stadt genannt werden,wollten nicht bloe Provinzler bleiben, und ber reiche Mittelverfgend, ertrotzten sie von der Pforte ein Privilegium nach demandern, zahlten weniger Steuern und verstanden sich fast nurmehr zur Erfllung der Kriegsdienste. Schon im Jahre 1602verweigerten die Brger die Steuern, was sie 35 Jahre daraufwieder taten, wobei es nie ohne etliche Morde und Hinrichtun-gen abging. 1604, nach anderen schon 1576, wanderten die er-sten Spanjolen (spanische Juden) ein, auch vermehrte sich dieserbische Bevlkerung. In den Jahren 1644 und 1656 wurdeSarajevo von groen Schadenfeuern heimgesucht.

    Das Zurckfluten der osmanischen Heere nach den un-glcklichen Kriegen, die dem Entstze von Wien folgten, zogauchBosnien in Mitleidenschaft, denn die herabgekommenen zgel-losen Scharen der flchtenden Heereskrper brachten allerleiKriegsnot ber das Land, worunter auch die Pest, die anno 1690schauerlich wtete und sich von Sarajevo aus ber ganz Bos-nien verbreitete. Einem Racheengel gleich brach Prinz Eugeniusins Land, und zur Strafe fr die Ermordung seiner Parlamentrelie er Sarajevo bombardieren und in Schutt und Asche legen.Dies geschah am 22. Oktober 1697. Heute noch erinnern dieRuinen eines groen Gebudes an diese Katastrophe und ver-unzieren die Franz-Josephstrae. Im Jahre 1741 brach wiedereine schreckliche Pest in Sarajevo aus, der fnf Jahre daraufeine groe Feuersbrunst folgte; auch kam es damals wegen dervon der Pforte verlangten Steuerentrichtung zu blutigen Revoltendie sich vier Jahre spter erneuerten. Die stets bermtigen Ja-nitscharen begannen bereits unbequem zu werden und hetztendie ohnehin unbotmssigen Sarajevoer Oligarchen zu stetem Wi-derstnde auf. 1797 wird ein Teil der Stadt von den Flammenverzehrt.

    Die Reformen, die in der Trkei im Jahre 1826 eingefhrtwerden sollten, fanden nicht den Beifall der Sarajlias, nochweniger jenen der Janitscharen, deren Korps aufgelst werdensollte, nachdem es seit 1329, also fast ein halbes Jahrtausendbestanden hatte und dessen Grnder Sultan Orchan war. Alsder Befehl Sultan Mahmuds IL betreffs der Auflsung in derCareva Dzamija vorgelesen wurde, kam es zu einem Aufstande,,

  • 30

    der aber durch die Besonnenheit der friedliebenderen Begs keinegroen Dimensionen annehmen konnte. Zahlreiche Emprerwurden am Kastell hingerichtet.

    Das im Jahre 1839 neue Reformen verkndende Hatt-i-Scherif von GlhaneeO fand bei der Opposition selbstverstndlichauch keinen Anklang; der Sultan wurde ein D2aur"-Sultan9genannt. Im Jahre 1850 gelangten neuerdings Reformen, die manbisher nicht anerkennen wollte, zur Ausfhrung. Omer Pascha,der einstige sterreichische Grenzerkadett Latas, unterdrckterechtzeitig energisch jede Auflehnung. Er verstand es eben alsgeborener Kroate, mit den Malkontenten po naski govoriti", d.h. in deren Muttersprache zu reden und niemand widersprach.Sarajevo wurde wieder Sitz der Regierung. 1851 wurde die jetztdurch einen Neubau ersetzte Kaserne, 1863 die gr. orientalischeMetropolitan-Kirche und 1868 der Konak erbaut. Das Jahr 1856brachte wieder eine groe Feuersbrunst, gleichzeitig aber auchWohltaten fr die Christen in Form des Hatt-i-Humajum-Ge-setzes, das freilich nur sehr oberflchlich befolgt wurde, denn alsdie k. u. k. Truppen vor 32 Jahren ber die Save rckten, dafanden sie asiatische Zustnde vor.

    Am 18. August 1868 feierten die Soldaten das Geburtsfest,ihres Allerhchsten Kriegsherrn im Angesichte der Stadt, nach-dem sich der letzte der 214 kaiserlich ottomanischen Statthalter,die Bosnien im Laufe von 412 Jahren regiert hatten, unter denSchutz des Feldzeugmeisters Philippovich begeben hatte. Am19. floss das letzte Blut, als die Angreifer im Kampfe mit densich tapfer wehrenden trkischen Sarajlias die Metropole Bos-niens erstrmten. Die k. u. k. Flagge, die erst seit der am 6.

    Jnner 1851 erfolgten Errichtung des Konsulates whrend OmersStatthalterschaft bescheiden ber dem Wohngebude des Beam-ten geweht hatte, flattert nun hoch ober der Stadt von beherr-schender Bastion, weit ins Land sichtbar. Noch einmal vernich-tet ein gewaltiges Feuermeer im Jahre 1879 einen Teil der inne-ren Stadt, die nun allmhlich nicht nur ihr usseres abendln-disch umzugestalten begann, sondern auch die innere Organi-sation modernen Bedrfnissen anpasste, so rasch es eben dieschwierige berbrckung oft unglaublicher, auf Vorurteile und

    1) Glhanee = Rosenhaus, einstens ein Sommerpalais des Sultans inKonstantinopel.

    2) Dschaur = Unglubiger.

  • Ol

    'Gleichgiltigkeit, auf Herkommen, Glauben und Nationalitt, so-wie zahlreiche andere Gegenstze gesttzter Hindernisse gestattet.

    Im selben Jahre wurde als erste moderne Schule das k.u. k. Militrknabenpensionat gegrndet, 1880 als erstes moder-nes steinernes Gebude das Platzkommando erbaut. Obwohl imInsurrektionsjahre 1882 der Herd der Emprung bis nahe an dieStadt heranreichte, blieb diese trotz der geringen und oft ab-wesenden Garnison ruhig. Der Brger hatte die Segnungen einerenergischen und doch wohlwollenden Regierung bereits empfun-den und sich in das unabnderliche Fatum gefgt. Ohne Mur-ren sahen die Muslimanen der 1888 erfolgten Einweihung derrmisch-katholischen Kathedrale zu, und seit 1883 schwrenbosnische Rekruten einem Habsburger den Treueid.

    Wohl spuckte es in den letzten Jahren vor der Annexionin den Kpfen etlicher Unzufriedener, doch als am Abend jenesewig denkwrdigen Oktobertages im Jahre 1908 die Kanonender Forts den Moment der bleibenden Besitzergreifung mitehernen Stimmen verkndeten, welch donnernder Ruf von denumliegenden Bergriesen in lautem Echo tausendfach wiederge-geben wurde, als dann begeisterte, kampfgerstete Bataillonein der Stadt rckten, auf den ersten Wink bereit, des KaisersRecht zu verteidigen, da beugte sich der fast sprichwrtlicheStarrsinn der Sarajlias.

    Am 30. Mai 1910 hat der neue Herr und Gebieter Kaiserund Knig Franz Josef I., umjubelt von den neuen Untertanen,in die festlich geschmckte Hauptstadt seinen Einzug gehalten,und niemand zweifelt mehr an der Aufrichtigkeit der Begrs-sungsrufe. Sarajevo steht eine glnzende Zukunft bevor, denn Gott ist allmchtig, es geschieht alles nach seinem Willen.

    Druckfehler-Berichtigung.

    Auf Seite 30, 2. Absatz, 1. Zeile, soll es anstatt

    18. August 1868 richtig heissen : 18. August 1878".

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