26.10.16 1IPPNW-Regionalgruppe Aachen

Prof.Dr.med.AlfredBöckingem.DirektordesIns7tutsfürCytopathologiederUniversitätDüsseldorf

Ins7tutfürPathologieamKrankenhausDürenIPPNWRegionalgruppeAachen

GesundheitlicheFolgenradioak7verStrahlung.ÖffentlicheundprivateVorsorgebeiReaktorunfällen

Wie gelangt Radioaktivität von Tihange nach Aachen?

•  Bei Uranspaltung im Reaktor entstehen verschiedene radioaktive Isotope •  Diese zerfallen weiter unter Aussendung von α, β und γ-Strahlen •  Bei einem Unfall gelangen sie als Gase, Aerosole oder Staubpartikel in die Atmosphäre •  Mit dem Wind werden sie in entlegene Landesteile getragen •  Dort sinken sie spontan zu Boden oder werden mit Regen bzw. Schnee ausgewaschen

Wind weht in Aachen im Mittel aus Südwesten, d.h. aus Richtung Tihange, im Mittel mit 15 km/h.

Demnach ist eine radioaktive Wolke von dort im Mittel in 4 Stunden in Aachen

INES:Interna*onalNuclearEventScaleSchonabINES2wirdRadioak*vitätfreigesetzt,diegesundheitlichbedenklichist

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WelchegesundheitlichenRisikenbestehen?

Arten radioaktiver Strahlung

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Wie macht radioaktive Strahlung krank?

1. Stoppt die notwendige Teilung von Zellen è Strahlenkrankheit, Missbildungen

Zu 1. Krankheiten wegen Stopp der Zellteilung durch radioaktive Strahlung

(deterministisch)

•  Vor der Geburt - Hemmungsmissbildungen - Totgeburten

•  Nach der Geburt

- Akute Strahlenkrankheit - Tschernobyl AIDS - weitere Organschäden z.B. Herzinfarkt

Wie macht radioaktive Strahlung krank? 2. Bewirkt falsche Zahl von Chromosomen im

Zellkern (Aneuploidie)

èLeukämien, diverse Krebse, angeborene Missbildungen

•  Vor der Geburt - Mißbildungs-Syndrome (z.B. M. Down)

•  Nach der Geburt

- Diverse Leukämien - Diverse Krebse

Zu 2. Krankheiten wegen fehlerhafter Chromosomen-Zahl durch radioaktive

Strahlung (stochastisch)

3.VerursachtDNA-Schäden(=Muta*onen)èErbrankheiten

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Wie macht radioaktive Strahlung krank?

Zu3.KrankheitendurchererbteMuta7onen

•  >5000monogenverursachte,angeboreneErkrankungen(McKusik,1992),z.B.

Autosomaldominant:Hyperlipidämie,MarfanSyndrom,Muskelatrophie,Hypercholesterinämie,Angioneuro*sches Ödem,Neurofibromatose,PraderWillySndrom, Re*noblastom,WilmsTumor,TuberöseSkleose...Autosomalrezessiv:Albinismus,Ataxia teleangiecta*ca,FanconiAnämie,Hämochromatose,FriedreichsAtaxie,M.Wilson,zys*scheFibrose,M.Gaucher,Osteogenesisimperfecta...X-chromosomal:Agammaglobulinämie,nephrogenerDiabetesinsipidus,Muskeldystrophie,Re*ni*spigmentosa,M.Hunter...

• 90%manifes7erensicherstnachdererstenGenera7on

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Gibt es eine Schwellendosis radioaktiver Strahlung, unterhalb der keine gesundheitlichen

Schäden auftreten?

•  Ja, für akute Strahlenkrankheit und Tschernobyl-AIDS (deterministische Strahlenfolgen durch Zellteilungsstop) •  Nein, für Mißbildungs-Syndrome, Leukämien

und Krebse (stochatsische Strahlenfolgen durch Chromsomenschäden)

Ionising Radiation and Risk of Death from Leukemia and Lymphoma in Radiation-Monitored Workers (INWORKS):

An International Cohort Study. Leurand et al. Lancet, 2015

308.297AKW-Arbeiter.LineareDosis-Wirkungs-BeziehungauchimNiedrigdosis-Bereich

Nach GAU des AKW Tihange, Belgien in Städteregion Aachen zu erwartende zusätzliche

Krebs-Fälle

Dtsch. Grenzwert für

Langfristige Umsiedlung: >20 mSv/Jahr (Bodenstrahlung)

+ 20 mSv / Jahr =

+ 2.000 Krebskranke bzw. + 1.000 Krebstote jährlich

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WelcheSchutzmöglichkeitensolltejedervonunskennen?

26.10.16 19Copyright:Bundesamtf.Strahlenschutz

WiewirktRadioak7vitätaufLebewesen?

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TypischeEigenschaeenderexternenExposi*onAlpha-undBetastrahlungdringenkaumindenKörperein• SieerreichennichtdiestrahlenempfindlichenOrganewieLunge,Magen-DarmtraktoderKnochenmark• SchoneineGlasscheibeschütztzu100%vordiesenStrahlenanteilenGammastrahlungdurchdringtdenganzenKörperunderreichtalleOrgane• GlasscheibenbietenkeinenSchutz• 15cmBetonwandreduzierenca.90%(bei1MeV)

Wohnhäuserhaltenα-undß-Strahlungvollständig,γ-Strahlungteilweiseab

Fluchtar*gesVerlasseneinerradioak*vkontaminiertenRegionistgefährlich,weilmandabeiwahrscheinlichvielmehrradioak*vePar*kelaufnimmt,alswennmanzuHausebeigeschlossenenFensternundTürenderenVorbeiziehenabwartet.

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Wich7gsteIsotope,diemitderradioak7venWolketranspor7ertwerden

Jod131HWZ=8TageSchilddrüseCs137HWZ=30JahreMuskelnSr90HWZ=29JahreKnochen

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Aufgenommene RA verhält sich langfristig schädigend und

kann von uns nicht mehr beeinflusst werden.

Das wichtigste Ziel ist demnach die Aufnahme von RA zu vermeiden!

Radioak7vitätwird2.leichtindenKörperaufgenommen

-EsgibtkeineungefährlicheMengeanStrahlungsenergie-

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Hauptaufnahmewegevonradioak7venIsotopen

• Einatmen• VerschluckenundEssen

RAbegegnetunszunächstalsGas,StaubundTröpfchenund

späteralsInhaltvonNahrungsmifeln

AtemwegekönnenhervorragenddurchTrageneinerAtemmaskevomTypFFP3geschütztwerden

-EsgibtkeineungefährlicheMengeanStrahlungsenergie-

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FFP3Maske

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Schilddrüse

Jod

Jodmacht>50%dereffek7venDosiseinesKKW-Falloutsaus

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Inzidenz von Schilddrüsenkrebs in Belorussland, Lengfelder, Otto Hug Strahleninstitut MHM, 2006

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Über45JahrekannJodaucheingenommenwerden

wennvorherdieUnbedenklichkeitdurchden

Hausarztuntersuchtwordenist

Kontraindika*onen:à„warmer“KnotenàÜberfunk*onwieMorbusBasedow

à Autonomie

IndiesenFällengibteseineAlterna*ve!

HerausforderungfürSchulenundKindergärtenbeieinematomarenUnfall

• Schüler/KindersinddeutlichstrahlenempfindlicheralsErwachseneundbrauchendeshalbbesonderenSchutzvorradioak*vemFallout

• Alarmsitua7onkannzuPanikverhaltenführen

• LehrerundErziehertragenbesondereVerantwortungfürKinderindieserSitua7on

WelcheVerhaltensweisensindinSchulenundKindergärtennotwendigundsinnvoll?

• Panikverhindern

• Kontaktmitradioak7venFalloutsogeringwiemöglichhalten

• Jodprophylaxefrühzei7gbeginnen

• Schutzmaskenverteilen

• EssenundtrinkenfüreinigeStundenzurVerfügungstellen

• SichereHeimkehrderKinderorganisieren

Sofor7geVerteilungvonJodtablefen

• MüsseninSchulelagernundfürKlassengrößekonfek*oniertsein,bis12J.1Tablepe,ab13J.2Tablepen

• MüssenzügigaufdieKlassenverteiltwerdenkönnen

• EinverständnisderElternmussvorliegen

• KindermitKontraindika*onenmüssenimKlassenbucherfasstsein

• BeruhigendeInfodurchLehreranKinder,diekeinJodnehmendürfen• FFP3-MaskeschütztvorAufnahmevonradioak*venStäuben

ImFalleeinesschnellenUnfallverlaufskanndieMaßnahme„EinnahmevonIodtablepen“zueinemZeitpunkterforderlichwerden,andemsichKinderoderJugendlichez.B.ineinerKindertagesstäpe,Schule,JugendherbergeoderauchKinderklinikauqalten.FürdenFalleinerEmpfehlungderzuständigenBehördezurEinnahmederIodtablepenwäreesdaherzumbestmöglichenSchutzderbesondersgefährdetenKinderundJugendlichennotwendig,dieAusgabederTablepenandiebetreutenMinderjährigendurchLehreroderanderesBetreuungspersonalzuermöglichen.

EmpfehlungenderStrahlenschutzkommission

vom19./20.Februar2015S.45und46

Risikoanalyse der Bunderegierung, 04.01.2016 „Freisetzung radioaktiver Stoffe aus einem

Kernkraftwerk“

•  Tote: > 100-1.000

•  Verletzte, Erkrankte: > 1.000 – 10.000 •  Hilfsbedürftige: > 100.000 für über einen Monat

•  Umzusiedelnde: > 170.000 Einwohner •  Großvieh geschädigt: > 15.000 bis zu >1.500.000 •  Schäden an Volkswirtschaft, Nachtragshaushalte

•  Private Insolvenzen •  Psychosoziale Auswirkungen auf über 40.000.000 Menschen

•  Leukämien und Krebs ausgeblendet