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Gespräche mit Iris
Folge 8 Dunkle Materie
In April 2017 fand in Sjöberg, Schweden ein Seminar mit Iris Johansson über die Vierte Dimension
statt. Nachfolgende Texte sind Ausarbeitungen der Audios. Iris sprach auf Schwedisch und wurde von
Susanne Hinsch ins Deutsche übersetzt. Soweit wie möglich wurde der Wortlaut von Iris beibehalten,
er wurde lediglich in Schriftsprache umgewandelt. Zum besseren Verständnis wurde die Reihenfolge
der einzelnen Abschnitte in eine logische Folge gebracht. Thomas Pedroli
Einleitung
In deinem Sprachgebrauch tauchen immer wieder Wörter auf, die im Allgemeinen gar nicht so
benutzt werden. Kannst du etwas darüber sagen, wie du die Begriffe „primär“ und „sekundär“
anwendest?
Die Begriffe des Primären und Sekundären sind sehr wichtig für mich. Es geht hier nicht um ein
Entweder-oder. Das Primäre ist da, wenn nichts Anderes da ist. Und in unserer Zivilisation, da
machen wir Sachen im Sekundären. Im Primären gibt es zwei verschiedene Lagen. Wir haben da
keine Wahl, wir machen einzig und allein das, zu dem wir zu dem jeweiligen Zeitpunkt Zugang haben.
Wenn wir im Inneren geborgen sind, dann können wir zu dem Sekundären übergehen, dort etwas
tun und dabei in unserer Geborgenheit, Zufriedenheit und im Zutrauen zu uns selber bleiben. Wenn
wir aber Angst haben - es muss nicht unbedingt so sein, dass du das fühlst, es kann auch nur der
Körper Angst haben - dann wird die Angst steuern, wie wir im Sekundären handeln. Dann werden wir
Schwierigkeiten und Gefahren sehen, alles dasjenige, was uns stört, hemmt und begrenzt. Wenn wir
Misstrauen und Angst in uns haben, dann werden wir die Schwierigkeiten und Probleme sehen.
Wenn wir in Geborgenheit sind, sehen wir die Möglichkeiten in einem zulassenden Denken. Und die
Voraussetzung für das Letztere ist gerade die Beelterung.
Wenn es im Primären keine Wahlmöglichkeiten gibt, was haben Moral und Wertvorstellungen dann
überhaupt noch für eine Bedeutung?
Im Primären gibt es keine Wahlmöglichkeiten, z.B. richtig und falsch im sekundären Sinne. Da gibt es
nur deinen Sinn für das, was konstruktiv ist. Es gibt eine Lust und eine Sehnsucht danach, diesen Sinn
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zu leben und dem zu folgen. Und das ist die ursprüngliche Bedeutung des Wortes Gewissen. Wenn
wir das Primäre nicht kultivieren, sondern wenn das Sekundäre den Platz des Primären übernehmen
darf, dann erschaffen wir Moral. Diese Moral geht nicht aus Zutrauen heraus, sondern aus
Misstrauen. Sie stellt eine Menge Bedingungen, an die du dich anpassen sollst. Und wenn du dich
nicht an diese Bedingungen anpasst, dann wirst du bestraft. Moral ist dazu geschaffen, damit du ein
guter Mensch werden sollst, als ob du das nicht längst schon wärst, wenn du in Geborgenheit bist.
Alle Dogmen, alle Moralvorstellungen und Ideale, wie man sein sollte, sind eine Irreführung, weil wir
im Grunde genommen gar nicht zu ihnen passen. Weil sie auf einer Grundvorstellung aufbauen, dass
der Mensch schlecht sei und gut werden sollte. Und darauf, dass die Unvollständigkeit Schande,
schlecht und böse sei. Und das Perfekte, das Vollkommene sei das Gute! So sollte der Mensch sich
anpassen, sich große Mühe geben, um gut zu werden. Dass ein Mensch gut werden könnte, ist ein
gigantisches Mehrheits-Missverständnis (d.h. eine unzutreffende Auffassung, die aber von dem
größten Teil der Menschen als wahr angesehen wird. T.P)! Da der Mensch ja weder gut noch schlecht
ist: er ist einfach! Das Leben ist einfach, es ist die Wirklichkeit, und darin liegt keine Wertung. Die
Voraussetzung fürs Leben ist Unvollständigkeit. Wenn keine Unvollständigkeit da ist, gibt es keine
Bewegung. Wenn es keine Bewegung gibt, gibt es kein Leben. Dann gibt es nur Steine!
Zu deinen Ausgangspunkten gehört auch das Wissen um die Kommunikationsdimensionen. Magst du
noch einmal eine Zusammenfassung von den verschiedenen Dimensionen geben?
Ja, was meine ich mit Kommunikationsdimensionen? Die erste Kommunikationsdimension hat es
schon vor Tausenden von Jahren gegeben, und sie beinhaltet, dass wir in einer Gemeinschaft wie in
einer Herde mit vielen Anderen zusammenleben. In dieser Dorfgemeinschaft wissen alle
voneinander, und sie ist auch nicht größer, als dass Jeder Jedem begegnen kann, wenn er es wollte.
Diese Welt ist eben so klein, dass Jeder von jedem Anderen etwas weiß und sich damit geborgen
fühlen kann. Es ist insgesamt so, dass innerhalb von dieser Gemeinschaft alles vorhanden ist, was
nötig ist, um das Leben zu verstehen. Darin liegt eine Eindeutigkeit und eine gemeinsame
Wirklichkeitsauffassung. In der ersten Dimension hat es immer Hierarchien gegeben, und sie
basierten auf sekundären Fähigkeiten und auf Traditionen. Die verschiedenen Stände der Priester
und Adligen bildeten eine solche hierarchische Ordnung. Später kam auch ein Bürgerstand dazu.
Dann entwickelte sich im Laufe der Zeit die zweite Kommunikationsdimension. Die Druckkunst
spielte darin eine große Rolle. Durch Bücher und Zeitungen wurde alles Erforschte weiter verbreitet.
Man entschied, dass alle Menschen rechnen, lesen und schreiben lernen sollten, um erleuchtet zu
sein. Es entstanden neben dem gesprochenen Wort auch noch andere Sprachen: z.B. eine
Schriftsprache und die Mathematik als Metasprache. Dadurch veränderte sich die Wirklichkeit. In
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Schweden hat sich diese Entwicklung so geäußert, dass 1842 ein Schulgesetz verabschiedet wurde,
wodurch alle Kinder das Recht bekamen, in die Schule zu gehen. Bis 1905 war es umgesetzt und der
Analphabetismus war so gut wie verschwunden. In dieser Zeit entstand die dritte Dimension. Durch
die Erfindung des Dampfmotors und später des Verbrennungsmotors entstand die Möglichkeit weit
reisen zu können. Mehr und mehr Menschen konnten schauen gehen und verstehen, wie es an
verschiedenen Orten auf unserer Erde aussieht. Hundertzehn Jahre nachdem das Schulgesetz
eingeführt wurde, kam das Fernsehen dazu. Damit konnte man die ganze Welt in sein Wohnzimmer
hinein holen. In der Zeit der dritten Dimension fand ein Paradigmenwechsel statt: die
Agrargesellschaft wechselte in eine Industriegesellschaft. Diese Industriegesellschaft wurde geprägt
von einer Zuwachsökonomie anstelle einer Gebrauchsökonomie, wie sie vor dieser Zeit geherrscht
hatte. Die Arbeitslage hatte sich geändert. Um die Industriegesellschaft zu ermöglichen, förderte
man lauter kleine Kernfamilien, die man leicht an Stellen umpflanzen konnte, wo es Industrie gab,
und so verlagerte sich die Bevölkerung in die Städte. Vorher lebte etwa 90 % der Bevölkerung auf
dem Land in Großfamilien. In ungefähr 50 Jahren hat sich das Verhältnis umgekehrt und nur noch
Wenige wohnten in Dörfern, meist alte Leute. Solange es noch unbefriedigte Bedürfnisse nach neuen
Produkten gab, die man erfinden konnte, wie Waschmaschinen, Kühlschränke, Spülmaschinen,
Espressogeräte usw., konnte man den Konsum unbeschränkt manipulieren. Anfang der neunziger
Jahre hatten die Leute so ungefähr alles, was sie sich wünschen konnten und nicht mehr so viel Lust
zu konsumieren. Das bedrohte den Staat und die Reichen, weil die nun nicht mehr so hohe Einkünfte
hatten. Sie benutzten die Banken, um eine Krise zu erschaffen. Aber keiner hatte damit gerechnet,
dass diese Krise ein solches Misstrauen in die Zuwachsökonomie mit sich bringen würde. Es war aber
so. Die ganze Erwachsenenwelt wurde durch diese Geschichte ziemlich gelähmt und
durcheinandergebracht. Sie führte zu einer unendlichen Menge Konkurse, zu Arbeitslosigkeit und
dazu, dass Menschen sich das Leben nahmen, weil sie ihre Häuser verkaufen mussten. Die vierte
Kommunikationsdimension fing mit denen an, die nach 1990 geboren wurden. In den neunziger
Jahren wollte man die Wirtschaft ändern, weil Bankkrisen alles in Frage stellten. Das Volk, das
eingelullt war in dem Glauben an die Zuwachsökonomie und dass man Geld aus Geld machen kann,
kam völlig durcheinander. Die jüngeren Menschen merkten aber, dass diese Ideen nicht zu halten
waren, dass sie sich nicht mehr auf die Zuwachsökonomie verlassen können und auch nicht mehr auf
die Erwachsenen, die diese Situation offensichtlich nicht handhaben konnten. Die jungen Menschen
hatten das Hier und Jetzt schon für sich entdeckt. Sie konnten nicht mehr aus einer Tradition heraus
leben und auch nicht für ein „Später“. Zu gleicher Zeit hatte sich Englisch zu einer Sprache entwickelt,
mit der man weltweit kommunizieren konnte. Auch die ganze IT hatte sich entwickelt. Da war schon
ein Paradigmenwechsel entstanden. Allerdings sind überall noch die Leute in den Vierzigern und
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darüber an den Schaltstellen. Es gibt so Viele von ihnen, und sie stehen der Entwicklung im Wege.
Die meisten dieser älteren Leute befinden sich in der dritten Dimension, einige sogar noch in der
zweiten, und haben keine Ahnung wie sie mit der veränderten Lage umgehen können. Es wird sich
dennoch ändern, weil alle jungen Leute schon in eine neue Dimension hineingewachsen sind. Diese
vierte Dimension äußert sich auf eine besondere Weise: man lebt lokal, aber man denkt und
kommuniziert global.
Wie erklärst du die Tatsache, dass die erste Dimension lange dauerte, die zweite kürzer und die dritte
noch kürzer?
Durch das Lernen von Lesen, Schreiben und Rechnen werden sehr schnell und sehr früh bestimmte
Teile im Gehirn entwickelt. Und wenn diese Entwicklung für die Mehrheit der Bevölkerung zugängig
wird, beschleunigt das die Entwicklung. Der Paradigmenwechsel zur vierten Dimension ging wirklich
rasant und zur fünften und sechsten wird er noch schneller gehen, weil die Gehirnkapazität sich
verändert.
Wieso verändert das Lesen, Schreiben, Rechnen die Gehirnkapazität?
Der Mensch bringt tausendmal mehr Fähigkeiten mit, als er jemals in seinem Leben benutzen wird.
Der Mensch bringt Fähigkeiten mit, die er überall auf der Welt in jedem denkbaren Jahrhundert
anwenden könnte, so dass er unter welchen Umständen auch immer sicher klarkommen würde. Und
was ein Mensch zu einer bestimmten Zeit nun entwickelt, hängt davon ab, was erforscht wurde und
was von dem Erforschten für die Allgemeinheit zugänglich wurde und wie es im Strom des Timings
steht. Dieses ist ein Entwicklungsmuster unter vielen tausend Anderen. Das Flexibilitätsdenken gibt
es in der vierten Dimension auf eine ganz andere Weise, als dass es dieses in der dritten, zweiten und
ersten gab. Das ist auch ein Grund dafür, dass die Schule der dritten Dimension jetzt nicht mehr
funktioniert.
Wie wahrscheinlich ist es für dich, dass das Grundeinkommen kommen wird?
Ich glaube, dass es die Existenz einer Ökonomie, die darauf basiert, Geld zu verdienen, reich zu
werden und sein eventuelles Glück auf ein „Später“ zu legen, noch eine Weile geben wird. Von mir
aus kann das auch gerne noch so lange weiterleben, solange es noch jemanden gibt, der sich damit
beschäftigen will. In diesem Konzept finde ich, sollte niemals mehr als 50% zu den Steuern gehen, so
dass es für die Menschen sinnvoll bleibt Geld zu verdienen, weil genügend davon übrigbleibt. Wir
Anderen, die wissen, dass das Glück nicht darin liegt mehr und mehr zu besitzen, wollen lieber eine
Gebrauchs- oder Teilhabewirtschaft haben. Solange es noch eine genügend große Menge von Leuten
gibt, die mit der Zuwachsökonomie weitermachen wollen, gibt es kein Problem mit einem
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Grundeinkommen, das hoch genug ist, dass man davon essen, sich kleiden und wohnen kann, wenn
man sich geschickt mit Anderen zusammentut. Damit kann die Hälfte der Kosten der Bürokratie und
des Krankenwesens reduziert werden. Weil die Zuwachswirtschaft darauf aufbaut, dass immer mehr
Menschen immer mehr konsumieren werden, werden wir immer mehr Energie verbrauchen. Wenn
diese zwei Wirtschaftsmodelle neben einander bestehen, die Einen also in der Zuwachswirtschaft
und die Anderen in einer nachhaltigeren und umweltfreundlicheren Wirtschaft leben, dann wird
zwangsläufig die Zuwachswirtschaft irgendwann kentern, da man einfach nicht genug an dieser
wachsenden Zahl von Menschen, die anders leben, verdienen kann. Dann werden sich mit der Zeit da
heraus neue Beziehungen zu Luft, Wasser, Natur und allen natürlichen Ressourcen ergeben. Das
können Viele sich jetzt noch nicht richtig vorstellen, weil wir noch so sehr vom Geld-Denken besetzt
sind. Aber aus dem, was ich von den 20 bis 30 Jugendlichen höre, die ich regelmäßig treffe, verstehe
ich, dass sie für ein ganz anderes Denken in den Startlöchern stehen, als wir Alten uns überhaupt
vorstellen können.
In welchen Zeiträumen denkst du?
Das ist eine etwa dreißigjährige Perspektive. Es dauert etwa dreißig Jahre für einen Menschen, um
eine einzelne Gewohnheit zu verändern. Und es dauert 30 bis 40 Jahre, um ein Paradigma zu ändern.
Es hängt von der Unvollständigkeit des Lebens ab, ob das schneller geht oder nicht. Eine
Naturkatastrophe oder ein Krieg ändert eine Sache viel schneller, als es die natürliche Entwicklung
machen würde. Aber man kann dennoch nie mit Sicherheit wissen, wann der Strom seine Richtung
ändert. Es sind einzelne Menschen, denen das Kunststück gelingt, das richtig zu timen, was sie zu
geben haben, so dass sich Dinge ändern. Ich verfolge das mit Spannung.
Dunkle Materie
In 2011 ging der Physik-Nobelpreis an die Entdecker der Dunklen Energie. Die Wissenschaftler haben
festgestellt, dass das was man in der Naturwissenschaft über die Welt und die Wirklichkeit wissen
kann 5 % des Universums umfasst. Daneben sind 27 % sogenannte Dunkle Materie
http://home.cern/about/physics/dark-matter. In einem kilometerlangen Tunnel hat man Versuche
gemacht und Bewegungen in der Dunklen Materie nachgewiesen. Es geht um das, was ich bisher als
Atmosphäre bezeichnet habe. Von den restlichen 68 %, die Dunkle Energie
(https://science.nasa.gov/astrophysics/focus-areas/what-is-dark-energy) genannt werden, wissen
wir absolut gar nichts! Wir wissen nur ein kleines bisschen von dem, was wir sehen können, von den
Planeten, der Milchstraße usw. Was sozusagen beleuchtet wird, können wir sehen. Ich will nur ein
kleines Beispiel dafür geben, wie wenig wir wissen! Stellt euch vor, dass ihr nicht wisst, wie ein Auto
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aussieht, und es steht im Dunkeln. Aber ein Reifen wird angeleuchtet. Diesen einen Reifen kann man
sich unter dem Licht ganz genau anschauen. Man kann jedes Detail genauestens beschreiben und
alles wird perfekt mit der Wirklichkeit übereinstimmen. Wenn dann aber jemand käme und
behaupten würde, dass man treffsichere Aussagen über das ganze Auto machen kann, wie es
aussieht und wie es funktioniert, wenn man diesen Reifen nur genau genug beobachtet, bewegte er
sich auf Glatteis! Der Reifen sagt nichts darüber aus, wie das ganze Auto aussieht, geschweige denn
darüber, wie es funktioniert. Das ganze Universum ist gefüllt mit Information, aber das meiste
können wir nicht aufhellen, weil es dafür keine Frequenz gibt. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern,
dass die Kommunikationsdimensionen auch etwas sind, das aus dem Dunkeln herauskommt. Sie sind
so lange dunkel, bis sie ins Licht heraufgeholt werden. Und selbst dann ist es nur ein ganz kleiner Teil
von dem, was da ist.
Diese Prozentzahlen machen überhaupt keinen Sinn für mich. Wenn du nicht weißt, wie viel es gibt,
wie kannst du dann 27 % davon nehmen?
Nun, wenn ich das richtig verstanden habe, und weil es Nobelpreisträger sind handelt es sich hier um
sehr fortgeschrittene Forschungen, dann wissen wir, dass das Dunkle das ganze Universum ist, außer
dem Hellen und der Dunklen Materie. Das Universum ist unendlich. Wie groß es auch immer sei, das
sind die 100 %. Außerdem bewegt sich noch alles. Wenn das anhält und stillsteht, dann wendet sich
das um und fällt in sich zusammen in ein sog. Schwarzes Loch. Jedes Partikel wird so klein wie nur
irgend möglich. Dann kommt ein Punkt, wo es nicht kleiner werden kann, und es wendet sich um.
Diese Bewegung nach außen und nach innen geht die ganze Zeit vonstatten. Im Grunde genommen
kann im Universum nichts stillhalten. Auf eine sehr komplexe Weise haben sie ausgerechnet, dass die
gewöhnliche Materie nur 5 % des Gesamten umfasst. Dann gibt es die 27 % Dunkle Materie, die zwar
im Dunkeln liegt und außerhalb der sichtbaren 5 %, aber auf der einen oder anderen Weise sichtbar
oder nachweisbar werden kann. Als Beispiel nehmen wir den Fall, dass du etwas zu mir sagen willst.
Du sammelst dein Kommunikationsfeld zusammen und legst das vor dir hin, und wenn ich etwas
sagen will, lege ich mein Kommunikationsfeld vor mir hin und strecke es zu dir hin, dass es eine
kleine Schnittstelle in der Mitte gibt, wo sie sich überschneiden und wo wir eine Begegnung haben.
Das kann geladen oder neutral sein. Davon hängt ab, wie wir kommunizieren. Das hat keine Schwere,
keine Breite, es hat nur eine Bewegung im Dunkeln. In dem Teilchenbeschleuniger am CERN in Genf
können ähnliche Bewegungen beobachtet werden, und daraus haben sie errechnet, dass es 27 %
dieser Dunklen Materie gibt. Die übrigen 68 % liegen in totaler Dunkelheit. Was die Dunkelheit
ausmacht, ist, dass man sie nicht sieht. Es ist wie bei Tag und Nacht, beim kleinsten bisschen Licht
wird die Umgebung sichtbar. Die Voraussetzung dafür, dass wir etwas sehen können, ist, dass es die
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richtige Frequenz hat. Dunkelheit ist das, was waltet, wenn kein Licht da ist. Die Dunkelheit hat keine
Chance gegen das Licht! Die Dunkelheit ist ganz gefüllt mit allem zwischen Himmel und Erde, es ist
nur so, dass wir es nicht sehen. Aber solange es nicht zu erleuchten geht, kann man nicht sagen, was
es ist.
Es ist eine Gedankenumstülpung, ein Paradigmenwechsel, wenn man sich klarmacht, dass man nur
dieses Rad sieht und nicht daraus schließen kann, wie das Auto aussieht. So kann man auch
verstehen, dass des Menschen Art zu lernen so unglaublich anders von statten geht als noch im 19.
Jahrhundert. Das Lernen ist jetzt eher partikulär (von Einzelheiten ausgehend) als linear. Und
partikulär ist auch schon wieder zu viel gesagt, weil es ein materieller Ausdruck ist, aber ich habe kein
besseres Wort dafür. Das bewegt sich in allen möglichen Richtungen hin und her, das kannst du nicht
in eine Ordnung hineindrücken, sondern es gehört dem Chaos an. Und dann beschreiben wir, wie
etwas aussieht, aber das ist im Grunde immer ein Märchen. Ein Märchen hat natürlich auch immer
etwas, das wahr ist, aber es bleibt ein Symbol für etwas.
Du hast mal gesagt, Liebe ist ein Zustand, der immer vorhanden ist. Ist in dieser 68 %, wo absolut kein
Licht reinfällt, dann auch keine Liebe?
Nein, so ist das nicht! Die ganzen 100 % sind gefüllt mit Liebe. Ob wir das benutzen oder nicht, das ist
eine andere Frage.
Wie weißt du das?
Als Kind habe ich viel Information bekommen und damit gespielt. Da hatte ich dieses Erlebnis, dass
die Liebe überall ist. Sie wird nicht Materie, sie wird nicht wirksam, bevor sie in einem Körper als ein
Gefühl hochgeholt wird. Es ist möglich, die Liebe in sich heraufzuholen, wenn man geborgen ist. Und
dann ist es zum Beispiel Freude oder Glück, alle diese Dinge, die man dann fühlt. Wenn du Angst
hast, verwandelt sich die Liebe in Hass. Da ist genau so viel Kraft darin. Es ist nur so, dass der Hass
vorübergeht, sobald die Angst verschwunden ist.
Du meintest, wenn die Angst waltet, verwandelt sich die Liebe in Hass. Angst kennen wir ja alle aus
unserer Biographie heraus. Wie können wir mit der Angst umgehen?
Das erste, was du verstehen kannst, ist, dass es keine Vorderseite ohne Rückseite gibt. Wenn die
Vorderseite Liebe ist, ist die Rückseite Hass, wenn die Vorderseite Hass ist, ist die Rückseite Liebe.
Wenn jemand im Hass festsitzt, dann weiß ich, dass dahinter Angst steckt und die Person in Angst ist.
Und ich weiß, dass Angst ansteckt. Wenn sich jemand in meiner Nähe in Hass und Angst befindet,
bekomme ich selber Angst darin stecken zu bleiben. Stattdessen kann ich aber auch innehalten, mich
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umschauen und feststellen, dass es im Hier und Jetzt nicht gefährlich ist. Hier wird mich gerade
niemand erstechen. Wenn mir bewusst wird, dass es im Hier und Jetzt nicht gefährlich ist und ich das
meinem Körper vermitteln kann, dann werden Bewusstsein und Körper sich einig. Dann löst sich
etwas in mir, und ich kann dabeibleiben, auch wenn jemand in seinem Angstding drin ist, wenn er
aggressiv ist, hasst usw. Ich kann anwesend bleiben, ohne von der Angst angesteckt zu werden. Ich
kann dieser Person meine Beelterung zukommen lassen. Die Beelterung habe ich um mich herum, sie
ist nicht geladen, sondern neutral, eine Art von Mitgefühl, das in die Atmosphäre hinausgeht. Was
dann geschieht, ist, dass sich das Herz dieser anderen Person erwärmt. Das verbreitet sich im Körper
dieser Person, und so kann sie Liebe als Gefühl in sich selber hervorholen. Also nicht durch mich,
aber dadurch, dass es in ihrem Körper möglich wird. Dann wird diese Person mit meiner
Geborgenheit angesteckt, anstelle davon, dass ich mich mit der Angst des Anderen anstecke. Glaube
übrigens nicht an das, was ich sage, sondern prüfe es in der Wirklichkeit, und dann wirst du schon
sehen, dass es funktioniert!
Das Wort Beelterung hat für mich einen leicht negativen Klang, ich assoziiere es mit bevormunden.
Was meinst du genau damit?
Leider haben wir noch kein geeigneteres Wort. Ich habe den Begriff aus dem englischen „parenting“
übersetzt. Vielleicht findet ihr noch ein besseres Wort!
„Beelterung“ ist ein Begriff, den ich wichtig finde und viel benutze. Es geht darum, dass es um euch
herum eine äußere Geborgenheit gibt, die macht, dass ihr in euch hinein sinken und in euch selber
geborgen sein könnt. Beelterung ist nicht etwas, was man macht, sondern es ist ein Strom in der
Atmosphäre, der diese Geborgenheit erschaffen kann.
Wieso kann man Beelterung nicht tun, ist es keine Handlung im eigentlichen Sinne?
Es geht um dein Sein. Wenn du in Geborgenheit, in Zufriedenheit in dir selber drin bist, in Autonomie
und nicht in Anpassung, dann wird daraus ein Strom in der Atmosphäre, so dass eine neutrale
Atmosphäre entsteht. Und das ist die Voraussetzung dafür, dass wir in uns hinein sinken können.
Beelterung bedeutet bedingungsfreie Fürsorge. Wenn die Atmosphäre ohne Ladung ist, lassen die
Menschen das Äußere los und sinken in sich selber. Das verhält sich ähnlich mit Plusladungen wie mit
Minusladungen. Derjenige, der für die Beelterung geradesteht, kümmert sich um die Plusladungen
und die Minusladungen in der Atmosphäre. Einige haben einfach dieses Talent. Oft entwickelt sich
das unbewusst, so dass die Person gar nicht weißt, dass sie es hat. Hat man das nicht, dann kann man
es mit Bewusstsein und Übung soweit entwickeln, dass es genügt. Das Talent ist nur ein kleiner
Anteil, alles Andere ist die gute Arbeit, die man mit sich selber in Gruppen macht.
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Hast du selber viel Talent dafür?
Ich habe ein großes Talent und sehr viel Übung darin, alle Plus- und Minusladungen in der
Atmosphäre zu neutralisieren. Dazu bin ich auch noch außerordentlich geübt darin, es für die Leute
schwierig zu machen. Z.B. die Atmosphäre so zu laden, dass die Menschen angespannt werden und
sich unwohl fühlen. Als autistisches Kind war genau das mein beliebter Sport. Diese Erfahrung habe
ich dann später benutzt, um Beelterung zu entwickeln.
Hast du, nachdem du dich für die Beelterung entschieden hast, diesen alten Sport nochmal
eingesetzt?
Ja, es gab tatsächlich noch einige Male eine Verführung, der ich nicht widerstehen konnte. Z.B. als ich
mit uneinsichtigen Bürokraten zu tun hatte, die idiotische Dinge verlangten und auch in politischen
Debatten. Aber mit ungefähr vierzig habe ich damit endgültig aufgehört!
Ich verstehe noch nicht so ganz, wie ich das mit der Angst machen soll. Es gibt doch Situationen, wo
ich mich einfach bedroht fühle. Dieses Gefühl der Angst ist real, auch wenn ich mich vielleicht nicht in
Lebensgefahr befinde.
Wenn du Angst fühlst, dann bist du genügend geborgen dafür, dass dein Bewusstsein und dein
Körper zusammenarbeiten. Wenn aber dein Autopilot sich eingeklinkt hat, und du auch nicht mehr
fühlen kannst, dass du Angst hast und nur mit Fliehen, Angreifen und Verteidigen oder Erstarren
reagierst, dann bist du in einem Gefühlsspiel gelandet. Und da kannst du dich nicht selber in die
Geborgenheit begeben. Du kannst nur abwarten, bis diese Situation vorbei ist. Dann wird es halt so,
wie es eben in der Wirklichkeit wird. Aber auch dann hast du alle Situationen dieser Art bisher schon
überlebt, und das kannst du dir im Nachhinein in aller Ruhe klarmachen, dass der Autopilot
funktioniert, unabhängig davon, ob es lebensgefährlich ist oder nicht. Du kannst dir mit deinem
Bewusstsein mehr und mehr Situationen klarmachen, in denen man den Autopiloten nicht braucht.
Diesen Prozess nennt man „als Erwachsene reifen “. Als Erwachsene kann man das mit Situationen
üben, in denen man die Angst nicht gefühlt hat, sondern bloß mit Angriff und Verteidigung, Flucht
oder Erstarren reagiert hat. Hinterher geht man in der Erinnerung noch mal zu der Situation zurück
und holt alle die Gefühle die da waren hoch. Man schließt die Augen, sieht die Situation wieder vor
sich und fragt sich, ob es tatsächlich eine lebensgefährliche Situation war oder ob man nur selber
geglaubt hat, dass es eine war. Wenn du das mit einer Menge von Situationen übst und dich
hinterher immer wieder ins Hier und Jetzt hereinholst, dann wirst du bemerken, dass sich der
Autopilot mit der Zeit weniger in Situationen einklinken wird, wo er nicht gebraucht wird.
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Ich kann mir ein Haufen Sicherheit mit Job, Geld auf dem Konto, Auto, Wohnung usw. aufbauen.
Wenn alles veränderbar und relativ ist und die Sicherheit nur vermeintlich und ein selbstgebautes
Konstrukt ist, wie kann ich Sicherheit bekommen, die sich in mir selber begründet?
Genau wie du sagst, alle materiellen Dinge können ja jederzeit auf Grund der eigenen
Unvollständigkeit und wegen der Unvollständigkeit des Lebens Schiffbruch erleiden. Aber das, was
dir niemand je wegnehmen kann, ist das, was du kannst und auf deiner Innenseite weißt. Das sind
die Erfahrungen, die du gemacht hast. Das ist die Vertrautheit, die du durch die Menschen um dich
herum hast. Das ist dein Können. Wenn du Zutrauen zu deinem eigenen Vermögen und zu deiner
Fähigkeit, die Wirklichkeit hantieren zu können, hast, kannst du dir klarmachen, dass du alle äußere
Sicherheit durch deinen inneren Reichtum erreicht hast. Dann kannst du dir erlauben darüber froh zu
sein, dass du all diesen Reichtum um dich herum erschaffen hast. Du weißt, dass er jederzeit
verschwinden kann. Aber wenn er verschwindet, kannst du ihn wieder aufbauen! Du hast diesen
Reichtum auf der Innenseite! Du kannst dein Wirklichkeitsbild ändern und umbauen und dir gewahr
werden: Von allem, was es zu wissen gibt, weiß ich nur sehr wenig, dennoch weiß ich genug, um
jederzeit alles aufzubauen was ich brauche. Wie fühlt sich das in dir an? Kannst du die Fähigkeit und
die Freude, die du selber hast, fühlen?
Nicht immer…
Was hindert dich daran?
Mein geringes Selbstwertgefühl. Meine Angst, das Gefühl, ohne etwas da zu stehen …
Ich denke, dass das, was dich erschreckt, die Tatsache ist, dass es gar nicht geht, eine vollständige
Geborgenheit zu bauen, weil ja alles unvollständig ist. Dir macht es Angst, dass alles zu jeder Zeit
Schiffbruch erleiden kann! Und gleichzeitig ist dies die Voraussetzung fürs Leben! Wenn du dir
klarmachst, dass das Einzige, worauf du dich verlassen kannst, du selber bist und dass du selber
zufrieden in dir selber sein kannst, wie unzufrieden auch immer du gleichzeitig mit dem, was um dich
herum ist, bist. Und du kannst dir klarmachen, dass du zufrieden sein kannst, auch wenn du dein
Haus verlierst, dein Auto, deinen Job oder was immer, denn nichts davon ist lebensgefährlich! Und
du kannst es dir jederzeit wieder neu erschaffen. Du kannst dich nicht für die Zukunft geborgen
machen, du kannst dich nur im Hier und Jetzt geborgen fühlen. Die Zukunft ist nur eine Prognose,
und sie ist veränderlich und zwar in jedem Augenblick. Die Vergangenheit ist schon vorbei, sie ist nur
eine Erfahrung. Aber hier und jetzt kannst du dich fragen: „Ist mein Leben bedroht? Nein? Ok, dann
kann ich mich entspannen!“ An der Zukunft brauchst du nichts zu machen, denn die wird dich
sowieso immer erwischen, wir können nichts daran ändern, dass sie kommt! Du kannst dich immer
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fragen: „Was kann ich hier und jetzt machen, was braucht es hier und jetzt?“ Wenn du diesen
Prozess vollziehst, dann bekommst du dieses Selbstgefühl, und du bekommst Zugang zu deiner
Fähigkeit. Und das gilt so lange, wie du lebst.
Mir fehlt etwas in diesem Bild mit den 5 %, 27 % und 68 %. Ich habe gerade verstanden, dass Lernen
nicht materiell ist, dass Liebe und Gefühle nicht materiell sind. Die 5 % sind lediglich sichtbare
Materie. Die 27 % sind Dunkle Materie. Und die 68 % sind Dunkle Energie. Oder auch nicht? Wo
gehören denn Liebe, Lernen und Gefühle hin? Gibt es nicht doch noch mehr als die 100 %?
Nein, das ist nicht außerhalb von den Prozenten. Du hast immer eine latente Voraussetzung etwas zu
lernen, das zur Dunklen Materie gehört. Dadurch, dass ein Wort in der Atmosphäre erklingt und du
dieses Wort in dich hineinnimmst und ein Prozess in dir losgeht, entsteht eine Bewegung. Und von
dieser Bewegung können sie eine erste Auffassung in den Experimenten in dem Tunnel von CERN
bekommen. Das bedeutet, dass ich als Mensch das Kind nichts lehren kann. Aber ich kann mich als
Lehrer auf eine bestimmte Weise benehmen. Ich kann etwas auf eine solche Weise darstellen, dass
das Kind es aufsaugen und in sich selber einen Prozess in Gang setzen kann. Und das ist, wie Lernen
in der vierten Dimension stattfindet. Wenn ich es auf eine solche Weise erzählen kann, dass du
daraus eine Bewegung in dir selber erzeugen kannst, dann lernst du. Dieses stellt die ganze
herkömmliche Auffassung über Lernen und Lehren auf den Kopf. Die Kinder der vierten Dimension
wissen das so haargenau, sie spüren, dass es sinnlos ist, irgendeine Form „Bankwissen“ im Kopf zu
lagern, so wie wir es die letzten 100 Jahre gemacht haben. Die jungen Menschen kommen Schritt für
Schritt immer weiter weg von dieser dritten Dimension. Das bedroht die Menschen in der dritten
Dimension so sehr, dass sie immer härter und autoritärer durchgreifen. Es ist genau an diesem Punkt,
wo die junge Generation auszubrennen droht. Sie versuchen sich selber Gewalt anzutun und etwas
zu machen, an das sie eigentlich gar nicht glauben, oft ohne bewusst zu wissen, dass sie nicht daran
glauben. Und deswegen sind auch die Lehrer so häufig ausgebrannt, weil sie etwas machen, von dem
die jungen Leute keinen Nutzen haben.
Wie greifen die 5 %, 27 %, 68 % ineinander in Bezug auf das, was die Kinder in der Schule lernen?
Was dunkel ist, kannst du nicht verstehen. Wenn du Fernsehen oder Filme siehst, dann holst du
etwas heraus und beleuchtest das. Dann kannst du Kinder helfen zu verstehen, dass das, was du da
herausgeholt hast, nicht alles ist, sondern nur ein ganz kleiner Teil vom Ganzen, das funktioniert.
Wenn es nicht funktioniert, dann nimmst du es als Frage oder Problem auf und schaust es an. Wenn
Menschen nicht in Geborgenheit verweilen, also in dem, was waltet, wenn nichts Anderes waltet,
können sie nur Fragen und Probleme als Wirklichkeit und wichtig wahrnehmen, und nicht alles das,
was in der Dunkelheit liegt. Wenn du als Lehrer so machst, werden die Kinder in Beurteilungen von
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gut und schlecht, richtig und falsch landen, und das Sekundäre wird den Platz des Primären
einnehmen. Du kannst erst für dich selber üben, das zu trennen. Dann mache ich mir bewusst, dass,
wenn ich etwas sehe, es nur ein kleiner Teil von dem Ganzen ist, was dunkel ist. Sodass ich mir
immer bewusst bin, in welcher Proportion es zu dem Unbekannten steht. Dasjenige, was ich selber
verstehe, kann ich so für die Kinder darstellen und zur Verfügung stellen. Die Kinder nehmen das in
sich hinein und können ein eigenes Verständnis davon entwickeln. Aha, so ist das, jetzt verstehe ich!
Dann verstehen die Kinder, in welchem Verhältnis das steht, wie klein das ist, was man als Problem
vor sich hat im Verhältnis zu allem, was kein Problem ist. Darin ist die Wissenschaft noch nicht so gut,
das so zu beschreiben, aber das wird bald kommen! Viele sind immer noch fest davon überzeugt,
dass das Helle das Ganze sei, und das Dunkle sei nur eine natürliche Abweichung. Kannst du das
denken, dass alles, was wir wissen, nur etwa 5 % vom Ganzen ist?
Es gibt im Persönlichen so viel, was wir nicht sehen! Wenn wir als Menschheit an dem Primären
arbeiten, verändert sich dann das Verhältnis?
Nein, es bleibt 5 %. Den Rest geht es nicht zu erleuchten. Die 27 % sind Dunkle Materie, und das ist
das Erlebnis, was du von einem Problem hast. Also das Problem selber, das kann beleuchtet werden,
aber das Erleben des Problems bleibt dennoch da. Und darüber hinaus sind 68 % echt dunkel!
Es wird ein Blitz, ein Aha-Erlebnis. Aber nach dem Blitz bleibt es genauso dunkel. Das Dunkle ist ja
überall, in uns, um uns herum, in der Atmosphäre. Das Dunkle ist das, was waltet, wenn nichts
Anderes waltet. Das bedeutet nicht, dass da nichts sei, es ist nur so, dass wir es nicht zu fassen
bekommen, wir sehen es nicht, wir wissen es nicht.
Ich glaube schon, dass ich alles erhellen kann, nur dass es auf drei verschiedene Arten geht. Die 5 %
sehe ich unmittelbar. Die 27 % kann ich durch das Denken erreichen. Ich glaube nicht, dass es etwas
Dunkles gibt, was ich nicht erhellen kann.
Darüber wissen wir noch nichts. Die Menschheit ist noch nicht an diesem Punkt angekommen. Der
Mensch hat in seiner Konstitution tausendmal mehr Anlagen, als er jemals benutzen wird. Und es
hängt davon ab, wo wir als Mensch aufwachsen, was davon entwickelt wird. Hier in Schweden haben
wir im Winter Schnee, und wir haben etwa drei verschiedene Wörter für verschiedene Schneesorten.
Auf Island gibt es 16 Wörter für verschiedene Arten von Schnee. Da wissen sie genau, worüber sie
sprechen, während es für uns im Dunkeln bleibt. Der Mensch hat die Anlage dazu, viel mehr zu
wissen, als wir heute wissen. Ich kann mir auch vorstellen, dass jemand mit der Gabe eines
„Röntgenblicks“ geboren wird, so dass er in das Dunkle hineinschauen kann. Nun, die Menschen, die
ich mit einem solchen „Röntgenblick“ getroffen habe, waren allesamt in der Psychiatrie und nicht im
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gewöhnlichen Leben. Von dem, was diese Menschen beschrieben haben, kann ich nichts bestätigen,
weil ich weit weg davon bin, solche Dinge zu sehen.
Kannst du noch einmal zusammenfassen, welche Bedeutung die Forschungen über die Dunklen
Materie haben?
Wenn du glaubst, dass alles das, was sichtbar ist, was man wiegen und messen kann, also das, was
Zeit, Raum und Bewegung definiert, das ganze Universum ist und alles ist, was es gibt, dann
betrachtest du die 5 %, als wären sie das Ganze! Wenn du das in einen Zusammenhang setzt und
siehst, dass alles Mess- und Sichtbare nur ein kleiner Teil des Ganzen ist, der andere Teil keinen
Raum und Zeit hat und unendlich ist, dann bekommt diese „gewöhnliche Wirklichkeit“ ganz andere
Proportionen! Dann hast du eine Referenz in dir, dass die Wirklichkeit viel mehr beinhaltet, als wir
sehen können. Alles was dunkel und unendlich ist, ist vor allem voller Information! Alles zusammen
ist es die volle Wirklichkeit. Wenn du den Ausgangspunkt hast, dass die ganze Wirklichkeit so
unendlich viel mehr ist, als die „gewöhnliche“ Wirklichkeit, ergibt sich daraus eine ganz andere Art zu
denken! Das öffnet auch eine andere Art zu denken über das Lokale, das Globale und das
Universelle! Es wird viel interessanter, im Hier und jetzt anwesend zu sein, offen und neugierig auf
die enorme Vielfalt und die Begrenzungen! Es gebiert eine ganz andere Neugierde und Demut in
Bezug auf unser Verhalten im Lokalen und wie wir mit uns selber umgehen. Es weckt eine andere
Haltung in uns, als wenn das Helle das Ganze sei. Das macht den Paradigmenwechsel aus. Es ist die
gleiche Demut, die das Kind in Bezug auf einen Erwachsenen fühlt, der so viel mehr kann und weiß.
Diese Art von Demut bekommen wir, wenn wir verstehen, dass das Ganze viel mehr ist, als wir
verstehen. Das gibt uns eine Hoffnung, eine Richtung und eine innere Geborgenheit. Eine
Unendlichkeitsperspektive.